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wärtigen Imperialismus. Probleme der Entwicklungsländer (V)

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Zur Frage <strong>der</strong> Abhängigkeit 301<br />

Erzeugnisse zu ersetzen; die weitgehende Einschränkung des zivilen<br />

Kraftfahrzeugverkehrs wäre unumgänglich, zumal ein solcher Notfall<br />

zwangsläufig mit einem höheren Treibstoffbedarf des militärischen<br />

Sektors verbunden wäre 157 . Ferner ist zu berücksichtigen, daß<br />

die Gruppierung, die im faschistischen Deutschland die Massenproduktion<br />

von synthetischem Treibstoff durchsetzte, nämlich die chemische<br />

Industrie 158 , heute an <strong>der</strong> freien Einfuhr von Erdöl existentiell<br />

interessiert ist, um ihre Massenkunststoffe — Plasten, Fasern, Kautschuk<br />

usw. — je<strong>der</strong>zeit ohne Störung produzieren zu können. Die<br />

dominierende Rolle <strong>der</strong> Industriezweige, die zur Zeit um eine Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

<strong>der</strong> Kohlehydrierung kämpfen, ist längst ausgespielt.<br />

Ihre Macht war verbunden mit einem heute überholten Entwicklungsstand<br />

<strong>der</strong> Produktivkräfte 159 .<br />

Vor diesem Hintergrund weisen sich alle „Theorien" <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Industrielän<strong>der</strong> von den Erdölvorräten<br />

<strong>der</strong> Dritten Welt geradezu als phantastisch aus. Die Schätzung<br />

des künftigen Einfuhrbedarfs sind eindeutig: Selbst bei Fortsetzung<br />

unwirtschaftlicher Hilfsmaßnahmen zugunsten <strong>der</strong> Kohle werden<br />

Nordamerika, Japan und Westeuropa 1980 etwa 1,2 Mrd. t Rohöl importieren<br />

müssen (gegenüber 360 Mill, t 1960); wird <strong>der</strong> Kohleverbrauch<br />

nicht subventioniert, so erhöht sich <strong>der</strong> Einfuhrbedarf auf<br />

1,5 Mrd. t Rohöl — das sind drei Viertel <strong>der</strong> Weltproduktion (also<br />

einschl. sozialistisches Lager) des Jahres 1968. Rund 90 % dieser Importe<br />

werden aus dem Nahen Osten kommen lao .<br />

Für Japan und Westeuropa wird sich <strong>der</strong> Zwang zur öleinfuhr aus<br />

<strong>der</strong> Dritten Welt naturgemäß beson<strong>der</strong>s verschärfen 161 : So rechnen<br />

157 Vgl. sämtliche hier zitierten Prognosen. — Selbst <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Wirtschaftspolitik ist es nie gelungen, den deutschen Kraftstoffbedarf<br />

aus <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong> zahlreichen riesigen Hydrieranlagen zu<br />

decken: Trotz des im Vergleich zur Gegenwart geringen spezifischen<br />

Kraftstoffverbrauchs des Militärs und <strong>der</strong> starken Einschränkungen im<br />

zivilen Sektor mußten auch vor Einsetzen <strong>der</strong> gezielten alliierten Bombenangriffe<br />

große Mengen (ca. 40 %) des deutschen Verbrauchs aus den besetzten<br />

Gebieten eingeführt werden; betrachtet man das Zentrum <strong>der</strong><br />

Treibstoffsynthese, das Gebiet <strong>der</strong> heutigen DDR, für sich, so ergibt sich,<br />

daß die dortigen Kapazitäten 1936 nur ausreichten, um etwa 50 % des<br />

(Friedens-)Bedarfs zu decken; Schüngel, Bernd: Die Voraussetzungen für<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Energiewirtschaft im sowjetischen Besatzungsgebiet<br />

Deutschlands, Diplomarbeit WiSo-Fak. <strong>der</strong> FU Berlin 1968, S. 164 u. 171 ff.<br />

158 Ebd., S. 156 ff. sowie <strong>der</strong>s.: Besprechung zu Birkenfeld, Der synthetische<br />

Treibstoff 1933—1945, in: Das Argument 48, 10. Jg. 1968, S. 417 ff.<br />

159 In Deutschland war die Ausschaltung Schachts 1937 sichtbares<br />

Zeichen für diesen Machtwechsel. Daß Machtverschiebungen während <strong>der</strong><br />

Zeit <strong>der</strong> nationalsozialistischen Herrschaft nicht auf „beson<strong>der</strong>e Umstände"<br />

zurückzuführen, son<strong>der</strong>n Teil <strong>der</strong> kontinuierlichen Entwicklung<br />

des deutschen Kapitalismus sind und damit auch die Gegenwart beeinflussen,<br />

beweist Czichon: Hermann Josef Abs ..., a.a.O. (Teil 1 in XII/7).<br />

160 Europa + Energie, a.a.O., S. 41 f.<br />

161 Vgl. Balassa, a.a.O., S. 424 f.

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