BreMer Ärzte - Ärztekammer Bremen
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emer ÄrZTeJournal 11 09 TiTelThema<br />
„Depressionen“ der Senatorin für Arbeit,<br />
Familien, Gesundheit, Jugend und Soziales,<br />
(SfAFGJS) hervorgehoben.<br />
Empfohlen werden der Ausbau<br />
vorhandener Kooperationsstrukturen,<br />
der Aufbau<br />
multiprofessioneller<br />
Qualitätszirkel sowie<br />
die Weiterentwicklung<br />
der Integrierten Versorgung<br />
(SfAFGJS 2008). Vor allem gilt es<br />
den Zugang zur psychotherapeutischen<br />
Behandlung und das Angebot<br />
für bislang unterversorgte Gruppen (s.o.)<br />
zu verbessern. Eine verstärkt bedarfsorientierte<br />
Versorgung und Vernetzung zwischen<br />
den vorhandenen Behandlungsangeboten<br />
soll helfen, Doppelstrukturen zu<br />
vermeiden. Eine vermehrte Berücksichtigung<br />
der Gruppenpsychotherapie könnte<br />
helfen, bestehende Ressourcen besser zu<br />
nutzen. Verbesserungsbedarf besteht auch<br />
bezüglich der regionalen Verteilung psychotherapeutischer<br />
Versorgung, vor allem<br />
im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie<br />
bezogen auf <strong>Bremen</strong> Nord und<br />
Bremerhaven.<br />
Literatur bei den Verfassern.<br />
Dr. Hans Nadolny,<br />
Psychologischer Psychotherapeut,<br />
Christian Warrlich,<br />
Facharzt für Psychotherapeutische Medizin,<br />
Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker,<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Psychotherapie<br />
Fallzahlen steigen<br />
in ganz europa<br />
obwohl es fraglich ist, ob es eine<br />
quantitative Vermehrung bei psychischen<br />
erkrankungen in den letzten zehn Jahren<br />
gibt oder ob genauer diagnostiziert wird,<br />
sind diese krankheitsbilder in der Öffent<br />
lichkeit immer bedeutsamer geworden.<br />
Insbesondere in den avancierten west- und<br />
mitteleuropäischen Ländern postindustrieller<br />
Prägung haben sie epidemiologisch in<br />
der statistischen Rangfolge viele der altvertrauten<br />
somatischen Krankheitsbilder<br />
abgelöst. 25 Prozent der erwachsenen Europäer<br />
leiden Schätzungen zufolge mindestens<br />
einmal im Leben unter psychischen<br />
Störungen wie z. B. Depression, Schizophrenie,<br />
Alkohol- und Drogenabhängigkeit,<br />
Panikstörung u.a. (European Commission<br />
2008). Die verbreitetsten psychischen<br />
Störungen in der EU sind Angst und Depression.<br />
Die WHO rechnet damit, dass bis<br />
zum Jahr 2020 Depressionen in den Industriestaaten<br />
die zweithäufigste Ursache von<br />
Erkrankungen sein werden. Untersuchungen<br />
zeigen darüber hinaus, dass ca. 40<br />
Prozent der psychischen Störungen chronisch<br />
verlaufen (Wittchen & Jacobi 2005).<br />
Menschen mit psychischen Problemen sind<br />
tendenziell häufiger von physischen Erkrankungen<br />
und vorzeitiger Sterblichkeit<br />
betroffen. Eine psychische Erkrankung ist<br />
ein ebenso großer Risikofaktor für Herz-<br />
Kreislauf-Sterblichkeit wie der Mangel an<br />
körperlicher Aktivität oder ein zu hoher<br />
Cholesterinspiegel (Bödeker/Klindworth<br />
2007). Zurzeit sterben in der EU etwa<br />
58.000 Bürger jährlich durch Selbsttötung.<br />
Dies übertrifft die Zahl der jährlichen Todesfälle<br />
durch Straßenverkehrsunfälle, Tötungsdelikte<br />
und HIV/AIDS. Die Dramatik<br />
liegt in der Tatsache, dass diese Fälle fast<br />
ausnahmslos im Zusammen hang mit psychischen<br />
Störungen stehen.<br />
Wirtschaftliche Folgen<br />
Psychische Erkrankungen haben vielfältige<br />
Auswirkungen: Die Kosten psychischer Erkrankungen<br />
betragen schätzungsweise drei<br />
bis vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
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