Prüfingenieur Ausgabe 26 - BVPI - Bundesvereinigung der ...
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ENTWURFSTHEORIE<br />
Abb. 15: Ineinan<strong>der</strong> geschachtelte Entwurfsschleifen [8] Abb. 16: Entwurfscompiler mit Front-End-Architektur [5]<br />
entwurf mit seiner Vorgehensweise <strong>der</strong> schrittweisen<br />
Detaillierung vom Abstrakten hin zum Konkreten eine<br />
so genannte Top-Down Strategie verfolgt [8]. Erfor<strong>der</strong>lichenfalls<br />
kann jede Regel über Seiteneffekte zusätzliche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen, abstrakte und konkrete<br />
Funktionen o<strong>der</strong> Bauteile einbringen. Dies bedeutet,<br />
dass, wenn aufgrund <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung nach Kommunikation<br />
z. B. eine elektrische Sende- und Empfangseinheit<br />
vorgesehen wird, daraufhin auch die Energieund<br />
Massebilanz aktualisiert werden muss. Diese Seiteneffekte<br />
führen in Abb. 15 mithin zu zusätzlichen<br />
Entwurfsschleifen in den Systembilanzen [8], bis ein<br />
zulässiger Auslegungspunkt gefunden wird.<br />
Entwurfssprachen können daher als regelbasierte<br />
Erweiterungen baukastenorientierter Konfigurationswerkzeuge<br />
aufgefasst werden, die sich in den<br />
letzten Jahren im Ingenieurwesen zur Modellerstellung<br />
immer mehr durchgesetzt haben (z. B. Matlab/<br />
Simulink) und <strong>der</strong>en Prozessketten (z. B. automatische<br />
Codegenerierung) große Produktivitätsgewinne<br />
ermöglichen.<br />
Jedes Set von Vokabeln und Regeln für einen<br />
bestimmten Entwurf ist durch seine Maschinenlesbarkeit<br />
durch den Entwurfscompiler damit gleichzeitig<br />
sowohl lauffähiger Programmcode (aktiver Bauplan)<br />
als auch Entwurfsdokumentation. Die maschinelle<br />
Reproduzierbarkeit stellt im Sinne eines zukünftigen<br />
Engineering Knowledge Management ein<br />
integratives und leistungsfähiges Know-how-Sicherungskonzept<br />
dar.<br />
Innerhalb je<strong>der</strong> <strong>der</strong> dargestellten Entwurfsschleifen<br />
in Abb. 15 können aufgrund von Seiteneffekten<br />
interdisziplinäre Kopplungen auftreten. Dies<br />
bedeutet, dass fortwährend alle Modellbildungen parallel<br />
erzeugt, mitgeführt und konsistent gehalten werden<br />
müssen. Dies ist schon allein aufgrund des Aufwandes<br />
nur maschinell effizient durchführbar. Hierfür<br />
kommt zur automatischen Verarbeitung <strong>der</strong> Regeln<br />
(d.h Entwurfsmuster) <strong>der</strong> so genannte Entwurfscompiler<br />
in Abb. 16 zum Einsatz.<br />
41<br />
Der <strong>Prüfingenieur</strong> April 2005<br />
Abb. 16 zeigt die Informationsflüsse in <strong>der</strong><br />
Verarbeitung einer Entwurfssprache in einem Entwurfscompiler<br />
mit einer systematischen Front-End-<br />
Architektur. Aufgrund <strong>der</strong> Gerichtetheit des Informationsflusses<br />
gibt es nur eine zentrale Stelle, an <strong>der</strong> alle<br />
Daten (hier im Sinne von Vokabeln und Regeln)<br />
gehalten werden, sodass bei Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Entwurfssprache<br />
die erfor<strong>der</strong>lichen und zueinan<strong>der</strong> konsistenten<br />
Modelle für die gezeigten Schnittstellen<br />
(CAD, FEM, MKS, CFD, etc.) zur symbolischen und<br />
numerischen Analyse des modifizierten Entwurfs automatisch<br />
neu generiert werden können.<br />
5 Diskussion<br />
Die in <strong>der</strong> Lösung komplexer Entwurfs- und<br />
Konstruktionsaufgaben in ähnlicher Form immer wie<strong>der</strong>kehrenden<br />
Problemstellungen haben den Menschen<br />
schon früh dazu angeregt, sich mit <strong>der</strong> Analyse des<br />
Entwurfsprozesses zu beschäftigen und sich mit den<br />
dem Konstruktionshandeln des Entwerfers zugrunde<br />
liegenden Vorgängen auseinan<strong>der</strong> zu setzen [2].<br />
So geht die deutsche Konstruktionsmethodik<br />
[3] im Entwurf von einer immer wie<strong>der</strong>kehrenden<br />
Abfolge von Phasen aus, die in die Anfor<strong>der</strong>ungs-,<br />
Funktions-, Prinzip- und Gestaltmodellierung unterschieden<br />
werden und auch Eingang in die entsprechende<br />
Normung [9] gefunden haben.<br />
Trotz <strong>der</strong>artiger, in einzelnen Disziplinen z. T.<br />
etablierten Vorgehensweisen müssen diese Vorstellungen<br />
stets wissenschaftlich hinterfragt werden. So<br />
ist in <strong>der</strong> Praxis heute nicht etwa die Kreativität des<br />
Entwerfers, son<strong>der</strong>n zumeist die Endlichkeit <strong>der</strong> Resourcen<br />
zur Erstellung <strong>der</strong> betrachteten Modellvorstellungen<br />
die eigentliche Begrenzung <strong>der</strong> Variantenvielfalt.<br />
Die Ursache für das bisherige Scheitern <strong>der</strong> Erstellung<br />
einer für eine allgemeine Entwurfstheorie