(SLATIN PASHA – ON HER MAJESTY'S SERVICE ... - Austrianfilm
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genauso humorvoll, abenteuerlustig und charmant, wie es sein Großvater vermutlich war; die ideale<br />
Besetzung für unsere Zwecke.“<br />
Im Februar 2010 machten sie sich schließlich abermals auf den Weg in den Sudan, diesmal mit einem<br />
größeren Team und voller Ungewissheit, was sie würden filmen dürfen. Natürlich hatten sie einen<br />
Aufnahmeleiter, der schon Monate davor die Verhandlungen mit den Behörden vor Ort aufgenommen<br />
hatte; selbstverständlich waren sie in ständigem Kontakt mit der sudanesischen Botschaft in Wien;<br />
und stets hieß es: „Kein Problem, you are most welcome, wir unterstützen Ihren Film.“<br />
Aber es geschah: nichts.<br />
Als das Team von Schwechat abflog, hatten es keine einzige Drehgenehmigung (und man muss für<br />
JEDES EINZELNE Motiv extra ansuchen), George, der ein paar Tage später von London aus<br />
nachkommen sollte, hatte noch nicht mal sein Visum. Die Dreharbeiten waren für drei Wochen<br />
anberaumt und die Crew stand mit leeren Händen am Abflugschalter. „Sollten wir lieber umdrehen,<br />
alles verschieben? <strong>–</strong> Nein, denn genau das war es wahrscheinlich, was die sudanesischen Behörden<br />
bezweckten: uns zu entnerven, ohne ‚No’ sagen zu müssen.“<br />
In Khartum erwarteten Macho und Team zwei Herrschaften, die ihnen für den Rest der Reise nicht<br />
mehr von der Seite wichen: „Ein finster dreinblickender, unangenehmer, drahtiger Typ, Marke<br />
Geheimpolizei, als Vertreter des Innenministeriums. Er war schweigsam (was uns sehr recht war),<br />
verstand kaum Englisch (zumindest tat er so) und er begegnete uns mit Misstrauen und Ignoranz.<br />
Nennen wir ihn Fadil. Der zweite Mann wurde vom Informationsministerium geschickt, er war<br />
einigermaßen freundlich, fallweise sogar hilfsbereit und sprach gut Englisch. Mag sein, dass er auch<br />
ein wenig Deutsch verstand, ich riet meinem Team jedenfalls zur Vorsicht. Sein Name könnte<br />
Mahmoud gewesen sein. Es stellte sich heraus, dass wir eine Genehmigung für die Fahrt zur Insel<br />
Aba bekommen hatten, also machten wir uns dorthin auf den Weg und begannen mit den<br />
Dreharbeiten.“<br />
Sie fanden einige ältere Männer, die ihnen im Schatten riesiger, alter Bäume Geschichten über den<br />
Mahdi und Slatin erzählten, unter anderem, dass Slatin im Auftrag des Khalifa beschnitten worden<br />
wäre <strong>–</strong> schließlich war er ja offiziell Moslem. „Das war ein vielversprechender Anfang <strong>–</strong> und auch<br />
insofern hilfreich, als dass Fadil und Mahmoud sahen, dass wir uns ernsthaft mit dem Mahdi und<br />
seiner Zeit auseinandersetzten: Zumindest Mahmoud taute ein wenig auf“, berichtet der Regisseur.<br />
„Wir hatten die Aufnahmeprüfung scheinbar bestanden, denn ab nun erhielten wir alle<br />
Drehgenehmigungen, um die wir ansuchten <strong>–</strong> mit Ausnahme von Darfur natürlich: Obwohl ich<br />
ohnehin längst nicht mehr vor hatte, dort zu filmen, hielten wir das Ansuchen dennoch aufrecht, es<br />
diente als eine Art Faustpfand; denn die Erleichterung, als ich das Reisevorhaben nach Darfur dann<br />
auch offiziell aufgab, war so groß, dass man uns dafür viele andere Dinge bereitwilligst genehmigte.“<br />
George hatte sein Visum mittlerweile bekommen und war in Khartum eingetroffen, außerdem war<br />
noch John mit von der Partie: Er sollte im Film Georges Führer sein und den heutigen Sudan<br />
repräsentieren. „Wir hätten keinen Besseren finden können: John ist Dinka, er stammt aus dem<br />
Süden und war einer der vielen Kindersoldaten, die für die Südsudanesische Befreiungsarmee<br />
rekrutiert worden waren. Was für eine bemerkenswerte Persönlichkeit: Im Alter von nur 10 Jahren<br />
gelang John die Flucht aus einem der militärischen Ausbildungs-Camps, 5 Jahre lang irrte er auf der<br />
Suche nach seinen Eltern durch das Land. Mit 15 erreichte er Khartum, nach drei Jahren hatte er so<br />
viel Geld gespart, dass er Schlepper bezahlen konnte, die ihn nach Holland brachten. Dort suchte er<br />
um Asyl an, studierte Jus und ist heute, noch nicht 30-jährig, auf dem Weg, Anwalt zu werden. John<br />
spricht fließend Englisch, Holländisch, Arabisch und Dinka, er war uns eine enorm große Hilfe und ein<br />
kongenialer Partner für George.“<br />
Nach drei Tagen war ein Drehplan festgelegt, der nun auch von den Behörden nach und nach<br />
abgesegnet wurde: Sie wollten von Khartum mit dem Auto nach Port Sudan ans Rote Meer fahren,<br />
das sind über 1000 km pro Wegstrecke, da würden sich unterwegs ausreichend Schauplätze für ihre<br />
Bedürfnisse ergeben. Im Hotelzimmer versuchte Macho, mit Hilfe von google earth geeignete Motive<br />
zu finden. Der Sudan ist von Satelliten sehr genau erfasst, die Methode klappte, selbst einzelne<br />
Strommasten sind erkennbar.<br />
Sie fuhren also nilabwärts, über Shendi, vorbei an riesigen, künstlich bewässerten Flächen inmitten<br />
der Wüste, auf denen China Lebensmittel für seine eigenen Bedürfnisse anbaut, nach Ad Damir,<br />
weiter nach Atbara und Port Sudan. „Wir gerieten in einen heftigen Sandsturm, der perfekt zu<br />
Georges Wüstenszenen passte; in Atbara filmten wir auf einem riesigen Kamelmarkt, der so<br />
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