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Hüfte und Hüftprothese - Eveline Schedlberger

Hüfte und Hüftprothese - Eveline Schedlberger

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<strong>Hüfte</strong> <strong>und</strong> <strong>Hüftprothese</strong><br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Neues Hüftgelenk: fit mit Prothese 1<br />

Prothesentausch 1<br />

<strong>Hüftprothese</strong> Komplikationen 2<br />

Meine neue <strong>Hüfte</strong> 3<br />

NACHTRÄGE:<br />

Schmerzen an der <strong>Hüfte</strong> (RBB 6.10.2010) 4<br />

Zuviel Hüft- <strong>und</strong> Kniepprothesen (NDR 20.9.2011) 5<br />

Neue Therapien für <strong>Hüfte</strong> / Knie (MDR 13.10.2011) 6<br />

Chat-Protokoll dazu 12<br />

Neues Hüftgelenk – fit mit Prothese<br />

Eine neue <strong>Hüfte</strong> ist keine Seltenheit mehr: Circa 200.000 Patienten erhalten hierzulande pro Jahr eine<br />

Prothese. Frisch Operierte sind oft sehr besorgt <strong>und</strong> haben Angst, ihr neu eingebautes Gelenk zu<br />

beschädigen. Tatsächlich sind Patienten schon kurz nach einer Hüftoperation wieder belastbar, wenn<br />

sie einige Dinge beachten: Nicht die Füße eindrehen, die Beine nicht übereinanderschlagen <strong>und</strong> sie<br />

nicht mehr als 90 Grad beugen. Auch Alltagsbewegungen wie Schuhe zubinden sind verboten.<br />

Patienten sollten immer einen Schuhlöffel benutzen, denn das Gewebe um das neue Gelenk muss<br />

erst heilen.<br />

Ein bisschen Geduld nach der Operation muss sein, um den Körper nicht zu überfordern. Sonst droht<br />

eine Luxation, bei der das neue Hüftgelenk aus der Hüftpfanne springt. Das ist sehr schmerzhaft <strong>und</strong><br />

muss unter Umständen unter Narkose wieder eingerenkt werden. Auch sollte man duschen statt<br />

baden, denn das Aufstehen aus der Wanne belastet die <strong>Hüfte</strong> zu stark. Treppen sollte man seitwärts<br />

nehmen <strong>und</strong> darauf achten, dass das ges<strong>und</strong>e Bein immer auf der oberen Stufe steht. Geht alles gut,<br />

können die Patienten nach sechs bis acht Wochen wieder Auto fahren. Experten raten unsicheren<br />

Patienten, auf einem leeren Supermarktparkplatz auszuprobieren, ob sie schnell genug vom Gas auf<br />

die Bremse treten können. Bei einem Unfall im Straßenverkehr könnte es sonst zu Problemen mit der<br />

Versicherung kommen.<br />

Joggen vermeiden<br />

Nach einer Hüft-OP ist viel Bewegung wichtig. Für Sport gilt: Wenn ein Patient in einer Sportart geübt<br />

ist, kann er sie ein halbes Jahr nach der Operation wieder ausüben. Allerdings raten Experten davon<br />

ab, eine neue Sportart zu erlernen, denn Anfänger sind bei neuen Bewegungsabläufen ein wenig<br />

ungeschickt. Joggen ist gr<strong>und</strong>sätzlich nicht geeignet, weil die Erschütterungen zu groß sind.<br />

Empfohlen werden zum Beispiel Rad fahren <strong>und</strong> Nordic Walking. Sex ist erlaubt, aber nur in<br />

hüftschonenden Stellungen - die klassische Missionarsstellung gehört nicht dazu. Für alle<br />

Bewegungen nach der Operation gilt: Wenn etwas Schmerzen bereitet, sollte man es lassen.<br />

Besondere Rücksicht ist jedoch nur ein halbes Jahr lang geboten - danach ist wieder alles erlaubt. Je<br />

mehr der Patient sich bewegt, desto stärker werden die Muskeln <strong>und</strong> desto geringer ist die Gefahr,<br />

dass die <strong>Hüfte</strong> ausgerenkt wird.<br />

Seite 1 von 15


Prothesentausch – wann der Wechsel sinnvoll ist<br />

Pro Jahr erhalten hierzulande ungefähr 200.000 Menschen ein künstliches Hüftgelenk. Doch eine<br />

Prothese hält nicht ewig: nur circa 15 bis 20 Jahre. Da die Zahl der Hüftgelenksimplantationen, genau<br />

wie die von Knie- <strong>und</strong> Schultergelenken, wegen der höheren Lebenserwartung insgesamt ansteigt,<br />

nimmt auch die Zahl der Wechseloperationen zu: Bei <strong>Hüftprothese</strong>n sind es mittlerweile r<strong>und</strong> 10.000<br />

pro Jahr. Ein Wechsel wird notwendig, wenn die alte Prothese Schmerzen verursacht <strong>und</strong><br />

Bewegungen zur Qual werden.<br />

Ähnlich wie das Auto beim TÜV sollten Patienten ihr künstliches Gelenk regelmäßig beim Orthopäden<br />

überprüfen lassen. Infektionen oder ein gelockertes Implantat können das Gelenk beziehungsweise<br />

den Knochen schädigen. Eine Lockerung entsteht, wenn die Prothese nicht richtig in den Knochen<br />

eingewachsen ist. Bei einer Wechseloperation wird dann oft ein Modell eingesetzt, bei dem Prothese<br />

<strong>und</strong> Knochen mit einer dünnen Zementschicht verb<strong>und</strong>en werden. Dieses Implantat eignet sich<br />

besonders für ältere Patienten, die schnell wieder auf die Beine kommen müssen.<br />

Verschiedene Prothesen <strong>und</strong> Techniken des Einbaus<br />

Circa zwei St<strong>und</strong>en dauert die anspruchsvolle Wechseloperation eines künstlichen Hüftgelenks.<br />

Während des Eingriffs kann der Arzt zwischen verschiedenen Längen, Formen <strong>und</strong> Durchmessern<br />

wählen, um eine passende <strong>und</strong> dauerhaft feste Folgeprothese für den Patienten zu finden. Ob die<br />

Prothese einzementiert oder in zementfreier Technik eingesetzt wird, hängt von der Qualität des<br />

Knochens, dem Alter <strong>und</strong> der Beweglichkeit des Patienten ab. Noch am Tag der Operation soll der<br />

Patient unter Anleitung eines Physiotherapeuten zum ersten Mal aufstehen. So wird das<br />

Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen, Knochen <strong>und</strong> Prothese sofort trainiert. Nach zwei Wochen<br />

Behandlung im Krankenhaus folgt ein dreiwöchiger Aufenthalt in einer Reha-Klinik. Nach einer<br />

erfolgreichen Wechseloperation ist auch weiterhin viel Bewegung wichtig. Empfehlenswert sind vor<br />

allem "sanfte" Sportarten wie Rad fahren, Schwimmen oder Walken. Und: Auch Patienten mit einer<br />

Folgeprothese müssen regelmäßig zum "TÜV" beim Orthopäden.<br />

<strong>Hüftprothese</strong> – Komplikationen beim Gelenksersatz<br />

R<strong>und</strong> fünf Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren leiden an einer Arthrose des Hüftgelenkes. Der<br />

schmerzhafte Gelenkverschleiß ist der häufigste Gr<strong>und</strong> für den Einsatz künstlicher Hüftgelenke. Allein<br />

in Deutschland werden pro Jahr etwa 200.000 <strong>Hüftprothese</strong>n implantiert. Hüftoperationen gehören<br />

heute zu den chirurgischen Eingriffen mit der höchsten Erfolgsquote. Dank moderner technischer<br />

Entwicklungen stehen verschiedene Prothesenmodelle zur Verfügung: Mit langem <strong>und</strong> mit kurzem<br />

Schaft, aus Metall oder Keramik, als Teilprothese oder als kleine Kappe, die auf den Hüftkopf gesetzt<br />

wird. Diese sogenannten Kappenprothesen sind jetzt in die Kritik geraten. Vor einigen Jahren noch als<br />

Neuerung angepriesen, entdecken Ärzte heute, dass das Verfahren noch nicht ausgereift ist.<br />

Besonders bei jüngeren Patienten wird diese Prothese gerne eingesetzt.<br />

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Welche Komplikationen gibt es?<br />

Bei dieser Methode wird der Kopf des Oberschenkelknochens mit einer Metallkappe überkront. Doch<br />

Experten kritisieren, dass das Verfahren nicht so knochenschonend ist wie gedacht. Der zu<br />

ersetzende Knochen ist nur fünf bis sechs Millimeter dünn. Die Implantate sind aber dicker, also muss<br />

man am Hüftkopf Knochen wegfräsen, um die Kappe aufzusetzen. Außerdem wird Knochen an der<br />

Hüftpfanne weggenommen, damit der Kopf hinein passt. Beim Entfernen des Knochens werden oft<br />

Blutgefäße verletzt, der Knochen stirbt ab. Daher kommt es nach dem Einsatz von Kappenprothesen<br />

häufiger zu Oberschenkelhalsbrüchen. Anhaltende starke Schmerzen <strong>und</strong> Knackgeräusche<br />

entstehen, wenn die Kappenprothese zu groß ist. Dann passen Pfanne <strong>und</strong> Hüftkopf nicht richtig<br />

zusammen, die Kappe kann verrutschen, eventuell bricht sogar der Hüftkopf unter der Prothese. Eine<br />

weitere Operation <strong>und</strong> der Einsatz einer normalen Vollprothese müssen dann Abhilfe schaffen.<br />

Meine neue <strong>Hüfte</strong><br />

Ab einem Alter von 65 Jahren leiden etwa fünf Prozent der Bevölkerung in Deutschland an einer<br />

Arthrose des Hüftgelenkes. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 200.000 <strong>Hüftprothese</strong>n<br />

eingesetzt. Hüftoperationen gehören heute zu den chirurgischen Eingriffen mit der höchsten<br />

Erfolgsquote. Der Gr<strong>und</strong> für den Einsatz einer <strong>Hüftprothese</strong> ist der Verschleiß des Gelenkknorpels im<br />

Bereich der <strong>Hüfte</strong>. Zudem begünstigen Gelenkfehlstellungen <strong>und</strong> Übergewicht die Entstehung des<br />

Gelenkverschleißes. Die Beschwerden manifestieren sich zumeist zwischen dem 50. <strong>und</strong> 70.<br />

Lebensjahr. Die Betroffenen klagen in der Regel über Schmerzen im Bereich der Leiste mit<br />

Ausstrahlung in Gesäß oder Beine, die sich vor allem zu Beginn einer Bewegung <strong>und</strong> unter Belastung<br />

zeigen. Die schmerzhafte Bewegungseinschränkung reduziert die Mobilität der Betroffenen <strong>und</strong><br />

schränkt damit die Lebensqualität stark ein.<br />

Die Diagnose erfolgt anhand der Krankengeschichte sowie einer körperlichen Untersuchung. Wichtige<br />

Informationen liefert eine Röntgenaufnahme des betroffenen Gelenkes. Dank der modernen<br />

technischen Entwicklungen stehen heute verschiedene Prothesenmodelle zur Verfügung. Der<br />

Klassiker ist die sogenannte Langschaft-Prothese: Sie besteht aus einer künstlichen Hüftpfanne <strong>und</strong><br />

einem künstlichen Hüftkopf mit einem mindestens 15 Zentimeter langen Prothesenschaft. Um Hirn<br />

<strong>und</strong> Kreislauf zu schonen, ist es möglich, die Operation im wachen Zustand des Patienten<br />

durchzuführen. Zur Betäubung bekommt der Patient eine Rückenmarkspritze. Um die hämmernden<br />

<strong>und</strong> sägenden Geräusche zu dämpfen, hört er während der OP über einen Kopfhörer Musik. Zwei<br />

weitere Tage werden in der Regel mit den Gehwagen bereits eine längere Strecke zurückgelegt. Der<br />

Physiotherapeut hilft, Balance zu halten. Für den Heilungsprozess ist eine frühzeitige Mobilisation sehr<br />

wichtig, Kraft <strong>und</strong> Ausdauer müssen beizeiten trainiert werden. Nach r<strong>und</strong> drei Wochen absolvieren<br />

die Patienten während der Rehabilitation weitere Übungseinheiten. Treppensteigen <strong>und</strong> das Laufen<br />

mit Krücken stehen auf dem Programm. So sollen die Patienten lernen, ihren Alltag zu Hause allein zu<br />

bewältigen. Bereits sechs bis acht Wochen nach der Operation können die Patienten in der Regel<br />

wieder fast ganz ohne Krücken laufen<br />

Seite 3 von 15


In einer dreiteiligen Serie begleitet Visite eine Patientin bei ihren Arztbesuchen, der Operation <strong>und</strong> der<br />

anschließenden Rehabilitation.<br />

Schmerzen an der <strong>Hüfte</strong><br />

Sendung im RBB am 6.10.2010<br />

Infotext: Beate Wagner<br />

Wenn die <strong>Hüfte</strong> schmerzt, denken viele an Arthrose <strong>und</strong> sie beschleicht die Angst vor einem<br />

künstlichen Hüftgelenk. Aber es muss nicht immer die übliche Abnutzungserscheinung<br />

dahinter stecken. Und es kommen auch andere, sanftere Therapien als der Einsatz eines neuen<br />

Gelenks in Frage, zum Beispiel die Arthroskopie an der <strong>Hüfte</strong> oder auch einfache<br />

Krankengymnastik.<br />

Sie rauben den letzten Nerv, strahlen in das Bein oder den Rücken aus <strong>und</strong> bringen Betroffene um<br />

den Schlaf: Hüftschmerzen können viele Ursachen haben, auch außerhalb des Hüftgelenks:<br />

Erkrankungen im Bereich der Lendenwirbelsäule oder am Kreuzdarmbeingelenk, Brüche, Tumoren,<br />

Minderdurchblutung des Hüftkopfes (Hüftkopfnekrose), eine Schleimbeutelentzündung oder ein<br />

Bandscheibenvorfall. Wenn die Motorik, Sensitivität <strong>und</strong> die Reflexe während der Untersuchungen<br />

jedoch intakt sind, ist sich der Experte oft schon sicher: Das Hüftgelenk ist in Ordnung. Doch erst nach<br />

Testinjektionen, Röntgenaufnahmen <strong>und</strong> der Computertomographie wird er die Schmerzen eindeutig<br />

zuordnen können.<br />

In vielen Fällen stellt der Spezialist aber doch auch die Diagnose Coxarthrose. Der Gelenkverschleiß<br />

tritt vor allem im Alter gehäuft auf. Ab 65 Jahre leiden etwa zwei Prozent der Bevölkerung an der<br />

Arthrose des Hüftgelenks.<br />

Spezialisten unterscheiden drei Stadien:<br />

Im ersten Stadium kann es zu stechenden Schmerzen kommen, wenn der Betroffene schwere Lasten<br />

hebt oder Treppen steigt. Die Ursache: Der Knorpel im Gelenk ist leicht angegriffen. Entzündungen<br />

sind die Folge. Betroffene sollten das Gelenk entlasten, das verzögert den Verschleißprozess.<br />

Empfehlenswert sind gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen <strong>und</strong> Radfahren. Außerdem sollten<br />

Betroffene ihr Gewicht reduzieren. Medikamente <strong>und</strong> Spritzen können Entzündungen <strong>und</strong> Schmerzen<br />

hemmen <strong>und</strong> lindern, den Verschleiß aber können auch sie nicht aufhalten.<br />

Ähnliches gilt für alternative Verfahren wie Akupunktur <strong>und</strong> Osteopathie.<br />

Betroffene, die unter der Hüftarthrose im zweiten Stadium leiden, haben oft schon Schmerzen, wenn<br />

sie nach dem Sitzen einige Schritte gehen. Experten nennen das den so genannten Anlaufschmerz.<br />

Die Ursache: Der Knorpel zwischen Pfanne <strong>und</strong> Gelenkkopf ist schon deutlich abgebaut <strong>und</strong><br />

geschädigt, die Knochen verdichten sich zunehmend.<br />

Wer bereits starke Schmerzen hat, wenn er nur wenige h<strong>und</strong>ert Meter gelaufen ist, sollte sich<br />

operieren lassen. Entscheidend dafür ist, dass auch auf dem Röntgenbild klare Zeichen einer Arthrose<br />

zu sehen sind. Nur dann ist der Eingriff nicht nur lukrativ für die Klinik, sondern auch sinnvoll.<br />

Im dritten Stadium haben die Patienten auch in Ruhe starke Schmerzen. Die Knochen im Hüftgelenk<br />

reiben direkt aufeinander <strong>und</strong> sind stark deformiert. Das Gelenk versteift zunehmend. Ohne Operation<br />

wird das Leben für viele Betroffene oft zur Qual.<br />

Hüft-Arthroskopie bringt Klarheit<br />

Nicht selten irren Patienten mit Hüftbeschwerden jahrelang von Arzt zu Arzt, bringen Blut- <strong>und</strong><br />

Röntgenuntersuchungen hinter sich – <strong>und</strong> bekommen manchmal sogar die Fehldiagnose einer<br />

psychischen Störung. Um das zu verhindern, sollten Betroffene mit jahrelangen Schmerzen in der<br />

<strong>Hüfte</strong> <strong>und</strong> der Leiste ihr Gelenk in einer Hüft-Arthroskopie untersuchen lassen.<br />

Die Gelenkspiegelung wird bei verschiedenen Indikationen eingesetzt, z.B. bei bestimmten<br />

Fehlstellungen der <strong>Hüfte</strong>.<br />

Bei der Spiegelung entfernen Chirurgen entzündetes Gewebe am Gelenkknorpel <strong>und</strong> nehmen<br />

Korrekturen vor. Wichtig: Bei einer fortgeschrittenen Arthrose hilft die Arthroskopie nicht weiter.<br />

Da der Zugang zum Gelenk – anders als beim Knie – besonders eng ist, erfordert der Eingriff viel<br />

Geschick <strong>und</strong> Übung. Die Schlüssellochchirurgie an der <strong>Hüfte</strong> wird seit r<strong>und</strong> zehn Jahren erprobt,<br />

Routine aber ist sie erst seit zwei bis drei Jahren. Die Chirurgen oder Orthopäden operieren meist<br />

zwei bis drei St<strong>und</strong>en, währenddessen sie zerstörtes Gewebe absaugen <strong>und</strong> entfernen. Die größte<br />

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Gefahr dabei ist, dass zuviel umliegendes ges<strong>und</strong>es Gewebe zerstört wird. Der Patient bleibt nach<br />

dem Eingriff etwa vier bis fünf Tage in der Klinik <strong>und</strong> wird anschließend noch einige Wochen ambulant<br />

physiotherapeutisch intensiv nachbehandelt.<br />

Die Qual der Wahl<br />

Jedes Jahr erhalten in Deutschland etwa 200.000 Menschen ein künstliches Hüftgelenk.<br />

Hüftoperationen gehören heute zu den chirurgischen Eingriffen mit den höchsten Erfolgsquoten. In der<br />

Regel hält eine Prothese 12 bis 15 Jahre, oftmals aber auch länger.<br />

Indiziert ist ein neues Gelenk, wenn ein starker Bewegungs- oder Ruheschmerz besteht. Dann sollte<br />

man nicht zu lange warten, denn die "Schonhaltung" beeinträchtigt die Funktion der Muskeln <strong>und</strong><br />

Bänder <strong>und</strong> das kann die postoperative Rehabilitation erschweren. Wer einen entsprechenden Eingriff<br />

vor sich hat, sollte sich an orthopädischen Fachkliniken informieren. Sie bieten meist eine große<br />

Auswahl verschiedener Prothesen <strong>und</strong> Operationsverfahren an. Es gibt nicht das einzig wahre<br />

Hüftgelenk, alle haben Vor- <strong>und</strong> Nachteile. Neben dem Material (Keramik, Metall oder Kunststoff) ist<br />

auch entscheidend, ob der Patient noch weitere Erkrankungen hat <strong>und</strong> wie mobil er noch ist.<br />

Die Forschung der letzten Jahre hat die Materialien der Prothesen immer weiter verbessert. Spezielle<br />

Metalllegierungen wurden entwickelt <strong>und</strong> es werden moderne Kunststoffe, so genannte<br />

"hochvernetzte Polyethylene“ eingesetzt. Da manche Kunststoffe schneller verschleißen, sollte man<br />

nach dessen Qualität fragen.<br />

Jahrzehntelang war zudem Zement Standard, um die Prothese fest im Knochen zu verankern. Vorteil:<br />

Die Patienten konnten sofort nach dem Eingriff aufstehen. Da der Zement sich jedoch so fest mit der<br />

Prothese verbindet, kann das zu Problemen führen, wenn diese ersetzt werden muss. Alternativ<br />

kommt der spezial beschichtete Schaft zum Einsatz. Er verwächst nach einer Weile fest mit dem<br />

Knochen, so dass man auf den Zement verzichten kann. Allerdings kann der Patient das Bein erst<br />

nach drei bis acht Wochen voll belasten. Vor allem bei jüngeren Patienten, die im Laufe ihres Lebens<br />

wahrscheinlich noch eine zweite Prothese erhalten, eignet sich eher die zementfreie Variante. Die<br />

Prothese muss außerdem der individuellen Anatomie angepasst sein.<br />

Entscheidend für den Erfolg des Hüftgelenkersatzes ist nicht zuletzt auch, wer den Eingriff durchführt.<br />

Es muss nicht immer der Chefarzt sein, doch der Operateur sollte Erfahrung haben. Die Kliniken<br />

führen Statistiken über die Operationszahlen, die Eingriffe der einzelnen Chirurgen <strong>und</strong> über etwaige<br />

Komplikationen. Erk<strong>und</strong>igen Sie sich!<br />

Zuviele Hüft- <strong>und</strong> Knieprothesen<br />

Sendung im NDR am 20.9.2011<br />

Infotext: Sigrun Damas<br />

Zu viele Hüft- <strong>und</strong> Knieprothesen<br />

Experten gehen davon aus, dass jede fünfte <strong>Hüftprothese</strong>, die in Deutschland implantiert wird,<br />

überflüssig ist. Denn mit neuen Methoden lassen sich viele Gelenke erhalten.<br />

In keinem anderen Land der Welt werden - gemessen an der Bevölkerungszahl - so viele Prothesen<br />

eingebaut wie in Deutschland: r<strong>und</strong> 400.000 im Jahr, Tendenz steigend. Doch gleichzeitig nehmen die<br />

Komplikationsrate <strong>und</strong> die Zahl vorzeitiger Wechseloperationen zu - auch weil Prothesenträger heute<br />

jünger <strong>und</strong> aktiver sind<br />

Jedes Jahr müssen r<strong>und</strong> 35.000 Kunstgelenke ausgewechselt werden, weil sie nicht so lange halten,<br />

wie geplant. Viele Patienten sind zudem unzufrieden mit ihrem neuen Gelenk. Mittlerweile sind die<br />

medizinischen Fachgesellschaften alarmiert <strong>und</strong> wollen mehr Kontrolle: Experten gehen davon aus,<br />

dass jede fünfte <strong>Hüftprothese</strong>, die in Deutschland implantiert wird, überflüssig ist. Denn mit neuen<br />

Methoden ließen sich viele Gelenke erhalten.<br />

Schmerzen durch Gelenkverformungen<br />

Oft ist nicht Gelenkverschleiß (Arthrose) für Schmerzen <strong>und</strong> Bewegungseinschränkungen<br />

verantwortlich, sondern Knochenverdickungen an der Hüftpfanne oder am Hüftkopf. Bei bestimmten<br />

Bewegungen stören die Verdickungen <strong>und</strong> verursachen Schmerzen. Experten sprechen dabei von<br />

einem Nockenwellen- oder Cam-Impingement. Solche Gelenkverformungen sind oft schwer zu<br />

erkennen <strong>und</strong> werden deshalb häufig übersehen. Die Ärzte gehen dann fälschlich von einer Arthrose<br />

aus <strong>und</strong> empfehlen einen Gelenkersatz.<br />

Seite 5 von 15


Wo kann es zu Fehlformen kommen?<br />

Gibt es auch an der <strong>Hüfte</strong> Fehlformen wie am Knie? Moderatorin Vera Cordes im Interview mit Prof.<br />

Carsten Perka.<br />

Video starten (08:17 min)<br />

Dabei ließe sich die Verdickung - sofern der Verschleiß nicht zu weit fortgeschritten ist - in einer<br />

Operation entfernen. Und damit verschwinden auch die Schmerzen. Inzwischen ist dieser Eingriff<br />

sogar arthroskopisch möglich. Dabei schauen die Operateure mit einer kleinen Kamera direkt ins<br />

Hüftgelenk <strong>und</strong> fräsen dort die Knochenverdickung weg. Der Vorteil: Das Muskelgewebe an der <strong>Hüfte</strong><br />

wird bei dieser Technik kaum verletzt.<br />

Weichteile werden oft nicht untersucht<br />

Auch bei Schmerzen im Kniegelenk ist der künstliche Gelenkersatz nicht immer die richtige<br />

Entscheidung. Nicht selten wird ein seitlicher Knieschmerz fehlgedeutet. Häufig kommt dieser nicht<br />

vom Knie, sondern von der <strong>Hüfte</strong>. Außerdem werden oft bei der Diagnostik Weichteile wie Muskeln,<br />

Sehnen <strong>und</strong> Bänder nicht berücksichtigt. Eine Prothese ist aber nur sinnvoll, wenn eine Arthrose oder<br />

zerstörte Gelenkflächen die Ursache der Beschwerden sind. Bei allen anderen Ursachen bleiben die<br />

Schmerzen trotz Prothese bestehen. Nicht zuletzt können Knieschmerzen sogar psychisch bedingt<br />

sein - auch daran ändert eine Prothese nichts.<br />

Lukrative Operation für die Kliniken<br />

Ein anderes Problem sehen Experten in den wirtschaftlichen Interessen der Kliniken: Prothesen-<br />

Implantationen sind für die Krankenhäuser sehr lukrativ <strong>und</strong> lassen sich mit den Krankenkassen<br />

problemlos abrechnen. Nicht zuletzt deshalb richten immer mehr Kliniken Abteilungen <strong>und</strong> Zentren für<br />

Endoprothetik ein, obwohl der Bedarf in Deutschland eigentlich längst gedeckt ist. Patienten sollten<br />

misstrauisch werden <strong>und</strong> eine zweite Meinung einholen, wenn der Arzt nur auf die Bilder schaut <strong>und</strong><br />

schnell die Diagnose stellt. Die persönliche Untersuchung <strong>und</strong> das Gespräch sind wichtig, auch bei<br />

der Zweitmeinung.<br />

In jedem Fall sollte bei Gelenkbeschwerden auch eine konservative Behandlung versucht werden,<br />

insbesondere bei Knieproblemen. Mit Muskeltraining, manueller Therapie, Koordinationsübungen <strong>und</strong><br />

Kontrolle des Gangbildes kann eine Operation hinausgezögert oder sogar überflüssig werden.<br />

WEITERE INFORMATIONEN<br />

Chat-Protokoll: Zu viele Prothesen<br />

Prof. Carsten Perka von der Charité in Berlin hat ihre Fragen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum<br />

Thema "Zu viele Hüft- <strong>und</strong> Knieprothesen" zum Nachlesen.mehr<br />

Neue Therapien für <strong>Hüfte</strong> <strong>und</strong> Knie<br />

Sendung im MDR am 13.10.2011<br />

Seite 6 von 15


Zu früh, unbedacht <strong>und</strong> vielmals sogar unnötig, sollen in Deutschland künstliche Gelenke<br />

eingesetzt werden. Vor allem bei <strong>Hüfte</strong> <strong>und</strong> Knie sind die Operationszahlen auf ein<br />

Spitzenniveau gestiegen. Patienten könnten sich nicht mehr sicher sein, ob sie wegen<br />

medizinischer Notwendigkeit oder wirtschaftlicher Interessen auf dem OP-Tisch landen,<br />

argwöhnen Experten.<br />

Im europäischen Vergleich ist Deutschland Meister im Einsetzen von künstlichen Gelenken. Im Schnitt<br />

wird alle 2,5 Minuten eine neue <strong>Hüfte</strong> eingebaut. Das entspricht etwa 200.000 Eingriffen pro Jahr.<br />

Auch bei Knieprothesen ist ein enormer Zuwachs zu verzeichnen: 175.000 Stück wurden allein im<br />

Jahr 2009 implantiert. Das entspricht einem Anstieg von 43 Prozent. Dazu kommt, dass drei von 100<br />

<strong>Hüfte</strong>n <strong>und</strong> sechs von 100 Knien innerhalb von drei Jahren noch einmal operiert werden müssen.<br />

Über die Gründe für diese Entwicklung gibt es nur Mutmaßungen. Von wirtschaftlichen Interessen der<br />

Kliniken ist hier die Rede. Es heißt aber auch, der Griff zur Prothese erfolge vielmals vorschnell, ohne<br />

andere bewährte Behandlungsverfahren in den Blick gefasst zu haben. Aber nicht nur die Ärzte,<br />

sondern auch die Patienten tragen zu dieser Entwicklung bei. Altersgemäße Einschränkungen durch<br />

Arthrose werden heutzutage viel weniger hingenommen.<br />

Gute Ärzte, schlechte Ärzte?<br />

Ein weiteres Problem: Die Arbeitsleistung der Operateure ist sehr unterschiedlich. Das hat eine Studie<br />

des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) gezeigt. Dafür wertete das Institut die Daten von<br />

mehr als 170.000 AOK-Patienten <strong>und</strong> 922 Kliniken aus. Der feine Unterschied liegt demnach in der<br />

Qualität des Eingriffs <strong>und</strong> der Häufigkeit von Komplikationen. Bei den besten Kliniken mussten sich<br />

nur halb so viele Patienten einer erneuten Operation unterziehen wie bei den schlechtesten. Deshalb<br />

ist es vor einer geplanten Hüftoperation wichtig, sich Zeit für die Auswahl von Klinik <strong>und</strong> Operateur zu<br />

nehmen. Ein Aspekt dabei ist, einen Arzt auszuwählen, der den Eingriff schon möglichst viele Male<br />

vorgenommen hat. Die Zahl der bereits durchgeführten Operationen lässt sich aus den sogenannten<br />

Qualitätsberichten der Kliniken <strong>und</strong> natürlich auch von den Medizinern selbst erfahren.<br />

Qualitative Unterschiede bei Implantaten<br />

Vor zwei Jahren bekam Thomas L. ein künstliches Hüftgelenk. Zehn bis fünfzehn Jahre sollte es nach<br />

Auskunft der Ärzte halten. Doch als er im Sommerurlaub an der Ostsee nach einer Radtour mit der<br />

Familie noch einmal zum Strand ging, passierte es: "Bin aus dem Nichts zusammengebrochen. Ich<br />

habe erst gedacht, dass die <strong>Hüfte</strong> ausgekugelt ist. Wollte dann aufstehen. Es ging nicht. Es tat sehr<br />

weh, so dass ich liegen geblieben bin <strong>und</strong> meine Frau den Rettungswagen gerufen hat."<br />

Die Qualität von sogenannten Endoprothesen wird inzwischen erfasst.<br />

Was war passiert? Das zwei Jahre junge Hüftgelenk war gebrochen - offenbar aufgr<strong>und</strong> eines<br />

Materialfehlers. Thomas L. musste erneut operiert werden. Diesmal wurde es ein recht komplizierter<br />

Eingriff: "Man muss ja erstmal den gebrochenen Schaft aus dem Oberschenkel herausbekommen.<br />

Das ist von der OP aufwendiger <strong>und</strong> der zweite Schaft ist automatisch länger geworden dadurch."<br />

Nach dieser leidvollen Prozedur will er jetzt den Hersteller der gebrochenen Prothese auf<br />

Schmerzensgeld verklagen.<br />

Transparenz durch das Deutsche Endoprothesenregister<br />

Damit Fälle wie der von Thomas L. künftig vermieden werden, richten Mediziner <strong>und</strong> Kassen seit 2011<br />

eine öffentlich zugängliche Datenbank ein, die Transparenz beim Einsatz künstlicher Gelenke bringen<br />

soll: das Deutsche Endoprothesenregister.<br />

Prof. Dr. Klaus-Peter Günther leitet die Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Orthopädie am Universitätsklinikum<br />

Dresden <strong>und</strong> ist Mitbegründer des Registers. Er will, dass Ärzte <strong>und</strong> Patienten davon profitieren: "Ziel<br />

muss es zum einen sein, eine Datenbasis zu schaffen, mit der Experten umgehen können, mit der wir<br />

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mit hoher Sicherheit sagen können, wo die Versagensgründe liegen <strong>und</strong> wo wir etwas verbessern<br />

können. Zum anderen aber auch die Daten in einer Weise zu präsentieren, dass es jeder Patient<br />

verstehen kann."<br />

Noch gibt es von dem Endoprothesenregister keine Internetseite. Aber Hüft- <strong>und</strong><br />

Kniegelenksoperationen werden bereits von nun ab b<strong>und</strong>esweit erfasst <strong>und</strong> die Daten für die neue<br />

Internetplattform aufbereitet. Professor Günter geht davon aus, dass etwa im Jahre 2013 für die<br />

Öffentlichkeit gut präsentierbare Daten existieren werden. Dann können sich Patienten vor einer<br />

Operation informieren, welche Prothesen sich als zuverlässig erwiesen haben <strong>und</strong> welche Kliniken<br />

über große Erfahrung verfügen.<br />

Arthrose <strong>und</strong> Gicht<br />

Sie schleicht sich heimlich ein <strong>und</strong> wird über die Jahre immer schlimmer. Erst machen sich die steifen,<br />

"eingerosteten" Gelenke am Morgen bemerkbar. Dann kommen Schmerzen bei Bewegung dazu <strong>und</strong><br />

schließlich auch in Ruhelage.<br />

Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung.<br />

Arthrose ist die häufigste aller Gelenkerkrankungen. In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Frauen<br />

<strong>und</strong> Männer daran. Meist sind Hände, Knie <strong>und</strong> <strong>Hüfte</strong>n betroffen. Nach Angaben von<br />

Selbsthilfegruppen finden sich bei über 80 Prozent aller 70-Jährigen derartige Gelenkveränderungen.<br />

Doch warum kommt es zum Verschleiß des Gelenkknorpels? Es gibt zwei Formen der Arthrose. Bei<br />

der primären Variante entsteht der Gelenkverschleiß durch normale Alterungsprozesse. Die<br />

sek<strong>und</strong>äre Arthrose ist eine Folge von Verletzungen, Fehlstellungen, Infektionen usw. Eine<br />

Überbelastung durch zu viel Körpergewicht löst höchstwahrscheinlich keine Arthrose aus. Allerdings<br />

kann der zusätzliche Ballast die Beschwerden verstärken, wenn eine Arthrose aus anderen Gründen<br />

entstanden ist.<br />

Gicht als Gelenkkiller<br />

Im Volksm<strong>und</strong> galt Gicht lange Zeit als ein Zipperlein der wohlgenährten Reichen. Längst ist klar, es<br />

handelt sich um eine ernst zu nehmende Stoffwechselerkrankung. Meist hat sie erbliche Ursachen.<br />

Die genetische Veranlagung führt dazu, dass der Körper zu wenig Harnsäure ausscheidet oder wenn<br />

er, was selten ist, zu viel Harnsäure bildet. Wie schwerwiegend Gichtanfälle sein können, zeigt<br />

eindrucksvoll der Fall von Detlef W.. Fast 20 Jahre schon kämpft der 54-Jährige mit der Erkrankung.<br />

Zeitweise haben seine Gelenke so geschmerzt, dass er in den Rollstuhl gezwungen wurde: "Ich war<br />

bewegungsunfähig, absolut eingeschränkt in allen Sachen, im Haushalt, beim Toilettengang, es war<br />

schwer, damit umzugehen."<br />

Bei Gicht sollte auf Fleisch <strong>und</strong> andere Speisen verzichtet werden.<br />

Bei Detlef W. haben geschädigte Nieren die Gicht ausgelöst. Sie können die Harnsäure, die über die<br />

Nahrung in den Körper gelangt, nicht ausscheiden. Dr. Anne-Kathrin Tausche, Gichtspezialistin an der<br />

Uniklinik Dresden, erklärt, wie sich die Krankheit entwickelt: "Es entstehen Kristalle, wenn der<br />

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Harnsäurespiegel im Körper zu hoch wird. Lagern sie sich massenhaft in den Gelenken ein, führt dies<br />

zu akuten Schmerzen, zu einem Gichtanfall." Der Fall Detlef W. ist für Dr. Tausche eine große<br />

Herausforderung. Trotz langjähriger Therapie sind die Gichtknoten an seinen Gelenken immer noch<br />

da: "Die Ablagerungen lösen Entzündungen aus <strong>und</strong> das an verschiedenen Stellen in der Haut, in den<br />

Gelenken, so dass er bettlägerig war."<br />

Helfen kann man Gichtpatienten wie ihm nur mit einer Senkung des Harnsäurespiegels im Blut. Das<br />

erfolgt medikamentös <strong>und</strong> mit Ernährungsumstellung. Doch ein kleiner Erfolg ist auch bei Detlef W.<br />

messbar: Im Ultraschall sieht die Ärztin, dass die Gichtknoten bei ihm durch die Einnahme<br />

harnsäuresenkender Mittel schon viel kleiner geworden sind. Heute kann er wenigstens wieder laufen<br />

<strong>und</strong> sein Leben selbstständig bestreiten. Damit wenigstens dieser Zustand aufrechterhalten werden<br />

kann, sind eine lebenslange Therapie <strong>und</strong> eine Ernährungsumstellung notwendig. Ganz verschwinden<br />

werden die Schmerzen wahrscheinlich aber nicht mehr.<br />

Nicht alles darf gegessen werden<br />

Bei Gicht sollten purinhaltige Lebensmittel vermieden werden. Purine sind jene Stoffe, aus denen der<br />

Körper Harnsäure herstellt. Sie sind vor allem enthalten in:<br />

• Sprotten<br />

• Innereien<br />

• Ölsardinen<br />

• Forelle<br />

• Schweinefleisch<br />

• Gänsefleisch<br />

• Schinken<br />

• Hülsenfrüchte, gekocht<br />

• Rindfleisch<br />

OP-Methoden unter der Lupe<br />

In der <strong>Hüfte</strong> arbeiten viele Strukturen reibungslos zusammen: Hüftkopf <strong>und</strong> Pfanne bilden das<br />

Kugelgelenk. Sie werden durch Faser-Gewebe eingekapselt <strong>und</strong> stabilisiert. Kräftige Muskeln darüber<br />

bewegen das Gelenk. Über allem befindet sich zudem noch eine Deckschicht aus Bindegewebe.<br />

Dr. Torsten Prietzel<br />

Durch diese Strukturen muss der Operateur hindurch, wenn er eine <strong>Hüfte</strong> ersetzen will. Dafür gibt es<br />

drei Operationsmethoden, die gr<strong>und</strong>sätzlich verschieden sind. Dr. Torsten Prietzel von der Klinik <strong>und</strong><br />

Poliklinik für Orthopädie Leipzig hat mehr als 1.000 Hüftgelenke operiert. Bei jeder Operation hat er<br />

das Ziel, dass seinen Patienten beim Gehen nichts schmerzt <strong>und</strong> dass die künstliche <strong>Hüfte</strong> möglichst<br />

so funktioniert wie ein ges<strong>und</strong>es Gelenk. Er hat die drei Methoden kommentiert:<br />

Bei einer klassischen Hüft-OP wird die Gelenkapsel meist komplett entfernt.<br />

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Klassische OP<br />

Bei dieser Technik durchtrennt der Operateur Haut <strong>und</strong> Bindegewebe <strong>und</strong> teilweise auch die Muskeln.<br />

Die Kapsel wird meist komplett entfernt. Dann werden Hüftkopf <strong>und</strong> Pfanne ersetzt. Der künstliche<br />

Schaft wird genau eingepasst <strong>und</strong> sein Gegenstück im Beckenknochen verankert. R<strong>und</strong> um das<br />

Gelenk wächst mit der Zeit dann allmählich Narbengewebe nach. Dr. Torsten Prietzel schildert das<br />

Problem bei dieser Technik: "In den ersten drei bis vier Monaten nach der OP besteht eine mehr oder<br />

weniger ausgeprägte Instabilität durch die fehlende Gelenkkapsel. Die kann zur Ausrenkung des<br />

künstlichen Hüftgelenks führen, was in circa zwei bis vier Prozent der Fälle zu beobachten ist."<br />

Minder invasive OP<br />

Diese Methode soll das Kunstgelenk stabiler machen. Im Unterschied zur konventionellen<br />

Herangehensweise wird hierbei die Gelenkkapsel geschont. Sie wird aufgeklappt <strong>und</strong> nach dem<br />

Einsetzen des Kunstgelenks wieder vernäht. Diese Technik wenden die Leipziger Orthopäden mit<br />

gutem Erfolg an, so Dr. Torsten Prietzel: "Wir haben vor neun Jahren damit begonnen, die<br />

Gelenkkapsel nicht mehr auszuschneiden, sondern sie zu erhalten. Wir haben inzwischen H<strong>und</strong>erte<br />

Patienten so operiert <strong>und</strong> Daten, die nun vorliegen, zeigen, dass wir die Zahl der Hüftgelenk-<br />

Ausrenkungen auf ein Achtel bis ein Neuntel der Fälle reduzieren konnten, die bei herkömmlichen<br />

Verfahren auftreten."<br />

Bei minder invasiven Operationen wird die Gelenkkapsel geschont<br />

Minimal invasive OP<br />

Bei dieser OP-Methode suchen sich die Operateure oft von der Leiste einen Zugang zum Hüftgelenk.<br />

Ein kleiner Schnitt reicht dabei aus. "Der wesentliche Unterschied zur klassischen Methode besteht<br />

darin, die Muskeln nicht abzulösen, sondern schonend zur Seite zu schieben. So bleiben die<br />

entscheidenden Anteile unversehrt. Dadurch soll eine bessere Hüftgelenksfunktion erreicht <strong>und</strong> das<br />

Hinken nach der Operation vermieden werden", so die Erfahrung von Dr. Torsten Prietzel. Die<br />

Gelenkkapsel wird komplett entfernt. Weil die OP-Öffnung so klein ist, werden überwiegend spezielle<br />

Endoprothesen benutzt. Sie sind kleiner als die herkömmlich verwendeten Kunstgelenke.<br />

Künstliche Hüftgelenke<br />

Arthroskopie des Knies<br />

Die Arthroskopie oder Gelenkspiegelung ist ein Standardverfahren in der Gelenkchirurgie <strong>und</strong> wird<br />

circa seit 1980 durchgeführt. Besonders bei Knieproblemen ist sie eine wertvolle Diagnose- <strong>und</strong><br />

Behandlungsmethode. Zunächst wird dazu das Gelenk mit einer Flüssigkeit "gefüllt". Über einen<br />

Hautschnitt wird das Arthroskop in das Knie eingeführt. Mit der Minikamera kann der Arzt nun z. B. die<br />

Gelenkflächen des Oberschenkels, Unterschenkels, der Kniescheibe sowie die Kreuzbänder <strong>und</strong> die<br />

Menisken betrachten. Über einen feinen Kanal kann der Arzt über das Arthroskop weitere Instrumente<br />

in das Knie einführen. So können zum Beispiel Verletzungen behandelt oder zerfetztes<br />

Knorpelgewebe abtragen werden.<br />

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Zementiert oder zementfrei?<br />

Patienten, bei denen ein Gelenkersatz ansteht, fragen sich häufig, worin eigentlich der Unterschied<br />

zwischen einer zementierten <strong>und</strong> einer zementfreien Endoprothese besteht? Beim erstgenannten<br />

Verfahren wird ein Knochenzement aus einem schnell härtendes Kunststoffgemisch zur Verankerung<br />

von Knie- oder Hüftgelenken benutzt. Die Methode hat den Vorteil, dass die Endoprothesen sofort<br />

stabil <strong>und</strong> fest sitzen. Lange Liegezeiten oder Gehbehinderungen lassen sich so vermeiden. Gerade<br />

für ältere Leute ist das oft ein wichtiger Vorteil.<br />

Bei der zementfreien Verankerung wird das Kunstgelenk in die Knochen fest hineingesteckt. Die<br />

Oberfläche ist so beschaffen, dass die Komponenten in den Knochen einheilen <strong>und</strong> mit ihm<br />

verwachsen, was circa sechs Wochen dauert. Dieses Verfahren kommt häufig bei jungen Alten zur<br />

Anwendung. Bei ihnen muss das Gelenk nach spätestens 15 Jahren ausgetauscht werden. Ohne<br />

Zementkleber lässt es sich aber leichter wieder herauslösen. Eine dritte Methode, künstliche Gelenke<br />

zu befestigen, ist die sogenannte Hybridtechnik. Bei ihr werden beide Techniken kombiniert.<br />

Trotz Kunstgelenk: Ein Sachse auf dem Dach Afrikas<br />

Das Atmen in der dünnen Höhenluft fällt schwer. Jeder Schritt ist deshalb eine Qual. Mit 5.895 Metern<br />

ist der Kilimandscharo der höchste Berg Afrikas. Und doch macht sich ein Mann aus Sachsen auf den<br />

Weg nach oben. Er will sich einen Lebenstraum erfüllen: den Kilimandscharo bezwingen. Ob der<br />

Leipziger das schafft, ist für ihn <strong>und</strong> seine Ärzte nicht klar. Denn Joachim Drechsler will das mit zwei<br />

künstlichen Hüftgelenken schaffen. Zwar kann er wieder wie früher laufen <strong>und</strong> Rad fahren. Der 68jährige<br />

Extremwanderer will aber seinen Traum nicht aufgeben <strong>und</strong> einmal im Leben den Gipfel des<br />

Kilimandscharo besteigen. Für seinen behandelnden Arzt ein gewagtes Experiment. Ein Jahr liegt<br />

zwischen der letzten Hüft-OP <strong>und</strong> dem großen Abenteuer.<br />

Joachim Drechslers Ziel: der Kilimandscharo<br />

Jeden Tag eintausend Meter höher<br />

Im September 2011 ist es dann soweit. "Pole, Pole" rufen die afrikanischen Begleiter immer wieder,<br />

"langsam gehen!" Der Körper braucht Zeit, um sich an die Höhe zu gewöhnen. Jeden Tag steigt die<br />

Gruppe weitere eintausend Meter höher. Das zehrt bei allen an den Kräften. Die Anstrengung ist zu<br />

spüren, doch Drechsler ist optimistisch: "Man ringt nach Luft. Aber mit den <strong>Hüfte</strong>n, mit dem Steigen ist<br />

alles im grünen Bereich. Ich bin über mich selbst erstaunt <strong>und</strong> gehe davon aus, dass es klappt, was<br />

ich mir vorgenommen habe."<br />

"Zwee Döbbe Kaffee reingehaun"<br />

Mit jeder Etappe wird die Luft dünner. Die letzte, extreme Etappe beginnt in der Nacht: 1.500 Meter<br />

geht es steil bergauf. Doch Joachim Drechsler hat ein eigenes, typisch sächsisches Rezept, es auf<br />

den Gipfel zu schaffen: "Zwee Döbbe Kaffee reingehaun <strong>und</strong> dann geht das schon!" In der Nacht<br />

herrschen gerade einmal minus 15 Grad Celsius. Der schwerste Teil der Reise beginnt. Doch als dann<br />

über dem Berggipfel die Sonne aufgeht, sind die erschöpften Männer von der Schönheit der Natur<br />

überwältigt. Auch Männer dürfen weinen, vor allem vor Glück. Und oben auf 5.895 Metern geht für<br />

Joachim Drechsler ein Traum in Erfüllung – mit 68 Jahren – <strong>und</strong> zwei künstlichen <strong>Hüfte</strong>n!<br />

Bewegung – Jungbrunnen für die Gelenke<br />

Der Tipp vom "Hauptsache-ges<strong>und</strong>"-Sportexperten Jürgen Reif<br />

Um die Gelenkfunktionen zu erhalten, sollten die Gelenke trotz Schädigungen so gut wie möglich<br />

bewegt werden. Ideal ist ein spezielles Training im Schwimmbad. Die Schwerelosigkeit ermöglicht<br />

eine ganz neue Beweglichkeit. Reicht das Wasser zum Beispiel bis zum Hals, müssen Muskeln <strong>und</strong><br />

Knochen nur noch ein Zehntel des Körpergewichtes tragen. Die richtige Trainingstiefe ist von Ihrer<br />

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Körpergröße abhängig. Wenn Sie aufrecht stehen, sollte der Wasserstand in Taillenhöhe sein. Das<br />

sind ideale Bedingungen, um selbst schon geschädigte Knie <strong>und</strong> <strong>Hüfte</strong>n schmerzarm zu bewegen.<br />

Eine sogenannte Poolnudel hilft bei vielen Übungen im Wasser.<br />

Es sollten solche Übungen ausgewählt werden, die die Gelenke mobilisieren, aber nicht belasten.<br />

Dazu eignet sich als Hilfsmittel eine sogenannte Poolnudel. In den meisten Schwimmbädern kann<br />

man sie kostenlos beim Bademeister ausleihen. Die knapp zwei Meter lange, federleichte<br />

Kunststoffrolle gibt dem Körper ausreichend Auftrieb, um nicht unterzugehen. Beim Knie- <strong>und</strong><br />

Hüftgelenkstraining hat sich folgende Übung sehr bewährt:<br />

Nehmen Sie die Poolnudel hinter Ihren Rücken <strong>und</strong> legen sie beide Arme darüber. Ähnlich wie in<br />

einem Armlehnensessel können Sie sich jetzt auf die Schwimmhilfe legen <strong>und</strong> die Beine vom Boden<br />

abheben. Beginnen Sie nun die Bewegung des Fahrradfahrens unter Wasser durchzuführen. Der<br />

leichte Wasserwiderstand reicht aus, um Knie <strong>und</strong> <strong>Hüfte</strong> beweglich zu machen, Muskeln <strong>und</strong><br />

Koordination zu reaktivieren. Im brusttiefen Wasser eignet sich auch das Laufen (Aqua-Jogging), um<br />

die Muskulatur im Bereich der Knie <strong>und</strong> <strong>Hüfte</strong>n zu kräftigen.<br />

In dieser Wassertiefe bieten sich zudem sogenannte Abspreizübungen an. Dabei stehen Sie auf<br />

einem Bein <strong>und</strong> bewegen das andere immer wieder nach vorn, zur Seite <strong>und</strong> nach hinten. Dann<br />

wechseln Sie das Standbein <strong>und</strong> spreizen das andere ab. Das Wasser gibt genug Widerstand, um die<br />

Gelenke zu belasten, aber nicht zu überlasten. Für alle vorgestellten Übungen gilt: Sanfte<br />

Bewegungen mit vielen Wiederholungen.<br />

Protokoll zum Chat<br />

Anrufer 1:<br />

Ich leide im rechten Knie unter so starken Schmerzen, dass ich nur noch hinkend laufen kann. Im<br />

Fernsehen lief ein Beitrag, dass man in der Charite aus dem Knie Knorpel entnommen hat <strong>und</strong> im<br />

Labor aufgezüchtet hat <strong>und</strong> wieder eingesetzt hat. Leider komme ich in der Charite nicht weiter, keiner<br />

kann eine Auskunft geben. Haben Sie auch schon davon gehört <strong>und</strong> mir eine Telefonnummer<br />

nennen? Mein Orthopäde hat im rechten Bein ein Enchantrom festgestellt, können die Schmerzen<br />

damit zusammen hängen?<br />

Dr.Wojan:<br />

Für diese Knorpeltransplantation kommen nur ausgewählte Krankheitsbilder in Frage, z. B. wenn nur<br />

ein sehr kleiner Teil des Gelenkknorpels von starker Abnutzung betroffen ist.<br />

Anrufer 2:<br />

Vor 14 Tagen hatte ich eine Arthroskopie (Innnen- <strong>und</strong> Außenmeniskus geglättet; Kniescheibe<br />

ausgerichtet <strong>und</strong> kaputte Knorpel entfernt). Der Eingriff war bis jetzt erfolgreich. Ich wurde aber schon<br />

gefragt, ob ich eine Spritzenkur mit Hyaluronsäure möchte. Ist dies sinnvoll?<br />

Dr.Wojan:<br />

ich würde zunächst noch keine Spritzenkur durchführen <strong>und</strong> zunächst abwarten, ob die OP nicht<br />

bereits eine deutliche Beschwerdelinderung erbracht hat. Jede Injektion birgt auch die Gefahr der<br />

Entzündung <strong>und</strong> Infektion des Gelenkes, zudem ist die Wirkung von Hyaluronsäure nicht<br />

wissenschaftlich gesichert.<br />

Anrufer 3:<br />

Ich hätte folgende Frage: Was tun bei einer Zyste in der Kniekehle?<br />

Dr.Wojan:<br />

Die Zyste ist eine Folge der Überproduktion von Gelenkflüssigkeit , welche durch eine Gelenkreizung<br />

entstanden sein muß. Es sollte zunächst nach der Ursache der Funktionsstörung im Kniegelenk<br />

gesucht werden.<br />

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Anrufer 4:<br />

Diagnose Gonartrose, Knorpelschaden IV. Grades - bleibt da nun nur noch die Endoprothese übrig<br />

Dr.Wojan:<br />

Erfahrungsgemäß ist bei einem Knorpelschaden 4. Grades die Endoprothesenimplantation die<br />

Therapie der Wahl, allerdings kommt es natürlich auch auf die Beschwerdesymptomatik an, mitunter<br />

kann man mit Krankengymnastik, Entlastung sowie Medikamenten die OP noch lange hinauszögern.<br />

Anrufer 5:<br />

Wie groß ist die Gefahr von MRSA bei Hüft-OPs?<br />

Dr.Wojan:<br />

Die Gefahr einer Infektion bei einer Hüft- Totalendoprothese liegt international etwa bei 1-3%, leider ist<br />

in den letzten Jahren die Resistenz der Bakterien deutlich angestiegen <strong>und</strong> MRSA - Keime sind keine<br />

Seltenheit mehr.<br />

Anrufer 6:<br />

Ich bin erst 44 Jahre <strong>und</strong> habe Arthrose im Knie, mal abgesehen, dass es schmerzt belasten mich am<br />

meisten die sehr lauten "Knarckgeräuche". Ich mache seit 5 Jahren 1x die Woche Wassergymnastik.<br />

Was kann ich noch machen ? PS: Habe Untergewicht, Osteopenie, eine völlig verschleißte<br />

Wirbelsäule, Kaputte Wirbel auf Höhe L3-L4, Bandscheibenvorfall im HWS. Helfen eventuell die<br />

besagten "Knorpel"-Spritzen.<br />

Dr.Wojan:<br />

Injektionen mit Knorpelregenerierenden Substanzen sind umstritten <strong>und</strong> nicht wissenschaftlich<br />

bewiesen. Sie werden aus diesem Gr<strong>und</strong> auch nicht von der Krankenkasse übernommen, wegen der<br />

Infektionsgefahr bei jeder Injektion würde ich von den Spritzen eher abraten.<br />

Anrufer 7:<br />

Ich habe seit Juni 2o11 eine Schleimbeutelentzündung in der rechten Schulter. Medikamente haben<br />

bisher nur leichte Linderung gebracht. Ich habe die Auskunft erhalten, wenn die Tabletten <strong>und</strong> das<br />

Spray nicht helfen sollten, wäre dies nur durch Spritzen möglich. Ich habe im Juni eine Thrombose<br />

gehabt, nehme das Macumar (täglich 1,5 Tabletten) Quick zur Zeit bei 25. Um die Spritzen zu<br />

bekommen, müsste aber das Macumar abgesetzt werden <strong>und</strong> ich müsste mich dann während der<br />

Therapie selbst spritzen. Ist das tatsächlich so? Bei mir lässt sich der Quick immer sehr schwer<br />

einstellen, deshalb möchte ich die Tabletten nicht absetzen. Außerdem war es bereits meine 3.<br />

Thrombose wegen Protein-C-Mangel im Blut - erblich bedingt. Was kann ich noch gegen die<br />

Schmerzen tun?<br />

Dr.Wojan:<br />

Eine Injektionsbehandlung kann bei Falithrom / Markumar- Patienten in der Tat nur nach einer<br />

Umstellung des Medikamentes erfolgen. Ich würde zunächst eine Krankengymnastik mit Ultraschall<br />

<strong>und</strong> eine Kräftigung der Muskulatur durchführen. Die Beschwerden an der Schulter können<br />

erfahrungsgemäß Monate anhalten <strong>und</strong> sich dann bessern.<br />

Moderator:<br />

Ich empfehle Ihnen auch einen Blick auf unsere Internet-Seite. Da sind viele Infos der Sendung noch<br />

einmal aufbereitet.<br />

Anrufer 8:<br />

Ich hatte vor 3 Jahren einen Arbeitsunfall, bin gestürzt, dabei wurde das Knie <strong>und</strong> die Schulter verletzt.<br />

Es wurde bei beiden Gelenken auch operiert, der Unfall wurde nicht anerkannt, weil Arthrose<br />

vorhanden war.<br />

Dr.Wojan:<br />

Möglicherweise könnte das Unfallereignis als Teilursache der Ges<strong>und</strong>heitsstörung an den Gelenken<br />

anerkannt werden, ein Vorschaden wird aber immer mit berücksichtigt.<br />

Anrufer 9:<br />

Meine Großmutter leidet seit unzähligen Jahren an Athrose <strong>und</strong> hat diese jetzt auch im Knie. Das<br />

Problem sind die ständigen Schmerzen. Eine Knieoperation fürchtet sie, aber auch Hyaloronsäure-<br />

Injektionen möchte sie meiden. Gibt es weitere Alternativen?<br />

Dr.Wojan:<br />

In jedem Fall würde ich nach einer Untersuchung beim Arzt prüfen lassen, ob eine Krankengymnastik<br />

sinnvoll ist, um die Muskulatur zu stabilisieren oder ggf. eine Prothese, z.B. Schiene oder<br />

Unterarmstütze notwendig sind.<br />

Anrufer 10:<br />

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Habe nach 3 Wochen Krankengymnastik <strong>und</strong> Ultraschallbehandlung weiterhin schlimme Schmerzen<br />

im Knie (kann nicht richtig durchtreten <strong>und</strong> beim geraden Bein wahnsinnige Schmerzen). Der Chrirug<br />

hat im Röntgenbild einen deg. Meniskusschaden <strong>und</strong> mediale Gelenkspaltverschmälerung festgestellt.<br />

Komme ich hier um eine OP herum?<br />

Dr.Wojan:<br />

Einen Meniskusschaden sollte man möglichst mit einem MRT diagnostizieren, wenn er sich bestätigt,<br />

wäre eine Kniegelenksspieglung ggf. zu empfehlen.<br />

Anrufer 11:<br />

Ich bin 67 Jahre alt <strong>und</strong> habe eine Arthrose in der linken <strong>Hüfte</strong> <strong>und</strong> eine Hüftdysplasie. Ich kann<br />

st<strong>und</strong>enlang laufen, kann aber das Bein nicht mehr anwinkeln: Strümpfe an- oder ausziehen ist<br />

unmöglich. Das ist die größte Einschränkung: das Nichtanwinkeln können. Ich gehe schwimmen <strong>und</strong><br />

zu Trimedic. Soll ich mich operieren lassen?<br />

Dr.Wojan:<br />

Eine Kniebeugung bis zum rechten Winkel bringt in der Regel keine wesentliche Beeinträchtigung für<br />

die normalen Alltagsbewegungen mit sich, wesentlich weniger Beugung ist zwar problematisch, sollte<br />

jedoch für sich allein noch nicht zur OP zwingen. Erst, wenn Sie mit den Beschwerden insgesamt<br />

unzufrieden sind, sollten Sie eine Knie-Endoprothese in Erwägung ziehen.<br />

Anrufer 12:<br />

Ich habe sehr starke Schmerzen mit Artrose im Hüftgelenk beidseitig, es gibt zystoelle Aufhellungen<br />

am Becknenknochen.<br />

Dr.Wojan:<br />

Zysten im Bereich des Beckenknochens können abnutzungsbedingt sein oder Ausdruck einer<br />

Entzündung. Es sollten die Laborwerte kontrolliert werden <strong>und</strong> ggf. ein MRT gefertigt werden. Eine<br />

fortgeschrittene Arthrose sollte mit einer Endoprothese versorgt werden, da die Vergrößerung der<br />

Zysten eine problematischere Versorgung mit dem Implantat darstellen kann.<br />

Anrufer 13:<br />

Meine Knie-Endoprothese musste vorzeitig ersetzt werden durch eine achsgeführte Prothese mit<br />

extrem langen Ankern. Habe weiterhin große Schmerzen, vermutlich weil kein<br />

Kniescheibenrückflächenersatz gemacht wurde. Der Operateur hat Bedenken, dass die Kniescheibe<br />

brechen könnte. Gibt es hierzu Erfahrungen?<br />

Dr.Wojan:<br />

Der Kniescheibenrückflächenersatz ist nicht obligat bei der Implantation eines künstl. Kniegelenkes.<br />

Zumeist werden keine mehr verwendet. Sollten Ihre Beschwerden jedoch in diesem Bereich<br />

entstehen, könnte ein Rückflächenersatz implantiert werden, Voraussetzung ist allerdings eine<br />

ausreichende Dicke des Knochens.<br />

Anrufer 14:<br />

Nach 3 Kniespiegelungen, wo der Meniskus <strong>und</strong> die Kniescheibe wieder in Ordnung gebracht wurden,<br />

habe ich jetzt wieder Schmerzen <strong>und</strong> auch eine Schwellung des Knies. Bei jeden Schritt knackt es. ist<br />

vielleicht ein neues Knie am besten, wenn nichts anderes mehr hilft?<br />

Dr.Wojan:<br />

Eine Endoprothese sollte möglichst erst in allerletzter Instanz implantiert werden, wenn der<br />

überwiegende Teil der Gelenkfläche völlig aufgebraucht ist.<br />

Anrufer 15:<br />

Ich habe mich die letzten 4 Jahre phasenweise mit nächtlichen ziehenden Schmerzen im linken<br />

Oberschenkel herumgequält. Diese Schmerzen sind aber seit ca. 8 Monaten chronisch geworden.<br />

Jetzt war ich bei einem Orthopäden, welcher nach gründlicher Untersuchung eine Schleimbeutelentzündung<br />

der <strong>Hüfte</strong> (Bursitis trochanterica) festgestellt hat. Leider hat die verabreichte Spritze<br />

(eine große Spritze, sowie unmittelbar danach viele kleine "Stiche") bis jetzt noch keine Linderung<br />

gebracht. Ab heute werde ich mit der Einnahme von schmerzstillenden Tabletten beginnen. Was kann<br />

ich geziehlt tun, damit diese Entzündung wieder abheilt?<br />

Dr.Wojan:<br />

Es könnte eine Ultraschallbehandlung versucht werden, auch eine spezielle Krankengymnastik zur<br />

Muskelstabilisierung.<br />

Anrufer 16:<br />

Ich habe von meiner Ärztin bei Diagnose fortgeschrittener Hüftgelenksarthrose 2 Medikamente<br />

verschrieben bekommen. Diclophenac 100 =1x am Morgen <strong>und</strong> Omeprazol 20 mg am Abend. Und<br />

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das 10 Tage lang. Danach nur noch 1x Diclophenac 100mg pro Tag weitere 10 Tage lang. Von einer<br />

OP wurde nicht gesprochen? Ich bin 52 Jahre alt. Ist die Medikation OK?<br />

Dr.Wojan:<br />

Diclofenac ist ein Schmerzmittel, welches hilfreich ist bei Gelenkbeschwerden, Omeprazol ist ein<br />

Magenschutz dazu. Bei ausbleibender Beschwerdeminderung wäre zunächst Krankengymnastik die<br />

Therapie der Wahl oder eine zeitweise Entlastung des Gelenkes. Eine OP würde ich erst in letzter<br />

Instanz durchführen lassen.<br />

Anrufer 17:<br />

ich habe einen Riss im Knorpel der Kniescheibe. Das knie wird öfters dick <strong>und</strong> ich kann kaum noch<br />

laufen. Angeblich kann man da gar nichts machen. Stimmt das oder gibt es irgendetwas das hilft?<br />

Dr.Wojan:<br />

Ein Knorpelschaden an der Kniescheibenrückfläche könnte ggf durch eine Kniegelenksspiegelung<br />

geglättet werden, es existieren aber auch künstliche Kniegelenksrückflächen- Implantate, die für sich<br />

eingebracht werden könnten, ohne die eigentlichen Kniegelenkflächen zu versorgen.<br />

Anrufer 18:<br />

In der Sendung war auch die Rede von Schupenflechte, das diese auch von Kniebeschwerden<br />

kommen kann, wie kann ich mir das vorstellen <strong>und</strong> was hat das mit einander zu tun? Meine Mutter<br />

leidet seit einiger Zeit an Athrose <strong>und</strong> auch an Schupenflechte.<br />

Dr.Wojan:<br />

Die Psoriasis-Arthritis ist vermutlich über einen Autoimmun- Prozess zu erklären, Ihre Mutter sollte<br />

sich bei einem Rheumatologen vorstellen.<br />

Anrufer 19:<br />

Ich bin 2008 an meinem rechten Knie wegen Osteochondrosis dissecans operiert worden. Jetzt seit<br />

ein paar Wochen habe ich wieder Schmerzen. Ich bin 26 <strong>und</strong> war auch vorgestern wieder zum MRT<br />

<strong>und</strong> befürchte schon die Tage, beim Doktor wieder eine schlechte Nachricht zu hören. Gibt es sonst<br />

keine Alternativen bei Osteo?<br />

Dr.Wojan:<br />

Bei der OD gibt es mehrere Behandlungsverfahren, wenn bei Ihnen das Fragment wieder refixiert<br />

worden war, könnte es ggf. nicht angewachsen sein, so daß es entfernt werden sollte, wenn es aber<br />

entfernt worden war, könnte es eine beginnende Verschleißzeichnung im Gelenk sein.<br />

Anrufer 20:<br />

Bei mir wurde Hüftarthrose <strong>und</strong> Arthrose im ILS-Gelenk festgestellt. Der Gelenkspalt wäre fast zu,<br />

wurde mir gesagt. Was soll ich machen. Der Orthopäde zuckte nur mit den Schultern <strong>und</strong> sagt, da<br />

kann man nichts machen. Ist das so? Oder gibt es da noch eine Rettung für mich. Bin erst 53 aber<br />

habe viele Schmerzen, gehe kaum noch raus.<br />

Dr.Wojan:<br />

Bei einem Verlust des Gelenkspaltes am Hüftgelenk wäre eine Endoprothesenimplantation möglich,<br />

bei einem ILS (Iliosacralgelenk gemeint??) ist keine OP möglich.<br />

Anrufer 21:<br />

Was hält er bei Arthrose von einem Implantat eines Abstandshalters entweder Titan oder<br />

Kunststoffersatz ?<br />

Dr.Wojan:<br />

Ein Kunstgelenk besteht je nach Typ aus mehreren Komponenten, zumeist aus einer „Chirurgenstahl-<br />

Legierung“ (Chrom, Nickel, Cobalt) <strong>und</strong> Polyethylen als Inlay. Bei Metallallergie wird Titan verwendet,<br />

dies ist aber etwas weniger elastisch als Stahl.<br />

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