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Zeitreise durch das Waldecker Land

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Nummer 222 120 Jahre – <strong>Zeitreise</strong> <strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Waldecker</strong> <strong>Land</strong><br />

Montag, 24. September 2007<br />

EP: Lisboa<br />

TV, Video, HiFi, PC-Multimedia, CD-Shop,<br />

Hausgeräte, Telekom, Sat-Anlagen . . . persönlich<br />

34537 Bad Wildungen · Brunnenstraße 67<br />

Telefon (0 56 21) 40 83<br />

Telefax (0 56 21) 96 02 28<br />

Nicht wegzudenken<br />

aus der<br />

Kur- und<br />

Familienstadt<br />

Bad<br />

Wildungen<br />

heutiger<br />

Zeit: die<br />

Freizeitanlage<br />

Heloponte.<br />

Bis in die<br />

Nachkriegszeit<br />

hinein<br />

hatte die<br />

Wildunger<br />

Altstadt<br />

viel vom<br />

alten<br />

„Ackerbürgerstädtchen“.<br />

Seit vielen<br />

Jahrzehnten<br />

alle 24<br />

Monate im<br />

September<br />

ein Höhepunkt<br />

des<br />

Festkalenders:<br />

der<br />

Blumenkorso.<br />

Früher wie<br />

heute ein<br />

Vorzeigebau<br />

der<br />

Kurstadt:<br />

der Kuppelsaal<br />

des<br />

Badehotels.<br />

Aktion gilt vom 1. bis 30. September 2007<br />

* Gilt nur in Verbindung mit der Freischaltung einer debitel-card im T-Mobile Deutschland-Netz im Tarfif debitel Vario S. Mindestvertragslaufzeit<br />

24 Monate. Einmaliger Anschlusspreis € 24,95. Monatspaketpreis € 14,95. Inklusive Rechnung online. Papierrechnung gegen<br />

Aufpreis von € 0,99 möglich. Das Budget kann monatlich gewechselt werden; Umstellung erfolgt zur nächsten Mobilfunkrechnung. Ungenutzte<br />

Budgeteinheiten können nicht in den Folgemonat übertragen werden. Machen Sie von Ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch, erhalten<br />

Sie automatisch 50 SMS. (Nur gültig für den SMS-Versand über die debitel Kurzmitteilungszentrale. Ausgenommen sind SMS zu Serviceund<br />

Sonderdiensten, Premium-SMS und SMS in und zu ausländischen Mobilfunknetzen). Weitere Informationen erhalten Sie beim debitel<br />

Händler oder unter www.debitel.de Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten.<br />

Nicht stets ein Herz und eine Seele<br />

Das oft schwierige Verhältnis von Bad Wildungen und Reinhardshausen<br />

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BAD WILDUNGEN-REIN-<br />

HARDSHAUSEN (jm/su). Der<br />

Aufstieg Reinhardshausens<br />

zum zweiten Wildunger<br />

Kurzentrum ist untrennbar<br />

mit einem Namen verknüpft:<br />

Gustav Görner.<br />

Als Kurgast kuriert er um<br />

1894 im damaligen Weltbad<br />

Wildungen sein Nierenleiden,<br />

spaziert <strong>durch</strong> <strong>das</strong> Dörfchen am<br />

Wildebach, bestehend aus einer<br />

alten Kirche, einem Gutshof,<br />

einer Mühle und einem kleinen<br />

bäuerlichen Anwesen.<br />

Das von der Rinderpest getroffene<br />

Gut steht zum Verkauf.<br />

Görner erwirbt es und verkauft<br />

seine Jalousienfabrik in Sachsen.<br />

Er fährt gar nicht mehr<br />

nach Hause, sondern fängt sofort<br />

an, nach Quellen zu bohren.<br />

Der Unermüdliche wird schnell<br />

fündig, und bald sprudelt die<br />

wichtigste aller Reinhardshäuser<br />

Heilquellen, die Reinhardsquelle.<br />

So wird Gustav Görner<br />

zum Gründer, des Heilbades<br />

Reinhardshausen.<br />

Er baut rasch einen Wasserversand<br />

auf, bietet örtliche<br />

Trinkkuren an – und sofort beginnt<br />

der Ärger mit den Wildungern,<br />

die Görner wegen unlauteren<br />

Wettbewerbs verklagen,<br />

weil der behauptet, sein Wasser<br />

sei ebenso wirksam wie die berühmte<br />

Wildunger Georg-Viktor-Quelle.<br />

Doch Görner setzt<br />

sich <strong>durch</strong>. Überall entstehen<br />

Kureinrichtungen in dem Dorf<br />

im Wiesengrund. „Görner verbuddelt<br />

sein Geld“, sagen die<br />

staunenden Dörfler. 1899 findet<br />

die Kurkonzertpremiere statt,<br />

die ersten Kurpensionen öffnen.<br />

Vor dem Homberg errichtet<br />

1925 der aus Kassel stammende<br />

Carl Zeiss <strong>das</strong> erste größere<br />

Haus, <strong>das</strong> Sanatorium Reinhardsquelle.<br />

Zeiss‘ Sohn, der<br />

als leitender Arzt <strong>das</strong> Sanatorium<br />

führt, erfindet die Zeiss‘sche<br />

Schlinge zur Entfernung von<br />

Nierensteinen ohne Operation.<br />

Auch die Prominenz entdeckt<br />

Reinhardshausen. So be-<br />

sucht der damalige deutsche<br />

Reichsaußenminister Gustav<br />

Stresemann den kleinen Kurort.<br />

An ihn erinnert heute noch die<br />

Stresemann-Kureiche.<br />

Weitere Daten über den Kurgründer<br />

Görner: 1912 lässt er<br />

sich bei einer Skatrunde zur<br />

Überführung seines Unternehmens<br />

in eine GmbH überreden.<br />

Dies ist die Geburtsstunde der<br />

Kurgesellschaft Bad Reinhardsquelle<br />

GmbH. Görner, der aus<br />

einem Dorf einen erfolgreichen<br />

Kurort machte, stirbt 1939 im<br />

Alter von 90 Jahren. Sein Wahlspruch<br />

war: „Frisch <strong>durch</strong>s Leben<br />

wandere. Sei wahr, erwäg<br />

nicht lang. Verlass dich nicht<br />

auf andere. Und rechne nie<br />

auf Dank!“ Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg sollte sich Reinhardshausen<br />

stürmisch fortentwickeln.<br />

1958 kamen 6600<br />

Kurgäste. 1959 wurde GmbH-<br />

Buchhalter Karl Petri Kurdirektor,<br />

der die Geschäftsführertätigkeit<br />

bis 1987 ausübte.<br />

1961: erstmals mehr als 10 000<br />

Gäste. Zahlreiche Kurbauten<br />

wurden errichtet, 1971 etwa<br />

Kurmittelhaus und Mineralschwimmbad,<br />

<strong>das</strong> inzwischen<br />

zur Quellentherme aufpoliert<br />

wurde. Eine Kurklinik nach der<br />

anderen wuchs empor, bald waren<br />

es stattliche 13. 1971 wur-<br />

den rund 600 000 Übernachtungen<br />

gezählt. 1975/76 entstand<br />

der neue Kursaal in der Wandelhalle.<br />

1981 gab es 815 000 Übernachtungen.<br />

Erste Kurkrisen<br />

fegten für ein, zwei Jahre die<br />

Betten leer, wurden aber gemeistert.<br />

Klinikpioniere wie Dr.<br />

Herbert Kienle, Günter Hartenstein<br />

setzten Maßstäbe in Reinhardshausen.<br />

1987 übernahm<br />

Kurdirektor Hans-Peter Wohlgehagen<br />

die Stabführung und<br />

klotzte mit Investitionen. In wenigen<br />

Jahren wurden rund zehn<br />

Millionen Euro verbaut. Auch<br />

die Stadt Bad Wildungen zeigte<br />

verstärktes Engagement in dem<br />

stark expandierenden Kurstadtteil.<br />

In den besten Jahren verfügte<br />

Reinhardshausen über<br />

4300 Kurgastbetten und rückte<br />

mit über einer Million Übernachtungen<br />

Ende der 80er-Jahre<br />

endgültig in die Spitzengruppe<br />

deutscher Kurorte auf. Selbst<br />

der große Bruder, <strong>das</strong> Wildunger<br />

Staatsbad, wurde überholt.<br />

1993 waren es fast 40 000 Gäste<br />

und 1,2 Millionen Übernachtungen.<br />

Wohlgehagen erreichte<br />

den Karrierehöhepunkt mit der<br />

Berufung zum Doppelkurdirektor<br />

und verwirklichte in der<br />

Folge den „größten Kurpark<br />

Europas“. Aus den oft feindseligen<br />

Brüdern Wildungen und<br />

Das Schicksal der alten Königsquelle<br />

Geschichte eines Sanatoriums spiegelt Entwicklung der Badestadt wider<br />

BAD WILDUNGEN (su). Das<br />

Auf und Ab der Wildunger Kur,<br />

<strong>das</strong> Umsteuern auf Privatgäste<br />

in jüngster Zeit – im Schicksal<br />

des 2005 abgerissenen,<br />

ehemaligen Sanatoriums<br />

Königsquelle spiegelt sich die<br />

wechselhafte Entwicklung der<br />

Badestadt wider.<br />

Bahnhofstraße 27<br />

34537 Bad Wildungen<br />

Tel. 0 56 21/9 69 48-0<br />

Fax 0 56 21/9 69 48-28<br />

Marburger Straße 19 – 21<br />

35066 Frankenberg (Eder)<br />

Tel. 0 64 51/50 01-0<br />

Fax 0 64 51/50 01-11<br />

www.bmw-backhaus.de<br />

www.bmw.de<br />

Das Kur-Centrum von Reinhardshausen mit Galleria und Quellen-Therme. (Foto: su/Archiv)<br />

1867 zertrümmerte Dr. Carl<br />

Rörig den erste Blasenstein und<br />

begründete damit die „Wildunger<br />

urologische Schule“. 1869<br />

fand er auf seinem Grundstück<br />

die kohlensäurehaltige „Königsquelle“<br />

wieder. Er ließ sie<br />

neu fassen und baute später einen<br />

eigenen, kleinen Kurpark.<br />

1898 errichtete er den bekannten<br />

Klinkerbau als „Sanatorium<br />

für Nieren-, Blasen-, Stein- und<br />

Grießkranke“, die erste Spezialklinik<br />

von Bad Wildungen.<br />

Rörig war damals 71 Jahre alt.<br />

In dem Gebäude standen 40<br />

Zimmer für die Patienten zur<br />

Verfügung. Rörig versorgte sie<br />

zunächst selbst und band später<br />

seine Söhne mit ein. Dr. Karl<br />

Rörig junior zog jedoch nach<br />

Hannover. Das Sanatorium<br />

wurde 1906 an die neue „Bad<br />

Wildungen Heilquellen A.G.<br />

Königsquelle“ übertragen. Von<br />

da an hieß es „Kurhaus Königsquelle“.<br />

Dr. Fritz Rörig junior<br />

betreute zwar die Mehrzahl der<br />

Patienten, führte seine Steinoperationen<br />

aber als Belegarzt<br />

im „Helenenheim“ <strong>durch</strong>.<br />

Die Abfüllung und der Versand<br />

von Heilwasser zogen<br />

in einen Anbau ein. Um 1935<br />

blühte der Betrieb, bei dem<br />

seinerzeit an die 40 Menschen<br />

Arbeit und Brot fanden, die<br />

meisten im Versand.<br />

Wie <strong>das</strong> Wildunger Altstadt-<br />

Urgestein Henner Rieder vor<br />

einigen Jahren berichtete,<br />

wachte damals eine kleine Kolonne<br />

über die Sauberkeit im<br />

Kurpark an der Königsquelle.<br />

Der Rasen wurden zweimal im<br />

Sommer mit der Sense gemäht,<br />

Die Wege aus weißem Kiesel<br />

wurden öfters gerecht.<br />

Der Trink- und damalige<br />

Musikpavillon sowie die Wandelhalle<br />

mussten während der<br />

Saison immer saubergehalten<br />

werden. Große Blumenrabatten<br />

wurden jeweils im Frühjahr<br />

mit allerlei Sommerblumen bepflanzt.<br />

Während der Saison<br />

war zweimal täglich Wasser-<br />

Abgerissen: <strong>das</strong> alte Sanatorium<br />

Königsquelle.<br />

ausgabe im Quellenhäuschen,<br />

die von vielen Kurgästen in<br />

Anspruch genommen wurde.<br />

Diese Gäste waren während ihrer<br />

Kurzeit im Kurhaus Königsquelle<br />

oder in nahegelegenen<br />

Pensionen einquartiert. Einmal<br />

wöchentlich erfreute die<br />

Kurkapelle die Gästeschar mit<br />

einem Konzert. Ein Sonderzug<br />

brachte Reichsbahnangehörige<br />

Reinhardshausen wurde über<br />

die Jahre „ein Herz und eine<br />

Seele“, bevor der neue Marketingspruch<br />

„Bad Wildungen<br />

– natürlich gut“ den alten Wahlspruch<br />

ablöste. Doch da hatte<br />

die Großkurkrise Mitte der<br />

90er-Jahre den Boom in Reinhardshausen<br />

längst beendet.<br />

Wohlgehagens Stern begann<br />

zu sinken. Nach der Übernahme<br />

des Staatsbades <strong>durch</strong> die Stadt<br />

drängte ihn der damalige Bürgermeister<br />

Reinhard Grieneisen<br />

zurück nach Reinhardshausen.<br />

Doch auch an alter Wirkungsstätte,<br />

an der sein Aufstieg in<br />

der Badestadt begonnen hatte,<br />

war der ehemalige Kurfürst<br />

nicht lange sicher. Die Stadt<br />

kaufte vom <strong>Land</strong> Hessen und<br />

den privaten Anteilseignern<br />

auch die Bad Reinhardsquelle.<br />

Wohlgehagen musste endgültig<br />

gehen. Grieneisen scheiterte<br />

mit dem Versuch, die Reinhardsquelle<br />

zum großen Teil zu<br />

privatisieren. Nach einem kurzen<br />

Intermezzo in neuen privaten<br />

Händen nahm die Stadt<br />

unter Regie des neuen Bürgermeisters<br />

Volker Zimmermann<br />

<strong>das</strong> Hotel Schwanenteich inklusive<br />

Kur-Centrum und Quellen-Therme<br />

wieder zurück. Die<br />

Bemühungen um eine erneute<br />

Privatisierung laufen seitdem.<br />

mit ihren Familien aus Kassel<br />

hierher, die jedes Jahr im Park<br />

ihr Sommerfest feierten. Mit<br />

einer Kutsche wurden die Kurgäste<br />

spazieren gefahren oder<br />

auf dem Pritschenwagen große<br />

Mengen in Körben verpackte<br />

Flaschen mit Mineralwasser<br />

zum Bahnhof transportiert, die<br />

in alle Welt versandt wurden.<br />

Zwischen der Rörigstraße und<br />

dem Kurpark stand <strong>das</strong> damalige<br />

Badehaus. Mit Kriegsbeginn<br />

im September 1939 war die Kur<br />

schlagartig zu Ende. Nur der<br />

Flaschenversand wurde noch<br />

einige Zeit aufrecht erhalten,<br />

Wildungen wurde Lazarettstadt<br />

und Teilhauptquartier von<br />

Görings Luftwaffe, verbunden<br />

mit dem Bau der „Wildunger<br />

Bunker“ und der Aufstellung<br />

von Flakgeschützen. Das Badehaus<br />

nutzten eine Weile Flüchtlinge<br />

zum Wochenende als<br />

Reinigungsbad, bevor es abgetragen<br />

wurde.<br />

1948 wurde in dem Bau<br />

wieder ein Sanatorium eingerichtet.<br />

Zum 31. Dezember 1978<br />

musste der damalige Pächter<br />

Dr. Werner Schultheis den Vertrag<br />

kündigen, weil die Versicherungsträger<br />

die inzwischen<br />

errichteten Kurkliniken<br />

in Bad Wildungen und Reinhardshausen<br />

belegten. Das war<br />

der Anfang vom Ende des alten<br />

Sanatoriums. Zuletzt nutzte es<br />

<strong>das</strong> Staatsbad Wildungen als<br />

Unterkunft für die Musiker des<br />

Kurorchesters. Dann stand <strong>das</strong><br />

Gemäuer jahrelang leer, bis es<br />

zur <strong>Land</strong>esgartenschau 2006<br />

abgerissen wurde.

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