Deutschen Bank - Athenaeum Stade
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Der Jürgen" - ein Hollenbecker Jung http://www.tageblatt.de/db/Druckvorschau.cfm?DID=2104198<br />
Nachrichten<br />
"Der Jürgen" - ein Hollenbecker Jung<br />
Der designierte Deutsche <strong>Bank</strong>-Chef Jürgen Fitschen lässt sich regelmäßig in seinem Heimatort bei<br />
Harsefeld sehen<br />
Berit Waschatz HARSEFELD. Maisfelder umgeben die Gemeinde Hollenbeck bei Harsefeld. Reetgedeckte<br />
Fachwerkhäuser prägen das kleine Örtchen mit 600 Einwohnern. Am Straßenrand preisen Landwirte Kartoffeln<br />
und Eier an. Ein kleiner Friedhof, ein Sportplatz und ein Dorfgemeinschaftshaus vervollständigen das Bild eines<br />
typisch niedersächsischen Dorfs. In diesem Idyll ist Jürgen Fitschen, einer der beiden designierten Chefs der<br />
<strong>Deutschen</strong> <strong>Bank</strong>, aufgewachsen.<br />
Nichts erinnert an die gläsernen Wolkenkratzer der <strong>Bank</strong>enstadt Frankfurt, in der Fitschen seinen Arbeitsplatz<br />
hat. In seinem Heimatort ist er fast jedem bekannt. Er stammt aus relativ einfachen Verhältnissen. Seine Eltern<br />
bewirtschafteten einst einen Bauernhof. Nebenan betrieben sie eine Gaststätte. Den "Gasthof Zur Linde" gibt<br />
es schon längst nicht mehr.<br />
Das Grundstück seiner Eltern existiert hingegen noch immer. Vor einigen Jahren ließ Fitschen dort ein neues<br />
Haus errichten. Seine Tochter lebe dort, erzählen Dorfbewohner. Und auch der Top-<strong>Bank</strong>er komme mehrmals<br />
im Jahr zurück in seinen Heimatort.<br />
"Jürgen Fitschen ist ein Hollenbecker Jung geblieben, den alle duzen", sagt Irmgard Meinke, die den <strong>Bank</strong>er<br />
persönlich kennt. Auch wenn "Jürgen" nicht mehr dort wohne, laufe er dort stets herum, "als wäre er immer<br />
hier gewesen". Dass er ein berühmter <strong>Bank</strong>er sei, könne sie sich gar nicht richtig vorstellen. Er habe doch in<br />
der Kneipe seiner Mutter, die alle nur "Tante Ilse" nennen, geholfen. Und wenn damals ein Skatspieler gefehlt<br />
habe, sei Jürgen eingesprungen, erinnert sich Meinke.<br />
Auch Heiner Hastedt aus Sittensen kennt Fitschen schon seit Langem. Beide spielten vor Jahren Tischtennis.<br />
Der heutige <strong>Bank</strong>er sei damals Bezirksjugendwart gewesen, sagt Hastedt. Noch heute haben die beiden<br />
Kontakt - und dann ist Hochdeutsch tabu. "Wir reden nur Platt", sagt Hastedt. An seinem 60. Geburtstag, den<br />
Fitschen vor drei Jahren in Hollenbeck groß gefeiert hatte, habe der Gastgeber sogar die Gäste auf Platt<br />
begrüßt, ehe er dann später doch ins Hochdeutsche wechselte. Der angehende Co-Chef der <strong>Deutschen</strong> <strong>Bank</strong><br />
habe ein Zelt aufgestellt und alle Freunde von früher eingeladen.<br />
Wenn sich Hastedt mit Fitschen unterhält, geht es selten um den Beruf. Er könne mit ihm ja schlecht über das<br />
Geschäft plaudern, sagt er. "Wir sprechen dann von früher." Und Hastedt freut sich immer, wenn er einen<br />
Anruf von seinem alten Weggefährten Fitschen bekommt. Auch zu seiner Goldenen Hochzeit hatte Hastedt den<br />
<strong>Bank</strong>er eingeladen. Doch Fitschen habe leider nicht kommen können. An diesem Tag sei die Vorentscheidung<br />
über die Besetzung der Chefposten gefallen, sagt Hastedt. Aber Fitschen habe einen großen Strauß Blumen<br />
geschickt.<br />
Auch Eva Elling ist eine alte Bekannte von Fitschen. Die ältere Dame, die schon um die 80 ist, ihr genaues<br />
Alter aber nicht verraten will, lebt in Bremen-Horn. "Ich kenne ihn, seit er 16 Jahre alt war", sagt sie. Ihr Mann,<br />
Gert Dieter Elling, war damals unter anderem Vorsitzender des Bremer Tischtennisverbands und hatte<br />
Fitschen unter seine Fittiche genommen. Er sei immer gut gewesen, sonst hätte ihr Mann sich nicht mit ihm<br />
abgegeben, sagt Elling und meint damit nicht nur Fitschens spielerisches Können, sondern auch seinen<br />
Charakter und seinen Intellekt. "Er schälte sich immer aus der Allgemeinheit heraus, darum ist er meinem Mann<br />
aufgefallen." Noch immer habe sie hin und wieder Kontakt mit Fitschen. Erst neulich habe er sie angerufen und<br />
ihr von seiner Nominierung bei der <strong>Deutschen</strong> <strong>Bank</strong> berichtet.<br />
Nach seinen ersten Schuljahren, die Fitschen im heutigen Dorfgemeinschaftshaus absolvierte, ging er nach<br />
<strong>Stade</strong>. Dort machte er am <strong>Athenaeum</strong> sein Abitur und ging anschließend nach Hamburg. Dort wurde Fitschen<br />
zum Groß- und Außenhandelskaufmann ausgebildet und studierte danach Wirtschaftswissenschaften. Sein<br />
Tischtennis-Freund Hastedt erinnert sich noch daran, dass immer alle über Fitschen gedacht hätten: "Er soll<br />
kein Lehrer werden, sondern <strong>Bank</strong>er."<br />
Seine Karriere bei einer <strong>Bank</strong> begann Fitschen allerdings recht spät. Erst 1975 fing er bei der KGB an, einer<br />
Tochter der amerikanischen Citibank. Im Jahr 1987 wechselte der Niedersachse zur <strong>Deutschen</strong> <strong>Bank</strong> und<br />
kehrte seiner Heimat den Rücken. Fitschen ging nach Asien und war dort für die Expansion der <strong>Deutschen</strong><br />
<strong>Bank</strong> zuständig.<br />
Und selbst im weit entfernten Asien war der <strong>Bank</strong>er noch für die alten Bekannten erreichbar. Seine Kinder<br />
hätten den <strong>Bank</strong>er einst in Thailand besucht - auch wenn Fitschen selbst auf Reisen gewesen sei, sagt sein<br />
Tischtennis-Freund.<br />
Nach seinen Asien-Stationen ging Fitschens Karriere stetig voran. Er bekam einen Posten in Frankfurt, ehe er<br />
nach London wechselte. 2001 wurde er Mitglied des Konzernvorstands für den Bereich Corporate and<br />
Investment <strong>Bank</strong>, drei Jahre später wurde er Vorstandschef der <strong>Deutschen</strong> <strong>Bank</strong> für Deutschland. Vor zwei<br />
Jahren wurde Fitschen dann in den Vorstand der <strong>Deutschen</strong> <strong>Bank</strong> AG berufen.<br />
Mit fast 63 Jahren, Fitschen wurde im September 1948 geboren, steht er nun vor dem Höhepunkt seiner<br />
von 2 03.08.2011 15:54
"Der Jürgen" - ein Hollenbecker Jung http://www.tageblatt.de/db/Druckvorschau.cfm?DID=2104198<br />
Karriere - und wird seine niedersächsische Heimat wohl auch weiterhin nicht vergessen. Das hoffen jedenfalls<br />
seine alten Bekannten.<br />
28.07.2011<br />
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