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BSW - Bundesverband Solarwirtschaft e.V., Friedrichstraße 78, 10117 Berlin
An
Deutscher Bundestag
Herrn Michael Kauch
Platz der Republik 1
D 11011 Berlin
Unverhältnismäßige Forderungen zur Umsetzung des § 6 EEG – Technische
Mindestanforderungen zur Umsetzung des Einspeisemanagements
Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
mit der zum 1.1.2012 inkraftgetretenen EEG-Novelle wurde die
Fernabregelbarkeit bei PV-Anlagen – das sogenannte Einspeisemanagement -
eingeführt – ähnlich wie bei anderen Erneuerbaren Energien über 100 kW und
nachrangig und vereinfacht auch bei PV-Kleinanlagen .
Leider müssen wir feststellen, dass Netzbetreiber vielfach ihre Marktposition
über deren technische Mindestanforderungen zur Umsetzung des
Einspeisemanagements nach § 6 EEG 2012 auszunutzen scheinen.
Nicht nur, dass die uns geschilderten Fälle aktuell die Umsetzung kleinerer
PV-Projekte zeitlich stark beeinträchtigen, auch sind die von einzelnen
Netzbetreibern gestellten Anforderungen eine drastische finanzielle
Belastung, bereits ohne die angekündigten Vergütungsabsenkungen.
Wir weisen darauf hin, dass für die geforderten technischen Vorrichtungen
kein freier Markt existiert. Die Vorgaben der Netzbetreiber erlauben nur den
Einsatz eigener Gerätschaften. Weitere problematische Entwicklungen:
• Forderung von nicht auf Leistungsklassen abgestimmtem
technischen Equipment und Regelanforderungen; entsprechend §
6 Abs. 1 und Abs. 2 EEG 2012;
• Einschränkung der Wahlfreiheit zwischen 70 %
Wirkleistungskappung und Fernabregelbarkeit gemäß § 6 Abs. 2
Nr. 2 EEG, weil der Verteilnetzbetreiber keinen
Funkrundsteuerempfänger bereitstellen will;
• hohe, von Netzbetreiber zu Netzbetreiber stark variierende
Kosten (zwischen 100 EUR und 900 EUR) für gleiche
Empfangstechnik;
• ausschließlicher Anschluss eigener Vorrichtungen des
Netzbetreibers mit sehr hohen Preisen von bis zu über tausend
Euro für Anlagen kleiner 30 kW.
BSW - Bundesverband
Solarwirtschaft e.V.
Quartier 207
Friedrichstraße 78
10117 Berlin
Tel. 030 2977788-0
Fax 030 2977788-99
info@bsw-solar.de
www.solarwirtschaft.de
Berlin, 16. März 2012
Vorstand
1. Vorsitzender
Günther Cramer
2. Vorsitzender
Helmut Jäger
weitere Vorstandsmitglieder:
Dr.-Ing. E.h. Frank H. Asbeck
Holger von Hebel
Klaus-Bernhard Hofmann
Michael Schäfer
Rudolf Sonnemann
Andreas Wagner
Matthias Willenbacher
Hauptgeschäftsführer
Carsten Körnig
Geschäftsführer
Jörg Mayer
Bankverbindungen
Commerzbank AG
BLZ 100 800 00
Konto 994 071 600
IBAN DE49 1008 00000994
0716 00
SWIFT: DRESDEBB
Deutsche Bank
BLZ 100 700 00
Konto 620 72 52
IBAN: DE 14 100700000
620725200
SWIFT: DEUTDEBBXXX
Vereinsregister Berlin
VR 25910 B
DE 248395525

Besonders fragwürdig erscheinen die Anforderungen von Betreibern in
Netzen, in denen sehr geringe Mengen an PV-Leistung installiert sind. Der
Anwendungshinweis von BMU und BMWi oder auch der Hinweis des FNN im
VDE zur technischen Umsetzung des Einspeisemanagements wird
offensichtlich nicht berücksichtigt.
Da unserer Ansicht nach dieses Verhalten der Netzbetreiber nicht
ursprüngliches Ziel des § 6 EEG 2012 sein kann, fordern wir Sie auf zu diesem
Punkt Nachbesserungen im Gesetzestext umzusetzen bzw. uns in dieser
Forderung zu unterstützen.
Es macht keinen Sinn, Anlagenbetreiber durch Verbindung mit dem EEG-
Vergütungsanspruch auf die Installation eines Funkrundsteuerempfängers zu
verpflichten, wenn beim zuständigen Netzbetreiber noch nicht die Technik
installiert ist und auf absehbare Zeit keine netztechnische Notwendigkeit zur
nachrangigen Fernabregelung von Anlagen unter 100 kW besteht. Eine
Vorrüstung der PV-Anlage mit einem Abschaltkontakt (sei es durch ein AC-
Schütz oder am Wechselrichter) - ähnlich wie es im aktuellen Entwurf der
zukünftigen, von ENTSO-E erarbeiteten EU- Richtlinie zum „Network Code for
all Generators“ vorgesehen ist - wäre zukunftssicherer. Noch dazu ist die
z.Z. präferierte Lösung mit Funkrundsteuer-Empfänger und 4 Relais-
Kontakten technisch antiquiert, teuer und in Richtung Netzregelung des
Niederspannungsnetzes nicht zukunftsfähig.
Unser Vorschlag ist daher, die entsprechende Verpflichtung zur Ausrüstung
von technischen Einrichtungen zur Fernabregelbarkeit zeitlich zu verschieben
und auf jeden Fall zu präzisieren:
• bei PV-Anlagen mit einer installierten Leistung kleiner 100 kW
und größer 30 kW mit einer Übergangsfrist zumindest von
drei Jahren zu versehen
• und PV-Anlagen mit einer installierten Leistung kleiner 30 kW
gänzlich aus dieser Verpflichtung herauszunehmen.
Die Vorrüstung gemäß der voraussichtlich ab 2017 geltenden zukünftigen EU-
Richtlinie mit dem Abschaltkontakt für alle Anlagen ab 400 Watt ist unstrittig.
Für Rückfragen, insbesondere zur Schilderung der genannten Fälle, stehen
wir gerne zur Verfügung und würden uns über eine kurzfristige Rückmeldung
freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Mayer Ralf Haselhuhn
Geschäftsführer BSW-Solar e.V. Vorsitzender des Fachausschuss
Photovoltaik der DGS
Alexander Werner Rainer Brohm
Bereichsleiter Technik BSW-Solar e.V. Bereichsleiter Politik und
Internationales BSW Solar e.V.