04.01.2013 Aufrufe

Arbeitsangebot - Hermann Gartner

Arbeitsangebot - Hermann Gartner

Arbeitsangebot - Hermann Gartner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Theorie und Politik<br />

des Arbeitsmarktes<br />

Dr. <strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Institut für Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung


Gliederung<br />

1. Der Arbeitsmarkt im Überblick<br />

2. <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

3. Humankapital<br />

4. Arbeitsnachfrage<br />

5. Lohnverhandlungen und Gewerkschaften<br />

6. Lohnbildung und Lohnstrukturen<br />

7. Gleichgewichtige Arbeitslosigkeit<br />

8. Such- und Matchingtheorie und Mobilität<br />

9. Ursachen der Arbeitslosigkeit<br />

10. Bekämpfung der Arbeitslosigkeit<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

2


Gliederung<br />

2. Das <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

a) Fakten zum <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

b) Grundmodell des individuellen <strong>Arbeitsangebot</strong>s<br />

c) Politische Anwendung: Budgetrestriktion bei<br />

verschiedenen Steuer- und Transfersystemen<br />

d) Erweiterungen des Grundmodells<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

3


Dimensionen des <strong>Arbeitsangebot</strong>s<br />

� Menge<br />

• Zahl der erwerbsfähigen Personen<br />

• Arbeitszeit<br />

� Verhalten<br />

• Teilnahme am Arbeitsmarkt<br />

• Arbeitsumfang<br />

� Qualität – Fähigkeiten und Ausbildung<br />

� Effizienz – Leistung pro Arbeitsstunde<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

4


Verhaltensdimension<br />

� Partizipationswahrscheinlichkeit<br />

• Wahrscheinlichkeit, dass eine erwerbfähige Person<br />

Arbeit anbietet<br />

� Aggregat: Erwerbsquote<br />

• Erwerbspersonen: Arbeitslose + Erwerbstätige<br />

Erwerbsquo te =<br />

Bevölkerung<br />

Erwerbspersonen<br />

im<br />

erwerbsfähigen<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

Alter<br />

5


Erwerbsquoten in Deutschland 1960,<br />

2000 Alte Bundesländer<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1960 2000 1960 2000 1960 2000<br />

Männer Frauen ledig Frauen verheiratet<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

15-65<br />

20-25<br />

40-45<br />

60-65<br />

über 65<br />

6


Erwerbsquoten im internationalen<br />

Vergleich<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Deutschland<br />

Niederlande<br />

Schweden<br />

USA<br />

Italien<br />

OECD insg.<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

Männer 1973<br />

Männer 2000<br />

Frauen 1973<br />

Frauen 2000<br />

7


Politisch relevante Fragen<br />

� Wie reagiert das <strong>Arbeitsangebot</strong>,<br />

• wenn der Stundenlohn sinkt?<br />

• bei Änderungen des Steuer- und Abgabensystems?<br />

• bei der Erhöhung von Transferzahlungen?<br />

• bei Einführung von Frühverrentungsregeln?<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

8


Arbeiten oder nicht arbeiten?<br />

Das Entscheidungsproblem:<br />

� Tina, Studentin<br />

• Stipendium<br />

• Wochenende für Freizeit reserviert<br />

• Zusätzlicher Job?<br />

Wahl zwischen Konsum und Freizeit!<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

9


Statisches Modell des<br />

<strong>Arbeitsangebot</strong>es<br />

� Tinas Nutzenfunktion<br />

U =<br />

U<br />

( C,<br />

F<br />

C = Konsum von Gütern F = Konsum von Freizeit<br />

� Präferenzen erfüllen neoklassische Standardbedingungen<br />

� konvexe Indifferenzkurven<br />

� Zusätzlicher Konsum erfordert Verzicht auf Freizeit<br />

� Budgetrestriktion<br />

)<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

10


Indifferenzkurven<br />

Freizeit F<br />

U<br />

U<br />

C<br />

CC<br />

∂U<br />

= ><br />

∂C<br />

2<br />

∂ U<br />

= 2<br />

∂C<br />

0<br />

<<br />

Ansteigendes Nutzenniveau<br />

Arbeitszeit h<br />

0<br />

U<br />

F<br />

T = Gesamtzeit<br />

U<br />

FF<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

F<br />

∂U<br />

= ><br />

∂F<br />

2<br />

∂ U<br />

= 2<br />

∂F<br />

0<br />

<<br />

0<br />

11


C<br />

Unterschiedliche Präferenzen<br />

Peters Präferenzen<br />

F 1<br />

F<br />

C<br />

Tinas Präferenzen<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

F 1<br />

F<br />

12


Budgetbeschränkung<br />

� Zeitausstattung: T = F + h<br />

T Zeitausstattung h Arbeitsstunden<br />

� Sonstiges Einkommen R (Stipendium, Zinseinnahmen, Transfers…)<br />

� Budgetbeschränkung bei Stundenlohn w<br />

C ≤<br />

w⋅<br />

h + R → C + w⋅<br />

F ≤ w⋅T<br />

+<br />

� Der Lohn ist der Preis der Freizeit (Opportunitätskosten)<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

R<br />

13


Nutzenmaximales <strong>Arbeitsangebot</strong> - grafisch<br />

C<br />

G<br />

C 1<br />

Freizeit F<br />

E<br />

h 1<br />

Arbeitszeit h<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

D<br />

R<br />

T = Gesamtzeit<br />

14


Nutzenmaximales <strong>Arbeitsangebot</strong> –<br />

algebraisch<br />

Zielfunktion U = U ( C,<br />

F)<br />

h<br />

Zeitrestriktion Budgetrestriktion<br />

= T − F<br />

≥<br />

Maximierung unter Nebenbedingungen!<br />

0<br />

C +<br />

w ⋅ F ≤ w ⋅T<br />

+<br />

Maximum ist innere Lösung oder Randlösung<br />

R<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

15


Nutzenmaximales <strong>Arbeitsangebot</strong> –<br />

algebraisch<br />

Ergebnis (1): Im Optimum entspricht das Grenznutzenverhältnis<br />

von Freizeit und Konsum genau dem Lohnsatz<br />

(innere Lösung)<br />

U<br />

U<br />

F<br />

C<br />

( C<br />

( C<br />

∗<br />

∗<br />

, F<br />

, F<br />

∗<br />

∗<br />

)<br />

)<br />

=<br />

GRS<br />

=<br />

w<br />

für<br />

Der Lohn entspricht der Grenzrate der Substitution.<br />

><br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

h<br />

0<br />

16


Arbeit anbieten oder keine Arbeit<br />

anbieten?<br />

� Ab welchem Lohn ist Tina bereit, auf Freizeit zu<br />

verzichten?<br />

� Vergleich zweier Löhne<br />

• Marktlohn w: Exogen gegeben<br />

• Reservationslohn w R : Der Lohn, der mindestens überschritten<br />

werden muss, damit Tina bereit ist Arbeit anzubieten<br />

� Entscheidungsregel:<br />

⎪⎧<br />

= 0<br />

h<br />

⎨<br />

⎪⎩ > 0<br />

wenn<br />

wenn<br />

w<br />

w<br />

≤<br />

><br />

w<br />

w<br />

R<br />

R<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

17


Reservationslohn - grafisch<br />

C<br />

Freizeit<br />

D<br />

T = Gesamtzeit<br />

Steigung: -w R<br />

Angebotener Lohn kleiner w R : Tina kann kein höheres Nutzenniveau<br />

erreichen als bei Punkt D � T=F d.h. Tina bietet keine Arbeit an<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

18


Nutzenmaximales <strong>Arbeitsangebot</strong> –<br />

algebraisch<br />

Ergebnis: Marktlohn, der überschritten werden muss,<br />

damit Tina Arbeit anbietet (Ecklösung)<br />

U F<br />

( R,<br />

T ) R<br />

= w für h = 0<br />

U ( R,<br />

T )<br />

C<br />

Reservationslohn<br />

• Grenzrate der Substitution zwischen Freizeit und Konsum an der<br />

Stelle h=0<br />

• Charakterisiert die Partizipationsentscheidung; am Arbeitsmarkt<br />

sind nur Menschen, für die gilt: Marktlohn > Reservationslohn<br />

• Hängt ab vom autonomen Einkommen und den Präferenzen<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

19


Individuelle <strong>Arbeitsangebot</strong>sfunktion<br />

Bei gegebener Nutzfunktion ist das individuelle <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

eine Funktion von Lohnsatz und Nichtmarkteinkommen<br />

h =<br />

h(<br />

w,<br />

R)<br />

Fragen: Wie verändert sich das<br />

<strong>Arbeitsangebot</strong>, wenn<br />

(1) Erbschaft erfolgt?<br />

(2) der Lohn steigt?<br />

?<br />

?<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

20


Veränderung <strong>Arbeitsangebot</strong> bei Erbschaft<br />

C<br />

G 1<br />

G 0<br />

C 1<br />

C 0<br />

Freizeit F<br />

h 0<br />

E 0<br />

h 1<br />

E 1<br />

Einkommenseffekt: Zunahme des<br />

Nichtarbeits-Einkommen reduziert<br />

das <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

Arbeitszeit h<br />

R 1<br />

R 0<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

T = Gesamtzeit<br />

21


<strong>Arbeitsangebot</strong> bei Steigenden Lohn<br />

C<br />

G 1<br />

G 0<br />

C 1<br />

C 0<br />

Freizeit F<br />

h 0<br />

E 0<br />

h 1<br />

E 1<br />

Tina kann sich mehr Freizeit leisten<br />

� Einkommenseffekt<br />

Freizeit wird relativ zum Konsum<br />

teuerer<br />

� Substitutionseffekt<br />

Arbeitszeit h<br />

R 0<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

T = Gesamtzeit<br />

22


Substitutions- und Einkommenseffekt<br />

C<br />

G 1<br />

G 0<br />

C 1<br />

C 0<br />

Freizeit F<br />

h‘ 1<br />

E‘ 1<br />

h 0<br />

E 0<br />

h 1<br />

E 1<br />

Substitutionseffekt: E 0 zu E‘ 1<br />

Einkommenseffekt: E‘ 1 zu E 1<br />

Algebraisch: Slutzky-Gleichung<br />

Arbeitszeit h<br />

R 0<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

T = Gesamtzeit<br />

23


<strong>Arbeitsangebot</strong><br />

� Wenn Nichterwerbseinkommen steigt, sinkt <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

� Wenn der Lohn steigt?<br />

∂h<br />

∂w<br />

=<br />

h<br />

= h w,<br />

R)<br />

∂h<br />

∂w<br />

y {<br />

( ? −<br />

Substitutionseffekt<br />

( + )<br />

∂h<br />

∂y<br />

∂y<br />

∂w<br />

12<br />

3<br />

Einkommenseffekt<br />

( -)<br />

� <strong>Arbeitsangebot</strong> steigt,<br />

wenn Substitutionseffekt > |Einkommenseffekt|<br />

+<br />

y =<br />

hw +<br />

R<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

24


<strong>Arbeitsangebot</strong>selastizitäten<br />

η<br />

=<br />

Δh<br />

/<br />

Δw<br />

/<br />

h<br />

w<br />

=<br />

∂h<br />

⋅<br />

∂w<br />

w<br />

h<br />

� Veränderung des <strong>Arbeitsangebot</strong>s in %,<br />

wenn sich der Lohn um 1% erhöht<br />

� Vorzeichen unklar ∂h<br />

w ∂<br />

η<br />

� <strong>Arbeitsangebot</strong>selastizität η ist<br />

• elastisch, wenn |η| > 1<br />

• unelastisch, wenn |η| < 1<br />

h<br />

= ⋅ + w<br />

∂w<br />

h ∂y<br />

+<br />

y<br />

−<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

25


Überstundenzuschläge<br />

C<br />

C 1<br />

C 0<br />

Freizeit F<br />

E 1<br />

h 1<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

h 0<br />

E 0<br />

h<br />

R 0<br />

T = Gesamtzeit<br />

26


Sozialversicherungsbeiträge<br />

C<br />

Freizeit F<br />

Mit Grundfreibetrag und<br />

Beitragsobergrenze<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

h<br />

T = Gesamtzeit<br />

27


Progressive Einkommenssteuer<br />

C<br />

Freizeit F<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

h<br />

T = Gesamtzeit<br />

28


Mindesteinkommen<br />

C<br />

mit voller Anrechnung von<br />

Arbeitseinkommen<br />

Freizeit F<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

h<br />

R 0<br />

T = Gesamtzeit<br />

29


Earned Income Tax Credit<br />

C<br />

Freizeit F<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

h<br />

T = Gesamtzeit<br />

30


<strong>Arbeitsangebot</strong> eines ALG II Beziehers<br />

� Transfereinkommen sinkt mit steigendem<br />

Arbeitseinkommen<br />

� Budgetrestriktion?<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

31


Die Budgetrestriktion in Deutschland<br />

Stundenlohn: 7€; Singlehaushalt<br />

€ pro Monat<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

45 40 35 30 25 20 15 10 5<br />

Wochenarbeitszeit<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

Bruttomonatslohn<br />

Y vor steuer<br />

Y nach Steuer<br />

Transferbezug<br />

Lohnkosten<br />

Nettomonatslohn<br />

32


Einkommen von ALG II Empfängern<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

33


Schätzung der<br />

<strong>Arbeitsangebot</strong>selastizität<br />

� Regressionsmodell<br />

hi = βwi<br />

+ γRi<br />

+<br />

weitereFaktoren<br />

� Schätzung für Männer im mittleren Alter<br />

• <strong>Arbeitsangebot</strong>selastizität nahe Null<br />

• Wenig Möglichkeit zur Reaktion da meist Vollzeit<br />

� Schätzung für verheiratete Frauen<br />

• <strong>Arbeitsangebot</strong>selastizität positiv und nahe Eins<br />

• Häufig Teilzeit, d.h. Möglichkeit zur Reaktion<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

34


Individuelle <strong>Arbeitsangebot</strong>skurve<br />

� Form der individuellen <strong>Arbeitsangebot</strong>skurve als Funktion<br />

des Lohnsatzes<br />

h<br />

Substitutions<br />

effekt<br />

überwiegt<br />

w R<br />

Einkommenseffekt<br />

überwiegt<br />

� Einkommenseffekt umso stärker je höher <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

w<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

35


Aggregierte <strong>Arbeitsangebot</strong>skurve<br />

� Individuen haben unterschiedliche Nutzenfunktion und<br />

Alternativeinkommen<br />

� unterschiedliche Reservationslöhne<br />

� Steigender Lohn � mehr Personen, deren<br />

Reservationslohn überschritten wird<br />

� Aggregierte <strong>Arbeitsangebot</strong>skurve monoton steigend<br />

� Lohnelastizität des aggregierten <strong>Arbeitsangebot</strong>s ist immer<br />

positiv<br />

� Individuelles <strong>Arbeitsangebot</strong> kann sich trotzdem mit<br />

steigendem Lohnsatz verringern<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

36


Erweiterungen des Grundmodells<br />

� Unterscheidung zwischen gewünschter, vertraglicher und<br />

tatsächlicher Arbeitszeit, Entscheidung zwischen diskreten<br />

Arbeitszeitregimen<br />

� Nichtpekuniäre Arbeitsplatzeigenschaften<br />

� Auswirkungen von Arbeitsaufwendungen (zeitlich und<br />

monetär)<br />

� Dynamische Betrachtung (Lebensarbeitszeit)<br />

� Familienkontext<br />

� Verlustaversion, Reziprokität, referenzabhängige<br />

Präferenzen (behavorial economics)<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

37


Fixkosten der Arbeitsaufnahme<br />

C<br />

h 1<br />

Monetär (Fahrtkosten,<br />

Arbeitskleidung und<br />

Kinderbetreuung) und zeitlich<br />

(Fahrzeit) � Fixkosten<br />

Fixkosten<br />

R 0<br />

Freizeit F<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

38


Dynamische Effekte und<br />

Lebensarbeitsangebot<br />

� Lebenszyklus-Modelle d.h. Nutzenmaximierung über<br />

gesamte Lebensarbeitszeit<br />

� Modifikationen:<br />

• Ersparnis �Vermögen wird endogen Größe<br />

• Einfluss von Erwartungen<br />

• Zeitpräferenzrate<br />

� Unterschiedliche Auswirkungen von transitorischen und<br />

permanenten Lohnerhöhungen<br />

� Anwendung: Auswirkung von Regeln zur Frühverrentung<br />

auf das <strong>Arbeitsangebot</strong><br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

39


Entscheidung über Renteneintrittsalter<br />

V<br />

Abdiskontierter Wert des<br />

Lebenseinkommens<br />

Freizeit F<br />

65 60<br />

Vorruhestandsregelung<br />

Alter<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

40


<strong>Arbeitsangebot</strong>sentscheidung im<br />

Familienkontext<br />

� Änderung der Nutzen- und Budgetfunktion<br />

U = U ( C,<br />

F M , FF<br />

) C ≤ ( w ⋅ h) M<br />

+ ( w⋅<br />

h)<br />

F<br />

� Lohnsatzänderung für eine Person hat nun auch<br />

Auswirkungen auf andere Familienmitglieder (Kreuzeffekte)<br />

� Theorie der Haushaltsproduktion:<br />

• Gesamtzeit: Marktarbeit, Haushaltsarbeit und Freizeit<br />

• Entscheidend sind absolute und komparative Vorteile der<br />

Haushaltsmitglieder<br />

• Rein ökonomische Betrachtung (Vergleich der Marktlöhne und<br />

Produktivitäten im Haus)<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

+<br />

R<br />

41


Vorteile durch Spezialisierung<br />

Peter<br />

Tina<br />

Summe<br />

Peter<br />

Tina<br />

Summe<br />

Marktgüter Haushaltsgüter<br />

Getrennte Produktion<br />

(7,5 St. x<br />

(7,5 St. x<br />

(5,5 St. x<br />

(9 St. x<br />

10 €)<br />

75 €<br />

15 €)<br />

112.5 €<br />

187,5 €<br />

Gemeinsame Produktion<br />

10 €)<br />

55 €<br />

15 €)<br />

135 €<br />

190 €<br />

(3,5 St. x<br />

+<br />

(0 St. x<br />

+<br />

(1,5 St. x<br />

+<br />

(1,5 St. x<br />

+<br />

4 €)<br />

6 €<br />

5 €)<br />

7,5 €<br />

13,5 €<br />

4 €)<br />

14 €<br />

5 €)<br />

0 €<br />

14 €<br />

= 81 €<br />

= 120 €<br />

201 €<br />

= 69 €<br />

= 135 €<br />

204 €<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

42


Arbeitsteilung zwischen<br />

Männer und Frauen<br />

� Kleine Lohnunterschiede reichen für hohe<br />

Spezialisierung<br />

� Wird verstärkt durch Ehegattensplitting<br />

� Wird verstärkt, wenn Haushaltsproduktion nicht<br />

reduziert werden kann (wegen Mangel an<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen)<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

43


Referenzabhängige Präferenzen<br />

Wenn schon keine Lohnerhöhung für mich drin ist, wie<br />

wär‘s mit einer Lohnkürzung für Herrn Müller?<br />

Quelle: Richard Layard (2005) Die glückliche Gesellschaft<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

44


Referenzabhängige Präferenzen<br />

<strong>Arbeitsangebot</strong> ist nicht<br />

sondern<br />

w<br />

h =<br />

h(<br />

w,<br />

R)<br />

h = h(<br />

w − w,<br />

R)<br />

zum Beispiel Funktion<br />

� des früheren Lohnes oder<br />

� des Lohnes von anderen<br />

(Fehr et al. 2004)<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Gartner</strong><br />

Theorie und Politik des Arbeitsmarktes WS08/09<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!