E-Learning: Theorie und betriebliche Praxis - Mediendidaktik ...
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek<br />
Die deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation<br />
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische<br />
Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar<br />
ISBN 3-602-14002-4<br />
Herausgegeben vom<br />
Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
Redaktion: Helmut E. Klein, Reinhard Zedler<br />
Redaktionsassistenz: Ines Pelzer<br />
© 2004 Deutscher Instituts-Verlag GmbH<br />
Gustav-Heinemann-Ufer 84 – 88, 50968 Köln<br />
Postfach 51 06 70, 50942 Köln<br />
Telefon (02 21) 49 81-4 52<br />
Fax (02 21) 49 81-4 45<br />
Internet: www.divkoeln.de<br />
E-Mail: div@iwkoeln.de
E-<strong>Learning</strong>: <strong>Theorie</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>betriebliche</strong> <strong>Praxis</strong><br />
Fallstudien aus der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Bildungsarbeit
Inhalt<br />
Vorwort<br />
3<br />
Seite<br />
Helmut E. Klein / Reinhard Zedler<br />
E-<strong>Learning</strong>: <strong>Theorie</strong> <strong>und</strong> <strong>betriebliche</strong> <strong>Praxis</strong> 5<br />
1 Bestandsaufnahme<br />
Thomas Reglin<br />
Zwischen Effizienzversprechen <strong>und</strong> Sachzwang<br />
auf dem Weg zu einer systematischen Zielreflexion<br />
im E-<strong>Learning</strong> 9<br />
Helmut E. Klein<br />
E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n <strong>Praxis</strong>. Ergebnisse einer<br />
Unternehmensbefragung in der Metall- <strong>und</strong><br />
Elektro-Industrie 35<br />
2 Betriebliche Bildungsarbeit/Fallstudien<br />
Hubert Kapp / Jürgen Föllinger / Annette Groß<br />
Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in der Berufsbildung –<br />
das Beispiel der BASF AG 69<br />
Stefanie Koller<br />
E-<strong>Learning</strong> in der Berufsbildung bei der Siemens AG 83<br />
Dirk Jakobs<br />
Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in der Produktion –<br />
Voraussetzungen für Programme bei DaimlerChrysler 93
4<br />
Marion Bagusat / Stephan Rudolph u. a.<br />
E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Blended-<strong>Learning</strong> in der Berufsausbildung<br />
– ein <strong>Praxis</strong>bericht aus der Allianz Versicherungs AG 111<br />
Thomas Hagenhofer<br />
E-<strong>Learning</strong> in der Medienbranche 126<br />
Bernd Leuchter<br />
E-<strong>Learning</strong> bei einem Weiterbildungsträger<br />
– Chancen <strong>und</strong> Risiken 146<br />
3 Zusammenfassung<br />
Helmut E. Klein / Reinhard Zedler<br />
Den Wandel gestalten: E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Lernkultur – Trends <strong>und</strong> Bedingungen 157<br />
Die Autoren 165
Vorwort<br />
Helmut E. Klein/Reinhard Zedler (Hrsg.):<br />
E-<strong>Learning</strong>: <strong>Theorie</strong> <strong>und</strong> <strong>betriebliche</strong> <strong>Praxis</strong><br />
5<br />
E-<strong>Learning</strong> als neue Form des Lehrens <strong>und</strong> Lernens wird in den letzten<br />
vier Jahren im gesamten Bildungswesen viel diskutiert. Es ist aber nicht<br />
bekannt, inwieweit E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n <strong>Praxis</strong> tatsächlich genutzt<br />
wird. Diese Lücke versucht die Veröffentlichung mit neun Beiträgen<br />
zu schließen.<br />
Die Beiträge sind drei Abschnitten zugeordnet: Im ersten Teil geht es<br />
um eine Bestandsaufnahme. Hierzu gehört ein Artikel über eine systematische<br />
Reflexion der Ziele, die mit E-<strong>Learning</strong> verb<strong>und</strong>en werden. Zudem<br />
gehört dazu ein Ergebnisbericht einer Befragung des Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW) über die Verbreitung der neuen Lernform in<br />
der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie. Der zweite Abschnitt enthält Fallstudien<br />
<strong>und</strong> dokumentiert, wie in Großbetrieben der M+E-Industrie E-<strong>Learning</strong><br />
eingesetzt wird (Siemens/DaimlerChrysler). Außerdem gehören dazu Studien<br />
der BASF AG <strong>und</strong> der Allianz Lebensversicherungs AG über den<br />
Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in der Berufsausbildung. Den Abschluss dieses<br />
Abschnitts bilden zwei Artikel über den Einsatz dieser neuen Lernform in<br />
der Medienbranche <strong>und</strong> bei einem Weiterbildungsträger. Die Verantwortung<br />
für die Inhalte liegt bei den Autoren. Im dritten Teil erläutern die<br />
Herausgeber thesenartig Bedingungen des Einsatzes von E-<strong>Learning</strong> in der<br />
<strong>betriebliche</strong>n Bildungsarbeit.<br />
Was erwartet Sie in den Einzelbeiträgen?<br />
In der <strong>betriebliche</strong>n Bildungsarbeit richtet sich eine Vielfalt von Erwartungen<br />
auf E-<strong>Learning</strong>. In der Debatte dominieren seit geraumer Zeit Fragen<br />
des Verfahrens („wie“), aber die Reflexion der Ziele („wozu“) ist
6<br />
weitgehend ausgeblendet. In seinem Beitrag plädiert Thomas Reglin für<br />
die Aufnahme des Zieldiskurses <strong>und</strong> unterscheidet zwischen betriebswirt-<br />
schaftlichen <strong>und</strong> betriebspädagogischen Zielen. Eine solche Reflexion der<br />
Ziele fördert zum einen die Abgrenzung <strong>und</strong> Systematisierung der mit E-<br />
<strong>Learning</strong> zu erreichenden Bildungsziele. Zudem wird damit ein überlegte-<br />
rer Einsatz der Potenziale neue Lernmedien angeregt. Schließlich wächst<br />
damit die Transparenz für die Nutzer der Lernmedien.<br />
Im Beitrag von Helmut E. Klein werden die Ergebnisse einer IW-<br />
Unternehmensbefragung in der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie dargestellt.<br />
Dabei wird deutlich, dass jeder vierte befragte M+E-Betrieb E-<strong>Learning</strong><br />
zur Weiterbildung der Mitarbeiter in verschiedenen Formen einsetzt: In<br />
neun von zehn dieser Unternehmen gehört das Computer Based Training<br />
(CBT) zum Standardangebot; gut jeder zweite E-<strong>Learning</strong>-aktive Betrieb<br />
bietet Web Based Training (WBT) an <strong>und</strong> zwei von fünf dieser Unternehmen<br />
realisieren „Blended <strong>Learning</strong>“, das computergestütztes Lernen mit<br />
Seminaren, Lernberatung <strong>und</strong> Tutoring kombiniert. Die IW-Befragung hat<br />
neben diesen Lernformen weitere wichtige Aspekte des Einsatzes von E-<br />
<strong>Learning</strong> in der M+E-Industrie erhellt, nämlich zum Zugang, dem Einsatz<br />
in den Unternehmensbereichen, den Lernorten, der Lernzeit, den Kosten<br />
<strong>und</strong> dem Nutzen sowie der künftig eingeschätzten Bedeutung <strong>und</strong> den<br />
künftigen Themen von E-<strong>Learning</strong>.<br />
Ausgehend von dieser Bestandsaufnahme wird im Abschnitt der Fallstudien<br />
der vielfältige Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in Großbetrieben, aber auch<br />
in einigen Branchen <strong>und</strong> bei einzelnen Weiterbildungsträgern verdeutlicht.<br />
Im Beitrag von Jürgen Föllinger, Annette Groß <strong>und</strong> Hubert Kapp wird<br />
herausgestellt, dass die BASF-Weiterbildung seit längerem die Strategie<br />
verfolgt, das eigenverantwortliche Lernen zu fördern. Dabei ist E-<strong>Learning</strong><br />
eine von mehreren Methoden, mit denen das eigenverantwortliche Lernen<br />
der Mitarbeiter gefördert werden kann. Das Unternehmen hat die Erfahrung<br />
gemacht, dass die Kombination aus E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Präsenztraining –<br />
also ein Blended-<strong>Learning</strong>-Konzept – die besten Ergebnisse <strong>und</strong> die größte<br />
Akzeptanz bei den Lernenden erbringt.
7<br />
Im Beitrag von Stefanie Koller wird der Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in der<br />
Berufsausbildung von Siemens beleuchtet. Auch hier wird betont, dass es<br />
keinen Sinn machte, E-<strong>Learning</strong> isoliert einzusetzen. Vielmehr hat sich das<br />
Konzept des Blended <strong>Learning</strong> als erfolgreich erwiesen. In der Berufsausbildung<br />
setzt Siemens insgesamt 200 CBT‘s <strong>und</strong> WBT’s ein. In der technischen<br />
Ausbildung lernen die Auszubildenden mit dem Lernprogramm erst<br />
das fachlich richtige Vorgehen am Computer, bevor sie die Maschine in<br />
der <strong>Praxis</strong> bedienen. Besonders hoch ist der Einsatz von Lernprogrammen<br />
naturgemäß im IT-Bereich.<br />
Die meisten E-<strong>Learning</strong> Angebote haben in den Unternehmen zur Zielgruppe<br />
Mitarbeiter von der Sachbearbeiterebene bis zum Management, wie<br />
Untersuchungen belegen. Vielfach werden gewerbliche Mitarbeiter aus<br />
Produktionsbereichen ausschließlich in Präsenzmaßnahmen qualifiziert.<br />
Dirk Jakobs berichtet in seinem Beitrag, wie bei DaimlerChrysler die Voraussetzungen<br />
geschaffen wurden, dass E-<strong>Learning</strong> in der Qualifizierung<br />
auch gewerblicher Mitarbeiter produktiver Bereiche eingesetzt werden<br />
konnte.<br />
In dem Beitrag von Marion Bagusat <strong>und</strong> Stephan Rudolph wird die<br />
Entwicklung einer standortübergreifenden, intranetbasierten Lern- <strong>und</strong><br />
Kommunikationsplattform für die Berufsausbildung bei der Allianz AG<br />
von der ersten Idee bis zur Realisierung der fertigen Plattform skizziert. Es<br />
werden Auswirkungen des Einsatzes auf die Lernkultur <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
mit technologiegestütztem selbstgesteuerten Lernen diskutiert. Am Ende<br />
wird anhand zweier Beispiele die Integration des E-<strong>Learning</strong>-Ansatzes in<br />
ein abwechslungsreiches Blended-<strong>Learning</strong>-Konzept dargestellt.<br />
In dem Beitrag von Thomas Hagenhofer geht es um den Einsatz von E-<br />
<strong>Learning</strong> in der Medienbranche. Dabei wird dargestellt, wie im Projekt<br />
„Mediengestalter/in 2000plus“ die Onlinestellung des LernCenters<br />
2000plus entwickelt wurde. Dieses LernCenter richtet sich an Ausbilder,<br />
Berufsschullehrer wie auch an Auszubildende. Herausgestellt wird, dass
8<br />
mit dem LernCenter die Qualifizierung direkt am Arbeitsplatz oder an je-<br />
dem anderen beliebigen Ort stattfinden kann.<br />
Die neue Lernform des E-<strong>Learning</strong> fordert nicht nur die <strong>betriebliche</strong><br />
Bildungsarbeit heraus, sondern auch Weiterbildungsträger. Bernd Leuch-<br />
ter erläutert in seinem Beitrag, wie nach Abwägen <strong>und</strong> dem Vergleich von<br />
Chancen <strong>und</strong> Risiken des E-<strong>Learning</strong> im Weiterbildungskonzept der IHK<br />
zu Köln ein leittextgestütztes Blended-<strong>Learning</strong>-System entwickelt wurde.<br />
Es wird bei der Betreuung durch die Dozenten <strong>und</strong> durch die Interaktion<br />
von Teilnehmern <strong>und</strong> Dozenten weiterentwickelt.
1 Bestandsaufnahme<br />
9<br />
Thomas Reglin:<br />
Zwischen Effizienzversprechen <strong>und</strong> Sachzwang:<br />
Auf dem Weg zu einer systematischen Zielreflexion<br />
im E-<strong>Learning</strong><br />
Auf die Nutzung elektronischer Lernmedien, insbesondere des Internets,<br />
in Prozessen lebenslangen Lernens richten sich außerordentlich hohe Erwartungen.<br />
Die gegenwärtige theoretische Diskussion um das E-<strong>Learning</strong><br />
stellt Fragen der Gestaltung von Instruktionsdesigns einerseits, der Implementierung<br />
von E-<strong>Learning</strong> in organisationalen Kontexten andererseits in<br />
den Mittelpunkt. Weite Teile dieser Diskussion sind durch die Frage bestimmt,<br />
wie E-<strong>Learning</strong> als Mittel der Effizienzsteigerung beruflicher Bildung<br />
zu handhaben sei. Der Ausgangspunkt kann dabei pädagogisch sein<br />
(Stichworte: Individualisierung des Lernens, Lernen mit allen Sinnen) oder<br />
betriebswirtschaftlich (Stichworte: Flexibilisierung <strong>betriebliche</strong>r Bildung,<br />
Einsparung von Freistellungs-, Reise- <strong>und</strong> Unterbringungskosten für weiterzubildende<br />
Mitarbeiter). Die mit dem Medieneinsatz verfolgten Ziele<br />
(„was“) sind in der Analyse der Potenziale computergestützten Lernens<br />
zwar durchgehend präsent. Doch Fragen des Verfahrens („wie“) dominieren<br />
die Debatte. Die jeweils verfolgten Ziele scheinen sich sozusagen von<br />
selbst zu verstehen.<br />
Die weit verbreitete Klage über die Techniklastigkeit der <strong>Theorie</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Praxis</strong> von E-<strong>Learning</strong> hat darin einen ihrer Gründe. Kritik an der Dominanz<br />
technischer Überlegungen, Kalküle <strong>und</strong> Entscheidungen bei der<br />
Durchführung von E-<strong>Learning</strong>-Projekten hat sich in der Literatur zur „Virtuellen<br />
Berufsbildung“ fast schon zum feststehenden Topos verfestigt. 1<br />
Gewarnt wird vor einem blinden Effizienzglauben, der sich bereits von der<br />
1 Kerres, 2001, 86 f./Dichanz, Ernst, 46 f./Glatt, 2002, XVff./Haas-Hoppe,<br />
2002, 96 f./Hasebrook-Otte, 2002, 10 <strong>und</strong> viele andere)
10<br />
bloßen Tatsache des Einsatzes von Hyper- <strong>und</strong> Multimedien eine Verbesserung<br />
der Qualität beruflicher Bildungsarbeit erwartet.<br />
Von der Aufnahme des vorgeschlagenen Zieldiskurses können <strong>Theorie</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Praxis</strong> mediengestützten Lernens mindestens in dreifacher Hinsicht<br />
profitieren:<br />
1. E-<strong>Learning</strong> wird nicht selten als Universalschlüssel für alle erdenklichen<br />
Bildungsprobleme präsentiert. Abgrenzung <strong>und</strong> Systematisierung<br />
der mit E-<strong>Learning</strong> zu erreichenden Bildungsziele können zu einer Versachlichung<br />
der Diskussion beitragen.<br />
2. Ein überlegterer Einsatz der Potenziale neuer Lernmedien wird angeregt.<br />
Gelingt es, die Frage nach anzustrebenden Zielen <strong>und</strong> dafür einzusetzenden<br />
Mitteln mit größerer Schärfe zu stellen, sind Profilgewinne<br />
für die einzelnen Lernmedien zu erwarten.<br />
3. Damit wächst auch die Transparenz für Lernende <strong>und</strong> <strong>betriebliche</strong> Weiterbildner.<br />
Den Nutzern der Lernmedien können Informationen angeboten<br />
werden, die über die Formulierung atomistischer Lernziele („Nach<br />
der Bearbeitung der Lerneinheit können Sie eine einfache HTML-Seite<br />
erstellen“) hinausgehen <strong>und</strong> es erlauben, Multimedia-Produkte oder -<br />
Produktlinien in übergreifende Bildungsstrategien einzuordnen.<br />
Zielreflexion im E-<strong>Learning</strong><br />
Die Zielreflexion erreicht heute in der <strong>Theorie</strong> des E-<strong>Learning</strong> nicht annähernd<br />
das Niveau, auf dem sie sich in der Allgemeinen Pädagogik <strong>und</strong><br />
längst auch in der Berufspädagogik bewegt. Das hat unterschiedliche<br />
Gründe.<br />
• Betriebliche Weiterbildner sehen in E-<strong>Learning</strong> oft das Ökonomisierungsmittel.<br />
Die Erzielung von Einsparungseffekten stellt sich als letzter<br />
Zweck der Nutzung elektronischer Lernmedien dar. Nicht das Produkt<br />
‚<strong>betriebliche</strong> Weiterbildung’ hat sich demnach verändert (oder<br />
muss sich verändern). Lediglich der Umfang der Weiterbildungserfordernisse<br />
ist, <strong>und</strong> zwar in erheblichem Umfang, angewachsen. E-
11<br />
<strong>Learning</strong> schafft Abhilfe, weil es eine Ausweitung der Weiterbildungs-<br />
aktivitäten bei tragbaren Kosten ermöglicht. 2 Es gilt also, ein im Kern<br />
unverändertes Produkt in neuer Form anzubieten. In dieser Optik erscheint<br />
eine – erneute – Reflexion von Bildungszielen als überflüssig.<br />
Das hat im übrigen erhebliche didaktische Mängel der Lehrmedien zur<br />
Folge, wenn direktive Formen der Unterweisung, die in Lehrgang <strong>und</strong><br />
Seminar längst überw<strong>und</strong>en schienen, ausgerechnet in elektronischer<br />
Nachbildung wieder aufleben. 3<br />
• Ein guter Teil der anbieternahen E-<strong>Learning</strong>-Publizistik hatte sich in<br />
den Dienst jener „Euphorie“ gestellt, die erst mit den Zusammenbrüchen<br />
am Neuen Markt – also aus einem denkbar unpädagogischen<br />
Gr<strong>und</strong> – fraglich geworden ist. Dieser Übergang zu einem Zustand<br />
„zwischen Euphorie <strong>und</strong> Ernüchterung“ hat bekanntlich einer berühmt<br />
gewordenen E-<strong>Learning</strong>-Marktforschungsstudie den Titel gegeben. 4<br />
Theoretische K<strong>und</strong>gaben ordneten sich deutlich dem Produkt- oder<br />
Projektmarketing unter.<br />
• In der empirischen medienpädagogischen Forschung war bereits seit<br />
den 40er Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts – also einige Jahrzehnte vor<br />
Beginn der E-<strong>Learning</strong>-Ära – das Paradigma der komparativen Wirkungsanalyse<br />
beherrschend. 5 Medien werden hier als zielneutrale Mittel<br />
von unterschiedlicher Wirkmacht betrachtet, die es durch differenzielle<br />
Forschung dingfest zu machen, d. h. möglichst zu quantifizieren<br />
gilt. Soweit eine Reflexion auf Erziehungs- oder Bildungsziele geboten<br />
scheint, hat sie demnach ihren Ort nicht in der Medienpädagogik.<br />
• Die mediendidaktische <strong>Theorie</strong>bildung zum E-<strong>Learning</strong> versteht sich<br />
weitgehend als Hilfsdisziplin der Medien-Entwicklung, die „Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für die professionelle Produktion didaktischer Medien“ 6 vermitteln<br />
will. Die Zielsetzung wird dabei meist als gegeben vorausgesetzt oder<br />
2 Dittler, 2002, 15<br />
3 Severing, 2003<br />
4 KPMG Consulting, 2001<br />
5 Weidenmann, o. J., 498ff.<br />
6 Kerres. 2001, 5
12<br />
eher en passant abgehandelt. Die umfassende Darstellung, die dieser<br />
Zweig der Forschung bei Kerres gef<strong>und</strong>en hat, schließt freilich auch<br />
eine gründliche Behandlung der mit E-<strong>Learning</strong>-Projekten verfolgten<br />
Ziele ein. 7 Das Kapitel „Begründungsmuster für digitale Medien“ be-<br />
nennt die Standpunkte unterschiedlicher Stakeholder von E-<strong>Learning</strong>-<br />
Projekten <strong>und</strong> schließt dabei auch solche Zielvorstellungen nicht aus,<br />
„die sich als problematisch erweisen können“. 8 Dem Erkenntnisinteresse<br />
der Arbeit entsprechend kommen sie aber vor allem als im Kontext<br />
von E-<strong>Learning</strong>-Projekten relevante erfolgskritische Faktoren – <strong>und</strong><br />
nur insofern als Gegenstand einer kritischen Diskussion – in den Blick.<br />
Die weitgehende Ausblendung der Zieldiskussion kontrastiert eigentümlich<br />
damit, dass sich mit der Einführung von E-<strong>Learning</strong> bei vielen Autoren<br />
immerhin die Erwartung einer „Wissensrevolution“ 9 verknüpft, also<br />
mehr <strong>und</strong> anderes als die Hoffnung, gr<strong>und</strong>sätzlich unveränderte Ziele<br />
könnten sich künftig rascher, müheloser <strong>und</strong> mit geringerem ökonomischem<br />
Aufwand erreichen lassen. Die Erneuerungsrhetorik des E-<br />
<strong>Learning</strong>-enthusiastischen Diskurses verlöre ihren Sinn, würden sich mit<br />
neuen Medien nicht der Gründungshypothese der modernen Medientheorie<br />
entsprechend Handlungsräume – also Bedingungen der Möglichkeit von<br />
Zielsetzungen – verändern. 10<br />
Die Vielfalt der Erwartungen, die sich in der <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildung,<br />
aber auch in anderen institutionellen Kontexten auf E-<strong>Learning</strong> richten,<br />
wird treffend durch das folgende Zitat zusammengefasst.<br />
„Unternehmen schließen sich zu Weltkonzernen zusammen <strong>und</strong> müssen<br />
deshalb sehr schnell ihre Mitarbeiter global mit aktuellem Wissen versorgen,<br />
um die weltweite Implementierung der Konzernstrategie sicherzustellen.<br />
Nur ein gezielter Informations- <strong>und</strong> Wissenstransfer, der sehr individuell<br />
auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sein muss, kann<br />
7 vgl. Kerres, 85 – 94<br />
8 ebd., 93, Hervorhebung im Original<br />
9 Gottwald/Sprinkart, 2000, 9<br />
10 McLuhan, 1995
13<br />
Innovation, Geschwindigkeit <strong>und</strong> Profitabilität gewährleisten. (...) Die<br />
neuen Medien erweitern nicht nur die klassische Wissensvermittlung um<br />
zusätzliche multimediale Elemente. Sie ermöglichen vor allem den zeit<strong>und</strong><br />
ortsungeb<strong>und</strong>enen Zugriff auf Wissen. Die Lernenden können so flexibel<br />
<strong>und</strong> bei Bedarf die multimedialen Bildungsangebote unabhängig von<br />
tradierten Zeitrastern kosteneffizient nutzen, ohne auf Kommunikation <strong>und</strong><br />
Interaktion verzichten zu müssen“. 11<br />
Welche Zieldefinitionen sind es, die hier – implizit oder explizit – zum<br />
Ausdruck gebracht werden?<br />
• Die Mitarbeiter sollen das jeweils aktuell ‚Nötige’ lernen.<br />
• Informationen sollen innerhalb von Weltkonzernen global, <strong>und</strong> zwar<br />
rasch, verfügbar sein.<br />
• Es gilt, individuelle Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen.<br />
• E-<strong>Learning</strong> soll zum ökonomischen Erfolg des Unternehmens beitragen,<br />
unterliegt also auch selbst dem betriebswirtschaftlichen Kalkül<br />
(Kosteneffizienz).<br />
• Multimedia erweitert die Mittel <strong>betriebliche</strong>r Weiterbildung, was nur<br />
dann der Erwähnung wert sein kann, wenn sich damit die Erwartung<br />
höherer Wirksamkeit verbindet.<br />
• Auf Wissen kann jederzeit <strong>und</strong> von jedem Ort aus nach Bedarf zugegriffen<br />
werden.<br />
• Dabei kann netzgestützt kommuniziert werden.<br />
Einige dieser Ziele sind schon dadurch zu erreichen, dass überhaupt<br />
Wissensinhalte innerhalb einer technisch tragfähigen Client-Server-<br />
Architektur zur Verfügung gestellt werden (Zugriff jederzeit <strong>und</strong> an jedem<br />
Ort). Bei anderen ist ein solcher Automatismus nicht gegeben: Sie erfordern<br />
beträchtliche didaktisch-organisatorische Vorkehrungen (Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Interaktion). Manche scheinen untereinander schwer verträg-<br />
11 Kraemer, Personalwirtschaft 2001/1, 22
14<br />
lich: rasche weltweite Bereitstellung von Wissen auf der einen, Individua-<br />
lisierung auf der anderen Seite.<br />
Durchgehend wird deutlich, dass im E-<strong>Learning</strong>-Diskurs von einem<br />
gr<strong>und</strong>sätzlichen Wandel <strong>betriebliche</strong>r Bildung die Rede ist. Dieser wird jedoch<br />
zumeist als quantitatives Phänomen aufgefasst <strong>und</strong> durchgehend als<br />
Effizienzproblem behandelt. Insbesondere werden Zieldefinition <strong>und</strong> Potenzialanalyse<br />
nicht streng geschieden: Ziele, die mit den Lernmedien verfolgt<br />
werden, kommen als Möglichkeiten in den Blick, die diese Medien<br />
bieten. In dem Maße wie dies geschieht, kann verschiedenstes Wünschbares<br />
unvermittelt nebeneinander stehen bleiben. Vereinbarkeitsprüfung, Abgleich<br />
<strong>und</strong> Priorisierung unterbleiben.<br />
Betriebswirtschaftliches Ziel: Ökonomisierung <strong>betriebliche</strong>r Bildung<br />
Vor allem während der ersten Welle netzgestützten Lernens (beginnend<br />
mit dem sich entwickelnden Internet-Boom Mitte der 90er Jahre) ist kaum<br />
ein Argument häufiger für E-<strong>Learning</strong> ins Feld geführt worden als dasjenige<br />
der Kostenreduktion. Noch in der oben zitierten Ausgabe der „Personalwirtschaft“<br />
mit dem Schwerpunkt E-<strong>Learning</strong> (2001/1), spielte das Kostenargument<br />
in drei von fünf Artikeln eine entscheidende Rolle. 12<br />
Daneben wurde – ebenfalls zu Beginn des Internet-Booms – häufig die<br />
Befürchtung geäußert, Lernen via Internet sei eine besonders teure Weiterbildungsform.<br />
Begründet wurde dies mit der erforderlichen Ausstattung<br />
(multimediafähige Rechner, Internetzugang). Die Befürchtung, unkontrolliertes<br />
Web-Surfen der Mitarbeiter nicht steuern zu können, trat bei vielen<br />
Unternehmen hinzu. Diese Befürchtungen spielen heute angesichts der rasanten<br />
Ausbreitung des Internets <strong>und</strong> seiner Integration in verschiedenste<br />
Geschäftsprozesse im Zeichen von E-Business <strong>und</strong> E-Commerce kaum<br />
noch eine Rolle. 13<br />
12<br />
Vgl. insbesondere Johansson: „Online-Lernen ist 20 Prozent effektiver“, ebd.,<br />
42 – 45<br />
13<br />
Michel/Heddergott/Hoffmann, 2000, 41; Reglin/Severing, 2003, 16
15<br />
Die vorliegenden Unternehmensbefragungen zum <strong>betriebliche</strong>n E-<br />
<strong>Learning</strong> zeigen in diesem (wie in vielen anderen) Punkten kein einheitli-<br />
ches Bild. Zwar ist ihnen zu entnehmen, dass betriebswirtschaftliche Über-<br />
legungen bei der Einführung von E-<strong>Learning</strong> eine wesentliche Rolle spie-<br />
len. Aber die Auswertung der Studien wirft doch erhebliche Probleme auf,<br />
die an zwei Beispielen näher erläutert seien.<br />
Die an der unicmind.com-Studie 14 beteiligten Praktiker aus den Betrie-<br />
ben zeigen sich bei der Kosten-Nutzen-Analyse des E-<strong>Learning</strong> zwar sowohl<br />
an berufspädagogisch-didaktischen als auch an betriebswirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten interessiert. Aber die Gewichtung erfolgt hier doch<br />
mit bemerkenswerter Eindeutigkeit, wenn der Gesichtspunkt der Kostensenkung<br />
70 Prozent der Nennungen auf sich vereint <strong>und</strong> so mit weitem Abstand<br />
an der Spitze liegt. Die Merkmale auf dem zweiten <strong>und</strong> dritten Platz<br />
– „Schulung aktueller Themen“ <strong>und</strong> „Hohe Aktualität“ – sind wenig trennscharf.<br />
Prima facie scheinen sie zu inhaltlichen Zielsetzungen überzuleiten.<br />
Tatsächlich bringen aber auch sie einen ökonomischen Gesichtspunkt<br />
ins Spiel. Gr<strong>und</strong>sätzlich lassen sich aktuelle Themen ja in jedem Medium<br />
vermitteln. Bei Einsatz von Autorenteams <strong>und</strong> modernen Produktions- <strong>und</strong><br />
Distributionsverfahren wären in diesem Punkt durchaus auch das klassische<br />
Buch oder, im Falle hohen kontinuierlichen Aktualisierungsbedarfs,<br />
die Loseblatt-Sammlung <strong>und</strong> die Zeitschrift (zumindest annähernd) konkurrenzfähig.<br />
Eindeutig fällt der Vergleich nur dann aus, wenn an die Distributionskosten<br />
gedacht wird. Die Änderung von Lernmedien auf dem<br />
zentralen Bildungsserver z. B. eines Unternehmens-Intranets mag gegenüber<br />
nicht-netzgestützten Angeboten einen gewissen Zeitvorteil bringen.<br />
Vor allem aber ist sie im Vergleich zu Neuproduktion <strong>und</strong> Versand von<br />
Printmaterialien oder CD-ROMs konkurrenzlos billig.<br />
14 Riekhof/Schüle, 2002
16<br />
Abbildung 1<br />
Chancen von E-<strong>Learning</strong> - in Prozent<br />
keine Vorteile<br />
höhere Qualität<br />
höhere Motivation<br />
besserer Lernerfolg<br />
flexibleres Lernen<br />
hohe Aktualität<br />
Schulung aktueller Themen<br />
Kostensenkung<br />
Chancen von E-<strong>Learning</strong> (n = 76)<br />
Quelle: Riekhof/Schüle 2002, 123<br />
3<br />
7<br />
9<br />
Mit dem flexibleren Lernen wird ein betriebs- <strong>und</strong> weiterbildungsorganisatorischer<br />
Gesichtspunkt benannt. Weit abgeschlagen folgen die im engeren<br />
Sinne berufspädagogischen Argumente „Besserer Lernerfolg“, „Höhere<br />
Motivation“ <strong>und</strong> „Höhere Qualität“.<br />
Völlig andere Ergebnisse hatte eine repräsentative Befragung kleiner<br />
<strong>und</strong> mittlerer Unternehmen der MMB – Michel Medienforschung <strong>und</strong> Beratung<br />
<strong>und</strong> des PSEPHOS-Instituts für Wahlforschung <strong>und</strong> Sozialwissenschaft<br />
im Oktober 1999 erbracht. 15 Mit dem „selbstgesteuerten Lernen“<br />
nahm hier bei der Frage nach den Vorzügen von E-<strong>Learning</strong> ein Kriterium<br />
den Spitzenplatz ein, das terminologisch eindeutig dem pädagogischdidaktischen<br />
Bereich zuzuordnen ist:<br />
15 In der Deutung von Michel/Heddergott/Hoffmann, 2000, 41<br />
18<br />
33<br />
37<br />
0 20 40 60 80<br />
46<br />
70
17<br />
„Am häufigsten wird von den Nutzern mit 70 Prozent die Möglichkeit<br />
des selbstgesteuerten Lernens genannt. Zeit- bzw. Kosteneinsparungen<br />
rangieren als Motiv deutlich dahinter (57 Prozent bzw. 47 Prozent). (...)<br />
Eine noch geringere Rolle spielt der Kostenaspekt bei der Frage nach den<br />
(möglichen) Nachteilen multimedialer Lernmittel (...)“. 16<br />
Dies gilt für alle in der Untersuchung unterschiedenen Betriebsgruppen:<br />
für die Nutzer von E-<strong>Learning</strong>; für diejenigen, die den Einsatz von E-<br />
<strong>Learning</strong> planten oder erwogen; <strong>und</strong> für die entschiedenen E-<strong>Learning</strong>-<br />
Abstinenten. Insgesamt bleibt die Rangfolge der aufgeführten „Vorzüge“<br />
bei den drei Gruppen gleich – mit der bemerkenswerten Ausnahme, dass<br />
bei den E-<strong>Learning</strong>-Nutzern gegenüber den Unternehmen, die die Einführung<br />
von E-<strong>Learning</strong> planen oder erwägen, eine gewisse Ernüchterung bezüglich<br />
der erreichbaren Kostenersparnis eingetreten zu sein scheint: Die<br />
einen nennen den „Vorzug“ zu 60 Prozent, die anderen nur mehr zu<br />
47 Prozent.<br />
Abbildung 2<br />
Vorteile multimedialer Lernmittel<br />
Vorzüge... Unternehmen, die multimediale<br />
Lernmittel...<br />
nutzen planen/<br />
erwägen<br />
in Prozent<br />
nicht erwägen<br />
Selbstgesteuertes Lernen 70 71 52<br />
Zeitersparnis 57 52 44<br />
Kostenersparnis 47 60 39<br />
Medienmix 43 45 35<br />
Entlastung des Bildungspersonals 42 29 32<br />
Quelle: MMB – Michel Medienforschung <strong>und</strong> Beratung/PSEPHOS; repräsentative<br />
Befragung von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen; Oktober 1999; insgesamt<br />
800 Fälle (zitiert nach Michel/Heddergott/Hoffmann, 2000, 41)<br />
16 Ebd., 40f.
18<br />
Die Zuordnung der Nennungen zu pädagogischen oder betriebswirt-<br />
schaftlichen Argumentationszusammenhängen ist aber auch hier mit<br />
Schwierigkeiten behaftet. Insbesondere der seiner Herkunft nach pädagogisch-didaktische<br />
Terminus der Selbststeuerung erweist sich bei näherem<br />
Hinsehen als mit ökonomischen Zielen unlösbar verschränkt: Die Konnotationen<br />
reichen von konstruktivistisch inspirierten Konzepten der Ermöglichung<br />
autonomer Wissenskonstruktion bis hin zu Strategien des Lernens<br />
„just in time“, bei denen der Terminus Selbststeuerung vorrangig für die<br />
selbstständige Selektion der in einem Arbeitskontext erforderlichen Lerninhalte<br />
– <strong>und</strong> nur dieser – steht. Dieses – durchaus in der Sache der Berufspädagogik<br />
begründete – Oszillieren der verwendeten Begriffe ist es vor<br />
allem, was von Marktstudien kaum abgebildet werden kann.<br />
E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Seminar in der Kostenvergleichsrechnung<br />
Betriebliche Bildungsarbeit unterliegt – wie gr<strong>und</strong>sätzlich alle Unternehmensaktivitäten<br />
<strong>und</strong> -bereiche – dem Gebot der Wirtschaftlichkeit.<br />
Dies ist in doppelter Hinsicht zu verstehen:<br />
(1) Qualifizierungsmaßnahmen sollen zunächst zum Erreichen der wirtschaftlichen<br />
Unternehmensziele beitragen. Investitionen in die Personalentwicklung<br />
werden z. B. mit dem Ziel unternommen, dass die Mitarbeiter<br />
neue Technologien optimal nutzen, dass sie in der Lage sind, neue Verkaufsstrategien<br />
erfolgreich anzuwenden <strong>und</strong> notwendige Organisationsentwicklungsmaßnahmen<br />
mitzutragen etc. Es sind die Resultate erfolgreich<br />
durchlaufener Lernprozesse, auf die es dabei ankommt. Diese Resultate<br />
definieren ihren Nutzen. Betriebliche Bildung trägt kraft ihrer Resultate<br />
zum ökonomischen Erfolg des Unternehmens bei. Lehrgangsangebote,<br />
Medien, Lehr-Lernformen <strong>und</strong> Methoden werden am Maßstab berufpädagogischer<br />
Angemessenheit verglichen, also darauf befragt, ob <strong>und</strong> inwieweit<br />
sie in der Lage sind, die erwünschten Lernprozesse herbeizuführen<br />
oder zu fördern.<br />
(2) Der zweite Gesichtspunkt ergibt sich logisch aus dem ersten: Weil<br />
<strong>betriebliche</strong> Bildungsarbeit im Dienst der wirtschaftlichen Unternehmens-
19<br />
ziele steht, unterliegen ihre Aktivitäten selbst einem ökonomischen Effi-<br />
zienzvergleich. Es geht darum, Maßnahmen zur Deckung eines<br />
identifizierten Bildungsbedarfs einer Kostenkalkulation zu unterziehen,<br />
d. h. festzustellen,<br />
(a) ob der angestrebte Nutzen einer Bildungsmaßnahme – z. B. die Re-<br />
duktion des Ausschusses um einen definierten Prozentsatz – sich über-<br />
haupt auf wirtschaftliche Weise erzielen lässt, ob also der erzielbare wirt-<br />
schaftliche Effekt die Weiterbildungskosten übersteigt, 17 <strong>und</strong><br />
(b) inwieweit konkrete Bildungsmaßnahmen in der Lage sind, identifi-<br />
zierten Bildungsbedarf möglichst kostengünstig zu decken: Bildungsent-<br />
scheidungen fallen nach dem Minimax-Prinzip, also unter der Maßgabe,<br />
die jeweils angestrebten – als fixiert unterstellten – inhaltlichen Bildungs-<br />
ziele mit möglichst geringem Aufwand zu erreichen. Lehrgangsangebote,<br />
Medien, Lehr-Lernformen <strong>und</strong> Methoden werden am Maßstab effizienter<br />
Zielerreichung verglichen <strong>und</strong> somit einer Kostenvergleichsrechnung unterworfen.<br />
So sehr auch die Qualitätskontrolle von Maßnahmen der Personalentwicklung<br />
(erster Aspekt) einem betriebswirtschaftlichen Kalkül unterliegt<br />
– ihre Verfahren <strong>und</strong> Inhalte werden betriebspädagogisch begründet. Es<br />
geht um die inhaltliche <strong>und</strong> didaktisch-methodische Angemessenheit pädagogischer<br />
Interventionen an definierte Problemlagen. Den ökonomischen<br />
Unternehmenszielen dient der Betriebspädagoge gerade dadurch, dass er<br />
seine professionellen Gesichtspunkte in Anschlag bringt. Mit dem zweiten<br />
Kriterienbereich finden betriebswirtschaftliche Überlegungen in die betriebspädagogische<br />
Entscheidungsfindung selbst Eingang. Wenn im Folgenden<br />
von betriebswirtschaftlichen Aspekten des E-<strong>Learning</strong>-Einsatzes<br />
die Rede ist, bewegt sich die Argumentation systematisch in diesem zweiten<br />
Kriterienbereich.<br />
Historisch steht am Ausgangspunkt der bildungsökonomischen Argumentation<br />
für E-<strong>Learning</strong> der Vergleich mit seminaristischen Formen be-<br />
17 Vgl. Stahl/Koch, 1990
20<br />
trieblicher Bildung (2b). Sie geht einher mit der Feststellung, dass der ver-<br />
änderte Bildungsbedarf der Wissensgesellschaft – Stichwort: life long le-<br />
arning – mit traditionellen Formen beruflicher Bildung gar nicht mehr, mit<br />
E-<strong>Learning</strong> aber, wegen seiner komparativen Kostengünstigkeit, sehr wohl<br />
zu decken sei (2a).<br />
Voraussetzung eines qualifizierten Kostenvergleichs von E-<strong>Learning</strong><br />
<strong>und</strong> seminaristischen Weiterbildungsformen ist ein Überblick über die<br />
Teilkosten, aus denen die Weiterbildungskosten sich zusammensetzen. Zunächst<br />
einmal ergibt sich eine grobe Strukturierung durch die Unterscheidung<br />
von unmittelbaren <strong>und</strong> mittelbaren Kosten.<br />
• Unmittelbar heißen jene Kosten, die direkt aus der Durchführung einer<br />
Bildungsmaßnahme resultieren, alle Ausgaben also, zu denen es ohne diese<br />
Maßnahme nicht käme. Dazu gehören zunächst <strong>und</strong> vor allem die Kosten,<br />
die durch den Einkauf aller erforderlichen – sachlichen <strong>und</strong> personellen –<br />
Elemente der Bildungsaktivität anfallen. Sie variieren stark mit dem Maßnahmetyp.<br />
• Mittelbare Kosten würden als laufende <strong>betriebliche</strong> Kosten auch dann<br />
anfallen, wenn keine Bildungsaktivitäten stattfänden, sind diesen jedoch<br />
zuzurechnen, weil die daran beteiligten Mitarbeiter <strong>und</strong> sachlichen Elemente<br />
der <strong>betriebliche</strong>n Leistungserstellung, die für die Qualifizierungsmaßnahme<br />
benötigt werden, anderweitig nicht zur Verfügung stehen (Ausfallkosten,<br />
anteilige Abschreibungen).<br />
• Bei den Kostenvergleichen, die konkreten Entscheidungen für <strong>betriebliche</strong><br />
Bildungsaktivitäten vorausgehen, werden die mittelbaren Kosten<br />
manchmal nur ungenügend berücksichtigt. 1986 kam eine Studie des B<strong>und</strong>esinstituts<br />
für Berufsbildung (BIBB), die auf Befragungen von über h<strong>und</strong>ert<br />
weiterbildungsaktiven Betrieben aus den Branchen Chemie, Maschinenbau,<br />
Metall-, Elektro- <strong>und</strong> Textilindustrie beruhte, zu dem Ergebnis,<br />
dass 71,6 Prozent der gesamten Weiterbildungskosten Ausfallkosten <strong>und</strong><br />
nur 28,4 Prozent unmittelbare Weiterbildungskosten waren. 18<br />
18 V. Bardeleben/Böll/Kühn, 1986
21<br />
In beiden Gruppen differenzieren sich die Kosten weiter nach Personal-<br />
<strong>und</strong> Sachkosten. Die unten stehende Tabelle listet die Kostenarten im Ein-<br />
zelnen auf <strong>und</strong> verbindet die Benennung der Kostenpositionen bei der<br />
Durchführung von Seminaren 19 mit einer Gegenüberstellung von E-<br />
<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Seminar. Die rechte Spalte charakterisiert knapp die Verän-<br />
derungen, die sich bei E-<strong>Learning</strong> im Vergleich zum Seminar ergeben. Positionen,<br />
bei denen E-<strong>Learning</strong> deutliche Kostenvorteile mit sich bringt,<br />
sind hervorgehoben. Dabei wird eine punktuelle Nutzung externer E-<br />
<strong>Learning</strong>-Angebote unterstellt (wie sie vor allem für die ‚erste Welle’ internetgestützten<br />
Lernens typisch war). Kosten für den Aufbau eines Unternehmens-Intranets,<br />
für die Anschaffung von Hardware, für Serverprogrammierungen,<br />
Anschaffung <strong>und</strong> Implementation von Lernplattformen<br />
sind nicht berücksichtigt.<br />
Lernen weiterzubildende Mitarbeiter zu Hause, ergibt sich nochmals eine<br />
veränderte Situation: Es kann erforderlich werden, dass das Unternehmen<br />
PCs bereitstellt. Gelegentlich werden auch Zuzahlungen zu den privaten<br />
Verbindungsgebühren oder zur Nachrüstung privater Arbeitsplatzrechner<br />
vereinbart.<br />
Abbildung 3<br />
Vergleich der einzelnen Kostenpositionen bei traditionellem Seminar<br />
<strong>und</strong> E-<strong>Learning</strong><br />
Kostenart E-<strong>Learning</strong> im Vergleich zum Seminar<br />
Unmittelbare Weiterbildungskosten<br />
Personalkosten<br />
Bedarfserhebung Kann aufwändiger sein<br />
Konzepterstellung Kann aufwändiger sein<br />
Seminardurchführung Entfällt bei Selbstlernlösungen<br />
Nachbereitung Entfällt bei Selbstlernlösungen<br />
19 In Anlehnung an Olesch, 1988, 103ff.
Gehälter inner<strong>betriebliche</strong>r Lehrkräfte<br />
inkl. Personalzusatzkosten<br />
Eventuelle Teilnehmerlöhne <strong>und</strong> –<br />
gehälter inkl. Personalzusatzkosten<br />
bei Weiterbildungen außerhalb der<br />
regulären Arbeitszeit<br />
Anteilige Personal- <strong>und</strong> Personalzusatzkosten<br />
der Personal- oder Bildungsabteilung<br />
Eventuelle Personal- <strong>und</strong> Personalzusatzkosten<br />
für Ersatzkräfte<br />
22<br />
Sachkosten<br />
Entfallen bei reinen Selbstlernlösungen<br />
Kein durch die Weiterbildungsform<br />
bedingter Unterschied<br />
Fallen auch bei E-<strong>Learning</strong> an<br />
Entfallen im Normalfall (Lernen arbeitsplatznah/in<br />
der Freizeit)<br />
Lehr- <strong>und</strong> Lernmittel Deutlich höhere Kosten (Medienentwicklung,<br />
Lizenzen, ggf. <strong>Learning</strong><br />
Management System)<br />
Gerätetransport <strong>und</strong> -miete Entfallen bei Nutzung von Arbeitsplatzrechnern<br />
Reisekosten für Trainer Entfallen<br />
Reisekosten für Teilnehmer Entfallen<br />
Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung für<br />
Trainer<br />
Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung für<br />
Teilnehmer<br />
Entfallen<br />
Entfallen<br />
Raumkosten Entfallen bei Lernen am Arbeitsplatz;<br />
ggf. für Lernstationen<br />
Anteilige Sachkosten der Personal-<br />
oder Bildungsabteilung<br />
Teilnehmerlöhne <strong>und</strong> -gehälter inkl.<br />
Personalzusatzkosten bei Weiterbildung<br />
innerhalb der regulären Arbeitszeit<br />
Fallen auch bei E-<strong>Learning</strong> an<br />
Mittelbare Weiterbildungskosten<br />
Personalkosten<br />
Oft deutlich reduziert – vor allem<br />
wenn die Einführung von E-<br />
<strong>Learning</strong> mit einer Verlagerung<br />
(von Teilen) der Weiterbildung in<br />
die Freizeit der Mitarbeiter verb<strong>und</strong>en<br />
wird
Abschreibungskosten für Räume,<br />
anteilig berechnet<br />
Abschreibungskosten für Geräte<br />
<strong>und</strong> Maschinen, anteilig berechnet<br />
23<br />
Sachkosten<br />
Für Arbeitsraum<br />
Für Arbeitsplatzrechner<br />
Die fünf Positionen mit den klaren Kostenvorteilen für die neuen Lernmedien<br />
waren es in der Tat, die stets die betriebswirtschaftlich ausgerichtete<br />
Argumentation für E-<strong>Learning</strong> bestimmt haben. So wurde für die Freistellungskosten<br />
ein „Korrekturfaktor“ von 0,5 beim „learning on the job“<br />
gegenüber dem Seminar behauptet. 20 In jedem Fall werden An- <strong>und</strong> Abreisezeiten<br />
eingespart. Weitere Einsparungen bei den Freistellungskosten<br />
können sich durch die Verlagerung von Lernphasen in die Freizeit der Mitarbeiter<br />
ergeben. Sie wird jedoch durch die Einführung von E-<strong>Learning</strong> allenfalls<br />
begünstigt. Sie hat ihren Gr<strong>und</strong> nicht in den genutzten Medien <strong>und</strong><br />
ließe sich ähnlich auch bei traditionellen Formen wie dem klassischen<br />
Fernunterricht, aber auch bei seminaristischen Weiterbildungen realisieren.<br />
Will man ein objektives Bild von den komparativen Kosten von Präsenzseminar<br />
<strong>und</strong> mediengestütztem Lernen erhalten, gilt es insbesondere,<br />
die Kostenentwicklung bei wachsenden Teilnehmerzahlen zu betrachten.<br />
(1) Beim Präsenzseminar ist die Höhe der zu tätigenden Vorschüsse<br />
stark domänenabhängig. Entsprechend dem Charakter der zu vermittelnden<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten sind Lern-Arbeitsmittel zu beschaffen – von<br />
der Seminarraum-Ausstattung bis hin zur Einrichtung von Lehrwerkstätten<br />
<strong>und</strong> von Übungsfirmen. Die Personalkosten sind weitgehend von der Teilnehmerzahl<br />
abhängig. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt bei lehrgangsförmigen Angeboten:<br />
Je größer die Zahl der durchgeführten Seminare, desto höher der Aufwand<br />
für Personal- <strong>und</strong> Sachkosten. Dabei sind die nötigen Vorschüsse oft<br />
im Vorfeld der jeweiligen Maßnahme für relativ kurze Zeit zu tätigen. Zu<br />
einer gewissen Senkung der Umlaufgeschwindigkeit hat erst die allgemei-<br />
20 Keller, 2002, 153
24<br />
ne Tendenz zur Technisierung von Seminaren <strong>und</strong> Trainings geführt, die<br />
bereits vor der PC-Ära einsetzte. Zum Mobiliar des Seminarraums traten<br />
Overhead-Projektor <strong>und</strong> Video hinzu. Für die Einrichtung eines Sprachlabors<br />
waren bereits hohe investive Kosten zu veranschlagen.<br />
(2) Da die Bezahlung des „Content“ beim Zukauf von Lernmedien über<br />
die Lizenzgebühren erfolgt, steigen hier die Kosten anders als beim Präsenzseminar<br />
nicht proportional zu den Teilnehmerzahlen. Dies gilt lediglich<br />
für die (im Umfang allerdings gegenüber Präsenzlösungen reduzierten)<br />
Freistellungskosten. Die Gesamtkosten können beim E-<strong>Learning</strong> bei<br />
einer maximalen Teilnehmerzahl von zehn Personen durchaus noch höher<br />
sein als bei Präsenzseminaren. Allerdings wird sich das Verhältnis schon<br />
bei 50 bis 100 Teilnehmern signifikant verschieben.<br />
(3) Beim Aufbau einer vollständigen autonomen E-<strong>Learning</strong>-Struktur<br />
(Server, breitbandiger Zugang, <strong>Learning</strong> Management System <strong>und</strong> eigener<br />
Content) steht, unabhängig vom Lehrgegenstand, erheblichen Vorschüssen<br />
in der Initialisierungsphase ein vergleichsweise geringer Pflegeaufwand in<br />
der Folgezeit gegenüber: Der Return on Investment wird erst bei größeren<br />
Teilnehmerzahlen erreicht. Gewinne stellen sich über Skaleneffekte ein.<br />
(Abbildung 4 stellt die typischen Kostenentwicklungen dar. Es kommt dabei<br />
weniger auf die angegebenen absoluten Zahlen an, die stark von Inhalten,<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen abhängen, als auf die Verlaufsmuster,<br />
die durchaus Allgemeinheit für sich beanspruchen können.)<br />
E-<strong>Learning</strong> bringt für Unternehmen vor allem dann deutliche Kostenvorteile,<br />
wenn gleicher Lernbedarf bei einer Vielzahl von Mitarbeitern besteht,<br />
so dass die Weiterbildung mit einem standardisierten Produkt bestritten<br />
werden kann. Dies wird zwar in kleinen Betrieben selten der Fall sein.<br />
(Hier kann die räumliche <strong>und</strong> zeitliche Flexibilität der Lernform externe E-<br />
<strong>Learning</strong>-Angebote zur – manchmal – einzig praktikablen Weiterbildungslösung<br />
machen.) Die dargestellten Skaleneffekte treten aber schon bei<br />
Teilnehmerzahlen auf, wie sie bereits in mittleren Unternehmen häufig erreicht<br />
werden. Weiterbildungsverbünde ermöglichen es auch kleineren Unternehmen,<br />
diesen Vorteil zu nutzen.
Abbildung 4<br />
Komparative Kosten von E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Seminar in Abhängigkeit<br />
von der Teilnehmerzahl<br />
Kosten<br />
in T€<br />
70<br />
40<br />
10<br />
100<br />
25<br />
Kostenentwicklung beim E-<strong>Learning</strong> im Vergleich<br />
zu seminaristischer Weiterbildung<br />
Hauptteil<br />
des Vorschusses<br />
vor erstem<br />
Einsatz<br />
Quelle: nach Keller, a. a. O., 152<br />
Multimediales Selbstlernprogramm:<br />
Produktion <strong>und</strong> Pflege<br />
Präsenzseminar<br />
250<br />
400<br />
Fremdprodukt:<br />
Lizenzen<br />
500<br />
Teilnehmerzahl<br />
Betriebspädagogische Ziele I: Problematische Wirkungsbehauptungen<br />
Wendet man sich der Frage des pädagogischen Nutzens des E-<br />
<strong>Learning</strong>s für Betriebe zu, stößt man unweigerlich auf die weit verbreitete<br />
– <strong>und</strong> in der Werbung der Softwarehäuser allgegenwärtige – Behauptung,<br />
der Einsatz von Multimedia führe zu erhöhter Lerneffektivität <strong>und</strong> –<br />
effizienz. Multimedia spreche alle Sinne an, biete jedem Lernertyp etwas<br />
<strong>und</strong> gewährleiste so, dass erforderliche Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten in kürzerer<br />
Zeit <strong>und</strong> mit größerer Nachhaltigkeit als beim Einsatz klassischer<br />
Lernformen <strong>und</strong> -medien erworben werden könnten. Lernen mit Multimedia<br />
sei motivierend, weil es Spaß mache <strong>und</strong> fördere mit der Selbstständigkeit<br />
der Lernenden eine für die Wissensgesellschaft unerlässliche individuelle<br />
Disposition.
26<br />
Der Terminus Multimedia ist jedoch keineswegs frei von Zweideutig-<br />
keiten. Er wird unter anderem verwendet, um die Eigenschaft der Interak-<br />
tivität von Lernprogrammen, die Integration verschiedener Medien, Kombinationen<br />
verschiedener Sinnesmodalitäten (visuell – auditiv) oder Codierungsformen<br />
(Bild – Text) bzw. den wahlfreien Zugang zu unterschiedlichen<br />
Varianten solcher Kombinationen zu bezeichnen. 21 Über diese Eigenschaften<br />
hinaus haben in der Literatur der Einsatz von Bewegtbildern <strong>und</strong><br />
die Adaptivität bzw. Adaptierbarkeit von Lernprogrammen besondere Beachtung<br />
gef<strong>und</strong>en. Schon diese Binnendifferenzierung des Begriffs lässt an<br />
der Seriosität all jener Wirkungsbehauptungen zweifeln, die „multimedialem<br />
Lernen“ ohne nähere Qualifizierung einen bestimmten Effekt zuschreiben.<br />
Besonderer Verbreitung erfreut sich die Auffassung, eine erhöhte Lerneffizienz<br />
sei auf den Umstand zurückzuführen, dass Multimedia alle Sinne<br />
anspricht. Letzteres ist – man muss wohl sagen: zum Glück – nicht der<br />
Fall. Multimodalität beim E-<strong>Learning</strong> beschränkt sich auf Gehör <strong>und</strong> Gesichtssinn.<br />
Es geht beim Einsatz von Tastatur <strong>und</strong> Maus mit taktilen Empfindungen<br />
einher, die jedoch in der Mehrzahl der Fälle nicht lernrelevant<br />
werden. (Immerhin zielen manche Simulationen – auch oder vor allem –<br />
auf die Schulung der Feinmotorik.) Zu einiger Berühmtheit hat es schließlich<br />
die Behauptung gebracht, es gebe eine eindeutige Hierarchie der<br />
Wirksamkeit von Lernaktivitäten <strong>und</strong> genutzten Sinnesmodalitäten, die<br />
vom Lesen als der untersten Stufe über das Hören, das Sehen, die Verbindung<br />
beider <strong>und</strong> das Nacherzählen bis ‚hinauf‘ zum Tun reiche. Sie wird<br />
oft mit einer eindeutigen Quantifizierung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dann grafisch etwa<br />
folgendermaßen dargestellt:<br />
21 Weidenmann, 1997
Abbildung 5<br />
Multimodalität. Problematische Wirkungsbehauptungen<br />
Lesen<br />
Hören<br />
Sehen<br />
Hören <strong>und</strong> Sehen<br />
Nacherzählen<br />
Tun<br />
10 %<br />
20 %<br />
27<br />
Naive Annahmen über die Wirkung von Sinnesmodalitäten <strong>und</strong> Lernaktivitäten auf das Behalten<br />
Quelle: nach Weidenmann, 1997, 68<br />
30 %<br />
Die verschiedenen an der Rezeption des Lernmediums beteiligten Sinne<br />
werden hier als selbstständig zum Lernerfolg beitragende Faktoren aufgefasst,<br />
deren Effekte sich addieren:<br />
50 %<br />
70 %<br />
90 %<br />
Erfolgsquote des Hörens (20 Prozent)<br />
+ Erfolgsquote des Sehens (30 Prozent)<br />
Erfolgsquote der Kombination (50 Prozent)<br />
Multimediale Angebote erscheinen insofern als besonders lerneffizient,<br />
als sie weit reichende Möglichkeiten der Multimodalität bieten. Diese Auffassung<br />
ist vielfach als naiv kritisiert worden. 22 Sie ist in dieser Form nicht<br />
empirisch belegt <strong>und</strong> in ihrer Allgemeinheit sicher auch nicht belegbar. Sie<br />
lässt das Verhältnis der verschiedenen vom Lernmedium geforderten Lern-<br />
22 Z. B. Ballstaedt, 1990; Weidenmann, 1997
28<br />
aktivitäten außer Betracht, das jedoch erwiesenermaßen von entscheidender<br />
Bedeutung ist. Sind etwa bei einer Kombination von Bild <strong>und</strong> erläuterndem<br />
Hörtext die Elemente inhaltlich nicht korrekt aufeinander abgestimmt<br />
(Text-Bild-Schere), so addieren sich die Effekte nicht nur nicht,<br />
sondern der Lerner wird verwirrt: Die Verbindung von Bild-Sehen <strong>und</strong><br />
Text-Hören wirkt kontraproduktiv. 23<br />
Betriebspädagogische Ziele II: Vielfalt der Potenziale<br />
Eine tragfähige Zieldefinition von E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n Bildungsarbeit<br />
ist auf der Gr<strong>und</strong>lage generalisierender Effizienzbehauptungen<br />
nicht möglich. Es gilt, multimediale Lern-Anwendungen in dem Instrument-Charakter<br />
zu begreifen, der ihnen im Kontext individueller Kompetenzentwicklungsprozesse<br />
im <strong>betriebliche</strong>n Umfeld zukommt. Die Funktion<br />
der Lernmedien definiert sich dann aus den vielfältigen Bezügen zum<br />
Arbeitshandeln, die sie einzugehen vermögen. Insbesondere haben sie sich<br />
als flexible Hilfsmittel eines Lernens zu bewähren, das in enger Anbindung<br />
an Arbeitsanforderungen <strong>und</strong> -kontexte <strong>und</strong> im fließenden Wechsel<br />
zwischen Arbeiten <strong>und</strong> Lernen stattfindet. 24 E-<strong>Learning</strong> zählt hierfür unter<br />
den Bedingungen weitgehend informatisierter Arbeit zu den Mitteln der<br />
Wahl.<br />
Wenn hier abschließend versucht wird, die Ergebnisse exemplarischer<br />
Lernmedien-Analysen 25 in einer Typologie der Lernmedien nach Bildungszielen<br />
zusammenzufassen, erhält dieser Gesichtspunkt der Ermöglichung<br />
(der Sache nach) arbeitsnahen <strong>und</strong> (räumlich <strong>und</strong> zeitlich) arbeitsintegrierten<br />
Lernens besonderes Gewicht. Mindestens fünf Idealtypen lassen sich<br />
unterscheiden (zwischen denen selbstverständlich fließende Übergänge bestehen).<br />
23 Weidenmann, 1997<br />
24 Severing, u. a., 2001, 75ff.<br />
25 Reglin/Hölbling, 2003 <strong>und</strong> 2004
Abbildung 6<br />
Typologie elektronischer Lernmedien nach Zielsetzungen<br />
29<br />
Typus Charakteristika<br />
Informationstool offene Struktur, freier Zugriff; Bereitstellung<br />
von <strong>Praxis</strong>instrumenten; „Nachschlagemodus“<br />
Modularisiertes Lernsystem Pluralität der Lernwege; systematisch oder<br />
ad hoc nutzbar; Selbstlernkompetenz<br />
für Selektion <strong>und</strong> Transfer erforderlich<br />
Systematische Einführung Sequenzialisierung aufgr<strong>und</strong> der Stoff-<br />
Systematik; Rückbezug aufs Arbeitshandeln<br />
erforderlich<br />
Übungstool Sequenzialisierung aufgr<strong>und</strong> praktischer<br />
Problemstellungen; Strukturanalogie bis<br />
hin zur Identität; Simulationscharakter;<br />
Einübung von Routinen z. B. bei Anwendungssoftware<br />
Plattform zur kollaborativen<br />
Problembearbeitung<br />
Informationstool<br />
Unterstützung von Problem-Bearbeitung;<br />
Kommunikationstool<br />
Bei diesem Software-Typ ist die Bereitstellung von Informationen, Arbeitsmitteln<br />
<strong>und</strong> Hilfen für den raschen Zugriff das zentrale Ziel. Der<br />
Schwerpunkt liegt auf der raschen <strong>und</strong> bequemen Zugänglichkeit erforderlichen<br />
Wissens. Dieser Typ setzt für seinen sinnvollen Einsatz einen bereits<br />
in hohem Maße kompetenten Lerner voraus. Der offenen Strukturierung<br />
entspricht eine hohe Entscheidungsfreiheit beim Zugriff auf interessierende<br />
Themen <strong>und</strong> Verfahrensweisen. Lexikalische Komponenten <strong>und</strong><br />
unmittelbar einsetzbare <strong>Praxis</strong>tools (Checklisten, Formulare) stehen zur<br />
Verfügung. Die vorrangig genutzten technischen Potenziale elektronischer<br />
Lernmedien sind: Möglichkeiten der Bereitstellung großer multicodaler Informationsmengen,<br />
verb<strong>und</strong>en mit leicht handhabbaren Rechercheinstrumenten<br />
(Suche nach Schlagwörtern <strong>und</strong> Volltextsuche).
Modularisiertes Lernsystem<br />
30<br />
Dieser Lernsoftware-Typ unterstützt punktuelle Zusatzqualifizierungen.<br />
Voraussetzung dafür ist die Modularisierung der Inhalte. Das Lernen vollzieht<br />
sich in partieller Loslösung vom Arbeitshandeln. Die Lerninhalte<br />
werden nach Möglichkeit multicodal (in Text <strong>und</strong> statischem <strong>und</strong> bewegtem<br />
Bild) <strong>und</strong> multimodal (für Auge <strong>und</strong> Ohr) aufbereitet. Die Lernenden<br />
werden zu eigener Aktivität angeregt. Tools dieser Art sind sowohl zur<br />
praxisnahen Unterstützung der Arbeit an situativ auftretenden Problemen<br />
einsetzbar als auch zur weitgehend selbstorganisierten Zusammenstellung<br />
individuell nutzbarer ‚Lernpakete’.<br />
Systematische Einführung<br />
Dieser Typ stellt dem Lerner – in weitgehender Emanzipation von den<br />
Problemlagen des Arbeitsplatzes – vorstrukturierte Wege für den Erwerb<br />
neuer Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten zur Verfügung: Es geht um die systematische<br />
Erarbeitung neuer Themenbereiche. Der Lernprozess macht eine<br />
gewisse geistige – vielleicht auch die räumliche – Distanzierung von Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Anwendungssituationen erforderlich. Kontinuität des Lernens ist<br />
gefragt. Der Rückbezug der so erworbenen Kompetenzen auf reale Kontexte<br />
ist vom Lerner erst noch herzustellen. Die technischen Potenziale von<br />
E-<strong>Learning</strong> werden hier genutzt, um<br />
• individuelle Lernprozesse durch die systematische Erhebung <strong>und</strong> Protokollierung<br />
ihres Verlaufs zu unterstützen (automatisierte „Lerntagebücher“<br />
etc.),<br />
• den Lernenden individuelle Zugänge zu den vermittelten Inhalten zu<br />
ermöglichen <strong>und</strong><br />
• individualisiertes Lernen mit kommunikativen Prozessen zu verbinden<br />
(Lernender – Dozent, peer to peer).<br />
Übungstool<br />
Dieser Typ sucht die Nähe zu realen bzw. arbeitsplatznahen Problemsituationen.<br />
Die Software kann vom Lerner kontinuierlich abgearbeitet, aber
31<br />
auch für konkrete Problemlösungen im Prozess der Arbeit eingesetzt wer-<br />
den, weil Lern- <strong>und</strong> Arbeitsmittel eine hohe Strukturanalogie – bis hin zur<br />
Identität – aufweisen. Ziel ist der Aufbau von Handlungskompetenz im<br />
Lernprozess. Inwieweit er sich erreichen lässt, ist stark domänenabhängig.<br />
Beispiele sind alle unmittelbar computerbezogenen oder computersimulierbaren<br />
Verrichtungen. An erster Stelle steht dabei – wegen der Koinzidenz<br />
von Lernmittel <strong>und</strong> –gegenstand – die Arbeit mit Anwendungssoftware.<br />
Auch einige Aspekte des Sprachenlernens sind zu nennen.<br />
Plattform zur kollaborativen Problembearbeitung<br />
Dieser Typ stellt für den in hohem Maße selbstorganisierend tätigen<br />
Lerner eine Art Coaching bei der Lösung komplexer, auf den konkreten<br />
sozialen Kontext bezogener Probleme zur Verfügung. Der hohe Komplexitätsgrad<br />
der Probleme lässt kommunikative Unterstützung geboten scheinen.<br />
Die Software übernimmt in erster Linie die Rolle einer Kommunikationsplattform.<br />
Die an den Kommunikationsprozessen Beteiligten – oft Experten,<br />
die mit komplexen Aufgaben befasst sind – unterstützen sich wechselseitig<br />
durch nützliche Informationen, anregende Fragen <strong>und</strong> Hinweise<br />
zur Problemlösung.<br />
Bei den fünf beschriebenen Software-Typen stehen jeweils unterschiedliche<br />
Potenziale der neuen Medien im Vordergr<strong>und</strong>: Einmal werden vor allem<br />
die Möglichkeiten zeitlich <strong>und</strong> räumlich entgrenzter Kommunikation<br />
genutzt, ein anderes Mal werden kognitive Prozesse durch die multicodale<br />
Aufbereitung von Lerninhalten unterstützt. Andere Zielsetzungen – <strong>und</strong><br />
entsprechend andere technische Eigenschaften der neuen Medien – stehen<br />
im Vordergr<strong>und</strong>, wenn große Informationspools mit intelligenten Suchinstrumenten<br />
verknüpft werden – etc.<br />
Qualitätssteigerungen im E-<strong>Learning</strong> sind künftig nicht zuletzt von einer<br />
Feinabstimmung der Potenziale elektronischer Lernmedien mit den betriebspädagogischen<br />
Zielen zu erwarten, aus denen sich ihr Einsatz begründet.
Literatur<br />
32<br />
Ballstaedt, S.-P.: Integrative Verarbeitung bei audiovisuellen Medien.<br />
In: Böhme-Dürr, K./Emig, J./Seel, N. (Hrsg.): Wissensveränderung durch<br />
Medien. München 1990<br />
v. Bardeleben, R./Böll, G./Kühn, H.: Strukturen <strong>betriebliche</strong>r Weiterbildung,<br />
hrsg. v. BIBB, Berlin/Bonn 1986<br />
Dichanz, H./Ernst, A.: E-<strong>Learning</strong> – begriffliche, psychologische <strong>und</strong><br />
didaktische Überlegungen. In: Scheffer, U./Hesse, F. W. (Hrsg): E-<br />
<strong>Learning</strong>. Die Revolution des Lernens gewinnbringend einsetzen, Stuttgart<br />
2002, 43 – 66<br />
Dittler, U.: Einführung – E-<strong>Learning</strong> zur Vermittlung von Hard- <strong>und</strong><br />
Softskills. In: Ders. (Hrsg.): E-<strong>Learning</strong>. Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Einsatzkonzepte<br />
mit interaktiven Medien, München/Wien 2002, 13 – 25<br />
Glatt, T.: E-<strong>Learning</strong> im Spannungsfeld von Potenzial <strong>und</strong> Realität –<br />
eine Einführung. In: Autorengruppe E-Writing.de: E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> E-<br />
Kooperation in der <strong>Praxis</strong>, Neuwied/Kriftel 2002, XIII – XXXIII<br />
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35<br />
E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n <strong>Praxis</strong>. Ergebnisse<br />
einer Unternehmensbefragung in der Metall- <strong>und</strong><br />
Elektro-Industrie<br />
Ziele der Unternehmensbefragung<br />
Ausgehend von den Informationsdefiziten der Unternehmen hinsichtlich<br />
der Verfügbarkeit sowie den individuellen, didaktischen, organisatorischen<br />
<strong>und</strong> technischen Voraussetzungen 26 ergeben sich eine Reihe von Fragen,<br />
die für den Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in Unternehmen der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie<br />
relevant sein können.<br />
So stellt sich die Frage, inwieweit E-<strong>Learning</strong> ein Aspekt in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Lernkultur der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie ist. Unter<br />
<strong>betriebliche</strong>r Arbeits- <strong>und</strong> Lernkultur werden hier alle Maßnahmen der<br />
Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung – integriert in Arbeitsabläufe –<br />
verstanden, die Lernprozesse im Betrieb ermöglichen <strong>und</strong> fördern <strong>und</strong> die<br />
Motivation der Mitarbeiter erhöhen, sich zu qualifizieren. Im Blickfeld<br />
stehen dabei die Unternehmensbereiche <strong>und</strong> Lernorte, an denen E-<br />
<strong>Learning</strong> zum Einsatz kommt. Eine aufschlussreiche Information ist auch<br />
von der Frage zu erwarten, auf welche Weise sich Betriebe Zugang zu<br />
CBT- <strong>und</strong> WBT-Offerten verschaffen, <strong>und</strong> ob diese Wege den idealen Informationsquellen<br />
entsprechen. Damit verknüpft ist die Frage, inwieweit<br />
Informationen <strong>und</strong> Know-how im Umgang mit E-<strong>Learning</strong> die Einschätzung<br />
der künftigen Bedeutung von E-<strong>Learning</strong> beeinflussen.<br />
26 Vgl. Adolf Grimme Institut/Michel Medienforschung <strong>und</strong> Beratung/Institut für<br />
Medien <strong>und</strong> Kommunikation, 2001: Web Based Training in kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />
Unternehmen. Rahmenbedingungen für erfolgreiche Anwendungen, Studie im<br />
Auftrag der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, 30 ff.; Institut der<br />
deutschen Wirtschaft Köln – IW-Consult GmbH: Projekt: E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Internetportale,<br />
Abschlussbericht vom 31. Januar 2002; Arbeitgeberverband Gesamtmetall<br />
(Hrsg.): E-<strong>Learning</strong> – Zukunft des Lernens. Anwendungsmöglichkeiten<br />
elektronischer Lernprogramme in der M+E-Industrie, Köln
36<br />
Weiteren Klärungsbedarf wirft die Frage nach den Motiven auf, CBT<br />
<strong>und</strong> WBT in die <strong>betriebliche</strong> Lernkultur zu integrieren, welche Kosten dabei<br />
entstehen, vor allem aber welchen Nutzen die Unternehmen im E-<br />
<strong>Learning</strong> – etwa im Vergleich zu traditionellen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsformen<br />
– sehen. Schließlich soll auch geklärt werden, welche unterstützenden<br />
Maßnahmen (Information, Beratung, Lernportale usw.) die Betriebe<br />
beim Umgang mit E-<strong>Learning</strong> insbesondere von Verbänden erwarten.<br />
Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung lassen Rückschlüsse zu, welche<br />
Erwartungen die M+E-Unternehmen an ihre Verbände in Bezug auf<br />
computergestütztes Lernen stellen.<br />
Durchführung der Unternehmensbefragung<br />
Die Untersuchung wurde mit Hilfe einer schriftlichen Befragung durchgeführt.<br />
Den dazu benötigten Fragebogen entwickelte das IW Köln in Absprache<br />
mit Verbänden der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie. Um zu aussagekräftigen<br />
Daten zu gelangen, zielte die Umfrage auf eine Vollerhebung der<br />
gesamten M+E-Branche mit r<strong>und</strong> 6.100 Mitglieds-Unternehmen. Die Unternehmensbefragung<br />
selbst wurde mit Unterstützung der M+E-Verbände<br />
durchgeführt. Die Befragung dauerte von September bis Jahresende 2002.<br />
In die Auswertung konnten insgesamt 426 verwertbare Fragebögen einbezogen<br />
werden.<br />
E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n <strong>Praxis</strong> – Umfang <strong>und</strong> Strukturen<br />
Der Einsatz von E-<strong>Learning</strong> im Betrieb<br />
Im Jahr 2002 setzten von allen befragten Unternehmen der Metall- <strong>und</strong><br />
Elektro-Industrie 24,5 Prozent elektronisches Lernen zur Weiterbildung ihrer<br />
Mitarbeiter ein. Dieser Wert entspricht in etwa dem Einführungsstand<br />
von E-<strong>Learning</strong> in anderen Branchen. 27<br />
27 Armin Töpfer, 2002, Blended <strong>Learning</strong> – Standards gegen Kostendruck, in:<br />
Personalwirtschaft, 29. Jg. Sonderheft E-<strong>Learning</strong> 11, 10 f.
37<br />
Beim Vergleich des Einsatzes von E-<strong>Learning</strong> mit der Qualifikations-<br />
struktur der Mitarbeiter zeigt sich, dass es zwischen diesen beiden Faktoren<br />
keinen signifikanten Zusammenhang gibt. Die unterschiedliche Ausprägung<br />
der Qualifikationsprofile der Mitarbeiter liefert insofern keine<br />
Begründung dafür, weshalb Betriebe E-<strong>Learning</strong> in ihrer Weiterbildung<br />
anbieten oder nicht. Ein deutlicher Zusammenhang lässt sich dagegen zwischen<br />
Unternehmensgröße <strong>und</strong> dem Einsatz von E-<strong>Learning</strong> nachweisen.<br />
Größere Unternehmen setzen demnach häufiger als kleine Unternehmen E-<br />
<strong>Learning</strong> ein.<br />
Tabelle 1<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb nach Betriebsgröße<br />
Anteile der Unternehmen in Prozent, die auf die Frage „Setzen Sie in Ihrem<br />
Unternehmen E-<strong>Learning</strong> zur Weiterbildung ein?“ antworteten mit:<br />
Betriebsgrößenklassen Ja Nein Insgesamt in Prozent aller<br />
Befragten<br />
bis 49 Mitarbeiter 3,9 18,1 6,6<br />
50 bis 99 Mitarbeiter 9,7 20,0 13,7<br />
100 bis 249 Mitarbeiter 9,7 25,4 11,1<br />
250 bis 499 Mitarbeiter 15,5 17,1 22,9<br />
500 bis 999 Mitarbeiter 11,7 9,5 28,6<br />
1.000 <strong>und</strong> mehr Mitarbeiter 49,5 9,8 62,2<br />
Insgesamt 100 100 24,5<br />
Ein deutlicher Zusammenhang ist auch in Bezug auf die Branchenzugehörigkeit<br />
zu sehen. Danach werden in IT-nahen Branchen, in Unternehmen<br />
mit computerunterstützter <strong>und</strong> –gesteuerter Fertigung <strong>und</strong> Dienstleistung<br />
elektronische Lernformen häufiger eingesetzt als in anderen M+E-<br />
Branchen.
Tabelle 2<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb nach Betriebsgröße<br />
So viel Prozent der befragten Unternehmen antworteten auf die Frage<br />
„Setzen Sie in Ihrem Unternehmen E-<strong>Learning</strong> zur Weiterbildung ein?“<br />
mit „Ja“:<br />
38<br />
Automobilbau/-zulieferer 42,4<br />
Elektrotechnik 37,5<br />
Luft- <strong>und</strong> Raumfahrzeugbau 36,4<br />
Feinmechanik 33,3<br />
Büromaschinen 33,3<br />
Sonstige 22,2<br />
Maschinenbau 20,9<br />
Stahlbau 20,0<br />
Nichteisen-Metall 16,0<br />
Schmiede-/Stanzteile 16,0<br />
Ziehereien, Kaltwalzwerke 12,5<br />
Gießereien 6,3<br />
Durchschnitt 24,5<br />
Sonstige: einschließlich Oberflächenveredelung, Schneidewaren, Werkzeug;<br />
EBM-Waren, Schiffbau, Schienenfahrzeugbau: ohne Nennungen<br />
In neun von zehn der E-<strong>Learning</strong>-aktiven Unternehmen bildet dabei das<br />
Computer Based Training (CBT) den Standard beim computergestützten<br />
Lernen. Das bedeutet in der Regel Wissensvermittlung per PC <strong>und</strong> CD-<br />
ROM oder DVD. Gut die Hälfte der Betriebe offeriert auch netzbasiertes<br />
Web Based Training (WBT) – bietet also den Mitarbeitern den Zugriff auf<br />
die technischen Möglichkeiten des Internets oder von firmeneigenen Intranets<br />
via Lernprogramme bzw. Online-Kurse. Immerhin zwei von fünf Unternehmen<br />
mit computergestützten Lernangeboten realisieren das Konzept<br />
des ‚Blended <strong>Learning</strong>‘, das computergestütztes Lernen mit Präsenzseminaren,<br />
Lernberatung <strong>und</strong> Tutoring miteinander kombiniert.
Tabelle 3<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Die Formen<br />
So viel Prozent der E-<strong>Learning</strong>-Anwender bieten diese Formen an:<br />
39<br />
Anwender Unternehmen<br />
insgesamt<br />
Computer Based Training 90,3 21,8<br />
Web Based Training 55,3 13,4<br />
Blended <strong>Learning</strong> 40,8 9,9<br />
Zur Einordnung dieser Ergebnisse lassen sich weitere Befragungen heranziehen.<br />
In der repräsentativen IW-Befragung „Weiterbildungserhebung<br />
der Wirtschaft 2001“ gaben 32,2 Prozent der Unternehmen der Metall- <strong>und</strong><br />
Elektro-Industrie an, dass sie in der Weiterbildung Computer Based Training<br />
(CBT) bzw. Lernen offline am PC anbieten. Für das so genannte Web<br />
Based Training (WBT) bzw. Lernen im Internet konnte eine Beteiligungsquote<br />
der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie von 13,3 Prozent ermittelt werden.<br />
Mit diesen Werten liegt die Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie im Trend der<br />
Gesamtwirtschaft (CBT: 29 Prozent, WBT: 12,9 Prozent) 28 . Bei einer weiteren<br />
vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln durchgeführten Unternehmensbefragung<br />
„Investive Arbeitszeitpolitik“ gaben insgesamt<br />
19 Prozent der b<strong>und</strong>esweit befragten Unternehmen aller Branchen 2002 an,<br />
dass sie E-<strong>Learning</strong> im Betrieb durchführen 29 .<br />
Im Jahr 2002 befragte das Fraunhofer Institut Arbeitswirtschaft <strong>und</strong> Organisation<br />
ausschließlich kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen in unterschiedlichen<br />
Wirtschaftszweigen (u. a. Verarbeitendes Gewerbe, unternehmens-<br />
28 Reinhold Weiß, 2003, Betriebliche Weiterbildung 2001 – Ergebnisse einer<br />
IW-Erhebung, in: iw-trends, Vierteljahreszeitschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung,<br />
30 Jg., Nr. 1, S. 35 - 43<br />
29 Christiane Flüter-Hoffmann, Peter Janßen, Hartmut Seifert: Investive Arbeitszeitpolitik<br />
– Ansätze für eine Verbindung von Arbeitszeitpolitik <strong>und</strong> beruflicher<br />
Weiterbildung. Projektabschlussbericht, Köln/Düsseldorf, URL:<br />
http://www.arbeitszeiten.nrw.de/b4-1-4f.htm
40<br />
nahe, öffentliche <strong>und</strong> private Dienstleister, Banken <strong>und</strong> Versicherungen)<br />
zum Einsatz von Medien <strong>und</strong> mediengestützten Lernformen in der betrieb-<br />
lichen Weiterbildung 30 . Danach gaben r<strong>und</strong> 14 Prozent der befragten Un-<br />
ternehmen an, Tele-/E-<strong>Learning</strong> selbst einzusetzen. Werden zum Vergleich<br />
ausschließlich die bei der IW-Befragung „E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
<strong>Praxis</strong>“ erfassten Unternehmen mit bis zu 1.000 Beschäftigten herangezogen,<br />
dann lässt sich für diese eine Beteiligungsquote an E-<strong>Learning</strong> von<br />
18,3 Prozent bestimmen.<br />
Der Zugang zu E-<strong>Learning</strong> im Betrieb<br />
In den Unternehmen der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie, die E-<strong>Learning</strong>-<br />
Angebote bereitstellen, haben im Schnitt 44 Prozent der Mitarbeiter –<br />
technisch gesehen – Zugang zu den Formen computergestützten Lernens.<br />
Bezogen auf die gesamte M+E-Industrie bedeutet dies, dass zum Befragungszeitpunkt<br />
– aufgr<strong>und</strong> der überdurchschnittlich starken Repräsentanz<br />
der Großbetriebe – b<strong>und</strong>esweit 38 Prozent der M+E-Mitarbeiter Zugang zu<br />
E-<strong>Learning</strong>-Angeboten hatten.<br />
Tabelle 4<br />
Zugang zu E-<strong>Learning</strong> im Betrieb<br />
Anteil der Mitarbeiter, die in so viel Prozent der befragten Unternehmen<br />
Zugang zu E-<strong>Learning</strong> haben:<br />
bis zu 10 Prozent der Mitarbeiter 29,0<br />
11 Prozent bis 25 Prozent der Mitarbeiter 12,9<br />
26 Prozent bis 50 Prozent der Mitarbeiter 22,6<br />
51 Prozent bis 75 Prozent der Mitarbeiter 10,8<br />
76 Prozent bis 100 Prozent der Mitarbeiter 24,7<br />
Insgesamt 100,0<br />
30 Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft <strong>und</strong> Organisation, 2002: e-<br />
Qualifikations-TV „eQTv“ Potenzialstudie, Management Report Teil 1: Lernbedarf<br />
kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen, 13
41<br />
Ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Qualifikationsprofilen<br />
der Mitarbeiter <strong>und</strong> den Zugriffsmöglichkeiten auf E-<strong>Learning</strong> ist dabei<br />
nicht erkennbar.<br />
Computergestütztes Lernen findet vor allem in kaufmännischen Unternehmensbereichen<br />
statt. In der Regel besteht in vier von fünf Unternehmen,<br />
die E-<strong>Learning</strong> praktizieren, die Möglichkeit, sich dort mit Hilfe des<br />
Computers fortzubilden – also in der Verwaltung, der Buchhaltung, im<br />
Controlling, aber auch im Einkauf <strong>und</strong> Verkauf, im Vertrieb <strong>und</strong> im Marketing.<br />
In Forschung <strong>und</strong> Entwicklung halten 57 Prozent der E-<strong>Learning</strong>aktiven<br />
Betriebe entsprechende Lernoptionen bereit, jedes zweite Unternehmen<br />
realisiert dies auch in der Produktion. Ein signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen Unternehmensgröße <strong>und</strong> der Intensität des Einsatzes<br />
von E-<strong>Learning</strong> in den einzelnen Unternehmensbereichen lässt sich allerdings<br />
nicht nachweisen.<br />
Tabelle 5<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Die Unternehmensbereiche<br />
Unternehmen in Prozent (Mehrfachnennungen):<br />
Verwaltung/Buchhaltung/Controlling 80,9<br />
Einkauf/Verkauf/Vertrieb/Marketing 77,7<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung 57,4<br />
in Produktion/Arbeitsorganisation 51,1<br />
Computergestütztes Lernen in der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie bedeutet<br />
in der Regel unmittelbares Lernen mit dem PC am Arbeitsplatz. Für<br />
neun von zehn E-<strong>Learning</strong>-Anwendern ist die Weiterbildung mit computergesteuerten<br />
Lernangeboten am Arbeitsplatz demnach offenk<strong>und</strong>ig Teil<br />
der <strong>betriebliche</strong>n Lernkultur. Gut zwei von fünf Betrieben mit E-<strong>Learning</strong>-<br />
Angeboten unterstützen das Weiterbildungsinteresse ihrer Mitarbeiter, in<br />
dem sie für die Mitarbeiter einen PC bzw. die Lernsoftware fürs häusliche<br />
Arbeitszimmer bereitstellen. Auch hier lässt sich kein signifikanter Zu-
42<br />
sammenhang zwischen Unternehmensgröße <strong>und</strong> den Lernorten erkennen.<br />
Ausnahme: In Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern ist die Wahrscheinlichkeit<br />
eines arbeitsplatznahen Zugangs zu computergestützten Lernangeboten<br />
deutlich größer als in kleineren Betrieben.<br />
Tabelle 6<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Die Lernorte<br />
An diesen Lernorten bieten so viel Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeitern<br />
Zugang zu E-<strong>Learning</strong>:<br />
Anwender M+E-Betriebe<br />
insgesamt<br />
am Arbeitsplatz 88,0 21,7<br />
Bereitstellung eines PC/Software zu Hause 43,5 10,6<br />
arbeitsplatznah 40,2 9,9<br />
bei externen Bildungsanbietern 27,2 6,6<br />
Zur Standard-Ausstattung computergestützter Qualifizierung gehört in<br />
zwei von drei M+E-Unternehmen mit E-<strong>Learning</strong>-Angeboten, dass die PCs<br />
sowohl einen Internetzugang als auch einen Intranet-Zugang ermöglichen.<br />
Dies trifft insbesondere auf die PCs in Einkauf, Verkauf, Vertrieb, in Forschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung sowie in der Verwaltung zu. In der Produktion<br />
<strong>und</strong> Arbeitsorganisation leistet dies nur knapp jeder zweite Computer. In<br />
jedem sechsten Unternehmen bedeutet E-<strong>Learning</strong> ausschließlich Lernen<br />
via Intranet, in jedem achten Unternehmen surfen die Mitarbeiter durchs<br />
Internet oder loggen sich dort in Online-Kurse ein.
Tabelle 7<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Die PC-Ausstattung<br />
So viel Prozent der PC‘s verfügen über diese Anforderungen:<br />
PCs in<br />
Produktion,Arbeitsorganisation<br />
43<br />
PCs in<br />
Einkauf,Verkauf,Vertrieb<br />
PCs in<br />
Verwaltung<br />
PCs in<br />
FuE<br />
Insgesamt<br />
Inter- <strong>und</strong> Intranet 45,9 72,2 68,4 71,3 65,1<br />
Intranet 41,2 10,0 13,7 12,5 17,0<br />
Internet 9,4 14,4 14,7 12,5 13,0<br />
nur stationär 8,2 1,1 1,1 1,3 2,9<br />
Intranet <strong>und</strong> stationär 4,7 1,1 1,1 1,3 2,0<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Kenntnisse über E-<strong>Learning</strong> im Betrieb<br />
Voraussetzung der Entfaltung von <strong>betriebliche</strong>n Lernaktivitäten, die<br />
sich auch auf CBT <strong>und</strong> WBT stützen, sind Kenntnisse der Ausbildungs<strong>und</strong><br />
Weiterbildungsverantwortlichen über die organisatorischen, technischen,<br />
qualifikatorischen <strong>und</strong> personellen Bedingungen zur Realisierung<br />
computergestützten Lernens. So sind beim Aufbau <strong>und</strong> der Integration von<br />
E-<strong>Learning</strong>-Anwendungen in die <strong>betriebliche</strong> Lernkultur neben betriebsorganisatorischen<br />
Bedingungen auch die technischen Voraussetzungen zu<br />
prüfen <strong>und</strong> in die Einsatzkonzepte zu integrieren. Zu berücksichtigen ist<br />
ebenso, dass die bloße Verfügbarkeit von Lernprogrammen nicht automatisch<br />
zu den betrieblich gewünschten Qualifikationen führt. CBT <strong>und</strong> WBT<br />
in den Betrieben lediglich als technische Realisierungsmöglichkeit arbeitsplatznahen<br />
Lernens anzubieten, greift demnach zu kurz. Hier bedarf es der<br />
Lern- oder Weiterbildungsberatung der Mitarbeiter, eingeb<strong>und</strong>en in ein<br />
Konzept, das sowohl dem <strong>betriebliche</strong>n Qualifizierungsbedarf als auch den<br />
Lernvoraussetzungen des Mitarbeiters entspricht.
44<br />
Dass Kenntnisstand <strong>und</strong> Erfahrungshorizont der <strong>betriebliche</strong>n Bildungs-<br />
verantwortlichen keinesfalls irrelevant für die Einführung <strong>und</strong> Nutzung<br />
von E-<strong>Learning</strong> sind, zeigen die folgenden Antworten. So traut sich ein<br />
Viertel der Befragten keine Beurteilung der Frage zu, ob <strong>und</strong> in welchem<br />
Umfang in ihrem Betrieb Kenntnisse über Rahmenbedingungen für die erfolgreiche<br />
Nutzung von E-<strong>Learning</strong> vorhanden sind. Ein weiteres Viertel<br />
sagt, dass die Kenntnisse über diese Rahmenbedingungen nur in sehr geringem<br />
Maße vorhanden sind. Ein weiteres Fünftel der Befragten geht davon<br />
aus, dass das notwendige Wissen für eine erfolgreiche Nutzung von E-<br />
<strong>Learning</strong> im Betrieb nur wenig ausgeprägt ist.<br />
Lediglich jedes achte Unternehmen ist der Meinung, dass das im Unternehmen<br />
verfügbare Know-how zum computergestützten Lernen vergleichsweise<br />
hoch oder sehr hoch ist, jedes sechste Unternehmen geht von<br />
einem mittleren Kenntnisstand der Bildungsverantwortlichen aus. Dies bedeutet<br />
aber nicht zwingend, dass dies mit einer adäquaten Unterstützung<br />
durch das Lehrpersonal bei der Initiierung <strong>und</strong> Begleitung von E-<strong>Learning</strong>-<br />
Prozessen gleichzusetzen ist, auf die es offenk<strong>und</strong>ig ankommt. 31<br />
31 MMB Institut für Medien- <strong>und</strong> Kompetenzforschung/Adolf Grimme Institut,<br />
2003: Zehn aktuelle Trends des E-<strong>Learning</strong> in der beruflichen Weiterbildung,<br />
in: Lernet Report Nr. 6, 17; Fischer, Martin et. al, 2003: E-<strong>Learning</strong> in der Berufsbildungspraxis:<br />
Stand, Probleme, Perspektiven, ITB-Forschungsberichte<br />
06/2003, 7
45<br />
Tabelle 8<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Das Know-how<br />
Auf die Frage: „In welchem Maße sind in Ihrem Unternehmen Kenntnisse<br />
über Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Nutzung von E-<strong>Learning</strong><br />
vorhanden?“ antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen:<br />
Anwender Nicht-Anwender Alle Betriebe<br />
Sehr hoch 10,8 2,0 4,3<br />
Hoch 13,7 5,4 7,6<br />
Mittel 26,5 12,9 16,4<br />
Wenig 21,6 20,0 20,4<br />
Sehr gering 10,8 29,8 24,9<br />
Keine Beurteilung 16,7 29,8 26,4<br />
Insgesamt unterscheidet sich der Kenntnisstand über computergestütztes<br />
Lernen in Unternehmen, die E-<strong>Learning</strong> einsetzen, deutlich von den Unternehmen,<br />
die das nicht tun: So sagen dreimal so viele Unternehmen mit<br />
E-<strong>Learning</strong>-Anwendungen, dass sie über einen hohen bis sehr hohen<br />
Kenntnisstand über computergestütztes Lernen verfügen, als jene Unternehmen,<br />
die kein E-<strong>Learning</strong> einsetzen. In den Unternehmen, die E-<br />
<strong>Learning</strong> nicht anwenden, fällt deshalb auch der Anteil der nur wenig über<br />
die Nutzung von E-<strong>Learning</strong> informierten Bildungs- <strong>und</strong> Personalverantwortlichen<br />
mit fast 50 Prozent sehr hoch aus. Allerdings schätzt auch ein<br />
Drittel der Befragten unter den E-<strong>Learning</strong>-Anwendern, dass sich in ihrem<br />
Unternehmen das Wissen über eine erfolgreiche Nutzung von E-<strong>Learning</strong><br />
in Grenzen hält.<br />
Der Zusammenhang zwischen dem Einsatz <strong>und</strong> dem über E-<strong>Learning</strong> in<br />
den Unternehmen verfügbaren Wissen erweist sich als signifikant. Eine<br />
entscheidende Bedingung für die Entwicklung einer <strong>betriebliche</strong>n Lernkultur,<br />
die sich auch auf E-<strong>Learning</strong>-Anwendungen stützt, ist die Verfügbarkeit<br />
von Information. Demnach erscheint auch der Zusammenhang von Informationsdefiziten,<br />
der Präferenz von Präsenzschulung <strong>und</strong> von Akzep-
46<br />
tanzverlusten hinsichtlich der elektronischen Lernformen nicht verw<strong>und</strong>er-<br />
lich. 32<br />
Bei der Informationsbeschaffung konzentrieren sich die Unternehmen<br />
vor allem auf traditionelle Kanäle – etwa auf Hinweise in der Literatur <strong>und</strong><br />
in der Fachpresse, aber auch auf Anbieter- <strong>und</strong> Produktinfos. Etwa drei<br />
Viertel der Befragten holen sich ihre Informationen aus dem Internet. Zwei<br />
Drittel der Unternehmen nutzen die Informationsmöglichkeiten, die ihnen<br />
Messen, Fachtagungen, Kammern <strong>und</strong> Verbände bieten. Auf Datenbanken<br />
greift die Hälfte der Befragten zurück. E-<strong>Learning</strong>-Anwender nutzen allerdings<br />
die vorhandenen Informationswege <strong>und</strong> die Medien deutlich intensiver<br />
als Nicht-Anwender. Vor allem die Art <strong>und</strong> Weise, wie intensiv Literatur,<br />
Fachpresse, Internetsuchmaschinen, Messen, Fachtagungen sowie<br />
Marktanalysen <strong>und</strong> -berichte genutzt werden, stehen im unmittelbaren Zusammenhang<br />
mit dem Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n <strong>Praxis</strong>.<br />
Tabelle 9<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Die Informationsquellen<br />
Auf die Frage: „Auf welchem Wege beziehen Sie Informationen über Anbieter<br />
<strong>und</strong> deren Produkte?“ antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen<br />
(Mehrfachnennungen):<br />
Anwender Nicht-Anwender Alle Betriebe<br />
Literatur, Fachpresse 99,0 90,0 92,4<br />
Anbieter-/Produktinfos 93,3 88,8 90,0<br />
Internetsuchmaschinen 83,3 72,4 75,5<br />
Messen/Fachtagungen 77,5 61,4 65,6<br />
Kammern, Verbände 65,9 65,3 65,5<br />
Marktanalysen/-berichte 56,5 36,4 41,9<br />
Datenbanken 50,6 45,8 47,1<br />
32 Cognos GmbH, Institut für Innovationsforschung, Technologiemanagement<br />
<strong>und</strong> Entrepreneurship, 2002: Akzeptanz von E-<strong>Learning</strong>
47<br />
Werden die traditionellen Informationsquellen mit den wünschenswer-<br />
ten Informationswegen verglichen, so lässt sich zweierlei vermuten.<br />
Erstens. Für besonders wünschenswert erachtet die Mehrheit der Be-<br />
fragten eine mehr gleichgewichtige Präferierung der einzelnen Informationsquellen.<br />
Dies lässt den Schluss zu, dass auf diese Weise eine eher ausgewogene<br />
Informationsbeschaffung über CBT-Produkte <strong>und</strong> WBT-<br />
Anbieter angestrebt wird. Zugleich spiegelt sich darin auch das Informationsverhalten<br />
der Großbetriebe wieder, die in der Regel ein breites Spektrum<br />
an Medien nutzen.<br />
Zweitens. Zumindest für einen Teil der Bildungsverantwortlichen in den<br />
Betrieben könnte sich die Informationsbeschaffung über computergestütztes<br />
Lernen auch insofern als ein Problem darstellen, als diese moderne elektronische<br />
Informationswege zwar vorzugsweise nutzen möchten, der<br />
Zugriff darauf aber nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.<br />
Tabelle 10<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Die bevorzugten Informationsquellen<br />
Auf die Frage: „Welche Informationswege würden Sie bevorzugen, wenn<br />
dies möglich wäre?“ antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen<br />
(Mehrfachnennungen):<br />
Anwender Nicht-Anwender Alle Betriebe<br />
Literatur, Fachpresse 94,7 88,6 90,4<br />
Anbieter-/Produktinfos 86,7 86,6 86,6<br />
Kammern, Verbände 84,7 88,1 87,2<br />
Internetsuchmaschinen 84,7 86,4 86,0<br />
Marktanalysen/-berichte 82,5 59,7 66,5<br />
Datenbanken 78,9 75,9 76,7<br />
Messen/Fachtagungen 75,4 69,0 70,8
48<br />
Um sich über E-<strong>Learning</strong>-Produkte <strong>und</strong> -Anbieter zu informieren, wür-<br />
den es künftig insgesamt 86 Prozent der Befragten vorziehen, auf Internet-<br />
suchmaschinen zurückzugreifen. Für wünschenswert erachten es zudem<br />
knapp 77 Prozent der Befragten, sich mit Hilfe von Datenbanken über<br />
Wissenswertes r<strong>und</strong> ums E-<strong>Learning</strong> informieren zu können. (Das Interesse<br />
an diesem Medium erfährt einen Zuwachs – gemessen an der Differenz<br />
zwischen Ist-Wert (Tabelle 9) <strong>und</strong> Soll-Wert (Tabelle 10) – von r<strong>und</strong> 30<br />
Prozentpunkten.) Auch auf Informationen von Kammern <strong>und</strong> Verbänden<br />
würden die Befragten künftig vorzugsweise zurückgreifen – ein Hinweis,<br />
der vermuten lässt, dass die Informationen dieser Organisationen nicht<br />
(immer) bei ihnen ankommen oder (noch) nicht den konkreten Informationsbedürfnissen<br />
entsprechen.<br />
Eine stärkere Inanspruchnahme der unterschiedlichen Informationsquellen<br />
halten vor allem die Nicht-Anwender für wünschenswert. In diesen Unternehmen<br />
ist offenk<strong>und</strong>ig davon auszugehen, dass eine bedarfsgerechte<br />
Informationsbeschaffung aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Rahmenbedingungen<br />
nicht gegeben ist.<br />
Lernzeitaufwand <strong>und</strong> Kosten<br />
Um den Stellenwert von E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildung<br />
beurteilen zu können, wurden die M+E-Betriebe nach dem durchschnittlichen<br />
jährlichen Gesamtaufwand je Teilnehmer an <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildungsmaßnahmen<br />
befragt. Insgesamt machten bei dieser Frage jedoch nur<br />
73 von 104 Unternehmen, die E-<strong>Learning</strong> zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter<br />
einsetzen, vollständige <strong>und</strong> damit verwertbare Angaben. Bezogen<br />
auf die gesamte Stichprobengröße entspricht dies jedoch nur einem Anteil<br />
von 17 Prozent. Die Datenbasis <strong>und</strong> die sich daraus ergebenden Berechnungen<br />
in Bezug auf Lernzeitaufwand <strong>und</strong> Kosten können folglich nicht<br />
als aussagefähig für die Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie angesehen werden.<br />
Sie bietet allenfalls ein Schlaglicht auf jene M+E-Betriebe, die besonders<br />
weiterbildungsaktiv sind <strong>und</strong> E-<strong>Learning</strong> als Weiterbildungsform in ihre<br />
<strong>betriebliche</strong> Lernkultur integriert haben. Es verw<strong>und</strong>ert daher nicht, dass
49<br />
die folgenden Daten zum Teil (siehe: Kosten) von den Werten abweichen,<br />
die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln in der repräsentativen „Weiterbildungserhebung<br />
der Wirtschaft 2001“ für die Metall- <strong>und</strong> Elektro-<br />
Industrie ermittelt hat. Den durchschnittlichen jährlichen Zeitaufwand je<br />
Teilnehmer an <strong>betriebliche</strong>r Weiterbildung beziffern die 73 M+E-Betriebe<br />
mit E-<strong>Learning</strong>-Anwendungen auf 29 St<strong>und</strong>en.<br />
Tabelle 11<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb: Die Lernzeit<br />
Durchschnittlicher jährlicher Zeitaufwand je Teilnehmer nach Betriebsgrößenklassen<br />
– in St<strong>und</strong>en:<br />
Betriebsgröße Weiterbildung<br />
insgesamt<br />
davon:<br />
für E-<strong>Learning</strong><br />
bis 499 Mitarbeiter 33,7 10,5<br />
500 <strong>und</strong> mehr Mitarbeiter 25,9 7,7<br />
Durchschnitt 29,0 8,8<br />
Zum Vergleich: Die IW-Weiterbildungserhebung 2001 ermittelte 21,9<br />
St<strong>und</strong>en Lernzeitaufwand je Teilnehmer in der M+E-Industrie – darin enthalten<br />
ist allerdings nicht der Zeitaufwand für das selbstgesteuerte Lernen<br />
mit Medien. Zum Verständnis dieser Werte ist zu berücksichtigen, dass<br />
sich die aktuell ermittelten 29 St<strong>und</strong>en Weiterbildung je Teilnehmer ausschließlich<br />
auf weiterbildungsaktive Unternehmen mit E-<strong>Learning</strong>-<br />
Anwendungen beziehen. Die 21,9 St<strong>und</strong>en Lernzeitaufwand je Teilnehmer<br />
laut IW-Weiterbildungserhebung basieren dagegen auf der Datenbasis aller<br />
von der IW-Erhebung erfassten M+E-Betriebe.<br />
Der durchschnittliche jährliche Zeitaufwand je Teilnehmer an E-<br />
<strong>Learning</strong> betrug 8,8 St<strong>und</strong>en – mithin ein knappes Drittel des gesamten<br />
St<strong>und</strong>enaufwands für Weiterbildung. Bei der Interpretation dieses Wertes<br />
sollte gesehen werden, dass selbstgesteuertes Lernen am Computer überwiegend<br />
Lernen ist, das am Arbeitsplatz oder arbeitsplatznah erfolgt. Die
50<br />
Erfassung des Zeitaufwandes für computergestütztes Lernen ist daher – im<br />
Unterschied zur Erfassung der Beteiligung an Seminaren <strong>und</strong> Kursen – statistisch<br />
gesehen mit einigen Problemen behaftet. Da es dem Mitarbeiter in<br />
der Regel freigestellt ist, wann <strong>und</strong> wie oft er entsprechende Lernsequenzen<br />
bearbeitet, gibt es nur begrenzte Kontrolle des tatsächlichen Lernzeitaufwands.<br />
Angaben zum zeitlichen Umfang des E-<strong>Learning</strong>s sind daher<br />
teilweise Schätzgrößen oder basieren auf dem unterstellten Zeitaufwand,<br />
der für die Bearbeitung eines Lernmoduls oder einer Lernsequenz im<br />
Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme vorgesehen ist.<br />
Signifikante Zusammenhänge zwischen den Qualifikationsschwerpunkten,<br />
der Betriebsgröße <strong>und</strong> dem durchschnittlichen Zeitaufwand je Teilnehmer<br />
für <strong>betriebliche</strong> Weiterbildung bzw. E-<strong>Learning</strong> lassen sich nicht<br />
nachweisen.<br />
Die in der Umfrage erhobenen direkten Kosten der <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildung<br />
je Mitarbeiter belaufen sich auf 1.187 Euro – einschließlich der<br />
indirekten Kosten bedeutet dies überschlägig gerechnet Weiterbildungskosten<br />
von 2.737 Euro. Bei diesen Angaben ist zu berücksichtigen, dass in<br />
der diesen Berechnungen zugr<strong>und</strong>e liegenden Stichprobe die Unternehmen<br />
mit mehr als 1.000 Mitarbeitern deutlich überrepräsentiert (Anteil an<br />
Stichprobe: 47 Prozent) sind <strong>und</strong> zu einer starken Verzerrung der Werte<br />
führen. So belaufen sich die direkten Kosten je Mitarbeiter in Unternehmen<br />
bis zu 500 Beschäftigten auf 324 Euro, in Unternehmen mit mehr als<br />
500 Mitarbeitern auf 1.197 Euro. Zur statistischen Bereinigung bietet sich<br />
an, die Daten mit der Zahl der in der M+E-Industrie beschäftigten Arbeitnehmer<br />
nach Betriebsgrößenklassen zu gewichten, um die Verzerrung<br />
durch die überdurchschnittliche Besetzung der Großbetriebe zu kompensieren.<br />
Nach diesem Verfahren belaufen sich die direkten Weiterbildungskosten<br />
je Mitarbeiter auf 699 Euro. Einschließlich der indirekten Kosten<br />
sind das – überschlägig gerechnet – 1.669 Euro.<br />
Zum Vergleich dieser Daten die Ergebnisse weiterer Studien: Laut IW-<br />
Weiterbildungserhebung 2001 betrugen die gesamten – also die direkten<br />
<strong>und</strong> indirekten – Weiterbildungskosten der Unternehmen je Mitarbeiter in
51<br />
der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie 878 Euro. Die Potenzialanalyse des<br />
Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft <strong>und</strong> Organisation beziffert den<br />
so genannten Lerninvest kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen auf 520 Euro<br />
je Mitarbeiter für Bildung <strong>und</strong> Schulung 33 . Werden in der IW-Befragung<br />
„E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n <strong>Praxis</strong>“ ebenfalls nur die Unternehmen<br />
mit einer Größe mit bis zu 1.000 Mitarbeitern betrachtet, so lassen sich für<br />
diese direkte Weiterbildungskosten je Mitarbeiter von 400 Euro berechnen.<br />
Ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Qualifikationsschwerpunkten<br />
<strong>und</strong> den durchschnittlichen direkten Kosten der <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildung<br />
je Mitarbeiter lässt sich allenfalls sehr schwach nachweisen. Als<br />
bedeutsame Variable kommt lediglich ein überdurchschnittlich hoher Anteil<br />
an Führungskräften in Betracht.<br />
Die direkten Kosten je Mitarbeiter für E-<strong>Learning</strong> beziffern die Unternehmen<br />
mit 52 Euro. Deutlich wird dabei, dass größere Unternehmen (500<br />
<strong>und</strong> mehr Mitarbeiter) mit 53 Euro direkte Kosten je Mitarbeiter etwas<br />
mehr in E-<strong>Learning</strong> investieren als kleinere Unternehmen (bis 499 Mitarbeiter)<br />
mit 39 Euro direkte Kosten je Mitarbeiter.<br />
Der <strong>betriebliche</strong> Nutzen von E-<strong>Learning</strong><br />
Die Frage, ob <strong>und</strong> inwieweit Unternehmen auf E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Weiterbildung zurückgreifen, steht offenk<strong>und</strong>ig in einem erfahrungsbezogenen<br />
Zusammenhang mit den Vorzügen <strong>und</strong> dem Nutzen, der<br />
sich aus dem computergestützten Lernen ergibt. Bei der Einschätzung dieses<br />
Sachverhalts lassen sich die M+E-Betriebe in vier Gruppen einteilen:<br />
In eine erste Gruppe von Unternehmen (39,2 Prozent), die dem E-<strong>Learning</strong><br />
einen hohen bis sehr hohen <strong>betriebliche</strong>n Nutzen zuspricht, in eine zweite<br />
Gruppe von Unternehmen (24,5 Prozent), die dem computergestützten<br />
Lernen einen mittleren Wert für den Betrieb bescheinigt <strong>und</strong> in eine dritte<br />
33 Vgl. Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft <strong>und</strong> Organisation, 2002: e-<br />
Qualifikations-TV „eQtv“ Potenzialstudie, Management Report Teil II: Lerninvest<br />
kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen, 10
52<br />
Gruppe (20,3 Prozent), die E-<strong>Learning</strong> für die <strong>betriebliche</strong> Bildungsarbeit<br />
nur einen geringen oder sehr geringen Nutzen beimisst. Der vierten Gruppe<br />
sind jene Unternehmen zuzurechnen (16 Prozent), die über keine Informa-<br />
tionen oder Erfahrungen verfügen, um den Nutzen computergestützten<br />
Lernens abschätzen zu können.<br />
Tabelle 12<br />
E-<strong>Learning</strong>: Der Nutzen der Betriebe<br />
Auf die Frage „Welchen Nutzen erwarten Sie in Ihrem Betrieb von E-<br />
<strong>Learning</strong>?“ antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen:<br />
sehr<br />
hoch<br />
bis<br />
hoch<br />
mittel wenig<br />
bis<br />
sehr<br />
gering<br />
keine<br />
Beurteilung<br />
Lernen bei Bedarf <strong>und</strong> Gelegenheit 63,2 18,7 8,0 10,1<br />
Schnelle Verfügbarkeit relevanter Informationen 60,9 17,7 11,2 10,2<br />
Stärkung der Eigeninitiative der Mitarbeiter 52,3 22,7 13,5 11,5<br />
Aktualität der Lerninhalte 51,9 19,9 13,9 14,4<br />
Zeitersparnis 46,8 19,8 18,8 14,6<br />
Integration in ein Gesamtkonzept Betriebliche<br />
Weiterbildung<br />
39,3 29,3 14,8 16,5<br />
Lernen in der Freizeit 38,4 24,0 23,8 13,8<br />
Kostensenkung 36,6 22,4 22,7 18,2<br />
An Bedürfnissen des Arbeitsplatzes orientiertes<br />
Lernen<br />
34,6 28,0 24,2 13,1<br />
Größere Lerneffektivität der Mitarbeiter 24,5 32,0 23,7 19,8<br />
Verknüpfung mit Wissensmanagement 24,3 28,5 22,3 24,9<br />
Entlastung des Bildungspersonals 17,0 23,2 40,1 19,8<br />
Bei der überwiegend positiven Haltung gegenüber E-<strong>Learning</strong> – r<strong>und</strong><br />
64 Prozent aller befragten M+E-Unternehmen erwarten einen mittleren bis<br />
sehr hohen Nutzen durch die Anwendung von E-<strong>Learning</strong> – ist allerdings
53<br />
zu berücksichtigen, dass lediglich ein Viertel der Betriebe E-<strong>Learning</strong> tatsächlich<br />
anwendet. Offenk<strong>und</strong>ig verfügen nicht wenige Unternehmen über<br />
einschlägige Informationen <strong>und</strong> relevantes Anwendungswissen.<br />
Zum Vergleich: In der Studie des Fraunhofer-Instituts zum Lernbedarf<br />
kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen 34 gaben insgesamt nur 40 Prozent der<br />
Betriebe an, positive Erfahrungen mit Tele-/E-<strong>Learning</strong> gemacht zu haben.<br />
Gut drei von fünf Unternehmen erwarten von E-<strong>Learning</strong>, dass das dadurch<br />
gegebene Lernen bei Bedarf <strong>und</strong> Gelegenheit einen hohen bis sehr<br />
hohen Nutzen bringt. Etwa genauso viele halten die schnelle Verfügbarkeit<br />
von relevanten Informationen für einen hohen bis sehr hohen Nutzen. Gut<br />
die Hälfte der Betriebe sieht den hohen Nutzen in der Stärkung der Eigeninitiative<br />
der Mitarbeiter <strong>und</strong> in der Aktualität der Lerninhalte. Wird bei<br />
der Einschätzung der Vorzüge des E-<strong>Learning</strong>s der unterschiedliche Erfahrungshorizont<br />
der Unternehmen berücksichtigt, so ergibt sich daraus folgendes<br />
Bild: R<strong>und</strong> 86 Prozent der Unternehmen, die über praktische Erfahrungen<br />
verfügen, messen dem elektronischen Lernen bei Bedarf <strong>und</strong> Gelegenheit<br />
eine hohe bis sehr hohe Bedeutung zu – von den Nicht-Anwendern<br />
stimmen hier 56 Prozent zu. Zu einer ebenso positiven Einschätzung dieses<br />
Aspektes gelangt die von KPMG 35 durchgeführte Bestandsaufnahme zum<br />
E-<strong>Learning</strong> in deutschen Großunternehmen. Danach gaben 85 Prozent der<br />
befragten Unternehmen an, dass die an den Einsatz von E-<strong>Learning</strong> gestellten<br />
Erwartungen in Bezug auf das damit verknüpfte flexible Lernen erfüllt<br />
wurden. Zu einer ähnlich hohen Bewertung der Vorteile von E-<strong>Learning</strong><br />
kommt eine Studie von Mummert + Partner. 36<br />
Auch bei der Aussage, E-<strong>Learning</strong> trage zur Stärkung der Eigeninitiative<br />
der Mitarbeiter bei, unterscheiden sich die Meinungen zwischen E-<br />
34 Vgl. Fraunhofer-Institut, Management Report Teil I, a.a.O., 13<br />
35 Vgl. KPMG Consulting AG, MMB Michel Medienforschung <strong>und</strong> Beratung,<br />
PSEPHOS GmbH, 2001: e<strong>Learning</strong> zwischen Eurphorie <strong>und</strong> Ernüchterung.<br />
Eine Bestandsaufnahme zum E-<strong>Learning</strong> in deutschen Großunternehmen,<br />
München, 25<br />
36 Vgl. Mummert + Partner Unternehmensberatung AG: E-<strong>Learning</strong> braucht<br />
Nachhilfe, Pressemitteilung vom 25. Juni 2002
54<br />
<strong>Learning</strong>erfahrenen <strong>und</strong> nicht erfahrenen Unternehmen. Knapp 73 Prozent<br />
der Anwender sehen hier einen hohen Nutzen, dem schließen sich aber<br />
„nur“ 45 Prozent der Nicht-Anwender an. Die Differenz (von<br />
28 Prozentpunkten) zwischen diesen Werten ist als Hinweis zu verstehen,<br />
dass dieser Aspekt noch vielfach unterbewertet wird <strong>und</strong> bei künftigen Implementierungs-Strategien<br />
konzeptionell stärker berücksichtigt werden<br />
sollte.<br />
Tabelle 13<br />
E-<strong>Learning</strong>: Der Nutzen der Betriebe<br />
Auf die Frage „Welchen Nutzen erwarten Sie in Ihrem Betrieb von E-<br />
<strong>Learning</strong>?“ antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen „sehr<br />
hoch bis hoch“:<br />
Anwender Nicht-<br />
Anwender<br />
Lernen bei Bedarf <strong>und</strong> Gelegenheit 85,9 55,5<br />
Schnelle Verfügbarkeit relevanter Informationen 74,3 56,3<br />
Stärkung der Eigeninitiative der Mitarbeiter 72,8 45,4<br />
Aktualität der Lerninhalte 62,7 48,1<br />
Zeitersparnis 61,5 41,7<br />
Integration in ein Gesamtkonzept Betriebliche<br />
Weiterbildung<br />
53,9 34,3<br />
An Bedürfnissen des Arbeitsplatzes orientiertes<br />
Lernen<br />
51,8 28,9<br />
Kostensenkung 44,2 34,0<br />
Lernen in der Freizeit 46,4 36,0<br />
Verknüpfung mit Wissensmanagement 35,4 20,6<br />
Größere Lerneffektivität der Mitarbeiter 33,0 21,5<br />
Entlastung des Bildungspersonals 25,8 14,0<br />
Dass flexibles computerunterstütztes Lernen auch unter dem Gesichtspunkt<br />
Zeitersparnis gesehen werden kann, ist offenk<strong>und</strong>ig. Gut drei von
55<br />
fünf Anwendern sehen darin einen sehr hohen oder hohen Nutzen dieser<br />
Lernform – unter den Nicht-Anwendern pflichten zwei von fünf Unter-<br />
nehmen diesem Argument bei. In der bereits zitierten KPMG-Studie stimmen<br />
sogar 75 Prozent der Befragten diesem Aspekt zu.<br />
Immerhin 54 Prozent der E-<strong>Learning</strong>-User sieht den Nutzen dieser Weiterbildungsform<br />
darin, diese in ein Gesamtkonzept Betriebliche Weiterbildung<br />
integrieren zu können. Bei den Unternehmen ohne konkreten E-<br />
<strong>Learning</strong>-Anwendungsbezug vermag lediglich ein Drittel dem Aspekt des<br />
„Blended <strong>Learning</strong>“ einen besonderen <strong>betriebliche</strong>n Nutzen zuzusprechen.<br />
Knapp 47 Prozent der Betriebe sehen durch E-<strong>Learning</strong> eine Zeitersparnis<br />
gegeben. Auch bei der Einschätzung dieses Arguments spielen <strong>Praxis</strong>erfahrungen<br />
eine Rolle. So sehen r<strong>und</strong> 62 Prozent der E-<strong>Learning</strong>-<br />
Anwender in diesem Argument einen hohen Nutzwert. Bei den Unternehmen,<br />
die über keine praktischen Erfahrungen im Umgang mit computerunterstütztem<br />
Lernen verfügen, teilen „nur“ 42 Prozent diese Einschätzung.<br />
Das Argument, dass E-<strong>Learning</strong> zu einer Kostenersparnis in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Weiterbildung beitragen kann, halten 37 Prozent der Betriebe für<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich überzeugend, für weitere 22 Prozent ist dieses Argument<br />
nicht ganz so stichhaltig. Dagegen erachten 23 Prozent der Befragten das<br />
Kostenargument für weniger oder kaum überzeugend. Beim Kostenargument<br />
wird deutlich, dass die Einschätzung dieser Frage auch von den <strong>Praxis</strong>erfahrungen<br />
abhängig ist – allerdings nicht ganz so stark ausgeprägt wie<br />
bei den zuvor genannten Items. So sagen 44 Prozent der E-<strong>Learning</strong>-<br />
Anwender, dass computergestütztes Lernen mit einer deutlichen Kostensenkung<br />
einhergeht, bei den Unternehmen, die E-<strong>Learning</strong> nicht anwenden,<br />
teilen „nur“ (oder immerhin) 34 Prozent diese Einschätzung.<br />
Zum Vergleich: In der KPMG-Studie sehen 67 Prozent der Befragten<br />
die Erwartungen hinsichtlich der Kostenersparnis durch den Einsatz von<br />
E-<strong>Learning</strong> erfüllt. Werden in der vorliegenden M+E-Unternehmensbefragung<br />
bei den Antworten der Anwender zur Kostenersparnis die Items<br />
„sehr hoher Nutzen“, „hoher Nutzen“ <strong>und</strong> „mittlerer Nutzen“ zusammengenommen,<br />
dann stützen insgesamt 70 Prozent der M+E-Betriebe, die E-
56<br />
<strong>Learning</strong> anwenden, das Argument, dass sich mit Hilfe elektronischer<br />
Lernformen Kosten reduzieren lassen. In der „eQtv“-Studie des Fraunho-<br />
fer-Instituts 37 sehen 60 Prozent der befragten kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />
Unternehmen in dieser Lernform die Möglichkeit zu Kosteneinsparungen.<br />
Mummert + Partner 38 schätzen, dass sich mit E-<strong>Learning</strong> bis zu 30 Prozent<br />
der <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildungskosten einsparen lassen. Indirekt wird<br />
damit – so eine allerdings ausschließlich auf WBT-Anwender begrenzte<br />
Studie 39 – bestätigt, dass die Anschaffungskosten für netzgestützte Lernlösungen<br />
kein Hindernis bei der Einführung von WBT darstellen.<br />
Insgesamt steht der Aspekt der Kostenwirksamkeit von Weiterbildung<br />
weiterhin auf der Tagesordnung vieler Unternehmen. Doch wird offenk<strong>und</strong>ig<br />
eine Reihe anderer Argumente eine deutlich höhere Priorität bei der<br />
Entscheidung, E-<strong>Learning</strong> als <strong>betriebliche</strong> Weiterbildungsform einzuführen,<br />
beigemessen.<br />
Die Bedeutung der konkreten Lernerfahrung im Umgang mit E-<br />
<strong>Learning</strong> setzt sich auch bei der Frage fort, ob oder inwieweit E-<strong>Learning</strong><br />
ein an den Bedürfnissen des Arbeitsplatzes orientiertes Lernen ermöglicht.<br />
Gut die Hälfte der Anwender sieht darin einen hohen oder sehr hohen Nutzen<br />
von E-<strong>Learning</strong>. Bei den Nicht-Anwendern teilen „nur“ drei von zehn<br />
diese Einschätzung. Bei der Frage nach der Integration von E-<strong>Learning</strong> in<br />
ein Gesamtkonzept <strong>betriebliche</strong> Weiterbildung kommen E-<strong>Learning</strong>-<br />
Anwender (54 Prozent: hoher bis sehr hoher Nutzen) <strong>und</strong> Nicht-Anwender<br />
(34 Prozent: hoher bis sehr hoher Nutzen) zu annähernd vergleichbaren<br />
Einschätzungen wie bei Item „Arbeitsplatzorientiertes Lernen“. Andere<br />
Autoren 40 verbinden den Aspekt der Integration elektronischer Lernformen<br />
37 Vgl. Fraunhofer-Institut, Management Report Teil I, a. a. O., 13<br />
38 Vgl. Mummert + Partner Unternehmensberatung AG: Das Milliardengeschäft<br />
mit der Online-Bildung lässt auf sich warten, Pressemitteilung vom 21. September<br />
2001<br />
39 Vgl. Adolf Grimme Institut GmbH, Michel Medienforschung <strong>und</strong> Beratung,<br />
Institut für Medien <strong>und</strong> Kommunikation, 2001: Web Based Training in kleinen<br />
<strong>und</strong> mittleren Unternehmen. Rahmenbedingungen für erfolgreiche Anwendungen,<br />
Studie im Auftrag der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, 33<br />
40 Vgl. ebenda, 37
57<br />
in ein Gesamtkonzept Weiterbildung an die Prämisse, dass dies in den Unternehmen<br />
eine <strong>betriebliche</strong> Lernkultur voraussetzt, die selbstgesteuertes<br />
Lernen positiv sanktioniert.<br />
Die Antworten, die auf die Frage gegeben werden, inwieweit E-<br />
<strong>Learning</strong> zur Entlastung des Bildungspersonals führt, sind in zweifacher<br />
Hinsicht interessant. Insgesamt sehen hier 40 Prozent der befragten Unternehmen<br />
einen Nutzen. Bei den Anwendern sind es jedoch 62 Prozent, die<br />
hier zustimmen, bei den Nicht-Anwendern lediglich 32 Prozent. Die eher<br />
verhaltene Zustimmung der Anwender – 26 Prozent gehen von einem hohen<br />
bis sehr hohen Nutzen in dieser Frage aus, 36 Prozent von einem mittleren<br />
Nutzen – verdeutlicht aber auch, dass die anfängliche Euphorie in<br />
dieser Frage einer realistischeren Einschätzung gewichen ist: E-<strong>Learning</strong><br />
macht das Weiterbildungspersonal nicht überflüssig. Vielmehr verändert es<br />
dessen funktionalen Zuschnitt in Richtung Konzeption, Beratung <strong>und</strong> Moderation<br />
von Weiterbildung.<br />
Die künftige Bedeutung von E-<strong>Learning</strong><br />
Zur Einschätzung der künftigen Bedeutung, die E-<strong>Learning</strong> in den Unternehmen<br />
der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie einnehmen wird, lassen sich<br />
die Betriebe in etwa vier gleich große Lager einteilen. Da ist zunächst ein<br />
Viertel der befragten Unternehmen, das E-<strong>Learning</strong> künftig eine hohe bis<br />
sehr hohe Bedeutung beimisst. Ein weiteres Viertel der Unternehmen sieht,<br />
dass elektronisches Lernen im Rahmen der <strong>betriebliche</strong>n Bildungsarbeit<br />
eher eine mittlere Rolle einnimmt, etwa genauso viele Betriebe gehen davon<br />
aus, dass E-<strong>Learning</strong> künftig nur eine geringe oder unbedeutende Rolle<br />
innehaben wird. Das restliche Viertel sieht sich außer Stande, eine Einschätzung<br />
in dieser Frage abzugeben.
58<br />
Tabelle 14<br />
E-<strong>Learning</strong>: Die künftige Bedeutung<br />
Auf die Frage „Wie schätzen Sie die künftige Bedeutung von E-<strong>Learning</strong><br />
in Ihrem Betrieb ein?“ antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen: <br />
Produktion,Arbeitsorganisation<br />
Einkauf,<br />
Verkauf,<br />
Vertrieb<br />
Verwaltung,Buchhaltung,Controlling <br />
Forschung<br />
<strong>und</strong><br />
Entwicklung <br />
Insgesamt<br />
sehr hoch 1,9 6,1 4,8 8,2 5,3<br />
hoch 10,9 25,2 23,7 21,4 20,3<br />
mittel 19,0 27,4 29,5 21,1 24,3<br />
gering 25,3 11,9 13,1 9,5 15,0<br />
unbedeutend 16,3 7,0 7,3 10,2 10,2<br />
keine Beurteilung 26,5 22,3 21,5 29,6 25,0<br />
Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
Insgesamt geht die Hälfte der befragten Unternehmen davon aus, dass<br />
E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildung eine hohe bis mittlere Bedeutung<br />
innehaben wird. Zu einer weitaus optimistischeren Einschätzung<br />
der künftigen Bedeutung elektronischer Lernformen gelangt die Untersuchung<br />
von Cognos/Innotec. 41 Danach erwarten 90 Prozent der befragten<br />
ehemaligen Schulungsteilnehmer eine wachsende Bedeutung der computergestützten<br />
Lernformen in den nächsten fünf Jahren.<br />
Den höchsten Stellenwert wird E-<strong>Learning</strong> künftig nach Einschätzung<br />
der befragten Betriebe in den Unternehmensbereichen Einkauf, Verkauf<br />
<strong>und</strong> Vertrieb, aber auch in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung innehaben: Drei<br />
von zehn Unternehmen sehen hier eine Intensivierung der bisherigen Pra-<br />
41<br />
Cognos GmbH, Institut für Innovationsforschung, Technologiemanagement<br />
<strong>und</strong> Entrepreneurship, a.a.O.
59<br />
xis im Umgang mit elektronischen Medien. Sehr viel verhaltener fällt dagegen<br />
die Einschätzung der Betriebe über die künftige Bedeutung des<br />
computergestützten Lernens in der Produktion <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />
aus: Lediglich jedes achte Unternehmen sieht hier eine Zunahme der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Lernaktivitäten. Diese Angaben können auch – so lässt sich<br />
vermuten – als ein Hinweis auf die mangelnde Verfügbarkeit hochwertiger<br />
M+E-spezifischer Lerneinheiten insbesondere bei der Vermittlung von<br />
speziellem Fachwissen interpretiert werden.<br />
Tabelle 15<br />
E-<strong>Learning</strong>: Die künftige Bedeutung<br />
Auf die Frage „Wie schätzen Sie die künftige Bedeutung von E-<strong>Learning</strong><br />
in Ihrem Betrieb ein?“ antworteten so viel Prozent der Unternehmen mit<br />
„sehr hoch bis hoch“<br />
Produktion,<br />
Arbeitsorganisation<br />
Einkauf,<br />
Verkauf,<br />
Vertrieb<br />
Verwaltung,Buchhaltung,Controlling <br />
Forschung<br />
<strong>und</strong><br />
Entwicklung <br />
Insgesamt<br />
Anwender 28,6 47,5 47,0 41,2 41,2<br />
Nicht-Anwender 8,0 26,1 22,5 25,9 20,6<br />
Durchschnitt 12,8 31,3 28,5 29,6 25,6<br />
Zu einer signifikant unterschiedlichen Einschätzung hinsichtlich der<br />
künftigen Bedeutung von E-<strong>Learning</strong> im Betrieb kommen Unternehmen,<br />
die bereits elektronische Lernformen einsetzen, im Vergleich mit Unternehmen,<br />
die E-<strong>Learning</strong> (noch) nicht anwenden. Danach erwarten zwei<br />
von fünf Anwendern, dass E-<strong>Learning</strong> im Betrieb künftig eine sehr hohe<br />
bis hohe Bedeutung haben wird – unter den Nicht-Anwendern teilt lediglich<br />
ein Fünftel der Betriebe diese Einschätzung. Eine stärker differenzierte<br />
Betrachtung der Nicht-Anwender lässt allerdings vermuten (fast<br />
42 Prozent der Nicht-Anwender gehen davon aus, dass künftig E-<strong>Learning</strong><br />
in ihrem Betrieb eine sehr hohe bis mittlere Bedeutung haben wird), dass
60<br />
es mittelfristig zumindest bei einem Teil zu einem so genannten Roll-out,<br />
also zu einer Realisierung von E-<strong>Learning</strong>-Lösungen, kommen könnte.<br />
Diese Vermutung lässt sich mit Hilfe verschiedener Studien zum<br />
Wachstumspotenzial von E-<strong>Learning</strong> erhärten. So geht die EU-<br />
Kommission davon aus, dass etwa ein Viertel der gesamten Weiterbildung<br />
bis zum Jahr 2005 über E-<strong>Learning</strong> abgewickelt werden könnte. 42 Andere<br />
Autoren 43 schätzen, dass computerunterstütztes Lernen in Deutschland erst<br />
am Anfang seiner Entwicklung steht <strong>und</strong> in den nächsten Jahren deshalb<br />
mit einem E-<strong>Learning</strong>-Boom zu rechnen ist: Etwa ein Fünftel bis ein Drittel<br />
der deutschen Unternehmen beabsichtigt in absehbarer Zeit, E-<br />
<strong>Learning</strong>-Anwendungen in der Weiterbildung einzusetzen. 44<br />
Um zu überprüfen, welche <strong>betriebliche</strong>n Faktoren die Bedeutung von<br />
E-<strong>Learning</strong> im Betrieb beeinflussen können, lassen sich die Ergebnisse mit<br />
zwei in der Umfrage erhobenen Variablen korrelieren: das sind zum einen<br />
die Qualifikationsprofile der Mitarbeiter, <strong>und</strong> zum anderen die Unternehmensgröße.<br />
Danach besteht offenk<strong>und</strong>ig kein signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen der Qualifikationsstruktur der Mitarbeiter <strong>und</strong> der künftigen Bedeutung<br />
von E-<strong>Learning</strong>. Das bedeutet unter anderem, dass weder von hohen<br />
bzw. niedrigen Anteilen ungelernter oder hochqualifizierter Mitarbeiter<br />
Effekte ausgehen, die auf eine Zunahme der computergestützten Lernaktivitäten<br />
schließen lassen.<br />
42<br />
Vgl. Reinhard Büscher, Statement vom 25. April 2002, in: Handwerkskammer<br />
Düsseldorf (Hrsg.): E-<strong>Learning</strong> im Handwerk, Beispiele – Chancen – Perspektiven,<br />
20<br />
43<br />
Vgl. Gabriele Hooffacker, Lernen just in time: Zukunftsmarkt E-<strong>Learning</strong>, in:<br />
PC-Online 11/2000, 1<br />
Berlecon Research, 2001: Wachstumsmarkt E-<strong>Learning</strong>: Anforderungen, Akteure<br />
<strong>und</strong> Perspektiven im deutschen Markt; Mummert + Partner Unternehmensberatung<br />
AG, 2002: Das Milliardengeschäft mit der Online-Bildung lässt<br />
auf sich warten, Pressemitteilung vom 21. September 2001<br />
44<br />
Rogas, Karsten / Frey, Katja, 2002, Aktuelle Entwicklung der electronic Human<br />
Research Technologien, in: Personal, 54. Jg., Heft 07, 11; Töpfer, Armin,<br />
2002: Blended <strong>Learning</strong> – Standards gegen Kostendruck, in: Personalwirtschaft,<br />
29. Jg., Sonderheft E- <strong>Learning</strong> 11, 10
61<br />
Etwas aufschlussreicher hinsichtlich der zukünftigen Bedeutung von<br />
E-<strong>Learning</strong> zeigt sich die Variable Unternehmensgröße. Zwar gibt es kei-<br />
nen allgemeinen Zusammenhang zwischen Betriebsgröße <strong>und</strong> der künftigen<br />
Bedeutung von E-<strong>Learning</strong>. Signifikant ist jedoch der Zusammenhang<br />
insbesondere im Bereich Forschung <strong>und</strong> Entwicklung. Allerdings erstaunt<br />
das kaum, steigt doch der Stellenwert von FuE innerhalb eines Unternehmens<br />
mit seiner Betriebsgröße. Ein nur sehr schwach signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Betriebsgröße ist im Unternehmensbereich<br />
Einkauf/Verkauf/Vertrieb/Marketing erkennbar.<br />
E-<strong>Learning</strong>: Die Themen der Zukunft<br />
Befragt nach den Themenschwerpunkten, mit denen sich die Mitarbeiter<br />
künftig beim computergestützten Lernen beschäftigen werden, setzen die<br />
Unternehmen die Akzente zunächst auf kaufmännische sowie auf informations-<br />
<strong>und</strong> kommunikationstechnische Themen. Aber auch gewerblichtechnische<br />
Themenfelder sowie fachübergreifende Themen sollen künftig<br />
über E-<strong>Learning</strong> vermittelt werden. Diese Präferierung weicht zwar deutlich<br />
von den Daten ab, die für die M+E-Industrie in der „Weiterbildungserhebung<br />
der Wirtschaft 2001“ erhoben wurden. Allerdings ist bei der<br />
„Weiterbildungserhebung der Wirtschaft 2001“ zu berücksichtigen, dass<br />
bei der Frage nach den Themenschwerpunkten alle Lernformen der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Weiterbildung in die Befragung mit einbezogen wurden. Die<br />
dargelegten Ergebnisse der Befragung „E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
<strong>Praxis</strong>“ fokussieren ausschließlich auf Themen, die über elektronische<br />
Lernformen vermittelt werden sollen.
Tabelle 16<br />
E-<strong>Learning</strong>: Die künftigen Themen<br />
Auf die Frage „Sollten Sie künftig Bedarf an E-<strong>Learning</strong> haben, welche<br />
Themen sollen in Ihrem Betrieb künftig über E-<strong>Learning</strong> vermittelt werden?“<br />
antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen<br />
(Mehrfachnennungen):<br />
62<br />
Anwender Nicht-<br />
Anwender<br />
Insgesamt<br />
Kaufmännische Themen 93,5 81,0 84,5<br />
IuK-Themen 87,1 76,9 79,7<br />
Fachübergreifende Themen 78,3 66,7 69,9<br />
Gewerblich-technische Themen 73,3 68,6 69,8<br />
IuK-Themen: Informations- <strong>und</strong> kommunikationstechnische Themen<br />
Die in der „E-<strong>Learning</strong>-Umfrage“ erkennbare Bevorzugung der kaufmännischen<br />
Themen ist somit eindeutig mediengeb<strong>und</strong>en, denn über den<br />
Computer lassen sich diese Themen nicht nur pädagogisch sinnvoll vermitteln<br />
– die kaufmännischen sowie informations- <strong>und</strong> kommunikationstechnischen<br />
Themen dominieren auch die Angebotspalette vieler CBT-<br />
Produzenten <strong>und</strong> WBT-Anbieter. Dass die Unternehmen auch die gewerblich-technischen<br />
Themen auf die Agenda des computergestützten Lernens<br />
setzen, lässt vermuten, dass einerseits positive Erfahrungen auf diesem<br />
Gebiet vorliegen <strong>und</strong> dass andererseits die Unternehmen zuversichtlich<br />
sind, was die künftige Entwicklung entsprechender Lernsoftware betrifft.<br />
Vor allem der Zuspruch, den die fachübergreifenden Themen künftig<br />
über E-<strong>Learning</strong> erfahren sollen, wird offenk<strong>und</strong>ig stark beeinflusst von<br />
der Betriebsgröße – Reflex des Bedeutungszuwachses, den die Vermittlung<br />
von Fremdsprachen <strong>und</strong> Soft skills wie Management- <strong>und</strong> Führungstechniken<br />
in größeren <strong>und</strong> großen Unternehmen erfahren. Auch die Nachfrage<br />
nach informations- <strong>und</strong> kommunikationstechnischen Themen wird von der<br />
Betriebsgröße beeinflusst. Danach werden große M+E-Unternehmen, die<br />
Bedarf an E-<strong>Learning</strong> anmelden, künftig insbesondere IuK-Themen mit<br />
Hilfe computergestützter Lernprogramme ihren Mitarbeitern vermitteln.
63<br />
Für die anderen Themenfelder lässt sich dieser Zusammenhang nicht<br />
nachweisen.<br />
Tabelle 17<br />
E-<strong>Learning</strong>: Die künftigen Themen<br />
Auf die Frage „Sollten Sie künftig Bedarf an E-<strong>Learning</strong> haben, welche<br />
Themen sollen in Ihrem Betrieb künftig über E-<strong>Learning</strong> vermittelt werden?“<br />
antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen<br />
(Mehrfachnennungen):<br />
Themen Anwender Nicht-<br />
Anwender<br />
Durchschnitt<br />
Zum<br />
Vergleich:<br />
WB 2001<br />
Kaufmännische Themen 29,4 28,4 28,7 21,0<br />
IuK-Themen 27,4 26,9 27,1 22,5<br />
Gewerblich-technische<br />
Themen<br />
21,3 23,8 23,0 42,8<br />
Fachübergreifende Themen 22,0 20,9 21,2 13,7<br />
Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
IuK-Themen: Informations- <strong>und</strong> kommunikationstechnische Themen<br />
WB 2001: IW-Weiterbildungserhebung der Wirtschaft 2001 bezieht Themenschwerpunkte<br />
auf alle Weiterbildungsformen<br />
Unterstützende Maßnahmen für Unternehmen<br />
Im Medienzeitalter werden auch an die Arbeitgeberverbände verschiedene<br />
Erwartungen von ihren Mitgliedsunternehmen herangetragen. Ganz<br />
überwiegend erwarten die M+E-Unternehmen von den M+E-<br />
Arbeitgeberverbänden Informationen, aber auch Beratung. Zunehmend<br />
spielen dabei auch Datenbanken <strong>und</strong> Internet-Plattformen eine Rolle, die<br />
für die Mitgliedsunternehmen unterschiedliche Info-Services bereitstellen<br />
sollen.
64<br />
Unternehmen, die E-<strong>Learning</strong> anwenden, unterscheiden sich hinsicht-<br />
lich der Erwartungshaltung gegenüber ihrem M+E-Verband nur unmerk-<br />
lich von der Erwartungshaltung, die Nicht-Anwender einnehmen – mit<br />
Ausnahme der Serviceleistung Beratung. Hier erwarten vor allem die<br />
Nicht-Anwender eine entsprechende Unterstützungsleistung ihres Verbandes.<br />
Tabelle 18<br />
Leistungen des Verbandes<br />
Auf die Frage “Welche Leistungen erwarten Sie von Ihrem M+E-<br />
Verband?“ antworteten so viel Prozent der befragten Unternehmen:<br />
Anwender Nicht-Anwender Insgesamt<br />
Information 95,0 97,4 96,8<br />
Beratung 59,8 83,0 77,6<br />
Datenbanken 67,1 63,4 64,4<br />
Internet-Plattformen 64,8 60,0 61,3<br />
Mit Blick auf den Zusammenhang zwischen Betriebsgröße <strong>und</strong> gewünschtem<br />
Verbandsservice lässt sich sagen, dass vor allem Betriebe mit<br />
weniger als 500 Mitarbeitern – laut Umfrage sind es 82 Prozent – von ihrem<br />
M+E-Verband erwarten, dass dieser sich auf dem Leistungsfeld Datenbanken<br />
engagiert; von den Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern erwarten<br />
dies lediglich 58 Prozent. Bei den anderen Items lassen sich keine<br />
bedeutsamen Zusammenhänge zwischen Unternehmensgröße <strong>und</strong> erwarteter<br />
Verbandsangebote erkennen.<br />
Vier von fünf der befragten Unternehmen erachten das Vorhalten einer<br />
speziellen Internet-Datenbank über E-<strong>Learning</strong>-Angebote für die Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung als eine wünschenswerte <strong>und</strong> zeitgemäße Leistung ihres<br />
Dachverbandes. Zwischen Anwendern <strong>und</strong> Nicht-Anwendern gibt es hinsichtlich<br />
dieser Erwartungshaltung keinen entscheidenden Unterschied.
65<br />
Mit der von IW Consult GmbH für die Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie<br />
entwickelten Datenbank elearningME (www.elearningme.de) – die Datenbank<br />
ist seit Februar 2003 online <strong>und</strong> standardisiert auf eclass <strong>und</strong> OpenQ<br />
– hat sich Gesamtmetall mittlerweile als ‚content provider‘ positioniert.<br />
Zusammenfassung<br />
Wichtige Ergebnisse der IW-Unternehmensbefragung „E-<strong>Learning</strong> in<br />
der <strong>betriebliche</strong>n <strong>Praxis</strong>“ in der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie:<br />
• Lernformen. Jeder vierte befragte M+E-Betrieb setzt E-<strong>Learning</strong> zur<br />
Weiterbildung der Mitarbeiter ein. In neun von zehn dieser Unternehmen<br />
gehört dabei das Computer Based Training (CBT) zum Standardangebot.<br />
Gut jeder zweite E-<strong>Learning</strong>-aktive Betrieb offeriert auch<br />
netzbasiertes Web Based Training (WBT). Zwei von fünf dieser Unternehmen<br />
realisieren „Blended <strong>Learning</strong>“, das computergestütztes Lernen<br />
mit Präsenzseminaren, Lernberatung <strong>und</strong> Tutoring kombiniert.<br />
• Zugang. In Unternehmen der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie, die E-<br />
<strong>Learning</strong>-Angebote bereitstellen, haben im Schnitt 44 Prozent der Mitarbeiter<br />
Zugang zu den Formen computergestützten Lernens. Anders<br />
formuliert: Bezogen auf die gesamte M+E-Industrie hatten zum Befragungszeitpunkt<br />
b<strong>und</strong>esweit 38 Prozent der Mitarbeiter Zugang zu <strong>betriebliche</strong>n<br />
E-<strong>Learning</strong>-Angeboten.<br />
• Unternehmensbereiche. Computergestütztes Lernen findet in etwa vier<br />
von fünf M+E-Betrieben, die E-<strong>Learning</strong> praktizieren, vor allem in<br />
kaufmännischen Unternehmensbereichen statt – also in der Verwaltung,<br />
der Buchhaltung, im Controlling, aber auch im Einkauf <strong>und</strong> Verkauf, im<br />
Vertrieb <strong>und</strong> im Marketing. Jedes zweite E-<strong>Learning</strong>-aktive Unternehmen<br />
ermöglicht computergestütztes Lernen auch in der Produktion <strong>und</strong><br />
Arbeitsorganisation.
66<br />
• Lernorte. E-<strong>Learning</strong> in der Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie bedeutet in<br />
der Regel unmittelbares Lernen mit dem PC am Arbeitsplatz. Das trifft<br />
auf neun von zehn E-<strong>Learning</strong>-Anwender zu. Gut zwei von fünf Betrie-<br />
ben mit E-<strong>Learning</strong>-Angeboten unterstützen das Weiterbildungsinteresse<br />
ihrer Mitarbeiter, in dem sie für diese einen PC bzw. Lernsoftware<br />
fürs häusliche Arbeitszimmer bereitstellen.<br />
• Ausstattung. In zwei von drei M+E-Betrieben mit E-<strong>Learning</strong>-<br />
Angeboten haben die PCs sowohl einen Internet- als auch einen Intranet-Zugang.<br />
• Erfahrungen <strong>und</strong> Kenntnisse. Lediglich jedes achte Unternehmen ist<br />
der Meinung, dass das im Betrieb verfügbare Know-how über computergestütztes<br />
Lernen vergleichsweise hoch oder sehr hoch ist, jedes<br />
sechste Unternehmen geht von einem mittleren Kenntnisstand aus. Insgesamt<br />
sagen dreimal so viele Anwender wie Nicht-Anwender, dass sie<br />
über einen hohen bis sehr hohen Kenntnisstand über computergestütztes<br />
Lernen verfügen.<br />
• Informationsquellen. Bei der Informationsbeschaffung über computergestütztes<br />
Lernen konzentrieren sich neun von zehn Unternehmen vor<br />
allem auf traditionelle Informationskanäle – etwa auf Hinweise in der<br />
Literatur <strong>und</strong> in der Fachpresse, aber auch auf Anbieter- <strong>und</strong> Produktinfos.<br />
Drei Viertel der Befragten holen sich ihre Informationen aber auch<br />
aus dem Internet.<br />
• Wünschenswerte Informationsquellen. Um sich über für das Unternehmen<br />
geeignete E-<strong>Learning</strong>-Produkte <strong>und</strong> -Anbieter zu informieren,<br />
würden es künftig 86 Prozent der Befragten vorziehen, auf Internetsuchmaschinen<br />
zurückzugreifen. Für besonders wünschenswert erachten<br />
es 77 Prozent der Befragten, sich mit Hilfe von Datenbanken über Wissenswertes<br />
r<strong>und</strong> ums E-<strong>Learning</strong> informieren zu können. Tatsächlich<br />
greifen zurzeit nur 47 Prozent der Befragten auf dieses Medium zu.<br />
• Lernzeit. Den durchschnittlichen jährlichen Zeitaufwand je Teilnehmer<br />
an <strong>betriebliche</strong>r Weiterbildung beziffern die M+E-Betriebe
67<br />
mit E-<strong>Learning</strong>-Anwendungen auf 29 St<strong>und</strong>en, davon entfallen 8,8<br />
St<strong>und</strong>en auf E-<strong>Learning</strong>.<br />
• Kosten. Die in der Umfrage erhobenen direkten Kosten der betriebli-<br />
chen Weiterbildung je Mitarbeiter belaufen sich auf 1.187 Euro – einschließlich<br />
der kalkulatorischen indirekten Kosten bedeutet dies überschlägig<br />
gerechnet Weiterbildungsausgaben von 2.737 Euro. Bei diesen<br />
Angaben ist zu berücksichtigen, dass in der diesen Berechnungen<br />
zugr<strong>und</strong>e liegenden Stichprobe die Unternehmen mit mehr als 1.000<br />
Mitarbeitern (mit einem Anteil an der Stichprobe von 47 Prozent) deutlich<br />
überrepräsentiert sind <strong>und</strong> zu einer starken Verzerrung der Werte<br />
führen. So belaufen sich die direkten Kosten je Mitarbeiter in Unternehmen<br />
mit bis zu 500 Beschäftigten auf 324 Euro, in Unternehmen mit<br />
mehr als 500 Mitarbeitern auf 1.197 Euro. Werden diese Werte mit der<br />
Zahl der Mitarbeiter (bzw. den Beschäftigtengrößenklassen laut amtlicher<br />
Statistik) bereinigt, ergibt dies direkte Weiterbildungskosten je<br />
Mitarbeiter in Höhe von 699 Euro. Einschließlich der indirekten Kosten<br />
sind das – überschlägig gerechnet – 1.699 Euro je Mitarbeiter.<br />
• Nutzen. Knapp zwei von fünf M+E-Betrieben sehen in E-<strong>Learning</strong> einen<br />
hohen bis sehr hohen <strong>betriebliche</strong>n Nutzen, ein weiteres Viertel einen<br />
mittleren Nutzen. Vor allem das Lernen bei Bedarf <strong>und</strong> Gelegenheit<br />
sowie die schnelle Verfügbarkeit von relevanten Informationen, aber<br />
auch die Stärkung der Eigeninitiative der Mitarbeiter halten die Unternehmen<br />
für überzeugende Argumente. Selbstredend, dass Anwender den<br />
Nutzen von E-<strong>Learning</strong> sehr viel höher bewerten als Nicht-Anwender.<br />
• Künftige Bedeutung. Ein Viertel der Befragten misst E-<strong>Learning</strong> künftig<br />
eine hohe bis sehr hohe Bedeutung bei, ein weiteres Viertel der<br />
M+E-Unternehmen sieht das elektronische Lernen künftig eher eine<br />
mittlere Rolle in der <strong>betriebliche</strong>n Weiterbildung einnehmen. Etwa genauso<br />
viele Betriebe gehen davon aus, dass E-<strong>Learning</strong> künftig nur eine<br />
geringe oder unbedeutende Rolle spielen wird. Das restliche Viertel<br />
sieht sich außer Stande, eine Einschätzung zu dieser Frage abzugeben.<br />
Insgesamt messen 41 Prozent der Anwender <strong>und</strong> 21 Prozent der Nicht-
68<br />
anwender E-<strong>Learning</strong> künftig eine hohe bis sehr hohe Bedeutung in ih-<br />
rem Unternehmen bei. Das lässt vermuten, dass es mittelfristig zumindest<br />
bei einem Teil der Nichtanwender zu einem so genannten Roll-out,<br />
also zu einer Realisierung von E-<strong>Learning</strong>-Lösungen, kommen könnte.<br />
• Künftige E-<strong>Learning</strong>-Themen. Die Akzente liegen eindeutig auf<br />
kaufmännischen sowie auf informations- <strong>und</strong> kommunikationstechnischen<br />
Themen. Diese Bevorzugung ist eindeutig mediengeb<strong>und</strong>en, denn<br />
über den PC lassen sich diese Themen nicht nur pädagogisch sinnvoll<br />
vermitteln – die kaufmännischen sowie die IuK-Themen dominieren<br />
auch die Angebotsplatte von CBT- <strong>und</strong> WBT-Anbieter.<br />
• Erwartete Verbandsleistungen. M+E-Unternehmen erwarten überwiegend<br />
von den M+E-Arbeitgeberverbänden Informationen, aber auch Beratung.<br />
Zunehmend spielen dabei auch von den Verbänden vorgehaltene<br />
Datenbanken <strong>und</strong> Internetplattformen eine Rolle bei der Informationsbeschaffung.<br />
Vier von fünf Unternehmen erachten das Angebot einer<br />
speziellen Internet-Datenbank über E-<strong>Learning</strong> für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
(siehe www.elearningme.de) als eine wünschenswerte <strong>und</strong><br />
zeitgemäße Leistung ihres M+E-Verbandes.
69<br />
2. Betriebliche Bildungsarbeit/Fallstudien<br />
Jürgen Föllinger, Annette Groß, Hubert Kapp:<br />
Eigenverantwortliches Lernen:<br />
Die Rolle von E-<strong>Learning</strong> bei der Qualifizierung der<br />
Mitarbeiter in der BASF AG<br />
Die Strategie der BASF Weiterbildung zur Förderung des eigenverantwortlichen<br />
Lernens<br />
Die BASF Weiterbildung als interner Anbieter von Qualifizierungsmaßnahmen<br />
orientiert ihr Angebot ausschließlich am Bedarf des Unternehmens.<br />
Die Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld der BASF, wie<br />
der steigende Kostendruck oder die fortschreitende technische Entwicklung<br />
<strong>und</strong> deren Auswirkungen auf den Qualifizierungsbedarf von Mitarbeitern,<br />
verlangen eine Neuausrichtung der Weiterbildung. Dabei gewinnt die<br />
persönliche Verantwortung eines jeden Mitarbeiters für seine Beschäftigungsfähigkeit<br />
(Employabiltity) zunehmend an Bedeutung. Geeignete<br />
Qualifizierungsangebote, die dieser Entwicklung gerecht werden, müssen<br />
entwickelt <strong>und</strong> im Unternehmen etabliert werden.<br />
Bereits seit 1998 verfolgt die BASF Weiterbildung die Strategie, das eigenverantwortliche<br />
Lernen (EVL) im Unternehmen zu fördern. Mitarbeiter<br />
werden in die Lage versetzt, die Hauptverantwortung für ihre Qualifizierung<br />
zu übernehmen. Die Vorgesetzten unterstützen dieses Bestreben, indem<br />
sie im Rahmen von Mitarbeitergesprächen Entwicklungsperspektiven<br />
aufzeigen <strong>und</strong> entsprechende Qualifizierungsziele vereinbaren. Zur Erreichung<br />
dieser Qualifizierungsziele stehen den Mitarbeitern vielfältige interne<br />
<strong>und</strong> externe Angebote zur Verfügung. Das Angebotsspektrum reicht<br />
vom mehrtägigen Seminar über das individuelle Coaching bis hin zu Methoden,<br />
die das eigenverantwortliche Lernen der Mitarbeiter fördern. E-
70<br />
<strong>Learning</strong> ist als Methode zur Unterstützung des eigenverantwortlichen<br />
Lernens von besonderer Bedeutung.<br />
Die Strategie der BASF Weiterbildung ist, eigenverantwortliches Ler-<br />
nen als festen Bestandteil in allen Qualifizierungsmaßnahmen, bei denen<br />
dies aus lernpsychologischer bzw. wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, zu in-<br />
tegrieren. Dies beinhaltet einen umfassenden Prozess, der neben einer kon-<br />
kreten Operationalisierung der Bildungsziele eines Qualifikationskonzep-<br />
tes auch die Beratung aller am Umsetzungsprozess Beteiligten mit sich<br />
bringt. Nach Umsetzung der Qualifikationsmaßnahmen (Content) folgt eine<br />
Evaluierung des Programms sowie die Überprüfung der Kongruenz der<br />
Ergebnisse mit der Strategie der Förderung des eigenverantwortlichen Lernens<br />
(Abbildung. 1).<br />
Abbildung 1<br />
Integrationsprozesse von E-<strong>Learning</strong> bei der BASF<br />
In den nachfolgenden Abschnitten wird genauer auf die Merkmale des<br />
eigenverantwortlichen Lernens (EVL) <strong>und</strong> die Rolle von E-<strong>Learning</strong> sowie<br />
auf die Vorgehensweise zur Planung <strong>und</strong> Realisierung von E-<strong>Learning</strong>-<br />
Projekten eingegangen.
71<br />
Die Rolle von E-<strong>Learning</strong> bei der Unterstützung von eigenverantwort-<br />
lichen Lernprozessen<br />
Eigenverantwortliches Lernen (EVL) sind Lernprozesse, die außerhalb<br />
des Präsenztrainings stattfinden. Die Lernenden ergreifen hier ohne die<br />
Anwesenheit eines Trainers selbst Initiative, um neues Wissen selbstständig<br />
aufzubauen. Bei der Integration des eigenverantwortlichen Lernens in<br />
die Qualifizierungsmaßnahmen der Weiterbildung wird berücksichtigt,<br />
dass sich Präsenztraining <strong>und</strong> eigenverantwortliches Lernen sinnvoll ergänzen<br />
<strong>und</strong> die Qualität des Konzeptes der gesamten Qualifizierungsmaßnahme<br />
fördern. Daher werden Qualifizierungsangebote, die ausschließlich<br />
auf eigenverantwortlichem Lernen basieren, in der Regel nicht in das Portfolio<br />
aufgenommen.<br />
Methoden des eigenverantwortlichen Lernens<br />
Für die Realisierung von Qualifizierungskonzepten stehen verschiedene<br />
eigenverantwortliche Methodenbausteine zur Verfügung (Abbildung 2):<br />
• Traditionelle Methoden. Hierzu gehören beispielsweise Gruppenarbeiten<br />
<strong>und</strong> Projektarbeiten, in denen die Lernenden Inhalte des Präsenztrainings<br />
vertiefen oder ein nachfolgendes Präsenztraining vorbereiten.<br />
• Kommunikation. Synchrone <strong>und</strong> asynchrone Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
(z. B. Diskussionsforum, Live Session) ermöglichen den Austausch<br />
der Teilnehmer unabhängig von Ort <strong>und</strong> Zeit; auch hier können<br />
Wissensinhalte vertieft bzw. erarbeitet werden.<br />
E-<strong>Learning</strong>. Web Based Trainings (WBT), die auf der Lernplattform<br />
der BASF zur Verfügung gestellt werden, sind im Kontext eines Blended<br />
<strong>Learning</strong> Konzeptes zur Förderung des eigenverantwortlichen Lernens von<br />
großer Bedeutung. E-<strong>Learning</strong> wird als eine von mehreren möglichen Methoden<br />
gesehen, wenn es darum geht, das eigenverantwortliche Lernen der<br />
Mitarbeiter zu unterstützen.
Abbildung 2<br />
Methoden zur Förderung des eigenverantwortlichen Lernens (EVL)<br />
72<br />
Bedingungen für die Realisierung von Qualifizierungskonzepten mit<br />
eigenverantwortlichen Lernanteilen<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Entscheidung, ein geplantes Qualifizierungskonzept<br />
zu entwickeln, ist ein Vorgehensmodell des Projektmanagements, das sicherstellt,<br />
dass mögliche kritische Punkte ausreichend analysiert worden<br />
sind, bevor das Konzept zur Realisierung kommt. Entscheidungskriterien<br />
sind:<br />
• Wirtschaftlichkeit. Auf Basis einer Investitionsrechnung werden Kosten<br />
<strong>und</strong> Erträge in Relation gesetzt. Wichtige Werte sind in diesem Zusammenhang<br />
die Größe der angesprochenen Zielgruppe <strong>und</strong> der hiermit<br />
verb<strong>und</strong>ene Ertrag des geplanten Qualifizierungsangebots <strong>und</strong> die Ausprägung<br />
des eigenverantwortlichen Lernanteils. Hier geht es beispielsweise<br />
um die Fragen nach dem Umfang <strong>und</strong> der Methode des eigenverantwortlichen<br />
Lernens im Gesamtkonzept. Ist E-<strong>Learning</strong> ein prominenter<br />
Bestandteil des eigenverantwortlichen Lernanteils, so ist die Aus-
73<br />
prägung genauer zu betrachten (z. B. Umfang der Animationen, Interak-<br />
tionen etc.).<br />
• Strategische Relevanz. Der oben genannte Return of Invest (ROI) ist<br />
jedoch nicht das einzige Kriterium, nach dem ein geplantes Konzept<br />
bewertet wird. Strategische Gründe, wie die Qualifizierung einer spezifischen<br />
Zielgruppe durch das Angebot von eigenverantwortlichen<br />
Lernmodulen, sind bei der Beurteilung eines geplanten Projektes von<br />
Bedeutung. So kann ein eigenverantwortliches Lernangebot für Mitarbeiter<br />
in Wechselschicht sinnvoll sein, die in der Nachtschicht E-<br />
<strong>Learning</strong> Angebote nutzen <strong>und</strong> in der nachfolgende Tagschicht im zugehörigen<br />
Präsenztraining ihr erworbenes Wissen festigen. Eigenverantwortliches<br />
Lernen kann jedoch auch da die Qualität eines Qualifizierungskonzeptes<br />
verbessern, indem es die Nachhaltigkeit der Lernprozesse<br />
fördert.<br />
• Payback Periode. Neben der Wirtschaftlichkeit wird auch der Rücklaufzeitraum<br />
der Investments für die Realisierung der geplanten Qualifikationsmaßnahme<br />
geprüft. Die Frage, bis wann sich eine Investition<br />
amortisiert hat, ist ein wichtiges Bewertungskriterium. Um die Qualität<br />
von angebotenen Qualifikationsangeboten sicher zu stellen, müssen die<br />
sich ändernden Anforderungen an Qualifizierungsmaßnahmen berücksichtigt<br />
werden. Konzepte, die den Bedürfnissen der Zielgruppe nicht<br />
gerecht werden, müssen daher durch neue ersetzt werden. Diese Prozesse<br />
werden bei der monetären Evaluation eines geplanten Qualifikationsangebotes<br />
berücksichtigt.<br />
Das oben genannte Vorgehensmodell des Projektmanagements begleitet<br />
die Prozessabläufe, die notwendig sind, um die Inhalte eines Qualifizierungskonzeptes<br />
so aufzubereiten, dass es sich hinsichtlich der aufgeführten<br />
Kriterien bewerten lässt. Um ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen monetärer<br />
Evaluation (Wirtschaftlichkeit, Payback Periode) bei der Bewertung<br />
eines Konzepts zu erzielen, spielt auch die Qualität des Konzeptes eine<br />
wichtige Rolle. Zwar ist es das Ziel, das eigenverantwortliche Lernverhalten<br />
der Mitarbeiter zu fördern, jedoch werden eigenverantwortliche
74<br />
Lernanteile bei der Konzeptionierung von Qualifizierungsangeboten nur da<br />
integriert, wo es sinnvoll ist. Die von der Weiterbildung definierten Qualitätsanforderungen<br />
an den von ihr angebotenen Konzepten werden auch in<br />
Qualifikationsmaßnahmen mit eigenverantwortlichen Lernanteilen berücksichtigt<br />
<strong>und</strong> sind Gr<strong>und</strong>lage für die Bewertung von Blended <strong>Learning</strong> Curricula.<br />
Aufwände für die Erstellung von eigenverantwortlichen Lernmodulen<br />
Die Höhe der Investitionen für die Realisierung von eigenverantwortlichen<br />
Lernanteilen ist abhängig von der Methode, die gewählt wird, um eigenverantwortliches<br />
Lernen zu fördern. Bei den „traditionellen Methoden“<br />
(Abbildung 2) handelt es sich um vergleichsweise geringe Produktions<strong>und</strong><br />
Betriebskosten. Werden synchrone bzw. asynchrone Kommunikationsmodule<br />
eingesetzt, um eigenverantwortliches Lernen zu unterstützen,<br />
so sind auch hier die Produktionskosten als vergleichsweise niedrig einzustufen,<br />
da die BASF AG ein eigenes Lernmanagement System (Learnbase)<br />
betreibt. Die Bereitstellung von Diskussionsforen oder Online Sessions mit<br />
Application Sharing ist daher einfach <strong>und</strong> kostengünstig möglich. Der Umfang<br />
der anfallenden Betriebskosten wird davon beeinflusst, ob ein Trainer<br />
bzw. Teletutor benötigt wird, um die Lernenden in den einzelnen Kommunikationsmodulen<br />
zu betreuen.<br />
Die Realisierung eines E-<strong>Learning</strong>-Angebots als eigenverantwortlichen<br />
Lernanteil im Rahmen eines Blended <strong>Learning</strong> Konzeptes kann sowohl bei<br />
der Produktion als auch beim Betrieb höhere Aufwände verursachen. Bei<br />
den Produktionskosten fallen in der Regel umfangreichere Kosten an, da<br />
das Curriculum des Präsenztrainings <strong>und</strong> das des E-<strong>Learning</strong>s aufeinander<br />
abgestimmt sein müssen, um die erforderliche Qualität zu gewährleisten.<br />
Die Aufwände für die Produktion des E-<strong>Learning</strong>-Contents (Lerninhalte,<br />
die als Web Based Training zur Verfügung gestellt werden) ist abhängig<br />
davon, ob extern oder intern entwickelt bzw. extern zugekauft wird<br />
(„Make or Buy“). Mit der Entwicklung einer umfangreichen Toolbox zur<br />
Entwicklung von E-<strong>Learning</strong>-Content verfügt die Weiterbildung der BASF
75<br />
über Möglichkeiten, E-<strong>Learning</strong>-Content für spezifische Zielgruppen kos-<br />
tengünstig zu entwickeln. Diese Unabhängigkeit von externen Contentlieferanten<br />
erlaubt es, Qualifizierungsangebote mit geringeren Aufwänden zu<br />
entwickeln, die auf die spezifischen Anforderungen der BASF Mitarbeiter<br />
zugeschnitten sind <strong>und</strong> den Qualitätsanforderungen für Qualifikationsangebote<br />
der BASF entsprechen.<br />
Beim Zukauf von externem Content sind die hierfür anfallenden Aufwände<br />
von den Lizenzmodellen des Anbieters abhängig. Ist es möglich,<br />
das zugekaufte WBT auf der Lernplattform der BASF zu platzieren <strong>und</strong><br />
anzubieten, so sind die Kosten geringer als bei einem externen Hosting.<br />
Die Höhe der Betriebskosten wird entscheidend davon bestimmt, ob die<br />
Administration <strong>und</strong> der Support extern oder intern geleistet werden. Dies<br />
bezieht sich zum einem auf die Lernplattform selber als auch auf die Teilnehmer<br />
eines Blended <strong>Learning</strong>, die beim eigenverantwortlichen Lernen<br />
(EVL) von einem Trainer bzw. Teletutor betreut werden.<br />
Realisierung von Blended <strong>Learning</strong> Angeboten durch den Einsatz moderner<br />
IT-Technologien<br />
Um E-<strong>Learning</strong> Module aus wirtschaftlicher <strong>und</strong> qualitativer Perspektive<br />
effizient in das Portfolio einbinden zu können, sind zwei wesentliche<br />
technische Voraussetzungen zu erfüllen:<br />
• eine eigene Lernplattform, die allen Mitarbeitern der BASF zur Verfügung<br />
steht,<br />
• eine Toolbox, die Werkzeuge zur einfachen, günstigen <strong>und</strong> qualitativen<br />
hochwertigen Contentproduktion zur Verfügung stellt.<br />
Learnbase – die Lernplattform der BASF<br />
Seit August 2000 betreibt die BASF Weiterbildung eine Lernplattform<br />
(Lotus <strong>Learning</strong> Space), die sowohl eigenentwickelten als auch zugekauften<br />
E-<strong>Learning</strong>-Content darstellen kann <strong>und</strong> über eine Teilnehmerverwaltung<br />
verfügt. Von zentraler Bedeutung ist dabei neben der Navigation im
76<br />
System die Möglichkeit zur synchronen <strong>und</strong> asynchronen Kommunikation<br />
durch Chat, Diskussionsforen oder Application Sharing.<br />
Abbildung 3<br />
Learnbase – die Lernplattform der BASF<br />
Die notwendigen technischen Rahmenbedingungen sind durch eine<br />
Standardisierung der EDV-Infrastruktur der BASF gegeben. PCs mit multimedialer<br />
Ausstattung sind an nahezu allen Büroarbeitsplätzen vorhanden.<br />
Von den ca. 20.000 PCs am Standort Ludwigshafen sind mindestens ca.<br />
15.000 mit einem direkten Zugang zum Intranet des Unternehmens ausgestattet.<br />
Auf allen PCs ist Standardsoftware wie Windows 2000 oder IE 6.0<br />
installiert. Zusätzlich benötigte Web-Technologien wie Browser Plug-Ins<br />
wurden über eine zentrale Softwaredistribution eingespielt.
77<br />
Auf die Learnbase kann sowohl über das Intranet als auch über das In-<br />
ternet zugegriffen werden. Die Lernenden können daher unabhängig von<br />
Ort <strong>und</strong> Zeit E-<strong>Learning</strong>-Module nutzen. Auch externe Trainer, die beispielsweise<br />
als Teletutor eine E-<strong>Learning</strong>-Einheit betreuen, können ebenfalls<br />
auf die Lernbase zugreifen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass<br />
die notwendigen technischen Voraussetzungen erfüllt sind.<br />
Die E-<strong>Learning</strong> Toolbox der BASF<br />
Mit der E-<strong>Learning</strong>-Toolbox stehen den Autoren Werkzeuge zur einfachen,<br />
günstigen <strong>und</strong> qualitativ hochwertigen Content-Produktion zur Verfügung.<br />
Je nach Anforderung hinsichtlich Umsetzung bzw. Darstellung<br />
BASF spezifischer Inhalte kommen verschiedene Werkzeuge zum Einsatz<br />
(Abbildung. 4). Die ausschließliche Benutzung der Autoren-Werkzeuge<br />
aus der Toolbox gewährleistet, dass die damit erstellten E-<strong>Learning</strong>-<br />
Produkte mit den Anforderungen der BASF Lernplattform kompatibel<br />
sind.<br />
Abbildung 4<br />
Die E-<strong>Learning</strong> – Toolbox der BASF<br />
templates for exercises and assessments<br />
Simulation Producer<br />
WBT Layouter<br />
Macromedia Flash<br />
Übungsaufgaben<br />
Tests<br />
Transfer-Aufgaben<br />
Screen Cam<br />
Erstellung von interaktiven<br />
Anwendungs-Simulationen<br />
Content-Erstellung<br />
WBT<br />
CBT<br />
Animationen<br />
Simulationen
Erfahrungen mit unterschiedlichen E-<strong>Learning</strong>-Konzepten<br />
78<br />
Die BASF hat in den vergangenen Jahren schon viel Erfahrung mit<br />
computer- <strong>und</strong> webgestützten Lernkonzepten gemacht. Bereits in den frü-<br />
hen 90er Jahren wurden klassische Elemente des elektronischen Lernens<br />
eingesetzt. In den Anfängen kamen einfache CBTs, analoge Video- <strong>und</strong><br />
Bildplattensysteme ergänzend zum klassischen Trainingsangebot zum Ein-<br />
satz. Diese wurden von den Teilnehmern eigenständig <strong>und</strong> eigenverantwortlich<br />
während der Arbeitszeit oder in der Freizeit bearbeitet.<br />
Mitte der 90er Jahre hat BASF mit dem Angebot multimedialer CBTs<br />
erste integrierte Trainingskonzepte <strong>und</strong> zusätzlich einfache PC-Lernprogramme<br />
genutzt. Dabei wurden CBT-Lernstationen zum Selbstlernen eingerichtet.<br />
CBTs dienten jedoch in erster Linie der Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung<br />
von Seminaren. Das Angebot an klassischen Trainings blieb dabei weitgehend<br />
unverändert.<br />
Die Erfahrungen mit dem Konzept haben aber gezeigt, dass die hohen<br />
Erwartungen an die neuen Medien oftmals nicht erfüllt wurden. E-<br />
<strong>Learning</strong>-Konzepte an zentralen Lernstationen fanden nur wenig Akzeptanz<br />
bei den Mitarbeitern. Die Mitarbeiter zeigten nur eine geringe Bereitschaft,<br />
sich Wissen am Computer ohne Begleitung durch einen Trainer<br />
oder Tutor selbst anzueignen. In der Evaluation bewerteten sie die Selbstlernprogramme<br />
als statisch, unflexibel <strong>und</strong> nicht lerntypgerecht. Auch das<br />
isolierte Lernen ohne den sozialen Kontakt zu anderen Lernenden schmälerte<br />
die Attraktivität.<br />
Dieses Wissen trug zur Konzeption neuer E-<strong>Learning</strong>-Konzepte <strong>und</strong> zur<br />
Einbettung von E-<strong>Learning</strong>-Modulen in Präsenzseminare zum sogenannten<br />
Blended <strong>Learning</strong> bei.<br />
Diese Kombination aus E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Präsenztraining brachte die besten<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> die größte Akzeptanz bei den Lernern. Als verbindendes<br />
Element zwischen Online-Lernen <strong>und</strong> Präsenztraining werden bei diesen<br />
Konzepten die Lerngruppen gr<strong>und</strong>sätzlich von Tutoren begleitet. Die<br />
Reaktionen der Teilnehmer auf Blended <strong>Learning</strong> sind überwiegend positiv.<br />
Viele bewerten das Lernen in dieser Form als sehr abwechslungsreich
79<br />
<strong>und</strong> motivierend. Zentralen Stellenwert nimmt hierbei die persönliche Begleitung<br />
des Lernprozesses durch einen Tutor ein.<br />
E-<strong>Learning</strong> Angebote<br />
Das E-<strong>Learning</strong>-Angebot der BASF richtet sich gr<strong>und</strong>sätzlich an alle<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong> Auszubildende der BASF AG <strong>und</strong> der BASF Gruppe, vor<br />
allem auch an Personengruppen, denen die Teilnahme an Präsenzseminaren<br />
oft nicht oder nur schwer möglich ist, so etwa Schicht- <strong>und</strong> Außendienstmitarbeiter.<br />
E-<strong>Learning</strong> kann jedoch nur dort zum Einsatz kommen, wo die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />
erfüllt sind. Die Eignung des Arbeitsplatzes für die Nutzung<br />
von E-<strong>Learning</strong> über die einzelnen Berufsgruppen hinweg ist nicht<br />
gleich. Während die technische Ausstattung der Mitarbeiter in Wechselschicht<br />
eher ungünstig ist, herrschen für Angestellte, Außendienstmitarbeiter<br />
<strong>und</strong> Führungskräfte in der Regel sehr gute Rahmenbedingungen. Auffällig<br />
ist jedoch, dass gerade bei den Zielgruppen mit ungünstiger technischer<br />
Ausstattung des Arbeitsplatzes eine besonders hohe Motivation festzustellen<br />
ist.<br />
Besonders geeignet für die Realisierung von E-<strong>Learning</strong>-Vorhaben sind<br />
Lerninhalte, die zum einen stark standardisiert sind <strong>und</strong> somit eine dauerhafte<br />
Gültigkeit haben, <strong>und</strong> zum anderen Inhalte, die für eine dezentrale<br />
Zielgruppe relevant sind. Aktuell sind in den Themenfeldern Informatik,<br />
Sprachen, Technik, Umweltschutz <strong>und</strong> Führung E-<strong>Learning</strong>-Produkte im<br />
Angebot. In 2004 werden weitere Themenfelder für E-<strong>Learning</strong>-Konzepte<br />
erschlossen. Im Wesentlichen sind es Blended <strong>Learning</strong>-Konzepte, die E-<br />
<strong>Learning</strong> prägen. Anhand eines Beispieles für Blended <strong>Learning</strong> aus dem<br />
Themenfeld „Technik: Technische Dokumentation“ soll dies näher erläutert<br />
werden (Abbildung 5):
80<br />
Abbildung 5<br />
Blended <strong>Learning</strong> Konzept „Der Funktionsplan“<br />
1-2 h<br />
5 h in<br />
4 Wochen<br />
2 Tage<br />
Bedarf<br />
Kick off<br />
Präsenzphase<br />
Qualifizierung<br />
► Soziale Aspekte<br />
(Gruppenkohäson, Lernteams)<br />
► Spielregeln/Vereinbarungen<br />
(z. B. Termine für Online-Session)<br />
► Medienkompetenz<br />
► „Nur Lese“-Seiten<br />
► Animierte, interaktive Seiten<br />
► Infos aus Intranet <strong>und</strong> Internet<br />
► Übungen<br />
► Asynchrone Kommunikation (Forum)<br />
► Synchrone Kommunikation (Chat, Whiteboard)<br />
► Abschlusstest<br />
► Didaktisches Spiel<br />
► Medienvortrag/Lehrgespräch<br />
► CBT-Phasen<br />
► Praktische Übungen<br />
Da oftmals nicht das erforderliche Gr<strong>und</strong>lagenwissen in einem zweitä-<br />
gigen Seminar behandelt werden kann, ermöglicht eine vorbereitende On-<br />
linephase die Nivellierung des Leistungsniveaus der Teilnehmer, sodass<br />
das Präsenzseminar zeitlich gestrafft durchführbar ist. Während der vorbereitenden<br />
Onlinephase mit einer durchschnittlichen Lernzeit von vier bis<br />
fünf St<strong>und</strong>en haben die Lernenden die Möglichkeit - sofern erforderlich -<br />
sich die Inhalte selbstständig <strong>und</strong> eigenverantwortlich anzueignen. In der<br />
Kick off-Veranstaltung lernen die Teilnehmer u. a. den Umgang mit der<br />
Learnbase <strong>und</strong> dem WBT. In einer so genannten Live Session (virtuelles<br />
Klassenzimmer) tritt der Trainer während der Selbstlernphase (hier in der<br />
Rolle als Tutor) mit den Teilnehmern in Kontakt, um offene Fragen oder<br />
Probleme zu diskutierten. Zudem besteht während der gesamten Onlinephase<br />
die Möglichkeit, sich in Diskussionsforen mit den anderen Teilnehmern<br />
bzw. dem Trainer auszutauschen.
81<br />
Die Ergänzung von Präsenzseminaren durch WBTs sowie synchrone<br />
<strong>und</strong> asynchrone Kommunikationselemente ermöglicht neben dem eigen-<br />
ständigen <strong>und</strong> flexiblen Lernen <strong>und</strong> Üben auch den persönlichen Austausch<br />
mit anderen Kursteilnehmern <strong>und</strong> dem Trainer.<br />
Erfolgsfaktoren für eigenverantwortliches Lernen<br />
Im verstärkten Einsatz von eigenverantwortlichen Lernangeboten sieht<br />
die BASF Weiterbildung die Chance, das Schulungsangebot für alle Mitarbeiter<br />
zu verbessern. Im Gegensatz zu klassischen Seminaren bietet der<br />
Einsatz von E-<strong>Learning</strong> die Möglichkeit, auch große, dezentral verteilte<br />
Zielgruppen zu erreichen, ohne dabei den Austausch zwischen den Teilnehmern<br />
zu vernachlässigen.<br />
Hoch standardisierte, allgemeingültige Themen können zielgerichtet,<br />
kostengünstig <strong>und</strong> kurzfristig angeboten werden (zum Beispiel IT-<br />
Themen). Durch E-<strong>Learning</strong>-Angebote werden klassische Seminarformen<br />
zu Blended <strong>Learning</strong>-Konzepten ergänzt. E-<strong>Learning</strong> bietet die Möglichkeit,<br />
den Qualifizierungsbedarf von Zielgruppen, die durch klassische Seminarangebote<br />
nur schwer erreicht werden können, zu bedienen.<br />
Jedoch gilt auch für die BASF, dass eine erfolgreiche Einführung von<br />
E-<strong>Learning</strong> sowohl von der Nutzung des Angebots als auch von der<br />
Akzeptanz der Mitarbeiter abhängt. Eine Steigerung der Akzeptanz kann<br />
durch verschiedene Maßnahmen sichergestellt werden:<br />
• Abstimmung der eingesetzten Technologien auf deren Einsatz <strong>und</strong> die<br />
jeweilige Zielgruppe (unter Betrachtung des Kosten/Nutzen-Aspekts),<br />
• tutorielle Begleitung <strong>und</strong> Betreuung der Lernenden sowie die Einrichtung<br />
eines Hotline Supports,<br />
• Einbettung von Lernphasen in den Arbeitsalltag durch Freiräume zum<br />
Lernen,<br />
• bzw. Lernen von Zuhause,
82<br />
• Unterstützung der Lerner durch Vorgesetzte in Form von Zielvereinbarungen,<br />
• Qualifizierung von Mitarbeitern <strong>und</strong> Trainern im Umgang mit E-<br />
<strong>Learning</strong> hinsichtlich der erforderlichen Selbstlern- <strong>und</strong> Medienkompetenz<br />
<strong>und</strong> des technischen Know-hows.<br />
Ziel der BASF Weiterbildung ist es, die Akzeptanz des<br />
eigenverantwortlichen Lernens zu fördern <strong>und</strong> die Mitarbeiter dabei zu<br />
unterstützen, Verantwortung für ihre eigene Qualifikation zu übernehmen.<br />
Hierzu wird E-<strong>Learning</strong> weiter forciert, um diese Methode als festen<br />
Bestandteil in den Qualifizierungsprozessen zu etablieren. Dies trägt dazu<br />
bei, die Mitarbeiter der BASF bedarfsorientiert <strong>und</strong> zielgerichtet für<br />
zukünftige Anforderungen im technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Umfeld<br />
vorzubereiten.
Stefanie Koller:<br />
83<br />
E-<strong>Learning</strong> in der Berufsausbildung – das Beispiel<br />
der Siemens AG<br />
E-<strong>Learning</strong> – hilfreich beim lebenslangen Lernen<br />
Ein Ausbilder möchte seinen Auszubildenden einen Arbeitsvorgang an<br />
einer Maschine demonstrieren. Bei den Auszubildenden, acht an der Zahl,<br />
herrscht offensichtlich Unruhe. Diejenigen, die keinen Platz mit optimaler<br />
Sicht ergattern konnten, sind unzufrieden, gelangweilt oder beschäftigen<br />
sich unterdessen anderweitig. Natürlich sollen alle Auszubildenden die<br />
Möglichkeit haben, den Ausbilder beim Bedienen der Geräte beobachten<br />
zu können. Was ist zu tun? Die Gruppe in mehrere Teams teilen? Sicher ist<br />
das eine Möglichkeit. Das bedeutet aber, dass der Ausbilder auch für die<br />
jeweils nicht an der Maschine befindlichen Gruppen in der Zwischenzeit<br />
eine sinnvolle Aufgabe parat haben muss. Je nach Maschine <strong>und</strong> Komplexität<br />
des Vorgangs kann die zwei- oder sogar dreimalige Durchführung der<br />
Demonstration auch zu zeitraubend sein. Dies ist eine Situation in der<br />
technischen Ausbildung, in der E-<strong>Learning</strong> hilfreich sein kann.<br />
E-<strong>Learning</strong> – was ist das, <strong>und</strong> warum sollte man es einsetzen?<br />
E-<strong>Learning</strong> – ein Schlagwort, das auch in der Berufsbildung die R<strong>und</strong>e<br />
macht. Warum? Die Gründe liegen nahe: Durch den rasanten technologischen<br />
Wandel müssen die Mitarbeiter ihr Wissen selbstständig aktualisieren<br />
<strong>und</strong> erweitern. Gerade in einem großen, weltweit tätigen Unternehmen<br />
bedeutet dies eine echte Herausforderung. Zahlreiche Restriktionen in zeitlicher,<br />
wirtschaftlicher <strong>und</strong> personeller Hinsicht beeinträchtigen das lebenslange<br />
Lernen des Einzelnen in der üblichen Seminarform. E-<strong>Learning</strong><br />
kann helfen, diese Widerstände zu überwinden: Gute Angebote ermöglichen<br />
räumliche <strong>und</strong> zeitliche Unabhängigkeit, erzielen qualitativ hochwertige<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> sind verglichen mit anderen Weiterbildungsmaßnah-
84<br />
men relativ preisgünstig. Besonders ist das dann der Fall, wenn ein Seminar<br />
mit relativ standardisierten Trainingsinhalten mit großer Teilnehmerzahl<br />
<strong>und</strong> hohem Reise- <strong>und</strong> Unterbringungsaufwand durch E-<strong>Learning</strong> ersetzt<br />
werden kann. Zudem können die Fachkräfte an ihrem eigenen Arbeitsplatz<br />
qualifiziert werden.<br />
Seit Jahren ist es bei Siemens gang <strong>und</strong> gäbe, dass Service-Mitarbeiter<br />
r<strong>und</strong> um den Globus online zu neuen Produkten geschult werden, sich online<br />
auf Plattformen Informationen holen oder sich mit Kollegen austauschen<br />
– weil sie sich nur selten persönlich treffen. Ziel der Siemens Berufsausbildung<br />
ist es deshalb, auch die Auszubildenden schon frühzeitig –<br />
bei dafür geeigneten Themen – mit E-<strong>Learning</strong> vertraut zu machen:<br />
• als Lernen mit Hilfe von Plattformen, auf denen Informationen abgelegt<br />
<strong>und</strong> abgerufen werden können,<br />
• als Lernen in Foren, die Gedankenaustausch <strong>und</strong> fachliche Hilfe ermöglichen,<br />
• als Lernen anhand von Computer Based Training (CBT) <strong>und</strong> Web Based<br />
Training (WBT) zu Inhalten der Ausbildung <strong>und</strong> optional zur Vertiefung<br />
<strong>und</strong> Weiterführung des Gelernten.<br />
Die heutige Generation der CBTs <strong>und</strong> WBTs wird geprägt durch immer<br />
leistungsfähigere PCs <strong>und</strong> Multimedia-Technologien. Der Trend geht dahin,<br />
dass Online-Programme durch einen Online-Tutor betreut werden, der<br />
die Fragen der Lernenden beantwortet. In naher Zukunft will man noch einen<br />
Schritt weiter gehen: „Lernende Datenbanken“ sollen die Online-<br />
Tutoren ersetzen.<br />
E-<strong>Learning</strong> – eine neue Methode unter vielen bewährten anderen<br />
Wie jede andere Methode hat auch das E-<strong>Learning</strong> seine spezifischen<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteile.<br />
Zu den Pluspunkten zählen folgende Merkmale:
85<br />
• Unterschiedliche Wissensstände der Auszubildenden können zeitlich<br />
individuell angeglichen werden, z. B., um für eine Projektarbeit gleiches<br />
Niveau zu garantieren.<br />
• Die jungen Leute können sich an ihrer persönlichen Lerngeschwindigkeit<br />
orientieren <strong>und</strong> sind zeitlich <strong>und</strong> räumlich weitgehend unabhängig.<br />
• Die Auszubildenden eignen sich Medienkompetenz an: Sie lernen neben<br />
den fachlichen Inhalten auch, neue Technologien <strong>und</strong> Medien effektiv<br />
zu nutzen. Diese Medienkompetenz befähigt sie, in ihrem späteren Berufsleben<br />
Aufgaben zu lösen, die mit Informationssuche, Organisation<br />
<strong>und</strong> Analyse zusammenhängen.<br />
• Die Ausbilder werden durch E-<strong>Learning</strong> von Routineaufgaben entlastet<br />
<strong>und</strong> können sich einzelnen Auszubildenden besonders zuwenden oder<br />
sich Sonderaufgaben widmen.<br />
• Die Ausbildung kann durch den Einsatz neuer Medien sehr abwechslungsreich<br />
<strong>und</strong> anschaulich gestaltet werden, beispielsweise durch 3-D-<br />
Animationen, Videos oder Simulationen.<br />
Als nachteilig haben sich diese Eigenschaften erwiesen:<br />
• Der fehlende Kontakt zum Ausbilder <strong>und</strong> den Mitlernenden wirkt<br />
schnell demotivierend.<br />
• Das Lernen am Computer führt rasch zur Ermüdung, die den Lernerfolg<br />
gefährdet.<br />
• Technische Probleme können das Lernen verzögern.<br />
• Hochwertige Lernprogramme <strong>und</strong> die notwendige Erstausstattung an<br />
technischer Ausrüstung haben ihren Preis – <strong>und</strong> zwar einen hohen.<br />
Es macht keinen Sinn, E-<strong>Learning</strong> isoliert einzusetzen. Vielmehr hat<br />
sich das Konzept des „Blended <strong>Learning</strong>“ als erfolgreich erwiesen. Dabei<br />
werden unterschiedliche Lehr- <strong>und</strong> Lernmethoden wohl dosiert <strong>und</strong> abwechslungsreich<br />
miteinander verknüpft, z. B. durch Modelle, die Präsenzveranstaltungen<br />
mit Selbstlernphasen anhand von CBT/WBT kombinieren.
86<br />
Blended <strong>Learning</strong> – der Mix macht´s<br />
Gegenüber den klassischen Lernmethoden hat E-<strong>Learning</strong> den Vorteil,<br />
dass es individuelle Lernwege zulässt. Diese setzen allerdings eine hohe<br />
Selbstlernkompetenz voraus, das sind Funktionen, die bisher der Ausbilder<br />
überwacht <strong>und</strong> gesteuert hat, werden nun auf den Lernenden übertragen.<br />
Dazu gehören beispielsweise die Motivation zum Lernen aufrecht zu erhalten,<br />
ausdauernd aufmerksam zu sein oder den eigenen Lernprozess selbstständig<br />
zu planen <strong>und</strong> zu steuern.<br />
Eine E-<strong>Learning</strong> Lernumgebung sollte einerseits viel Zeit enthalten, die<br />
der Lernende individuell gestalten kann, andererseits sollte der Lernende<br />
aber auch in seinem Lernprozess unterstützt werden. Inzwischen belegen<br />
Studien, dass die Kommunikation der Lernenden untereinander die Motivation<br />
<strong>und</strong> die Produktivität im Vergleich zur Einzelarbeit erhöht. Motivierende<br />
Lernumgebungen sind gekennzeichnet durch:<br />
• Probleme der <strong>Praxis</strong> sind die Vorlage für Trainingsaufgaben.<br />
• Vom Experten werden zum Lernprogramm für jede Selbststudienphase<br />
Arbeitsaufgaben zusammengestellt.<br />
• Die Lernenden erhalten sowohl vom Lernprogramm als auch von Experten<br />
<strong>und</strong>/oder Lernpartnern Rückmeldung über ihre Leistungen, wodurch<br />
sie ihre Stärken <strong>und</strong> Schwächen erkennen.<br />
• Beim individuellen Lernen kann sich der Lernende nicht mit anderen<br />
Teilnehmern vergleichen <strong>und</strong> somit die eigene Leistung nur schwer einschätzen.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sollten die Arbeitsergebnisse anderer<br />
auch immer wieder für alle zugänglich gemacht werden.<br />
• In Lerntandems werden zwei Lernende zusammengefasst, die sich<br />
selbstständig regelmäßig zur Besprechung der Arbeitsaufgaben treffen<br />
<strong>und</strong> beispielsweise auch gemeinsam das Lernprogramm bearbeiten. Ihre<br />
Ergebnisse werden in der Lerngruppe besprochen, wodurch sie ein<br />
Feedback über ihre Leistung erhalten.
87<br />
• Durch die Einbindung der Lernenden in eine Kleingruppe kann der<br />
Lernerfolg zusätzlich gesteigert werden. Die Arbeitsaufgaben der Klein-<br />
gruppe können präsentiert werden.<br />
Erfahrungen zeigen, dass sich E-<strong>Learning</strong> kombiniert mit Tandem-,<br />
Partner- oder Workshoplernen durch einen besonders hohen Lernerfolg<br />
auszeichnet. In den Präsenzphasen können die Lernenden ihr neu erworbenes<br />
Wissen reflektieren <strong>und</strong> anwenden sowie die theoretische Vorgehensweise<br />
in der Realität ausprobieren. Zusätzlich wird das Präsentieren vor<br />
der Gruppe geübt.<br />
E-<strong>Learning</strong> konkret<br />
Plattformen <strong>und</strong> Foren<br />
In der Siemens Berufsbildung ermöglichen die Datenbanken Didact <strong>und</strong><br />
VerA sowie zahlreiche Foren den Wissensaustausch von Mitarbeitern bzw.<br />
Auszubildenden.<br />
• Auf der Plattform Didact werden alle Informationen r<strong>und</strong> um die Berufsbilder<br />
hinterlegt, bis hin zu einzelnen ausgearbeiteten Unterrichtssequenzen.<br />
Auf diese Weise muss das Rad „Berufliche Inhalte“ nicht an<br />
jedem Ausbildungsstandort neu erf<strong>und</strong>en werden, <strong>und</strong> Interessierte können<br />
sich jederzeit <strong>und</strong> jederort aktuell über Ausbildungsinhalte etc. informieren.<br />
• Die Plattform VerA dient den Vertriebsmitarbeitern der Ausbildung<br />
zum Informationsaustausch. Auch hier werden neue Broschüren, Foliensätze,<br />
Leitfäden etc. eingestellt, <strong>und</strong> ein Gedankenaustausch über<br />
Foren ist möglich.<br />
• Für Auszubildende gibt es an den einzelnen Standorten Foren zu verschiedenen<br />
Fachgebieten, z. B. zu Netzwerken, Unix oder BWL. In diesen<br />
Foren können sich die jungen Leute gegenseitig weiterhelfen. Die<br />
Foren werden aber auch durch Fachleute der Ausbildung betreut, die<br />
den Auszubildenden Hinweise geben <strong>und</strong> ihre Fragen beantworten.
88<br />
CBT/WBT zur Vermittlung fachlicher Inhalte<br />
In der Siemens Berufsbildung werden insgesamt r<strong>und</strong> 200 CBTs <strong>und</strong><br />
WBTs eingesetzt. In der technischen Ausbildung bieten die Lernprogramme<br />
allen Auszubildenden die Möglichkeit, einen maschinellen Arbeitsvorgang<br />
virtuell zu verfolgen <strong>und</strong> im Anschluss selbst durchzuführen. Die<br />
Auszubildenden lernen das fachlich richtige Vorgehen am Computer, bevor<br />
sie die Maschine in der <strong>Praxis</strong> bedienen. Sie verstehen vorab die ineinander<br />
greifenden Arbeitsprozesse <strong>und</strong> –strukturen <strong>und</strong> erhalten Einsicht in<br />
funktionale <strong>und</strong> soziale Zusammenhänge.<br />
In der kaufmännischen Ausbildung werden beispielsweise das Bilanzierungsverfahren<br />
US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles)<br />
<strong>und</strong> das Microsoft-Office-Paket per CBT vermittelt. Besonders hoch ist der<br />
Einsatz von CBTs <strong>und</strong> WBTs naturgemäß im IT-Bereich (z. B. zu den<br />
Themen „Netzwerke“ <strong>und</strong> „Programmieren mit Java“).<br />
Mit CBT/WBT die Schlüsselqualifikationen fördern<br />
Mit den fachlichen <strong>und</strong> berufsspezifischen Lerninhalten werden den<br />
Auszubildenden Schlüsselqualifikationen vermittelt, die berufsübergreifend<br />
sind <strong>und</strong> die Auszubildenden auf die Anforderungen ihres künftigen<br />
Arbeitsplatzes vorbereiten. Dazu gehören Organisations- <strong>und</strong> Planungsfähigkeit,<br />
Denk- <strong>und</strong> Lernstrategien sowie Selbstständigkeit <strong>und</strong> Verantwortungsbewusstsein.<br />
In der Ausbildung müssen deshalb Lernsituationen geschaffen<br />
werden, die diese Schlüsselqualifikationen fördern. Didaktische<br />
Konzepte sollten so aufgebaut sein, dass die Auszubildenden lernen,<br />
selbstständig, verantwortungsbewusst <strong>und</strong> problemlösungsorientiert zu arbeiten.<br />
Deshalb bedeutet Lernen in der Berufsausbildung vor allem, dass<br />
die Auszubildenden Handlungskompetenz erwerben, um Arbeitsabläufe<br />
selbstständig zu bewältigen. E-<strong>Learning</strong> kann zur Förderung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
dieser Fähigkeiten sinnvoll eingesetzt werden.
89<br />
Voraussetzungen für den Einsatz von E-<strong>Learning</strong><br />
Für den Einsatz von E-<strong>Learning</strong> sind bestimmte Voraussetzungen not-<br />
wendig:<br />
Zunächst sollten die technischen <strong>und</strong> räumlichen Rahmenbedingun-<br />
gen erfüllt sein. Nur leistungsfähige Server <strong>und</strong> Netzwerke können den<br />
Datenverkehr bewältigen. Räume, in die die Auszubildenden sich zum<br />
Lernen zurückziehen können, sollten zur Verfügung gestellt werden. Diese<br />
sollten sich in unmittelbarer Nähe der Lehrwerkstatt befinden, um bei auftretenden<br />
Fragestellungen auf den Computer zurückgreifen <strong>und</strong> recherchieren<br />
zu können. Um sich über aktuelle Fragestellungen austauschen <strong>und</strong> im<br />
Team Probleme lösen oder Projekte bearbeiten zu können, sollten Diskussionsforen<br />
<strong>und</strong> Chat-Rooms im Intranet eingerichtet werden.<br />
Vor der Entscheidung für den Kauf, die Entwicklung oder Gestaltung<br />
eines Lernprogramms sollte eine Zielgruppenanalyse durchgeführt werden,<br />
damit den Anwendern ein bedarfsgerechtes Lernprogramm zur Verfügung<br />
steht. Je nach Alter <strong>und</strong> Bildungsniveau unterscheiden sich die Ansprüche<br />
<strong>und</strong> Bedürfnisse der Lernenden etwa hinsichtlich Aufbau <strong>und</strong><br />
Layout. Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene (bis 25 Jahre) bevorzugen eine<br />
kreative Lernumgebung hinsichtlich des Designs, dynamische Inhalte sowie<br />
trendige Grafiken. Je nach Ausbildungsberuf <strong>und</strong> Bildungsniveau<br />
müssen die Lerninhalte entsprechend des abstrakten <strong>und</strong> analytischen<br />
Denkvermögens der jungen Leute präsentiert werden. Auch die Medienkompetenz<br />
der Auszubildenden variiert: Je nach den intellektuellen Fähigkeiten<br />
der Auszubildenden können die Inhalte in mehr oder weniger komplexer<br />
Form aufbereitet <strong>und</strong> präsentiert werden. Auch der Grad der Medienkompetenz<br />
muss bei der Einführung in die Programme vom Ausbilder<br />
berücksichtigt werden. Generell gilt: Die Aufmerksamkeit der Lernenden<br />
sinkt in der Regel nach 20 Minuten. Deshalb ist es sinnvoll, die Zeitintervalle<br />
für die einzelnen Lernabschnitte auf 20 bis 30 Minuten zu begrenzen.<br />
Die Ausbilder müssen für den didaktisch richtigen Einsatz geschult<br />
werden. Die Verknüpfung verschiedener Unterrichtsmethoden zu einem
90<br />
Gesamtkonzept verändert die Aufgabe der Ausbilder im Vergleich zu den<br />
klassischen Bildungsmaßnahmen:<br />
Je freier <strong>und</strong> komplexer Unterrichtsprozesse ablaufen sollen, desto umfangreicher<br />
<strong>und</strong> anstrengender werden die methodischen Vorüberlegungen<br />
<strong>und</strong> didaktischen Konstruktionen. Damit E-<strong>Learning</strong> nach dem<br />
Blended <strong>Learning</strong>-Ansatz in die Ausbildung aufgenommen wird, muss es<br />
von den Ausbildern in die tägliche Arbeit integriert werden. Die Ausbilder<br />
benötigen dazu Erfahrungen mit der Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung offener,<br />
projektorientierter Lehr- <strong>und</strong> Lernprozesse <strong>und</strong> eine gute didaktische<br />
Ausbildung.<br />
E-<strong>Learning</strong> bedeutet nicht, die Auszubildenden ohne Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung<br />
die Lernprogramme selbstständig durcharbeiten zu lassen. E-<br />
<strong>Learning</strong> muss in ein Ausbildungskonzept integriert sein, um inhaltliche<br />
Bezüge herstellen zu können. Die Ausbilder sollten sich vor dem Einsatz<br />
eines Lernprogramms über die Menge an Informationen, die Struktur des<br />
Programms <strong>und</strong> die angebotenen Trainingsmöglichkeiten einen Überblick<br />
verschaffen. Nur so können sie feststellen, welche Themen im Programm<br />
nicht ausführlich genug behandelt werden oder gänzlich fehlen. Fehlende<br />
Informationen können durch persönliche Hilfestellungen oder ergänzende<br />
Medien geliefert werden.<br />
Die Aufgabe der Ausbilder wandelt sich zum Begleiter oder Coach.<br />
Sie begleiten die Auszubildenden in ihrer neuen Rolle als selbstständig<br />
Lernende, führen in das selbstorganisierte Lernen ein <strong>und</strong> vermitteln Methodenwissen.<br />
Der Auszubildende arbeitet zwar selbstständig an einem<br />
Problem, wird aber vom Ausbilder gezielt unterstützt. Die Eigenverantwortlichkeit<br />
der Auszubildenden soll dabei schrittweise zunehmen, während<br />
die anleitende <strong>und</strong> steuernde Präsenz des Ausbilders abnimmt.<br />
Der Ausbilder gibt dem Auszubildenden Feedback zum Lernprozess<br />
<strong>und</strong> kann dadurch auch dessen persönliche Wahrnehmung beeinflussen.<br />
Der Kontakt zu den Ausbildern stellt ein wichtiges Element des Blended<br />
<strong>Learning</strong>-Konzepts dar.
91<br />
Um E-<strong>Learning</strong> in der Ausbildung einsetzen zu können, müssen die<br />
Ausbilder über Medienkompetenz verfügen oder sie aufbauen. Diese Me-<br />
dienkompetenz ist besonders wichtig, um eine qualitativ hochwertige <strong>und</strong><br />
intensive Ausbildung bieten zu können.<br />
Gestaltung von Lernprogrammen<br />
In der Ausbildung sollten handlungsorientierte Lernprogramme eingesetzt<br />
werden. Sie sollten idealerweise:<br />
• Arbeitsaufträge zum selbstständigen Durchdenken <strong>und</strong> Erarbeiten enthalten.<br />
• Diese Arbeitsaufträge im Sinne von Leittexten vorbereiten <strong>und</strong> Gelegenheit<br />
zur Ergebnisdokumentation geben.<br />
• Erklärungen erst nach oder bei der Ausführung bieten.<br />
• Die Lernenden selbst herausfinden lassen, welche Informationen sie benötigen.<br />
• Die Lernenden die Informationen selbst beschaffen lassen.<br />
• Die zu bewältigende Handlungssituation als Übungsaufgabe vorstellen<br />
<strong>und</strong> es dem Lernenden überlassen, einen Lösungsweg zu finden.<br />
• So gestaltet sein, dass die Ausbilder z. B. auch Ausschnitte präsentieren<br />
können, sich also selbst Arbeitsmaterialien individuell zusammenstellen<br />
können.<br />
Einsatzmöglichkeiten<br />
Für E-<strong>Learning</strong> gibt es eine Reihe an Einsatzmöglichkeiten, die unbedingt<br />
genutzt werden sollten! Es eignet sich zur Unterrichtsvorbereitung,<br />
zur Unterstützung des Unterrichts <strong>und</strong> zur Überprüfung des Erlernten.<br />
So können sich die Auszubildenden mit Hilfe von Lernprogrammen auf<br />
den Unterricht vorbereiten, indem sie selbstständig Basiswissen <strong>und</strong> Ma-
92<br />
schineneinstellungen erlernen. Andererseits ist ein unterrichtsbegleitender<br />
Einsatz von Lernprogrammen möglich. Je nach technischer Ausstattung<br />
der Lernumgebung können während einer Unterrichtseinheit Kenntnisse<br />
erlernt <strong>und</strong> überprüft werden. Für das Üben an einer realen Maschine ist<br />
das Lernprogramm allerdings kein vollständiger Ersatz.<br />
Durch den Einsatz von Lernprogrammen besteht mehr Zeit für die praktischen<br />
Übungsprozesse an den Maschinen. Das fachpraktische Training<br />
wird intensiviert, wodurch die Gesamtqualität der Ausbildung steigt. Weitere<br />
Einsatzmöglichkeiten von E-<strong>Learning</strong> sind:<br />
• Durch E-<strong>Learning</strong> kann der Kenntnisstand überprüft werden. Testfragen,<br />
die am Ende einer Lerneinheit beantwortet werden, geben hierüber<br />
Auskunft.<br />
• Simulationen von Maschinen können netzbasiert stattfinden. Dadurch<br />
lernen die Auszubildenden die richtige Vorgehensweise in der <strong>Theorie</strong>,<br />
welche sie im Anschluss in der <strong>Praxis</strong> an der Maschine anwenden können.<br />
Dieses <strong>Praxis</strong>lernen ist ein Lernen ohne Gefahr <strong>und</strong> kann gut zur<br />
Einführung genutzt werden.<br />
• Neben den Simulationen können 3-D-Animationen eingesetzt werden,<br />
um die Inhalte räumlich zu veranschaulichen.<br />
• Falls die Ausbildung standortübergreifend stattfindet, können Diskussionsforen<br />
im Intranet für die Ausbilder <strong>und</strong> Auszubildenden eingerichtet<br />
werden.<br />
Fazit:<br />
E-<strong>Learning</strong> bietet viele Möglichkeiten, den Unterricht <strong>und</strong> das eigenständige<br />
Lernen in Kombination mit anderen Methoden vielseitig zu gestalten<br />
– nutzen wir diese Chancen!
Dirk Jakobs:<br />
93<br />
E-<strong>Learning</strong> in der Produktion? – Voraussetzungen<br />
<strong>und</strong> Konsequenzen bei DaimlerChrysler<br />
Die Rahmenbedingungen wirtschaftlicher Produktion unterliegen einer<br />
rasanten Veränderung. Erschließung neuer Märkte, Globalisierung, time to<br />
market, K<strong>und</strong>enorientierung sind nur einige Stichwörter einer Entwicklung,<br />
welche die Unternehmen zwingt, ihre Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
in immer kürzeren Abständen, in steigender Qualität <strong>und</strong> zu sinkenden<br />
Preisen auf dem internationalen Markt anzubieten. Diese Entwicklung bedeutet<br />
aber zugleich auch, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens über<br />
das zum Erhalt oder zum Ausbau der Marktposition notwendige Wissen<br />
<strong>und</strong> die richtigen Fähigkeiten verfügen müssen. Die <strong>betriebliche</strong> Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> Qualifizierung steht somit ebenfalls vor neuen Herausforderungen,<br />
diesen Informations-, Schulungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsbedarf zeit<strong>und</strong><br />
arbeitsplatznah zu befriedigen <strong>und</strong> dies bei einem tendenziell steigenden<br />
Weiterbildungsvolumen.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> erschien computerunterstütztes Lernen (CUL)<br />
vielen Personalentwicklern als eine geeignete Methode, Mitarbeiter kostengünstig<br />
<strong>und</strong> in der Nähe des Arbeitsplatzes an Lernstationen oder dem<br />
Rechner im eigenen Büro selbstständig lernen zu lassen. Die Erfahrung hat<br />
jedoch gezeigt, dass die an diese Form CUL gestellten Erwartungen nicht<br />
erfüllt werden. 45 Bei der DaimlerChrysler AG wurde 2001 das letzte<br />
Selbstlernstudio geschlossen <strong>und</strong> auch das Angebot computerbasierter<br />
45 S. dazu Harhoff, D./Küpper, C.: Akzeptanz von E-<strong>Learning</strong>. Eine empirische<br />
Studie in Zusammenarbeit von Cognos <strong>und</strong> dem Institut für Innovationsforschung,<br />
Technologiemanagement <strong>und</strong> Entrepreneurship. München (INNOtec)<br />
2002 <strong>und</strong> Kailer, N. (Hrsg.): Innovative Weiterbildung durch Computer Based<br />
Training. Ergebnisse einer europaweiten Studie. o. O. (Signum) 1998.
94<br />
Lernprogramme zum reinen Selbststudium ist nur auf geringe Akzeptanz<br />
bei den Anwendern gestoßen. 46<br />
Verständnis von E-<strong>Learning</strong> bei DaimlerChrysler<br />
Mit der Einführung vernetzter Technologien haben sich neue Möglich-<br />
keiten für den Einsatz des Computers zum Lernen eröffnet, die unter dem<br />
Stichwort E-<strong>Learning</strong> seit einigen Jahren in den Unternehmen kursieren.<br />
Bei DaimlerChrysler werden die neuen Medien in unterschiedlichster Wei-<br />
se eingesetzt. Leitende Führungskräfte haben über die Corporate Universi-<br />
ty online die Möglichkeit, sich Wissensbausteine (Knowledge Nuggets)<br />
abzurufen <strong>und</strong> im Selbststudium durchzuarbeiten. 47 Selbstlernprogramme<br />
zu unterschiedlichsten Themen stehen allen Mitarbeitern zur Verfügung.<br />
Im Vertrieb werden E-<strong>Learning</strong>-Komponenten mit Präsenzphasen zu Blended-<strong>Learning</strong>-Qualifizierungen<br />
kombiniert. Abbildung 1 veranschaulicht<br />
das Verständnis von E-<strong>Learning</strong> bei DaimlerChrysler:<br />
46 Dies belegen die tatsächlichen Nutzerzahlen in Relation zu den verfügbaren Lizenzen<br />
pro Programm sowie interne Erhebungen bezüglich der Akzeptanz bei<br />
Nutzern computerbasierter Lernprogramme.<br />
47 Dazu ausführlicher: Müller, M./Kraemer, W./Gallenstein, C. et.al.: DaimlerChrysler<br />
Corporate University Online - The E-Dimension of Executive Development.<br />
Aus: Kraemer, W./Müller, M. (Hrsg.): Corporate Universities <strong>und</strong> E-<br />
<strong>Learning</strong>. Personalentwicklung <strong>und</strong> lebenslanges Lernen. Strategien - Lösungen -<br />
Perspektiven. Wiesbaden (Gabler) 2001, 401 - 426.
Abbildung 1<br />
Verständnis von E-<strong>Learning</strong><br />
95<br />
In Bezug auf E-<strong>Learning</strong> wird zwischen E-Training, E-Kollaboration<br />
<strong>und</strong> <strong>Learning</strong> on Demand unterschieden, womit unter E-<strong>Learning</strong> mehr<br />
verstanden wird als der Einsatz computer- oder webbasierter Lernprogramme<br />
(CBT/WBT) zum Selbststudium. 48<br />
Wie Untersuchungen belegen, haben die meisten E-<strong>Learning</strong>- wie Blended-<strong>Learning</strong>-Angebote<br />
Mitarbeiter von der Sachbearbeiterebene bis zum<br />
Management zur Zielgruppe, gewerbliche Mitarbeiter aus Produktionsbereichen<br />
werden bis dato jedoch ausschließlich konventionell, d. h. in Präsenzmaßnahmen<br />
qualifiziert. Als Konsequenz aus den beschriebenen<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Zwängen <strong>betriebliche</strong>r Bildung stellt sich für<br />
Produktionsunternehmen allerdings die Frage, ob nicht auch gewerbliche<br />
Mitarbeiter mit Hilfe der neuen Medien weitergebildet werden können.<br />
48 Auf die möglichen Facetten des Einsatzes von E-<strong>Learning</strong> in Unternehmen gehen<br />
Back, Bendel <strong>und</strong> Stoller-Schai ausführlich ein: s. dazu: Back, A./Bendel,<br />
O./Stoller-Schai, D.: E-<strong>Learning</strong> im Unternehmen: Gr<strong>und</strong>lagen - Strategien - Methoden<br />
- Technologien. Zürich (Orell Füssli) 2001.
96<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurden bei DaimlerChrysler die Voraussetzungen für<br />
E-<strong>Learning</strong> in der Produktion untersucht, um anschließend Konsequenzen<br />
für dessen Einsatz in Produktionsbereichen ziehen zu können.<br />
Voraussetzungen für E-<strong>Learning</strong> in der Produktion<br />
In der Untersuchung wurde zwischen lernerseitigen sowie unternehmensseitigen<br />
Faktoren <strong>und</strong> dem Weiterbildungsbedarf unterschieden. Lernerseitige<br />
Faktoren umfassen personale Gegebenheiten auf Seiten des lernenden<br />
Mitarbeiters, Motivation, Medienkompetenz <strong>und</strong> Einstellungen<br />
spielen dabei als kritische Erfolgsfaktoren eine entscheidende Rolle. 49 Als<br />
organisationale Faktoren wurden die <strong>betriebliche</strong>n Rahmenbedingungen<br />
für E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> die Einstellungen der den gewerblichen Mitarbeitern<br />
vorstehenden Führungskräfte eingehend beleuchtet. Bezüglich des Weiterbildungsbedarfs<br />
kam es nicht nur auf die eigentlichen Qualifizierungsthemen,<br />
sondern aufgr<strong>und</strong> des Untersuchungsgegenstandes insbesondere auf<br />
die von den Führungskräften formulierten Anforderungen an die Weiterbildung<br />
ihrer Mitarbeiter an. Die nachstehende Grafik verdeutlicht das der<br />
Untersuchung zu Gr<strong>und</strong>e gelegte Modell der E-<strong>Learning</strong> relevanten Faktoren<br />
<strong>und</strong> deren Wechselbeziehungen.<br />
49 Prenzel, M./Drechsel, B./Kliewe, A. u. a.: Lernmotivation in der Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung: Merkmale <strong>und</strong> Bedingungen. Aus: Harteis, C./Heid, H./Kraft, S.<br />
(Hrsg.): Kompendium Weiterbildung. Aspekte <strong>und</strong> Perspektiven <strong>betriebliche</strong>r<br />
Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung. Opladen (Leske + Budrich) 2000, 163 -<br />
173.<br />
Holzinger, A.: Basiswissen Multimedia, Band 2: Lernen. Kognitive Gr<strong>und</strong>lagen<br />
multimedialer Informationssysteme. Würzburg (Vogel) 2001.<br />
Glotz, P.: Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation. Aus: Hamm, I. (Hrsg.):<br />
Medienkompetenz. Wirtschaft, Wissen, Wandel. Gütersloh (Verlag Bertelsmann<br />
Stiftung) 2001, 16 - 37.<br />
Mandl, H./Krause, U.-M.: Lernkompetenz für die Wissensgesellschaft. Forschungsbericht<br />
Nr. 145. München 2001.
97<br />
Abbildung 2<br />
Modell der Voraussetzungsfaktoren für E-<strong>Learning</strong><br />
Die Untersuchung basiert auf qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Daten, welche<br />
durch eine schriftliche Befragung gewerblicher Mitarbeiter <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
eines Produktionsbereichs sowie durch Interviews einer per<br />
Zufall ermittelten Stichprobe von Führungskräften erhoben wurden. 50 Im<br />
folgenden werden die zentralen Erkenntnisse zu den Voraussetzungen für<br />
den Einsatz der neuen Medien zum Lernen in der Produktion erörtert:<br />
50 Zum Erhebungsmodus geschichteter Zufallsstichproben s. Atteslander, P.: Methoden<br />
der empirischen Sozialforschung. 9. neubearb. <strong>und</strong> erw. Auflage. Berlin,<br />
New York (de Gruyter) 2000
98<br />
Lernerseitige Voraussetzungen für E-<strong>Learning</strong><br />
Gewerbliche Mitarbeiter als auch Führungskräfte sind gr<strong>und</strong>sätzlich in<br />
hohem Maß zur Teilnahme an Weiterbildungen motiviert. Da die Werte<br />
der extrinsischen sowie in noch stärkerem Maß die der intrinsischen Beweggründe<br />
hoch sind, sind aus motivationspsychologischer Sicht 51 die<br />
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterbildung günstig. Das hohe<br />
Motivationsniveau der Befragten bietet eine gute Ausgangsbasis für die<br />
Gestaltung von Lernprozessen. Dabei handelt es sich allerdings um eine<br />
gr<strong>und</strong>legende Eigenschaft der Lernenden, deren Ausprägung unabhängig<br />
von der Lernform oder den Lernmedien ausgebildet ist. Bezogen auf den<br />
Einsatz der Neuen Medien zum Lernen lässt sich daraus ableiten, dass bildungsmotivierte<br />
Mitarbeiter auch E-<strong>Learning</strong> gegenüber aufgeschlossen<br />
sein dürften. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass für motivierte<br />
<strong>und</strong> geübte Lernende die methodisch-didaktische Gestaltung des Lernprozesses<br />
oftmals keine entscheidende Rolle zur Erreichung der Lernziele<br />
spielt. Der hohe Motivationsgrad der Befragten ist somit nur der Indikator<br />
einer allgemeinen Voraussetzung für erfolgreiche Weiterbildung, deren<br />
Lernprozesse auch mit Hilfe der Neuen Medien gestaltet werden können.<br />
Entscheidend für die Einsetzbarkeit von E-<strong>Learning</strong> ist die Medienkompetenz<br />
der Lernenden. 52 Der Lernende muss über gewisse Gr<strong>und</strong>fertigkeiten<br />
im Umgang mit dem Computer verfügen. Die weithin verbreitete Auffassung,<br />
dass Produktionsmitarbeiter über keine oder nur sehr geringe<br />
Computerkenntnisse verfügen, wird durch die Ergebnisse der Untersu-<br />
51 Prenzel, M./Drechsel, B./Kliewe, A. u. a.: Lernmotivation in der Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung: Merkmale <strong>und</strong> Bedingungen. Aus: Harteis, C./Heid, H./Kraft, S.<br />
(Hrsg.): Kompendium Weiterbildung. Aspekte <strong>und</strong> Perspektiven <strong>betriebliche</strong>r<br />
Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung. Opladen (Leske + Budrich) 2000, 163 -<br />
173.<br />
52 Schiersmann, C./Busse, J./Krause, D.: Medienkompetenz - Kompetenz für<br />
Neue Medien. Studie im Auftrag des Forum Bildung. Berlin (Forum Bildung)<br />
2002.<br />
Rosebrock, C./Zitzelsberger, O.: Der Begriff Medienkompetenz als Zielperspektive<br />
im Diskurs der Pädagogik <strong>und</strong> Didaktik. Aus: Groeben, N./Hurrelmann, B.<br />
(Hrsg.): Medienkompetenz. Voraussetzungen, Dimensionen, Funktionen. Weinheim<br />
(Juventa) 2002, 148 - 159.
99<br />
chung nicht bestätigt. Die Handhabungskompetenz der gewerblichen Mitarbeiter<br />
ist dabei hauptsächlich von zwei Faktoren abhängig: dem Alter<br />
<strong>und</strong> der Art der Anwendung. Mit zunehmendem Alter nimmt die Handhabungskompetenz<br />
der Befragten deutlich ab. Dieses Ergebnis scheint im<br />
Licht der Entwicklung <strong>und</strong> Verbreitung der Computertechnologie <strong>und</strong> im<br />
besonderen der vernetzten Neuen Medien seit den 70er Jahren wenig verw<strong>und</strong>erlich.<br />
Je jünger die Mitarbeiter sind, desto stärker kann davon ausgegangen<br />
werden, dass sie sich bereits während der Schul- oder Ausbildungszeit<br />
mit dem Computer <strong>und</strong> den gängigsten Anwendungen auseinandergesetzt<br />
haben.<br />
Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die sogenannte „Generation<br />
@“ gerade erst in das Arbeitsleben eintritt <strong>und</strong> anteilig nur einen sehr<br />
geringen Teil der Belegschaft ausmacht. Insofern sind die ermittelten Beherrschungsgrade<br />
vor allem der beiden ältesten untersuchten Mitarbeitergruppen<br />
der 40- bis 49- <strong>und</strong> über 50-Jährigen überraschend hoch. Immerhin<br />
gaben r<strong>und</strong> 1/3 der gewerblichen Mitarbeiter über 50 Jahre an, Textverarbeitungs-<br />
<strong>und</strong> Internetanwendungen sehr gut bis befriedigend zu beherrschen.<br />
Bezüglich der für E-<strong>Learning</strong> notwendigen Handhabungskompetenz<br />
kann aufgr<strong>und</strong> der Ergebnisse zu den allgemeinen Anwendungen festgestellt<br />
werden, dass eine deutliche Mehrheit der bis 29-Jährigen (ca.<br />
85 Prozent), etwas mehr als die Hälfte der 30- bis 39-Jährigen (ca.<br />
60 Prozent), etwas weniger als die Hälfte der 40- bis 49-Jährigen (ca.<br />
45 Prozent) <strong>und</strong> etwa ein Drittel der ältesten Altersgruppen zumindest über<br />
gr<strong>und</strong>legende Kenntnisse im Umgang mit dem Computer verfügt. Der<br />
deutliche Unterschied zwischen der ersten <strong>und</strong> zweiten Altersgruppe ist<br />
dabei durch die oben angesprochene Generationenfrage zu erklären.<br />
Diese Erkenntnisse werden tendenziell auch durch die Ergebnisse der<br />
Allensbacher Computer- <strong>und</strong> Telekommunikationsanalyse (ACTA) in Bezug<br />
auf die Computerkenntnisse der Befragten untermauert, bei welcher<br />
sich 75 Prozent der 20- bis 29-Jährigen, 66 Prozent der 30- bis 39-<br />
Jährigen, 60 Prozent der 40- bis 49-Jährigen <strong>und</strong> 37 Prozent der 50- bis 64-
100<br />
Jährigen mindestens Gr<strong>und</strong>kenntnisse im Umgang mit dem Computer be-<br />
scheinigen. 53<br />
Die Situation bezüglich computerbasierter Lernanwendungen stellt sich<br />
anders dar. Die laut Studien der KPMG 54 <strong>und</strong> des Instituts für Innovations-<br />
forschung <strong>und</strong> Technologiemanagement 55 verbreitetste Form von Lernan-<br />
wendung, CBT <strong>und</strong> WBT, wird von r<strong>und</strong> 55 Prozent der jüngeren <strong>und</strong> gut<br />
20 Prozent der älteren Mitarbeiter beherrscht. Kooperative Lernanwendungen<br />
hingegen werden von allen Altersgruppen kaum beherrscht <strong>und</strong> sind zu<br />
einem hohen Prozentsatz unbekannt. Bei den Angaben zu den Lernanwendungen<br />
im Bereich der Informationsbeschaffung (Download-Pool, Suchmaschinen<br />
<strong>und</strong> Online-Hilfen) fällt vor allem deren relativ hoher Beherrschungsgrad<br />
bei den Führungskräften auf. Die Handhabungskompetenz<br />
dieser Lernanwendungen unter den Führungskräften erklärt sich durch die<br />
Tatsache, dass sie für diese Zielgruppe Bestandteil der täglichen Arbeit<br />
darstellen <strong>und</strong> arbeitsbezogen eingesetzt werden.<br />
Der Grad der Medienkompetenz bei Mitarbeitern in der Produktion<br />
muss folglich differenziert bewertet werden. Zwar kommt die Mehrzahl<br />
der Mitarbeiter in der Produktion heute im Beruf kaum mit dem Medium<br />
Computer in Berührung, jedoch verfügt ein Großteil von ihnen nichtsdestotrotz<br />
über zumindest gr<strong>und</strong>legende Computerkenntnisse, die für den<br />
Umgang mit distributiven <strong>und</strong> interaktiven Technologien notwendig sind.<br />
Seitens der Lernenden wird die Einsetzbarkeit von E-<strong>Learning</strong> neben<br />
deren Motivation <strong>und</strong> Medienkompetenz von den Einstellungen beeinflusst.<br />
56 Gr<strong>und</strong>sätzlich war der Bedarf nach mehr Weiterbildung bei den<br />
53 ACTA - Allensbacher Computer- <strong>und</strong> Telekommunikations- Analyse:<br />
www.acta-online.de/inhalte_2002/index.html (05.09.03).<br />
54 KPMG Consulting 2001: E-<strong>Learning</strong> zwischen Euphorie <strong>und</strong> Ernüchterung -<br />
Eine Bestandsaufnahme zum E-<strong>Learning</strong> in deutschen Großunternehmen:<br />
www.mmb-michel.de/New_<strong>Learning</strong>_Zusammenfassung.pdf (14.12.2001).<br />
55 Institut für Innovationsforschung <strong>und</strong> Technologiemanagement: E-<strong>Learning</strong> in<br />
der Weiterbildung - ein Bechmarking deutscher Unternehmen. - www.innotec.de/forschung/kurzfassung.pdf<br />
(5.5.2001).<br />
56 Gemessen wurden die Einstellungen zu Weiterbildung allgemein sowie zu<br />
Computern <strong>und</strong> speziell zu E-<strong>Learning</strong>.
101<br />
gewerblichen Mitarbeitern hoch. Hinter dieser Angabe könnte zum einen<br />
eine gewisse Erwünschtheit vermutet werden, zum anderen entspricht die<br />
Einschätzung der Mitarbeiter durchaus den dargestellten veränderten Anforderungen<br />
an <strong>betriebliche</strong> Weiterbildung. Der empf<strong>und</strong>ene Mehrbedarf<br />
an Weiterbildung wird aufgr<strong>und</strong> der sich wandelnden ökonomischen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen jedoch nicht durch ein Mehr an<br />
konventionellen Schulungen gedeckt werden können. In diesem Fall erhalten<br />
die Formen des E-<strong>Learning</strong> zwangsläufig den Stellenwert einer Problemlösungsalternative.<br />
Die Ergebnisse der Einstellungen zu Computern zeigen überdies, dass<br />
die Beschäftigung mit Computern auch bei gewerblichen Mitarbeitern<br />
nicht auf Ablehnung stößt. Der Nutzen des Mediums, sowohl im beruflichen<br />
wie auch im privaten Bereich, wird von einer Mehrheit gesehen <strong>und</strong><br />
das Interesse an der Beschäftigung mit dem Computer ist durchaus vorhanden.<br />
Allerdings stellt auch bei den Einstellungen der Lernenden zum<br />
Medium das Alter der Befragten das ausschlaggebende Unterscheidungsmerkmal<br />
dar. Für junge Mitarbeiter ist der Computer bereits Bestandteil<br />
zumindest des privaten Alltags- <strong>und</strong> der Freizeitgestaltung, weshalb sie in<br />
viel stärkerem Maß den Nutzen des Mediums sehen <strong>und</strong> Freude am Umgang<br />
verspüren. Die Bereitschaft, mit Hilfe des Computers zu lernen, ist<br />
interessanterweise bei den Mitarbeitern aller Altersgruppen recht hoch.<br />
Unternehmensseitige Voraussetzungen für E-<strong>Learning</strong><br />
Unter dem Aspekt einer für E-<strong>Learning</strong> notwendigen neuen Lernkultur<br />
stellen sich die organisationalen Voraussetzungen für den Einsatz der Neuen<br />
Medien zum Lernen in der Produktion heterogen dar. Die äußeren Anforderungen<br />
für E-<strong>Learning</strong> bezüglich Lernzeit, Lernort <strong>und</strong> Technik 57 waren<br />
zum Zeitpunkt der Erhebung formal nur zu einem geringen Teil erfüllt.<br />
57 Die Gr<strong>und</strong>lage für die Bestimmung dieser Anforderungen stellte der Bedingungskatalog<br />
von Severing, E./Keller, C./Reglin, T. u. a.: Betriebliche Bildung<br />
via Internet. Konzeption, Umsetzung <strong>und</strong> Bewertung. Eine Einführung für Praktiker.<br />
Göttingen (Hans Huber) 2001 dar.
102<br />
Gewerbliche Mitarbeiter haben kaum Zugang zu einer technischen Infrastruktur,<br />
die zum Lernen genutzt werden könnte, noch sind Lernorte im<br />
Sinne entsprechend ausgestatteter, arbeitplatznaher <strong>und</strong> ruhiger Räume<br />
zum Lernen vorhanden.<br />
Andererseits gibt es heute in vielen Produktionsbereichen in Person der<br />
Schulungskoordinatoren Mitarbeiter in Vollzeit, die mit der Koordination<br />
<strong>und</strong> Durchführung von Schulungen betraut sind. Durch diese Mitarbeiter<br />
ist es möglich, Führungskräften <strong>und</strong> gewerblichen Mitarbeitern einer<br />
Schicht einen qualifizierten Ansprechpartner in Bildungsfragen zur Verfügung<br />
zu stellen, der im Prinzip jeder Zeit kontaktiert werden kann. Mit den<br />
Schulungskoordinatoren sind Experten vorhanden, die - nach entsprechender<br />
didaktisch-methodischer Qualifizierung im Bereich E-<strong>Learning</strong> - Lernprozesse<br />
mit Hilfe der Neuen Medien gestalten <strong>und</strong> im konstruktivistischen<br />
Sinne als Lernberater oder -coach agieren können. 58<br />
Die <strong>Praxis</strong> der Lernzeitregelung kommt E-<strong>Learning</strong> indes vielerorts entgegen.<br />
Mitarbeiter, die nicht unmittelbar einer Montage-Taktung unterworfen<br />
sind, können sowohl individuell als auch in kleinen Gruppen zum Lernen<br />
freigestellt werden. Hinzu kommt, dass durch bestehende Vereinbarungen<br />
<strong>und</strong> Regelungen Lernzeit zur Weiterbildung der Mitarbeiter als fester<br />
Bestandteil der Arbeitszeit anerkannt ist <strong>und</strong> somit auch für Qualifizierungsmaßnahmen<br />
via E-<strong>Learning</strong> oder Blended-<strong>Learning</strong> genutzt werden<br />
könnte.<br />
Unter lernkulturellem Aspekt ist auch die Einstellung der Führungskräfte<br />
zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiter relevant. 59 Dass Lernen von den<br />
Führungskräften als selbstverständlich akzeptiert <strong>und</strong> gefördert wird, ist –<br />
nach unseren bisherigen Erfahrungen - nur eingeschränkt der Fall. Für die<br />
58 Zur konstruktivistischen Auffassung von Lernen <strong>und</strong> Lehren vergl.: Gerstenmaier,<br />
J./Mandl, H.: Konstruktivistische Ansätze in der Erwachsenenbildung <strong>und</strong><br />
Weiterbildung. Aus: Tippelt, R. (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung<br />
(2. überarbeitete <strong>und</strong> aktualisierte Auflage). Opladen (Leske+Budrich)<br />
1999, 184 - 192.<br />
59 Meyer-Dohm, P./Schneider, P. (Hrsg.): Berufliche Bildung im lernenden Unternehmen:<br />
neue Wege zur beruflichen Qualifizierung. Stuttgart (Klett) 1991.
103<br />
Weiterbildung der Mitarbeiter bestehen weitgehend klare Rahmenbedingungen.<br />
Dennoch wird die Qualifizierung der Mitarbeiter manchmal sporadisch<br />
<strong>und</strong> spontan organisiert. Sie hat bei vielen Führungskräften offenk<strong>und</strong>ig<br />
eine tendenziell eher niedrige Priorität <strong>und</strong> wird nicht konsequent<br />
zur Personalentwicklung eingesetzt. Die Einschätzungen zur Lernbereitschaft<br />
der Mitarbeiter basieren bedingt auf den Vorstellungen eines Vertrauensverhältnisses<br />
zwischen Vorgesetztem <strong>und</strong> Mitarbeiter sowie zunehmend<br />
selbstbestimmter Weiterbildungsverantwortung des Einzelnen.<br />
Diskrepanzen existieren zum Teil zwischen den Einschätzungen der Führungskräfte<br />
<strong>und</strong> den Angaben der Mitarbeiter hinsichtlich deren Bildungsmotivation.<br />
Des Weiteren können Bedenken der Führungskräfte bezüglich des<br />
Missbrauchs des Computers <strong>und</strong> der Vernachlässigung der arbeitsbezogenen<br />
Aufgaben durch die Mitarbeiter konstatiert werden. Allerdings sind sie<br />
nur bedingt als Ausdruck des Misstrauens zu sehen; sie verdeutlichen<br />
vielmehr die Skepsis <strong>und</strong> Unsicherheit gegenüber den Einsatzmöglichkeiten<br />
von E-<strong>Learning</strong> in der Produktion. Wichtig sind in diesem Fall akzeptanzerhöhende<br />
Maßnahmen auf der Ebene der Führungskräfte, um die Voraussetzungen<br />
für E-<strong>Learning</strong> seitens dieser Personengruppe im Sinne einer<br />
neuen Lernkultur zu verbessern.<br />
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass 70 Prozent der befragten<br />
Führungskräfte an einem Pilotprojekt teilnehmen würden, was vor dem<br />
skizzierten Hintergr<strong>und</strong> der Skepsis die Frage nach dem „Warum“ aufkommen<br />
lässt. Eine Erklärung liegt in der bei allen befragten Meistern,<br />
Team- <strong>und</strong> Abteilungsleitern betonten Arbeitsorientierung jeglicher Art<br />
der Weiterbildung. Wird diese Bedingung erfüllt, wird auch die für viele<br />
noch unbekannte Form des E-<strong>Learning</strong> zur Alternative bei der Qualifizierung<br />
der Mitarbeiter. Dafür spricht auch, dass für den Einsatz der Neuen<br />
Medien zum Lernen für die Führungskräfte bildungsimmanente Gründe<br />
von Bedeutung sind, äußere Argumente wie Imagepflege oder Kosteneinsparungen<br />
hingegen kaum Gewicht haben. Einsatzgründe für E-<strong>Learning</strong><br />
werden demnach dort gesehen, wo der eigentliche Bildungsprozess betrof-
104<br />
fen ist, bei den Lernprozessen <strong>und</strong> dem Bildungsangebot. Maßnahmen zur<br />
Verbesserung des Bildungsprozesses stehen die Führungskräfte aufgeschlossen<br />
gegenüber <strong>und</strong> sind deshalb bereit, auch ein Pilotprojekt mit E-<br />
<strong>Learning</strong> zu unterstützen. Dabei scheint eine Trennung zwischen den Bedenken<br />
gegenüber dem Verhalten der Mitarbeiter <strong>und</strong> der Bedeutung des<br />
Mediums vollzogen zu werden. Der Nutzen <strong>und</strong> die zunehmende Relevanz<br />
des Computers auch im Arbeitsprozess der gewerblichen Mitarbeiter wird<br />
anerkannt <strong>und</strong> trägt ebenfalls zur Bereitschaft der Führungskräfte für E-<br />
<strong>Learning</strong> bei.<br />
Weiterbildungsbedarf bezüglich E-<strong>Learning</strong><br />
Berufsspezifisches Fachwissen, Sozial- <strong>und</strong> Selbststeuerungskompetenz<br />
der Mitarbeiter besitzen für die Führungskräfte den höchsten Stellenwert.<br />
IT-Fachwissen wird nach der Beherrschung von Fremdsprachen der geringste<br />
Stellenwert beigemessen, was verw<strong>und</strong>ert, zieht man die qualitativen<br />
Ergebnisse in Betracht. Immerhin haben die interviewten Führungskräfte<br />
mehrheitlich Computerkenntnisse als zunehmend wichtige <strong>und</strong> zukünftig<br />
unablässige Voraussetzung zur Bedienung neuer Anlagengenerationen<br />
eingestuft. Das bedeutet zum einen, dass der inhaltliche Weiterbildungsbedarf<br />
fast ausschließlich im Bereich arbeitsbezogener, fachlicher<br />
Themen gesehen wird <strong>und</strong> zum anderen, dass die sich vollziehende Informatisierung<br />
der Arbeitswelt auch im Bereich der Produktion von den Führungskräften<br />
des Presswerks erkannt wird.<br />
Bezüglich des Einsatzes der Neuen Medien zum Lernen haben frühere<br />
Studien gezeigt, dass in Unternehmen E-<strong>Learning</strong> vor allem zur Schulung<br />
von IT-Anwendungen <strong>und</strong> Fremdsprachen eingesetzt wird. Für den Industriesektor<br />
hat die Untersuchung der Unicmind AG 60 Office- (74 Prozent)<br />
<strong>und</strong> Anwendungssoftware (57 Prozent) vor Sprachen (46 Prozent) als die<br />
häufigsten Schulungsthemen für E-<strong>Learning</strong> ermittelt. Gewerblich-<br />
60 Unicmind.com AG: E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Wissensmanagement in deutschen<br />
Großunternehmen. Ergebnisse einer Befragung der Top-350 Unternehmen der<br />
deutschen Wirtschaft: www.unicmind.com/E-<strong>Learning</strong>studie.pdf (29.11.2001).
105<br />
technische Fachkompetenzen werden nach einer Studie der KPMG 61 nur<br />
bei knapp einem Viertel der Unternehmen auch per E-<strong>Learning</strong> vermittelt.<br />
Softskills rangieren noch hinter fachbezogenen Kompetenzen. Diesen Erkenntnissen<br />
entsprechen im Wesentlichen die Einschätzungen der Führungskräfte,<br />
was die Vermittelbarkeit der unterschiedlichen Kompetenzen<br />
per E-<strong>Learning</strong> betrifft. In Bezug auf die Einsetzbarkeit von E-<strong>Learning</strong> in<br />
der Produktion ist bemerkenswert, dass von den drei für die Mitarbeiter am<br />
wichtigsten eingestuften Kompetenzen zwei, Sozial- <strong>und</strong> Selbststeuerungskompetenz,<br />
nach Meinung der Führungskräfte nicht bzw. kaum mit<br />
Hilfe des Computers vermittelt werden können <strong>und</strong> dies de facto auch nur<br />
in sehr geringem Umfang geschieht. Lediglich berufsspezifisches Fachwissen<br />
erachtet eine Mehrheit als E-<strong>Learning</strong>-tauglich, was unter Berücksichtigung<br />
des hohen Stellenwertes fachlicher Kompetenz zu dem Schluss<br />
führt, dass im Bereich des Presswerks E-<strong>Learning</strong> vor allem bei der Schulung<br />
fachspezifischer Themen zum Einsatz kommen sollte.<br />
Auch die im Rahmen der Interviews ermittelten übergeordneten Bedarfsaspekte<br />
lassen Schlüsse im Zusammenhang mit der Einsetzbarkeit von<br />
E-<strong>Learning</strong> zu. Aktualität, Wissensstandards, Lernerfolgskontrolle <strong>und</strong><br />
Bedarfsorientierung gehören zu den zentralen Aspekten selbstgesteuerten<br />
Lernens, welches sich zwischen <strong>betriebliche</strong>r Bildung <strong>und</strong> technischem<br />
Wissensmanagement im Sinne eines integrativen Wissensmanagements<br />
vollzieht. 62 Die Aktualität der Weiterbildungsinhalte muss, wie die Interviews<br />
gezeigt haben, auch in der Produktion unter dem Druck eines sich<br />
zunehmend dynamischer verändernden Umfelds mit kürzeren Produktionszeiten,<br />
höheren Qualitätsanforderungen <strong>und</strong> eines sich kontinuierlich vollziehenden<br />
Verbesserungsprozesses bewerkstelligt werden <strong>und</strong> das im<br />
Rahmen bestehender personeller <strong>und</strong> finanzieller Vereinbarungen.<br />
61 s. Fußnote 10<br />
62 Servering, E.: Wissensmanagement - durch Management- Wissen? Anforderungen<br />
an Bildungseinrichtungen, aus: Arnold, R./Bloh, E. (Hrsg.): Personalentwicklung<br />
im lernenden Unternehmen. Hohengehren (Schneider Verlag) 2001,<br />
137 - 158.
106<br />
Unter Qualitätsgesichtspunkten gewinnt die Standardisierung expliziten<br />
Wissens an Bedeutung. Sie schafft die Möglichkeit, gr<strong>und</strong>legende Inhalte<br />
jederzeit schulen zu können, wodurch Mitarbeiter wiederholt <strong>und</strong> neue<br />
Mitarbeiter einarbeitend qualifiziert werden können. Das informelle Lernen<br />
am Arbeitsplatz im Zuge des geleiteten Anlernens soll dadurch nicht<br />
ersetzt, sondern insofern sinnvoll ergänzt werden, dass etablierte Handlungsroutinen<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage des Standardwissens hinterfragt werden<br />
können. Auch die Forderung nach Lernerfolgskontrolle muss dem Streben<br />
nach einer Verbesserung der Qualitätssicherung zugerechnet werden. Aus<br />
Unternehmenssicht hat sie die Erhöhung des Lerntransfers <strong>und</strong> folglich der<br />
Effektivität einer Weiterbildungsmaßnahme sowie aus lernpsychologischer<br />
Sicht die Steigerung der Lernmotivation 63 zum Ziel.<br />
Die Anforderung bedarfsorientierterer Weiterbildung ist letztlich als<br />
Reaktion auf die geänderten Rahmenbedingungen <strong>betriebliche</strong>n Lernens zu<br />
werten, unter denen sich Mitarbeiter nicht nur möglichst arbeitsplatznah,<br />
sondern ebenso flexibel, individuell <strong>und</strong> problemorientiert weiterbilden.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer für E-<strong>Learning</strong> notwendigen neuen Lernkultur<br />
lernender Organisationen, in welcher der Mitarbeiter den Lernprozess<br />
selbstständig steuert 64 , muss mit Interesse bemerkt werden, dass Selbststeuerungskompetenz<br />
als Qualifikation der Mitarbeiter von den Führungskräften<br />
sehr hoch bewertet wird. Allerdings kann aufgr<strong>und</strong> der bestehenden<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Weiterbildungsorganisation nicht davon ausgegangen<br />
werden, dass diese bei den Mitarbeitern ausreichend ausgeprägt ist, um<br />
63 Prenzel, M./Drechsel, B./Kliewe, A. u. a.: Lernmotivation in der Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung: Merkmale <strong>und</strong> Bedingungen. Aus: Harteis, C./Heid, H./Kraft, S.<br />
(Hrsg.): Kompendium Weiterbildung. Aspekte <strong>und</strong> Perspektiven <strong>betriebliche</strong>r<br />
Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung. Opladen (Leske + Budrich) 2000, 163 -<br />
173.<br />
64 Reinmann-Rothmeier, G./Mandl, H.: Selbststeuerung des Lernprozesses mit<br />
Multimedia. Forschungsbericht Nr. 77, Teil 2. München (Ludwig-Maximilians-<br />
Universität) 1997.<br />
Stadelhofer, C.: Selbstgesteuertes Lernen <strong>und</strong> Neue Kommunikationstechnologien.<br />
Aus: Dohmen, G. (Hrsg.): Weiterbildungsinstitutionen, Medien, Lernumwelten.<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Entwicklungshilfen für das selbstgesteuerte<br />
Lernen. Bonn (B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung) 1999, 147 - 208.
107<br />
selbstgesteuert mit Hilfe der Neuen Medien lernen zu können. Eine bessere<br />
Bedarfsorientierung der Weiterbildung - flexibler, individueller, zielgruppengenauer<br />
– wird deshalb auf eine Förderung der Selbststeuerungskompetenz<br />
angewiesen sein, vor allem dann, wenn die Neuen Medien zum Lernen<br />
eingesetzt werden sollen. Zur erfolgreichen Umsetzung einer neuen,<br />
die übergreifenden Aspekte berücksichtigenden Weiterbildungsstrategie<br />
mit Hilfe E-<strong>Learning</strong>-basierter Lernkonzepte müssen deshalb nicht nur die<br />
technischen Rahmenbedingungen geschaffen, sondern besonders die Mitarbeiter<br />
an die neuen Formen selbstgesteuerten, medienbasierten Lernens<br />
herangeführt werden. 65<br />
Konsequenzen für den Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in der Produktion bei<br />
DaimlerChrysler<br />
E-<strong>Learning</strong>, das hat die Untersuchung der Voraussetzungen gezeigt,<br />
eignet sich auch zur Qualifizierung der bisher in Bezug auf die Weiterbildung<br />
mit Hilfe der Neuen Medien vernachlässigten Gruppe gewerblicher<br />
Mitarbeiter produktiver Bereiche. Im Zuge des sich heute bereits abzeichnenden<br />
wachsenden Qualifizierungsbedarfs bei nahezu gleichbleibenden<br />
Bildungsbudgets <strong>und</strong> einer sich auch im gewerblichen Bereich ausdehnenden<br />
Informatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung von Arbeitsgeräten <strong>und</strong> -prozessen<br />
wird E-<strong>Learning</strong> zunehmend an Bedeutung gewinnen <strong>und</strong> sich neben<br />
Präsenz- <strong>und</strong> on-the-Job-Trainings als sinnvolle Lehr- <strong>und</strong> Lernform etablieren.<br />
Gewerbliche Mitarbeiter werden arbeitsplatznäher, tätigkeitsbezogener<br />
<strong>und</strong> flexibler qualifiziert als dies bisher möglich ist. Des Weiteren<br />
wird die Notwendigkeit einer nachvollziehbaren, dokumentierten <strong>und</strong> permanenten<br />
Weiterbildung steigen, was sich heute schon in den Bemühungen<br />
um eine tarifvertragliche Verankerung von Qualifizierung abzeichnet. 66<br />
65 Gnahs, D./Seidel, S./Griesbach, Karin: Selbstgesteuertes Lernen - Beispiele aus<br />
der <strong>Praxis</strong>. In: Literatur- <strong>und</strong> Forschungsreport Weiterbildung, Jg. 1997, H. 39,<br />
155 -164.<br />
66 Im Jahr 2001 wurde diesbezüglich erstmals ein Tarifvertrag zur Qualifizierung<br />
vereinbart, der bisher jedoch ausschließlich im Tarifgebiet Baden-Württemberg<br />
gültig ist. Dessen Umsetzung wurde bei DaimlerChrysler im Rahmen einer Ge-
108<br />
Dazu wird der Einsatz der Neuen Medien zum Lernen im Produktionsbe-<br />
reich dem Erprobungsstadium isolierter Modellversuche entwachsen <strong>und</strong><br />
in neuen Lernsystemen etabliert werden müssen.<br />
In diesem Sinne hat DaimlerChrysler mit dem im Rahmen des Modellversuchs<br />
ALF (Arbeiten <strong>und</strong> Lernen im Fachbereich) 67 konzipierten netzbasierten<br />
<strong>und</strong> arbeitsintegrierten Weiterbildungssystem für Automobilarbeiter<br />
die Gr<strong>und</strong>lage eines einheitlichen Lernsystems für den gewerblichen<br />
Bereich gelegt, mit Hilfe dessen der Weg in Richtung einer neuen Lernkultur<br />
auf der Basis der neuen Medien beschritten werden kann. Dabei handelt<br />
es sich um eine Intranet-basierte Lernanwendung, mit deren Hilfe Produktionsmitarbeiter<br />
für die an ihrem Arbeitsplatz notwendigen Qualifikationen<br />
trainiert werden können. Entgegen des üblichen behaviouristischen Ansatzes<br />
herkömmlicher Lernprogramme bildet eine didaktische Datenbank die<br />
Basis dieses ganzheitlichen Weiterbildungssystems. Methodisch-didaktisch<br />
liegen ihr handlungsorientierte <strong>und</strong> konstruktivistische Prinzipien zugr<strong>und</strong>e,<br />
die den lernenden Menschen als aktives, fragendes Individuum mit<br />
spezifischen Vorwissensständen zu einer Wissensdomäne annimmt. Sie<br />
ermöglicht es auf Seiten des Lernenden nicht nur fachliche Kompetenzen<br />
aufzubauen, sondern berücksichtigt darüber hinaus auch die Aspekte methodischer,<br />
emotionaler <strong>und</strong> persönlicher Kompetenzen. Im Mittelpunkt<br />
steht somit der ganzheitlich Lernende, der sich über Fragen die Kompetenzfelder,<br />
bezogen auf sein Aufgabengebiet, erschließt.<br />
Ausblick<br />
Der Einsatz neuer Medien zum Lernen wird in Zukunft nicht nur Angestellten<br />
<strong>und</strong> Führungskräften vorbehalten bleiben, sondern sich auch zur<br />
Qualifizierung gewerblicher Mitarbeiter ausbreiten. Diese Entwicklung<br />
samtbetriebsvereinbarung Qualifizierung gewährleistet: DaimlerChrylser AG:<br />
Qualifizierung. Fit für die Zukunft. Informations- <strong>und</strong> Arbeitsunterlage zur Gesamtbetriebsvereinbarung<br />
Qualifizierung. Stuttgart (DaimlerChrysler AG) 2002.<br />
67<br />
o.V.: ALF. Arbeiten <strong>und</strong> Lernen im Fachbereich. Mannheim (DaimlerChrysler<br />
AG) 2003.
109<br />
wird einerseits durch die ökonomischen Rahmenbedingungen beschleunigt<br />
<strong>und</strong> andererseits, wie die Untersuchung bei der DaimlerChrysler AG gezeigt<br />
hat, durch die Voraussetzungen für E-<strong>Learning</strong>, besonders seitens der<br />
Mitarbeiter, begünstigt. Dabei wird es entscheidend sein, welche Lernkultur<br />
in einem Unternehmen bereits herrscht bzw. in welcher Weise die bestehende<br />
Lernkultur hin zu einer neuen, konstruktivistisch <strong>und</strong> handlungsorientierten<br />
Lernkultur veränderbar ist. Eine solche Lernkultur im Sinne<br />
eines lernenden Unternehmens wird sich, wie in Abbildung 3 verdeutlicht,<br />
an vier Eckpfeilern orientieren müssen.<br />
Abbildung 3<br />
Eckpfeiler einer neuen Lernkultur<br />
Seitens des Unternehmens wird arbeitsplatznahes oder –integriertes<br />
Lernen ermöglicht werden müssen <strong>und</strong> unter Effektivitäts- <strong>und</strong> Effizienz-<br />
gesichtspunkten auch zunehmend als attraktiv wahrgenommen <strong>und</strong> gefördert<br />
werden. Entscheidend für dessen Erfolg wie für den Einsatz der neuen
110<br />
Medien zum Lernen wird allerdings die konsequente Verknüpfung von<br />
Lernen (auch in der Form von E-<strong>Learning</strong>) <strong>und</strong> Personalentwicklung sowie<br />
die nachhaltige Partizipation <strong>und</strong> Unterstützung durch die Führungskräfte<br />
sein. Von den Mitarbeitern muss im Gegenzug eine Gr<strong>und</strong>motivation zur<br />
Weiterbildung als Mittel zur Erhaltung <strong>und</strong> Förderung ihrer Beschäftigungsfähigkeit<br />
sowie eine zunehmende Selbststeuerung <strong>und</strong> Eigenverantwortung<br />
für ihren Lernprozess erwartet werden dürfen. Damit ist jedoch<br />
nicht gemeint, dass die Beschäftigten diesen Anforderungen alleine überlassen<br />
werden sollen. Vielmehr müssen sie beim Erlernen von Selbststeuerungskompetenzen<br />
unterstützt werden. Essenziell ist in diesem Zusammenhang<br />
der lernparadigmatische Wechsel hin zu einem anwendungsorientierten,<br />
konstruierenden Lernen, was für alle Lernzielebenen – von der<br />
Wissenskonstruktion bis zur Formung von Einstellungen – Anwendung<br />
finden muss. Betriebliche Bildung, die sich an diesen Eckpfeilern orientiert,<br />
begibt sich auf einen neuen, steinigen Weg in Richtung einer neuen<br />
Lernkultur, innerhalb welcher neue Medien <strong>und</strong> E-<strong>Learning</strong> fester Bestandteil<br />
sind.
Marion Bagusat/Stephan Rudolph:<br />
111<br />
E-<strong>Learning</strong> <strong>und</strong> Blended-<strong>Learning</strong> in der Berufsausbildung<br />
– ein <strong>Praxis</strong>bericht aus der Allianz Versicherungs<br />
AG<br />
Die Allianz hat als eines der ersten deutschen Unternehmen bereits gegen<br />
Ende der 90er Jahre eine standortübergreifende, intranetbasierte Lern<strong>und</strong><br />
Kommunikationsplattform für die Berufsausbildung eingeführt. In diesem<br />
Beitrag wird die Entwicklung des Systems von der ersten Idee bis hin<br />
zur Implementierung der fertigen Plattform skizziert. Auswirkungen des<br />
Einsatzes auf die Lernkultur <strong>und</strong> Erfahrungen mit technologiegestütztem<br />
selbstgesteuerten Lernen werden diskutiert. Schließlich wird anhand zweier<br />
exemplarischer Lernkonzepte die Integration des E-<strong>Learning</strong>-Ansatzes<br />
in ein abwechslungsreiches Blended-<strong>Learning</strong>-System dargestellt.<br />
Die Rahmenbedingungen<br />
Die Allianz <strong>und</strong> die Dresdner Bank bilden derzeit b<strong>und</strong>esweit über<br />
4.000 Auszubildende zum/zur Versicherungskaufmann/-frau, Bankkaufmann/-frau,<br />
Diplom Betriebswirt/-in (BA) <strong>und</strong> in zahlreichen weiteren Berufsbildern<br />
aus. Die Ausbildung ist bei den deutschen Versicherungsgesellschaften<br />
der Allianz Gruppe dezentral organisiert, d. h. die Ausbildungsprozesse<br />
<strong>und</strong> -abläufe werden an den verschiedenen regionalen<br />
Standorten geplant, durchgeführt <strong>und</strong> kontrolliert. Die Dresdner Bank bildet<br />
in den einzelnen Filialen, aber auch in der Zentrale in Frankfurt aus.<br />
Die Auszubildenden der insgesamt 19 verschiedenen Ausbildungsberufe<br />
der deutschen Gesellschaften der Allianz Gruppe werden während ihrer<br />
gesamten Ausbildungszeit von insgesamt 200 hauptberuflichen Ausbildern<br />
begleitet <strong>und</strong> unterstützt.
Die erste Idee<br />
112<br />
Seit Anfang der 90er Jahre steht in der Berufsausbildung der Allianz ein<br />
beträchtliches Angebot elektronischer Lernmedien zur Verfügung. Mit Hilfe<br />
von Computer oder Web Based Trainings (CBT/WBT) können diverse<br />
fachliche <strong>und</strong> überfachliche Themen erarbeitet <strong>und</strong> erlernt werden. Darüber<br />
hinaus kümmern sich die Ausbildungsverantwortlichen intensiv um<br />
die Vermittlung von Handlungskompetenzen <strong>und</strong> fördern das selbstgesteuerte<br />
Lernen der Auszubildenden. Dieser Ansatz der verstärkten Verantwortung<br />
der Auszubildenden für die Planung, Organisation, Durchführung <strong>und</strong><br />
Kontrolle ihres Lernens erfordert neben gutem Coaching durch die Ausbilder<br />
auch eine entsprechend vielfältig gestaltete Lernumwelt, in der eine<br />
Vielzahl an Lernmethoden <strong>und</strong> Medien zum Einsatz kommen.<br />
Darüber hinaus verlangen die in der Versicherungsbranche laufend verkürzten<br />
Innovationszyklen ein gutes <strong>und</strong> verlässliches Informationsmanagement:<br />
Aktuelle Information zu Abläufen, Prozessen <strong>und</strong> Produkten muss<br />
schnell <strong>und</strong> unkompliziert allen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden<br />
– auch in der Berufsausbildung.<br />
Diese Anforderungen führten bereits 1997 zu der Überlegung, einen<br />
Pool für alle in der Ausbildung relevanten Informationen zu schaffen. In<br />
diesem gemeinsamen Pool sollten alle Lehr- <strong>und</strong> Lernmedien gesammelt,<br />
gepflegt <strong>und</strong> für die Berufsausbildung erhalten werden. Auch Mehrfachentwicklungen<br />
bzw. Doppelbearbeitung von Schulungsmaterialien in den<br />
einzelnen Standorten sollten damit zukünftig vermeidbar sein.<br />
Über diesen Wissenspool hinaus sollte ein umfassendes Lern- <strong>und</strong><br />
Kommunikationssystem entstehen, das die Prozesse des selbstgesteuerten<br />
Lernens sowohl für die Auszubildenden wie auch für die Ausbilder effektiv<br />
unterstützt: Lernplanung, Kommunikation <strong>und</strong> Zusammenarbeit sollten<br />
auch standortübergreifend schnell <strong>und</strong> unkompliziert möglich sein.<br />
Die Lösung war die Entwicklung einer Lernplattform für Auszubildende<br />
<strong>und</strong> Ausbilder, die diesen Anforderungen gerecht wird: das „Ausbildungs<br />
Lern Forum“ – abgekürzt ALF.
Das Projekt<br />
113<br />
Der erste Schritt der Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung des Ausbildungs Lern<br />
Forums war das Zusammenstellen einer effektiven Projektgruppe. Es sollten<br />
alle dezentralen Stellen, Ausbilder, Pädagogen, Psychologen <strong>und</strong><br />
Technikspezialisten vertreten sein, damit bei der Realisierung die Bedürfnisse<br />
aller Beteiligten/Betroffenen berücksichtigt werden konnten. In dieser<br />
Arbeitsgruppe galt es nun, die Inhalte <strong>und</strong> Funktionen der Lernplattform<br />
zu definieren, das „Go“ seitens des Managements zu bekommen, sowie<br />
eine Feinanalyse <strong>und</strong> ein Implementierungskonzept zu erstellen. Bei<br />
den ersten Sitzungen wurden wichtige Ideen geboren:<br />
• Während der ersten Phase der Plattformentwicklung wurde ein „Prototyp“<br />
erstellt, anhand dessen die zukünftige Lernplattform – zwar ohne<br />
Funktionalität, aber mit entsprechender Optik – schon gut in Entscheidungsgremien<br />
vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert werden konnte.<br />
• Die Einführung der Plattform in den Konzern erfolgte durch Pilotfelder:<br />
Einige Pilotstandorte starteten mit der neuen Anwendung, <strong>und</strong> die dort<br />
gesammelten Erfahrungen wurden genutzt, um Verbesserungen <strong>und</strong><br />
Korrekturen umzusetzen. Erst dann erfolgte die Implementierung in den<br />
anderen deutschen Gesellschaften. Die Dauer der Pilotfeldphase war ein<br />
Jahr. Ein schöner Nebeneffekt dieses Konzepts war, dass während dieser<br />
Zeit die „Nicht-Pilotfeldstandorte“ bereits sehr neugierig auf ALF<br />
wurden <strong>und</strong> es so bald wie möglich selbst auch einführen wollten.<br />
• Eine umfassende formative <strong>und</strong> summative Evaluation begleitete die<br />
Einführung des Systems: Stärken <strong>und</strong> Schwächen von ALF konnten gezielt<br />
ermittelt werden, Verbesserungsprozesse wurden angestoßen <strong>und</strong><br />
die Auswirkung des Einsatzes der Lern- <strong>und</strong> Kommunikationsplattform<br />
auf die Lernkultur im Bereich der Berufsausbildung wurde beleuchtet.<br />
• Die Anwender, Führungskräfte <strong>und</strong> Unternehmensgremien wurden während<br />
der gesamten Entwicklungs- <strong>und</strong> Implementierungsphase von ALF<br />
kontinuierlich zum Projekt informiert <strong>und</strong> hatten die Möglichkeit, eigene<br />
Wünsche <strong>und</strong> Vorstellungen mit einfließen zu lassen.
114<br />
Die Umsetzung der Ideen in eine funktionsfähige Lernplattform dauerte<br />
knapp zwei Jahre. Zu diesem Zeitpunkt war auch die Eingangsbefragung<br />
der möglichen künftigen Nutzer abgeschlossen:<br />
- Die Bereitschaft mit dem PC zu lernen, war im Kreis der Ausbilder <strong>und</strong><br />
Auszubildenden vorhanden.<br />
- Das Bedürfnis nach einem überregionalen „Wissenspool“ für die Ausbildung<br />
<strong>und</strong> nach der Möglichkeit, über die lokalen Standorte hinweg zu<br />
arbeiten <strong>und</strong> zu kommunizieren, war groß.<br />
Das sind beste Voraussetzungen um nach der Fertigstellung von ALF an<br />
den Start zu gehen.<br />
Die Lern- <strong>und</strong> Kommunikationsplattform<br />
Das Ausbildungs Lern Forum ALF ist eine Intranetanwendung auf Basis<br />
des bestehenden Computernetzwerks der Allianz. Die eingestellten Lehr<strong>und</strong><br />
Lernmedien werden auf einem zentralen Server in der Hauptverwaltung<br />
gespeichert. Ein zweiter Server stellt die Kommunikation sicher. Beide<br />
Server wurden extra für ALF angeschafft; die technische Betreuung erfolgt<br />
durch eine Allianz interne Gesellschaft für Informationssysteme.<br />
ALF beinhaltet fünf große Bereiche. Drei davon sind für Auszubildende<br />
<strong>und</strong> Ausbilder zugänglich:<br />
Lernplaner<br />
Jeder Auszubildende hat seinen eigenen individuellen Lernplaner, auf<br />
den nur er selbst Zugriff hat. Hier kann er seine individuellen Lernziele<br />
<strong>und</strong> die Schritte zu ihrer Erreichung planen <strong>und</strong> dokumentieren. Darüber<br />
hinaus stehen eine persönliche Kalenderfunktion <strong>und</strong> der individuelle Versetzungsplan<br />
zur Verfügung.<br />
Forum<br />
Im Forum können Auszubildende <strong>und</strong> Ausbilder miteinander chatten: In<br />
offenen oder geschlossenen Lerngruppen tauschen sie sich über Ausbil-
115<br />
dungsinhalte aus, klären Fragen <strong>und</strong> bearbeiten gemeinsam Projekte. Zusätzlich<br />
zur synchronen Kommunikation besteht im Info-Center die Möglichkeit,<br />
Fragen an Tutoren oder Kollegen einzustellen. Im Unterschied<br />
zum Chat sind diese Fragen immer konkreten Themen zugeordnet <strong>und</strong><br />
können dort vom Tutor beantwortet werden. Die Ergebnisse lassen sich als<br />
Dokument abspeichern <strong>und</strong> ausdrucken.<br />
Mediathek<br />
Die Mediathek ist der Informations- <strong>und</strong> Wissenspool – hier finden sich<br />
alle Lernmedien <strong>und</strong> Materialien, z. B. Powerpoint-Präsentationen, Texte,<br />
Projektberichte, Unterrichtsleitfäden, Gruppenarbeiten, CBTs <strong>und</strong> WBTs.<br />
Sie sind nach Gebieten <strong>und</strong> Themen gegliedert <strong>und</strong> mit Hilfe von Schlagworten<br />
<strong>und</strong> einer komfortablen Suchfunktion einfach zu finden. Alle vorhandenen<br />
Medien werden durch eine Kurzcharakteristik beschrieben, mit<br />
deren Hilfe der Anwender schnell <strong>und</strong> bequem entscheiden kann, ob die<br />
Inhalte für ihn interessant sind.<br />
Jeder ALF Nutzer kann in kürzester Zeit digitalisierte Dokumente in das<br />
Lernforum einstellen. Dabei sind die Autorenrechte geschützt, d. h. nur der<br />
Autor eines Dokuments selbst kann das eingestellte Dokument ändern.<br />
Kollegen, die aufgr<strong>und</strong> von Standortspezifika das Dokument modifizieren<br />
möchten, haben die Möglichkeit, eine Kopie zu machen, diese abzuändern<br />
<strong>und</strong> unter ihrem Namen ebenfalls einzustellen.<br />
Die Dokumente in der Mediathek sind in drei Pools aufgeteilt:<br />
Pool 1 ist ein "freier Pool", in den die Auszubildenden nicht qualitätsgesicherte<br />
Unterlagen einstellen,<br />
Pool 2 ist ein qualitätsgesicherter Pool, in dem die Experten <strong>und</strong> Ausbilder<br />
ihre Unterlagen zur Verfügung stellen, <strong>und</strong><br />
Pool 3 ist ein Trainerpool, auf dessen Dokumente nur die Ausbilder Zugriff<br />
haben.
116<br />
Darüber hinaus gibt es für jedes Medium einen Pflegeturnus, um die In-<br />
halte aktuell zu halten.<br />
Neben diesen drei Bereichen gibt es zwei weitere, die ausschließlich<br />
den Ausbildern vorbehalten sind.<br />
Werkstatt<br />
In der Werkstatt können die Ausbilder Lernempfehlungen entwickeln,<br />
Unterlagen zu Ausbildungsinhalten zusammenstellen, Aufgaben für Lernerfolgskontrollen<br />
konzipieren <strong>und</strong> Gruppenräume einrichten.<br />
Administration<br />
Das Ausbildungs Lern Forum benötigt – wie jedes andere System auch<br />
– eine Reihe administrativer Einstellungen wie Benutzerkonten <strong>und</strong> Berechtigungen.<br />
Um die Pflege möglichst einfach durchführen zu können,<br />
wurden alle diese Einstellungen in einer eigenen Funktion zusammengefasst.<br />
Abbildung 1<br />
Die Lern- <strong>und</strong> Kommunikationsplattform
117<br />
Diese fünf Bereiche ergeben eine umfassende Lern- <strong>und</strong> Kommunikati-<br />
onsplattform, die das selbstgesteuerte <strong>und</strong> eigenverantwortliche Lernen der<br />
Auszubildenden unterstützt.<br />
Die Nutzer <strong>und</strong> ihre Rechte<br />
Die verschiedenen Zugriffsrechte auf ALF werden durch unterschiedliche<br />
Rollen im System gesteuert. So kann sich jeder Mitarbeiter als Gast<br />
die Dokumente in ALF anschauen, hat aber nicht die Möglichkeit, selbst<br />
Material einzustellen oder sich an der Kommunikation zu beteiligen. Mit<br />
jeweils mehr Rechten sind dann die Auszubildenden, Fachberater, Ausbilder<br />
<strong>und</strong> Administratoren ausgestattet.<br />
Die ersten Erfahrungen<br />
Ein Jahr nach Einführung von ALF wurde eine umfassende Evaluation<br />
durchgeführt. Aus den bisherigen Erfahrungen an den Pilotstandorten sollte<br />
für den Breiteneinsatz gelernt <strong>und</strong> das System entsprechend optimiert<br />
werden. Die Evaluationsergebnisse dienten außerdem dazu, Wirkung <strong>und</strong><br />
Nutzen des Einsatzes von ALF zu bestimmen. Wichtige Ergebnisse dieser<br />
Untersuchung waren:<br />
• ALF wurde sowohl von den Ausbildern wie auch von den Auszubildenden<br />
sehr schnell akzeptiert <strong>und</strong> regelmäßig genutzt. Besonders rasch<br />
wurden die Funktionen Mediathek <strong>und</strong> Forum in den Alltag integriert.<br />
Der unkomplizierte Abruf von Informationen aus dem umfassenden<br />
Wissenspool hatte den Bedarf der Anwender ebenso getroffen wie der<br />
komfortable Austausch in den Kommunikationsfunktionen von ALF.<br />
• Die Zusammenarbeit von Ausbildern mit Kollegen aus anderen Niederlassungen<br />
<strong>und</strong> aus anderen Branchen hatte schon in der Pilotphase zugenommen.<br />
Auch Material aus anderen Niederlassungen wurde häufiger<br />
eingesetzt als vor der Einführung von ALF.
118<br />
• Die meisten Ausbilder sahen sich als Lernberater <strong>und</strong> die Auszubildenden<br />
empfanden ihr Lernen als selbstgesteuert. ALF unterstützte von Anfang<br />
an dieses selbstgesteuerte Lernen im Sinne der Ausbildungsordnung.<br />
• Technische Schwierigkeiten wurden kritisch beurteilt. Auch wurde in<br />
Standorten, in denen sich Ausbildungsgruppen PC-Pools teilten, der<br />
Wunsch nach einer 1:1 PC-Ausstattung für die Auszubildenden laut.<br />
Der Breiteneinsatz<br />
Anfang 2001 fiel der Startschuss für die Ausbilder <strong>und</strong> die Auszubildenden<br />
aller Allianz Standorte <strong>und</strong> aller in der Allianz ausgebildeten Berufe.<br />
Das Implementierungskonzept der Pilotfelder konnte leicht modifiziert<br />
für alle übrigen Standorte aufgenommen <strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />
Zusätzliche Marketing-Unterstützung brachte die positive Berichterstattung<br />
in der Fachpresse, die Verleihung des silbernen Ausbildungs-oskars<br />
durch die „Junge deutsche Wirtschaft“ <strong>und</strong> ein intern ausgelobter Wettbewerb<br />
zum innovativen Einsatz von ALF bei den Auszubildenden.<br />
Im Jahr 2002 entschloss sich die Dresdner Bank, ebenfalls mit der Berufsausbildung<br />
in ALF einzusteigen. Die Rechnung war einfach: Je mehr<br />
Nutzer ALF hat, desto mehr Nutzen bringt es auch.<br />
Die Ansprechpartner<br />
Alle ALF Nutzer werden im Umgang mit ALF geschult. Die Ausbilder<br />
durchlaufen einen zweitägigen Workshop, die Auszubildenden werden in<br />
eintägigen Schulungen eingewiesen. Ein Nutzerhandbuch mit allen Funktionen<br />
<strong>und</strong> Möglichkeiten des Lernforums steht zur Verfügung <strong>und</strong> ist auch<br />
in den entsprechenden Anwendungen von ALF online hinterlegt.<br />
Neben den Workshops <strong>und</strong> Schulungen ist für die Implementierung <strong>und</strong><br />
den laufenden Betrieb für alle auftretenden Fragen ein Netzwerk kompetenter<br />
Ansprechpartner wichtig. Die Spezialisten vor Ort sind den Anwen-
119<br />
dern persönlich bekannt. Folgende Experten stehen den Nutzern zur Ver-<br />
fügung:<br />
Bei technischen Fragen helfen Administratoren weiter: Sie sind Exper-<br />
ten für Anwenderprobleme <strong>und</strong> technische Schwierigkeiten.<br />
Eine zentrale Servicestelle in der Hauptverwaltung der Allianz in Mün-<br />
chen hat eine Hotline für besonders schwierige technische Fragestellungen<br />
eingerichtet. Sie bietet Unterstützung bei speziellen Aufgaben wie dem<br />
Einspielen von WBTs/CBTs oder dem Erwerb von Content-Lizenzen <strong>und</strong><br />
gibt Rat <strong>und</strong> Tipps bei didaktisch/pädagogischen Fragen.<br />
Die Verantwortung für das fachliche Gr<strong>und</strong>wissen liegt bei den dezen-<br />
tralen Centers of Competence. Die Centers of Competence als Spezialis-<br />
ten-Netzwerke der jeweiligen Fachthemen bündeln <strong>und</strong> koordinieren die<br />
Aktivitäten, damit die fachlichen Basisinformationen in ALF immer aktuell<br />
sind.<br />
Promotoren sind Ausbilder, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, mit<br />
ALF zu experimentieren <strong>und</strong> vor Ort immer neue Möglichkeiten der virtuellen<br />
Zusammenarbeit auszuprobieren. Sie kümmern sich darum, dass neue<br />
Anwender schnell <strong>und</strong> unkompliziert ins System eingeführt werden. Bei<br />
didaktischen <strong>und</strong> pädagogischen Fragen helfen sie weiter.<br />
Unterstützung erhalten die Promotoren dabei von den Azubi-<br />
Multiplikatoren. Sie unterstützen die anderen Auszubildenden, entwickeln<br />
Schulungskonzepte für neue Kollegen <strong>und</strong> initiieren Projekte. So optimieren<br />
die Multiplikatoren zusammen mit den Promotoren den Einsatz von<br />
ALF vor Ort dahingehend, dass alle Auszubildenden den jeweils besten<br />
Weg finden, ALF für ihre individuellen Lernprozesse möglichst gut <strong>und</strong><br />
effektiv zu nutzen.<br />
Außerdem steht die aus der Projektgruppe entstandene Qualitätssicherungsgruppe<br />
jederzeit beratend zur Verfügung.<br />
Durch dieses umfassende Betreuungssystem kann jedem Anwender zu<br />
jeder Frage schnell <strong>und</strong> effektiv weitergeholfen werden.
Abbildung 2<br />
Die Ansprechpartner<br />
Das didaktische Gesamtkonzept<br />
120<br />
Über die technische Umsetzung der Lernplattform hinaus war es beson-<br />
ders wichtig, Ideen zu entwickeln, wie ALF als Teil der Lernprozesse kon-<br />
kret <strong>und</strong> zusätzlichen Nutzen bringend eingesetzt werden konnte. Lernkon-<br />
zepte, die die verfügbaren elektronischen Möglichkeiten samt der Vernetzung<br />
über das Intranet – also klassisches E-<strong>Learning</strong> – optimal mit "traditionellen"<br />
Lernmedien <strong>und</strong> Lernmethoden verknüpften, mussten entwickelt<br />
<strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />
Gerade bei der Vielzahl an Möglichkeiten im Blended <strong>Learning</strong> ist eine<br />
gute <strong>und</strong> detaillierte Lernplanung wichtig: Im Lernprozess sollten sich<br />
Phasen der Informationssuche <strong>und</strong> des Wissensinputs mit Lern- <strong>und</strong> Handlungsphasen<br />
abwechseln. In regelmäßigen Reflexionsprozessen sollten<br />
Auszubildende <strong>und</strong> Ausbilder das Vorgehen gemeinsam analysieren <strong>und</strong><br />
auswerten.
121<br />
Nachfolgend zwei Beispiele, die die Umsetzung solcher Blended-<br />
<strong>Learning</strong> Konzepte beinhalten.<br />
Vermittlung des versicherungsspezifischen Themas „Rückversiche-<br />
rung“ für auszubildende Versicherungskaufleute. Rahmenbedingung:<br />
Zentrale Ausbildung in einer Ausbildungsgruppe.<br />
Zunächst besprechen die Auszubildenden im Team zusammen mit dem<br />
Ausbilder die Lernziele im Bereich „Rückversicherung“ <strong>und</strong> die möglichen<br />
Wege zur Erreichung dieser Lernziele. Dann erarbeiten die Auszubildenden<br />
die fachlichen Gr<strong>und</strong>lagen zu dem Thema selbstständig über ein WBT<br />
– entweder alleine oder in einer Lernpartnerschaft mit anderen Auszubildenden.<br />
In einem anschließenden Treffen mit dem Ausbilder werden diese<br />
Gr<strong>und</strong>lagen nochmals besprochen <strong>und</strong> gefestigt sowie um Allianz Besonderheiten<br />
ergänzt.<br />
Der nächste Schritt führt wieder in ALF <strong>und</strong> dort erneut ins WBT<br />
„Rückversicherung“: Hier können die Auszubildenden anhand unterschiedlichster<br />
Simulationen durchspielen, wie es sich unter verschiedenen Bedingungen<br />
auswirken kann, wenn sich eine Versicherung stark oder weniger<br />
stark rückversichert. Zusätzlich können die Auszubildenden eigene<br />
Schwerpunkte im Lernstoff setzen <strong>und</strong> vertiefen.<br />
Im folgenden Schritt setzen die Auszubildenden ihre erworbenen<br />
Kenntnisse in die <strong>Praxis</strong> um. Ein Teil der Gruppe übernimmt die Rolle der<br />
Geschäftsleitung eines Versicherungsunternehmens, das seine neue Rückversicherungspolitik<br />
in einer simulierten Pressekonferenz „Journalisten“<br />
(nämlich dem zweiten Teil der Auszubildendengruppe) vorstellt. Die Präsentatoren<br />
müssen sich dabei den kritischen Fragen ihrer Kollegen stellen.<br />
Zum Abschluss des Themas erfolgt eine schriftliche Lernerfolgskontrolle,<br />
die der Ausbilder bei Wunsch über ALF zusammenstellen kann.
122<br />
Abbildung 3<br />
Umsetzung von Blended <strong>Learning</strong>-Konzepten am Beispiel des Themas<br />
„Rückversicherung“<br />
Vermittlung des fachübergreifenden Themas „Arbeitsorganisation“<br />
für auszubildende Kaufleute für Bürokommunikation. Rahmenbedingung:<br />
Dezentrale Ausbildung in verschiedenen Fachabteilungen.<br />
In der ersten Lernphase erarbeiten die Auszubildenden zusammen mit<br />
ihrem Ausbilder den Sinn <strong>und</strong> die Hintergründe des Lernziels „Arbeitsorganisation“.<br />
Nutzen <strong>und</strong> Anwendungsmöglichkeiten des Lernstoffs für den<br />
eigenen Aufgabenbereich werden besprochen. Dann werden die Auszubildenden<br />
angeleitet, sich in das komplexe Thema „Arbeitsorganisation“<br />
selbstständig einzuarbeiten. Sie sollen dabei ihre Vorgehensweise zum<br />
großen Teil selbst planen <strong>und</strong> sich ihre Zeit eigenständig einteilen.<br />
Als eine wichtige mögliche Informationsquelle nennt der Ausbilder den<br />
Auszubildenden ein WBT in ALF. Mit Hilfe dieses WBTs kann jeder Auszubildender<br />
für sich lernen <strong>und</strong> anhand einer Vielzahl von Fallbeispielen<br />
bzw. anschließenden Übungen sein Wissen vertiefen. Jedem Lerner wird<br />
die Option offen gelassen, alleine oder zusammen mit anderen in Lerngruppen<br />
zu arbeiten. Die Auszubildenden bestimmen auch ihre Lernzeit<br />
<strong>und</strong> Arbeitsintensität selbst.<br />
Im dritten Schritt vertiefen die Auszubildenden den Lerninhalt zusammen<br />
mit dem Ausbilder. Dabei wird das Thema durch ein vom Ausbilder<br />
vorbereitetes Frage- <strong>und</strong> Antwortspiel entwickelt. Die Gesprächssteuerung
123<br />
liegt beim Ausbilder. Er stellt Fragen, gibt den Auszubildenden die Mög-<br />
lichkeit, ihr Wissen einzubringen <strong>und</strong> fasst einzelne Themenbereiche zu-<br />
sammen.<br />
Der vierte Schritt sieht eine Gruppenarbeit vor. Die Auszubildenden<br />
sind nun gefragt, das Gelernte in die <strong>Praxis</strong> umzusetzen. Sie müssen dazu<br />
eine Fülle anstehender Arbeitsaufgaben zügig sichten, priorisieren <strong>und</strong> or-<br />
ganisieren – unter Beachtung der Aspekte einer guten Arbeitsorganisation.<br />
Die Aufgabe erlaubt verschiedene Lösungen <strong>und</strong> kreative Ansätze.<br />
Eine abschließende Präsentation <strong>und</strong> Diskussion der Ergebnisse unter-<br />
stützen die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema.<br />
Abbildung 4<br />
Umsetzung von Blended <strong>Learning</strong>-Konzepten am Beispiel des Themas<br />
„Arbeitsorganisation“<br />
Diese <strong>und</strong> ähnliche Konzepte werden laufend durch Ausbilder <strong>und</strong> die<br />
Qualitätssicherungsgruppe von ALF ausgebaut <strong>und</strong> neu entwickelt. So liegen<br />
dann auch für etliche weitere Themen Blended <strong>Learning</strong>-Konzepte<br />
vor. Als Beispiel seien genannt: Betriebswirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen, Versicherungsvertragsrecht<br />
oder Bankbetriebslehre.<br />
Fazit<br />
Mit ALF kann die Allianz als eines der ersten deutschen Unternehmen<br />
auf die Entwicklung <strong>und</strong> den Einsatz einer Lernplattform für die Be-
124<br />
rufsausbildung zurückschauen, die sich nun bereits seit mehreren Jahren<br />
im praktischen Einsatz erfolgreich bewährt. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren<br />
für die erfolgreiche Implementierung waren:<br />
• Der Einstieg über Pilotfelder.<br />
• Eine homogene <strong>und</strong> moderner Technik aufgeschlossene Anwendergruppe<br />
(Auszubildende <strong>und</strong> Ausbilder).<br />
• Ein umfassendes Implementierungskonzept.<br />
• Regelmäßige Information der künftigen Nutzer bereits während der<br />
Entwicklungsphase.<br />
• Eine begleitende Evaluation.<br />
• Die frühzeitige Qualifizierung aller Beteiligten.<br />
• Gute Unterstützung für die Anwender vor Ort.<br />
• Die Möglichkeit aller Nutzer, sich in ALF aktiv einzubringen.<br />
Darüber hinaus gab es jedoch auch eine Reihe Faktoren, die die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> den Betrieb von ALF hinderten:<br />
Die Vorreiterrolle innerhalb der Allianz <strong>und</strong> auf dem Markt der Lernplattformen<br />
brachte es mit sich, dass vieles, was zwischenzeitlich selbstverständlich<br />
ist, 1997/1998 nur schwer umsetzbar war.<br />
Die Mitarbeiter der Projektgruppe waren für das Projekt nicht freigestellt,<br />
d. h. sie gingen neben der Projektgruppenarbeit auch ihren eigentlichen<br />
Aufgaben im Unternehmen nach. Dies machte das Zeitmanagement<br />
teilweise schwierig.<br />
Auftretende Fehler im technischen System ALF mussten rasch<br />
weitergeleitet <strong>und</strong> zügig behoben werden. Eine Rückmeldung über den<br />
Stand der Fehlerbehebung musste zeitnah erfolgen. Anfänglich wurde der<br />
Chat in ALF häufig für privaten Austausch genutzt. Hier mussten sich im<br />
Laufe der Zeit Spielregeln entwickeln.
Ausblick<br />
125<br />
Für den Einsatz einer erfolgreich genutzten Lern- <strong>und</strong> Kommunikati-<br />
onsplattform sind die kontinuierliche Weiterentwicklung des Systems <strong>und</strong><br />
die Anpassung an den Bedarf der Nutzer wichtig. So wurde beispielsweise<br />
im letzten Jahr ein Autorentool für die Erstellung von WBTs eingeführt<br />
<strong>und</strong> ein „Virtual Classroom“ (VC) an ALF angeb<strong>und</strong>en. Dieser VC erleichtert<br />
die standortübergreifende Zusammenarbeit zusätzlich – ohne dass Reise-<br />
oder Unterbringungsaufwand anfällt. Ein weiterer Schritt in der Zukunft<br />
ist die Einführung der Auszubildenden im Außendienst der Allianz<br />
Gesellschaften in ALF, um so das Potential der Plattform <strong>und</strong> des Blended<br />
<strong>Learning</strong>s gerade für dezentrale Ausbildungsstrukturen verstärkt zu nutzen.
Thomas Hagenhofer:<br />
126<br />
E-<strong>Learning</strong> in der Medienbranche - Erfahrungen aus<br />
dem Projekt Mediengestalter/in 2000plus<br />
Der Faktor Zeit bildet das kritische Moment im Prozess einer strate-<br />
gisch ausgerichteten <strong>und</strong> zukunftsorientierten Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Daher sind Maßnahmen gefragt, die eine möglichst flexible sowie weitestgehend<br />
raum- <strong>und</strong> zeitunabhängige Kompetenzentwicklung zulassen <strong>und</strong><br />
so die klassische Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung ergänzen.<br />
Die Onlinestellung des LernCenters 2000plus (http://lerncenter.mediengestalter2000plus.de)<br />
läutete den Beginn einer praxisnahen <strong>und</strong> branchenweiten<br />
Qualifizierungskampagne ein. Das LernCenter richtet sich sowohl<br />
an <strong>betriebliche</strong> <strong>und</strong> schulische Ausbilder als auch an Auszubildende.<br />
Das Besondere am LernCenter 2000plus ist, dass die Qualifizierung direkt<br />
am Arbeitsplatz oder an jedem anderen beliebigen Ort stattfinden kann.<br />
Dabei baut es auf den modernen Regelungen zur Berufsausbildung in der<br />
Branche auf <strong>und</strong> ergänzt sie. Inhaltlich abgestimmte Kommunikationselemente<br />
ermöglichen die Diskussion zu spezifischen Fachthemen in Lernforen<br />
<strong>und</strong> Chat.<br />
Vorbemerkung<br />
"Traut die Branche ihrem Medium nicht?" – so lautete das Thema einer<br />
Diskussionsveranstaltung der Michel Medien Beratung, Essen auf dem Medienforum<br />
NRW im Jahr 2001. Die Ursachen für das Schattendasein von E-<br />
<strong>Learning</strong> in diesem Wirtschaftssektor waren sicher vielfältig. Zum einen<br />
erschwerte die KMU-Struktur 68 den effizienten Einsatz, zum anderen war<br />
die Skepsis gegenüber E-<strong>Learning</strong> aufgr<strong>und</strong> eigener Anschauung 69 von<br />
Projektergebnissen aus der CBT-Zeit <strong>und</strong> der des programmierten Lernens<br />
68<br />
KMU = kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />
2<br />
Schließlich war zumindest die Multimedia-Branche an diesen Entwicklungen<br />
aktiv beteiligt.
127<br />
besonders groß. Kaum interaktive, stark softwareorientierte Lernprogram-<br />
me, die in seltensten Fällen soziale Komponenten des Lernens berücksich-<br />
tigten, hatten eine bleibende abschreckende Wirkung hinterlassen. Lieber<br />
kein E-<strong>Learning</strong> als schlechtes war die Quintessenz für viele aus dieser<br />
Zeit. Hinzu kamen branchenspezifische schlechte Erfahrungen aus dem europäischen<br />
Großprojekt DISMED (Dissemination of Key Information via<br />
an Interactive Online Communication Platform in Media Industry), das in<br />
einer Zeit fehlender zukunftssicherer Standards kaum Impulse für neue<br />
Formen des Lernens geben konnte. Auf der anderen Seite sind die Anforderungen<br />
an Lernmedien auf diesem Sektor naturgemäß besonders hoch –<br />
angefangen bei der Gestaltung bis zum Navigationskonzept.<br />
Eine Initialzündung für E-<strong>Learning</strong> in der Druck- <strong>und</strong> Medienbranche<br />
konnte durch das Projekt Mediengestalter/in 2000plus – Bündnis für Medienkompetenz,<br />
Innovation <strong>und</strong> Beschäftigung zur Kommunikationsgestaltung<br />
im 3. Jahrtausend erreicht werden. Heute haben etwa die Hälfte aller<br />
an der Mediengestalter-Ausbildung Beteiligten Erfahrungen mit diesen<br />
neuen Lernformen sammeln können. Über 10.000 Nutzer <strong>und</strong> Nutzerinnen<br />
des LernCenters 2000plus <strong>und</strong> der Diskussions- <strong>und</strong> Lernforen stellen ein<br />
wichtiges Erfahrungspotenzial für die weitere Entwicklung von E-<strong>Learning</strong><br />
dar. Dieser Bericht will hierfür einen Beitrag leisten.<br />
Zu Entstehung <strong>und</strong> Anlage des Projektes<br />
Das Berufsbild Mediengestalter/in für Digital- <strong>und</strong> Printmedien hat in<br />
der Druck- <strong>und</strong> Medienindustrie eine sehr positive Resonanz gef<strong>und</strong>en:<br />
Seit der Einführung im Jahr 1998 bis zum konjunkturellen Einbruch in<br />
2001 nahmen immer mehr ausbildende Unternehmen, Ausbilder <strong>und</strong> Berufskollegs<br />
die Herausforderungen dieses zukunftsorientierten Ausbildungsberufes<br />
an <strong>und</strong> ließen die Zahl der Ausbildungsverhältnisse stetig<br />
anwachsen.<br />
Das Berufsbild Mediengestalter/in für Digital- <strong>und</strong> Printmedien ermöglicht<br />
in neuen <strong>und</strong> boomenden Geschäftsfeldern wie Medienberatung, Mul-
128<br />
timedia, digitale Medien <strong>und</strong> Digitaldruck auszubilden. Außerdem fördert<br />
es gezielt Schlüsselqualifikationen wie Kommunikations-, Team- <strong>und</strong><br />
Problemlösefähigkeit, die in den modernen Arbeitsprozessen immer wichtiger<br />
werden.<br />
Die einschneidenden Veränderungen stellen besondere Herausforderungen<br />
für die <strong>betriebliche</strong>n <strong>und</strong> schulischen Ausbilder dar. Die Einführung<br />
eines neuen Ausbildungsberufes markiert eine Entwicklung, die stetig<br />
fortgeführt <strong>und</strong> an die Anforderungen in Betrieb <strong>und</strong> Schule angepasst<br />
werden muss. So werden die Zwischen- <strong>und</strong> Abschlussprüfungen inhaltlich<br />
<strong>und</strong> formal neu gestaltet. Um sich dieser Herausforderung leichter stellen<br />
zu können, brauchen insbesondere die ausbildenden Betriebe praxisorientierte<br />
Hilfen bei der Ausbildung: Hier setzt das Projekt Mediengestalter/in<br />
2000plus an.<br />
Projektleitung, Projektpartner <strong>und</strong> Förderer<br />
Der Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck <strong>und</strong> Medien (ZFA) leitete<br />
das Projekt <strong>und</strong> war zentraler Ansprechpartner für Fragen der Schwerpunktsetzung,<br />
der Ausrichtung <strong>und</strong> des Fortschritts des Projektes. Der ZFA<br />
ist eine gemeinsame Einrichtung der beiden Tarifvertragsparteien B<strong>und</strong>esverband<br />
Druck <strong>und</strong> Medien (bvdm) <strong>und</strong> die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di Medien.<br />
Der Deutsche Industrie- <strong>und</strong> Handelskammertag (DIHK) unterstützte<br />
den ZFA bei der Einbeziehung <strong>und</strong> Information der regionalen Industrie<strong>und</strong><br />
Handelskammern <strong>und</strong> hat Qualifizierungsmaßnahmen für die Ausbildungsberater<br />
entwickelt <strong>und</strong> durchgeführt.<br />
Die Gesellschaft für Innovationsforschung <strong>und</strong> Beratung mbH (IBI)<br />
moderierte <strong>und</strong> koordinierte die Projektarbeiten, strukturierte die Ergebnisse<br />
<strong>und</strong> leistete methodische Beratung bei der Entwicklung von Lehr- <strong>und</strong><br />
Lerneinheiten.
129<br />
Gefördert wurde das Projekt vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />
Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms "Neue Medien in der Bil-<br />
dung" (August 2000 bis Juli 2003).<br />
Abbildung 1<br />
Mediengestalter/in 2000plus
Planung <strong>und</strong> Umsetzung<br />
130<br />
Nach einer intensiven Marktanalyse durch das Beratungsinstitut IBI<br />
wurde klar, dass E-<strong>Learning</strong> für die Druck- <strong>und</strong> Medienindustrie bislang<br />
nicht auf dem aktuellen Stand von Technik <strong>und</strong> Didaktik umgesetzt worden<br />
war. Daher wurde im Projekt zunächst parallel zum Aufbau eines b<strong>und</strong>esweiten<br />
Netzwerkes für die Mediengestalter-Ausbildung ein didaktisches<br />
Gr<strong>und</strong>konzept erarbeitet, das hier in Auszügen wiedergegeben wird.<br />
"Gründe für die zurzeit unklaren Aussagen über die Effekte von E-<br />
<strong>Learning</strong> liegen nicht zuletzt in der Differenziertheit <strong>und</strong> geringen Vergleichbarkeit<br />
der bestehenden Systeme. Und obwohl zur Zeit intensiv über<br />
technische Parameter <strong>und</strong> Plattformen von E-<strong>Learning</strong>-Systemen diskutiert<br />
wird, sind sich die meisten Experten einig, dass zukünftig nicht die Wahl<br />
des technischen Systems <strong>und</strong> schöne Animationen, sondern die Qualität<br />
des Contents <strong>und</strong> dessen methodisch-didaktische Aufbereitung, die Faktoren<br />
sind, die über den Erfolg von E-<strong>Learning</strong> entscheiden werden. Aktuell<br />
werden Qualitätskriterien aus unterschiedlichen Perspektiven identifiziert,<br />
die jedoch bisher kaum verbreitet <strong>und</strong> nicht evaluiert sind. Zur Beurteilung<br />
des Contents <strong>und</strong> der Methodik ist es notwendig, pädagogische <strong>und</strong> psychologische<br />
Aspekte des Lernens zu berücksichtigen.<br />
Aus pädagogischer Perspektive können zusammengefasst folgende<br />
Gr<strong>und</strong>anforderungen an ein virtuelles Lehrsystem gestellt werden 70 : Dem<br />
Lerner müssen Möglichkeiten geboten werden, sich durch Selbsttests o. ä.<br />
im Lehrsystem richtig zu platzieren.<br />
Es müssen für verschiedene Lerngruppen Variationen bezüglich Ziele,<br />
Aufbau, Lernmethode <strong>und</strong> Leistungsüberprüfung geboten werden.<br />
Es müssen dem Lerner immer wieder „Zwischentableaus“ geboten werden,<br />
die ihm helfen, seinen derzeitigen Stand im Lernprozess zu finden<br />
<strong>und</strong> neue Lernschritte strategisch auszurichten.<br />
70 Dichanz, Horst/Ernst, Annette: „Begriffliche, psychologische <strong>und</strong> didaktische<br />
Überlegungen zum „electronic learning“. In: Medienpädagogik, Online-<br />
Zeitschrift für <strong>Theorie</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong> der Medienbildung. 27.06.2001.
(…)<br />
131<br />
Trotz der Möglichkeiten, die ein E-<strong>Learning</strong>-System bieten kann, sind<br />
die Lernbiografien der einzelnen Lerner i.d.R. wesentlich einflussreicher<br />
als die elektronischen Möglichkeiten der Lernsteuerung. Deshalb ist der<br />
Lernerfolg bei der Nutzung von E-<strong>Learning</strong> interindividuell überaus unterschiedlich<br />
<strong>und</strong> damit nicht allgemein gültig quantifizierbar.<br />
Prinzipiell gilt jedoch, dass Lernprozesse in computergestützten Lernumgebungen<br />
nur initiiert werden können, wenn die lernpsychologischen<br />
Aspekte Motivation, Interesse <strong>und</strong> Neugier berücksichtigt werden, die den<br />
Lernprozess begünstigen: Die Merkmale Interaktivität, Adaptivität <strong>und</strong><br />
Kontrolle können hierzu einen Beitrag leisten. 71<br />
Mit Hilfe der Interaktivität soll eine aktive Verarbeitung der Lehrinhalte<br />
durch die Dialogmöglichkeiten zwischen Nutzer <strong>und</strong> System gefördert<br />
werden. Sie wird erhöht, je stärker der Nutzer durch seine Aktionen bzw.<br />
Reaktionen die Reihenfolge, Auswahl <strong>und</strong> Zeitpunkte der Informationen,<br />
die im System vorhanden sind, selbst steuern kann. 72<br />
Adaptivität bezeichnet das Maß, in dem ein Lerner eine Lernumgebung<br />
an seine individuellen Lernvoraussetzungen bzw. Lernfortschritten anpassen<br />
kann. 73 In adaptiven Systemen kann der Lerner das System aktiv an<br />
seine Bedürfnisse anpassen (z. B. Arbeitsgeschwindigkeit, Wiederholbarkeit,<br />
Vorkenntnisse).<br />
Kontrolle umfasst die Möglichkeiten des Nutzers, den Lernvorgang<br />
möglichst selbst zu steuern <strong>und</strong> zu prüfen. Je mehr Optionen <strong>und</strong> Wahlmöglichkeiten<br />
ein System anbietet, desto höher ist das Maß der Kontrolle<br />
für den User. 74<br />
71<br />
Dichanz, Horst/Ernst, Annette: a. a. O.<br />
72<br />
Floyd, S./Floyd, B. (1982): „Handbook of interaktive video.“ White Plains -<br />
New York.<br />
73<br />
Niegemann, Helmut M. (2000): „Konzeption, Entwicklung <strong>und</strong> Einsatz digitaler<br />
Lernumgebungen“. In: Beiträge aus dem wissenschaftlichen Leben: Medien,<br />
hrsg. von der TU Ilmenau.<br />
74<br />
Niegemann, Helmut M.: a. a. O.
132<br />
Um die pädagogischen <strong>und</strong> psychologischen Zielsetzungen bei der Ent-<br />
wicklung von E-<strong>Learning</strong>-Systemen berücksichtigen zu können, müssen<br />
eine Reihe von Entwicklungsschritten berücksichtigt werden: die Bedarfsanalyse,<br />
die Lehrzielbestimmung, die Adressatenanalyse, die Lehrstoffanalyse<br />
<strong>und</strong> die Analyse der Lernumgebung.<br />
(…)<br />
Nach Projektantrag besteht die Hauptzielgruppe der E-<strong>Learning</strong>-<br />
Vorhaben im Projekt aus den <strong>betriebliche</strong>n <strong>und</strong> schulischen Ausbildern im<br />
Mediengestalter-Beruf. Daher sollte im Bezug auf E-<strong>Learning</strong> der Bereich<br />
der Lehrhilfen stark gewichtet werden. Allerdings zeigen die Erfahrungen<br />
mit anderen Internet-Angeboten, dass diese stark von Auszubildenden genutzt<br />
werden. Es soll daher ein Lerntreffpunkt für Ausbilder <strong>und</strong> Auszubildende<br />
im Netz geschaffen werden.<br />
Lernen bei Ausbildern <strong>und</strong> Lehrern findet, nach eigenen Aussagen,<br />
wenn überhaupt, in fachlichen Seminaren oder im Selbststudium (Lesen<br />
von Fachzeitschriften) statt. Hierzu mangelt es zumeist an Zeit <strong>und</strong>/oder<br />
der Finanzierung.<br />
Bei Auszubildenden entwickelte sich im Verlauf der vergangenen eineinhalb<br />
Jahre – neben dem Lernen in der Schule, im Betrieb <strong>und</strong> in Arbeitsgruppen<br />
– eine neue Form des Lernens <strong>und</strong> „gegenseitigen Lehrens“:<br />
Im Netz bildeten sich eine Vielzahl von Diskussionsplattformen; auch r<strong>und</strong><br />
um das Berufsbild Mediengestalter/in für Digital- <strong>und</strong> Printmedien (wie<br />
z. B. MEUC, Mediengestalterforum, azubiworld, spatium, colorfool). Hier<br />
entstanden neue Formen des selbst organisierten <strong>und</strong> informellen Lernens:<br />
Es finden intensive Diskussionen fachlicher Themen mit teilweise mehreren<br />
h<strong>und</strong>ert Einzelbeiträgen statt. Ausbildungsinhalte werden diskutiert,<br />
Tipps <strong>und</strong> Hinweise ausgetauscht <strong>und</strong> verbreitet, Literatur-Bewertungen<br />
ins Web gestellt. In der Negativform reicht das bis zur Verbreitung von<br />
Prüfungsfragen der Abschlussprüfungen über das Web.“
133<br />
Abbildung 2<br />
Inhaltlicher Aufbau des Lern-Centers<br />
ZFA<br />
Portalebene:<br />
Das Projekt Der Beruf Die <strong>Praxis</strong> Das Forum Das Lern-Center<br />
Struktur der Lernplattform nach Ausbildungsinhalten:<br />
Organisation/Konzeption Gestaltung Datenbearbeitung Datenhandling<br />
Kommunikation Druck Digitale Medien Hard- <strong>und</strong> Software<br />
Beispiele für Inhalte:<br />
PDF-Dokumente „Digitale Druckausgabe“ Links: Literaturserver, Diskussionsforum,<br />
Hersteller Veranstaltungen, ...<br />
Module:<br />
Qualifizieren Informieren Kommunizieren<br />
WBTs, WBTs,<br />
Generierte Prüfungs- Prüfungs- Literaturserver, Themenrelevante<br />
Themenforen, Chat,<br />
fragen, Lehrinhalte von Lehrern<br />
Links, Weiterbildung, DIHK, News<br />
Arbeitsgruppen<br />
Das Projekt hat diese Entwicklung bereits aufgegriffen <strong>und</strong> im Rahmen des<br />
Forums auf der Website begonnen, das selbst organisierte Lernen zu struk-<br />
turieren. Bestimmte Themenbereiche wie beispielsweise Webdesign wer-<br />
den zusammengefasst <strong>und</strong> von Experten moderiert <strong>und</strong> strukturiert. Offen-<br />
sichtlich entwickeln sich hier neue Lernformen, die webbasiert sind <strong>und</strong><br />
daher in das Projekt „Mediengestalter/-in 2000plus“ einbezogen, weiterentwickelt<br />
<strong>und</strong> auch der Zielgruppe der <strong>betriebliche</strong>n <strong>und</strong> schulischen<br />
Ausbildern zur Verfügung gestellt werden sollen.<br />
Projektphasen<br />
Nach Verabschiedung dieses Konzeptes können drei Phasen der E-<br />
<strong>Learning</strong>-Entwicklung im Projekt unterschieden werden:<br />
Inhaltlicher Aufbau des Lern-Centers
134<br />
In der Startphase (Sommer 2000 bis Herbst 2001) selbst wurde mit der<br />
Netzwerkbildung über die Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsplattform<br />
www.mediengestalter2000plus.de, über moderierte Diskussions- <strong>und</strong> Lern-<br />
foren, den Projekt-Newsletter sowie Veranstaltungen in allen B<strong>und</strong>eslän-<br />
dern die Gr<strong>und</strong>lage für die schnelle Einführung von E-<strong>Learning</strong> entwickelt.<br />
In der zweiten Phase stand die Entwicklung von Content <strong>und</strong> Plattform<br />
im Vordergr<strong>und</strong> (Herbst 2001 bis Oktober 2002). Die parallele Entwicklung<br />
der beiden Komponenten beschleunigte den Entstehungsprozess aufgr<strong>und</strong><br />
der vorher definierten methodisch-didaktischen Gr<strong>und</strong>lage. Diese<br />
Phase wurde zudem zur Schulung der Projektmitarbeiter/innen als Autoren<br />
genutzt.<br />
In der dritten Phase von Oktober 2002 bis August 2003 erfolgte der<br />
Launch <strong>und</strong> die Branchendurchdringung. Hierbei spielte die kostenfreie<br />
Nutzung <strong>und</strong> die Information in Fachpresse <strong>und</strong> eigenen Medien (Newsletter,<br />
R<strong>und</strong>schreiben) eine wichtige Rolle.<br />
Nachdem das Projekt beendet wurde, ergab sich zwangsläufig eine vierte<br />
Phase in der E-<strong>Learning</strong>-Entwicklung, die der Einführung von Gebühren<br />
für die LernCenter-Nutzung. Mit Blick auf die große Zahl von Auszubildenden<br />
<strong>und</strong> Umschüler/innen wird seit September 2003 eine vergleichsweise<br />
sehr geringe Jahresgebühr von 24 EUR erhoben.<br />
Ergebnisse<br />
Das LernCenter 2000plus<br />
Das LernCenter versteht sich als ein Baustein innerhalb des gesamten<br />
Lehr- <strong>und</strong> Lernsystems für Auszubildende, Lehrer/innen <strong>und</strong> Ausbilder/innen<br />
im Berufsfeld Mediengestalter/in für Digital- <strong>und</strong> Printmedien.<br />
Es ist eine wertvolle Ergänzung zur <strong>betriebliche</strong>n, über<strong>betriebliche</strong>n <strong>und</strong><br />
schulischen Ausbildung. Anders als bei Präsenzkonzepten wird hier ein<br />
ständiges Forum für Information <strong>und</strong> Kommunikation angeboten. Durch<br />
die autorensystemgestützte Technik können alle Nutzer aktiv teilnehmen,<br />
eingreifen <strong>und</strong> Inhalte selbst generieren. Präsenzlernen, Workshops on-
135<br />
<strong>und</strong> offline <strong>und</strong> didaktische Betreuung sollen kombiniert werden. Wichtige<br />
Zielsetzung ist die systematische <strong>und</strong> themenzentrierte Zusammenführung<br />
der unterschiedlichen Informations-, Kommunikations- <strong>und</strong> Lehrangebote<br />
sowie die Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen (Ausbilder/innen, Lehrer/innen,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Auszubildende). Ein berufsbezogenes Lernportal,<br />
moderierte Diskussions- <strong>und</strong> Lernforen <strong>und</strong> ausgewählte Lehr- <strong>und</strong><br />
Lernmodule sollen die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung der Mediengestalter begleiten.<br />
Neben Web-Based-Training-Modulen (WBT), PDF-basierten Lernhilfen<br />
<strong>und</strong> verlinkten Fachinformationen werden auch Leittexte <strong>und</strong> praxiserprobte<br />
Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien aus dem Alltag zur Verfügung gestellt<br />
(Best-Practice-Tools). Darüber hinaus können sich Ausbilder <strong>und</strong> Lehrer<br />
im Lernforum bzw. über kommentierte Links einbringen sowie an Chats<br />
beteiligen. Die wichtigsten Elemente des LernCenter 2000plus sind:<br />
• ein Übungspool zur projekt- <strong>und</strong> prozessorientierten Medienproduktion,<br />
• Web-Based-Trainings (WBTs) zu den Themen „Typografie am Bildschirm“,<br />
"Satztechnik <strong>und</strong> Typografie", "Farbenlehre" <strong>und</strong> "Bilddigitalisierung"<br />
• ein moderiertes Diskussions- <strong>und</strong> Lernforum zu allen inhaltlichen <strong>und</strong><br />
organisatorischen Ausbildungsthemen,<br />
• eine kommentierte Linkliste,<br />
• Nachschlagewerke, Literaturtipps, Lehr- <strong>und</strong> Lernskripte zu unterschiedlichen<br />
Fachgebieten der Ausbildung von Mediengestaltern<br />
• eine Tutorialdatenbank zur Prüfungsvorbereitung (Kurzeinführung zu<br />
berufsspezifischen Themenstellungen),<br />
• Testmodule zu Projekt- <strong>und</strong> Kalkulationsmanagement.<br />
Der Übungspool zur projekt- <strong>und</strong> prozessorientierten Medienproduktion<br />
Im Übungspool finden Ausbilder, Lehrer <strong>und</strong> Auszubildende praxisnahe<br />
Übungsaufgaben für die <strong>betriebliche</strong> <strong>und</strong> schulische Ausbildung im Berufsbild<br />
Mediengestalter/in für Digital- <strong>und</strong> Printmedien. Alle Aufgaben
136<br />
der zehn Übungsmodule stehen in engem Bezug zum <strong>betriebliche</strong>n Ausbil-<br />
dungsrahmenplan <strong>und</strong> unterstützen eine praxisgerechte, projektbezogene<br />
<strong>und</strong> systematische Ausbildung. Über ein Online-Formular kann eine CD<br />
mit Bild- <strong>und</strong> Textdaten bestellt werden, die eine Bearbeitung der Aufgaben<br />
mit hoch aufgelösten Bildern ermöglicht. Alle Bilder <strong>und</strong> Texte können<br />
selbstverständlich auch als Download online geladen werden, die Bilder<br />
allerdings nur niedrig aufgelöst. In einer Tabelle sind die Arbeitsschritte<br />
den Inhalten aus dem Ausbildungsrahmenplan mit Empfehlungen zum<br />
Methodeneinsatz <strong>und</strong> den dabei vermittelten Schlüsselqualifikationen gegenübergestellt.<br />
Den Nutzer/innen des Übungspools stehen Hilfefunktionen,<br />
Tipps <strong>und</strong> Tricks, ein Feedback- <strong>und</strong> Kontaktformular sowie ein<br />
Fachglossar zur Verfügung.<br />
Web-Based-Training "Typografie am Bildschirm" <strong>und</strong> "Satztechnik<br />
<strong>und</strong> Typografie"<br />
Beide WBTs sind in innovativer Zusammenarbeit von Projekt, ZFA <strong>und</strong><br />
der Schweizer Mediengewerkschaft comedia entstanden. Die gemeinsamen<br />
Ziele lassen sich so zusammenfassen: Lebendiger als das Buch, aber ohne<br />
darauf zu verzichten 75, Typografie zum Anfassen, ohne sich in Spielerei zu<br />
verlieren, Medien gestalten lernen mit interaktiven Medien.<br />
Hier werden nicht einfach Lehrtexte für das Internet aufbereitet – das<br />
WBT „Typografie am Bildschirm“ ermöglicht durch interaktive Module<br />
praxisnahes Lernen am Bildschirm. Der Lernende kann die Schriftweite<br />
verändern oder Zeilenabstände am Bildschirm variieren <strong>und</strong> so praktisch<br />
sehen, wie sich das auf die Typografie auswirkt. Multimedia ist hier integraler<br />
Bestandteil des didaktischen Konzepts <strong>und</strong> wird nicht nur als Mittel<br />
der Wissensvermittlung eingesetzt. Das WBT umfasst vier Kapitel: „Zeichen/Buchstabe“,<br />
„Lesbarkeit/Schrift“, „Schriftenanwendung“ <strong>und</strong> „Datenkompression“.<br />
Jedes Kapitel beginnt mit einem optionalen Eingangs-<br />
75<br />
Die WBTs basieren inhaltlich auf den Bänden 2 <strong>und</strong> 5 der Lehrmittel zur typografischen<br />
Gestaltung von comedia.
137<br />
test. Ein Abschlusstest dient der Fortschrittsüberprüfung (letzterer wird<br />
nach dem Zufallsprinzip aus einem Aufgaben-Pool generiert). Ein Großteil<br />
der Themen eignet sich auch für „Printler“. Denn viele Gr<strong>und</strong>sätze der Ty-<br />
pografie gelten sowohl für die Digital- als auch für die Printausgabe. Die<br />
Aktivitäten der Benutzer werden in einem Logbuch festgehalten. Das Log-<br />
buch gibt Aufschluss über die besuchten Themen, die Dauer des Besuches,<br />
absolvierte Tests etc. Das Logbuch zeigt alle Themen auf einen Blick <strong>und</strong><br />
verfügt über individuelle Einstellmöglichkeiten. So kann z. B. festgelegt<br />
werden, in welcher Reihenfolge die einzelnen Themen besucht werden sollen.<br />
Mit Hilfe dieses Tools kann jeder sein eigenes Lernprogramm zusammenstellen.<br />
Eine Hilfefunktion, Lesezeichen, Stichwortsuche, Links <strong>und</strong><br />
Literaturtipps r<strong>und</strong>en das WBT ab.<br />
Das WBT "Satztechnik <strong>und</strong> Typografie" ist die Fortsetzung des Bildschirm-WBTs.<br />
In den Kapiteln "Der Buchstabe", "Abstände", "Satzarten"<br />
<strong>und</strong> "Schriftwahl" werden gr<strong>und</strong>sätzliches Wissen <strong>und</strong> Anwendungs-<br />
Know-how zu wichtigen Themen der Mikro- <strong>und</strong> Makrotypografie vermittelt.<br />
Qualifizierungsoffensive Druck <strong>und</strong> Medien des ZFA – das Branchensystem<br />
der Weiterbildung<br />
Mit der Neuordnung eines Ausbildungsberufs ist es nicht getan – es<br />
muss auch sichergestellt werden, dass die Ausbildung den Absolventen eine<br />
Zukunft bietet. Das Projekt Mediengestalter/in 2000plus brachte seine<br />
Erfahrungen in vielfältige Bestrebungen ein, die Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
für Mediengestalter/innen auf eine inhaltlich <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />
tragfähige Basis zu stellen.<br />
Eine weitere wesentliche Zielsetzung des Projektes Mediengestalter/in<br />
2000plus war die optimale Koppelung von Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung. Dafür<br />
wurde von Seiten des ZFA ein b<strong>und</strong>eseinheitliches System der beruflichen<br />
Weiterbildung für die Druck- <strong>und</strong> Medienbranche geschaffen, das auf der<br />
modularen Struktur der Ausbildung aufbaut. Ein einheitliches Prüfungssys-
138<br />
tem mit Zertifikat soll die Sicherheit, Vergleichbarkeit <strong>und</strong> Verlässlichkeit<br />
der erworbenen Qualifikationen garantieren. Einerlei ob Anpassungsqualifizierung<br />
oder Aufstiegsweiterbildung – für jeden Bedarf wird es Bausteine<br />
der Qualifizierung geben. Weiterführende Informationen hierzu gibt es<br />
bei den Verbänden Druck <strong>und</strong> Medien (http://www.bvdmonline.de/verband/!karte.nclk)<br />
oder den Landesbezirken der Vereinten<br />
Dienstleistungsgewerkschaft Fachbereich Medien, Kunst <strong>und</strong> Industrie<br />
(http://www.verdi.de/vor_ort)<br />
Erfahrungen<br />
Die folgenden Erfahrungen, die in der Projektlaufzeit gesammelt wurden,<br />
sind sicher nicht einfach auf andere Zusammenhänge übertragbar.<br />
Dennoch sollten sie im Sinne einer Liste von Empfehlungen für andere<br />
Konzeptionen verwendbar sein:<br />
• E-<strong>Learning</strong> braucht eine Einführungsstrategie, die wenig mit E-<br />
<strong>Learning</strong> an sich, aber viel mit den Wissens-Bedarfen der Zielgruppen<br />
zu tun hat.<br />
• Die Entwicklung eines f<strong>und</strong>ierten methodisch-didaktischen Konzepts<br />
<strong>und</strong> die Akquirierung / Produktion von qualitativ hochwertigen Inhalten<br />
hat Vorrang vor einer schnellen Produktion von Lernprogrammen.<br />
• Entwicklungspartner sollten in erster Linie aus fachlichem Hintergr<strong>und</strong><br />
ausgewählt werden.<br />
• Man sollte erst ans Netz gehen, wenn die kritische Masse an Inhalten erreicht<br />
ist. Die Budgetmasse (in unserem Projekt 80 Prozent) sollte für<br />
die Entwicklung von Content ausgegeben werden.<br />
• Die Nutzungsmöglichkeiten an die Wünsche der Nutzer-Gruppen anpassen,<br />
auch wenn dies möglicherweise zunächst dem didaktischen Konzept<br />
zuwider läuft. (z. B. geschlossene Gruppen vs. community building).
139<br />
• Wenn finanzierbar, sollte in der Einführungsphase kostenfreie Nutzung<br />
ermöglicht werden.<br />
Folgende Hürden stellten sich einer Einführung von E-<strong>Learning</strong> in der<br />
Branche in der Projektlaufzeit entgegen:<br />
- Die unabdingbare Methodenkompetenz war bei Ausbildern nicht immer<br />
vorhanden.<br />
- Durch den schlechten Ruf von E-<strong>Learning</strong> bei Ausbildern (Spielerei, geringe<br />
Qualität) kam es oftmals zu Akzeptanzproblemen.<br />
- E-<strong>Learning</strong> wurde als Konkurrenz statt sinnvolle Ergänzung gesehen.<br />
Netzwerkbildung <strong>und</strong> Community<br />
Die Netzwerkbildung <strong>und</strong> der community-Ansatz spielten im Projekt<br />
eine besondere Rolle. Dazu einige Hinweise:<br />
Für den community-Ansatz sind einzelne Zielgruppen sehr unterschiedlich<br />
zu gewinnen. In der Zielgruppe der Auszubildenden wurde dieser dort<br />
bekannte <strong>und</strong> etablierte Ansatz schnell aufgegriffen. Ganz im Gegensatz zu<br />
der Gruppe der Ausbilder <strong>und</strong> Lehrer, die sich mit diesem Konzept oftmals<br />
nur schwer anfre<strong>und</strong>en.<br />
Zur Netzwerkbildung ist die schnelle Gewinnung von Akteuren bis zum<br />
Erreichen einer kritischen Masse der entscheidende Schritt. Nur durch dieses<br />
schnelle Wachstum ist offensichtlich ein attraktives Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationsangebot realisierbar. Ein Forum wird in den ersten Tagen<br />
nach dem Start akzeptiert oder es dümpelt bis zum endgültigen Ende vor<br />
sich hin. Daher sollte zum Forumsstart bereits ein großer Verteiler an potentiellen<br />
Nutzern aufgebaut sein, der dann per E-Mail über das neue Angebot<br />
informiert <strong>und</strong> zur Teilnahme eingeladen wird.<br />
Ohne die kompetente Moderation von Fachleuten kann ein Forum auf<br />
Dauer kaum überleben. Die Moderation kann zudem in der Anfangsphase<br />
oder in Zeiten schwacher Frequentierung des Angebots die Aktualität<br />
durch eigene Beiträge gewährleisten.
140<br />
Große Barrieren existieren gegenüber dem Konzept, die Nutzer könnten<br />
die von ihnen selbst erstellten Lern- oder Lehrmittel untereinander austauschen.<br />
Die Idee eines solchen Lehrmittelpools hat sich leider nicht erfolgreich<br />
umsetzen lassen. Folgende Ursachen spielen eine Rolle:<br />
• Urheberrechtsprobleme<br />
• Angst vor dem Plagiat seines eigenen Produkts, das u.U. dann andere<br />
publizieren.<br />
• Unsicherheit bezüglich der Qualität des eigenen Produkts<br />
• Mangelnde Kooperationsbereitschaft<br />
• Angst vor Nassauern ohne eigene Beiträge<br />
Online-Befragung zum Projektabschluss<br />
Zum Abschluss des Projektes Mediengestalter/in 2000plus wurde eine<br />
umfangreiche Online-Befragung zum LernCenter 2000plus durchgeführt.<br />
Zwischen dem 25. Juni <strong>und</strong> 22. Juli 2003 hatten die Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer<br />
des LernCenter 2000plus die Gelegenheit, die dort angebotenen Qualifizierungsinhalte<br />
zu bewerten. Insgesamt beteiligten sich 1015 User an der<br />
Umfrage.<br />
Hier in Auszügen die Auswertung von Martina Schneider, IBI: "Zugegriffen<br />
wird auf das LernCenter 2000plus in der Hauptsache von Zuhause aus.<br />
Knapp zwei Drittel der Befragten (66,5 Prozent) bestätigten dies. Es waren<br />
mehrfache Antworten möglich, so dass mehr als 100 Prozent im Ergebnis<br />
erreicht werden. Am Arbeitsplatz nutzen 49,3 Prozent der User die Gelegenheit,<br />
auf die Website zuzugreifen, 37,8 Prozent greifen über den Standort<br />
Schule bzw. Bildungseinrichtung auf die Qualifizierungsinhalte zu.<br />
Bevor die einzelnen Qualifizierungsangebote näher untersucht werden,<br />
wurde die allgemeine Frage gestellt, ob die Inhalte des LernCenter<br />
2000plus den aktuellen Themenstellungen im Berufsbild entsprechen.
141<br />
Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, das dies meistens oder ganz<br />
zutrifft. Unsicher waren sich bei dieser Frage 22,8 Prozent <strong>und</strong> antworteten<br />
»teils-teils«. Ein Prozent der User war der Meinung, dass selten oder gar<br />
nicht die Themenstellungen des Berufsbildes behandelt werden.<br />
Ein interessantes Ergebnis ergab sich bei der Frage nach dem bevorzugten<br />
Lernangebot. Es waren mehrere Antworten möglich, so dass auch bei dieser<br />
Beantwortung der Frage mehr als 100 Prozent erzielt wurden:<br />
Tabelle 1<br />
Bevorzugte Lernangebote in Prozent<br />
Lernangebote Alle Ausbilder <strong>und</strong><br />
Lehrer<br />
Lernskripte (pdf) 45,9 43,7<br />
Übungen aus dem Übungspool 41,2 45,2<br />
Keine Präferenzen, nutze Angebotsmix 36,0 42,6<br />
Foren 27,7 14,2<br />
Web-Based-Training 24,3 32,0<br />
Lernmodule (HTML-basiert) 24,1 26,9<br />
Die bisher verfügbaren Lernskripte konnten durch gezielte Akquisitionsmaßnahmen<br />
bei Lehrkräften <strong>und</strong> Ausbildern erworben werden. Im<br />
Rahmen der vielfältigen Transfermaßnahmen im Projekt wurde immer<br />
wieder darauf hingewiesen, dass gerade Lehrkräfte <strong>und</strong> Ausbilder häufig<br />
über sehr gute Ausarbeitungen zu einzelnen fachlichen Themenstellungen<br />
verfügen, die ebenfalls auch für andere Fachinteressierte geeignet <strong>und</strong> hilfreich<br />
sind. Über die Einrichtung eines Lehrmittelpools sollten für <strong>betriebliche</strong><br />
<strong>und</strong> schulische Ausbilder ein Anreiz geschaffen werden, ihre eigenen<br />
Arbeiten – zunächst in einem geschlossenen Forum – zur Verfügung zu<br />
stellen, um dafür gleichzeitig auch von interessanten Arbeiten der Kollegen<br />
selbst profitieren zu können.
142<br />
Zu unserem Bedauern wurde von dem Lehrmittelpool bisher noch zu<br />
wenig Gebrauch gemacht. Wie aus Tabelle 1 ersichtlich wird, ist ein Be-<br />
darf an konkreten Fachausarbeitungen durchaus gegeben, denn die Lehr-<br />
skripte werden von den Usern deutlich bevorzugt.<br />
Ebenfalls zu den Favoriten zählt der Übungspool. Dies erfreut das Pro-<br />
jektteam besonders, da er im Rahmen einer Fachgruppenarbeit – gemeinsam<br />
mit Experten aus der Branche – entwickelt wurde. Beiden Lehrangeboten<br />
gemein ist, dass sie jeweils von Praktikern entwickelt <strong>und</strong> bereitgestellt<br />
wurden.<br />
Etwas überraschend ist die »geringe« Bevorzugung der Web-Based-<br />
Training-Module wie auch der HTML-basierten Lernmodule. Die jeweiligen<br />
Inhalte wurden stark an den Benutzergruppen orientiert <strong>und</strong> die zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden methodisch-didaktischen Konzepte sind geeignet, den<br />
Prozess des selbst gesteuerten Lernens zu unterstützen. Die Entwicklung<br />
der jeweiligen Module beinhaltete einen hohen Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand.<br />
Daher stehen im Gegensatz zu den Lehrskripten bisher mengenmäßig auch<br />
weniger WBT-Module zur Verfügung. Dennoch muss vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der Nutzungsintensität für zukünftige Entwicklungen dieses Ergebnis<br />
berücksichtigt werden."<br />
Bei diesem Ergebnis ist auch zu beachten, dass das LernCenter von<br />
Auszubildenden <strong>und</strong> Umschülern vorrangig zur Vorbereitung von Prüfungen<br />
genutzt wird. Für diese gezielte Prüfungsvorbereitung eignen sich offensichtlich<br />
aufbereitete PDF-Dokumente in Kombination mit Übungen<br />
<strong>und</strong> dem Kommunikations- <strong>und</strong> Lernforum besonders gut. Die Befragung<br />
zeigt auch, dass die Gruppe der <strong>betriebliche</strong>n <strong>und</strong> schulischen Ausbilder<br />
deutlich stärker die Nutzung von WBTs präferiert.<br />
Lernerfolg <strong>und</strong> Lernmotivation – das LernCenter 2000plus<br />
Trotz aller Bescheidenheit sind wir doch ein wenig stolz darauf, behaupten<br />
zu können, dass es branchenweit bezüglich des Umfangs kein vergleichbares<br />
Angebot an Ausbildungsinhalten zum Berufsbild des Medien-
143<br />
gestalters gibt. Dennoch waren wir sehr daran interessiert, direkt von den<br />
Nutzern zu erfahren, wie das LernCenter 2000plus im Gegensatz zu den<br />
klassischen Lernmethoden bewertet wird.<br />
Zunächst galt unser Interesse den Lernerfolgen. Hier lautete unsere Fra-<br />
ge: Wie hoch schätzen Sie den Lernerfolg des LernCenters 2000plus im<br />
Vergleich zu anderen Lehrmitteln ein (z. B. Präsenzunterricht, Lehrbücher,<br />
etc.)? Die Antwort: Hoch bis sehr hoch schätzten im Vergleich 57,7 Prozent<br />
der Befragten die Lernerfolge ein. Gleich bewerteten sie immerhin<br />
noch 30,4 Prozent. Als geringer oder viel geringer bewerteten knapp 12<br />
Prozent der Befragten den erzielten Lernerfolg.<br />
Darüber hinaus wollten wir wissen, wie hoch die Bedeutung eingeschätzt<br />
wird, dass auf der Lernplattform die verschiedenen Formen des<br />
Lernens miteinander kombiniert werden: Lernen, Informieren, Kommunizieren?<br />
Knapp ein Viertel der Befragten (24,4 Prozent) schätzt diese Kombination<br />
als sehr hoch ein, mehr als die Hälfte (54,0 Prozent) als hoch <strong>und</strong><br />
20,3 Prozent bewerteten die Verbindung dieser Lernelemente als »gleich«.<br />
Aber neben den erzielbaren Lernerfolgen <strong>und</strong> einer scheinbar ansprechenden<br />
Kombination einzelner Lernformen ist die Lernmotivation nicht<br />
zu unterschätzen. Im Vergleich zu anderen Lernmitteln, wie Lehrbüchern<br />
<strong>und</strong> Präsenzunterricht, stufen 14,1 Prozent der befragten die Lernmotivation<br />
im LernCenter als sehr hoch ein, 51,0 Prozent als hoch <strong>und</strong> 27,2 Prozent<br />
als gleich. 7,7 Prozent der Befragten urteilten, die Lernmotivation sei<br />
geringer bzw. viel geringer."<br />
Empfehlungen<br />
E-<strong>Learning</strong>-Projekte müssen in einer Maximierungsstrategie auf möglichst<br />
hohe methodisch-didaktische Qualität hin konzipiert werden. Nur<br />
dann können die Erfolgsfaktoren von netzbasiertem Lernen (Zeit- <strong>und</strong><br />
Ortsunabhängigkeit, Interaktivität, Simulationen, synchrone <strong>und</strong>/oder asynchrone<br />
Netzkommunikation, selbst gesteuerte Lerngeschwindigkeit,<br />
community building) die nach wie vor vorhandenen Nachteile (keine oder
144<br />
weniger face-to-face-communication, Bildschirmdarstellung, fehlender<br />
Halt in einer Lerngruppe) aufwiegen <strong>und</strong> reale Lern-Mehrwerte schaffen.<br />
Wird E-<strong>Learning</strong> nur als Kostenkiller eingesetzt, kommt man direkt in<br />
die Sackgasse der Kostendrückerei in Umstrukturierungsprozessen, die<br />
leicht nach dem Motto: "Noch mal 10 Prozent runter" ohne wirkliche Reißleinen<br />
vorgehen. Das Ergebnis ist das teuerste E-<strong>Learning</strong>, nämlich ein unattraktives,<br />
das nicht oder kaum genutzt wird. Wer maximale Akzeptanz<br />
der Zielgruppen <strong>und</strong> damit entsprechende Nutzungszahlen erreichen will,<br />
muss auf maximale Qualität setzen.<br />
Zur Zukunft des E-<strong>Learning</strong><br />
Elaborierte Didaktik, offene zukunftssichere Standards <strong>und</strong> adäquate<br />
netzbasierte Kommunikationsangebote sind Erfolgsfaktoren in der Zukunft<br />
des E-<strong>Learning</strong>. Insbesondere die Weiterentwicklung <strong>und</strong> Etablierung von<br />
Standards wird unter den Bildungsmanagern die Sicherheit in Fragen des<br />
E-<strong>Learning</strong> erhöhen. Produktionstools, die das Kommunikationsdilemma<br />
zwischen Fachleuten <strong>und</strong> Entwicklern von Lernprogrammen aufheben <strong>und</strong><br />
die Kosten für die Entwicklung von Lernprogrammen entscheidend senken<br />
können, gehören die Zukunft <strong>und</strong> werden in einem längeren Prozess<br />
E-<strong>Learning</strong> zu einer alltäglichen Form des Lernens machen.<br />
Die bildungspolitische Bedeutung dieses E-<strong>Learning</strong>-Projektes liegt vor<br />
allem im Schwimmen gegen den Strom. In einer Zeit, in der Ausbildung<br />
fast nur noch als zu reduzierender Kostenfaktor diskutiert wird, in der<br />
dringend notwendige höhere Ausbildungszahlen immer öfter auf Kosten<br />
der Ausbildungsqualität organisiert werden, setzte dieses Projekt ein Zeichen<br />
für bessere Ausbildung, für mehr Spaß am Lernen durch neue Lernmedien.
Schlussbemerkung<br />
145<br />
Die inhaltliche Arbeit im Bereich E-<strong>Learning</strong> wurde im Projekt von al-<br />
len Beteiligten geleistet. Daher wurden die in diesem Artikel vorgestellten<br />
Konzepte <strong>und</strong> Erfahrungen immer kooperativ erstellt. Deshalb haben der<br />
Autor dieses Beitrags <strong>und</strong> die folgenden Personen eine quasi gemeinsame<br />
Urheberschaft für die dargestellten Inhalte:<br />
Andreas Fröhlich, Projektmanager beim ZFA,<br />
Sandra Heidemann, Projektmitarbeiterin beim Deutschen Industrie<strong>und</strong><br />
Handelskammertag, Bonn.<br />
Anette Jacob, Geschäftsführerin des ZFA – Zentral-Fachausschusses<br />
Berufsbildung Druck <strong>und</strong> Medien, Kassel,<br />
Karl-Heinz Kaschel-Arnold, Projektleiter für die Gewerkschaft ver.di,<br />
Berlin,<br />
Peter Reichard, Forenmoderator <strong>und</strong> Projektmitarbeiter beim ZFA,<br />
Marion Rose <strong>und</strong> Martina Schneider, Projektmitarbeiterinnen bei der<br />
Gesellschaft für Innovation <strong>und</strong> Beratung IBI, Düsseldorf sowie<br />
Theo Zintel, Projektleiter für den B<strong>und</strong>esverband Druck <strong>und</strong> Medien,<br />
Wiesbaden.
146<br />
Bernd Leuchter<br />
E-<strong>Learning</strong> bei einem Weiterbildungsträger –<br />
Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />
Die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer (IHK) zu Köln betreibt Weiterbildung<br />
unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips: also nur Qualifizierungen,<br />
die am regionalen Weiterbildungsmarkt nicht von anderen Trägern<br />
abgedeckt werden; Seminare, die neue Zielgruppen für Weiterbildung überhaupt<br />
interessieren sowie Formate, deren Entwicklung für private Träger<br />
ein zu hohes Risiko darstellt.<br />
Die von diesen Aktivitäten angesprochenen K<strong>und</strong>en spiegeln die Entwicklung<br />
der Branchenstruktur in unserem Kammerbezirk wider: Unternehmer<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter in Medien- <strong>und</strong> IT-Unternehmen, kleinen <strong>und</strong> mittelständischen<br />
Dienstleistungsunternehmen in entstehenden Branchen, zusammengefasst<br />
also alle die, die aufgr<strong>und</strong> unregelmäßiger Arbeits- <strong>und</strong><br />
Geschäftszeiten eigentlich keine Zeit für Weiterbildung haben. Gleichzeitig<br />
entstehen geregelte Ausbildungsberufe in diesen Branchen erst nach<br />
<strong>und</strong> nach - viele erfolgreiche Unternehmer dieser Firmen <strong>und</strong> ihre Mitarbeiter<br />
weisen mit unkonventionellen Lebensläufen auch einen großen Bedarf<br />
nach systematischer Weiterbildung auf. Das gesicherte Wissen der<br />
Branchen formiert sich erst.<br />
Die Idee, starre Lernzeiten aufzubrechen <strong>und</strong> traditionelle Lehrgangsformen<br />
zu verändern, war daher eine (implizite) Anforderung unserer<br />
K<strong>und</strong>en. E-<strong>Learning</strong> als flexible Möglichkeit, seine eigene Lernzeit individuell<br />
festzulegen, scheint, wenn wir die Entwicklung der Arbeitswelt <strong>und</strong><br />
das Fortschreiten der “Wissensgesellschaft” richtig analysieren, eine wichtige<br />
Möglichkeit zu sein, Bildungsprozesse <strong>und</strong> berufliche Erfordernisse<br />
miteinander zu vereinbaren.<br />
Mit einer solchen, eher etwas gr<strong>und</strong>sätzlichen Feststellung hat man aber<br />
noch nicht viel gewonnen. Es stellt sich nun die Frage, wie man diese Prozesse<br />
in der geeigneten Weise angehen kann. Für jeden Weiterbildungsträ-
147<br />
ger ist die Einführung von E-<strong>Learning</strong> nämlich erst einmal eine große In-<br />
vestition, die einer genauen Chancen-Risiken-Abwägung bedarf:<br />
Chancen<br />
Erschließung neuer Zielgruppen: E-<strong>Learning</strong> führt zu zeitlicher Flexibilität<br />
<strong>und</strong> zu einer Herabsetzung der Präsenzzeiten. Für viele Privatpersonen<br />
<strong>und</strong> Unternehmen können erst dadurch Betriebsabläufe sinnvoll mit<br />
dem Lernen vereinbart werden. Lerninhalte können stärker an Erfordernisse<br />
der <strong>Praxis</strong> angepasst werden; ein großer neuer Markt für Weiterbildungsangebote<br />
eröffnet sich.<br />
Gruppengröße: Eine gleichzeitige Schulung vieler Teilnehmer ist ressourcenschonend<br />
möglich. Für Unternehmen ergibt sich hier die Möglichkeit,<br />
mit Trainingsmaßnahmen schneller Unternehmensziele im Gesamtunternehmen<br />
zu verwirklichen; Weiterbildungsträger erhalten die Chance,<br />
dass sich Entwicklungsinvestitionen schneller amortisieren.<br />
Wissenskultur: Ein gut gestaltetes E-<strong>Learning</strong>-System ist zukunftsoffen.<br />
Es bildet eine Basis für das immer wichtiger werdende “Wissensmanagement”<br />
im Unternehmen. So können - auch wenn die Maßnahme eigentlich<br />
schon abgeschlossen ist - neue Mitarbeiter auf den erforderlichen<br />
Wissensstand gebracht werden; das durch den E-Lehrgang “geronnene”<br />
Wissen kann systematisch weiterentwickelt <strong>und</strong> erneuert werden; eine gemeinsame<br />
Wissenssprache entsteht im Unternehmen.<br />
Aber auch individuell sichert das System im Vergleich zu im Bücherregal<br />
verstaubenden Ordnern einen leichteren Zugriff auf Inhalte für die Prüfung<br />
<strong>und</strong> einen schnelleren Zugriff auf das Wissen, wenn es im beruflichen<br />
Alltag angewendet werden soll.<br />
Die “Nachkauf”- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbindungschancen, die sich derart für einen<br />
Weiterbildungsträger ergeben, sind äußerst attraktiv.
148<br />
Lernorganisation: Das E-<strong>Learning</strong>-System kann Teilnehmern - eigent-<br />
lich paradox - helfen, Lerndisziplin <strong>und</strong> Gruppenlernen zu organisieren. So<br />
wachsen die Chancen auf eine Steigerung des Lernerfolges für die gesamte<br />
Lerngruppe <strong>und</strong> hiermit für den Weiterbildungsträger die Chance auf zu-<br />
friedenere K<strong>und</strong>en.<br />
Qualitätsmanagement: Das E-<strong>Learning</strong>-System informiert durch die<br />
Datenmengen, die es generiert, nebenbei stärker über die Lernweise aller<br />
Teilnehmer. Es erzeugt automatisch Instrumente über den klassischen Beurteilungsbogen<br />
hinaus, die Güte des Unterrichts zu messen: Damit bieten<br />
sich Ansatzpunkte für die gezielte Unterstützung der Dozenten. Natürlich -<br />
<strong>und</strong> das sollte nicht außer Acht gelassen werden, obwohl wir in dieser Hinsicht<br />
nicht vom “big brother” träumen - werden durch die Dokumentierbarkeit<br />
aller Aktivitäten neue Möglichkeiten geschaffen, die Leistung der<br />
Dozenten zu überwachen <strong>und</strong> sich gegen Regressansprüche von Teilnehmern<br />
stärker zu wappnen.<br />
Nach diesen Argumenten ist es eigentlich nicht einsehbar, warum die<br />
Euphorie, die hinsichtlich E-<strong>Learning</strong> bestand, deutlich abgekühlt ist. Es<br />
stehen den genannten Chancen nämlich erhebliche betriebswirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> pädagogische Risiken gegenüber, die schon vor der Entscheidung über<br />
eine spezielle Ausgestaltung des Systems bedacht werden sollten.<br />
Risiken<br />
Strategische Qualität der Entscheidung:<br />
Ein “bisschen E-<strong>Learning</strong>” geht nicht. Das System einfach nebenbei<br />
mitlaufen zu lassen, führt bestenfalls dazu, dass gar nichts passiert. Die<br />
Entscheidung, Kurse mit E-<strong>Learning</strong>-Unterstützung anzubieten, impliziert<br />
die Bereitstellung von Ressourcen in personeller <strong>und</strong> finanzieller Hinsicht.<br />
E-<strong>Learning</strong> bedeutet in ganz anderem Maße, dass die Unzufriedenheit<br />
von Teilnehmern eskalieren kann, wenn Feedback <strong>und</strong> Gruppendiskussion<br />
im Netz nicht erleichtert werden. Das muss man aushalten, aber auch be-
149<br />
dienen können. Insgesamt ist eine Entscheidung zu noch mehr individueller<br />
Dienstleistungsbereitschaft nötig: das verschlingt <strong>und</strong> bindet Ressourcen.<br />
Dozenten<br />
Die Anforderungen an Können, Motivation <strong>und</strong> Einsatzbereitschaft der<br />
Dozenten wächst enorm. Sowohl für die Gestaltung der Präsenzphasen als<br />
auch der E-<strong>Learning</strong>-Inhalte braucht man pädagogisch versierte Fachleute.<br />
Mit Frontalunterricht ist es jetzt erst recht nicht mehr getan. Der Weiterbildungsträger<br />
muss seine Dozenten begleiten <strong>und</strong> trainieren. Darüber hinaus<br />
ist das Problem einer angemessenen Vergütung virulent; die ohnehin<br />
vorhandene principle-agent-Problematik verschärft sich.<br />
Technische Stabilität<br />
Man kann die Bereitschaft der Teilnehmer <strong>und</strong> Dozenten, sich auf ein<br />
neues Lernmedium einzulassen, gleich nachhaltig herabsetzen, indem man<br />
mit technisch unausgereiften Systemen arbeitet. Es gibt nichts Frustrierenderes<br />
beim E-<strong>Learning</strong> als dauernd abstürzende Computer, lange Ladezeiten,<br />
eine schlechte Qualität der Bild- oder Tonwiedergabe oder Informationsverluste<br />
durch unklare Strukturierung der Datenfülle. Es sollte gesichert<br />
sein, das die Hardwarestruktur nicht durch große Teilnehmerzahlen<br />
zusammenbricht. Das System sollte geringe <strong>und</strong> übliche Hardwareausstattungen<br />
der Beteiligten bedienen können, die zusätzlichen Kosten der Online-Phasen<br />
sollten bis zu einem gewissen Grade durch die Beteiligten selbst<br />
steuerbar sein. Wer sich in dieser Hinsicht nicht auf seine IT-Partner verlassen<br />
kann, ist schon vor den Erfordernissen im eigentlichen Weiterbildungsbereich<br />
auf verlorenem Posten.<br />
Just in time-Prinzip<br />
Termintreue <strong>und</strong> termingerechtes Arbeiten ist bei Weiterbildungsträgern<br />
natürlich kein Fremdwort. Mit der Einführung von E-<strong>Learning</strong> verengen<br />
sich die zeitlichen Spielräume von Unterlagenentwicklung, Feedback <strong>und</strong>
150<br />
Betreuung weiter. Eine Nichteinhaltung von Terminen <strong>und</strong> zugesagten<br />
Betreuungsrhythmen führt teilnehmerseitig leicht dazu, dass die Akzeptanz<br />
des Systems schwindet <strong>und</strong> die Lerndisziplin verloren geht. Die Kosten der<br />
Aufrechterhaltung eines just in time-Systems sollten nicht unterschätzt<br />
werden.<br />
Ungewissheit<br />
Mit E-<strong>Learning</strong> wird die Möglichkeit der Anpassung an Leistungsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Bedürfnissen der Lerngruppe erst einmal herabgesetzt. Es gibt<br />
eben kein “e-Gähnen” oder “e-Stirnrunzeln”, was gute Trainer im Präsenzunterricht<br />
dazu bringt, im Unterricht sofort zu reagieren.<br />
Mit Präsenzphasen ersetzendem E-<strong>Learning</strong> entsteht also die Verpflichtung,<br />
im Vorfeld Lernprozesse des Teilnehmers zu antizipieren. Dies erhöht<br />
zugleich aber auch das Risiko, an den Lernbedürfnissen der Zielgruppe<br />
vorbei zu planen.<br />
Zudem wird das Dienstleistungspaket “Unterricht” aufgeschnürt. Die<br />
Kosten der Erstellung von Unterlagen lassen sich nicht mehr auf den Dozenten<br />
verschieben. Da die Entwicklung von E-<strong>Learning</strong>-Inhalten in jedem<br />
Fall zeitaufwändiger wird, muss der Weiterbildungsträger mehr riskieren.<br />
Denn der Startschuss zur Entwicklung von Produkten kann in der Regel<br />
nicht erst dann erteilt werden, wenn die Mindestteilnehmerzahl des Lehrgangs<br />
erreicht ist oder der K<strong>und</strong>e den Auftrag erteilt. Dieses Wagnis<br />
scheint das Kardinalproblem eines wirtschaftlich lohnenden Einsatzes von<br />
E-<strong>Learning</strong> zu sein.<br />
Vergleich/Ergebnis:<br />
Unsere Plattform “LEO” ist ein leittextgestütztes Blended-<strong>Learning</strong>-<br />
System, dessen Lehrinhalte im Moment des Einsatzes unabgeschlossen<br />
sind <strong>und</strong> infolge der Fokussierung auf die Betreuung durch die Dozenten<br />
<strong>und</strong> auf die Interaktion Teilnehmer-Dozenten während des Einsatzes<br />
weiterentwickelt werden. Die Kommunikation im System ist asynchron;<br />
die bewusst einfach gehaltenen technischen Funktionalitäten bilden
151<br />
selbstreferentielle Systemelemente im Rahmen des blended-learning-<br />
Zyklus. Wir geben den Lernenden eine nach unserer Ansicht mittelstarke<br />
Strukturierung des Lernprozesses vor.<br />
Im Folgenden werden diese Parameter erklärt <strong>und</strong> an drei konkreten Sy-<br />
stemelementen illustriert: der Lernkarte, dem Navigationsdokument <strong>und</strong><br />
der Modulstruktur (Abb. 1).<br />
(leit)textgestützt:<br />
Diese Entscheidung führt zu einem gelasseneren Umgang mit der für<br />
jeden Dozenten scheinbar neuartigen Aufgabe: Denn in einigen Punkten<br />
entspricht die Lernaufgabe in den Blended-<strong>Learning</strong>-Modulen dem leittextgesteuerten<br />
Ausbildungssequenzen im Betrieb. Auch hier ist das<br />
Hauptmedium ein Text oder mehrere Texte; auch hier gibt es Lernanweisungen<br />
<strong>und</strong> -aufträge, die auf (<strong>betriebliche</strong>) Quellen rekurrieren, die nicht<br />
das Lernen als eigentliche Zielsetzung haben; auch hier organisieren die<br />
Teilnehmer (eventuell in Gruppen) ihr Lernen selbst - mit Hilfe von Anweisungen<br />
<strong>und</strong> Anregungen des Ausbilders; auch hier beobachtet der<br />
“Lernberater” den Fortgang dieses Prozesses <strong>und</strong> greift bei Fehlentwicklungen<br />
ein; auch hier wird der Lernprozess durch Präsenzphasen <strong>und</strong> Präsentation<br />
der Lernergebnisse abgeschlossen.
Abbildung 1:<br />
Leitfragenblock 1<br />
Quellen oder Teile der Quellen,<br />
die zur Beantwortung der Leitfragen 1<br />
herangezogen werden sollen<br />
z.B. Skript S. 15 - 30, Übungsaufgaben 1- 8<br />
Fallbeispiele 3 + 4<br />
Zusammenfassende Merksätze 1<br />
Zusammenfassende Merksätze 2<br />
Zusammenfassende Merksätze 3<br />
Leitfragenblock 2<br />
Quellen oder Teile der Quellen,<br />
die zur Beantwortung der Leitfragen 2<br />
herangezogen werden sollen<br />
z.B. Skript S. 40 - 65, Übungsaufgaben 17- 18<br />
Fallbeispiele 3 + 4<br />
Zusammenfassende Merksätze 1<br />
Zusammenfassende Merksätze 2<br />
Zusammenfassende Merksätze 3<br />
Leitfragenblock n wie oben<br />
Absicherung des Moduls:<br />
Vorbereitung auf die Präsenzphase<br />
Prüfungsanker<br />
Hinweise auf vertiefende Lernmöglichkeiten (Skript etc.)<br />
Skripte<br />
152<br />
Eventuell: den Leittext vorbereitendes Fallbeispiel Graphik<br />
etc<br />
Fallsammlung<br />
Internetlinks<br />
Graphiken<br />
Animationen<br />
Offene Aufgaben<br />
Multiple-choice<br />
Aufgaben<br />
Für die Dozenten ist dies eine wesentliche Erleichterung bei der Umges-<br />
taltung ihres Unterrichts: prinzipiell können sie auf vorhandene Unterlagen<br />
zurückgreifen - seien es eigene Skripte, Lehrbücher, Internetlinks etc. Auf<br />
aufwändige Designs <strong>und</strong> “Drehbücher” verzichten wir. Wichtig ist nur,<br />
dass der Dozent<br />
• eine Anleitung gibt, wie mit diesen Quellen umzugehen ist,<br />
• Lernziele definiert <strong>und</strong> die Erreichung dieser Lernziele durch geeignete<br />
Übungsaufgaben <strong>und</strong> Beobachtung des Lernens sichert,<br />
• seine Unterlagen deutlich im Sinne dieser Lernziele strukturiert,<br />
etc
153<br />
• das Behalten <strong>und</strong> Verankern durch geeignete Zusammenfassungen ermöglicht,<br />
• während des Lernens zur Nachbesserung <strong>und</strong> zur Feinsteuerung seiner Inhalte<br />
bereit ist,<br />
• die E-<strong>Learning</strong>-Phase explizit auf seine Präsenzphase bezieht, sogar umgekehrt<br />
sich bei der Gestaltung der E-<strong>Learning</strong>-Phase an seinen Lehrzielen<br />
<strong>und</strong> seinem Unterrichtsdesign für die abschließende Präsenzphase leiten<br />
lässt, die Elemente seines “Moduls” also ganzheitlich plant.<br />
• sich auf ein wirklich zeitlich zu bewältigendes Pensum für die Teilnehmer,<br />
aber auch für sich selbst beschränkt.<br />
Dieser Leittext heißt bei jedem Lernmodul “Navigationsdokument”.<br />
Es dient gleichzeitig dem Teilnehmer als elektronischer Zettelkasten <strong>und</strong><br />
Lernkartei, die er mit Hilfe eines java plug-ins für sich persönlich gestalten<br />
kann. (s. Abb. 1)<br />
Blended <strong>Learning</strong>:<br />
Wir sind der Meinung, dass Präsenzunterricht durch E-<strong>Learning</strong> nicht<br />
ersetzt werden kann. Der Präsenzunterricht steuert <strong>und</strong> definiert das, was<br />
E-<strong>Learning</strong> leisten soll; in der Präsenzphase – idealer Weise am Vorwissen<br />
des Teilnehmers anknüpfend – kann dann um so leichter das gesamte<br />
handlungsorientierte methodische Repertoire der Trainer entfaltet werden.<br />
Diese Sichtweise entmystifiziert E-<strong>Learning</strong> für die Dozenten <strong>und</strong> hilft, es<br />
nüchterner <strong>und</strong> instrumenteller zu sehen.<br />
Betreuung/Interaktion Teilnehmer-Dozenten:<br />
Die gezielte, individuelle Betreuung ist Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt des Systems<br />
- das kann paradoxerweise eine große Stärke eines E-<strong>Learning</strong>-<br />
Systems werden. Wichtigstes Instrument ist dabei die individuelle Lernkarte,<br />
die dem Teilnehmer einen Überblick über das Gesamtpensum <strong>und</strong><br />
den zeitlichen Ablauf erlaubt. Sie erlaubt sowohl ein freies als auch mit<br />
dem System der Kenntnisziffern ein geb<strong>und</strong>enes Kriterium der subjektiven
154<br />
Selbsteinschätzung. Dieses dient den Dozenten <strong>und</strong> dem Lehrgangsträger<br />
als Ansatzpunkt für Lerninterventionen (Abb. 2 <strong>und</strong> 3)<br />
Abbildung 2:<br />
Informationen zu den Kenntnisziffern (Lernkartenbereich)<br />
Kenntnisziffer<br />
Bedeutung zeitliche<br />
Sollvorgabe<br />
0 Ich habe den Stoff noch<br />
nicht gesichtet.<br />
Oder:<br />
Ich habe das Gefühl, alles<br />
wieder vergessen zu<br />
haben <strong>und</strong> muss von<br />
vorne anfangen.<br />
1 Ich habe mir einen<br />
Überblick verschafft,<br />
aber noch nicht angefangen<br />
zu lernen.<br />
2 Ich bin dabei, den Stoff<br />
zu lernen, bin aber noch<br />
nicht im Stande, die<br />
Aufgaben zu lösen.<br />
Es gibt erhebliche Unklarheiten/Motivationsprobleme<br />
beim Lernen.<br />
3 Ich habe den Stoff<br />
durchgearbeitet <strong>und</strong><br />
halbwegs verstanden. In<br />
einigen Bereichen habe<br />
ich noch Fragen bzw.<br />
Schwierigkeiten bei den<br />
Aufgaben. Ich fühle<br />
mich für die Präsenzphase<br />
gut vorbereitet.<br />
4 Ich kann die Übungsaufgaben<br />
gut lösen,<br />
muss mir aber noch<br />
manche Bereiche genauer<br />
anschauen.<br />
5 Ich habe alle Aufgaben<br />
problemlos gelöst. Thematisch<br />
fühle ich mich<br />
fit für die Prüfung.<br />
Wenn Schwierigkeiten/Kein<br />
zeitlicher Fortschritt:<br />
Nutzung von<br />
Lernkarte <strong>und</strong> Forum<br />
1. bis 3. Tag Lernkarte:<br />
Warum noch nicht angefangen?<br />
4. bis 7. Tag<br />
7. Tag bis Tutorium<br />
Tutorium bis<br />
Anfang Präsenzphase<br />
Ende Präsenzphase<br />
+<br />
ca. 2 Wochen<br />
Spätestens eine<br />
Woche vor<br />
Prüfung<br />
Lernkarte:<br />
Vom Skript/Stoffumfang<br />
"erschlagen"/eingeschüchtert?<br />
Forum:<br />
Aufgabe nicht verstanden?<br />
Lernkarte:<br />
An welcher Stelle des<br />
Skripts/der Aufgaben bestehen<br />
Unklarheiten?<br />
Forum: Was wird nicht verstanden?<br />
Wo brauche ich<br />
Hilfe? Welche Fragen<br />
möchte ich gerne im Tutorium<br />
erörtern?<br />
Lernkarte:<br />
An welcher Stelle des<br />
Skripts/der Aufgaben bestehen<br />
Unklarheiten?<br />
Forum:<br />
Was erwarte ich mir von<br />
der Präsenzphase?<br />
Lernkarte/Forum:<br />
Wo sind noch Verständnisfragen?<br />
Was muss noch wiederholt<br />
werden?<br />
Forum:<br />
Tipps <strong>und</strong> gemeinsames<br />
Wiederholen des Prüfungsstoffes!<br />
Was werden IHK <strong>und</strong> Dozenten<br />
tun, wenn Lernfortschritte<br />
nicht erkennbar<br />
sind?<br />
Kein Wechsel von 0 auf 1<br />
IHK:<br />
Wir gehen davon aus, dass<br />
Sie in kürzester Zeit anfangen<br />
werden.<br />
Bei Schwierigkeiten in der<br />
Prüfungsvorbereitung: Tipps<br />
<strong>und</strong> Hinweise.<br />
Kein Wechsel von 1 auf 2<br />
IHK:<br />
Mit Dozenten absprechen,<br />
was am Skript/Navigationsdokument<br />
evtl. geändert<br />
werden muss.<br />
Evtl. unklare Formulierung?<br />
Dozent:<br />
Absprache mit Teilnehmer<br />
Kein Wechsel von 2 auf 3<br />
Tutorium besuchen!!<br />
Dozent (IHK):<br />
Gibt Hilfestellungen allgemein<br />
(Forum), <strong>und</strong> bei Bedarf<br />
individuell (Lernkarte<br />
bzw. mail). Im Tutorium<br />
Absprache mit Teilnehmern<br />
Kein Wechsel von 3 auf 4<br />
Dozent (IHK):<br />
Stellt evtl. noch neue Aufgaben<br />
zur Verfügung, die die<br />
Defizite beheben sollen.<br />
Entscheidet gemeinsam mit<br />
den Teilnehmern nach der<br />
Präsenzphase, ob noch ein<br />
weiteres Tutorium nach<br />
Präsenzphase. Absprache<br />
mit IHK <strong>und</strong> Studenten<br />
Kein Wechsel von 4 auf 5<br />
Dozent (IHK):<br />
Stellt mehr Aufgaben zur<br />
Verfügung, gibt Hinweise<br />
zur langfristigen Sicherung<br />
des erlernten Inhaltes<br />
Dozent <strong>und</strong> IHK:<br />
Wünschen viel Erfolg bei<br />
der Prüfung <strong>und</strong> werfen ihre<br />
Rückmeldung danach aus
asynchron:<br />
155<br />
Chats, Videokonferenzen oder die 24-St<strong>und</strong>en-Dauer-Betreuung sehen<br />
wir nicht vor. Es reicht aus, wenn die Dozenten sich zweimal in der Woche<br />
mit dem jeweiligen Kurs beschäftigen. Die Kommunikation von Teilnehmer<br />
zu Dozenten leiten wir daher zur Aufwandsbegrenzung über ein Gruppenforum<br />
um; in anderer Richtung ist sie leicht zu handhaben.<br />
unabgeschlossen:<br />
Das endgültige Unterrichtskonzept entsteht erst während des Unterrichtens:<br />
Teilnehmer wirken aktiv daran mit durch Fragen, “lautes” Nachdenken<br />
<strong>und</strong> Kritik, die wir unterstützen, anregen, fördern <strong>und</strong> hoffentlich aushalten.<br />
selbstreferentiell:<br />
Das System ist keine Nachahmung des Präsenzunterrichts. Es gibt also<br />
kein “virtuelles Klassenzimmer”. Jede Funktionalität des Systems ist ein<br />
Lehr- <strong>und</strong> Lernmedium sui generis mit wohldefinierter pädagogischer<br />
Aufgabe.<br />
mittelstark strukturiert:<br />
Es gibt kein “Lerndrehbuch”. Wir geben den Teilnehmern zwar eine<br />
Empfehlung für die zeitliche Organisation des E-<strong>Learning</strong>s. Wir verpflichten<br />
uns auch zu helfen, wenn der Lernfortschritt nicht planmäßig erzielt<br />
wird. (s. Abb 3). Gr<strong>und</strong>sätzlich bleibt es Aufgabe des Teilnehmers, sein<br />
Lernen im Alltags-Zeitmanagement selbstgesteuert zu organisieren.<br />
einfache technische Funktionalitäten:<br />
Nach dem oben Ausgeführten ist klar, dass man einerseits nicht einer<br />
Faszination des technisch Machbaren erliegen darf. Andererseits ist die<br />
Menge an Informationen bei funktionierendem E-<strong>Learning</strong> so groß, dass<br />
eine Kanalisierung der Datenflut für Teilnehmer, Dozenten <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
beim Lehrgangsträger von Anfang an sorgfältig bedacht, ja geplant werden
156<br />
muss. Es sollte sichergestellt werden, dass Lernende <strong>und</strong> Lehrende jede In-<br />
formation, die sie benötigen, zu finden wissen <strong>und</strong> sie nicht viel (online-)<br />
Zeit brauchen, um sich den Stoff zusammen zu suchen. Es lohnt sich, für<br />
eine klare Gestaltung dieser Informationswege auf überflüssigen Ballast zu<br />
verzichten. Die technische Seite sollte ein “unsichtbarer, dienstbarer Geist”<br />
bleiben, aber sie sollte reibungslos funktionieren.<br />
Abbildung 3<br />
Fazit:<br />
Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass die Nutzenargumente für E-<br />
<strong>Learning</strong> stark sind, aber noch nicht klar ist, ob diese Nutzenerwartungen<br />
erfüllt werden können. Für einen Weiterbildungsträger bedeutet die Implementierung<br />
eines solchen Systems zurzeit noch: hohe Lernbereitschaft,<br />
gezielte Dozentenentwicklung <strong>und</strong> Risikoneigung. Über den Ausgang des<br />
Wagnisses kann im Moment noch keine abschließende Bewertung gegeben<br />
werden. Sie hängt davon ab, wie die Teilnehmer damit langfristig zurecht<br />
kommen werden. Erste Einschätzungen sind aber ermutigend.
157<br />
Helmut E. Klein / Reinhard Zedler<br />
Den Wandel gestalten: E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Lernkultur – Trends <strong>und</strong> Bedingungen<br />
Zum Zusammenhang von Weiterbildung <strong>und</strong> E-<strong>Learning</strong><br />
In der beruflichen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung ist E-<strong>Learning</strong> weit verbreitet.<br />
Eine Vielzahl von Autoren schätzt, dass computerunterstütztes Lernen<br />
in Deutschland erst am Anfang seiner Entwicklung steht <strong>und</strong> deshalb in<br />
den nächsten Jahren mit einem E-<strong>Learning</strong>-Boom zu rechnen ist (siehe<br />
Beitrag Klein, S. 57 f.). Diese Projektionen gründen unter anderem auf der<br />
Erkenntnis, dass der zunehmende Einsatz von E-<strong>Learning</strong> in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Bildungsarbeit im Zusammenhang mit veränderten Anforderungen an<br />
die Qualifizierung der Fachkräfte steht. Viele Unternehmen reagieren auf<br />
den Wandel ihres wirtschaftlichen Umfeldes mit einer neuen Ausrichtung<br />
der <strong>betriebliche</strong>n Bildungsarbeit. Sie stehen dabei von verschiedenen Seiten<br />
aus unter Druck: Das Erschließen neuer Märkte, aber auch die wachsende<br />
internationale Konkurrenz durch die Globalisierung zwingt Unternehmen,<br />
Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen in immer kürzeren Abständen, in<br />
besserer Qualität <strong>und</strong> zu günstigen Preisen auf dem nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />
Markt anzubieten. Diese Entwicklung zieht veränderte Qualifikationsanforderungen<br />
bei den Mitarbeitern nach sich <strong>und</strong> spiegelt sich in<br />
neuen Lehr- <strong>und</strong> Lernkonzepten der <strong>betriebliche</strong>n Bildungsarbeit wider.<br />
Die Betriebe werden in zunehmendem Maße dieser Aufgabe gerecht,<br />
indem sie den Mitarbeitern vielfältige interne <strong>und</strong> externe Bildungsangebote<br />
zur Verfügung stellen. Aufgr<strong>und</strong> der veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen<br />
kann der projizierte große Qualifizierungsbedarf jedoch<br />
nicht wie in der Vergangenheit durch konventionelle Ausbildungs- <strong>und</strong><br />
Weiterbildungsangebote gelöst werden. Zu den entstehenden neuen Formen<br />
des Lehrens <strong>und</strong> Lernens gehört in komplentärer Weise ein Bewusstsein<br />
des Mitarbeiters, selbst initiativ zu werden, sich neues Wissen selbstständig<br />
anzueignen, um so die eigene Beschäftigungsfähigkeit (Employability)<br />
zu fördern. Die Lernform E-<strong>Learning</strong> eröffnet hier die Möglichkeit,
158<br />
den großen Qualifizierungsbedarf der Betriebe zeit- <strong>und</strong> arbeitsplatznah<br />
einzulösen <strong>und</strong> das eigenverantwortliche <strong>und</strong> selbst organisierte Lernen der<br />
Mitarbeiter zu fördern.<br />
Zur Verbreitung von E-<strong>Learning</strong><br />
Gegenwärtig ist vor allem in Großbetrieben eine hohe Akzeptanz für E-<br />
<strong>Learning</strong> vorhanden – wie die Beispiele von Allianz, BASF, Siemens <strong>und</strong><br />
DaimlerChrysler dokumentieren. Ebenso ist festzustellen, dass der Einsatz<br />
moderner Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechniken in der <strong>betriebliche</strong>n<br />
Bildungsarbeit kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen (KMU) noch vergleichsweise<br />
gering ist. Ein Gr<strong>und</strong> dafür war bisher, dass viele mittelständische<br />
Betriebe Informationsdefizite über Rahmenbedingungen für die erfolgreiche<br />
Nutzung von E-<strong>Learning</strong> haben. Insbesondere KMU lassen sich<br />
von notwendigen, in ihrem Umfang nicht immer erkennbaren Investitionen<br />
in die Infrastruktur, den Kosten der Software-Entwicklung, den unbekannten<br />
Anforderungen bei der Einführung <strong>und</strong> Umsetzung dieser Lernsysteme<br />
sowie den teilweise unübersichtlichen Angeboten abschrecken. Oftmals ist<br />
den Verantwortlichen nicht klar, dass E-<strong>Learning</strong> auf der Basis von Standardinhalten<br />
<strong>und</strong> ASP-Lösungen (Application Service Providing), bei denen<br />
die Lerner über das Internet den Server des Online-Anbieters nutzen,<br />
unter Umständen wirtschaftlicher <strong>und</strong> effizienter als klassische Weiterbildungen<br />
durchgeführt werden kann. Solche Unsicherheiten etwa bei der<br />
Auswahl der richtigen Lernplattform <strong>und</strong> deren vermeintlich oder auch<br />
teilweise hohen Kosten führen schließlich zu besagter Zurückhaltung –<br />
nicht zuletzt auch, weil Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe häufig keinen Ansprechpartner<br />
bei Bildungsträgern für diese Thematik finden.<br />
Beim Blick auf Branchen wie Banken, Versicherungen, Medien oder die<br />
Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie, in denen sich E-<strong>Learning</strong> in vergleichsweise<br />
nennenswertem Umfang etabliert hat, zeigt sich, dass es beim computergestützten<br />
Lernen offenk<strong>und</strong>ig eine mediengeb<strong>und</strong>ene Themenbevorzugung<br />
gibt. So lassen sich kaufmännische sowie informations- <strong>und</strong> kommunikationstechnische<br />
Themen über den Computer nicht nur pädagogisch sinnvoll
159<br />
vermitteln. Diese Themenfelder dominieren auch die Angebotspalette vieler<br />
Software-Produzenten <strong>und</strong> WBT-Anbieter.<br />
Formen des E-<strong>Learning</strong>: CBT <strong>und</strong> WBT<br />
Computer Based Training (CBT) ist die meist verbreitete Wissensvermittlung<br />
per PC <strong>und</strong> CD-ROM oder DVD. Beim Offline-Lernen arbeitet<br />
der Lerner mit einer speziellen Lernsoftware, die ihm die Lerninhalte präsentiert<br />
<strong>und</strong> ihn durch das Programm führt. Tests <strong>und</strong> Aufgaben ermöglichen,<br />
den Lernerfolg zu kontrollieren. Um komplexe Sachverhalte möglichst<br />
anschaulich zu vermitteln, enthalten die Programme neben Text oft<br />
auch Bilder, Animationen oder Videosequenzen. Beim Web Based Training<br />
(WBT) werden die Lernprogramme über das Internet oder ein firmeneigenes<br />
Intranet angeboten. Dabei wird der Lernende in der Regel durch<br />
einen Tutor betreut. Außerdem können sich die Kursteilnehmer in Diskussionsforen<br />
oder Chatrooms mit anderen Teilnehmern über die Lerninhalte<br />
austauschen.<br />
Der didaktische Ansatz einer Lernsoftware lässt sich danach unterscheiden,<br />
ob sie linear oder modular aufgebaut ist. Ein lineares Design bedeutet<br />
einen vorgegebenen geradlinigen Lernweg, von dem der Lerner in der Regel<br />
nicht abweichen kann. Ein modulares Design zielt dagegen auf Interaktivität<br />
<strong>und</strong> ermöglicht unter anderem die Steuerung des Ablaufs, die gezielte<br />
Auswahl der Inhalte <strong>und</strong> des Lernwegs sowie den Dialog mit dem PC<br />
mittels Dateneingabe. Gr<strong>und</strong>sätzlich haben lineare wie auch modulare Designs<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteile. Ihre Verwendung sollte abhängig sein von Inhalt,<br />
Funktion <strong>und</strong> Lernertyp. So empfiehlt es sich, unerfahrene Lerner zunächst<br />
in lineare Programme einzuarbeiten, da sie durch diese gezielt geführt<br />
werden. Lernsoftware-erfahrene Lerner bevorzugen eher modulare<br />
Strukturen, da diese Optionen für individuelle Lernbedürfnisse anbieten.<br />
Die Effektivität eines computergesteuerten Lernprogramms hängt dabei<br />
von der didaktischen Gestaltung des Programms ab – aber auch von der<br />
Motivation <strong>und</strong> Kompetenz des Lernenden.
160<br />
Adressatengerechte Konzeption: Blended <strong>Learning</strong><br />
In der <strong>betriebliche</strong>n Bildungsarbeit hat es sich als wenig zielführend er-<br />
wiesen, Lerninhalte ausschließlich nur am Computer – also nur mittels<br />
Lernsoftware – zu vermitteln. Für den Erfolg des E-<strong>Learning</strong> ist – neben<br />
dem Design der Software, der Motivation <strong>und</strong> Kompetenz des Lernenden –<br />
vor allem ein Mix der Lernformen erforderlich. Dieser Wechsel zwischen<br />
computergestütztem Lernen <strong>und</strong> verschiedenen Lehr- <strong>und</strong> Lernmethoden<br />
wie Präsenzseminaren, Trainings <strong>und</strong> Tutorings wird „ Blended <strong>Learning</strong>“<br />
genannt. Insbesondere in der beruflichen Weiterbildung werden diese adressatengerechten<br />
Angebote eher angenommen als reine Online-Kurse.<br />
Schulungs- oder Kursteilnehmer suchen <strong>und</strong> brauchen sowohl den Kontakt<br />
zu Ausbildern in der Berufsausbildung bzw. Weiterbildnern oder Tutoren<br />
in der Weiterbildung wie auch die Kommunikation mit <strong>und</strong> die Orientierung<br />
an anderen Lernern. Auch bei über<strong>betriebliche</strong>n Weiterbildungsträgern<br />
– dies zeigt das Beispiel der IHK zu Köln – zielen Angebote in diese<br />
Richtung.<br />
Blended-<strong>Learning</strong>-Konzeptionen werden durch die Leitfrage geprägt,<br />
welche Methoden <strong>und</strong> Medien am besten geeignet sind, die definierten<br />
Lernziele <strong>und</strong> Lerninhalte in Abstimmung mit der <strong>betriebliche</strong>n Lernkultur<br />
zu erreichen. In einem Unternehmen, das bisher ausschließlich mit dozentenorientierten,<br />
seminaristischen Schulungs- <strong>und</strong> Trainingsformen gearbeitet<br />
hat, werden die Maßnahmen weniger Elemente mit Selbststeuerung<br />
enthalten können als in Organisationen, die langjährige Erfahrungen mit<br />
Gruppen- <strong>und</strong> Projektlernen aufweisen. Es gibt deshalb keinen „richtigen“<br />
Methoden- <strong>und</strong> Medienmix.<br />
Bedingungen für die Ausweitung des Einsatzes von E-<strong>Learning</strong><br />
Bei den Bedingungen für die weitere Verbreitung von E-<strong>Learning</strong> ist<br />
zwischen lernerseitigen <strong>und</strong> unternehmensseitigen Faktoren sowie dem <strong>betriebliche</strong>n<br />
Weiterbildungsbedarf zu unterscheiden. Zu den lernerseitigen<br />
Faktoren zählen personale Verhaltensweisen <strong>und</strong> Qualifikationen des Aus-
161<br />
zubildenden bzw. Mitarbeiters wie Motivation, Medienkompetenz <strong>und</strong><br />
Einstellungen zum Computer. Das bedeutet: Den Mitarbeitern sollte vermittelt<br />
werden, welchen Nutzen sie selbst aus dem computergestützten<br />
Lernen ziehen können. Durch gezielte Lernberatung lässt sich die Bereitschaft<br />
zum arbeitsplatznahen Lernen erhöhen. Die organisationalen Aspekte<br />
umfassen die technischen <strong>und</strong> räumlichen Rahmenbedingungen des Unternehmens<br />
für E-<strong>Learning</strong>, die Qualifikationen des Bildungspersonals, also<br />
der Ausbilder <strong>und</strong> der Weiterbildner sowie die Einstellungen der Führungskräfte<br />
zur <strong>betriebliche</strong>n Lernkultur. Wie die bisherigen Erfahrungen<br />
zeigen, gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem Verständnis<br />
von <strong>betriebliche</strong>r Lernkultur, den die für die Bildungsarbeit im Unternehmen<br />
zuständigen Führungskräfte haben <strong>und</strong> der Wahl der Qualifizierungsformen<br />
<strong>und</strong> -strategien.<br />
Neben der Bildungsbedarfsanalyse – über die der Qualifizierungsbedarf<br />
des Unternehmens mit dem individuellen Qualifikationsprofil des Mitarbeiters<br />
abgestimmt wird – ist zu klären, welche technischen Voraussetzungen<br />
für E-<strong>Learning</strong> im Betrieb vorhanden sind. Dabei spielt auch der Kostenaspekt<br />
– beispielsweise für Lizenzgebühren oder zusätzliche Hardwareinstallierung<br />
– keine unbedeutende Rolle. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: E-<strong>Learning</strong><br />
erschöpft sich nicht in der Bereitstellung von computergestützten Lernmedien.<br />
Als wenig effizient <strong>und</strong> nicht auf Akzeptanz ausgerichtet erweisen sich<br />
solche E-<strong>Learning</strong>-Angebote, die als isolierte Maßnahme durchgeführt<br />
werden. Notwendig ist vielmehr eine personale Unterstützung, um die<br />
Lernwirksamkeit zu erhöhen. Hinzu kommt, dass das Ziel <strong>betriebliche</strong>r<br />
Qualifizierungsmaßnahmen immer mehr auch darin besteht, Veränderungen<br />
der Denk- <strong>und</strong> Handlungsweisen der Mitarbeiter zu initiieren. Ebenso<br />
erforderlich ist eine Koordinierung aller an Bildungsaktivitäten im Unternehmen<br />
beteiligten Akteure, aller vorhandenen Bildungskompetenzen <strong>und</strong><br />
-ressourcen, um organisatorische Reibungsverluste zu verringern <strong>und</strong> Einsatz<br />
<strong>und</strong> Akzeptanz von E-<strong>Learning</strong> zu verbessern.
162<br />
Personale Betreuung durch Teletutoren<br />
Einen weitgehenden Konsens lässt sich in Forschung <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong> in der<br />
Einschätzung herstellen, dass beim Online-Lernen eine personale Betreuung<br />
<strong>und</strong> Begleitung notwendig ist. Doch wird die Frage, welche Rollen<br />
<strong>und</strong> Funktionen das Bildungspersonal dabei einnimmt, weniger einheitlich<br />
beantwortet. Dies findet auch in den unterschiedlichen Bezeichnungen<br />
(z.B. Teletutor, Teletrainer, Teledozent, Telemanager, Online-Instructor,<br />
E-Moderator), die für diesen Personenkreis verwendet werden, seinen<br />
Ausdruck.<br />
In Anlehnung an das Forschungsprojekt „Anforderungen an Teletutorinnen<br />
<strong>und</strong> Teletutoren in der beruflichen Bildung“ des B<strong>und</strong>esinstituts für<br />
Berufsbildung (BIBB) lassen sich – je nach Rahmenbedingungen – verschiedene<br />
Formen von Technologien <strong>und</strong> Konzepten personaler Betreuungsformen<br />
darstellen. So übernimmt beim Lernform-Typus Quick and<br />
Ready das Bildungspersonal lediglich die technische Betreuung <strong>und</strong> verwaltet<br />
die Lerninhalte. Bei der idealtypischen Lernform Virtual Classroom<br />
reichen die Aufgaben des Bildungspersonals von der Moderation des gesamten<br />
Lernprozesses, der Vermittlung der Fachinhalte bis hin zur Verwaltung<br />
des komplexen technischen Systems. Dazwischen liegen weitere<br />
Lernformtypen, die sich vor allem dadurch voneinander unterscheiden,<br />
welche Funktion der Tutor einnimmt <strong>und</strong> in welchem Maße der Unterricht<br />
virtualisiert ist.<br />
Aus diesen unterschiedlich gestalteten Angeboten lässt sich im Wesentlichen<br />
ableiten, dass diese immer einen umfassenden Service bedingen, der<br />
die Qualität der Angebote beeinflusst. Entscheidend ist dabei vor allem,<br />
dass lernerorientierte Qualitätsstrategien entwickelt werden. Dadurch wird<br />
auch ein ökonomischer Erfolg von E-<strong>Learning</strong>-Services erreichbar.<br />
E-<strong>Learning</strong> in Berufsausbildung <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
Der Einzug moderner Formen der Bürokommunikation <strong>und</strong> computergestützter<br />
Maschinen hat die Arbeitsorganisation <strong>und</strong> die Produktion in
163<br />
vielen Betrieben vollständig geändert. Bereits jeder sechste Erwerbstätige<br />
arbeitet hierzulande in der Produktion vorwiegend mit computergesteuer-<br />
tem Gerät, rein rechnerisch verfügen sogar drei von vier Angestellten am<br />
Arbeitsplatz über einen Computer. Die schulische wie die berufliche Bildung<br />
stehen unter Druck, sich diesen Erfordernissen anzupassen. Naheliegend<br />
ist daher, das Arbeitsmedium PC auch als Lernmedium nutzen zu lernen.<br />
Nach dem Primat der Didaktik sind zunächst Ziele <strong>und</strong> Inhalte einer<br />
Lerneinheit oder einer Qualifizierungskonzeption zu klären, bevor daraus<br />
die geeigneten Methoden <strong>und</strong> Medien für den Lernprozess definiert werden.<br />
Dabei spielen auch Alter, Bildungsniveau <strong>und</strong> Ausbildungsberuf eine<br />
Rolle – schließlich lassen sich dadurch Interessen <strong>und</strong> Lernbedürfnisse der<br />
Lernenden (Stichwort: Medienkompetenz) voneinander unterscheiden.<br />
Wie dies künftig aussehen könnte, zeigt ein Beispiel aus der Bauwirtschaft.<br />
Dort gibt es seit geraumer Zeit Aktivitäten, die darauf abzielen, die<br />
Akzeptanz netzbasierter Lehr- <strong>und</strong> Lernangebote bereits in der Berufsausbildung<br />
zu fördern. So ist es Ziel des Projektes „Förderung von Akzeptanz<br />
<strong>und</strong> Integration netzbasierter Lehr – <strong>und</strong> Lernangebote in der Ausbildung<br />
der Bauwirtschaft“ (FAINLAB), die bisher allgemein zur Verfügung stehenden<br />
Lernmittel für Auszubildende durch EDV-gestützte, multimediale<br />
Pilot-Lernmodule zu ergänzen <strong>und</strong> somit gleichzeitig die Medienkompetenz<br />
der Auszubildenden zu erhöhen (www.fainlab.de).<br />
Die Integration von E-<strong>Learning</strong> in die tradierten Lehr- <strong>und</strong> Lernmethoden<br />
verändert auch die Aufgabe der Ausbilder. Zu der Frage, welche Problemstellungen<br />
die künftigen Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu lösen haben<br />
<strong>und</strong> anhand welcher exemplarischer Inhalte die entsprechende Problemlösungskompetenz<br />
vermittelt werden kann, kommt nun noch die Überlegung<br />
hinzu, welche Funktion dabei E-<strong>Learning</strong> bzw. Blended <strong>Learning</strong> übernehmen<br />
soll. Ausbilder <strong>und</strong> Tutoren brauchen demnach eine gute didaktische<br />
<strong>und</strong> methodische Qualifizierung <strong>und</strong> Erfahrungen mit der Vorbereitung<br />
<strong>und</strong> Durchführung offener, projektorientierter Lehr- <strong>und</strong> Lernprozesse.
164<br />
Neue, computer- <strong>und</strong> netzgestützte Medien können sowohl zur Umset-<br />
zung didaktisch gestalteter Lernprogramme als auch zur Unterstützung der<br />
Selbstorganisation <strong>und</strong> Kommunikation des Bildungspersonals <strong>und</strong> der<br />
Auszubildenden genutzt werden. Eine Form des informellen E-<strong>Learning</strong><br />
sind virtuelle Kompetenzzentren (www.ec-net.de/kompetenzzentren/) <strong>und</strong><br />
Online-Communities. Dort können Interessierte <strong>Praxis</strong>fragen stellen, die<br />
von Experten oder anderen Forenteilnehmern beantwortet werden.<br />
Neben der Motivation <strong>und</strong> Medienkompetenz wird die Akzeptanz von<br />
E-<strong>Learning</strong> von den Einstellungen der Mitarbeiter beeinflusst. Bemerkenswert<br />
ist, dass die Bereitschaft, mit Hilfe des Computers zu lernen, bei<br />
den Mitarbeitern aller Altersgruppen relativ hoch ist. Dies ist eine günstige<br />
Ausgangsbasis, auch ältere Mitarbeiter in E-<strong>Learning</strong>-Angebote einzubeziehen.<br />
Handlungsbedarf lässt sich hier hinsichtlich einiger organisationaler<br />
Voraussetzungen formulieren. Didaktische Konzeptionen, die den Einsatz<br />
von E-<strong>Learning</strong> im Betrieb beinhalten, reflektieren Lernzeit, Lernort<br />
<strong>und</strong> die Verfügbarkeit von Technik. Wie bisherige Erfahrungen zeigen,<br />
ließe sich die Akzeptanz computergestützten Lernens bei gewerblichen<br />
Mitarbeitern durch den Ausbau der technischen Infrastruktur verbessern.<br />
Zunehmend bieten externe Bildungsanbieter Lehrgänge <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />
online an. Bereits heute nutzen zahlreiche Handwerkskammern<br />
E-<strong>Learning</strong>-Module bei der Meisterausbildung. Mit Hilfe eines<br />
b<strong>und</strong>esweit einheitlichen E-<strong>Learning</strong>-Angebots soll künftig der Weg zum<br />
Meistertitel etwas einfacher werden. In gleicher Weise wird beispielsweise<br />
auch die Qualifizierung zum Industriemeister Metall durch Lernmodule<br />
des Projekts Meisternetz (www.meister-netz.de) erweitert. Es ist davon<br />
auszugehen, dass der Umgang der Meister bzw. Ausbilder in spe mit dieser<br />
Lernform – positive Lernerfahrungen vorausgesetzt – künftig in der Berufsbildung<br />
dazu führen wird, dass diese ihre Lernerfahrungen in der Berufsausbildung<br />
anwenden <strong>und</strong> auf Lernprozesse mit E-<strong>Learning</strong>-Angeboten<br />
übertragen werden.
Die Autoren<br />
165<br />
Dr. Marion Bagusat, Jahrgang 1969, studierte Diplom-Psychologie<br />
<strong>und</strong> Pädagogik an der Universität Regensburg <strong>und</strong> promovierte im Bereich<br />
Lehr- <strong>und</strong> Lernforschung. Seit 1997 im Fachbereich Bildung der Allianz<br />
Versicherungs-AG beschäftigt. Berufliche Schwerpunkte sind neben Lehr<strong>und</strong><br />
Lernkonzepten im Bereich Berufsausbildung die Themen Personalauswahl<br />
<strong>und</strong> Qualitätssicherung. Das Projekt ALF begleitete sie von Anfang<br />
an in Entwicklung, Implementierung <strong>und</strong> Evaluation.<br />
E-Mail: Marion.Bagusat@Allianz.de<br />
Jürgen Föllinger, Jahrgang 1958, Elektroingenieur (FH), Projektleiter<br />
E-<strong>Learning</strong>, BASF AG<br />
E-Mail: juergen.foellinger@basf-ag.de<br />
Dr. Annette Groß, Jahrgang 1971, Lehramt Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>und</strong> II,<br />
Deutsch <strong>und</strong> Englisch, Promotion, Projektleiterin E-<strong>Learning</strong>, BASF AG<br />
E-Mail: annette.groß@basf-ag.de<br />
Thomas Hagenhofer, Jahrgang 1963, Studium der Informationswissenschaft,<br />
Abschluss B. A., Projektleiter E-<strong>Learning</strong> bei X-PULSE-E-<br />
<strong>Learning</strong> GmbH<br />
E-Mail: thagenhofer@x-pulse.de<br />
Dr. Dirk Jakobs, Jahrgang 1973, Studium Pädagogik, Anglistik <strong>und</strong><br />
Geschichte, Leiter Lernkonzepte <strong>und</strong> Neue Medien bei der Daimler-<br />
Chrysler AG<br />
E-Mail: Dirk.Jakobs@daimlerchrysler.com
166<br />
Helmut E. Klein, Jahrgang 1953, Studium der Erziehungswissenschaften,<br />
Anglistik <strong>und</strong> Geschichte an der Universität Heidelberg; seit<br />
1989 im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Leiter des Referates „Bildungsforschung<br />
<strong>und</strong> Bildungsmedien“ innerhalb der Hauptabteilung Bildung<br />
<strong>und</strong> Arbeitsmarkt<br />
E-Mail: klein@iwkoeln.de<br />
Stefanie Koller, Jahrgang 1974, Lehramtsstudium, Pressereferentin der<br />
Siemens Berufsbildung<br />
E-Mail: Stefanie.Koller@CP.SIEMENS.de<br />
Bernd Leuchter, Jahrgang 1963, Projektleiter E-<strong>Learning</strong> bei der Industrie-<br />
<strong>und</strong> Handelskammer (IHK) zu Köln<br />
E-Mail: bernd.leuchter@koeln.ihk.de<br />
Thomas Reglin, Jahrgang 1956, geisteswissenschaftliches Studium (M.<br />
A.), seit 1995 Projektleiter bei den Beruflichen Fortbildungszentren der<br />
Bayerischen Wirtschaft (bfz), Bildungsforschung im Bereich E-<strong>Learning</strong>,<br />
seit 2003 Stellvertretender Institutsleiter im Forschungsinstitut Betriebliche<br />
Bildung (f-bb) gGmbH, zuständig für den Projektbereich “Medien<br />
<strong>und</strong> Methoden <strong>betriebliche</strong>r Bildung” in der bfz Bildungsforschung<br />
E-Mail: reglin.thomas@bf.bfz.de<br />
Stephan Rudolph, Jahrgang 1961, Ausbildung zum Versicherungskaufmann,<br />
Referatsleiter für die fachliche Ausbildung bei der Allianz Lebensversicherungs<br />
AG.<br />
E-Mail: Stephan.Rudolph@Allianz.de
167<br />
Dr. Reinhard Zedler, Jahrgang 1941; Studium der Arbeits-, Berufs<strong>und</strong><br />
Wirtschaftspädagogik, Erziehungs- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften an den<br />
Universitäten Bonn, Köln <strong>und</strong> Gießen, von 1970 bis Sommer 2004 im Institut<br />
der deutschen Wirtschaft Köln, Leiter des Referats „Berufliche Bildung“<br />
Kontakt: Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Gustav-Heinemann-<br />
Ufer 84-88, 50968 Köln