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Untersuchungen zur geschichte und altertumskunde Aegyptens

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Ersatz anderer Götterbezeichnungen durch gewählte Ausdrücke 25<br />

<strong>und</strong> Umschreibungen bemüht. Ansätze dieser spekulativen Sucht lassen sich in den Dramatischen<br />

Texten allenfalls in der Rollenverteilung <strong>und</strong> in den Hymnen im Namen der Namens-<br />

formel (s. S. 41) finden. Diese Bezeichnungen sind oft so gesucht, daß es schwer fällt, unter<br />

ihrem schönen Schleier die bekannten Götter zu entdecken. Anfänglich werden sie den Gott-<br />

heiten in Litaneien nach den bekannten Namen zugerufen, wie in dem schon angeführten<br />

Beispiele Re unter anderem die Namen „großer Wildstier" <strong>und</strong> , .großer Nachen" (s. S. 19), der<br />

roten Krone von Unterägypten ,, Flamme", ,, Große" <strong>und</strong> ,, Zauberreiche" (Pyr. 194, vgl. 196),<br />

Nephthys unter anderen „Abendbarke" l . Aus anderen Beispielen wissen wir, daß Isis <strong>und</strong> Nephthys<br />

auch als Morgen- <strong>und</strong> Abendbarke galten. Später setzt man derartige Beinamen anstelle der üb-<br />

lichen Namen ein. Wer würde, ohne dies zu wissen, in dem „Sohn der Morgenbarke, welchen sie<br />

gebar" (Pyr. 1194), als der sich der König dem Fährmann vorstellt, Horus erkennen? Es be-<br />

durfte theologischer Gelehrsamkeit sowohl, derartige Umschreibungen zu prägen, wie auch, sie<br />

zu verstehen 2 . Im Schiffe des Sonnengottes steht auf Bildern des Neuen Reiches am Bug die<br />

„Wahrheit" als Göttin des Rechts. Sie hat man in der Bezeichnung „Wunsch der Götter am<br />

Bug des Sonnenschiffes" (Pyr. 490) zu erkennen. So nennt man in den Verklärungen Nut die<br />

„Gottesgebärerin" (Pyr. 258) <strong>und</strong> „die große Bahre" (Pyr. 658), Geb den „Ausgebreiteten" (Pyr.<br />

604), Seth den „Herrn des Sturmes" (Pyr. 2Öi),Thoth den „Richter der beiden Götter" (Pyr. 273)<br />

oder „Schlichter des Streits" (Pyr. 306). Re den „Großen unter den Göttern" (Pyr. 548), das<br />

Lichtland „Ufer des Re" (Pyr. 273). Auch die Gefilde am Himmel „Feld des Schufs", „Opfer-<br />

feld", „Feld des Skarabaeus", „Feld von Malachit" (Pyr. 936) erklären sich zunächst als ge-<br />

wählte Bezeichnungen des Himmels. Von den alten im Kult überkommenen Namen <strong>und</strong> Beinamen<br />

der Götter, an die sie erinnern — „Erster der Westlichen" des Gottes von Abydos, „gioße<br />

Wildkuh" der Kronengöttin von Elkab — lassen sie sich im Allgemeinen durch die Art ihrer<br />

Verwendung scheiden. Während die neuen gesuchten Ausdrücke oft nur dies eine einzige Mal<br />

benützt werden, gehören die alten Beinamen zu einem festen Bestände, der sogar von Gottheit<br />

zu Gottheit wandert.<br />

7. Heliopolis <strong>und</strong> Memphis<br />

Die gesuchte Anonymität der Gottesbezeichnungen, welche in den Verklärungen die Götter<br />

sowohl mit dem Glanz überkommener Reste wie mit den Früchten jüngster theologischer Spe-<br />

kulation umgibt, hat dazu geführt, daß es heute schwer fällt, den Anteü der verschiedenen Lehren,<br />

die an dieser Verschleierung mitgewirkt haben, zu entwirren. Im Zusammenhang mit der Rolle<br />

des Osiriskultes in Heliopolis <strong>und</strong> Memphis meint H. Junker in seinem Aufsatz „die politische<br />

Lehre von Memphis": „Wir haben uns daran gewöhnt, von der Überarbeitung der Texte durch<br />

die Schule von Heliopolis zu sprechen; vielleicht aber muß mit einem ähnlichen Einfluß der<br />

Hauptstadt Memphis auf die Entwicklung der Sprüche gerechnet werden" (S. 67). Das Denkmal<br />

Memphitischer Theologie, welches Junker zu dieser Stellungnahme veranlaßt, gibt in seiner<br />

„politischen" Mythe selbst eine Ursache der in Frage gestellten Einschätzung. Der Hauptgott<br />

dieser Mythe, der die streitenden Götter richtet <strong>und</strong> die „Königsburg" anlegen läßt, ist nicht<br />

Ptah, der Ortsgott von Memphis, sondern der Erdgott Geb. Dieselbe überragende Rolle spielt<br />

Geb auch im Dramatischen Ramesseum-Papyrus <strong>und</strong> in einer Reihe der Hymnen mit der Namens-<br />

formel der Pyramidentexte, die auf Gr<strong>und</strong> der in ihnen genannten Götter <strong>und</strong> Orte ebenfalls als<br />

memphitisch angesehen werden müssen (s. S. 57). Sethe kennzeichnet in seiner Bearbeitung des<br />

1 Pyr. 150 — wie das „möget Ihr Euch seiner erinnern!" zeigt — mit Nephthys zusammen genannt,<br />

jedoch von ihr geschieden. Pyr. 210 sind jedoch Isis <strong>und</strong> Nephthys — Re <strong>und</strong> dem „großen Nachen" (Pyr.<br />

209) entsprechend — mit den beiden Barken gleichgesetzt; vgl. J^quier, La pyramide d'Aba, Zeile 3691.<br />

2 Eine Weiterentwicklung dieses Vorganges ist die zeitgenössische .bürokratische' Ausdeutung,<br />

die z.B. in T. „Akte" (<br />

(<br />

(<br />

) anstelle von „Arm" ( ) setzt (Pyr. 275c, 286a), vermutlich in Anlehnung an<br />

Pyr. 408c, wo dem König von Orion, dem Göttervater, ein Diplom, das ihn als „großes Macht" bestätigt,<br />

ausgestellt wird (vgl. Sethe, Koni.).

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