Adrian Egger - Kooperator in St. Jakob - RiSKommunal
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die auch der verstorbene Arzt Dr.<br />
Gelmo bekommen hat. Im Jahre<br />
1827 hatte der Ahrner Handl (die<br />
Firma, die das Prettauer Kupferbergwerk<br />
betrieb) das Angebot unterbreitet,<br />
die Hälfte des Wartegeldes zu<br />
zahlen, wenn es gelänge, im Tal e<strong>in</strong>e<br />
zweite Arztstelle zu schaffen. Damals<br />
war von m<strong>in</strong>destens 300 Gulden<br />
Wartegeld pro Jahr die Rede, wenn<br />
man e<strong>in</strong>en ordentlichen Arzt haben<br />
wollte. Der Ahrner Handl hätte damals<br />
150 Gulden zugezahlt, jetzt gab<br />
er gerade e<strong>in</strong>mal 50 Gulden. Es waren<br />
die hohen Spesen, die damals<br />
die Vorsteher der Geme<strong>in</strong>den <strong>St</strong>.<br />
<strong>Jakob</strong>, <strong>St</strong>. Peter und Prettau abschreckten,<br />
auf den zweiten Arzt zu<br />
bestehen. Man könnte heute auf den<br />
Gedanken kommen, der Landrichter<br />
von Taufers hätte die entstehenden<br />
Kosten bewusst hoch angesetzt, um<br />
den Vorstehern den zweiten Arzt<br />
leichter ausreden zu können.<br />
Dr. Ludwig Werfer wird Gerichtswundarzt<br />
im Ahrntal<br />
Vom 14. März 1852 datiert das<br />
Schreiben des Bezirkhauptmannes<br />
an Dr. Ludwig Werfer, bisher Wundarzt<br />
<strong>in</strong> Fügen im Zillertal, mit dem<br />
diesem mitgeteilt wird, dass er vom<br />
zuständigen Gerichtsausschuss <strong>in</strong><br />
Taufers zum neuen Gerichtswundarzt<br />
„<strong>in</strong> Taufers, Ahrn und Prettau<br />
mit dem Sitze <strong>in</strong> <strong>St</strong>e<strong>in</strong>haus und mit<br />
e<strong>in</strong>em jährlichen Wartegelde von<br />
180 Gulden R. W. nebst Freiquartier<br />
mit <strong>St</strong>immen-E<strong>in</strong>heit” ernannt worden<br />
sei. Nun soll er den Posten ehestens<br />
antreten, weil sich ke<strong>in</strong> Wundarzt<br />
mehr im Tale bef<strong>in</strong>det und alle<br />
<strong>in</strong> der Ausschreibung enthaltenen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>halten.<br />
Mehr Geld für weite Wege<br />
Das sche<strong>in</strong>t dann lange Zeit gut ge-<br />
Chronik<br />
gangen zu se<strong>in</strong>, jedenfalls s<strong>in</strong>d bis<br />
1874 ke<strong>in</strong>e Klagen aufgekommen.<br />
In diesem Jahr wird erstmals der<br />
Konflikt sichtbar, der schließlich zur<br />
Kündigung durch Dr. Werfer führte.<br />
Es begann damit, dass sich Dr. Werfer<br />
weigerte, den <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vertrag<br />
vorgesehenen wöchentlichen Gang<br />
nach Prettau zu machen, wenn se<strong>in</strong><br />
Wartegeld nicht um 100 Gulden<br />
österreichicher Währung (die entsprachen<br />
88 fl 30 kr Reichswährung)<br />
pro Jahr aufgebessert würde. Auch<br />
dann wollte er nur alle 14 Tage e<strong>in</strong>mal<br />
nach Prettau und nicht wöchentlich<br />
wie bisher.<br />
Das Faktoramt des Ahrner Handels<br />
<strong>in</strong> <strong>St</strong>e<strong>in</strong>haus gab sich enttäuscht, die<br />
Brudermeister <strong>in</strong> Prettau (Brudermeister<br />
= Vorsteher der Knappenbruderschaft)<br />
wiesen diese „alles<br />
Maß überschreitende Forderung” als<br />
unbilliges Verlangen ab. Der Handl<br />
zahle ja eh schon 50 Gulden vom<br />
Wartegeld des Arztes, außerdem habe<br />
er e<strong>in</strong> Freiquartier. Man forderte<br />
den Arzt auf, entweder den alten<br />
Vertrag e<strong>in</strong>zuhalten oder ihn zu kündigen.<br />
Man war bereit, mit ihm e<strong>in</strong>en<br />
neuen Vertrag abzuschließen.<br />
Mit Andauern des Konfliktes wurde<br />
auch der Ahrner Handl konzessionsbereiter.<br />
Vor allem die eigentliche<br />
Leitung des Handls, die Hauptbuchhaltung<br />
<strong>in</strong> Schwaz, deutete an, dass<br />
man das Wartegeld für den Doktor<br />
erhöhen werde müssen, „weil sich<br />
unter den gegenwärtigen nicht günstigen<br />
f<strong>in</strong>anziellen Verhältnissen ke<strong>in</strong><br />
Wundarzt bereit erklären wird, nach<br />
<strong>St</strong>e<strong>in</strong>haus zu gehen”. Aus dem<br />
Schreiben der Hauptbuchhaltung <strong>in</strong><br />
Schwaz an das Faktoramt vom 25.<br />
Februar 1875 geht auch hervor, dass<br />
es e<strong>in</strong>e Interessensgruppe gab, die<br />
Dr. Werfer zur Kündigung drängen,<br />
ja fast zw<strong>in</strong>gen wollte, weil man den<br />
53<br />
jungen Dr. Theimer (richtig müsste<br />
er Daimer heißen) aus Sand <strong>in</strong> Taufers<br />
für <strong>St</strong>e<strong>in</strong>haus durchsetzen wollte.<br />
Von Seiten des Ahrner Handls hatte<br />
man nichts gegen die Person des<br />
Doktors, doch fürchtete man, dass<br />
dieser nach dem Tode se<strong>in</strong>em Vaters<br />
nach Taufers zurückkehren würde<br />
und dann auch e<strong>in</strong>en so großen Patientenstock<br />
mitnehmen könnte,<br />
dass e<strong>in</strong> nachfolgender Wundarzt <strong>in</strong><br />
<strong>St</strong>e<strong>in</strong>haus kaum mehr würde bestehen<br />
können.<br />
E<strong>in</strong>e Lösung bahnt sich an<br />
Aus e<strong>in</strong>em Brief von Dr. Werfer an<br />
das Faktoramt des Ahrner Handls<br />
<strong>in</strong> <strong>St</strong>e<strong>in</strong>haus vom 26. März 1875 geht<br />
hervor, dass er das Ahrntal noch<br />
nicht ganz abgeschrieben hatte und<br />
an e<strong>in</strong>em neuen Vertrag durchaus<br />
<strong>in</strong>teressiert war. So hatte er urspünglich<br />
für 100 Gulden mehr nur e<strong>in</strong>en<br />
Gang nach Prettau alle 14 Tage versprochen,<br />
jetzt wolle er um dieses<br />
Geld sogar 2 Gänge pro Woche machen.<br />
In dem Brief heißt es:<br />
„Bezüglich der Zuschrift die Gänge<br />
nach Prettau betr. erlaube ich mir<br />
folgende Äußerung:<br />
Bei der Rücksprache mit den Brudermeistern<br />
erklärten diese, die verlangten<br />
100 Gulden für die vierzehntägigen<br />
Gänge nach Prettau<br />
seien nicht zu hoch gestellt, weil<br />
ich über Mittag ausbleibe und von<br />
der Bergverwesung aus bis zum<br />
Knappenegg und Kasern gehen<br />
muss. Die Brudermeister me<strong>in</strong>ten<br />
aber, nicht die Bruderschaftskasse<br />
alle<strong>in</strong> sollte für die Summe aufkommen,<br />
sondern auch die Geme<strong>in</strong>de<br />
Prettau sollte e<strong>in</strong>en Beitrag leisten.<br />
Es kann bemerkt werden, dass auch<br />
die Bewohner die verlangte Summe<br />
nicht für zu hoch gestellt f<strong>in</strong>den.<br />
Die Brudermeister sagten, dass sie