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Das Dösental - alpenverein-hagen.de

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<strong>Das</strong> <strong>Dösental</strong> – Mallnitzer Juwel im Nationalpark Hohe Tauern<br />

Eine 2 Tage-Wan<strong>de</strong>rung<br />

Bergfreund, kommst du nach Mallnitz, vergiss auf keinen Fall das <strong>Dösental</strong><br />

zu erwan<strong>de</strong>rn. Hier kannst du was erleben: Wer<strong>de</strong>n, Sein und Vergehen<br />

<strong>de</strong>r grandiosen Natur unserer Hohen Tauern und alle ihre Schönheiten.<br />

Dazu <strong>de</strong>n Gipfelsturm auf über 3000 m und das Hüttenglück im Arthur von<br />

Schmid-Haus am Dösener See.<br />

Beim Rückblick von <strong>de</strong>r nächsten Höhenstufe zur Konradlacke schön zu erkennen:<br />

Die U-Form <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n Gletscher gestalteten Tals.<br />

Was wir heute hier sehen, ist die Bergwelt wie sie uns die Eiszeiten (von<br />

vor ca. 1,5 Millionen bis vor etwa 11000 Jahren) und die Eingriffe <strong>de</strong>s<br />

Menschen, z.B. durch die früher fast vollständige Entwaldung, hinterlassen<br />

haben. Als das bis zu 2000 m mächtige Gletschereis, das zur Versteilung<br />

<strong>de</strong>r Bergflanken geführt hatte, abschmolz, wodurch <strong>de</strong>r Gegendruck gegen<br />

die Bergflanken nachließ, kam es auch hier, wie vielerorts in <strong>de</strong>n Alpen, am<br />

Eingang zum Tal zu einem gewaltigen Bergsturz. 100 Millionen Tonnen<br />

Gestein vom Auernig (2161 m) glitten und stürzten in die Tiefe und<br />

verän<strong>de</strong>rten die Tal-Topographie für immer. Die Kämme, die das Tal


egrenzen, wur<strong>de</strong>n durch das Eis zu Graten geschärft, und markante<br />

Gipfel wie das Säuleck (3086 m) entstan<strong>de</strong>n. Die nacheiszeitliche<br />

Entwicklung, bei <strong>de</strong>r die Gletscherflüsse ausge<strong>de</strong>hnte Schwemmfächer<br />

entstehen ließen und damit allmählich das heutige Tal-Netz <strong>de</strong>r Alpen<br />

mo<strong>de</strong>llierten, kann man z.B. sehr gut im Mallnitzer Seebachtal studieren,<br />

wo man am Stappitzer See auf etwa 160 m starker Aufschüttung steht. Im<br />

<strong>Dösental</strong> nehmen Fels und Schutt fast 50 % <strong>de</strong>r Fläche ein. Diese stürzen<br />

in Form von Steinschlag die Hänge hinab, wobei in <strong>de</strong>r Landschaft gut<br />

auszumachen<strong>de</strong> Murenrinnen und Murenkegel, letztere meistens längst<br />

bewal<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r sonst begrünt, entstan<strong>de</strong>n. Oft erkennt man darauf liegend<br />

jüngere Murenablagerungen.<br />

Die für die Hohen Tauern sehr typischen Gesteine <strong>de</strong>r Dösen entstan<strong>de</strong>n<br />

im Erdaltertum vor 570 und 250 Millionen Jahren. Es sind die Gesteine <strong>de</strong>s<br />

„Tauernfensters“ und <strong>de</strong>r „Großglockner-Be<strong>de</strong>ckung“(wikipedia.org, Hagen-<br />

Alpin Heft 4/2010).Prasinit, ein basisches Ergussgestein aus in <strong>de</strong>r Tiefsee<br />

<strong>de</strong>s Penninischen Ozeans (wikipedia.org) ausgetretenen Lava im äußeren<br />

Talbereich. Amphibolit, <strong>de</strong>utlich älter als Prasinit, und Granitgneis, auch<br />

„Zentralgneis“, aus sogenannten. Plutonen aus <strong>de</strong>r tiefsten und damit<br />

ältesten Einheit <strong>de</strong>s Fensters und damit <strong>de</strong>r Alpen, die hier zu Tage liegen.<br />

Durch die Hebung <strong>de</strong>r Alpen, die vor ca 100 bis 60 Millionen Jahren<br />

begann, sich vor ca. 30 Millionen Jahren intensivierte und immer noch<br />

fortdauert, kamen die Gesteine in ihre heutige Lage. Mit <strong>de</strong>r Hebung setzte<br />

zugleich die Abtragung durch Verwitterung ein, wodurch die Gebirge sogar<br />

an Höhe verlieren. Der Schutt im inneren <strong>Dösental</strong> ist gesteinsbedingt<br />

meist sehr grob mit Blockdurchmessern bis zu Metern und mehr. Die<br />

Gesteine verwittern gemäß ihrer Zusammensetzung unterschiedlich. Je<br />

wi<strong>de</strong>rstandsfähiger ein Gestein, <strong>de</strong>sto steiler die Gelän<strong>de</strong>formen. Die<br />

Stufen <strong>de</strong>s <strong>Dösental</strong>s stehen damit im Zusammenhang, wie man es<br />

leichter beim Aufstieg erkennen kann. Der Dösenbach stürzt <strong>de</strong>mgemäß<br />

über mehrere Stufen in Kaska<strong>de</strong>n und in einem eindrucksvollen Wasserfall<br />

zu Tal. Es gibt viele Aussichtspunkte, die zum Schauen und Verweilen<br />

einla<strong>de</strong>n. Es lohnt sich, <strong>de</strong>n Naturkundlichen Führer Blockgletscherweg<br />

<strong>Dösental</strong> <strong>de</strong>s ÖAV dabei zu haben, erhältlich im BIOS-Center für ca.6 €.<br />

Schön zu erkennen vom Dösener See aus ist das Amphibolit-Band<br />

(dunklere Färbung durch höheren Anteil an Hornblen<strong>de</strong>) am<br />

Ochlandinspitz. Dort erkennt man auch <strong>de</strong>utlich das Schichtfallen <strong>de</strong>r<br />

Gesteine nach Westen, das für nahezu <strong>de</strong>n ganzen Alpenraum typisch ist.


Blick auf die Schutthänge am Ochlandinspitz mit <strong>de</strong>m Amphibolit-Band.<br />

Beson<strong>de</strong>rs eindrucksvoll aber ist <strong>de</strong>r Dösener Blockgletscher, <strong>de</strong>r östlich<br />

und nördlich <strong>de</strong>s Dösener See mit <strong>de</strong>m Arthur von Schmid-Haus zu sehen<br />

ist, wenn man die letzte Höhenstufe <strong>de</strong>s Tales erreicht hat. Darüber ragt<br />

die Spitze <strong>de</strong>s Säuleck empor. Der Anblick reizt natürlich, am nächsten Tag<br />

<strong>de</strong>n Berg zu besteigen. Mein Ziel ist aber, mehr die Natur zu erkun<strong>de</strong>n und<br />

die Umgebung von Hütte und See zu erwan<strong>de</strong>rn, gemäß <strong>de</strong>m Spruch<br />

„Man sieht besser, was man weiß“.<br />

Der Dösener See (o<strong>de</strong>r Dösnersee) auf 2270 m Höhe ist <strong>de</strong>r größte Karsee<br />

im Nationalpark, 700 m lang, bis 220 m breit und hat damit ca. 13 ha<br />

Fläche. Im Sommer beträgt die Temperatur nur etwa 7 Grad Celsius.<br />

Dreiviertel <strong>de</strong>s Jahres ist er eisbe<strong>de</strong>ckt. <strong>Das</strong> Wasser ist absolut klar. Die<br />

Sichttiefe beträgt mehr als 12 m, die maximale Tiefe 44 m. Zu- und Abfluss<br />

ist allein <strong>de</strong>r Dösenbach.<br />

<strong>Das</strong> Arthur von Schmid-Haus <strong>de</strong>r Sektion Graz wur<strong>de</strong> 1910/11 errichtet,<br />

1978/79 erweitert und vor wenigen Jahren gründlich renoviert. Es hat<br />

<strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r Berghütte sehr schön bewahrt. Es ist allemal


Ausgangspunkt für die Besteigung <strong>de</strong>s Säuleck (3086 m, wenig bis mäßig<br />

schwierig), und <strong>de</strong>r Hochalmspitze (3360 m, schwierig bis sehr schwierig).<br />

<strong>Das</strong> Arthur von Schmid-Haus vor <strong>de</strong>m Blockgletscher und <strong>de</strong>m Säuleck.<br />

Eine Info-Tafel gibt Auskunft über <strong>de</strong>n Gletscher und das Phänomen<br />

Permafrost. Permafrostareale sind während <strong>de</strong>r letzten Eiszeit entstan<strong>de</strong>n<br />

als <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n sehr tief bis 1000 m und mehr gefror. Neubildung fin<strong>de</strong>t hier<br />

so gut wie keine mehr statt, im Gegenteil beobachtet man einen Rückgang<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Klimaerwärmung. Dies kann unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

eine raschere Bewegung <strong>de</strong>s Gletschers zur Folge haben als früher. Daher<br />

wird auch <strong>de</strong>r Blockgletscher <strong>de</strong>s <strong>Dösental</strong> von Experten beobachtet.<br />

Die Vegetation im oberen <strong>Dösental</strong> ist wie zu erwarten<br />

spärlich. Ganz oben fin<strong>de</strong>t man nur noch Flechten und<br />

etwas Gras hier und da. Gelegentlich können sich<br />

einzelne Lärchenbäumchen halten. Auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />

Mallnitzer Scharte erreichen die Blöcke mitunter fast<br />

Hausgröße. Wer weiter will braucht Trittsicherheit.<br />

Eine Übernachtung im A.v.Schmid-Haus ist notwendig<br />

und wirklich lohnend, will man das Säuleck erobern.


Der Blockgletscher über <strong>de</strong>m Dösener See mit Blickrichtung vom Arthur von<br />

Schmid-Haus zur Mallnitzer Scharte im Abendlicht.<br />

Abschiedsgruß an <strong>de</strong>r Konradlacke<br />

Der Weg soll nicht gefährlich, die Aussicht<br />

grandios sein. Für mich lei<strong>de</strong>r keine<br />

Option bei <strong>de</strong>m Nebel um <strong>de</strong>n Gipfel am<br />

nächsten Morgen.<br />

Gern hätte ich einen bergerfahrenen<br />

Mineralienkenner an meiner Seite gehabt,<br />

zumal das <strong>Dösental</strong> bekannt ist für<br />

Mineralien aus <strong>de</strong>r Ankogelgruppe, die als<br />

das an Bergkristallen und Amethysten<br />

reichste Gebiet <strong>de</strong>r Ostalpen gilt. Aber als<br />

Unerfahrener steigt man dann doch nicht<br />

weglos ohne Gerät im schuttreichen<br />

Gelän<strong>de</strong> herum. Vielleicht ein an<strong>de</strong>res<br />

Mal.


Herrliches Wetter umhegt mich beim Abstieg und <strong>de</strong>r Rückkehr nach<br />

Mallnitz. Im unteren Tal wird die Vegetation immer üppiger. Ich genieße<br />

<strong>de</strong>n Weg und eine lange Rast am Wasserfall an einer <strong>de</strong>r Felsstufen. Auch<br />

an <strong>de</strong>r Konradlacke hat jemand <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>rern ein schönes Plätzchen<br />

hergerichtet. Zum Parkplatz (Wen<strong>de</strong>platz <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>rbus) ist es noch ca.<br />

eine gute Stun<strong>de</strong>. Soll man bei diesem Sonnenschein fahren? Nein.<br />

<strong>Das</strong> Tal weitet sich mehr und mehr. Es ist ein Vergnügen zu wan<strong>de</strong>rn.<br />

Hier „unten“ ist nun alles maschinen- und autogerecht gemacht, aber <strong>de</strong>nnoch<br />

ist es schön anzusehen. Ich nehme mir vor, noch einmal zu kommen.<br />

Wenn man eins, zwei o<strong>de</strong>r gar alle drei Täler von Mallnitz erwan<strong>de</strong>rn will,<br />

täte man gut daran, einen Besuch <strong>de</strong>s BIOS-Center-Mallnitz einzuplanen.<br />

Viele Aktionen und das Ausstellungsmaterial sind sehr darauf ausgerichtet,<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zu Ent<strong>de</strong>ckern im Nationalpark zu machen. Auch<br />

für Erwachsene, auch schon Bergerfahrene, lohnt es sich, für zwei Stun<strong>de</strong>n<br />

zu forschen. Durch die Stereo-Mikroskope zu schauen und z.B. die<br />

Symbiose von Pilzen und Flechten zu verstehen, was mit „unbewaffneten“<br />

Augen völlig unmöglich ist, die Feinstruktur von Gesteinen zu sehen,<br />

u.v.a.m., kann ein tiefes Erlebnis mit Erinnerungswert wer<strong>de</strong>n. W.Oster

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