Gender, Sexualität und Identität in der Otaku-Kultur am ... - SSOAR
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Belohnung“ seien. Aber Daniella betont, dass es e<strong>in</strong>en großen Unterschied zwischen Yaoi <strong>und</strong><br />
Pornographie gibt. Nämlich: Bei Yaoi spielten Emotion <strong>und</strong> Romantik e<strong>in</strong>e große Rolle, was<br />
ich bereits oben argumentiert habe. Gerade deshalb kritisiert Daniella die sexbelastete<br />
<strong>am</strong>erikanische Populärkultur: „Die br<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong> Gefühl rüber. Es ist nur Porno eigentlich.“ Für<br />
die Yaoi-Fans, die ich <strong>in</strong>terviewt habe, ist Yaoi also ke<strong>in</strong> Porno. Deshalb kann das Yaoi-<br />
Lesen auch nicht nur auf verdrängter <strong>Sexualität</strong> basieren.<br />
7 Schlussfolgerung<br />
Wie wir hier gesehen haben, ist Yaoi e<strong>in</strong> Genre, das verschiedene <strong>am</strong>bivalente Punkte<br />
umfasst: Romantische Liebe vs. sexuelle Gewalt (Vergewaltigung); „moralisch brav“ zu se<strong>in</strong><br />
vs. rebellisch zu se<strong>in</strong>; <strong>Gen<strong>der</strong></strong>-Normen abzulehnen vs. <strong>Gen<strong>der</strong></strong>-Normen unkritisch<br />
ver<strong>in</strong>nerlicht zu haben; sexuelle Unschuld vs. Voyeurismus. Das alles existiert <strong>in</strong> diesem<br />
Genre ohne Konflikte, weil Protagonisten homosexuelle Männer s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Leser<strong>in</strong>nen Frauen s<strong>in</strong>d. Mit dieser Voraussetzung ist es möglich, den Leser<strong>in</strong>nen durch die<br />
Zuschauer-Rolle ansonsten konfliktreiche Motive problemlos zu vermitteln. Diese<br />
Konfliktfreiheit ist sicherlich e<strong>in</strong> wichtiger Gr<strong>und</strong>, warum Yaoi-Fans so gern Yaoi lesen. Sie<br />
können sich nämlich mit Yaoi e<strong>in</strong>e Pause von <strong>Gen<strong>der</strong></strong>- <strong>und</strong> <strong>Sexualität</strong>sproblemen gönnen.<br />
Aber weil man gerade Frauen aus <strong>der</strong> Bildfläche ausschließt, könnte es auch e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Gefahr e<strong>in</strong>er versteckten Frauenfe<strong>in</strong>dlichkeit mit sich br<strong>in</strong>gen, <strong>der</strong>en sich Yaoi-Fans o<strong>der</strong><br />
Forscher/<strong>in</strong>nen oft nicht bewusst s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> die sie ungern wahrnehmen. An<strong>der</strong>erseits können<br />
Yaoi-Fans durch ihr Yaoi-Fantum e<strong>in</strong> neues <strong>Identität</strong>skonzept für sich gew<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong> dem sie<br />
nicht die Hauptströmung <strong>der</strong> Populärkultur mitmachen, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e spezielle, die gegen die<br />
Zwangsheterosexualität wirkt, wie es Judith Butler so gerne ausdrückt (z.B. Butler 1991, S.<br />
8). Es ist wie Johanna sagt: „Ich schwimme gegen die Strömung.“ Diese subversive <strong>Gen<strong>der</strong></strong>-<br />
Diskont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft verleiht ihnen e<strong>in</strong> neues Selbstbewusstse<strong>in</strong>, was für<br />
Daniella bedeutet, für etwas An<strong>der</strong>es toleranter zu se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> was Laura Rebellion nennt.<br />
kommunikation@gesellschaft, Jg. 13, Beitrag 8<br />
http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn:nbn:de:0228-201213101<br />
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