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TEST Citea: Das Lächeln des Siegers - Omnibusvertrieb Ost

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Verlag HeinricH Vogel iSSn 1436-9974 62. JaHrgang 5483 www.omnibusrevue.de<br />

OMniBusreVue<br />

Besser in MAnAgeMenT, TeChnik, TOurisTik<br />

N° 4/11<br />

TesT<br />

<strong>Citea</strong>: <strong>Das</strong> <strong>Lächeln</strong><br />

<strong>des</strong> siegers<br />

›Seite 2<br />

TeChnik<br />

innovationen unter<br />

der Oberfläche<br />

›Seite 4<br />

WerTung<br />

Alle Punkte im<br />

Überblick<br />

›Seite 8<br />

sOnDerDruCk


Technik Test VDL <strong>Citea</strong><br />

TexT Sascha Böhnke infOs zum Thema www.bustv.de Technik<br />

citea: <strong>Das</strong> <strong>Lächeln</strong> <strong>des</strong> siegers<br />

Der VDL <strong>Citea</strong> hat kürzlich ein Facelift<br />

erfahren. Daneben aber erhielt er auch<br />

so manch interessante Neuerung im<br />

Verborgenen. Im Supertest stellt sich<br />

der Bus kalten Herausforderungen.<br />

in Test im Winter, das ist immer etwas<br />

ganz Besonderes. Denn diese Jahreszeit<br />

stellt besondere Anforderungen<br />

an Fahrer und Fahrzeug. Viele Hersteller schicken<br />

aufgrund der ungünstigen Witterungsverhältnisse<br />

nur zögerlich Testkandidaten auf<br />

die Runde, denn optimal sind Bedingungen<br />

wie Schneefall, niedrige Temperaturen oder<br />

vereiste Fahrbahnen sicherlich nicht. Gerade<br />

im Winter treten konzeptionelle Schwächen<br />

wesentlich deutlicher zu Tage, als das bei<br />

einem Schönwetter­Test der Fall ist. Da sind<br />

die Winterreifen, die das Geräuschniveau anheben,<br />

aber auch den Verbrauch ungünstig<br />

beeinflussen. Allerdings ist der Bremsweg bei<br />

niedrigen Temperaturen kürzer, als man mit<br />

vergleichbaren Sommerreifen erreichen würde.<br />

Am Testtag herrschten in Berlin Morgentemperaturen<br />

von minus zwölf Grad, die sich<br />

im Laufe <strong>des</strong> Tages bei minus fünf bis sieben<br />

Grad Celsius einpendelten.<br />

Deutlich sieht man auf Etappe 1 <strong>des</strong>wegen<br />

auch den anfangs erhöhten Verbrauch, es<br />

dauert halt seine Zeit, bis sich die Systeme<br />

erwärmt haben. Dazu zählen auch Öle und<br />

Fette. Wie gut ist die Heizung? Ein Stadtbus<br />

ist mit geringem Tempo unterwegs, der Motor<br />

wird <strong>des</strong>wegen nur zögerlich auf Temperatur<br />

kommen und das Innere mit Wärme versorgen.<br />

Funktioniert die Scheibenwaschanlage<br />

oder offenbaren sich Düsenprobleme bei Minusgraden?<br />

Alles Gründe, einen Bus nicht<br />

zum Test zu schicken. Doch der Unternehmer<br />

hat keine Wahl: Im täglichen Leben muss er<br />

auch im Winter raus – und eben mit all den<br />

hier angerissenen Problemen kämpfen. Deswegen<br />

Hut ab vor VDL, die mit ihrem „Star“,<br />

dem „Bus of the Year 2011“, im Februar nach<br />

Berlin kamen.<br />

Für die OMNIBUSREVUE war dieser Test auch<br />

eine spannende Angelegenheit, schließlich ist<br />

unser Magazin das deutsche Mitglied der internationalen<br />

Jury Bus and Coach of the Year,<br />

die den <strong>Citea</strong> im vergangenen Jahr in Bukarest<br />

auf den Thron hievte. Würde sich der Bus<br />

auch abseits <strong>des</strong> Test­Events behaupten können,<br />

auch fast voll beladen noch eine gute ❯<br />

2 OmnibusRevue 4.2011 OmnibusRevue 4.2011 3<br />

e<br />

ein TesT im WinTeR sTeLLT<br />

ganz anDeRe anfORDeRungen an<br />

fahReR unD fahRzeug


Technik Test VDL <strong>Citea</strong><br />

<strong>Das</strong> cockpit gefällt durch seine aufgeräumtheit. Wie beim vDv-arbeitsplatz lässt sich die gesamteinheit verstellen<br />

<strong>Das</strong> Display ist mehrfarbig, übersichtliche Rundinstrumente<br />

Figur abgeben oder sich als Blender entpuppen?<br />

Um es vorwegzunehmen: Der VDL<br />

<strong>Citea</strong> machte auch in Berlin seine Sache sehr<br />

gut. Abgesehen von einigen Mängeln im Detail<br />

können wir den Jury­Entscheid auch nach<br />

dem deutschen Supertest­Termin noch einmal<br />

voll und ganz untermauern.<br />

Doch der Reihe nach. Äußerlich hat der <strong>Citea</strong><br />

eine sanfte Auffrischung erfahren, die besonders<br />

an Front und Heck sichtbar wird. Die<br />

Zeiten glatter Flächen scheinen bei VDL nicht<br />

nur im Reisebus­ sondern auch im Stadtbusbereich<br />

vorbei zu sein. Die Ähnlichkeit<br />

mit dem neuen VDL Futura ist vorhanden, besonders<br />

das markante VDL­Logo in der Frontmitte<br />

fällt auf. <strong>Das</strong> Front<strong>des</strong>ign wirkt durch<br />

seine ausgeprägten einzelnen Teile erstaunlicherweise<br />

nicht filigran, sondern eher robustrustikal,<br />

was aber der Erscheinung als<br />

markant­männlichem Produkt durchaus<br />

entgegenkommt. Die Passanten entlang der<br />

Teststrecke jedenfalls schauten mehr als interessiert.<br />

Hinter dem neuen Designkonzept<br />

Die bedienung der klimaanlage befindet sich links<br />

steckt System. Denn der <strong>Citea</strong> ist ein Leichtbau­Bus.<br />

Gerade mal 11.160 kg wiegt der <strong>Citea</strong><br />

unbeladen, das ist ein ordentlicher Wert. Zudem<br />

lassen sich so gut wie alle Karosserieteile<br />

einfach austauschen. Sie bestehen weitgehend<br />

aus Kunststoff und werden, was die Seitenteile<br />

angeht, einfach gesteckt. <strong>Das</strong> aber war auch<br />

schon beim Vorgänger, dem Ambassador, der<br />

Fall. Doch nicht nur bei Reparatur eines Schadens<br />

ist der Meister schnell zugange, auch im<br />

Rahmen von Service­ und Wartungsarbeiten<br />

glänzt der <strong>Citea</strong>. So ist die Frontverkleidung in<br />

mehreren Teilen abnehmbar und auch das<br />

Wechseln der Leuchtmittel erfolgt durch einfaches<br />

Ausschwenken der entsprechenden<br />

Träger. Im Heckbereich, der ebenfalls komplett<br />

renoviert wurde, lässt sich mit nur wenigen<br />

Handgriffen die Stoßstange entfernen, die<br />

Werkstatt wird’s freuen.<br />

auffallend war beim Testbus der rechte Außenspiegel.<br />

Er stammt von der Firma Mekra und<br />

wurde auch schon beim MAN Lion’s City gesichtet.<br />

Gleich zwei Dinge sind bei diesem<br />

Der fahrer sitzt erhöht als besseren schutz vor angriffen<br />

ziemlich viele schalter für einen stadtbus<br />

Spiegel erwähnenswert: Erstens klappt er<br />

nach hinten, wenn der Busfahrer zu dicht an<br />

ein tief hängen<strong>des</strong> Hindernis fährt oder ein<br />

Passant ungünstig steht. Und zweitens ist dieser<br />

Spiegel serienmäßig! Gegen Aufpreis gibt<br />

es dann auch noch einen hängenden linken<br />

Spiegel. <strong>Das</strong> kann man sich durchaus überlegen,<br />

denn durch die aktuelle Anordnung <strong>des</strong><br />

Spiegels direkt in Fahrersichthöhe am Rahmen<br />

wird doch ein ganzes Stück Sicht genommen.<br />

Doch mit diesem Problem haben fast alle Hersteller<br />

von Stadtbussen zu kämpfen. Ansonsten<br />

gefällt rund um den Bus die Verarbeitung.<br />

Die Spaltmaße halten sich an die üblichen<br />

Normen und auch die größeren Außenflächen<br />

kommen ohne wellige Oberflächen aus.<br />

betritt man den innenraum, empfängt einen eine<br />

helle, freundliche Atmosphäre, die im großen<br />

und ganzen funktionelle Nüchternheit ausstrahlt.<br />

Gesessen wird auf Kiel Ideo 30­Sitzen,<br />

die wirken sowohl strapazierfähig, leicht, als<br />

auch in Maßen bequem. Der Testbus ist für<br />

den Einsatz in Großstädten ausgelegt, drei<br />

Die innenbeleuchtung erhellt auch den bürgersteig<br />

LeD-Leuchten befinden sich an den Türen<br />

4 OmnibusRevue 4.2011 OmnibusRevue 4.2011 5<br />

fOTOs Sascha Böhnke<br />

<strong>Das</strong> fach in der kabinentür ist großzügig<br />

doppelbreite Türen und mit entsprechend<br />

vielen Stehplätzen prä<strong>des</strong>tinieren ihn für Einsätze<br />

in Berlin oder aber auch in Italien oder<br />

Frankreich. Ansonsten verzichtet der <strong>Citea</strong> auf<br />

verspielte Details, VDL setzt ganz klar auf<br />

Funktion und Wirtschaftlichkeit. Dazu zählt<br />

auch ein spezieller Bodenbelag, durch den<br />

sich der Bus unaufwändig reinigen lässt. Für<br />

mobilitätseingeschränkte Fahrgäste ist im Bereich<br />

der Mitteltür eine manuelle Klapprampe<br />

verbaut. Die Sicht nach außen ist normal,<br />

durch helle Verkleidungsmaterialien wirkt das<br />

Ganze sehr freundlich.<br />

etwas ungewohnt sind die beiden kleinen Stufen<br />

hinauf zum Fahrerarbeitsplatz. Doch die<br />

Idee, die dahinter steckt, ist gut. Denn die<br />

Sitzposition ist im Vergleich zu sonstigen<br />

Niederflurbussen leicht erhöht, das verbessert<br />

sowohl die Sicht nach außen als auch die<br />

Posi tion gegenüber aufmüpfigen Fahrgästen,<br />

die dem Fahrer nun fast auf Augenhöhe gegen­überstehen.<br />

Der Arbeitsplatz wirkt aufgeräumt<br />

und modern. Ein VDV­Cockpit ist<br />

Der fahrgastraum wirkt sehr aufgeräumt und hell, der boden lässt sich gut reinigen und ist strapazierfähig<br />

nicht verbaut, VDL setzt vielmehr beim<br />

Instrumententräger auf eine eigene Entwicklung,<br />

die aber VDV­Standards wie eine als<br />

Einheit verstellbare Lenkrad/Träger­Kombination<br />

adaptiert. Die Instrumente sind gut<br />

ablesbar, zwischen Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeiger<br />

befindet sich ein<br />

Farbdisplay, auf dem unterschiedliche Betriebszustände<br />

abgerufen werden können.<br />

Gut gefallen hat uns die Anzeige, die über<br />

den Offen­/Zu­Zustand der drei Türen informiert.<br />

Im Test­Film zum VDL <strong>Citea</strong> auf<br />

www.bustv.de gehen wir auf dieses Feature<br />

näher ein. Wenn man sich die unterschiedlichen<br />

Anzeigen im Display noch per Tastendruck<br />

auf am Lenkrad befindlichen Tastern<br />

holen könnte, müsste man nicht recht umständlich<br />

an den kleinen Knöpfen unter dem<br />

Monitor herumfummeln. Nicht so gut gefallen<br />

hat uns die Anordnung <strong>des</strong> Innenraumka­<br />

fahRen LässT sich DeR ciTea müheLOs. Die<br />

kOmbinaTiOn vOn mOTOR/geTRiebe/achse<br />

kann aLs geLungen bezeichneT WeRDen<br />

mera­Monitors, der etwas lieblos oberhalb<br />

der Instrumente angeschraubt wurde. Hierfür<br />

sollte sich durchaus noch ein etwas professioneller<br />

wirkender Platz finden.<br />

In der Tür zum Fahrerplatz ist Raum für einen<br />

Pilotenkoffer. <strong>Das</strong> ist gut, tröstet aber<br />

doch nicht über das Fehlen eines Flaschenfachs<br />

oder wenigstens einer Mulde für<br />

Kleinutensilien hinweg. Da zeigen andere<br />

Hersteller, wie es auch besser geht. Dafür<br />

entschädigt die Rundumsicht. Die Spiegel<br />

wurden bereits besprochen und auch nachts<br />

Technik<br />

hat man als Fahrer im voll beleuchteten<br />

Innenraum keine Probleme. Zwar finden sich<br />

Spiegelungen an der Frontscheibe, doch nur<br />

im unkritischen oberen, rechten Bereich. In<br />

Sachen Licht haben sich die VDL­Entwickler<br />

übrigens bei der Außenbeleuchtung etwas<br />

einfallen lassen. Der Innenraum wird nämlich<br />

durch über den Fenstern angebrachte<br />

Lichtleisten erhellt. Die beleuchten auch den<br />

Bürgersteig links und rechts <strong>des</strong> Fahrzeugs.<br />

<strong>Das</strong> funktioniert sehr gut, wie wir uns bei der<br />

Nachtfahrt selbst überzeugen konnten. Der<br />

Testwagen war mit herkömmlichen Halogenscheinwerfern<br />

ausgestattet, gegen Aufpreis<br />

ist aber auch Xenon­Licht lieferbar. Extrem<br />

hell strahlte die Matrix­Anlage an der Front.<br />

Sie ist in Multicolor­Ausführung zu haben<br />

und dürfte zu wirklich jeder Tages­ und<br />

Nachtzeit für optimale Fahrgast information<br />

sorgen.<br />

fahren lässt sich der citea mühelos.<br />

Die Kombination von Motor/<br />

Getriebe/Achse kann beim Testbus<br />

als gelungen bezeichnet werden.<br />

6,1:1 ist stadttauglich. In<br />

Verbindung mit seinen 1.275 Nm, die über<br />

einen bemerkenswert großen Drehzahlbereich<br />

abgerufen werden können, beschleunigt der<br />

Bus extrem schnell und lässt sich mühelos in<br />

den fließenden Verkehr einfädeln. Die mit dieser<br />

Übersetzung gemessenen Verbräuche von<br />

im Durchschnitt 50 Litern/100 Kilometer gehen<br />

in Ordnung. Zur Erklärung für den Verbrauch:<br />

Die Teststrecke der OMNIBUSREVUE<br />

bildet einen reinen Stadtzyklus ab. Wir haben<br />

insgesamt 89 Haltestellen angefahren und<br />

68 Mal an Ampeln et cetera gehalten. Für die ❯


Technik Test VDL <strong>Citea</strong><br />

Die frontmaske lässt sich vielfältig öffnen<br />

Der rechte spiegel besitzt einen aufprallschutz<br />

Der große innenspiegel sitzt nicht zu hoch<br />

reine Etappen­Messung ergibt das bei einer<br />

Länge von 47 Kilometern einen Stopp alle 300<br />

Meter. Klar ist, hier hat es der Fahrer in der<br />

Hand, beziehungsweise im Gasfuß, was letztlich<br />

durch die Dieselleitungen fließt. Die<br />

OMNI BUSREVUE hatte das große Glück,<br />

einen absolut vergleichbaren Bus auf der Teststrecke<br />

zu fahren, bei dem die Hinterachse ein<br />

wenig länger übersetzt und die Schaltstrategie<br />

eher für bergige Strecken ausgelegt war. In<br />

Ohne große Probleme erreichen die Techniker auch tief untergebrachte aggregate, die stoßstange ist abnehmbar<br />

diesem Fall schnellen die Verbräuche locker<br />

um rund 10 Liter/100 Kilometer nach oben. Es<br />

ist also von großer Bedeutung, welche Kraftstrang­Konfiguration<br />

man als Unternehmer<br />

wählt. Der 9­Liter­Motor von DAF gefiel uns<br />

ausgesprochen gut, sowohl was seine Dynamik<br />

als auch den Geräuschpegel betraf. Dennoch<br />

dürfte in eher ebenen Regionen auch der<br />

6­Liter­Motor ausreichen. <strong>Das</strong> bewies vor<br />

kurzem der Merce<strong>des</strong>­Benz Citaro auf unserer<br />

Berliner Testrunde.<br />

<strong>Das</strong> fahrverhalten <strong>des</strong> citea kann als sehr gutmütig<br />

bezeichnet werden. Stets hat man als<br />

Fahrer das Gefühl, mit dem Fahrzeug gut kom­<br />

insgesamT haT DeR ciTea <strong>Das</strong> zeug, auch<br />

im DeuTschsPRachigen Raum ein Wenig<br />

vOn seinem exOTen-sTaTus zu veRLieRen<br />

munizieren zu können. Sowohl der Kontakt<br />

per Lenkrad als auch per „Popometer“ funktioniert<br />

ausgezeichnet. Die Lenkung ist nicht<br />

zu leichtgängig und erfordert auch nur geringe<br />

Korrekturbewegungen. Ausgezeichnet mit<br />

dem Bus sind die ZF­Achsen abgestimmt. Hier<br />

gefiel uns besonders die Einzelradaufhängung<br />

vorn, die einen für einen Linienbus fast schon<br />

traumhaften Fahrkomfort vermittelt. Die guten<br />

Fahreindrücke auf der Straße konnten sich übrigens<br />

auf dem ADAC­Fahrsicherheitsgelände<br />

für Nutzfahrzeuge in Linthe manifestieren. Bevor<br />

der Bus aus der Kreisbahn unkontrolliert<br />

nach außen abdriftete, machte sich die kritische<br />

Fahrsituation durch ein leichtes Arbeiten und<br />

damit verbundenes Rutschen an der Vorderachse<br />

bemerkbar. <strong>Das</strong> geschah aber erst jen­<br />

seits von Tempo 45 und zeigte, dass der <strong>Citea</strong><br />

auch bei schnell durchfahrenen Kurven eine<br />

gute Figur macht, ohne seinen Fahrer dabei in<br />

heiklen Momenten durch fehlende Vorwarnung<br />

im Stich zu lassen. Die mit Tempo 40<br />

durchfahrene Pylonengasse stellte erwartungsgemäß<br />

für einen Niederflurbus überhaupt kein<br />

Problem dar. <strong>Das</strong>s der Bus bei sämtlichen Fahrmanövern<br />

natürlich arbeitete, zeigte er übrigens<br />

auch an: Einige Teile im Innenraum machten<br />

deutlich hörbare Geräusche, durchaus auch<br />

schon auf weniger schlechten Straßen. Hier ist<br />

die Qualitätsabteilung bei VDL gefordert, doch<br />

eine saubere Verarbeitung auch unter der<br />

Haube ist kein Hexenwerk und da sind wir<br />

äußerst zuversichtlich.<br />

insgesamt hat der citea das Zeug,<br />

auch im deutschsprachigen Raum<br />

ein wenig von seinem Exoten­<br />

Status zu verlieren. International<br />

ist er ja schon durchaus erfolgreich unterwegs.<br />

So wurden bisher etwa 800 <strong>Citea</strong>s verkauft,<br />

davon gingen 518 nach Dubai und 217 zu TEC<br />

in Belgien. Für Dubai werden in diesem Jahr<br />

noch 75, für TEC noch 150 Busse geliefert. Die<br />

übri gen <strong>Citea</strong> fahren in Holland, Deutschland,<br />

Dänemark (dort auch als LE), Italien, der<br />

Schweiz und Frankreich. Zu Verkaufsabsichten<br />

in diesem Jahr hält sich VDL noch bedeckt, natürlich<br />

sollen es so viele wie möglich werden,<br />

man sei aber von laufenden Ausschrei bungen<br />

abhängig. Neben dem reinen Niederflurbus SLF,<br />

den es nur in der Länge von zwölf Metern gibt,<br />

sind auch die LE­Varianten SLE mit zwei Achsen<br />

und XLE mit drei Achsen sowie dann einer Länge<br />

von bis zu 14,5 Metern erhältlich. Der Gelenkbus<br />

soll in zwei Jahren folgen. ■<br />

fOTOs Sascha Böhnke<br />

6 OmnibusRevue 4.2011 OmnibusRevue 4.2011 7<br />

fOTOs VDL<br />

Technische DaTen<br />

VDL <strong>Citea</strong> SLF 120-310<br />

Länge 12.000 mm<br />

Breite 2.550 mm<br />

Höhe 3.020 mm<br />

Überhang vorn / hinten 2.600 mm / 3.400 mm<br />

Radstand 1-2 6.000 mm<br />

Wendekreis 21.176 mm<br />

Gewicht unbeladen / max. / Test 11.160 kg / 19.000 kg / 15.940 kg<br />

Fahrgastkapazität Sitze / Stehplätze 28-35 / 68 bis 73 + Fahrer<br />

Motor DAF PR228, 9,2 Liter, Sechszylinder, 228 kW/310 PS,<br />

Euro 5, 1.275 Nm bei 1.100-1.700 U/min<br />

Getriebe Voith D 864.5, Viergang-Automatik-Getriebe<br />

Retarder integriert<br />

Bremsen Scheibenbremsen, EBS, ABS,<br />

Achsen Einzelradaufhängung vorn, ZF RL-75EC,<br />

Niederflur-Portalachse hinten, ZF AV 132/80°<br />

Federung elektronisch geregelte Luftfederung<br />

Reifen 275/70R22,5 (Test mit Winterbereifung)<br />

Elektrik CAN Bus-System VDO Kibes 32 Multiplex<br />

Lenkung TRW THP80, hydraulisch verstärkt<br />

3.020<br />

abmessung<br />

3.400<br />

12.000<br />

6.000 2.600<br />

TesTsTRecke 57,7 km<br />

Stadt<br />

aussTaTTung unD PReis<br />

TesTeRgebnisse<br />

unseR uRTeiL<br />

Technik<br />

Ausstattung (Auswahl)<br />

28 Fahrgastsitze Kiel Ideo 30S<br />

Klapprampe an der Mitteltür<br />

Metallic-Lack „Kristal Weiß“<br />

Seitenscheiben doppelverglast und getönt<br />

Außenspiegel beheizbar und elektrisch<br />

verstellbar, rechts mit Aufprallschutz<br />

Klimaanlage Thermoking Athenia D 700<br />

24 bis 26 kW mit integrierter Heizung/Lüftung<br />

Webasto Standheizung<br />

123DNR Gangwahl-Schalter<br />

DTCO Tachograf<br />

Schulbus-Warnblinksystem<br />

Vier Innenraum-Überwachungskameras<br />

Aufzeichnung auf Festplatte, Fahrermonitor<br />

Rückfahrkamera<br />

Preis Testwagen: 220.000 Euro<br />

Verbrauch gesamt 51,22 Liter/100 km<br />

Etappe 1 Stadt<br />

12,0 km<br />

Etappe 2 Stadt<br />

59,73 l/100 km, 40 min<br />

11,7 km<br />

Etappe 3 Stadt<br />

48,68 l/100 km, 38 min<br />

11,9 km<br />

Etappe 4 Stadt<br />

49,51 l/100 km, 42 min<br />

11,6 km<br />

Geräusch innen<br />

50,79 l/100 km, 40 min<br />

Messung in dBA vorn Mitte hinten<br />

bei 60 km/h 62,8 63,7 66,5<br />

bei 80 km/h 65,1 66,1 68,4<br />

Der VDL <strong>Citea</strong> ist Bus<br />

of the Year 2011. Wer<br />

dieses Prädikat bekommt,<br />

muss überzeugen. Im harten<br />

Supertest der OMNIBUSREVUE<br />

schlug sich der Bus gut. Denn das Gesamtpaket<br />

stimmt. Da ist zum einen das moderne<br />

Design, mit dem der <strong>Citea</strong> auch noch in<br />

einigen Jahren eine attraktive Figur in der<br />

Stadt machen dürfte, auf der anderen Seite<br />

hat VDL solide Komponenten verbaut, die gut<br />

aufeinander abgestimmt wurden.<br />

Der 9-Liter-Motor von DAF ist ein wahres<br />

Kraftpaket, er katapultiert den Bus förmlich<br />

aus dem Stand heraus. In der Ebene tut‘s<br />

sicher auch das etwas kleinere Aggregat.<br />

Die optische Verarbeitungsqualität lässt keine<br />

Wünsche offen, lediglich unter der Haut<br />

sollte noch etwas Feinschliff erfolgen, dann<br />

knirscht es auch nicht mehr so arg im Gebälk<br />

beim Befahren von schlechten Straßen.<br />

Doch insgesamt hat der <strong>Citea</strong> das Zeug, ein<br />

kleines Wirtschaftswunder zu werden.


Technik Test VDL <strong>Citea</strong><br />

WeRTung<br />

VDL <strong>Citea</strong> SLF 120<br />

Motor<br />

Anfahrverhalten ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10<br />

Leistungsverlauf ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10<br />

Tempomat/ART ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ -<br />

Lärmemission ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Retarder ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

■+ Sehr kraftvoller 9-Liter-Reihen-Sechzylinder,<br />

laufruhig und vibrationsarm, angenehm starke<br />

Kraftreserven auch im unteren Drehzahlbereich,<br />

gute Retarder leistung, die Leistungsentfaltung<br />

erfolgt in einem weiten Bereich sehr gleichmäßig,<br />

Geräuschentwicklung geht in Ordnung<br />

■- Relativ starker Verbrauch bei Last im unteren<br />

Bereich, <strong>des</strong>wegen ist im Flachland auch ein<br />

kleineres Aggregat denkbar<br />

erreichte Punkte von max. 40 Punkten 36<br />

Getriebe<br />

Bedienung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

Autom. Regelung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 7<br />

Schaltvorgänge ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Rangieren ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

■+ Schaltvorgänge komfortorientiert,<br />

ruckfreies Schalten auch bei Lastwechseln und<br />

schwierigen Berg/Tal-Situationen,<br />

keine unlogischen Schaltvorgänge<br />

■- Durch nur vier Gänge kann es zu ungünstigen<br />

Drehzahlen in der Stadt kommen, welches sich<br />

negativ auf den Verbrauch auswirkt, Gänge<br />

werden recht weit ausgefahren<br />

erreichte Punkte von max. 40 Punkten 33<br />

Fahrverhalten<br />

Lenkung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Bremsleistung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

Bremsdosierbarkeit ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 7<br />

Kurvenhandling ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10<br />

Federung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

ESP-Abstimmung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ -<br />

■+ Sehr direkte Lenkung, guter Kontakt zur<br />

Straße, Federung nicht zu weich und nicht<br />

zu straff, kaum Aufbauwanken zu spüren,<br />

Fahrzeug bleibt auch bei schnellen Kurvenfahrten<br />

aufrecht, die Bremsleistung ist sehr gut<br />

■- Kein ESP im Niederflurbus verfügbar,<br />

Bremsen lassen sich nur mit viel Gefühl<br />

fahrgastkomfortorientiert betätigen<br />

erreichte Punkte von max. 50 Punkten 43<br />

8 OmnibusRevue 4.2011<br />

Fahrerarbeitsplatz<br />

Ergonomie ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

Instrum./Armaturen ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

Schalter ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Lüftung/Heizung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 7<br />

Ablagen/Staufächer ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 7<br />

Sicht/Spiegel ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Verstellbereich Sitz ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

■+ Gute Sicht auf die Anzeigen, auch bei<br />

Sonneneinstrahlung, gute Sicht in den Innenund<br />

die Außenspiegel, sämtliche Schalter sind<br />

intuitiv erreichbar, da ergonomisch angeordnet<br />

■- Zu wenig Ablagemöglichkeiten für Kleinutensilien<br />

wie Stifte, Telefon et cetera, Klimacenter-<br />

Bedienung nicht intuitiv<br />

erreichte Punkte von max. 70 Punkten 57<br />

Fahrgastinnenraum<br />

Verarbeit./Qualität ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 7<br />

Sicht nach außen ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

WC ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ -<br />

Küche ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ -<br />

Stufenhöhen ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10<br />

Einstiegsbreiten ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 10<br />

Servicesets/Bedien. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ -<br />

Müllkonzept ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ -<br />

■+ Moderner Innenraum mit nüchternem<br />

Raum- und Designkonzept, allgemein gute<br />

optische Verarbeitung im Innenraum, gute und<br />

einfache Reinigungsmöglichkeit <strong>des</strong> Bodens,<br />

strapazierfähige Fahrgastsitze, gewichtsoptimiert<br />

■- Klapper- und Knarzgeräusche bei<br />

Schlechtwegstrecken<br />

erreichte Punkte von max. 40 Punkten 35<br />

Lichtkonzept<br />

Außenbeleuchtung ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Armaturenbel. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Innenraumbel. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Spiegel. Frontsch. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 8<br />

Kofferraumbel. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

Wechsel Leuchtm. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 9<br />

■+ Kaum Spiegelung in Frontscheibe, gute<br />

Ausleuchtung der Straße, Innenbeleuchtung<br />

strahlt auf den Bürgersteig, dadurch Fahrgasthilfe<br />

in dunklen Gegenden<br />

■- Xenon nur gegen Aufpreis<br />

erreichte Punkte von max. 60 Punkten 50<br />

unseR uRTeiL: ciTea – ein geWinneR unD ein geWinn<br />

In das Urteil fließt neben den<br />

erreichten Punkten auch der<br />

technologische Standard mit ein.<br />

Am Testtag herrschten Minusgrade<br />

von bis zu -7 Grad Celsius, kein Niederschlag<br />

GESAMTPUNKTE VON MAx. 300<br />

254 Punkte<br />

URTEIL<br />

2+<br />

hanDLing-Dynamik WeRTung<br />

VDL <strong>Citea</strong> SLF 120<br />

Bremswegmessung 60 km/h bis 0 km/h<br />

31,6 m, 3,4 s, 0,6 G<br />

Beschleunigung 20/40/50/60/70 in s<br />

2,7/7,3/10,3/14,5/19,5<br />

Pylonengasse bei Tempo 40<br />

Die Gasse kann zügig durchfahren werden,<br />

günstig hierfür ist der niedrige Schwerpunkt<br />

Dynamikkreis<br />

Ab etwa Tempo 45 fängt der Bus an, leicht<br />

über die Vorderachse zu schieben.<br />

Gut aber ist, dass sich kritische Fahrmomente<br />

rechtzeitig ankündigen<br />

ASR-Test<br />

Dieser Test musste leider ausfallen, da an<br />

diesem Tag Minuswerte herrschten und die<br />

Steigungsfläche komplett vereist war, eine<br />

vernünftige Wertung konnte nicht erfolgen<br />

Wertung Kraftstrang, Handling<br />

Der VDL <strong>Citea</strong>-Testbus war mit einem 9-Liter-<br />

Motor ausgerüstet. Die Achsübersetzung betrug<br />

6,1:1. Geschaltet wurde per Voith-Automatik-<br />

Getriebe mit vier Gängen. In dieser Kombination<br />

entpuppt sich der Bus als regelrechte<br />

Rennmaschine. Trotz typischer Stadt-Übersetzung<br />

ist die Beschleunigung auf Tempo 50<br />

sensationell kurz, allerdings sollte man seinen<br />

Gasfuß im Griff haben, sonst rächt sich das<br />

im Verbrauch. Eine gute Wahl für Überlandeinsätze<br />

dürfte die Übersetzung von 5,13:1<br />

sein. Die Lenkung wirkt angenehm direkt,<br />

die ZF-Achsen schlucken auch unangenehme<br />

Bodenwellen sehr sauber. Die Gesamtabstimmung<br />

<strong>des</strong> Kraftstranges ist gelungen.<br />

Beeld tijdschrift_x 17-05-11 18:11 Pagina 1<br />

fOTO Sascha Böhnke

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