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Gefahrenpotential, Entsorgungs - Deutsche Feuerwerker Ausbildungs

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<strong>Gefahrenpotential</strong>, <strong>Entsorgungs</strong>-<br />

und Abreinigungsmöglichkeiten<br />

für sprengstoffbelastetes<br />

Wasser, welches beim<br />

Wasserstrahlschneiden von<br />

Bomben anfällt<br />

Dipl.-Chem. York Zimmermann<br />

Fachschule des Heeres für Technik


Inhalt<br />

• Das Wasserschneiden von Bomben<br />

• Löslichkeit von Sprengstoffen<br />

• Abreinigungsmöglichkeiten von<br />

Sprengstoffen


Ausbildung zum staatlich geprüften<br />

Techniker der Fachrichtung<br />

„Spreng- und Sicherheitstechnik“<br />

an der Fachschule<br />

des Heeres für Technik in Aachen


Teilnehmer<br />

• 2-jährige Ausbildung in Vollzeit<br />

• Angehende Offiziere des militärischen<br />

Fachdienstes (Heer, Luftwaffe und<br />

Marine)<br />

• Ausscheidende Zeitsoldaten während<br />

ihres<br />

Berufsförderungsdienstzeitanspruches


Inhalte der Ausbildung zum Sprengund<br />

Sicherheitstechniker<br />

Staatlich geprüfter Techniker<br />

Fachkraft für Arbeitssicherheit Sprengberechtigter<br />

Sicherheitstechnik<br />

Konstruktions- u. Entwicklungstechnik (620)<br />

Spreng- und Munitionstechnik (540)<br />

Betr. u. Techn. Management u. Wirtschaftsinformatik (480)<br />

Wahlkurse (ca. 60) Projektarbeit (160)<br />

Betriebs-/Personalwirtschaft Gesellschaftslehre/Recht<br />

Deutsch / Kommunikation Englisch (440)<br />

Mathematik und Naturwissenschaften (160 + 140)


Wasserstrahlschneiden von Bomben


Schneiden einer 500 Pfund-Bombe in der Nähe des Flughafens Schipol


Beispiel Lineares Schneiden einer<br />

105 mm Granate<br />

• 700 bar<br />

• Wasservolumenstrom 6 L ·min-1 • Abrasivmittelstrom 0,6 kg ·min-1 • Durchmesser am Schnitt 90 mm<br />

• Wandstärke 16 mm<br />

• Schneidzeit 7min 30<br />

• durchschn. Schnittfuge über gesamten Schnitt 2 mm<br />

• Bei voller Löslichkeit � ca. 8 g TNT / 45 L Wasser �<br />

170 mg ·L-1 • Beschränkt durch Löslichkeit von TNT<br />

• Der größte Teil des Sprengstoffes liegt also als<br />

Partikel mit dem Abrasivmittel vor


Schnitt durch eine 155 mm Granate


Größere Objekte<br />

• Bei größeren Objekten hängt die Masse an<br />

ausgespültem Sprengstoff von der<br />

Schnittgeometrie ab.<br />

• In der Regel handelt es sich hier um<br />

Schnittdauern von ca. 50 Minuten und damit<br />

ca. 300 L Wasser<br />

• Der durchschnittliche Sprengstoffaustrag<br />

liegt bei ca. 1,5 kg<br />

• Bei voller Löslichkeit würde dieses zu ca.<br />

5 g· L-1 führen<br />

• In der Realität sind nur Konzentrationen im<br />

mg · L-1 -Bereich möglich.


O2N<br />

CH 3<br />

Umweltrelevante Sprengstoffe<br />

NO2<br />

2,4,6-TNT<br />

NO 2<br />

NO2<br />

N<br />

NO2<br />

N<br />

O2N<br />

N<br />

Hexogen<br />

(RDX)<br />

OH<br />

NO2<br />

NH2<br />

Pikrinsäure<br />

NO 2<br />

O2N<br />

O2N<br />

O2N<br />

N<br />

NO 2<br />

N<br />

N<br />

NO2<br />

N<br />

Octogen<br />

(HMX)<br />

CH3<br />

N<br />

NO2<br />

Tetryl<br />

NO2<br />

NO2<br />

O2N<br />

NO2<br />

NO2<br />

NH2<br />

Hexyl<br />

O2N<br />

O2N<br />

NO2


„Pink Water“


Toxikologische Relevanz der<br />

Nitroaromaten<br />

• Toxizität der Nitroverbindungen und ihrer Abbauprodukte<br />

• - karzinogene und gentoxische Wirkungen aufgrund der<br />

Metabolisierung zu N-Hydroxylaminen und Nitrosoaromaten<br />

(Reaktionen mit der Membranproteinen und Lipiden der<br />

Zellmembran -> Zelltod)<br />

• - Akute Toxizität durch Oxidation von Hämoglobin<br />

� Trinkwasservorsorgewert 0,1 µg·L -1


Zusammensetzung von Bombeninhalten<br />

Verwendung in<br />

den Nationen<br />

als Füllungen bei<br />

Abwurfmunition TNT NH4NO3 RDX Tetryl Ba(NO3)2<br />

Andere<br />

Füllstoffe<br />

UDSSR 38 62<br />

USA 38 62<br />

40 60<br />

50 50<br />

UK 100<br />

Sprengstoffmischungen<br />

AMATOL 20 80<br />

AMATEX 51 40 9<br />

HDX-TNT 60 40<br />

BARATOL 90 10<br />

RDX TNT 40 60<br />

TRIALEN 41 41 18<br />

(Belehrungsblätter der Luftwaffeninspektion 13 (Großdeutsches Reich)


Löslichkeiten von Sprengstoffen<br />

• Allgemein sind militärische Sprengstoffe nur<br />

geringfügig wasserlöslich<br />

• Das beste Beispiel ist die lange Persistenz in der<br />

Umwelt mit nur einer geringen Mobilisierung<br />

• Durch Ultraschallbäder oder auch den<br />

Hochdruckstrahl können größere Mengen gelöst<br />

werden.<br />

• Jedoch ist die Einwirkzeit beim Schneiden sehr<br />

hoch, hier steht die Abrasion im Vordergrund<br />

• Mischungen mit wasserlöslichen Komponenten<br />

wie z.B. NH4NO3 ermöglichen eine schnellere<br />

Lösung durch enorme Dispersion


Löslichkeiten verschiedener Sprengstoffe<br />

Sprengstoff<br />

2,4,6-TNT [1]<br />

Pikrinsäure [3]<br />

Tetryl [2]<br />

Hexogen [1]<br />

Octogen [1]<br />

Löslichkeit<br />

mg·L-1 (20°C)<br />

100<br />

14000<br />

200<br />

38<br />

3,8<br />

[1]J.C. Lynch et al., Journal of Chemical and Engineering Data, Vol. 46, No. 6, 2001<br />

[2]Mulisch et al. UWSF – Z. Umweltchem. Ökotox. 12 (2000)<br />

[3]Chemfinder, Cambridge Soft, Cambridge (USA) (2006)


Löslichkeit von Sprengstoffen - 2<br />

• Die thermodynamischen Daten beziehen sich<br />

auf Gleichgewichtszustände nach teilweise<br />

mehrwöchigen Lösungsprozessen<br />

• So ist es kaum möglich Konzentrationen<br />

oberhalb von 10 mg·L -1 für TNT in einem<br />

Ultraschallbad zu erzeugen, für Hexogen gilt<br />

diese bei ca. 5 mg<br />

• Aufgrund der kurzen Einwirkzeiten des<br />

Wasserstrahls kann dieses als „worst-case“<br />

für das Wasserstrahlschneiden übertragen<br />

werden.<br />

• Gerade die feine Verteilung (auch durch leicht<br />

lösliche Mischkomponenten wie NH 4 NO 3 )<br />

begünstigt die Auflösung


Bisheriger Umgang mit<br />

Schneidabwässern<br />

• Bislang relativ unkritisch<br />

• In den NL Unterlage von Folien und<br />

Auffangen der Wässer<br />

• Im Bereich von Sprengplätzen stellt<br />

dieses keine weiter Gefahr dar, da hier<br />

bereits starke Kontaminationen<br />

vorliegen<br />

• Jedoch können Probleme in<br />

unbelasteten Bereichen auftreten


Anforderungen an die Abreinigung<br />

von Schneidwässern<br />

• Kostengünstig<br />

• Einfach handhabbar<br />

• Zuverlässige Anwendung<br />

• Sichere Abreinigung<br />

• Schnelles Verfahren<br />

• Einfache Entsorgung der Abfälle<br />

• Keine weiteren Untersuchungen des<br />

Abwasser notwendig<br />

• Evtl. einfache Kontrolle des<br />

Abreinigungserfolges


Möglichkeiten zur Abreinigung von<br />

Schneidwässern<br />

• Solarchemische Verfahren<br />

– Wetterabhängig<br />

– Große Anlagen<br />

• Elektroreduktion<br />

– Nicht vollständige Abreinigung aller Schadstoffe<br />

• Mikrobiologischer Abbau<br />

– Lange Verfahren<br />

– Temperaturabhängig<br />

– Nicht unbedingt vollständiger Abbau<br />

• Adsorptive Methoden<br />

– Kompakt ausführbar<br />

– schnell


Mögliche Adsorbermaterialien<br />

• Aktivkohle<br />

• Regenerierbare Polymere


Eigenschaften von Aktivkohle<br />

• Standardadsorbermaterial<br />

• Spezifische Oberfläche ca. 800-1000m²·g-1 • Hohes Adsorptionsvermögen gegenüber<br />

unpolaren Substanzen<br />

• Geringer Preis<br />

• Geringe spezifische Fließgeschwindigkeiten<br />

Fotos von http://www.wasser-wissen.de


Durchbruchskapazitäten an AK<br />

Substanz<br />

2,4,6-TNT<br />

RDX<br />

HMX*<br />

Pikrinsäure<br />

Hexyl<br />

Kapazität<br />

[spez. Vol.]<br />

> 1200<br />

150<br />

125<br />

270<br />

245<br />

Substanz<br />

2,4-DNT<br />

2-A-4,6-DNT<br />

2,4-DNBS<br />

2,4,6-TNBS<br />

c 0 = 5 mg·L -1 (*HMX 2,5 mg·L -1 )<br />

Säulenlänge 150 mm, 15 mm Durchmesser<br />

70 spez. Vol ·h -1<br />

Kapazität<br />

[spez. Vol.]<br />

>1100<br />

450<br />

125<br />

190


Entsorgung von Aktivkohle<br />

• Aktivkohle kann nur ungünstig<br />

regeneriert werden<br />

• Thermische Verwertung<br />

• Thermische Verwertung bietet sich an,<br />

da dieses auch der <strong>Entsorgungs</strong>weg für<br />

die Sprengstoffe ist.


Regnerierbare Polymere<br />

– Teilweise sehr leistungsfähig für polare<br />

Sprengstoffe und Abbauprodukte (Hexyl,<br />

Pikrinsäure, Nitrobenzoesäuren und<br />

Aminidinitrotoluole)<br />

– Gezielt einsetzbar als Tandemfilter mit<br />

Aktivkohle als Primäradsorber<br />

– z.T. sehr hohe Fließgeschwindigkeiten�<br />

klein dimensionierbar


RGS-Polymere<br />

• Polymere mit räumlich-globulärer Struktur<br />

• Hersteller Institut KAZMECHANOBR in Alma Ata<br />

(Kasachstan)<br />

• Mikroglobuli von 5-7 µm<br />

• Unterschiedliche Monomere + Variation der<br />

Adsorptionseigenschaften<br />

• Im Rahmen der STV-Reinigung wurden die<br />

Polymertypen 11 (Monomer: Brenzkatechin) und 110<br />

(Monomer: Ortochinon) genutzt<br />

• Vertrieb in Deutschland über die Fa. Utt GmbH,<br />

Berlin (www.utt-gmbh.de)


Anwendungsformen von RGS-Polymeren


Einige Leistungsdaten von RGS-<br />

Polymeren<br />

Substanz<br />

2,4,6-Trinitrotoluol<br />

Hexogen<br />

Pikrinsäure<br />

2-Amino-4,6-dinitrotoluol<br />

2,4-Dinitrobenzoesäure<br />

Hexyl<br />

Kapzität /<br />

Spez. Vol.<br />

800<br />

200<br />

1200<br />

1050<br />

210<br />

1500<br />

c 0 / mg L -<br />

1<br />

1000<br />

1000<br />

1000<br />

1000<br />

1000<br />

1000<br />

Adsorption an RGS-Typ 110, 300 spezifische Volumen /h


Regeneration von Adsorbermaterialien<br />

• Spezifische Adsorbermaterialien<br />

können durch Lösungsmittel regeneriert<br />

werden<br />

• Dieses verringert die Kosten bei z.T.<br />

relativ teuren Materialien<br />

• RGS-Polymere sind mit Methanol leicht<br />

regenierbar<br />

• Lösungsmittel können entweder<br />

biologisch abgebaut oder thermisch<br />

verwertet werden.


Mögliche Konzeption einer Reinigung<br />

Sauberes Wasser<br />

Polymerfilter<br />

Aktivkohlefilter<br />

Pumpe<br />

Auffangwanne für kontaminiertes<br />

Schneidwasser<br />

Schwebstoff<br />

-filter


Zusammenfassung<br />

• Beim Wasserstrahlschneiden von<br />

Bomben können neben den festen<br />

Schnittabfällen auch gelöste<br />

Sprengstoffe freigesetzt werden<br />

• Je nach Fundort sollten die Wässer<br />

aufgefangen und abgereinigt werden<br />

• Dieses sollte schnell geschehen und<br />

mit Filtern durchgeführt werden, die<br />

entsprechend schnelle Adsorption<br />

zulassen.


Dank<br />

• Prof. Dr. J.A.C. Broekaert, Universität<br />

Hamburg<br />

• Dr. E. Petersohn, Utt-GmbH<br />

• BMBF FKZ “Entwicklung eines<br />

neuartigen Verfahrens zur Reinigung<br />

schadstoffhaltiger Wässer mit RGS-<br />

Polymeren am Beispiel einer TNT-<br />

Kontamination” BMBF FKZ 02WT0152,<br />

04/2001-03/2005


Für Rückfragen<br />

Dipl.-Chem. York Zimmermann<br />

Fachschule des Heeres für Technik<br />

TSH/FSHT<br />

Gallwitz-Kaserne<br />

Graf-Schwerin-Str. 27<br />

52066 Aachen<br />

Tel. 0241/561-4541 Fax-3189<br />

yorkzimmermann@bundeswehr.org

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