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wärtigen Imperialismus. Probleme der Entwicklungsländer (V)

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Zur Frage <strong>der</strong> Abhängigkeit 299<br />

Eine spürbare Verringerung <strong>der</strong> Erdölimporte wäre allein durch<br />

die Entwicklung neuer Verfahren <strong>der</strong> Kohlesynthese möglich, die<br />

in <strong>der</strong> Treibstoffindustrie angewendet werden können, ohne <strong>der</strong>en<br />

Produktionskosten zu erhöhen. Zwar ist es technisch schon lange<br />

möglich, Benzin aus Kohle herzustellen, jedoch ist <strong>der</strong> Kostenunterschied<br />

zur Erdölverarbeitung so gewaltig, daß <strong>der</strong> Kohle <strong>der</strong> Zugang<br />

zum Treibstoffmarkt wohl für immer versperrt bleiben wird. Daran<br />

dürfte auch die Weiterentwicklung eines neuen amerikanischen Verfahrens<br />

nichts än<strong>der</strong>n, das auf <strong>der</strong> Kohlehydrierung mit Hilfe von<br />

Reaktorwärme beruht und von <strong>der</strong> deutschen Kohlen-Lobby sogleich<br />

enthusiastisch propagiert worden ist 150 . Mag die vereinzelte Errichtung<br />

von Hydrieranlagen unter Ausnutzung beson<strong>der</strong>er Standortvorteile<br />

<strong>der</strong> Kohle in den USA vielleicht denkbar sein — obwohl bisher<br />

eine Angleichung <strong>der</strong> Kosten an die des Erdölbenzins offensichtlich<br />

nicht gelungen ist 151 —, so ist in Westeuropa wegen <strong>der</strong> wesentlich<br />

ungünstigeren Abbaubedingungen <strong>der</strong> Kohle die Produktion von<br />

konkurrenzfähigem Kohlebenzin völlig ausgeschlossen. Bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />

for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> westdeutsche Kohlenbergbau auch sofort Entwicklungssubventionen,<br />

Steuerpräferenzen und einen höheren Verbraucherpreis<br />

für Treibstoffe und argumentiert darüber hinaus — da<br />

auch die Summe dieser Maßnahmen nach eigenem Eingeständnis nicht<br />

genügen würde, die Rentabilitätszone zu erreichen — mit dem Bedürfnis<br />

nach Sicherheit in <strong>der</strong> Energieversorgung 152 . Das „Handelsblatt"<br />

weist die gegen das erste Interesse des Kapitals, die Erhaltung<br />

seiner Herrschaft', verstoßende Kohlen-Lobby unter <strong>der</strong> Überschrift<br />

„Kohle-Euphorie" wie folgt in die Schranken: „Die Zeit, die<br />

große Zeit <strong>der</strong> Kohle ist endgültig vorbei. Das gilt selbst dann, wenn<br />

es, was sehr unwahrscheinlich ist, dazu käme, daß man aus Kohle<br />

wie<strong>der</strong> Benzin macht und es gilt auch dann, wenn es zur Vergasung<br />

<strong>der</strong> Kohle an <strong>der</strong> Lagerstätte mittels Kernwärme käme, was aber<br />

noch mehr in den Sternen steht." Man billigt <strong>der</strong> Kohle lediglich<br />

„einen bescheidenen Platz in <strong>der</strong> Energieversorgung <strong>der</strong> Zukunft"<br />

zu 153 . Sämtliche wissenschaftlichen Prognosen <strong>der</strong> Energieversorgung<br />

in den kapitalistischen Industrienationen gehen von einem<br />

dauerhaften Monopol des Erdöls im Treibstoffsektor aus 154 .<br />

auch den autobiographischen Roman des Bergmannes Max von <strong>der</strong> Grün:<br />

Irrlicht und Feuer, rororo 916, 1967.<br />

150 „Kohlehydrierung wie<strong>der</strong> aktuell: Neues US-Verfahren. In <strong>der</strong><br />

BRD bei geringem Steuerausfall o<strong>der</strong> Aufpreis verwertbar", in Industriekurier<br />

vom 17. 5.1969 und Schrö<strong>der</strong>, Volker: Wachsende Chancen für ein<br />

Come-back <strong>der</strong> Kohle, in Industriekurier vom 22. 5.1969. — Dieses Blatt<br />

vertritt beson<strong>der</strong>s die Interessen <strong>der</strong> „traditionellen" Industriezweige<br />

Kohle und Stahl.<br />

151 Vgl. „Kohle-Benzin hoffnungslos unwirtschaftlich", in Süddeutsche<br />

Zeitung vom 17. 4.1968.<br />

152 Handelsblatt vom 4./5. 7.1969; Industriekurier vom 17. 5. und 22. 5.<br />

1969.<br />

153 Handelsblatt vom 24. 4.1969.<br />

154 Balassa, a.a.O., S. 267 ff.; Europa + Energie, a.a.O., S. 47; Landsberg,<br />

a.a.O., S. 184 ff.

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