100 Jahre - alpenverein-hagen.de
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Festschrift<br />
anlässlich <strong>de</strong>s <strong>100</strong>-jährigen Jubiläums <strong>de</strong>r<br />
Hagener Hütte<br />
Die Hagener Hütte am 23. September 2011<br />
1
Impressum<br />
Festschrift <strong>de</strong>r Sektion Hagen <strong>de</strong>s Deutschen Alpenvereins e.V.<br />
anlässlich <strong>de</strong>s <strong>100</strong>-jährigen Jubiläums <strong>de</strong>r Hagener Hütte.<br />
Herausgeber: Sektion Hagen <strong>de</strong>s DAV<br />
Redaktion u. Layout: Ursula Kilian, Klaus Herrmann<br />
Für die <strong>de</strong>r Sektion zur Verfügung gestellten Texte und Fotos bedankt sich die Redaktion herzlich.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re gilt unser Dank Stefan Zimmermann u. Siegfried Morhenne.<br />
August 2012<br />
Postfach 746, 58007 Hagen, Tel. 02331-332115, Fax 02331-3752497,<br />
E-Mail: <strong>alpenverein</strong>.<strong>hagen</strong>@t-online.<strong>de</strong>, Internet: www.<strong>alpenverein</strong>-<strong>hagen</strong>.<strong>de</strong><br />
Bankverbindung: Sparkasse Hagen, Konto-Nr.: <strong>100</strong> 034 071, BLZ 450 500 01<br />
IBAN DE 14450500010<strong>100</strong>03471, Swift-Bic WELADE3H.<br />
Druck: Druckerei P.Hartgen, Remscheid. Auflage 500<br />
2
Festschrift zum hun<strong>de</strong>rtsten Geburtstag <strong>de</strong>r „Hagener Hütte“<br />
von Rainer Schubert u. Hans Kilian<br />
Wir feiern in diesem Jahr 2012 <strong>de</strong>n <strong>100</strong>sten Geburtstag unserer Hütte in <strong>de</strong>n Hohen Tauern, <strong>de</strong>r<br />
„Hagener Hütte“, und zugleich <strong>de</strong>n Abschluss <strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong>n Renovierung, Erweiterung und<br />
zeitgemäßen Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Hütte in <strong>de</strong>n letzten drei <strong>Jahre</strong>n. Einzelheiten zu bei<strong>de</strong>n Punkten<br />
enthalten weitere Texte in dieser Schrift. Wir möchten hier zunächst unseren und <strong>de</strong>r Sektion<br />
herzlichsten Dank aussprechen an alle, die daran mitgewirkt haben, dass die Hütte in ihrer<br />
exponierten Lage auf <strong>de</strong>m Mallnitzer Tauern und in fast 2500m Höhe überhaupt so lange erhalten<br />
bleiben konnte. Je<strong>de</strong> Bergsteigerin, je<strong>de</strong>r Bergsteiger versteht, was das be<strong>de</strong>utet! Wir wollen uns<br />
zugleich bei <strong>de</strong>nen bedanken, die die umfassen<strong>de</strong> Renovierung <strong>de</strong>r Hütte in <strong>de</strong>n letzten <strong>Jahre</strong>n<br />
ermöglicht haben. Das sind im Wesentlichen insgesamt immer die gleichen Kräfte gewesen: Der<br />
Deutsche Alpenverein (DAV), das Bun<strong>de</strong>sland Kärnten, das Land Österreich, bei<strong>de</strong> in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Ausprägungen im Verlauf <strong>de</strong>r vielen <strong>Jahre</strong>, die Gemein<strong>de</strong> Mallnitz, die Stadt Hagen.<br />
Last but not least die Sektion Hagen selbst, als Verein, aber auch in <strong>de</strong>r Gestalt vieler Einzelner, die<br />
durch Spen<strong>de</strong>n und/o<strong>de</strong>r tätiges Mitwirken vor Ort dieses Überleben und sogar noch Wachsen<br />
geschaffen haben!<br />
Blicken wir noch kurz nach vorn, in die kommen<strong>de</strong>n <strong>Jahre</strong>! Eine solche Hütte braucht viele<br />
Besucher, Tagesgäste und Übernachtungsgäste. Beson<strong>de</strong>rs von Letzteren könnte die Hagener Hütte<br />
mehr bewirten als in <strong>de</strong>n letzten <strong>Jahre</strong>n gekommen sind. Alle Hütten am Tauernhöhenweg, von <strong>de</strong>r<br />
Osnabrücker Hütte bis zur Duisburger Hütte je<strong>de</strong>nfalls, könnten mehr Übernachtungsgäste aufnehmen.<br />
Dazu braucht es mit Sicherheit viele Anstrengungen. Um dies zu erreichen müsste<br />
vielleicht sogar <strong>de</strong>r Tauernhöhenweg an manchen Passagen etwas ausgebaut, weniger anspruchsvoll<br />
angelegt wer<strong>de</strong>n. Denken wir, alle Anrainer, Gemein<strong>de</strong>n, die Freun<strong>de</strong> vom Nationalpark, alle<br />
Sektionen, darüber möglichst einmal nach!<br />
Rainer Schubert Prof. Dr. Hans Kilian<br />
1.Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sektion Hagen Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sektion Hagen<br />
4
Grußwort<br />
Zum <strong>100</strong>-jährigen Bestehen <strong>de</strong>r Hagener Hütte darf<br />
ich <strong>de</strong>r DAV Sektion Hagen auch im Namen <strong>de</strong>s<br />
gesamten Deutschen Alpenvereins recht herzlich<br />
gratulieren!<br />
Die Sektion war gera<strong>de</strong> einmal vier <strong>Jahre</strong> alt, als<br />
einem Bericht zufolge <strong>de</strong>r Bau einer eigenen Hütte<br />
über Monate hinweg in je<strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>s<br />
Mitglie<strong>de</strong>rausschusses thematisiert wur<strong>de</strong>, bis endlich<br />
ein geeigneter Bauplatz gefun<strong>de</strong>n war. Es dauerte<br />
dann noch weitere fünf <strong>Jahre</strong>, bis in <strong>de</strong>n Mallnitzer<br />
Tauern auf 2446 Metern Höhe im August 1912 die<br />
Hagener Hütte eröffnet wur<strong>de</strong>. Bis zum heutigen<br />
Tage folgten immer wie<strong>de</strong>r Ausbauten und<br />
umfangreiche Mo<strong>de</strong>rnisierungen, bei <strong>de</strong>nen neben<br />
zeitgemäßem Komfort vor allem <strong>de</strong>r sichere und<br />
umweltgerechte Betrieb im Vor<strong>de</strong>rgrund stan<strong>de</strong>n.<br />
Auch wenn sie inzwischen rundum generalsaniert und in positivem Sinne kaum mehr<br />
wie<strong>de</strong>rzuerkennen ist, spielen in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Hagener Hütte Tradition und Beständigkeit eine<br />
wichtige Rolle: Seit <strong>de</strong>m Zeitpunkt, als <strong>de</strong>r Kaufvertrag unterschrieben wur<strong>de</strong>, hält die DAV<br />
Sektion Hagen auch in schwierigen Zeiten unermüdlich an ihrer Hochgebirgshütte fest und<br />
investiert viel ehrenamtliche Arbeitskraft und Geld, damit die Hütte ein zeitgemäßer und zugleich<br />
gemütlicher Stützpunkt für Bergsportler bleibt. Für ihren Einsatz möchte ich <strong>de</strong>r Sektion und allen<br />
Beteiligten recht herzlich danken. Schließlich sind Hüttenbesitz und -unterhalt gera<strong>de</strong> für eine<br />
alpenferne Sektion mit ganz beson<strong>de</strong>ren Herausfor<strong>de</strong>rungen verbun<strong>de</strong>n.<br />
Min<strong>de</strong>stens genauso erfreulich wie <strong>de</strong>r langjährige Hüttenbesitz <strong>de</strong>r Sektion ist in diesem<br />
Zusammenhang die Tatsache, dass die Hagener Hütte seit stolzen 45 <strong>Jahre</strong>n und in <strong>de</strong>r dritten<br />
Generation von <strong>de</strong>r Pächterfamilie Aschbacher bewirtschaftet wird! Auch diese Kontinuität spricht<br />
für die Hütte und für die Sektion!<br />
Für die Zukunft wünsche ich <strong>de</strong>r DAV Sektion Hagen und auch <strong>de</strong>r Pächterfamilie viel Erfolg und<br />
das nötige Quäntchen Glück. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass Sie auch in Zukunft so tatkräftig<br />
anpacken – zum Wohl <strong>de</strong>r Hagener Hütte und <strong>de</strong>r vielen Bergsportler, die hier – inzwischen das<br />
ganze Jahr über – eine schützen<strong>de</strong> Unterkunft fin<strong>de</strong>n!<br />
Josef Klenner<br />
DAV Präsi<strong>de</strong>nt<br />
5
Grußwort <strong>de</strong>s Oberbürgermeisters <strong>de</strong>r Stadt Hagen Jörg Dehm<br />
für die Festschrift „<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> Hagener Hütte“<br />
Liebe Wan<strong>de</strong>rfreundinnen,<br />
liebe Wan<strong>de</strong>rfreun<strong>de</strong>,<br />
liebe Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hagener Sektion<br />
im Deutschen Alpenverein,<br />
es freut mich außeror<strong>de</strong>ntlich, heute gleich zwei großartige Ereignisse würdigen zu können. In <strong>de</strong>n<br />
vergangenen zwei <strong>Jahre</strong>n wur<strong>de</strong> die Hagener Hütte umfangreich saniert und umgestaltet, so dass sie<br />
nun im neuen (alten) Glanz erstrahlt. An dieser Stelle möchte ich <strong>de</strong>n zahlreichen Helferinnen und<br />
Helfern herzlich danken, die mit harter Arbeit, aber auch mit großzügiger finanzieller Unterstützung<br />
wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Hütte auch weiterhin ein echter Hagener Werbeträger<br />
in Österreich sein wird.<br />
Der Abschluss <strong>de</strong>r Renovierung fällt mit <strong>de</strong>m <strong>100</strong>-jährigen Jubiläum <strong>de</strong>r Hagener Hütte zusammen.<br />
1912 wur<strong>de</strong> die Hütte eröffnet. Getreu <strong>de</strong>m Motto „<strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>rer zum Schutz – <strong>de</strong>m Wetter zum<br />
Trutz“ war das Haus als Schutzhütte vor <strong>de</strong>n häufig in Minutenschnelle wechseln<strong>de</strong>n<br />
Witterungsverhältnissen konzipiert. Heute hat sich die Hagener Hütte inmitten <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rschönen<br />
Berglandschaft zwischen <strong>de</strong>m Gasteiner Tal im Bun<strong>de</strong>sland Salzburg und <strong>de</strong>m Mölltal in Kärnten<br />
zu einem beliebten Treffpunkt für Bergsteiger und Bergwan<strong>de</strong>rer in <strong>de</strong>n Hohen Tauern entwickelt.<br />
Seit Oberbürgermeister Willi Cuno, Gründungsmitglied <strong>de</strong>r Sektion Hagen <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Alpenvereins, haben verschie<strong>de</strong>ne Hagener Oberbürgermeister die Hagener Hütte besucht. Alle<br />
kamen begeistert von diesen Fahrten zurück. Und so freut es mich ganz beson<strong>de</strong>rs, dass ich als<br />
begeisterter Wan<strong>de</strong>rer selber die Gelegenheit haben wer<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Hütte En<strong>de</strong> August mit einer kleinen<br />
Hagener Reisegruppe einen Besuch abstatten zu können.<br />
Zunächst aber möchte ich <strong>de</strong>r Hagener Hütte auch für die nächsten <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> viele Gäste wünschen.<br />
Den Besucherinnen und Besuchern wünsche ich allzeit ein sicheres Dach über <strong>de</strong>m Kopf und viele<br />
schöne Stun<strong>de</strong>n in fast 2.500 Metern Höhe.<br />
Es grüßt Sie herzlich<br />
Ihr<br />
Jörg Dehm<br />
Oberbürgermeister <strong>de</strong>r Stadt Hagen<br />
6
Grußwort zum Jubiläum<br />
Als Bürgermeister <strong>de</strong>r Nationalparkgemein<strong>de</strong> Mallnitz gratuliere ich <strong>de</strong>r Sektion Hagen <strong>de</strong>s DAV<br />
ganz herzlich zum Jubiläum „<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> Hagener Hütte“.<br />
Mallnitz ist für alle Bergsteiger ein lohnenswertes und authentisches Ziel mit exzellenten alpinen<br />
Möglichkeiten in allen Schwierigkeitsgra<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>r leichten Wan<strong>de</strong>rung am ebenen Talbo<strong>de</strong>n bis<br />
hin zum Klettersteig im Reich <strong>de</strong>r Dreitausen<strong>de</strong>r. Ein weitläufiges Wan<strong>de</strong>rwegenetz steht <strong>de</strong>m<br />
Alpintouristen ebenso zur Verfügung wie eine Reihe echter, alpiner Schutzhütten, die <strong>de</strong>m Gast am<br />
Berg eine attraktive Beherbergung bieten.<br />
Das alles in einer beeindrucken<strong>de</strong>n und vielfältigen Gebirgslandschaft, mitten im Nationalpark<br />
Hohe Tauern.<br />
Dieses einzigartige alpine Paradies haben schon sehr früh zahlreiche Sektionen <strong>de</strong>s DAV als<br />
Arbeitsgebiet für sich ent<strong>de</strong>ckt und seit weit mehr als <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n engagieren sich diese in ihrer<br />
alpinen Heimat Mallnitz. Bis heute ist <strong>de</strong>ren wertvolle Arbeit die Basis für die alpine Infrastruktur<br />
im Bergsteigerdorf Mallnitz.<br />
Mit zu diesen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n und bis heute beson<strong>de</strong>rs prägen<strong>de</strong>n Sektionen in Mallnitz zählt auch jene<br />
aus Hagen, mehr noch die Sektion Hagen hat mit <strong>de</strong>r Errichtung ihrer Hütte am Mallnitzer Tauern<br />
eine ganz wesentliche und herausragen<strong>de</strong> alpine Unterkunft entlang <strong>de</strong>s Tauernhöhenwegs<br />
geschaffen.<br />
Hagen leistete damit auch wertvolle Pionierarbeit in <strong>de</strong>r Erschließertätigkeit <strong>de</strong>r Hohen Tauern, die<br />
vor allem vom damaligen 1. Vorsitzen<strong>de</strong>n Prof. Rudolf Westerfrölke getragen wur<strong>de</strong>. Westerfrölke<br />
zeigte sich über sein Engagement im Alpenverein hinaus auch als großzügiger För<strong>de</strong>rer unseres<br />
Ortes, vor allem unterstützte er die Volksschule.<br />
Beson<strong>de</strong>rs freut uns, dass sich die Sektion diesen Grün<strong>de</strong>rgeist bis heute bewahrt hat und in <strong>de</strong>n<br />
letzten <strong>Jahre</strong>n die Hagener Hütte großzügig saniert und erweitert hat. Die Sektion Hagen hat damit<br />
eindrucksvoll ihre alpine Verantwortung für ihr Arbeitsgebiet in Mallnitz unter Beweis gestellt und<br />
<strong>de</strong>r gesamten Region <strong>de</strong>s Nationalparks Hohe Tauern damit wertvolle touristische Impulse<br />
verliehen. Die Gemein<strong>de</strong> Mallnitz kann für diese beispielgeben<strong>de</strong> Haltung nur danken und <strong>de</strong>r<br />
Sektion, <strong>de</strong>m Vorstand und allen Mitglie<strong>de</strong>rn zum Jubiläum und zu ihrer alpinen Arbeit herzlich<br />
gratulieren.<br />
Mit herzlichen Grüßen aus Mallnitz<br />
Günther Novak<br />
Bürgermeister <strong>de</strong>r Nationalparkgemein<strong>de</strong> Mallnitz<br />
7
Zum <strong>100</strong>-jährigen Bestehen <strong>de</strong>r Hagener Hütte<br />
Unweit eines Alpenpasses, <strong>de</strong>n auch bereits die Kelten und Römer nutzten, thront seit 1912 die<br />
Hagener Hütte in einer Höhe von 2.446 m am Mallnitzer Tauern. Es ist zweifelsohne historischer<br />
Bo<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n die Sektion Hagen für <strong>de</strong>n Bau ihrer Hütte ausgewählt hat. Seit <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n bietet diese<br />
Hütte nun allen Bergsteigern eine sichere alpine Unterkunft am Tauernhöhenweg.<br />
Dieser Weg zählt gewiss zu <strong>de</strong>n schönsten hochalpinen Wan<strong>de</strong>rstrecken in <strong>de</strong>n Ostalpen und er<br />
ermöglicht gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>gebiet von Mallnitz ein beson<strong>de</strong>res und einzigartiges<br />
Bergerlebnis mit zahlreichen Tourenmöglichkeiten und Gipfelerlebnisse in einem gera<strong>de</strong>zu<br />
unvergleichlichen Panorama in <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r Dreitausen<strong>de</strong>r.<br />
Seit weit mehr als <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n engagieren sich nun schon zahlreiche Sektionen <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Alpenvereins in Mallnitz entlang dieses Höhenweges, haben ihn vielmehr erst zu <strong>de</strong>m gemacht, was<br />
er heute ist. Zu diesen Alpenpionieren zählt auch die Sektion Hagen, die einen wesentlichen Teil<br />
dieses Wegenetzes mit samt einer vorbildlichen Hütte als ihr Arbeitsgebiet betreuen. Dadurch ist<br />
allen naturbegeisterten Menschen ein Zugang zu Bergsportaktivitäten ermöglicht wor<strong>de</strong>n.<br />
Die Sektion Hagen hat sich in ihrer alpinen Verantwortung immer als beson<strong>de</strong>rs zuverlässig und<br />
vorbildlich gezeigt, was ganz beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r großzügigen Sanierung und <strong>de</strong>m Ausbau <strong>de</strong>r Hütte<br />
zum Ausdruck kommt. Abgesehen vom Einsatz beträchtlicher finanzieller Mittel, stellt es eine<br />
große Herausfor<strong>de</strong>rung dar, eine Baustelle in <strong>de</strong>rart exponierter Lage über eine Distanz von vielen<br />
hun<strong>de</strong>rt Kilometern zu koordinieren. Dazu ist <strong>de</strong>r Sektion zu gratulieren.<br />
So bedanke ich mich als Obmann <strong>de</strong>r Sektion Mallnitz <strong>de</strong>s Österreichischen Alpenvereins sehr<br />
herzlich für ihre wertvolle alpine Arbeit, gratuliere zum Jubiläum und wünsche <strong>de</strong>r Sektion Hagen,<br />
dass es auch weiterhin gelingen mag, die Begeisterung für die Berge und die sportliche Betätigung<br />
in freier Natur an die Jugend weiterzugeben.<br />
Mit herzlichen Grüßen aus Mallnitz<br />
Arnold Rom<br />
Obmann <strong>de</strong>r Sektion Mallnitz<br />
<strong>de</strong>s Österreichischen Alpenvereins<br />
8
Jubiläum <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> Hagener Hütte<br />
„Wan<strong>de</strong>rbares Kärnten“ ist ein Slogan <strong>de</strong>r Kärnten Werbung und Wan<strong>de</strong>rn (Gehen) ist auch die<br />
ursprünglichste Art <strong>de</strong>r Fortbewegung <strong>de</strong>s Menschen, die er über 5.000 <strong>Jahre</strong> praktiziert hat.<br />
Wan<strong>de</strong>rn im Nationalpark Hohe Tauern ist zu <strong>de</strong>m ein beson<strong>de</strong>res Erlebnis. Eine artenreiche alpine<br />
Kulturlandschaft verzahnt mit einer wil<strong>de</strong>n Urlandschaft kann entlang <strong>de</strong>r Wege und Steige betrachtet<br />
und bewun<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Die Betreuung und Markierung dieser Steige obliegt ausschließlich <strong>de</strong>n<br />
Sektionen <strong>de</strong>s OEAV und DAV je nach Arbeitsgebiet, ebenso wie die Schutzhütten – das Ziel vieler<br />
Wan<strong>de</strong>rungen.<br />
Die Hütte <strong>de</strong>r DAV Sektion Hagen, die seit <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n am Nie<strong>de</strong>ren Tauernpass zwischen Mallnitz<br />
und Böckstein steht, gehört zu diesen lohnen<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>rzielen und ist gleichzeitig eine Trekkingstation<br />
am Tauern Höhenweg, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n gesamten Nationalpark von Ost nach West durchquert.<br />
Wie steht es im Kärntner Nationalparkgesetz?<br />
Der Nationalpark wird eingerichtet zum Wohle und zur Erbauung <strong>de</strong>r Menschen und <strong>de</strong>r nachkommen<strong>de</strong>n<br />
Generationen.<br />
Um die Faszination <strong>de</strong>r Hohen Tauern zu erleben, braucht es die Hütten <strong>de</strong>s OEAV und DAV als<br />
Unterkunft, für eine gute Verpflegung und für die Sicherheit im alpinen Gelän<strong>de</strong>.<br />
Die Hagener Hütte erfüllt diese Aufgaben seit <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>n hervorragend!<br />
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum<br />
Peter Rupitsch<br />
Direktor<br />
Nationalpark Hohe Tauern Kärnten<br />
9
<strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> Hagener Hütte bei Mallnitz<br />
ie Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r 1903 gegrün<strong>de</strong>ten Sektion<br />
Hagen <strong>de</strong>s damals noch Deutsch-<br />
Österreichischen Alpenvereins (DOeAV)<br />
wünschten schon nach einigen <strong>Jahre</strong>n, eine<br />
Vereinshütte in <strong>de</strong>n Alpen zu haben. Nach<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Plan für einen Bauplatz am Schneefernerkopf<br />
durch <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rspruch <strong>de</strong>r Besitzer<br />
nicht zu realisieren war, wur<strong>de</strong> zunächst<br />
das Tauernhaus oberhalb von Mallnitz in<br />
Kärnten als Hütte vorgesehen und erworben.<br />
Dieses alte Gemäuer erwies sich aber wegen<br />
zu großer Feuchtigkeit als ungeeignet, blieb<br />
aber bis 1989 im Besitz <strong>de</strong>r Sektion Hagen, die<br />
Dass dieser Platz ein geschichtsträchtiger Bo<strong>de</strong>n<br />
ist, war schon bekannt: Fun<strong>de</strong> belegen,<br />
dass die Alpenpässe bei Mallnitz schon 3000<br />
<strong>Jahre</strong> v.Chr. als Übergänge benutzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Keltische Silbermünzen, die auf bei<strong>de</strong>n Seiten<br />
<strong>de</strong>s Mallnitzer Tauern gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, lassen<br />
vermuten, dass die Wege Han<strong>de</strong>lsrouten<br />
waren, lange bevor die Römer im 2. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
v.Chr. begannen, sie zu Straßen aus-<br />
10<br />
es dann <strong>de</strong>r Alpenvereinssektion Mallnitz<br />
schenkte. Heute ist es ein kleines Museum.<br />
Die Sektion Hagen konnte dann aber 1909 das<br />
50m höher gelegene Grundstück für einen<br />
günstigen Preis erwerben und dort ihre Hütte<br />
bauen.<br />
Diese steht nun auf <strong>de</strong>m Sattel <strong>de</strong>s Mallnitzer<br />
Tauern, 2450 m hoch in <strong>de</strong>r Goldberggruppe,<br />
an <strong>de</strong>r Grenze zur Ankogelgruppe und an <strong>de</strong>r<br />
Grenze zwischen Kärnten und <strong>de</strong>m Land Salzburg<br />
und damit in <strong>de</strong>r heutigen Kernzone <strong>de</strong>s<br />
„Nationalparks Hohe Tauern“.<br />
zubauen. Es wird angenommen, dass <strong>de</strong>r Weg<br />
über <strong>de</strong>n Mallnitzer Tauern mit <strong>de</strong>m Erzbergbau<br />
im Bockhart zusammenhing, da die<br />
römische Straße dort en<strong>de</strong>t.<br />
Heute sind Reste <strong>de</strong>r römischen Straßenanlagen<br />
über <strong>de</strong>n Mallnitzer Tauern - wie auch<br />
über <strong>de</strong>n Korntauern einige Kilometer östlicher<br />
- freigelegt und <strong>de</strong>utlich erkennbar. Da<br />
sie bisher als die höchstgelegenen Straßen <strong>de</strong>r
Römer in <strong>de</strong>n gesamten Alpen gelten, waren<br />
sie übrigens noch in <strong>de</strong>n 90iger <strong>Jahre</strong>n <strong>de</strong>s vorigen<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts ein interdisziplinäres Forschungsobjekt.<br />
Später benutzten die Säumer<br />
die Wege mit ihren Pfer<strong>de</strong>n und Maultieren,<br />
um Salz aus <strong>de</strong>m Nor<strong>de</strong>n gegen Wein aus <strong>de</strong>m<br />
Sü<strong>de</strong>n zu tauschen. Als Schutzhütte für die<br />
Säumer war 1834 das Mallnitzer Tauernhaus<br />
gebaut wor<strong>de</strong>n, das dann durch die Hagener<br />
Hütte in seiner Funktion ersetzt wur<strong>de</strong>.<br />
11<br />
Die Nord-Südrichtung kreuzt heutzutage <strong>de</strong>r<br />
sogenannte Tauernhöhenweg in west-östlicher<br />
Richtung, d.h. hier von <strong>de</strong>r Duisburger Hütte<br />
zum Hannoverhaus. Wegen <strong>de</strong>r Länge dieser<br />
Strecke ist die Hagener Hütte für Wan<strong>de</strong>rer ein<br />
erfor<strong>de</strong>rlicher Schutz- und Ruhepunkt. Sie ist<br />
aber auch für Schönwetter-Tagestouren ein<br />
gern genutztes Ziel wegen <strong>de</strong>s überwältigen<strong>de</strong>n<br />
Fernblickes.<br />
Heutzutage spielt <strong>de</strong>r Übergang über die<br />
Tauern an dieser Stelle nur noch eine Rolle für<br />
Wan<strong>de</strong>rer, Bergsteiger und evtl. Radfahrer,<br />
<strong>de</strong>nn die Pässe über Brenner, Glockner,<br />
Katschberg und Hohe Tauern bzw. die Tunnel<br />
durch die Berge sind <strong>de</strong>n Verkehrsverhältnissen<br />
Jahrzehnt um Jahrzehnt angepasst<br />
wor<strong>de</strong>n.<br />
Überwältigen<strong>de</strong>r Blick von <strong>de</strong>r Hagener Hütte Richtung Ankogel.<br />
Aus einer Quelle in diesem kleinen See versorgt sich die Hütte mit Wasser.
Baugeschichte<br />
Der Bau <strong>de</strong>r Hagener Hütte ging zügig voran, sodass schon am 15. August 1912 die Einweihung<br />
stattfin<strong>de</strong>n konnte. Wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass sämtliches Material, das nicht aus Feldsteinen vor Ort<br />
bestand, vom Tal hinaufgeschafft wer<strong>de</strong>n musste - zum Teil mit Mulis - kann man die Leistung <strong>de</strong>r<br />
Handwerker und Beteiligten nur bewun<strong>de</strong>rn.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r Hütte wur<strong>de</strong> vorerst wenig verän<strong>de</strong>rt.<br />
1930 kam die Falttür zwischen <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Gasträumen hinzu und 1934 eine<br />
Klapptreppe, um <strong>de</strong>n Dachbo<strong>de</strong>n für Matratzenlager<br />
erreichbar zu machen. Schon bald<br />
(1930) war außen <strong>de</strong>r Anbau eines Waschraumes<br />
und (1936) ein Stall für <strong>de</strong>n Muli Max nötig,<br />
<strong>de</strong>r für die Hüttenwirte sehr hilfreich war:<br />
Schließlich sind vom Talort Mallnitz bis zur<br />
Hagener Hütte 1350 Höhenmeter zu überwin<strong>de</strong>n.<br />
Um die Fassa<strong>de</strong> besser vor Nässe zu<br />
schützen, war 1933 statt <strong>de</strong>r Holzverschin<strong>de</strong>lung<br />
eine Eternitverkleidung angebracht<br />
wor<strong>de</strong>n, die allerdings für das Klima in dieser<br />
Höhe nicht geeignet war und später wie<strong>de</strong>r<br />
entfernt wer<strong>de</strong>n musste. Während <strong>de</strong>r rund 30<br />
Die Hagener Hütte vor 1914<br />
12<br />
folgen<strong>de</strong>n <strong>Jahre</strong> ist an <strong>de</strong>r Hütte nicht weiter<br />
gebaut wor<strong>de</strong>n, zumal sie von 1945 an über 10<br />
<strong>Jahre</strong> lang unter österreichischer Verwaltung<br />
stand.<br />
Muli Max als unersetzlicher Helfer <strong>de</strong>r Hüttenwirte,<br />
hier 1957 mit Hüttenjunge Georg Brucker.
Die von Horst Kniese am 18. Nov. 1958 in <strong>de</strong>r WR beschriebene Rückgabe <strong>de</strong>r Hagener Hütte an die Sektion Hagen <strong>de</strong>s DAV<br />
13
ei <strong>de</strong>r auch<br />
Muli Max<br />
„in Rente“<br />
geschickt<br />
wur<strong>de</strong>,<br />
14<br />
Wechsel <strong>de</strong>r Transportmittel<br />
Mit <strong>de</strong>r<br />
Eröffnung<br />
<strong>de</strong>s<br />
Fahr- u.Transportweges<br />
zur<br />
Hagener Hütte<br />
1964,
15<br />
erreichte auch die<br />
Motorisierung<br />
unser Haus<br />
in <strong>de</strong>n Bergen.
Erst 1964 bis 1969 fan<strong>de</strong>n größere Verän<strong>de</strong>rungen<br />
statt. Rechtzeitig für die bevorstehen<strong>de</strong>n<br />
Renovierungen war <strong>de</strong>r Versorgungsweg<br />
fertig gewor<strong>de</strong>n und ein gelän<strong>de</strong>tüchtiges<br />
Fahrzeug angeschafft wor<strong>de</strong>n. Mehrmals hatten<br />
aber Unwetter diesen Weg zerstört und dadurch<br />
die Bauvorhaben unterbrochen.<br />
Aber schließlich waren die Arbeiten geschafft:<br />
Hütte mit Anbau,<br />
Sonnenpaneelen und neuer Holzverschin<strong>de</strong>lung<br />
16<br />
Das Dach war neu ge<strong>de</strong>ckt und ein Anbau mit<br />
Toiletten und einem Winterraum erstellt, was<br />
das Äußere <strong>de</strong>r Hütte wesentlich verän<strong>de</strong>rte.<br />
Die verrotteten Fensterrahmen <strong>de</strong>r 1. Etage<br />
waren 1977 durch Kunststoffrahmen ersetzt<br />
wor<strong>de</strong>n, die sich allerdings in dieser Höhe<br />
ebenfalls als nicht geeignet erwiesen und Anfang<br />
<strong>de</strong>r 90er <strong>Jahre</strong> wie<strong>de</strong>r durch Holzrahmen<br />
ersetzt wer<strong>de</strong>n mussten.<br />
Schon Anfang <strong>de</strong>r 70er <strong>Jahre</strong> hatte <strong>de</strong>r Hüttenwirt<br />
einen Dieselgenerator angeschafft, <strong>de</strong>r die<br />
Küche mit Strom versorgte, sodass auch<br />
Wasch- und Spülmaschinen eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
konnten. 1975 musste wie<strong>de</strong>rum das durch einen<br />
Sturm beschädigte Dach samt Unterkonstruktion<br />
renoviert wer<strong>de</strong>n. Zwei <strong>Jahre</strong> später<br />
ließ die Sektion die schadhafte Eternitverkleidung<br />
<strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong>n durch eine Holzverschin<strong>de</strong>lung<br />
ersetzen. Diese wur<strong>de</strong> aber lei<strong>de</strong>r<br />
nicht sachgemäß verarbeitet und musste Anfang<br />
<strong>de</strong>r 90er <strong>Jahre</strong> - wie die oben genannten<br />
Fensterrahmen - erneuert wer<strong>de</strong>n.<br />
Inzwischen gab es neue Matratzen in <strong>de</strong>n<br />
Schlafräumen, wärmere Woll<strong>de</strong>cken, die<br />
Schlafräume sind nach und nach gegen Wind<br />
und Flugschnee abgedichtet wor<strong>de</strong>n. Auf Verlangen<br />
<strong>de</strong>r österreichischen Behör<strong>de</strong>n hin
musste <strong>de</strong>r Vorratsraum neben <strong>de</strong>r Küche, die<br />
„Speis“, voll ausgefliest wer<strong>de</strong>n.<br />
Von 1990 bis 2003 herrschte wie<strong>de</strong>r eine rege<br />
Bautätigkeit an und in <strong>de</strong>r Hütte.<br />
Das Bewusstsein vom Erhalt <strong>de</strong>r Landschaft<br />
und “Umwelt“ war inzwischen bis in die hohen<br />
Bergregionen gelangt. Auch die Hagener<br />
Hütte musste darauf eingestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Waren die bisherigen Renovierungsarbeiten<br />
hauptsächlich zum Erhalt <strong>de</strong>r Hütte nötig gewesen,<br />
kam nun ein neuer Aspekt für Verän<strong>de</strong>rungen<br />
hinzu: Die vom Nationalpark Hohe<br />
Tauern verlangte Trinkwasserversorgung aus<br />
einer Quelle im kleinen Bergsee in einem Talkessel<br />
nördlich <strong>de</strong>r Hütte musste renoviert<br />
wer<strong>de</strong>n. Deshalb wur<strong>de</strong> 1994 eine Bestrahlungsanlage<br />
für die Trinkwasserversorgung<br />
eingerichtet. Waren die Toilettenanlagen zwar<br />
vom Schimmel befreit und gefliest wor<strong>de</strong>n, so<br />
ließ sich aber <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r darunterliegen<strong>de</strong>n<br />
Klärgrube aufsteigen<strong>de</strong> Dunst nicht beseitigen.<br />
Es musste eine an<strong>de</strong>re Lösung gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Außer<strong>de</strong>m verlangten Vorschriften <strong>de</strong>n<br />
Bau einer biologischen Abwasseranlage. Da<br />
eine solche nur mit Wärmezufuhr funktionieren<br />
kann, wur<strong>de</strong> eine thermische Solaranlage<br />
aufs Dach montiert, die aber nur Wärme für<br />
die Kläranlage lieferte und nicht <strong>de</strong>m Hüttenbetrieb<br />
diente. Parallel dazu entstand auf einem<br />
weiteren Dachbereich eine Photovoltaikanlage<br />
zur Stromerzeugung. Dazu gehörte eine<br />
aufwändige Elektrotechnik, um die in Batterien<br />
eingespeiste Energie von Gleichstrom<br />
niedriger Spannung in Wechselstrom mit<br />
230V umzuformen. Der mächtige Batteriesatz<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r ehemaligen Wasserzisterne außerhalb<br />
<strong>de</strong>r Hütte untergebracht. Diese Stromerzeugung<br />
reichte aus, um neben <strong>de</strong>m Küchenbetrieb<br />
auch die ganze Hütte mit Licht zu<br />
versorgen. Damit gab es jetzt statt bisheriger<br />
Gasbeleuchtung elektrisches Licht in <strong>de</strong>n<br />
Gast- und Schlafräumen. Zu<strong>de</strong>m bekamen die<br />
Hüttenwirte eigene sanitäre Anlagen.<br />
Das neue Blechdach begann zu rosten, und es<br />
wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90er gründlich gereinigt und<br />
gestrichen.<br />
17<br />
Bergsteiger und Wan<strong>de</strong>rer sind heute nicht nur<br />
in viel größerer Zahl unterwegs, son<strong>de</strong>rn sie<br />
haben an<strong>de</strong>re Vorstellungen vom Wan<strong>de</strong>rn als<br />
unsere Vorfahren, sie wünschen sich mehr Annehmlichkeiten<br />
wie z.B. warmes Wasser.<br />
Daher fand die größte Verän<strong>de</strong>rung unserer<br />
Hütte in <strong>de</strong>n letzten drei <strong>Jahre</strong>n (2010, 2011,<br />
2012) statt.<br />
Den Umbau beschreibt unser Hüttenwart Architekt<br />
Stefan Zimmermann folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />
„Den Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten in<br />
diesen <strong>Jahre</strong>n ging eine Planungsphase von<br />
über drei <strong>Jahre</strong>n voraus. Schon 2007 wur<strong>de</strong> darüber<br />
nachgedacht, in größerem Umfang das<br />
Gebäu<strong>de</strong> zu sanieren. Hier gab es verschie<strong>de</strong>ne<br />
Aspekte:<br />
Auf <strong>de</strong>r Hütte ging es sehr beengt zu, die<br />
Räume waren klein und die Nutzungen vermischten<br />
sich im Gebäu<strong>de</strong>. Bo<strong>de</strong>n- und Wandbereiche<br />
im Erdgeschoss waren regelmäßig<br />
durchfeuchtet. Weiterhin waren die technischen<br />
Anlagen in verschie<strong>de</strong>nen Räumen untergebracht,<br />
die tlw. dafür nicht geeignet waren.<br />
Die Anlagen, gera<strong>de</strong> die Batterieanlage,<br />
litten darunter und die Lebensdauer verkürzte<br />
sich rasch. Der Rostbefall im Keller hatte be<strong>de</strong>nkliche<br />
Ausmaße angenommen. Hinzu kam,<br />
dass das Gebäu<strong>de</strong> nur über Kaltwasser verfügte<br />
und nur über <strong>de</strong>n Kachelofen im Gastraum<br />
beheizt wer<strong>de</strong>n konnte.
Auf diese Probleme wur<strong>de</strong> mit einer enormen<br />
Verän<strong>de</strong>rung reagiert. Der Anbau aus <strong>de</strong>n 60er<br />
<strong>Jahre</strong>n wur<strong>de</strong> abgetragen und vom Keller- bis<br />
zum Dachgeschoss mit etwas vergrößerter<br />
Grundfläche über alle Geschosse ein Anbau in<br />
ganzer Breite <strong>de</strong>s Haupthauses hergestellt. Es<br />
entstand mehr Raum, so dass nun die Funktionen<br />
in <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> neu geordnet wer<strong>de</strong>n<br />
konnten. Im Kellergeschoss, welches zur Südseite<br />
ebenerdig betreten und versorgt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, sind die gesamte Technik und Lagerräume<br />
für Lebensmittel, Getränke und Holz<br />
untergebracht. Darüber befin<strong>de</strong>t sich im Erd-<br />
geschoss <strong>de</strong>r neue Gastraum. Er bietet Platz<br />
für 45 Personen, ist neu ausgestattet und verfügt<br />
in Raummitte über einen Warmluftkachelofen.<br />
Die Verbindung zur Küche bil<strong>de</strong>t eine<br />
neue Theke. Vom Gastraum gelangt man<br />
auf eine aufgestän<strong>de</strong>rte Holzterrasse, die mit<br />
Holz- und Glasbrüstungen Windschutz für ca.<br />
40 Sitzplätze bietet.<br />
Auch die Bestandsflächen im Erdgeschoss<br />
18<br />
wur<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rt. Der neue Eingangsbereich<br />
bietet mehr Platz, und es ist unmittelbar ein<br />
kleiner Trockenraum angeschlossen. Die Küche<br />
ist vollständig erneuert wor<strong>de</strong>n. Der völlig<br />
maro<strong>de</strong> Bo<strong>de</strong>n zum Bestandskeller wur<strong>de</strong> aus-<br />
gebaut, und eine neue Stahlbeton<strong>de</strong>cke hergestellt.<br />
Die Installationen und die Einrichtung<br />
wur<strong>de</strong>n erneuert. In <strong>de</strong>n ehemaligen Gasträumen<br />
befin<strong>de</strong>n sich nun die Küche und WCs.<br />
Im 1.Obergeschoss sind nun im Altbau die renovierten<br />
Zimmerlager und zwei Waschräume<br />
eingerichtet. Der Neubau bietet Platz<br />
für eine kleine Pächterwohnung.<br />
Das Dachgeschoss beherbergt mit neuer<br />
Raumaufteilung die Matratzenlager, die jeweils<br />
5-6 Übernachtungsgästen Platz bieten.<br />
Neben <strong>de</strong>n Baumaßnahmen am Hauptgebäu<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong> auch ein Nebengebäu<strong>de</strong> an Stelle <strong>de</strong>s<br />
bisherigen Schuppens errichtet. Hier sind <strong>de</strong>r<br />
Winterraum und ein Lagerraum, sowie die behördlich<br />
gefor<strong>de</strong>rte Garage untergebracht. Auf<br />
<strong>de</strong>m nach Sü<strong>de</strong>n ausgerichteten Satteldach<br />
sind die Photovoltaikelemente montiert.<br />
Mit <strong>de</strong>r Generalsanierung sind die vielfältigen<br />
Problempunkte auf <strong>de</strong>r Hagener Hütte gelöst<br />
wor<strong>de</strong>n. Behördliche gefor<strong>de</strong>rte Brandschutzauflagen<br />
wur<strong>de</strong>n durch eine Brandmel<strong>de</strong>anlage,<br />
Rauchschutztüren und einen zweiten<br />
Fluchtweg aus allen Geschossen erfüllt.<br />
Die baulichen Mängel <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong>n<br />
abgestellt und durch die neuen Flächen entspannte<br />
sich die Knappheit an selbigen.
Bei <strong>de</strong>r Konzentration <strong>de</strong>r Technik in einem<br />
neuen Raum wur<strong>de</strong> ein mit Rapsöl betriebenes<br />
BlockHeizKraftWerk aufgestellt. In Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Photovoltaikanlage, einem<br />
neuen Satz Blei-Gel-Akkus und <strong>de</strong>n thermischen<br />
Kollektoren wird das gesamte Gebäu<strong>de</strong><br />
nun mit Strom und Wärme aus Sonnenenergie<br />
versorgt. Bei hohem Bedarf wird das BHKW<br />
dazu geschaltet, welches Strom und Wärme<br />
erzeugt. Über einen Pufferspeicher wer<strong>de</strong>n die<br />
Küche und die Sanitärräume nun mit Warmwasser<br />
und alle Räume über eine Zentralheizung<br />
mit Heizwärme versorgt. Das BHKW<br />
lädt parallel zur Stromversorgung die Akku-<br />
mulatoren wie<strong>de</strong>r auf.<br />
Die Technik für die Trinkwasserversorgung<br />
wur<strong>de</strong> ebenfalls im Keller <strong>de</strong>s Neubaus untergebracht.<br />
Das Wasser wird aus <strong>de</strong>r Quellfassung<br />
in einen neuen E<strong>de</strong>lstahltank gepumpt<br />
und die Qualität mittels einer UV-Anlage verbessert.<br />
Bei <strong>de</strong>n baulichen Verbesserungen wur<strong>de</strong><br />
durch die Abtragung <strong>de</strong>s Anbaues aus <strong>de</strong>n<br />
60er <strong>Jahre</strong>n die Feuchtigkeitsquelle abgestellt.<br />
Das Gebäu<strong>de</strong> ist mit einer neuen Elektroinstallation<br />
sowie neuen Sanitäranschlüssen ausgestattet.<br />
Im Erdgeschoss wur<strong>de</strong>n alle Räume mit<br />
neuen Bo<strong>de</strong>nfliesen belegt, weiterhin wur<strong>de</strong>n<br />
die Fenster erneuert. In <strong>de</strong>n Obergeschossen<br />
wur<strong>de</strong>n die Schlafräume neu ausgestattet, und<br />
die Sanitärräume verfügen nun über Warmwasser<br />
und jeweils eine Dusche.<br />
Durch die Sanierung kann das Gebäu<strong>de</strong> nun<br />
auch in <strong>de</strong>n Wintermonaten geöffnet und betrieben<br />
wer<strong>de</strong>n, so dass an Wochenen<strong>de</strong>n das<br />
Haus für Touren- und Schneeschuhgeher als<br />
Unterkunft zur Verfügung steht.“<br />
19<br />
Ehemalige Hüttenwirte erzählten, dass früher<br />
donnerstags oben Schikurse für die Mallnitzer<br />
Schulkin<strong>de</strong>r stattfan<strong>de</strong>n, dass an vielen Wochenen<strong>de</strong>n<br />
die Hütte gut belegt war o<strong>de</strong>r viele<br />
Tagesgäste zu bewirten waren. Der wirtschaftliche<br />
Nutzen für die Hüttenwirte war oft im<br />
Winter größer als im Sommer, <strong>de</strong>nn die Gegend<br />
um die Hagener Hütte ist ein interessantes<br />
Skitourengebiet.<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Menschen<br />
Für all diese Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Hagener Hütte<br />
waren viele Menschen, hauptsächlich Männer,<br />
engagiert. Nicht nur die vielfältigen handwerklichen<br />
Tätigkeiten, an <strong>de</strong>nen auch hier<br />
und da weibliche Kräfte mithalfen, sind hier<br />
gemeint, son<strong>de</strong>rn beson<strong>de</strong>rs die Planungen,<br />
Berechnungen, Kontrollen, welche hochspezialisierte<br />
Fachkun<strong>de</strong> erfor<strong>de</strong>rn.<br />
Natürlich ist zunächst Ing. Ernst Kohlhage zu<br />
nennen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hüttenbau entwarf und leitete.<br />
Für die späteren notwendigen wesentlichen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen engagierten sich später beson<strong>de</strong>rs<br />
Architekt und Hochbau-Ing. Norbert Insel<br />
aus Hagen, Dipl.Ing. Walter Hörster aus Ennepetal<br />
und schließlich für die hoffentlich letzte<br />
große Sanierung und Erweiterung Architekt<br />
Stefan Zimmermann, heute in München.<br />
Bis es zum jeweiligen Bauen kommen konnte,<br />
mussten die <strong>de</strong>rzeitigen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sektion<br />
Hagen <strong>de</strong>s DAV – Professor Rudolf<br />
Westerfrölke, Dr. Otto Binnewies, Gustav<br />
Adolf Schmöle, Dr. Heinrich Schaake, Dr.<br />
Joachim Witte, Ingolf Mayer, Professor<br />
Dr.Hans Kilian, Rainer Schubert – mit <strong>de</strong>m<br />
Hauptverein <strong>de</strong>s DAV in München und mehreren<br />
Ämtern in Österreich oft zähe Verhandlungen<br />
führen, vor allem, um <strong>de</strong>r Finanzierung<br />
<strong>de</strong>r Projekte willen.<br />
Nicht zu vergessen sind die interessierten Sektionsmitglie<strong>de</strong>r,<br />
die eifrig zu <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Mitglie<strong>de</strong>rversammlungen kamen, mit-<br />
überlegten und dann entschie<strong>de</strong>n.<br />
Auch <strong>de</strong>rjenigen, die sich an Ort und Stelle<br />
mitverantwortlich einsetzten, sei gedacht:
Die Hüttenwirte <strong>de</strong>r Hagener Hütte<br />
Georg Noisternig, Mallnitz 1912 - 1922<br />
Johann (Hans) Noisternig, Mallnitz 1922 - 1935 (Bru<strong>de</strong>r von Georg)<br />
Johannes Angermann, Mallnitz 1935 - 1944 (offiziell bis 1952)<br />
(mit Ehefrau Theresa)<br />
Jakob Pucher, Mallnitz 1945 - 1947<br />
Franz Schwärzler, Mallnitz 1948 - 1951<br />
(mit Ehefrau Theresia geb. Angermann)<br />
Hans Gfrerer, Mallnitz 1952 - 1956<br />
A<strong>de</strong>lheid Lerchbaumer, Mallnitz 1956 - 1960<br />
Gisela Überbacher, Mallnitz 1960 - 1967 (Tochter von A<strong>de</strong>lheid)<br />
(mit Ehemann Hans)<br />
Johann Aschbacher, Gmünd 1967 - 1974<br />
Emmy Aschbacher, Gmünd 1974 - 2010<br />
(mit Ehemann Johann)<br />
Hansi u. Sissi Aschbacher, Gmünd 2010 - heute (Sohn von E. u. J.)<br />
Die Hüttenwarte <strong>de</strong>r Hagener Hütte<br />
Ernst Kohlhage 1912 - 1928<br />
Ernst Fricke 1933 - 1955<br />
Gustav Adolf Schmöle 1956 - 1957<br />
Gustav Zirkel 1957 - 1963<br />
Willi Hüsken 1963 - 1975<br />
Joseph Knoche 1975 - 1981<br />
Berater bereits seit 1952)<br />
Norbert Insel 1981 - 1997<br />
(Berater: J. Knoche bis 1983)<br />
Hartwig Brettschnei<strong>de</strong>r 1997 - 2003<br />
Walter Hörster 2003 - 2007<br />
Stefan Zimmermann 2007 - bis heute<br />
20
Kosten<br />
Manch einen Leser dieser Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>r Hagener Hütte interessieren wahrscheinlich<br />
die Kosten, die im Laufe <strong>de</strong>r <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong> aufgebracht wer<strong>de</strong>n mussten, um <strong>de</strong>n Bergfreun<strong>de</strong>n diese<br />
Schutzhütte und an<strong>de</strong>ren Genießern diesen herrlichen Platz zu erhalten.<br />
Hier eine grobe Zusammenstellung:<br />
1909-1912 29.000,- Mk, davon 11.570,- Spen<strong>de</strong>n, 10.000,- Hauptverein<br />
<strong>de</strong>r Rest aus <strong>de</strong>r Sektionskasse<br />
1932-1936 unbekannt<br />
1964-1969 184.000,- DM, davon 20.000,- Stadt Hagen, 40.000,- Sektion<br />
<strong>de</strong>r Rest vom Hauptverein (HV)<br />
1975-1977 70.500,- DM von HV und Sektion<br />
1978-1988 130.000,- DM von HV Beihilfe und Darlehen<br />
1990-1995 50.000,- DM davon 30.000,- als Beihilfe, 20.000,- als Darlehen v. HV<br />
1996-2003 453.000,- € davon 263.000,- Österreich, Land Kärnten<br />
15.000,- Europrogramm „Thermie“<br />
5.000,- NationalPark Hohe Tauern<br />
59.000,- Hauptverein München<br />
31.000,- Darlehen vom HV<br />
31.000,- Hagener Versorgungsunternehmen.<br />
40.000,- Sektion Hagen<br />
9.000,- Sonstige<br />
2010-2012 1.000.000,- € veranschlagt,<br />
939.000,- € Baukosten netto<br />
davon 15.500,- Spen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sektionsmitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>100</strong>.000,- Sektion Hagen<br />
25.000,- Sektion Gummersbach<br />
178.500,- För<strong>de</strong>rung Klimafonds FFG Österreich<br />
425.000,- Beihilfen DAV München<br />
145.000,- För<strong>de</strong>rung Land Kärnten (Ausfall, daher<br />
Übernahme durch DAV)<br />
50.000,- Darlehen<br />
Eine Summe zu bil<strong>de</strong>n, ist allerdings <strong>de</strong>r unterschiedlichen Wertigkeiten <strong>de</strong>r Währungen wegen<br />
nicht sinnvoll.<br />
Dazu müssen auch die vielen Stun<strong>de</strong>n, Tage, Wochen gezählt wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen handwerklich<br />
kundige Sektionsmitglie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n jeweiligen Bauphasen auf <strong>de</strong>r Hütte unentgeltlich arbeiteten, wie<br />
auch die Arbeit <strong>de</strong>r planen<strong>de</strong>n Architekten und Ingenieure, die keine Honorare berechneten, um die<br />
Kosten nicht noch zu erhöhen.<br />
21
Berichte von Krisenzeiten: 1916-1919 und 1945-1948<br />
Erwähnenswert sind auch die Berichte über die<br />
Hütte im Laufe <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Weltkriege und im<br />
Anschluss daran. 1916, 1918 und 1919 wur<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Hütte eingebrochen und Schlaf<strong>de</strong>cken<br />
und Matratzen gestohlen, bzw. es wur<strong>de</strong>n<br />
Fensterscheiben zerschlagen, Gläser zertrümmert<br />
o<strong>de</strong>r Stroh (aus Strohmatratzen)<br />
umhergestreut. Auch 30 Flaschen Wein aus<br />
<strong>de</strong>m Besitz <strong>de</strong>s Hüttenwirtes gingen verloren.<br />
Aus <strong>de</strong>m 2. Weltkriege sind solche Ereignisse<br />
nicht bekannt. Aber die Zustän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n <strong>Jahre</strong>n<br />
danach hat das Ehepaar Schwärzler aus Mallnitz<br />
ausführlich beschrieben. Ihr Bericht wur<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Festschrift zur <strong>100</strong>-Jahrfeier <strong>de</strong>r Sektion<br />
Hagen schon einmal gedruckt und soll hier nur<br />
teilweise wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
„Einen Sommer waren auch die Englän<strong>de</strong>r da<br />
oben. Sie haben da ein alpines Zentrum aufgebaut.<br />
1945 im Sommer schon. Da sind sie oben<br />
auf die Geissl, auf <strong>de</strong>n Gletscher und haben<br />
Skikurse gemacht oben. Im Sommer haben sie<br />
Bergsteigen gemacht. Damals war noch ein<br />
richtiger Gletscher an <strong>de</strong>r Geissl, heute sieht<br />
man nur noch so was wie ein Schneefeld. Und<br />
im Winter haben sie das Tauernhaus (das<br />
Dach) abgerissen, weil sie ja Holz gebraucht<br />
haben.<br />
Als <strong>de</strong>r Krieg zu En<strong>de</strong> war, ging da oben die<br />
Massenwan<strong>de</strong>rung los. Tausen<strong>de</strong> Menschen,<br />
Soldaten und Flüchtlinge sind über die Hagener<br />
Hütte gezogen. Die von Sü<strong>de</strong>n nach Nor<strong>de</strong>n<br />
wollten und von Nor<strong>de</strong>n die rückkehren<strong>de</strong>n<br />
Soldaten. Der Tunnel war gesperrt, von<br />
<strong>de</strong>n Amerikanern drüben, <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn da.<br />
Da kam keiner durch. Es ging alles über die<br />
Hagener Hütte. Es lag ja noch Schnee.<br />
Schlechtes Schuhzeug! Und die Leute konnten<br />
dann oben am Tauernhaus und auf <strong>de</strong>r Hagener<br />
Hütte übernachten.<br />
Der Pucher Jakob, <strong>de</strong>r Mallnitzer, <strong>de</strong>r war<br />
zwei <strong>Jahre</strong> oben Hüttenwirt, bis wir‘s dann<br />
richtig übernommen haben. Wenn <strong>de</strong>r nicht<br />
oben gewesen wäre, von <strong>de</strong>r Hagener Hütte<br />
wür<strong>de</strong> nichts mehr stehen.<br />
22<br />
Tausen<strong>de</strong> Menschen sind da drüber gezogen.<br />
Banater, Volks<strong>de</strong>utsche, die wollten alle weg<br />
von Tito. Die sind nach Kärnten rüber und<br />
wollten alle nach Salzburg, Oberösterreich.<br />
Die ganzen Soldaten - und Tod und Teufel,<br />
was darüber gezogen ist. Fahrrä<strong>de</strong>r hat man<br />
gefun<strong>de</strong>n links und rechts vom Weg. Die haben<br />
sie alle weggeschmissen. Die haben sie nimmer<br />
tragen können. Bis daher haben sie ja<br />
fahren können. Und dann haben sie sie tragen<br />
müssen dahinauf. Und oben war noch alles<br />
voll Schnee ! Das war Anfang Mai (1945).<br />
Sicher hat man <strong>de</strong>m Pucher viel zu verdanken,<br />
dass <strong>de</strong>r oben war und hat die Leute versorgt,<br />
teilweise, ein Teil von uns Kriegsteilnehmern<br />
auch...- . Die Mutter hat geschaut, weil sie gesagt<br />
hat, sie möchte nach <strong>de</strong>m Krieg, also<br />
wenn alles wie<strong>de</strong>r normal ist, wie<strong>de</strong>r auf die<br />
Hütte hinaufgehen. Sie hat ihn auch bezahlt,<br />
damit das klappte. Und viele sind kommen, die<br />
haben noch Lebensmittel gehabt. Die haben<br />
das dann nicht mehr mittragen wollen, und etwas<br />
haben sie oben gelassen. Und <strong>de</strong>r Herr<br />
Pucher hat das wie<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>t, hat Suppen<br />
gekocht und Tee gekocht, eben für die, die<br />
kommen sind und gar nichts gehabt haben.<br />
Das ging bis 47/48<br />
So erzählte Familie Schwärzler<br />
Die durch Blitzschlag zu To<strong>de</strong> gekommene<br />
Theresa Angermann mit ihrer Familie, rechts<br />
ihre Tochter Theresia, die spätere Frau<br />
Schwärzler.
Arbeitsgebiet, Wege, Tauernhöhenweg<br />
(von Siegfried Morhenne, ehemaliger Wegewart <strong>de</strong>r Hagener Hütte)<br />
Der OeAV führt in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />
DAV ein Arbeitsgebietskataster. Zur Betreuung<br />
eines Arbeitsgebietes gehört die Anlage,<br />
die Erhaltung, die Bezeichnung und Sicherung<br />
von Wegen sowie die Erhaltung von allgemein<br />
zugänglichen Hütten. Zu einem Arbeitsgebiet<br />
gehört nicht zwingend die Betreuung aller darin<br />
liegen<strong>de</strong>n Wege. Sektionen, die keine Hütte<br />
besitzen, übernehmen auch Wegebetreuungen.<br />
Das heutige Arbeitsgebiet <strong>de</strong>r Sektion Hagen<br />
lässt sich, beginnend im Südosten, über folgen<strong>de</strong><br />
Eckpunkte beschreiben: Stockerhütte,<br />
Jamnigalm, Feldseescharte, Vor<strong>de</strong>rer und Hinterer<br />
Geislkopf, Hagener Hütte, Alpenhauptkamm<br />
(Grenze zwischen <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
Kärnten und Salzburg), Woiskenscharte,<br />
Woiskenbach, Stockerhütte.<br />
23<br />
Am Wege von <strong>de</strong>r Jamnigalm<br />
zur Hagener Hütte steht<br />
ein Kreuz, das Tauernkreuz,<br />
das zur Erinnerung an Theresa<br />
Angermann aufgestellt<br />
wur<strong>de</strong>, die dort 1949 auf <strong>de</strong>m<br />
Weg zur Hagener Hütte vom<br />
Blitz getroffen verstarb. Die<br />
gera<strong>de</strong> zitierte Theresia<br />
Schwärzler hat <strong>de</strong>n Blitztod<br />
ihrer Mutter vom Bergsattel<br />
her gesehen. Die einst an dieser<br />
Stelle stehen<strong>de</strong> Kapelle<br />
und ein erstes Kreuz wur<strong>de</strong>n<br />
von Lawinen zerstört. An<br />
diesem Kreuz fin<strong>de</strong>t jährlich<br />
am Marienfeiertag, <strong>de</strong>m 15.<br />
August, eine heilige Messe<br />
statt, die von <strong>de</strong>r Mallnitzer<br />
Trachtenkapelle musikalisch<br />
umrahmt wird.<br />
Die Fläche dieses Arbeitsgebietes beträgt ca.<br />
17 qkm.<br />
Per Feststellungsbeschluss <strong>de</strong>s damaligen<br />
Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins<br />
wur<strong>de</strong> 1927 das Arbeitsgebiet <strong>de</strong>r Sektion<br />
Hagen festgelegt. Der ehemalige Bereich <strong>de</strong>s<br />
Gebietes südlich von <strong>de</strong>r Stockerhütte,<br />
Jamnigalm und Feldseescharte wur<strong>de</strong> 1970 an<br />
die Sektionen Mallnitz und Mölltal-Obervellach<br />
abgetreten. Damit ging auch <strong>de</strong>r<br />
„Westerfrölke-Weg“ – Weg Nr. 143 von <strong>de</strong>r<br />
Häusleralm über die Böseckhütte (auch heute<br />
noch im Besitz <strong>de</strong>r Sektion Hagen) zur Feldseescharte<br />
- in die Betreuung <strong>de</strong>r Sektion<br />
Mallnitz über und ist heute wegen seiner<br />
Schwierigkeit ab <strong>de</strong>r Böseckhütte bis zur Feldseescharte<br />
als „Alpine Route“ ausgewiesen.
Die Sektion ist für folgen<strong>de</strong> Wege verantwortlich:<br />
Weg Nr. 110 (Teil <strong>de</strong>s Rupertiweges 10) von<br />
<strong>de</strong>r Jamnigalm zur Hagener Hütte. Dies ist <strong>de</strong>r<br />
Fahr- und Versorgungsweg zur Hütte, hier ist<br />
die Sektion nur für die Betreuung im Sinne <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsgebietsordnung verantwortlich. Oft hat<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten <strong>de</strong>r Hüttenwirt Johann<br />
Aschbacher <strong>de</strong>r Sektion berichtet, wie<br />
mühsam die Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>s Weges<br />
nach <strong>de</strong>m Winter bzw. nach Unwettern war.<br />
Weg Nr. 102 in <strong>de</strong>r Goldberggruppe (Teil <strong>de</strong>s<br />
Zentralalpenweges 02, <strong>de</strong>s Europäischen<br />
Fernwan<strong>de</strong>rweges 10, <strong>de</strong>s Kärntner Grenzweges,<br />
<strong>de</strong>s Tauernhöhenweges) von <strong>de</strong>r Feldseescharte<br />
– er kommt von <strong>de</strong>r Duisburger Hütte -<br />
zur Hagener Hütte und dann weiter als Weg<br />
Nr. 502 in <strong>de</strong>r Ankogelgruppe bis zur<br />
Woiskenscharte – er geht weiter über die Min<strong>de</strong>ner<br />
Hütte zum Hannoverhaus. Im Aug. 1911<br />
übergab die Sektion Hannover <strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>s<br />
von ihr gebauten Höhenweges von <strong>de</strong>r Feldseescharte<br />
bis zur Woiskenscharte an die Sektion<br />
Hagen, er erhielt dabei die offizielle Bezeichnung<br />
„Hagener Weg“.<br />
Weg Nr. 135 von <strong>de</strong>r Hagener Hütte zum Vor<strong>de</strong>ren<br />
Geislkopf 2.974 m. Ein früherer Weg<br />
von hier zur Feldseescharte ist wegen seiner<br />
Schwierigkeit nicht mehr im Wegeverzeichnis<br />
enthalten.<br />
Blick von <strong>de</strong>r Goldberggruppe<br />
auf die<br />
Ankogelgruppe.<br />
Siegfried Morhenne<br />
bei <strong>de</strong>r Markierung<br />
<strong>de</strong>s Weges zum<br />
Vor<strong>de</strong>ren Geislkopf.<br />
Unten im Bild:<br />
Aufstiegsweg von<br />
<strong>de</strong>r Jamnigalm zur<br />
Hagener Hütte.<br />
24<br />
Die gesamte Länge <strong>de</strong>r aufgeführten Wege beträgt<br />
ca. 15 km.<br />
Der Tauernhöhenweg verläuft etwa über <strong>de</strong>n<br />
Alpenhauptkamm, <strong>de</strong>ssen Ost-West-Aus<strong>de</strong>hnung<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Tauern – Nie<strong>de</strong>re und<br />
Hohe Tauern – rund 200 km Luftlinie beträgt.<br />
In <strong>de</strong>n Hohen Tauern verläuft <strong>de</strong>r Weg von<br />
Osten nach Westen von <strong>de</strong>r Ankogelgruppe<br />
durch die angrenzen<strong>de</strong> Goldberggruppe – hier<br />
liegt die Hagener Hütte – bis zur<br />
Venedigergruppe. Innerhalb <strong>de</strong>r Ankogel- und<br />
Goldberggruppe hat sich die „Arbeitsgemeinschaft<br />
Tauernhöhenweg“ gebil<strong>de</strong>t. Hier<br />
engagieren sich seit 1977 16 Sektionen <strong>de</strong>s<br />
DAV und OeAV für <strong>de</strong>n Erhalt von 12 Hütten<br />
am und in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Tauernhöhenweges<br />
und betreuen das Wegenetz, auch abseits <strong>de</strong>s<br />
eigentlichen Tauernhöhenweges. Ihr Tätigkeitsbereich<br />
erstreckt sich von <strong>de</strong>r Gmün<strong>de</strong>r<br />
Hütte im Osten bis zum Nie<strong>de</strong>rsachsenhaus<br />
und <strong>de</strong>r Duisburger Hütte im Westen. Min<strong>de</strong>stens<br />
einmal im Jahr treffen sich die Sektionen<br />
(u.a. Mallnitz, Hannover, Duisburg, Min<strong>de</strong>n,<br />
Witten, Göttingen, Hagen) zum Austausch von<br />
Informationen und Problemen und besprechen<br />
ihre Strategie, um <strong>de</strong>n Tauernhöhenweg, angrenzen<strong>de</strong><br />
Steige, Gipfel und Hütten zu pflegen,<br />
interessant und bekannt zu machen.
Zu je<strong>de</strong>m möglichen Anlass feierten Hagener<br />
Sektionsmitglie<strong>de</strong>r Feste auf <strong>de</strong>r Hagener Hütte<br />
– erwähnenswert, weil es immer ein großes<br />
Vergnügen war. Nur die Feier zum 50jährigen<br />
Hüttenjubiläum war vom Tod <strong>de</strong>s 1.Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Sektion Dr. Heinrich Schaake beschattet,<br />
<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Weg dorthin verunglückte.<br />
Ich habe es zweimal so erlebt: Schon <strong>de</strong>r gemeinsame<br />
Aufstieg war vergnüglich, man erzählte<br />
sich von seinen letzten Touren, man<br />
verschnaufte gemeinsam, bestimmte Blumen,<br />
fotografierte o<strong>de</strong>r genoss „nur“ die aufsteigend<br />
grandioser wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Landschaft. Oben wur<strong>de</strong><br />
die Ankunft mit einem Klaren gefeiert,<br />
Schlafplätze wur<strong>de</strong>n verteilt, und dann traf<br />
man sich in <strong>de</strong>n Gasträumen zu vorzüglichem<br />
Schweinebraten mit Sauerkraut und Knö<strong>de</strong>ln<br />
o<strong>de</strong>r zur „Brotzeit“, erzählte o<strong>de</strong>r lauschte<br />
dann weiter und ruhte aus. Ganz Unentwegte<br />
stürmten vielleicht noch auf <strong>de</strong>n Geislkopf,<br />
Feste<br />
25<br />
wenn das Wetter beson<strong>de</strong>rs gut war. Abends<br />
saß man bis in die Nacht zusammen, tanzte zu<br />
Johann Aschbachers Akkor<strong>de</strong>onmusik (a2009)<br />
o<strong>de</strong>r sang Wan<strong>de</strong>rlie<strong>de</strong>r – auch mehrstimmig.<br />
Raucher gingen schon lange, ehe es offiziell<br />
geboten war, vor die Hüttentür. Der grüne Kachelofen<br />
verbreitete eine gemütliche Wärme.<br />
Schließlich ging man schlafen, voll Freu<strong>de</strong> auf<br />
<strong>de</strong>n nächsten gemeinsamen Tag.<br />
Es gab auch Feste im Sommer, die mit Nebel<br />
o<strong>de</strong>r gar Schneefall begannen o<strong>de</strong>r en<strong>de</strong>ten,<br />
was aber für die Gemütlichkeit und gute<br />
Stimmung auf <strong>de</strong>r Hagener Hütte keinen Abbruch<br />
be<strong>de</strong>utete. Viele Fotos zeugen davon.
Nationalpark Hohe Tauern<br />
(aus <strong>de</strong>r Broschüre „Bergdörfer“ <strong>de</strong>s Oesterreichischen Alpenvereins, Innsbruck 2010, S.12/13)<br />
Der Nationalpark Hohe Tauern ist mit 1.836<br />
km² das größte Schutzgebiet <strong>de</strong>r Alpen und <strong>de</strong>r<br />
größte Nationalpark Mitteleuropas. Drei österreichische<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r – Salzburg, Tirol und<br />
Kärnten – haben Anteil am Nationalpark Hohe<br />
Tauern. Sie beschlossen 1971 mit <strong>de</strong>r „Vereinbarung<br />
von Heiligenblut” die Errichtung<br />
<strong>de</strong>s Nationalparks. Es sollte aber 10 <strong>Jahre</strong> dauern,<br />
bis in Kärnten <strong>de</strong>r erste Nationalpark Österreichs<br />
schließlich verwirklicht wur<strong>de</strong>. 1983<br />
folgte Salzburg und 1991 auch Tirol. Bemerkenswert<br />
ist dass dieser Nationalpark ausschließlich<br />
auf privatem Grundbesitz liegt. Der<br />
Kärntner Teil <strong>de</strong>s Nationalparks erhielt 2001<br />
die internationale Anerkennung durch die<br />
Weltnaturschutzorganisation IUCN, nach<strong>de</strong>m<br />
75% <strong>de</strong>r Kernzone außer Nutzung gestellt<br />
wur<strong>de</strong>n. Der gesamte Nationalpark Hohe<br />
Tauern wur<strong>de</strong> im Jahr 2006 als Schutzgebiet<br />
<strong>de</strong>r Kategorie II („Schutzgebiet, das hauptsächlich<br />
zur Erhaltung von Ökosystemen und<br />
zu Erholungszwecken verwaltet wird”) anerkannt.<br />
Interessant erscheint auch, dass <strong>de</strong>r Nationalpark<br />
Hohe Tauern, <strong>de</strong>r Naturpark Rieserferner<br />
Ahrn und <strong>de</strong>r Hochgebirgs-Naturpark<br />
Zillertaler Alpen gemeinsam mit 2.500 km²<br />
<strong>de</strong>n größten län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>n Schutzge-<br />
26<br />
bietsverbund Europas darstellt. Wil<strong>de</strong> Urlandschaften<br />
und die alte, bäuerlich geprägte Kul-<br />
turlandschaft tragen zum vielfältigen Erschei-<br />
nungsbild <strong>de</strong>s Nationalparks bei. Österreichs<br />
höchste Berggipfel mit ihren Gletschern sowie<br />
steile Felsformationen und imposante Wasserfälle<br />
prägen das Aussehen <strong>de</strong>s Nationalparks,<br />
<strong>de</strong>r mit seiner Vielfalt an Lebensräumen Habitate<br />
für zahlreiche seltene, bedrohte Tier- und<br />
Pflanzenarten bietet.<br />
Einzigartig im Nationalpark ist das Haus <strong>de</strong>r<br />
BIOS-Erlebniswelt Mallnitz.<br />
Das BIOS Nationalparkzentrum bietet seinen<br />
Besuchern an rund 80 Stationen faszinieren<strong>de</strong><br />
Einblicke in die verborgene alpine Welt und<br />
ihre geheimnisvollen Lebewesen. Auf 600 m²<br />
Ausstellungsfläche verkörpert und illustriert<br />
BIOS das Leben und die Natur. Hier wer<strong>de</strong>n<br />
Antworten auf die Frage „Was ist Leben?” gesucht<br />
und gefun<strong>de</strong>n. Die einzelnen Stationen<br />
sprechen alle Sinne an. Beim Sehen, Hören,<br />
Riechen und Tasten lassen sich die kleinsten,<br />
oft unbekannten Lebewesen ent<strong>de</strong>cken, aber<br />
auch große Naturschauspiele bestaunen.<br />
Live am fließen<strong>de</strong>n Wasser, zwischen <strong>de</strong>n Steinen<br />
und im Moos, forschend unterm Mikroskop,<br />
vieles spielerisch und alles echt.
Die Entwicklung <strong>de</strong>s Talortes Mallnitz ist bedingt<br />
durch seine geographische Lage: Einerseits<br />
die oberhalb <strong>de</strong>s Mölltales gelegene Ebene,<br />
die sich für eine Besiedlung, <strong>de</strong>n Anbau<br />
von Gemüse und die Haltung von Vieh eignet;<br />
an<strong>de</strong>rerseits die Abgeschlossenheit inmitten<br />
hoher Gebirgszüge, die aber durch zwei Pässe<br />
eine günstige Verbindung nach Nor<strong>de</strong>n bietet.<br />
So haben zunächst Kelten (im 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
vor Christus), dann auch Römer gesie<strong>de</strong>lt und<br />
gebaut (2. Jahrhun<strong>de</strong>rt v.Chr.), bis die Slawen<br />
um 600 nach Christi Geburt das Gebiet eroberten.<br />
Daher könnte auch <strong>de</strong>r Ortsname stammen:<br />
slawisch „Malinica“, die „kleine Möll“.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Pässe wur<strong>de</strong>n wichtige Han<strong>de</strong>lsrouten<br />
für die Säumer, die Waren vom Gasteiner<br />
Tal nach Sü<strong>de</strong>n holten und welche nach<br />
Nor<strong>de</strong>n brachten. Diese Tätigkeit verschaffte<br />
vielen Mallnitzern ein erträgliches Auskommen<br />
neben ihrer Landwirtschaft. Wie rege <strong>de</strong>r<br />
Säumerweg auch noch im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt benutzt<br />
wur<strong>de</strong>, ist daran zu ermessen, dass 1831<br />
Erzherzog Johann anregte, zum Schutz <strong>de</strong>r<br />
Zur Geschichte von Mallnitz<br />
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Säumer eine Schutzhütte, das Tauernhaus, zu<br />
erstellen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Tauernbahn 1909 und <strong>de</strong>m<br />
Ausbau <strong>de</strong>r Straße nach Obervellach boten<br />
sich neue Möglichkeiten für die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s Ortes. Die günstige Verbindung beson<strong>de</strong>rs<br />
nach Nor<strong>de</strong>n eröffnete <strong>de</strong>m Tourismus beste<br />
Gelegenheiten – sommers wie winters. Sektionen<br />
<strong>de</strong>s Deutschen und Oesterreichischen<br />
Alpenvereins bauten Schutzhütten für Wan<strong>de</strong>rer<br />
und Skiläufer, die für ihre Touren natürlich<br />
zunächst in Mallnitz übernachteten. Mallnitz<br />
war aber bald nicht nur Durchgangsort, son<strong>de</strong>rn<br />
wuchs zu einem Luftkurort heran, <strong>de</strong>r<br />
viele Bergbegeisterte anlockt. Schon 1950<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r erste Sessellift auf die Häusleralm<br />
eröffnet, <strong>de</strong>m 1966 <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Ankogel-Seilbahn<br />
folgte und damit ein noch attraktiveres<br />
Skigebiet erschloss. Im Sommer ermöglicht<br />
diese Bahn einen leichteren und schnelleren<br />
Aufstieg zum Hannoverhaus.<br />
Mallnitz gehört heute zu <strong>de</strong>n bekanntesten<br />
Bergsteigerdörfern Kärntens.<br />
Mallnitz, Aquarell von Eduard Manhart – 1926. Von Mag. Erich Glantschnig freundlichst zur Verfügung gestellt.