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Heft 1 - Klima und Böden (PDF 8 MB - Nationalpark Bayerischer Wald

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Impressum<br />

© Herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Forsten.<br />

2. verbesserte Auflage Dezember 1987<br />

(1. Auflage 1976)<br />

Alle Rechte vorbehalten!<br />

Zu beziehen bei:<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>,<br />

Freyunger Straße 2, 0-8352 Grafenau<br />

Druck: Morsak Verlag, 8352 Grafenau<br />

Titelbild: Rachelgipfel<br />

Foto: H. Bibelriether


Im Juni 1969 beschloß der Bayerische Landtag einstimmig<br />

die Errichtung des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong>. Bereits Monate vorher erteilte die Bayerische<br />

Staatsforstverwaltung den Auftrag, eine umfangreiche<br />

Standortserk<strong>und</strong>ung im geplanten <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

zu erarbeiten. Die Untersuchungen umfaßten Erk<strong>und</strong>ungen<br />

des Geländeklimas, eine Kartierung der <strong>Böden</strong><br />

<strong>und</strong> bemühten sich, die ursprüngliche Zusammensetzung<br />

der Wälder zu rekonstruieren. Die Kenntnis der<br />

natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lagen für Pflanzen <strong>und</strong> Tiere<br />

wurden zu einem wichtigen Gr<strong>und</strong>stein für die Arbeit<br />

im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>.<br />

Die Veröffentlichung dieser ersten Forschungsergebnisse<br />

erfolgte im <strong>Heft</strong> 1 der wissenschaftlichen Reihe<br />

der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung. Die Erstauflage war rasch<br />

vergriffen. Da das Interesse nach wie vor groß ist, wurde<br />

eine Neuauflage erstellt. Dabei war es möglich, die<br />

Die erste Auflage dieser Arbeit ist im Jahr 1976 als <strong>Heft</strong><br />

1 der Schriftenreihe "<strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>"<br />

unter gleichem Titel in zwei verschiedenen Ausgaben<br />

erschienen:<br />

- Vollständige Ausgabe mit Textteil,<br />

65 Abbildungen (schwarz-weiß) <strong>und</strong><br />

65 Tabellen.<br />

- Kurzausgabe bestehend aus dem Textteil<br />

<strong>und</strong> einer Reihe großformatiger Fotos<br />

(farbig <strong>und</strong> schwarz-weiß).<br />

Vorworte<br />

mehrfarbigen Standorts- <strong>und</strong> <strong>Klima</strong>karten, auf die in<br />

der ersten Auflage nur hingewiesen werden konnte,<br />

nunmehr als Beilage den Interessenten zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Der kostenaufwendige Neudruck war nur möglich<br />

durch die Unterstützung des "Vereins der Fre<strong>und</strong>e des<br />

Ersten Deutschen <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

e)./.".Ihm ist auch zu verdanken, daß der Verkaufspreis<br />

trotz der großzügigen Ausstattung im Rahmen gehalten<br />

werden konnte. Dafür sei dem ,yerein der Fre<strong>und</strong>e<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>" geziemend gedankt.<br />

Grafenau, im Juni 1987<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

Die vorliegende 2. Auflage umfaßt Textteil, Abbildungen<br />

(schwarz-weiß) <strong>und</strong> Tabellen. Eine wesentliche Bereicherung<br />

stellt der Druck mehrerer Karten dar, der<br />

bei der ersten Auflage nicht möglich war. Im übrigen<br />

unterscheidet sich diese Auflage von der ersten nur<br />

durch Korrekturen, drucktechnische Verbesserungen<br />

<strong>und</strong> Ergänzungen des Literaturverzeichnisses.<br />

Weihenstephan im März 1987<br />

Prof. Dr. Elling<br />

im Namen der Autoren<br />

3


Urwald am Rachelsee<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

4


Inhaltsverzeichnis<br />

13 1. Einleitung 53 - Ökologische Bedeutung des<br />

13<br />

13<br />

1.1<br />

1.2<br />

Aufgabe der Standortserk<strong>und</strong>ung<br />

Durchführung der Standorts-<br />

erk<strong>und</strong>ung<br />

54<br />

Kaltluftstaus<br />

3.1.4.3.3 Bestimmung der wirksamen Mitteltemperatur<br />

nach PALLMANN im<br />

Juli <strong>und</strong> August 1970<br />

16 2. Geographische Einführung<br />

54<br />

55<br />

- Zweck der Messungen<br />

- Methodik der Messungen<br />

16<br />

16<br />

17<br />

17<br />

2.1<br />

2.2<br />

2.3<br />

2.4<br />

Lage, Naturraum<br />

Landschaftsgestalt<br />

Bewaldung<br />

Flußgebiete<br />

60<br />

61<br />

62<br />

- Die Eignung der PALLMANN-<br />

Methode für die geländeklimatologischen<br />

Untersuchungen<br />

- Festlegung der Meßstationen<br />

- Durchführung der Messungen<br />

19<br />

20<br />

20<br />

20<br />

21<br />

23<br />

23<br />

27<br />

27<br />

33<br />

33<br />

34<br />

34<br />

38<br />

42<br />

46<br />

46<br />

48<br />

48<br />

50<br />

52<br />

53<br />

3. <strong>Klima</strong><br />

3.1 Einzelne <strong>Klima</strong>faktoren<br />

3.1.1 Strahlung<br />

3.1.2 Bewölkung <strong>und</strong> Sonnenschein dauer<br />

3.1 .3 Wind<br />

3.1.4 Lufttemperatur<br />

3.1.4.1 Großklima<br />

3.1.4.2 Geländeeinfluß (nach der Literatur)<br />

- Entstehung von Kaltluft durch<br />

Ausstrahlung<br />

- Bewegung der Kaltluft<br />

- Tagesgang der Temperaturen nach<br />

Höhenlagen<br />

- Minima der Temperaturen nach<br />

Höhenlagen<br />

- Maxima der Temperaturen nach<br />

Höhenlagen<br />

- Mitteltemperaturen nach<br />

Höhenlagen<br />

3.1.4.3 Spezielle Untersuchungen über das<br />

Wärmeklima des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

3.1.4.3.1 Kartierung des Bereichs sichtbarer<br />

Frostschäden an der Buche im<br />

Herbst 1970<br />

3.1.4.3.2 Tägliche Messungen der Minimaltemperatur<br />

der Luft in 1,2 m Höhe<br />

- Durchführung der Messungen<br />

- Auswertung der Messungen<br />

- Eigenarten der einzelnen Täler<br />

- Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

- Diskussion der Ergebnisse<br />

- Minimumtemperaturen im Juli <strong>und</strong><br />

August 1971<br />

63<br />

68<br />

72<br />

72<br />

74<br />

76<br />

76<br />

76<br />

78<br />

80<br />

80<br />

81<br />

81<br />

81<br />

83<br />

- Ergebnisse der Messungen der<br />

wirksamen Mitteltemperatur<br />

der Luft<br />

- Vergleich der wirksamen Mitteltemperatur<br />

der Luft mit den<br />

Temperaturmessungen des Wetterdienstes<br />

- Karte der wirksamen Mitteltemperatur<br />

der Luft<br />

- Ergebnisse der Messungen der<br />

wirksamen Mitteltemperatur<br />

im Humus<br />

- Ergebnisse der Messungen der<br />

wirksamen Mitteltemperatur<br />

in 30 cm Bodentiefe<br />

- Bemerkungen zur statistischen<br />

Auswertung von JOACHIM<br />

BACHLER<br />

3.1.4.3.4 Phänologische Beobachtungen<br />

an der Buche<br />

- Kartierung des Buchenaustriebs<br />

1970<br />

- Zeitlicher Ablauf des Buchenaustriebs<br />

1970<br />

- Zur Frage nach dem Einfluß der<br />

Temperaturverhältnisse auf den<br />

Zeitpunkt des Buchenaustriebs<br />

- Beobachtungen über die Dauer<br />

der Vegetationszeit der Buche<br />

3.1.5 Bodentemperatur<br />

3.1.6 Luftfeuchte<br />

3.1.7 Nebel <strong>und</strong> Nebelniederschlag<br />

3.1.7.1 Nebel<br />

3.1.7.2 Nebelniederschlag<br />

5


85<br />

88<br />

93<br />

93<br />

94<br />

98<br />

101<br />

101<br />

103<br />

105<br />

3.1.8<br />

3.1.9<br />

3.1.9.1<br />

3.1.9.2<br />

3.1 .9.3<br />

Niederschläge<br />

Schneeverhältnisse<br />

Schneefall<br />

Schneedecke<br />

- Beginn, Ende <strong>und</strong> Dauer der<br />

Schneedecke<br />

- Höhe der Schneedecke<br />

Spezielle Untersuchungen über die<br />

Schneedecke im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

- Zweck der Aufnahmen der Schneedecke<br />

im Winter 1969/70<br />

- Methode der Kartierung der<br />

geschlossenen Schneedecke<br />

(Schneehöhen) am 4. März 1970<br />

<strong>und</strong> am 14. April 1970<br />

- Methode der Kartierung der<br />

durchbrochenen Schneedecke am<br />

147<br />

147<br />

152<br />

152<br />

152<br />

153<br />

153<br />

153<br />

153<br />

153<br />

154<br />

154<br />

154<br />

3.2.5 Schäden durch Dürre<br />

3.3 Ausscheidung von Höhenstufen<br />

4. Geologie<br />

4.1 Gr<strong>und</strong>gebirge<br />

4.1.1 Entstehung <strong>und</strong> Bau des Gr<strong>und</strong>gebirges<br />

4.1.2 Gesteine des Gr<strong>und</strong>gebirges im<br />

<strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

- Cordieritgneise<br />

- Glimmergneis<br />

- Körnelgneis<br />

- Kristallgranite<br />

- Fein- bis mittelkörnige Granite<br />

- Sonstige Gesteine<br />

4.2 Zersatz der kristallinen Gesteine<br />

110<br />

113<br />

115<br />

118<br />

118<br />

121<br />

121 3.2<br />

11 . Mai 1970, 25. Mai 1970 <strong>und</strong> am<br />

16. Juni 1970<br />

- Ergebnisse der Kartierung der<br />

Schneedecke im Jahre 1970<br />

- Kartierung der durchbrochenen<br />

Schneedecke am 3. März 1972<br />

- Diskussion der Ergebnisse<br />

- Messung der Schneedichte<br />

- Wasservorrat der Schneedecke<br />

- Bedeutung der Wasserspeicherung<br />

in der Schneedecke<br />

Witterungseinflüsse als Ursachen von<br />

154<br />

154<br />

155<br />

155<br />

156<br />

156<br />

157<br />

157<br />

160<br />

160<br />

4.3<br />

4.3.1<br />

4.3.1.1<br />

4.3.2<br />

4.3.2.1<br />

4.3.2.2<br />

4.3.2.3<br />

Ablagerungen aus den Eiszeiten<br />

Bildungen der eiszeitlichen Gletscher<br />

Eiszeitliche Gletscher im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

- Der Rachelseegletscher<br />

- Der nördliche Rachelgletscher<br />

- Der Gletscher im Tal des Großen<br />

Schwarz bachs<br />

Andere eiszeitliche Bildungen<br />

Verfestigter Schutt<br />

Frost- <strong>und</strong> FlieBerden<br />

Blockschutt<br />

122 3.2.1<br />

Schäden an <strong>Wald</strong>bäumen<br />

Schäden durch Sturm<br />

(Windwurf <strong>und</strong> Windbruch)<br />

162<br />

162<br />

5. <strong>Böden</strong><br />

5.1 Methode der Bodenkartierung<br />

122<br />

130<br />

131<br />

134<br />

135<br />

137<br />

140<br />

141<br />

142<br />

3.2.1.1<br />

3.2.1.2<br />

3.2.1.3<br />

3.2.1.4<br />

3.2.1.5<br />

3.2.1.6<br />

3.2.2<br />

3.2.3<br />

3.2.4<br />

Angaben aus der Literatur<br />

Auswertung der Akten<br />

Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme aus<br />

Westen <strong>und</strong> Südwesten<br />

Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme aus<br />

Osten bis Nordosten (Böhmwind)<br />

Sommerstürme bei Gewittern,<br />

vorwiegend aus Südwesten bis<br />

Westen<br />

Gefährdung der Baumarten<br />

Schäden durch Schnee,<br />

Rauhreif <strong>und</strong> Rauheis<br />

Schäden durch Winterfrost<br />

Schäden durch Spätfrost<br />

162<br />

163<br />

163<br />

165<br />

165<br />

167<br />

167<br />

167<br />

167<br />

169<br />

169<br />

171<br />

171<br />

5.2<br />

5.2.1<br />

5.2.1.1<br />

5.2.1.2<br />

5.2.1.3<br />

5.2.1.4<br />

5.2.1.5<br />

5.2.2<br />

5.2.2.1<br />

5.2.2.2<br />

5.2.2.3<br />

5.2.2.4<br />

5.2.2.5<br />

Beschreibung der Bodenformen<br />

Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

Blockfeld<br />

Block-Humus-Boden<br />

Fels-Humus-Boden<br />

Fels-Lehm-Mosaik<br />

Block-Lehm-Mosaik<br />

Sand- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

Sand <strong>und</strong> Schotter<br />

Lehm über Sand<br />

Lehm<br />

Lehm mit Wasserzug<br />

Tiefgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt<br />

6


172 5.2.2.6 Mittelgründiger Lehm über 212 7.3 Der Einfluß des Menschen auf den<br />

verfestigtem Schutt <strong>Wald</strong> bis zur Mitte des 19. Jahr-<br />

172 5.2.2.7 Gebleichter, mittelgründiger Lehm h<strong>und</strong>erts<br />

174<br />

174<br />

175<br />

175<br />

176<br />

176<br />

176<br />

178<br />

5.2.3<br />

5.2.3.1<br />

5.2.3.2<br />

5.2.3.3<br />

5.2.3.4<br />

5.2.3.5<br />

5.2.3.6<br />

5.2.4<br />

über verfestigtem Schutt<br />

Naß böden<br />

Mineralischer Naßboden<br />

Flaches Niedermoor<br />

Mittleres <strong>und</strong> tiefes Niedermoor<br />

Hochgelegenes Quellmoor<br />

Übergangsmoor<br />

Hochmoor<br />

Moränenbereich<br />

216<br />

217<br />

218<br />

240<br />

241<br />

245<br />

7.4<br />

7.4.1<br />

7.4.2<br />

7.4.3<br />

7.4.3.1<br />

7.4.3.2<br />

Bestandsformen um die Mitte des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Karte der Bestandsformen<br />

Statistik der Bestandsformen nach<br />

Höhenstufen<br />

Bestandsformen nach Standortseinheiten<br />

Standorte der Fels- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

Standorte der Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

178 5.3 Bodenreaktion 246 7.4.3.3 Standorte der Naßböden<br />

179 5.4 Humusverhältnisse 249 7.5 Baumdimensionen<br />

180 5.5 Bodenzonierung bei den Sand- <strong>und</strong> 250 8. Uteraturverzeichnis<br />

Lehmböden<br />

180 5.5.1 Höhenabhängige Zonen<br />

182 5.5.1.1 Ergebnisse der Kartierung<br />

191 5.5.1.2 Ergebnisse der Bodenanalyse<br />

193 5.5.1.3 Zur Frage der Entstehungsweise der<br />

Lockerbraunerde<br />

194 5.5.2 Geländeabhängige Zonen<br />

195 5.6 Ernährungszustand der Fichte nach<br />

Nadelanalysen<br />

198 5.6.1 Sand- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

198 5.6.1.1 Stickstoff<br />

203 5.6.1.2 Stickstoffernährung <strong>und</strong><br />

Humuszustand<br />

203 5.6.1.3 Stickstoffernährung <strong>und</strong><br />

Höhenwachstum der Fichte<br />

203 5.6.1.4 Phosphor<br />

204 5.6.1.5 Kalium<br />

205 5.6.1.6 Calcium<br />

205 5.6.2 Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

205 5.6.3 Naßböden<br />

206 6. Standortseinheiten<br />

207 7. Versuch einer Rekonstruktion der<br />

ursprünglichen Zusammensetzung<br />

der Wälder<br />

207 7.1 Zweck der Untersuchung<br />

207 7.2 Quellen<br />

7


Verzeichnis der Abbildungen<br />

s. Abb. s. Abb.<br />

14 Lage <strong>und</strong> Einteilung des <strong>Nationalpark</strong>- Geländeklassen Gipfellagen, Hänge,<br />

gebietes Täler)<br />

20 2 Monatsmittel der Bewölkung in Zehnteln 67 16 Ausgleichsfunktionen für den Zusamder<br />

Himmelsfläche (1951-1960) menhang zwischen See höhe <strong>und</strong> wirk-<br />

22<br />

22<br />

27<br />

34<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Mittlere Monatssummen der Sonnenschein<br />

dauer (1951-1960)<br />

Mittlere Zahl der heiteren Tage<br />

(1951-1960)<br />

Mittlere Zahl der trüben Tage<br />

(1951-1960)<br />

Monats- <strong>und</strong> Jahresmittel der Lufttempe-<br />

71 17<br />

samer Mitteltemperatur (eT Luft, Gelän-<br />

deklasse Hänge nach Hauptexpositionen<br />

getrennt)<br />

Zusammenhang zwischen der Mitteltemperatur<br />

der Luft (Celsius-Zehntelgrade)<br />

<strong>und</strong> in eT nach Vergleichsmessungen<br />

an den Stationen Großer Falkenstein,<br />

Freyung <strong>und</strong> Zwiesel berg während<br />

ratur (1931-1960) in Abhängigkeit von der Monate Juli <strong>und</strong> August 1970<br />

38 7<br />

der Seehöhe (gilt nicht für Inversionslagen)<br />

Andauer eines Tagesmittels der Lufttem-<br />

72 18 Vergleich der Mittelwerte der Lufttempe-<br />

ratur im Juli <strong>und</strong> August 1970 nach<br />

Messungen des Wetterdienstes mit Mesperatur<br />

von 10° C sungen an PALLMANN-Stationen in<br />

41 8 Mittlere Tagesgänge der Lufttemperatur<br />

am Großen Falkenstein in der Vegeta- 73 19<br />

Gipfellagen.<br />

Ausgleichsfunktionen für den Zusamtionszeit<br />

Mai bis Oktober 1955 menhang zwischen Seehöhe <strong>und</strong> wirk-<br />

(nach BAUMGARTNER, 1960 (b) samer Mitteltemperatur (eT) in der Luft<br />

42 9 Beispiele für Höhenprofile der Minima<br />

der Lufttemperatur in 1,2 m Höhe nach 79 20<br />

<strong>und</strong> im Humus an Hängen.<br />

Beobachtungen über die Dauer der<br />

wolkenlosen Nächten <strong>und</strong> einer windigen Vegetationszeit der Buche<br />

49 10<br />

Schlechtwetternacht (29. 6. 1971)<br />

Mittleres Minimum der Lufttemperatur<br />

82 21 Täglicher Gang der relativen Feuchtigkeit<br />

an einem typisch heiteren Frühjahrsin<br />

1,2 m Höhe nach den 10 wolkenlosen tag (Mittel 1931 <strong>und</strong> 1932)<br />

Nächten im Mai/Juni 1971 (Lusenabhang,<br />

Schwarzach- <strong>und</strong> Flanitztal)<br />

84 22 Prozentuale Verteilung von Regen- oder<br />

Nebeltagen im Zeitraum 16. 4. bis 15. 11.<br />

50 11 Fortsetzung von 10 1955 am Westhang des Großen Falken-<br />

(Tal der Großen Ohe) stein.<br />

51 12 Fortsetzung von 10 86 23 Verteilung der Regenmengen <strong>und</strong> des<br />

(Sagwasser- <strong>und</strong> Reschwassertal) Gesamtniederschlags aus Regen, Nebel<br />

55 13<br />

64 14<br />

PALLMANN-Station zur Messung der<br />

wirksamen Mitteltemperatur der Luft<br />

Wirksame Mitteltemperatur der Luft<br />

in 2 m Höhe nach PALLMANN auf Berggipfeln<br />

im Juli <strong>und</strong> August 1970<br />

87 24<br />

<strong>und</strong> Tau von Mai bis Oktober 1955 ent-<br />

lang der Meßstrecke am Großen Falkenstein<br />

Jahressumme des Niederschlags im<br />

Mittel der Periode 1931-60<br />

65 15 Ausgleichsfunktionen für den<br />

Zusammenhang zwischen Seehöhe <strong>und</strong><br />

87 25 Niederschlagssumme der Monate<br />

Mai-Juli im Mittel der Periode 1931-1960<br />

wirksamer Mitteltemperatur (eT Luft, 89 26 Mittlerer Jahresgang des Niederschlags<br />

8


s. Abb. s. Abb.<br />

im Zeitraum 1931-60 (<strong>Nationalpark</strong>- einzelnen Monaten des Jahres<br />

gebiet) 133 35 Windrichtungen bei Sturmschäden<br />

90 27 Mittlerer Jahresgang des Niederschlags<br />

im Zeitraum 1931-60 (Alpen <strong>und</strong><br />

Schwarzwald)<br />

136 36 Windrichtungen bei Sturmschäden im<br />

Oktober - März (a) <strong>und</strong> Juni bis<br />

August (b)<br />

90 28<br />

98 29<br />

Mittlerer Jahresgang des Niederschlags<br />

im Zeitraum 1931-60<br />

(Nördliches Südwestdeutschland<br />

<strong>und</strong> Harz)<br />

Mittlere monatliche Schneedeckenhöhe<br />

(ern) in verschiedenen Höhenlagen des<br />

Inneren Bayer. <strong>Wald</strong>es aufgr<strong>und</strong><br />

137 37<br />

157 38<br />

166 39<br />

Höhenerstreckung von Schäden durch<br />

Schnee, Rauhreif <strong>und</strong> Rauheis<br />

Granitblock mit Gletscherschliff im<br />

Tal des Reschwassers<br />

Vorkommen der Bodenformen im<br />

Gelände<br />

20jähriger Beobachtungen nach CASPAR 192 40 Gehalt organischer Substanz (nasse<br />

(1962) Veraschung) in verschiedenen Boden-<br />

111 30 Schmelzteller um Buchen tiefen<br />

112 31<br />

119 32<br />

120 33<br />

133 34<br />

Schneehöhenkurven im Winter 1969/70<br />

Messung der Schneedichte mit der<br />

Schneesonde "Vogels berg" (14. April<br />

1970)<br />

Entwicklung der in der Schneedecke<br />

geb<strong>und</strong>enen Wassermenge nach Einzugsgebieten<br />

im Jahr 1970<br />

Häufigkeit von Sturmschäden in den<br />

202 41<br />

204 42<br />

208 43<br />

-65<br />

Stickstoffgehalt von Fichtennadeln in<br />

Abhängigkeit von der Höhenlage<br />

Höhenbonität der Fichtenbestände,<br />

in denen Nadelproben entnommen<br />

wurden, in Abhängigkeit von deren<br />

Höhenlage<br />

Probeflächen in den Revieren Schönau,<br />

Riedlhütte, Klingenbrunn <strong>und</strong> Finsterau<br />

9


Verzeichnis der Karten<br />

Vorbemerkung:<br />

Es liegen die Karten Nr. 1-10 <strong>und</strong> 12 bei, die Karten Nr.<br />

11, 13, 14 <strong>und</strong> 15 befinden sich bei der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

Bayer. <strong>Wald</strong> in Grafenau.<br />

Maßstab 1 :50000<br />

Karte Nr. 1 : Höhenstufen<br />

12<br />

2: Wirksame Mitteltemperaturen nach<br />

PALLMANN<br />

3: Buchenaustrieb 1970<br />

4: Schneedecke am 4. März 1970<br />

5: Schneedecke am 14. April 1970<br />

6: Schneedecke am 11. Mai 1970<br />

7: Schneedecke am 25. Mai 1970<br />

8: Schneedecke am 16. Juni 1970<br />

9: Schneedecke am 3. März 1972<br />

10: Großschäden durch Stürme<br />

11: <strong>Böden</strong><br />

Maßstab 1 :10000<br />

12: Bestandsformen 1855<br />

13: Typen der Sturmschäden<br />

a) Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme aus<br />

W - SW (Okt. - März)<br />

b) Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme aus<br />

o - NO (Okt. - März)<br />

c) Sommerstürme bei Gewittern<br />

(Juni - August)<br />

Karte Nr. 14: Bodeneinschläge, Meßstationen usw.<br />

(6 Blätter)<br />

15: Standortskarte


1.1 Aufgabe der Standortserk<strong>und</strong>ung<br />

Die Standortserk<strong>und</strong>ung, die nach <strong>und</strong> nach im gesamten<br />

Staatswald Bayerns durchgeführt wird, soll die Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

der Wälder erfassen. Ihre Ergebnisse,<br />

welche beispielsweise über bestimmte <strong>Klima</strong>faktoren,<br />

über die <strong>Böden</strong> oder über die ursprüngliche Baumarten-Zusammensetzung<br />

der Wälder Auskunft geben,<br />

werden in Karten <strong>und</strong> erläuternden Texten dargestellt.<br />

Im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> hat die Oberforstdirektion<br />

Regensburg im Auftrag des Bayerischen<br />

Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Forsten eine Standortserk<strong>und</strong>ung durchgeführt. Die<br />

gesamte Planung kann hier nur auf gründliche ökologische<br />

Kenntnisse aufbauen. Das gilt besonders für die<br />

künftige Behandlung der <strong>Wald</strong>bestände, die für den<br />

<strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> eine zentrale Rolle<br />

spielt.<br />

Wiederholte kartenmäßige Aufnahmen der geschlossenen<br />

<strong>und</strong> der abschmelzenden Schneedecke, phänologische<br />

Beobachtungen, Messungen der nächtlichen<br />

Minimumtemperaturen <strong>und</strong> der wirksamen Mitteitemperaturen<br />

nach PALLMANN ermöglichen nun detaillierte<br />

Aussagen über das Geländeklima im <strong>Nationalpark</strong>gebiet.<br />

Die Auswertung von Akten der Oberforstdirektion<br />

Regensburg gab Aufschluß darüber, wie in<br />

den letzten 100 Jahren Sturm, Schneebruch, Frost <strong>und</strong><br />

Dürre in das Leben der Wälder eingegriffen hatten.<br />

Den größten Arbeitsaufwand verursachte eine Kartierung<br />

der <strong>Böden</strong> nach ökologischen Gesichtspunkten<br />

im Maßstab 1: 10000. Ergänzend wurden Nadelanalysen<br />

<strong>und</strong> einige Bodenanalysen durchgeführt. Die Informationen<br />

über das Geländeklima <strong>und</strong> über die <strong>Böden</strong><br />

sind zu einer Standortsgliederung verarbeitet. Schließlich<br />

ermöglichten es die vollständig erhaltenen Aufnahmeergebnisse<br />

der ersten gründlichen Forsteinrichtung,<br />

die Baumarten-Zusammensetzung der Wälder<br />

um die Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts anzugeben;<br />

aufgr<strong>und</strong> der damaligen Altbaumbestände wurden<br />

"Näherungswerte" für die natürliche Baumartenzusammensetzung<br />

der Wälder auf den einzelnen Standorten<br />

ermittelt.<br />

Die Standortserk<strong>und</strong>ung beschäftigte sich also mit<br />

drei Bereichen, mit dem Geländeklima, mit den <strong>Böden</strong><br />

<strong>und</strong> mit dem Versuch, die ursprüngliche Zusammensetzung<br />

der Wälder zu rekonstruieren. Diese drei<br />

Bereiche stehen aber nicht isoliert nebeneinander,<br />

1. Einleitung<br />

sondern haben intensive Wechselbeziehungen. So<br />

helfen beispielsweise die geländeklimatologischen<br />

Ergebnisse zu einem besseren Verständnis der Verbreitung<br />

bestimmter Bodenformen <strong>und</strong> die Baumartenzusammensetzung<br />

der Wälder ist eng mit den<br />

Eigenschaften der Standorte gekoppelt.<br />

Die hier vorgelegten Ergebnisse der Standorterk<strong>und</strong>ung<br />

sollen einen Beitrag zur gesamt-ökologischen<br />

Erforschung des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> liefern.<br />

Sie sind deshalb in Karten, Abbildungen <strong>und</strong><br />

Tabellen so ausführlich wiedergegeben, daß sie von<br />

anderen Disziplinen weiterverwertet werden können.<br />

1.2 Durchführung der Standortserk<strong>und</strong>ung<br />

Die Standortserk<strong>und</strong>ung wurde von einer Arbeitsgruppe<br />

unter der Leitung des erstgenannten Verfassers<br />

durchgeführt:<br />

Dr. Wolfram Elling<br />

Edm<strong>und</strong> Bauer<br />

Gerald Klemm<br />

Dr. Herbert Koch<br />

Im Sommer 1971 wirkten außerdem Werner Bierstedt<br />

<strong>und</strong> Hans <strong>Wald</strong>hier bei der Bodenkartierung mit.<br />

Während der Vorerk<strong>und</strong>ung wurde anhand von Boden<br />

einschlägen eine Gliederung der <strong>Böden</strong> erarbeitet.<br />

Es schloß sich die Kartierung der <strong>Böden</strong> im Maßstab<br />

1:10000 an. Nebenher lief eine Reihe geländeklimatologischer<br />

Untersuchungen. Die Auswertung des Materials<br />

fand während der Wintermonate in der Oberforstdirektion<br />

Regensburg statt. Der zeitliche Ablauf der<br />

Arbeiten kann aus der folgenden Übersicht entnommen<br />

werden:<br />

Vorerk<strong>und</strong>ung:<br />

Elling<br />

Elling, Bauer, Klemm, Koch<br />

Kartierung:<br />

Elling, Bauer, Klemm, Koch<br />

Elling, Bierstedt, <strong>Wald</strong>hier<br />

September -<br />

November 1969<br />

Mai -<br />

Juni 1970<br />

Juli -<br />

Dezember 1970<br />

Mai -<br />

August 1971<br />

13


Ein großer Teil der Untersuchungen wäre ohne spezielle<br />

Beratung ist nicht möglich gewesen. Vor allem<br />

Prof. Dr. A. BAUMGARTNER vom Institut für Meteorologie<br />

in München <strong>und</strong> Prof. Dr. K. KREUTZER vom Institut<br />

für Bodenk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Standortslehre, ebenfalls in München,<br />

haben durch Rat <strong>und</strong> Hilfe die Arbeiten gefördert.<br />

Weiter sind zu nennen Prof. Dr. W. lAATSCH, der leiter<br />

des Instituts für Bodenk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Standortslehre in<br />

München, Dr. h. c. Georg PRIEHÄUSSER in Zwiesel, Dr.<br />

W. BAUBERGER vom Bayerischen Geologischen landesamt<br />

in München, überregierungschemierätin Dr. L.<br />

Bauer von der landesstelle für Gewässerk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Wasserwirtschaftliehe Planung Baden-Württemberg<br />

in Karlsruhe sowie Prof. Dr. F. FRANZ <strong>und</strong> Dr. J. BACHlER<br />

vom Institut der Ertragsk<strong>und</strong>e in München. Dem<br />

Zentralamt des Deutschen Wetterdienstes <strong>und</strong> dem<br />

Wetteramt München sowie der landesstelle für<br />

Gewässerk<strong>und</strong>e in München verdanken wie Beobachtungsdaten.<br />

Die Firma CARl ZEISS in überkochen<br />

stellte ein Kreispolarimeter leihweise zur Verfügung.<br />

Allen Genannten danken wir für ihre Hilfe.<br />

15


2. Geographische Einführung<br />

2.1 Lage, Naturraum<br />

Südöstlich der Cham-Further Senke teilt die Grenze<br />

zwischen Deutschland <strong>und</strong> der Tschechoslowakei einen<br />

einheitlichen Naturraum. Sie folgt etwa der Kammlinie<br />

des Mittelgebirgszuges, der früher zusammenfassend<br />

als Böhmerwald bezeichnet wurde (siehe z. B:<br />

Anonym, Die Forstverwaltung Bayerns, 1844). Heute<br />

versteht man unter Böhmerwald im allgemeinen nur<br />

noch den Teil, der auf tschechoslowakischem Staatsgebiet<br />

liegt <strong>und</strong> nennt die Abhänge auf der deutschen<br />

Seite den Hinteren oder Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong>.<br />

(FEHN 1959, CZAJKA <strong>und</strong> KLiNK 1967). Dieser Begriff<br />

meint nur den Hauptabhang des Gebirges, gegen Südwesten<br />

<strong>und</strong> Süden schließen sich das Hügelland der<br />

Regen-Senke <strong>und</strong> die Wegscheider Hochfläche sowie<br />

jenseits der Regen-Senke der Vordere Bayerische<br />

<strong>Wald</strong> an. Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> mit seinen<br />

Hauptbergen Rachel (1453 m) <strong>und</strong> Lusen (1373 m)<br />

nimmt den mittleren Abschnitt des Inneren Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong>es ein.<br />

Das Untersuchungsgebiet (<strong>Nationalpark</strong>gebiet) der<br />

vorliegenden Arbeit greift teilweise über die Grenzen<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s hinaus. Es reicht von der böhmischen<br />

Grenze <strong>und</strong> dem Kleinen Regen im Norden bis<br />

herunter zum Süd rand des geschlossenen StaatswaIdes,<br />

den die Orte Spiegelau, St. Oswald, Neuschönau<br />

<strong>und</strong> Schön brunn ungefähr markieren. Im Westen<br />

schließen jenseits der Flanitz die Besitzungen des Freiherrn<br />

von Poschinger <strong>und</strong> auf der anderen Seite der<br />

Bahnlinie Spiegelau-Frauenau weitere Staatswaldungen<br />

an. Die Ostgrenze folgt der Straße von Finsterau<br />

zur Ödung Buchwald in Böhmen <strong>und</strong> dem Lauf des<br />

Reschwassers. Die beschriebene, 13203 ha umfassende<br />

Fläche ist gemeint, wenn in dieser Arbeit von <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

oder Untersuchungsgebiet die Rede<br />

ist; auf sie beziehen sich sämtliche Karten <strong>und</strong> Erhebungen.<br />

Zur Erleichterung des Überblicks ist das <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

entsprechend den bisherigen Forstamtsbereichen<br />

in sechs Gebiets-Abschnitte gegliedert (siehe<br />

Abb. 1):<br />

Gebiets-Abschnitt I<br />

(bisher Forstamt Buchenau, Abk.: Bu) 417 ha<br />

Gebiets-Abschnitt 11<br />

(bisher Forstamt Klingenbrunn, Abk.: Kli) 1845 ha<br />

16<br />

Gebiets-Abschnitt 111<br />

(bisher Forstamt Spiegelau, Abk.: Sp) 2915 ha<br />

Gebiets-Abschnitt IV<br />

(bisher Forstamt St. Oswald, Abk.: St.O) 3395 ha<br />

Gebiets-Abschnitt V<br />

(bisher Forstamt Mauth-West, Abk.: M-W) 3065 ha<br />

Gebiets-Abschnitt VI<br />

(bisher Forstamt Mauth-Ost, Abk.: M-O) 1 566 ha<br />

insgesamt 13203 ha<br />

Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich zwischen seinem<br />

höchsten Punkt, dem Rachelgipfel (1453 m) <strong>und</strong><br />

dem tiefsten Punkt (667 m) bei der Schönauer Mühle<br />

an der Kleinen Ohe über einen Höhenunterschied von<br />

fast 800 m.<br />

2.2 Landschaftsgestalt<br />

In den abger<strong>und</strong>eten Formen seiner Berge zeigt der<br />

Bayerische <strong>Wald</strong> die Kennzeichen eines schon lange<br />

Zeit der Verwitterung <strong>und</strong> Abtragung unterliegenden<br />

Gebirges. Bei genauerem Zusehen erkennt man auf<br />

verschiedenen Niveaus plateauartige Verebnungen,<br />

die als eine Treppe alter Rumpfflächen aufgefaßt werden<br />

(ERGENZINGER 1965). Die Anteile der einzelnen<br />

Höhenstufen an der Fläche des <strong>Nationalpark</strong>gebiets<br />

zeigt die folgende Aufstellung, die mit Hilfe des Polarplanimeters<br />

aus der Karte 1:25 000 gewonnen ist<br />

(siehe auch Tab. 1):<br />

Bei einem Gebirge, dessen Hänge sich mit gleichmäßigem<br />

Gefälle zu den Gipfeln hinaufziehen, müßten die<br />

Flächen der einzelnen Stufen mit der Höhe kontinuierlich<br />

abnehmen. Hier dagegen zeigt sich ein sprunghafter<br />

Rückgang der Flächenanteile bei etwa 900 m sowie<br />

bei etwa 1300 m <strong>und</strong> deutet die typische Geländegestalt<br />

an: Vorberge, flache Hänge <strong>und</strong> Täler unterhalb<br />

900 m, ein steiler Anstieg zwischen 900 <strong>und</strong> 1100 m,<br />

von einzelnen Gipfeln überragte flache Rücken <strong>und</strong><br />

Plateaus zwischen 1100 <strong>und</strong> 1300 m.<br />

Fast ein Viertel der Fläche, nämlich die weiten Talkessel an<br />

der Schwarzach <strong>und</strong> der Großen Ohe, sowie das Hügelland<br />

um Altschönau <strong>und</strong> Neuschönau, liegt 700 bis 800 m hoch.<br />

Ein weiteres Viertel nehmen die Vorberge (Bocksberg, Jägerriegel,<br />

Siebenruck) <strong>und</strong> der flachere, untere Teil des Haupt-


<strong>Nationalpark</strong> mit Rachelsee. Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong> ist fast ausschließlich mit <strong>Wald</strong> bedeckt.<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

18


Ziel der folgenden Abschnitte ist es, das <strong>Klima</strong> als<br />

Standortfaktor zu erfassen. Bei dieser ökologischen<br />

Betrachtungsweise geht es also nicht primär um meteorologische<br />

oder klimatologische Zusammenhänge,<br />

sondern um die Wirkungen des <strong>Klima</strong>s auf das Leben<br />

von Pflanzen <strong>und</strong> Tieren. Ein solches Vorhaben stößt in<br />

mehrfacher Hinsicht auf Schwierigkeiten, die teilweise<br />

von der Zerlegung des Komplexes <strong>Klima</strong> in einzelne,<br />

untereinander verkoppelte Faktoren herrühren, teilweise<br />

auch von unserer lückenhaften Kenntnis über<br />

die spezifischen Reaktionen der Lebewesen auf bestimmte<br />

Umwelteinflüsse. Daher ist es hier besonders<br />

nötig, sich stets der Gefahr von Fehlinterpretationen<br />

bewußt zu bleiben. Die Ergebnisse von Beobachtungen<br />

<strong>und</strong> Messungen werden daher im folgenden Text<br />

ausführlich wiedergegeben <strong>und</strong> streng von ökologischen<br />

Erklärungsversuchen getrennt.<br />

Die Stellung des Bayerischen <strong>Wald</strong>es im mitteleuropäischen<br />

<strong>Klima</strong>bereich hat BAUMGARTNER (1970) vom<br />

Standpunkt des Meteorologen folgendermaßen gekennzeichnet:<br />

"Der Raum liegt im Bereich des planetarischen Westwindgürtels,<br />

allerdings bereits so weit landeinwärts,<br />

daß sich die kontinentalen meteorologischen Einflüsse,<br />

vorwiegend aus Südosten, bemerkbar machen. Die<br />

Grenzzone gegensätzlicher <strong>Klima</strong>eigenschaften wird<br />

durch den querliegenden Höhenzug des Böhmerwaldes<br />

verschärft. Im Sommer liegt der Bayer. <strong>Wald</strong> häufig<br />

an der Ostflanke westlicher Hochdruckgebiete <strong>und</strong> im<br />

Stau der von Westen her auflaufenden Fronten. Dies<br />

ist die eine Quelle für relativ großen Niederschlagsreichtum<br />

im Sommer. Die andere sind die Vb-Regenwetterlagen,<br />

die aus feuchter Luft aus dem MitteImeerraum<br />

kommend, auf dem Weg nach Nordosten auch<br />

über den Bayer. <strong>Wald</strong> ziehen <strong>und</strong> Täler <strong>und</strong> Höhen tagelang<br />

mit Wolken <strong>und</strong> Regen verhängen. Im Winter<br />

liegt die Landschaft weiter <strong>und</strong> häufiger im Bereich des<br />

kalten europäischen Hochdruckgebietes. Bei klarem<br />

Himmel kommt es zu tiefen Nachttemperaturen. Die<br />

pendelnde Grenzlage zwischen maritimen <strong>und</strong> kontinentalen<br />

Einflüssen <strong>und</strong> die Tiefdruckgebiete aus dem<br />

Adriaraum sind die Ursache verhältnismäßig großen<br />

Schneereichtums. Das Böhmerwaldgebirge erfüllt klimatisch<br />

ähnliche Funktionen wie hydrologisch: es ist<br />

Wasser- <strong>und</strong> <strong>Klima</strong>scheide zugleich. So sind zum Beispiel<br />

die Niederschlagsmengen <strong>und</strong> Schneehöhen auf<br />

der Ostseite des Böhmerwaldes bedeutend geringer<br />

3. <strong>Klima</strong><br />

als auf der Westseite."<br />

Die Besprechung der einzelnen klimatischen Faktoren<br />

geht aus von den Meßwerten der Stationen des Deutschen<br />

Wetterdienstes. Der Vergleich mit benachbarten<br />

Gebieten soll das Besondere herausarbeiten <strong>und</strong><br />

zugleich eine Hilfe für die ökologische Beurteilung der<br />

einzelnen <strong>Klima</strong>faktoren sein. Eine solche großräumige<br />

Betrachtungsweise kann sich nicht nur auf die <strong>Klima</strong>stationen<br />

im <strong>Nationalpark</strong>gebiet <strong>und</strong> seiner unmittelbaren<br />

Umgebung stützen, sondern muß den ganzen<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> bis hinunter in die Donauniederung<br />

<strong>und</strong> in die Cham-Further-Senke berücksichtigen.<br />

Glücklicherweise brauchen wir uns im Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> nicht mit einer groben <strong>Klima</strong>charakterisierung<br />

anhand der Meßwerte der amtlichen Wetterstationen<br />

zu begnügen. Zur Abwandlung des Großklimas durch<br />

das bergige Gelände sind gerade hier gr<strong>und</strong>legende<br />

Untersuchungen durchgeführt worden. GEIGER,<br />

WOELFLE <strong>und</strong> SEIP (1933 <strong>und</strong> 1934) haben auf Meßprofilen<br />

vom Tal bis zum Gipfel des Großen Arber Lufttemperatur<br />

<strong>und</strong> Luftfeuchte gemessen. In einem<br />

mehrjährigen, ökologisch ausgerichteten Untersuchungsprogramm<br />

haben BAUMGARTNER (1958 a,<br />

1958 b, 1960 b, 1961, 1962, 1964, 1970) BAUMGART­<br />

NER, KLEINLEIN <strong>und</strong> WALDMANN (1956), BAUM­<br />

GARTNER <strong>und</strong> HOFMANN (1957) <strong>und</strong> WALDMANN<br />

(1959) Regenmengen, Nebel <strong>und</strong> Nebelniederschlag,<br />

Sonnen bestrahlung bei verschiedener Geländeform,<br />

Luft- <strong>und</strong> Bodentemperaturen, Schneehöhen <strong>und</strong> Ausaperung,<br />

sowie die Zeitpunkte des Austreibens von<br />

Pflanzen bestimmt <strong>und</strong> teilweise kartenmäßig dargestellt.<br />

Auf den von den geannten Autoren angewandten Verfahren<br />

fußen vielfach die speziellen Untersuchungen<br />

im <strong>Nationalpark</strong>. Bei einem Höhenbereich von fast 800<br />

m <strong>und</strong> sehr unterschiedlichen Geländeformen bestehen<br />

bedeutende klimatische Unterschiede innerhalb<br />

des Gebietes. Sie zu erfassen <strong>und</strong> - soweit möglich -<br />

kartenmäßig darzustellen, ist ein Ziel dieser Arbeit.<br />

Soweit genügend Material vorhanden ist, gliedert sich<br />

demnach die Besprechung jedes <strong>Klima</strong>faktors in drei<br />

Teile:<br />

a) Großklima nach Meßwerten des Deutschen Wetterdienstes<br />

b) Abwandlung des <strong>Klima</strong>s durch das Gelände (nach<br />

der Literatur)<br />

c) spezielle Untersuchungen über das Geländeklima<br />

19


des <strong>Nationalpark</strong>gebietes.<br />

3.1 Einzelne <strong>Klima</strong>faktoren<br />

3.1.1 Strahlung<br />

Die von der Sonne ausgehende Strahlung hält unser<br />

gesamtes Wettergeschehen in Gang. Sie bildet außerdem<br />

die Energiegr<strong>und</strong>lage aller Lebensvorgänge, ist<br />

also auch ökologisch von zentraler Bedeutung. An der<br />

Bodenoberfläche lassen sich verschiedene Strahlungsströme<br />

unterscheiden (GIGGER 1961):<br />

1. Direkte Sonnenstrahlung<br />

2. Ungerichtete Himmelsstrahlung, entstanden durch<br />

Zerstreuung der Sonnenstrahlung in der Atmosphäre<br />

3. An der Erdoberfläche zurückgeworfene Reflexstrahlung<br />

4. Ausstrahlung von der Erdoberfläche zur Atmosphäre<br />

5. Gegenstrahlung von der Atmosphäre zur Erdoberfläche<br />

Bei den Nummern 1-3 handelt es sich um kurzweilige,<br />

bei Nr. 4 <strong>und</strong> 5 um langweilige Strahlung. Diese tritt bei<br />

Tag <strong>und</strong> Nacht auf,jene nur tagsüber. Aus den genannten<br />

Größen ergibt sich die Strahlungsbilanz an der<br />

Erdoberfläche.<br />

Aus dem Gebiet des Bayerischen <strong>Wald</strong>es liegen derzeit<br />

noch keine Meßergebnisse über den Faktor Strahlung<br />

vor. Es sind aber Untersuchungen durch BAUM­<br />

GARTNER im Gang. Als Hilfsgrößen werden daher vorerst<br />

die Bewölkung <strong>und</strong> die Sonnenscheindauer sowie<br />

die Zahlen der heiteren <strong>und</strong> trüben Tage herangezogen.<br />

3.1.2 Bewölkung <strong>und</strong> Sonnenscheindauer<br />

Die Bewölkung wird von den Beobachtern der Wetterstationen<br />

in Zehnteln (neuerdings in Achteln) der Himmelsfläche<br />

geschätzt, ist also keine gemessene Größe.<br />

Sie ist zudem sehr von der Geländelage abhängig. Täler<br />

<strong>und</strong> Mulden mit häufiger Nebelbildung sowie<br />

Kammlagen der Gebirge, die zeitweise in die Wolken<br />

hineinreichen, liefern höhere Werte der Bewölkung.<br />

Trotzdem ergibt sich für die in Tabelle 2 aufgeführten<br />

Orte ein sehr ähnlicher Jahresgang der Himmelsbedeckung<br />

mit einem Maximum im Winter (Nov. - Jan.)<br />

20<br />

Abb.2:<br />

Zehntel<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

Monatsmittel der Bewölkung in Zehnteln<br />

der Himmelsfläche (1951 - 1960)<br />

nach Unterlagen des Deutschen Wetterdienstes<br />

--Gr:Falkens tein (1307m)<br />

.. ··········Zwiesel(590mJ<br />

---- - Pass au-Ob erha us(409m)<br />

Monate J S 0 N 0<br />

<strong>und</strong> einem sek<strong>und</strong>ären Maximum im Sommer (Juni, Juli);<br />

die Übergangsjahreszeiten, vor allem der März <strong>und</strong><br />

der September sind relativ wolkenarm. Im Winter ragen<br />

die Berge häufig über die Nebel-<strong>und</strong> Hochnebeldecken<br />

hinaus, unter denen das Flachland liegt. Im<br />

Sommer stauen oder bilden sich die Wolken oft an den<br />

Gebirgen <strong>und</strong> verursachen dort eine höhere Himmelsbedeckung<br />

als im Flachland. Abb. 2 macht dies für 3<br />

Stationen des Bayer. <strong>Wald</strong>es deutlich.<br />

Die tatsächliche Sonnenscheindauer hängt von der<br />

astronomisch möglichen Sonnenscheindauer <strong>und</strong><br />

dem Grad der Bewölkung ab. Noch klarer, als bei der<br />

mittleren Bewölkung zeigt sich hier (Tab. 3), daß die<br />

Gebirge im Winter mehr, im Sommer weniger Sonne<br />

erhalten als die Niederungen. So hatte beispielsweise<br />

während der Periode 1951-1960 Regensburg im Dezember<br />

eine durchschnittliche Sonnenscheindauer<br />

von 32 St<strong>und</strong>en, auf dem Großen Falkenstein waren es<br />

dagegen 77 St<strong>und</strong>en (siehe Abb. 3).<br />

Im Bergland bewirken Hangrichtung, Hangneigung <strong>und</strong><br />

Horizonteinengung wesentliche Unterschiede für den<br />

Gewinn an direkter Sonnenstrahlung. Auf die übrigen<br />

Strahlungsströme (siehe oben) hat die Geländeform


Zeitraum Unterstellter Temperaturgradient<br />

je 100 m<br />

Höhenanstieg<br />

Jahr -0,49<br />

Sommermonate<br />

Mai - August -0,62<br />

Wintermonate<br />

Nov. - Februar -0,31<br />

schen <strong>Wald</strong>es bedingen eine beträchtliche mittlere<br />

Jahresschwankung der Lufttemperatur (berechnet<br />

aus der Differenz des größten <strong>und</strong> kleinsten langjährigen<br />

Monatsmittels) (Tab. 12), die größer ist als in den<br />

anderen süddeutschen Mittelgebirgen bei entsprechender<br />

Höhenlage. Darin macht sich der kontinentale<br />

Einschlag des <strong>Klima</strong>s bemerkbar. Außerdem zeigt die<br />

Zusammenstellung, wie die mittlere Jahresschwankung<br />

mit dem Anstieg in die Gebirge zurückgeht.<br />

Aus der Andauer eines Tagesmittels von 5° C <strong>und</strong><br />

mehr bzw. 10° C <strong>und</strong> mehr lassen sich Anhaltspunkte<br />

für die Dauer der Vegetationszeit in verschiedenen Höhenlagen<br />

gewinnen (Tab. 12 <strong>und</strong> Abb. 7). Die Werte<br />

sind graphisch aus den Monatsmitteln bestimmt. Abb.<br />

7 macht die rasche Verkürzung der warmen Jahreszeit<br />

mit zunehmender Meereshöhe erkennbar. Die Unterschiede<br />

zwischen dem Bayerischen <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> den anderen<br />

süddeutschen Gebirgen sind nicht bedeutend,<br />

jedoch besteht die Tendenz, daß bei gleicher Höhe die<br />

Alpenstationen begünstigt, die westdeutschen Stationen<br />

benachteiligt sind.<br />

Eine Vorstellung von den absoluten Maxima <strong>und</strong><br />

Minima der Lufttemperatur, die in den einzelnen Monaten<br />

auftreten können, vermitteln die Tabellen 13 <strong>und</strong><br />

14. In den unteren Lagen werden tiefere Minima <strong>und</strong><br />

höhere Maxima erreicht, als in den höheren. Die absoluten<br />

Maxima <strong>und</strong> Minima sind jedoch nur einmalig erreichte<br />

Werte <strong>und</strong> stammen zudem noch aus unterschiedlichen<br />

Beobachtungszeiträumen, ihre Aussagekraft<br />

ist daher begrenzt.<br />

Das mittlere Datum des ersten <strong>und</strong> letzten Frostes<br />

(gemessen in 2 m Höhe) <strong>und</strong> die daraus berechnete<br />

26<br />

Übersicht<br />

Temperaturgradienten im Bayerischen <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> in den Alpen<br />

Mitteltemperaturen tür Gleiche Mitteltemperaturen sind<br />

gleiche Meereshöhen in den Alpen in einer um ... m<br />

liegen in den Alpen größeren Meereshöhe anzutreffen<br />

.•• 0 C höher als im als im Bayer. <strong>Wald</strong><br />

Bayer. <strong>Wald</strong><br />

0,8-1,7 170-350<br />

0,2-1,3 30-210<br />

1,1-2,2 300-740<br />

mittlere Dauer der frostfreien Zeit sind bei der geringen<br />

Dichte des amtlichen Stationsnetzes als ökologische<br />

Weiser wenig brauchbar. Entsprechend der Temperaturabnahme<br />

mit steigender Meereshöhe schwindet<br />

bei sonst gleichen Bedingungen auch die Dauer der<br />

frostfreien Zeit. Wie sehr die Geländeform aber hierfür<br />

bestimmend ist, geht daraus hervor, daß beispielsweise<br />

im <strong>Klima</strong>atlas von Bayern für das Höllensteinkraftwerk<br />

(Seehöhe 403 m) in der Kaltluftstaulage der Regensenke<br />

eine mittlere Dauer der frostfreien Zeit von<br />

149 Tagen, für Finsterau (Seehöhe 1000 m) eine solche<br />

von 169 Tagen angegeben wird. Über die Verhältnisse<br />

im <strong>Nationalpark</strong>gebiet geben die Messungen der Minimumtemperaturen<br />

während des Frühjahres 1971 Auskunft<br />

(siehe Abschnitt 3.1.4.3.2).<br />

3.1.4.2 Geländeeinfluß (nach der Literatur)<br />

Die geringe Aussagekraft der amtlichen Daten des ersten<br />

<strong>und</strong> letzten Frostes hat uns auf den einschneidenden<br />

Einfluß der Geländeform hingewiesen. Diese ist<br />

vielfach in der Lage, großklimatische Gegebenheiten,<br />

wie z. B. die Abnahme der Lufttemperatur mit wachsender<br />

Meereshöhe, stark zu verändern oder sogar<br />

umzukehren. Das trifft beispielsweise für die Lufttemperatur<br />

in starkem Maße zu, wie wir gerade für den<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> aus den Untersuchungen von GEI­<br />

GER <strong>und</strong> Mitarbeitern am Großen Arber <strong>und</strong> BAUM-<br />

. GARTNER <strong>und</strong> Mitarbeitern am Großen Falkenstein<br />

wissen (Literaturangaben siehe Abschnitt 3). Die dort<br />

gewonnenen Ergebnisse sollen in den folgenden Absätzen<br />

kurz zusammengefaßt werden.


Reifbildung <strong>und</strong> Dunstschichten zeigen den Kaltluftstau<br />

in den Tallagen.<br />

Foto: H. Strunz<br />

28


Tabelle 15<br />

Die tiefsten Minimumtemperaturen (0 C) in den einzelnen Monaten der Jahre 1953 bis 1955<br />

am Westhang des Großen Falkenstein in 1,2 m Höhe über dem Boden<br />

(nach BAUMGARTNER 1962)<br />

Station Kr. ... 2 4 6<br />

Seehöhe (m) ... 1307 1157 1008<br />

Jan1a.ar 1954 -25,2 -20,1 -19,4<br />

Februar 1954 -24,4 -21,8 -21,0<br />

März 1954 -14,8 -11,5 - 7,7<br />

April 1954/55 -10,4 - 9,1 - 7,7<br />

Mai 1954/55 - 4,3 - 5,6 - 7, °<br />

Juni 1954/55 - 1, ° 0,0 0,4<br />

Juli 1955 3,7 4,9 5,7<br />

August 1955 2,1 3,5 4,5<br />

Septemb.1955 - 0,4 0,9 2,0<br />

Oktober 1955 - 8,6 - 5,7 - 4,7<br />

Nov. 1953/55 - 6,8 - 5,5 - 4,7<br />

Dez. 1953 -12,2 -10,7 - 9,6<br />

Steigt man die Hänge hinauf, so enden die angeführten<br />

Merkmale mit einer relativ scharfen Grenze, die eine<br />

kartenmäßige Ausscheidung erlaubt. An stärker geneigten<br />

Hängen ist der Bereich innerhalb dessen sich<br />

über die Grenzziehung streiten läßt, nicht breiter als 20<br />

m Horizontaldistanz. An den - nur selten vorkommenden<br />

- sehr flachen Hängen ist die Festlegung unsicherer,<br />

sie kann hier um etwa 50 m schwanken. All diese<br />

Umstände stützen die Annahme, es handle sich bei<br />

den genannten Merkmalen um brauchbare Kriterien<br />

zur Abgrenzung der besonders frostgefährdeten Lagen.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> dieser Annahme erfolgte im Herbst 1970 -<br />

nach Laubabfall der Buche - eine Kartierung (Karte Nr.<br />

1 - Tallagen) der besonders frostgefährdeten Lagen.<br />

Ihre Obergrenze wurde dort gezogen, wo Frostdefor-<br />

7 8 9 12 14<br />

925 850 796 658 622<br />

-16,6 -18,5 -19,1 -23,6 -28,1<br />

-20,2 -19,7 -20,6 -21,9 -25,3<br />

- 6,4 - 6,5 · - 8,1 -13,6 -15,4<br />

- 7,2 - 6,5 - 5,5 - 7,6 -11 ,1<br />

- 7,1 - 8,0 - 7,5 - 8,6 - 9,8<br />

0,3 0,7 0,9 - 2,4 - 5,2<br />

6,0 6,1 7,0 3,6 0,1<br />

4,7 5,0 5,6 4,6 1,4<br />

1 ,5 1,4 2,1 - 2,4 - 7,1<br />

- 4,6 - 4,8 - 4,0 - 8,3 -12,8<br />

- 5,4 - 7,8 - 8,2 -11,6 -16,8<br />

- 9,3 - 8,8 - 8,0 -11,9 -15,1<br />

mationen <strong>und</strong> Flechtenbewuchs an den feineren Zweigen<br />

der Buche aufhören. Es sind hierfür nur freistehende<br />

Buchen brauchbar, offensichtlich deshalb, weil<br />

Überschirmung die Strahlungsfröste mildert. Bäume<br />

auf Naß böden müssen ebenfalls unberücksichtigt bleiben,<br />

da sie auch außerhalb der Frostzone an den Zweigen<br />

Flechtenbewuchs tragen können.lnfolge derTemperaturschichtung<br />

der boden nahen Kaltluft sind die<br />

Kennzeichen an jungen Buchen - etwa bis Zimmerhöhe<br />

- <strong>und</strong> an den unteren Ästen älterer Bäume am deutlichsten<br />

entwickelt.<br />

Betrachtet man das Ergebnis der Aufnahme, wie es in<br />

Karte Nr. 1 dargestellt ist, so läßt sich folgendes feststellen:<br />

Die Zone einer besonderen Frostgefährdung<br />

der Buche in den Tallagen ist relativ flach. Sie erreicht<br />

nur eine Mächtigkeit zwischen 10 <strong>und</strong> 45 m. Im Durch-<br />

43


Tabelle 16<br />

Monatsmittel der täglichen Temperaturhöchstwerte 1955 an den <strong>Klima</strong>stationen<br />

" am Westhang des GroBen Falkenstein<br />

(nach BAUMGARTNER 1962)<br />

in oe<br />

Station 2 4 6<br />

Seehöhe(m) •• 1 307 1157 1008<br />

Mai 9,0 9,8 10,9<br />

Juni 13,5 1 3,6 14,2<br />

Juli 15,4 15,9 16,5<br />

August 15,0<br />

... C ....., • c -<br />

IJ , ':' • J , I<br />

September 12,5 12,4 1 3,4<br />

Oktober 7,2 7,0 8,0<br />

Mai-Oktober 12,1 12,3 1 3, 1<br />

schnitt reicht sie etwa 25 m über den Talgr<strong>und</strong> hinauf.<br />

Oberhalb starker Verengungen der Talquerschnitte,<br />

wie beispielsweise im Bereich der Einmündung des<br />

Steinbaches in das Reschwasser, wächst sie bis auf<br />

45 man.<br />

Die Obergrenze der Frost-Merkmale an der Buche verläuft<br />

nicht horizontal, sondern folgt dem Anstieg von<br />

Tälern, die ein geringes Gefälle aufweisen. Talaufwärts<br />

verliert die Frostzone an Mächtigkeit, in höher liegenden<br />

Seitentälern schwindet sie bis auf etwa 10m.<br />

Überschreitet das Gefälle eines Tale's den unteren<br />

Grenzwert von etwa 10%, dann werden die beschriebenen<br />

Merkmale <strong>und</strong>eutlich <strong>und</strong> verschwinden<br />

schließlich ganz; in den steilen Hangtälern sind sie niemals<br />

zu beobachten. Das Sagwassertal oberhalb der<br />

Sagwassersäge stellt einen Grenzfall dar. Hier sind<br />

Frostdeformationen <strong>und</strong> Flechtenbewuchs nur mehr<br />

44<br />

7 8 9 12 1,1<br />

925 850 796 658 622<br />

11 , 9 12,7 1 3, 1 13, Ä 14.,2<br />

15, 1 16,1 16,5 17,1 18, 1<br />

16,7 17, 9 18,2 20,0 20,2<br />

i 6 , 5 17 , 2 18,0 18,7 20,0<br />

14,4 14,8 15,0 15,6 17,0<br />

8,7 9,1 9,6 9,7 11 ,4<br />

13,9 14,6 1 5, 1 15,7 16,8<br />

vereinzelt zu finden.<br />

Aus all diesen Beobachtungen ist folgende Hypothese<br />

abzuleiten: Innerhalb der Täler entsteht in Strahlungsnächten<br />

ein flache, stark unterkühlte Luftschicht. Mit<br />

dem Anstieg von der Talsohle vermindert sich die<br />

Frostgefahr rasch. Gefälle <strong>und</strong> Form der Täler spielen<br />

hierbei eine wesentliche Rolle.<br />

Die täglichen Messungen der Minimumtemperatur im<br />

folgenden Frühjahr 1971, über die im nächsten Abschnitt<br />

berichtet wird, haben diese Hypothese bestätigt.<br />

Da solche Messungen immer nur punktweise<br />

durchgeführt werden können, ist es wichtig, außerdem<br />

eine Methode in der Hand zu haben, die eine flächige<br />

Erfassung des Geländes erlaubt. Das zuvor beschriebene<br />

Verfahren hat sich hierfür als brauchbar erwiesen.


Gebiet/?­<br />

Abschnltt<br />

11<br />

11<br />

II<br />

II<br />

II<br />

11<br />

II<br />

II<br />

111<br />

III<br />

III<br />

111<br />

111<br />

111<br />

IV<br />

Tabelle 17<br />

Beschreibung der Stationen zur Messung der Minima der Lufttemperatur<br />

Nr. Seehöhe<br />

m<br />

Bezeichnung<br />

757 Forsthaus<br />

Klingenbrunn-Bahnhof<br />

2 745 Forsthaus Linden<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

Geländeform<br />

Talverebnung auf<br />

Wasserscheide<br />

Talgr<strong>und</strong><br />

777 GroBer Buchwald Hügel in Talmulde<br />

805 Weitaubuchet<br />

auslaufender Hang<br />

840 .Hirschfütterung<br />

Hang<br />

960 <strong>Wald</strong>hüttenriegel<br />

Hang<br />

1100 Hochbuchet<br />

Hang<br />

745 Lindau<br />

weite Talmulde<br />

810 Neuhüttenwiese, oben Hang<br />

790 Neuhüttenwiese, unten Talgr<strong>und</strong><br />

780 Vord. Schachtenbachbrücke Talgr<strong>und</strong><br />

810 Weitau<br />

Talmulde<br />

875 Brandfleck-Lagerplatz Hang<br />

750 Aufschlägersäge<br />

Talgr<strong>und</strong><br />

1190 Stangenfilz<br />

Hochmoor in Sattelmulde<br />

des Grenzkamms<br />

IV 18 1210 Böhmsteig<br />

Hang<br />

IV 19 1345 Lusenhaus<br />

Hang, nahe Gipfel<br />

V 20 940 Sagwasserklause<br />

Gr<strong>und</strong> eines tiefeingeschnittenen<br />

Tals<br />

V 21 725 Weithütten<br />

Talgr<strong>und</strong><br />

V 23 775 Kohlenfil z<br />

Hochmoor i.Talgr<strong>und</strong><br />

V 35 805 Bärenhöhl<br />

auslaufender Hang<br />

V 52 870 Streulfald<br />

Hang<br />

V 400 950 Umkehr<br />

Hang<br />

Am 24.5.1971 wurden noch zusätzlich aufgebaut:<br />

III<br />

Trasse der HochlagenstraBe<br />

Hang<br />

V<br />

Wiese beim Kohlenfilz Tal gr<strong>und</strong><br />

VI B 1100 Schlfarzbachklause Talgr<strong>und</strong> mit steilen<br />

Hängen<br />

VI c 920 Plöchingersäge<br />

Tal gr<strong>und</strong><br />

Geländeneigg.<br />

%<br />

2<br />

7<br />

10<br />

13<br />

22<br />

23<br />

1<br />

12<br />

5<br />

2<br />

4<br />

14<br />

1<br />

o<br />

10<br />

23<br />

9<br />

3<br />

2<br />

7<br />

21<br />

25<br />

23<br />

2<br />

7<br />

12<br />

45


3.1.4.3.2 Tägliche Messungen der Minimumtemperatur<br />

der Luft in 1,2 m Höhe<br />

Aufbauend auf Untersuchungen von GEIGER <strong>und</strong><br />

BAUMGARTNER über die Temperaturverhältnisse in<br />

Abhängigkeit von der Höhenlage, deren Übertragung<br />

auf das Gelände des <strong>Nationalpark</strong>s nicht ohne weiteres<br />

möglich erschien, wurde versucht, durch spezielle<br />

Messungen die Antworten auf folgende, eng zusammenhängende<br />

Fragen zu finden.<br />

1. Wo sind im <strong>Nationalpark</strong> die Lagen mit nächtlichem<br />

Kaltluftstau <strong>und</strong> wo ist demnach die warme<br />

Hangzone zu finden?<br />

2. Welche Bedeutung haben hierfür die Formen des<br />

Geländereliefs?<br />

Durchführung der Messungen<br />

Es wurden daher am 24. April 1971 23 Stationen <strong>und</strong> am 24.<br />

Mai 1971 vier weitere Stationen mit Minimumthermometern<br />

aufgebaut. Vom 25. April bis 30. Juni fanden täglich Ablesungen<br />

statt. Zwei Stationen blieben zur gelegentlichen Beobachtung<br />

noch im Juli <strong>und</strong> August in Betrieb. Herrn Prof. Dr.<br />

BAUMGARTNER vom Meteorologischen Institut München<br />

sei besonders für die Beratung <strong>und</strong> für die Überlassung der<br />

Minimumthermometer mit Strahlungsschutzrohren gedankt;<br />

ebenso seinen beiden Mitarbeitern, den Herren Hirner <strong>und</strong><br />

Knötig, die beim Aufbau der Stationen mithalfen. Thermometer<br />

<strong>und</strong> Strahlungsschutzrohre sind dieselben, die BAUM­<br />

GARTNER bereits am Großen Falkenstein verwendet <strong>und</strong><br />

ausführlich beschrieben hat (1962). Die Geräte wurden<br />

ebenfalls 1,2 m über dem Boden angebracht. Diese Meßhöhe<br />

hat den Vorteil, daß man die für die Pflanzen besonders wichtigen<br />

Temperaturen in Bodennähe erfaßt, ohne jedoch zu<br />

sehr vom Kleinrelief des Geländes abhängig zu werden. Vergleichsmessungen<br />

von BAUMGARTNER (1962) gestatten es<br />

außerdem, auf Gr<strong>und</strong> der Messungen in 1,2 m Höhe (Stangen-Minimum)<br />

die Minima in 0,05 m (Gras-Minimum) <strong>und</strong> 2 m<br />

(Hütten-Minimum) Höhe über dem Boden abzuschätzen.<br />

Die Ablesungen der Thermometer besorgten die zuständigen<br />

Revierbeamten der Forstämter, Frau Puchinger am<br />

Forsthaus Linden <strong>und</strong> Herr Janka am Lusenhaus, denen hiermit<br />

gedankt sei; außerdem waren die Standortserk<strong>und</strong>er beteiligt.<br />

Es wurden täglich die Minimumtemperatur <strong>und</strong> die Augenblickstemperatur<br />

notiert, um etwaige "unechte Minima"<br />

(GEIGER, WOELFLE <strong>und</strong> SEIP 1933) ausschalten zu können.<br />

Nach Abschluß der Messungen fand eine Eichung der Thermometer<br />

in einem isolierten Gefäß mit einem Glasfenster<br />

statt, in dem die Flüssigkeit über eine Kurbel laufend umge-<br />

46<br />

wälzt werden konnte. Eichungen bei 0° C <strong>und</strong> bei 5° C ergaben<br />

in den allermeisten Fällen übereinstimmende Korrekturwerte<br />

für die Thermometer. Die Differenzen von maximal 1<br />

Zehntel ° C zwischen den beiden Ablesungen, wie sie in einigen<br />

Fällen auftraten, rühren von der begrenzten Ablesegenauigkeit<br />

her.<br />

Die Meßstationen sind in der Karte Nr. 14 eingezeichnet <strong>und</strong><br />

in Tabelle 17 zusammengestellt.<br />

Zusätzlich arbeitete während der Beobachtungsperiode bei<br />

der Station Nr. 1 ein Thermograph in einer meteorologischen<br />

Hütte in 2 m Höhe über dem Boden. Trotz der nicht exakten<br />

Eichung konnte mit diesem Gerät der Temperaturgang verfolgt<br />

werden.<br />

Um den starken <strong>und</strong> im Einzelfall nicht bekannten Einfluß des<br />

<strong>Wald</strong>es auf die nächtliche Minimumtemperatur auszuschalten,<br />

wurden die Meßstationen gr<strong>und</strong>sätzlich im Freiland, d. h.<br />

auf kleineren oder größeren <strong>Wald</strong> blößen aufgebaut (vergl.<br />

hierzu GEIGER, WOELFLE <strong>und</strong> SEIP 1933). Die Mindestgröße<br />

dieser Lichtungen ergab sich aus folgender Regel: Verbindungslinien<br />

vom Thermometer zu den Baumwipfeln an entgegengesetzten<br />

Seiten der Freiflächen mußten in vertikaler<br />

Ebene mindestens einen Winkel von 90° C einschließen. Bei<br />

den Stationen Nr. 14 <strong>und</strong> Nr. 52 ist diese Bedingung nur<br />

knapp erfüllt, da keine anderen Meßplätze zur Verfügung<br />

standen. Es ist daher zu erwarten, daß die dort nach Strahlungsnächten<br />

gemessenen Minimumtemperaturen relativ zu<br />

hoch sind. Alle anderen Meßorte entsprachen voll der geforderten<br />

Norm.<br />

Aus den Untersuchungen von GEIGER, WOELFLE <strong>und</strong> SEIP<br />

(1933, 1934) geht hervor, daß die Exposition der Hänge für<br />

die nächtliche Temperaturminima nur untergeordnete Bedeutung<br />

hat. Die weit stärkeren Wirkungen, die von der Geländeform<br />

<strong>und</strong> der Höhenlage ausgehen, galt es daher zu erfassen.<br />

Die Stationen wurden hierfür in Ketten aus den Talgründen<br />

aus den Hängen hinauf ausgebracht. Da auf Gr<strong>und</strong><br />

der Kartierung von Frostschäden an der Buche (siehe Abschnitt<br />

3.1.4.3.1) anzunehmen war, daß sich eine flache Luftschicht<br />

in den Tälern sehr stark unterkühlt, wurden die Höhenabstände<br />

der Stationen im unteren Bereich dichter gewählt,<br />

als im oberen. Seehöhe der Meßorte <strong>und</strong> eine kurze Lagebeschreibung<br />

können aus Tabelle 16 entnommen werden.<br />

"Talg r<strong>und</strong>" steht hier für mittelbreite, "Talmulde" für besonders<br />

weite Täler. Es ist eigens vermerkt, daß das obere Sagwassertal<br />

bei Station 20 eng <strong>und</strong> tief eingeschnitten ist. Die<br />

Angabe über die Geländeneigung soll nur als Anhalt dienen.<br />

Sie ist nicht bei der Station gemessen, sondern aus der Karte<br />

1:10 000 für den weiteren Umkreis des Aufstellungsortes (etwa<br />

200 m Durchmesser) entnommen.


Auswertung der Messungen<br />

Ziel der Untersuchung war es, den Kaltluftstau in den<br />

Tälern zu erfassen. Die Temperaturverhältnisse nach<br />

Nächten mit starker Ausstrahlung sind daher besonders<br />

aussagekräftig. Die Auswertung der Meßergebnisse<br />

beschränkte sich zunächst auf die 10 wolkenlosen<br />

Nächte im Mai <strong>und</strong> Juni 1971. Nächte wurden als<br />

wolkenlos angesehen, wenn der Himmel abends <strong>und</strong><br />

morgens klar war <strong>und</strong> wenn das Thermogramm auf<br />

Gr<strong>und</strong> des gleichmäßigen Absinkens der Temperatur<br />

keine Anzeichen einer zeitweisen Bewölkung aufwies.<br />

KNOCH (1963) weist darauf hin, daß die Gegenstrahlung<br />

stark vom Wasserdampfgehalt der Luft abhängt <strong>und</strong> daher<br />

auch beim Fehlen einer sichtbaren Bewölkung noch erheblich<br />

variiert. Die Beobachtungen im <strong>Nationalpark</strong> haben aber<br />

gezeigt, daß sich hier die Inversion in allen klaren Nächten<br />

eindeutig durchsetzt, wenn auch mit unterschiedlichen Temperaturdifferenzen<br />

zwischen Tal <strong>und</strong> warmer Hangzone.<br />

Die am dichtesten besetzte Kette von Stationen<br />

(Hauptprofil) führt aus der breiten Talmulde der<br />

Schwarzach am Abhang des Rachel bis auf etwa 1100<br />

m Seehöhe hinauf; dazu kommt noch die Gipfelstation<br />

vor dem Lusenhaus. Abb. 9 enthält typische Höhenprofile<br />

der Minimumtemperatur. Nach windigen Schlechtwetternächten,<br />

wie am 29. Juni 1971, ergibt sich ein<br />

gleichmäßiger Rückgang der Temperatur mit zunehmender<br />

Höhe. Ganz anders wird das Bild, wenn sich im<br />

Laufe klarer Nächte mit starker effektiver Ausstrahlung<br />

kalte Luft in den Tälern ansammelt, dort also Inversionen<br />

entstehen.<br />

Die Beispiele in Abb. 9 lassen folgendes erkennen:<br />

1. Temperaturinversionen können bei ganz verschiedenem<br />

Temperaturniveau auftreten. Es ergeben<br />

sich jeweils Kurven, die in ihren Gr<strong>und</strong>zügen sehr<br />

ähnlich sind:<br />

sehr tiefe Temperaturminima im Tal, die höchsten<br />

Werte am Mittelhang, dann ein allmähliches Absinken<br />

gegen die Gipfel.<br />

2. Die Höchstwerte können wir in unterschiedlichen<br />

Höhen am Hang antreffen, je nach Wetterlage<br />

kann es in 840 m, in 960 m oder in 1100 m Höhe<br />

relativ am wärmsten sein.<br />

3. Die Differenzen zwischen den tiefsten Minima im<br />

Tal <strong>und</strong> den höchsten Minima am Hang (= Inver-<br />

48<br />

sionsbeträge) sindje nach Wetterlage recht unterschiedlich.<br />

Sie sind relativ gering, wenn nach Kaltlufteinbrüchen,<br />

bei fortdauernder Kaltluftzufuhr,<br />

der Himmel aufklart <strong>und</strong> sich durch Ausstrahlung<br />

stagnierende Kaltluftmassen in den Tälern bilden.<br />

Dann ist aber wegen des geringen Temperaturniveaus<br />

die Frostgefahr am größten. Ein Beispiel<br />

hierfür bietet die Kurve vom 29. April 1971. Strömt<br />

bei heiterem Himmel Warmluft zu, so entstehen<br />

ebenfalls durch Ausstrahlung Kaltluftmassen im<br />

Tal. Trotz größerer Inversionsbeträge (z. B. 13,5° C<br />

am 17. Mai 1971) besteht dann nur geringe Frostgefahr,<br />

weil das Temperaturniveau hoch ist. Der<br />

Wasserdampfgehalt der Luft, von dem die Gegenstrahlung<br />

abhängt, <strong>und</strong> der Wind variieren außerdem<br />

die Ergebnisse.<br />

4. Gemeinsam ist allen Höhenprofilen nach wolkenlosen<br />

Nächten der außerordentlich rasche Abfall<br />

der Minimumtemperatur mit der Annäherung an<br />

den Talboden. Erst weiter oberhalb der Gipfelhöhe<br />

des Bayerischen <strong>Wald</strong>es würden wieder so tiefe<br />

Temperaturen herrschen, wie an der Talsohle; daraus<br />

wird deutlich, mit welch einem markanten Sonderklima<br />

wir es hier im Talbereich zu tun haben.<br />

Eigenarten der einzelnen Täler<br />

Die nach den 10 wolkenlosen Nächten im Mai <strong>und</strong> Juni<br />

1971 gemessenen Tiefsttemperaturen sind in Tab. 18<br />

für alle Stationen wiedergegeben. Einzelne fehlende<br />

Werte wurden nach Stationen entsprechender Lage<br />

ergänzt. Die mittleren Minima dieser 10 Tage sind in<br />

den Abb. 10 bis 12 dargestellt. Hierfür haben wir die<br />

Mittelwerte der Stationen, die nur im Juni bestanden,<br />

auf den ganzen Zeitraum extrapoliert, was natürlich mit<br />

erheblicher Unsicherheit belastet ist. Da jedoch eine<br />

entsprechende Darstellung für alle Stationen, die nur<br />

auf den Werten des Juni beruht, gr<strong>und</strong>sätzlich die gleichen<br />

Relationen zwischen den einzelnen Meßplätzen<br />

ergibt, erscheinen die Werte für Vergleiche brauchbar.<br />

Im Bereich des weiten Talkessels an der Schwarzach<br />

finden wir die größten Temperaturdifferenzen (Abb.<br />

10) zwischen der Talsohle <strong>und</strong> der wärmsten Station<br />

am Hang, nämlich 10,4°C im Mittel der 10 Strahlungsnächte.<br />

Beim Forsthaus Klingenbrunn-Bahnhof (auf<br />

der Wasserscheide zur Flanitz) <strong>und</strong> beim Forsthaus<br />

Linden (an der Flanitz) werden nicht so tiefe Minima er-


Diskussion der Ergebnisse<br />

Nach unseren derzeitigen Kenntnissen über Entstehung<br />

von Kaltluftmassen durch nächtliche Ausstrahlung<br />

<strong>und</strong> deren Verlagerung übt die Form der Täler einen<br />

starken Einfluß aus. Dieser erstreckt sich auf (nach<br />

GEIGER 1961):<br />

1. Herabsetzung des turbulenten Austausches durch<br />

den Wind in Mulden,<br />

2. Wärmezufuhr aus dem Boden der Hänge bei tiefen<br />

<strong>und</strong> engen Mulden,<br />

3. Verkürzung des Tageslänge durch Abschattung<br />

am Morgen <strong>und</strong> Abend,<br />

4. Herabsetzung der effektiven Ausstrahlung durch<br />

Horizontalabschirmung,<br />

5. Abflußmöglichkeit oder Stau der gebildeten Kaltluft.<br />

Seit GEIGER, WOELFLE <strong>und</strong> SEIP (1934) ist bekannt,<br />

daß zwischen der Stärke von Inversionen <strong>und</strong> der<br />

Windgeschwindigkeit in der Gipfelregion nur eine lose<br />

Beziehung besteht; der Einfluß des Windes in den oberen<br />

Lagen auf den Kaltluftstau im Tal ist also nicht sehr<br />

bedeutend. Auch bei sehr windigem Wetter wurden<br />

1971 kräftige Inversionen beobachtet. Bei tiefen <strong>und</strong><br />

engen Tälern kompensieren sich die Wirkungen der<br />

Abschattung (Nr. 3) <strong>und</strong> die Wärmezufuhr aus dem Boden<br />

(Nr. 2) teilweise.<br />

Geht man davon aus, daß die unter Nr. 1-3 aufgeführten<br />

Umstände in der Mittelgebirgslandschaft des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

keine gravierenden Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen Talzügen hervorrufen, dann läßt<br />

sich der Einfluß der Horizontabschirmung <strong>und</strong> des<br />

Kaltluftstaus in etwa abschätzen. Hierfür bilden die<br />

Messungen in Tälern ganz verschiedener Form eine<br />

Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Je höher die Horizontabschirmung, desto größer ist die<br />

Gegenstrahlung <strong>und</strong> desto geringer ist daher die effektive<br />

Ausstrahlung. Je enger <strong>und</strong> steilwandiger ein Tal<br />

ist, desto weniger Kaltluft entsteht daher an seinem<br />

Gr<strong>und</strong>.<br />

Je stärker an einem bestimmten Ort das Gelände geneigt<br />

ist, desto leichter fließt die durch Ausstrahlung<br />

gebildete Kaltluft ab. Die Geländeneigung bestimmt also<br />

weitgehend, ob sich die Kaltluft staut <strong>und</strong> dann<br />

durch Ausstrahlung weiter unterkühlt oder nicht.<br />

Aus dem Wechselspiel zwischen Entstehung <strong>und</strong> Abtransport<br />

von Kaltluft ergibt sich, wie weit die Tempera-<br />

52<br />

tur an einem Ort im Laufe einer Strahlungsnacht absinkt.<br />

In abflußlosen Mulden kann der Vorgang des<br />

Auskühlens der bodennahen Luft sich fortsetzen, bis<br />

am Morgen die Strahlungsbilanz wieder positiv wird.<br />

Fließt die boden nahe Kaltluft langsamer oder schneller<br />

ab, so wird dadurch das Absinken der Temperatur<br />

mehr oder minder stark gehemmt. Das kann schließlich<br />

dazu führen, daß sich ein Gleichgewicht zwischen<br />

Produktion <strong>und</strong> Abfluß von Kaltluft bildet, auf Gr<strong>und</strong><br />

dessen die Temperaturen in einem stark abfallenden<br />

Tal nicht wesentlich unter die der Hänge absinken.<br />

Kann in einem Tal die durch Ausstrahlung entstandene boden<br />

nahe Kaltluft abfließen, so wird dadurch der Temperaturabfall<br />

gebremst. Die abgeführte Luft wird durch ebenfalls abgekühlte<br />

Luft ersetzt, die von oben her nachfließt. Luft aus<br />

breiten Tälern mit geringer Horizontalabschirmung muß<br />

durch Ausstrahlung bereits stärker ausgekühlt sein als solche<br />

aus engen, tiefen Tälern. Es wäre eine interessante Aufgabe,<br />

auf Gr<strong>und</strong> umfangreicherer Messungen die Energiebilanzen<br />

verschieden geformter Täler aufzustellen, um so genauere<br />

Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Bildung<br />

<strong>und</strong> Verlagerung der Kaltluft einerseits <strong>und</strong> der Geländeform<br />

andererseits zu erhalten; auf diese Weise könnten Kriterien<br />

entwickelt werden, die eine Übertragung der Ergebnisse auf<br />

andere Gebiete ermöglichen.<br />

Die Ergebnisse der Messungen im Frühjahr 1971 stehen<br />

im Einklang mif den oben angestellten Überlegungen<br />

über Bildung <strong>und</strong> Verlagerung der durch Ausstrahlung<br />

entstandenen Kaltluft. Demnach lassen sich die<br />

untersuchten Täler in drei Gruppen einordnen:<br />

Die größten Unterschiede zwischen den Temperaturen<br />

am Hang <strong>und</strong> im Talgr<strong>und</strong> finden wir bei den<br />

weiten, nur ganz schwach fallenden Talmulden an<br />

der Flanitz, der Schwarzach <strong>und</strong> der Großen Ohe,<br />

in denen kaum ein Kaltluftabfluß möglich ist;<br />

Weniger tiefe Minima waren zu beobachten in den<br />

Tälern mittlerer Breite, die aber ebenfalls geringes<br />

Gefälle aufweisen <strong>und</strong> allenfalls einen zögernden<br />

Kaltluftfluß erlauben, hierzu gehören das Tal des<br />

Reschwassers, das Sagwassertal unterhalb der<br />

Sagwassersäge <strong>und</strong> vermutlich das Tal der Kleinen<br />

Ohe, in dem keine Messungen stattfanden.<br />

Nur noch geringe Temperaturdifferenzen gegenüber<br />

den Hängen gleicher Höhenlage zeigen tiefeingeschnittene<br />

Täler mit einem Gefälle ab etwa<br />

10%, so am Schwarzbach oberhalb der Plöchin-


gersäge <strong>und</strong> am Sagwasser oberhalb der Sagwassersäge.<br />

Das zweite Beispiel stellt bereits einen<br />

Grenzfall der Kaltluftstaulagen dar. Die Temperaturen<br />

der Station an der Sagwasserklause nähern<br />

sich bereits stark derjenigen der Hänge. Dieser<br />

Bef<strong>und</strong> deckt sich mit dem Ergebnis der Kartierung<br />

sichtbarer Frostschäden an der Buche. Auch<br />

dabei stellte das obere Sagwassertal einen Grenzfall<br />

dar.<br />

Es ist zu erwarten, daß sich mit zunehmendem<br />

Gefälle der in die Hänge eingeschnittenen Täler<br />

(Hangtäler) die nächtlichen Minimumtemperaturen<br />

mehr <strong>und</strong> mehr denjenigen der Hänge angleichen.<br />

Hier findet man nie auf Frost zurückführbare<br />

Deformationen an der Buche.<br />

den Einfluß der Geländeneigung auf die nächtlichen<br />

Minimumtemperaturen zeigt auch die Station<br />

am Böhmsteig in einer Verjüngungsgruppe im<br />

Hochlagenfichtenwald. Schütterer FiJungwuchs<br />

recht unterschiedlicher Höhe (bis etwa 3 m) führte<br />

hier noch zu einer zusätzlichen, wenn auch wohl<br />

nur geringfügigen Hemmung des Austausches. Bei<br />

der für große Teile der Hochlagen typischen<br />

Geländeneigung von etwa 10% war der Abfluß der<br />

entstandenen Kaltluft noch so gehemmt, daß die<br />

Minimumtemperaturen im Durchschnitt etwa 3° C<br />

tiefer lagen, als in entsprechender Höhenlage an<br />

steileren Hängen zu erwarten gewesen wäre. Auf<br />

dem ebenen Stangenfilz, der in den Kamm des<br />

Böhmerwaldes eingesenkt liegt, war es dann im<br />

Durchschnitt nochmals um 3° C kälter.<br />

Minimumtemperaturen im Juli <strong>und</strong> August 1971<br />

Um zu erfahren, ob in extremen Kaltluftstaulagen auch<br />

während des Sommers Fröste auftreten, wurde an den<br />

Stationen Lindau <strong>und</strong> Stangenfilz während der beiden<br />

wärmsten Monate des Jahres noch gelegentlich abgelesen.<br />

Aus Tab. 19 geht hervor, daß auch im Sommer in<br />

1,2 m Höhe Temperaturen um den Nullpunkt auftreten.<br />

In Bodennähe ist die Frostgefahr noch größer. Eine Abschätzung<br />

ist auf Gr<strong>und</strong> der von BAUMGARTNER<br />

(1962) veröffentlichten Vergleichsmessungen möglich.<br />

Im September treten dann schon schärfere Fröste<br />

auf, an der Station Lindau wurde am 16.9. 1971 schon<br />

wieder -6,5° C beobachtet.<br />

In den extremen Kaltluftstaulagen muß also in allen<br />

Monaten des Jahres mit Nachtfrösten in Bodennähe<br />

gerechnet werden.<br />

Ökologische Bedeutung des Kaltluftstaus<br />

Kaltluftstau in den Tälern <strong>und</strong> der warmen Hangzone<br />

treten nur in klaren Nächten deutlich auf, tagsüber <strong>und</strong><br />

in Schlechtwetternächten nimmt die Temperatur mit<br />

steigender Seehöhe ab. Zwischen beiden Typen gibt<br />

es Übergänge. Die Inversionen, die bei Strahlungswetter<br />

im Tal entstehen, sind so kräftig, daß sie sich selbst<br />

in den Monatsmitteln der Temperatur noch durchsetzen.<br />

Trotzdem ist zu bedenken, daß entsprechende<br />

Temperaturverhältnisse nur während einer relativ kurzen<br />

Zeit herrschen, nämlich während eines Teils der<br />

Nächte.<br />

Tiefe Nachttemperaturen brauchen für die Vegetation<br />

kein Nachteil zu sein; da sie die stark temperaturabhängige<br />

Atmung dämpfen, wirken sie sich auf die Assimilat-Bilanz<br />

sogar positiv aus. Trotzdem erhielt BAUM­<br />

GARTNER (1962) bei Erbsen <strong>und</strong> jungen WaIdbäumen,<br />

die er auf einer Versuchsstrecke vom Tal bis zum<br />

Gipfel des Großen Falkensteins gepflanzt bzw. gesät<br />

hatte, die größten Zuwächse in der warmen Hangzone;<br />

das ist jedoch sicherlich nicht allein von der Assimilat­<br />

Bilanz her zu erklären. Wir haben es hier vermutlich mit<br />

einem steuernden Eingriff der Temperatur in eine Reihe<br />

von physiologischen Prozessen zu tun.<br />

Die umfangreichen Bestimmungen der Höhenbonität<br />

der <strong>Wald</strong>bäume während der <strong>Wald</strong>inventur 1971 haben<br />

bei Fichte <strong>und</strong> Tanne zwischen Tallagen <strong>und</strong> unteren<br />

Hanglagen keine sicheren Unterschiede im Höhenwuchs<br />

ergeben.<br />

Es wäre interessant, der Frage nach den Unterschieden der<br />

Assimilat-Bilanz im Lokal-<strong>Klima</strong> der Tallagen, der warmen<br />

Hangzone <strong>und</strong> der Hochlagen durch Messung von Photosynthese<br />

<strong>und</strong> Atmung nachzugehen. Die Fichtem die in allen Höhenstufen<br />

vorkommt, wäre hierfür besonders geeignet.<br />

Erst wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt<br />

sinken <strong>und</strong> Frostschäden an den Pflanzen verursachen,<br />

erlangen sie einschneidende Bedeutung. Fröste<br />

werden den Pflanzen vor allem zu zwei Jahreszeiten<br />

gefährlich:<br />

Als Winterfröste mit extrem tiefen Temperaturen<br />

Als Spätfröste, die während des Frühjahrs die jun-<br />

53


der Kürze <strong>und</strong> der niedrigen Temperaturen der Vege- Abb.13: PALLMANN-Station zur Messung der wirksamen Mitteltationszeit<br />

ist das Wärmeangebot ein ausgesproche- temperatur der Luft<br />

ner Minimumfaktor für die Vegetation. Es ist daher zu<br />

erwarten, daß bereits geringe Unterschiede in den<br />

Wärmeverhältnissen relativ große Bedeutung für die<br />

Vegetation haben. Ein Ziel der vorliegenden Untersuchungen<br />

war es daher, die Abstufungen des Wärmeangebots<br />

während der Vegetationszeit im Zusammenhang<br />

mit der Höhenlage <strong>und</strong> dem Geländerelief zu erfassen.<br />

Mit herkömmlichen Methoden, also täglich abzulesenden<br />

Thermometern, wäre das nicht möglich<br />

gewesen, da für eine derartige Fragestellung zahlreiche<br />

Meßpunkte notwendig sind - auch in schwer zugänglichem<br />

Gelände.<br />

Methodik der Messungen<br />

Bei unserer Suche nach einer geeigneten Meßmethode<br />

stießen wir auf die von PALLMANN, EICHENBER­<br />

GER <strong>und</strong> HASLER im Jahre 1940 erstmals beschriebene<br />

Methode, welche die Bestimmung von Mittelwerten<br />

der Temperatur eines längeren Zeitraums ohne tägliche<br />

Ablesung von Instrumenten gestattet. Die Durchführung<br />

der Messung ist bei PALLMANN, EICHENBER­<br />

GER <strong>und</strong> HASLER (1940) <strong>und</strong> PALLMANN <strong>und</strong> FREI<br />

(1943) ausführlich erklärt. Hier soll nur das Prinzip kurz<br />

erläutert werden, soweit es für das Verständnis der<br />

Meßergebnisse notwendig ist.<br />

Rohrzucker wird in wässriger Lösung durch Wasserstoff-Ionen<br />

in Traubenzucker <strong>und</strong> Fruchtzucker zerlegt,<br />

er wird invertiert. Diese Reaktion ist bei konstanter<br />

Wasserstoff-Ionen-Konzentration (Puffer-Lösung)<br />

sehr stark von der Temperatur abhängig. Da sich der<br />

Grad der Rohrzuckerinversion nach einer bestimmten<br />

Versuchsdauer polarisationsoptisch leicht <strong>und</strong> genau<br />

messen läßt, bekommt man ein Maß für Temperaturverhältnisse<br />

im betreffenden Zeitraum.<br />

Die Inversionsgeschwindigkeit "* befolgt bei konstanter<br />

Temperatur <strong>und</strong> innerhalb einer nicht zu<br />

weiten pH-Spanne der Pufferlösung die Gleichung<br />

wobei bedeuten:<br />

(1)"* = K . H . (A - x)<br />

A = Rohrzuckerkonzentration zu Beginn, Zeit t = 0<br />

x = gebildeter Invertzucker nach der Zeit t<br />

A -x = verbliebener Rohrzucker zur Zeit t<br />

t = Zeit, in St<strong>und</strong>en ausgedrückt<br />

H = Wasserstoffionenkonzentration<br />

K = Inversionskonstante für die Temperatur T<br />

Die Inversionskonstante K läßt sich für eine bestimmte Konstant-Temperatur<br />

T aus der integrierten Gleichung (1) be­<br />

rechnen:<br />

1 A<br />

(2) K = - log ( --)<br />

H·t A-x<br />

Für die polarisationsoptische Messung kann die Gleichung<br />

umgeformt werden:<br />

(3) K = _1 log .c.o - ßo<br />

H·t L -(50<br />

Es bedeuten darin:<br />

"'/"0 = optischer Drehwinkel der Rohrzucker-Lösung<br />

bei t = 0<br />

(30 = optischer Drehwinkel des Invertzuckers bei t =::)0<br />

oL = optischer Drehwinkel der partiell invertierten<br />

Lösung<br />

nach t St<strong>und</strong>en.<br />

Die Rohrzuckerinversion geht bei hohen Temperaturen weit<br />

schneller vor sich als bei niedrigen. Die Zunahme verläuft mit<br />

55


Tabelle 20/1<br />

Verzeichnis der PALLMANN-Stationen<br />

Station S •• h6h. G.llndak lasse GeUnde· Exposition B.stand IIirilsall Nitt.lt.lp.ratur<br />

Nr. (I) neiljunlj (0) Alt.rsphl" Schlu8ljl'ld Luft HUlus aod.n<br />

(2 I Höhe) (2 CI Ti.te) (30 CI Tief.)<br />

2 930 Hlnljbl 14 11110 Alt holz dicht . 9.0<br />

3 m Hanlj 10 11110 AI tholz littel 13.4 11.3<br />

4 1070 Hing 15 11 Shnlj.nh. dicht 13.2 10.6<br />

5 1090 Hlnlj 7 11 alulholz litteI 12.5 10.2<br />

6 1095 Hlnlj 7 N alulhol z litt.1 12.6 10.0<br />

7 1225 Hlnlj 28 111111 alulholz dicht 12.1 9.4<br />

8 1230 Hing 35 11 Altholz lock.r- 12.3 9.4<br />

9 1175 Hing 38 0 Alth.lz Iltt.1 12.8 9.5<br />

10 1290 Gipfellage 4 I Alt holz locker 12.2 10.2<br />

11 1320 Hing 21 11 Alt holz litt.1 11.7 9.5<br />

12 1425 Hing 13 11 alulholz lithl 11.1 8.9<br />

13 1435 Gipfalhge 15 11110 Blulhol z litlel 11.2 8.7<br />

14 1435 Gipf.lhgl 22 SW Slanljlnho lz lock.r 11.3 9.1<br />

15 1415 Hing 17 SII Altholz lock.r 11.3 9.0<br />

16 1320 HIDg 7 WSW Alt holz lock.r 11 . 8 9.3<br />

17 1180 Hanlj 16 IISW Baulho I z dicht 12.5 7.8<br />

18 955 Hlnlj 12 WSV Altholz dicht 1/t.1 11.2<br />

19 865 Hlnghl 5 SSII alulholz dich! 1/t.O 11.5<br />

20 850 Hang 8 SII ShnQ.nholz dich! 14.8 10.0<br />

21 800 Hang [, SII Alth,lz dich! 14.& 11.9<br />

22 830 Hing 9 N Blulholz litt.1 1/t.0 11.0 9.0<br />

23 855 HanQ 10 11 alulholz dich! 1405 12.4<br />

24 755 lallige IH 1 SI/ Altholz litt.1 14,4 11.8<br />

Kaltlufh!lu<br />

25 815 Hing 15 SO Blulholz litt.l 14.9 12.3 9.8<br />

26 735 hl1age li! 2 SSO Baulholz dich! 14.1 11.4<br />

KIltluftslau<br />

27 1275 Gi pf. llige 3 SSI/ Blulholz litt,1 11.9 9.3<br />

28 1250 Hing 11 SSI/ Baulholz litt.l 12.2 9.6<br />

29 1175 HlnQ 6 S Blulholz dich! 12.& 9.9<br />

30 1040 HlnQ 23 SI/ Alt holz li ttal 13.& 10.6<br />

31 810 Tlll.I.Klltl. 3 OSO S lanQ.nho lz dich! 14.0 11.8<br />

32 860 Hlnghl [, SI/ Blulholz li tt.1 13.1 10.9<br />

33 845 HlnQ 12 S Blulholz dich! 14.3 12.1<br />

34 810 hll.l. Kaltl. 2 sw Blulholz litt,l 13.4 11.5<br />

35 800 .1. 4 SO Altholz li tt.l 13.9 9.1<br />

56


steigenden Temperaturen nicht linear, sondern exponentiell.<br />

Ein Anstieg der Temperatur um einen gewissen Betrag bewirkt<br />

im Bereich hoherTemperaturen eine weit größere Zunahme<br />

der Inversion, als im Bereich niedriger Temperaturen.<br />

Das wäre nun kein Problem, wenn die Methode zur Messung<br />

konstanter oder nahezu konstanter Temperaturen eingesetzt<br />

würde. In der Regel haben wir es jedoch bei geländeklimatologischen<br />

Untersuchungen in der Luft <strong>und</strong> in den oberen<br />

Bodenschichten mit starken Temperaturschwankungen<br />

zu tun, die wir im einzelnen Fall nicht kennen. Es ist daher kein<br />

Schluß von der gemessenen Größe der Rohrzuckerinversion<br />

auf übliche, in Celsius-Graden gemessene Mitteitemperaturen<br />

möglich. Pendelt beispielsweise die Temperatur regelmäßig<br />

um einen gegebenen Mittelwert, so beeinflußt die Amplitude<br />

dieser Schwankung das Ergebnis. Bei großer Amplitude<br />

haben die so erreichten hohen Temperaturen viel größeres<br />

Gewicht, als niedrigere Temperaturen: Der am Ende der<br />

Versuchsdauer festgestellte Inversionseffekt ist größer als<br />

bei geringerer Amplitude der Schwankung.<br />

Die Urheber der Methode (PALLMANN, EICHENBERGER <strong>und</strong><br />

HALS ER, 1940) haben daher den Begriff der wirksamen Mitteltemperatur<br />

(eT) eingeführt: "Die eT-Zahl stellt das sogeannte<br />

expotentielle Temperaturmittel der Meßperiode dar."<br />

Sie gibt diejenige Konstanttemperatur an, bei welcher während<br />

der Versuchsdauer eine Rohrzuckerinversion in Höhe<br />

der tatsächlich festgestellten erreicht worden wäre. Die wirksame<br />

Mitteltemperatur (eT) ist daher bei schwankenden<br />

Temperaturen stets größer als das arithmetische Temperaturmittel.<br />

Eine Umrechnung der wirksamen Mitteltemperatur<br />

in arithmetische Temperaturmittel ist nicht möglich, weil sich<br />

im Freien die Temperaturen ständig ändern.<br />

Die Eignung der PALLMANN-Methode tür geländeklimatologische<br />

Untersuchungen<br />

In der Literatur finden sich sehr verschiedene Urteile<br />

über den Wert der PALLMANN-Methode für ökologische<br />

Untersuchungen. Es muß daher diskutiert werden,<br />

ob sie zur Lösung der eingangs gestellten Frage<br />

geeignet ist. Diese lautet: Wie unterscheidet sich das<br />

Wärmeangebot während der Vegetationszeit in verschiedenen<br />

Bereichen des <strong>Nationalpark</strong>s?<br />

Die Autoren der Methode (PALLMANN, EICHENBER­<br />

GER <strong>und</strong> HASLER 1940, PALLMANN <strong>und</strong> FREI 1943)<br />

sehen darin, daß die eT-Zahl nicht dem arithmetischen,<br />

sondern dem expotentiellen Temperaturmittel einer<br />

Versuchsperiode entspricht, einen Vorteil bei ökologischen<br />

Untersuchungen. Sie weisen darauf hin, daß<br />

nicht nur die Rohrzuckerinversion, sondern auch alle<br />

anderen chemischen <strong>und</strong> biologischen Reaktionen innerhalb<br />

gewisser systembedingter Grenzen bei höheren<br />

Temperaturen rascher verlaufen als bei niedrigeren<br />

<strong>und</strong> erwähnen ausdrücklich die Silikathydrolyse<br />

<strong>und</strong> die Humifizierung. Sie halten es daher für günstig,<br />

daß die hohen Temperaturen mit größerem Gewicht in<br />

das Temperaturmittel (eT) eingehen als die niedrigen.<br />

LÜDI hielt dem bereits 1948 entgegen, daß sich die Lebensprozesse<br />

der Pflanzen bei ständig steigender<br />

Temperatur schließlich wieder verlangsamen <strong>und</strong><br />

dann ganz erliegen. Auch AULITZKY (1961) wies mit<br />

Recht darauf hin, daß biologische Vorgänge im allgemeinen<br />

einer Optimumkurve folgen. Diese Einwände<br />

müssen bei der Interpretation dereT-Werte unbedingt<br />

beachtet werden. Sie stellen jedoch noch kein durchgreifendes<br />

Argument gegen die Verwendung der<br />

PALLMANN-Methode dar, selbst dann nicht, wenn bei<br />

biologischen Prozessen der Zusammenhang der Reaktionsgeschwindigkeit<br />

mit der eT-Zahl komplizierter<br />

ist, als mit der Celsius-Temperatur (LÜTZKE 1963).<br />

Vor einer Fehlinterpretation der mit eT-Messungen erzielten<br />

Ergebnisse hat LÜTZKE (1963) gewarnt. Anhand<br />

der von GEIGER (1933, 1934) am Großen Arber<br />

gewonnenen Temperaturdaten hat er gezeigt, daß bei<br />

der Verwendung von wirksamen Mitteltemperaturen<br />

teilweise sogar in der Tendenz andere Ergebnisse herauskommen,<br />

als bei den üblichen Mitteltemperaturen.<br />

Mittel durchschn. durchschn. durchschn. eT<br />

(OC) Tagesschwank- Maximum Minimum (nach<br />

kung (nach St<strong>und</strong>enwerten) LÜTZKE)<br />

Hanglage 1008 m 15,6 9,2 20,2 11,0 16,4<br />

(Kopfhäng)<br />

Tallage 645 m 14,9 16,1 22,7 6,6 17,4<br />

(Seebachsch leife)<br />

- . .<br />

60


Seine Überlegungen sind für uns so wesentlich, daß sie<br />

ausführlich besprochen werden müssen. In der Übersicht<br />

auf S. 60 sind die erforderlichen Daten nach der<br />

Originalarbeit von GEIGER (1933, 1934) <strong>und</strong> nach<br />

LÜTZKE (1963) zusammengestellt. Es handelt sich um<br />

Durchschnittswerte der Lufttemperatur an 25 heiteren<br />

Mai- <strong>und</strong> Juni-Tagen.<br />

Die Ansammlung von Kaltluft im Tal führt hier zu tiefen<br />

Temperaturen während der Nacht <strong>und</strong> am Morgen.<br />

Dieser Umstand wirkt sich so sehr auf die Mitteltemperatur<br />

aus, daß diese in der Tallage geringer ist als in der<br />

Hanglage. Die von LÜTZKE aus den Daten von GEIGER<br />

errechneten eT-Werte verhalten sich jedoch umgekehrt.<br />

Wie auf Gr<strong>und</strong> des Meßprinzips zu erwarten, kann daher<br />

die PALLMANN-Methode nicht zum Nachweis der<br />

warmen Hangzone <strong>und</strong> der Tallage mit Kaltluftstau<br />

herangezogen werden. Das rührt von den im Tal wesentlichen<br />

höheren Tagestemperaturen her. Nach den<br />

Messungen von GEIGER sind in der Tallage die Temperaturen<br />

etwa von 8 Uhr morgens bis 19 Uhr abends höher<br />

als in der Hanglage; entsprechend verhält sich die<br />

Maximaltemperatur.<br />

Die Rohrzuckerinversion wird durch die hohen Tagestemperaturen<br />

weit stärker beeinflußt als durch die tiefen<br />

Temperaturen der Nacht. Die Tageswerte setzen<br />

sich also im Ergebnis gegen die Nachtwerte durch.<br />

Deshalb können die eT-Zahlen keine Auskunft über die<br />

arithmetischen Temperaturmittel geben. Sie charakterisieren<br />

aber gut das Wärmeangebot, das der Vegetation<br />

während des Tages, zur Zeit der Assimilation, in<br />

den einzelnen Bereichen des Geländes zur Verfügung<br />

steht. Gerade danach ist aber eingangs gefragt worden.<br />

Keine andere Methode liefert derzeit entsprechende<br />

Ergebnisse mit einem vergleichbar geringen<br />

Arbeitsaufwand.<br />

Die Genauigkeit der PALLMANN-Methode ist nach<br />

übereinstimmender Aussage mehrerer Autoren außerordentlich<br />

groß (KUNDLER 1954, LÜTZKE 1963). Die<br />

Ergebnisse unserer Messungen im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

bestätigen das erneut.<br />

Festlegung der Meßstationen<br />

Um Daten zur Beurteilung des Wärmeangebots während<br />

der Vegetationszeit in Abhängigkeit von der Höhenlage<br />

<strong>und</strong> dem Geländerelief (Geländeform, Gelän-<br />

deneigung, Exposition) zu erhalten, wurden im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

über 100 PALLMANN-Stationen aufgebaut.<br />

Jede Station erhielt zwei mit Zuckerlösung gefüllte<br />

Reagenzgläser. Diese waren jeweils angebracht:<br />

- Mit einem zuverlässigen Strahlungsschutz versehen<br />

in zwei Meter Höhe über dem Boden; die hier gemessene<br />

wirksame Mitteltemperatur ist ausschließlich<br />

eine Funktion der Lufttemperatur.<br />

- In der organischen Bodendecke etwa 2 cm dick mit<br />

Streu bedeckt. Hier findet hauptsächlich die Umsetzung<br />

des organischen Bestandsabfalls (Nadel-,<br />

Laub- <strong>und</strong> Aststreu) statt, deren Verlauf wieder für<br />

Pflanzenernährung <strong>und</strong> Bodenentwicklung bedeutsam<br />

ist.<br />

Die Untersuchung der Wärmeverhältnisse in den verschiedenen<br />

Geländebereichen setzt eigentlich voraus,<br />

daß die sek<strong>und</strong>ären Wirkungen der Vegetation ausgeschaltet<br />

werden. Das hätte an sich die Durchführung<br />

der Messungen auf waldfreien Flächen erfordert. Es<br />

wurde jedoch rasch klar, daß solche Meßplätze viel zu<br />

selten sind, als daß man das Gelände mit einem hinreichend<br />

dichten Meßpunktnetz hätte überziehen können.<br />

Es blieb daher nichts anderes übrig, als die Messungen<br />

in <strong>Wald</strong> beständen durchzuführen. Das hat auf<br />

der einen Seite den Nachteil, daß die Messungen nur<br />

die Wärmeverhältnisse im Stammraum des <strong>Wald</strong>es<br />

wiedergeben. Es hat jedoch den Vorteil, daß die Messungen<br />

für große Flächen des nahezu geschlossen bewaldeten<br />

Gebietes repräsentativ sind.<br />

Die Eigenarten des Bestandsklimas, vor allem niedrigere Tagestemperaturen<br />

<strong>und</strong> eine geringe Tagesschwankung der<br />

Temperatur als im Freiland, beeinflussen also die Ergebnisse.<br />

Man muß sich aber vor Augen halten, daß sich die Lufttemperaturen<br />

im <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> außerhalb des <strong>Wald</strong>es nicht sehr stark<br />

unterscheiden. Die Strahlung wird zwar an der "äußeren aktiven<br />

Oberfläche des <strong>Wald</strong>es", im Kronenraum bereits weitgehend<br />

abgefangen (BAUMGARTNER 1956), im Bestand<br />

herrschen daher völlig andere Strahlungsverhältnisse als außerhalb.<br />

Die Luft im Stammraum des <strong>Wald</strong>es steht jedoch in<br />

einem sehr lebhaften Austausch mit der Außenluft, besonders<br />

während der warmen St<strong>und</strong>en des Tages, die für das Ergebnis<br />

unserer Messungen am wirksamsten sind (BAUM­<br />

GARTNER 1956, HECKERT 1959, GEIGER 1961).<br />

Anders verhält es sich bei der Bodentemperatur, die im <strong>Wald</strong><br />

wegen der weitgehenden Abhaltung der Strahlung wesentlich<br />

niedriger bleibt als im Freiland.<br />

Da der Einfluß der <strong>Wald</strong>bestände nicht ausgeschaltet<br />

61


werden konnte, galt es, ihn möglichst konstant zu halten,<br />

um so die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu wahren.<br />

Die Stationen wurden gr<strong>und</strong>sätzlich in Fichten­<br />

Baumbeständen mittleren Schlusses aufgebaut. Diese<br />

Bestandsform ist am weitesten verbreitet <strong>und</strong> klar genug<br />

definierbar. Um alle Geländelagen zu erfassen,<br />

mußten wir hin <strong>und</strong> wieder von dieser Norm abweichen,<br />

in einigen Fällen wurden Stangen- <strong>und</strong> Althölzer,<br />

oder Bestände mit nur lockerem oder dichtem Schluß<br />

einbezogen. Diese Bestandseigenschaften wurden jedoch<br />

festgehalten <strong>und</strong> in der statistischen Bearbeitung<br />

der Ergebnisse berücksichtigt. Es zeigte sich, daß die<br />

Forderung nach Konstanz des Bestandseinflusses<br />

weitgehend erfüllt werden konnte.<br />

Einige Forscher haben die PALLMANN-Methode dazu<br />

verwendet, die wärmeklimatischen Unterschiede in<br />

verschiedenen Pflanzengesellschaften zu untersuchen<br />

CPALLMANN <strong>und</strong> FREI 1943, LÜDl1948).Sokann<br />

man - soweit die Methode sich hierfür eignet - Aufschlüsse<br />

über die Temperaturbedingungen in speziellen<br />

Pflanzenbeständen erhalten. Es lassen sich jedoch<br />

in diesem Fall die primären, von der Lage im Gelände<br />

herrührenden Eigenschaften eines Meßortes nicht von<br />

seinen sek<strong>und</strong>ären, durch bestimmte Pflanzenbestände<br />

verursachten Eigenschaften trennen. Anders ausgedrückt:<br />

Es läßt sich bei einem solchen Vorgehen<br />

nicht sagen, inwieweit die festgestellten Temperaturverhältnisse<br />

Ursache oder Wirkung bestimmter Pflanzengesellschaften<br />

sind. Wir sind daher bewußt einen<br />

anderen Weg gegangen <strong>und</strong> haben uns bemüht, für ein<br />

bewaldetes Gebiet durch weitgehende Normierung<br />

des Bestandseinflusses die geländebedingten Unterschiede<br />

im Wärmeangebot zu erfassen. Um ein größeres,<br />

statistisch auswertbares Zahlenmaterial zu bekommen,<br />

wurde auf die gleichzeitige Beantwortung<br />

anderer Fragen CZ. B. nach dem Einfluß der Bestandsdichte)<br />

verzichtet.<br />

Durchführung der Messungen<br />

Während der Monate Juli <strong>und</strong> August 1970 bestanden<br />

103 PALLMANN-Stationen im <strong>Nationalpark</strong>gebiet.<br />

Dank der Hilfe von Herrn Dip!. Gärtner Haug vom <strong>Nationalpark</strong>amt<br />

konnte der Frauenberg bei Grafenau in die<br />

Untersuchungen einbezogen <strong>und</strong> dadurch der erfaßte<br />

Höhenbereich auf 1435 bis 500 m Seehöhe erweitert<br />

werden. Am Frauenberg waren 12 Stationen eingerich-<br />

62<br />

tet. Um den Anschluß an die Messungen des Wetterdienstes<br />

zu gewinnen, brachten wir auch je 1 Reagenzglas<br />

mit Rohrzucker-Pufferlösung in den Wetterhütten<br />

der Stationen Großer Falkenstein, Zwieselberg<br />

<strong>und</strong> Freyung unter. Hier stehen uns die Terminbeobachtungen<br />

<strong>und</strong> Mittelwerte der Lufttemperatur zur<br />

Verfügung.<br />

Die Herstellung der erforderlichen Rohrzucker-Puffer-Lösung<br />

(reichlich 5 Liter, pH-Wert 2,90) erfolgte in einem Lösungsansatz<br />

im Labor der Oberforstdirektion Regensburg.<br />

Einzelheiten des Verfahrens sind bei PALLMANN, EICHEN­<br />

BERGER <strong>und</strong> HASLER 1940 beschrieben. Für praktische Ratschläge<br />

danken wir Frau L. BAUER von der Landesstelle für<br />

Gewässerk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> wasserwirtschaftliche Planung Baden­<br />

Württemberg in Karlsruhe. Um Mikroorganismen auszuschließen,<br />

wurden der Lösung 0,35% Formaldehyd zugesetzt<br />

(SCHMITZ 1964). Eine Verpilzung war nach Abschluß des<br />

Versuches nirgends zu beobachten.<br />

Die Rohrzucker-Puffer-Lösung wurde in gewöhnliche Reagenzgläser<br />

abgefüllt. Gummistopfen dienten als Verschluß.<br />

Jedes Glas enthielt etwas mehr als 20 cm 3 Lösung. Die gefüllten<br />

Reagenzgläser beförderten wir in einem wärmeisolierten<br />

Behälter nach Spiegelau <strong>und</strong> bewahrten sie dort in der Gefriertruhe<br />

bei -20 0 C bis zur Ausbringung ins Gelände auf.<br />

Sämtliche PALLMANN-Stationen waren mit zwei Reagenzgläsern<br />

ausgestattet. Das eine wurde horizontal in<br />

die organische Auflage des Bodens eingeschoben <strong>und</strong><br />

zwar so, daß es etwa 2 cm dick mit Streu bedeckt war.<br />

Die natürliche Lagerung des organischen Materials<br />

blieb dabei weitgehend ungestört. Das andere Reagenzglas<br />

wurde mit einem Strahlungsschutz versehen<br />

in 2 m Höhe befestigt. Dazu wählten wir folgende Vorrichtung:<br />

Je 3 Holzlatten von 60 cm Länge wurden in<br />

Form eines gleichseitigen Dreiecks verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> so<br />

am Baum angenagelt, daß die freie Spitze nach Norden<br />

zeigte (siehe Abb. 13). Nahe dem äußeren Ende des<br />

unteren, schrägen Schenkels wurden zwei Nägel eingeschlagen<br />

<strong>und</strong> an ihnen das Reagenzglas mit Hilfe<br />

dünner Drähte in der Längsrichtung verankert. Das<br />

Glas befand sich jeweils zwei Meter über dem Boden.<br />

Ein dünnes Aluminiumblech, das an der Latte angenagelt<br />

war, wurde dann zu einer Röhre zusammengebogen.<br />

Das aufgehängte Reagenzglas hing frei in der Luft,<br />

es berührte weder das Blech noch das Holz.<br />

Ein derartiges Rohr aus Aluminium-Blech als Strahlungsschutz<br />

hat sich bei der Messung der Lufttempe-


atur mit Thermometern bewährt. (BAUER <strong>und</strong><br />

BUSCHNER 1955). Falls beispielsweise die Sonne auf<br />

das Rohr scheint, entsteht sofort ein Konvektionsstrom,<br />

der das Meßgerät belüftet. Die mit einer solchen<br />

Vorrichtung gemessenen wirksamen MitteItemperaturen<br />

sind also eindeutige Funktionen der Lufttemperatur<br />

im Stammraum des jeweiligen Bestandes.<br />

Die Reagenzgläser mit der eingefrorenen Rohrzuckerlösung<br />

verteilten wir am 1. Juni 1970 mit Kühltaschen<br />

im Gelände. Die letzten Gläser, die am Abend ausgebracht<br />

wurden, enthielten noch Eisreste. Die Uhrzeit<br />

der Ausbringung wurde bei jeder Station notiert. Am 1.<br />

September 1970 sammelten wir die Gläser in derselben<br />

Reihenfolge, in der wir sie ausgebracht hatten,<br />

wieder ein. Die Uhrzeiten sind festgehalten, der Transport<br />

erfolgte wiederum in Kühltaschen. Anschließend<br />

froren wir die Proben sofort in der Kühltruhe ein <strong>und</strong> lagerten<br />

sie hier bis zur Messung der Drehwinkel.<br />

Erst im Dezember 1970 konnte die weitere Auswertung<br />

erfolgen. Die Firma Zeiss, Oberkochen, stellte uns<br />

dankenswerterweise ein Kreispolarimeter 0,01 0 leihweise<br />

zur Verfügung <strong>und</strong> ermöglichte dadurch erst die<br />

Messungen. Das Gerät war mit einer Hg-Spektrallampe<br />

<strong>und</strong> 200 mm langen Polarimeterröhren mit Einfüllstutzen<br />

ausgerüstet.<br />

Die Reagenzgläserwurden aus der Kühltruhe genommen, ihr<br />

Inhalt auf etwa 20° erwärmt <strong>und</strong> bei dieser Temperatur eine<br />

St<strong>und</strong>e lang aufbewahrt (SCHMITZ 1964). Den Drehwinkeljeder<br />

Probe maßen wir 3 mal <strong>und</strong> bildeten dann das Mittel. Vor<br />

<strong>und</strong> nach den in rascher Folge durchgeführten Messungen<br />

wurde die Temperatur der Probeflüssigkeit abgelesen.<br />

(SCHMITZ 1964) <strong>und</strong> die beiden Werte ebenfalls gemittelt.<br />

Nach jeder Probe entleerten wir die Polarimeterröhre, spülten<br />

sie mit der nächsten zu messenden Lösung aus <strong>und</strong> füllten<br />

diese erst dann ein. Unsere Reagenzgläser faßten fast<br />

doppelt soviel Lösung wie die Polarimeterröhre. Die Anfangdrehwinkel<br />

der Lösung wurden an 4 Proben bestimmt, die<br />

von Anfang an in zwei verschiedenen Kühltruhen gelagert<br />

waren; sie stimmten sehr gut überein.<br />

Die Berechnung der wirksamen Mitteltemperaturen<br />

für die einzelnen Proben führte für uns die Landesstelle<br />

für Gewässerk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> wasserwirtschaftliche Planung<br />

Baden-Württemberg in Karlsruhee nach einem<br />

von SCHMITZ entwickelten Rechenprogramm durch.<br />

Dieses Rechenprogramm berücksichtigt die von<br />

SCHMITZ (1964) veröffentlichte Verfeinerungen der<br />

PALLMANN-Methode.<br />

Ergebnisse der Messungen der wirksamen MitteItemperaturen<br />

der Luft<br />

Die wirksamen Mitteltemperaturen (Juli <strong>und</strong> August 1970)<br />

der Luft in 2 Meter Höhe, der organischen Bodendecke <strong>und</strong><br />

für einige Stationen auch des Bodens in 30 cm Tiefe wurden<br />

in <strong>Wald</strong>beständen (Norm: Fichten-Baumholz mittleren<br />

Schlusses) bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 18a ausführlich<br />

wiedergegeben. Dort sind auch für jede Station die<br />

Seehöhe, die Geländeklasse, die Geländeneigung, die Exposition<br />

sowie Altersphase (Stangenholz, Baumholz, Altholz)<br />

<strong>und</strong> Schlußgrad (dicht, mittel, locker) des betreffenden Bestandes<br />

angegeben. Mit den beiden letzten Angaben soll geprüft<br />

werden, inwieweit es gelungen ist, den Bestandseinfluß<br />

zu normieren.<br />

Die Geländeklassen waren folgendermaßen definiert:<br />

1. Tallagen mit Kaltluftstau } T .. I<br />

2. Hangta ··1 er<br />

a er<br />

3. Bergsättel<br />

4. Plateaulagen<br />

5. Gipfellagen<br />

Für die weitere Auswertung wurden die Geländeklassen teilweise<br />

noch zusammengefaßt oder nach Expositionen weiter<br />

untergliedert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Meßergebnisse an den einzelnen Stationen<br />

sind zunächst nur Aussagen über die Wärmeverhältnisse<br />

an eben diesen Geländepunkten möglich.<br />

Damit allgemeinere Aussagen gemacht werden. können,<br />

ist den Zusammenhängen zwischen der wirksamen<br />

Mitteltemperatur <strong>und</strong> den Geländedaten, also<br />

Geländeklasse, Seehöhe, Geländeneigung <strong>und</strong> Exposition<br />

näher nachzugehen. Das geschah zunächst nur<br />

graphisch, dann aber durch das Entgegenkommen von<br />

Dr. J. BACHLER vom Institut für <strong>Wald</strong>ertragsk<strong>und</strong>e der<br />

Forstlichen Forschungsanstalt München auch regressionsanalytisch.<br />

Die methodischen <strong>und</strong> statistischen<br />

Fragen behandelt BACHLER anschließend in einem<br />

besonderen Absatz.<br />

Die Regressionsanalysen führten wir getrennt für die einzelnen<br />

Geländeklassen durch; soweit genügend Stationen vorhanden<br />

waren, unterteilten wir innerhalb der Geländeklassen<br />

nach 4 Haupt-Expositionen (ONO bis SO = Ost, aso bis SW<br />

= Süd, WSW bis NW = West, NNW bis NO = Nord). Die Expositionen<br />

wurden in Tälern nicht nach der Richtung des Tales<br />

sondern nach der unmittelbaren Umgebung der Station bestimmt.<br />

Als Ausgleichsfunktion für den Zusammenhang zwischen<br />

Höhenlage <strong>und</strong> wirksamer Mitteltemperatur wählten<br />

63


deeinflüsse zurück <strong>und</strong> es kommt daher die Abhängigkeit<br />

der Temperatur von der Meereshöhe am klarsten<br />

zum Ausdruck.<br />

Die Ausgleichsfunktion für die Hänge schneidet diejenige<br />

der Gipfellagen in etwa 1140 m Höhe: Oberhalb<br />

erscheinen die Gipfel etwas kühler, unterhalb wärmer<br />

als die Hänge (Abb. 15). Möglicherweise sind die Temperaturen<br />

im unteren Bereich der Hänge deshalb gedrückt,<br />

weil hier zahlreiche Stationen vorhanden sind,<br />

die bereits zu den Tälern überleiten. Die Kovarianzanalyse<br />

ergab bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5%<br />

keine gesicherten Unterschiede zwischen den Geländeklassen<br />

der Hänge <strong>und</strong> der Gipfellagen (siehe Beitrag<br />

BACHLER).<br />

Da die Geländeklassen der Tallagen mit Kaltluftstau<br />

<strong>und</strong> der Hangtäler nicht durch eine scharfe Grenze getrennt,<br />

sondern durch allmähliche Übergänge verb<strong>und</strong>en<br />

sind, <strong>und</strong> da auch die gemessenen wirksamen Mitteltemperaturen<br />

gut zusammenpassen, wurden die<br />

beiden Geländeklassen im Verlauf der statistischen<br />

Auswertung als "Täler" zusammengefaßt. Die wirksamen<br />

Mitteltemperaturen der Täler liegen durchwegs<br />

unter denen der Gipfellagen oder der Hänge. Die Kovarianzanalyse<br />

ergab bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

von 5% gesicherte Unterschiede zwischen den Tälern<br />

einerseits <strong>und</strong> den Hängen bzw. Gipfellagen andererseits<br />

(siehe Beitrag BACHLER). Woher kommen diese<br />

Unterschiede?<br />

In den Hangtälern, die in die Hänge eingesenkt sind<br />

<strong>und</strong> die daher ein starkes Gefälle aufweisen, bleiben<br />

die Temperaturen beträchtlich hinter denen der benachbarten<br />

Hänge zurück (siehe Abb. 15). Das wird<br />

auch durch die Beobachtungen beim Abschmelzen<br />

der Schneedecke (Abschn. 3.1.9.3) <strong>und</strong> beim Austreiben<br />

der Buche (Absehn. 3.1.4.3.4) gestützt. Eine weitere<br />

Beobachtung weist in diese Richtung. Vielfach ist<br />

sogar an warmen Tagen zu spüren, daß ein Luftstrom in<br />

den Hangtälern bergab zieht, während an den Hängen<br />

der Wind bergauf weht. Die Hangtäler spielen also<br />

möglicherweise im System des Berg- <strong>und</strong> Talwindes<br />

eine besondere Rolle. Mindestens zeitweise scheinen<br />

hier Ausgleichsbewegungen gegen den tagsüber<br />

herrschenden Talwind stattzufinden. Teilweise wirken<br />

sich wohl solche Strömungen bis hinunter in die Tallagen<br />

mit Kaltluftstau aus. Dafür sprechen zum Beispiel<br />

die tiefen Temperaturen in dem Kessel, in dem sich einige<br />

Quellbäche zur Großen Ohe vereinigen (siehe<br />

66<br />

Karte Nr. 2).<br />

Erwartungsgemäß drückt sich der nächtliche Kaltluftstau<br />

in den Tallagen nicht erkennbar in der wirksamen<br />

Mitteltemperatur aus. Das zeigt z. B. besonders deutlich<br />

die Station Nr. 24 (Gebietsabschnitt 11, Abt. Föhrau),<br />

die sich in einer extremen Kaltluftstaulage befand. Die<br />

Station Nr. 9 des Netzes für die Messung der Minimum­<br />

Temperaturen, an der regelmäßig die tiefsten Werte<br />

erreicht wurden, war ganz in der Nähe. Die gemessene<br />

wirksame Mitteltemperatur von 14,4°C eT läßt jedoch<br />

keine Besonderheiten erkennen, sie deckt sich fast mit<br />

dem an hand der Ausgleichsfunktion für die betreffende<br />

Höhenlage der Täler errechneten Wert.<br />

Warum also ist es in den Tallagen kühler als an Hängen<br />

oder auf Gipfeln? Die Frage ist wohl kaum endgültig zu<br />

beantworten. Wenigstens teilweise dürften die Täler<br />

weniger Strahlung erhalten, weil diese durch vorgelagerte<br />

Höhen abgeschirmt wird. Das würde vor allem für<br />

enge Täler, nicht aber für weite Talmulden gelten. Die<br />

Strahlungsunterschiede reichen daher zur Erklärung<br />

der geringen wirksamen Mitteltemperaturen in Tälern<br />

nicht aus. Eine größere Rolle dürfte ein anderer Umstand<br />

spielen. Es war bereits davon die Rede, daß ein<br />

sehr lebhafter Austausch zwischen der Luft im Stammraum<br />

des <strong>Wald</strong>es <strong>und</strong> der freien Atmosphäre stattfindet.<br />

Das trifft aber in den windruhigen Tallagen vermutlich<br />

weniger zu, als an Hängen oder auf Gipfeln. Infolge<br />

eines verminderten Luftaustausches könnten sich die<br />

Eigenarten des Bestandsklimas - niedrigere Temperaturen<br />

<strong>und</strong> geringere Tagesschwankungen - stärker auf<br />

die wirksame Mitteltemperatur auswirken, als bei anderen<br />

Geländeformen. Auch hier wären enge Täler<br />

stärker betroffen als weite, was sich in den Meßergebnissen<br />

anzudeuten scheint. Inwieweit diese Überlegung<br />

auch für die Hangtäler zutrifft, erscheint fraglich.<br />

Die Tatsache, daß im Stammraum des <strong>Wald</strong>es in Tallagen<br />

mit Kaltluftstau wie auch in Hangtälern geringere<br />

wirksame Mitteltemperaturen auftreten, als beispielsweise<br />

an Hängen, ist gesichert, wenn auch die Ursachen<br />

nicht eindeutig anzugeben sind.<br />

Plateaulagen <strong>und</strong> Bergsättel zeigen etwas niedrigere<br />

wirksame Mitteltemperaturen, als Hänge gleicher Höhenlage.<br />

Deutlich ist das zum Beispiel bei dem hochgelegenen<br />

Plateau zwischen Reschbachklause <strong>und</strong><br />

Schwarzbachklause im Gebiets-Abschnitt VI. Für weitergehende<br />

Aussagen ist die Zahl der Meßwerte zu gering.


Die Aufteilung der Geländeklassen nach Expositionen<br />

brachte unterschiedliche Ergebnisse. Zwischen den<br />

Hauptexpositionen Nord, Ost, Süd, West innerhalb der<br />

Täler (Tallagen mit Kaltluftstau <strong>und</strong> Hangtäler) bestehen<br />

bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% keine<br />

gesicherten Unterschiede. Das ist nicht verw<strong>und</strong>erlich,<br />

da die Ausgleichfunktionen fast identisch sind.<br />

Für die vier Hauptexpositionen der Hänge ergibt die<br />

Kovarianzanalyse bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

von 5% gesicherte Unterschiede (Abb. 16). Man sollte<br />

diesen Bef<strong>und</strong> aber nicht überbewerten. In Höhenlagen<br />

von etwa 900 m aufwärts gibt die Ausgleichsfunktion<br />

für die Südhänge die höchsten, diejenige für die<br />

Nordhänge die niedrigsten eT-Werte. Die Ost- <strong>und</strong><br />

West-Hänge ordnen sich hier dazwischen ein. Unterhalb<br />

einer Höhe von etwa 900 m ergeben sich für die<br />

Süd hänge geringere Temperaturen, als für die Ost-<strong>und</strong><br />

Westhänge. Die Ursache dieser Abweichung ist nicht<br />

klar.<br />

Wie sehr nicht ohne weiteres faßbare Zufälligkeiten die<br />

Lage der Ausgleichsfunktionen verändern können,<br />

zeigt das Beispiel der West hänge. Je nachdem, ob man<br />

die zwei Stationen aus Frauenberg, deren Werte aus<br />

dem Rahmen fallen, einbezieht oder nicht, ergeben<br />

sich deutlich verschiedene Ausgleichsfunktionen (s.<br />

Abb.16).<br />

Als wesentliches Ergebnis ist festzuhalten, daß sich in<br />

dem gut mit Stationen besetzten Bereich der Hanglagen<br />

etwa zwischen 800 <strong>und</strong> 1300 m Höhe im Stammraum<br />

der Bestände nur auffallend geringe Differenzen<br />

der wirksamen Mitteltemperatur in Abhängigkeit von<br />

der Exposition ergeben. Nord- <strong>und</strong> Südhänge unterscheiden<br />

sich bei gleicher Höhenlage im Durchschnitt<br />

nur etwa um 0,3 bis 0,6 0 eT; das entspricht einem Höhenunterschied<br />

von etwa 50 bis 100 m. Die Unterschiede<br />

sind damit etwas geringer als zwischen Hanglagen<br />

<strong>und</strong> Tälern, die im Durchschnitt eine Temperaturdifferenz<br />

von 0,5 bis 0,70 eT aufweisen (s. Abb. 15).<br />

Vergleich der wirksamen Mitteltemperatur der Luft<br />

mit den Temperaturmessungen des Wetterdienstes<br />

An drei Stationen des Deutschen Wetterdienstes, auf<br />

dem Großen Falkenstein, in Freyung <strong>und</strong> in Zwieselberg<br />

war je ein PALLMANN-Röhrchen vom 1. Juli bis 1.<br />

September 1970 in der Wetterhütte untergebracht.<br />

Gleichlaufend zu den eT-Werten liegen also Messungen<br />

der Lufttemperatur zu den üblichen Terminen sowie<br />

Maxima <strong>und</strong> Minima vor. Die Mitteltemperaturen<br />

der Luft in den Monaten Juli <strong>und</strong> August 1970 sowie die<br />

langjährigen Mittel dieser Monate enthält die folgende<br />

Übersicht:<br />

Mitteltemperatur der Monate Juli <strong>und</strong> August<br />

Station langjähriges Mittel Mittel<br />

(1931-1960)<br />

1970<br />

Großer Falkenstein (1307 m) 11 ,9<br />

Freyung (655 m) 15,7<br />

Zwieselberg (615 m)<br />

Passau-Oberhaus (409 m) 17,4<br />

Es wurde bereits eingehend begründet, warum die eT­<br />

Werte nicht in Mitteltemperaturen umgerechnet werden<br />

können. Für die 8 PALLMANN-Stationen auf Berggipfeln<br />

soll das nun trotzdem überschlägig geschehen,<br />

um wenigstens eine Größenordnung für den Vergleich<br />

der eT-Werte mit den Mittelwerten der Lufttemperatur<br />

zu geben. Die Gipfelstationen erscheinen am geeignetsten,<br />

weil hier der Geländeeinfluß - der sich auch in<br />

68<br />

11,5<br />

15,7<br />

15,0<br />

16,9<br />

unterschiedlichen Tagesschwankungen auswirkt - am<br />

geringsten ist.<br />

Die Beziehung zwischen dem Mittel der Lufttemperatur<br />

während der Monate Juli <strong>und</strong> August 1970 <strong>und</strong> der<br />

wirksamen Mitteltemperatur geht aus Abb. 17 hervor.<br />

Mit Hilfe der entsprechenden Regressionsgleichung<br />

sind die eT-Werte der Gipfellagen in "Mitteitemperaturen"<br />

umgerechnet (Abb. 18). Außerdem enthält die Ab-


Abb. 18: Vergleich der Mittelwerte der Lufttemperatur im Juli <strong>und</strong><br />

August 1970 nach Messungen des Wetterdienstes mit Messun·<br />

gen an PALLMANN·Stationen in Gipfellagen (Erklärung<br />

Seehöhe im Text)<br />

m<br />

72<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

10<br />

amtliche Meßstelien<br />

PALLMANN-Stationen(eT)<br />

in Gipfellagen näherungsweise<br />

auf·e umgerechnet<br />

--e T um gerechnet} Ausgleichs-<br />

-- - - amtl.Meßwerte geraden<br />

IS 20 t ·C<br />

bildung die Mitteltemperaturen der Stationen Großer<br />

Falkenstein, Freyung, Zwieselberg <strong>und</strong> Passau-Oberhaus<br />

während desselben Zeitraums. Für beide Serien<br />

von Werten sind die Regressionsgeraden berechnet.<br />

Sie differieren über den ganzen Höhenbereich hinweg<br />

nur um 0,2°C. Aus den eT-Werten, die in Beständen gewonnen<br />

wurden, ergeben sich etwas geringere "Mitteitemperaturen",<br />

als an den amtlichen Stationen.<br />

Karte der wirksamen Mitteltemperatur der Luft<br />

Aufgr<strong>und</strong> der relativ zahlreichen Meßwerte (99 innerhalb<br />

des <strong>Nationalpark</strong>gebietes) <strong>und</strong> der straffen Korrelationen,<br />

die zwischen der wirksamen Mitteitemperatur<br />

bestimmter Geländeklassen <strong>und</strong> der Seehöhe bestehen,<br />

war es möglich, eine Karte der Temperaturverteilung<br />

im Stamm raum des <strong>Wald</strong>es während der Monate<br />

Juli <strong>und</strong> August 1970 zu zeichnen (Karte Nr. 2). In<br />

ihrer Lage etwas unsichere Grenzlinien sind gestrichelt.<br />

Das trifft vor allem für die Trennlinie zwischen<br />

dem Bereich mit Temperaturen von über 15°eT bzw.<br />

unter 15°eT westlich des Sagwassers zu, die bei bewegtem<br />

Relief gerade dort zu ziehen war, wo nur wenige<br />

Meßstationen bestanden.<br />

Die Karte Nr. 2 könnte eine Hilfe für die verschiedensten<br />

ökQlogischen Untersuchungen sein. Was bei der<br />

Interpretation zu beachten ist, wurde bereits im Absatz<br />

über die Methodik ausführlich besprochen.<br />

Ergebnisse der Messungen der wirksamen<br />

Mitteltemperatur im Humus<br />

Das organische Material, das von den Bäumen eines<br />

<strong>Wald</strong>es abgefallen ist, also Äste, Rindenteile, Blätter<br />

<strong>und</strong> Nadeln, unterliegt vielfältigen Abbau- <strong>und</strong> Umsetzungsprozessen.<br />

Art <strong>und</strong> Geschwindigkeit dieser Vorgänge<br />

haben große Bedeutung für die Bodenentwicklung,<br />

für die Bodentiere <strong>und</strong> für die Ernährung der<br />

Pflanzen. Unter den klimatischen Faktoren ist es im<br />

feucht-kühlen <strong>Klima</strong> des Bayerischen <strong>Wald</strong>es vor allem<br />

das Wärmeangebot, das die chemischen <strong>und</strong> biologischen<br />

Vorgänge in der organischen Bodendecke<br />

stark beeinflußt. Messungen der wirksamen Mitteitemperatur<br />

können daher die Beurteilung der hier - in der<br />

ökologisch äußerst wichtigen Grenzzone zwischen Atmosphäre<br />

<strong>und</strong> Boden - ablaufenden Prozesse erleichtern.


An jeder der PALLMANN-Stationen war ein Reagenzglas<br />

in der organischen Bodendecke untergebracht. Es<br />

wurde so in die möglichst ungestörte Streu eingeschoben,<br />

daß es etwa 2 cm dick mit organischem Material<br />

bedeckt war. Da es sich durchwegs um Fichtenbestände<br />

handelte, konnten die Röhrchen so ziemlich gleichartig<br />

untergebracht werden. Es sollte möglichst keine<br />

Bodenvegetation vorhanden sein. Die unmittelbare<br />

Umgebung der Wurzelstöcke war zu meiden.<br />

Die Ergebnisse der Messungen gehen wieder aus der<br />

Tabelle 20 hervor. Aus Tabelle 22 sind die Resultate der<br />

statistischen Auswertungen zu entnehmen.<br />

Es war zu erwarten, daß die Unterschiede in der Bestandsdichte<br />

sich auf die wirksame Mitteltemperatur in<br />

der organischen Bodendecke ("Humus") weit stärker<br />

auswirken, als auf diejenige der Luft. Bei den Auswertungen<br />

erscheint die Altersphase aber nur zwei Mal unter<br />

den im Verlauf der Regressionsanalyse nicht ausgeschiedenen<br />

Faktoren (Tab. 22). Bei den Hängen aller<br />

Expositionen <strong>und</strong> bei den Süd hängen bleibt jeweils die<br />

Altersphase übrig. Diese Faktoren erscheinen mit positiven<br />

Koeffizienten, das heißt je älter <strong>und</strong> damit lichter<br />

ein Bestand ist, desto höhere eT-Werte finden wir im<br />

Humus. Die erfaßten Bestandsdaten zeigen also einen<br />

kaum stärkeren Einfluß auf die wirksamen Mitteitemperaturen<br />

im Humus als auf diejenige der Luft. Das<br />

rührt vermutlich daher, daß die nicht erfaßten Unterschiede<br />

der Bestände eine große Rolle spielen. Es ist<br />

sicherlich wichtig, ob beispielsweise die Sonne durch<br />

Lücken im Kronendach längere oder kürzere Zeit unmittelbar<br />

auf die Stelle scheint, an der das Röhrchen in<br />

der Bodendecke liegt. Der Bestandseinfluß macht sich<br />

daher weniger in deutlichen Zusammenhängen mit<br />

den erfaßten Bestandsdaten bemerkbar, als vielmehr<br />

in einer wesentlich größeren Streuung der Meßwerte.<br />

Der Faktoren Hangneigung <strong>und</strong> Schlußgrad wurden<br />

bei allen Rechengängen der Regressionsanalyse ausgeschaltet.<br />

Die Meßwerte von Gipfellagen, von Bergsätteln <strong>und</strong><br />

Plateaus <strong>und</strong> von den Hängen, lassen trotzdem den<br />

Einfluß der Meereshöhe noch ganz klar erkennen (Tab.<br />

22). Für die Geländeklasse der Hänge sind die Ausgleichsfunktionen<br />

der eT-Werte von Luft <strong>und</strong> Humus in<br />

Abb. 19 dargestellt.<br />

Bei den Tälern ist die Streuung der Werte so groß, daß<br />

meist nicht einmal eine Abhängigkeit von der Höhenlage<br />

deutlich wird (Tab. 22).<br />

74<br />

Die Meßwerte der Hänge <strong>und</strong> der Täler wurden wieder<br />

nach den 4 Hauptexpositionen aufgegliedert. In beiden<br />

Fällen ergab die Kovarianzanalyse bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

von 5% keine gesicherten Unterschiede<br />

zwischen den Expositionen.<br />

Ergebnisse der Messungen der wirksamen<br />

Mitteltemperatur in 30 cm Bodentiefe<br />

Um wenigstens einige Anhaltspunkte für die Temperaturen<br />

im Haupt-Wurzelraum zu bekommen, vergruben<br />

wir bei 8 PALLMANN-Stationen je ein Reagenzglas mit<br />

Meßlösung 30 cm tief im Boden. Das Reagenzglas wurde<br />

von einer kleinen Grube aus horizontal in den möglichst<br />

ungestörten Boden eingebracht. Mehr als 8 Messungen<br />

dieser Art wären wegen des großen Arbeitsaufwandes<br />

nicht möglich gewesen.<br />

Die Meßergebnisse sind in Tab. 18a wiedergegeben<br />

<strong>und</strong> in Abb. 19 dargestellt. Auch hier ist der Einfluß der<br />

Seehöhe zu erkennen. Für eine weitere Diskussion ist<br />

die Zahl der Meßwerte zu gering.<br />

Bemerkungen zur Statistischen Auswertung von<br />

JOACHIM BACHLER<br />

Der Zusammenhang zwischen zwei Merkmalen wird<br />

zweckmäßigerweise durch eine Korrelationsrechnung<br />

geprüft. Dabei gibt der Korrelationskoeffizient r die<br />

Straffheit der Beziehung an, die um so größer ist, je<br />

mehr er sich dem Wert 1,0 nähert. Das Vorzeichen des<br />

Koeffizienten sagt zusätzlich, ob eine gleichgerichtete<br />

oder eine gegenläufige Beziehung besteht, ob mit dem<br />

Steigen der Werte des einen Merkmals sich auch die<br />

beobachteten Größen des anderen Merkmals erhöhen<br />

oder ob sie kleiner werden.<br />

Über die kausalen Zusammenhänge zwischen den beiden<br />

Merkmalen sagt die Korrelationsrechnung nichts<br />

aus. Welches Merkmal unabhängig <strong>und</strong> welches abhängig<br />

ist, muß aus der Versuchsanlage hervorgehen.<br />

Ebenfalls ist es nicht möglich, eine Voraussage zu machen,<br />

um wieviel Einheiten sich das abhängige Merkmal<br />

y verändert, wenn das unabhängige Merkmal x um<br />

eine Einheit vergrößert wird. Das ist nur nach der Berechnung<br />

einer Ausgleichslinie, der sogenannten Regressionslinie<br />

möglich. Diese Regressionsrechnung<br />

kann auch bei mehreren Unabhängigen durchgeführt<br />

werden, um Mehrfachbeziehungen zu ermitteln <strong>und</strong>


um festzustellen, welche der unabhängigen Merkmale<br />

von besonderem Einfluß auf das abhängige Merkmal<br />

sind.<br />

Bei den hier zu untersuchenden Zusammenhängen<br />

war die Regressionsanalyse eine geeignete statistische<br />

Methode. Ein an der Rechenanlage des Landwirtschaftsministeriums<br />

in München laufendes Computerprogramm<br />

übernahm die komplizierten Berechnungen.<br />

Dazu mußten folgende Voraussetzungen gegeben<br />

sein:<br />

1. Das Programm berechnet eine Regressionsfunktion<br />

der allgemeinen Form<br />

y = a + b . X1 + C • X2 + ...<br />

Die Ausgangsdaten müssen also durch Umwandlung<br />

in eine Form gebracht werden, die einen linearen<br />

Ausgleich zuläßt. Die Exponentialfunktion führt<br />

erwartungsgemäß bei Zusammenhängen im Bereich<br />

der Naturwissenschaften zu guten Ergebnissen,<br />

besonders auch auf biologischen Gebieten. Daher<br />

wurde im vorliegenden Fall ein halblogarithmischer<br />

Ansatz der Form<br />

y = a + b . Inx1 + c . Inx2 + ..<br />

gewählt.<br />

2. Das dem Programm zugr<strong>und</strong>e liegende Verfahren<br />

verlangt sowohl als x- als auch als y-Werte sich stetig<br />

verändernde Merkmale, sogenannte Variablen.<br />

Diskrete Noten, wie z. B. Schlüsselzahlen für Baumarten<br />

oder für Herkünfte, sind dazu nicht geeignet.<br />

Es ist jedoch möglich, Werte zu verwenden, die Ausdruck<br />

von gewissen Klassifikationen des Merkmals<br />

sind. Bei den Merkmalen Altersphase <strong>und</strong> Schlußgrad<br />

trifft das zu. Damit konnten auch diese Unabhängigen<br />

in die Berechnungen einbezogen werden.<br />

Das vorliegende FORTRAN IV - Programm BMD 02 R,<br />

mit dem die statistischen Auswertungen weitgehend<br />

berechnet wurden, führt eine schrittweise Regressionsanalyse<br />

durch. Von allen möglichen Unabhängigen<br />

wird zuerst diejenige in die Regression einbezogen,<br />

die den höchsten Anteil zur Erklärung der Abhängigen,<br />

also des y-Wertes, beiträgt. Mit jedem weiteren<br />

Schritt wird die im Restfeld beste Variable dazugenommen.<br />

Die Bedeutung der Variablen wird durch einen<br />

F-Wert ausgedrückt, der sich nach jedem Schritt<br />

sowohl in der Funktion als auch im Feld der noch nicht<br />

einbezogenen Variablen ändern kann. Durch Begrenzung<br />

dieses F-Wertes auf eine dem Versuchsumfang<br />

in etwa angemessene Höchstgröße kann die Berech-<br />

nung abgebrochen werden, sobald alle statistisch<br />

wichtigen Unabhängigen in die Funktion einbezogen<br />

worden sind. Dadurch war es in den hier vorliegenden<br />

Auswertungen möglich, daß von den vier Unabhängigen<br />

Altersphase, Schlußgrad, Seehöhe <strong>und</strong> Neigung<br />

nur eine oder zwei in die Regressionsgleichung Eingang<br />

fanden.<br />

Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zeigen allgemein<br />

sehr enge Beziehungen zwischen den Unabhängigen,<br />

insbesondere der Seehöhe, <strong>und</strong> der wirksamen<br />

Mitteltemperatur. Dabei sind besonders bei Teilbereichen<br />

mit nur wenigen Beobachtungen die hohen Korrelationskoeffizienten<br />

bemerkenswert, wenn es sich<br />

um die wirksame Mitteltemperatur der Luft handelt.<br />

Beim Humus sind die Zusammenhänge nicht so ausgeprägt.<br />

Die Gründe dafür hat schon ELLING besprochen.<br />

Als Besonderheit ist noch die Mehrfachkorrelation von<br />

1,0000 bei den Tallagen Nord (Tab. 21) zu erwähnen.<br />

Sie wird durch eine hohe Korrelation von 0,98 zwischen<br />

der See höhe <strong>und</strong> der Neigung bewirkt <strong>und</strong> ist insofern<br />

kein reguläres Rechenergebnis, als im regressionsanalytischen<br />

Ansatz derartige Interkorrelationen nicht<br />

erlaubt sind.<br />

Beim vorliegenden Problem war es weiter notwendig,<br />

Unterschiede zwischen den Geländeklassifikationen<br />

sowie zwischen Expositionen zu prüfen. Nachdem die<br />

Regressionsanalyse gezeigt hat, daß die wirksame Mitteltemperatur<br />

der Luft überall mindestens von der<br />

Seehöhe abhängig ist, war es nicht mehr angebracht,<br />

nur die Mittelwerte miteinander zu vergleichen. Bei<br />

derart engen Beziehungen muß davon ausgegangen<br />

werden, daß die Mittelwerte ebenfalls beeinflußt sind.<br />

Man muß daher mit dem Verfahren der Kovarianzana­<br />

IY8e zuerst den Einfluß der Kovarianten, in diesem Falle<br />

der Seehöhe, ausschalten <strong>und</strong> so die Mittelwerte korrigieren,<br />

bevor ein Vergleich der Mittelwerte untereinander<br />

möglich ist.<br />

Ein weiteres Programm (BMD 04 V) erlaubt diese<br />

Berechnung. Danach sind z. B. gesicherte Differenzen<br />

zwischen den drei Ausgleichsfunktionen der Abb. 15<br />

vorhanden, wobei sich allerdings nur die Täler von den<br />

anderen beiden Geländeklassen abheben, zwischen<br />

denen keine gesicherten Unterschiede bestehen. Das<br />

Verfahren prüft allerdings nicht die Steigungen der<br />

Funktionen, sondern nur deren Höhe im Bereich der<br />

mittleren x-Werte.<br />

75


3.1.4.3.4 Phänologische Beobachtungen<br />

an der Buche<br />

Kartierung des Buchenaustriebs 1970<br />

Aus Untersuchungen von ENGLER (1911), GEIGER,<br />

WOELFLE <strong>und</strong> SEIP (1933/34) <strong>und</strong> BAUMGARTNER,<br />

KLEINLEIN <strong>und</strong> WALDMANN (1956) wissen wir, daß<br />

enge Zusammenhänge zwischen den Temperaturverhältnissen<br />

<strong>und</strong> dem Zeitpunkt des Austreibens der<br />

Buche wie auch anderer Pflanzen bestehen. Verfolgt<br />

man das Austreiben der Buche durch wiederholte Kartierungen,<br />

so ergibt sich daraus eine Gliederung des<br />

Geländes in Bereiche mit unterschiedlichen Temperaturverhältnissen.<br />

Dies läßt sich gr<strong>und</strong>sätzlich feststellen,<br />

obwohl die Zusammenhänge zwischen den Temperaturen<br />

<strong>und</strong> dem Austreibezeitpunkt noch nicht klar<br />

zu übersehen sind; das Problem wird weiter unten diskutiert.<br />

Eine solche phänologische Karte ist eine Hilfe bei der<br />

ökologischen Beurteilung eines Gebietes. Zwar fällt an<br />

einem bestimmten Ort der Zeitpunkt des Austreibens<br />

von Jahr zu Jahr anders - je nach der Witterung. Aus<br />

zwölf jährigen Beobachtungen von ENGLER (1911) in<br />

der Schweiz (660-700 m NN) ist zu ersehen, daß der<br />

Eintrittstermin für eine bestimmte phänologische<br />

Phase der Buche um etwa 3 Wochen differieren kann.<br />

Soweit heute bekannt ist, wiederholt sich aber von Jahr<br />

zu Jahr die Reihenfolge, in der der Buchenaustrieb<br />

bestimmte Geländeteile erfaßt. Das haben beispielsweise<br />

HARTMANN, VAN EIMERN <strong>und</strong> JAHN (1959) im<br />

Harz beobachtet. Auch im <strong>Nationalpark</strong> vollzog sich<br />

1971 <strong>und</strong> 1972 die Entwicklung in derselben Abfolge<br />

wie 1970.<br />

Die Kartierung des Buchenaustriebs im Frühjahr 1970<br />

brachte außerdem wertvolle Hinweise auf Unterschiede<br />

in den Temperaturverhältnissen, die dann bei<br />

der Messung der wirksamen Mitteltemperaturen nach<br />

PALLMANN im Sommer 1970 <strong>und</strong> bei der Messung der<br />

Minimumtemperaturen im Frühjahr 1971 näher untersucht<br />

wurden.<br />

Die Geländeaufnahmen führten die Revierbeamten der<br />

staatlichen Forstämter am 15. Mai 1970, am 20. Mai 1970 <strong>und</strong><br />

am 5. Juni 1970 durch; jede Kartierung benötigte also nur<br />

einen Tag . Das ist wesentlich, da sich bei warmem Wetter das<br />

Bild von einem Tag auf den anderen schon deutlich ändern<br />

kann.<br />

76<br />

Nach der Beobachtungsanleitung zeichneten die Revierbeamten<br />

in eine Karte 1:10000 ihres Reviers diejenigen Flächen<br />

ein, auf denen 25% der hauptständigen Buchen die<br />

ersten entfalteten Blätter zeigten. Diese Abgrenzung erwies<br />

sich als zweckmäßig. Ob die Blattspreite entfaltet ist oder<br />

nicht, läßt sich auf größere Entfernung feststellen. Obwohl<br />

die individuellen Unterschiede im Austreibezeitpunkt bei der<br />

Buche nicht sehr groß sind, gibt es doch einzelne Exemplare,<br />

die vorauseilen, deshalb wurden 25% der hauptständigen<br />

Bäume mit entfalteten Blättern verlangt, wenn ein Bestand<br />

als "ausgetrieben" bezeichnet werden sollte. Bei dieser Definition<br />

entstanden keine wesentlichen Differenzen an den<br />

Reviergrenzen.<br />

Buchen im Jungwuchs- <strong>und</strong> Dickungsstadium, die später als<br />

ältere Buchen austreiben, sowie nebenständige Buchen wurden<br />

nicht berücksichtigt. Der Buchen-Nebenbestand unter<br />

Altbuchen schlägt regelmäßig früher aus als die hauptständigen<br />

Bäume. ENGLER (1911) hat in einer gründlichen Arbeit<br />

nachgewiesen, daß Schattenformen der Buche eher treiben<br />

als Lichtformen. Das frühere Austreiben unterständiger<br />

Buchen ist also nicht allein eine Folge des Bestandsklimas.<br />

Die nebenständige Buche unter der Fichte begrünte sich<br />

1970 gleichzeitig mit der hauptständigen Buche.<br />

Während sich die Buche bei den Aufnahmen im Jahre 1970<br />

für eine kartenmäßige Abgrenzung bestimmter phänologischer<br />

Phasen als sehr geeignet erwies, brachte ein entsprechender<br />

Versuch mit der Fichte keine klaren Ergebnisse.<br />

Infolge großer individueller Unterschiede erschienen an einzelnen<br />

Fichten gleichzeitig über große Höhenbereiche hinweg<br />

die jungen Triebe. Die Vorschrift, nur Bestände einzubeziehen,<br />

in denen 25% der Bäume die ersten jungen Triebe<br />

zeigten, war dann nur schwer anwendbar. An den Reviergrenzen<br />

entstanden bedeutende Sprünge in der Karte. Auf eine<br />

Auswertung mußte daher verzichtet werden.<br />

Zeitlicher Ablauf des Buchenaustriebs 1970<br />

Das Ergebnis der Aufnahmen liegt in Karte Nr. 3 vor.<br />

Hierzu nur einige Ergänzungen über den Ablauf des<br />

Austreibens der hauptständigen, älteren Buchen.<br />

Bereits am 27. April begannen die Buchen bei Kelheim<br />

(ca. 400 m NN) auszutreiben. Ein Kaltlufteinbruch<br />

brachte am 30. April 1970 Schneefall bis in die Donauniederung<br />

herab <strong>und</strong> bremste die weitere Entwicklung.<br />

Am 4. Mai hatte die Blattentfaltung der Buche 450 m,<br />

am 8. Mai bei sehr warmem Wetter 700 m erreicht. Am<br />

10. Mai wurden im <strong>Nationalpark</strong>gebiet in 800 m Höhe<br />

am Südhang die ersten belaubten Bäume beobachtet.<br />

Am 14. Mai hatten bis 800 m Höhe 25% der hauptstän-


digen Buchen die ersten entfalteten Blätter, waren also<br />

"ausgetrieben". Am 15. Mai, dem Tag der ersten kartenmäßigen<br />

Aufnahme, waren etwa 850 m Höhe erreicht.<br />

Die Karte zeigt aber nun ganz deutlich, daß der Austrieb<br />

nicht einfach der Meereshöhe entsprechend<br />

ansteigt. Noch nicht ausgetrieben war die Buche innerhalb<br />

dieses Bereiches bis 850 m Höhe:<br />

- An stärker geneigten Nordwest- bis Nordost-Hängen<br />

(teilweise auch O-Hängen) der Vorberge; an flachen<br />

<strong>und</strong> niedrigen Vorbergen waren keine Expositionsunterschiede<br />

festzustellen.<br />

- In den Tallagen mit Kaltluftstau - die uns bereits<br />

durch die Messungen der Minimumtemperatur<br />

bekannt sind.<br />

- Im Bereich der Hangtäler, deren kühles <strong>Klima</strong> die<br />

Messung der wirksamen Mitteltemperatur nach<br />

PALLMANN erwiesen hat.<br />

Ausgetrieben hatte die Buche am 15. Mai 1970 bereits<br />

in der Zone der gegen Südost bis Südwest (teilweise<br />

auch noch 0 <strong>und</strong> W) exponierten unteren Hanglagen,<br />

wie sie im Ostteil des <strong>Nationalpark</strong>s klar zu erkennen<br />

ist. Westlich der Kleinen Ohe teilt sich diese Zone in<br />

zwei Äste. Der eine folgt dem unteren Teil des Hauptanstiegs<br />

zum Grenzkamm. Der andere nimmt die<br />

sonnseitigen Expositionen der Vorberge ein. Vergleicht<br />

man mit der Karte der abschmelzenden<br />

Schneedecke vom 11. Mai 1970, so zeigt sich, daß der<br />

Buchenaustrieb zuerst diejenigen Flächen erfaßte, die<br />

am frühesten schneefrei geworden waren.<br />

Zwischen dem 15. <strong>und</strong> 20. Mai erfaßte der Buchenaustrieb<br />

rasch die gesamten Lagen unterhalb etwa 950 bis<br />

1000 m Höhe an den Sonnenhängen <strong>und</strong> unterhalb<br />

900 bis 950 m an den Schatthängen. Ausgenommen<br />

waren wiederum die höher gelegenen Täler mit Kaltluftstau<br />

sowie die Hangtäler. Am 5. Juni schließlich<br />

stand der Buchenaustrieb auf einer Höhe von 1100 bis<br />

1150 m, ohne erkennbare Unterschiede zwischen<br />

Nord- <strong>und</strong> Südhängen, jedoch mit dem üblichen Zurückbleiben<br />

der Hangtäler. Am 10. Juni hatten auch die<br />

obersten hauptständigen Buchen ausgetrieben.<br />

Aus der Karte des Buchenaustriebs geht deutlich hervor,<br />

daß an Südwest- bis Südosthängen die Buche früher<br />

ausschlug, als an Hängen anderer Richtungen. Die<br />

Austriebsgrenze lag an Südhängen höher als an Nordhängen:<br />

- am 15. Mai:<br />

- am 20. Mai:<br />

- am 5. Juni:<br />

mehr als 50 m, da freie Nordhänge<br />

in dieser Höhenlage fehlen,<br />

ist der Betrag nicht festzustellen.<br />

etwa 50 m<br />

kein Unterschied.<br />

Anfangs bestanden also im Jahre 1970 bedeutende<br />

Unterschiede; diese verwischten sich später, mit dem<br />

Ansteigen des Bu-Austriebs gegen die Berggipfel,<br />

mehr <strong>und</strong> mehr. Es sollte überprüft werden, ob diese<br />

Beobachtungen allgemeine Bedeutung besitzen, oder<br />

auf Besonderheiten des untersuchten Geländes oder<br />

des Jahres 1970 zurückgehen. Das Gelände des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

ist jedoch hierfür ungeeignet, da zu<br />

wenig Nordhänge vorhanden sind.<br />

Die angeführten Beobachtungen, die besagen, daß die<br />

Buche am Südhang früher austreibt, als an anderen<br />

Expositionen, insbesondere nördlichen, decken sich<br />

mit den Ergebnissen, die GEIGER, WOELFLE <strong>und</strong> SEIP<br />

(1934) am Großen Arber <strong>und</strong> BAUMGARTNER, KLEIN­<br />

LEIN <strong>und</strong> WALDMANN (1956) am Großen Falkenstein<br />

erhielten. Sie stehen jedoch im Widerspruch zu ENG­<br />

LER (1911), der berichtet, daß die Buche nach Beobachtungen<br />

in den Jahren 1904 bis 1910 in gleicher<br />

Höhe am Nordhang durchschnittlich um 6 Tage früher<br />

zu treiben begann <strong>und</strong> den Blattausbruch durchschnittlich<br />

um 9 Tage früher abschloß als am Südhang.<br />

Er selbst zieht daraus den Schluß, daß das <strong>Klima</strong> für<br />

den Blattausbruch nicht allein maßgebend sein kann.<br />

Durch Verpflanzungsversuche hat ENGLER nachgewiesen,<br />

daß Schattenformen der Buche früher austreiben<br />

als Lichtformen <strong>und</strong> diese Eigenschaft zunächst<br />

beibehalten, auch wenn man sie ins Freiland versetzt.<br />

Vermutlich hat also die Buche an den Nordhängen des<br />

Bürgenstocks <strong>und</strong> anderer steiler Berge Schattenformen<br />

entwickelt. An den Nordhängen in der MitteIgebirgslandschaft<br />

des Bayerischen <strong>Wald</strong>es ist das offenbar<br />

nicht der Fall.<br />

Die Blattentfaltung der Buche ist sehr witterungsabhängig<br />

(siehe auch ENGLER 1911). An kalten<br />

Schlechtwettertagen stockt die Entwicklung. So z. B.<br />

rückte die Austriebsgrenze vom 18. bis 24. Mai 1970<br />

nicht merklich von der Stelle. An warmen, heiteren<br />

Tagen schreitet die Entwicklung sehr rasch voran. Entsprechend<br />

der Witterung des jeweiligen Jahres ist<br />

auch die Zeitspanne vom Austreiben der Buche an den<br />

wärmsten Unterhängen bis zum Austreiben an der<br />

77


Beobachtungen über die Dauer der Vegetationszeit<br />

der Buche<br />

Der folgende Abschnitt stützt sich auf Tagebuchnotizen<br />

der Jahre 1970 <strong>und</strong> 1971 über den Laubausbruch<br />

im Frühjahr, sowie über die Laubverfärbung <strong>und</strong> den<br />

Laubabfall im Herbst. Die Beobachtungen erfolgten<br />

neben den anderen Außenarbeiten <strong>und</strong> beziehen sich<br />

auf die vorherrschende Südwest-Exposition.<br />

Im Gegensatz zum Laubausbruch, der an den wärmsten<br />

Unterhängen 3-4 Wochen früher beginnt als an<br />

der oberen Verbreitungsgrenze der Buche, treten Vergilben<br />

<strong>und</strong> Laubfall in den verschiedenen Höhen in nur<br />

geringem zeitlichen Abstand ein. Die Laubverfärbung<br />

wird möglicherweise durch Fröste <strong>und</strong> Kaltluftein-'<br />

brüche beschleunigt; dafür sprechen jedenfalls die Beobachtungen<br />

von 1970 <strong>und</strong> 1971. Für den zeitlichen<br />

Ablauf des Laubfalls im Herbst ist der Wind sehr<br />

wesentlich. Bei stürmischem Wetter können<br />

bestimmte Phasen des Laubabfalls im gesamten<br />

Höhenbereich des <strong>Nationalpark</strong>gebiets gleichzeitig<br />

eintreten (siehe Tab. 23). Bei ruhigem Wetter fällt oft<br />

tagelang kaum Laub ab.<br />

Von den Beobachtungen über Blattverfärbungen <strong>und</strong><br />

Laubfall, die nach dem von BAUMGARTNER, KLEIN­<br />

LEIN <strong>und</strong> WALDMANN (1956) veröffentlichten Schlüssel<br />

erfolgten, ist in Tab. 23 nur eine Phase wiedergegeben.<br />

Die Zeitspanne zwischen dem Austrieb <strong>und</strong> dem<br />

Blattfall kann als Maß für die Dauer der Vegetationszeit<br />

der Buche in den einzelnen Höhenzonen dienen. Die<br />

Vegetationszeit ist in den unteren Hanglagen in 800 bis<br />

900 m Höhe am längsten. Sie nimmt nach unten hin zu<br />

den Kaltluftstaulagen <strong>und</strong> nach oben hin ab (Abb. 20).<br />

Die Vegetationszeit währte 1970 <strong>und</strong> 1971 in den günstigsten<br />

Lagen um 27 Tage länger als an der Obergrenze<br />

des Buchenvorkommens. BAUMGARTNER,<br />

KLEINLEIN <strong>und</strong> WALDMANN (1956), deren Definition<br />

für den Beginn der Vegetationszeit geringfügig von der<br />

hier verwendeten abweicht, erhielten im Jahr 1955<br />

eine Differenz von 42 Tagen.<br />

In den Jahren 1970 <strong>und</strong> 1971 traten keine Spätfröste<br />

auf, die die Buche schädigten. Bei den Beobachtungen<br />

von 1955 tötete dagegen ein Maifrost im Talgr<strong>und</strong> die<br />

gerade aufbrechenden Knospen ab <strong>und</strong> brachte hier<br />

eine zusätzliche Verkürzung der Vegetationszeit gegenüber<br />

den Hängen gleicher Höhenlage.<br />

80<br />

3.1.5 Bodentemperatur<br />

Neben den Temperaturen im Luftraum spielen die<br />

Bodentemperaturen für alle Pflanzen <strong>und</strong> auch viele<br />

Tiere eine wichtige Rolle. Leider lassen sich hierüber<br />

für den Bayerischen <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> speziell das <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

bisher nur bruchstückhafte Angaben<br />

machen. Es wird ein wichtiges Anliegen ökologischer<br />

Forschung sein, diese Lücke zu schließen.<br />

Über mehrjährige Beobachtungen des Bodenfrostes<br />

im Bayerischen <strong>Wald</strong> berichtet PRIEHÄUSSER (1939).<br />

Einige Angaben über Bodentemperaturen am Großen<br />

Falkenstein finden sich bei BAUMGARTNER <strong>und</strong> HOF­<br />

MANN (1957). Zu Vergleichen können die mehrjährigen<br />

Messungen <strong>und</strong> Registrierungen der Bodentemperatur<br />

dienen, die AULITZKY (1961) in den Zentralalpen<br />

beiderseits der <strong>Wald</strong>grenze durchgeführt hat.<br />

Sein Untersuchungsgebiet lag zwischen 1820 <strong>und</strong><br />

2240 m See höhe. Oberhalb der <strong>Wald</strong>grenze bestimmen<br />

die reliefbedingten Unterschiede von Strahlung<br />

<strong>und</strong> Wind <strong>und</strong> der davon wieder abhängigen Schneebedeckungsdauer<br />

die Bodentemperaturen in erster<br />

Linie. An sonnseitigen Lagen kommt es im Sommer bei<br />

ungehinderter Einstrahlung <strong>und</strong> geringer Ventilation<br />

zu kurzzeitigen Überhitzungen der Bodenoberfläche<br />

(bis etwa 80° C). An windausgesetzten Standorten, wo<br />

sich keine ständige Schneedecke bildet, friert während<br />

des Winters der Boden tief durch. Im subalpinen Lärchen-Zirben-<strong>Wald</strong><br />

treten die primären Wirkungen des<br />

Reliefs gegenüber den Sek<strong>und</strong>ärwirkungen der Vegetation<br />

zurück. Windausgesetzte Standorte, an denen<br />

keine ständige winterliche Schneedecke entsteht, fehlen<br />

hier. Es treten daher nur geringe Bodenfröste auf.<br />

Wo große Sonneneinstrahlung, geringe Kronendekkung<br />

<strong>und</strong> starke Windabschirmung zusammentreffen,<br />

kommt es im Sommer zu oberflächlichen Bodenerhitzungen.<br />

Das durch den <strong>Wald</strong>bestand bedingte, feinverteilte<br />

Mosaik der Bodenoberflächentemperaturen<br />

wirkt sich jedoch in erster Linie in den hier zu beobachtenden<br />

oberflächlichen Maxima aus, jedoch nicht im<br />

Sinne eines unterschiedlichen Wärmegenusses für die<br />

Lebewesen im Wurzelraum oder in tieferen Bodenschichten.<br />

Hier finden sich nur sehr geringe Unterschiede<br />

in den Bodentemperaturen. Die Ergebnisse<br />

von AULITZKY sind ausführlicher wiedergegeben, weil<br />

sie, mindestens teilweise, auch für das <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

bedeutsam sind.


Eine Beobachtung soll noch angeführt werden. Die<br />

mächtigen Schneedecken, wie sie z. B. am 14. April<br />

1970 bei der Schneedichtenmessung (s. Abschn.<br />

3.193) in den Hochlagen anzutreffen waren, enthielten<br />

zahlreiche, mehr oder minder hart durchgefrorene,<br />

verharschte Schichten. Stets bestanden aber die unteren<br />

Zentimeter aus körnigem, nassem, firnähnlichem<br />

Schnee. Die Schneedecken tauten also offenbar an<br />

ihrer Untergrenze leicht. Bei keiner der Schneedichtemessungen<br />

wurde je eine gefrorene Bodenoberfläche<br />

beobachtet. Dieser Umstand ist für Bodenentwicklung<br />

<strong>und</strong> Hydrologie wesentlich.<br />

Die Messungen der wirksamen Mitteltemperatur nach<br />

der PALLMANN-Methode erstreckten sich auch auf<br />

den Boden. Von den mehr als 100 Stationen war jede<br />

auch mit einem Meßröhrchen ausgestattet, das in der<br />

organischen Auflage des Bodens, 2 cm mit Streu<br />

bedeckt, untergebracht war. An 8 Stationen war während<br />

des Meßzeitraums zusätzlich je 1 Röhrchen in 30<br />

cm Tiefe im Boden vergraben. Die Ergebnisse dieser<br />

Messungen sind in Abschnitt 3.1433 dargestellt.<br />

3.1.6 Luftfeuchte<br />

Der Wassergehalt der Luft übt einen starken Einfluß<br />

auf die Assimilation der Pflanzen aus. Nimmt die<br />

Atmosphäre kein weiteres Wasser auf, weil sie gesättigt<br />

ist, so stockt der Transpirationsstrom in den Pflanzen<br />

<strong>und</strong> mit ihm die Nährstoffzufuhr aus dem Boden.<br />

Übertrifft der Verdunstungsanspruch der Luft den<br />

Wassernachschub aus dem Boden, so sind die Pflanzen<br />

zum Schließen der Spaltöffnungen <strong>und</strong> damit zur<br />

Drosselung der Photosynthese gezwungen. Zwischen<br />

den beiden Extremen liegt der Bereich günstiger<br />

Wachstumsbedingungen. Die Unterschiede von Pflanzenart<br />

zu Pflanzenart <strong>und</strong> von Standort zu Standort<br />

sind jedoch erheblich.<br />

In unserem <strong>Klima</strong> kehrt etwa die Hälfte des Niederschlagswassers<br />

als Wasserdampf wieder in die Atmosphäre<br />

zurück. Der Wasserdampftransport aus der<br />

Atmosphäre zum Boden durch Tau <strong>und</strong> Reif ist dagegen<br />

geringfügig (GEIGER 1961). Der Wasserdampfstrom<br />

fließt im wesentlichen vom Boden in die Atmosphäre.<br />

Bei ökologischen Fragestellungen eignet sich zur Charakterisierung<br />

des Feuchtzustandes der Luft am<br />

besten die relative Luftfeuchte. Sie gibt das Verhältnis<br />

des Dampfdrucks zu dem von der Temperatur abhängigen<br />

Sättigungsdampfdruck an, also die Wassersättigung<br />

der Luft in %. Infolge der starken Temperaturabhängigkeit<br />

des Sättigungsdampfdrucks verläuft die<br />

Kurve des Tagesgangs der relativen Luftfeuchte im<br />

wesentlichen spiegelbildlich zur Kurve der Lufttemperatur.<br />

Der charakteristische Tagesgang des Dampfdrucks<br />

setzt sich hier nicht durch.<br />

GEIGER, WOELFLE <strong>und</strong> SEIP (1934) fanden am Großen<br />

Arber im Mai <strong>und</strong> Juni 1931 <strong>und</strong> 1932 an warmen<br />

<strong>und</strong> kalten Regentagen (maritime <strong>und</strong> polar-maritime<br />

Luftkörper) im Tagesmittel eine schwache Zunahme<br />

der relativen Luftfeuchte mit der Meereshöhe; sie<br />

betrug etwa 5% auf 800 m Höhenunterschied. An heiteren,<br />

trockenen Tagen (kontinentale Luftkörper), an<br />

denen sich schon in den Tagesmitteln der Lufttemperatur<br />

die Hänge als besonders warm abzeichnen, gilt<br />

entsprechend für die relative Feuchte: Die warmen<br />

Hanglagen sind trocken, nach oben hin nimmt die<br />

Feuchtigkeit zu, am feuchtesten ist es in den Tallagen,<br />

in denen nachts die stärkste Taubildung stattfindet.<br />

Etwas differenzierter wird das Bild, wenn wir uns den<br />

Tagesgängen zuwenden. Bei Zufuhr polar-maritimer<br />

Luftmassen nimmt die relative Feuchte tagsüber von<br />

unten nach oben zu, nachts herrscht in allen Höhen<br />

nahezu Sättigung. Die Tagesschwankung ist gering.<br />

Ganz anders an heiteren Tagen mit kontinentalen Luftmassen.<br />

In allen Höhenlagen ist dann die Tagesschwankung<br />

wesentlich größer. In der Tallage mit Kaltluftstau<br />

ist es nachts wesentlich feuchter <strong>und</strong> tags -<br />

aufgr<strong>und</strong> der hohen Temperaturen - wesentlich trokkener<br />

als in allen anderen Höhen. Die Tagesschwankung<br />

erreicht hier 60% (siehe Abb. 21). Die Tage mit<br />

maritimen Luftkörpern nehmen eine MittelsteIlung<br />

zwischen den beiden geschilderten Extremen ein.<br />

Das <strong>Klima</strong> der Tallagen mit Kaltluftstau weist also nicht<br />

nur bei der Lufttemperatur, sondern auch bei der relativen<br />

Luftfeuchte große Gegensätze auf.<br />

3.1.7 Nebel <strong>und</strong> Nebelniederschlag<br />

3.1.7.1 Nebel<br />

Untersuchungen von BAUMGARTNER (1958 b) verdanken<br />

wir genauere Einblicke in die Rolle, die der Nebel<br />

für den Bergwald spielt. Die Begriffe Wolken <strong>und</strong><br />

Nebel, die sich nur durch den Standpunkt des Beob-<br />

81


Zwar gebe'n Messungen mit solchen künstlichen Nebelfängern<br />

keine sichere Auskunft über die vom <strong>Wald</strong><br />

wirklich zurückgehaltenen Wassermengen, sie ermöglichen<br />

aber eine Aussage über die Bedeutung des Nebelniederschlags<br />

in verschiedenen Bereichen des untersuchten<br />

Geländes.<br />

Das Ergebnis seiner Messungen hat BAUMGARTNER<br />

in Abb. 23 anschaulich dargestellt. Auf dem exponierten<br />

Gipfel des Großen Falkenstein übertrifft im untersuchten<br />

Zeitraum der Nebelniederschlag den Regenniederschlag.<br />

Vom Gipfel abwärts läßt der Nebelniederschlag<br />

rasch nach. Unterhalb 1000 m NN wurde in<br />

den Geräten mit Nebelfänger durchwegs weniger Niederschlag<br />

gemessen als in normalen Regenmessern.<br />

Das ist auf Verluste von Regenwasser, vor allem durch<br />

Verdunstung am Nebelfänger zurückzuführen. Die bedeutenden<br />

Mengen an Nebelniederschlag in der Gipfelregion<br />

haben ihre Ursache in der großen Häufigkeit<br />

<strong>und</strong> der hohen Triftgeschwindigkeit des Nebels.<br />

Wegen des geringen Flächenanteils der Gipfellagen<br />

spielt zwar - wie BAUMGARTNER (1958 b) gezeigt hat<br />

- der Nebelniederschlag für den Wasserhaushalt des<br />

gesamten <strong>Wald</strong>gebietes um den Großen Falkenstein<br />

nur eine unwesentliche Rolle. Das könnte dort anders<br />

sein, wo wir es mit breiten Bergrücken <strong>und</strong> Hochlagen­<br />

Plateaus zu tun haben, wie im Nordost-Teil des <strong>Nationalpark</strong>gebietes.<br />

Leider ist nicht abzuschätzen, wieviel<br />

Nebelniederschlag hier abgesetzt wird. Die Übertragung<br />

der Meßwerte vom Großen Falkenstein auf derartiges<br />

Gelände ist aber sicherlich nicht ohne weiteres<br />

möglich.<br />

3.1.8 Niederschläge<br />

Für die Beurteilung des Wasserhaushalts des Gebietes<br />

<strong>und</strong> der Wasserversorgung der Vegetation ist die Niederschlagshöhe<br />

eine wichtige Gr<strong>und</strong>größe. Aus Tab.<br />

25 können für Beobachtungsstellen des Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong>es sowie einige Vergleichsstationen die langjährigen<br />

Mittel der Niederschlagssummen für die Monate<br />

<strong>und</strong> das Jahr, für die Halbjahre <strong>und</strong> die für das Pflanzenwachsturn<br />

entscheidenden Monate Mai bis Juli<br />

entnommen werden.<br />

Stellt man die dort gesammelten Werte in Abhängigkeit<br />

von der Seehöhe graphisch dar (Abb. 24 <strong>und</strong> 25),<br />

so wird die Zunahme der Niederschlagsmenge mit der<br />

Höhenlage erkennbar. Es fällt aber vor allem auch die<br />

große Streuung bei gleicher Höhenlage auf, eine Folge<br />

des Einflusses der Geländeform. Nach WEINLÄNDER<br />

(1959) fallen am Großen Arber 83% des Niederschlags<br />

bei Windrichtungen von NW bis SW. Die W-Seiten des<br />

Gebirges, an denen die Luftmassen zum Aufsteigen<br />

gezwungen werden, erhalten demnach mehr Niederschläge<br />

als Hänge anderer Himmelsrichtungen. Die im<br />

Lee absteigenden Luftmassen bewirken dort einen<br />

"Regenschatten". Hierfür ein besonders krasses Beispiel:<br />

Schaufling - Hausstein (648 m) an der Westseite<br />

des Vorderen Bayerischen <strong>Wald</strong>es erhält im Jahresdurchschnitt<br />

1465 mm Niederschlag, Wiesing - Bachlern<br />

(670 m), das in der Regensenke, im Regenschatten<br />

des Vorderen Bayerischen <strong>Wald</strong>es liegt, nur<br />

922 mm.<br />

Auch BAUMGARTNER (1958 a) hat für den Großen Falkenstein<br />

gezeigt, daß die Verteilung der Niederschlagsmengen<br />

an den Hängen des Einzelberges wesentlich<br />

von der durchschnittlichen vertikalen Verteilung<br />

in einem größeren Gebiet abweichen kann.<br />

Legt man trotz dieser Vorbehalte in Abb. 24 <strong>und</strong> 25 eine<br />

Ausgleichslinie ein, so kann an ihr eine mittlere Zunahme<br />

der Niederschlagssummen von 90 mmje 100 m<br />

Höhenanstieg für das Jahr <strong>und</strong> 50 mm je 100 m Höhenanstieg<br />

für die Monate Mai bis Juli abgelesen werden.<br />

Beschränken wir uns auf die Meßstellen im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

<strong>und</strong> seiner nächsten Umgebung (Abb. 26),<br />

so machen sich auch hier noch die Luv- <strong>und</strong> die Lee­<br />

Einflüsse bemerkbar. Die Station Finsterau, im Regenschatten<br />

des Lusenmassivs, erhält deutlich weniger<br />

Niederschlag als andere Stationen gleicher Höhenlage.<br />

In abgeschwächtem Maß gilt dasselbe für Klingen<br />

brunn im Lee des Eschenberges. Im übrigen sind<br />

die Beziehungen zwischen Geländeform <strong>und</strong> Niederschlagshöhe<br />

sehr verwickelt (WEINLÄNDER 1959).<br />

Die Zahl der Meßpunkte ist viel zu gering, als daß man<br />

beispielsweise eine Karte der Niederschlagsverteilung<br />

innerhalb des <strong>Nationalpark</strong>gebietes entwerfen könnte.<br />

Geländeform <strong>und</strong> gemessene Niederschlagsmengen<br />

lassen jedoch vermuten, daß an der Kammlinie, die<br />

vom Rachel zum Lusen <strong>und</strong> dann gegen Süden umbiegend<br />

zum Hochfilzberg, Sulzriegel <strong>und</strong> Hohlstein verläuft,<br />

bei westlichen Luftströmungen ein Stau entsteht.<br />

Ähnlich wirken wohl die Plateaus nordöstlich des<br />

Lusen, über denen die von Westen her kommenden<br />

Luftmassen nicht wieder absteigen können. Östlich<br />

des Bergrückens - Lusen - Hochfilzberg - Sulzriegel-<br />

85


der Tummelplatzhütte wurde eine<br />

Schneehöhe von 2,30 m gemessen<br />

(nach von RAESFELDT 1984).<br />

1899 In der Freyunger <strong>Wald</strong>post vom 14. 1.<br />

1899 wird über Schneemangel geklagt: ".<br />

.. ein ausgiebiger Schneefall wird allseitig<br />

gewünscht ... ", damit mit dem Schlittenzug<br />

begonnen werden kann.<br />

1909 Ergiebige Schneefälle setzten erst am<br />

29. Januar ein. Es schneite 10 Tage ununterbrochen<br />

bei Tag <strong>und</strong> Nacht. Ganze<br />

Ortschaften waren wochenlang von der<br />

Außenwelt abgeschlossen (nach Grafenauer<br />

Anzeiger vom 3. März 1970).<br />

Die angeführten Zitate vermitteln ein anschauliches<br />

Bild der Schneelagen in extremen Jahren. Im folgenden<br />

Abschnitt sollen nun anhand der Beobachtungen<br />

der amtlichen Wetterstationen <strong>und</strong> spezieller Untersuchungen<br />

im <strong>Nationalpark</strong>gebiet während der Winter<br />

1969/70 <strong>und</strong> 1971/72 durchschnittliche <strong>und</strong> extreme<br />

winterliche Schneeverhältnisse zahlenmäßig charakterisiert<br />

werden. Wie schon bei anderen <strong>Klima</strong>elementen,<br />

muß die Betrachtung wieder auf ein größeres Gebiet<br />

ausgedehnt werden, da für den Bereich des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

zu wenig Beobachtungsmaterial verfügbar<br />

ist.<br />

3.1.9.1 Schneefall<br />

Schneefälle treten im Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong> regelmäßig<br />

von Oktober bis Mai auf. In den höchsten Lagen<br />

fällt vereinzelt im Zusammenhang mit Kaltlufteinbrüchen<br />

auch im Juni, Juli <strong>und</strong> September der Niederschlag<br />

als Schnee. Nur für den August liegen keinerlei<br />

Nachrichten über Schneefall vor.<br />

Die mittlere Zahl der Tage mit Schneefall <strong>und</strong> Schneeregen<br />

(Periode 1931-1960) ist leider nur für wenige Stationen<br />

des Bayerischen <strong>Wald</strong>es bekannt (Tab. 30 <strong>und</strong><br />

31).<br />

Altschönau mit durchschnittlich 48 Tagen Schneefall<br />

<strong>und</strong> 15 Tagen Schneeregen, zusammen also 63 Tagen,<br />

liefert etwa einen unteren Grenzwert für das <strong>Nationalpark</strong>gebiet.<br />

Es bedeutet eine empfindliche Lücke, daß<br />

keine Daten für eine höher gelegene Station verfügbar<br />

sind. Nach den Angaben im <strong>Klima</strong>atlas von Bayern<br />

(KNOCH 1952) fällt Schnee (Schnee <strong>und</strong> Schneere-<br />

gen) in den unteren Lagen des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

an 60 bis 70 Tagen, was gut mit dem genannten Wert<br />

von Altschönau übereinstimmt. In den oberen Lagen<br />

sind "über 70 Tage" mit Schneefall zu erwarten.<br />

Etwas reichlicher ist das Zahlenmaterial über den Anteil<br />

des Schnees am Gesamtniederschlag (Tab. 32),<br />

aber auch hier fehlen Stationen der oberen Lagen völlig.<br />

In Altschönau sind 27%, in St. Oswald 25% des Niederschlags<br />

im langjährigen Durchschnitt Schnee. Damit<br />

stimmt überein, daß dem <strong>Klima</strong>atlas von Bayern<br />

25-30% für den unteren Bereich des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

zu entnehmen sind. Für den oberen Bereich bleiben<br />

die Angaben unsicherer. Der <strong>Klima</strong>atlas gibt 30 bis<br />

40% an, BAUMGARTNER (1970) nennt für die höchsten<br />

Lagen 50% <strong>und</strong> mehr. Faßt man all das zusammen,<br />

dann läßt sich sagen, daß an der Basis des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

etwa ein Viertel, in den höchsten Lagen<br />

etwa die Hälfte des Niederschlags in Form von Schnee<br />

fällt.<br />

Vergleicht man die Daten verschiedener Gebiete, so<br />

zeigt sich, daß sowohl die Zahl der Tage mit Schneefall,<br />

als auch der Anteil des Schnees am Gesamtniederschlag<br />

im Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong> größer sind, als in<br />

den Höhenlagen der Alpen, die dem <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

entsprechen. Für diese Eigenart des Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong>es dürften sowohl die jahreszeitliche Verteilung<br />

der Niederschläge (sek<strong>und</strong>äres Wintermaximum im<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong>, siehe Abschn. 3.1.8) als auch das<br />

geringere Temperaturniveau während der Wintermonate<br />

(siehe Abschn. 3.1.4.1) verantwortlich sein.<br />

3.1.9.2 Schneedecke<br />

Zahlen mäßige Angaben über Dauer der Schneedecke<br />

<strong>und</strong> Schneehöhe eines 20jährigen Zeitraumes enthält<br />

das Tabellenwerk von CASPAR (1962) auch für einige<br />

Orte des Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong>es. Die Stationen<br />

auf dem Großen Falkenstein (1307 m) <strong>und</strong> in Finsterau<br />

(1004 m) sind repräsentativ für Hochlagen <strong>und</strong> Obere<br />

Hanglagen. Zwiesel in nicht ganz 600 m Meereshöhe<br />

gibt Werte für die Tallage. Allerdings sind die Tallagen<br />

des <strong>Nationalpark</strong>gebietes, die höher liegen als Zwiesel,<br />

vermutlich schneereicher. Die Daten der Station<br />

Rusel-Irlmoos im Vorderen Bayerischen <strong>Wald</strong> sind<br />

nicht ohne weiteres auf den Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong><br />

übertragbar. Es lassen sich also über die Schneedecke<br />

in den oberen Lagen genauere Angaben machen als<br />

für den unteren Bereich.<br />

93


In den Hochlagen des <strong>Nationalpark</strong>s fällt die Hälfte des Gesamtniederschlages<br />

als Schnee.<br />

Foto: F. Herzinger<br />

97


sche <strong>Wald</strong> häufig unter dem Kaltlufteinfluß des festländischen<br />

Hochdruckgebietes <strong>und</strong> wird daher nicht vom<br />

Tauwetter erfaßt. Entsprechende Unterschiede kamen<br />

auch bereits in den Lufttemperaturen während des<br />

Winters zum Ausdruck (siehe Abschnitt 3.1.4.1).<br />

Höhe der Schneedecke<br />

Die mittlere Schneedeckenhöhe (= Summe der<br />

Schneehöhe der einzelnen Tage dividiert durch die<br />

Zahl der Tage mit Schneedecke) für den Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> einige Vergleichsstationen ist aus Tab. 39 zu<br />

ersehen.<br />

Sie kulminiert bei allen angeführten Stationen im Februar.<br />

Vergleicht man für diesen Monat die Gebiete untereinander,<br />

so fällt der Bayerische <strong>Wald</strong> durch seinen<br />

Schneereichtum auf: In den entsprechenden Höhenlagen<br />

der Alpen, des Schwarzwaldes <strong>und</strong> der Rhön sind<br />

die mittleren Schneedeckenhöhen wesentlich niedriger.<br />

Selbst der um 180 m höhere Feldberg erreicht in<br />

den Hauptwintermonaten nicht die Werte des Großen<br />

Falkenstein, nur zu Winterbeginn hat er etwas höhere<br />

Schneedecken. Sogar die rd. 350 m höher gelegene<br />

Station beim Kreuzeckhaus übertrifft in der mittleren<br />

Schneedeckenhöhe den Großen Falkenstein nur in<br />

den Monaten September, Oktober, November, Dezember,<br />

sowie im Juli <strong>und</strong> August. In den Hauptwinter-<br />

Schneedeckenhöhe<br />

cm<br />

150<br />

100<br />

50<br />

10<br />

98<br />

monaten unterscheiden sich die Werte der beiden<br />

Meßstelien nur geringfügig.<br />

Die graphische Darstellung in Abb. 29 macht an Hand<br />

der mittleren Schneedeckenhöhe der einzelnen Monate<br />

den durchschnittlichen Verlauf des Auf- <strong>und</strong> Abbaus<br />

der Schneedecke in verschiedenen Höhenlagen<br />

des Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong>es anschaulich.<br />

Im Gebiet des <strong>Nationalpark</strong>s sind in den einzelnen Höhenstufen<br />

etwa folgende mittlere Schneedeckenhöhen<br />

im schneereichsten Monat Februar zu erwarten:<br />

Hochlage<br />

Obere Hanglage<br />

Untere Hanglage<br />

Tallage<br />

100-120 cm<br />

80-100 cm<br />

40- 80 cm<br />

40- 60 cm<br />

Auch die mittleren monatlichen Maxima der Schneedeckenhöhe<br />

(Tab. 41) erreichen ihre höchsten Werte<br />

im Februar (eine Ausnahme macht nur die Station<br />

Wasserkuppe, bei der eine verkürzte Beobachtungsreihe<br />

zugr<strong>und</strong>eliegt). Auch in diesen Zahlen kommt<br />

zum Ausdruck, daß der Bayerische <strong>Wald</strong> schneereicher<br />

ist als die zum Vergleich herangezogenen Gebirge.<br />

Die größten <strong>und</strong> kleinsten Monats- <strong>und</strong> Jahresmaxima<br />

(Tab. 42) geben die Grenzwerte an, zwischen denen<br />

sich die Höhe der Schneedecke in den einzelnen Mo-<br />

Großer Falkenstein BOr m<br />

Abb. 29: Mittlere monatliche Schneedeckenhöhe (cm) in verschiedenen Höhenlagen des Hinteren Bayer.<br />

<strong>Wald</strong>es aufgr<strong>und</strong> 20jähriger Beobachtungen nach CASPAR (1962)


Tabelle 29<br />

Schäden durch Hochwasser (1885-1970)<br />

Zeit Ursaohe Sohaden Absohnitt<br />

'0.11./1.12. Boohwaaser ' an triftbächen Und V, VI<br />

1885 110 lz ab fuhrwe gen<br />

,0.11./1.12. an Triftwässern <strong>und</strong> leben- III<br />

1885 Bochwasser läufen duroh Versandung,<br />

duroh länger Verkiesung <strong>und</strong> Hittterspüandauernde<br />

lung der Ufersohutsbauten.<br />

starke Resengüsse.<br />

5.8.1890 Baselwetter besonders am Teufelsbaoh, VI<br />

Vermurung, Stege wurden<br />

weggerissen<br />

8.8.1890 Wolkenbruoh an Begangsteigen, die von II<br />

i. Raohelse- den Was.ermassen su Tal sebiet<br />

rissen wurden. Durohl& •••<br />

<strong>und</strong> Straßengräben verschlammten.Ufsrslcherungen<br />

wurden unterspült,<br />

Ufer weggerissen.<br />

2'./24.11.1890 plötzliches an Triftbäohen <strong>und</strong> Boh- V, VI<br />

Hochwasser abfuhrwegen<br />

2'.12.1890 plötzliohes An den Triftbächen durch<br />

Tauwetter, Untersptilung <strong>und</strong> Wegreis- VI<br />

Regen putzte sen der Beschlachten Verden<br />

Sohnee sandung, Vermurung, Bruoh<br />

auch in den der Schwarzbaohklause.<br />

Hochlagen weg<br />

26.8.1925 Hoohwasser<br />

durch star- - III<br />

ken Regen<br />

7.5.19'0 Boohwasser in-an der Resohbachstra8e, IV<br />

folge star- an den Uferverbauungen<br />

ker Nieder- des Reschbaohs.<br />

sohläge<br />

20{21.11. wolkenbruch- an der SeebachstraBe, III<br />

19,0 artiger Re- an den Uferbefe.tungen<br />

gen <strong>und</strong> des Seebaoha.<br />

Schneesohmelze<br />

am<br />

Raohe!.<br />

20./21.11.19'0 Wolkenbrüche an der ReschbaohstraBe IV<br />

<strong>und</strong> völlige (streckenweis. völlig<br />

Sohne.sohDlel- zerstört); an Ur.rb.s.<br />

restigung,n.<br />

99


Tabelle 41<br />

Mittlere monatliche Maxima der Schneedeckenhöhe (cm)<br />

Zeile 2: Zahl der Jahre, mit der gemittelt wurde<br />

(Mittelwerte der Winter 1936/37 bis 1957/58 ohne 1944/45 <strong>und</strong> 1945/46 nach CASPAR 1962)<br />

Station Se.höhe Sept • Okt lOT. Dez.<br />

•<br />

linsterau 1 004 3,0 12,5 25,9 51,6<br />

1 13 19 20<br />

Gr. Falken.teil 1 301 1,0 18,1 32,5 68,4<br />

3 15 20 20<br />

Philippsreut 924 1,3 13,1 30,4 64,8<br />

3 12 19 20<br />

Rusel-Irliloo. 840 - 15,4 21,2 43,2<br />

10 18 20<br />

Zwiesel 578 - 8,4 12,2 21,6<br />

5 11 20<br />

Zum Versleioh. a) ilEen <strong>und</strong> ilEenvorland<br />

Hohenpei8enb.rE 917 3,0 20,0 11,9 25,6<br />

2 10 16 20<br />

Kreuzeokhau8 1 652 8,0 19,7 45,0 76,9<br />

9 19 20 20<br />

Oberjooh 1 145 4,3 19,2 '7,1 6',5<br />

4 18 20 20<br />

b) Südwe.tdeut.ohland<br />

Feldberg 1 486 6,2 19,7 35,3 59,9<br />

8 15 20 20<br />

Wauerkuppe 923 - 8,6 15,2 34,4<br />

12 19 20<br />

Stufe 11: Regelmäßig durchbrochene Schneedecke<br />

- durch Schmelzteller um Bäume oder Jungpflanzen,<br />

Felsen usw. (siehe Abb. 30).<br />

Stufe 111: Ineinanderfließen der Schmelzteller; unregelmäßige<br />

SChneeverteilung mit einem Bedeckungsgrad<br />

über 50%.<br />

Stufe IV: Schneeflecken bzw. Reste von Schneefeldern,<br />

die insgesamt weniger als 50% des<br />

Bodens bedecken.<br />

Stufe V: Schneefreie Flächen, d. h. auf einer Fläche<br />

von mindestens 1 ha ist kein Schnee mehr<br />

vorhanden.<br />

108<br />

Jan. lebr. Klrz ipr. Kai Juni Juli iug.<br />

81,4 111,1 106,1 49,6 6,0 - - -<br />

20 20 20 20 6<br />

108,9 149,3 143,6 91,1 36,4 11 ,5 - -<br />

20 20 20 20 18 3<br />

96,3 122,9 115,8 52,6 1,9 - - -<br />

20 20 20 19 1<br />

61,2 11,6 51,2 11,1 4,5 - - -<br />

20 20 20 18 4<br />

43,6 48,4 35,1 10,1 0,5 - - -<br />

20 20 20 15 2<br />

38,2 49,8 38,1 18,4 7,3 - - -<br />

20 20 20 19 8<br />

110,1 149,4 145,0 01,7 40,3 1,3 20,0 6,0<br />

20 20 20 20 19 1 1 2<br />

89,4 121,7 114,7 66,9 21, , 6,3<br />

20 20 20 20 14 3<br />

98,0 148,4 131,2 81,8 26,0 7,0<br />

20 20 20 20 18 3<br />

52,8 51,5 38,5 11,2 5,6 - - -<br />

20 20 20 20 5<br />

An den Meßpunkten, die im Gelände einen Abstand<br />

von etwa 400 m hatten, wurde die Abschmelzstufe<br />

festgestellt <strong>und</strong> die durchschnittliche Höhe der noch<br />

vorhandenen Schneedecke gemessen. Unterschied<br />

sich die Schneelage im einzelnen Bestand wesentlich<br />

von der Umgebung, so war der Bestand kurz zu beschreiben<br />

(z. B. Fi-Dickung). Außerdem waren die<br />

Grenzlinien zwischen den Abschmelzstufen in die Karte1:10000<br />

einzuzeichnen. Die Teilergebnisse der einzelnen<br />

Reviere wurden zu einer Karte 1:1 0 000 zusammengefügt<br />

<strong>und</strong> dann auf 1 :25000 verkleinert (Karten<br />

Nr. 6, 7 <strong>und</strong> 8). Der dargestellte Zustand der abschmelzenden<br />

Schneedecke ist also das Ergebnis der Einwirkung<br />

des Geländes <strong>und</strong> des Bestandes.<br />

Am 11. Mai lag in den oberen Lagen noch so viel<br />

Schnee, daß eine zusätzliche Aufteilung der geschlos-


senen Schneedecke (Stufe I) nach Schneehöhen erforderlich<br />

wurde.<br />

Ergebnisse der Kartierung der Schneedecke<br />

im Jahre 1970<br />

Zuvor soll der Verlauf des Winters bis zur ersten kartenmäßigen<br />

Aufnahme kurz charakterisiert werden.<br />

Die Schneefälle begannen in den oberen Lagen in den<br />

letzten Tagen des Oktober. Ab Mitte November trat<br />

wiederholt Schneefall auf. Die Schneelage kann jetzt in<br />

Abb. 31 verfolgt werden. Ab 25. November setzte die<br />

ununterbrochene Schneebedeckung in den Hochlagen<br />

ein.lnfolge geringer Schneefälle im Dezember <strong>und</strong><br />

Januar wuchs die Schneedecke nur langsam. Nach anhaltendem<br />

Strahlungswetter begannen um den 20. Januar<br />

steile Südhänge bis 1100 m hinauf auszuapern.<br />

Bei einer Besteigung des Rachel am 23. Januar 1970<br />

wurde eine Beschreibung der Schneeverteilung im Gelände<br />

angefertigt. In den ersten Tagen des Februar begannen<br />

gewaltige Schneefälle (Niederschlagssumme<br />

des Februar an der Station Großer Falkenstein 343<br />

mm); sie hielten mit kurzen Unterbrechungen bis zu<br />

der ersten Kartierung der Schneehöhen an, in der die<br />

Ausgangslage des Abtauens festgehalten werden sollte.<br />

Weitere starke Schneefälle während des März <strong>und</strong><br />

April zwangen zu einer zweiten Kartierung der Schneehöhen<br />

am 14. April 1970.<br />

Betrachtet man die Karte der Schneehöhe vom 4. März<br />

1970 (Karte 4), so fällt zuerst das Anwachsen der<br />

Schneedecke mit der Meereshöhe ins Auge. Es führt<br />

dazu, daß die Karte - grob gesehen - das Relief nachzeichnet.<br />

Errechnet man die durchschnittliche Meereshöhe<br />

der Meßorte, an denen eine bestimmte<br />

Schneehöhenstufe angetroffen wurde, so zeigt sich<br />

das deutlich:<br />

110<br />

Schneehöhenstufen<br />

(cm)<br />

Die größten Schneehöhen (310-320 cm) wurden um<br />

den Rachelgipfel <strong>und</strong> am Moorberg, die geringsten (um<br />

100 cm) in den tiefsten Lagen beobachtet.<br />

Der Einfluß des Geländereliefs ist am leichtesten in den<br />

Gipfelbereichen des Lusen <strong>und</strong> des Rachels zu erkennen.<br />

Nach WEINLÄNDER (1959) fallen im Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> über 80% der Niederschläge bei Winden aus<br />

westlichen Richtungen. Entsprechende Beobachtungen<br />

machte WALDMANN (1959) im Winter 1953/54<br />

am Großen Falkenstein. Die vorherrschende Windrichtung<br />

während der Schneefallperiode im Februar/März<br />

1970 war S bis W. Der Rauhreifbelag am Rachelkreuz<br />

<strong>und</strong> die Beobachtung von Schneewehen ließen das erkennen.<br />

Unmittelbar nordöstlich des Bergkammes<br />

zwischen dem Großen <strong>und</strong> dem Kleinen Rachel waren<br />

bedeutende Schneeaufwehungen zu beobachten. Vor<br />

allem am Grat im WNW des Rachelgipfels türmte sich<br />

der Schnee zu mehrere Meter hohen Wächten. Auf der<br />

Rachelwiese, wo die Abdachung nach SW beginnt, war<br />

dagegen die Schneehöhe durch Abwehung stark gemindert.<br />

Am Lusengipfel war ebenfalls an der SW-Seite<br />

die Schneehöhe durch Verblasen reduziert, an der<br />

NO-Seite war sie erhöht. Auf den breiten, vom <strong>Wald</strong><br />

bestandenen Bergrücken "spielte dagegen offensichtlich<br />

die Verwehung des Schnees keine wesentliche<br />

Rolle.<br />

Das Vorherrschen der Winde aus Richtungen um S bis<br />

W ließe nach den Ergebnissen, die WALDMANN (1959)<br />

am Großen Falkenstein erhielt, größere Schneehöhen<br />

an den Leeseiten gegen N-<strong>und</strong> O-Hänge erwarten. Tatsächlich<br />

greifen die Linien gleicher Schneehöhe östlich<br />

größerer Bergmassive, wie Rachel-Steinkopf,<br />

Steinfleckberg <strong>und</strong> Sulzriegel, in tiefere Lagen hinunter,<br />

als an anderen Expositionen. Trotzdem überwiegt<br />

der Einfluß der Meereshöhe denjenigen des Reliefs<br />

stark.<br />

durchschnittliche Meereshöhe der<br />

Meßorte<br />

am 4. März 1970 am 14. April 1970<br />

> 240 1269 1282<br />

200-240 1164 1192<br />

160-200 1007 1050<br />

120-160 837 900<br />

80-120 800 825<br />

40- 80 - 782


Sicherlich gehen auch noch andere Einflüsse vom Relief<br />

aus, so vielleicht eine Stauwirkung mit erhöhten<br />

Niederschlägen im Winkel der Bergkämme vom Lusen<br />

zum Rachel einerseits <strong>und</strong> vom Lusen zum Hochfilzberg<br />

- Sulzriegel andererseits. Die relativ großen<br />

Schneehöhen im obersten Sagwassertal, die wohl<br />

kaum auf geringere Abschmelzung zurückzuführen<br />

sind (S-Hänge!) könnten dadurch erklärt werden. Größere<br />

Schneehöhen als sonst in dieser Höhenlage waren<br />

im Bereich der großen Massenerhebungen nordöstlich<br />

des Lusen um den Moorberg <strong>und</strong> Steinfleckberg<br />

anzutreffen. Inwieweit sie auf ergiebigere<br />

Schneefälle oder auf verminderte Abschmelzung zurückzuführen<br />

sind, muß offen bleiben. Im gesamten<br />

Bereich unterhalb 900 m, in dem keine bedeutenden<br />

Höhenunterschiede anzutreffen sind, wechselte die<br />

Schneehöhe nur wenig.<br />

Die Verteilung der Schneehöhen am 14. April (Karte Nr.<br />

5) ähnelt derjenigen vom 4. März in allen wesentlichen<br />

Zügen. Veränderungen sind das Ergebnis weiterer<br />

starker Schneefälle <strong>und</strong> verstärkter Abschmelzvorgänge<br />

in den unteren Lagen. Die geringsten gemessenen<br />

Schneehöhen lagen bei 60 cm. Etwa von 900 m abwärts<br />

hatte sich die Schneehöhe um r<strong>und</strong> eine 40 cm<br />

Stufe vermindert. In den höchsten Lagen waren die<br />

Werte etwa gleich geblieben (nördlich des Rachelgipfels<br />

310-320 cm) oder sie hatten sich unwesentlich<br />

verringert. Die dazwischen liegenden Schneehöhenstufen<br />

waren auf schmälere Geländestreifen zusammengedrängt<br />

worden. Die Unterschiede der Schneehöhe<br />

in Abhängigkeit von der Meereshöhe waren also<br />

am 14. April noch größer als am 4. März 1970.<br />

Kurz nach der Aufnahme vom 14. April 1970 setzte<br />

auch in den Hochlagen der Abschmelzvorgang voll ein.<br />

Zwischen 27. <strong>und</strong> 29. April entstanden in den unteren<br />

Lagen des <strong>Nationalpark</strong>gebiets die ersten Durchbrechungen<br />

der Schneedecke von einigen ar Größe. Ein<br />

Kaltlufteinbruch brachte am 30. April nochmals<br />

Schneefall bis hinunter in die Donauniederung. An diesem<br />

<strong>und</strong> den folgenden Tagen kam es erneut zu einer<br />

geschlossenen Schneedecke, die erst um den 3. Mai<br />

wieder abzutauen begann. Am 5. Mai fing die Schneedecke<br />

an sonnseitigen Unterhängen an sich aufzulösen.<br />

Drei sehr warme Tage (6.-8. Mai) mit kräftigem<br />

Wind führten am 8. Mai auch bei der aus dem geschlossenen<br />

<strong>Wald</strong>gebiet kommenden Großen Ohe zu Hochwasser.<br />

Am 7. Mai floß das Schmelzwasser auf breiter<br />

Abb. 30: Schmelzteller um Buchen<br />

Fläche über die Wiesen der Lichtung von <strong>Wald</strong>häuser<br />

hinunter. Auf nicht vernäßten <strong>Böden</strong> der bewaldeten<br />

Hänge war nur ganz selten ein Oberflächenabfluß zu<br />

beobachten, was auf die im Bestand verzögerte<br />

Schmelze <strong>und</strong> die hier raschere Versickerung des<br />

Wassers zurückgehen dürfte.<br />

Die Karte Nr. 6 hält den Zustand der Schneedecke am<br />

11. Mai 1970 fest. Die großen Unterschiede der<br />

Schneehöhe (35-180 cm) innerhalb der geschlossenen<br />

Schneedecke (Stufe I) erforderten zusätzlich deren<br />

Aufgliederung nach Schneehöhen. Deutlich zeigt<br />

die Karte, wie zuerst die sonnseitigen unteren Hanglagen<br />

bis etwa 900 m hinauf aper wurden. Die Schatthänge<br />

dieses Höhenbereichs <strong>und</strong> die Tallagen mit Kaltluft-<br />

111


Schneehöhe<br />

cm<br />

100<br />

. 200<br />

100<br />

,<br />

Segeng zur Erfassung<br />

der Schneeverhältnisse<br />

I<br />

I<br />

1.<br />

I<br />

Z. .3. 4.<br />

KARTIE:RUNGo<br />

Abb. 31 : Schneehöhenkurven im Winter 1969nO nlch Unterl"en des Deutschen Wetterdienstes<br />

(punkt. Fläche: Wasservorrll der Schneedecke in cml<br />

112<br />

5 .<br />

stau (siehe Abschnitt 3.1.4.3.2) hinkten deutlich nach.<br />

Ein schneefreier Streifen war am klarsten zu erkennen<br />

an den Südhängen des Steinberges (Gebiets-Abschnitt<br />

V) <strong>und</strong> zog sich dann von dort nach Westen. Er<br />

teilte sich um den Talkessel, in dem sich mehrere Bäche<br />

zur Großen Ohe vereinigen, in einen unteren Ast,<br />

der die Sonnseiten der Vorberge einnahm <strong>und</strong> in einen<br />

oberen, der dem unteren Haupthang folgte. In den<br />

Hangtälern (siehe Abschnitt 3.1.4.3.3) verzögerte sich<br />

die Schneeschmelze deutlich. Das Kartenbild der aperen<br />

Flächen ähnelt stark demjenigen, das bei der ersten<br />

Kartierung des Austreibezustands der Buche herauskam.<br />

In den Bereichen, die zuerst schneefrei werden,<br />

entfaltet auch die Buche ihre Blätter am frühesten.<br />

Zwischen dem 11. <strong>und</strong> dem 25. Mai zog sich die<br />

Schneedecke weitgehend in die oberen Lagen zurück.<br />

Immerhin kam am 25. Mai noch auf großen Flächen der<br />

Hochlagen eine geschlossene Schneedecke mit<br />

Schneehöhen zwischen 50 <strong>und</strong> 150 cm vor (Karte Nr.<br />

7). Das Vorauseilen der Schneeschmelze an den sonnseitigen<br />

gegenüber den schattseitigen Hanglagen <strong>und</strong><br />

vor allem gegenüber den Hangtälern wird deutlich.<br />

Noch nennenswerte Schneereste finden sich in den<br />

Tallagen mit Kaltluftstau.<br />

Die Ausaperung machte rasche Fortschritte bis zum<br />

Übergang der steilen Hanglagen in die flachen Hochlagen,<br />

verlangsamte sich aber dann merklich. So waren<br />

noch am 16. Juni 1970 Schneereste auf größeren Flächen<br />

in den Hochlagen zu erfassen (Karte Nr. 8). Außer<br />

dem Nachhinken der Schatthänge <strong>und</strong> der Hangtäler<br />

war - in der Endphase der Schneeschmelze noch<br />

deutlicher als früher - zu beobachten, daß im <strong>Wald</strong><br />

ebene Lagen später schneefrei wurden als Hänge, die<br />

Nordhänge eingeschlossen. Besonders gut ist das an<br />

den Hochplateaus nordöstlich des Lusen zu erkennen.<br />

Wie während des gesamten Abschmelzvorgangs waren<br />

auch am 16. Juni die Freiflächen dem <strong>Wald</strong> voraus<br />

(z. B. Großer Filz am Spitzberg).<br />

Die mittleren Schneehöhen innerhalb der Abschmelzstufen<br />

blieben zwar, wie WALDMANN (1959) festgestellt<br />

hat, bei einer Kartierung ziemlich konstant. Sie<br />

unterschieden sich aber stark von Aufnahme zu Aufnahme,<br />

offenbar im Zusammenhang mit der ursprünglichen<br />

Mächtigkeit der von der Schneeschmelze erfaßten<br />

Schneedecken. Entsprechende Angaben enthält<br />

Tab. 45.


114<br />

Tabelle 45<br />

Durchschnittliche Höhe der Schneedecke innerhalb der Abschmelzstufen<br />

Datum Absoblaelzstur. Sohne.höhe {cm}<br />

Streubereich JU ttelwer1 zur Berechn1lJlg<br />

de. WasserTorrat.<br />

Terwendet<br />

11 •• ai 10 Stufe I > 120 ca 120 - 180 149 150<br />

80 - 120 oa 80 - 120 100 100<br />


2. Ein viel stärkerer Einfluß des <strong>Wald</strong>bestandes auf die<br />

Schneelage im Jahr 1972. Bei sonst gleichen Voraussetzungen<br />

schmolz der Schnee in Laubbaumbeständen<br />

wesentlich später als in älteren Nadelbaumbeständen.<br />

Bei Laubholz zeigten sich keine<br />

wesentlichen Unterschiede in Abhängigkeit vom<br />

Bestandsalter. Am längsten hielt sich der Schnee in<br />

Stangenhölzern <strong>und</strong> Dickungen aus Nadelbäumen.<br />

Der Vergleich der Schneedeckenkarte mit den<br />

<strong>Wald</strong> beständen zeigt, daß gerade junge Nadelholzbestände<br />

das Kartenbild stark beeinflussen.<br />

3. Auf freien Flächen lag mehr Schnee als in Beständen<br />

aller Art, z. B. auf den Moorflächen des Großen<br />

Filzes am Spitzberg.<br />

Das Abtauen der winterlichen Schneedecke wurde<br />

1972 durch Neuschneefälle Ende März <strong>und</strong> in der 2.<br />

Hälfte des Aprils unterbrochen. Der April war kühler<br />

<strong>und</strong> feuchter als der März. Am 8. Mai waren nur noch<br />

vereinzelt Schneereste in den Hochlagen zu beobachten.<br />

Diskussion der Ergebnisse<br />

1. Sicherlich ist die Verzögerung des Abtauens der<br />

Schneedecke mit zunehmender Höhenlage teils eine<br />

Folge der abnehmenden Temperatur <strong>und</strong> teils<br />

der zunehmenden Schneehöhe; beide Einflüsse lassen<br />

sich jedoch nicht trennen.<br />

2. Der Vorsprung sonnseitiger Lagen in der Ausaperung<br />

von schattseitigen erklärt sich aus dem unterschiedlichen<br />

Genuß an direkter Sonnenstrahlung.<br />

3. Das Zurückbleiben der Hangtäler bei der Schneeschmelze<br />

hängt zweifellos mit derem kühleren <strong>Klima</strong><br />

zusammen, wie es durch die Messung der wirksamen<br />

Mitteltemperatur festgestellt worden <strong>und</strong> in<br />

diesem Zusammenhang näher besprochen ist<br />

(Abschn. 3.1.4.3.3).<br />

4. Die starke Verzögerung des Ausaperns in den Tallagen<br />

mit Kaltluftstau war bereits aus den Untersuchungen<br />

von WALDMANN (1959) am Großen Falkenstein<br />

bekannt. Die Aufnahmen im <strong>Nationalpark</strong><br />

gestatten es jetzt, seine Aussagen noch zu erweitern.<br />

Im Untersuchungsgebiet am Großen Falkenstein<br />

sind die vorwiegend nach SW gerichteten<br />

Hänge gegenüber den flachen Tallagen auch durch<br />

höheren Gewinn an direkter Sonnenstrahlung im<br />

Vorteil. Daß jedoch dieser Umstand nicht entschei-<br />

dend ist, ließ sich jetzt im <strong>Nationalpark</strong>gebiet zeigen:<br />

Sogar Nordhänge entsprechender Höhenlage werden<br />

früher schneefrei als die Talgründe. Es ist also<br />

wirklich deren extremes Sonderklima, das die<br />

Schneeschmelze verzögert. Neben dem Kaltluftstau<br />

dürfte auch die Behinderung des Luftaustausches<br />

eine Rolle spielen.<br />

5. Das im Jahre 1970 beobachtete Zurückbleiben der<br />

Verebnungen <strong>und</strong> Plateaus im bewaldeten Gelände<br />

ist nicht eindeutig zu erklären. Bei der Messung der<br />

wirksamen Mitteltemperatur ergaben sich hier etwas<br />

geringere Werte als an den Hängen, vielleicht<br />

als Folge verminderten Luftaustausches. Auch im<br />

Bestand dürfte außerdem ein gewisser Stau bodennaher<br />

Kaltluft in den Nächten gegeben sein, wie er<br />

bei der Messung der Minimumtemperatur auf freien<br />

Flächen nachgewiesen wurde. Daneben kann auch<br />

die unterschiedliche Schneehöhe an den Hängen<br />

<strong>und</strong> auf ebenem Gelände, die wegen der lotrechten<br />

Messung in der Karte nicht zum Ausdruck kommt<br />

(sie würde erst bei Messung der Schneehöhe senkrecht<br />

zum Hang erkennbar) beteiligt sein. Anders<br />

ausgedrückt: eine Schneedecke gleicher Höhe (bei<br />

lotrechter Messung) hat am Hang eine größere<br />

Oberfläche als auf ebenem Boden.<br />

6. Der Einfluß der <strong>Wald</strong>bestände auf die Schneeschmelze<br />

ist kompliziert. Je nach der Art des Kronendachs<br />

verändert sich das Zusammenspiel von<br />

Interzeption, Strahlung <strong>und</strong> Luftaustausch. Der hohe<br />

Schneevorrat der Freiflächen im schneearmen<br />

<strong>und</strong> strahlungsreichen Winter 1971/72 unterstreicht<br />

die Bedeutung der Interzeption. Sie überwog<br />

den Einfluß der Strahlung, wie auch das frühere<br />

Ausapern älterer Nadelbaumbestände gegenüber<br />

älteren Laubbaumbeständen zeigt. Die Ausaperung<br />

vollzog sich 1971/72 in der Reihenfolge: Ältere Nadelbaumbestände<br />

- Laubbaumbestände - Freiflächen,<br />

also gerade umgekehrt, als im schneereichen<br />

<strong>und</strong> strahlungsarmen Winter 1969/70, in dem offenbar<br />

die Interzeption nur eine untergeordnete Rolle<br />

spielte.<br />

Die Konservierung des Schnees in jungen Fichtenbeständen,<br />

die in beiden Wintern zuletzt schneefrei<br />

wurden, hängt sicherlich auch mit der Behinderung<br />

des Luftaustausches zusammen.<br />

7. Der Witterungsablauf des Winters bestimmt weitgehend<br />

den zeitlichen Ablauf der Ausaperung. Ähn-<br />

115


stimmt (Abb. 32). Die Messung war bei den großen<br />

Schneehöhen sehr mühsam, da das Rohr nach dem ersten<br />

Einstechen ausgegraben werden mußte. Die Proben<br />

stammten jeweils paarweise aus Beständen verschiedener<br />

Art <strong>und</strong> von Freiflächen. Da sich keine klaren<br />

Unterschiede in der Schneedichte ergaben, wurden<br />

die Werte dann gemittelt. Die Ergebnisse sind in<br />

Tabelle 46 zusammengestellt.<br />

Bei dem Ausstechen der Schneesäulen war folgendes<br />

zu beobachten: Die mächtigen Schneedecken, wie sie<br />

z. B. am 14. April 1970 in den Hochlagen anzutreffen<br />

waren, enthielten zahlreiche mehr oder weniger hart<br />

gefrorene, verharrschte Schichten. Stets bestanden<br />

aber die untersten Zentimeter aus körnigem, nassem,<br />

firnähnlichem Schnee. Die Schneedecken tauten also<br />

an ihrer Untergrenze leicht. Bei keiner der Schneedichtemessungen<br />

wurde je eine gefrorene Bodenoberfläche<br />

angetroffen. Dieser Umstand ist für Bodenentwicklung<br />

<strong>und</strong> Hydrologie sehr bedeutsam.<br />

Wasservorrat der Schneedecke<br />

Aus den durchschnittlichen Schneehöhen, der Größe<br />

Abb. 32: Messung der Schneedichte mit der Schneesonde<br />

"Vogelsberg " (14. April 1970)<br />

-<br />

der Flächen, für die diese Schneehöhen gelten <strong>und</strong> der<br />

durchschnittlichen Schneedichte lassen sich Schätzwerte<br />

derjenigen Wassermengen errechnen, die zu<br />

bestimmten Terminen in der Schneedecke geb<strong>und</strong>en<br />

waren.<br />

Als durchschnittliche Schneehöhe ist bei den Aufnahmen<br />

der geschlossenen Schneedecke die Mitte einer<br />

Schneehöhenstufe angenommen. Die Mittelwerte der<br />

Schneehöhen innerhalb der Abschmelzstufen liegen in<br />

Tab. 45 vor.<br />

Die Flächen der einzelnen Schneehöhenstufen bzw.<br />

Abschmelzstufen wurden für jeden Termin durch Planimetrieren<br />

auf der Karte 1:10000 gewonnen. Außer<br />

der Fläche des Unterschungsgebietes (Gelände-Abschnitt<br />

1- VI, siehe Abb. 1) von 13203 ha sind bei dieser<br />

Auswertung auch die Enklaven (Ortsfluren, Wiesen)<br />

berücksichtigt. Das Bearbeitungsgebiet umfaßt also in<br />

diesem Fall den 13503 ha großen Bereich von der Landesgrenze<br />

bis zur Untergrenze des geschlossenen<br />

Staatswaldgebietes (siehe Abb. 1). Die Flächen der<br />

Schneehöhenstufen bzw. Abschmelzstufen liegen getrennt<br />

nach Einzugsgebieten vor. Die Flächen der Einzugsgebiete<br />

enthält Tab. 47.<br />

119


Kulmination der Schneedecken höhe zeigt sich auch,<br />

wenn man an Hand der mittleren Schneedichte (Tab.<br />

44) <strong>und</strong> der mittleren Schneedeckenhöhe (Tab. 39)<br />

(nur korrekt, wenn an allen Tagen des Monats eine<br />

Schneedecke vorhanden war) für die Monate des Winters<br />

den mittleren Schneewasservorrat berechnet. Am<br />

Großen Falkenstein fällt die größte Höhe der Schneedecke<br />

im Durchschnitt in den Februar, in einzelnen, besonders<br />

schneereichen Jahren in den März (siehe Abschnitt<br />

3.192). Der Wasservorrat der Schneedecke dagegen<br />

erreicht seinen Höchstwert im langjährigen Mittel<br />

im März. In besonders schneereichen Wintern - wie<br />

1969/70 - sogar erst im April.<br />

Bedeutung der Wasserspeicherung<br />

in der Schneedecke<br />

In der Schneedecke der Hochlagen wurden am 4. März<br />

1970 Wassermengen um 500 mm (= 500 Liter/qm), am<br />

14. April um 800 mm (= 800 Liter/qm) gemessen. Da<br />

diese Bereiche im Bayerischen <strong>Wald</strong> wegen der breiten<br />

Bergrücken <strong>und</strong> Plateaus bedeutende Flächen einnehmen<br />

(r<strong>und</strong> ein Viertel der Fläche des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

liegt höher als 1100 m, siehe Abschn. 2.2),<br />

geht von ihnen ein gewichtiger Einfluß auf den Wasserhaushalt<br />

des Gebietes aus.<br />

Am 14. April waren in den höchsten Lagen Wasservorräte<br />

in der Schneedecke gespeichert, die fast dem gesamten<br />

Niederschlag des Winterhalbjahres entsprechen.<br />

Nun waren im Winter 1969/70 die Schneevorräte<br />

besonders groß <strong>und</strong> die Schneeschmelze setzte erst<br />

sehr spät ein. Aber auch in durchschnittlichen Jahren<br />

werden zu Ende des Winters bedeutende Wassermengen<br />

aus dem Schnee zur Verfügung gestellt. Zu Beginn<br />

der Vegetationszeit sind daher die <strong>Böden</strong> in der Regel<br />

stark durchfeuchtet, die Pflanzen finden reichlich Wasser<br />

vor. Auch im Rahmen des Gebietswasserhaushaltes<br />

spielt die Schneeschmelze eine hervorragende<br />

Rolle. Die aus dem Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong> kommenden<br />

Flüsse haben, wie KERN (1959) am Beispiel<br />

des Schwarzen Regen gezeigt hat, infolge der Schneeschmelze<br />

eine deutliche Abflußspitze, die im langjährigen<br />

Mittel in den April fällt. Im Jahre 1970 verzögerte<br />

sich das Maximum der Wasserführung in den Mai hinein.<br />

Die fre<strong>und</strong>licherweise von der Bayerischen Landesstelle<br />

für Gewässerk<strong>und</strong>e zur Verfügung gestellten,<br />

noch vorläufigen Abflußzahlen für die Zuflüsse der<br />

IIz (Reschwasser, Große Ohe, Kleine Ohe), die auf Messungen<br />

an Pegeln einige Kilometer unterhalb des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

beruhen, lassen eine deutliche Abflußspitze<br />

im Mai erkennen.<br />

Die angegebene Lage der Meßstelien ermöglicht es leider<br />

nicht, den Abfluß aus dem geschlossenen <strong>Wald</strong>gebiet getrennt<br />

zu erfassen. Es sollten unbedingt zusätzliche Pegel<br />

eingerichtet werden, um diesem Mangel abzuhelfen. So<br />

könnten aufschlußreiche Untersuchungen über den Wasserhaushalt<br />

in den Einzugsgebieten der aus dem <strong>Nationalpark</strong><br />

kommenden Bäche möglich werden.<br />

Die Abschätzung der Schneewasservorräte in den außergewöhnlichen<br />

Wintern 1969/70 <strong>und</strong> 1971/72 zeigt<br />

die großen Unterschiede, die zwischen extrem<br />

schneereichen <strong>und</strong> extrem schneearmen Wintern auftreten<br />

können. So betrug der Wasservorrat der<br />

Schneedecke im 135 qkm großen Untersuchungsgebiet<br />

(Tab. 48)<br />

am 4. März 1970<br />

am 14. April 1970<br />

am 3. März 1972<br />

r<strong>und</strong><br />

r<strong>und</strong><br />

r<strong>und</strong><br />

55 Mio m 3<br />

75 Mio m 3<br />

3,6 Mio m 3 .<br />

Hierzu eine Vergleichszahl: Der Wasserverbrauch der<br />

Stadt Regensburg im Jahre 1970 belief sich auf 11,5<br />

Mio m 3 .<br />

3.2 Witterungseinflüsse als Ursache von Schäden<br />

an <strong>Wald</strong>bäumen<br />

<strong>Klima</strong>tische Einflüsse wirken in vielfältiger Weise auf<br />

das Leben der Pflanzen. Die Zusammenhänge sind allgemein<br />

nicht leicht festzustellen. Ohne weiteres erkennbar<br />

werden sie erst dann, wenn bestimmte Wetterfaktoren<br />

extreme Werte erreichen <strong>und</strong> dadurch<br />

sichtbare Schäden an den Pflanzen verursachen, so,<br />

wenn der Wind sich zum Orkan steigert, wenn nasser<br />

Schnee die Kronen der Bäume niederbricht oder wenn<br />

Spätfröste Blätter <strong>und</strong> junge Triebe abtöten. Der folgende<br />

Abschnitt beschäftigt sich mit solchen Schäden<br />

an <strong>Wald</strong>bäumen.<br />

Da derartige Ereignisse für die Forstwirtschaft häufig<br />

schwere Verluste bedeuten, gibt es darüber zahlreiche<br />

schriftliche Nachrichten. Die Berichte der königlichen<br />

bzw. staatlichen Forstämter im <strong>Nationalpark</strong>gebiet an<br />

121


ihre vorgesetzten Dienststellen, die an der Oberforstdirektion<br />

Regensburg gesammelt sind, stellen eine<br />

wertvolle Quelle dar (Akt: <strong>Wald</strong>beschädigung durch<br />

Wind usw.). Sie weisen zwar Lücken auf <strong>und</strong> sind in ihrer<br />

Qualität recht unterschiedlich, manchmal aber geben<br />

sie die Ereignisse so genau <strong>und</strong> anschaulich wieder,<br />

daß sich die damaligen Wetterlagen noch gut rekonstruieren<br />

lassen.<br />

3.2.1 Schäden durch Sturm<br />

(Windwurf <strong>und</strong> Windbruch)<br />

3.2.1.1 Angaben aus der Literatur<br />

Mit dem Anstieg in die Gebirge erhöhen sich die Windgeschwindigkeiten.<br />

GEIGER (1950) verglich die Beobachtungen<br />

von deutschen Wetterstationen auf Berggipfeln<br />

<strong>und</strong> im Flachland <strong>und</strong> erhielt für die Häufigkeit<br />

des Auftretens von Stürmen (mindestens Windstärke<br />

8 BEAUFORT) ein Verhältnis von 100 :3. Bei einem Vergleich<br />

der Stationen Großer Falkenstein, Zwiesel <strong>und</strong><br />

Passau-Oberhaus (Tab. 9) ergibt sich für Windstärken<br />

von mindestens 7 BEAUFORT ein Verhältnis der Häufigkeit<br />

von 100 : 27 : 9. Die Station Passau-Oberhaus ist<br />

noch nicht typisch für das Flachland, da sie selbst auf<br />

einer windausgesetzten Höhe liegt. Diese Verhältniszahlen<br />

lassen ermessen, wie sehr die <strong>Wald</strong>bestände<br />

der Gebirge an ihren Standort angepaßt sind, wenn<br />

Windwürfe hier nicht häufiger auftreten als im Flachland.<br />

Den Zusammenhängen zwischen Geländerelief <strong>und</strong><br />

Windwurfgefahrging HÜTTE (1967) durch Versuche im<br />

Windkanal <strong>und</strong> Geländebeobachtungen nach. "Stürme<br />

werden nicht nur durch ihre hohe Geschwindigkeit,<br />

sondern vor allem durch ihre starke Turbulenz für den<br />

<strong>Wald</strong> gefährlich", vor allem dann, wenn die Frequenz<br />

der Böen mit derjenigen von Baumschwingungen<br />

übereinstimmt. Besonders gefährdet sind daher Zonen<br />

im Gelände, wo Böigkeit <strong>und</strong> Geschwindigkeit des<br />

Sturmes gleichzeitig sehr hoch sind, beispielsweise<br />

1. an den Flanken <strong>und</strong> im Lee von Kuppen<br />

2. wo der Wind nach Überqueren eines Bergrückens<br />

wieder auf den in die Ebene auslaufenden Lee-Hang<br />

trifft<br />

3. an Mittel- bzw. Oberhängen von Tälern, auf die der<br />

Luftstrom nach Überqueren des Tals trifft<br />

122<br />

4. am Mittelhang von Bergrücken, wenn diese schräg<br />

vom Sturm getroffen werden<br />

5. am luvseitigen Mittelhang von Bergnasen.<br />

Zwar sind die Unterlagen über die Stürme der vergangenen<br />

Zeiten im allgemeinen nicht genau genug, um<br />

sie mit den Angaben HÜTTEs im einzelnen zu vergleichen.<br />

Besonders deutlich wird aber aus den Ortsangaben<br />

von Sturmschäden immer wieder die große Gefährdung<br />

von Hängen, auf die der Wind nach Überquerung<br />

eines Tales trifft.<br />

Es ist altbekannt, daß die Fichte auf <strong>Böden</strong> mit Gr<strong>und</strong><strong>und</strong><br />

Stauwassereinfluß, wo sie nur ein flachstreichendes<br />

Wurzelsystem entwickeln kann, besonders leicht<br />

vom Sturm geworfen wird. HÜTTE (1967) hat den Vorgang<br />

neuerdings genau studiert. Gerade auf den Naßböden<br />

des <strong>Nationalpark</strong>gebietes war aber die Fichte<br />

von jeher die vorherrschende Baumart; dort haben wir<br />

es also mit einem Schwerpunkt der Windwürfe zu tun.<br />

Sind <strong>Böden</strong> ohne Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Stauwassereinfluß zeitweise<br />

sehr naß, beispielsweise nach der Schneeschmelze,<br />

so ist auch hier die Windwurfgefahr stark erhöht,<br />

GEIGER (1950) hat gezeigt, daß aufgeweichter<br />

Boden während der Wintermonate besonders häufig<br />

ist, <strong>und</strong> zwar vor allem in den Übergangsjahreszeiten<br />

zu Beginn <strong>und</strong> Ende des Winters. Bei den Beobachtungen<br />

von München kommt das noch deutlicher zum<br />

Ausdruck als bei denen von Berlin. Die Übertragung<br />

dieser Ergebnisse auf den Bayerischen <strong>Wald</strong> ist kaum<br />

möglich; man kann lediglich vermuten, daß schmelzende<br />

Schneedecke <strong>und</strong> tauende Gefrornis hier auch zu<br />

Beginn <strong>und</strong> Ende des Winters besonders häufig sind<br />

<strong>und</strong> dadurch vom Boden her die Voraussetzungen für<br />

erhöhte Windwurfgefahr schaffen. Während des<br />

Hochwinters liegen im allgemeinen stärkere Schneedecken,<br />

die an ihrer Untergrenze leicht tauen, über<br />

dem nicht gefrorenen Boden. Auch sie dürften zu einer<br />

starken Durchfeuchtung des Bodens, jedoch kaum zu<br />

einer Vernässung führen. Ausgetrockneter Boden <strong>und</strong><br />

Bodenfrost vermindern die Windwurfgefahr, besonders<br />

starke Stürme brechen dann die Stämme. Auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Windstatistik von Potsdam hat GEIGER<br />

(1950) festgestellt, daß stürmische St<strong>und</strong>en (Windgeschwindigkeit<br />

größer oder gleich 10 m/sek.) besonders<br />

häufig während des Winters <strong>und</strong> dann in den Mittagsst<strong>und</strong>en<br />

auftreten. Die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens<br />

von aufgeweichtem Boden (Beobachtun-


me stark. Nimmt man nun zu dieser Aufgliederung die<br />

Beschreibung der einzelnen Schadensfälle hinzu, so<br />

schälen sich drei stark vorherrschende Typen heraus:<br />

1. Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme (Oktober bis März) aus<br />

West bis Südwest<br />

2. Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme (Oktober bis März) aus<br />

Ost bis Nordost<br />

3. Sommerstürme (Juni bis August) bei Gewittern, vorwiegend<br />

aus Südwest bis West<br />

Die Beschreibungen der Sturmschäden enthalten<br />

meist Angaben über die angefallenen Holzmengen.<br />

Die betreffenden Zahlen sind in Tab. 50 gesammelt. Sie<br />

sind nur als grobe Schätzwerte zu verstehen, welche<br />

die Größenordnung der einzelnen Schadensereignisse<br />

kennzeichnen sollen. R<strong>und</strong> 92% des Holzanfalls, der<br />

aus Tab. 50 für die Jahre seit 1868 zu entnehmen ist,<br />

lassen sich eindeutig einem der drei Sturm-Typen<br />

zuordnen. Auch von den restlichen 8% träfe das wohl<br />

noch für einen Teil der Schadensfälle zu; hier sind zwar<br />

Holzmengen, aber keine Sturm richtungen angegeben.<br />

Der Holzanfall, den Stürme der drei ausgeschiedenen<br />

Typen verursacht haben, teilt sich folgendermaßen<br />

auf:<br />

Typ1:51%<br />

Typ 2: 15%<br />

Typ 3: 34%<br />

Sechs Großschäden (7./8. Dez. 1868,26./27. Okt. 1870,<br />

11. Aug. 1925, 4. Juli 1929, 23. Nov. 1930 <strong>und</strong> 15. Nov.<br />

1941), unter ihnen Beispiele für jeden der genannten<br />

drei Typen, sind etwa 81% des Holzanfalls zuzuschreiben.<br />

Anschließend sollen die drei Arten von Stürmen, die<br />

hauptsächlich die Windwürfe <strong>und</strong> -Brüche verursachen,<br />

an hand der Beschreibungen der Zeitgenossen<br />

näher charakterisiert werden (Karte Nr. 13).<br />

3.2.1.3 Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme aus Westen<br />

<strong>und</strong> Südwesten<br />

Die größten Schäden - nach der betroffenen Fläche -<br />

<strong>und</strong> nach der Holzmenge - verursachten die Herbst<strong>und</strong><br />

Winterstürme aus westlicher Richtung. "Der Kernwinter<br />

bringt die kräftigsten Tiefdruckgebiete, die<br />

größte Luftdruckveränderlichkeit <strong>und</strong> darum auch am<br />

häufigsten Stürme" GEIGER (1950). Tab. 50 enthält 15<br />

Fälle, die zwischen 1868 <strong>und</strong> 1970 aufgetreten sind.<br />

Die Andauer beträgt viele St<strong>und</strong>en bis mehrere Tage.<br />

Wurf <strong>und</strong> Bruch treten sowohl flächig als auch streifen<strong>und</strong><br />

nesterweise auf. Oft werden über sämtliche Abteilungen<br />

verstreut einzelne Bäume niedergelegt.<br />

Den schweren Sturm von 1868, der vor allem die Hochlagen<br />

<strong>und</strong> die Oberen Hanglagen schädigte, beschreibt<br />

ZEITHAMMER (1896) von Winterberg aus folgendermaßen:<br />

"Derselbe gewaltige Orkan, welcher am 7. Dezember<br />

1868 den ganzen Continent bestrichen hat, brauste am<br />

nämlichen Tage auch über den Böhmerwald <strong>und</strong> verbreitete<br />

wie allgemein auch in den mächtigen Forsten<br />

desselben Schrecken <strong>und</strong> Verwüstungen. Diesem Orkan,<br />

welcher von Westen gestrichen von 9 Uhr vormittags<br />

bis 6 Uhr abends angedauert hat, ging das auf unserem<br />

Festlande seltene großartige Phänomen eines<br />

über den westlichen <strong>und</strong> nördlichen Horizont in blutrothen<br />

Strahlen ausgebreiteten Nordlichtes voran. Nicht<br />

zu gedenken der namhaften Schäden an Gebäuden aller<br />

Orten, namentlich in Fürstenhut, wo selbst unter<br />

den etlichen 50 Häusern nur an einigen die Schindeldachungen<br />

unbeschädigt blieben, hat dieser furchtbare<br />

Orkan in den Holzbeständen große Verheerungen infolge<br />

von Windrissen <strong>und</strong> Brüchen verursacht.<br />

Daß solche entstanden sind, wurde dadurch veranlaßt,<br />

daß diesem Orkan ein Tauwetter mit + 10 - 12° voranging,<br />

welches den Schnee ganz hinwegschmelzte, so<br />

daß der gefrorene Boden gänzlich aUfthaute <strong>und</strong> dadurch<br />

den festen Halt verlor, wodurch der <strong>Wald</strong> bestand<br />

sich aufrecht erhalten konnte. Der darauf gefolgte<br />

Orkan fand somit gleichsam ein vorbereitetes leichtes<br />

Spiel, außer zahlreichen einzelnen Stämmen selbst<br />

viele Gruppen inmitten geschlossener Bestände niederzureißen<br />

<strong>und</strong> namentlich auf lockerem Au- <strong>und</strong><br />

Moorboden solche Verheerungen anzurichten, daß<br />

ausgedehnte Partien reiner Fichtenbestände total hingestreckt<br />

wurden."<br />

Der Orkan vom 26./27. Oktober 1870 war der "verheerendste"<br />

seit Beginn schriftlicher Aufzeichnungen. Der<br />

Chronist Hilz (1890) aus Zwiesel beschreibt ihn folgendermaßen:<br />

,,1870 am 24. Oktober abends 6 Uhr sehr schönes<br />

Nordlicht, sichtbar wie eine ungeheure Feuersbrunst.<br />

Am 25. Oktober abends 7 Uhr ebenfalls sehr ausgedehntes<br />

Nordlicht, welches bereits die ganze Nacht<br />

sichtbar war. In der Nacht vom 26. bis 27. Oktober von<br />

131


ternde Darstellung für den Regentriftkomplex von<br />

1878).<br />

Die Orkane von 1868 <strong>und</strong> 1870 <strong>und</strong> eine Borkenkäferkalamität<br />

als deren Folge haben große Flächen von<br />

<strong>Wald</strong> entblößt. Die nächste Forsteinrichtung - im IIztriftkomplex<br />

(Gebiets-Abschn. 11 - IV) 1878 <strong>und</strong> im<br />

Wolfsteiner Komplex (Gebiets-Abschn. V <strong>und</strong> VI) 1881<br />

- hat diese Flächen genau erfaßt. Sie konnten daher tabellarisch<br />

(Tab. 51) <strong>und</strong> kartenmäßig (Karte Nr. 10) dargestellt<br />

werden. Die vom Sturm geschädigten Flächen<br />

sind damals ziemlich großzügig ausgeschieden worden.<br />

Sie enthalten noch mehr oder minder große bestockte<br />

Teile. Da jedoch die Holzmengen dieser Restbestockungen<br />

angegeben sind, läßt sich mit Hilfe der<br />

Holzvorräte benachbarter, unbeschädigter Bestände<br />

eine reduzierte Schadensfläche ermitteln. Diese gibt<br />

an, auf welcher Fläche der <strong>Wald</strong> durch Stürme <strong>und</strong> den<br />

Borkenkäfer vollkommen verschw<strong>und</strong>en ist. Wie aus<br />

Tab. 51 hervorgeht, sind das immerhin 12% der untersuchten<br />

Fläche. Der Schwerpunkt lag in Gebiets-Abschnitt<br />

VI.<br />

Die kleineren Bestockungsreste, die den Sturm überdauert<br />

hatten, wurden später noch großteils eingeschlagen.<br />

Unter den niedergelegten Beständen nachkommende<br />

Naturverjüngung überdauerte jedoch vielfach.<br />

3.2.1.4 Herbst- <strong>und</strong> Winterstürme aus Osten<br />

bis Nordosten (Böhmwind)<br />

Besteht über dem Böhmerwald ein Luftdruckgefälle<br />

von 0 nach W, was hauptsächlich während des Winters<br />

der Fall ist, wenn über Osteuropa ein beständiges<br />

Hochdruckgebiet liegt, dann kommt häufig der sog.<br />

Böhmwindzustande (SCHRAMM 1950). Er bringt meist<br />

arktische Kaltluft. So entsteht auf der bayerischen Seite<br />

ein mit starker Abkühlung verb<strong>und</strong>ener Fallwind mit<br />

hoher Geschwindigkeit; dabei ist das Wetter im allgemeinen<br />

trocken.<br />

Schäden durch Böhmwinde sind etwas seltener als<br />

solche durch Westwinde <strong>und</strong> etwa gleich häufig wie<br />

diejenigen durch Gewitterstürme. In 16 nachgewiesenen<br />

Fällen haben zwischen 1868 <strong>und</strong> 1970 Böhmwinde<br />

im Herbst <strong>und</strong> Winter Schäden verursacht. Diese sind<br />

geringer als bei den beiden anderen Haupttypen. Der<br />

Holzanfall beträgt nämlich nur knapp 113 des bei den<br />

Weststürmen im Herbst <strong>und</strong> Winter <strong>und</strong> knapp die<br />

134<br />

Hälfte des bei Gewitterstürmen im Sommer aufgezeichneten.<br />

Die Böhmwinde halten meist einen oder mehrere Tage<br />

lang an. Typisch für sie ist, daß ihr Schaden sich nicht<br />

auf große Flächen erstreckt, sondern gassen-, streifen<strong>und</strong><br />

nesterweise auftritt. "Der Bruch erfolgte gassenweise;<br />

innerhalb der langen Gassen liegt alles am Boden,<br />

zwischen den Gassen sind verhältnismäßig breite<br />

Streifen intakt." (Bericht des kgl. Forstamtes St. Oswald<br />

(Gebiets-Abschn. IV) vom 9. Oktober 1894 über<br />

den Sturm vom 1. Oktober 1894). Häufig überspringt<br />

der Wind sturmfeste Ränder <strong>und</strong> greift dann mitten in<br />

die Bestände hinein. In den Berichten der Forstämter<br />

wird immer wieder ein böiger Überfallwind beschrieben,<br />

der von einem Temperatursturz begleitet ist.<br />

Besonders stark wird durch die Böhmwinde regelmäßig<br />

der weite Talkessel an den Quellbächen der Großen<br />

Ohe, bis hinauf zum Rachelsee, betroffen. Hier<br />

stößt der über den Kamm des Gebirges strömende<br />

Wind wieder auf flaches Gelände oder Gegenhänge,<br />

was ja nach HÜnE (1967) die gefährlichen Turbulenzen<br />

hervorruft (siehe Karte Nr. 13b). Böhmwinde kommen<br />

bei offenem <strong>und</strong> gefrorenem Boden vor, im letzteren<br />

Fall verursachen sie viel Bruch, weniger Wurf (Bericht<br />

des Forstamtes Spiegelau (= Gebiets-Abschn. 111<br />

vom 30. Dezember 1927).<br />

Ein Bericht des königlichen Forstamtes St. Oswald<br />

(= Gebiets-Abschn. IV) vom 4. April 1892 enthält eine<br />

besonders anschauliche Beschreibung des Sturms<br />

vom 29.130. März 1892:<br />

"Am 28. März herrschte, wie schon seit längerer Zeit,<br />

warmes Frühlingswetter; ein in der Nacht zum 29. beobachtetes<br />

fernes Gewitter brachte hierin keine Änderung,<br />

bis am 29. mittags 1 Uhr völlig plötzlich der Wind<br />

(bisher Südwest bis West) nach Ost umschlug. Gleich<br />

anfangs kräftig auftretend, nahm er gegen Abend an<br />

<strong>Heft</strong>igkeit zu <strong>und</strong> verstärkte sich gegen Mitternacht<br />

zum Sturm, der nun bis 30. spät abends bei ca. + 2° R<br />

ununterbrochen anhielt. Während des Witterungsumschlages<br />

war das Vorland in einen Schleier gehüllt, die<br />

Temperatur stürzte anfänglich von +11° Rum 6° R, gegen<br />

Abend, an welchem schwacher Regen mit Schnee<br />

fiel, noch mehr. Der Sturm hatte keine gleichmäßige,<br />

dauernde Stärke, sondern es traten in Intervallen von<br />

ca. je 112 St<strong>und</strong>e heftige Böen von nicht zu langer Dauer<br />

auf, welchen Pausen verhältnismäßiger Ruhe folgten.<br />

Während des Einbruchs der Böen erfolgten allmählich


3.2.2 Schäden durch Schnee, Rauhreif <strong>und</strong> Rauheis<br />

Nasser Schnee, Rauhreif (Duft), der sich aus ziehendem<br />

Nebel an der Luvseite der Baumkronen ablagert<br />

(dann auch Nebelfrost genannt) <strong>und</strong> Regen, der auf einer<br />

gefrorenen Unterlage Eisschichten bildet (Rauheis,<br />

Eisanhang) können die Bäume brechen oder niederdrücken<br />

(Definitionen nach BLÜTHGEN 1964).<br />

Ist Schnee die Ursache von Schäden, so spricht man<br />

von Schneebruch oder Schneedruck. Es wäre an sich<br />

zu erwarten, daß die Zone besonderer Gefährdung<br />

durch Naßschnee im Herbst in den hohen Lagen zu finden<br />

ist, während des Hochwinters dann nach unten<br />

rückt <strong>und</strong> gegen das Frühjahr wieder hinaufsteigt; im<br />

Winter fällt in der Höhe vor allem trockener Pulverschnee.<br />

Inwieweit das zutrifft, ließe sich wohl nur an einem<br />

sehr umfangreichen Material klären. Liest man die<br />

Beschreibungen von Schneebrüchen, so gewinnt man<br />

den Eindruck, daß häufig Wetterlagen, die für die betreffende<br />

Jahreszeit ungewöhnlich sind, schwere<br />

Schäden verursacht haben.<br />

Schäden durch Schnee scheinen im gesamten Höhenbereich<br />

des <strong>Nationalpark</strong>gebietes bedeutsam zu sein.<br />

Auch BORCHERS (1964) fand, daß im Harz nur die untere<br />

Randzone als schneebruchsicher zu bezeichnen<br />

ist.<br />

Aus Arbeiten von EISENKOLB (1963) <strong>und</strong> DRESCHER<br />

(1965) geht hervor, daß im Schwarzwald an Nord- <strong>und</strong><br />

OstQängen viel höhere Schneebruchanfälle auftreten,<br />

als an Süd- <strong>und</strong> Westhängen. MITSCHERLICH (1971)<br />

versucht das mit der starken Schneeablagerung an der<br />

Leeseite des Gebirges zu erklären, die bei warmen<br />

südlichen <strong>und</strong> westlichen Luftströmungen aus Naßschnee,<br />

bei Kaltlufteinbrüchen aus Norden aus Pulverschnee<br />

besteht. Das <strong>Nationalpark</strong>gebiet, ja der ganze<br />

Innere Bayerische <strong>Wald</strong>, ist zur Untersuchung dieser<br />

Frage wenig geeignet, da es auf deutscher Seite nur<br />

wenige Nord- <strong>und</strong> Osthänge gibt. Die Akten enthalten<br />

jedoch vereinzelt Berichte über stärkere Schäden an<br />

Osthängen.<br />

Über den Anteil des Rauheises an den Schäden im<br />

<strong>Wald</strong> enthält die zugängliche Literatur keine Angaben<br />

(DENGLER 1971, MITSCHERLICH 1971).<br />

Die Bildung von Rauhfrost oder Nebelfrost entspricht<br />

derjenigen von Nebelniederschlag, dessen Verteilung<br />

am Bergmassiv des Großen Falkenstein BAUMGART­<br />

NER (1958 b) untersucht hat. Überträgt man seine im<br />

140<br />

Sommer gewonnenen Ergebnisse auf den Winter -<br />

was mit einiger Unsicherheit verb<strong>und</strong>en ist - dann ergibt<br />

sich für den Rauhfrost: Geringe Bedeutung in den<br />

unteren Lagen, zunehmende Ergiebigkeit oberhalb<br />

1000 m <strong>und</strong> ein sprunghaftes Ansteigen in den exponierten<br />

Gipfellagen, wo aus dem schnell ziehenden Nebel<br />

gewaltige Mengen an Wasser bzw. Rauhreif abgelagert<br />

werden können. Für die Richtigkeit dieser Ansicht<br />

sprechen sowohl die Untersuchungen von BOR­<br />

CHERS (1964) im Harz, wie auch die Beobachtungen<br />

Anfang März 1970, nach einer bewölkungs- <strong>und</strong> niederschlagsreichen<br />

Periode von etwa einem Monat<br />

Dauer. Die damals vorhandenen "Panzer" an den<br />

Baumwipfeln bestanden wohl teilweise auch aus<br />

Schnee. BORCHERS (1964) hat im Harz die Rauhreifschäden<br />

getrennt von den Schneebruchschäden aufgenommen.<br />

Er kommt zu dem Ergebnis, daß die exponierten<br />

Kuppen <strong>und</strong> luvseitigen Oberhänge durch<br />

Rauhreif besonders gefährdet sind.<br />

Es sind also ganz verschiedene Vorgänge, die zur Belastung<br />

der Baumkrone mit Schnee, Eis oder Rauhreif<br />

führen. Bei der Entstehung von Schäden im <strong>Wald</strong> wirken<br />

sie aber häufig zusammen. Ein Bericht der Bergwetterwarte<br />

auf dem Großen Falkenstein (1313 m)<br />

über Bruchschäden im <strong>Wald</strong> zwischen dem 18. <strong>und</strong> 22.<br />

Februar 1953 soll dies deutlich machen: "Ungewöhnlich<br />

starker Rauhreifansatz führte zu den Bruchschäden.<br />

Unter Rauhreif werden i. a. nur die Nebelfrostablagerungen<br />

verstanden. Hier handelte es sich aber um<br />

eine mehrfache Schichtung aus echtem Rauhreif,<br />

Glatteis durch unterkühlten Regen, Schnee <strong>und</strong><br />

Schnee mit Regen vermischt, also Ablagerungen aus<br />

verschiedenen Witterungsperioden mit mehr oder weniger<br />

starkem Frost der vorangegangenen Wochen<br />

<strong>und</strong> Monate. Stellenweise erreichten sie eine Stärke<br />

von mehr als 40 cm, entsprechend den betreffenden<br />

Windrichtungen in diesem Zeitraum, vornehmlich an<br />

der Südwest- bis Nordwestseite der Baumkronen. Die<br />

Temperaturen lagen bis zum 20. ständig unter dem Gefrierpunkt<br />

. .. Das am 18. mit dem Übergang zur zyklonalen<br />

Westlage einsetzende Tauwetter konnte sich<br />

nur bis in Höhen von ca. 1150 m entscheidend durchsetzen.<br />

Der <strong>Wald</strong>bestand in den Hochlagen darüber<br />

behielt den sehr starken Rauhreif, dessen Gewicht mit<br />

dem in der Nacht zum 18. gefallenen <strong>und</strong> festfrierenden<br />

Schneeregen erheblich zugenommen haben mußte<br />

... " Die Beschreibung zeigt klar, daß sich Schäden im


<strong>Wald</strong> häufig nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen<br />

lassen. Abgesehen vom Nebelfrost, der auch<br />

bei tiefen Temperaturen auftritt, werden vor allem Erscheinungen<br />

bei um den Gefrierpunkt schwankenden<br />

Temperaturen dem <strong>Wald</strong> gefährlich: Naßschnee,<br />

Schneeregen, Rauheis, erneute Naßschneefälle auf<br />

bereits umgebogene Kronen.<br />

Lassen sich schon bei einem unmittelbar zu beobachtenden<br />

Schadensfall oft die verschiedenen Teilursachen<br />

nicht trennen, so ist dies umso weniger möglich,<br />

wenn wir uns an hand der Meldungen der Forstämter<br />

ein Bild über die Häufigkeit <strong>und</strong> dem Umfang von<br />

Schnee-, Duft- <strong>und</strong> Eisschäden im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

machen wollen (Tab. 53). Bei der Auswertung der Berichte<br />

über den Zeitraum von 1868 bis 1970 wird daher<br />

nicht nach den drei Schadensursachen unterschieden.<br />

Die meisten "Schneebruchschäden" traten in den Monaten<br />

Dezember bis Februar auf. Vereinzelte starke<br />

Schneefälle im Oktober brechen die belaubte Buche,<br />

vor allem in jüngeren Beständen <strong>und</strong> im Nebenbestand.<br />

Aus Schadensmeldungen mit Angaben der Meereshöhe<br />

wurde die Abb. 37 gezeichnet. Aus ihr ist ein wichtiger<br />

Bef<strong>und</strong> zu entnehmen: Es gibt im Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> keine auf eine bestimmte Höhenlage beschränkte<br />

"Schneebruchzone". Die Darstellung zeigt auch, wie<br />

gefährlich es ist, aus kurzen Beobachtungsreihen zu<br />

weit gehende Schlußfolgerungen in dieser Richtung zu<br />

ziehen. Die Wetterbedingungen, die zu Schäden führen,<br />

können in allen Höhen vorkommen. Bei der Deutung<br />

dieses Ergebnisses ist aber zu berücksichtigen,<br />

daß die Fichtenbestände der Hochlagen, die noch häufig<br />

sehr licht stehen, bezüglich ihrer Schneebruchanfälligkeit<br />

nicht ohne weiteres mit den im allgemeinen<br />

viel dichteren Beständen der Hanglagen zu vergleichen<br />

sind.<br />

Die Angaben der unmittelbar nach den jeweiligen Ereignissen<br />

gefertigten Berichte über den Holzanfall infolge<br />

von Schnee-, Duft- <strong>und</strong> Eisschäden haben sich<br />

als so unzuverlässig erwiesen, daß sie nicht in Tab. 43<br />

aufgenommen sind. Die Aussagekraft solcher Zahlen<br />

wäre ohnedies gering, da häufig junge Bestände betroffen<br />

werden, deren Holz noch nicht verwertbar ist.<br />

Aus Berichten geht klar hervor, daß die Fichte die am<br />

stärksten gefährdete Baumart ist. Die Buche wird nur<br />

im belaubten Zustand beschädigt. Die Tanne ist weit<br />

weniger, der Bergahorn kaum gefährdet.<br />

Die Schneeschäden konzentrieren sich also auf die<br />

Fichte. Sie treten in Dickungen <strong>und</strong> Stangenorten<br />

durch nester- <strong>und</strong> flächenweises Brechen <strong>und</strong> Niederdrücken<br />

in Erscheinung. Junge Fichten in den Hochlagen<br />

leiden besonders durch Abknicken der Stämme<br />

<strong>und</strong> Ausreißen der Äste durch sich setzende Schneedecken.<br />

In Stangen- <strong>und</strong> Baumhölzern verursacht der<br />

Schnee meist Gipfelbruch.<br />

Schäden durch Rauhfrost treffen wiederum hauptsächlich<br />

die Fichte, jedoch mehr in den älteren, als in<br />

den jüngeren Beständen (BORCHERS 1964). Einzelne<br />

Fichten in den mittelalten Beständen der oberen Hanglagen,<br />

die über das Kronendach der Buche hinausragen,<br />

scheinen durch Rauhreif besonders stark gefährdet<br />

zu sein. Diese Vermutung, die auf Beobachtungen<br />

im Winter 1969/70 beruht, sollte überprüft werden.<br />

Insgesamt ergibt sich, daß die Druck- <strong>und</strong> Bruchschäden,<br />

welche Schnee, Duft <strong>und</strong> Eis an den Bäumen anrichten<br />

können, in allen Höhenlagen des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

einen bedeutenden Standortsfaktor darstellen.<br />

Die Widerstandsfähigkeit gegen derartige Ereignisse<br />

bildet daher eine Existenzfrage für die <strong>Wald</strong> bestände.<br />

3.2.3 Schäden durch Winterfrost<br />

Die Frostresistenz der Pflanzen (siehe MITSCHERLICH<br />

1971) unterliegt einem deutlichen Jahresgang. Sie ist<br />

im Sommer am geringsten, im Winter am größten. Gewöhnlich<br />

geht die Zunahme der Frostrestistenz im<br />

Herbst <strong>und</strong> Winter dem Absinken der Temperatur so<br />

weit voraus, daß keine Schäden auftreten. Kälteperioden<br />

erhöhen die Frosthärte, warme Abschnitte vermindern<br />

sie. Winterfrostschäden an den heimischen<br />

<strong>Wald</strong>bäumen kommen nur bei extremen Kälteperioden<br />

vor, wie sie beispielsweise in den Wintern 1928/29,<br />

1939/40 <strong>und</strong> 1955/56 aufgetreten sind.<br />

Die Berichte der Forstämter seit 1885 enthalten nur<br />

spärliche Angaben über Winterfrostschäden im <strong>Nationalpark</strong>gebiet.<br />

Selbst in dem extrem kalten Winter<br />

1928/29, der nach GEIGER (1959) für Berlin der strengste<br />

Winter zwischen 1766 <strong>und</strong> 1954 war, traten außer<br />

Nadelrötungen an den unteren Zweigen stark besonnter<br />

Tannen keine Schäden auf. Aus dem Winter 19391<br />

40 fehlen wegen des Krieges zuverlässsige Berichte.<br />

Einen ganz ungewöhnlichen Verlauf nahm der Winter<br />

1955/56, in dem ein relativ warmer Januar mit einem<br />

141


extrem kalten Februar zusammentraf. Der Februar<br />

1956 brachte mit minus 12,4° C das tiefste Monatsmittel,<br />

das auf dem Hohenpeißenberg seit Beginn der<br />

Temperaturmessungen im Jahre 1781 verzeichnet ist<br />

(GRUNOW, GREBE <strong>und</strong> HEIGEL 1957). In der ganzen<br />

Reihe folgte niemals ein Februar mit einer MitteItemperatur<br />

unter minus 8° C auf einen ähnlich warmen Januar.<br />

Die tiefen Temperaturen des Februar dürften gerade<br />

wegen der vorausgegangenen Wärmeperiode<br />

die Bäume besonders hart getroffen haben.<br />

Im Februar 1956 wurden im Bayerischen <strong>Wald</strong> folgende<br />

Temperaturminima erreicht:<br />

Großer Falkenstein (1307 m) -29,7°C<br />

Finsterau (1000 m) -30,2°C<br />

Zwiesel ( 590 m) -31,2° C<br />

Nennenswerte Schäden traten nur an der Tanne auf<br />

<strong>und</strong> bestanden hier vor allem in der Rötung eines mehr<br />

oder minder großen Teils der Nadeln, vor allem der älteren<br />

Jahrgänge. Das stimmt mit JAHNEL (1959) überein,<br />

der angibt, daß Tannennadeln ab etwa minus 27°C<br />

erfrieren. Im folgenden Sommer erholten sich auch<br />

Bäume wieder, die zunächst verlorengegeben wurden.<br />

Durch Jahrringanalysen sollte geklärt werden, ob Tannen<br />

im Winter 1955/56 länger nachwirkende Frostschäden<br />

erlitten haben.<br />

3.2.4 Schäden durch Spätfrost<br />

Nach GEIGER, WOELFLE <strong>und</strong> SEIP (1933 <strong>und</strong> 1934)<br />

<strong>und</strong> GEIGER (1961) lassen sich zwei Formen von Spätfrösten<br />

unterscheiden:<br />

- Advektivfröste<br />

entstehen durch den Antransport von Kaltluft, sind<br />

also großräumig durch die Wetterlage bedingt <strong>und</strong><br />

mit mehr oder minder starkem Wind verb<strong>und</strong>en. Je<br />

höher ein Ort liegt, desto frostgefährdeter ist er.<br />

Häufig treten dabei Schneeschauer auf.<br />

- Strahlungsfröste<br />

kommen durch nächtliche Ausstrahlung <strong>und</strong> Windstille<br />

bei klarem Himmel zustande. Der Frost ist dort<br />

am schärfsten, wo die gebildete Kaltluft nicht nach<br />

unten abfließen kann. Das gilt vor allem für die boden<br />

nahe Luftschicht in schwach fallenden Tälern,<br />

142<br />

die in Abschn. 3.1.4.3.1 als Tallagen mit Kaltluftstau<br />

ausgeschieden sind.<br />

Zu Frostschäden führt fast stets das Zusammenwirken<br />

beider Vorgänge: "Der Antransport der Kaltluftmasse<br />

senkt das Temperaturniveau bis zum Gefahrenbereich<br />

ab, die nachfolgende Ausstrahlung führt bis zum Tod<br />

der Pflanzen." (GEIGER 1961). An den Temperaturprofilen<br />

in Abb. 9 haben wir gesehen, daß auch das gleichzeitige<br />

Auftreten eines Advektivfrostes in den hohen<br />

Lagen <strong>und</strong> eines Strahlungsfrostes in den Tallagen<br />

denkbar ist, daß aber die warme Hangzone hierbei<br />

frostfrei bleiben kann.<br />

Die Baumarten sind in sehr unterschiedlichem Maße<br />

durch Spätfröste gefährdet. Am häufigsten wird die<br />

früh austreibende Buche betroffen, viel weniger häufig<br />

die Fichte, deren junge Triebe später erscheinen. Tanne<br />

<strong>und</strong> Bergahorn, deren Knospen sich noch später als<br />

die der Fichte öffnen (BAUMGARTNER, KLEINLEIN<br />

<strong>und</strong> WALDMANN 1956), schädigt der Spätfrost seltener.<br />

In Tab. 54 sind die Nachrichten gesammelt, die über<br />

Spätfrostschäden im <strong>Nationalpark</strong>gebiet aus den Akten<br />

zu entnehmen waren. Im Zeitraum von 1882 bis<br />

1970 wird von den Forstämtern über 18 Fälle berichtet;<br />

das bedeutet etwa jedes 5. Jahr einen Spätfrostschaden.<br />

Berücksichtigt man, daß sicherlich nicht über alle<br />

Schadensereignisse Meldungen vorliegen, dann erkennt<br />

man, daß Spätfröste - die auch im Juni nicht seiten<br />

sind - im Gebiet des <strong>Nationalpark</strong>s einen bedeutenden<br />

Standortsfaktor darstellen.<br />

Bei den meisten aufgeführten Spätfrösten läßt sich<br />

aufgr<strong>und</strong> der Beschreibung einigermaßen zuverlässig<br />

feststellen, ob er durch Advektion oder Strahlung zustandegekommen<br />

ist.<br />

Es sprechen für<br />

Advektivfrost<br />

- Schäden nur in höheren Lagen<br />

- Wind <strong>und</strong> Schneefall<br />

- Schäden an freistehenden <strong>und</strong> überschirmten<br />

Bäumen aller Altersklassen<br />

Strahlungsfrost<br />

- Schäden nur in unteren Lagen<br />

(Tallagen, "Umgebung der Auen")<br />

- klarer Himmel, Windstille<br />

- Schäden nur an freistehenden Bäumen<br />

oder nur an Jungwuchs auf der Freifläche.


Zeit<br />

Datum<br />

Anfang bis<br />

21.5.1904<br />

9./10.5.<br />

1926<br />

9.-14.5.<br />

1953<br />

Höhenlage der<br />

Be sohädi gungen'<br />

(m NN)<br />

Tallagen<br />

Tallagen<br />

untere Hälfte<br />

des Forstamtes<br />

bil zu 800<br />

in freien ungeschützten<br />

Lagen<br />

über 950<br />

über 1000<br />

Tabelle 54/3<br />

Sohadensereignis<br />

Spätfrost<br />

starker Frost<br />

starker Frost<br />

wahrscheinl.<br />

neben Stranlungsfrost<br />

auch Einbruch<br />

von kalten<br />

Luftmassen<br />

Nachtfrost<br />

Spätfrost<br />

Schaden<br />

an Bu-Verjüngungen<br />

an der Bu<br />

am Du-Laub I selbst<br />

Alt-Du <strong>und</strong> Bu unter<br />

Fichten wurden beschädigt.<br />

an freistehenden Du­<br />

Gruppen <strong>und</strong> Horstenl<br />

auch an Bu-Altholzbeständen<br />

noch Frostwirkung<br />

am Gipfel<br />

an freistehenden Bu­<br />

Verjüngungen ist das<br />

gesamte Laub, bei Stangenhölzern<br />

<strong>und</strong> Alt-Bu<br />

das Laub der Randbäume<br />

<strong>und</strong> des freistehenden<br />

Gipfelteils vernichtet.<br />

an Bu-Verjüngungen<br />

an neuen Trieben sowie<br />

am Laub der Bu-Verjüngung<br />

bis auf 4 - 5 m<br />

Höhe<br />

Gebiets-I<br />

AbachniÜ<br />

Ir<br />

II<br />

III<br />

II<br />

III<br />

III<br />

II<br />

am Bu-Laub auf freien 111<br />

Flächen, wie auch Bestandslüoken<br />

am Laub der Bu-Verjüngung 11<br />

<strong>und</strong> z.Teil auch an den<br />

jungen Trieben der Fi<br />

bis zu einer Höhe von<br />

oa. 4 m<br />

mehrtägiger in Bu-Beständen aller I<br />

Sohneefall u. Altersklassen<br />

Frost<br />

(Buchenaustrieb 14 Tage 11<br />

früher als sonst)<br />

Bu auoh in älteren Beständen<br />

145


3.2.5 Schäden durch Dürre<br />

Im Zeitraum von 1885 bis 1970 sah sich die Forstverwaltung<br />

nur zweimal veranlaBt, von den Forstämtern in<br />

Niederbayern <strong>und</strong> der Oberpfalz Berichte über Dürreschäden<br />

einzufordern, nämlich in den Jahren 1904 <strong>und</strong><br />

1947. Die Niederschlagsverhältnisse in diesen Jahren<br />

lassen sich im Vergleich zu anderen relativ trockenen<br />

Jahren anhand der langjährigen Beobachtungen der<br />

Station Metten in etwa beurteilen (Tab. 45).<br />

Während bei der Sommerdürre des Jahres 1904 im<br />

Flachland in erheblichem Umfang Forstkulturen abstarben,<br />

besonders an trockenen <strong>und</strong> stark besonnten<br />

Standorten, meldeten vier der fünf Forstämter im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

keinerlei Schäden. Das Forstamt Klingen<br />

brunn (Gebiets-Abschn. 11) schreibt, es seien "keine<br />

erheblichen Schäden" entstanden. Nähere Angaben<br />

fehlen.<br />

GEIGER (1959) kam aufgr<strong>und</strong> der Niederschlagsmessungen<br />

von Bamberg zu dem Ergebnis, daß das Dürrejahr<br />

1947 das schwerste zwischen 1880 <strong>und</strong> 1954 war.<br />

In der Trockenzeit, die von Ende Juli bis Anfang November<br />

währte, waren die Verhältnisse ähnlich wie<br />

1904: bedeutende Schäden im Flachland, nur geringe<br />

Schäden in den Gebirgen. Ein Gutachten des Meteorologischen<br />

Instituts München stellte fest, daß sich in den<br />

Niederschlagskarten der Trockenzeit die Gebirge<br />

noch stärker als begünstigte Gebiete herausheben als<br />

in den Karten der mittleren Niederschläge. Die Berglagen<br />

blieben daher ziemlich schadensfrei.<br />

Im Flachland entfielen weitaus die meisten Schäden<br />

auf die außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets<br />

angesiedelte Fichte, die in neu angelegten sowie<br />

ein- bis zehnjährigen Kulturen besonders schwer betrotten<br />

wurde. Darüber hinaus starben aber Fichten aller<br />

Altersklassen flächig ab, wobei die Ausfälle mit zunehmendem<br />

Alter geringer wurden. Vereinzelt ging<br />

Buchenaufschlag aus der Mast 1946 ein. Nur ganz seiten<br />

wird über das Absterben einzelner älterer Buchen<br />

<strong>und</strong> Tannen berichtet.<br />

Im <strong>Nationalpark</strong>gebiet hatte die Dürre weit geringere<br />

Folgen. Schäden traten hier vor allem bei den Fichtenkulturen<br />

von 1947 sowie bei ein- <strong>und</strong> zweijährigen Fichten-<br />

<strong>und</strong> Buchen-Naturverjüngungen auf, besonders<br />

an exponierten GeländesteIlen. Nie wird in diesem Zusammenhang<br />

die Tanne erwähnt. Es waren also offenbar<br />

nur die obersten Bodenhorizonte, vielleicht nur die<br />

organische Auflage, stark ausgetrocknet.<br />

Ältere Bäume starben nach Berichten aus den Jahren<br />

1947 <strong>und</strong> 1948 nicht in erheblichem Umfang ab. Nur in<br />

wenigen Fällen wird aus dem Inneren Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> der Ausfall von Einzelbäumen oder kleinen Partien<br />

der Fichte auf trockenen, felsigen Standorten, vor<br />

allem an Südhängen, angezeigt. In den Jahren 1947<br />

<strong>und</strong> 1948 war auch im Bayerischen <strong>Wald</strong> mit dem <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

ein verstärktes Absterben von Alttannen<br />

zu beobachten, das in einzelnen Forstämtern einen<br />

Holzanfall von einigen H<strong>und</strong>ert Festmetern brachte.<br />

Stets enthalten die Berichte im Zusammenhang mit<br />

dem Absterben alter Tannen Angaben über besondere<br />

Umstände: felsige oder blockreiche <strong>Böden</strong> auf Graten<br />

oder an Südhängen, Vorkommen der Tanne als Überhälter<br />

oder an südlichen Bestandsrändern, starkes<br />

Auftreten des Tannenkrebses. Fast immer wird ein erheblicher<br />

Befall durch Ips curvidens erwähnt, der wohl<br />

als Folge der außergewöhnlichen Witterung angesehen<br />

werden muß, der aber wesentlich zum Tod der<br />

Tanne beigetragen haben kann. Die vorhandenen Unterlagen<br />

gestatten also kein eindeutiges Urteil über die<br />

Ursache des damaligen Tannensterbens.<br />

Faßt man all diese Beobachtungen zusammen, so ergibt<br />

sich, daß Dürre während der Vegetationszeit im<br />

<strong>Nationalpark</strong>gebiet als Standortsfaktor keine wesentliche<br />

Rolle spielt. Das ist auch nicht anders zu erwarten,<br />

wenn man die Wasserspeicherung der Schneedecke,<br />

die hohen Niederschläge während der Vegetationszeit<br />

<strong>und</strong> die große Speicherleistung der <strong>Böden</strong> für pflanzenverfügbares<br />

Wasser berücksichtigt. Selbst im<br />

Trockenjahr 1947 - im einzigen, in dem zwischen 1885<br />

<strong>und</strong> 1970 Schäden aus dem Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong><br />

gemeldet wurden - starb nur der jüngste Anflug von<br />

Fichte <strong>und</strong> Buche ab. Ausfälle an älteren Fichten beschränkten<br />

sich auf extreme Standorte. Verstärktes<br />

Absterben von Alttannen ist möglicherweise nicht allein<br />

auf die Dürre zurückzuführen, wenngleich diese<br />

mitgewirkt haben dürfte.<br />

3.3 Ausscheidung von Höhenstufen<br />

In den vorigen Abschnitten war von den einzelnen klimatischen<br />

Faktoren <strong>und</strong> ihrer ökologischen Bedeutung,<br />

sowie von Schäden an <strong>Wald</strong>bäumen zufolge von<br />

Wetterereignissen die Rede. Nun gilt es, die dort gegebenen<br />

klimatischen Informationen zusammenzufas-<br />

147


Blockböden <strong>und</strong> Lockerbraunerde sind in ihrer Verbreitung<br />

wiederum stark von der Geländeform abhängig.<br />

Die Grenze zwischen oberen <strong>und</strong> unteren Hanglagen<br />

trennt also zugleich Bereiche verschiedenen Geländereliefs.<br />

Es hätte nahe gelegen, die Trennlinie entsprechend<br />

den thermischen Verhältnissen an den Hangexpositionen<br />

zu variieren, sie hätte also am Südhang höher liegen<br />

müssen als am Nordhang. Aus den Messungen der<br />

wirksamen Mitteltemperatur nach PALLMANN im Juli!<br />

August 1970 geht hervor, daß in Höhenlagen von 900-<br />

1000 m im Stamm raum des <strong>Wald</strong>es vergleichbare<br />

thermische Verhältnisse am Südhang zwischen 50 <strong>und</strong><br />

100 m höher anzutreffen sind als am Nordhang. Daraus<br />

wird die geringe Größenordnung der Unterschiede<br />

klar. Möglicherweise würden aber bei Messungen auf<br />

der Freifläche oder im Kronenraum des <strong>Wald</strong>es andere<br />

Differenzen zwischen den Expositionen herauskommen.<br />

Mit anderen Worten: Die wirksame MitteItemperatur<br />

im Stammraum ist nur einer unter mehreren möglichen<br />

ökologischen Weisern. Es wäre zu gewagt, auf<br />

ihr allein die Trennung der Hangzone aufzubauen, zumal<br />

sich nur relativ geringe Unterschiede zwischen<br />

den Expositionen ergeben haben. So erscheint es besser,<br />

von einer nach Geländemerkmalen gezogenen<br />

Leitlinie in 900 m Höhe auszugehen, <strong>und</strong> sich darüber<br />

150<br />

klar zu sein, daß eine nach thermischen Gesichtspunkten<br />

gezogene Grenze am Nordhang tiefer, am Südhang<br />

höher verlaufen müßte.<br />

Die in die Hänge eingeschnittenen Täler (Hangtäler)<br />

nehmen klimatisch eine Sonderstellung ein. In klaren<br />

Nächten sinken die Temperaturen nicht besonders tief<br />

ab, da die Kaltluft sich nicht staut (Abschn. 3.1.4.3.2).<br />

Tagsüber erwärmen sie sich weniger stark als die umliegenden<br />

Hänge (Abschn. 3.1.4.3.3) <strong>und</strong> behalten daher<br />

eine höhere relative Luftfeuchte. Auch die Verspätung<br />

der Schneeschmelze <strong>und</strong> des Buchenaustriebs<br />

gegenüber den Hängen belegen das kühlere <strong>Klima</strong>. Die<br />

Hangtäler mit ihrem thermisch ausgeglichenen <strong>und</strong><br />

luftfeuchten Sonderklima wurden kartenmäßig nicht<br />

eigens ausgeschieden, da sie aus der Topographie jederzeit<br />

zu entnehmen sind. Auch die Karten der wirksamen<br />

Mitteltemperatur, der Schneeschmelze <strong>und</strong><br />

des Buchenaustriebs geben hierfür Hinweise.<br />

In Karte Nr. 1 sind die ausgeschiedenen Höhenstufen<br />

eingezeichnet. Die wesentlichen <strong>Klima</strong>daten zu ihrer<br />

Charakterisierung können aus Tabelle 56 entnommen<br />

werden. Die Benennung der Höhenstufen richtet sich<br />

nach den im Bayerischen <strong>Wald</strong> schon bisher üblichen<br />

Bezeichnungen; es wurden jedoch neue Kriterien für<br />

die Abgrenzung dieser Stufen entwickelt.


Gneise bilden auf zweidrittel der <strong>Nationalpark</strong>fläche den<br />

Felsuntergr<strong>und</strong>. Sie verwittern oft blättrig, während die Granite<br />

meist in größere Blöcke zerfallen.<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

151


4. Geologie<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für den folgenden Abschnitt dienen die<br />

neueren geologischen Arbeiten über den Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong>. Es sind das die Geologische Karte von Bayern<br />

1 :500000 mit Erläuterungen (1964), ein Führer zu geologisch-petrographischen<br />

Exkursionen in den Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> (TROLL u. a. 1967) mit einer geologischen<br />

Übersichtskarte 1:100000 <strong>und</strong> das zu Vergleichen geeignete<br />

Gradabteilungsblatt 6945 Zwiesel der Geologischen<br />

Karte von Bayern 1 :25000 (MADEL, PRO­<br />

PACH <strong>und</strong> REICH, 1968). Mit den Verwitterungsvorgängen<br />

während des Tertiärs, <strong>und</strong> vor allem mit den Bildungen<br />

des Pleistozäns befaßten sich PRIEHÄUSSER<br />

(1928,1929,1930,1931 (a), 1938, 1951, 1952 (e), 1956<br />

(a), 1956 (b), 1958 (a), 1958 (d), 1959, 1961,1963 (a, b),<br />

1966,1968), RATHSBURG (1928, 1930, 1932 - 35) <strong>und</strong><br />

ERGENZINGER (1965).<br />

Eine geologische Karte des <strong>Nationalpark</strong>gebietes im<br />

Maßstab 1 :25000 wurde durch Dr. W. BAUBERGER<br />

vom Bayerischen Geologischen Landesamt erarbeitet.<br />

Mitverwendet wurden von ihm die in drei unveröffentlichten<br />

Diplomarbeiten enthaltenen geologischen Aufnahmen<br />

von Teilbereichen der Gradabteilungsblätter<br />

7046 Spiegelau <strong>und</strong> 7047 Finsterau (BROCKAMP<br />

1968, GEBAUER 1969, <strong>und</strong> VOLLMER 1969).<br />

Auf die angeführte Literatur <strong>und</strong> auf mündliche Auskünfte<br />

von Dr. W. BAUBERGER, mit dem während der<br />

Außenarbeiten ein ständiger Kontakt bestand, sowie<br />

auf eigene Beobachtungen stützt sich die Darstellung<br />

im folgenden Abschnitt, die bei der gegebenen Sachlage<br />

nur vorläufigen Charakter haben kann. Sie beschränkt<br />

sich auf die wesentlichen erdgeschichtlichen<br />

Zusammenhänge <strong>und</strong> auf die Beschreibung der Gesteine<br />

<strong>und</strong> Umwandlungsprodukte von Gesteinen, die<br />

als Ausgangsmaterial der Bodenbildung im Gebiet des<br />

<strong>Nationalpark</strong>s vorhanden sind. Demnach kommen im<br />

folgenden Abschnitt zur Sprache:<br />

- Entstehung, Bau <strong>und</strong> Gesteine des Gr<strong>und</strong>gebirges,<br />

- Zersatz der kristallinen Gesteine,<br />

- Ablagerungen aus den Eiszeiten.<br />

4. 1. Gr<strong>und</strong>gebirge<br />

4. 1.1 Entstehung <strong>und</strong> Bau des Gr<strong>und</strong>gebirges<br />

Der Bayerische <strong>Wald</strong> ist das südwestliche Randgebiet<br />

der böhmischen Masse. Er gehört zu deren ältestem<br />

152<br />

Teil, der moldanubischen Region, die sich jenseits der<br />

Grenze fortsetzt <strong>und</strong> etwa die Süd hälfte Böhmens einnimmt.<br />

Seine Randlage rührt von gewaltigen Verwerfungen<br />

her, die entlang dem Lauf der Donau (Donaurandbruch)<br />

das südwestliche Vorland staffelbruchartig<br />

abgesenkt haben. Ihre Sprung höhe beträgt beispielsweise<br />

im Raum von Straubing 1800 m (TILLMANN<br />

1968, zitiert nach BAUBERGER 1970) ist also dem heutigen<br />

Anstieg des Alpenrandes vergleichbar (BAUBER­<br />

GER 1964). Gegen Westen trennt eine ähnliche Verwerfung<br />

(Keilberg-Naabtal-Störung) den Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> vom mesozoischen Vorland.<br />

Das Gr<strong>und</strong>gebirge, das bereits frühzeitig als eine ältere<br />

Einheit vom Deckgebirge unterschieden worden ist,<br />

setzt sich unter den jüngeren Ablagerungen gegen Süden<br />

<strong>und</strong> Südwesten fort. Es ist in jüngerer Zeit durch<br />

zahlreiche Bohrungen unter dem Bayerisch-Schwäbischen<br />

Molassebecken nachgewiesen worden, so daß<br />

heute eine Verbindung zum Südschwarzwald als gesichert<br />

gilt (TROLL u. a. 1967). Zwei große Störungen untergliedern<br />

den Bayerischen <strong>Wald</strong>. Die von NW nach<br />

SO verlaufende Pfahlzone bildet eine deutliche geologische<br />

Grenze zwischen dem Inneren Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> dem Vorderen Bayerischen <strong>Wald</strong>. Parallel<br />

dazu zieht im Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong> eine Störung<br />

von R<strong>und</strong>ing über Kötzting nach SO.<br />

Die Gebirgskämme des Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong>es<br />

sind vorwiegend aus Paragneisen aufgebaut. Diese gehen<br />

zurück auf eine mächtige Folge sandig-toniger Sedimente,<br />

die im Algonkium oder noch früher abgelagert<br />

<strong>und</strong> später verfaltet <strong>und</strong> in Gneise umgewandelt<br />

wurden: "Im Verlauf dieser metamorphen Vorgänge<br />

kam es zu partiellen Aufschmelzungen, stellenweise<br />

auch zu Mobilisationen größeren Ausmaßes" (BAU­<br />

BERG ER 1972). Es intrudierten in bedeutendem Umfang<br />

Gesteine, vor allem solche granitischer Zusammensetzung.<br />

Die älteren von ihnen wurden noch von<br />

der Durchbewegung erfaßt <strong>und</strong> in Orthogneise umgewandelt<br />

(BAU BERG ER 1972). Die Vorgänge der Verfaltung,<br />

Metamorphose, Aufschmelzung <strong>und</strong> Intrusion erfolgten<br />

in mehreren Phasen. Geschichte <strong>und</strong> Bau des<br />

Gr<strong>und</strong>gebirges sind deshalb verwickelt <strong>und</strong> noch in<br />

vielen Einzelheiten ungeklärt.<br />

Die Verfaltung <strong>und</strong> Aufschmelzung endete nach neueren<br />

Altersbestimmungen (TROLL u. a. 1967) mit der<br />

variskischen Gebirgsbildung, war also zu Beginn des<br />

Mesozoikums bereits abgeschlossen.


Zeiten verstärkter Bruchtektonik traten in der Endphase<br />

der variskischen Faltung <strong>und</strong> in späteren Epochen,<br />

z. B. der Oberkreide <strong>und</strong> dem Tertiär auf (TROLL u. a.<br />

1967); sie führten zur tektonischen Hebung einzelner<br />

Blöcke im Jungtertiär (MADEL, PROPACH <strong>und</strong> REICH<br />

1968) <strong>und</strong> trugen dadurch zur Gestaltung der heutigen<br />

Landschaftsformen bei.<br />

Seit dem Perm ist die moldanubische Region im westlichen<br />

ein Hochgebiet, das der Abtragung unterliegt.<br />

DUDEK <strong>und</strong> SUK (1965, zitiert nach TROLL u. a. 1967)<br />

schätzen die post karbonische Denudation auf 1500 m.<br />

4.1.2 Gesteine des Gr<strong>und</strong>gebirges im<br />

<strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

Die Darstellung beschränkt sich auf die für die Bodenbildung<br />

wichtigeren Gesteine. Sie stützt sich vor allem<br />

auf BROCKAMP (1968) <strong>und</strong> GEBAUER (1969). Die vielfältigen<br />

unterscheidbaren Gesteinstypen werden zu<br />

Gruppen zusammengefaßt.<br />

Cordieritgneise<br />

Den westlichen <strong>und</strong> südlichen, sowie den nordöstlichen<br />

Teil des <strong>Nationalpark</strong>gebietes nehmen Cordieritgneise<br />

ein. Sie bilden auf schätzungsweise zwei Dritteln<br />

der Fläche den Felsuntergr<strong>und</strong>.<br />

An frischen Bruchflächen zeigen sie eine dunkel-graublaue<br />

Färbung, die auf den Gehalt an Cordierit <strong>und</strong> Biotit<br />

zurückgeht. Meist ist eine Sonderung in dunklere<br />

<strong>und</strong> hellere Lagen <strong>und</strong> häufig eine starke Verfaltung zu<br />

erkennen. Nach dem Gefüge <strong>und</strong> der Mineralzusammensetzung<br />

können mehrere Typen unterschieden<br />

werden, die sich jedoch in ihrem Stoffbestand nicht<br />

wesentlich unterscheiden. Als Hauptgemengteile treten<br />

Quarz, Cordierit, Kalifeldspat, Biotit <strong>und</strong> Plagioklas<br />

auf. Als konkordante Einlagerungen kommen in den<br />

Cordieritgneisen, vor allem im Gebiet östlich des Rachels,<br />

Biotit-Plagioklasgneise <strong>und</strong> Kaltsilikatfelse vor.<br />

Die Cordieritgneise verwittern infolge der Zersetzung<br />

eisenreicher Mineralien rötlich braun. Sie neigen weit<br />

weniger zur blockigen Absonderung als die Granite<br />

<strong>und</strong> bilden daher auch nur selten Blockhalden. Die Vergrusung<br />

reicht im allgemeinen weniger tief als bei den<br />

Graniten.<br />

Glimmergneis<br />

Nur an zwei Stellen des Hauptkammes, nämlich nördlich<br />

des Großen Rachel (zwischen dem Großen Rachelbach<br />

<strong>und</strong> der böhmischen Grenze) <strong>und</strong> zwischen<br />

dem Großen <strong>und</strong> Kleinen Spitzberg tritt im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

Glimmergneis auf; er leitet zu den geringer<br />

metamorphen Gesteinen über <strong>und</strong> wird als "Dach" des<br />

Moldanubikums angesehen.<br />

Bei klein- bis mittelkörnigem Gefüge wird das Aussehen<br />

des Gesteins durch schwach wellig verbogene<br />

Biotitlagen bestimmt, die durch Linsen aus Quarz <strong>und</strong><br />

Feldspat getrennt sind. Unter den Mineralbestandteilen<br />

überwiegt der Quarz. Daneben kommen als Hauptgemengteile<br />

Kalifeldspat, Plagioklas <strong>und</strong> Biotit vor.<br />

Infolge der durchgehenden Biotitlagen ergibt sich bei<br />

der Verwitterung eine plattige Absonderung. Diese<br />

macht sich bei der Bodenkartierung dadurch unangenehm<br />

bemerkbar, daß die flach liegenden Gesteinstrümmer<br />

das Einschlagen des Bohrstockes häufig verhindern.<br />

Körnelgneis<br />

In mehreren kleinen Vorkommen tritt der Körnelgneis<br />

auf, teilweise - wie in der Umgebung des Bahnhofs<br />

Klingenbrunn - in Wechsellagerung mit Granat­<br />

Metaaplit.<br />

Es handelt sich um ein mittel- bis grobkörniges<br />

schwarz-weiß gesprenkeltes Gestein mit meist deutlicher<br />

Paralleltextur <strong>und</strong> bis 1 cm großen Feldspäten.<br />

Plagioklas, Kalifeldspat, Quarz <strong>und</strong> Biotit sind die<br />

Hauptgemengteile.<br />

Der Körnelgneis ist an seinen Vorkommen im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

fast immer tiefgründig vergrust.<br />

Kristallgranite<br />

Die zweite, flächen mäßig bedeutsame Gesteinsart neben<br />

den Cordieritgneisen bilden die Kristallgranite. Sie<br />

kommen um den Steinkopf <strong>und</strong> Feistenberg vor. Ostwärts<br />

der Abteilung Mühlbuchethäng im Gebiets­<br />

Abschn.1I1 bilden sie den Hauptkamm des Gebirges.lhre<br />

südwestliche Grenze gegen die Cordieritgneise verläuft<br />

über die Fredenbrücke (Punkt 839 an der Kleinen<br />

Ohe) zum <strong>Wald</strong>häuserriegel, überquert an der Nordgrenze<br />

der Abt. Rindelberg (Gebiets-Abschn. IV), beim<br />

153


Punkt 825 das Sagwasser <strong>und</strong> zieht dann nördlich am<br />

Steinbergmassiv vorbei zum Reschwasser. Nördlich<br />

<strong>und</strong> östlich vom Steinfleckberg verzahnt sich Granit<br />

mit Cordieritgneis, wobei letzterer überwiegt.<br />

Die Kristallgranite bestehen aus einer mittel- bis grobkörnigen<br />

Gr<strong>und</strong>substanz, in die bis mehrere cm große,<br />

meistens parallel geregelte Kalifeldspäte eingelagert<br />

sind. Hauptgemengteile sind Quarz, Plagioklas <strong>und</strong> Kalifeldspat<br />

zu etwa gleichen Teilen; Biotit ist weniger<br />

stark vertreten.<br />

Die Kristallgranite bilden bei der Verwitterung häufig<br />

große Blöcke. Blockfelder kommen daher in der Regel<br />

hier, nicht in den Cordieritgneisen vor. Die Kristallgranite<br />

sind außerdem meist wesentlich tiefgründiger vergrust<br />

als die Cordiergneise.<br />

Fein- bis mittel körnige Granite<br />

Die fein- bis mittel körnigen Granite treten im wesentlichen<br />

in Form von Gängen auf, die sowohl den Cordieritgneis,<br />

als auch den Kristallgranit durchsetzen können.<br />

Das Gestein ist fein- bis mittelkörnig <strong>und</strong> weißlich gefärbt.<br />

Kalifeldspat, Quarz <strong>und</strong> Plagioklas bilden die<br />

Hauptmasse, dazu kommen Muskovit <strong>und</strong> - in wechselnden<br />

Anteilen - Biotit.<br />

Wie der Kristallgranit neigt der fein- bis mittelkörnige<br />

Granit zum Zerfall in Blöcke. Tiefgründig vergrust liefert<br />

er einen feinen Sand, der häufig abgebaut wird.<br />

Sonstige Gesteine<br />

Vor allem an Hängen, wo in den einstmals bewegten<br />

Schuttdecken die Grenzen der Gesteine verwischt<br />

sind, haben kleine Vorkommen für die Bodenbildung<br />

keine wesentliche Bedeutung. So treten im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

auf geringen Flächen - meist in Form von<br />

Gängen oder Linsen - noch weitere Gesteine wie Granat-Metaaplit,<br />

Turmalinaplit, Pegmatit, Quarz, Amphibolit,<br />

Redwitzit <strong>und</strong> Nadeldiorit auf.<br />

Der an zwei Stellen auf nur ganz kleinen Flächen vorkommende<br />

Serpentinit fällt durch die <strong>Böden</strong> aus dem<br />

Rahmen, die sich aus diesem Gestein gebildet haben<br />

(siehe Abschn. 5.2.3.1).<br />

4.2 Zersatz der kristallinen Gesteine<br />

Wie für andere Mittelgebirge ist es auch für den Bayeri-<br />

154<br />

schen <strong>Wald</strong> typisch, daß die kristallinen Gesteine mehr<br />

oder minder tiefgründig vergrust sind; man nennt das<br />

Verwitterungsprodukt auch Zersatz. Das ursprüngliche<br />

Gefüge der Gesteine ist noch gut erkennbar. Der<br />

Verband der Mineralien ist aber soweit gelockert, daß<br />

das Material mit dem Spaten abgestochen werden<br />

kann. Außer dem Quarz sind die Mineralien teilweise<br />

oder auch vollständig verwittert; häufig sind Feldspäte<br />

in Kaolin umgewandelt. Nach unten hin geht der Zersatz<br />

allmählich in das feste Gestein über. PRIEHÄUS­<br />

SER erwähnt Aufschlüsse im Zersatz bis zu 20 m Tiefe.<br />

Große Zersatzmächtigkeiten sind nur auf Verebnungsflächen<br />

zu erwarten, wo das lockere Material in der Eiszeit<br />

nicht abgetragen werden konnte. Granite sind im<br />

allgemeinen tiefgründiger vergrust als Gneise.<br />

Der Vorgang der Vergrusung wird mit den Wirkungen<br />

eines tropischen <strong>Klima</strong>s in Verbindung gebracht; er<br />

wird allgemein ins Tertiär gestellt (HÖVERMANN 1951,<br />

PRIEHÄUSSER 1968). Für diese Datierung sind vor allem<br />

die Reste von Roterden maßgebend, die in räumlichem<br />

Zusammenhang mit den Zersatzdecken vorkommen.<br />

Der Zersatz ist als Ausgangsmaterial <strong>und</strong> drainierende<br />

Unterlage der <strong>Böden</strong> sowie als Wasserspeicher von<br />

großer Bedeutung für die gesamte Landschaft.<br />

4.3 Ablagerungen aus den Eiszeiten<br />

4.3.1 Bildungen der eiszeitlichen Gletscher<br />

Über die Erscheinungen, welche die Eiszeiten für den<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> brachten, herrschte länger Unklarheit,<br />

als bei anderen deutschen Mittelgebirgen.<br />

RATHSBURG (1928) gibt einen ausführlichen Überblick<br />

über die Forschungsgeschichte, dem im folgenden<br />

die wichtigsten Daten entnommen werden.<br />

GÜ<strong>MB</strong>EL stellte 1868, also zu einer Zeit, zu der der<br />

Feldsee im Schwarzwald bereits als glazialer Karsee<br />

erkannt war, das Fehlen von eindeutigen Spuren einer<br />

Vergletscherung ausdrücklich fest. PARTSCH (1882)<br />

brachte die Seen des Bayerischen <strong>Wald</strong>es mit Glazialerscheinungen<br />

der Vorzeit in Verbindung <strong>und</strong> erhärtete<br />

das durch eine vollkommen korrekte Beschreibung<br />

des Moränengeländes unterhalb des Kleinen Arbersees.<br />

Auch PENCK (1882) vermutete in den Seen des Böhmerwaldes<br />

Spuren der Eiszeit. Die wesentlichen Aus-


sagen einer 1886 erschienenen Arbeit von BA YBER­<br />

GER, nach der Gletscherschliffe <strong>und</strong> Moränen noch<br />

wenig nördlich von Passau <strong>und</strong> Regensburg vorkommen<br />

sollen, wurden von PENCK, BÖHM <strong>und</strong> RODLER<br />

(1887) zit. nach RATHSBURG 1928) "ins Schattenreich<br />

verwiesen". GÜ<strong>MB</strong>EL lehnte noch 1894 eine glaziale<br />

Entstehung der Böhmerwaldseen ab.<br />

In den folgenden Jahrzehnten herrschte weitgehend<br />

Unsicherheit über den Umfang eiszeitlicher Gletscher<br />

im Bayerischen <strong>Wald</strong>. Es erfolgten keine gründlichen<br />

neuen Beobachtungen, die Antworten auf die offenen<br />

Fragen erlaubt hätten. Lediglich die Wälle, welche die<br />

Karseen unmittelbar umranden, wurden von den meisten<br />

Autoren als Spuren von Gletschern gedeutet (z. B.<br />

WAGNER 1899).<br />

Einen entscheidenden Fortschritt brachte erst das<br />

Jahr 1928, in dem fast gleichzeitig <strong>und</strong> voneinander unabhängig<br />

PRIEHÄUSSER (1928) <strong>und</strong> RATHSBURG<br />

(1928) eine Fülle von Spuren eiszeitlicher Gletscher<br />

nachwiesen.<br />

PRIEHÄUSSER (1928) stellte in der Umgebung des<br />

Großen Arbersees Moränen, R<strong>und</strong>höcker, geritzte Geschiebe<br />

fest <strong>und</strong> lieferte eine Kartenskizze des Moränengeländes.<br />

Danach liegt die unterste deutliche Endmoräne<br />

bei ca. 850 m NN <strong>und</strong> rd. 800 m vom Ausfluß<br />

des See baches aus dem Arbersee entfernt. PRIE­<br />

HÄUSSER beschäftigte sich noch in zahlreichen weiteren<br />

Arbeiten mit den Eiszeiten im Bayerischen <strong>Wald</strong>.<br />

RATHSBURG (1928) kommt aufgr<strong>und</strong> eigener Beobachtungen<br />

an den meisten Böhmerwaldseen zu ähnlichen<br />

Ergebnissen. Auch er fand das untere Ende des<br />

Moränengeländes am Großen Arbersee bei 850 m NN.<br />

Seine Kritik an PRIEHÄUSSER (1928) bezieht sich in<br />

diesem Fall nur auf untergeordnete Einzelheiten.<br />

RATHSBURG datiert die Wälle der äußeren End- <strong>und</strong><br />

Seitenmoränen wegen ihres sehr guten Erhaltungszustandes<br />

in die Würmeiszeit. Die in dichter Folge innerhalb<br />

dieser Umgrenzung abgelagerten Wall moränen<br />

wären demnach als Stadialmoränen anzusehen, die<br />

der Gletscher bei kurzzeitigen Unterbrechungen des<br />

Abschmelzens abgelagert hat. Die meisten Autoren<br />

sind RATHSBURG in dieser zeitlichen Einstufung gefolgt<br />

(z. B. PRIEHÄUSSER). Sie steht völlig im Einklang<br />

mit Beobachtungen im Alpenvorland, nach denen die<br />

würmeiszeitlichen Moränen gut erhalten, die risseiszeitlichen<br />

dagegen durch Verwitterung bereits weitgehend<br />

eingeebnet sind (vergi. z. B. BÜDEL 1953).<br />

In weiteren Arbeiten (1932-35) dehnte RATHSBURG<br />

seine Betrachtungen auf andere deutsche Mittelgebirge<br />

aus. Er zeigte, wie der Grad der eiszeitlichen Vergletscherung<br />

mit zunehmender Meerferne von den<br />

Vogesen über den Schwarzwald <strong>und</strong> Böhmerwald bis<br />

zum Riesengebirge nachließ.<br />

Durch die Arbeiten von PRIEHÄUSSER <strong>und</strong> RATHS­<br />

BURG steht heute fest, daß der Böhmerwald <strong>und</strong> der<br />

Innere Bayerische <strong>Wald</strong> während des Pleistozäns lokale<br />

Gletscher trugen. Der längste von ihnen, am Kleinen<br />

Arberseee (RATHSBURG 1932-1935), erreichte mit<br />

seinen äußersten, als Wallformen deutlich erkennbaren<br />

Endmoränen eine Länge von etwa 3 km <strong>und</strong> eine<br />

Meereshöhe von etwa 830 m.<br />

4.3.1.1 Eiszeitliche Gletscher im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

Im <strong>Nationalpark</strong>gebiet haben drei größere eiszeitliche<br />

Gletscher ihre Spuren in Form deutlich sichtbarer Moränenwälle<br />

hinterlassen:<br />

1. der Rachelseegletscher<br />

2. der nördliche Rachelgletscher<br />

3. der Gletscher im Tal des Großen Schwarzbachs.<br />

Das kleinflächige Mosaik der <strong>Böden</strong> im Moränengelände<br />

zwang zur Ausscheidung dieser Bereiche in der<br />

Karte der <strong>Böden</strong> (Karten Nr. 11 <strong>und</strong> 15, siehe auch<br />

Abschn. 5.24). Dort sind die als Wallformen klar erkennbaren<br />

Moränen dargestellt, soweit das im jeweiligen<br />

Maßstab möglich ist. Die Aufnahmen erfolgten unabhängig<br />

von früher gefertigten Beschreibungen oder<br />

Kartenskizzen.<br />

Der Rachelseegletscher<br />

Der Rachelseegletscher setzte sich aus 2 Teilgletschern<br />

zusammen, die ihren Ursprung in getrennten<br />

Karnischen hatten. Dem östlichen Strom, der in der<br />

Seewand begonnen haben muß, verdankt der Rachelsee<br />

seine Entstehung. Der westliche Teilgletscher entstammte<br />

dem Kar östlich des heutigen <strong>Wald</strong>schmidthauses<br />

<strong>und</strong> hinterließ die heute von Mooren erfüllten<br />

Mulden des "Alten Sees" <strong>und</strong> des "Stausees". Während<br />

des Höchststandes gehörte möglicherweise auch<br />

noch die breite, vom Markfilzl herunterziehende Mulde<br />

zum Nährgebiet des Gletschers.<br />

Die einzelnen Ströme vereinigten sich zu einer gemeinsamen<br />

Zunge. Das Ende der untersten, als Wall-<br />

155


form deutlich sichtbaren Endmoräne liegt in r<strong>und</strong> 810<br />

m Höhe, immerhin fast 1400 m vom Ausfluß des Seebaches<br />

aus dem Rachelsee entfernt. Diese äußere<br />

Stirnmoräne <strong>und</strong> ihre Fortsetzung, die linke äußere<br />

Seitenmoräe, die 15 bis 20 m Höhe erreicht, sind im<br />

Gelände besonders gut zu erkennen.<br />

Innerhalb des äußeren Moränenkranzes, der einem<br />

Höchststand des Gletschers entspricht, sind bei dessen<br />

Abschmelzen in dichter Folge Stadialmoränen entstanden.<br />

In einem späten Rückzugsstadium ist offenbar<br />

ein Zerfall in zwei Zungen eingetreten, deren eine<br />

den Rachelsee, deren andere den "Alten See" <strong>und</strong> den<br />

"Stausee" gebildet hat. Dieses Stadium ist, vor allem im<br />

westlichen Teil infolge der dort vorhandenen FeIsriegel,<br />

durch Moränenwälle weniger klar markiert. Lediglich<br />

die starke Mittelmoräne zwischen den beiden<br />

Teilgletschern ist gut erkennbar. Der letzte Rest des<br />

abschmelzenden Gletschers befand sich vermutlich in<br />

der kleinen Karnische unmittelbar östlich des <strong>Wald</strong>schmidthauses,<br />

wo ein vermoorter Talkessel in r<strong>und</strong><br />

1235 m Höhe nach unten durch einen Wall abgedämmt<br />

ist, der mindestens teilweise aus Moränenmaterial<br />

besteht.<br />

Die erste genauere Beschreibung des Rachelseegletschers<br />

bei RATHSBURG (1928) ist unvollständig, da dieser Autor die<br />

Spuren der gemeinsamen Zunge, zu der sich die beiden<br />

Teilgletscher vereint haben, nicht gef<strong>und</strong>en hat. Eine zweite<br />

Beschreibung durch PRIEHÄUSSER (1963 b) deckt sich, was<br />

die Lage der Gletscherzunge anbelangt, mit der Aufnahme in<br />

den Karten Nr. 15 <strong>und</strong> 11. Jedoch zieht PRIEHÄUSSER die<br />

bergseitigen Enden der Seitenmoränen senkrecht zu den<br />

Höhenlinien weit in die Hänge hinauf. Das konnte nicht beobachtet<br />

werden.<br />

Die Beschreibung des Rachelseegletschers bei ERGENZIN­<br />

GER (1965) war bei der Geländeaufnahme ebenfalls nicht<br />

bekannt; sie deckt sich mit den geschilderten Ergebnissen in<br />

allen Einzelheiten.<br />

Der nördliche Rachelgletscher<br />

An der Nordseite des Rachelmassivs liegt ein steilwandiges<br />

Kar, in dem während der Eiszeit ein kleiner Gletscher<br />

entsprang. Er ist in den Karten Nr. 11 <strong>und</strong> 15 dargestellt.<br />

Die Zunge griff während eines Höchststandes<br />

aus dem Kar hinaus <strong>und</strong> über einen relativ steilen Hang<br />

hinunter.<br />

Das untere Ende der äußeren, als Wallform deutlich er-<br />

156<br />

kennbaren Stirnmoräne liegt bei etwa 1000 m Höhe, es<br />

ist wegen am Hang abgerollter Blöcke nicht scharf abgrenzbar.<br />

Die äußere linke Seiten-<strong>und</strong> Stirnmoräne<br />

sind am deutlichsten entwickelt. Das Zentrum des Karbodens<br />

wird von einer moorigen Mulde eingenommen.<br />

Ein zweites, kleines Moor liegt an der SO-Seite des Kares,<br />

dicht beim Beginn des Steilanstiegs. Es ist von einem<br />

gebogenen Wall, vermutlich einer Stadialmoräne<br />

um einen letzten Rest des abschmelzenden Gletschers<br />

umgeben.<br />

Erste Hinweise auf eiszeitliche Spuren im nördlichen Rachelkar<br />

stammen von THIEME (1906 zitiert nach RATHSBURG<br />

1928). RATHSBURG (1928) vermutete nach einem Geländebegang<br />

die Endmoränen am Ausgang aus dem Kar, dar er,<br />

was in dem unübersichtlichen Gelände begreiflich ist, die<br />

Spuren am unterhalb liegenden Hang nicht auffand.<br />

Der Gletscher im Tal des Großen Schwarzbachs<br />

Ein dritter größerer eiszeitlicher Gletscher, der im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

Spuren in Form deutlich sichtbarer<br />

Moränenwälle hinterlassen hat, lag im Tal des Großen<br />

Schwarzbachs. Gut entwickelte Seitenmoränen finden<br />

sich in der <strong>Wald</strong>abteilung Scharriegel. In dem Bereich,<br />

in dem die zugehörigen Endmoränen zu vermuten waren<br />

(um 900 bis 950 m NN) fanden sich nur weniger<br />

deutliche Wallformen; es ist daher nur bei 900 m Höhe<br />

ein Wall in die Karte eingezeichnet. Am Fuß der steilen,<br />

eingebuchteten Ostwand des Steinfleckberges (Bärenriegeln)<br />

liegt ein Moor, unterhalb dessen einige gut<br />

sichtbare Moränenwälle das Tal sperren.<br />

Die näheren Umstände der Vergletscherung sind am<br />

Schwarzbach weniger gut erkennbar als am Rachel. So<br />

ist nicht klar, ob die karähnliche Felswand (Bärenriegeln)<br />

für die Bildung des Gletschers entscheidend war,<br />

oder ob sich dessen Einzugsgebiet in den Bereich<br />

oberhalb der Schwarzbachklause erstreckte; das letztere<br />

ist wegen des geringen Gefälles <strong>und</strong> des V-förmigen<br />

Querschnitts dieser Täler zweifelhaft.<br />

RATHSBURG (1928), der das Schwarzbachtal nicht<br />

kannte, hielt aufgr<strong>und</strong> der von ihm aufgestellten Bedingungen<br />

für das Vorkommen eiszeitlicher Gletscher<br />

(Nähe eines Berggipfels von wenigstens r<strong>und</strong> 1300 m<br />

Höhe, ein Kar oder karähnlich gestaltetes Relief*) mit<br />

starker durchschnittlicher Geländeneigung) eine eiszeitliche<br />

Vergletscherung nicht für ausgeschlossen. Er


Abb. 38: Granitblock mit Gletscherschliff im Tal des<br />

Reschwassers<br />

nahm aber - da er aufgr<strong>und</strong> seiner ungenauen topographischen<br />

Karten von dem Steilabfall der Bärenriegeln<br />

nichts wußte - an, daß die Bedingung einer hinreichenden<br />

Geländeneigung im oberen Teil des Schwarzbachtales<br />

(westlich der Schwarzbachklause) nicht erfüllt<br />

sei, was auch zutrifft. Dort hätte sich also - wenn<br />

die Kriterien von RATHSBURG richtig sind - kein Gletscher<br />

entwickeln können. Somit wären die beschriebenen<br />

Glazialspuren auf einen kleinen Gletscher zurückzuführen,<br />

der in den Bärenriegeln seinen Anfang nahm.<br />

*) Die Exposition des Geländes nach Nord oder Ost, die RATHSBURG (1928)<br />

gefordert hatte, wurde hinfällig durch die Entdeckung eines Gletschers am<br />

Südhang des GroBen Arbers (Arber-Schwelle-Gletscher) durch RATHS­<br />

BURG (1930).<br />

Die aufgeführten Moränenwälle sind auch bei ERGEN­<br />

ZINGER (1965) bereits beschrieben.<br />

ERGENZINGER (1965) erwähnt in der Beschreibung<br />

des Aufschlusses bei der Schustersäge im Reschbachtal,<br />

etwa 2 km unterhalb der beschriebenen äußeren<br />

Moränen im Tal des Großen Schwarzbaches, einen<br />

"ü ber 1,5 m langen, polierten Granitblock mit Gletscherschrammen".<br />

Im Jahre 1971 wurde in der betreffenden<br />

Grube beim Abbau von Weg bau material ein<br />

über 3 m langer Granitblock (oder anstehender Fels) in<br />

seinem oberen Teil völlig freigelegt. Es handelt sich sicherlich<br />

um denselben, den ERGENZINGER beschrieben<br />

hat. Der Block ist ger<strong>und</strong>et <strong>und</strong> mit seiner Längs-<br />

achse parallel zur Talachse orientiert. Ebenfalls parallel<br />

zur Talachse verlaufen deutliche, tiefe Schrammen<br />

in der glatt polierten Oberfläche des Steines (siehe<br />

Abb. 38). Es ist anzunehmen, daß der Granitblock von<br />

einem Gletscher geschliffen <strong>und</strong> geschrammt worden<br />

ist. Da ein Block dieser Größe nicht vom Wasser transportiert<br />

sein kann, muß er vom Gletscher hierhier verfrachtet<br />

oder vom Gletscher an Ort <strong>und</strong> Stelle bearbeitet<br />

worden sein. Der geschliffene Block beweist also,<br />

daß an dieser Stelle im Reschbachtal einst ein Gletscher<br />

vorhanden war.<br />

Unterhalb der F<strong>und</strong>steIle treten im Gelände keine als<br />

Wälle deutlich erkennbaren Moränen mehr auf. Es liegt<br />

daher der Schluß nahe, daß diese inzwischen durch die<br />

Verwitterung wieder weitgehend abgetragen sind, <strong>und</strong><br />

die Schliffspuren auf dem Block daher in eine ältere<br />

Phase des Pleistozäns gehören als die deutlich erkennbaren<br />

Moränenwälle.<br />

Die gegenwärtige Darstellung beschränkt sich bewußt<br />

auf die eindeutigen, an den Geländeformen sicher erkennbaren<br />

Spuren ehemaliger Gletscher. ERGENZIN­<br />

GER (1965) teilt eine Fülle zusätzlicher Beobachtungen<br />

mit. Für die weitere Erforschung bietet gerade das<br />

Tal des Reschwassers <strong>und</strong> seiner Zuflüsse gute Ansatzpunkte,<br />

da hier Gletscherspuren anzutreffen sind,<br />

die vermutlich aus verschiedenen Phasen der Eiszeit<br />

stammen.<br />

4.3.2 Andere eiszeitliche Bildungen<br />

4.3.2.1 Verfestigter Schutt<br />

Bereits in seiner ersten Veröffentlichung (1928) berichtete<br />

PRIEHÄUSSER über Ablagerungen in den<br />

Hochlagen des Arbergebietes, die er als Bildungen am<br />

Gr<strong>und</strong>e des Firneises deutete <strong>und</strong> für die er später die<br />

Bedeutung "Firneisgr<strong>und</strong>schutt" verwendete.<br />

Die Beobachtungen PRIEHÄUSSERs über die speziellen<br />

Verwitterungsdecken der Hochlagen wurden zunächst<br />

heftig bezweifelt (RATHSBURG 1930), haben<br />

sich jedoch voll bestätigt <strong>und</strong> gehören heute zum festen<br />

Bestand unseres gesicherten Wissens. Dagegen<br />

ist die Deutung dieses Bef<strong>und</strong>es durch PRIEHÄUSSER<br />

bis heute umstritten. Mehrere Autoren (WOLDSTEDT<br />

1958, BRUNNACKER 1965, STETINER 1958) erwägen<br />

eine Erklärung des Phänomens durch eiszeitliche Solifluktion.<br />

157


Das Vorhandensein von Gletschern während der Eiszeit<br />

beweist, daß damals die oberen Teile des Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong>es verfirnt waren. So einleuchtend deshalb<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> einer Reihe anderer Argumente PRIE­<br />

HÄUSSERs Hypothese von der Entstehung des Firneisgr<strong>und</strong>schuttes<br />

ist, konnte doch das Problem der<br />

Entstehungsweise dieser Ablagerungen noch nicht<br />

eindeutig gelöst werden. In der vorliegenden Arbeit<br />

wird daher statt "Firneisgr<strong>und</strong>schutt" der rein beschreibende<br />

Begriff "verfestigter Schutt" gebraucht.<br />

Die Kennzeichen des verfestigten Schuttes sind:<br />

- in einer sandig-grusigen Gr<strong>und</strong>masse sind in der<br />

Regel zahlreiche Steine <strong>und</strong> Blöcke eingelagert; die<br />

Bodenart der Gr<strong>und</strong>masse ist schwach lehmiger<br />

Sand oder Grus,<br />

die Steine liegen im geneigten Gelände hangparallel<br />

orientiert auf ihrer flachen Seite; auf Verebnungen<br />

<strong>und</strong> Rücken ("Firnbodenschutt" nach PRIEHÄUS­<br />

SER) ist eine Orientierung nur schwach erkennbar<br />

oder sie fehlt,<br />

die Steine tragen oberseits eine Lehmhaut, unten<br />

sind sie sauber; das rührt offenbar von der Durchschlämmung<br />

feinen Bodenmaterials her,<br />

die Gr<strong>und</strong>masse ist zementartig verfestigt. Der verfestigte<br />

Schutt ist daher in frischem Zustand selbst<br />

mit dem Pickel nur schwer zu bearbeiten. Herausgehackte<br />

Brocken lassen sich in der Hand leicht zerbröckeln<br />

<strong>und</strong> zerfallen zu schwach lehmigem Sand<br />

oder Grus. Der Ton- <strong>und</strong> Schluffanteil ist zwischen<br />

die gröberen Gemengteile dicht eingeschlämmt<br />

(BAUBERGER, mdl. Mitt.). Trotzdem kann der verfestigte<br />

Schutt nicht insgesamt als verdichtet bezeichnet<br />

werden, denn er hat zahlreiche, mit freiem<br />

Auge erkennbare Poren. Nähere Aufschlüsse läßt<br />

die Untersuct:IUng der von BAUBERGER angefertigten<br />

Dünnschliffe erwarten.<br />

die verfestigte Gr<strong>und</strong>masse läßt ein der Geländeoberfläche<br />

parallel orientiertes, blättriges Gefüge<br />

erkennen. In dieser Richtung spaltet das Material<br />

bei mechanischer Beanspruchung bevorzugt auf.<br />

Besonders gut erkennbar wird der schichtige Aufbau<br />

dort, wo verfestigter Schutt vom Wasser erodiert<br />

ist.<br />

Der verfestigte Schutt tritt regelmäßig in folgendem<br />

Schichtenverband auf:<br />

158<br />

- 0,3-1,5 m lockere, sandig-lehmige Deckschicht,<br />

meist skelettreich; Steine liegen stets<br />

unorientiert in der Gr<strong>und</strong>masse aus feinerem<br />

Material <strong>und</strong> tragen oberseits<br />

keine Lehmhaut. Eine Umformung<br />

durch Bodenbildung, die das Substrat<br />

erfahren hat, wird nach der Tiefe zu<br />

schwächer,<br />

- 0,5-5 m (wahrscheinlich auch noch mehr) verfestigter<br />

Schutt mit den oben beschriebenen<br />

Merkmalen, in einer nicht weiter<br />

auftrennbaren Schicht oder in mehreren<br />

nach Färbung, Skelettgehalt usw. verschiedenen<br />

Schichten,<br />

- 1-1,5 m verzogener Zersatz mit deutlichem<br />

"Hakenschlagen" an Hängen; im flachen<br />

Gelände Hakenschlagen <strong>und</strong>eutlich<br />

oder fehlend. Einzelne eingebettete<br />

Steine hangparallel, oberseits mit Lehmhaut;<br />

wechselnde im allgemeinen<br />

schwache Verfestigung.<br />

- bis mehrere Meter mächtiger, ungestörter Zersatz<br />

in situ, nach unten allmählich in festes<br />

Gestein übergehend.<br />

Die untere Grenze des verfestigten Schuttes ist fließend;<br />

der Profilaufbau legt den Schluß nahe, daß dieser<br />

Bereich - nach oben hin zunehmend - von den Vorgängen<br />

mit erfaßt wurde, die zu Bildung des verfestigten<br />

Schuttes geführt haben. Die Obergrenze des verfestigten<br />

Schuttes kann scharf sein oder einen allmählichen<br />

Übergang erkennen lassen. In letzterem Fall tritt<br />

eine Zwischenzone auf, in der der Schutt nicht mehr<br />

verfestigt ist, aber die hangparallele Orientierung der<br />

Steine <strong>und</strong> die oberseitige Lehmhaut noch erkennen<br />

läßt. Der Profilaufbau spricht hier für eine Auflockerung<br />

des verfestigten Schuttes durch die von oben her wirkenden<br />

Kräfte der Verwitterung.<br />

PRIEHÄUSSER hat (1958) versucht, das den verfestigten<br />

Schutt überlagernde Material (lockere Deckschicht)<br />

als Ausschmelzungsprodukt aus dem von<br />

oben her abtauenden Firneis zu erklären. Danach hätte<br />

sich auf dem Firneis eine Art Obermoräne gebildet, die<br />

durch den Zerfall der letzten Eisreste mit wirrer Lagerung<br />

der Steine auf die unter dem Firneis gebildeten<br />

Schichten abgesetzt worden wäre. Gegen eine solche<br />

Deutung bestehen aber erhebliche Bedenken:


1. Die Hypothese von PRIEHÄUSSER kann alle die Fälle<br />

nicht erklären, in denen ein allmählicher Übergang<br />

vom verfestigten Schutt zu der lockeren Deckschicht<br />

zu beobachten ist.<br />

2. Die außerordentlichen Unterschiede in der Mächtigkeit<br />

der lockeren Deckschicht beruhen nur zu einem<br />

unwesentlichen Teil auf klein räumigem Wechsel, in<br />

der Hauptsache haben sie eine ganz klare Beziehung<br />

zu der Höhenlage <strong>und</strong> dem Geländerelief. Mit<br />

zunehmender Höhenlage nimmt die Dicke der lokkeren<br />

Oberschicht allgemein ab. Dieser Zusammenhang<br />

wird allerdings durch das Relief sehr stark<br />

abgewandelt. Nur eine ganz geringe Stärke von<br />

durchschnittlich 0,4 bis 0,6 m hat die lockere Deckschicht<br />

in den flachen Hochlagen. Wo die wenig geneigten<br />

Hochlagenflächen mit einem Geländeknick<br />

in die steilen Hänge übergehen, nimmt sie sprunghaft<br />

zu. Werden steile Süd hänge - wie z. B. in der<br />

Umgebung der Racheldiensthütte - nach unten hin<br />

wieder flacher, so nimmt auch die Mächtigkeit des<br />

unausgerichteten, lockeren Schuttes wieder ab. An<br />

Süd hängen ist die lockere Zone viel mächtiger als<br />

an Nordhängen gleicher Höhenlage.<br />

Die Tiefenlage der Obergrenze des verfestigten Schuttes<br />

ist von einschneidender Bedeutung für die Ökologie<br />

der <strong>Böden</strong>; sie fand deshalb <strong>und</strong> weil sie mit dem<br />

Bohrstock bis 1 m Tiefe nachweisbar ist bei der Abgrenzung<br />

der Bodenformen Verwendung. Aus Karte<br />

15 <strong>und</strong> 11 ist daher zu entnehmen, auf welchen Flächen<br />

die Mächtigkeit der lockeren Deckschicht zwischen<br />

0,3 <strong>und</strong> 0,6 <strong>und</strong> auf welchen Flächen sie zwischen<br />

0,6 <strong>und</strong> 0,9 m beträgt. Wurde außerhalb dieser<br />

kartierten Fläche verfestigter Schutt mit dem Bohrstock<br />

oder an Aufschlüssen festgestellt, so ist das in<br />

der Karte durch eine Signatur kenntlich gemacht.<br />

Diese Beobachtungen lassen es fraglich erscheinen,<br />

ob die von PRIEHÄUSSER angenommene Entstehungsweise<br />

zutrifft. Näher läge es wohl, in der Deckschicht<br />

mit unausgerichteten Steinen die Verwitterungsrinde<br />

des verfestigten Schuttes zu sehen. Diese<br />

wäre nach Aufhören derjenigen Bedingungen entstanden,<br />

die zur Bildung des verfestigten Schutts geführt<br />

haben. Durch Auffrieren <strong>und</strong> vielleicht auch eine gewisse<br />

Wanderung des Materials am Hang - also durch Solifluktionserscheinungen<br />

im weitesten Sinne - wäre die<br />

wirre Lagerung der Steine zustande gekommen.<br />

Vergleicht man die Karte der Bodenformen mit der<br />

Karte der Schneedecke vom 3. März 1972, so zeigt sich<br />

- vielfach bis in die Einzelheiten hinein - eine Gemeinsamkeit:<br />

wo der Schnee am längsten liegt, ist die lockere<br />

Oberschicht am dünnsten. Langanhaltende<br />

Schneebedeckung bedeutet einen weitgehenden<br />

Schutz des Bodens vor den Wirkungen des Frostes.<br />

Dieser Umstand stützt die Vermutung, daß die unterschiedliche<br />

Mächtigkeit der lockeren Oberschicht eine<br />

Folge unterschiedlicher Intensität der Frostverwitterung<br />

ist. Es ergäbe sich so eine in sich widerspruchsfreie<br />

Erklärung der oben angeführten Beobachtungen.<br />

Bis heute ist nicht eindeutig entschieden, ob der verfestigte<br />

Schutt seine Entstehung dem Firneis oder speziellen<br />

Solifluktionsvorgängen verdankt. Eine endgültige<br />

Klärung könnte wohl nur die unmittelbare Beobachtung<br />

der Bildung entsprechender Ablagerungen in<br />

heutiger Zeit bringen. So einleuchtend die Hypothese<br />

von PRIEHÄUSSER in vielen Punkten ist, fehlt doch dieser<br />

entscheidende Punkt zu einem schlüssigen Beweis.<br />

Eine Diskussion über die Genese des verfestigten<br />

Schuttes ist hier nicht beabsichtigt. Es sollen jedoch im<br />

Folgenden einige Beobachtungen über seine Verbreitung<br />

mitgeteilt werden, die für weitere Überlegungen<br />

bedeutsam werden könnten.<br />

Die Feststellungen über die Verbreitung des verfestigten<br />

Schuttes im <strong>Nationalpark</strong>gebiet stimmen weitgehend<br />

mit den Angaben PRIEHÄUSSERs überein, ergänzen<br />

diese aber noch durch einige Einzelheiten. Der<br />

verfestigte Schutt überzieht in wechselnder Mächtigkeit<br />

von 0,5 bis mehrere Meter die gesamten oberen<br />

Lagen des Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong>es. Unterbrochen<br />

ist er nur dort, wo Fels an der Erdoberfläche ansteht<br />

<strong>und</strong> an einigen Stellen im östlichen Teil des Gebietes,<br />

an denen er entweder nicht abgelagert oder durch<br />

spätere Einwirkungen wieder abgeräumt worden ist.<br />

Die untersten beobachteten Vorkommen des verfestigten<br />

Schuttes liegen beispielsweise in der Umgebung<br />

der Racheldiensthütte (876 m), in der breiten<br />

Mulde der Weitau (Gebiets-Abschn. 111,810 m) <strong>und</strong> im<br />

Tal des Sagwassers bei 850 m. Das stimmt gut mit der<br />

Untergrenze von durchschnittlich 800 bis 830 m überein,<br />

die PRIEHÄUSSER (1958 a) angibt.<br />

Verfestigter Schutt tritt nur an Bergen auf, die eine gewisse<br />

Mindesthöhe überschreiten. Am WaIdhäuserriegel<br />

mit 1151 m ist er noch deutlich entwickelt, an dem<br />

mit relativ steilen Hängen bis 1011 mansteigenden<br />

159


Stein berg wurde er nicht mehr festgestellt. Dagegen<br />

tritt geringmächtiger verfestigter Schutt auf den breiten<br />

Höhenrücken auf, die außerhalb des <strong>Nationalpark</strong>es,<br />

östlich von Finsterau die Grenze gegen Böhmen<br />

bilden <strong>und</strong> Höhen zwischen 1000 <strong>und</strong> 1066 m erreichen.<br />

Auch das stimmt mit den Angaben PRIEHÄUS­<br />

SERs überein.<br />

Verfestigter Schutt wurde auch an sehr steilen Hängen,<br />

so im obersten Teil der Rachelseewand bei Hangneigungen<br />

zwischen 30 <strong>und</strong> 400 angetroffen.<br />

4.3.2.2 Frost- <strong>und</strong> AieBerden<br />

c. TROLL (1944, 1947, 1948) hat in verschiedenen Erdteilen<br />

die Frostbodenformen <strong>und</strong> ihre Abhängigkeit<br />

vom <strong>Klima</strong> studiert. Dadurch haben sich unsere Kenntnisse<br />

wesentlich erweitert. Es steht heute fest, daß das<br />

Fließen eines mit Wasser übersättigten Erdbreies über<br />

einem dauernd gefrorenen Untergr<strong>und</strong> nur eine unter<br />

mehreren Möglichkeiten der Solifluktion ist. Er definierte<br />

daher (1947): "Solifluktion im weitesten Sinne ist<br />

die Erscheinung, daß unter der Wirkung langdauernder,<br />

jahreszeitlicher oder kurzdauernder, sich häufig<br />

wiederholender bis allnächtlicher Gefrornis des Bodens<br />

eine lebhafte Verlagerung der Bodenteilchen<br />

stattfindet, die sich auf ebenem Gelände in der Bildung<br />

von Bodenstrukturen oder Bodentexturen (Frostgefügeböden),<br />

auf geneigtem Gelände auch bei ganz geringem<br />

Gefälle in einem beträchtlichen hangabwärts gerichteten<br />

Massentransport (Frostbodenversetzung)<br />

äußert."<br />

So betrachtet, wird eine einfache Unterscheidung von<br />

Frost- <strong>und</strong> Fließerden unmöglich. Alle <strong>Böden</strong>, die ohne<br />

den Schutz einer mächtigen Schnee- oder Firndecke<br />

den Wirkungen des eiszeitlichen <strong>Klima</strong>s ausgesetzt<br />

waren, müssen durch Vorgänge der Solifluktion geprägt<br />

sein. Je nach Geländeform <strong>und</strong> Geländeklima<br />

wird entweder die Zu- oder die Abfuhr der durch die<br />

Verwitterung gebildeten Feinerde überwogen haben.<br />

Es ist auch denkbar, daß an Hängen der Abtransport<br />

nach unten <strong>und</strong> der Nachschub von oben sich in etwa<br />

die Waage hielten.<br />

Wenn man - beispielsweise als Kartierer - für jeden<br />

Teil eines größeren Geländes feststellen soll, ob eine<br />

Fließerde oder eine Frosterde vorliegt, dann wird rasch<br />

klar, daß es - jedenfalls ohne spezielle Untersuchungen<br />

- an zuverlässigen Kriterien für eine Unterschei-<br />

160<br />

dung fehlt. Mit einiger Sicherheit lassen sich nur diejenigen<br />

Bereiche abtrennen, in denen eindeutig der Abtransport<br />

bzw. die Akkumulation überwogen hat. Der<br />

erste Fall ist an steilen Oberhängen, auf Gipfeln <strong>und</strong><br />

Kuppen gegeben. Das zeigt sich auch darin, daß hier<br />

die verlehmte Zone der <strong>Böden</strong> weniger mächtig ist als<br />

in Mulden <strong>und</strong> an Unterhängen, wo aufgr<strong>und</strong> der Geländeform<br />

nur eine Akkumulation des durch die Solifluktion<br />

transportierten Materials stattgef<strong>und</strong>en haben<br />

kann. In solchen Fließerde-Akkumulationsbereichen<br />

sind die <strong>Böden</strong> bindiger, sie enthalten weniger Steine,<br />

Sand <strong>und</strong> Grus, dafür aber mehr Schluff- <strong>und</strong> Tonsubstanz<br />

als in anderen Bereichen. Eine Verdichtung dieser<br />

<strong>Böden</strong> ist jedoch nur festzustellen, wenn besondere<br />

Umstände hinzukommen. Das ist der Fall in unmittelbarem<br />

Kontakt mit den Naßböden, wo sich häufig verdichtete<br />

Lagen unterhalb 60 cm Tiefe finden. Diese<br />

<strong>und</strong> noch andere Beobachtungen deuten darauf hin,<br />

daß auch unter periglazialen Bedingungen die gut drainierten<br />

<strong>Böden</strong> sich gr<strong>und</strong>sätzlich anders verhalten haben<br />

als die <strong>Böden</strong>, bei denen der Abzug des Wassers<br />

nach unten gehemmt oder unterb<strong>und</strong>en war. Möglicherweise<br />

bildeten sich in beiden Fällen verschiedene<br />

Formen der Solifluktion heraus.<br />

Alle bisherigen Versuche der genetischen Deutung<br />

heute vorhandener Verwitterungsdecken im Inneren<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> gehen von einigen unsicheren Voraussetzungen<br />

aus. Die jetzt vorliegende Karte der Bodenformen<br />

könnte bei der Klärung der offenen Fragen<br />

mithelfen.<br />

4.3.2.3 BlockschuH<br />

Blockschutt spielt im Bayerischen <strong>Wald</strong> in Form von<br />

Blockmeeren, Blockhalden, Blockströmen <strong>und</strong> der<br />

Blocküberlagerung der Hänge eine große Rolle. Wegen<br />

seiner Bedeutung für die Vegetation ist der Blockschutt<br />

in den Karten Nr. 15 <strong>und</strong> 11 in mehreren Stufen<br />

dargestellt. Sieht man von der in gewissen Bereichen<br />

durchwegs mehr oder minder starken Blocküberlagerung<br />

der Hänge ab, <strong>und</strong> konzentriert man sich auf diejenigen<br />

Flächen, auf denen Block an Block liegt (Bodenformen<br />

Nr. 1, Nr. 2 <strong>und</strong> auf Teilflächen Nr. 5), so<br />

zeigt sich folgendes:<br />

1. Die Blockschuttmassen treten vor allem im Gebiet<br />

des Granits auf; im Gneis sind sie sehr viel seltener;


5.<strong>Böden</strong><br />

5.1 Methode der Bodenkartierung<br />

Es war das Ziel der Standortserk<strong>und</strong>ung, eine Karte der<br />

<strong>Böden</strong> zu liefern, die nach ökologischen Gesichtspunkten<br />

aufgebaut ist. Die Einheiten für die Bodenkartierung<br />

waren daher so zu definieren, daß sie möglichst<br />

gleichartige Wachstumsbedingungen für die Vegetation<br />

umreißen.<br />

Das in Mitteleuropa übliche System der Gliederung in<br />

Bodentypen ist hierfür wenig geeignet. Es hebt zwar<br />

die bodengenetischen Zusammenhänge hervor, bringt<br />

aber die ökologischen Eigenschaften der <strong>Böden</strong> nur<br />

ungenügend zum Ausdruck. Kleine Unterschiede in<br />

der Dynamik des Oberbodens, die ökologisch belanglos<br />

sind, bedingen vielfach bereits eine andere Einordnung<br />

in das System. Weitgehend unberücksichtigt<br />

bleiben dagegen Bodenart <strong>und</strong> Gefüge, die durch ihre<br />

Wirkungen auf die Nährstoffversorgung der Pflanzen<br />

<strong>und</strong> das Bodenklima entscheidende standörtliche Bedeutung<br />

haben.<br />

Der Kartierung wurde daher eine Gliederung der <strong>Böden</strong><br />

nach Bodenformen zugr<strong>und</strong>egelegt. Entscheidend<br />

für die Zuordnung zu einer Bodenform sind im<br />

<strong>Nationalpark</strong> mit seinen petrographisch wenig differenzierten<br />

Substraten die Bodenart, das Gefüge <strong>und</strong><br />

die Gründigkeit, sowie die Horizontierung der <strong>Böden</strong>,<br />

soweit sie als ökologisch wesentlich angesehen wurde;<br />

das ist z. B. bei Naßböden <strong>und</strong> bei Podsolen der Fall.<br />

Darüber hinaus gibt die Karte weitere Einzelheiten boden<br />

genetischer oder ökologischer Art durch Signaturen<br />

wieder. Es sollten die bei der Bodenkartierung im<br />

Gelände gewonnenen Informationen möglichst vollständig<br />

festgehalten werden, im Sinne einer "Bestandsaufnahme"<br />

des Bodens (MÜCKENHAUSEN 1952, zitiert<br />

nach EHWALD 1966 a). Deshalb ist der Bodentyp,<br />

soweit er nicht aus der Definition der Bodenform hervorgeht,<br />

mit Hilfe einer Signatur dargestellt. Die Karte<br />

der Bodenformen kann daher auch als Bodentypenkarte<br />

gelesen werden. So ist der Anschluß an<br />

BRUNNACKER (1965 a, 1965 b) gewahrt <strong>und</strong> ein Vergleich<br />

mit PELISEK (1969) möglich.<br />

Das gewählte Verfahren schließt sich eng an die Methoden<br />

an, wie sie in Nordamerika angewandt werden.<br />

Die in der Karte enthaltenen Informationen würden<br />

auch die Einordnung in ein System der <strong>Böden</strong> ermöglichen,<br />

wiees EHWALD (1966a, 1966b) <strong>und</strong> seine Mitarbeiter<br />

entwickelt haben; EHWALD definiert die Boden-<br />

162<br />

form durch Angabe des Substrates <strong>und</strong> des genetischen<br />

Bodentyps <strong>und</strong> bringt so sowohl die bodensystematische<br />

Stellung, als auch die für die Praxis wichtigen<br />

ökologischen Eigenschaften unmittelbar zum Ausdruck<br />

(EHWALD 1966 a).<br />

Die Gliederung der <strong>Böden</strong> wurde an einer Serie von r<strong>und</strong> 180<br />

Bodeneinschlägen (Abk.: E) entwickelt <strong>und</strong> dann - nach einer<br />

probeweisen Anwendung bei der Kartierung - festgelegt. Als<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Aufnahme diente eine Pause der Karte<br />

1 :1 0 000 mit Höhenlinien <strong>und</strong> dem gesamten forstlichen Detail.<br />

Bodenprofile wurden duch einen Helfer des Kartierers<br />

mit einem 1 m langen Bohrstock nach PÜRKHAUER gewonnen.<br />

Die Ergebnisse jeder Bohrung sind durch Ziffern <strong>und</strong> Zeichen<br />

möglichst umfassend auf der Karte festgehalten. Grenzen<br />

der auszuscheidenden Bodenformen waren sofort bei<br />

der Geländearbeit festzulegen. Hierbei <strong>und</strong> bei der Wahl der<br />

Bohrstellen bot die Beobachtung der Vegetation wertvolle<br />

Hilfe. Es wurde jedoch darauf geachtet, daß die Grenzziehung<br />

streng nach den Definitionen der Bodenformen, nicht<br />

nach dem Bewuchs, vor sich ging. Hiervon machten nur die<br />

Bodenformen Hochmoor <strong>und</strong> Übergangsmoor eine Ausnahme,<br />

bei denen zur Ausscheidung die Vegetation mit herangezogen<br />

wurde.<br />

Ziel der Bodenkartierung war es, neben einer Einteilung nach<br />

ökologischen Gesichtspunkten eine möglichst umfassende<br />

Bestandsaufnahme der <strong>Böden</strong> zu liefern. So können mit Hilfe<br />

der Bodenkarte wohl auch Fragen beantwortet werden, die<br />

bei deren Aufnahme gar nicht gestellt waren; dies dürfte vor<br />

allem für glazialgeologische Probleme zutreffen (siehe Karte<br />

Nr. 15 <strong>und</strong> Nr. 11).<br />

5.2 Beschreibung der Bodenformen<br />

Die vorkommenden Bodenformen ordnen sich zwanglos<br />

in drei Gruppen:<br />

1. Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

2. Sand- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

3. Naßböden<br />

Die <strong>Böden</strong> der ersten Gruppe sind geprägt durch das<br />

flächige Auftreten von Fels oder Grobskelett in Form<br />

von Blöcken. Die Sand- <strong>und</strong> Lehmböden erhalten ihren<br />

Charakter durch die mineralische Feinerde, der ein<br />

wechselnder Anteil an Skelett beigemengt ist.<br />

Die <strong>Böden</strong> der beiden ersten Gruppen haben sich außerhalb<br />

(terrestrische <strong>Böden</strong>), die <strong>Böden</strong> der dritten<br />

Gruppe innerhalb des ständigen Einwirkungsbereiches<br />

des Gr<strong>und</strong>wassers gebildet (semiterrestrische<br />

<strong>Böden</strong>). Im Sinne von EHWALD (1966 b) wären die bei-


den ersten Gruppen zu den anhydromorphen, die dritte<br />

Gruppe zu den hydromorphen <strong>Böden</strong> zu rechnen.<br />

Die Naßböden werden nach dem Anteil an mineralischer<br />

<strong>und</strong> organischer Substanz untergliedert.<br />

Zur Benennung der Bodenformen werden Kurzbezeichnungen<br />

verwendet. Diese dienen nur der raschen<br />

Verständigung <strong>und</strong> stellen keine Definition dar.<br />

5.2.1 Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

Blockschuttmassen geben großen Flächen am steilen<br />

Abfall des Böhmerwaldkammes das Gepräge. Es ist<br />

standörtlich sehr bedeutsam, ob Felsblöcke ein Gelände<br />

dicht oder weniger dicht überlagern. Bei der Kartierung<br />

wurde daher getrennt in Blockböden <strong>und</strong> blocküberlagerte<br />

<strong>Böden</strong>. Bei den Blockböden liegen die<br />

Felsblöcke dicht nebeneinander, meist auch noch<br />

übereinander. Zwischen ihnen befinden sich entweder<br />

Hohlräume oder humose Füllungen. Die Wurzeln der<br />

Bäume beschränken sich auf das humose Füllmaterial<br />

oder müssen dieses durchstoßen, bevor sie die mineralische<br />

Feinerde erreichen. Zu den Blockböden gehören<br />

die anschließend zu besprechenden Blockfelder<br />

<strong>und</strong> Block-Humus-<strong>Böden</strong>, die als eigene Bodenformen<br />

ausgeschieden sind.<br />

Auf blocküberlagerten <strong>Böden</strong> wurzeln die Bäume in<br />

humosen, sandig-lehmigen Substraten; Blöcke überdecken<br />

das Gelände mehr oder weniger dicht, werden<br />

aber nicht in demselben Maß ökologisch wirksam, wie<br />

bei den Blockböden. Blocküberlagerung wird daher<br />

nur als Signatur wiedergegeben, die mit verschiedenen<br />

Bodenformen kombiniert werden kann. Bedecken<br />

Blöcke weniger als schätzungsweise 10% einer überschauben<br />

Fläche, so erscheint das Zeichen für schwache<br />

Blocküberlagerung. Nehmen sie mehr als 10% der<br />

Fläche ein, rücken aber noch nicht so eng zusammen,<br />

daß ein Blockboden entsteht, so wird die Signatur für<br />

starke Blocküberlagerung gesetzt.<br />

Die Signaturen für Blocküberlagerung haben gleichzeitig<br />

eine zweite Bedeutung. Bei der Kartierung mit<br />

dem Bohrstock ist es kaum möglich, den Skelettgehalt<br />

zutreffend anzusprechen. Auch wenn der Bohrstock<br />

bei wiederholtem Einschlagen mehrmals auf Steine<br />

trifft, sagt das noch nicht viel. Andererseits gelingt die<br />

Bohrung häufig in sehr skelettreichen <strong>Böden</strong> erstaunlich<br />

leicht. Das hängt damit zusammen, daß Größe <strong>und</strong><br />

Form der Steine eine entscheidende Rolle spielen. Ein-<br />

zeine große Blöcke oder flachliegende Gesteinsplatten<br />

hindern das Eintreiben des Bohrstocks mehr als ein<br />

besonders hoher Gehalt an kleineren Steinen Beobachtungen<br />

an Bodeneinschlägen haben nun aber gezeigt,<br />

daß in dem gesamten Gebiet, in dem Blocküberlagerung<br />

vorkommt, die <strong>Böden</strong> stark steinig (30-75<br />

Vol. % Skelettanteil) sind. Wo die Blocksignatur auf<br />

größeren Flächen fehlt - das ist vor allem im Bereich<br />

der Vorberge der Fall, wo der Zersatz des Ausgangsmaterial<br />

für die Bodenbildung liefert - ist meist nur ein<br />

schwacher oder mittlerer Steingehalt der <strong>Böden</strong> gegeben.<br />

Eine Ausnahme hiervon machen nur die Hochlagen,<br />

in denen zwar häufig nur eine geringe oder keine<br />

Blocküberlagerung zu beobachten ist, wo aber die <strong>Böden</strong><br />

stets stark steinhaltig sind.<br />

5.2.1.1 Blockfeld<br />

Übereinander gehäufte lose Blöcke von 0,5-2,0 m<br />

Kantenlänge, zwischen denen die Hohlräume noch<br />

nicht mit organischer oder mineralischer Feinerde ausgefüllt<br />

sind, charakterisieren die Bodenform Blockfeld.<br />

Der überwiegende Teil der Blockfelder ist lediglich von<br />

Flechten bewachsen. Nur wo sich zwischen den Blökken<br />

bereits etwas humoses Material gesammelt hat,<br />

können Latschen, krüppelhafte Fichten <strong>und</strong> Ebereschen,<br />

begleitet von Heidelbeeren, Preiselbeeren <strong>und</strong><br />

Moosen Fuß fassen. Niemals erreichen jedoch die Bestände<br />

der Gehölze eine solche Höhe <strong>und</strong> Dichte, daß<br />

man von einem <strong>Wald</strong> sprechen könnte.<br />

Es ist also kein durchgehender humoser A-Horizont<br />

gegeben, sondern ein Ai-Horizont, der wenigstens von<br />

Flechten belebt ist. Es liegt daher der Bodentyp Rohboden<br />

vor.<br />

Blockfelder haben sich fast nur aus Granit entwickelt,<br />

Gneis neigt anscheinend weniger zu blockiger Absonderung<br />

<strong>und</strong> ist nicht hinreichend verwitterungsbeständig.<br />

Blockfelder bedecken nur geringe Flächen, vor allem<br />

in den Hochlagen <strong>und</strong> den sonnseitigen oberen<br />

Hanglagen (Tab. 57). In den unteren Hanglagen <strong>und</strong><br />

Tallagen kommen sie nich vor. Stets treten sie in Gipfellagen<br />

(am bekanntesten ist das Blockfeld auf dem<br />

Lusengipfel) oder an steilen Hängen auf. Sie werden<br />

von den Rändern her sehr langsam vom Fichtenwald<br />

erobert, sobald sich genügend humoses Material angesammelt<br />

hat.<br />

163


Urwälder der Hanglagen haben sich vor allem halten können,<br />

wo das Holz schwer bringbar ist.<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

164


5.2.1.4 Fels-Lehm-Mosaik<br />

Anstehender Fels im kleinflächigen Wechsel mit steinigem,<br />

sandigem Lehm kommt nur auf geringen Flächen<br />

im <strong>Nationalpark</strong>gebiet vor; die Bodenform tritt in den<br />

oberen <strong>und</strong> unteren Hanglagen auf, ist aber in den<br />

Hoch- <strong>und</strong> Tallagen kaum zu finden. Fels-Lehm-Mosaik<br />

ist typisch für Gipfel <strong>und</strong> Grate. Gneise oder Granite<br />

können hier regelrechte Felsburgen bilden. Zwischen<br />

diesen sind <strong>Böden</strong> aus mineralischer Feinerde anzutreffen;<br />

auch in den Klüften hat sich häufig Feinmaterial<br />

gesammelt. Es wechseln also Rohböden mit Braunerden<br />

oder Podsol-Braunerden ab.<br />

Die Felspartien werden, soweit sie überhaupt Bäume tragen,<br />

von Fichten, selten Bergahornen <strong>und</strong> Tannen eingenommen.<br />

Auf den lehmigen Teilen zwischen den Felsen gedeihen alle<br />

in der entsprechenden Höhenlage vorkommenden Baumarten.<br />

Auch die Felsanteile der Bodenform Fels-Lehm-Mosaik<br />

erfordern ständig den Schutz durch den WaIdbestand,<br />

damit Feinerdeverluste vermieden werden. Es<br />

handelt sich also hier ebenfalls um Schutzwald.<br />

5.2.1.5 Block-Lehm-Mosaik<br />

Block-Humus-Boden in kleinflächigem Wechsel mit<br />

steinigen, sandig-grusigen Lehmböden nimmt große<br />

Flächen im <strong>Nationalpark</strong>gebiet ein (Tab. 57). Der Anteil<br />

an Block-Humus-Boden kann zwischen 10 <strong>und</strong> 90%<br />

schwanken. Bedecken Block-Humus-<strong>Böden</strong> weniger<br />

als 10% der Fläche, so ist nur die Signatur für starke<br />

Blocküberlagerung gesetzt. Werden 90% Flächenanteil<br />

überschritten, so ist ein Block-Humus-Boden kartiert.<br />

Block-Lehm-Mosaik hat den Schwerpunkt seiner<br />

Verbreitung in den sonnseitigen oberen Hanglagen; in<br />

den Hochlagen ist es weniger häufig, in unteren Hanglagen<br />

<strong>und</strong> Tallagen findet man es nur vereinzelt. Bemerkenswert<br />

<strong>und</strong> wohl auch für die Frage der Entstehung<br />

bedeutsam ist die Beobachtung, daß die Block­<br />

Humus-<strong>Böden</strong> stets auf konkaven, die lehmigen <strong>Böden</strong><br />

auf konvexen Geländeteilen anzutreffen sind. Im<br />

übrigen gilt für den Anteil an Block-Humus-<strong>Böden</strong>, das<br />

bereits in Abschnitt 5.2.1.2 Gesagte. Die stark steinigen,<br />

sandigen Lehmböden, die zwischen den Block­<br />

Humus-<strong>Böden</strong> vorkommen, sind nicht weiter unterglie-<br />

dert; ihre Eigenschaften stimmen weitgehend mit denen<br />

der benachbarten Sand- <strong>und</strong> Lehmböden überein,<br />

sie sind also beispielweise in der oberen Hanglage<br />

meist als Lockerbraunerden entwickelt. Außerdem treten<br />

- vor allem in den Hochlagen - Podsol-Braunerden,<br />

Braunerde-Podsole <strong>und</strong> Podsole auf.<br />

5.2.2 Sand- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

Den weitaus größten Teil, nämlich fast drei Viertel der<br />

Fläche des <strong>Nationalpark</strong>gebietes, nehmen Sand- <strong>und</strong><br />

Lehmböden mit mehr oder minder großem Steingehalt<br />

ein (Tab. 57). Sie lassen eine deutliche Zonierung nach<br />

der Höhenlage erkennen, die sich teils im Bodensubstrat,<br />

teils im Bodentyp, häufig in beiden zugleich bemerkbar<br />

macht. Das Geländerelief wandelt vielfach die<br />

Höhenlage der Zonen bestimmter Bodenformen ab.<br />

Die gesetzmäßige Verbreitung bestimmter Bodenformen<br />

ermöglicht bei bekannter Höhenlage, Exposition<br />

<strong>und</strong> Hangneigung ziemlich sichere Voraussagen über<br />

die in einem bestimmten Bereich vorhandenen <strong>Böden</strong>.<br />

Um die Zusammenhänge deutlich zu machen, ist die<br />

Abb. 39 gezeichnet worden, die zweckmäßigerweise<br />

beim Lesen des nachfolgenden Textes verwendet<br />

wird. Die Ergebnisse über die höhenabhängige Verbreitung<br />

bestimmter Bodenformen decken sich im<br />

wesentlichen mit denen von BRUNNACKER (1965 a,<br />

1965 b) <strong>und</strong> PELISEK (1969). Eine ausführliche Besprechung<br />

der Bodenzonierung folgt im Abschn. 5.5.<br />

5.2.2.1 Sand <strong>und</strong> Schotter<br />

Nur auf ganz geringen Flächen <strong>und</strong> zwar fast ausschließlich<br />

in den TalJagen, kommen <strong>Böden</strong> vor, bei denen<br />

auf weniger als 30 cm Bodentiefe die Bodenart<br />

Lehm festzustellen ist. Lehm bedeutet hier - wie auch<br />

sonst in dieser Arbeit - nur, daß die Feinerde zu einer<br />

bleistiftdicken Wurst ausrollbar ist. Bei der Bodenform<br />

Sand <strong>und</strong> Schotter, die fast nur auf sandig-kiesigen<br />

Talsedimenten auftritt, ist häufig überhaupt kein Lehm<br />

im Oberboden zu finden, das Substrat ist durchwegs<br />

sandig oder kiesig.<br />

Trotz ihrer geringen Verbreitung wurden die Sand- <strong>und</strong><br />

Schotterböden als eigene Bodenform ausgeschieden,<br />

weil zu vermuten ist, daß sie außerhalb des <strong>Nationalpark</strong>gebietes,<br />

im Bereich größerer Flüsse, auf wesentlichen<br />

Flächen vorkommen.<br />

167


Bodentypologisch handelt es sich in der Regel um Podsol-Braunerden,<br />

nur selten um Braunerden. In der Karte<br />

erfolgt die Unterscheidung durch Signatur.<br />

Die physikalischen Eigenschaften der Sandböden,<br />

nämlich gute Durchlüftung, Durchlässigkeit, geringe<br />

Wasserkapazität, machen sich sicherlich in der<br />

Wuchsleistung der Baumarten bemerkbar. Das Beobachtungsmaterial<br />

ist aber vorläufig noch zu gering für<br />

weitere Aussagen.<br />

5.2.2.2 Lehm über Sand<br />

Eine 30 bis 60 cm mächtige, zu Lehm verwitterte Zone<br />

über einem sandig-grusigen Unterboden ist kennzeichnend<br />

für die Bodenform Lehm über Sand. Der<br />

Lehm ist stets sandig bis stark sandig, der Skelettgehalt<br />

in der Regel gering bis mittel. Das rührt daher, daß<br />

diese <strong>Böden</strong> sich meist aus dem Zersatz entwickelt haben<br />

<strong>und</strong> zwar im <strong>Nationalpark</strong>gebiet fast ausschließlich<br />

aus Gneiszersatz. Die Bodenform hat deshalb<br />

auch ihre Hauptverbreitung auf den flachen Vorbergen.<br />

Mittlere Reliefenergie ist die Voraussetzung für die<br />

Entstehung dieser Bodenform. In ausgesprochen flachem<br />

Gelände haben sich bereits mächtigere Lehmzonen<br />

entwickelt. In steilem Gelände ist vielfach die<br />

Verwitterungsdecke bis auf das feste Gestein entfernt.<br />

Im Bereich mittlerer Reliefenergie hat eine mäßige Bodenabtragung<br />

zur Bildung geringmächtiger Lehmzonen<br />

geführt. Im flachwelligen Hügelgelände der unteren<br />

Hanglagen <strong>und</strong> Tallagen, sowie in schwach bis mäßig<br />

geneigten Hochlagen im NO-Teil des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

sind daher diese <strong>Böden</strong> am weitesten verbreitet.<br />

Sie nehmen jedoch nur etwas über 2% der Gesamtfläche<br />

ein (Tab. 57).<br />

Mit zunehmender Seehöhe steigt bei dieser Bodenform<br />

der Humusgehalt <strong>und</strong> die Tendenz zur Podsolierung<br />

nimmt zu. Der Humus kann sowohl als Rohhumus<br />

dem Boden aufliegen als auch - besonders deutlich bis<br />

zur Untergrenze der Verlehmung - im Mineralboden<br />

stecken. Bis etwa 1000 bis 1100 m Seehöhe kommen<br />

fast nur Braunerden vor. Eine Ausnahme machen lediglich<br />

die Tallagen, in denen die Tendenz zur Podsolierung<br />

stets stärker ist als in den Hanglagen; hier findet<br />

man immer wieder auch Podsol-Braunerden (Signatur).<br />

Diese treten oberhalb 1100-1000 m stärker auf<br />

<strong>und</strong> sind vor allem in den Hochlagen häufig. Die Boden-<br />

form Lehm über Sand ist im <strong>Nationalpark</strong>gebiet fast<br />

ausschließlich aus Gneiszersatz hervorgegangen. Außerhalb<br />

des Untersuchungsgebietes, östlich von Finsterau,<br />

kommen auf größerer Fläche die entsprechenden<br />

Substrate aus Granit entstanden vor. Diese lassen<br />

eine wesentlich stärkere Podsolierung erkennen als<br />

sie im Bereich des Gneiszersatzes festzustellen ist.<br />

Die physikalischen Eigenschaften der Bodenform<br />

Lehm über Sand sind aus ihrem Aufbau ableitbar. Wasser<br />

wird hauptsächlich in der verlehmten Zone gespeichert,<br />

im unterliegenden sandigen Material des Zersatzes<br />

versickert es rasch. Diese <strong>Böden</strong> sind infolgedessen<br />

stets gut nach unten drainiert. Sie trocknen im<br />

Frühjahr nach der Schneeschmelze rasch ab <strong>und</strong> erwärmen<br />

sich frühzeitig. Die Durchlüftung reicht bis in<br />

größere Bodentiefen, wie auch die Wurzeln der Fichte<br />

anzeigen, die über einen Meter tief, also in den noch<br />

kaum verlehmten Zersatz, eindringen. Wegen der relativ<br />

geringen Speicherkapazität dieser <strong>Böden</strong> ist die<br />

Wasserversorgung des <strong>Wald</strong>es in Trockenzeiten weniger<br />

gut als bei der Bodenform Lehm.<br />

In der ursprünglichen Zusammensetzung des <strong>Wald</strong>es sind<br />

keine Unterschiede gegenüber den <strong>Böden</strong> mit einer mächtigeren<br />

verlehmten Zone nachweisbar. Auffälligerweise haben<br />

aber die Untersuchungen der <strong>Wald</strong>inventur 1971 bei der Bodenform<br />

Lehm über Sand einen wesentlich stärkeren Rotfäule-Befall<br />

der Fichte festgestellt als bei der Bodenform Lehm.<br />

5.2.2.3 Lehm<br />

Die Bodenform Lehm hat die stärkste Verbreitung, sie<br />

nimmt ziemlich genau die Hälfte der Fläche des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

ein. In den Tallagen, wo die Naßböden<br />

konzentriert auftreten, bleiben für den Lehm nur rd. 40,<br />

in den unteren Hanglagen rd. 75 <strong>und</strong> in den oberen<br />

Hanglagen rd. 60% der Fläche übrig. In den Hochlagen<br />

finden sich nur noch ganz vereinzelte Vorkommen<br />

(Tab. 57).<br />

Definitionsgemäß muß der Boden auf mehr als 60 cm<br />

Tiefe ein Lehm sein, d. h. zu einer bleistiftstarken Wurst<br />

ausgerollt werden können. Der Lehm ist in der Regel<br />

ein sandiger Lehm.<br />

In der Umgebung der Naßböden, besonders in den Tallagen,<br />

sind die Lehme oft unterhalb 60 cm Tiefe, selten<br />

auch höher herauf, verdichtet; sie weisen dann häufig<br />

auch nur einen geringen Sand- <strong>und</strong> Steingehalt auf.<br />

169


Damit verb<strong>und</strong>en ist manchmal eine vom Stauwasser<br />

herrührende Fleckung im tieferen Unterboden. Die<br />

Verdichtung der Lehmböden ist jedoch ein Ausnahmefall,<br />

der sich auf kleinere Flächen beschränkt.<br />

Sandige Lehme mit geringem Skelettgehalt kommen<br />

vor allem in den Tallagen <strong>und</strong> unteren Hanglagen großflächig<br />

vor, wo die Karte keine Blocküberlagerung verzeichnet.<br />

Stets sind diese <strong>Böden</strong> oben bindiger als unten.<br />

Häufig ist zwischen 60 <strong>und</strong> 90 cm Tiefe nur noch<br />

ein lehmiger oder schwach lehmiger Sand anzutreffen,<br />

was ebenfalls durch eine Signatur festgehalten ist.<br />

In Bereichen mit Blocküberlagerung <strong>und</strong> fast durchgehend<br />

oberhalb etwa 900 m sind die Lehme stark steinhaltig;<br />

häufig ist auch der Sand- <strong>und</strong> Grusgehalt recht<br />

hoch. Vereinzelt tritt hier sogar Lehm über Sand inselartig<br />

auf.<br />

Die Braunerde großer Entwicklungstiefe ist der<br />

herrschende Bodentyp. Nur selten - <strong>und</strong> dann durch<br />

Signatur gekennzeichnet - kommen Podsol-Braunerden<br />

vor. Diese konzentrieren sich auf die Tallagen, die<br />

Hangtäler <strong>und</strong> die Hochlagen. Etwa ab 900 m Meereshöhe,<br />

wo das Gelände steiler zum Grenzkamm des Gebirges<br />

anzusteigen beginnt, wandelt sich das Erscheinungsbild<br />

der Braunerden. Ihre Farbe geht von ockergelb<br />

bis ockerbraun allmählich zu einem tiefen Braun<br />

über, wie das auch in der Arbeit von PELISEK (1969)<br />

zum Ausdruck kommt. Alle Braunerden im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

sind mehr oder minder locker; eine Ausnahme<br />

machen nur diejenigen Bereiche in der Umgebung<br />

der Naßböden, in denen eine Signatur Verdichtung der<br />

<strong>Böden</strong> angibt. Oberhalb etwa 900 m werden aber nun<br />

die Lehme ganz besonders locker. Hier fällt die Feinerde<br />

entweder von selbst wieder aus dem Bohrstock<br />

oder kann mit dem Finger leicht herausgewischt werden.<br />

Wenn das auf etwa 60 cm Tiefe der Fall war, wurde<br />

in der Karte die Signatur für ausgeprägte Lockerheit<br />

gesetzt. Erstaunlicherweise verlieren diese <strong>Böden</strong> die<br />

beschriebenen Eigenschaften auch dann nicht, wenn<br />

sie stark durchfeuchtet sind. Möglicherweise hängt<br />

das mit der außerordentlich intensiven <strong>und</strong> tief hinunterreichenden<br />

Einmischung von Humus in den Mineralboden<br />

zusammen, die eine gute Krümelung der <strong>Böden</strong><br />

herbeiführt <strong>und</strong> auch zu der dunklen Färbung beiträgt.<br />

BRUNNACKER (1965 a, 1965 b) hat zur Kennzeichnung solcher<br />

<strong>Böden</strong> den Begriff Lockerbraunerde erstmals auf den<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> übertragen. Die kartenmäßige Abgrenzung<br />

der Lockerbraunerde nach dem oben genannten stren-<br />

170<br />

gen Maßstab liefert eine Untergrenze diese Bodentyps in etwa<br />

900 m Höhe; das deckt sich gut mit den Ergebnissen, die<br />

BRUNNACKER bei der bodenk<strong>und</strong>lichen Aufnahme von Blatt<br />

Zwiesel (1965 a) erhielt.<br />

Der gesamte Bereich der Bodenform Lehm in der oberen<br />

Hanglage - also oberhalb 900 m - wird ganz überwiegend<br />

von der Lockerbraunerde eingenommen. Da<br />

die ausgeprägte Lockerheit ein Merkmal ist, das keine<br />

scharfe Abgrenzung gestattet, ist auf Grenzlinien in<br />

der Karte verzichtet worden. Die Signatur macht auch<br />

die Verbreitung der ausgeprägten Lockerheit in Abhängigkeit<br />

vom Geländerelief besser deutlich. Die Lokkerheit<br />

ist an Sonnhängen typischer entwickelt als an<br />

Schatthängen <strong>und</strong> an steilen Hängen typischer als bei<br />

geringer Geländeneigung. Daraus ergibt sich eine enge<br />

Vergesellschaftung mit den Blockböden. Die Annahme<br />

liegt nahe, daß ähnliche Vorgänge während der<br />

Eiszeit bei der Entstehung von Blockböden <strong>und</strong> Lokkerbraunerden<br />

mitgewirkt haben.<br />

Wo Lehm noch in den Hochlagen vorkommt, fehlt ihm<br />

die ausgeprägte Lockerheit. Häufig hat er zwar auch<br />

eine tiefbraune Farbe <strong>und</strong> einen sehr hohen Humusgehalt,<br />

das Gefüge ist aber nicht mehr ausgeprägt locker<br />

<strong>und</strong> krümelig, sondern bröckelig oder schmierig. Hiervon<br />

gibt es zwei Ausnahmen: an den steilen Südhängen<br />

des Lusen <strong>und</strong> des Platten hausen reicht Lehm mit<br />

ausgeprägter Lockerheit noch ein Stück weit in die<br />

Hochlagen hinauf.<br />

Das Erscheinungsbild der Bodenform Lehm, einschließlich<br />

der Lockerbraunerde, ist auf Graniten ganz<br />

ähnlich wie auf Gneisen. Es wird sich zeigen, ob analytische<br />

Untersuchungen wesentliche Unterschiede ergeben.<br />

Ökologisch unterscheiden sich die Braunerden vor allem<br />

durch ihr Gefüge. Wo Bodenverdichtung auftritt<br />

kann zeitweilig - vor allem im Frühjahr - der Wasserabzug<br />

gehemmt sein, was zu Vernässung <strong>und</strong> ungenügender<br />

Durchlüftung führt. Die große Masse der sandigen<br />

Lehme ist jedoch infolge der nach unten hin abnehmenden<br />

Bindigkeit gut drainiert <strong>und</strong> durchlüftet,<br />

was auch die tief hinunterreichende Durchwurzelung<br />

der Fichte erkennen läßt.<br />

Außerordentlich günstig ist die Bodenstruktur der Lokkerbraunerden<br />

für <strong>Wald</strong> bäume. Die Wurzeln aller<br />

Baumarten dringen tief ein <strong>und</strong> machen sich einen großen<br />

Bodenraum für ihre Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffversorgung<br />

nutzbar. Zu bemerken ist, daß die Buche noch in


Tiefen von mehr als 1 m den Boden sehr intensiv erschließt.<br />

Der Vergleich von Wuchsleistung, Konkurrenzkraft <strong>und</strong> Ansamungsfähigkeit<br />

der Buche auf verschiedenen Bodenformen<br />

in der oberen Hanglage zeigt, daß diese Baumart durch<br />

die Lockerbraunerde begünstigt wird. Sie verjüngt sich beispielsweise<br />

noch in 1200 m Höhe auf Lockerbraunerden üppig,<br />

auf podsoliertem Lehm über Granitgrus, wie er östlich<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s vorkommt, dagegen bereits in 1000 m Höhe<br />

nur noch schlecht. Daraus geht hervor, daß die Buche in<br />

der oberen Hanglage nicht nur vom <strong>Klima</strong>, sondern eindeutig<br />

auch vom Boden her im Vorteil ist. Trotz ihrer starken Siedlungstendenz<br />

bleibt die Buche jedoch mit zunehmender Seehöhe<br />

hinter der Fichte im Höhenwuchs immer mehr zurück.<br />

5.2.2.4 Lehm mit Wasserzug<br />

Eine Übergangsform zwischen dem Lehm <strong>und</strong> dem mineralischen<br />

Naßboden stellt die Bodenform Lehm mit<br />

Wasserzug dar. Das Bodensubstrat ist stets ein sandiger<br />

Lehm mit wechselndem, meist mittlerem Steingehalt.<br />

Im Unterboden zwischen 40 <strong>und</strong> 100 cm Tiefe<br />

macht sich Wassereinfluß durch Fleckung oder Graufärbung<br />

bemerkbar. Es handelt sich also um den Bodentyp<br />

Gley-Braunerde (reichen die Spuren des Wassereinflusses<br />

höher herauf, so ist mineralischer Naßboden<br />

kartiert).<br />

Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in den unteren<br />

Hanglagen; seltener tritt die Bodenform in Tallagen<br />

<strong>und</strong> in oberen Hanglagen auf (Tab. 57). Von wenigen<br />

Ausnahmen abgesehen, findet sich der Lehm mit Wasserzug<br />

in hängigem Gelände, die Benennung ist daher<br />

gerechtfertigt. Es gibt Bereiche, in denen die Bodenform<br />

im kleinflächigen Wechsel mit Lehm <strong>und</strong> mineralischem<br />

Naßboden auftritt, so beispielweise in den Abteilungen<br />

Rehdobel <strong>und</strong> Rehstand des Gebiets­<br />

Abschn. IV. Charakteristisch sind für solches Gelände<br />

die zahlreichen, kleinen Bachgerinne. Der rasche<br />

Wechsel der Bodenformen läßt hier erkennen, daß<br />

Wasser auf stauender Unterlage nahe der Bodenoberfläche<br />

bergab zieht. Über die Natur dieser stauenden<br />

Unterlage ist noch nichts Näheres bekannt.<br />

Ökologisch zeichnet sich der Lehm mit Wasserzug<br />

durch hinreichende Durchlüftung <strong>und</strong> durch eine besonders<br />

nachhaltige Wasserversorgung aus. Wo die<br />

Bodenform im günstigen <strong>Klima</strong> der unteren Hanglage<br />

vorkommt, dürften die <strong>Wald</strong>bäume ihre größte Wuchskraft<br />

entfalten. Bereits bei der ersten <strong>Wald</strong>inventur<br />

rühmte man die gewaltigen Mischbestände aus Fichte,<br />

Tanne <strong>und</strong> Buche, <strong>und</strong> "die vorzügliche Güte des <strong>Wald</strong>bodens".<br />

5.2.2.5 Tiefgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt<br />

Schon im Bereich der Bodenform Lehm hatte der einen<br />

Meter lange Bohrstock hin <strong>und</strong> wieder verfestigten<br />

Schutt erfaßt; durch Signaturen ist das festgehalten. Je<br />

mehr man sich der Hochlagengrenze nähert, desto<br />

häufiger tritt verfestigter Schutt in 60 bis 90 cm Tiefe<br />

auf. Ein stark steiniger, sandig-grusiger Lehm bildet<br />

das darüberliegende Bodensubstrat.<br />

Die Bodenform überdeckt den Bereich, in dem das<br />

mehr oder minder steile Gelände der oberen Hanglage<br />

zu den Hochlagen hin zu verflachen beginnt (Abb. 39).<br />

Unterhalb des "Hangknicks" sind über dem in 60 bis 90<br />

cm Tiefe anstehenden, verfestigten Schutt noch typische<br />

Lockerbraunerden entwickelt. Oberhalb behalten<br />

zwar die <strong>Böden</strong> ihre tiefbraune Farbe <strong>und</strong> zeigen einen<br />

sehr hohen Humusgehalt, ihr Gefüge ist aber brökkelig<br />

bis schmierig, es läßt die krümelige Struktur der<br />

Lockerbraunerde vermissen. Zugleich mit der typischen<br />

Lockerbraunerde erreicht die Buche die Obergrenze<br />

ihres flächigen Vorkommens (Horste, Gruppen).<br />

Die obere Verbreitungsgrenze der Lockerbraunerde<br />

zeigt also eine klare Beziehung zur heutigen<br />

<strong>Wald</strong>vegetation, wie auch zur Zusammensetzung der<br />

ursprünglichen Wälder (vgl. Abschn. 7.4.2). Die Obergrenze<br />

der Lockerbraunerde wurde daher zu einer verfeinerten<br />

Abtrennung der Höhenstufe "Hochlage" herangezogen.<br />

Diese Grenze verläuft in der Regel innerhalb<br />

der Bodenform tiefgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt.<br />

Der enge Zusammenhang zwischen Geländeform <strong>und</strong><br />

Tiefenlage des verfestigten Schutts ist bereits in<br />

Abschn. 4.3.2.1 geschildert worden. So verw<strong>und</strong>ert es<br />

nicht, daß tiefgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt auch innerhalb der Hochlagen immer wieder in<br />

steilem Gelände auftritt, ebensowenig, daß diese Bodenform<br />

an Nordhängen wesentlich weiter hinunterreicht<br />

als an Südhängen.<br />

An Bodentypen treten Lockerbraunerde, Braunerde<br />

mit hohem Humusgehalt <strong>und</strong> mit zunehmender Seehöhe<br />

auch Podsol-Braunerden auf. Wesentliche Unterschiede<br />

zwischen Gneis <strong>und</strong> Granit konnten nicht<br />

171


eobachtet werden.<br />

Der verfestigte Schutt ist nicht eigentlich verdichtet,<br />

sondern zeigt mit freiem Auge sichtbare Poren. Er wirkt<br />

aber zu Zeiten großen Wasserangebotes, so während<br />

der Schneeschmelze, als Wasserstauer, da das Wasser<br />

das überliegende lockere Material wesentlich rascher<br />

durchsickern kann als den verfestigten Schutt.<br />

Für die Wurzeln der Bäume stellt der verfestigte Schutt<br />

ein kaum zu durchdringendes Hindernis dar. Die<br />

Durchwurzelung endet daher in der Regel auf dieser<br />

Sohle. Je mehr der verfestigte Schutt sich der Oberfläche<br />

nähert, desto stärker wird der verfügbare Wurzelraum<br />

eingeengt. Die Beobachtungen sprechen dafür,<br />

daß die Sperrschicht das Wachstum der Fichte nicht<br />

erkennbar, das Wachstum der Buche aber stark beeinträchtigt.<br />

5.2.2.6 Mittelgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt<br />

Mittelgründiger Lehm über verfestigtem Schutt ist die<br />

typische Bodenform der Hochlagen (Tab. 57). Der verfestigte<br />

Schutt steht in 30 bis 60 cm Tiefe an. Darüber<br />

liegt stark steiniger, sandig-grusiger Lehm.<br />

Nur selten kommen Braunerden vor. Der herrschende<br />

Bodentyp ist die Podsol-Braunerde. Der Auswaschungshorizont<br />

ist häufig wegen seines hohen Gehaltes<br />

an schwarzem Humus nur schwer zu erkennen. Die<br />

darunter liegenden Horizonte (B <strong>und</strong> B v ) haben eine<br />

kräftige rostbraune Farbe, die sich gegen das helle<br />

Graugelb des verfestigten Schuttes deutlich abhebt.<br />

Die tiefbraune Farbe wird mindestens zu einem Teil<br />

durch organische Substanz verursacht.<br />

Das Gefüge ist bröckelig bis schmierig. Mehr oder minder<br />

mächtige Rohhumusauflagen sind kennzeichnend<br />

für die Bodenform. Der Grad der Einarbeitung von<br />

schwarzem Humus in den Mineralboden wechselt<br />

stark. Im Durchschnitt sind diese <strong>Böden</strong> reich an Humus.<br />

Ist der Gehalt an organischer Substanz im Oberboden<br />

überdurchschnittlich groß, sei es durch aufliegenden<br />

Rohhumus oder in den Mineralboden eingearbeiteten<br />

Humus, ist das durch eine Signatur in der Karte<br />

vermerkt. Solche Humusanreicherungen wurden in<br />

den höchsten Lagen, vor allem an Schatthängen, gef<strong>und</strong>en.<br />

Die Bodenform tritt auf Gneisen <strong>und</strong> Graniten auf, ohne<br />

daß erhebliche Unterschiede festzustellen wären.<br />

172<br />

Die Verebnungen, die Nordhänge <strong>und</strong> die höchsten<br />

Teile der Hochlagen werden fast ausschließlich von<br />

dieser Bodenform eingenommen. An steilen Hängen,<br />

vor allem Sonnhängen, liegt der verfestigte Schutt in<br />

der Regel tiefer (siehe Abschn. 4.3.2.1).<br />

Der verfestigte Schutt läßt das Sickerwasser schwerer<br />

durch als das darüberliegende Bodenmaterial. Bei großem<br />

Wasserangebot kommt es daher zu zeitweiligem<br />

Wasserstau. Fallen im Spätherbst, wenn die Verdunstung<br />

bereits gering ist, reichlich Niederschläge, so füllen<br />

sich Bodeneinschläge im mittelgründigen Lehm<br />

über verfestigtem Schutt allmählich mit Wasser. In<br />

noch stärkerem Maß ist das bei der Schneeschmelze<br />

im Frühjahr der Fall. Mit dem Einsetzen einer stärkeren<br />

Verdunstung verschwindet das Wasser aus den Boden<br />

einschlägen. Nach starken Regenfällen im Sommer<br />

war nie eine Wasserfüllung zu beobachten. Trotz<br />

des zeitweiligen Wasserstaus ist in den <strong>Böden</strong> i. a. keine<br />

Fleckung oder Graufärbung erkennbar.<br />

Zu Zeiten des Wasserstaus tritt Luftmangel in den <strong>Böden</strong><br />

auf. Die Wassersättigung verzögert außerdem die<br />

Erwärmung im Frühjahr. Der verfestigte Schutt hemmt<br />

den Tiefgang der Wurzeln. All diese Umstände beeinträchtigen<br />

die Fichte wenig, führen aber offenbar zum<br />

weitgehenden Ausfall der Buche, die nur noch in geringwüchsigen,<br />

von Flechten besetzten Exemplaren<br />

auf dieser Bodenform anzutreffen ist.<br />

Liegen mittelgründiger Lehm über verfestigtem Schutt<br />

<strong>und</strong> Lehm bei gleicher Höhenlage <strong>und</strong> Exposition nebeneinander,<br />

wie das beispielsweise am BÖhmsteig<br />

vorkommt, so finden wir auf Lehm in etwa 1170 m Höhe<br />

noch ansehnliche Buchenbestände, auf mittelgründigem<br />

Lehm über verfestigtem Schutt nur mehr Fichte<br />

mit unterständiger Buche. Das Beispiel zeigt eindringlich,<br />

wie stark die obere Verbreitungsgrenze der Buche<br />

im Bayerischen <strong>Wald</strong> durch die Bodenverhältnisse<br />

modifiziert wird. Mittelgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt kommt vereinzelt noch in Höhenlagen um<br />

1000 m vor; auch hier wächst die Buche nur noch kümmerlich,<br />

während sie sich auf Lockerbraunerden in<br />

über 1200 m Höhe noch zu ansehnlichen Bäumen entwickelt.<br />

5.2.2.7 Gebleichter, mittelgründiger Lehm über<br />

verfestigtem Schutt<br />

Der gebleichte, mittelgründige Lehm über verfestig-


Die Bergfichtenwälder der Hochlagen stocken auf anderen<br />

<strong>Böden</strong> (v. a. mittelgründiger Lehm über verfestigtem Schutt),<br />

als die Wälder der Hanglagen.<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

173


tem Schutt unterscheidet sich von der vorigen Einheit<br />

nur durch den Grad der Podsolierung. Waren bei der<br />

zuletzt besprochenen Bodenform Podsol-Braunerden<br />

<strong>und</strong> Braunerden vorhanden, so sind hier Braunerde­<br />

Podsole oder Podsole charakteristisch. Als Abgrenzungskriterien<br />

gegen die vorige Einheit dienten die<br />

Mächtigkeit des Bleichhorizontes von mindestens<br />

6 cm <strong>und</strong> das Vorhandensein eines deutlichen Anreicherungshorizontes.<br />

Die Bodenform kommt nur auf unbedeutenden Flächen<br />

in den höchsten Lagen, vor allem auf breiten Gipfelkuppen<br />

<strong>und</strong> Rücken vor. Für die <strong>Wald</strong> bäume sind<br />

keine wesentlichen ökologischen Unterschiede gegenüber<br />

der vorigen Einheit zu erkennen. Möglicherweise<br />

zeichnet die übrige Vegetation stärker. Die Bodenform<br />

wurde vor allem ausgeschieden, um die bodengenetischen<br />

Zusammenhänge klar zu machen <strong>und</strong><br />

den Anschluß an BRUNNACKER (1965 a) zu wahren.<br />

5.2.3 Naßböden<br />

Naßböden, die sich im ständigen Einwirkungsbereich<br />

des Gr<strong>und</strong>wassers entwickelt haben, nehmen fast ein<br />

Viertel der Fläche des Untersuchungsgebietes ein. Sie<br />

sind in allen Höhenstufen verbreitet, am stärksten jedoch<br />

in den Tallagen, wo die Hälfte der Fläche zu dieser<br />

Gruppe gehört (Tab. 57).<br />

Häufig hat man die Naß böden durch Gräben ober- '<br />

flächlich entwässert; die Hauptgräben sind in der Karte<br />

jeweils eingezeichnet.<br />

Anders als bei den Mineralböden haben wir bei den<br />

Mooren noch keine ausreichenden Kriterien zur Abgrenzung<br />

ökologischer Einheiten nach den Merkmalen<br />

der Bodensubstrate. Außer dem Zersetzungsgrad des<br />

Torfs <strong>und</strong> der Geländeform muß daher die Vegetation<br />

zur Ausscheidung der Bodenformen mit herangezogen<br />

werden. In der gegenwärtigen Arbeit wurde vor allem<br />

das Vorkommen <strong>und</strong> die Wuchskraft der Baumarten<br />

hierfür verwendet. Das Ergebnis ist nur als eine<br />

"Vorsortierung" der Moore zu werten. Genauere vegetationsk<strong>und</strong>liche<br />

Untersuchungen ermöglichen sicherlich<br />

eine feinere Untergliederung. Wesentliche<br />

ökologische Unterschiede zeigen sich aber auch<br />

schon darin, daß beispielsweise eine Baumart in gutem,<br />

in geringem oder nur mehr in krüppeligem Wuchs<br />

vorkommt.<br />

174<br />

5.2.3.1 Mineralischer Naßboden<br />

Zu dieser Bodenform zählen die Gleye, Anmoorgleye<br />

<strong>und</strong> Moorgleye. Gleye <strong>und</strong> Anmoorgleye sind bei der<br />

Kartierung nicht unterschieden, vor allem deshalb, weil<br />

die Abschätzung von 15-30% organischer Substanz<br />

im A-Horizont zu unsicher ist. Organische Auflagen bis<br />

10 cm Stärke waren zulässig. Naß böden mit einer organischen<br />

Auflage (d. h. mehr als 30% organischen Substanz)<br />

von 10 bis 20 cm Mächtigkeit, die mit den vorher<br />

beschriebenen Gleyen <strong>und</strong> Anmoorgleyen in kleinflächigem<br />

Wechsel auftreten <strong>und</strong> daher nicht kartenmäßig<br />

abgetrennt werden können, sind durch eine Signatur<br />

dargestellt.<br />

Bei den bisher besprochenen Gleyen fehlt ein deutlicher<br />

Go-Horizont. Das ist im Untersuchungsgebiet<br />

auch die Regel. Tritt ein deutlicher Go-Horizont auf, so<br />

ist das ebenfalls durch Signatur dargestellt. Dieselbe<br />

Signatur wird zur Kennzeichnung von Braunerde­<br />

Gleyen verwendet, bei denen A- <strong>und</strong> Bv-Horizont zusammen<br />

weniger als 40 cm mächtig sind (siehe auch<br />

Abschn. 5.2.2.4).<br />

Die Art des mineralischen Substrats ist bei Naßböden<br />

ökologisch weniger bedeutsam, sie wurde daher nicht<br />

als Unterscheidungsmerkmal herangezogen. Man<br />

kann jedoch davon ausgehen, daß die mineralischen<br />

Naßböden überwiegend einen steinigen, sandigengrusigen<br />

Lehm enthalten. Nur in den jüngsten Taisedimenten<br />

kommen hin <strong>und</strong> wieder sandige <strong>und</strong> kiesige<br />

Substrate vor.<br />

Blocküberlagerung ist häufig <strong>und</strong> durch Signatur festgehalten.<br />

Einen Sonderfall stellen die Block-Humus­<br />

<strong>Böden</strong> an Hängen über nassem Untergr<strong>und</strong> dar. Hier<br />

liegen die Blöcke dicht neben- oder übereinander. Humuspolster<br />

überziehen die Blöcke. Unter den Blöcken<br />

rieselt oder gurgelt das Wasser auf dem nassen Untergr<strong>und</strong><br />

dahin. Die Fichte wird als einzige Baumart mit<br />

den ungewöhnlichen Bodenverhältnissen fertig. Nur<br />

der geringe Flächenanteil hat daran gehindert, eine besondere<br />

Kartierungseinheit für diesen ökologisch eigenartigen<br />

Boden auszuscheiden. Er erhielt jedoch<br />

eine besondere Signatur.<br />

In der Übergangszone zwischen Braunerden <strong>und</strong><br />

Gleyen findet man immer wieder <strong>Böden</strong> mit einem<br />

Pseudogley-Profil. Sieht man genauer zu, so stellt man<br />

fest, daß auf engstem Raum nach der einen Seite hin<br />

Gleye, nach der anderen Seite Braunerden anschlie-


ßen, es wäre also nicht möglich, die schmale Übergangszone<br />

in der Karte zu erfassen. Jedoch gibt es Geländesituationen,<br />

bei denen <strong>Böden</strong> mit Pseudogleyprofil<br />

größere, kartierbare Flächen am Rand der Gleye<br />

einnehmen. Das kann zum Beispiel auf terrassenartigen<br />

Verebnungen vorkommen, die mit einem nebenan<br />

den Hang herunterziehenden Gley Kontakt haben<br />

oder bei etwas höher liegenden flachen Randzonen<br />

von Gleyen. Die Geländesituation spricht dafür, daß es<br />

sich hier nicht um selbständige Pseudogleye, sondern<br />

um Randpartien von Gleyen handelt, die zu Zeiten starker<br />

Wasserführung vom Naßboden her unter Wasser<br />

gesetzt werden. Läßt die Wasserführung des Gleys<br />

nach, dann verlieren diese <strong>Böden</strong> den hohen Wassergehalt.<br />

Dafür spricht auch, daß derartige <strong>Böden</strong> stets<br />

nur im Kontakt mit Gleyen gef<strong>und</strong>en worden sind. Diese<br />

wechselfeuchten <strong>Böden</strong> sind daher zur Bodenform<br />

mineralischer Naßboden gestellt, von dieser aber<br />

durch eine Signatur unterschieden worden.<br />

Ein einziges Beispiel für einen echten Pseudogley fand<br />

sich in der Ausdehnung von wenigen Ar im Gebiets­<br />

Abschn. 111, auf der Kuppe eines aus Serpentinit bestehenden<br />

Hügels. Das ist nur wegen der bodengenetischen<br />

Zusammenhänge interessant, jedoch für die<br />

Kartierung ohne Bedeutung.<br />

Mineralische Naßböden finden sich in den verschiedensten<br />

Geländesituationen, so auf hochgelegenen<br />

Verebnungen, an Hängen im Zusammenhang mit Wasseraustritten<br />

<strong>und</strong> in flachen Talmulden.<br />

Der hohe Wasserstand bestimmt die ökologischen Eigenschaften<br />

der Naßböden. Luftmangel der Wurzeln tritt vor allem<br />

als begrenzender Faktor für das Vorkommen von Baumarten<br />

in Erscheinung <strong>und</strong> bewirkt die ausgesprochene Flachwurzeligkeit<br />

<strong>und</strong> damit große Windwurfgefährdung der vorherrschenden<br />

Fichte. Die Tanne, die hier noch gedeiht <strong>und</strong><br />

ein tiefreichendes Wurzelwerk entwickelt, hat besondere Bedeutung<br />

für die Stabilität der Bestände. Lediglich auf Naßböden<br />

an stärker geneigten Hängen, die offenbar nicht ganzjährig<br />

von Wasser gesättigt sind, kommt die Buche vereinzelt<br />

vor, besonders im Unter- <strong>und</strong> Zwischenstand.<br />

5.2.3.2 Flaches Niedermoor<br />

Wo der Umsatz der organischen Substanz im Oberboden<br />

stockt, entwickelt sich auf Naßböden ein Niedermoor.<br />

Es wird stets noch von dem aus mineralischen<br />

Substraten austretenden Wasser erfaßt. Nach der be-<br />

stehenden Übereinkunft (Arbeitskreis für Standortskartierung<br />

1966) wird ab 20 cm Mächtigkeit des H-Horizontes<br />

ein Niedermoor ausgeschieden. Da sich mit<br />

zunehmender Stärke des organischen Materials die<br />

ökologischen Bedingungen verändern, wurden flache<br />

bzw. mittlere <strong>und</strong> tiefe Niedermoore getrennt.<br />

Flache Niedermoore kommen vor allem in breiten, vernäßten<br />

Mulden aller Höhenlagen vor. Sie finden sich<br />

außerdem als kleinflächige Quellmoore unmittelbar an<br />

Wasseraustritten in den Hängen. In den Tallagen bedecken<br />

Niedermoore weit größere Flächen als in den<br />

anderen Höhenstufen.<br />

Die organische Substanz ist in der Regel gut zersetzt<br />

(Humositätsgrade H 6-9 nach VON POST, in OVER­<br />

BECK 1950). Geringer Zersetzungsgrad (H 4-5) ist in<br />

der Karte durch Signatur angegeben.<br />

Die Vernässung dieser <strong>Böden</strong> läßt die Fichte, die allerdings<br />

sehr durch Windwurf gefährdet ist, zur herrschenden Baumart<br />

werden. Die Tanne geht mit zunehmender organischer<br />

Auflage mehr <strong>und</strong> mehr zurück. Die Niedermoorböden haben<br />

- wie erwähnt - stets Anschluß an Wasser, das aus mineralischen<br />

Substraten austritt <strong>und</strong> daher in nennenswerter Menge<br />

gelöste Mineralstoffe mitführt. Die Fichten erreichen deshalb<br />

hier noch gute Wuchsleistungen. Hiervon gibt es jedoch<br />

Ausnahmefälle dort, wo flache Niedermoore in unmittelbarem<br />

Kontakt mit Übergangs- oder Hochmooren vorkommen.<br />

Da diese in der Regel höher liegen, gelangt von ihnen vermutlich<br />

mineralstoffarmes Wasser zu den Niedermooren. Vor allem<br />

in den unteren Lagen des Gebiets-Abschn. 11 sind solche<br />

Fälle häufiger zu beobachten. Die Wuchsleistung der Fichte<br />

ist hier geringer als auf selbständigen Niedermooren.<br />

5.2.3.3 Mittleres <strong>und</strong> tiefes Niedermoor<br />

Mittlere (60-100 cm) <strong>und</strong> tiefe (über 100 cm) organische<br />

Auflage (H-Horizont) der Niedermoore sind ökologisch<br />

nahezu gleichwertig, weil in bei den Fällen die<br />

Wurzeln der Bäume nicht mehr zum Mineralboden vordringen<br />

können. Es wurde daher nur eine Bodenform<br />

gebildet. Wie beim flachen Niedermoor ist auch beim<br />

mittleren <strong>und</strong> tiefen Niedermoor die organische Substanz<br />

gewöhnlich gut zersetzt (H 6-9); andernfalls<br />

zeigt dies eine Signatur in der Karte an.<br />

Mittleres <strong>und</strong> tiefes Niedermoor kommt in allen Höhenstufen,<br />

am großflächigsten jedoch in den Tallagen vor,<br />

wo flache vernäßte Mulden günstige Voraussetzungen<br />

für die Moorbildung bieten.<br />

175


Offenbar ist auch aus dem mittleren <strong>und</strong> tiefen Niedermoor<br />

noch eine erhebliche Zufuhr von Wasser aus mineralischen<br />

Substraten gegeben. Anders wäre es kaum verständlich, daß<br />

die Fichte hier noch mittleres bis gutes Wachstum zeigt. Wo<br />

unmittelbarer Kontakt zu Übergangs- <strong>und</strong> Hochmooren besteht,<br />

die vermutlich mineralstoffarme Wässer aussenden,<br />

geht die Wuchsleistung zurück, wie bereits bei den flachen<br />

Niedermooren erwähnt. Selbstverständlich wurzelt die Fichte<br />

nur sehr flach <strong>und</strong> ist stark windwurfgefährdet. Die Tanne<br />

kommt nur noch ganz vereinzelt vor.<br />

5.2.3.4 Hochgelegenes Quellmoor<br />

Einen eigenartigen <strong>und</strong> in seinen ökologischen Bedingungen<br />

noch ungeklärten Moortyp stellt das hochgelegene<br />

Quellmoor dar. Es tritt nur in den Hochlagen <strong>und</strong><br />

den obersten Hanglagen (etwa oberhalb 1050 m) auf.<br />

Austretendes Gr<strong>und</strong>wasser verursacht die Bildung<br />

dieser Moore. Die Mächtigkeit der organischen Auflage<br />

ist in der Regel gering (20-60 cm), nur selten ist ein<br />

mitteltiefer (60-100 cm) H-Horizont zu beobachten.<br />

Da das Quellmoor meist von zahlreichen Bachgerinnen<br />

durchzogen wird, schwankt die Tiefe der organischen<br />

Auflage auf kurze Entfernungen erheblich. Das<br />

angehäufte organische Material ist stets nur schlecht<br />

zersetzt (H 3-5).<br />

Das ganze Moor ist stark von Wasser durchrieselt. Da<br />

dieses aus regelrechten Quellen stammt, also Mineralstoffe<br />

mitführen muß, ist das hochgelegene Quellmoor<br />

als Niedermoor einzustufen. Es unterscheidet sich jedoch<br />

von den Quellmooren tieferer Lagen erheblich in<br />

seinem Pflanzenbestand. Während die Fichte selbst<br />

auf ziemlich nassen Quellmooren tieferer Lagen wüchsige<br />

Bestände bildet, ist auf dem hochgelegenen<br />

Quellmoor nur noch eine ganz schüttere, kümmerliche<br />

Fichtenbestockung zu finden. Wo die organische Auflage<br />

größere Mächtigkeit erreicht (60-100 cm) <strong>und</strong><br />

sich über die Umgebung etwas aufwölbt, fehlt kleinflächig<br />

der Baumbestand, es finden sich hier bereits typische<br />

Hochmoorpflanzen.<br />

Nur genauere Untersuchungen könnten die ökologischen<br />

Zusammenhänge klären. Die Beschränkung dieses<br />

Moortyps auf die höheren Lagen spricht dafür, daß<br />

das <strong>Klima</strong> eine entscheidende Rolle spielt; auch die<br />

niedrige Temperatur des austretenden Quellwassers<br />

dürfte mitwirken.<br />

176<br />

5.2.3.5 Übergangsmoor<br />

Beginnen Teile eines Moores sich durch anhaltendes<br />

Wachstum über ihre Umgebung aufzuwölben, so wird<br />

allmählich der Kontakt zum Wasser des Mineralbodens<br />

geringer <strong>und</strong> geht schließlich ganz verloren. Diese<br />

Entwicklung gibt sich durch einschneidende Veränderungen<br />

in der Vegetation zu erkennen.<br />

Als Übergangsmoore sind in der Standortskarte diejenigen<br />

Moorflächen ausgeschieden, die eine beginnende<br />

Aufwölbung über ihre Umgebung erkennen lassen<br />

<strong>und</strong> auf denen der Torf schlecht zersetzt ist (H etwa 3-<br />

5). Diese Kriterien sind jedoch nicht eindeutig genug;<br />

deshalb wurde die Vegetation zur Abgrenzung mit herangezogen.<br />

Auf den Niedermooren stocken noch Fichtenbestände<br />

von guter oder mittlerer Wuchsleistung.<br />

An der Grenze zu den Übergangsmooren geht die<br />

Wuchskraft der Fichte stark <strong>und</strong> fast schlagartig zurück.<br />

Diese erstaunlich scharfe Grenze wurde zur Abgrenzung<br />

des Übergangsmoores mit verwendet. Die<br />

geringe Wuchs- <strong>und</strong> Konkurrenzkraft der Fichte auf<br />

den Übergangsmooren führt dazu, daß sie Lichtbaumarten,<br />

wie Moorbirke <strong>und</strong> <strong>Wald</strong> kiefer als ständige Begleiter<br />

dulden muß. Wegen der Abgrenzung der Übergangsmoore<br />

gegen die Hochmoore siehe Abschn.<br />

5.2.3.6.<br />

Übergangsmoore umgeben die Hochmoore oder kommen<br />

als selbständige Einheiten vor. Sie sind vor allem<br />

in den Tallagen, weniger in den Hochlagen <strong>und</strong> kaum in<br />

den Hanglagen verbreitet. Flache, großflächige, vernäßte<br />

Mulden sind die Voraussetzung für die Entstehung<br />

dieses Moortyps. Übergangsmoore tragen nur<br />

selten eine mittlere (60-100 cm), meistens eine tiefe<br />

(über 100 cm) Torfauflage.<br />

Mineralstoff- <strong>und</strong> Sauerstoffarmut bei gleichzeitig<br />

starker Versauerung kennzeichnen die Bodenform<br />

Übergangsmoor. Die Fichte vermag nur ganz flach zu<br />

wurzeln. Trotzdem fällt sie hier seltener dem Sturm<br />

zum Opfer, als auf den Niedermooren, weil sie nur geringe<br />

Höhen erreicht.<br />

5.2.3.6 Hochmoor<br />

Wölben sich Teile eines Moores deutlich über ihre Umgebung<br />

auf, so entsteht in ihnen schließlich ein nur vom<br />

Regenwasser gespeister, vom Gr<strong>und</strong>wasser aus mineralischen<br />

Substraten unabhängiger Wasserkörper. Ex-


Den Sprossenden Bärlapp (Lycopodium annotinum) findet<br />

man häufig in der Bodenvegetation der Bergfichtenwälder.<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

177


5.4 Humusverhältnisse<br />

Es ist schwierig, für größere Flächen zutreffende Beschreibungen<br />

der Humusverhältnisse zu geben. Schon<br />

auf kleinstem Raum, bei Entfernungen von einigen Metern,<br />

sind oft große Unterschiede festzustellen. Neben<br />

den primären Eigenschaften eines Standorts, wie sie<br />

durch Gr<strong>und</strong>gestein <strong>und</strong> Bodensubstrat einerseits <strong>und</strong><br />

das spezielle Kleinklima andererseits charakterisiert<br />

werden, spielen dessen sek<strong>und</strong>äre, biologisch bedingte<br />

Eigenschaften eine Rolle für den Humuszustand. Die<br />

Zusammensetzung <strong>und</strong> das Alter von <strong>Wald</strong>beständen<br />

<strong>und</strong> die Zusammensetzung der Bodenvegetation üben<br />

beispielsweise einen Einfluß aus. Als tertiär könnte<br />

man diejenigen Eigenheiten eines Standortes bezeichnen,<br />

die der Mensch, etwa durch Streunutzung, verursacht<br />

hat. All diese Umstände wechseln von Ort zu Ort<br />

<strong>und</strong> variieren die Humusverhältnisse.<br />

Im folgenden Absatz soll daher nur versucht werden,<br />

den Humuszustand nach Höhenstufen zu beschreiben.<br />

Soweit möglich, werden Alter <strong>und</strong> Zusammensetzung<br />

der <strong>Wald</strong>bestände berücksichtigt. Die Darstellung<br />

beschränkt sich auf die Sand- <strong>und</strong> Lehmböden.<br />

Bei Fels- <strong>und</strong> Blockböden <strong>und</strong> bei Naßböden sind die<br />

Humusverhältnisse in der Bodenform berücksichtigt.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage dient eine tabellarische Zusammenstellung<br />

der Humusverhältnisse an 97 Bodeneinschlägen<br />

auf Sand- <strong>und</strong> Lehmböden. Ausgewählt wurden nur<br />

Profile mit ungestörtem Humus in mittelalten <strong>und</strong> älteren<br />

Beständen. Für diese sind die Humusform <strong>und</strong> die<br />

Mächtigkeit der 0L-, 0F-, 0H-Lage festgehalten. Die<br />

Mächtigkeit der 0F- <strong>und</strong> der OH-Lage zusammen wird<br />

im folgenden kurz als "Humusmächtigkeit" bezeichnet.<br />

Im folgenden Abschnitt wird nur von dem Humus gesprochen,<br />

der dem Mineralboden als Decke aufliegt.<br />

Über den Humusgehalt der Mineralböden wird in<br />

Abschn. 5.5.1.2 berichtet. Ausdrücklich soll aber betont<br />

werden, wie schwierig die Abgrenzung der 0H-Lage gegen<br />

den humosen Mineralboden (Ah-Horizont) häufig<br />

ist. Gerade bei den sehr feinhumusreichen organischen<br />

Decken in den Hochlagen ist hier bei der Ansprache<br />

im Gelände häufig keine überzeugende<br />

Grenzziehung möglich, weil der Übergang ganz allmählich<br />

erfolgt. Die Angaben der Humusmächtigkeit<br />

sind daher nur relativ grobe Weiser.<br />

Die typische Humusform der Hochlagen ist der Rohhumus;<br />

Moder tritt nur vereinzelt auf. In diesen kühlen La-<br />

gen, wo fast die Hälfte des Jahres eine Schneedecke<br />

liegt (siehe Abschn. 3.1.9.2) baut sich in den von Natur<br />

aus fast reinen Fichtenbeständen die organische Substanz<br />

nur verzögert ab. Die Humusmächtigkeit (OF +<br />

0H-Lage) schwankt zwischen 2 <strong>und</strong> 19 cm <strong>und</strong> beträgt<br />

im Durchschnitt von 21 Bodeneinschlägen 8,1 cm. Typisch<br />

sind mächtige Humusstofflagen.<br />

Von den Hochlagen zu den Oberen Hanglagen tritt eine<br />

rasche Änderung ein, wie sie auch bei der Dauer der<br />

Schneebedeckung <strong>und</strong> bei der Vegetation festzustellen<br />

ist. Im gesamten Bereich der Hanglagen ist Moder<br />

die vorherrschende Humusform unter Nadelholzbestockung.<br />

Rohhumus ist selten. Zwischenformen von<br />

Rohhumus <strong>und</strong> Moder kommen öfter, Zwischenformen<br />

zwischen Moder <strong>und</strong> Mull nur selten vor. Die Humusmächtigkeit<br />

unter Nadelholz erreicht in den oberen<br />

Hanglagen Werte von 1,5-7 cm im Durchschnitt<br />

von 12 Fällen 3,0 cm.<br />

In den unteren Hanglagen lauten die entsprechenden<br />

Zahlen 0,5 bis 6,0 cm, im Mittel von 24 Bodeneinschlägen<br />

2,8 cm. Unter vorherrschendem Laubholz bewegt<br />

sich die Humusform zwischen Mull <strong>und</strong> Moder, Mull tritt<br />

nur in den unteren Hanglagen vereinzelt auf. Die Humusmächtigkeit<br />

liegt in den oberen Hanglagen unter<br />

Laubholz zwischen 0,5 <strong>und</strong> 3,0 cm, im Mittel von 15 Fällen<br />

bei 1,5 cm, ist also wesentlich geringer als unter Nadelholz.<br />

Für die übrigen Höhenstufen stehen keine Vergleichszahlen<br />

von Laub- <strong>und</strong> Nadelholzbeständen zur<br />

Verfügung.<br />

In den Tallagen ist die Humusform Moder ebenfalls am<br />

häufigsten, daneben treten aber auch Rohhumus <strong>und</strong><br />

Zwischenformen dieser beiden häufiger auf, als in den<br />

Hanglagen. Moderartiger Mull <strong>und</strong> mullartiger Moder<br />

sind hier nur selten. Die Humusmächtigkeit unter vorherrschendem<br />

Nadelholz ist mit 0,5 bis 7,5 cm, im<br />

Durchschnitt von 19 Beobachtungen 3,4 cm, größer als<br />

in den Hanglagen. Inwieweit hierfür primäre, vom Bodensubstrat<br />

oder dem <strong>Klima</strong> ausgehende Ursachen<br />

oder das starke Überwiegen des Nadelholzes in den<br />

Tallagen eine Rolle spielen, ist nicht zu sagen.<br />

Parallel zu den Nadelproben von 1970 wurden auch<br />

Humusproben (Mischproben der 0F- <strong>und</strong> OH-Lage)<br />

gewonnen. Aus Tab. 59 gehen die ph-Werte, die Kohlenstoffgehalte,<br />

die Stickstoffgehalte <strong>und</strong> die C/N-Verhältnisse<br />

hervor. Gerade das C/N-Verhältnis ist ein<br />

wichtiger Weiser tür die Qualität des Humus <strong>und</strong> die Intensität<br />

der in ihm vorgehenden Umsetzungsprozesse.<br />

179


Die ermittelten C/N-Verhältnisse liegen in <strong>Wald</strong> beständen<br />

durchwegs zwischen 16 <strong>und</strong> 26, im Durchschnitt<br />

um 20, zeigen also noch einen relativ guten Umsatz<br />

der organischen Substanz in der Bodendecke an,<br />

wie der folgende Vergleich mit den Ergebnissen anderer<br />

Autoren zeigt. STREBEL (1960) fand in Mischproben<br />

aus der 0F- <strong>und</strong> OH-Lage bayerischer Fichtenbestände<br />

C/N-Verhältnisse zwischen etwa 14 <strong>und</strong> 38. Bei<br />

C/N-Verhältnissen unter etwa 26 rechnet er mit ausreichender<br />

Stickstoff-Ernährung der Fichte. EHRHARDT<br />

(1961) ermittelte für Fichtenbestände in 550-1930 m<br />

Seehöhe in den Zentralalpen C/N-Verhältnisse zwischen<br />

22 <strong>und</strong> 33.<br />

Es ist auffallend, daß sich im <strong>Nationalpark</strong>gebiet trotz<br />

unterschiedlichen Humuszustandes zwischen den einzelnen<br />

Höhenstufen keine wesentlichen Unterschiede<br />

im C/N-Verhältnis ergaben. Auch eine graphische Darstellung<br />

läßt keine Abhängigkeit des C/N-Verhältnisses<br />

von der Höhenlage erkennen. Im gesamten Höhenbereich<br />

schwanken die C/N-Verhältnisse um 20, mit<br />

wenigen Ausnahmen liegen sie zwischen 16 <strong>und</strong> 24.<br />

Geht man den Werten zwischen 24 <strong>und</strong> 26 näher nach,<br />

so stellt sich heraus, daß sie ausschließlich von Proben<br />

aus ortsnahen Beständen in den unteren Lagen stammen.<br />

Daraus ergibt sich der Verdacht, daß hier die<br />

Streunutzung eine gewisse Rolle gespielt hat.<br />

Daß auch im <strong>Nationalpark</strong>gebiet Bodenstreu genutzt wurde,<br />

ist sicher. Aus dem Jahre 1837 existiert beispielsweise eine<br />

Streunutzungsinstruktion für den IIz-Triftkomplex, aus den<br />

folgenden Jahren gibt es Streunutzungspläne <strong>und</strong> -nachweisungen<br />

der Forstämter. Sowohl aus den Streunutzungsplänen,<br />

wie aus dem beigefügten Text ergibt sich, daß nur siedlungsnahe<br />

<strong>und</strong> gut erschlossene <strong>Wald</strong>teile betroffen waren.<br />

Die Nachweisungen über die Streunutzung seit der Mitte des<br />

vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts zeigen, daß die entnommenen Streumengen,<br />

beispielsweise im Vergleich zur Oberpfalz, relativ<br />

gering waren. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß in siedlungsnahen<br />

Bereichen die Streunutzung eine gewisse Veränderung<br />

der Standorte bewirkt haben dürfte. Die eiN-Verhältnisse<br />

im Humus, die den Wert 26 nicht überschreiten, zeigen<br />

jedoch, daß kein einschneidender Wandel eingetreten ist. Für<br />

alle siedlungsfernen <strong>und</strong> schlecht erschlossenen <strong>Wald</strong>teile<br />

kann eine nennenswerte Beeinflussung des Humus durch<br />

Streunutzung ausgeschlossen werden. Das ist über den<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> hinaus von Bedeutung, da solche vom<br />

Menschen wenig veränderte Standorte in Mitteleuropa nur<br />

selten zu finden sind.<br />

180<br />

5.5. Bodenzonierung bei den Sand- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

5.5.1 Höhenabhängige Zonen<br />

Beschäftigt man sich mit den <strong>Böden</strong> des Inneren Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong>es, so bemerkt man rasch, daß sich aus<br />

vergleichbarem Ausgangsmaterial je nach der Höhenlage<br />

ganz verschiedene <strong>Böden</strong> entwickelt haben. Am<br />

deutlichsten ist das an den Sand- <strong>und</strong> Lehmböden zu<br />

erkennen.<br />

In zwei Arbeiten hat BRUNNACKER (1965 a, b) die entsprechende<br />

Abfolge der <strong>Böden</strong> im Gebiet von Zwiesel<br />

beschrieben. In Höhenlagen unter 800 bis 900 m sind<br />

Braunerden unterschiedlicher Entwicklungstiefe anzutreffen.<br />

Zwischen 800 bis 900 m<strong>und</strong> 1100 bis 1200 m<br />

Seehöhe kommen Lockerbraunerden vor.<br />

BRUNNACKER hat den Begriff der Lockerbraunerde,<br />

der auf SCHÖNHALS (1957 a, b, c) zurückgeht, auf den<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> übertragen. Trotz nicht zu übersehender<br />

Unterschiede zwischen den von SCHÖNHALS<br />

beschriebenen Lockerbraunerden <strong>und</strong> denen des<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong>es (beispielsweise hinsichtlich der<br />

Entwicklungstiefe) wird der seit BRUNNACKER (1965<br />

a, b) übliche Begriff übernommen. "Lockerbraunerde"<br />

ist rein beschreibend verwendet, es wird mit dem Begriff<br />

keine bestimmte Theorie über die Entstehungsweise<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Typisch sind für die Lockerbraunerde nach<br />

BRUNNACKER:<br />

- ausgeprägte Lockerheit<br />

- leuchtend ockerbraune Farbe<br />

- extrem basenarmes Solum<br />

- das Fehlen von Verlagerungsvorgängen, wie sie für<br />

Podsol <strong>und</strong> Parabraunerde typisch sind<br />

- geringer Ton- <strong>und</strong> hoher Schluffgehalt<br />

- als wesentlichstes Merkmal ein relativ hoher Anteil<br />

des leichtlöslichen Eisens am Gesamteisen<br />

- aufgr<strong>und</strong> der hohen T -Werte ist ein hoher Anteil<br />

nicht färbender Humussubstanz im Unterboden der<br />

Lockerbraunerde zu vermuten.<br />

In Höhenlagen über rd. 1100 bis 1200 m ist nach<br />

BRUNNACKER auch die Lockerbraunerde anfälliger<br />

gegen die Podsolierung, hier ist deshalb die podsolige<br />

Lockerbrauner.de anzutreffen; diese umgrenzt den auf


Wo in den Hochlagen kleine Lichtweideflächen entstanden<br />

sind, wächst der Ungarn-Enzian (gentiana pannonica).<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

181


Mit der Farbe ändert sich auch das Gefüge der <strong>Böden</strong>,<br />

sie werden auffallend locker. Das hat zu der Bezeichnung<br />

Lockerbraunerde geführt. Die ausgeprägte Lokkerheit<br />

(in der vorliegenden Arbeit werden nur die <strong>Böden</strong><br />

mit ausgeprägter Lockerheit als Lockerbraunerden<br />

bezeichnet) wurde bei der Bodenkartierung erfaßt<br />

(siehe Abschn. 5.2.2.3) <strong>und</strong> durch eine Signatur punktweise<br />

dort in die Karte eingetragen, wo sie festgestellt<br />

worden war. Das hat den Vorteil, daß die Abhängigkeit<br />

dieser Bodeneigenschaft vom Relief besser zum Ausdruck<br />

kommt, als bei einer flächigen Kartierung: Die<br />

Lockerbraunerde ist in steilem Gelände am besten<br />

entwickelt. Je mehr das Gelände verflacht, desto untypischer<br />

werden ihre Merkmale. Dieser Umstand spielt<br />

möglicherweise für die Gestaltung der Untergrenze<br />

der Lockerbraunerde eine Rolle. Im <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

sind unterhalb etwa 900 m Seehöhe die Hänge im<br />

Durchschnitt wesentlich flacher als oberhalb (siehe<br />

Abschn. 2.2). An stark geneigten Hängen wurden bei<br />

Kartierung Lockerbraunerden vereinzelt noch bis<br />

800 m herab angetroffen. Diese Höhenangaben dekken<br />

sich mit denen von BRUNNACKER (1965 a, b). Ob<br />

die Lockerbraunerden an Ost- <strong>und</strong> Nordhängen tiefer<br />

herunter reichen, als an Süd- <strong>und</strong> Westhängen, wie das<br />

BRUNNACKER angibt, konnte im bisher kartierten Gebiet<br />

nicht beobachtet werden, weil nördliche Expositionen<br />

hier zu selten sind. Jedoch sprechen die Beobachtungen<br />

dafür, daß die Eigenschaften der Lockerbraunerden<br />

an Sonnenhängen typischer entwickelt<br />

sind als an Schatthängen.<br />

Entsprechend den Angaben von BRUNNACKER konnte<br />

auch im <strong>Nationalpark</strong>gebiet die Lockerbraunerde<br />

nur an den Hängen größerer Bergmassive beobachtet<br />

werden: sie ist noch gut entwickelt an Bergen mit Höhen<br />

um 1100 m (z. B. <strong>Wald</strong>häuserriegel), sie kommt<br />

noch vereinzelt vor, offenbar aber nur noch bei stärkerer<br />

Hangneigung, an Bergen um 950 bis 1000 m Höhe<br />

(z. B. Stein berg sowie Wagensonnriegel <strong>und</strong> Märzenberg<br />

westlich des <strong>Nationalpark</strong>gebietes), sie war nicht<br />

mehr zu beobachten an Bergen von knapp 900 m Höhe<br />

(z. B. Bocksberg).<br />

Typisch für die Lockerbraunerde ist ihre große Entwicklungstiefe,<br />

wie sie auch aus den bodenanalytischen<br />

Daten abzulesen ist (siehe Abschn. 5.5). Um diesem<br />

ökologisch sehr wichtigen Umstand Geltung zu<br />

verschaffen, wurde festgelegt, daß die ausgeprägte<br />

Lockerheit nur kartiert werden sollte, wenn sie bis in 60<br />

cm Bodentiefe hinunterreicht.<br />

Die ausgeprägte Lockerheit nach der dieser Arbeit zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Definition (siehe Abschn. 5.2.2.3) hat<br />

nicht nur eine untere, sondern auch eine obere Verbreitungsgrenze.<br />

Diese verläuft in der Regel innerhalb<br />

der Bodenform "tiefgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt" in der Zone, in der die stark geneigten Hänge<br />

zu den Hochlagen hin zu verflachen beginnen. Bergwärts<br />

behalten zwar die <strong>Böden</strong> ihre tief-rostbraune<br />

Farbe <strong>und</strong> ihren hohen Humusgehalt (siehe Abschn.<br />

5.5.1.2), es fehlt ihnen jedoch die lockere, krümelige<br />

Struktur der Lockerbraunerde. Das Material zeigt im<br />

Bohrstock ein schmieriges, eher kompaktes Gefüge<br />

(siehe jedoch Abschn. 5.5.1.2). Die zwischen etwa 1100<br />

<strong>und</strong> 1250 m Seehöhe schwankende Obergrenze der<br />

ausgeprägten Lockerheit zeigt eine klare Beziehung<br />

zur heutigen wie auch zur früheren Zusammensetzung<br />

des <strong>Wald</strong>es (siehe Abschn. 5.2.2.5, 7.4.2 <strong>und</strong> 7.4.3.1).<br />

Die Lockerbraunerde wurde im <strong>Nationalpark</strong>gebiet sowohl<br />

auf Cordieritgneisen als auch auf Kristallgraniten<br />

in ganz entsprechender, typischer Ausbildung angetroffen.<br />

Diese Beobachtung deckt sich wieder mit den<br />

Angaben von BRUNNACKER (1965 b).<br />

Abweichend von BRUNNACKER werden die <strong>Böden</strong><br />

oberhalb der Zone mit ausgeprägter Lockerheit in der<br />

vorliegenden Arbeit nicht mehr als Lockerbraunerden<br />

bezeichnet. Die geringere Gründigkeit dieser flächig<br />

vom verfestigten Schutt unterlagerten Hochlagenböden<br />

schafft wesentlich andere ökologische Verhältnisse.<br />

Zudem tritt hier auf großen Flächen eine mehr oder<br />

minder starke Podsolierung auf (Podsol-Braunerden,<br />

Braunerde-Podsole, Podsole), was dem ursprünglichen<br />

Begriff der Lockerbraunerde widerspricht<br />

(SCHÖNHALS 1957 a, b, c). PELISEK (1969) spricht<br />

von der "Zone der humusreichen Gebirgspodsole".<br />

Innerhalb der Bodenform "tiefgründiger Lehm über<br />

verfestigtem Schutt", die im unteren Bereich <strong>und</strong> in<br />

stärker geneigten Bereichen der Hochlagen vorkommt,<br />

treten ganz überwiegend Braunerden, mit zunehmender<br />

Höhenlage auch Podsol-Braunerden auf.<br />

Braunerden, Podsol-Braunerden <strong>und</strong> Braunerde-Podsole<br />

kommen im Bereich der Bodenform "mittelgründiger<br />

Lehm über verfestigtem Schutt" vor, die für die fla­<br />

'cheren Geländebereiche typisch ist. Definitionsgemäß<br />

kommt innerhalb der nach strengen Maßstäben abgegrenzten<br />

(siehe Abschn. 5.2.2.7) Bodenform "gebleichter<br />

mittelgründiger Lehm über verfestigtem Schutt"<br />

183


Stickstoftgehalt<br />

der Nadeln<br />

2.0<br />

."<br />

Abb. 41: Stickstoffgehalt von Fichtennadeln in Abhängigkeit von der Höhenlage<br />

• •<br />

•<br />

• . .- :<br />

• • •<br />

1.5<br />

•<br />

0<br />

• • 0<br />

1.0<br />

202<br />

0<br />

0<br />

0<br />

800 900 1000<br />

menhang bis jetzt noch ungenügend untersucht. Eine<br />

Arbeit von HÖHNE <strong>und</strong> NEBE (1964), die allerdings<br />

nur auf wenigen Beständen beruht, besagt folgendes:<br />

In den Nadeln jüngerer Bäume ist der Stickstoffgehalt<br />

niedrig. Er steigt vom 15. Lebensjahr<br />

aber stark an, erreicht bei 20 bis 30 Jahren ein Maximum<br />

<strong>und</strong> nimmt dann mit steigendem Alter ganz allmählich<br />

ab. Inwieweit dieser Bef<strong>und</strong> verallgemeinert<br />

werden kann, ist offen. Wir können daher vorerst nur<br />

die Nadelanalysen-Ergebnisse von Fichten vergleichen,<br />

die etwa in demselben Alter stehen. Bei den<br />

Proben von 1969 ergaben sich in 10 Jungwüchsen<br />

N-Gehalte von 1,51 bis 1,92 (im Durchschnitt<br />

1,65%), in 11 Altbeständen von 1,21 bis 1,60 (im<br />

Durchschnitt 1,42%). Diese Unterschiede müssen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die N-Konzentrationen in den Nadeln von Altbeständen<br />

(im Durchschnitt 1,42%, Proben von 1969)<br />

o ältere Bestände 1969<br />

• Stangen u. Baumhölzer 1970<br />

•<br />

• • •<br />

0 •<br />

•<br />

0<br />

1100<br />

Seehöhe m<br />

•<br />

0<br />

1200 1300 1400<br />

liegen nahe bei denjenigen, wie sie für Fichten bester<br />

Wuchsleistung im Alpenvorland (im Durchschnitt<br />

1,44%, STREBEL 1961) <strong>und</strong> im Erzgebirge<br />

(HUNGER 1965) festgestellt wurden. Die Werte liegen<br />

fast durchwegs höher als diejenigen, die EHR­<br />

HARDT an 130- bis 160jährigen Fichtenbeständen<br />

der Zentralalpen in 550 bis 1930 m NN ermittelte;<br />

dort muß nach ERHARDT mit einer Hemmung des<br />

Wachstums infolge N-Mangels gerechnet werden.<br />

Nur in einem Probebestand aus dem <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

wird die von STREBEL (1960) für mittelalte<br />

Bestände genannte Grenze des mäßigen Stickstoffmangels<br />

von 1,3% N unterschritten. Das dürfte jedoch<br />

vom hohen Alterdieses Bestandes (128Jahre)<br />

herrühren.<br />

Die 25 Nadelproben des Jahres 1970 aus mittelalten<br />

Beständen (nur Stangen- <strong>und</strong> Baumhölzer) ergaben<br />

N-Konzentrationen von 1,43 bis 1,78, im Durch-


schnitt 1,58%. Aufgr<strong>und</strong> entsprechender Bestandsalter<br />

sind diese Werte mit dem umfangreichen Zahlenmaterial<br />

vergleichbar, das STREBEL (1960) für<br />

Bayern veröffentlicht hat. Danach sind die Fichten in<br />

allen Höhenlagen des <strong>Nationalpark</strong>gebietes reichlich<br />

mit N versorgt. Mit einer durch N-Mangel bedingten<br />

Hemmung des Wachstums ist erst bei N­<br />

Konzentrationen unter etwa 1,3% zu rechnen.<br />

Ähnlich hohe N-Gehalte der Fichten-Nadeln, wie sie<br />

im <strong>Nationalpark</strong>gebiet auftreten, haben NEBE <strong>und</strong><br />

BENES (1965) in optimal wachsenden Fichtenbeständen<br />

der Beskiden <strong>und</strong> des Böhmerwaldes gef<strong>und</strong>en.<br />

5.6.1.2 Stickstoffernährung <strong>und</strong> Humuszustand<br />

Es bestehen in der Regel Beziehungen zwischen der<br />

Zersetzungsgeschwindigkeit des Bestandsabfalls -<br />

wie sie in der Humusform oder im eIN-Verhältnis zum<br />

Ausdruck kommt - <strong>und</strong> der N-Ernährung der Bestände.<br />

Für die 25 Probe bestände von 1970 läßt sich jedoch<br />

zwischen dem eIN-Verhältnis <strong>und</strong> der 0F- <strong>und</strong> 0H-Lage<br />

<strong>und</strong> dem N-Gehalt in den Fichtennadeln kein deutlicher<br />

Zusammenhang erkennen. Das hat vermutlich<br />

verschiedene Gründe. Einmal wird bei einem höheren<br />

N-Gehalt der organischen Bodendecke (eIN-Verhältnis<br />

kleiner als 26) die Beziehung zwischen eIN-Verhältnis<br />

in der Streu <strong>und</strong> der N-Konzentration in Fichtennadeln<br />

sehr lose, wie aus ,den Ergebnissen von<br />

STREBEL (1960) hervorgeht. Nur sehr N-arme Streu<br />

war stets mit geringen N-Konzentrationen der Nadeln<br />

verb<strong>und</strong>en. Schon deshalb ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich,<br />

daß im <strong>Nationalpark</strong>gebiet, wo nur eIN-Verhältnisse<br />

größer als 26 ermittel wurden, keine Beziehung zwischen<br />

dem N-Gehalt der organischen Auflage <strong>und</strong> der<br />

Fichtennadeln erkennbar ist. Außerdem warnen uns<br />

die im allgemeinen hohen Humusgehalte der Mineralböden<br />

(siehe Abschn. 5.5.1.2) davor, die Bedeutung<br />

der organischen Bodendecke für die N-Versorgung<br />

der Pflanzen zu überschätzen.<br />

5.6.1.3 Stickstoffernährung <strong>und</strong> Höhenwachstum<br />

der Fichte<br />

Da Stickstoffmangel in unserem Raum häufig das<br />

Wachstum derWaidbäume begrenzt, besteht im allgemeinen<br />

auch eine deutliche Beziehung zwischen der<br />

N-Ernährung der Fichte <strong>und</strong> ihrer durch die Höhenbonität<br />

charakterisierten Wuchsleistung. Besonders klar<br />

kommt das bei KREUTZER (1970) für Fichtenbestände<br />

auf neutralen bis schwach alkalischen Substraten des<br />

süddeutschen Flachlandes zum Ausdruck. Eine entsprechende<br />

Darstellung läßt für das <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

überhaupt keinen Zusammenhang erkennen. Bei<br />

N-Gehalt der Nadeln von 1,5 bis 1,6% werden Bonitäten<br />

von I bis V (GEHRHARDT) erreicht. Das dürfte damit<br />

zu erklären sein, daß sich die Unterschiede innerhalb<br />

einer reichlichen oder sogar optimum nahen N­<br />

Versorgung kaum mehr auf die Wuchsleistung auswirken,<br />

daß jedoch andere Wachstumsfaktoren eine wesentliche<br />

Rolle spielen. Abb. 42 zeigt die Bonität<br />

(GEHRHARDT) der für die Nadelproben herangezogenen<br />

Bestände in Abhängigkeit von deren Höhenlage.<br />

Dem starken Absinken der Bonität mit zunehmender<br />

Seehöhe stehen keine entsprechenden Veränderungen<br />

im Ernährungszustand der Bäume mit N oder einem<br />

anderen Nährelement gegenüber, die P- <strong>und</strong> K­<br />

Gehalte nehmen sogar vielleicht mit der Höhe leicht zu.<br />

Da Unterschiede im Wasserhaushalt für eine Erklärung<br />

nicht in Frage kommen, kann nur die Kürze derVegetationszeit<br />

<strong>und</strong> der Mangel an Wärme in den oberen Lagen<br />

das Höhenwachstum der Fichte begrenzen. Die<br />

Nadelanalyse liefert also einen neuerlichen Beleg für<br />

die Richtigkeit dieser Auffassung. Soviel kann gesagt<br />

werden, obwohl in Kamm- <strong>und</strong> Gipfellagen ein etwas<br />

zweifelhaftes Maß für die Wuchsleistung einer Baumart<br />

dargestellt ist. (FIEDLER <strong>und</strong> NEBE 1969).<br />

5.6.1.4 Phosphor<br />

Die P-Gehalte in den Nadeln von 11 Altbeständen (Probenahme<br />

1969) lagen zwischen 0,16% <strong>und</strong> 0,33%, im<br />

Durchschnitt bei 0,21 %, diejenigen von 10 Jungwüchsen<br />

(Probenahme 1969) zwischen 0,20% <strong>und</strong> 0,33%, im<br />

Durchschnitt bei 0,27%. In 25 Stangen- <strong>und</strong> Baumhölzern<br />

(Proben von 1970) ergaben sich Werte zwischen<br />

0,15 <strong>und</strong> 0,25, im Durchschnitt von 0,18%.<br />

Die Phosphorernährung der Bestände ist also nach<br />

den verfügbaren Vergleichszahlen (STREBEL 1960)<br />

als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Mit wesentlichen,<br />

durch das Baumalter bedingten Schwankungen des P­<br />

Gehaltes ist nicht zu rechnen (HÖHNE <strong>und</strong> NEBE,<br />

1964). Eine durch P-Mangel bedingte Hemmung des<br />

Wachstums ist erst bei P-Konzentrationen unter 0, 11 %<br />

203


Bonität Fichte<br />

( Gehrhardt)<br />

I<br />

"<br />

'"<br />

IV<br />

V<br />

Abb. 42: Höhenbonität der Fichtenbestände, in denen Nadelproben entnommen<br />

wurden, in Abhängigkeit von deren Höhenlage<br />

o 0 o 0 o 00 0<br />

0 0 0<br />

8 0 9 0 1000 1100 1200 1300 1400<br />

Seehöhe m<br />

zu erwarten (STREBEL 1960) <strong>und</strong> kann daher für das<br />

<strong>Nationalpark</strong>gebiet ausgeschlossen werden. Die ermittelten<br />

P-Gehalte der Fichtennadeln stimmen gut<br />

mit denjenigen optimal wachsender Fichtenbestände<br />

im Alpenvorland (0,16 bis 0,25%, STREBEL 1961), sowie<br />

in den Beskiden <strong>und</strong> im Böhmerwald überein<br />

(NEBE <strong>und</strong> BENES 1965).<br />

5.6.1.5 Kalium<br />

In 11 Altbeständen (Probenahme 1969) ergaben sich<br />

K-Konzentrationen zwischen 0,50% <strong>und</strong> 0,82%, im<br />

Durchschnitt von 0,59%, in 10 Jungwüchsen (Probenahmen<br />

1969) zwischen 0,71% <strong>und</strong> 0,94%, im Durchschnitt<br />

von 0,81 %. In 25 Stangen- <strong>und</strong> Baumhölzern<br />

204<br />

0 0<br />

(Probenahme 1970) lagen die Werte zwischen 0,50<br />

<strong>und</strong> 0,91%, im Durchschnitt bei 0,66%. Die Bestimmung<br />

der K-Konzentrationen ist weniger zuverlässig<br />

als bei den Elementen N <strong>und</strong> P.<br />

Auch wenn man die durch das Baumalter bedingten<br />

Abweichungen berücksichtigt (HÖHNE <strong>und</strong> NEBE,<br />

1964), liegen die K-Konzentrationen weit außerhalb<br />

des Mangelbereiches. Das war nach den Untersuchungen<br />

von STREBEL (1960) auch gar nicht anders zu erwarten.<br />

In seinem Material aus ganz Bayern kam kein<br />

Fichtenbestand vor, bei dem eine durch K-Mangel verursachte<br />

Wuchsdepression nachzuweisen gewesen<br />

wäre. Die K-Gehalte im <strong>Nationalpark</strong>gebiet liegen<br />

durchwegs über denjenigen, die STREBEL (1961) für<br />

bestwüchsige Bestände des Alpenvorlandes feststell-


te <strong>und</strong> entsprechen denjenigen, die NEBE <strong>und</strong> BENES<br />

(1965) bei Fichten bester Wuchsleistung in den Beskiden,<br />

dem Böhmerwald <strong>und</strong> dem Erzgebirge erhielten.<br />

5.6.1.6 Calcium<br />

Für 11 Altbestände des Probejahrganges 1969 wurden Ca­<br />

Gehalte von 0,33% bis 0,62%, im Durchschnitt 0,50% ermittelt.<br />

Für 10 Jungwüchse (Probenahme 1969) lauten die entsprechenden<br />

Zahlen 0,28% bis 0,44%, im Durchschnitt<br />

0,34%. Bei den 25 Stangen- <strong>und</strong> Baumhölzern der Proben von<br />

1970 ergaben sich Werte von 0,13% bis 0,46%, im Durchschnitt<br />

waren es 0,30%.<br />

Die Zuverlässigkeit der Calciumbestimmung auf Gr<strong>und</strong> von<br />

Mischproben von nur 10 Bäumen ist gering (WEHRMANN<br />

1959 a, STREBEL 1960). Der große Unterschied der Mittelwerte<br />

der beiden Probe-Jahrgänge könnte auf Schwankungen<br />

der Calciumkonzentrationen von Jahr zu Jahr beruhen,<br />

wie sie auch STREBEL (1960) feststellte; es ist unwahrscheinlich,<br />

daß das Alter der untersuchten Bäume eine wesentliche<br />

Rolle spielt (HÖHNE <strong>und</strong> NEBE, 1964).<br />

Beim Calcium werden die von STREBEL (1960) genannten<br />

Tiefstwerte in zwei Fällen unterschritten. Der eine Bestand<br />

(0,19% Ca) hat eine Bonität von 1,0 GEHRHARDT. Er ist stark<br />

geschält <strong>und</strong> vom Schnee durchbrochen. Der andere Bestand<br />

(0,13% Ca) ist sehr stark vom Schnee gebrochen. Wegen<br />

der geringen Zuverlässigkeit der Ca-Werte ist Vorsicht<br />

bei Schlußfolgerungen geboten.<br />

5.6.2 Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

Es liegen nur zwei Proben (1970) von Block-Humus­<br />

<strong>Böden</strong> vor. Die Konzentrationen sämtlicher untersuchter<br />

Nährelemente liegen innerhalb des bei Sand- <strong>und</strong><br />

Lehmböden angegebenen Rahmens.<br />

5.6.3 Naßböden<br />

6 Proben aus dem Jahre 1970 von Stangen- <strong>und</strong> Baumhölzern<br />

auf mineralischen Naßböden (untere Hangla-<br />

ge <strong>und</strong> Tallage) weisen N-Konzentrationen zwischen<br />

1,45 <strong>und</strong> 1,76, im Durchschnitt 1,61 % auf. Diese Werte<br />

entsprechen vollkommen denjenigen auf den Sand<strong>und</strong><br />

Lehmböden. Für die P-, K- <strong>und</strong> Ca-Gehalte gilt dasselbe.<br />

Der Nährstoffumsatz ist also auch bei mineralischen<br />

Naß böden im allgemeinen noch so lebhaft, daß<br />

keine Ernährungsstörungen der Fichte auftreten.<br />

Eine Ausnahme macht die Probe Nr. 18 aus dem Jahre<br />

1969, die von schlechtwüchsigen Jungfichten auf einem<br />

vernäßten Standort in fast ebener Lage (nahe<br />

dem Finsterauer Filz) stammt. Die etwa mannshohen<br />

Fichten fielen durch gelbgrüne, kleine Nadeln auf. Die<br />

Nadelanalyse (N= 1,09%) bestätigte den vermuteten<br />

N-Mangel. Die Konzentrationen der Elemente P, K<strong>und</strong><br />

Calcium sind durchschnittlich. Auf vernäßten Kahlflächen<br />

kann offenbar der Umsatz der organischen Substanz<br />

stocken <strong>und</strong> dadurch ein mangelhaftes N-Angebot<br />

für die Fichte zustande kommen.<br />

Für die Bodenformen flaches Niedermoor, mittleres<br />

<strong>und</strong> tiefes Niedermoor <strong>und</strong> Übergangsmoor sind keine<br />

einigermaßen zuverlässigen Aussagen möglich, da nur<br />

je eine Probe zur Verfügung steht; es sollten zu starke<br />

Auflichtungen dieser meist kleinflächigen Bestände<br />

durch die Probenahme vermieden werden. Die Proben<br />

von den beiden Niedermooreinheiten lieferten keine<br />

wesentlich anderen Ergebnisse, als diejenigen von mineralischen<br />

Naßböden. Die Probe Nr. 21 stammt von<br />

einem Übergangsmoor. Der N-Gehalt liegt mit 1,36%<br />

bereits dicht beim Mangelbereich, auch P- <strong>und</strong> K-Konzentrationen<br />

entsprechen dem unteren Ende der bei<br />

anderen Standorten festgestellten Streubereiche. Mit<br />

Annäherung an die Standortsverhältnisse des Hochmoors<br />

ist ein weiterer Rückgang des N-, P- <strong>und</strong> auch K­<br />

Gehaltes in den Nadeln bis zum Bereich starken Nährstoffmangels<br />

zu erwarten (STREBEL 1960, WEHR­<br />

MANN 1963).<br />

205


6. Standortseinheiten<br />

Mit der Gliederung des Geländes in klimabedingte Höhenstufen<br />

<strong>und</strong> der Einteilung der <strong>Böden</strong> in Bodenformen<br />

stehen die wesentlichen Hilfsmittel zur Verfügung,<br />

die zur Bildung ökologisch f<strong>und</strong>ierter Standortseinheiten<br />

notwendig sind. Die Standortseinheit ergibt<br />

sich aus Höhenstufe <strong>und</strong> Bodenform, sie wird z. B. folgendermaßen<br />

bezeichnet:<br />

- Hochlage I Block-Humus-Boden<br />

- Obere Hanglage I Mineralischer Naßboden<br />

- Untere Hanglage I Lehm mit Wasserzug<br />

- Tallage I Lehm über Sand usw.<br />

Auf eine Beschreibung der einzelnen Standortseinheiten<br />

kann verzichtet werden, da diese sich ohne weiteres<br />

aus einer Kombination der Beschreibung der <strong>Klima</strong>verhältnisse<br />

nach Höhenstufen <strong>und</strong> der Beschreibung<br />

der Bodenformen ergibt.<br />

Die Kombination der höhenabhängigen klimatischen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> der Bodeneigenschaften zu einem<br />

206<br />

konzentrierten Ausdruck für die Standortsverhältnisse<br />

ist für viele Probleme günstig. Infolge der voneinander<br />

unabhängigen Ausscheidung der Höhenstufen <strong>und</strong><br />

der Bodenformen ist aber jederzeit wieder eine Zerlegung<br />

in Einzelfaktoren möglich. Das bringt große Vorteile,<br />

wenn es beispielsweise darum geht, Fragen nach<br />

den Ursachen der Verbreitung von Pflanzen zu beantworten.<br />

Ein typisches Beispiel bietet im Inneren Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> die obere Verbreitungsgrenze der Buche.<br />

Bisher nahm man an, daß hier unmittelbare Wirkungen<br />

des von der Höhenlage <strong>und</strong> Exposition abhängigen <strong>Klima</strong>s<br />

vorliegen, wenn auch die Schärfe dieser Grenze<br />

auffiel. Die Untersuchung der <strong>Böden</strong> hat gezeigt, daß<br />

die höhen- <strong>und</strong> damit klimaabhängige obere Verbreitungsgrenze<br />

der Buche durch die Bodenverhältnisse<br />

wesentlich modifiziert wird. Das <strong>Klima</strong> kann hier allerdings<br />

indirekt, nämlich über das Bodenklima, wiederum<br />

beteiligt sein.


7. Versuch einer Rekonstruktion der ursprünglichen<br />

Zusammensetzung der Wälder<br />

7.1 Zweck der Untersuchung<br />

Die bisherigen Abschnitte befaßten sich mit der Beschreibung<br />

der im wesentlichen von Lage, <strong>Klima</strong> <strong>und</strong><br />

Boden ausgehenden ökologischen Wirkungen auf die<br />

Pflanzen, insbesondere auf die <strong>Wald</strong> bäume. Nun soll<br />

versucht werden, nähere Aufschlüsse über die ursprüngliche<br />

Baumartenzusammensetzung des Waides<br />

auf den einzelnen Standorten zu gewinnen. Das ist<br />

aus mehreren Gründen wichtig. Einmal ist die Kenntnis<br />

der natürlichen Zusammensetzung des <strong>Wald</strong>es im <strong>Nationalpark</strong><br />

unbedingte Voraussetzung für künftige Eingriffe<br />

in den Baumbestand. Zum anderen läßt sich an<br />

der natürlichen <strong>Wald</strong>vegetation ablesen, ob eine sinnvolle<br />

Gliederung des Gebietes in Standortseinheiten<br />

gelungen ist. Schließlich ermöglicht es die Besprechung<br />

der <strong>Wald</strong>formen im Zusammenhang mit dem<br />

Standort, den Ursachen der heutigen Verbreitung einzelner<br />

Baumarten im <strong>Nationalpark</strong>gebiet nachzugehen;<br />

in manchen Fällen wird es möglich sein, zu entscheiden,<br />

ob <strong>Klima</strong> oder Boden in erster Linie begrenzend<br />

wirken, wofür bisher die Gr<strong>und</strong>lagen fehlten.<br />

Eine umfassende Bearbeitung der Zusammenhänge<br />

zwischen Standort <strong>und</strong> Vegetation wird erst möglich<br />

sein, wenn PETERMANN seine Untersuchung <strong>und</strong> Kartierung<br />

der Vegetation des <strong>Nationalpark</strong>gebietes abgeschlossen<br />

hat. Vorab sollen mit Hilfe waIdgeschichtlicher<br />

Methoden über einen sehr wesentlichen Teil der<br />

Vegetation, nämlich den Baumbestand, Aussagen gemacht<br />

werden. Die folgende Darstellung vermeidet daher<br />

bewußt vegetationsk<strong>und</strong>liche Begriffe. Sie baut auf<br />

der Beschreibung der Bestandsform auf. Diese gibt an,<br />

aus welchen Baumarten sich ein <strong>Wald</strong>bestand zusammensetzt.<br />

Es geht also im folgenden Abschnitt jeweils um drei<br />

Fragen:<br />

1. Welche Angaben lassen sich über die ursprüngliche<br />

Zusammensetzung der Wälder machen?<br />

2. Ist - nach der Zusammensetzung der WaIdbestände<br />

zu urteilen - die Gliederung des Gebietes in ökologisch<br />

aussagekräftige Standortseinheiten gelungen?<br />

3. Welche Ursachen bestimmen die Verbreitung der<br />

<strong>Wald</strong>bäume im <strong>Nationalpark</strong>gebiet?<br />

7.2 Quellen<br />

Unterlagen, die uns sichere Aussagen über den früheren<br />

Zustand des <strong>Wald</strong>es im <strong>Nationalpark</strong>gebiet erlauben,<br />

haben wir erst seit der Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Im Gebiet westlich des Sagwassers (Gebiets­<br />

Abschnitte 11 bis IV), dem IIztriftkomplex, begann die erste<br />

gründliche <strong>Wald</strong> inventur im Jahre 1837, im östlich<br />

des Sagwassers gelegenen Wolfsteiner Komplex erst<br />

1854. Bereits 1861 wurden die Wälder des IIztriftkomplexes<br />

ein zweites Mal aufgenommen.<br />

Das gesamte damals erarbeitete Material ist erhalten<br />

geblieben. Karten im Maßstab 1 :10000 geben die Einteilung<br />

des Gebietes in <strong>Wald</strong> bestände wieder. Für jeden<br />

einzelnen Bestand wurde eine Beschreibung angefertigt,<br />

aus der die vorkommenden Baumarten, sowie<br />

das Gefüge <strong>und</strong> das Alter hervorgehen. Bei der ersten<br />

<strong>und</strong> zweiten <strong>Wald</strong>inventur im IIztriftkomplex wurde<br />

die geschätzte Beteiligung der einzelnen Baumarten<br />

nur durch die Reihenfolge zum Ausdruck gebracht,<br />

in der diese genannt wurden. Die jeweils stärker vertretene<br />

Baumart erschien vor der selteneren. Bei der ersten<br />

Aufnahme der Wälder des Wolfsteiner Komplexes<br />

sind die geschätzten Anteile der Baumarten bereits<br />

in Prozenten angegeben.<br />

Während der ersten <strong>Wald</strong>inventur im IIztrift Komplex<br />

<strong>und</strong> im Wolfsteiner Komplex nahmen die damaligen<br />

Forstleute auf einer größeren Anzahl von Probeflächen<br />

den <strong>Wald</strong>bestand genau auf, um eine Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Abschätzung der nutzbaren Holzmengen zu bekommen.<br />

Im IIztriftkomplex wurden in den Jahren 1837/39 - über<br />

alle Lagen des Gebietes verteilt - 45 Bestandsprobeflächen<br />

im Gelände genau vermessen <strong>und</strong> in die Karte<br />

eingezeichnet (siehe Karte Nr. 14). Sie hatte fast<br />

durchwegs die Form langer, schmaler Streifen, deren<br />

Länge zwischen 290-1450 m, deren Breite etwa zwischen<br />

10 <strong>und</strong> 60 m schwankte; abgesehen von nur<br />

ganz wenigen Ausnahmen lagen die Flächengrößen<br />

zwischen 1 <strong>und</strong> 3 ha. Alle auf den Probeflächen vorkommenden<br />

Bäume sind nach Baumart <strong>und</strong> Durchmesser<br />

in Brusthöhe (Durchmesserklassen von je 1<br />

Zoll = 2,92 cm) in Listen festgehalten. Wir kennen also<br />

heute die Häufigkeitsverteilungen der Baumarten in<br />

Abhängigkeit vom Durchmesser. Graphische Darstellungen<br />

solcher Baumzahlverteilungen enthalten die<br />

Abbildungen 43 bis 65. Die Baumzahlen sind jeweils auf<br />

207


1 ha Fläche umgerechnet, also untereinander unmittelbar<br />

zu vergleichen. Das bei einem Teil der Flächen miterfaßte<br />

Dürrholz blieb außer acht.<br />

Eine Erläuterung zu den Abbildungen enthält weitere<br />

Angaben:<br />

1. Die damals niedergeschriebene, wörtliche Beschreibung<br />

des <strong>Wald</strong>bestandes auf der Probefläche.<br />

2. Eine Beschreibung des Standorts nach heutigen<br />

Maßstäben; das ist möglich, da die Lage fast aller<br />

Flächen genau bekannt ist.<br />

3. Für einen Teil der Probeflächen sind an hand des<br />

Massentarifs für den Gemeindewald Kreuzberg<br />

(SOMMER 1963) die Holzvorräte in Erntefestmetern<br />

ohne Rinde (Derbholz) je ha berechnet.<br />

Die zahlreichen Probeflächen, welche bei der 1854 begonnenen<br />

ersten <strong>Wald</strong>inventur im Wolfsteiner Komplex<br />

aufgenommen wurden, sind weniger brauchbar,<br />

da sie nicht in der Karte eingezeichnet sind. Es läßt sich<br />

daher nur angeben, in welchem <strong>Wald</strong> bestand die<br />

Probefläche lag. Außerdem sind Tanne <strong>und</strong> Fichte<br />

nicht unterschieden. Es sind daher nur die Ergebnisse<br />

von einigen - standörtlich ziemlich gleichförmigen -<br />

Probeflächen aus den Hochlagen übernommen<br />

(Abb. 44-46).<br />

Die beschriebenen Unterlagen geben bis ins einzelne<br />

gehende Aufschlüsse über die Zusammensetzung des<br />

<strong>Wald</strong>es auf den einzelnen Standorten um die Mitte des<br />

vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

7.3 Der Einfluß des Menschen auf den <strong>Wald</strong> bis<br />

zur Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Im vorigen Abschnitt ist das umfangreiche Material<br />

aufgeführt, das uns eine Rekonstruktion des WaIdbildes<br />

um die Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts ermöglicht.<br />

Nun ist zu fragen, inwieweit der damalige Zustand des<br />

<strong>Wald</strong>es noch als natürlich anzusehen ist, <strong>und</strong> inwieweit<br />

er bereits das Ergebnis menschlicher Einwirkungen<br />

darstellt. Die Beantwortung dieser Frage erfordert einen<br />

kurzen Überblick über die Geschichte des <strong>Wald</strong>gebietes.<br />

Erst sehr spät wurde der Grenzkamm des Inneren<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong>es besiedelt. Verhältnismäßig alt<br />

sind die Ortschaften Draxlschlag, Reichenberg, Hö-<br />

212<br />

henbrunn, Haslach, Schönanger <strong>und</strong> Grünbach, die in<br />

der Stiftungsurk<strong>und</strong>e des Klosters St. Oswald aus dem<br />

Jahre 1396 erwähnt sind. Aber erst in den folgenden<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten schob sich die Besiedlung bis in das<br />

<strong>Nationalpark</strong>gebiet vor. Ortsgründungen standen im<br />

Zusammenhang mit Glashütten oder den "Goldenen<br />

Steigen", den Handelswegen nach Böhmen.<br />

Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert erlangten die Glashütten in Riedlhütte,<br />

Klingenbrunn <strong>und</strong> Schönau für das <strong>Nationalpark</strong>gebiet<br />

eine nennenswerte Bedeutung. Wegen<br />

Holzmangels mußten sie während des 16., 17. <strong>und</strong> 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts immer wieder verlegt werden. Dadurch<br />

bildeten sich Ansiedlungen in Alt- <strong>und</strong> Neuhütte, Spiegelau,<br />

Guglöd, Neuschönau, Schönbrunn, Weidhütte<br />

<strong>und</strong> Glashütte. An den Goldenen Steigen entstanden<br />

erst zu Anfang des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts die <strong>Wald</strong>häuser<br />

<strong>und</strong> erst um die Wende vom 17. zum 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

die Orte Mauth, Hohenröhren, Heinrichsbrunn <strong>und</strong> Finsterau.<br />

Die Holznutzung für den eigenen Bedarf der Bevölkerung<br />

erstreckte sich sicherlich nur auf die ortsnahen<br />

<strong>Wald</strong>ungen <strong>und</strong> war im Verhältnis zu den vorhandenen<br />

Holzvorräten so gering, daß sie keinen wesentlichen<br />

Einfluß auf den <strong>Wald</strong> ausgeübt haben kann. Anders ist<br />

das bei den Glashütten, die Holz zur Feuerung der Öfen<br />

<strong>und</strong> zur Gewinnung von Pottasche verbrauchten. Das<br />

Feuerholz stammte aus der näheren Umgebung der<br />

Hütten; die wiederholten Verlegungen von Hütten zeigen,<br />

daß man es nicht weit transportierte, sondern dem<br />

Holz nachwanderte. Es wurden nur die für Bearbeitung<br />

<strong>und</strong> Transport gut geeigneten Stämme entnommen,<br />

alles übrige blieb stehen <strong>und</strong> wuchs weiter. Zwischen<br />

der Nutzung nur einzelner Stämme <strong>und</strong> der Entnahme<br />

fast des ganzen Holzvorrates gab es sicherlich alle<br />

Übergänge.<br />

In den weiter entfernten <strong>und</strong> höher gelegenen <strong>Wald</strong>ungen<br />

- dazu gehört der weit größere Teil der Fläche des<br />

<strong>Nationalpark</strong>gebietes - war der Aschenbrand die einzige<br />

wesentliche Art der Holznutzung. Sie konzentrierte<br />

sich auf stehende oder liegende, bereits abgestorbene<br />

sowie auf noch lebende, besonders starke <strong>und</strong> alte<br />

Bäume, die stehend ausgebrannt wurden. Solche Bäume<br />

kamen meist nur in größeren Abständen vor. Die<br />

Gewinnung der Pottasche verbrauchte weit mehr Holz,<br />

als die Feuerung der Öfen. Wegen ihres höheren Kaligehaltes<br />

wurden vor allem die Buche <strong>und</strong> unter den<br />

Nadelbäumen die Tanne vor der Fichte zum Aschen-


im Bergmischwald sogar auf nicht vernäßten <strong>Böden</strong><br />

schwere Schäden anrichtete, wirkten sich auch im Urwald<br />

aus. Die Nutzung durch Aschenbrand <strong>und</strong> Plenterung<br />

ist also nicht so sehr von den Eingriffen verschieden,<br />

wie sie infolge von Stürmen von Zeit zu Zeit auch<br />

im Urwald vorkommen. Es ist daher nicht zu erwarten,<br />

daß die unregelmäßige Plenterung die Baumartenanteile<br />

der Wälder durchgreifend verändert hat. Dafür<br />

spricht auch die auf vergleichbaren Standorten in stark<br />

<strong>und</strong> weniger stark genutzten Beständen recht ähnliche<br />

Beteiligung der Baumarten.<br />

Die Unterschiede zwischen den Altersklassen, wie sie<br />

aus den Tab. 61 <strong>und</strong> 62 hervorgehen <strong>und</strong> wie sie auch<br />

PLOCHMANN (1961) fand, sind mindestens teilweise<br />

altersbedingt. Auch in echten Urwäldern ist die Baumartenzusammensetzung<br />

von Jungwuchspartien wesentlich<br />

von derjenigen der Oberschicht verschieden.<br />

Nutzt man in der Oberschicht der Urwälder, so ändern<br />

sich sofort die Anteile der Baumarten. Inwieweit die<br />

Unterschiede zwischen der Zusammensetzung älterer<br />

<strong>und</strong> jüngerer Bestände um die Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

auf diesen Umstand oder aber auf einen tatsächlichen,<br />

anthropogen bedingten Wandel in der<br />

<strong>Wald</strong>zusammensetzung zurückzuführen sind, das läßt<br />

sich nicht sagen. Es ist daher zweckmäßig, sich bei der<br />

Suche nach der natürlichen Zusammensetzung der<br />

Wälder vor allem auf die über 120jährigen Bestände zu<br />

stützen. Zwischen den drei über 120jährigen Altersklassen<br />

fand auch PLOCHMANN (1961) keine nennenswerten<br />

Unterschiede in der Bestandsform oder<br />

den Baumartenanteilen.<br />

Leider geben die bisher durchgeführten Pollenanalysen<br />

(RUOFF 1932, TRAUTMANN 1952) keine eindeutige Auskunft<br />

auf die Frage, wie natürlich die Baumartenzusammensetzung<br />

der Wälder in der Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts war. Eine<br />

spezielle pollenanalytische Untersuchung, verb<strong>und</strong>en mit<br />

genauer Altersbestimmung der Proben, könnte hier unsere<br />

Kenntnis wesentlich erweitern, ganz im Sinne von FIRBAS<br />

(1952): "Es wäre sehr reizvoll, in diesem noch verhältnismäßig<br />

wenig beeinflußten <strong>Wald</strong>gebiet der jüngeren Geschichte<br />

der Wälder weiter nachzugehen ... ".<br />

Noch eine weitere Unsicherheit besteht. Es ist nicht<br />

bekannt, inwieweit die Viehweide bis 1850 verändernd<br />

auf den <strong>Wald</strong> gewirkt hat. Ihre Bedeutung dürfte im Gebiet<br />

zwischen Rachel <strong>und</strong> Lusen geringer, östlich des<br />

216<br />

Sagwassers größer gewesen sein. Da sie vor allem in<br />

den Hochlagen ausgeübt worden ist, wo ohnedies reine<br />

Fichtenwälder vorkommen, ist anzunehmen, daß<br />

die <strong>Wald</strong>weide keinen wesentlichen Einfluß auf die Zusammensetzung<br />

des <strong>Wald</strong>es ausgeübt hat.<br />

Als Quintessenz aus dem historischen Überblick ergibt<br />

sich, daß eine zuverlässige Beantwortung der Frage, inwieweit<br />

die Baumartenzusammensetzung der Wälder<br />

im <strong>Nationalpark</strong>gebiet um die Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

schon vom Menschen verändert war, heute<br />

nicht möglich ist. Mit Sicherheit begann aber hier ein<br />

nennenswerter Einfluß des Menschen auf den <strong>Wald</strong><br />

später als in fast allen anderen Gebieten MitteIeuropas,<br />

einschließlich der Gebirge. Urwälder hatten sich<br />

noch auf erheblichen Flächen in unzugänglichen Lagen<br />

erhalten. Die Holznutzung ging bis ins vorige Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

hinein überwiegend in Form einer rohen Plenterung<br />

vor sich, also auf sehr naturnahe Weise. Hinweise<br />

auf künstliche Verjüngung durch Saat oder Pflanzung<br />

sind aus der Zeit vor der ersten <strong>Wald</strong> inventur<br />

nicht bekannt. All diese Umstände sprechen dafür, daß<br />

die Baumartenanteile um die Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

gute "Näherungswerte" für die Zusammensetzung<br />

der ursprünglichen Wälder geben.<br />

7.4 Bestandsformen um die Mitte des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Damit Vergleiche möglich werden, folgt die Ausscheidung<br />

der Bestandsformen ganz derjenigen von<br />

PLOCHMANN (1961). Eine Baumart ist in der Bestandsform<br />

berücksichtigt, wenn sie einen Anteil von<br />

mindestens 10% hat; erreicht sie mehr als 90%, so bedingt<br />

das die Ausscheidung eines Reinbestandes. Bei<br />

Bestandsformen aus nur zwei Baumarten ist die jeweils<br />

stärker vertretene zuerst genannt. In Fi-Bu-Beständen<br />

überwiegt also die Fichte, in Bu-Fi-Beständen<br />

ist es umgekehrt. Bei Fichten-Tannen-Buchenbeständen<br />

ist nur verlangt, daß jede der drei Baumarten 10%<br />

erreicht. Die Reihenfolge der Nennung der Baumarten<br />

hat bei dieser Bestandsform keine Bedeutung.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für die Feststellung der Bestandsformen<br />

bildeten im Gebiet östlich des Sagwassers (Gebiets-Abschn.<br />

V <strong>und</strong> VI), das zum Wolfsteiner Triftkomplex<br />

gehörte, die Bestandsbeschreibungen der ersten<br />

<strong>Wald</strong>inventur aus dem Jahr 1855, welche die geschätzten<br />

Baumartenanteile in Prozenten angeben. Es


ist nicht ersichtlich, ob hierfür die Baumzahlen, die<br />

Holzmassen oder die Flächen maßgebend waren. In<br />

den Bestandsbeschreibungen des IIztriftkomplexes<br />

(Gebiets-Abschn. 11 bis IV; für Gebiets-Abschn. I existieren<br />

keine Unterlagen) ist die Beteiligung der Baumarten,<br />

weder bei der ersten, 1837 begonnenen, noch<br />

bei der zweiten <strong>Wald</strong>inventur von 1861 zahlenmäßig<br />

angegeben. Hier hieß es beispielsweise: "Bestand aus<br />

Bu, Ta, Fi mit mehreren (einigen, etlichen, eingesprengten)<br />

Ahornen".<br />

Die weniger zahlreich vertretenen Baumarten, so hier<br />

der Ahorn, blieben bei der Feststellung der Bestandsform<br />

für die Karte der Bestandsformen <strong>und</strong> die Statistik<br />

der Bestandsformen nach Höhenstufen außer<br />

acht. In der Zusammenstellung der Bestandsformen<br />

innerhalb der einzelnen Standortseinheiten sind sie<br />

mit aufgeführt. Bei dem o. a. Beispiel ergibt sich also die<br />

Bestandsform Fichten-Tannen-Buchen-Bestand, bzw.<br />

Fi, Ta, Bu (Ah). Wie Vergleiche mit Probeflächen ergaben,<br />

sind die Baumarten in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit<br />

genannt: dadurch ist beispielsweise eine Unterscheidung<br />

von Fichten-Buchen- <strong>und</strong> Buchen-Fichten­<br />

Beständen möglich. Die Bestandsausscheidung der<br />

ersten <strong>Wald</strong>inventur im IIztriftkomplex war noch relativ<br />

grob. Die Auswertung stützt sich daher auf das Material<br />

der zweiten Aufnahme von 1861, bei der vor allem<br />

die Bestände der Naß böden sehr sorgfältig abgetrennt<br />

sind. Für die Zuordnung der Bestände des IIztriftkomplexes<br />

zu Altersklassen wurde ebenfalls das Stichjahr<br />

1855 gewählt.<br />

7.4.1 Karte der Bestandsformen<br />

Betrachtet man die Karte der Bestandsformen (Karte<br />

Nr. 12) für das Jahr 1855, so fällt zunächst auf, daß die<br />

Fichte in zwei Teilen des Gebietes Reinbestände bildet:<br />

In den Hochlagen <strong>und</strong> auf den Naßböden, die vorwiegend<br />

in den Tallagen vorkommen. Zwischen diesen<br />

Bereichen dehnte sich in einer breiten Zone der Mischwald<br />

aus Fichte, Tanne <strong>und</strong> Buche.<br />

Nimmt man noch die Filze hinzu, so entspricht dem die<br />

Einteilung in <strong>Wald</strong>formen, die bereits bei der ersten, im<br />

Jahre 1837 begonnenen <strong>Wald</strong>inventur im IIztriftkomplex<br />

üblich war. Diese ist in den Wirtschaftsregeln für<br />

den Bayerischen <strong>Wald</strong> (Königliches Ministerial-Forsteinrichtungsbureau,<br />

1849) erstmals veröffentlicht <strong>und</strong><br />

lautet in der Formulierung von RAESFELDT (1894):<br />

- Filzwald<br />

- Auwald<br />

(alle hochmoorartigen Bildungen)<br />

(von der Fichte beherrschte Wälder<br />

der Naßböden)<br />

- Hochwald (Fichtenwälder der Hochlagen)<br />

- Mischwald (Bergmischwald aus Fi-Ta-Bu)<br />

Diese Gliederung gilt im Gr<strong>und</strong>satz bis heute.<br />

Die Karte gibt aber noch eine Reihe weiterer Informationen.<br />

So treten in den Randbereichen der Naßböden,<br />

vor allem im hängigen Gelände, auf bedeutenden Flächen<br />

Fichten-Tannen- <strong>und</strong> auf geringen Flächen Tannen-Fichten-Bestände<br />

auf.<br />

Im Bereich der Hochlagengrenze kommen in geringem<br />

Umfang Fi-Bu- <strong>und</strong> Bu-Fi-Bestände vor; die Tanne ist<br />

hier so schwach beteiligt, daß sie nicht mehr 10% Anteil<br />

erreicht oder nicht mehr unter den führenden Baumarten<br />

genannt wird. Die Bestandsbeschreibungen geben<br />

keine Hinweise darauf, daß menschliche Eingriffe die<br />

Ursache für das Fehlen der Tanne sein könnten. So<br />

sind Fi-Bu-Bestände auch in den östlichen Steilabstürzen<br />

des Steinfleckberges, in den sogen. Bärenriegeln,<br />

erwähnt, wo sicherlich zuvor keine wesentlichen Nutzungen<br />

stattgef<strong>und</strong>en hatten. Offenbar erreicht die<br />

Tanne ihre obere Verbreitungsgrenze im Durchschnitt<br />

in etwas geringerer Meereshöhe als die Buche, die sich<br />

gerade an steilen Hängen dicht unterhalb der Hochlagengrenze,<br />

auf Lockerbraunerden, noch reichlich verjüngt.<br />

Sie kam hier um 1850 teils mit dem Bergahorn<br />

gemischt, teils auch in kleinen Partien, fast rein vor. So<br />

wird in der Beschreibung der Bärenriegel von 1855 erwähnt:<br />

"Ein paar Tagwerk sind fast rein mit Buche <strong>und</strong><br />

Ahorn bestockt, das hintere Hochbuchwaldl genannt".<br />

An der bezeichneten Stelle stehen noch heute mächtige<br />

Buchen, ohne eine nennenswerte Beimischung anderer<br />

Baumarten.<br />

Die Fichten-Buchen- <strong>und</strong> Buchen-Fichten-Bestände,<br />

die außerhalb des Grenzbereiches der Hochlagen auftreten,<br />

sind das Ergebnis menschlicher Einwirkung.<br />

Darauf deutet zunächst schon die Verbreitung dieser<br />

Bestandsformen hin. Sie waren westlich des Sagwassers,<br />

im IIztriftkomplex kaum anzutreffen. Im Ostteil,<br />

wo die Triftanlagen bereits 100 Jahre früher ausgebaut<br />

waren, kamen sie bereits auf beträchtlichen Flächen<br />

vor. Aus den Beschreibungen ist eindeutig zu entnehmen,<br />

daß es sich überwiegend um junge Bestände handelte.<br />

Besonders bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang<br />

die großflächigen reinen Buchenbestän-<br />

217


Tabelle 63<br />

Bestandsformen 1972<br />

(ohne Hochmoore <strong>und</strong> Moorrandbestockungen)<br />

Bestandsformen Altersstufen in % der Fläche<br />

1 - 40 41 - 80<br />

Pi rein 42 14<br />

Fi,Ta 3 2<br />

lI'i,Bu 41 47<br />

lI'i,'.ra,Bu 7 2<br />

Bu,.Pi 7 35<br />

Sa. ha 2 794,8 :5 844,4<br />

Sa. '1> 100 100<br />

deo Die Bestandsbeschreibungen sagen ganz klar, daß<br />

hier das Nadelholz ausgeplentert worden war.<br />

Auf kleinen Flächen kamen am Rand des Gebietes sogenannte<br />

Reut-Fichten vor. Darunter verstand man<br />

Fichtenbestände, die durch Aufforstung ehemaligen<br />

Weidelandes entstanden waren. Noch heute tritt hier<br />

die Rotfäule viel stärker auf als auf alten <strong>Wald</strong>böden,<br />

ein Zeichen dafür, daß sich die Biozönose des <strong>Wald</strong>es<br />

noch nicht wieder voll regeneriert hat.<br />

7.4.2 Statistik der Bestandsformen nach<br />

Höhenstufen<br />

Nachdem anhand der Karte der Bestandsformen ein<br />

Überblick gewonnen ist, sollen die Bestandsformen<br />

nun getrennt nach Höhenstufen betrachtet werden<br />

(Tab. 62). Es ist so ein erster Schritt in Richtung auf eine<br />

Zuordnung der Bestandsformen zu den Standorten<br />

beabsichtigt.<br />

218<br />

81 - 120 über 120 Sa.in '-'<br />

37 60 36<br />

3 1 2<br />

33 14 35<br />

17 19 11<br />

10 6 16<br />

3 167,6 2 562,7 12 369,5<br />

100 100 100<br />

Die Fichten-Tannen- <strong>und</strong> die wesentlich selteneren<br />

Tannen-Fichten-Bestände sind in dieser Aufstellung<br />

zusammengefaßt. Eine gewisse Unschärfe haben die<br />

Erhebungen dadurch, daß Bestände, die über die<br />

Grenzen der Höhenstufen hinweggreifen, oft nur einheitlich<br />

beschrieben sind. Vermutlich aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> treten z. B. in den Hochlagen noch 2% Fi-Ta-Bu­<br />

Bestände auf. Als Stichjahr für die Einstufung in Altersklassen<br />

ist einheitlich 1855 zugr<strong>und</strong>e gelegt. Bei den<br />

Altersangaben ist aber stets zu bedenken, daß es sich<br />

um grobe Durchschnittswerte für oft sehr ungleichaltrige<br />

Bestände handelt.<br />

Am einfachsten sind die Verhältnisse in den Hochlagen,<br />

wo 97% der Fläche den reinen Fichtenbeständen<br />

zugehören. Die Fichten-Tannen-Buchen-Bestände<br />

(2%) <strong>und</strong> die Fichten-Buchen-Bestände (1 %) sind wohl<br />

als Unschärfe infolge der damaligen Bestandsausscheidung<br />

zu verstehen. Das fast ausschließliche Vorkommen<br />

der Bestandsform "Fichte rein" ist vor allem


Abb.49<br />

Probefläche Nr. 12 im Revier Schönau (1,4 ha; 319 x 42,2 m)<br />

(Gebiets-Abschn. IV)<br />

a) Holzbestand: 181j. Bestand aus Bu, Ta <strong>und</strong> einigen Fi;<br />

sehr variierend in Alter <strong>und</strong> Bestand,<br />

doch meist geschlossen <strong>und</strong> häufig mit<br />

Bu-Gestäng durchwachsen. Der Bestand<br />

ist überalt <strong>und</strong> zur Verjüngung umso<br />

mehr reif.<br />

b) Bewirtschaftung: Bei der Verjüngung ist vor allem auf die<br />

Nachzucht der Buche das Hauptaugenmerk<br />

zu richten. Durch die vorhandenen<br />

sehr zahlreichen Buchen, die noch kräftige<br />

Samenerzeugung versprechen,<br />

wird es nicht schwierig sein, einen reinen<br />

Bu-Dunkelschlag stellen zu können,<br />

wenn man auch nur die besseren von ihnen<br />

zu Samen bäumen ausmittelt.<br />

c) Standort:<br />

Höhenlage:<br />

Gelände:<br />

Bodenform:<br />

Obere Hanglage<br />

905-940 m NN<br />

d) Holzvorrat<br />

(nach Tarif Kreuzberg, SOMMER, 1963)<br />

Stärkeklasse<br />

schwach bis mäßig geneigter NO-Hang.<br />

Lehm (Lockerbraunerde), sandig-grusiger<br />

Unterboden, vereinzelt schwache<br />

Blocküberlagerung.<br />

Holzvorrat in<br />

Fichte Tanne<br />

Schwachholz 3.3 17 .0<br />

(4 - 9 Zoll)<br />

Mittelholz 2.4 17 .2<br />

( 1 0 - 1 6 Zo 11 )<br />

Starkholz 9·1 112.3<br />

(über 17 Zoll)<br />

insgesamt fm 14.8 146.5<br />

( 1 Zoll os 2.92(m)<br />

% 3.8 37.7<br />

Anzahl!<br />

h.<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

Efm o.R.<br />

Buche<br />

25.5<br />

83.6<br />

118.3<br />

227.4<br />

58.5<br />

Revier Schönau Fläche Nr.1Z<br />

Derbholz I/je ha<br />

insgesamt<br />

.fm . %<br />

45.8 11.8<br />

103.2 26.6<br />

239.7 61 .6<br />

388.7 100.0<br />

100.0<br />

223


worden sein. Die Altbestände können die Anteile der<br />

Bestandsformen nicht mehr repräsentieren, wie sich<br />

aus folgender Überlegung ergibt: In den über 80 Jahre<br />

alten Beständen nimmt die Mischungsform Fichte­<br />

Tanne-Buche etwa zwei Drittel der Fläche ein; für reine<br />

Fichtenbestände <strong>und</strong> Fichten-Tannen-Bestände bleibt<br />

dann noch etwa ein Drittel. In den Tallagen bedecken<br />

die Naßböden aber r<strong>und</strong> die Hälfte der Fläche. Auf Naßböden<br />

können jedoch keine Fichten-Tannen-Buchen­<br />

Bestände gestockt haben. Diese müssen also in den<br />

mehr als 80 Jahre alten Beständen überrepräsentiert<br />

sein. Das erklärt sich aus der <strong>Wald</strong>geschichte. In den<br />

Jahrzehnten vor 1855 wurden die Bestände der Naßböden<br />

- vor allem im Westteil des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

- sehr stark genutzt. Das Regelverfahren bestand<br />

im kahlen Abtrieb <strong>und</strong> nachfolgender Entwässerung<br />

(Kgl. Ministerial-Forsteinrichtungsbureau 1849). Die<br />

bedeutenden Nutzungen in den Tallagen konzentrierten<br />

sich also auf die Naß böden, was nicht verw<strong>und</strong>erlich<br />

ist, da diese zum großen Teil nahe an den Triftgewässern<br />

liegen <strong>und</strong> daher der Transport des Holzes<br />

keine großen Schwierigkeiten bereitete.<br />

Der Rückgang der Fichten-Tannen-Buchen-Bestände<br />

<strong>und</strong> die Zunahme der reinen Fichten-Bestände von<br />

den älteren zu den jüngeren Altersklassen sind also in<br />

dem Umfang, wie sie zunächst aus der Statistik hervorzugehen<br />

schienen, nicht gegeben; die Ursache liegt<br />

bei der großflächigen Abnutzung der Bestände auf<br />

Naß böden in den Jahrzehnten vor 1855. Nähere Aufschlüsse<br />

werden sich ergeben, wenn wir die Bestandsformen<br />

im Zusammenhang mit den Standortseinheiten<br />

betrachten.<br />

Eine zweite Statistik der Bestandsformen nach den Ergebnissen<br />

der <strong>Wald</strong>inventur von 1971 enthalten die<br />

Tabellen 63 <strong>und</strong> 64. Hier soll der Bestockungswandel<br />

seit 1855 nur insofern kurz erörtert werden, als hierbei<br />

die standörtlichen Unterschiede zwischen den Höhenstufen<br />

eine Rolle gespielt haben. Soweit die 1971 ausgeschiedenen<br />

Bestände über die Grenzen der Höhenstufen<br />

hinweggreifen, sind sie dort eingeordnet, wo der<br />

größere Teil ihrer Fläche liegt. Die Ausscheidung deckt<br />

sich also nicht vollkommen mit der der Höhenstufen.<br />

Die Bestandsformen reine Buche <strong>und</strong> Reut-Fichte<br />

(Wiesenaufforstungen) kamen 1972 nur auf verschwindenden<br />

Flächen vor <strong>und</strong> sind daher den Buchen-Fichten-Beständen<br />

bzw. den reinen Fichten-Beständen<br />

zugeschlagen.<br />

240<br />

Die Wälder der Hochlagen haben sich in ihrer Zusammensetzung<br />

seit 1855 nicht verändert. In den oberen<br />

Hanglagen ist der Anteil der reinen Fichtenbestände<br />

etwa gleich geblieben (Fels- <strong>und</strong> Blockböden, Naß böden).<br />

Die einstmals dominierende Mischung Fichte­<br />

Tanne-Buche ist bis auf geringfügige Reste zusammengeschrumpft.<br />

An ihre Stelle sind zu etwa gleichen<br />

Teilen Fichten-Buchen- <strong>und</strong> Buchen-Fichten-Bestände<br />

getreten. Die Fichten-Tannen-Buchen-Bestände<br />

haben auch in den unteren Hanglagen stark abgenommen.<br />

Die freigewordenen Flächen sind zu 3/4 an Fichten-Buchen-Bestände<br />

<strong>und</strong> nur zu 1/4 an die Buchen­<br />

Fichten-Bestände gefallen. In den Tallagen hat die Mischung<br />

Fichte-Tanne-Buche den größten Teil ihrer Fläche<br />

an die Fichten-Buchen-Bestände verloren, Buchen-Fichten-Bestände<br />

treten hier nicht auf.<br />

Gerade der Flächenzuwachs der Buchen-Fichten-Bestände,<br />

die auf den Lockerbraunerden der oberen<br />

Hanglage große, in der unteren Hanglage geringe <strong>und</strong><br />

in der frostgefährdeten Tallage gar keine Flächen dazugewonnen<br />

haben, zeigt klar die ökologischen Unterschiede<br />

zwischen den Höhenstufen; diese kommen<br />

wesentlich deutlicher zum Ausdruck als bei PLOCH­<br />

MANN (1961), der die Grenzen der Hochlagen, oberen<br />

<strong>und</strong> unteren Hanglagen <strong>und</strong> Tallagen bei Meereshöhen<br />

von 1150 m, 950 m<strong>und</strong> 700 m festlegte. Eine Untergrenze<br />

der unteren Hanglagen bei 700 m hätte beispielsweise<br />

für das <strong>Nationalpark</strong>gebiet fast keine Flächen<br />

in den Tallagen ergeben, da diese hier höher liegen<br />

als in anderen Bereichen.<br />

7.4.3 Bestandsformen nach Standortseinheiten<br />

Um herauszufinden, wie sich die <strong>Wald</strong>bestände der<br />

einzelnen Standortseinheiten (d. h. Bodenformen innerhalb<br />

bestimmter Höhenstufen) in ihrer Baumartenmischung<br />

unterscheiden, wurde eine besondere Auswertung<br />

durchgeführt. Aus den Unterlagen von 1855<br />

(WolfsteinerTriftkomplex) bzw.1861 (lIz-Triftkomplex)<br />

sind diejenigen Bestände ausgewählt, deren Fläche<br />

sich zu über 90%, zu 90 bis 75% oder zu 75 bis 50% mit<br />

einer heutigen Standortseinheit deckt. Die nicht veröffentlichte<br />

Tabelle gibt an, aus welchen Baumarten sich<br />

die betreffenden <strong>Wald</strong>bestände zusammensetzen.<br />

Die Daten sind so geordnet, daß entsprechend ihrer<br />

Reihenfolge ihre Aussagekraft abnimmt. Bestände, deren<br />

Fläche sich zu über 90% mit einer Standortseinheit


deckt, sind zuerst aufgeführt, erst danach diejenigen<br />

mit geringerer Übereinstimmung. Innerhalb dieser<br />

Gruppen wurden die Bestände von den hohen zu den<br />

niedrigen Altern angeordnet. Aus der ersten Spalte<br />

können die Baumarten in der Reihenfolge ihres Anteils<br />

am Bestand entnommen werden. Untergeordnete Beimischung<br />

ist durch eine Klammer gekennzeichnet.<br />

Als zweite Quelle dienen die Aufnahmen der Probeflächen,<br />

die in Abschn. 7.2 beschrieben sind <strong>und</strong> deren<br />

wesentliche Daten den Abb. 43 bis 65 Ueweils mit erläuterndem<br />

Text) zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />

Bei der folgenden Darstellung wird der Inhalt der Abschnitte<br />

7.4 bis 7.42 als bekannt vorausgesetzt; es folgen<br />

dazu noch Ergänzungen. Gegenstand der Erörterung<br />

ist nur die Baumartenzusammensetzung der Wälder,<br />

nicht deren Gefüge <strong>und</strong> Dynamik.<br />

7.4.3.1 Standorte der Sand- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

Diese Gruppen von Standorten wird zuerst besprochen,<br />

weil hier die Gliederung nach Höhenstufen am<br />

klarsten erkennbar ist <strong>und</strong> weil hier alle wesentlichen<br />

Baumarten vorkommen, auch diejenigen, welche auf<br />

Fels- <strong>und</strong> Blockböden oder Naßböden nicht mehr gedeihen.<br />

Innerhalb der Hochlagen wird die Bodenform<br />

mitteJgründiger Lehm über verfestigtem Schutt ganz<br />

von der Fichte beherrscht. Nur am unteren Rand der<br />

Einheit tauchen hie <strong>und</strong> da der Bergahorn <strong>und</strong> vereinzelte<br />

Buchen auf. Als Pionierbaumart kommt zur Fichte<br />

die Eberesche.<br />

Ein Beispiel für einen solchen Fichtenbestand gibt die<br />

Probefläche Nr. 6 aus dem Revier Schönau (Abb. 43);<br />

der Text enthält die treffende Beschreibung eines damals<br />

offenbar noch unberührten Bestandes; typisch ist<br />

die Verjüngung der Fichte auf vermodernden Stämmen.<br />

Weitere Aufschlüsse über die Fichtenwälder dieser<br />

Standortseinheit geben die Probeflächen Nr. 55, 56<br />

<strong>und</strong> 60 aus dem Revier Finsterau (Abb. 44, 45 <strong>und</strong> 46),<br />

von denen die beiden letztgenannten noch vom Menschen<br />

unberührt sein dürften. Die Aufbauformen der<br />

Fichten-Hochlagenbestände wird Schreyer (Bayer.<br />

Staatsministerium f. Ernährung, Landw. u. Forsten,<br />

1973), behandeln.<br />

Nur sehr gering sind - wenigstens für den Baumbestand<br />

- die Unterschiede zur Standortseinheit HochJage<br />

/ gebJeichter mitteJgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt, die nur unbedeutende Flächen einnimmt.<br />

Es liegen deshalb keine speziellen Angaben vor. Da<br />

diese Bodenform jedoch nur in Kamm- <strong>und</strong> Rückenlagen<br />

<strong>und</strong> deshalb in größerer Meereshöhe vorkommt,<br />

scheiden hier Mischbaumarten wie Bergahorn <strong>und</strong> Buche<br />

allein deshalb aus. Die Vogelbeere tritt, wie auf der<br />

zuvor beschriebenen Einheit, als Pionierbaumart auf.<br />

Wo in der Hochlage tiefgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt vorkommt, trifft man neben der Fichte bis<br />

etwa 1300 m regelmäßig den Bergahorn <strong>und</strong> bis etwa<br />

1200 m auch die Buche an. Es handelt sich hier im wesentlichen<br />

um den unteren Grenzbereich der Hochlagen.<br />

Der Bergahorn hat hier - wo die Konkurrenz der<br />

Tanne aufgehört hat <strong>und</strong> die Konkurrenz der Buche<br />

nicht mehr stark ist - seinen Verbreitungsschwerpunkt.<br />

Die Vogelbeere spielt als Pionierbaum eine Rolle.<br />

Für die Standortseinheiten HochJage / Lehm über<br />

Sand <strong>und</strong> HochJage / Lehm, die ebenfalls nur geringe<br />

Flächen im unteren Grenzbereich der Höhenstufe dekken,<br />

fehlen spezielle Bestandsbeschreibungen.<br />

Innerhalb der Bodenform tiefgründiger Lehm über verfestigtem<br />

Schutt vollzieht sich der Übergang von den<br />

Mischwäldern der Hanglagen zu den Fichtenwäldern<br />

der Hochlagen. Die Grenze der beiden Höhenstufen<br />

wurde dort gezogen, wo die besonders lockeren <strong>Böden</strong><br />

(siehe Abschn. 5.2.2.5) ihre Obergrenze finden<br />

(Ausnahmen siehe Abschn. 3.3). Diese Trennlinie verläuft<br />

stets dort, wo flächige Vorkommen der Buche<br />

(Horste, Gruppen) aufhören, oberhalb ist diese Baumart<br />

nur noch einzeln vertreten. Unterhalb nimmt der<br />

Buchenanteil der Bestände rasch zu. Wie bereits ausgeführt<br />

(Abschn. 7.4.1), liegt die obere Verbreitungsgrenze<br />

der Tanne anscheinend etwas tiefer als die der<br />

Buche. So bildet sich im obersten Teil der Hanglagen<br />

innerhalb der Standortseinheit obere HangJage / tiefgründiger<br />

Lehm über verfestigtem Schutt eine schmale<br />

Zone heraus, in der die Tanne nur selten vorkommt <strong>und</strong><br />

die Buche - begleitet von Bergahorn <strong>und</strong> Fichte - häufig<br />

dominiert. Beispiele dieser Art liefern die Probeflächen<br />

Nr. 10 im Revier Schönau (Abb. 47) <strong>und</strong> die Probefläche<br />

Nr. 2 im Revier Klingenbrunn (Abb. 48).<br />

Die Bodenform Lehm in der Ausbildung als Lockerbraunerde<br />

herrscht in der oberen HangJage vor. Der<br />

Mischwald aus Fichte-Tanne-Buche mit untergeordneter<br />

Beteiligung des Bergahorn ist die zugehörige Bestandsform.<br />

Als seltenere Mischbaumarten werden bis<br />

etwa 1100 m Höhe der Spitzahorn, die Esche <strong>und</strong> die<br />

Bergulme genannt. Als Pioniergehölze sind die Eber-<br />

241


Die Spirke ist nur in den Hochmooren bis etwa 1100 m Höhe<br />

verbreitet.<br />

Foto: H. Bibelriether<br />

242


In den Verebnungen der Hochlagen haben sich Hochmoore<br />

mit Latsche ausgebildet.<br />

Foto: G. Sperber<br />

243


esche <strong>und</strong> die Salweide verbreitet; auch Birken kommen<br />

vor. Im unteren Teil der Höhenstufe müßte auch<br />

noch die Aspe gedeihen, jedoch fehlen Beobachtungen.<br />

Die Probeflächen Nr. 12 im Revier Schönau (Abb. 49),<br />

Nr. 19 im Revier Riedlhütte (Abb. 50), sowie Nr. 3 <strong>und</strong><br />

Nr. 6 im Revier Klingenbrunn (Abb. 51 <strong>und</strong> 52), die offenbar<br />

vom Menschen noch wenig beeinflußt sind, geben<br />

Beispiele für diese Bestandsform. Meist herrscht<br />

nach der Baumzahl die Buche vor, die typischerweise<br />

(siehe Schreyer, Bayer. Staatsministerium f. Ernährung,<br />

Landw. u. Forsten, 1973) hauptsächlich mit Bäumen<br />

geringerer Durchmesser vertreten ist; nach der<br />

Holzmasse überwiegen die Nadelbäume. Im Durchschnitt<br />

entfällt auf die Fichte, die Tanne <strong>und</strong> die Buche je<br />

etwa ein Drittel der Holzmasse; bemerkenswert ist vor<br />

allem die starke Beteiligung der Tanne, die heute in diesem<br />

Bereich auf großen Flächen völlig fehlt!<br />

Die Standortseinheit untere Hanglage / Lehm unterscheidet<br />

sich von der vorigen in der Zusammensetzung<br />

ihrer <strong>Wald</strong>bestände nicht wesentlich. Auch hier<br />

ist fast überall die ausgewogene Mischung von Fichte­<br />

Tanne-Buche zu finden. Beispiele für diese Bestände<br />

liefern die Probeflächen Nr. 8 im Revier Schönau (Abb.<br />

53), Nr. 17 <strong>und</strong> Nr. 20 im Revier Riedlhütte (Abb. 54 <strong>und</strong><br />

55), die alle bereits plenterartig genutzt sind. Als weitere,<br />

seltenere Baumarten werden der Bergahorn, der<br />

Spitzahorn, die Bergulme, die Esche, die Eibe <strong>und</strong> in<br />

den wärmsten Lagen auch die Sommerlinde erwähnt.<br />

Nicht genannt ist die Vogelkirsche, die man immer wieder<br />

in den Wäldern antrifft. Als Pionierbaumarten kommen<br />

die Salweide, die Aspe, die Eberesche <strong>und</strong> die Birke<br />

vor.<br />

Die bevorzugte Verwendung der Tanne <strong>und</strong> der Buche<br />

für den Aschenbrand der Glashütten könnte eine gewisse<br />

Begünstigung der Fichte bedeutet haben. Das ist<br />

aber keineswegs sicher. Die Nutzung in Form einer<br />

rohen Plenterung könnte auch Vorteile für die Schattbaumarten<br />

Tanne <strong>und</strong> Buche gebracht haben. Eine<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Veränderung der Baumartenanteile in<br />

den Fichten-Tannen-Buchen-Wäldern auf Lehmen in<br />

der oberen <strong>und</strong> der unteren Hanglage dürften jedoch<br />

diese Eingriffe nicht bewirkt haben (siehe Abschn. 7.3).<br />

Es ist daher unwahrscheinlich, daß "die Fichte im Buchen-Tannenwald<br />

der besten Lagen keine nennenswerte<br />

Rolle" gespielt hat, wie TRAUTMANN (1952) annimmt.<br />

Man darf sich durch die großflächigen, von der<br />

244<br />

Buche beherrschten Bestände, die heute auf den Lokkerbraunerden<br />

der Hanglagen zu finden sind, nicht<br />

täuschen lassen. Mehrere Autoren, die sich mit der Erneuerung<br />

der Buchen-Tannen-Fichten-Urwälder befaßt<br />

haben, z. B. MAUVE (1931) <strong>und</strong> RUBNER (1953),<br />

haben die Bedeutung der am Boden liegenden, modernden<br />

Baumstämme (Rannen) für die Verjüngung<br />

der Fichte betont. Die weitgehende Nutzung des Holzes<br />

verschiebt vermutlich die Konkurrenzverhältnisse<br />

zwischen Buche, Tanne <strong>und</strong> Fichte zu ungunsten der<br />

Fichte.<br />

Die Standortseinheit Lehm über Sand hat in der unteren<br />

Hanglage ihren Verbreitungsschwerpunkt. Sie unterscheidet<br />

sich in der Bestandszusammensetzung<br />

nicht nachweisbar von der Standortseinheit Lehm / untere<br />

Hanglage, wie aus der Tabelle, aus den Probeflächen<br />

Nr. 17, 18 <strong>und</strong> 21 im Revier Klingenbrunn (Abb. 56,<br />

57 <strong>und</strong> 58) <strong>und</strong> der Beobachtung der heutigen Bestände<br />

hervorgeht. Jedoch weisen die Untersuchungen<br />

während der <strong>Wald</strong>inventur 1971 darauf hin, daß die<br />

Fichte hier anfälliger für die Rotfäule ist als auf anderen<br />

Standorten (Schreyer, Bayer. Staatsministerium f. Ernährung,<br />

Landw. u. Forsten, 1973). Das könnte nun allerdings<br />

auch für den Aufbau der einstigen Urwälder<br />

bedeutsam gewesen sein; die betreffenden, leicht zugänglichen<br />

<strong>Wald</strong>teile unterlagen aber schon 1855 zu<br />

lange der menschlichen Nutzung als daß ihre Bestände<br />

noch darüber Aufschluß geben könnten.<br />

Die Standortseinheiten Lehm mit Wasserzug in der unteren<br />

<strong>und</strong> oberen Hanglage sind nur auf geringen Flächen<br />

vertreten, passende Bestandsbeschreibungen<br />

fehlen daher. Es bestehen auch heute keine Unterschiede<br />

in der Bestandszusammensetzung gegenüber<br />

den Einheiten Lehm / obere Hanglage <strong>und</strong> Lehm / untere<br />

Hanglage. Jedoch ist bei den beiden Probeflächen,<br />

in denen auf wesentlichen Flächen Wasserzug<br />

im Unterboden anzutreffen ist (Nr. 5 Revier Schönau<br />

<strong>und</strong> Nr. 11 Revier Schönau, siehe Abb. 59 <strong>und</strong> 60), in<br />

der Beschreibung auf die "vorzügliche Güte des <strong>Wald</strong>bodens"<br />

hingewiesen, was bei anderen Standortseinheiten<br />

nicht vorkommt. Innerhalb der Standortseinheit<br />

untere Hanglage / Lehm mit Wasserzug gedeihen im<br />

<strong>Nationalpark</strong>gebiet vermutlich die wuchskräftigsten<br />

Mischbestände aus Buche, Tanne <strong>und</strong> Fichte.<br />

Das im gesamten Bereich der Hanglagen ziemlich ähnliche<br />

Bild des Mischwaldes ändert sich, wenn wir in die<br />

Tallage kommen. Zwar sind in der Tabelle für die Stand-


ortseinheit Lehm / Tallage noch durchwegs die Baumarten<br />

Fichte-Tanne-Buche angegeben. Aus den Bestandsbeschreibungen<br />

geht aber hervor, daß die Buche<br />

in der Regel in weit geringerer Zahl vertreten ist<br />

<strong>und</strong> vor allem den Nebenbestand bildet. Je mehr man<br />

sich den Kernen der Tallage mit ihrem extremen <strong>Klima</strong><br />

nähert, desto mehr gehen die Anteile der Buche zurück;<br />

auf Teilflächen kann sie ganz fehlen, so daß hier<br />

nur Fichte <strong>und</strong> Tanne die Bestände aufbauen. Neben<br />

dem extremen <strong>Klima</strong> wirkt sich hier auch noch die Verdichtung<br />

der <strong>Böden</strong> aus, die sich auf die Umgebung der<br />

Naßböden konzentriert; auch dadurch ist die Buche im<br />

Nachteil.<br />

Zum gleichen Ergebnis kommt man auch aufgr<strong>und</strong> der<br />

einzigen in diese Standortseinheit fallende Probefläche<br />

(Nr. 2 Revier Schönau, Abb. 61) <strong>und</strong> nach der heutigen<br />

Zusammensetzung der Bestände. Während in<br />

den Hanglagen auch in den jüngsten Altersklassen bis<br />

1855 die Mischung Fichte-Tanne-Buche gewahrt blieb,<br />

fehlten in den Verjüngungen der Tallagen bereits<br />

mehrfach die Buche <strong>und</strong> die Tanne. Diese Baumarten<br />

können sich - nach der Abnutzung der Altbestände<br />

den Wirkungen des extremen <strong>Klima</strong>s ausgesetzt - nur<br />

schwer behaupten. Im Abschn. 3.1431 ist auf die Frostwirkungen<br />

an der Buche näher eingegangen, die im<br />

Freiland sehr deutlich sind, nicht dagegen unter<br />

Schirm.<br />

Sonstige Baumarten treten auf der Standortseinheit<br />

kaum auf, vereinzelt findet sich der Bergahorn. Die Pionierbaumarten<br />

Aspe, Salweide, Vogelbeere <strong>und</strong> Birke<br />

kommen auch hier vor.<br />

Die Standortseinheit Tallage / Lehm über Sand unterscheidet<br />

sich in der Bestandszusammensetzung nicht<br />

von der vorigen. Dasselbe gilt vermutlich für die Einheit<br />

Tallage / Sand <strong>und</strong> Schotter, über die keine weiteren<br />

Aussagen möglich sind.<br />

7.4.3.2 Standorte der Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

Über die vorkommenden Baumarten <strong>und</strong> ihre Anteile<br />

an den Beständen geben uns wieder die Beschreibungen<br />

aus der Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts einigen<br />

Aufschluß. Probeflächen, die damals überwiegend auf<br />

den betreffenden Standortseinheiten angelegt wurden,<br />

existieren leider nicht. Wesentliche Auskünfte<br />

gibt uns hier aber die Beobachtung der heutigen <strong>Wald</strong>bestände,<br />

die wegen des schwer zugänglichen <strong>und</strong><br />

vielfach steilen Geländes noch ursprünglicher erhalten<br />

sind als es auf den anderen Standorten der Fall ist. Wesentlich<br />

ist für alle Fels-, Humus- <strong>und</strong> Block-Humusböden<br />

das fast vollständige Fehlen der Buche, ein Bef<strong>und</strong>,<br />

der durch zahlreiche Beobachtungen gesichert ist.<br />

Die Standortseinheiten Hochlage / BJockfeJd <strong>und</strong> obere<br />

HangJage / BJockfeJd sind waldfrei, da sich zwischen<br />

den Blöcken noch nicht genügend humoses Material<br />

gesammelt hat. Nur vereinzelt treten Latsche, krüppelige<br />

Fichte <strong>und</strong> Vogelbeere (z. B. am Lusengipfel), in der<br />

oberen Hanglage auch manchmal Birke auf.<br />

Die Fichte beherrscht die Standortseinheiten BJock­<br />

Humusboden <strong>und</strong> Fels-Humusboden in den HochJagen.<br />

Auf Fels-Humusböden ist ihr Wachstum gegenüber<br />

den Block-Humusböden stark gedämpft. Bis etwa<br />

1300 m kommt der Bergahorn dazu; als Pioniergehölze<br />

sind die Vogelbeere <strong>und</strong> bestimmte strauchförmige<br />

Weidenarten anzutreffen. Die angegebene Bestandszusammensetzung<br />

gilt auch für die Fels- <strong>und</strong> Block­<br />

Boden-Anteile der Standortseinheiten HochJage /<br />

FeJs-Lehm-Mosaik <strong>und</strong> HochJage / BJock-Lehm-Mosaik;<br />

der Rest dieser Flächen folgt in seiner Bestokkung<br />

den Sand- <strong>und</strong> Lehmböden, d. h. der Bergahorn<br />

ist bis 1300 m stäker vertreten <strong>und</strong> Buche kommt in der<br />

unteren Randzone vor.<br />

In den oberen Hanglagen haben die Fels- <strong>und</strong> Blockböden<br />

den Schwerpunkt ihrer Verbreitung. Die Standortseinheit<br />

obere HangJage / BJock-Humusboden<br />

schließt die Buche fast vollkommen aus. Die Bestände<br />

bauen sich - es gibt noch schöne Beispiele - aus Fichte,<br />

Tanne <strong>und</strong> Bergahorn auf; hinzu kommt noch bis<br />

etwa 1100 m der Spitzahorn. Wenigstens im unteren<br />

Höhenbereich könnte auch die Bergulme noch vertreten<br />

sein, es fehlen aber entsprechende Angaben. Als<br />

Pionier ist die Eberesche häufig. Dieselben Baumarten<br />

treffen wir auf den Block-Humus-<strong>Böden</strong> innerhalb der<br />

Standortseinheit BJock-Lehm-Mosaik in der oberen<br />

HangJage. Für den Anteil an lehmigen <strong>Böden</strong> gilt das in<br />

Abschn. 7.4.3.1 Gesagte.<br />

Die FeJs-Humus-<strong>Böden</strong> der oberen HangJage tragen -<br />

wie die der Hochlage - nur eine geringwüchsige Fichtenbestockung.<br />

Vereinzelte Exemplare der Tanne, des<br />

Bergahorn <strong>und</strong> der Buche trifft man meist nur dort, wo<br />

sich etwas mineralische Feinerde gesammelt hat.<br />

Die Felsanteile der Standortseinheit obere HangJage /<br />

FeJs-Lehm-Mosaik sind mit Fichten, Tannen <strong>und</strong> Bergahornen,<br />

selten auch Buchen bestanden. Angaben für<br />

245


die Anteile an lehmigen <strong>Böden</strong> enthält Abschn. 7.4.3.1.<br />

Auf den Block-Humusböden der unteren Hanglage, die<br />

nur sehr selten sind, kommen hin <strong>und</strong> wieder die Bergulme<br />

<strong>und</strong> die Sommerlinde vor, sonst bestehen keine<br />

wesentlichen Unterschiede gegenüber der oberen<br />

Hanglage. Für den Felsanteil der Standortseinheit untere<br />

Hanglage / Fels-Lehm-Mosaik gilt dasselbe.<br />

Soweit Fels- <strong>und</strong> Blockböden in den Tallagen überhaupt<br />

vorkommen, sind neben der Fichte vor allem die<br />

Tanne <strong>und</strong> vereinzelt der Bergahorn auf ihnen anzutreffen.<br />

Als Pioniergehölz kommt noch die Vogelbeere<br />

hinzu.<br />

7.4.3.3 Standorte der Naßböden<br />

Einige der Baumarten, die auf den Sand- <strong>und</strong> Lehmböden<br />

anzutreffen sind, fehlen auf den Naß böden, weil sie<br />

bei den hier gegebenen Bodenverhältnissen nicht<br />

mehr gedeihen. Die Zahl der vorkommenden Baumarten<br />

ist also gegenüber den Sand- <strong>und</strong> Lehmböden eingeschränkt,<br />

ähnlich wie das auch bei den Fels- <strong>und</strong><br />

Blockböden festzustellen war.<br />

Die mineralischen Naßböden der Hochlagen werden<br />

sowohl nach den Aufzeichnungen aus der Mitte des<br />

vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts als auch nach heutigen Beobachtungen<br />

ganz von der Fichte eingenommen. Zu ihr<br />

gesellt sich bereits in der oberen Hanglage die Tanne.<br />

Diese ist hier aber wesentlich seltener als auf den<br />

Sand- <strong>und</strong> Lehmböden derselben Höhenstufe. Das<br />

geht aus der Tabelle hervor, wo die Tanne bei den mineralischen<br />

Naßböden in nicht einmal der Hälfte der<br />

Fälle ausdrücklich genannt ist.<br />

Heute spielt die Tanne auf Naßböden oberhalb 1050 m<br />

keine wesentliche Rolle mehr. Das war vermutlich bereits<br />

in der Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts ähnlich,<br />

denn aus der Karte von 1855 sind nur zwei Bestände<br />

aus Fichte <strong>und</strong> Tanne zu entnehmen, die im Höhenbereich<br />

1050 bis 1150 m lagen <strong>und</strong> vorwiegend auf Naßböden<br />

stockten. In dieselbe Richtung deutet auch ein<br />

Vergleich der Probeflächen Nr. 13 im Revier Schönau<br />

(Abb. 62) <strong>und</strong> Nr. 9 im Revier Klingenbrunn (Abb. 63),<br />

die größere Flächen an mineralischen Naß böden enthalten.<br />

Es ist zu vermuten, daß die Tanne auf Naßböden<br />

ihre obere Verbreitungsgrenze in etwas geringerer<br />

Meereshöhe erreicht, als auf Sand- <strong>und</strong> Lehmböden.<br />

Geht man zu mineralischen Naßböden der unteren<br />

Hanglage über, so war auch hier die Tanne nur als un-<br />

246<br />

tergeordnete Beimischung, aber regelmäßig, anzutreffen.<br />

Die in der Tabelle aufgeführten Bestandsbeschreibungen<br />

erwähnen zwar die Tanne in der Mehrzahl der<br />

Fälle nicht; Vergleiche zwischen Bestandsbeschreibungen<br />

<strong>und</strong> den Originalaufnahmen der in den betreffenden<br />

Beständen liegenden Probeflächen haben jedoch<br />

auch bei Naßböden gezeigt, daß Ta-Anteile um<br />

10% auch dann gegeben waren, wenn die Tanne nicht<br />

als Baumart erwähnt ist. Man kann daher annehmen,<br />

daß ein großer Teil der "Fichten-Bestände" auf mineralischen<br />

Naßböden geringe Tannen-Anteile aufwies. Sicher<br />

ist aber, daß die Tanne hier weit weniger häufig<br />

war, als auf Sand- <strong>und</strong> Lehmböden. Das trifft wohl auch<br />

für die Bestände zu, die in der Karte Nr. 12 als Fichten­<br />

Tannen-Bestände ausgeschieden sind. In geringem<br />

Umfang <strong>und</strong> fast nur nebenständig kommt auf den mineralischen<br />

Naßböden an steileren Hängen, die nicht<br />

das ganze Jahr über bis zur Oberfläche vernäßt sind,<br />

sowohl in der unteren als auch in der oberen Hanglage<br />

die Buche vor. An quelligen Stellen trifft man in der unteren<br />

Hanglage hin <strong>und</strong> wieder die Schwarzerle an. Als<br />

Pioniergehölze treten Aspe, Salweide, Vogelbeere <strong>und</strong><br />

Birke auf.<br />

Auf mineralischen Naßböden der Tallagen herrschte<br />

ebenfalls die Fichte, Tanne dürfte im allgemeinen in geringerem<br />

Umfang aber regelmäßig beigemischt gewesen<br />

sein, wie es heute noch zu beobachten ist; dafür<br />

sprechen die Bestandsbeschreibungen in der Tabelle,<br />

in denen die Tanne immer wieder erwähnt ist. Und die<br />

Bestandsbeschreibungen auf denen die Karte Nr. 12<br />

beruht (Fichten-Tannen-Bestände). Waren nur wenige<br />

Tannen vorhanden, so brauchen sie nicht immer aufgeführt<br />

zu sein, wie im vorigen Absatz bereits dargelegt<br />

ist; wenn also die Tanne in den Bestandsbeschreibungen<br />

nicht genannt ist, so beweist das noch nicht, daß<br />

sie fehlte, wohl aber, daß sie nur untergeordnet beteiligt<br />

war.<br />

Neben der Fichte <strong>und</strong> der Tanne findet sich vereinzelt,<br />

vor allem an Wasserläufen, die Schwarzerle; anders als<br />

in den unteren Hanglagen ist ihr Wuchs stets kümmerlich.<br />

Möglicherweise spielen hierbei die extremen klimatischen<br />

Verhältnisse eine Rolle. Als Pionierbaumarten<br />

sind Birke, Salweide <strong>und</strong> Vogelbeere anzutreffen.<br />

Mit zunehmender Stärke der organischen Auflage werden<br />

die ökologischen Bedingungen auf den Naßböden<br />

für die meisten Baumarten schwieriger. Die Fichte


kann sich relativ gut anpassen, sie wächst auf Niedermoor<br />

noch zu mächtigen Bäumen heran. Kaum möglich<br />

ist es, über die Beteiligung der Tanne an solchen<br />

Beständen genauere Aussagen zu machen; denn die<br />

Flächen dieser Bodenform sind meist so klein, daß weder<br />

Bestandsbeschreibungen, noch Probeflächen ein<br />

klares Bild vermitteln können. Im heutigen <strong>Wald</strong> geht<br />

die Beteiligung der Tanne in den Beständen auf flachem<br />

sowie auf mittlerem <strong>und</strong> tiefem Niedermoor mit<br />

zunehmender Mächtigkeit der organischen Auflage<br />

zurück. Trifft man auf mineralischen Naßböden die<br />

Tanne noch häufig, so sinkt innerhalb der Bodenform<br />

flaches Niedermoor ihr Anteil mit zunehmender Stärke<br />

der Moorauflage laufend ab, häufig fehlt sie vollständig.<br />

Auf tiefem Niedermoor ist sie nur in seltenen Ausnahmefällen<br />

noch zu finden. Die Bestandsbeschreibungen<br />

sprechen dafür, daß das um die Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

ähnlich war. Weder bei Beständen auf flachem,<br />

noch bei solchen auf tiefem Niedermoor wird jeweils<br />

die Tanne genannt. Wie schon erläutert, muß das<br />

nicht bedeuten, daß sie völlig gefehlt hat, es besagt<br />

aber mindestens, daß sie nur gering am Aufbau der Bestände<br />

beteiligt gewesen ist. Die beiden Probeflächen<br />

Nr. 21 im Revier Riedlhütte (Abb. 64) <strong>und</strong> Nr. 14 im Revier<br />

Klingenbrunn (Abb. 65) lassen nicht erkennen, ob<br />

die Tanne auch auf dem tiefen Niedermoor oder nur<br />

außerhalb vorgekommen ist.<br />

Faßt man all diese Beobachtungen zusammen, so ist<br />

es wahrscheinlich, daß die Tanne in den natürlichen<br />

Wäldern auf den Standortseinheiten Tallage / flaches<br />

Niedermoor <strong>und</strong> untere Hanglage / flaches Niedermoor<br />

noch in geringem Umfang, aber wesentlich seltener als<br />

auf mineralischen Naßböden vorkam. Bis zu welcher<br />

Meereshöhe sie diese Standorte besiedeln konnte, ist<br />

offen. Als Pioniergehölze treten die Ohrweide <strong>und</strong> die<br />

Moorbirke auf; diese kommt vereinzelt bis in die Hochlagen<br />

vor, ist aber nur im unteren Bereich häufiger.<br />

Hat ein Moor durch Anhäufung organischer Substanz<br />

begonnen, sich über seine Umgebung aufzuwölben<br />

<strong>und</strong> wächst es allmählich aus dem Niveau des mineralstoffhaitigen<br />

Gr<strong>und</strong>wassers hinaus, so sind die veränderten<br />

ökologischen Bedingungen deutlich am <strong>Wald</strong><br />

zu erkennen. Auf Übergangsmooren ist die dominierende<br />

Baumart die Fichte. Ihre Wuchs- <strong>und</strong> Konkurrenzkraft<br />

sind aber bereits so geschwächt, daß lichtbedürftige<br />

Baumarten, wie die Moorbirke, wesentliche<br />

Anteile an den Beständen erhalten. Abgesehen von<br />

den Hochlagen, wo die Fichte allein vorkommt, sind daher<br />

Fichte <strong>und</strong> Moorbirke die Hauptbaumarten auf dieser<br />

Standortseinheit. Zu ihnen tritt als weitere Lichtbaumart<br />

in den Tallagen die <strong>Wald</strong> kiefer, die immer wieder<br />

zu beobachten ist, z. B. im Großen Filz bei Spiegelau.<br />

Das bedeutendste Vorkommen der <strong>Wald</strong>kiefer auf<br />

Übergangsmooren liegt außerhalb des <strong>Nationalpark</strong>s,<br />

in der Randzone des Klosterfilzes; es wird neben anderen<br />

Beispielen auch bereits von SENDTNER 1860 erwähnt.<br />

Die Übergangsmoore der Tallagen sind daher<br />

möglicherweise ein natürlicher Standort der WaIdkiefer,<br />

sicherlich der einzige im <strong>Nationalpark</strong>gebiet.<br />

Bei weiterem Wachstum entwickelt ein Moor einen eigenen,<br />

nur mehr aus den Niederschlägen gespeisten<br />

Wasserkörper im Torf; es bildet sich ein Hochmoor. Die<br />

Standortseinheit Übergangsmoor ist in der vorliegenden<br />

Arbeit gegen die Einheit Hochmoor dort abgegrenzt,<br />

wo der <strong>Wald</strong> aus Fichte, Moorbirke <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>kiefer<br />

aufhört <strong>und</strong> Beständen der Spirke, Latsche oder<br />

vereinzelten krüppelhaften Fichten oder Moorbirken<br />

weicht. Spirke tritt innerhalb des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

nur in der Tallage auf; sie erreicht aber im Finsterauer<br />

Filz eine Meereshöhe von 1050 m. In den Kammlagen<br />

des Gebirges sind Moore häufig nur von Krüppelfichten<br />

bestanden. In den Kernen der Hochmoore können<br />

auch diese Gehölze kleinflächig fehlen. Nach Entwässerung<br />

breiten sich häufig Fichten <strong>und</strong> Birken, besonders<br />

an den Grabenrändern aus.<br />

Sonderfälle stellen die Standortseinheiten des hochgelegenen<br />

Quellmoors in den oberen Hanglagen <strong>und</strong> in<br />

den Hochlagen dar. Sie kommen nur oberhalb etwa<br />

1050 m vor. Eine im allgemeinen nur geringe Mächtigkeit<br />

der organischen Auflage <strong>und</strong> starke Wasserdurchrieselung<br />

sind kennzeichnend. Die Standorte dieser<br />

Einheiten sind von kümmernden Fichten schütter bestockt.<br />

Wo die organischen Auflagen mächtiger werden<br />

(z. B. 80 cm), fehlt häufig auch die Fichte <strong>und</strong> es<br />

siedeln sich typische Hochmoorpflanzen an. Die ökologischen<br />

Bedingungen dieses Standorts sollten näher<br />

untersucht werden. Die Höhenlage deutet darauf hin,<br />

daß hier klimatische Umstände, vielleicht auch die<br />

Temperatur des Quellwassers, eine Rolle spielen.<br />

Zwischen den Bestandsformen, wie sie aus den Aufnahmen<br />

um die Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts, bzw.<br />

aus den Beobachtungen der heutigen Wälder hervorgehen,<br />

<strong>und</strong> den Standortseinheiten haben sich in den<br />

vorausgehenden Abschnitten klare Zusammenhänge<br />

247


ergeben. Auch wenn eine gewisse Veränderung der<br />

Wälder durch menschliche Einflüsse bis zur Mitte des<br />

vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts angenommen wird, haben die<br />

Untersuchungen doch differenziertere Angaben über<br />

die Baumartenzusammensetzung erbracht, als Pollenanalyse<br />

<strong>und</strong> Vegetationsk<strong>und</strong>e liefern können. Aufbauend<br />

auf der Standortskarte lassen sich nun für fast<br />

die gesamte Fläche des <strong>Nationalpark</strong>gebietes annähernde<br />

Aussagen über die ursprünglichen Baumartenanteile<br />

der Wälder machen. Es istzu hoffen, daß darüber<br />

hinaus in absehbarer Zeit, beispielsweise durch<br />

pollenanalytische Untersuchungen geklärt wird, wie<br />

stark die Zusammensetzung des <strong>Wald</strong>es sich bis zur<br />

Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts unter dem Einfluß des<br />

Menschen bereits verändert hatte.<br />

7.5 Baumdimensionen<br />

Zum Abschluß sei noch einiges über die Ausmaße gesagt,<br />

die Bäume im Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong> erreichen<br />

können. Am Ende des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts kamen<br />

urwüchsige Bestände noch auf wesentlich größeren<br />

Flächen vor als heute. Aus RAESFELDT (1894) ist<br />

daher die Tabelle 65 übernommen. Die größeren Ausmaße<br />

sind nach Höhe (55 m), Durchmesser in Brusthöhe<br />

(170 cm) <strong>und</strong> Holzmasse (36,9 fm) für die Weißtanne<br />

angegeben. Bei der Fichte sind als größte Baumhöhe<br />

49 m, bei der Buche 48 m genannt.<br />

Diese gewaltigen Ausmaße zeigen, zu welcher Größe<br />

Fichten, Tannen <strong>und</strong> Buchen im Inneren Bayerischen<br />

<strong>Wald</strong> heranwachsen, wenn sie alt genug werden können;<br />

sie beweisen auch, wie günstig die Standorte für<br />

das Wachstum der <strong>Wald</strong>bäume in diesem Gebiet sind.<br />

249


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T<strong>und</strong>renzeit im Habichtswald, Notizbl. hess. L.-Amt f.<br />

Bodenforschung 85, 380-386<br />

SCHÖNHALS, E., 1957 (c): Späteiszeitliche Wind-Ablagerungen<br />

in den Nördlichen Kalkalpen <strong>und</strong> die Entstehung der Bukkelwiesen,<br />

Natur <strong>und</strong> Volk 87, 317-328<br />

SCHRAMM, A, 1950: Meteorologisches zum Böhmischen<br />

Wind, Der Bayerwald (42), <strong>Heft</strong> 1, 11-15<br />

SCHRAMM, A, 1965: Extreme Witterungsverhältnisse im 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert im Bayerischen <strong>Wald</strong>, Der Bayerwald 57, <strong>Heft</strong> 2, .<br />

77-79<br />

STREBEL, 0., 1960: Mineralstoffernährung <strong>und</strong> Wuchsleistung<br />

von Fichtenbeständen (Picea Abies) in Bayern, Forstwiss.<br />

Centralbl. 79, 17-42<br />

STREBEL, 0., 1961: Nadelanalytische Untersuchungen an<br />

Fichten-Altbeständen sehr guter Wuchsleistung im bayerischen<br />

Alpenvorland, Forstwiss. Centralbl. 80, 344-352<br />

TEICH MANN, U., 1984: Die Ermittlung des Gebietsniederschlages<br />

zur Lösung hydrologischer Bilanzen, Wasserhaushalt<br />

<strong>und</strong> Stoffbilanzen im naturnahen Einzugsgebiet Große<br />

Ohe, Nr. 1, 89 S.<br />

253


TRAUTMANN, W., 1952 (a): Pflanzensoziologische Untersuchungen<br />

der Fichtenwälder des Bayerischen <strong>Wald</strong>es, Forstwiss.<br />

Centralbl. 71,289-313<br />

TRAUTMANN, w., 1952 (b): Pollenanalytische Untersuchungen<br />

über die Fichtenwälder des Bayerischen <strong>Wald</strong>es,<br />

Planta 41, 83-124<br />

TROLL, C., 1944: Strukturböden, Solifluktion <strong>und</strong> Frostklimate<br />

der Erde, Geologische R<strong>und</strong>schau 34, 545-694<br />

TROLL, C., 1947: Die Formen der Solifluktion <strong>und</strong> die periglaziale<br />

Bodenabtragung, Erdk<strong>und</strong>e 1, 162-175<br />

TROLL, C., 1948: Der subnivale oder periglaziale Zyklus der<br />

Denudation, Erdk<strong>und</strong>e 2, 1-21<br />

TROLL, C., u. a. 1967: Führer zu geologisch-petrographisehen<br />

Exkursionen im Bayerischen <strong>Wald</strong>, Teil I: Aufschlüsse<br />

im Mittel- <strong>und</strong> Ostteil, Geologica Bavarica, Nr. 58<br />

VANGEROW, H.-H., LÖW, H., WALDHERR, M., 1979: Die Forstleute<br />

im <strong>Wald</strong> zwischen Rachel <strong>und</strong> Lusen, Der Forst- <strong>und</strong><br />

Holzwirt (Sonderdruck) 34. Jahrgang, Nr. 11, 5 S.<br />

WAGNER, P., 1897: Die Seen des Böhmerwaldes, Wissenschaftl.<br />

Veröffentl. des Vereins für Erdk<strong>und</strong>e zu Leipzig<br />

4, 1-89<br />

WALDMANN, G., 1959: Schnee <strong>und</strong> Bodenfrost als Standortsfaktoren<br />

am Großen Falkenstein, Forstwiss. Centralbl. 78,<br />

98-108<br />

WEHRMANN, J., 1959 (a) : Methodische Untersuchungen zur<br />

254<br />

Durchführung von Nadelanalysen in Kiefernbeständen,<br />

Forstwiss. Centralbl. 78, 77-97<br />

WEHRMANN, J., 1959 (b) : Die Mineralstoffernährung von Kiefernbeständen<br />

(Pinus silvestris) in Bayern, Forstwiss. Centralbl.<br />

78,129-149<br />

WEHRMANN, J., 1961 : Die Auswirkungen der Trockenheit<br />

von 1959 auf die Nährelementversorgung bayerischer Kiefern<br />

bestände, Forstwiss. Centralbl. 80, 272-287<br />

WEHRMANN, J., 1963: Nadelanalytische Untersuchung eines<br />

Fichtendüngungsversuches auf Hochmoor, Die Phosphorsäure<br />

23, 215-230<br />

WEINLÄNDER, A., 1959: Niederschlag <strong>und</strong> Geländegestaltung,<br />

Meteorol. R<strong>und</strong>schau 12, 120-126<br />

WOLDSTEDT, P., 1958: Das Eiszeitalter, 11. Band, Stuttgart<br />

WOLDSTEDT, P., 1961 : Das Eiszeitalter, I. Band, Stuttgart<br />

ZECH, w., 1979: Eiszeitliche Bodenbildung im <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>, <strong>Nationalpark</strong>, Nr. 22 (1/79), S. 17-19.<br />

ZEITHAMMER, L. M., 1896: Land <strong>und</strong> Leute des Böhmerwaldes,<br />

Winterberg<br />

ZÖTTL, H., 1964: <strong>Wald</strong>standort <strong>und</strong> Düngung, Centralbl. f. d.<br />

gesamte Forstwesen 81, 1-24<br />

ZUKRIGL, K., ECKHART, G. <strong>und</strong> NATHER, J., 1963: Standortsk<strong>und</strong>liehe<br />

<strong>und</strong> waldbauliehe Untersuchungen in Urwaldresten<br />

der niederösterreichischen Kalkalpen, Mitt. d. Forstl.<br />

B<strong>und</strong>es-Versuchsanstalt Mariabrunn, 62, <strong>Heft</strong>


Wissenschaftliche Reihen <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

Bisher erschienene <strong>Heft</strong>e:<br />

A) "<strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>"<br />

Nr. l' <strong>Klima</strong> <strong>und</strong> <strong>Böden</strong> - <strong>Wald</strong>standorte, von W. Elling,<br />

E. Bauer, G. Klemm <strong>und</strong> H. Koch,<br />

2. Auflage 1987, 254 Seiten, zahlreiche Tabellen.<br />

Abbildungen, 11 mehrfarbige Karten im Maßstab<br />

1 :50 000 Preis DM 50,-<br />

Nr. 2 Rauhfuß-Hühner von W. Scherzinger, 1976<br />

71 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Tabellen<br />

<strong>und</strong> Grafiken DM 14,-<br />

Nr. 3 Fischotter von I. Hodl-Rohn u. R. Becker, 1978<br />

60 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Tabellen<br />

<strong>und</strong> Grafiken DM 14,-<br />

Nr. 4 Pflanzengesellschaften des <strong>Nationalpark</strong>es<br />

Bayer. <strong>Wald</strong> von R. Petermann <strong>und</strong> P. Seibert, 1979,<br />

142 Seiten, zahlreiche Tabellen, z. T. mehrfarbige<br />

Abbildungen, Vegetationskarte<br />

Maßstab 1 :25000 DM 20,-<br />

Nr. 5 Witterung <strong>und</strong> <strong>Klima</strong> im <strong>Nationalpark</strong> Bayer. <strong>Wald</strong><br />

- dargestellt an hand der dreijährigen Datenreihe<br />

der <strong>Klima</strong>station <strong>Wald</strong>häuser (1974-1976), von<br />

E.-M. Noack, 1979, 132 Seiten, zahlreiche<br />

Abbildungen, Tabellen <strong>und</strong> Grafiken DM 17,-<br />

Nr. 6 Eiszeitliche Formen <strong>und</strong> Ablagerungen<br />

von U. Hauner, 1980,<br />

198 Seiten, zahlreiche Grafiken, Karten,<br />

Tabellen <strong>und</strong> z. T. mehrfarbige Abbildungen DM 35,-<br />

Nr. 7 Rot- <strong>und</strong> Rehwild im <strong>Nationalpark</strong> Bayer. <strong>Wald</strong><br />

von U. Wotschikowsky, 1981,<br />

111 Seiten, zahlreiche Tabellen, Grafiken, Abbildungen,<br />

mehrfarbige Karte der Schälschäden DM 17,-<br />

Nr. 8 Sammeln <strong>und</strong> Langlauten im <strong>Nationalpark</strong> Bayer.<br />

<strong>Wald</strong> von U. Ammer, A. Pledl, H. J. Riederer <strong>und</strong><br />

K. Thiele, 1982, 65 Seiten, zahlreiche Abbildungen,<br />

Tabellen, Grafiken <strong>und</strong> Karten DM 14,-<br />

Nr. 9 Spechte im <strong>Nationalpark</strong> Bayer. <strong>Wald</strong><br />

von W. Scherzinger, 1982, 119 Seiten, zahlreiche<br />

Abbildungen, Grafiken, Tabellen <strong>und</strong> Karten DM 14,-<br />

Nr. 10 Ökologische Wertanalyse - Gutachten zur<br />

<strong>Wald</strong>pflegeplanung im <strong>Nationalpark</strong> Bayer. <strong>Wald</strong> auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage einer ökologischen Wertanalyse von<br />

U. Ammer <strong>und</strong> H. Utschick, 1984, 95 Seiten,<br />

zahlreiche Tabellen, Abbildungen, Grafiken,<br />

4 mehrfarbige Karten im Maßstab 1 :50000 DM 14,-<br />

Nr. 11 Eine Landschaft wird <strong>Nationalpark</strong><br />

Die Geschichte des <strong>Wald</strong>es <strong>und</strong> seiner Besiedlung<br />

von R. Strobl, Entstehungsgeschichte des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

Bayer. <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> Entwicklung seit 1969 von<br />

M. Haug, 1983, 135 Seiten, zahlreiche Abbildungen,<br />

Karten, umfangreiche Listen der erschienenen<br />

Literatur <strong>und</strong> der laufenden <strong>und</strong> abgeschlossenen<br />

Forschungsarbeiten DM 20,-<br />

Nr. 12 Vögel im Urwald<br />

Die Vogelwelt der Urwaldgebiete im Inneren Bayer.<br />

<strong>Wald</strong> von W. Scherzinger, 1985, 188 Seiten, zahlreiche<br />

Abbildungen, Tabellen <strong>und</strong> Grafiken DM 20,-<br />

B) Tagungsberichte<br />

1. Wasserhaushaltssysteme naturnaher, kleiner Einzugsgebiete,<br />

25.-27. Mai 1978, 134 Seiten, zahlreiche<br />

Abbildungen, Tabellen <strong>und</strong> Grafiken (vergriffen)<br />

2. Forschungsziele, Planung <strong>und</strong> Koordination von<br />

Forschungsprogrammen in mitteleuropäischen<br />

<strong>Nationalpark</strong>en <strong>und</strong> vergleichbaren Schutzgebieten,<br />

25.-27. Mai 1978,98 Seiten, zahlreiche Abbildungen,<br />

Tabellen <strong>und</strong> Grafiken DM 17,-<br />

3. Schutz der Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt <strong>und</strong> ihrer natürlichen<br />

Lebensräume, 22.-26. Juni 1979, 117 Seiten, 1 Tabelle,<br />

10 Abbildungen DM 17,-<br />

4. Naturerieben, Naturerkenntnis, naturk<strong>und</strong>liche Bildung<br />

in <strong>Nationalpark</strong>en <strong>und</strong> vergleichbaren Schutzgebieten<br />

18.-21. Juni 1980, 154 Seiten, zahlreiche Abbildungen,<br />

Tabellen <strong>und</strong> Grafiken DM 22,-<br />

5.1 <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> Wasser<br />

Prozesse im Wasser- <strong>und</strong> Stoffkreislauf von <strong>Wald</strong>gebieten<br />

2.-5. September 1984<br />

Teil I: 385 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Tabellen<br />

<strong>und</strong> Grafiken DM 21,-<br />

5.2 <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> Wasser<br />

Prozesse im Wasser- <strong>und</strong> Stoffkreislauf von <strong>Wald</strong>gebieten<br />

2.-5. September 1984<br />

Teil 11 : Wasser- <strong>und</strong> Stoffbilanzen, 682 Seiten, zahlreiche<br />

Abbildungen, Tabellen <strong>und</strong> Grafiken DM 21,-<br />

C) Wasserhaushalt <strong>und</strong> Stoffbilanzen im naturnahen<br />

Einzugsgebiet GroBe Ohe<br />

1. Die Ermittlung des Gebietsniederschlages zur Lösung<br />

hydrologischer Bilanzen von U. Teichmann, 1984,<br />

89 S., 38 Abbildungen, 3 Fotos, 10 Tabellen DM 15,-<br />

2. Säure- <strong>und</strong> Stoffeintrag mit dem Niederschlag von<br />

Marc Bosse, 1987, 168 Seiten, 38 Abbildungen,<br />

16 Tabellen DM 17,-<br />

3. Validierung, Anpassung <strong>und</strong> Modifizierung des forsthydrologischen<br />

Modells BROOK von Martin Kennel<br />

1987, 178 Seiten, 23 Abbildungen, 12 Tabellen DM '17,-<br />

255

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