Literaturregion Rhein-Neckar Literaturregion Rhein-Neckar
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R h e i n - N e c k a r<br />
Briefskizze Goethes<br />
dem Bürger mag’s in diesen mittelmäßigen<br />
aber freundlich angetünchten Häusern<br />
wohnlicher sein, als dem früheren<br />
Reichststädter in seinen alten finsteren<br />
Spelunken, aber mir war es nicht so lieb,<br />
daß ich nicht einmal mehr auf architektonische<br />
Spuren der alten Zeit stieß. Nur<br />
die Linien der Straßen scheint die Stadt<br />
aus ihrer alten Zeit überbehalten zu haben;<br />
doch sind auch diese nicht so winklig<br />
und eckig wie in andern alten Städten.<br />
Die Hauptstraße ist ganz gerade, obwohl<br />
die Häuserreihen nicht schnurgerade<br />
Linien bilden, wie etwa in dem viereckigen<br />
Mannheim langweiligen Andenkens.<br />
Doch ich sehe den Dom in der Ferne vor<br />
mir, dieses riesenhafte Grabmal jener<br />
alten untergegangenen Kaiserzeit, die<br />
sich in diesen Mauern einst mit ihrem<br />
Glanze, mit ihren Kämpfen und mit ihrem<br />
Elend bewegte.<br />
Friedrich Blaul: Träume und Schäume vom <strong>Rhein</strong>.<br />
Zu Reisebildern aus der <strong>Rhein</strong>pfalz (1838)<br />
Der Maler Anselm Feuerbach (1829 –<br />
1880) wurde im heutigen „Feuerbachhaus“<br />
geboren. Nachdem ihm sein Zeichenlehrer<br />
1843 jedes Talent abspricht,<br />
versucht sich der junge Künstler an einer<br />
Folge von Szenen aus dem Nibelungenlied.<br />
Er schickt Proben von Zeichnungen<br />
an die Düsseldorfer Akademie zu Carl<br />
Friedrich Lessing (1808 –1880) und<br />
Wilhelm von Schadow (1788–1862).<br />
In Heidelberg lernt er 1855 Joseph Victor<br />
von Scheffel kennen. Mit ihm reist er im<br />
Mai nach Venedig:<br />
Im fünften Jahr meiner Gymnasialstudien<br />
ward ich unruhig und tat, wie man zu<br />
sagen pflegt, nicht mehr gut. Es wurden<br />
Zeichnungsproben nach Düsseldorf ge-<br />
schickt, an Lessing und Schadow. Lessing<br />
antwortete: „Der junge Mensch sollte<br />
sein Gymnasium absolvieren und dann<br />
weiter sehen“. Schadow aber schrieb:<br />
„Der junge Feuerbach könne nichts anderes<br />
werden als Maler und möge sogleich<br />
kommen“. Daß ich mich dieser<br />
letzteren Meinung sofort mit größter<br />
Leidenschaft zuwandte, war selbstverständlich.<br />
Ich quälte meinen kränklichen<br />
Vater so lange, bis er müde wurde und<br />
seine Einwilligung gab. Er tat es ungern,<br />
da ihm Lessings Meinung als die richtige<br />
erschien, die sie auch war. [...] Und ein<br />
Kind war ich auch; ein vertrauensseliges,<br />
trotz des ungebundenen Straßenlebens<br />
von allem Gemeinen entfernt gebliebenes<br />
Kind; brennend vor Eifer in der Sehnsucht<br />
nach einem unbekannten Ziel und<br />
glückselig in all den Illusionen, die bisher<br />
meine Welt vergoldet hatten.<br />
Anselm Feuerbach: Ein Vermächtnis (1913)<br />
Feuerbachhaus<br />
info<br />
Museum und Weinstube Feuerbachhaus Speyer<br />
Allerheiligenstraße 9 · 67346 Speyer<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di – Fr 16 –18 Uhr · Sa, So 11–13 Uhr<br />
Tourist-Information Speyer:<br />
Tel. 0 62 32/14 23 92 · Fax 062 32/14 23 32<br />
Die Dialekt- und Jugendschriftstellerin Lina<br />
Sommer wurde 1862 in Speyer geboren.<br />
–> Jockgrim<br />
Die Philosophin Edith Stein war von 1922<br />
bis 1931 Lehrerin an der Schule des Do-<br />
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