rohöl-, benzinpreise, kaufkraft - MWV
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DER INFORMATIONSDIENST<br />
FÜR WIRTSCHAFT UND POLITIK<br />
aktuell<br />
NUMMER 01/2011 17. JANUAR 2011<br />
TANKSTELLENPREISE -<br />
EINE ANALYSE DER HÖCHSTSTÄNDE 2008 UND 2010 SEITE 3<br />
ROHÖL-, BENZINPREISE, KAUFKRAFT SEITE 7<br />
„Benzin heute billiger als 1970“<br />
Kaufkraftbereinigt liegt der Tankstellenpreis für Benzin heute trotz erheblich gestiegener<br />
Steuerlast unter dem Niveau von 1970.
aktuell 01/2011<br />
2
aktuell 01/2011<br />
TANKSTELLENPREISE – EINE ANALYSE DER HÖCHSTSTÄNDE 2008 UND 2010<br />
Zum Jahresende 2010 (KW 52) sind die Rohölpreise auf über 90 Dollar pro Barrel gestiegen.<br />
Damit haben sie die Rekordwerte vom Sommer 2008 (KW 27) - als das Fass Öl rund 142 Dollar<br />
kostete – bei weitem noch nicht erreicht. Trotzdem nähern sich die Tankstellenpreise mit<br />
fast 1,50 Euro für einen Liter Benzin den Höchstpreisen von 2008.<br />
Warum dies so ist, soll im Folgenden durch eine detaillierte Betrachtung der für die Preisbildung<br />
an der Tankstelle wichtigsten Märkte erläutert werden. Alle unten stehenden Informationen<br />
beruhen auf öffentlich zugänglichen Daten.<br />
Der Rohölmarkt:<br />
Der Rohstoff Öl wird weltweit in Dollar pro Barrel gehandelt. Der europäische Wirtschaftsraum<br />
dagegen zahlt in Euro. Entscheidend ist daher der Wechselkurs des Euro zum Dollar. Wirtschaftlich<br />
angespannte Zeiten zeichnen sich durch starke Währungskursschwankungen aus.<br />
$ Cts od. € Cts / Liter<br />
Beschaffungskosten<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2008*<br />
Rohöl<br />
US $ Cts<br />
2010* 2010*<br />
Rohölkosten<br />
Delta<br />
32 $ Cts<br />
Im Sommer 2008 betrug der Eurowechselkurs zum Dollar 1,57 $/€, im Dezember 2010 nur<br />
noch 1,32 $/€. Auch wenn der Ölpreis heute im Vergleich zum Sommer 2008 in Dollar um<br />
36 % zurück gegangen ist, beträgt die Differenz in Euro nur rund 23 %.<br />
3<br />
2008 2008<br />
Rohöl<br />
€ Cts<br />
*2008 / KW 27; 2010 / KW 52 Quelle: Produktnotierung UK-Brent, Handelsblatt<br />
2010 2010<br />
Delta<br />
14 € Cts
aktuell 01/2011<br />
Fazit: Ein Vergleich der Rohölpreise muss immer auf Basis der Preise in Euro erfolgen.<br />
Rohöl wird in Dollar gehandelt. Europa zahlt aber in Euro. Bei einem schwachen Euro verteuert<br />
sich Rohöl im europäischen Markt. Im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2008 ist der<br />
Rohölpreis in Dollar im Dezember 2010 um 36% gefallen. In Euro machte der Rückgang nur<br />
rund 23% aus.<br />
Der Markt für Mineralölprodukte (Benzin, Diesel):<br />
Der Rohölpreis gibt den Trend für die Preise der Mineralölprodukte Benzin und Diesel vor, da<br />
Rohöl sowohl den Rohstoff als auch die Energie für deren Herstellung liefert. Wenn ein Automobilclub<br />
aber auf scheinbare Unstimmigkeiten von 2-3 Eurocent abhebt, dann reicht es nicht<br />
aus, nur den Rohölpreis zu betrachten.<br />
€ Cts / Liter<br />
Beschaffungskosten<br />
70<br />
60<br />
Rohölkosten 2008<br />
50<br />
Rohölkosten 2010<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Beschaffungskosten Benzin / Diesel<br />
2008*<br />
2010*<br />
8 Cts<br />
Benzin Diesel<br />
*2008 / KW 27; 2010 / KW 52 Quelle: Produktnotierung O.M.R.<br />
Kosten Mineralölprodukt im Vgl. zu Rohölkosten<br />
Für den Tankstellenpreis sind hauptsächlich die Beschaffungskosten für die Mineralölprodukte<br />
entscheidend. Ohne eine Änderung des Rohölpreises können die Benzin- und Dieselpreise<br />
um bis zu10 Eurocent pro Liter schwanken. Ursache dafür ist, dass die Ausbeute an Benzin<br />
und Diesel aus einer Einheit Rohöl für die Raffinerie aufgrund ihrer technischen Konstellation<br />
grundsätzlich festgelegt ist und nicht beliebig an die Nachfrage angepasst werden kann. Der<br />
Preis der Mineralölprodukte wird durch die Nachfrage bestimmt. Eine starke Nachfrage nach<br />
Diesel und ein schwacher Bedarf an Benzin können dazu führen, dass Benzin unter den Kosten<br />
des Rohöls, aus dem es hergestellt wurde, verkauft werden muss. Knapper Diesel kann<br />
dagegen deutlich teurer verkauft werden.<br />
4<br />
2008<br />
2010<br />
20 Cts
aktuell 01/2011<br />
So führte im Sommer 2008 eine schwache Nachfrage nach Benzin dazu, dass die Einkaufskosten<br />
für einen Liter sogar um 2 Eurocent unter dem Rohölpreis von 57 Eurocent pro Liter<br />
lagen. Heute wird Benzin mit fast 47 Eurocent pro Liter 3 Eurocent über dem Rohölpreis notiert.<br />
Ursache hierfür ist die starke Nachfrage nach Rohbenzin für die Petrochemie. Ein Liter<br />
Diesel kostete zur Zeit des Wirtschaftsbooms im Jahr 2008 aufgrund der hohen Transportnachfrage<br />
69 Eurocent und war damit 12 Cent teurer als ein Liter Rohöl. Heute liegen die Beschaffungskosten<br />
für Diesel bei abgeschwächter Nachfrage um 6 Eurocent über der Notierung<br />
für Rohöl.<br />
Fazit: Im direkten Vergleich zum Sommer 2008 kostete im Dezember 2010 die Beschaffung<br />
von einem Liter Benzin 8 Eurocent und von einem Liter Diesel rund 20 Eurocent<br />
weniger.<br />
Die Einkaufspreise für die Mineralölprodukte Benzin und Diesel bilden sich jeweils in eigenständigen<br />
Märkten. Dabei spiegeln sich Angebot und Nachfrage für die Mineralölprodukte<br />
direkt in der Preisbildung wider. Zusätzlich müssen auch hier – wie im Rohölmarkt – Wechselkursschwankungen<br />
berücksichtigt werden. Der schwächere Euro hat zur Folge, dass sich der<br />
Rückgang der dollarnotierten Beschaffungskosten im deutschen Markt weniger stark niederschlagen<br />
konnte. Trotzdem sind die Beschaffungskosten für Benzin und Diesel seit Juli 2008<br />
spürbar zurück gegangen.<br />
In der vereinfachten Sichtweise der Automobilclubs wird dieser wichtige Aspekt ausgeblendet.<br />
Stattdessen wird den Raffinerien ein feststehender Betrag zur Kostendeckung zugestanden.<br />
Verlustphasen werden allerdings nicht berücksichtigt, sondern bleiben unkommentiert. Wird<br />
die den Unternehmen zugestandene Kostendeckung allerdings überschritten, starten die Automobilclubs<br />
sofort verbale Attacken. Der Weltmarkt für Mineralölprodukte unterliegt starken<br />
Schwankungen, je nach Angebots- und Nachfragesituation. Die Mineralölunternehmen müssen<br />
in der Folge Verluste akzeptieren, aber auch Gewinne machen dürfen. Wer dieses<br />
marktwirtschaftliche Prinzip negiert, stellt am Ende die Grundlage unseres Wirtschaftssystems<br />
in Frage und verliert die Legitimation, die sich im Markt bildenden Preise zu kommentieren.<br />
Der Tankstellenmarkt<br />
Die Tankstellenpreise reflektieren unmittelbar die Wiederbeschaffungskosten für Benzin und<br />
Diesel. Im Vergleich zu 2008 müssen die höheren Anteile von Biokraftstoffen im Kraftstoff, die<br />
teurer als Benzin und Diesel sind, Beachtung finden. Trotzdem kostete im Dezember 2010<br />
die Beschaffung von einem Liter Benzin 8 Eurocent und von einem Liter Diesel rund 20<br />
Eurocent weniger als im Sommer 2008.<br />
Vergleicht man unter Berücksichtigung dieser öffentlich zugänglichen Daten die Entwicklung<br />
der heutigen Tankstellenpreise mit den Verbraucherpreisen im Sommer 2008, so lässt sich<br />
eindeutig feststellen, dass es nicht – wie von den Automobilclubs immer wieder behauptet - zu<br />
einer ungerechtfertigten Preiserhöhung gekommen ist. An der Tankstelle kostete der Liter<br />
Benzin im Dezember 2010 fast 150 Eurocent und war damit um 8 Eurocent billiger als<br />
Mitte Juli 2008. Noch stärker reduzierte sich in diesem Zeitraum der Preis für Diesel um<br />
20 Eurocent von 151 auf 131 Eurocent pro Liter.<br />
5
€ Cts / Liter<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2008*<br />
aktuell 01/2011<br />
Beschaffungskosten<br />
2010*<br />
Beschaffungskosten und Tankstellenpreis<br />
8 Cts<br />
Benzin<br />
Tankstellenpreis<br />
€ Cts / Liter € Cts / Liter € Cts / Liter<br />
170<br />
70<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
2008<br />
2010<br />
8 Cts<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Fazit: Damit ist bewiesen, dass die gesunkenen Beschaffungskosten für Benzin und<br />
Diesel unmittelbar in vollem Umfang an die Verbraucher weiter gegeben wurden.<br />
Nach Abzug der Steuern und Abgaben zählen die deutschen Tankstellenpreise nach wie vor<br />
zu den niedrigsten in ganz Europa. Ausschlaggebend für den Verbraucherpreis ist die Entwicklung<br />
der Beschaffungskosten für Benzin und Diesel. Der harte Wettbewerb sorgt dafür,<br />
dass nur die Preisänderungen in den Beschaffungskosten an den Verbraucher weitergegeben<br />
werden können. Wird der Einkauf von Benzin und Diesel für die Tankstellen billiger, weil die<br />
Produktnotierungen an den internationalen Börsen nachgeben, dann fallen auch die Tankstellenpreise.<br />
6<br />
2008<br />
2010<br />
20 Cts<br />
Diesel<br />
Beschaffungskosten Tankstellenpreis<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
2008<br />
2010<br />
20 Cts<br />
*2008 / KW 27; 2010 / KW 52<br />
Quellen: Produktnotierung O.M.R.; Tankstellenpreise www.clever-tanken.de<br />
Differenzen in Cts / Liter exakt auf 1. Kommastelle: Benzin Beschaffung 7,9 / Tankstellenpreis 8,3; Diesel Beschaffung 19,4 / Tankstellenpreis 20,3
aktuell 01/2011<br />
ROHÖL-, BENZINPREISE, KAUFKRAFT<br />
ENTWICKLUNG DER RÖHÖLPREISE<br />
Mineralöl spielt als Rohstoff und Inputfaktor für die Volkswirtschaft eine zentrale Rolle. Die<br />
Bewegungen der Rohölpreise sind deshalb von erheblicher Bedeutung für die weltweite Konjunkturentwicklung.<br />
Über die Importrechnung beeinflussen sie die Preis- und damit auch die<br />
Einkommensentwicklung in den Verbraucherländern. Für die ölexportierenden Länder sind die<br />
Ölpreise ein wichtiger und vielfach der entscheidende Bestimmungsfaktor der Exporterlöse;<br />
sie haben damit einen erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern<br />
und auf deren Importfähigkeit. Obwohl die Industrieländer ihre Abhängigkeit vom Öl deutlich<br />
verringert haben, bleibt Öl auf absehbare Zeit ihr wichtigster Energieträger.<br />
Abbildung 1: Reale Ölpreise<br />
Preis/bbl<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
realer Preis<br />
in Euro<br />
Reale Ölpreise<br />
0<br />
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010*<br />
7<br />
realer Preis<br />
in Dollar<br />
Spotpreis Brent (vor April 1981 Arabian Light); Quartalswerte, deflationiert mit Verbraucherpreisindizes HICP (Euro) und CPI<br />
(Dollar); Basis = 2. Quartal 2010.<br />
*2010 erstes und zweites Quartal<br />
Quellen: EIA, Eurostat; IEA; OPEC; Berechnungen des HWWI<br />
Bis Anfang der 1970er-Jahre richtete sich der Ölhandel am „Posted Price“ (Listenpreis) aus,<br />
den die Rohölproduzenten gemeinsam festlegten und der die Abgaben an die Förderländer<br />
und damit letztlich deren Staatshaushalt bestimmte. Zur Absicherung eines Preisverfalls beim<br />
Rohöl und zur Absicherung ihrer Staatseinnahmen gründeten die Öl besitzenden Staaten<br />
1960 die OPEC. Zu Beginn der 1970er-Jahre bildeten die Rohölpreise die Förderkosten für
aktuell 01/2011<br />
leicht zugängliches Öl ab und lagen unter fünf Dollar je Barrel. Durch Verstaatlichungen von<br />
Ölfeldern innerhalb der OPEC-Mitgliedsstaaten konnte der Ölpreis 1973 auf einem höheren<br />
Niveau („Official Selling Price“) festgelegt werden. Als Reaktion auf die höheren Ölpreise der<br />
OPEC suchten die Öl importierenden Staaten bereits in den 1970er-Jahren nach Möglichkeiten<br />
zur Verringerung ihres Ölbedarfs – etwa durch Energieeinsparmaßnahmen oder alternative<br />
Energieträger. Andererseits wurden Ölfelder erschlossen, die bei niedrigen Preisen nicht<br />
wirtschaftlich waren – z.B. in der Nordsee und in Alaska. Die anschließende Preisentwicklung<br />
erfolgte nicht kontinuierlich; der Ölpreis unterlag in den vergangenen vier Jahrzehnten erheblichen<br />
Schwankungen. Im Verlauf der beiden Ölpreiskrisen der 1970er-Jahre hat sich der Rohölpreis<br />
in Dollar aufgrund von Angebotsverknappungen kurzfristig erhöht. In den 1980er-<br />
Jahren gab es dann einen deutlichen Rückgang der Ölpreise. Den Anstoß dazu gab Saudi-<br />
Arabien Ende 1985 mit der Entscheidung, die restriktive Produktionspolitik aufzugeben und<br />
die Fördermengen deutlich zu erhöhen.<br />
Auch die 1990er-Jahre sind durch – aus heutiger Sicht – niedrige Ölpreise mit einem Tiefpunkt<br />
von knapp über 10 Dollar je Barrel im Jahre 1998 gekennzeichnet. Diesen Tiefpunkt<br />
erreichten die Ölpreise in der Asienkrise Ende 1998. Mit Produktionsbeschränkungen erreichten<br />
die OPEC-Länder rasch wieder einen Preisanstieg. Eine rasante Zunahme der Weltölnachfrage,<br />
die aus kräftigem Wachstum der Schwellenländer Asiens resultierte, führte<br />
schließlich Mitte 2008 zu neuen Höchstständen. Eine ähnliche Entwicklung nahmen alle Rohstoffe,<br />
da die Explorationszyklen nicht mit dem kurzfristigen Nachfrageboom Schritt halten<br />
konnten. Ungeachtet dessen gab es keinerlei Versorgungsengpässe. Die Notierungen der<br />
Bio-Energie und insbesondere der Pflanzenöle stiegen in etwa so an wie die von Mineralölprodukten.<br />
Nicht nur Öl wurde in den letzten Jahrzehnten teurer. Bei Berücksichtigung der Inflation – mit<br />
dem US-Verbraucherpreisindex (CPI) – fällt der Anstieg der Ölpreise in US-Dollar wesentlich<br />
geringer aus. Real hat sich der Rohölpreis versiebenfacht. Er liegt dennoch weiterhin unter<br />
dem Extremniveau von Anfang der 1980er-Jahre, als das Ölangebot durch die iranische Revolution<br />
und den Irak-Iran-Krieg verknappt wurde. Einen höheren realen Ölpreis gab es bislang<br />
nur im Jahr 2008. In Europa wurde die starke Ölverteuerung in diesem Jahrzehnt durch<br />
die Stärke des Euro abgemildert. Die Spitzenwerte vom Juli 2008 lagen in Euro deutlich unter<br />
jenen in Dollar, und auch Mitte 2010 war der Abstand zu den hohen realen Ölpreisen vom<br />
Beginn der 1980er-Jahre trotz mittlerweile schwächerem Euro noch größer als in Dollar, vgl.<br />
Abbildung 1.<br />
8
aktuell 01/2011<br />
BENZINPREISE UND KAUFKRAFT<br />
Für Haushalte und Unternehmen ist der Rohölpreis nur indirekt von Bedeutung. Im Vordergrund<br />
stehen die Preise der Mineralölprodukte, insbesondere Kraftstoffe und Heizöl. Diese<br />
setzen sich aus den internationalen Preisen der Produkte (Importpreis, Großhandelspreis) und<br />
den Steuern zusammen.<br />
Abbildung 2: Beschaffungskosten für Benzin und Rohölpreise<br />
100<br />
€ cent / Liter<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Berechnungen <strong>MWV</strong><br />
* Oil Market Report der Rotterdamer Notierung Benzin<br />
* OPEC Korb / Brent ab 1976<br />
Entwicklung Benzinpreis und Steuerbelastung<br />
Importkosten Benzin*<br />
1972 1972<br />
1973 1973<br />
1974 1974<br />
1975 1975<br />
1976 1976<br />
1977 1977<br />
1978 1978<br />
1979 1979<br />
1980 1980<br />
1981 1981<br />
1982 1982<br />
1983 1983<br />
1984 1984<br />
1985 1985<br />
1986 1986<br />
1987 1987<br />
1988 1988<br />
1989 1989<br />
1990 1990<br />
1991 1991<br />
1992 1992<br />
1993 1993<br />
1994 1994<br />
1995 1995<br />
1996 1996<br />
1997 1997<br />
1998 1998<br />
1999 1999<br />
2000 2000<br />
2001 2001<br />
2002 2002<br />
2003 2003<br />
2004 2004<br />
2005 2005<br />
2006 2006<br />
2007 2007<br />
2008 2008<br />
2009 2009<br />
2010 2010<br />
9<br />
fiskalische Belastung<br />
(Mineral-, Öko-, MwSt)<br />
Rohöl**<br />
Der Benzinpreis an der Tankstelle hängt von den Beschaffungskosten für Benzin – die langfristig<br />
entscheidend von der Entwicklung der Rohölpreise bestimmt werden –, aber auch von<br />
der Besteuerung ab. Kurzfristig können die Preise für Benzin aufgrund saisonaler und marktspezifischer<br />
Besonderheiten deutlich vom Preistrend des Rohöls abweichen.<br />
Während die Steuerbelastung seit Anfang der 1990er-Jahre kräftig angestiegen ist, unterliegt<br />
der Weltmarktpreis für Benzin starken Schwankungen (Abb. 2). Auf die Hochpreisphase Mitte<br />
der 1980er-Jahre folgten fast 15 Jahre mit Niedrigpreisen bis der Preis 1998 auf das Niveau<br />
der 1970er-Jahre fiel. Heute liegt der Weltmarktpreis für Benzin ca. 10 Euro Cent über dem<br />
Niveau der 1980er-Jahre.<br />
In Lauf der Jahrzehnte sind alle Rohstoffpreise, Konsumgüter und mithin auch die Einkommen<br />
gestiegen. Ein sinnvoller Vergleich muss die Kaufkraft in die Betrachtung einbeziehen. Abbildung<br />
3 zeigt den Benzinpreis an der Tankstelle und die Arbeitszeit, die ein Beschäftigter im<br />
Produzierenden Gewerbe für einen Liter Benzin aufwenden muss.
Abbildung 3:<br />
Kaufkraft<br />
Minuten für einen Liter Benzin<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
aktuell 01/2011<br />
Benzinpreis und Kaufkraft<br />
1970 1980 1990 2000 2009 2010*<br />
Quelle: HWWI, Policy Report Nr. 14, Berechnungen <strong>MWV</strong><br />
* Annahme: Für die Lohnentwicklung wird die Wachstumsrate aus 2009 unterstellt.<br />
10<br />
Tankstellenpreis<br />
Benzin<br />
Der längerfristige Vergleich macht deutlich, dass heute trotz in den letzten Jahrzehnten erheblich<br />
gestiegener Benzinpreise einschließlich Steuern weniger lange für einen Liter Benzin gearbeitet<br />
werden muss als 1970 und 1980. Im Jahr 2010 betrug der Aufwand, bezogen auf<br />
den (durchschnittlichen) Bruttoverdienst gut 3 Minuten oder 10 % weniger als 1970.<br />
Beim Vergleich gilt es zusätzlich zu berücksichtigen, dass heutzutage durch technischen Fortschritt<br />
ein Liter Benzin effektiver eingesetzt werden kann als noch vor vier bzw. drei Jahrzehnten.<br />
1,5<br />
1,2<br />
0,9<br />
0,6<br />
0,3<br />
0<br />
Euro / Liter
Abbildung 4:<br />
Liter/100 Km<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
aktuell 01/2011<br />
Entwicklung des Kraftstoffverbrauchs der neu zugelassenen Pkw<br />
Benzinverbrauch<br />
Dieselverbrauch<br />
1970 1980 1990 2000 2008 2009 2010<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Verkehr in Zahlen 2003/2004 & 2009/2010<br />
Die gesamten Mobilitätskosten, beispielsweise für den Besitzer eines typischen Pkw der<br />
Kompaktklasse, summieren sich bei einem Benzinpreis von 1,40 Euro auf 40 Cent pro km. 1<br />
Die entsprechenden Benzinkosten liegen bei 10 Cent, d.h. bei 25 % der Mobilitätskosten. Bei<br />
einem vergleichbaren Dieselfahrzeug sinkt der Anteil der Kraftstoffkosten dank geringerem<br />
Verbrauch und niedrigeren Tankstellenpreisen durch die Steuerbegünstigung; 19 Cent pro<br />
Liter gegenüber Benzin; auf 15 % der (ebenfalls sinkenden) Mobilitätskosten.<br />
1 Nach Berechnungen des ADAC, bei einer jährlichen Fahrleistung von 15 000 km und einem Verbrauch von 7<br />
Litern auf 100 km. Vgl. ADAC (2010).<br />
11<br />
Impressum<br />
weitere Nachfragen:<br />
Mineralölwirtschaftsverband e.V.<br />
Dr. Karin Retzlaff (V.i.S.d.P.)<br />
Georgenstrasse 25<br />
10117 Berlin<br />
Telefon: (030) 202 205-50<br />
Telefax: (030) 202 205-55<br />
E-Mail: retzlaff@mwv.de