Was ist dein Talent? - Neue Kantonsschule Aarau
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die neue: im gespräch<br />
Ein «Liibli», das zu einem passt<br />
Chr<strong>ist</strong>ine Egerszegi besuchte die<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Kantonsschule</strong> <strong>Aarau</strong>, erwarb<br />
das Primarlehrerpatent und<br />
studierte danach an den Universitäten<br />
Zürich und Lausanne<br />
Roman<strong>ist</strong>ik. Später absolvierte sie<br />
eine Gesangsausbildung an der<br />
Musikakademie in Zürich. Im Jahr<br />
1984 gab Chr<strong>ist</strong>ine Egerszegi<br />
ihren Beruf als Lehrerin auf und<br />
begann eine steile Karriere als<br />
FDP-Politikerin. Höhepunkt ihrer<br />
Laufbahn war, als sie im Jahr<br />
2006 zur Nationalratspräsidentin<br />
und somit zur höchsten Schweizerin<br />
gewählt wurde. Seit 2007<br />
vertritt sie den Kanton Aargau als<br />
Ständerätin.<br />
Welche Erinnerungen sind Ihnen von Ihrer<br />
Schulzeit an der NKSA geblieben?<br />
Da mein Französischlehrer eine fesselnde<br />
Persönlichkeit war, mochte ich den Französischunterricht<br />
sehr. Weiter kann ich mich<br />
daran erinnern, dass ich irgendwann einmal<br />
keine Lust mehr auf Mathematik hatte und<br />
diesem Fach sechs Wochen lang fernblieb.<br />
Als ich dann endlich wieder im Unterricht<br />
erschien, stellte sich heraus, dass der Lehrer<br />
meine Abwesenheit gar nicht bemerkt hatte.<br />
Hat Ihnen der Beruf als Lehrerin Spass gemacht?<br />
Sehr! Ich unterrichtete 20 Jahre, aber leider<br />
passten der Lehrerberuf und die Politik<br />
nicht unter einen Hut. So hätte ich während<br />
jeder Session eine Aushilfe suchen müssen,<br />
was nicht befriedigend gewesen wäre, weder<br />
für die SchülerInnen noch mich. Aber<br />
eigentlich bedaure ich es, denn ich finde<br />
den Lehrerberuf nach wie vor sehr attraktiv.<br />
<strong>Was</strong> hat Sie dazu bewogen, in die Politik zu<br />
wechseln?<br />
Ich war als Lehrerin an der Bezirksschule<br />
Lenzburg tätig. Als ich die Leitung einer<br />
Musikschule übernahm, rutschte ich in die<br />
Politik. Eine Flötenlehrerin wurde ernsthaft<br />
krank und musste selbst eine Aushilfe suchen<br />
und diese bezahlen, was ich nicht in<br />
Ordnung fand. Ich setzte mich für sie ein,<br />
jedoch ohne Erfolg. Daraufhin ermutigte<br />
mich mein Mann, in die Politik einzusteigen.<br />
Mein erstes politisches Amt übte ich in<br />
der Schulpflege aus.<br />
Haben Sie noch Zeit zu musizieren?<br />
Ja, ich musiziere vor allem nachts, ich spiele<br />
Klavier und singe. Komme ich z.B. von einer<br />
«Arena» nach Hause, dann bin ich so geladen,<br />
dass ich mich zuerst am Klavier abrege.<br />
Welchen Rat würden Sie SchülerInnen geben, die<br />
selbst einmal in der Politik tätig sein möchten?<br />
Man sollte Leute, eine Gruppe oder eine Partei,<br />
finden, die ähnliche Ideen haben. Allerdings<br />
wird man nie ein «Liibli» finden, das<br />
voll und ganz zu einem passt. Dann sollte<br />
man das wählen, welches einem am me<strong>ist</strong>en<br />
Bewegungsfreiheit erlaubt. Auf der einen<br />
Seite sollte es möglich sein, seine Ideen<br />
einzubringen und dafür zu kämpfen. Auf<br />
der anderen Seite sollte man nicht fremde<br />
Ideen und Haltungen übernehmen müssen.<br />
Entweder man macht Politik, oder es wird<br />
mit einem Politik gemacht.<br />
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Ständerätin aus?<br />
Es gibt verschiedene Phasen: Viermal pro<br />
Jahr findet während drei Wochen die Session<br />
statt, dazwischen werden an Kommissionssitzungen<br />
die Geschäfte vorberaten. So<br />
bin ich praktisch jede Woche mindestens<br />
zwei Tage in Bern.<br />
<strong>Was</strong> gefällt Ihnen denn besonders an Ihrem<br />
Beruf?<br />
Das «Ringen» um eine Mehrheit. Einfach<br />
von einer Idee überzeugt zu sein, bringt<br />
nichts, auch wenn man die eigene Partei<br />
hinter sich hat. Denn in einem Mehrparteiensystem<br />
muss man die Mehrheit der<br />
Anwesenden für seine Idee bege<strong>ist</strong>ern können.<br />
Ausserdem lebe ich nach dem Motto<br />
«Wer osswärts gärn cheflet, de esch deheim<br />
vell besser zha» (lacht).<br />
Gibt es im Leben einer Politikerin auch negative<br />
Seiten? Welche?<br />
Man kann politisieren, wie man will, es<br />
werden einem sehr viele unschöne Sachen<br />
an den Kopf geworfen. Als Politikerin muss<br />
man ein dickes Fell haben.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Ich kann nicht alles gleich gut wegstecken.<br />
Mit der Zeit lernt man aber einzuschätzen,<br />
welche Zusendungen wirklich eine Bedrohung<br />
darstellen. Schwierig <strong>ist</strong>, wenn man<br />
anonyme Briefe bekommt mit Aussagen<br />
wie: «Leute wie Sie sollte man liquidieren.»<br />
Letztes Jahr habe ich einmal eine Gewehrkugel<br />
per Post zugesandt bekommen, jedoch<br />
war die Handschrift so krakelig, dass<br />
das jemand Älteres gewesen sein muss. Ich<br />
habe mich also nicht wirklich bedroht gefühlt.<br />
Julia Gautschi, Michelle Dubs, G3C<br />
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BILD: ZVG