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UdK - Christuskirche

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Der Schabbat (Sabbat)<br />

ein Palast in der Zeit<br />

Einer alten Legende zufolge spricht Gott zu den Kindern Israels: „Wenn ihr bereit seid, die Thora zu<br />

empfangen und alle darin enthaltenen Gebote zu halten, werde ich euch ein besonders wertvolles und<br />

edles Geschenk gewähren“. „Und welches ist das besondere Geschenk?“ „Die kommende Welt, das ewige<br />

Leben“, lautet die Antwort. Auf die Rückfrage, was die kommende Welt sei, antwortet Gott: „Ich habe<br />

euch bereits den Schabbat gegeben. Der Schabbat ist ein Vorgeschmack der kommenden Welt“.<br />

In einem Gebet am Schabbat heißt es u. a.: „… der Barmherzige lasse uns einen Tag zuteil werden, der<br />

ganz Schabbat ist und die Ruhe des ewigen Lebens“.<br />

Der Schabbàt (Betonung auf der 2. Silbe) ist der eigentliche und im Grunde der höchste Feiertag. Kein<br />

Feiertag ist heiliger als der Schabbat, wobei das Versöhnungsfest Jom Kippur als der „Schabbat aller<br />

Schabbate“ bezeichnet wird. Der Schabbat nimmt über Generationen in einer gewissen Form bis heute<br />

eine zentrale Stellung im jüdischen Leben ein. Es ist ein Tag, an dem auch noch in unserer Zeit die Familie<br />

zumindest zu einer Mahlzeit (am Freitagabend) zusammenkommt. Es ist ein Tag, an dem keinerlei Arbeit<br />

verrichtet werden darf. Als Arbeiten versteht der Talmud in Anlehnung an die Gebote und Verbote der<br />

Thora: 1. Ackerbau, 2. Vorbereiten von Speisen, 2. Verrichtung eines Handwerks, 3. Entzünden von<br />

Feuer. Lebensgefahr ist von diesen Verboten absolut ausgenommen: in Notsituationen und bei Gefahr für<br />

Leib und Leben ist für jeden das Überschreiten der Schabbatverbote immer erlaubt.<br />

Da die Seele den Schabbat nicht alleine feiern kann, muss der Leib eingeladen werden, an der Freude des<br />

Schabbats teilzunehmen. Traditionell werden drei Mahlzeiten eingenommen: am Vorabend, am späteren<br />

Vormittag (nach dem Gottesdienst) und am späteren Nachmittag. Diese werden vor dem Schabbat<br />

zubereitet, so dass am Schabbat keine wesentliche Zeit mit dem Herrichten einer Mahlzeit verbracht<br />

wird. Auf diese Weise sind typische Schabbatgerichte entstanden. So entsteht ein Palast in der Zeit: der<br />

siebte Tag ist ein „Waffenstillstand“ im Existenzkampf des Menschen, in allen persönlichen und sozialen<br />

Konflikten. Es ist der Tag des Friedens zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Natur und ein Tag<br />

des Friedens im Menschen. Es ist ein Tag, an dem der Umgang mit Geld als Entweihung gilt, an dem<br />

der Mensch seine Unabhängigkeit bestätigt von dem, was der oberste Götze der Welt ist. Es ist eine Art<br />

Befreiung des Menschen, das Einsetzen des Menschen zum Herrscher in der Welt der Zeit. Es ist ein<br />

Vorgeschmack auf die Erlösung, auf die zukünftige Welt, auf das ewige Leben (A. J. Heschel, Der Sabbat<br />

- seine Bedeutung für den heutigen Menschen, Neukirchener Verlag, 1990).<br />

Eingeleitet wird der Gottesdienst des Schabbatbeginns am Freitagabend mit einer Begrüßung des<br />

Schabbats durch eine Reihe von Psalmen und ein Lied, das den Schabbat als Braut, das Volk als Bräutigam<br />

personifiziert. Eine derartige Begrüßungszeremonie gibt es nur für den Schabbat, nicht aber für Feiertage,<br />

auch nicht am Jom Kippur.<br />

Für die häusliche Schabbatfeier am Freitagabend stehen auf dem für das Schabbatmahl festlich gedeckten<br />

Tisch ein Teller mit zwei Broten, die mit einem Tuch zugedeckt sind. Ferner ein Becher Wein. Zu Ehren<br />

des heiligen Tages werden mindestens zwei Kerzen angezündet, deren Licht die Atmosphäre der Freude<br />

dieses besonderen Tages in den Raum tragen soll. Es werden Lieder zu Ehren des Schabbats gesungen. Am<br />

Vormittag des Schabbattages findet ein festlicher Gottesdienst statt, an dem u. a. der Wochenabschnitt aus<br />

der Thora (Fünf Bücher Mose) vorgetragen wird. Mit Einbruch der Nacht endet der Schabbat. Sowohl<br />

in der Synagoge nach Abschluss des Abendgebetes als auch zu Hause wird die Zeremonie der „Hawdalà“<br />

(Betonung auf der letzten Silbe) - Unterscheidung zwischen Feiertag und Werktag, zwischen Heiligem<br />

und Profanem - durchgeführt. Die „Hawdala“ besteht aus drei Segenssprüchen: über Wein (oder ein<br />

anderes Getränk), über Wohlgerüche (Gewürze, die den Schabbat symbolisieren) und über das Licht. Der<br />

Weinbecher wird so reichlich gefüllt, dass ein wenig auf einen Untersatz überläuft. Nach Abschluss der<br />

Zeremonie wird die Flamme in der Flüssigkeit gelöscht. Der Schabbat endet mit dem Wunsch für eine<br />

gute Woche.<br />

Eldad Horwitz

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