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Tagesstrukturierende Angebote für alte Menschen mit geistiger ...

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Fachtagung der Landesvereinigung <strong>für</strong> Gesundheit Niedersachsen e. V.<br />

<strong>Tagesstrukturierende</strong> <strong>Angebote</strong> <strong>für</strong> <strong>alte</strong>rnde und älter werdende <strong>Menschen</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>geistiger</strong> Behinderung<br />

Impulsreferat von Detlef Springmann<br />

Geschäftsführer Lebenshilfe Braunschweig gemeinnützige GmbH<br />

am 12. Oktober 2007 in Hannover<br />

Anrede<br />

Kurze Darstellung der Lebenshilfe Braunschweig:<br />

Die Lebenshilfe Braunschweig ist eine Selbsthilfevereinigung und ein anerkanntes Unternehmen<br />

der Behindertenhilfe. Wir bieten <strong>mit</strong> etwa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, unterstützt von<br />

Zivildienstleistenden, Praktikanten und Helferinnen im Berufsvorbereitenden sowie im Freiwilligen<br />

Sozialen Jahr, an 23 Standorten in und um Braunschweig Einrichtungen und Dienstleistungen <strong>für</strong><br />

mehr als 1.300 <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Behinderungen an.<br />

Wir setzen uns engagiert da<strong>für</strong> ein, <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer Behinderung positive Lebensbedingungen<br />

zu schaffen, zu begleiten und zu fördern sowie ihre Eingliederung in die Gesellschaft zu verwirklichen.<br />

Da<strong>für</strong> entwickeln wir Hilfen <strong>für</strong> jedes Alter und unterh<strong>alte</strong>n ortsnahe Einrichtungen wie Frühförderstelle,<br />

Kindergarten, Werkstätten <strong>für</strong> behinderte <strong>Menschen</strong> sowie Wohnangebote im stationären<br />

Bereich, Wohngruppen <strong>für</strong> Personen <strong>mit</strong> geringerem Betreuungsbedarf, Kurzzeitwohnen und eine<br />

Altentagesstätte.<br />

Darüber hinaus bieten wir Flexible Hilfen und Leistungen wie zum Beispiel ambulante Betreuung,<br />

Familienentlastende Dienste, Praxis <strong>für</strong> Physiotherapie, therapeutisches Reiten und ein Urlaubsbüro<br />

an.<br />

Nach dieser kurzen Vorstellung des Leistungsspektrums der Lebenshilfe Braunschweig möchte ich<br />

auf das Thema „Tagesstruktur“ überleiten.<br />

<strong>Menschen</strong>, ob <strong>mit</strong> oder ohne Behinderung, benötigen <strong>für</strong> ihre Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft<br />

vielfältige Möglichkeiten der Begegnung <strong>mit</strong> anderen <strong>Menschen</strong>. Diese finden in aller Regel<br />

am Tag, also außerhalb der Schlafenszeiten, statt, so dass wir in der Fachsprache von den so<br />

genannten „tagesstrukturierenden <strong>Angebote</strong>n“ sprechen. <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistigen oder mehrfach<br />

Behinderungen benötigen diese tagesstrukturierenden <strong>Angebote</strong>, um Unterstützung zur Teilhabe<br />

am Leben in der Gemeinschaft zu erfahren. Unterstützungsangebote können unter anderem sein:<br />

1. Arbeit (WfbM, Fördergruppen, ausgelagerte Arbeitsplätze, Integrationsunternehmen)<br />

2. Externe Tagesstruktur (zentral, Wohnstätten übergreifend)<br />

3. Heiminterne Tagesstruktur (Angebot erfolgt im Wohnumfeld)<br />

4. Servicestützpunkte (offene <strong>Angebote</strong>, ambulante <strong>Angebote</strong>)<br />

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Ich möchte im Folgenden ausschließlich auf tagesstrukturierende <strong>Angebote</strong> <strong>für</strong> <strong>alte</strong>rnde und älter<br />

werdende <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer geistigen Behinderung eingehen.<br />

<strong>Angebote</strong> und Hilfen <strong>für</strong> <strong>alte</strong> und älter werdende <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistigen Behinderungen gehören<br />

in Deutschland zu den jüngeren Entwicklungen in der Behindertenhilfe. Erst seit Anfang der 90er<br />

Jahre gibt es bei uns in nennenswerter Zahl <strong>alte</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Behinderungen, <strong>für</strong> die wir ein adäquates<br />

Angebot schaffen müssen. Erklären lässt sich das durch das düstere Kapitel in der deutschen<br />

Geschichte des 20. Jahrhunderts. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden ca. 200.000<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> psychischen und geistigen Behinderungen bis 1945 systematisch ermordet. Diese<br />

grausamen Verbrechen erklären, warum die Anzahl <strong>alte</strong>r <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistigen Behinderungen<br />

erst jetzt langsam ansteigt.<br />

Ich möchte Ihnen die Entwicklung von Seniorenarbeit <strong>für</strong> den Personenkreis älter werdender und<br />

<strong>alte</strong>r <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> geistigen Behinderungen und Mehrfachbehinderungen insbesondere am Beispiel<br />

unserer Braunschweiger Altentagesstätte näher bringen. Als eine der ersten Lebenshilfen in<br />

Deutschland haben wir uns Anfang der 90er Jahre massiv <strong>mit</strong> dem Problem fehlender <strong>Angebote</strong><br />

<strong>für</strong> diesen Personenkreis auseinandergesetzt.<br />

Die meisten Besucherinnen und Besucher unserer Altentagesstätte haben bis zu 40 Jahren in den<br />

Werkstätten <strong>für</strong> behinderte <strong>Menschen</strong> gearbeitet. Wie <strong>für</strong> jeden von uns ist auch <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />

Behinderung die Arbeit der zentrale Ort <strong>für</strong> Anerkennung, Kommunikation und soziale Kontakte.<br />

Der Übergang in den Ruhestand bringt viele Veränderungen <strong>mit</strong> sich, die es aktiv zu gest<strong>alte</strong>n gilt.<br />

Wir gest<strong>alte</strong>n den Übergang vom Arbeitsleben in den „Ruhestand“ fließend, zumal der Alterungsprozess<br />

bei diesem Personenkreis sehr unterschiedlich beginnt und verläuft. Es ist bei uns möglich,<br />

schon relativ früh Kontakt zur Altentagesstätte, ihren Besuchern und Mitarbeitern aufzunehmen.<br />

So kann man beispielsweise <strong>für</strong> eine Übergangszeit einige Tage in der Woche in der Altentagesstätte<br />

verweilen und die anderen Tage noch an seinem Arbeitsplatz in der Werkstatt arbeiten.<br />

Die Entwicklungsmöglichkeiten eines <strong>Menschen</strong> im Alter sind von seinen Chancen und Möglichkeiten<br />

abhängig, lebensgest<strong>alte</strong>nde Aktivitäten zu entwickeln. <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer geistigen Behinderung<br />

leben anders als nicht behinderte <strong>Menschen</strong>; sie wohnen in der Regel in institutionellen<br />

Wohneinrichtungen. Lebensplan und Perspektiven des Einzelnen werden in der Regel durch diese<br />

Institutionen stark beeinflusst. Von dieser Grundlage aus ist zurzeit das Angebot <strong>für</strong> ältere <strong>Menschen</strong><br />

zu entwickeln. Gleichwohl gibt es in Deutschland seit einigen Jahren die Forderung, auch<br />

diesen Personenkreis nicht in Heimen betreuen zu wollen, um ein größeres Maß an Selbstbestimmung<br />

und Selbstverwirklichung zu erreichen.<br />

Den Besucherinnen und Besuchern unserer Altentagesstätte wird eine aktivierende Freizeitgestaltung<br />

ermöglicht. Die Einrichtung ist auf einem 4000 m2 großen parkähnlichen Grundstück im zentralen<br />

Bereich Braunschweigs gelegen. Dieses wird als Zentrum <strong>für</strong> <strong>alte</strong>, ältere und pflegebedürftige<br />

Bewohner <strong>mit</strong> einem hohen Hilfebedarf differenziert betrieben und ist entsprechend ausgerichtet.<br />

Auf diesem Grundstück befinden sich außerdem eine Wohnstätte <strong>mit</strong> 28 Plätzen <strong>für</strong> ältere Bewohner,<br />

die zum Teil noch in den Werkstätten beschäftigt sind, und eine Wohnstätte <strong>mit</strong> 16 Plätzen<br />

<strong>für</strong> ältere Bewohner, die auf Grund ihres Alters oder ihrer zusätzlichen körperlichen Behinderung<br />

einen sehr hohen Pflegebedarf haben.<br />

Die Altentagesstätte ist regelmäßig von montags bis freitags in der Zeit von 07.30 Uhr bis 15.30<br />

Uhr geöffnet. Dieser Zeitraum ist jedoch nicht starr, da er sich nach den individuellen Bedürfnissen<br />

einzelner Besucher richtet und darüber hinaus von den jeweiligen Wohnstättenbetreuungszeiten<br />

abhängig sein kann. So<strong>mit</strong> können Besucher, die in einer der auf dem Grundstück befindlichen<br />

Wohnstätte wohnen, auch einmal ausschlafen und später in die Altentagesstätte gehen. Für die<br />

wenigen Besucher, die durch den Fahrdienst befördert werden müssen, besteht diese Möglichkeit<br />

nicht, da sie an feste Abholzeiten gebunden sind.<br />

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Die derzeitige räumliche Ausstattung ermöglicht es, 30 Personen in der Altentagesstätte zu<br />

betreuen. Der Betrieb findet in zwei räumlich getrennten Gruppen statt. Die Räumlichkeiten sind<br />

barrierefrei und pflegegerecht ausgebaut und jeweils <strong>mit</strong> Küche, Sanitärbereich, Aufenthaltsraum<br />

sowie Ruheraum ausgestattet. Gest<strong>alte</strong>t sind die Räume so, dass sie eine anregende aber auch<br />

gemütliche Atmosphäre schaffen. So tragen verschiedene Rückzugsmöglichkeiten dem größeren<br />

Ruhebedürfnis unserer Besucher Rechnung.<br />

Das Angebot unserer Altentagesstätte umfasst sowohl pädagogische Aspekte als auch Pflege.<br />

Aus diesem Grund setzt sich das Mitarbeiterteam so zusammen, dass beide Aspekte berücksichtigt<br />

werden. Es sind bei einem Betreuungsschlüssel von 1:7 zwei Erzieherinnen, eine Altenpflegerin<br />

und ein Mitarbeiter <strong>mit</strong> einer hauswirtschaftlichen Ausbildung beschäftigt. Zusätzlich sind ein<br />

Zivildienstleistender sowie eine Helferin im Freiwilligen sozialen Jahr eingesetzt.<br />

Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass der ursprünglich angenommene hohe Pflegeanteil in der<br />

Altentagesstätte nicht eingetreten ist. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass dann, wenn Pflege<br />

in erheblichem Umfang erforderlich ist, eine Teilnahme an den <strong>Angebote</strong>n der Altentagesstätte <strong>für</strong><br />

die betreffende Person kaum möglich ist. Die Versorgung erfolgt dann im Wohnbereich, in der vertrauten<br />

Umgebung.<br />

Die Finanzierung unserer Altentagesstätte erfolgt über den örtlichen Träger der Sozialhilfe in Form<br />

von Eingliederungshilfe gem. § 53 SGB XII.<br />

Zurzeit beträgt die monatliche Vergütung 885,22 € pro Besucher. Die Monatsvergütung ergibt sich<br />

durch Multiplikation des Tagessatzes <strong>mit</strong> 30,42 (29,10 € x 30,42).<br />

Die Besucher unserer Altentagesstätte sollen genauso wie ihre Mitbewohner, die tagsüber in den<br />

Werkstätten beschäftigt sind, morgens ihr Zuhause verlassen können. Durch eine sinnvolle Tagesgestaltung<br />

erfahren sie Anerkennung, pflegen soziale Kontakte und können am Ende eines<br />

abwechslungsreichen Tages Zuhause davon berichten.<br />

Die Tagesstruktur unserer Altentagesstätte ist auf die <strong>alte</strong>rsspezifischen Bedürfnisse der Besucher<br />

ausgerichtet und ermöglicht ihnen eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung.<br />

Bei der Planung der <strong>Angebote</strong> werden die Interessen und Neigungen, aber auch die Vorstellungen<br />

und Wünsche unserer Besucher berücksichtigt. So werden Gesellschaftsspiele, Basteln, Malen,<br />

Töpfern, Musizieren, Musik hören, Lesen, Vorlesen, Bibliotheksbesuch, Einkaufsbummel, Spaziergänge<br />

und Ausflüge angeboten. Auch der Besuch von Theater-, Kultur- und Freizeitveranstaltungen<br />

zählt dazu.<br />

Eine Vielzahl der <strong>Angebote</strong> richtet sich nach Witterung und Jahreszeit, aber auch Stimmung und<br />

Verfassung unserer Besucher. Darüber hinaus werden <strong>Angebote</strong> vorgeh<strong>alte</strong>n, die einen festen<br />

Platz im Wochenplan haben. Dazu zählen <strong>Angebote</strong> wie Biographiearbeit, Gymnastik, Wahrnehmungsübungen,<br />

Gedächtnistraining, Snoezelen, Schwimmen, Kegeln und die Zubereitung von<br />

Mahlzeiten.<br />

An zwei Tagen in der Woche wird das Mittagessen gemeinsam von interessierten Besuchern unter<br />

Anleitung eines Mitarbeiters zubereitet. Dieses Angebot beinh<strong>alte</strong>t neben dem Kochen auch Planung,<br />

Einkauf, Vorbereitung und Nachbereitung der Essenzubereitung. Eine Küche, die genügend<br />

Platz <strong>für</strong> „Helfer“ bietet und technisch so ausgestattet ist, dass <strong>für</strong> 30 Personen gekocht werden<br />

kann, ermöglicht dieses Angebot. An den anderen Wochentagen kommt das Mittagessen aus der<br />

Großküche der Werkstatt.<br />

Dem Ruhebedürfnis der meisten Besucher wird entsprochen, indem die Mittagspause <strong>für</strong> Mittagsschlaf<br />

oder andere ruhige Beschäftigungen genutzt werden kann.<br />

3/5


Ein weiteres wichtiges Angebot ist die Auseinandersetzung <strong>mit</strong> der eigenen Biographie. Ältere<br />

<strong>Menschen</strong> haben das Bedürfnis, die eigene Biographie aufzuarbeiten und ihre Lebensgeschichte<br />

zu verstehen. Dabei werden sie je nach ihren Fähigkeiten unterstützt, wenn möglich unter Einbeziehung<br />

ihrer Angehörigen. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden dann gemeinsam dokumentiert.<br />

Darüber hinaus wird den Besuchern die Möglichkeit gegeben, <strong>mit</strong> den Mitarbeitern jederzeit die<br />

Auseinandersetzung über die Probleme des erreichten Lebensabschnittes zu führen. Dabei sind<br />

Fragen wie Krankheit, Tod und Trauer keine Tabuthemen, sondern werden in der Alltagssituation<br />

gemeinsam besprochen und behandelt. Gegenstand der Auseinandersetzung kann der Tod von<br />

Angehörigen, Freunden und Bekannten, aber auch der eigene Tod sein.<br />

Eine ganz besondere Herausforderung an unsere Arbeit ist die Begleitung von sterbenden <strong>Menschen</strong>.<br />

Dabei konnten wir auf keine Grundlagen in Wissenschaft und Literatur zurückgreifen, sondern<br />

mussten unsere eigenen Erfahrungen machen. Hilfe und Möglichkeit der Begleitung muss <strong>für</strong><br />

jeden Einzelnen individuell entwickelt werden, wobei die unterschiedliche Verarbeitungsfähigkeit<br />

zu berücksichtigen ist. Aber auch unsere Mitarbeiter mussten den Umgang <strong>mit</strong> dieser Thematik<br />

lernen und zulassen. Sie sind in der täglichen Arbeit gewachsen. Heute ist es zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden, über Tod und Trauer zu sprechen.<br />

Zwischen den Mitarbeitern der Altentagesstätte und den Mitarbeitern der Wohnstätten findet ein<br />

kontinuierlicher Austausch statt, um mögliche individuelle Veränderungen in der Begleitung und<br />

Pflege genau abstimmen zu können.<br />

Das Altern von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Behinderung beginnt und verläuft genau wie bei <strong>Menschen</strong> ohne<br />

Behinderung sehr unterschiedlich. So gibt es Bewohner, die noch im Alter von über 65 Jahren körperlich<br />

in der Lage sind, in einer Werkstatt beschäftigt zu sein. Bei anderen Bewohnern setzt der<br />

<strong>alte</strong>rsbedingte Abbau schon sehr frühzeitig ein, so dass sie bereits im Alter von 50 Jahren den<br />

Anforderungen in einer Werkstatt nicht mehr gerecht werden können.<br />

Aufnahmekriterium <strong>für</strong> die Altentagesstätte ist deshalb auch nicht die Renten<strong>alte</strong>rsgrenze von 65<br />

Jahren, sondern das Ausscheiden aus der Werkstatt aus Alters- oder Altersgebrechlichkeitsgründen.<br />

Bei einem anstehenden Übergang in die Altentagesstätte wird der Kontakt möglichst frühzeitig<br />

hergestellt. So<strong>mit</strong> hat der zukünftige Besucher die Gelegenheit, sich auf seine neue Lebenssituation,<br />

den Eintritt in den Ruhestand, einzustellen. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass er<br />

dabei von den Mitarbeitern der Altentagesstätte, der Wohnstätte sowie der Werkstatt unterstützt<br />

und begleitet wird. Dabei gilt es in gemeinsamen Gesprächen Ängste abzubauen, Hobbys und<br />

Interessen aufzuspüren und Bereitschaft zu erzeugen, sich auf neue Dinge einzulassen.<br />

Je nach Möglichkeit gehen wir auf die persönlichen Bedürfnisse der zukünftigen Besucher ein und<br />

versuchen in enger Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Werkstätten eine individuelle Übergangsphase zu<br />

schaffen. So ist es möglich, schon vor Aufnahme, die Altentagesstätte an bestimmten Tagen zu<br />

besuchen. Aber auch nach Aufnahme besteht die Möglichkeit, <strong>für</strong> einen festgelegten Zeitraum den<br />

<strong>alte</strong>n Arbeitsplatz in der Werkstatt an bestimmten Tagen einzunehmen. Kontakte zu Arbeitskollegen<br />

können weiter aufrechterh<strong>alte</strong>n werden. Aus diesem Grund sind regelmäßige Besuche in den<br />

Werkstätten ebenfalls Bestandteil unserer <strong>Angebote</strong>. Nach Absprache <strong>mit</strong> den Werkstatt<strong>mit</strong>arbeitern<br />

werden z.B. Termine <strong>für</strong> ein gemeinsames Frühstück vereinbart.<br />

Die inhaltliche Arbeit unserer Altentagesstätte ist auf die Umsetzung der Eingliederung von <strong>Menschen</strong><br />

<strong>mit</strong> geistigen, körperlichen oder mehrfachen Behinderungen in die Gesellschaft ausgerichtet.<br />

Der Bedarf an Eingliederungshilfe endet nicht einfach <strong>mit</strong> dem Ausscheiden aus einer Werkstatt<br />

bzw. <strong>mit</strong> dem Erreichen einer bestimmten Altersgrenze, sondern ist auch darüber hinaus <strong>für</strong><br />

einen bestimmten Personenkreis weiterhin erforderlich.<br />

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Auf Grund der Altersstruktur der Beschäftigten in unseren Werkstätten, wird die Anzahl der Personen,<br />

die in den kommenden Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden, deutlich zunehmen.<br />

Deshalb ist es erforderlich, unser bestehendes Angebot auszubauen und konzeptionell weiter zu<br />

entwickeln.<br />

Derzeit entwickeln wir ein Stadtteil orientiertes offenes Angebot („Gemeinsam etwas bewegen –<br />

60+ im Siegfriedviertel“), welches von älteren <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> und ohne Behinderung genutzt werden<br />

kann. So wurden bereits am Wochenende bzw. an Nach<strong>mit</strong>tagen verschiedene gemeinsame<br />

Aktivitäten <strong>für</strong> ältere <strong>Menschen</strong>, die zusammen in einem Stadtteil leben, geplant und durchgeführt.<br />

Dabei haben wir auch Kontakt zu einer benachbarten Pflegeeinrichtung aufgenommen.<br />

Mit diesem „offenen“ Angebot befinden wir uns noch am Beginn der Umsetzung. Wir sind aber<br />

davon überzeugt, dass es gerade <strong>für</strong> die zukünftigen älteren <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Behinderung, die derzeit<br />

ambulant betreut werden, von großem Interesse sein wird. Unsere größte Herausforderung ist,<br />

<strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Behinderung die Begegnungsmöglichkeiten <strong>mit</strong> gleichaltrigen nicht behinderten<br />

<strong>Menschen</strong> aufrechtzuerh<strong>alte</strong>n und zu gest<strong>alte</strong>n.<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit!<br />

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