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BILDUNG SCHWEIZ - beim LCH

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<strong>BILDUNG</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> 10 a I 2012 ......................................... DIDACTA/WORLDDIDAC<br />

ten, wird ein Produkt einreichen. Rund<br />

50 Nominationen aus 13 Ländern liegen<br />

diesmal vor. Naturgemäss kommen viele<br />

aus der Schweiz; es gibt aber auch Bewerbungen<br />

aus Brasilien, Indien, Kanada<br />

und Israel.<br />

«Ist dieses Lehrmittel nötig?»<br />

Die Lehrpersonen-Jury ist einerseits<br />

nach Stufen, anderseits nach Fachrichtungen<br />

– Sprache, Naturwissenschaft,<br />

Musik, Sport usw. – zusammengestellt.<br />

Wie die Worlddidac-Mitarbeitenden es<br />

schaffen, jedes Lehrmittel zur rechten<br />

Zeit den richtigen Leuten vorzulegen, ist<br />

ein bewundernswertes Stück Logistik.<br />

Denn etliche Produkte kommen für<br />

mehrere Stufen in Frage, sind Medien<br />

oder gar Möbelstücke, die sich für den<br />

Einsatz in allen Fächern eignen sollen.<br />

Das bedingt wechselnd zusammengesetzte<br />

Gruppen. Und kein Produkt wird<br />

von einer Person alleine beurteilt. Ist ein<br />

Jurymitglied an einem Lehrmittel beteiligt<br />

(als Autorin, Lektor, Fachbeirat<br />

usw.), so tritt es in den Ausstand.<br />

Eine halbe Stunde beträgt die Normzeit<br />

pro Produkt, dennoch fühlen sich die Ju-<br />

rymitglieder offensichtlich nicht gehetzt<br />

(<strong>beim</strong> nächsten Mal, 2014, sollen sie<br />

dennoch einen halben Tag mehr Zeit erhalten).<br />

Sehr rasch erkennen sie Zielsetzung<br />

und didaktisches Konzept der<br />

Lehrmittel. Dann geht es ans Abchecken<br />

gemäss einem umfangreichen Kriterienkatalog.<br />

Oberkategorien wie «Pädagogisch-didaktischer<br />

Wert», «Gestaltung/<br />

Design» oder «Nachhaltigkeit» sind in<br />

diverse Fragen unterteilt, von denen<br />

hier nur wenige zitiert seien:<br />

• «Ist dieses Lehrmittel nötig (oder gibt<br />

es ähnliches bereits)? Ist es aktuell<br />

und doch nicht schnell veraltet? Werden<br />

aktuelle Möglichkeiten genutzt?»<br />

• «Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis?<br />

Gibt es Garantie? Wie viel/welcher<br />

Service ist mit eingeschlossen?<br />

Sind Updates kostenlos erhältlich?»<br />

• «Ist das Lehrmittel sachlich und wissenschaftlich<br />

korrekt? Ist die Auswahl<br />

der Inhalte alters- und niveaugerecht?»<br />

• «Ökologisch vertretbar? Umweltfreundlich<br />

hergestellt? Abfall für<br />

Spezialentsorgung? Ersatzteile im<br />

Angebot?»<br />

Viel kritischer Geist und reiche Bildungserfahrung, aber auch Begeisterungsfähigkeit<br />

flies sen in die Urteile ein.<br />

16<br />

Die Jurygruppen diskutieren kurz, fast<br />

stichwortartig, anderseits sehr kritisch<br />

und mit Mut zur Pointierung. Man will<br />

nichts auszeichnen, was man nicht auch<br />

selbst im Unterricht einzusetzen bereit<br />

wäre. Auch scheinbar nebensächliche<br />

Aspekte kommen auf den Prüfstand. So<br />

lässt ein Jurymitglied einen Datalogger<br />

(Mehrzweck-Messgerät) aus geringer<br />

Höhe auf den Teppichboden fallen. «Ist<br />

das robust genug?» Das Hochglanzpapier<br />

eines Buches wird mit dem Daumen<br />

berubbelt. «Hält das mehr als eine<br />

Schülergeneration aus?» Die Kreativität<br />

einer Materialsammlung wird gelobt –<br />

aber: «Passt auf! Das verlangt viel Einarbeitung<br />

von der Lehrperson.»<br />

Einigkeit ist nicht verlangt<br />

Zeit und Energie spart gewiss die Vorgabe,<br />

dass die Jurygruppen sich nicht<br />

einig werden müssen. Nach Test und<br />

Diskussion begeben sie sich in den «Voting<br />

Room», wo sie mit einem elektronischen<br />

Abstimmungssystem Kriterium<br />

für Kriterium ihre Beurteilung von zwischen<br />

einem und fünf Punkten abgeben.<br />

Benjamin Blaser und Corina Wittwer<br />

vom Worlddidac-Team moderieren den<br />

Prozess und kontrollieren anschliessend,<br />

ob alles am richtigen Ort abgespeichert<br />

wurde. Es ist – mit den Diskussionen<br />

noch im Ohr – spannend festzustellen,<br />

wie in einzelnen Fällen die Urteile der<br />

Lehrpersonen nahe beieinander liegen,<br />

in anderen hingegen stark differieren.<br />

Doch darüber muss Diskretion gewahrt<br />

werden.<br />

Fazit des Beobachters: Die Vergabe der<br />

Worlddidac Awards und der speziellen<br />

Swisscom Innovation Awards ist alles<br />

andere als ein Spaziergang. Viel kritischer<br />

Geist und reiche Bildungserfahrung,<br />

aber auch Begeisterungsfähigkeit<br />

flies sen in die Urteile ein. Beat Jost ist<br />

denn auch von seiner Lehrpersonen-<br />

Crew begeistert: «Die geben einfach alles.»<br />

Während der Journalist nach fünf Stunden<br />

wieder auf die heissen Strassen von<br />

Bümpliz hinaustritt, ist die Jury noch<br />

voll an der Arbeit. Kurz zuvor hatte Projektleiterin<br />

Regula Müller in die Runde<br />

gefragt: «Muss jemand von euch Punkt<br />

17.20 Uhr auf den Zug oder können wir<br />

fortfahren, bis wir fertig sind?» Niemand<br />

muss um 17.20 Uhr auf den Zug.

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