A Ausgabe 01_2005 01gekürzt.pub - Club 16 eV
A Ausgabe 01_2005 01gekürzt.pub - Club 16 eV
A Ausgabe 01_2005 01gekürzt.pub - Club 16 eV
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Journal <strong>16</strong><br />
Journal <strong>16</strong><br />
Die <strong>Club</strong>zeitung des <strong>Club</strong> <strong>16</strong> e.V.<br />
40 Jahre Renault <strong>16</strong> —<br />
Der <strong>Club</strong> <strong>16</strong> auf der Techno Classica<br />
Holger Schmidts Urtyp auf<br />
der Techno Classica 20<strong>01</strong><br />
Auto Motor Sport Dauertest:<br />
50.000 km im Renault <strong>16</strong><br />
Nächste Folge:<br />
„Der Renault <strong>16</strong> meines Vaters“<br />
1/<strong>2005</strong><br />
31.03.<strong>2005</strong><br />
Neue Folge:<br />
Wie ich zum R<strong>16</strong> kam<br />
Europas freundschaftlicher Zusammenschluß von Renault <strong>16</strong>-Liebhabern
Journal <strong>16</strong><br />
TERMINE <strong>2005</strong><br />
wann was wo wer von uns / warum von Frankfurt<br />
/ M<br />
07.04.-10.04.<br />
23.04.<br />
27.05.-29.05.<br />
Techno Classica Essen Das klare Highlight unter den Oldtimermessen<br />
— und wir vom <strong>Club</strong> mit<br />
40 Jahren R<strong>16</strong> mittendrin !<br />
<strong>16</strong>. Nationales<br />
Alpine und Renault<br />
<strong>Club</strong>treffen<br />
40 Jahre R <strong>16</strong> –<br />
Feier und Werksbesichtigung<br />
Nürburgring,<br />
DORINT<br />
Hotel<br />
An der Wiege<br />
des R<strong>16</strong>:<br />
Werk Sandouville<br />
in F !<br />
Großes Treffen der <strong>Club</strong>s im D‘ARC<br />
an der Traditionsrennstrecke mit<br />
D‘ARC Jahreshauptversammlung<br />
Bei Interesse bei Dietrich melden !<br />
Eine Veranstaltung mit dem „<strong>Club</strong> des<br />
anciennes Renault de Sandouville“ und<br />
der „Amicale <strong>16</strong>“ (dem französischen<br />
„<strong>Club</strong> <strong>16</strong>“) mit Werksbesichtigung ,<br />
R<strong>16</strong>-Ausfahrt etc.<br />
28.05. Renault-Treffen Ommen (NL) Schönes freies RENAULT-Treffen mit<br />
Teilemarkt — bekannt gut !<br />
12.06.<br />
18.06.<br />
02.07.-03.07.<br />
<strong>16</strong>.07.-17.07.<br />
40 Jahre R <strong>16</strong> -<br />
Feier<br />
9. Baden-<br />
Württemberg-<br />
Treffen<br />
World Series by<br />
RENAULT<br />
40 Jahre R <strong>16</strong> -<br />
Feier der<br />
„Amicale <strong>16</strong>“<br />
10.09.-11.09. Jahrestreffen<br />
<strong>Club</strong> <strong>16</strong> e.V.<br />
mit Jahreshauptversammlung<br />
Abbeville (in<br />
F, fast an der<br />
Kanalküste,<br />
Nähe Amiens)<br />
Raum Aalen<br />
(Nähe A7)<br />
MOTOPARK<br />
Oschersleben<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
in Frankreich<br />
Jean Claude Sellier organisiert mit<br />
seinem örtlichen R<strong>16</strong>-<strong>Club</strong> und der<br />
„Amicale <strong>16</strong>“ eine schönes Treffen mit<br />
Ausfahrt in einer tollen Landschaft !<br />
9. Treffen der Renault <strong>16</strong>-Freunde<br />
Baden-Württemberg am Samstag, den<br />
18. Juni. Einladungen folgen in Kürze.<br />
Family Racing Festival, 10 Rennen,<br />
RENAULT-Formel 1-Demofahrten,<br />
freier Eintritt ! Ein Top-Termin !<br />
Programm auf www.renault<strong>16</strong>.de<br />
Die „Amicale <strong>16</strong>“ lädt den <strong>Club</strong> <strong>16</strong> zu<br />
ihrer 40 Jahre RENAULT <strong>16</strong>-Feier mit<br />
großem Programm ein, zu der sehr<br />
viele Autos erwartet werden !<br />
Trier Der unverzichtbare Muss-Termin<br />
im R<strong>16</strong>-Geburtstagsjahr ! Diesmal<br />
im Süden, ggf. mit Luxemburg-<br />
Abstecher. Eine Mischung aus Oldtimer<br />
und Antike !<br />
Bitte auch Termine im RENAULT-Report + Internet beachten ! Stand: März <strong>2005</strong><br />
2<br />
Termine des <strong>Club</strong> <strong>16</strong> sind grau hinterlegt.<br />
250 km<br />
170 km<br />
750 km<br />
430 km<br />
640 km<br />
220 km<br />
380 km<br />
850 km<br />
190 km
Journal <strong>16</strong><br />
TERMINE<br />
Worauf Ihr Euch in <strong>2005</strong> freuen könnt<br />
EDITORIAL<br />
Das Neueste vom Vorstand<br />
WIE ICH ZUM R<strong>16</strong> KAM<br />
Heute: Jürgen Elsner<br />
DAS ESSAY<br />
Jürgen Elsner sieht die Autowelt in Farbe<br />
MARKT<br />
3 Seiten Autos, Teilelager, Mittelkonsolen + Co.<br />
ÉCOUTEZ!<br />
Musik zum Renault <strong>16</strong><br />
INHALT<br />
DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
50.000 Kilometer in der komfortablen Familienlimousine<br />
DER RENAULT <strong>16</strong> MEINES VATERS (Teil 4)<br />
„La Renault <strong>16</strong> de mon père“ - exklusiv wieder nur hier im Journal <strong>16</strong> !<br />
2<br />
4<br />
6<br />
11<br />
15<br />
18<br />
19<br />
26<br />
3
Journal <strong>16</strong><br />
Liebe <strong>Club</strong>mitglieder,<br />
4<br />
EDITORIAL<br />
im Jubiläumsjahr unseres Renault <strong>16</strong> steht das<br />
erste große Ereignis unmittelbar bevor: Die<br />
Techno Classica findet vom 7. bis zum 10. April<br />
in Essen statt — und der <strong>Club</strong> <strong>16</strong> ist wieder<br />
dabei! An der diesjährigen Retro Classics in<br />
Stuttgart hatte sich der <strong>Club</strong> ja nicht offiziell<br />
beteiligt, dafür hielten dort die „R <strong>16</strong>-Freunde<br />
Baden-Württemberg“ und die „R <strong>16</strong>-Freunde<br />
Grevenbroich“ die Renault <strong>16</strong>-Fahne hoch.<br />
In Essen werden wir im Rahmen des offiziellen<br />
RENAULT-Standes mit zwei Fahrzeugen vertreten<br />
sein. Seit Wochen arbeiten der Vorstand,<br />
die <strong>Club</strong>journalredaktion und einige unserer<br />
Mitglieder zusammen mit den Verantwortlichen<br />
von Renault und dem D‘ARC mit Hochdruck<br />
am Messeauftritt unseres <strong>Club</strong>s, und wir können<br />
Euch versprechen, dass es ein paar Highlights<br />
zu sehen gibt! Welche Fahrzeuge unser <strong>Club</strong><br />
zur Verfügung stellt, wird aber noch nicht verraten.<br />
Nur so viel vorab: Es werden nicht die in<br />
der Renault <strong>16</strong>-Szene schon sehr bekannten<br />
Wagen sein.<br />
Der diesjährige RENAULT-Auftritt steht unter<br />
dem Motto „Renault goes Comic“. Unser<br />
Stand wird also u. a. mit Comicbildern unseres<br />
Renault <strong>16</strong> geschmückt werden.<br />
Jens Engelmann Dietrich Wenner<br />
Holger Schmidt Bernd Bianchi<br />
Des Weiteren wird es noch ein paar interessante<br />
Sonder<strong>pub</strong>likationen zum Mitnehmen geben!<br />
Wir freuen uns also auf Euer zahlreiches Erscheinen!<br />
Übrigens: Der D‘ARC gibt Karten für Mitglieder<br />
heraus. Eine Liste der Nicht-Karten-Inhaber<br />
des <strong>Club</strong>s liegt bei REPORT (Sabine Krause-<br />
Holtermann) vor. Die fehlenden Karten können<br />
zwar nicht mehr bis zur Techno Classica geliefert<br />
werden, es ist jedoch möglich, die Eintrittskarten<br />
an der Infotheke auf dem RENAULT-<br />
Stand vom D‘ARC abstempeln zu lassen und<br />
dann dem <strong>Club</strong> zur 50%-Gutschrift einzureichen.<br />
Die limitierte Serie unseres Renault <strong>16</strong>-<br />
Modells aus Glas hat großen Zuspruch gefunden.<br />
Alle Interessenten, die bei Holger oder Jens<br />
eine Vorbestellung abgegeben haben, erhalten<br />
ihr nummeriertes Exemplar.<br />
Leider gibt es auch Unerfreuliches zu berichten:<br />
Bei der Umfrageaktion zum Glas-R <strong>16</strong> kamen<br />
ca. zehn Briefe mit dem Vermerk<br />
„unbekannt verzogen“ zurück. Diese armen<br />
<strong>Club</strong>kollegen werden wohl schon seit längerer<br />
Zeit nichts von uns gehört haben und wundern
Journal <strong>16</strong><br />
EDITORIAL<br />
sich sicher! Wir werden nun die neuen Adressen<br />
ausfindig machen; an alle anderen geht die dringende<br />
Bitte, sich im Falle eines Umzugs beim<br />
<strong>Club</strong> zu melden. Wir können die neuen Adressen<br />
ja leider nicht erraten... Vielen Dank vorab!<br />
Am <strong>16</strong>. und 17. Juli findet, wie ja schon in der<br />
letzten <strong>Ausgabe</strong> erwähnt, das große Treffen der<br />
Amicale <strong>16</strong> in Clermont-Ferrand statt, zu dem<br />
der <strong>Club</strong> <strong>16</strong> herzlich eingeladen ist. Holger<br />
Schmidt organisiert die Fahrt. Es wird in Kürze<br />
auch ein Informationsblatt herausgegeben.<br />
Eine gute Nachricht zum 40jährigen Jubiläum<br />
des Renault <strong>16</strong>: Der ETAI-Verlag hat angekündigt,<br />
das hervorragende, aber leider vergriffene<br />
Buch „La Renault <strong>16</strong> de mon père“, dessen<br />
deutsche Übersetzung ja bei uns im Journal erscheint,<br />
neu aufzulegen! Der Termin wird voraussichtlich<br />
im Frühsommer liegen. Alle, die<br />
des Französischen nicht mächtig sind, seien aber<br />
beruhigt: Unser Redakteur Jürgen Elsner<br />
wird das Buch auch weiterhin übersetzen und<br />
exklusiv im Journal veröffentlichen.<br />
Noch eine gute Nachricht: Unsere Homepage<br />
wird immer beliebter. So haben sich die Zugriffe<br />
von bisher durchschnittlich 1800 auf über<br />
3000 im März gesteigert!<br />
A propos Homepage: Hier noch ein kleiner,<br />
aber sehr wichtiger Hinweis von unserem Webmaster<br />
Maik Wiesegart: Wenn Ihr die jeweils<br />
aktuellste Homepage einsehen wollt, müsst Ihr<br />
die „Aktualisieren“-Funktion im Internet-<br />
Explorer benutzen. Wenn Ihr unseren <strong>Club</strong> im<br />
Internet nur mit der „Favoriten“-Funktion besucht,<br />
so kann es sein, dass Ihr nicht die aktuellsten<br />
Daten bzw. Einträge seht!<br />
Auch unser <strong>Club</strong>journal kommt sehr gut an,<br />
wie wir ja bereits auf unserem Jahrestreffen in<br />
Bad Berleburg feststellen konnten. Daher war<br />
unser Zweiter Vorsitzender Dietrich mal mutig<br />
und hat unser junges Journal beim Wettbewerb<br />
um „Die goldene Feder“ der Zeitschrift Motor<br />
Klassik ins Rennen geschickt. Auch wenn wir<br />
dort mit professionellen Hochglanzzeitschriften<br />
wie den Journalen der Mercedes– und Porsche-<br />
<strong>Club</strong>s, die natürlich bezüglich des Budgets in<br />
einer ganz anderen Liga spielen, konkurrieren<br />
werden, waren wir uns doch einig, dass sich<br />
unser kleines Journal inhaltlich wie stilistisch<br />
nicht verstecken muss. Und die offizielle deutsche<br />
Übersetzung eines ausländischen Buches<br />
haben sicher auch nicht sehr viele zu bieten.<br />
Was meint Ihr?<br />
Wir möchten an dieser Stelle auch gleich einige<br />
neue Leser unseres Journals begrüßen: Heinrich<br />
Hafkemeyer, Peter Schönbächler, Wolfgang<br />
Borcherding und Achim Baumdicker sind<br />
unserem <strong>Club</strong> beigetreten. Herzlich Willkommen<br />
Euch allen!<br />
Ihr seht, es ist viel los dieses Jahr im <strong>Club</strong> <strong>16</strong>.<br />
Auch die erste <strong>Club</strong>journal-<strong>Ausgabe</strong> dieses Jahres<br />
ist sehr umfangreich, u. a. mit einem großen<br />
Renault <strong>16</strong>-Dauertest aus der Auto Motor Sport<br />
und einer neuen kleinen Rubrik für unsere Musikliebhaber.<br />
Wir hoffen, dass Ihr Eure Oldies bereits für den<br />
Saisonstart fit gemacht habt und wünschen<br />
Euch allen einen herrlichen, sonnigen Renault<br />
<strong>16</strong>-Frühling!<br />
Und natürlich viel Spaß beim Lesen!<br />
Euer Vorstand !<br />
5
Journal <strong>16</strong> WIE ICH ZUM R<strong>16</strong> KAM<br />
Heute: Jürgen Elsner<br />
Schon in meiner Kinder- und Jungendzeit war ich<br />
ein großer Anhänger von französischen Filmen,<br />
seien es alte Krimis mit Jean Gabin, Actionfilme<br />
mit Jean-Paul Belmondo oder die großen französischen<br />
Klamauk-Klassiker der Sechziger und Siebziger<br />
mit Pierre Richard oder Luis de Funès. Besonders<br />
letztere Filme waren für Autofans wie<br />
mich natürlich immer auch eine Fundgrube für die<br />
skurrilsten Entwicklungen französischer Automobilkonstrukteure.<br />
Zwei Autos hatten es mir damals<br />
schon besonders angetan: Der Ami 6 und der Renault<br />
<strong>16</strong>. Ich hatte halt schon immer eine Vorliebe<br />
für Ausgefallenes. Aber<br />
einen Oldie kaufen? Ich<br />
war eigentlich nie der<br />
typische "Frickler".<br />
Platz für Werkzeuge<br />
und Ersatzteile hatte ich<br />
als Schüler respektive<br />
Student sowieso nicht.<br />
Somit war für mich<br />
damals klar: Wenn ich<br />
denn einen Oldtimer<br />
mein Eigen nennen sollte, dann muss dieser<br />
(neben dem Skurrilitäts-Kriterium) in einem guten<br />
Zustand und absolut zuverlässig sein. Und dann<br />
einen Franzosen??? Eben... So begnügte ich mich<br />
jahrelang mit dem Anschauen von Oldtimern, einen<br />
Renault <strong>16</strong> in seiner Urform habe ich jedoch<br />
nie zu Gesicht bekommen, außer in den oben genannten<br />
Filmen. Aber wenn Renault <strong>16</strong>, dann nur<br />
als Urtyp! Die Heckansicht mit den wunderschönen<br />
mandelförmigen Rückleuchten und dem Renault-Schriftzug<br />
auf der Chromleiste ist einfach<br />
betörend schön und bietet vor allem absolutes Sixties-Flair!<br />
6<br />
Im April 20<strong>01</strong>, das Ende meines Studiums konnte<br />
ich zumindest grob bestimmen, besuchte ich auf<br />
der Techno-Classica den Stand des <strong>Club</strong> <strong>16</strong>, aber<br />
immer noch bar jeder Kaufabsicht. Ich bekam jedoch<br />
angesichts der Fahrzeuge von Corjan Meijer<br />
und Holger Schmidt sofort leuchtende Augen!<br />
Wie gesagt, ich hatte ja noch nie einen Urtyp in<br />
natura gesehen. Rein interessehalber fragte ich<br />
mal nach den Preisen für ein solches Exemplar.<br />
Sie wollen kaufen? Nein, wollte ich eigentlich<br />
nicht, ich bin ja kein Glücksritter! „Unser <strong>Club</strong>mitglied<br />
Holger Schmidt möchte einen Urtyp verkaufen.“<br />
So lernte ich also Holger kennen, und er erzählte<br />
mir sogleich wortreich<br />
von seinem ausgestellten<br />
Exemplar, wie toll<br />
er fährt, wie selten und<br />
extrem zuverlässig er<br />
sei (in Gedanken<br />
machte ich schon Häkchen<br />
bei meinen o. g.<br />
Kriterien). Und der<br />
Wagen, den er verkaufen<br />
möchte, wäre in<br />
einem besseren Zustand<br />
als sein ausgestelltes Auto! Als auch noch<br />
der Preis in mein schnell zurechtgezimmertes<br />
Budget passte und ich beim Probesitzen in Holgers<br />
Wagen den Esprit des Renault <strong>16</strong> atmen<br />
konnte, war die Kaufresistenz gebrochen. Er gab<br />
mir seine Telefonnummer. In dem folgenden Telefonat<br />
erfuhr ich von ihm, dass er den anderen Renault<br />
<strong>16</strong>, ein Frankreich-Exemplar, verkaufen will,<br />
weil er als Teileträger zu schade sei. Teileträger?<br />
Ich dachte, er wäre in einem besseren Zustand als<br />
sein "Erst-Oldtimer"? Alarm! Ja, das sei er auch,<br />
aber er hätte halt in seinem Renault <strong>16</strong> geheiratet,<br />
daher wäre ein Verkauf des ausgestellten Wagens
Journal <strong>16</strong> WIE ICH ZUM R<strong>16</strong> KAM<br />
ausgeschlossen. Das klang einleuchtend.<br />
Witzigerweise schien sich Holger dann doch<br />
nicht so recht von dem mir angebotenen Auto<br />
trennen zu können, denn er schilderte mir sodann<br />
mit warnendem Unterton die prekäre Ersatzteillage<br />
für den Urtyp. Sofort gingen bei mir als Laien<br />
ohne große Ersatzteillager-Kapazitäten wieder die<br />
Alarmsirenen an, und meine Kaufabsicht verflüchtigte<br />
sich etwas. Halb so wild, schilderte mir der<br />
gewandelte Holger in einem folgenden Gespräch,<br />
alles wäre aufzutreiben, vor allem die Holländer<br />
könnten alles liefern. Wim Boer, den ich kurze<br />
Zeit später anrief, verifizierte nicht nur Holgers<br />
Ausführungen, sondern erzählte mir auch, dass er<br />
persönlich dieses Exemplar aus Frankreich importiert<br />
und für außergewöhnlich gut befunden hatte.<br />
In dem guten Gewissen, dass dann ja nichts mehr<br />
schief gehen kann, machte ich mich später mit<br />
Kurzzeitkennzeichen, einer neuen Batterie und<br />
Scheibenwischern bewaffnet auf den Weg nach<br />
Siegen. Der erste Anblick des Objekts meiner Begierde<br />
war jedoch zunächst ernüchternd, da mir<br />
Holger ja erzählt hatte, dass sich dieses Fahrzeug<br />
in einem besseren Zustand als sein erster Renault<br />
<strong>16</strong> befinden sollte, der restauriert und hochglanzpoliert<br />
auf der Techno-Classica stand. Ich hatte als<br />
Novize wohl nicht bedacht, dass sich das Kaufobjekt<br />
im absoluten (französischen) Originalzustand<br />
befindet, soll heißen mit verwittertem Lack, etlichen<br />
Beulen, ausgeblichener Rückbank, Rostschutzfarbe<br />
im Motorraum und demontierten<br />
Chromteilen.<br />
Der zweite Blick zeigte dann aber, dass Holger<br />
doch recht hatte: Der Wagen ist tatsächlich nahezu<br />
rostfrei (und das im Originalzustand!), alle Anbauteile<br />
sind vorhanden, er stellt ein besonders frühes<br />
Exemplar von Juli 1965 dar, und er stammt aus<br />
Familienbesitz, wobei der Erstbesitzer den Wagen<br />
jahrzehntelang gefahren hat, bevor er ihn<br />
"vererbte". Wenn ein Auto so lange von einem<br />
Besitzer gefahren wird, muss es einfach gut sein!<br />
Was ich da letztendlich für eine Preziose gekauft<br />
hatte, war zu dem Zeitpunkt weder mir noch Holger<br />
klar...<br />
Die Heimfahrt von Siegen nach Köln entbehrte<br />
dann nicht einiger abenteuerlicher Elemente. Zunächst<br />
erwiesen sich sowohl die Batterie (passte<br />
nicht) als auch die Scheibenwischer (dito) als unbrauchbar,<br />
was mir insbesondere aufgrund der<br />
schwarzen Wolken über dem Siegerland Unwohlsein<br />
bereitete. Außerdem stand das Fahrzeug<br />
vorher längere Zeit in einer Halle. Ich wurde von<br />
einem guten Freund begleitet, der aufgrund seiner<br />
Erfahrung mit französischen Vehikeln glücklicherweise<br />
deutlich gelassener war als ich. Wir starteten<br />
erstmal mit fremder Hilfe. Einige Kilometer<br />
nach der Abfahrt ging der Kühlerventilator an und<br />
produzierte dabei Geräusche, als wenn man bei<br />
voller Fahrt versuchen würde, den Rückwärtsgang<br />
einzulegen. Erschrocken steuerte ich den Wagen<br />
an die Seite. Plötzlich verstummte das nervzerreißende<br />
Geräusch, und der Ventilator summte zufrieden<br />
vor sich hin. Muss wohl an der langen<br />
Standzeit gelegen haben, versuchte ich mich zu<br />
beruhigen.<br />
Es dämmerte mittlerweile. Wie macht man bloß<br />
die Scheinwerfer an? Nachdem ich an allen möglichen<br />
Hebeln gerudert hatte, wies mich mein<br />
Freund darauf hin, dass man bei französischen<br />
Autos im allgemeinen den linken Hebel drehen<br />
muß. Aha! Mir wurde dann klar, warum in alten<br />
französischen Filmen so häufig Autos des Nachts<br />
von der Fahrbahn abkamen: In Anbetracht der gelben<br />
Frankreich-Funzeln hätte man die Straße auch<br />
mit einer Taschenlampe ausleuchten können. Ich<br />
7
Journal <strong>16</strong> WIE ICH ZUM R<strong>16</strong> KAM<br />
musste also sehr langsam fahren. Die Wolken<br />
wurden immer dichter, derweil mich die Wischerarme<br />
durch die Windschutzscheibe ratlos anschauten:<br />
Nous sommes hors service! Dennoch: Petrus<br />
erwies sich als R <strong>16</strong>-Fan, und wir kamen trocken<br />
in Köln an.<br />
Zwei Tage später brachte ich meine Neuerwerbung<br />
stolz zur Renault-Niederlassung Köln, die<br />
den Wagen gründlich durchchecken, durch den<br />
Tüv bringen und möglichst noch das H-<br />
Kennzeichen ausstellen sollte. Zum Glück kannte<br />
sich der "alte Meister" Herr Stein mit dem Urtyp<br />
aus, wie ich in Erfahrung gebracht hatte. Er hat<br />
auf diesem Wagen gelernt und war dementsprechend<br />
begeistert. Aufgrund einiger Ersatzteilschwierigkeiten<br />
und der hohen Auslastung der<br />
Werkstatt dauerte der Aufenthalt fast drei Wochen,<br />
aber ich hatte ja Zeit. Der Wagen ging tatsächlich<br />
ohne erkennbare Mängel und mit H-<br />
Auszeichnung durch den Tüv! Klar, es mußten<br />
einige Teile erneuert werden, und es war nicht<br />
gerade billig. Da ich mich aber zu der Zeit in den<br />
Vorbereitungen für eine wichtige Examensklausur<br />
befand und das Kurzzeitkennzeichen nur ein paar<br />
Tage gültig ist, wollte ich den Wagen einfach so<br />
schnell wie möglich durch den Tüv bringen.<br />
Der folgende Eintritt in den <strong>Club</strong> <strong>16</strong> war natürlich<br />
ein Muss. In den nächsten Monaten brachte<br />
ich dann in Erfahrung, welch seltenes Auto ich da<br />
eigentlich besitze. Mit Erstzulassung Juli 1965<br />
gehört er zu den ältesten existierenden Renault <strong>16</strong><br />
überhaupt (bisher habe ich nur Corjans R <strong>16</strong> als<br />
ein noch älteres Exemplar besichtigen können),<br />
und die Vordersitzbank anstelle von Einzelsitzen<br />
scheint nahezu einmalig zu sein, wie mir auch unser<br />
Szene-Kenner Wim Boer erzählte. Angesichts<br />
dieser Fakten habe ich übrigens von Holger<br />
Schmidt schon des öfteren ein tiefes Seufzen ver-<br />
8<br />
nommen...<br />
Sowieso, mit der schönste Nebeneffekt an meinem<br />
Oldie ist, dass ich so viele nette, hilfsbereite und<br />
interessante Leute kennen gelernt habe, denen<br />
man sonst niemals über den Weg gelaufen wäre.<br />
Und <strong>Club</strong>zeitungsredakteur wäre ich wohl auch<br />
nie geworden.<br />
Meinen alten Franzosen habe ich im Laufe der<br />
letzten Jahre einer klassischen "rolling restauration"<br />
unterzogen, wobei ich als Novize feststellen<br />
musste, dass das Gütesiegel "Originalzustand"<br />
mitunter seine Tücken hat. Nachdem diverse originale<br />
Riemen und Kugelbolzen am Ende waren,<br />
zerlegten sich drei Monate nach dem Kauf die originalen<br />
Antriebswellen (ja, noch die mit den offenen<br />
Kreuzgelenken!). Die - nach dem optischen<br />
Zustand - originalen Reifen waren rissig wie alte<br />
Ledersitze. Und die Trommelbremsen zeigten sich<br />
original zerbröselt, was der kompetente Renault-<br />
Meister Guido Dietsch aus Willich aber erst ein<br />
Jahr später bei einer großen Revision der Bremsen
Journal <strong>16</strong> WIE ICH ZUM R<strong>16</strong> KAM<br />
festgestellt hat. Also besser gleich die ganze<br />
Bremsanlage erneuert!<br />
Zwischenzeitlich habe ich meinem R <strong>16</strong> dann<br />
noch eine Teillackierung spendiert und eine neue<br />
Rücksitzbank von unserem holländischen <strong>Club</strong>kollegen<br />
Alfred van der Gaast ergattert, so dass<br />
der Wagen seit zwei Jahren optisch wie technisch<br />
wieder proper dasteht. Im Moment bereitet mir nur<br />
Kopfschmerzen, dass der (originale) blaue Bezug<br />
der Vordersitzbank einzureißen droht. Ich vermute,<br />
dass hier die Suche nach einem Ersatzexemplar<br />
aussichtslos ist. Trotzdem, mal unsere Holländer<br />
fragen...<br />
Angesichts der Tatsache, dass mein Renault <strong>16</strong><br />
dazu auserkoren wurde, auf der diesjährigen Techno<br />
Classica ausgestellt zu werden, habe ich meinen<br />
Geldbeutel noch mal weit geöffnet. Der Wagen<br />
wird von Guido Dietsch nun in einen Zustand<br />
gebracht, der dieser Veranstaltung (und dieses Anlasses!)<br />
würdig ist. Aber so perfekt wie der formi-<br />
dable R <strong>16</strong> unseres Schweizer Mitglieds Markus<br />
Mosch kann und soll mein altes Schätzchen nicht<br />
werden. Dafür ist die Grundsubstanz einfach zu<br />
gut, und es wäre schade, alle Spuren seiner aufregenden<br />
Lebensgeschichte zu eliminieren. Abgesehen<br />
davon fehlen mir als angehenden Lehrer zu<br />
einer Concours-Restauration die nötigen Fränkli...<br />
Ach ja, letztes Jahr habe ich auf einem Oldie-<br />
Treffen in Essen einen Citroën Ami 6 in perfektem<br />
Zustand gesehen. Ein geniales Auto! Superskurril!<br />
Einfach cool! Ich konnte aber doch widerstehen.<br />
Jürgen Elsner<br />
9
Journal <strong>16</strong><br />
10
Journal <strong>16</strong> DAS ESSAY<br />
Farbe bekennen!<br />
Auf unserer letzten Jahreshauptversammlung hatte<br />
ich mit unserem <strong>Club</strong>vorsitzenden Jens Engelmann<br />
eine interessante Diskussion: Angesichts der<br />
im Schlosshof von Bad Berleburg aufgereihten R<br />
<strong>16</strong> fabulierten wir über die Frage: Wenn wir einen<br />
R <strong>16</strong> restaurieren und ohne Rücksicht auf die Originalfarbe<br />
neu lackieren lassen würden, welche<br />
Farbe würde dann am besten zum R <strong>16</strong> passen?<br />
Jens war der Meinung, dass es eine dunkle Farbe<br />
sein muss, z. B. das schöne Dunkelblaumetallic<br />
des R <strong>16</strong> von Alfred van der Gaast, oder das extrem<br />
seltene, aber originale Schwarz, das ich an<br />
einem R <strong>16</strong> noch nie<br />
gesehen habe. Am allerschönsten<br />
aber findet<br />
unser Präsident das elegante<br />
und seltene Dunkelbraun<br />
von Dietrichs<br />
R <strong>16</strong> TS! Erst diese<br />
Farben verliehen dem<br />
Renault in Verbindung<br />
mit dem Chromschmuck<br />
eine ausgeprägte<br />
Eleganz. Ich<br />
wiederum favorisiere eher helle oder gar schreiende<br />
Töne: Das Hellblau von Wim Boers TS gefällt<br />
mir ganz ausgezeichnet, aber auch Weiß (wie Holgers<br />
Wagen) steht besonders dem Urtyp sehr gut.<br />
Für den TX wiederum existierte eine Farbe, die<br />
bei Porsche „Viperngrün“ hieß und übrigens auch<br />
so aussieht. Eine – um es im Jugendjargon auszudrücken<br />
– ziemlich krasse Farbe, die aber trotzdem<br />
absolut zeitgeistig ist.<br />
Auf dem letzten Treffen des Renault-Oldie-<br />
<strong>Club</strong>s Viersen war die gesamte, überaus abwechslungsreiche<br />
Farbpalette von Renault zu bewundern:<br />
Ein schiefergraues Crèmeschnittchen, eine<br />
hellblaue Dauphine, eine feuerwehrrote Alpine A<br />
310, ein weißer R 5 Turbo II, ein knatschgelber R<br />
12, ein goldener R 11, der elegante dunkelbraune<br />
R <strong>16</strong> TS von Dietrich Wenner, die (natürlich)<br />
blauen Gordini-Versionen des R 8 und R 12 und<br />
so weiter. Nur zwei Farben glänzten fast völlig<br />
durch Abwesenheit: Schwarz und Silber.<br />
Richtig! Diese Farben dominieren heutzutage in<br />
fast schon monotoner Art und Weise den Autoalltag,<br />
wie man im Straßenverkehr unschwer erkennen<br />
kann. Gemäß der aktuellen Zulassungs-<br />
Statistik werden heute fast zwei Drittel (!) aller<br />
Neuwagen in diesen beiden Farben ausgeliefert -<br />
je nach Fahrzeugtyp sogar noch mehr. Alle anderen<br />
Farben, von Blaumetallic einmal abgesehen,<br />
sind in der Tat sehr<br />
selten geworden. Wie<br />
langweilig, sagen sich<br />
da viele Autobesitzer,<br />
früher war doch alles<br />
viel bunter! Wirklich?<br />
Nun ja, wenn man sich<br />
auf den schmalen Zeitkorridor<br />
der Siebziger<br />
bezieht, mag diese Einschätzung<br />
richtig sein.<br />
Begleitet mich doch<br />
mal auf einen farbenfrohen Streifzug durch die<br />
Autogeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg...<br />
In der Nachkriegszeit und in den Fünfzigern<br />
zeigte sich die Farbpalette der Autos zwar nuancenreich,<br />
aber es dominierte die Farbe Grau in<br />
allen Variationen: Steingrau, Mausgrau, Blaugrau,<br />
Schiefergrau, Dunkelgrau. Schwarz war ebenfalls<br />
relativ weit verbreitet, Blau und Grün schon seltener,<br />
und dann meistens als dunkler Farbton. Schon<br />
lange vor dem Krieg waren dunkle Farben und vor<br />
allem Schwarz weit verbreitet. Wie drückte sich<br />
doch gleich Henry Ford aus: "Unser T-Modell ist<br />
in allen Farben erhältlich, vorausgesetzt, es ist<br />
11
Journal <strong>16</strong> DAS ESSAY<br />
schwarz..." Auch Vorkriegskonstruktionen wie<br />
der Citroën 11 CV oder viele frühe Käfer waren<br />
überwiegend in dieser Farbe lackiert. Rot fand<br />
sich in den Fünfzigern eigentlich nur bei Importautos<br />
aus den USA und bei einigen Sportwagen.<br />
Das ist auch gut so, denn ein Ponton-Mercedes<br />
oder ein Renault 4 CV sähen in hellem Rot genauso<br />
gruselig aus wie Hildegard Knef mit grünen<br />
Haaren. Gelb war in den Fünfzigern eine nahezu<br />
unbekannte Farbe, weiße Autos waren eher<br />
wenig begehrt. Auch Metallic-Töne waren sehr<br />
selten zu finden, da zu teuer und nicht besonders<br />
haltbar. Ein besonders schöner Farbtupfer kam<br />
damals über den großen Teich zu uns: Die Zwei-<br />
Farben-Lackierung. So neu war dieses Mode jedoch<br />
nicht: Viele Vorkriegswagen waren ja ebenfalls<br />
zweifarbig lackiert. Dieser Trend währte<br />
aber nur eine kurze Zeit, denn die Autos wurden<br />
in den Sechzigern immer flächiger. Bei einem<br />
anderen französischen Avantgardisten war die<br />
Zwei-Farben-Lackierung hingegen nie out, sondern<br />
vielmehr Teil des Designkonzepts: Dem Citroën<br />
DS steht schon aufgrund des einzigartigen<br />
Dachaufbaus und der fließenden Linien eine<br />
Zwei-Farben-Lackierung ganz ausgezeichnet.<br />
Auch zeigte die Göttliche im Innenraum schon in<br />
den frühen Sechzigern sehr gewagte Farbkombinationen,<br />
etwa Hellblau/Weiß, während woanders<br />
Schwarz und Braun dominierten.<br />
Das Automobildesign zeigte sich Anfang der<br />
Sechziger in einem radikalen Umbruch, weg von<br />
schwülstigen Kurven und viel Chromschmuck<br />
hin zu mehr Gradlinigkeit und ausgeprägten Flächen.<br />
Auch der Farbgeschmack erfuhr einen<br />
Wandel hin zu mehr Helligkeit. Die Farbe Weiß<br />
kam in Mode und wurde bis Anfang der Neunziger<br />
von vielen konservativen Autofahrern favorisiert.<br />
Auch Hellblau wurde zum Ende der Dekade<br />
hin gerne gewählt, nicht nur von franko- und italophilen<br />
Autokäufern, sondern auch von zahlrei-<br />
12<br />
chen Käferfahrern. Grau verschwand – von einigen<br />
Einzelfällen abgesehen - nach und nach,<br />
Schwarz war plötzlich nahezu ausgestorben,<br />
wenn man von Taxis, einigen Luxuslimousinen<br />
und den Leichenwagen einmal absieht. Aber grelle<br />
Farben waren auch in den Sechzigern noch<br />
selten. Rot wurde erst gegen Ende dieser Dekade<br />
populär und blieb es im Prinzip bis in die Neunziger,<br />
vor allem bei Klein- und Kompaktwagen.<br />
Die erste Hälfte der Sechziger war also nicht<br />
wirklich bunt, aber es dominierte auch keine einzelne<br />
Farbe den Autoalltag, wie es heute der Fall<br />
ist.<br />
Ende der Sechziger aber begann die wahrlich<br />
bunte Dekade des Automobils. In der Woodstock-<br />
und Hippie-Ära tauchten Farben auf, wie<br />
man sie weder in den vorigen noch in den folgenden<br />
Jahrzehnten sehen sollte. Selbst biedere Familienkutschen<br />
wie der VW Passat oder ein Opel<br />
Rekord wurden in Rahmspinat-Grün, Fanta-<br />
Orange und Kanariengelb gekauft. Derartig lackierte<br />
Mittelklassewagen würden sich heute bei<br />
den Gebrauchtwagenhändlern die Reifen platt<br />
stehen. Einige damalige Farbkombinationen von<br />
Interieur und Exterieur, wie beispielsweise Orange<br />
mit flaschengrünen Cordsitzen, können wohlmeinend<br />
mit „gewagt“ bezeichnet werden und<br />
führen heute nicht nur bei feinsinnigen Ästheten<br />
zu tränenden Augen. Die immer zahlreicheren<br />
Anhänger der schrillen Siebziger jedoch lecken<br />
sich nach solchen Farbkombinationen die Finger!<br />
Erstaunlich ist, dass sich unser R <strong>16</strong> zumindest<br />
im Interieur diesen Farbexzessen der Siebziger<br />
widersetzte. Es mag sein, dass sich die Renault-<br />
Mannen nicht dazu entschließen konnten, dieses<br />
„alte“ Auto (der Grundentwurf stammte schließlich<br />
aus den frühen Sechzigern) zum Ende seiner<br />
Tage noch mal mit einer farbenfrohen Plastikwüste<br />
zu versehen. Diese kamen dann umso ungehemmter<br />
in den Entwicklungen der Siebziger
Journal <strong>16</strong> DAS ESSAY<br />
und Achtziger zum Einsatz. Hingegen war der R<br />
<strong>16</strong> schon sehr früh in diversen Metallic-Tönen zu<br />
haben, so antizipiert Jens' R <strong>16</strong> mit seiner Farbe<br />
"Beige metallisé" schon die Renault- Farbpalette<br />
der frühen Achtziger (was unseren Präsidenten<br />
nicht unbedingt glücklicher macht... er träumt<br />
doch lieber von Dietrichs dunkelbraunem TS).<br />
Ja, ja, die Achtziger. In dem Jahrzehnt der Punker<br />
und Popper, der schwarzen Möbel, der ausgeprägten<br />
Ängste (Umweltverschmutzung, Waldsterben,<br />
Atomkrieg, Arbeitslosigkeit...) und der<br />
smarten Yuppies verschwand auch die Farbe wieder<br />
aus dem Verkehrsalltag. Gelten die automobilen<br />
Entwicklungen der ersten Hälfte der Achtziger<br />
Jahre in gestalterischer Hinsicht zu Recht als<br />
die ödesten und langweiligsten Karren der letzten<br />
vier Dekaden (bis auf ein paar puristische Highlights<br />
vielleicht), so mussten sich auch die Farben<br />
dem Zeitgeschmack anpassen. Bis auf Rot überlebte<br />
eigentlich keine knallige Farbe der Siebziger.<br />
Auch im Innenraum von Golf II, Renault 18,<br />
Opel Omega und Co. dominierten die Schwarzseher.<br />
Gern gewählte Autofarben waren damals vor<br />
allem Weiß, Dunkelblau, Schwarz, Silber und,<br />
wie gesagt, Rot bei Klein- und Kompaktwagen.<br />
Und besonders bei VW wurde in dieser Zeit oft<br />
eine Farbe bestellt, die absolut achtziger-like war<br />
und heutzutage wieder eine Renaissance erlebt:<br />
Hellgrünmetallic. Auch Beigemetallic (bzw.<br />
Champagner) war eine typische Achtziger-Farbe,<br />
die auch heute wieder öfter zu sehen ist. Manche<br />
nennen es Sachlichkeit bis zur optischen<br />
Schmerzgrenze, manche sagen, gerade diese Farben<br />
wären zeitlos elegant. Auf jeden Fall waren<br />
die Autofarben der Achtziger vor allem eins: Unauffällig.<br />
Diese Unauffälligkeit wich in den Neunzigern<br />
wieder einer gewissen Farbenfreude. Nach dem<br />
Fall der Mauer, dem Untergang des Kommunismus<br />
und der flächendeckenden Einführung des<br />
Katalysators (und damit – so glaubte man zumindest<br />
– nach dem Ende des Waldsterbens) bekamen<br />
die Menschen wieder Lust aufs Auto, nicht<br />
nur unsere Mitbürger aus den neuen Bundesländern.<br />
Die in den Achtzigern fast ausgestorbenen<br />
Spezies der Coupés, Roadster, Cabriolets und<br />
kleinen Sportwagen wurden von fast allen Herstellern<br />
wiederbelebt. Nachdem BMW schon Mitte<br />
der Achtziger das viersitzige, kompakte Dreier-<br />
Cabrio eingeführt hatte, sorgte Mazda mit dem<br />
MX 5 1990 für einen Roadster- und Retro-Boom,<br />
der bis heute anhält. Die Farbe fürs Auto durfte<br />
ebenfalls wieder spaßiger und auffälliger sein.<br />
Die in den Achtzigern völlig toten Farben Gelb,<br />
Knallblau und sogar Orange tauchten wieder häufiger<br />
an den Fiat Barchetta, Mazda MX 5 und<br />
Ford Ka der Neunziger auf. Mit einher mit diesem<br />
temporären Erblühen der Farbenpracht ging<br />
übrigens auch das Phänomen des Siebziger-<br />
Revivals in der Mode, im Möbeldesign und in der<br />
Musik. Dunkelblau und Schwarz gingen aber immer<br />
noch, setzten sich sogar erstmals in den unteren<br />
Segmenten durch. Kleinwagen in Schwarz<br />
waren nämlich selbst in den farblosen Achtzigern<br />
noch die absolute Ausnahme (oder erinnert sich<br />
jemand an einen Renault 5 oder Ford Fiesta I in<br />
serienmäßigem Schwarz?), von den PS-starken<br />
Varianten einmal abgesehen. Ja, sogar Mercedes-<br />
Benz wagte es, bei der Premiere der neuen C-<br />
13
Journal <strong>16</strong> DAS ESSAY<br />
Klasse 1993 eine Farbe namens „Lichtgelb“ anzubieten,<br />
die auch öfter im Straßenverkehr zu<br />
sehen war. Heute ist eine gebrauchte C-Klasse in<br />
dieser Farbe? Genau: Unverkäuflich! Dunkelgrünmetallic<br />
ist ebenfalls eine typische Neunziger-Farbe,<br />
die in den vergangenen Zeiten eher rar<br />
war – und heute auch wieder auf dem Weg dorthin<br />
ist. Und natürlich Silber: Diese Farbe ist<br />
gleichsam das Weiß der ausgehenden Neunziger<br />
und fand in allen Klassen weite Verbreitung. Dafür<br />
wiederum verschwanden gegen Ende des letzten<br />
Jahrzehnts Rot und Weiß flächendeckend aus<br />
unserem Straßenbild. In den Neunzigern begann<br />
also quasi die Demokratisierung der Farben. Die<br />
früheren Oberklasse-Farben Schwarz, Silber und<br />
Blaumetallic waren auch in den unteren Fahrzeugsegmenten<br />
äußerst beliebt geworden, während<br />
die einst typischen Kleinwagenfarben Rot,<br />
Weiß und Gelb mittlerweile nahezu ausgestorben<br />
sind. Generell sind Pastelltöne auch in diesen<br />
Segmenten ziemlich aus der Mode, Metallic ist<br />
einfach Trend. Dazu mag sicherlich auch der<br />
Imagewandel in diesen Segmenten beigetragen<br />
haben. Die heutigen Kleinwagen, wie der neue<br />
Renault Clio, der schicke Longseller Peugeot 206<br />
oder der sehr erwachsene VW Polo haben mit den<br />
vergleichsweise armseligen, dünnwandigen<br />
Blechkisten der Achtziger nichts mehr zu tun.<br />
Die letzten vier Jahre schließlich zeigen den<br />
absoluten Sieg des Farbduos Silber/Graumetallic<br />
und Schwarz in allen Fahrzeugsegmenten. Selbst<br />
Blaumetallic, in den Neunzigern vor allem in der<br />
Ober- und Luxusklasse noch gern gewählt, ist<br />
dort inzwischen recht selten geworden. Mir jedenfalls<br />
sind seit geraumer Zeit keine neue S-<br />
Klasse oder BMW Siebener mehr in dieser Farbe<br />
begegnet. Rot und Gelb sind zu Nischenfarben<br />
degradiert worden und finden sich fast nur noch<br />
bei Sportwagen und Cabriolets. Aber Rot scheint<br />
in jüngster Zeit wieder im Kommen zu sein,<br />
14<br />
wenn man die Autowerbung der letzten Monate<br />
betrachtet.<br />
Jedoch kann man in unserem Silberzeitalter auch<br />
einen neuen Trend hin zu hellen Metallic-Farben<br />
erkennen. Wie schon angedeutet, sind die Achtziger-Farben<br />
Hellgrünmetallic und Champagner, in<br />
den Neunzigern absolut verpönt, wieder auf dem<br />
Vormarsch, auch hellere und kräftigere Blaumetallic-Töne<br />
werden seit ein paar Jahren in großem<br />
Nuancenreichtum angeboten. Dennoch scheinen<br />
es viele Autokäufer in diesen wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten lieber mit Konrad Adenauer<br />
zu halten: Keine Experimente!<br />
Ich bin aber der Meinung, dass sich dies mittelfristig<br />
ändern wird. Mode wiederholt sich immer<br />
wieder, das zeigen die letzten fünfzig Jahre. Also,<br />
liebe Neuwagen-Käufer, zeigt wieder Mut zur<br />
Farbe! Vielleicht kommen ja auch die Siebziger<br />
mal wieder. Aber ein Renault Laguna in Orange<br />
mit flaschengrünen Cordsitzen... Nee, lieber doch<br />
nicht!<br />
Aber für unseren Renault <strong>16</strong> gelten diese wirtschaftlichen<br />
Überlegungen ja glücklicherweise<br />
nicht. Wir sind, wenn wir ein Fahrzeug komplett<br />
restaurieren wollen, frei in unserer Farbentscheidung<br />
(gut, Originalitätsaspekte sind für einige<br />
dann doch wichtig). Holger Schmidt liebäugelt<br />
für sein Restaurierungsobjekt (ein früher TS) mit<br />
einer ganz besonderen Farbe: Ein aktuelles, kräftiges<br />
Hellblaumetallic von Mercedes. Warum<br />
eigentlich nicht? Um mit einem legendären Ausspruch<br />
des früheren FC Köln-Trainers Erich Rutemöller<br />
zu antworten: Mach et, Holger!<br />
Jürgen Elsner
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Journal <strong>16</strong><br />
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17
Journal <strong>16</strong> ÉCOUTEZ!<br />
Viele Musikfans beklagen, dass die Charts immer mehr von gecasteten und verwechselbaren Interpreten<br />
und Gruppen dominiert werden, die entweder verwurstete Hits der 80er und 90er oder charakterlose,<br />
vor allem aber handyklingeltontaugliche Fließbandware trällern. Aber es gibt sie noch, die andere,<br />
die besondere Musik.<br />
Jürgen Elsner stellt in dieser Rubrik CDs vor, die nicht unbedingt brandneu sind, die aber in gewisser<br />
Weise besonders gut zum Renault <strong>16</strong> passen, da sie den gleichen Charakter aufweisen:<br />
Ungewöhnlich, eigenständig, lässig und zeitlos. Und sich gut zum Autofahren eignen...<br />
De-Phazz: Godsdog<br />
Es hat eine besondere Bewandtnis, warum ich<br />
ausgerechnet diese CD als erste in dieser Rubrik<br />
vorstellen möchte. Ich hatte sie mir just zur selben<br />
Zeit wie meinen R <strong>16</strong> gekauft! Das prägt natürlich<br />
die Assoziationen. Beim ersten Hören<br />
wurde ich auch sofort in die Sechziger katapultiert.<br />
Aber nicht in die rockige Woodstock-Ära<br />
der Stones, Jimmi Hendrix oder The Who.<br />
Die Musik des deutsche Projekts De-Phazz besteht<br />
eher aus einer unglaublich lässigen Mischung<br />
aus Jazz, Funk, sanftem Hip-Hop und lateinamerikanischen<br />
Mambo- und Cha-Cha-<br />
Rhythmen, garniert mit schön altmodischen Hammondorgel-Klängen.<br />
So fühlt man sich beim Hören des ersten Stückes<br />
„The Mambo Craze“ zurückversetzt an eine karibische<br />
Strandbar der Sechziger. Es ist ein milder<br />
Abend, das Meer plätschert vor sich hin und man<br />
schlürft seinen Cocktail an einem kleinen Bambustresen.<br />
Über der sandigen Tanzfläche spenden<br />
bunte Glühbirnenketten ein schummriges Licht.<br />
Gleich könnte auch Sean Connery vorbeikommen<br />
und mit einer dunkelhäutigen Schönheit einen<br />
Wodka-Martini schlürfen.<br />
Dieses Lied allein ist schon den Kauf der CD<br />
wert, und es wurde in den letzten zwei Jahren in<br />
viel zu vielen Fernsehbeiträgen (vor allem in Automagazinen)<br />
als musikalische Untermalung verwendet.<br />
Mit diesem Lied im Renault <strong>16</strong> an einem<br />
18<br />
schönen Frühsommerabend mit geöffnetem Fenster<br />
über die Landstraßen cruisen - das ist es!<br />
Aber auch die anderen Stücke dieser CD sind ein<br />
genaueres Hinhören wert, wie z. B. „Jazz Music“,<br />
ein - wie der Titel schon andeutet - gemäßigt temporeiches<br />
Jazzstück, das zu meinen absoluten<br />
Favoriten zählt. Da wirkt der Chillout-Song<br />
„Godsdog“ sehr viel trendiger. Aber diese Musik-<br />
Welle im Stile der „Café del Mar“-CDs reitet sich<br />
eigentlich langsam tot. Dennoch bietet De-Phazz<br />
einige der besseren Lieder, die man auch in den<br />
angesagten <strong>Club</strong>s und Lounges der Großstädte<br />
rauf und runter spielt.<br />
Besonders reizvoll ist das Album auch wegen der<br />
Rhythmenvariation, wobei alle Stücke eher ein<br />
entspanntes Tempo vorlegen. So sind Lieder wie<br />
„The Mambo Craze“, „Low Budget Hotel“ und<br />
„Time Slips“ prädestiniert für eine gemütliche<br />
Autofahrt in unserem komfortablen Renault <strong>16</strong> -<br />
besonders wenn es ein Modell aus den Sechzigern<br />
ist. Man fühlt sich einfach automatisch gut<br />
gelaunt - und ziemlich cool.
Journal <strong>16</strong> DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
Das rollende<br />
Wohnzimmer<br />
(50.000 km Dauertest aus ams 13/1968)<br />
Der Renault <strong>16</strong> gilt als Erfolgsautomobil, als<br />
wohltuende Bereicherung der ansonsten mit wenigen<br />
Ausnahmen recht langweiligen "mittleren"<br />
Mittelklasse. Schon bei seinem Debüt 1965 erntete<br />
dieses unkonventionelle Auto einen Sack voll<br />
Vorschußlorbeeren, nicht unberechtigt, wie sich<br />
in der Folgezeit herausstellen sollte. Die Wahl<br />
zum "Auto des Jahres" (1965), zahllose positive<br />
Testberichte und ein überdurchschnittliches Publikumsinteresse<br />
sicherten dem Renault <strong>16</strong> bis<br />
heute eine sehr gute Position im heißumkämpften<br />
Feld dieser Hubraumklasse. Selbst zu Zeiten der<br />
Absatzkrise blieb Renault von Einbußen verschont,<br />
was nicht zuletzt auch dem gelungenen<br />
Konzept des R <strong>16</strong> zu verdanken war.<br />
Wie sich die Qualitäten dieses Autos im Alltagsbetrieb<br />
bewähren, sollte unser 50.000 km Dauertest<br />
herausfinden. Denn nicht immer ist der technische<br />
Fortschritt einer geglückten Konzeption<br />
mit Zuverlässigkeit und guter<br />
Gebrauchstüchtigkeit gepaart.<br />
Charakteristisches<br />
Wie bei keinem anderen Auto<br />
verbreitet der Innenraum des<br />
Renault <strong>16</strong> ein gemütliches,<br />
geradezu wohnliches Flair.<br />
Weich gepolsterte Sitze, zarte<br />
Pastellfarben und samtige Bezugsstoffe<br />
- falls man nicht den<br />
Fehler macht und Kunststoffbezüge<br />
wählt - sorgen dafür, dass man sich auf<br />
Anhieb wohl fühlt und selbst mehrstündige Fahrten<br />
in einer andauernden Atmosphäre der Behaglichkeit<br />
zurücklegt. Dabei bleibt man relativ unberührt<br />
von der Hast der Außenwelt und den Unbilden<br />
der Witterung. Es stört einen dann auch<br />
nicht so sehr, dass Türgriffe und unglücklich platziert<br />
und geformt sind und das Zündschloß und<br />
Handbremse vom Fahrersitz aus kaum erreicht<br />
werden können. Selbst über das missgestaltete<br />
Armaturenbrett mag man keine harten Worte finden,<br />
und den Mangel an ausreichend großen Ablagen<br />
nimmt man gelassen hin. Die vorhandenen<br />
drei kleinen Ablagefächer tun es ja auch, wenn<br />
auch nicht ganz so gut.<br />
Ansonsten verdient die Karosseriekonzeption<br />
uneingeschränktes Lob. Durch vier seitliche Türen<br />
und eine große, klapperfreie Heckklappe ist<br />
der Innenraum von allen Seiten sehr gut zugäng-<br />
19
Journal <strong>16</strong><br />
lich. Die Einstieg- und Belademöglichkeiten<br />
sind vorbildlich, der Kofferraum für ein Auto<br />
dieser Größe ausreichend.<br />
Die Rücksitze und die Vordersitze (Liegesitze)<br />
lassen außerdem zahlreiche Variationsmöglichkeiten<br />
zu, so dass man aus dem R <strong>16</strong> sowohl<br />
einen praktischen Lieferwagen mit durchgehender<br />
Ladefläche bis zu den Vordersitzen als auch<br />
einen bequemen Schlafwagen machen kann.<br />
Man macht von diesen Möglichkeiten<br />
Gebrauch, denn der Umbau ist unkompliziert<br />
und nimmt wenig Zeit in Anspruch.<br />
Ebenfalls hervorzuheben ist der in dieser Klasse<br />
einmalige Sitzkomfort. Vier Personen sind in<br />
den weichen Polstern außerordentlich bequem<br />
aufgehoben und verspüren auch nach längeren<br />
Fahrten keine Ermüdungserscheinungen. Für<br />
fünf Personen ist der Sitzraum nicht so üppig,<br />
denn dann geht es auf der Rücksitzbank schon<br />
recht eng zu. Die Sitze selbst wurden recht gut<br />
beurteilt, doch von einigen Fahrern als zu weich<br />
empfunden. Trotz dieser überaus weichen Polsterung<br />
konnten wir am Ende der Testdauer keine<br />
durchgesessenen Sitzflächen notieren, was<br />
auf einen qualitativ hochwertigen Unterbau<br />
schließen lässt.<br />
Auch der äußere Zustand der Karosserie war<br />
20<br />
DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
nach 50.000 garagenlosen Kilometern überraschend<br />
gut. Lack und Chrom zeigten keinerlei<br />
Roststellen, und nach einer gründlichen Wäsche<br />
präsentierte sich der R <strong>16</strong> glänzend, fast wie am<br />
ersten Tag. Sämtliche Türen und Fenster blieben<br />
relativ leichtgängig, verstärktes Klappern<br />
wurde nicht festgestellt. Eine Quelle des Ärgers<br />
bildeten jedoch Schlösser und Schlüssel. Nicht<br />
nur, dass man die Auswahl zwischen drei ähnlich<br />
aussehenden Schlüsseln hat - einer davon<br />
für den Tankdeckel -, auch das Einfädeln in die<br />
Schlösser bereitete Schwierigkeiten.<br />
Unzufriedenheit wurde auch über die Belüftung<br />
geäußert, die mangels ausreichender Kapazität<br />
schon an warmen Frühlingstagen eine Treibhausatmosphäre<br />
im Wageninneren nicht verhindern<br />
kann. Eine ordentliche Direktbelüftung<br />
würde dieses Problem wahrscheinlich am besten<br />
lösen. Umso besser war dagegen die Wirkung<br />
der Heizung an kühlen und kalten Tagen. Dank
Journal <strong>16</strong><br />
Bei einer Fahrt in die französischen Seealpen<br />
(oben) überquerte der R <strong>16</strong> den Col de la Fayotte<br />
(Mitte), der sowohl bei der Rallye Monte Carlo<br />
als auch bei der Rallye Solitude-Charbonnières<br />
als Sonderprüfung gefürchtet ist. Ein weiterer<br />
Ausflug führte den Dienstwagen nach Berlin.<br />
DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
feinstufiger Regelmöglichkeiten lässt sich der<br />
Innenraum ganz nach Wunsch wohltuend temperieren.<br />
Doch wird hierzu das vorherige Studium<br />
der Betriebsanleitung empfohlen.<br />
Komfort und Handlichkeit<br />
Ebenso charakteristisch wie der behagliche Innenraum<br />
ist für den R <strong>16</strong> sein hervorragender<br />
Fahrkomfort, der auch bei voller Belastung erhalten<br />
bleibt. Große und kleine Unebenheiten,<br />
Schotterstrecken, Knüppeldämme, Frostaufbrüche,<br />
alles schluckt die langhubige Federung des<br />
R <strong>16</strong> samtig und weich, ohne dass die Insassen<br />
viel davon zu spüren bekommen. Dieser außerordentliche<br />
Fahrkomfort ist jedoch nicht nur für<br />
das körperliche Wohlbefinden der Insassen von<br />
Nutzen, sondern schont auch beträchtlich das<br />
Nervenkostüm. Zusammen mit der angenehmen<br />
Atmosphäre des Innenraums und dem niedrigen<br />
Geräuschpegel, trägt er in erster Linie dazu bei,<br />
dass das Fahren im R <strong>16</strong> nie zur Strapaze wird.<br />
Weniger gut ist es um die Handlichkeit des Renault<br />
<strong>16</strong> bestellt, die besonders in der Stadt zu<br />
wünschen übrig lässt. Trotz indirekter Lenkung<br />
lässt sich das Lenkrad nur zäh bewegen und<br />
überträgt sehr stark die Antriebseinflüsse. Die<br />
Schaltung hakte häufig, was teilweise Einstellungssache<br />
ist. Auch Bremse, Kupplung und<br />
Gas lassen sich schwerer treten, als unbedingt<br />
nötig wäre. Die Bequemlichkeit, die das Auto<br />
auf mittleren und langen Strecken bietet, wird<br />
im Kurzstreckenverkehr durch diese Dinge gestört.<br />
Die Fahreigenschaften des R <strong>16</strong> sind bei gleichmäßiger<br />
Kurvenfahrt harmlos und berechenbar,<br />
doch muß man sich im klaren darüber sein, dass<br />
das Fahrwerk für sportliche Akte ungeeignet ist.<br />
Da die Federung sehr langhubig und die Dämp-<br />
21
Journal <strong>16</strong><br />
fung sehr weich ist, ergibt sich zwangsläufig<br />
eine sehr starke seitliche Einfederung, die zu<br />
entsprechend großer Seitenneigung führt. Diese<br />
geringe Stabilität gegen seitliches Einfedern<br />
stört vor allen Dingen bei Wechselkurven, wo<br />
es zum Aufschaukeln des Aufbaus kommen<br />
kann. Diese Erscheinung tritt bei beladenem<br />
Kofferraum besonders unangenehm auf und<br />
kann unter ungünstigen Umständen zu gefährlichen<br />
Situationen führen. Wir halten darum eine<br />
bessere Stabilisierung des Aufbaus, besonders<br />
beim schnelleren Renault <strong>16</strong> TS, für wünschenswert,<br />
selbst wenn damit geringe Komforteinbußen<br />
verbunden sein sollten.<br />
Die Winterfahreigenschaften des R <strong>16</strong> sind gut,<br />
22<br />
DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
wobei hier zweifellos die Vorzüge des Frontantriebs<br />
zum Tragen kommen. Allerdings sollte<br />
man geeignete Reifen benutzen, die sich im<br />
Schnee nicht so leicht zusetzen. Wir machten<br />
gute Erfahrungen mit dem Goodrich GT 100<br />
Eis, einem Gürtelreifen mit normalem Sommerprofil<br />
und zwei Reihen Spikes. Auf trockener<br />
und nasser Straße war von den Spikes kaum<br />
etwas zu bemerken, während auf Glatteis und<br />
Schnee gute Fahreigenschaften verzeichnet werden<br />
konnten.<br />
Als sehr gut geeignet (für den Sommerbetrieb)<br />
erwiesen sich wiederum die Kléber Colombes V<br />
10, während die serienmäßig montierten Michelin<br />
X mit abgefahrener Reifenflanke vorzeitig
Journal <strong>16</strong><br />
demontiert werden mussten. Im allgemeinen<br />
kann man beim R <strong>16</strong> mit einer Reifenlebensdauer<br />
von rund 20.000 km rechnen, was angesichts<br />
des Wagengewichts und der etwas unterdimensionierten<br />
Reifengröße (145-14) eine recht lange<br />
Laufzeit darstellt. Doch könnte eine Nummer<br />
größer, wie dies beim Renault <strong>16</strong> TS bereits<br />
serienmäßig praktiziert wird, auch dem normalen<br />
R <strong>16</strong> nichts schaden.<br />
Obwohl die Bremsen kein gutes Pedalgefühl<br />
vermitteln und bei harter Beanspruchung deutliches<br />
Fading zeigen, konnten wir keinen übermäßigen<br />
Belagverschleiß feststellen. Nur einmal,<br />
nach 33.000 km, mussten die vorderen<br />
Bremsbeläge erneuert werden. Bei dieser Gelegenheit<br />
wurden auch die Radbremszylinder überholt.<br />
Dennoch muß man die Bremsen als<br />
schwächsten Punkt des R <strong>16</strong> bezeichnen.<br />
Braver Motor<br />
Keinerlei Reparaturen verursachte der Motor<br />
des R <strong>16</strong> während der 50.000 Testkilometer,<br />
obwohl er fast immer voll ausgelastet wurde. Er<br />
läuft leise und elastisch, ohne jedoch übermäßig<br />
viel Zugkraft zu entwickeln. Überhaupt schien<br />
unser Dauertestwagen kein sehr lebendiges Exemplar<br />
zu sein, denn seine Fahrleistungen blie-<br />
DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
ben hinter dem Durchschnitt etwas zurück.<br />
Doch störte das phlegmatische Temperament<br />
weder im Kurzstreckenbetrieb noch auf langen<br />
Autobahnreisen, nur zum Überholen auf Landstraßen<br />
wünscht man sich etwas mehr Dampf.<br />
Ungeachtet dessen konnte man mit dem R <strong>16</strong><br />
überraschend hohe Reisedurchschnitte erzielen,<br />
die vor allen Dingen auf die Fahrwerksqualitäten<br />
und das anstrengungslose Fahren zurückzuführen<br />
sind.<br />
Dabei zeigt sich das Auto von einer geradezu<br />
schottischen Sparsamkeit. Auf die Gesamtstrecke<br />
ermittelten wir einen Testverbrauch von nur<br />
11,3 Liter/100 km, was für einen 1,5 Liter-<br />
Wagen dieser Gewichtsklasse ausgesprochen<br />
günstig ist. Doch kann man den R <strong>16</strong>, und das<br />
nicht allzu langsam, auch mit 9 bis 10 Liter/100<br />
km bewegen, wenn man es darauf anlegt. Nur<br />
selten steigt der Verbrauch über 12 Liter, etwa<br />
bei forcierter Landstraßenfahrt oder im Kurzstreckenverkehr.<br />
Die Ansprüche, die der Motor<br />
an die Benzinqualität stellt, sind gering. Zwar<br />
ist Super vorgeschrieben, doch nimmt es der<br />
Motor nicht übel, wenn man gelegentlich Normalbenzin<br />
nachtankt, denn mit einem Gemisch<br />
von 50:50 läuft er immer noch ohne zu klingeln.<br />
Ebenso sparsam gab sich der Motor im Ölkonsum.<br />
Auf 50.000 km hatten wir einen einen<br />
23
Journal <strong>16</strong><br />
Nachfüllbedarf von weniger als einem Viertelliter/1000<br />
km, was man als denkbar gering bezeichnen<br />
kann.<br />
Wie alle sparsam und mager eingestellten Franzosen<br />
benötigt auch der R <strong>16</strong> selbst an wärmeren<br />
Tagen zum Anlassen den Choke und zeigt<br />
auf den ersten Kilometern relativ schlechte<br />
Kaltlaufeigenschaften. Auch mit dem Motorleerlauf<br />
waren wir nicht recht glücklich. Er wurde<br />
von der Werkstatt stets extrem niedrig eingestellt,<br />
was häufig zum Stehenbleiben des Motors<br />
im Leerlauf führte.<br />
Reparaturen und Kosten<br />
Zieht man Bilanz nach 50.000 Kilometern, so<br />
muss man dem R <strong>16</strong> Wirtschaftlichkeit und außergewöhnliche<br />
Zuverlässigkeit attestieren.<br />
Während der gesamten Testdauer waren nur<br />
zwei größere Reparaturen nötig. So musste nach<br />
41.000 Kilometern die linke Antriebswelle erneuert<br />
werden, was mit DM 236,89 relativ stark<br />
zu Buche schlug, und kurz vor Testende wurde<br />
der, allerdings sehr häufig benutzte, Anlasser<br />
ausgetauscht.<br />
Im Übrigen waren nur Bagatellreparaturen und<br />
24<br />
DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
normale Verschleißreparaturen<br />
zu verzeichnen.<br />
In den Gesamtkosten lag<br />
der Renault <strong>16</strong> unter<br />
dem Audi und zeigte<br />
eine wesentlich geringere<br />
Störanfälligkeit. Die<br />
Kilometerkosten für<br />
Wartung und Reparaturen<br />
lagen bei unserem<br />
Dauertestwagen mit 2,51<br />
Pf/km weit unterhalb des<br />
üblichen Richtsatzes. Da<br />
der R <strong>16</strong> nach unseren<br />
Erfahrungen mit Benzin und Öl ebenfalls sehr<br />
sparsam umgeht, muss man ihn zu den wirtschaftlichsten<br />
Automobilen der Mittelklasse<br />
zählen. Karosserie, Fahrwerk und Motor machten<br />
einen solchen Eindruck, dass wir dem R <strong>16</strong><br />
noch weitere 50.000 Kilometer zugetraut hätten.<br />
Angesichts dieser Tatsachen und der überdurchschnittlichen<br />
übrigen Eigenschaften muss man<br />
dem R <strong>16</strong> eine außergewöhnliche Preiswürdigkeit<br />
bescheinigen. Nach 50.000 Testkilometern<br />
stand für uns fest, dass der Renault <strong>16</strong> sein Geld<br />
wert ist. Mehr als mancher andere preiswürdig<br />
erscheinende Mittelklassewagen.<br />
Gert Hack
Journal <strong>16</strong> DAUERTEST RENAULT <strong>16</strong><br />
DAUERTEST: DATEN UND MESSWERTE<br />
RENAULT <strong>16</strong><br />
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Journal <strong>16</strong><br />
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