AGAFE - Mitteilungen
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<strong>AGAFE</strong> - <strong>Mitteilungen</strong><br />
1 Einleitung<br />
In der Luftfahrt [1] werden zur Zeit zwei Arten von<br />
Kraftstoffen verwendet [2, 3, 4]:<br />
-Flugbenzine für Kolbentriebwerke<br />
-Turbinenkraftstoffe für Turbinenflugtriebwerke.<br />
Die Kraftstoffarten müssen bestimmte<br />
Qualitätsansprüche erfüllen. Diese sind<br />
weitgehend vom Verwendungszweck abhängig.<br />
2 Flugbenzine<br />
Von den Herstellern der Flugbenzine wird<br />
gefordert:<br />
- Benzine mit geringer Dampfblasenbildung<br />
und größtmöglichstem Reinheitsgrad<br />
- Benzine mit hoher Klopffestigkeit<br />
- Benzine mit einem günstigen Heizwert für den<br />
Flugbetrieb<br />
- Benzine mit niedrigem Gefrierpunkt, einer<br />
hohen Wasserfreiheit und einer guten<br />
Lagerbarkeit.<br />
Da die einzelnen Destillationsprodukte des Erdöls<br />
nicht alle diese Eigenschaften aufweisen, werden<br />
mehrere Kohlenwasserstoffe der Benzingruppe<br />
gemischt und mit Zusätzen qualitativ verbessert.<br />
Die meisten Markenhersteller für Flugbenzine<br />
gehen nach folgendem Mischungsschlüssel vor:<br />
- 50% Alkane – CnH2n+2 (n = 7.....12)<br />
- 30% Naphthene – CnH2n (n=5 und n=6)<br />
- 20% Aromate – C6H6 (Benzol) u.<br />
C7H8 (Toluol).<br />
Somit besteht ein Flugbenzin aus etwa:<br />
- 84% Kohlenstoff (C)<br />
- 15% Wasserstoff (H)<br />
- 0,05% Schwefel (S).<br />
Den Rest bilden Zusätze zur Erhöhung der<br />
Klopffestigkeit und Wasser.<br />
Der Schwefel ist unerwünscht, weil sich die<br />
Verbrennungsrückstände mit Kondenswasser zu<br />
Schwefliger Säure H 2SO 3 entwickeln und somit<br />
Korrosion hervorrufen.<br />
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal für einen<br />
Benzinmotor ist die Kopffestigkeit des Brennstoffs.<br />
Kraftstoffe in der Luftfahrt<br />
Erwin Lertes, Rüsselsheim *)<br />
25. Jahrgang (2006), Heft 1 - 20 -<br />
Entzündet sich das Benzin-Luft-Gemisch im<br />
Ottomotor, bevor die Kompression abgeschlossen<br />
ist, so klopft und klingelt der Motor.<br />
Technisches Maß für die Klopffestigkeit ist die<br />
Oktanzahl (OZ). Die Prüfung der Klopffestigkeit<br />
eines Kraftstoffes erfolgt in speziellen genormten<br />
Einzylindermotoren. Der zu prüfende Kraftstoff<br />
wird mit einem Gemisch aus Isooktan C8H18 und<br />
n-Heptan C7H16 verglichen. Es gilt:<br />
Reines Isooktan hat die OZ = 100<br />
reines n-Heptan hat die OZ = 0.<br />
Verhält sich z.B. ein Kraftstoff im Bezugsmotor wie<br />
ein Gemisch aus 60% Isooktan und 40%<br />
n-Heptan, so beträgt OZ = 60.<br />
Die Oktanzahl eines Kraftstoffes wird durch<br />
Naphthene, Aromaten und Antiklopfmittel<br />
(Zusätze) günstig beeinflusst.<br />
Wird die Klopffestigkeit eines Kraftstoffes durch<br />
zwei Zahlen angegeben, z:B. OZ = 80 / 90, so<br />
bedeutet dies:<br />
OZ = 80 für „armes“ Gemisch bei Reiseleistung<br />
OZ = 90 für „reiches“ Gemisch bei Startleistung.<br />
Hochgezüchtete Flugmotoren benötigen<br />
Flugbenzine mit<br />
OZ > 100.<br />
Als Vergleichskraftstoffe verwendet man spezielle<br />
Testbenzine.<br />
3 Turbinenkraftstoffe<br />
Turbinentriebwerke sind wesentlich<br />
anspruchsloser als Kolbenflugmotoren.<br />
Turbinen lassen sich ohne größere<br />
Leistungsunterschiede mit verschiedenen<br />
Kraftstoffen, wie Turbinenpetroleum, Kerosin,<br />
Mischkraftstoffen und sogar mit Benzin betreiben.<br />
Die Mischkraftstoffe bestehen aus 65% Benzin<br />
und 35% Kerosin.<br />
Kerosin (höhere Alkane mit n =10 ....16) ist ein<br />
besonders gereinigtes Turbinenpetroleum. Es<br />
besteht aus:<br />
- 87% Kohlenstoff (C)<br />
- 13% Wasserstoff (H).<br />
Bedingt durch den kontinuierlichen<br />
Verbrennungsprozess in den Brennern einer<br />
Gasturbine, ergeben sich auch keine
<strong>AGAFE</strong> - <strong>Mitteilungen</strong><br />
Klopfprobleme. Der Schwefelgehalt (S) von<br />
Turbinenkraftstoffen soll 0,4% nicht überschreiten.<br />
4 Schadstoffemission<br />
Moderne Flugzeuge benötigen leistungsfähige,<br />
umweltfreundlche und wirtschaftliche Antriebe.<br />
Dafür haben sich in der Verkehrs- und<br />
Militärluftfahrt der letzten Jahrzehnte fast<br />
ausschließlich Gasturbinen-Triebwerke<br />
durchgesetzt [5].<br />
Strahltriebwerke saugen für die Schuberzeugung<br />
drei- bis viermal mehr Luft an, als für die<br />
Verbrennung des Kraftstoffes notwendig ist.<br />
Nicht genutzte Luft wird aufgeheizt und wieder<br />
ausgestoßen. Mit 90% macht diese heiße Luft den<br />
Hauptbestandteil der Abgase aus. Die restlichen<br />
10% setzen sich wie folgt zusammen:<br />
- 7% Kohlendioxid (CO2)<br />
- 3% Wasserdampf (H 2O).<br />
Diese sind nicht toxisch, wirken sich jedoch auf<br />
das Klima der Erdatmosphäre aus.<br />
Die eigentlichen Schadstoffe der Verbrennung<br />
liegen bei ca 0,04%. Sie bestehen aus folgenden<br />
Substanzen [6]:<br />
- Stickoxide (NO2 und N2O3)<br />
- Schwefeldioxid (SO2)<br />
- Kohlenmonoxid (CO)<br />
- unverbrannte Kohlenwasserstoffe (CxHy)<br />
- Kohlenstoff ( C ).<br />
Die Emissionen von Triebwerken sind in starkem<br />
Maße von der Zusammensetzung des Luft-<br />
Treibstoffgemisches und von den<br />
Betriebsbedingungen des Triebwerks abhängig.<br />
5 Diskussion<br />
Die Kohlevorräte der Erde sind wesentlich größer<br />
als die Erdölvorräte. Kohle ist gleichmäßiger auf<br />
der Erde verteilt. Sie wird nach heutigen<br />
Gesichtspunkten im Gegensatz zum Erdöl noch<br />
weit über das Jahr 2100 hinaus in ausreichender<br />
Menge vorhanden sein. Aus diesen Gründen<br />
gewinnt die Kohle auch wieder an Bedeutung als<br />
Treibstofflieferant für die Luftfahrt [7].<br />
25. Jahrgang (2006), Heft 1 - 21 -<br />
6 Schrifttum<br />
[1] Klußmann, N. u. Malik A.: Lexikon der<br />
Luftfahrt. Springer, Berlin-Heidelberg-<br />
New York 2004, S. 138-139.<br />
[2] Grundlagen der Luftfahrzeugtechnik in<br />
Theorie und Praxis. Verlag TÜV Rheinbland<br />
GmbH, Köln 1990, Bd I, 8-1 bis 8-9.<br />
[3] Grundlagen der Luftfahrzeugtechnik in<br />
Theorie und Praxis. Verlag TÜV Rheinbland<br />
GmbH, Köln 1992, Bd II, 13-3 bis 13-12.<br />
[4] Götsch, E.: Luftfahrzeugtechnik, Motorbuch<br />
Verlag. Stuttgart 2000, S. 186-189.<br />
[5] Müller, R.: Luftstrahltriebwerke. Vieweg,<br />
Braunschweig-Wiesbaden 1997, S. 1-15.<br />
[6] Mensen, H.: Handbuch der Luftfahrt.<br />
Springer, Berlin-Heidelberg-New York 2003,<br />
S. 886-893.<br />
[7] Lautenschläger, K.-H.; Schröter, W. und<br />
Wanniger, A.:<br />
Taschenbuch der Chemie, (20. Auflage).<br />
Verlag Harri Deutsch,<br />
Frankfurt/M 2005, S. 637-640.<br />
*)<br />
Prof. Dr. Erwin Lertes<br />
Fachbereich<br />
Informationstechnologie und<br />
Elektrotechnik<br />
Fachhochschule Wiesbaden