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Untersuchungen zur geschichte und altertumskunde Aegyptens

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Wortspiel zwischen Kult <strong>und</strong> Mythe, zwischen Preis <strong>und</strong> Namen 6l<br />

Begrüßungsreden gehalten, die sich auch zwischen den Bildern des Jubilaeumsfestes 1 <strong>und</strong> im<br />

Ramesseum-Papyrus selbst finden, wo eine Kulthandlung mit ,,es geschah, daß gesagt wurde:<br />

„Kommt herbei!" zu den Großen von Ober- <strong>und</strong> Unterägypten" (Dr.T. S. 201) beschrieben wird,<br />

hier also eine Rede dem Kult entstammt. Dieser Ruf ist der Bildreihe unter dem Dramatischen<br />

Text (Dr.T. S. 255) entnommen. In den älteren spärlichen Reden des Kultes fehlt das Wort-<br />

spiel. In den Hymnen mit dei Namensformel ist es in seiner ersten Form schon wieder verloren.<br />

Sie pflegen nicht mehr durch Vermerke <strong>und</strong> Erklärungen die Verbindung zu den Kulthandlungen.<br />

Nur dort, wo in der neu gef<strong>und</strong>enen Namensformel Kultsymbole an den Preis angeschlossen<br />

werden, ist nach wie vor die Verbindung zwischen Kultsymbol <strong>und</strong> jetzt mythischem Preis offen-<br />

k<strong>und</strong>ig. Dort, wo die Namensformel fehlt, entgehen dem Uneingeweihten die Anspielungen des<br />

kann man bei der Un-<br />

alten Wortlauts. Wo nicht auch die ursprüngliche Fassung erhalten ist 2 ,<br />

regelmäßigkeit der Form des Wortspiels nur selten auf den einst gemeinten Gegenstand schließen.<br />

Wenn Osiris erzählt wird: ,,Horus ist gekommen, er sucht Dich" (Pyr. 575), so dürfte hiermit<br />

einst auf den ,,Geistsucher"-Priester angespielt gewesen sein, der die Rolle des Horus trug. Die<br />

Aufforderung an Osiris, sich Horus zu „nähern (ms)" wird in dem ursprünglichen Zusammenhang<br />

auf das Tünchen mit Gips (bsn) angespielt haben (Dr.T. S. 139, Pyr. 101), freilich nach dem Zusammenhang<br />

nicht wie im Ramesseum-Papyrus auf das Tünchen der Schiffskapelle, sondern des<br />

Grabbaues, auf den die in den anschließenden Sätzen verwandten Worte 3 anspielen. Daß trotzdem<br />

das Wortspiel weiter gepflegt wird, zeigt der Einbau der Namensformel, auf die nur ver-<br />

einzelt (Pyr. 620) der Preis nicht mit einem Wortspiel anspielt. Nun geht das Wortspiel auf die<br />

dem gepriesenen Gott gegebenen Namen seiner Kultstätten <strong>und</strong> anderer Götter. Dies stellt gegen-<br />

über der Verwendung des Wortspiels in den Dramatischen Texten eine Neuerung dar, insofern<br />

dort das Wortspiel meist Kultgegenstände <strong>und</strong> nur vereinzelt auch einen Gott 4 oder eine Kult-<br />

stätte 5 betraf. Jetzt wird allgemein der „Name" oder ein Teil von ihm <strong>und</strong> nicht ein anderes<br />

gleichlautendes oder anklingendes Wort in den mythischen Text gestellt <strong>und</strong> so Osiris gepriesen<br />

„Nut setzt Dich ein als Gott Seth zum Trotze in Deinem Namen „Gott" (Pyr. 25 Var.), „indem<br />

Du über ihn erhaben bist in Deinem Namen 'Erhabenes Land' (Abydos)" (Pyr. 581), „indem<br />

Du schwarz bist, indem Du groß bist in Deinem Namen „Großer Schwarzer (die Bitterseen)",<br />

„indem Du grün bist, indem Du groß bist, in Deinem Namen „Großer Grüner" (das Meer)<br />

(Pyr. 628). Nur vereinzelt, wie zu dem Namen „Busiris" (Pyr. 614) <strong>und</strong> zu einem Natronvorkommen<br />

als Namen der Nut (Pyr. 580 Var.) kommen angesichts der Unergiebigkeit dieser Namen<br />

andersartige Wortspiele vor. In einem derartigen Fall hat man den Namen der Stadt als Wortspiel<br />

übernommen — „Begrüßt (s3j) haben Dich Isis <strong>und</strong> Nephthys in Assiut (Slw.tj), denn<br />

Du bist ihr Herr, in Deinem Namen „Herr von Assiut" (Pyr. 630 Var.) — <strong>und</strong> erhält so eine<br />

mythische Ortsangabe, wie sie sich sonst erst in den Verklärungen finden. Inhaltlich heben sich<br />

alle diese Wortspiele von den Götterreden in ihrer alten oder redigierten Form ab, indem sie<br />

zwar den Gott <strong>und</strong> nicht das Kultsymbol seines Namens betreffen, aber doch mythisch nichts-<br />

sagend sind. Sie preisen den Gott, tragen jedoch zum mythischen Geschehen nicht neues bei,<br />

während früher das Wortspiel die Mythe ergab.<br />

Beispiele.<br />

1 v. Bissing, Kecs, Re-Heiligtum, Bd. 2, Taf. 2-, (84) ..Kommt!" viermal zu sagen!' <strong>und</strong> andere<br />

2 z. B. Pyr. io3a/b zu Pyr. 583^0; Pyr. 100, m/112 zu Pyr 591c; l J >' r s.ia/b'zu Pyr. 609c; Pyr<br />

249 zu Pyr. 6i4b/d; Pyr. 12c zu Pyr. 644b.<br />

3 Pyr. 586a/b, Ö45c/d. Zu den Wortspielen ,, sich erheben (sj l r)" <strong>und</strong> „Grab (*')" vgl. Pyr. 6i6f., „sich<br />

entfernen [hrj)" <strong>und</strong> „Pyramide (mr)" Pyr. 16574 nach dem Wortspiel aus dem Namen Hrj des Pyra-<br />

midenfeldes bei Giza (Erman Grapow, Wörterbuch Bd. 3, S. 1 13) oder „Nekropolc [hr.t)" Pyr. 64 jd,<br />

785a) redigiert. Pyr. 216b nimmt anstelle von „Pyramide" <strong>und</strong> „Nekropolc" das Wort „Grab ('»*)" in<br />

den Text „Entferne Dich nicht vom Grabe" hinein (s. S. 41).<br />

4 ..Der ohne Augen" (Dr. T. S. 102 (55).<br />

5 Die ,, Göttliche (Sakristei") Dr. T. S. 240 (13S).<br />

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