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Gut zu Fuß - Eveline Schedlberger

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<strong>Gut</strong> <strong>zu</strong> <strong>Fuß</strong><br />

Alles für die Füße<br />

Sendung im HR am 28.8.2010<br />

Autorin: Eva Maria Siefert<br />

Auszeit für die Füße.<br />

Wir malträtieren sie, indem wir <strong>zu</strong> enge, <strong>zu</strong> spitze oder <strong>zu</strong> hohe Schuhe tragen. Schmerzhafte<br />

<strong>Fuß</strong>erkrankungen wie Blasen, Hühneraugen, Krallenzehen oder der Hallux Valgus, der so genannte<br />

"Hammer- oder Ballenzeh", sind die Folge. Wir sagen Ihnen, wie Sie wieder unbeschwert auf<br />

gesunden Füßen durchs Leben kommen.<br />

Hallux Valgus - Großzehe auf Abwegen<br />

Täglich leisten unsere Füße Schwerstarbeit, doch viel <strong>zu</strong> oft stecken wir sie den ganzen Tag in <strong>zu</strong><br />

enge, <strong>zu</strong> hohe Schuhe und gönnen ihnen kaum eine Auszeit. Die Folge: eine Ballenzehe, im<br />

Mediziner-Deutsch "Hallux Valgus". Auch Etta B. leidet seit über 40 Jahren unter der lästigen<br />

Vorwölbung. Vor allem aber schmerzt ihr <strong>Fuß</strong> bei jedem Schritt. Lange hatte sie sich vor einer<br />

Operation gefürchtet, doch um wieder normal und unbeschwert laufen <strong>zu</strong> können, gibt es keine<br />

andere Alternative.<br />

Die Gesellschaft für <strong>Fuß</strong>chirurgie empfiehlt je nach Ausprägung des Hallux Valgus unterschiedliche<br />

Eingriffe: acht Grad beträgt der Winkel zwischen dem Großzeh und den anderen Zehen beim<br />

gesunden <strong>Fuß</strong>. Bei einer Fehlstellung zwischen 10 und 17 Grad muss eine andere<br />

Operationsmethode gewählt werden, als wenn der Winkel noch größer ist. Dann ist die so genannte<br />

Ballen-Keil-Umstellung die bevor<strong>zu</strong>gte Methode.<br />

Dabei bleibt das Gelenk selbst bleibt unberührt, ein kleiner Keil wird aus dem Knochen herausgetrennt<br />

und der Zeh lässt sich wieder begradigen. Zudem wird eine Titanplatte befestigt, die dem Knochen<br />

Stabilität gibt, und ein Jahr drin bleiben muss. Danach wird die Platte wieder entfernt. Von der<br />

Operation selbst bleibt dann nur eine feine, oft kaum sichtbare Narbe.<br />

Ganz wichtig ist es, dass der <strong>Fuß</strong> Zeit <strong>zu</strong>m Heilen hat. Mindestens sechs Wochen muss Etta B. einen<br />

Entlastungsschuh tragen, dessen Sohle extra stark versteift ist und so das Abrollen verhindert. Dann<br />

kann Etta B. wieder normale Schuhe tragen und schmerzfrei laufen. Nach einem Jahr wird ihr die<br />

Titanplatte wieder entfernt und ihr <strong>Fuß</strong> wieder ansehnlich - mit und ohne Schuhe.<br />

Kontakt<br />

Adressen:<br />

Gesellschaft für <strong>Fuß</strong>chirurgie e.V.<br />

Gewerbegebiet 18<br />

82399 Raisting<br />

Tel.: +49 8807-949244<br />

Fax: +49 8807-949245<br />

E-Mail: info@gffc.de<br />

Internet: www.gesellschaft-fuer-fusschirurgie.de<br />

Deutscher Orthopäden-Verband e.V. (DOV)<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Heinrich-Barth-Str. 28<br />

66115 Saarbrücken<br />

Tel.: 0681/ 96 76 75 55<br />

Fax: 0681/ 96 76 75 56<br />

E-Mail: info@dov-online.de<br />

Internet: www.dov-online.de<br />

Seite 1 von 18


Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V. (DGOOC)<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030/ 84 71 21 31<br />

Fax: 030/ 84 71 21 32<br />

E-Mail: info@dgooc.de<br />

Internet: www.dgooc.de<br />

Zu hoch, <strong>zu</strong> spitz, <strong>zu</strong> eng - wie entsteht ein Ballen- oder Hammerzeh?<br />

Neben einer erblich bedingten Veranlagung sind unser Umgang mit unseren Füßen und vor allem das<br />

Schuhwerk ausschlaggebend für die Entwicklung eines Hallux Valgus. Frauen sind viel öfter betroffen,<br />

denn in hohen und spitzen Schuhen laufen sie fast die ganze Zeit auf Zehenspitzen. Eine enge<br />

Schuhform presst die Zehen dann auch noch <strong>zu</strong>sammen - beste Vorausset<strong>zu</strong>ngen für die<br />

schmerzhafte Knochenveränderung. Begünstigt wird die Entstehung auch noch durch angeborene<br />

<strong>Fuß</strong>fehlstellungen, insbesondere dem Spreizfuß.<br />

150 Operationsmethoden<br />

Da die Operation kompliziert ist und viel Erfahrung voraussetzt, wird ein operativer Eingriff erst<br />

empfohlen, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist und trotz Einlagenversorgung keine<br />

Beschwerdefreiheit mehr <strong>zu</strong> erreichen ist. Seltener wird aus ästhetischen Gründen operiert. Weltweit<br />

gibt es ungefähr 150 verschiedene Operationsmethoden, um einen Hallux Valgus <strong>zu</strong> korrigieren. Etwa<br />

zehn davon sind im deutschsprachigen Raum gebräuchlich. Welche Methode verwendet wird, hängt<br />

wesentlich von individuellen Gegebenheiten ab. Deshalb ist es wichtig, einen Experten <strong>zu</strong> suchen, der<br />

mehrere Methoden beherrscht und viel Erfahrung besitzt. Trotzdem: Doch das heißt nicht, dass man<br />

nach einer solchen Operation für immer geheilt ist, je nach Veranlagung und Verhalten nach der<br />

Operation kann eine Hammerzehe erneut entstehen.<br />

Einlagen und Gymnastik<br />

Wer Spreizfüße hat, besitzt ein höheres Risiko auch einen Ballenzeh <strong>zu</strong> entwickeln. Daher sollten<br />

Spreizfüße unbedingt mit Einlagen behandelt werden. Auch, weil <strong>Fuß</strong>fehlstellungen die Ursache von<br />

Schmerzen in Hüfte und Wirbelsäule sein können. Einlagen können die Entwicklung eines Ballenzehs<br />

bremsen, eignen sich aber nicht als Behandlung. Auch spezielle Schienen, beispielsweise eine so<br />

genannte Hallux-Valgus Schiene, die nachts getragen werden kann und den Zeh wieder in seine<br />

ursprüngliche Position zieht, können den Verlauf verzögern, heilen aber den Hallux Valgus nicht.<br />

Gleiches gilt für spezielle <strong>Fuß</strong>gymnastik, die aber konsequent und regelmäßig angewendet werden<br />

muss.<br />

Tipps für gesunde Füße<br />

• Öfters barfuß laufen: Am besten auf unterschiedlichem Untergrund wie Sand, Gras oder<br />

Felsen (vor allem in Kurorten gibt es dafür speziell angelegte Barfußwege)<br />

• Bequeme, passende und gesunde Schuhe mit einer Absatzhöhe von höchstens 3<br />

Zentimetern: Beim Kauf immer beide Schuhe anprobieren, <strong>zu</strong>m Schuhkauf am besten nachmittags<br />

gehen, denn dann ist der <strong>Fuß</strong> etwas breiter. Wichtig: Schuhe öfters wechseln. Aus hygienischen<br />

Gründen und damit die Füße unterschiedlich belastet werden.<br />

• <strong>Fuß</strong>gymnastik: beispielsweise einen Bleistift mit den Zehen vom Boden aufheben. Oder eine<br />

Zeitung mit den Zehen in kleine Schnipsel reißen - das stärkt die <strong>Fuß</strong>muskulatur. Auch<br />

Trampolinspringen ist gut für die Füße.<br />

Information<br />

Literatur <strong>zu</strong>m Thema:<br />

Christian Larsen "<strong>Gut</strong> <strong>zu</strong> <strong>Fuß</strong> ein Leben lang - Fehlbelastungen erkennen und beheben"<br />

159 Seiten, 17,95 Euro<br />

ISBN: 978-3830434184<br />

Verlag Trias<br />

August 2007<br />

Gilbert Klüppel u.a. "Gesunde Füße: Schritt für Schritt <strong>zu</strong>m Wohlbefinden"<br />

144 Seiten, 9,95 Euro<br />

ISBN: 978-3817464388<br />

Compact Verlag<br />

April 2008<br />

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<strong>Fuß</strong>fehlstellungen - Spreizfuß, Plattfuß und Co.<br />

Unser <strong>Fuß</strong>gewölbe ist zwar perfekt konstruiert, oft aber den Belastungen eines Menschenlebens nicht<br />

gewachsen. Die Folge: es stürzt ein, die Knochen verschieben sich, Bänder und Sehnen verkürzen<br />

sich, der <strong>Fuß</strong> steht schief. Angeborene oder erworbene <strong>Fuß</strong>probleme durch Fehlstellungen sind der<br />

häufigste Grund für einen Besuch beim Orthopäden. Und: die unterschiedlichen Fehlstellungen<br />

kommen häufig in Kombination vor und lassen sich oft nicht eindeutig gegeneinander abgrenzen.<br />

1. Spreizfuß<br />

Der Name erklärt eigentlich schon alles: das Quergewölbe am Vorfuß ist eingesunken, die<br />

Hauptbelastung liegt auf der Mitte des Vorfußes (2.+ 3. Mittelfußknochen). Der <strong>Fuß</strong> schmerzt und wird<br />

im Vorfußbereich breiter (Schuhe beim Schuhkauf plötzlich <strong>zu</strong> eng!!). Häufigste <strong>Fuß</strong>fehlstellung.<br />

Ursache sind Veranlagung, Übergewicht, aber auch hohe und viel <strong>zu</strong> enge Schuhe und auch wer<br />

regelmäßig viel und schwere Dinge trägt, tut seinen Füßen nichts <strong>Gut</strong>es.<br />

Abhilfe: Beim Spreizfuß muss das <strong>Fuß</strong>gewölbe trainiert werden, beispielsweise durch das Greifen<br />

oder Umgreifen von Gegenständen. Die Übungen helfen vor allem dann, wenn die Füße nicht so stark<br />

deformiert sind, später sind Einlagen nötig.<br />

2. Plattfuß<br />

Hier senkt sich das Längsgewölbe des <strong>Fuß</strong>es, gut erkennbar beim Barfußlaufen im Sand: der<br />

schlanke Bogen in der <strong>Fuß</strong>mitte verschwindet, der Abdruck wird plumper. Dadurch verliert der <strong>Fuß</strong><br />

seine natürliche Federung. Die Muskeln, Bänder und Sehnen werden übermäßig gedehnt. Der<br />

Schmerz kann von <strong>Fuß</strong> bis in Wade und sogar Hüfte ziehen.<br />

3. Senkfuß<br />

Meist Folge eines Spreizfußes (deshalb meist auch als Senk-Spreizfuß bezeichnet); nachdem<br />

Zusammenbruch des Quergewölbes im Vorfuß bricht dann auch das Längsgewölbe im Mittelfuß ein.<br />

Liegt das innere Längsgewölbe völlig dem Boden auf spricht man von einem "Plattfuß".<br />

4. Knickfuß<br />

Meist Folge eines Senk-Spreizfußes. Da das <strong>Fuß</strong>gewölbe nicht immer gleichmäßig einknickt, der <strong>Fuß</strong><br />

knickt nach innen oder außen, das Sprunggelenk steht innen oder außen mehr oder weniger über<br />

dem <strong>Fuß</strong>rand oder fast neben dem <strong>Fuß</strong>. Extreme Fehlbelastung im Sprunggelenk mit entsprechenden<br />

Beschwerden.<br />

Auch bei diesen drei <strong>Fuß</strong>fehlstellungen spielt die Vererbung eine wesentliche Rolle, die Bänder und<br />

Muskeln sind <strong>zu</strong> schwach, um den <strong>Fuß</strong> aufrecht <strong>zu</strong> halten, wenig Bewegung und Übergewicht wirken<br />

<strong>zu</strong>dem begünstigend. Eine Behandlungsmöglichkeit für den Knick-Senkfuß ist eine spezielle Schiene,<br />

eine so genannte Orthese. Sie wird individuell angefertigt und kann im Schuh getragen werden. Sie<br />

soll den <strong>Fuß</strong> wieder in seine ursprüngliche Form bringen, muss dafür aber über Monate regelmäßig<br />

und konsequent getragen werden.<br />

5. Spitzfuß<br />

Die Ferse kann nicht mehr auf den Boden aufgesetzt werden, der Betroffene läuft praktisch auf den<br />

Zehen. Vielfältige Ursachen, die Achillessehnen sind meist mit verkürzt.<br />

6. Hohlfuß<br />

So<strong>zu</strong>sagen das Gegenteil <strong>zu</strong>m Plattfuß. Beim Hohlfuß ist das <strong>Fuß</strong>gewölbe extrem überhöht, im<br />

schlimmsten Fall läuft der Betroffene auf Zehen und Ferse.<br />

Neben Gymnastik kann aber auch die richtige Einlage helfen. Dafür wird die Fehlstellung individuell<br />

exakt vermessen und klassifiziert, und anhand dieser Analyse werden maßgeschneiderte dynamische<br />

Einlagen produziert. Dadurch kann die Fehlhaltung korrigiert werden. Operative Korrekturen sind<br />

glücklicherweise nur selten nötig. Wird die Fehlstellung allerdings nicht korrigiert, kommt es <strong>zu</strong> einer<br />

frühzeitigen Arthrose im <strong>Fuß</strong> oder im Sprunggelenk mit allen Folgen.<br />

Tipps für den Schuhkauf<br />

Hallux Valgus, Plattfüße, Senk-Spreizfuß - mit dem richtigen Schuh kann man vielem vorbeugen oder<br />

<strong>zu</strong>mindest die Beschwerden lindern. Der Orthopäde Dr. Ingo Tusk weiß, worauf es beim Schuhkauf<br />

ankommt. Wichtigste Vorausset<strong>zu</strong>ng: die richtige Uhrzeit. Schuhe sollten Sie immer nachmittags oder<br />

abends kaufen, weil dann die Füße leicht geschwollen sind und sie deshalb oft eine Nummer größer<br />

sind. Zudem sollten Sie auf die Passform achten. Schließlich haben wir nicht alle den gleichen <strong>Fuß</strong>.<br />

Highheels lassen jedes Frauenherz höher schlagen. Doch der Experte warnt, denn die ganze<br />

Körperlast rutscht so in Ballenregion - wer solche Schuhe häufig trägt, kann darauf warten, dass ein<br />

Ballenzeh entsteht. Die goldene Regel lautet: mehr als drei Zentimeter Absatz tun dem <strong>Fuß</strong> nicht gut.<br />

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Empfehlenswert dagegen sind mittelhohe Absatzschuhe mit Fersenriemchen. Denn das Riemchen<br />

verhindert, dass man aus dem Schuh herausrutscht und sich den <strong>Fuß</strong> verdreht.<br />

Zu Hause darf es gemütlicher <strong>zu</strong>gehen - vielleicht ist da ein Gesundheitsschuh mit <strong>Fuß</strong>bett geeignet?<br />

Auch hier ist unser Experte skeptisch, denn eigentlich ist ein solcher Schuh nur für den <strong>Fuß</strong> geeignet,<br />

nach dem der Abdruck gemacht wurde. Das zeigt sich oft an den Rillen, die speziell für die Zehen<br />

eingearbeitet wurden. Meist passen da nicht alle Zehen rein.<br />

Ist vielleicht ein sportlicher Schuh die Lösung für gesundes Gehen? "Sportschuhe", sagt Ingo Tusk,<br />

"haben viele Vorteile, sie sind weich gearbeitet und haben meist eine gedämpfte Sohle." Geeignet<br />

auch für alle, die Einlagen tragen. Damit die sich nicht verschieben oder gar heraus fallen und der <strong>Fuß</strong><br />

Halt hat, sollte man einen Schuh nehmen, der rundherum geschlossen ist. Wichtig ist dabei die<br />

richtige Größe. Im Sommer sind Flip-Flops besonders angenehm, was aber sagt der Orthopäde da<strong>zu</strong>?<br />

"Weite Strecken kann man damit nicht gehen", erklärt Dr. Tusk, "denn in Flip-Flops hat man keinen<br />

Halt. Sie haben aber einen Vorteil: der <strong>Fuß</strong> muss arbeiten, die Muskulatur wird trainiert." Klar, welche<br />

Entscheidung unsere Testkäuferin heute fällt. Schließlich geht ja kaum eine Frau mit leeren Händen<br />

aus einem Schuhladen.<br />

Kleines Training für die Füße<br />

1. <strong>Fuß</strong>kreisen<br />

Auf einem Stuhl sitzen, <strong>Fuß</strong> frei links und rechts herum kreisen. Wenn Sie wollen, können Sie den <strong>Fuß</strong><br />

mit der Hand unterstützen.<br />

2. <strong>Fuß</strong>gewölbedehnung<br />

Auf Stuhl setzen, Knie anwinkeln und den <strong>Fuß</strong> auf die Stuhlkante stellen. Eine Hand greift von der<br />

Seite die große Zehe, die andere von der anderen Seite die kleine. Beide Seiten werden vorsichtig<br />

nach unten gebogen, so dass sich der <strong>Fuß</strong> nach oben wölbt. Wer selbst seine Füße nicht erreicht,<br />

kann die Übung mit einem Helfer machen.<br />

3. <strong>Fuß</strong>kräftigung<br />

Hinter den Stuhl stellen und die Lehne halten, um sicheren Stand <strong>zu</strong> bekommen. Fersen <strong>zu</strong>nächst im<br />

Wechsel, dann gleichzeitig heben und senken, also auf die Zehenspitzen stellen.<br />

4. <strong>Fuß</strong>gymnastik<br />

Auf einen Stuhl setzen und mit den Zehen beispielsweise einen Bleistift vom Boden aufheben. Oder<br />

eine Zeitung mit den Zehen in kleine Schnipsel reißen - das stärkt die <strong>Fuß</strong>muskulatur. Auch<br />

Trampolinspringen ist gut für die Füße.<br />

5. <strong>Fuß</strong>massage<br />

Auf einem Stuhl sitzen und einen Igelball unter der <strong>Fuß</strong>sohle umher rollen. Dabei Druck auf den Ball<br />

variieren. Wer keinen Igelball hat, kann auch erst mal mit einem Tennisball starten.<br />

Was tun gegen das Überbein?<br />

Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden kleine Beulen am Handgelenk, so genannten Überbeine, vom<br />

Arzt mit dem Hammer behandelt. Tut nicht nur weh, bringt die lästigen Beulen auch nicht dauerhaft<br />

<strong>zu</strong>m Verschwinden. Überbeine, Mediziner sprechen von einem "Ganglion", entstehen häufig am<br />

Handgelenk, können aber praktisch an allen Gelenken des Körpers auftreten. Wodurch sie genau<br />

entstehen, ist noch ziemlich unbekannt, übermäßige Beanspruchungen, häufige, wiederkehrende und<br />

gleichförmige Bewegungen scheinen die Entstehung <strong>zu</strong> begünstigen. Dabei bildet sich im Inneren an<br />

der Gelenkkapsel eine gestielte Zyste, die sich über den Stiel mit Flüssigkeit füllt. Je größer, je<br />

gefüllter die Zyste ist, umso deutlich ist sie als prallelastische Beule sicht- und tastbar.<br />

Nach und nach verfestigt sich dann die Flüssigkeit in der Zyste, beim Abtasten fühlt sie sich dann derb<br />

wie ein Gummiball an. Überbeine sind harmlos und nicht gefährlich, oftmals verschwindet das<br />

Überbein auch ohne Therapie wieder ganz von selbst. Falls nicht, können Überbeine allerdings die<br />

Gelenkbewegungen erheblich stören und dadurch auch recht schmerzhaft sein. Spätestens dann<br />

empfehlen Ärzte die Entfernung des Überbeins. Damit es endgültig verschwindet, muss die Zyste<br />

mitsamt dem Stiel <strong>zu</strong>m Gelenk entfernt werden, sonst bildet sich das Überbein schon nach kurzer Zeit<br />

wieder. Das ist auch der Grund, warum oft angepriesene Hand-Massagen oder die Punktion der Zyste<br />

keine dauerhafte Heilung bringen. Warum sich ein Überbein bildet weiß niemand, eins steckt aber<br />

nicht dahinter: Überanstrengung des Gelenks. Zur Vorbeugung bringt Schonung deshalb nichts. Nach<br />

der Operation aber, ist sie Pflicht. Mit einem Gips muss die Hand dann zwei Wochen ruhig gestellt<br />

werden<br />

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Hilfe bei eingewachsenen <strong>Fuß</strong>nägeln<br />

Sendung im BR am 2.11.2010<br />

Autorin: Judith Kotra<br />

Sie tragen uns durchs Leben und leisten Schwerstarbeit. Deshalb brauchen Füße und Nägel<br />

besondere Pflege. Eingewachsene Zehennägel sind schmerzhaft und lästig. Kann man<br />

vorbeugen? Und wann ist es Zeit für einen professionellen <strong>Fuß</strong>pfleger?<br />

Gepflegte, kunstvoll verzierte Nägel an Händen und Füßen fördern nicht nur das Wohlgefühl, sie sind<br />

auch ein Hingucker. Bei mangelnder Pflege aber kann es - besonders bei den <strong>Fuß</strong>nägeln - <strong>zu</strong><br />

Problemen kommen: Pilzbefall oder eingewachsene Nägel. Eine schmerzhafte Angelegenheit, mit der<br />

Dermatologen häufig konfrontiert werden. Unguis incarnatus ist der medizinische Fachausdruck für<br />

einen eingewachsenen Zehennagel. Das klingt nicht nur qualvoll, das ist es auch. Mögliche Ursachen<br />

für eingewachsene Zehennägel schildert Prof. Dr. med. Rudolf Rupec von der Klinik und Poliklinik für<br />

Dermatologie und Allergologie der LMU München:<br />

Zitat Prof. Dr. med. Rudolf Rupec<br />

"Letztendlich besteht bei diesen Patienten häufig eine Veranlagung da<strong>zu</strong>. Die Nagelplatte für das<br />

Nagelbett ist relativ <strong>zu</strong> groß oder <strong>zu</strong> stark gekrümmt. Häufig ist der Patient aber auch selbst Schuld,<br />

da er <strong>zu</strong> enges Schuhwerk trägt oder den Nagel falsch schneidet. Häufige Verlet<strong>zu</strong>ngen beim Sport,<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel beim Skifahren oder <strong>Fuß</strong>ballspiel, können auch eine Ursache sein."<br />

Meist sind die Patienten also selbst verantwortlich. Und weil sie immer wieder dieselben Fehler<br />

machen, handelt es sich um ein stets wiederkehrendes Problem. Doch was kann man tun, wenn ein<br />

Zehennagel immer wieder Schmerzen bereitet?<br />

Bildunterschrift: Gepflegte Füße sind eine Augenweide<br />

Das A & O: <strong>Fuß</strong>hygiene<br />

Es kommt vor allem auf die Hygiene an. Deshalb empfiehlt es sich, täglich ein lauwarmes <strong>Fuß</strong>bad <strong>zu</strong><br />

nehmen. Besonders Diabetiker sollten darauf achten, dass es nicht <strong>zu</strong> heiß ist - die Temperatur sollte<br />

nicht mehr als 35 Grad betragen. Die Füße sollten mit einer milden Seifenlauge oder einem<br />

desinfizierenden <strong>Fuß</strong>-Mittel gereinigt werden, um weiteren Entzündungen vor<strong>zu</strong>beugen. Kamille ist als<br />

Bade<strong>zu</strong>satz nicht <strong>zu</strong> empfehlen, denn manche Menschen reagieren darauf allergisch.<br />

Nach dem Bad: Füße sorgfältig abtrocknen<br />

Nach dem Bad müssen die Füße sorgfältig abgetrocknet werden - besonders zwischen den Zehen.<br />

Denn Feuchtigkeit kann Pilzbefall verursachen. Zum Schluss sollten die Füße gut eingecremt werden.<br />

Wer Schwierigkeiten hat, sich <strong>zu</strong> bücken, kann die Creme im Sitzen mit dem einen <strong>Fuß</strong> auf dem<br />

anderen <strong>Fuß</strong> einmassieren.<br />

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Bei bleibenden Schmerzen <strong>zu</strong>m Podologen<br />

Auf keinem Fall sollte man an einem eingewachsenen <strong>Fuß</strong>nagel mit einer Schere herumschneiden.<br />

Wenn die Schmerzen bleiben, sollte man nicht lange warten, sondern gleich <strong>zu</strong>r medizinischen<br />

<strong>Fuß</strong>pflege, <strong>zu</strong>m Podologen, gehen.<br />

Bildunterschrift: Eingewachsener <strong>Fuß</strong>nagel. Hier ist die Behandlung eines Podologen gefragt<br />

Podologen sind spezialisiert auf <strong>Fuß</strong>probleme wie Schwielen, Hühneraugen und<br />

Nagelveränderungen. Sie wissen, wie man Nägel richtig pflegt, damit sie gesund bleiben. Podologen<br />

können den Nagelfalz fachgerecht säubern und eingewachsene Stellen lösen. Abhilfe schafft auch,<br />

sofern noch keine Entzündung besteht, eine sogenannte Tamponade, die unter den Nagel geschoben<br />

wird und ihn dadurch anhebt. So kann er nicht wieder in den Nagelwall einwachsen. Solche<br />

Tamponaden können auch aus Ohropax, das für Ohrstöpsel gebraucht wird, hergestellt werden: Es ist<br />

weich und kann sich gut der Nagelform anpassen.<br />

Eine vielversprechende Methode: die Nagelspange<br />

Ähnlich einer Zahnspange gibt es auch spezielle medizinische Spangen <strong>zu</strong>r Korrektur von Zehen- und<br />

Fingernägeln. Diese wird so angewendet:<br />

Bildunterschrift: Nagelspange<br />

Die gebogenen Enden einer Nagelspange aus Federstahldraht, der sogenannten Orthonyxie-Spange,<br />

werden sanft unter den Nagelrand eingehakt. Die Nagelspange wird dann angezogen und die<br />

Nagelränder damit nach oben angehoben. Das ist besonders effektiv bei sogenannten Rollnägeln, die<br />

sich seitlich ins Fleisch einrollen. Die Methode tut nicht weh und der Betroffene fühlt bald nach dem<br />

Einsetzen der Spange eine Erleichterung. Die dauernden Schmerzen lassen bald nach. Die Spange<br />

wird <strong>zu</strong>m Schutz mit etwas Gel versiegelt. Dadurch werden auch die Strümpfe nicht beschädigt. Je<br />

nach Nagelwuchs kann die Spange immer wieder versetzt werden. Für eine erfolgreiche Korrektur<br />

können - je nach Schwere des Falls - drei Monate bis <strong>zu</strong> drei Jahre nötig sein.<br />

Bildunterschrift: Nagelröhrchen<br />

Was ist, wenn die Entzündung sich nicht <strong>zu</strong>rückbildet?<br />

Bei einer dauerhaften Entzündung kann ein Plastikröhrchen Abhilfe schaffen. Wenn sich schon<br />

sogenanntes wildes Fleisch ohne Haut über dem Nagel gebildet hat und die Entzündung<br />

fortgeschritten ist, wird vom Dermatologen unter örtlicher Betäubung ein kleiner Eingriff<br />

vorgenommen. Ein kleines Plastikröhrchen wird am seitlichen Nagelrand nach unten geschoben. Der<br />

Nagel wird dadurch geschient und kann so mitunter über das Nagelbett hinauswachsen. Bei vielen<br />

Seite 6 von 18


Betroffenen kann dieses schonende Verfahren erfolgreich sein, denn das wilde Fleisch bildet sich<br />

<strong>zu</strong>rück und der Arzt muss nichts wegschneiden. Wenn die Entzündung aber trotzdem weiter besteht,<br />

bleibt nur noch die Operation.<br />

Der letzte Ausweg: die Nagelbettverkleinerung<br />

Bei einem Misserfolg mit der Röhrchenmethode bleibt nur noch die Operation, eine sogenannte<br />

Emmert-Plastik. Prof. Dr. med. Rudolf Rupec meint da<strong>zu</strong>:<br />

Zitat Prof. Dr. med. Rudolf Rupec<br />

"Bei einer Operation schneidet man von der Nagelmatrix, also von dem Teil, aus dem der Nagel sich<br />

neu bildet, über die Nagelplatte an der Seite bis <strong>zu</strong>m Knochen ein. Ebenso an der<br />

gegenüberliegenden Seite. Das wird unter örtlicher Betäubung gemacht. Dann werden die beiden<br />

Seitenteile wieder <strong>zu</strong>sammengenäht. Nagelplatte und Nagelbett sind wieder gleich lang, so dass es<br />

nicht wieder <strong>zu</strong>m Einwachsen des Zehennagels kommen sollte."<br />

Doch die Gefahr besteht, dass das Problem immer wieder auftritt. Besonders Sportler und Menschen,<br />

die eine angeborene Neigung <strong>zu</strong> einem eingewachsenen Zehennagel haben, sollten aufpassen. Die<br />

Wucht beim Ballaustausch - beim <strong>Fuß</strong>ball <strong>zu</strong>m Beispiel - übt einen starken Druck auf den Nagel aus.<br />

Deshalb ist Vorsicht angesagt!<br />

Grundsätzlich gilt:<br />

� öfters raus aus den Schuhen<br />

� häufig Socken oder Strümpfe wechseln<br />

� keine einengenden Schuhe oder Stiefel tragen, stattdessen so oft wie möglich offene Schuhe<br />

Und noch ein Tipp: Reagieren Sie rechtzeitig, dann lässt sich manche Operation vermeiden. Ob 10<br />

oder 80 Jahre alt - geben Sie Ihre Füße in fachkundige Hände. In manchen Fällen, bei Diabetikern<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel, zahlt das auch die Krankenkasse.<br />

Tabuthema Schweißfüße<br />

Sendung im BR am 22.11.2010<br />

Von Bernd Thomas<br />

Ruck <strong>zu</strong>ck ist es am Morgen vorbei, das kurze "Atemholen" für die Füße. Und dann geht's wieder rein in<br />

den dunklen Schuh. Stundenlang in dicken Winterstiefeln unterwegs oder noch schlimmer in miefigen,<br />

luftdichten Turnschuhen. Kein Wunder, wenn die Füße da ins Schwitzen geraten.<br />

Es kommt, wie es kommen muss: Am Abend oder spätestens dann, wenn die Schuhe ausgezogen<br />

werden, verbreiten die Füße einen üblen Geruch. Eine Angelegenheit, die vielen wirklich stinkt:<br />

Schweißfüße!<br />

Woran liegt das und kann jeder etwas dagegen tun?<br />

Zitat Prof. Dr. med. Dietrich Abeck, Dermatologe:<br />

"Schweißfüße sind in der Mehrzahl der Fälle einfach bedingt durch fehlerhaftes Schuhwerk und durch<br />

fehlerhafte <strong>Fuß</strong>hygiene. Trotzdem gibt es auch Menschen, die leiden aus anderen Gründen unter<br />

Schweißfüßen und brauchen ärztliche Unterstüt<strong>zu</strong>ng. Es gibt einige Möglichkeiten, auch diesen<br />

Menschen <strong>zu</strong> helfen, deren Problem oft ein Tabu ist."<br />

Nicht nur ein Geruchsproblem<br />

Die circa 250.000 Drüsen an den Füßen produzieren bis <strong>zu</strong> einem Viertelliter Schweiß am Tag. Wie<br />

viel genau, das hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Da die Schweißproduktion über das<br />

vegetative Nervensystem gesteuert wird, spielt beispielsweise auch emotionaler Stress eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Seite 7 von 18


Aber Schweiß ist eigentlich geruchlos. Erst wenn Bakterien, die auf unserer Haut leben, ihn zersetzen,<br />

beginnt es <strong>zu</strong> stinken. Die Haut wird durch den Schweiß durchfeuchtet und rund dreieinhalb Mal<br />

häufiger ist dann die Gefahr für <strong>Fuß</strong>pilz. Aber Schweißfüße können noch weitere medizinische Folgen<br />

haben.<br />

Zitat Prof. Dr. med. Dietrich Abeck, Dermatologe:<br />

"Dadurch, dass die Haut durch den Schweiß löchriger wird, können natürlich auch klassische<br />

Bakterien leichter eindringen und beispielsweise auch sehr ernst <strong>zu</strong> nehmende Erkrankungen<br />

hervorrufen, wie <strong>zu</strong>m Beispiel die Wundrose."<br />

Was kann man gegen Schweißfüße tun?<br />

Bakterien leben immer auf unserer Haut, sie gehören <strong>zu</strong> uns. Wichtig ist, sie <strong>zu</strong> reduzieren. Zum<br />

Beispiel durch <strong>Fuß</strong>bäder mit entsprechenden Zusätzen. Besonders wichtig: Zehenzwischenräume<br />

immer gründlich trocknen. Denn sonst sind diese durch die Körper- und Umgebungstemperatur gut<br />

geheizten, feuchten Kammern die reinsten Biotope.<br />

Wenn Schweißfüße <strong>zu</strong>r Krankheit werden<br />

Doch was gilt für die, bei denen das alles gar nichts hilft? Rund ein Prozent der Deutschen leidet unter<br />

pathologisch starkem Schwitzen, der Hyperhidrose. Das hat nichts mit mangelnder Hygiene <strong>zu</strong> tun.<br />

Für die Betroffenen wird das Leben mit den peinlichen Beschwerden nicht selten <strong>zu</strong>m quälenden<br />

Versteckspiel.<br />

Zitat Privatdozent Dr. Christoph Schick, Deutsches Hyperhidrose Zentrum, München:<br />

"Es gibt eine Gruppe von Menschen, die eigentlich gar kein Problem an der Haut hat, sondern<br />

vermehrt schwitzt, weil sie, man könnte sagen, einen Software Fehler der Schwitzsteuerung haben.<br />

Diese Menschen haben eigentlich ein neurologisches Problem und schwitzen häufig extrem <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel an Händen oder Füßen."<br />

Verschwitzt im Turnschuh<br />

Nachdem andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden, die ebenfalls <strong>zu</strong> übermäßigem Schwitzen<br />

führen können - wie <strong>zu</strong>m Beispiel Diabetes oder eine Tumorerkrankung - werden die Patienten einem<br />

Schweißmengentest unterzogen. Hier zeigt sich das typische Muster: schneller, anfallsartiger Anstieg<br />

der Schweißproduktion meist an Händen und Füßen, manchmal auch noch <strong>zu</strong>sätzlich an Kopf und<br />

Rumpf. Aber es gibt auch Menschen, die nur an den Füßen verstärkt schwitzen. Es gibt eine ganze<br />

Reihe von Therapien, die eingesetzt werden können.<br />

Salben mit Aluminiumverbindungen sind das Mittel erster Wahl. Wenn das nichts bringt, hilft Strom.<br />

Bei der Iontophorese werden die Füße in Leitungswasser einem leichten Gleichstrom ausgesetzt. Bei<br />

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vielen Patienten wirkt die Methode, vorausgesetzt, sie wenden sie regelmäßig an. Die Kassen zahlen<br />

dann ein Leihgerät.<br />

Abhilfe durch Botox<br />

Das Schwitzen kann aber so stark sein, dass Patienten buchstäblich im eigenen Schweiß schwimmen.<br />

Neben Tabletten, die allerdings etliche Risiken und Nebenwirkungen bergen, kann das Nervengift<br />

Botox Abhilfe schaffen. Es wird in die Füße gespritzt und lähmt die Nerven. Der Nachteil: Die<br />

kostspielige Behandlung muss halbjährlich wiederholt werden und der Patient zahlt selbst. An den<br />

Füßen wird sie in Narkose durchgeführt.<br />

Bildunterschrift: Öfter mal barfuß - den Füßen <strong>zu</strong>liebe<br />

Wenn nichts hilft: Operation<br />

Letztes Mittel, um die Schweißfüße <strong>zu</strong> beseitigen - und das dauerhaft - ist eine Operation. Beim dem<br />

Schweißmengentest kann festgestellt werden, ob das individuelle Schwitzmuster einen Eingriff <strong>zu</strong>lässt<br />

oder ob eventuelle Nebenwirkungen <strong>zu</strong> befürchten sind.<br />

Meist wird der minimal-invasive Eingriff, der nur rund eine Stunde dauert, an zwei unterschiedlichen<br />

Terminen vorgenommen. Die Erfolgsquote liegt, nach eingehender Vordiagnostik, bei nahe<strong>zu</strong><br />

einhundert Prozent, und Nebenwirkungen gibt es so gut wie keine. Die leitende<br />

Nervenfaserverbindung wird dauerhaft geblockt, eventuell sogar durchtrennt. Für die Patienten eine<br />

unglaubliche Erfahrung, wenn sie aus der Narkose erwachen. Gehen Sie auf jeden Fall <strong>zu</strong>m Arzt,<br />

wenn Sie Probleme haben, fragen Sie nach und genieren Sie sich nicht! Es gibt für fast alle eine<br />

Lösung!<br />

Fit durch Funktionsschuhe<br />

Sendung im WDR am 7.9.2011<br />

Autorin: Anne Welsing<br />

Video: Fit durch Funktionsschuhe? (30:00)<br />

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Funktionsschuhe liegen im Trend<br />

Funktionsschuhe liegen im Trend: Viele Hersteller haben die Wellness- oder Fitnessschuhe mit der<br />

besonders gewölbten Sohle im Angebot. Ihre neuesten Modelle fürs nächste Jahr zeigen sie vom 7.<br />

bis 9. September auf der internationalen Schuhmesse GDS in Düsseldorf.<br />

Die Funktionsschuhe sollen natürliches Gehen wie auf weichem Untergrund möglich machen.<br />

Hersteller werben damit, sie seien gut gegen Rückenbeschwerden oder Kniearthrose, und manche<br />

versprechen sogar das Fitnesstraining nebenbei. Die Servicezeit hat nachgehakt, was<br />

Funktionsschuhe wirklich können und was nicht.<br />

Nicht mehr nur klobig<br />

Die klassischen Funktionsschuhe (basierend auf der sogenannten Massai-Barfuß-Technologie)<br />

kamen schon vor 15 Jahren auf den Markt und haben – nachdem Patente ausliefen – mittlerweile<br />

Dutzende von preiswerten Nachahmern gefunden. Auch das Design der Funktionsschuhe ist<br />

inzwischen insgesamt ansprechender: Es gibt nicht nur geschlossene Schnürschuhe in schwarz,<br />

sondern auch solche in anderen Farben und Formen – der klobige Eindruck aber bleibt bei den<br />

meisten.<br />

Das Laufen mit Funktionsschuhen ist gewöhnungsbedürftig<br />

Ein echter Balanceakt<br />

Wer <strong>zu</strong>m ersten Mal Funktionsschuhe trägt, läuft <strong>zu</strong>nächst unsicher und wackelig – bei jedem Schritt<br />

muss man balancieren. Die Schuhe sind also instabil – und genau das ist ihr Grundprinzip. Sie sollen<br />

das Barfußlaufen auf weichem Untergrund simulieren, so wie es wohl unsere Vorfahren<br />

jahrhundertelang getan haben.<br />

Was können die Treter tatsächlich bewirken?<br />

Im Labor für Biomechanik der Universität Duisburg-Essen wird das unter anderem untersucht.<br />

Professor Dr. Ewald Hennig erforscht, wie sich Menschen bewegen – ob mit Schuhen oder ohne.<br />

Zunächst wollen wir wissen: Können die Schuhe mit der besonderen Sohle gezieltes Fitnesstraining<br />

ersetzen? So ganz nebenbei also <strong>zu</strong>r Traumfigur, mit knackigem Po und straffen Oberschenkeln, wie<br />

es manche Hersteller in ihren Werbevideos suggerieren?<br />

Traumfigur ohne Fitnessstudio?<br />

Professor Hennig ist da – wie andere Biomechanikexperten auch – skeptisch: „Dadurch, dass man<br />

anders läuft, werden andere Muskelgruppen beansprucht, aber man kommt nie in einen Bereich<br />

hinein, dass wirklich Muskulatur anwächst. Kleine Muskelgruppen werden dicker, aber andere werden<br />

dann auch dünner. Das heißt: Muskelaufbau ist nicht möglich, denn da<strong>zu</strong> – das weiß jeder aus der<br />

Trainingslehre – muss man an die Maximalkraft gehen. Das können diese Schuhe auf keinen Fall<br />

bewirken.“ Auch Biomechaniker Dr. Dipl.-Ing. Timo Schmeltzpfenning von der Abteilung Sportmedizin<br />

des Universitätsklinikums Tübingen hält es für illusorisch, dass man allein durch das Tragen von<br />

Funktionsschuhen eine Topfigur bekommen kann.<br />

Kann man mit Funktionsschuhen vielleicht sogar abnehmen? Professor Ewald Hennig hält das für<br />

schwer vorstellbar: Die Wackelbewegung beinhalte zwar ein wenig mehr Energieverbrauch, aber<br />

letzten Endes sei das so minimal, „dass Sie wahrscheinlich ein Jahr lang damit laufen müssten, um<br />

500 Gramm ab<strong>zu</strong>nehmen.“<br />

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Natürlich laufen durch Funktionsschuhe?<br />

Das Fitnesstraining bleibt also nicht aus. Wir fragen weiter: Wird durch die Schuhe „natürliches“, also<br />

„gesünderes Gehen“ ermöglicht? Biomechanische Untersuchungen mit Probanden zeigen offenbar<br />

genau das – etwa beim sogenannten Abrolltest.<br />

Dabei muss eine Testperson auf dem Laborlaufsteg mit einem Schritt die markierte Kraftmessplatte<br />

unter dem Bodenbelag treffen. Sensoren messen den Druck beim Abrollen: Die Messkurve auf dem<br />

Monitor zeigt <strong>zu</strong>m Beispiel für Schuhe mit hohem Absatz am Anfang ein abruptes Kraftsignal. Der<br />

Absatz macht also ein weiches Auftreten des <strong>Fuß</strong>es unmöglich und führt <strong>zu</strong> ungesunden<br />

Stoßbelastungen in den Gelenken.<br />

Tatsächlich zeigt die Messkurve bei den Funktionsschuhen einen weichen Verlauf<br />

Und wie sieht das Messergebnis bei den Funktionsschuhen aus? Egal, ob Klassiker oder<br />

Nachahmermodell – mit ihnen soll der <strong>Fuß</strong> natürlich abrollen. Das zeigt die Messkurve für das von uns<br />

gewählte Modell tatsächlich. Denn je weicher die Kurve am Anfang ist, desto weicher tritt man mit der<br />

Ferse auf. Die entsprechend konstruierte Schuhsohle dämpft also.<br />

Funktionsschuhe dieser Art bewirken laut Professor Ewald Hennig, dass wir auf Asphalt und planem<br />

Boden den <strong>Fuß</strong> bei jedem Schritt etwas anders belasten und so die Muskulatur variabler<br />

angesprochen wird. Einseitige Überbelastungserscheinungen werden dabei sowohl für die Muskulatur<br />

als auch für die Gelenke vermieden. Die Kräfte im Gelenk werden mit diesen Funktionsschuhen – so<br />

Professor Hennig – nicht monoton auf eine Stelle konzentriert, sondern variieren bei jedem Schritt.<br />

Großes Angebot: preiswert oder teuer?<br />

Mittlerweile gibt es schät<strong>zu</strong>ngsweise mehr als 100 unterschiedliche Typen von Funktionsschuhen.<br />

Einige kann man nur im Spezialgeschäft kaufen – für rund 200 Euro und mehr –, andere gibt es schon<br />

für rund 30 Euro beim Discounter. Professor Ewald Hennig: „Es kommt im Einzelfall darauf an, ob der<br />

Schuh wirklich seine Wirkung zeigt, wenn er von einem Discounter oder einem Billigschuhhersteller<br />

produziert wird.“<br />

Hilfe bei Gelenkproblemen<br />

Besonders geeignet sind Funktionsschuhe für Menschen mit Gelenkbeschwerden. Professor Ewald<br />

Hennig: „Sie verhindern einseitige Belastungen, sodass auch Menschen, die vorher schon<br />

orthopädische Probleme hatten, im Rücken, im Kniebereich, mit solchen Schuhen eventuell auch<br />

wieder beschwerdefrei werden, weil der Zyklus der monotonen Bewegung durchbrochen wird.“<br />

Zum Beispiel schwört der 51-jährige Bernd K. seit einem Jahr auf Funktionsschuhe. Er hatte starke<br />

Schmerzen im linken Knie – die Diagnose seines Orthopäden: Gelenkentzündung und fortgeschrittene<br />

Arthrose. Jetzt hat er sowohl ein Paar für knapp 300 Euro als auch einige vom Discounter für 30 Euro<br />

in seiner Sammlung.<br />

Funktionsschuhe als Teil einer Therapie<br />

Bernd K. wollte sich nicht damit abfinden, inaktiv <strong>zu</strong> werden, <strong>zu</strong>mal er leidenschaftlich Sport trieb.<br />

Mittlerweile ist er schmerzfrei. Seine ganz persönliche Therapie: Er trägt fast nur noch<br />

Funktionsschuhe, nimmt <strong>zu</strong>dem ein spezielles Nahrungsergän<strong>zu</strong>ngsmittel ein und kräftigt aktiv seine<br />

Oberschenkelmuskeln. Auch das Extratraining entlastet seine Kniegelenke – ebenso wie das ständige<br />

Balancieren mit den instabilen Schuhen.<br />

Für Bernd sind es aufgrund ihrer Funktionalität „echte orthopädische“ Schuhe. „Mir tun sie gut. Man<br />

muss sich bewusst auf sie einlassen: Es sind keine Wohlfühlschuhe in dem Sinne.“<br />

Übung ist wichtig<br />

Generell ist es wichtig, das Laufen mit Funktionsschuhen <strong>zu</strong> üben. Am Anfang reicht etwa eine halbe<br />

Stunde am Tag. Nach einer Eingewöhnungszeit sollte man sich mit den instabilen Schuhen sicher<br />

fühlen.<br />

Fazit: Für wen sind die Schuhe geeignet?<br />

Wer also keine Knie-, Rücken- oder etwa Hüftprobleme hat, könnte auf die Funktionsschuhe<br />

verzichten, denn die Traumfigur wird man allein durch das Tragen der Schuhe wahrscheinlich nicht<br />

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ekommen. Allerdings sind die Funktionsschuhe – laut Professor Ewald Hennig – durchaus geeignet,<br />

einer Ermüdung des Körpers durch langes Gehen auf harten Böden vor<strong>zu</strong>beugen.<br />

Besser geeignet wäre ein gezieltes Work-out – auch für die Füße: Wer so oft wie möglich auf<br />

unebenem, weichem Untergrund – wie Rasen oder Waldboden – läuft, gönnt seinen Füßen etwas<br />

<strong>Gut</strong>es.<br />

Tipp: Auch in NRW gibt es sogenannte „Barfuß-Parks“ mit ansprechend gestalteten Wegen und<br />

unterschiedlichen Untergründen: Wellness pur für die Füße .<br />

Weitere Infos:<br />

Liste von Studien des MBT:<br />

http://de.mbt.com/Home/Benefits/Studies.aspx?suggest=1<br />

Liste <strong>zu</strong> Funktionsschuhen in Fachzeitschriften (englisch):<br />

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=instability%20shoes<br />

Hilfe für die Füße<br />

Sendung im MDR am 29.3.2012<br />

Auf den Füßen bewegen wir uns fort. Sie tragen unseren Körper. Wie wichtig sie sind, wird oft<br />

erst bewusst, wenn sie weh tun oder sogar ihren Dienst versagen. "Hauptsache gesund" zeigt,<br />

was Füßen gut tut, welche Ursachen <strong>Fuß</strong>leiden haben können und wie sie sich erfolgreich<br />

behandeln lassen.<br />

Wer kennt das nicht: Nach einem langen Arbeitstag oder nach einer Wanderung sind die Füße<br />

schwer, geschwollen und tun weh. Unsere Füße tragen uns ein Leben lang. Trotzdem werden sie oft<br />

viel <strong>zu</strong> wenig beachtet. Wir zwängen sie in Schuhwerk, das ihrer natürlichen Form widerspricht oder<br />

belasten sie mit Übergewicht. Kein Wunder, dass sie rebellieren und sich mit Schmerzen, Taubheit<br />

oder Kribbeln wehren.<br />

<strong>Fuß</strong>beschwerden sind ein weit verbreitetes Problem. Weil sie unterschiedliche Ursachen haben,<br />

können sie entweder ein Fall für einen Orthopäden, einen Neurologen oder auch für einen Internisten<br />

sein. Viele Beschwerden würden aber gar nicht erst entstehen, wenn wir unseren Füßen mehr<br />

Aufmerksamkeit schenken würden.<br />

Kann der Neurologe helfen?<br />

Schneidende oder brennende Schmerzen in den Füßen können Symptome einer Polyneuropathie<br />

sein. Nicht selten beklagen Patienten auch eine überempfindliche <strong>Fuß</strong>sohlenhaut oder Taubheit in<br />

den Zehen. Häufigste Ursache ist eine Entzündung des Nervengeflechts der Beine, <strong>zu</strong>m Beispiel bei<br />

Diabetes. Die Stoffwechselstörung ist aber nicht der einzige Auslöser für eine Polyneuropathie. Auch<br />

langanhaltender Alkoholkonsum oder der Kontakt mit Umweltgiften wie Blei führt <strong>zu</strong> Schäden am<br />

Nervensystem und Nervenschmerzen, sogenannten "neuropathischen Schmerzen". Auch bestimmte<br />

Medikamente können Störungen der Nervenleitung verursachen. Das kann vorübergehend, in<br />

manchen Fällen, <strong>zu</strong>m Beispiel nach einer Chemotherapie, aber auch dauerhaft sein. Seltenere<br />

Ursachen sind Infektionserkrankungen wie etwa Borreliose.<br />

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Grund für <strong>Fuß</strong>beschwerden kann eine Polyneuropathie sein. Deren Ursache lässt sich aber nicht<br />

immer ausmachen.<br />

Keine Sicherheit beim Stehen<br />

Bei schleichenden Entzündungsprozessen können sensible Nerven betroffen sein, die für die<br />

Berührungsempfindlichkeit <strong>zu</strong>ständig sind. Wenn der Boden unter den Füßen nicht mehr<br />

wahrgenommen werden kann oder die Füße unerträglich weh tun, kann das die Sicherheit beim<br />

Gehen oder im Stand beeinträchtigen. In einigen Fällen kann jedoch erfolgreich mit<br />

entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden. Nervenschmerzen in Beinen oder Füßen<br />

können auch durch chronische Erkrankungen der Leber, der Niere oder des Magens verursacht<br />

werden. Wenn beispielsweise die Magenschleimhaut angegriffen ist, wird Vitamin B12 als wichtiger<br />

Nervenbaustein nicht mehr aufgenommen. Allerdings lässt sich der Grund für eine Polyneuropathie<br />

nicht immer finden.<br />

Andere Erkrankungen<br />

Auch andere Erkrankungen können <strong>zu</strong> Schmerzen oder Kribbeln in den Füßen führen wie das<br />

Nerven-Engpasssyndrom, was nach Verlet<strong>zu</strong>ngen oder Operationen am <strong>Fuß</strong> auftreten kann. Bei<br />

diesem wie auch bei vielen anderen <strong>Fuß</strong>problemen müssen Ärzte der beiden Fachgebiete Neurologie<br />

und Orthopädie oft eng <strong>zu</strong>sammenarbeiten, um den Beschwerden auf den Grund <strong>zu</strong> gehen.<br />

Nicht nur Schmerzen sind problematisch für die Betroffenen, sondern auch das gestörte Empfinden.<br />

Das kann so weit gehen, dass sie ihre Füße kaum noch oder gar nicht mehr spüren können. Da die<br />

<strong>Fuß</strong>sohlen wichtig für die Sinneswahrnehmung sind, fehlen durch die erschwerte Reizaufnahme und -<br />

weiterleitung wichtige Lageinformation. Darunter leiden Koordination und Gleichgewicht, denn die<br />

Betroffenen wissen nicht mehr, wie sie stehen, und haben ständig das Gefühl um<strong>zu</strong>fallen. Diese<br />

Fähigkeiten sollte darum im Alltag geschult werden. Erkrankte Nerven können sich so <strong>zu</strong>mindest<br />

teilweise regenerieren.<br />

Schmerzen durch Hallux valgus<br />

Die häufigste Zehendeformität ist der Hallux valgus. Diese orthopädische Erkrankung, bei der die<br />

große Zehe schräg nach außen steht, entwickelt sich langsam und ist in der Regel die Folge einer<br />

<strong>Fuß</strong>fehlstellung. Im Laufe des Lebens senkt sich durch falsches Schuhwerk oder schwaches<br />

Bindegewebe das <strong>Fuß</strong>gewölbe ab.<br />

Hohe Absätze begünstigen die Entstehung von Fehlstellungen.<br />

Gefahr durch hohe Absätze<br />

Der <strong>Fuß</strong> verliert damit seine Stütze. Zu enge bzw. spitz <strong>zu</strong>laufende Schuhe zwingen die große Zehe in<br />

eine unnatürliche abgewinkelte Lage. Dies wird noch durch hohe Absätze gefördert, da hier das<br />

Körpergewicht auf den <strong>Fuß</strong>ballen verlagert wird. Das führt auf Dauer da<strong>zu</strong>, dass sich das<br />

Quergewölbe absenkt und die Mittelfußknochen <strong>zu</strong> einem Spreizfuß auseinandergedrückt werden. Es<br />

entwickelt sich eine Fehlstellung der großen Zehe, weil die <strong>zu</strong>ständigen Muskeln und Sehnen ihre<br />

Zugrichtung ändern und ihre stabilisierende Kraft verlieren. Auch die benachbarten kleinen Zehen<br />

werden bedrängt. Anfangs ist die Fehlstellung nur ein kosmetisches Problem. Wenn sich jedoch das<br />

Mittelfußköpfchen an der <strong>Fuß</strong>innenseite immer stärker vorwölbt, bildet sich der sogenannte<br />

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Zehenballen. Diese umgangssprachlich auch "Ballenzeh" oder "Überbein" genannte Auswölbung ist<br />

für schmerzhafte Druckstellen und Entzündungen anfällig.<br />

Veränderte Statik<br />

Barfuß <strong>zu</strong> laufen tut den Füßen gut.<br />

Außerdem kommt es durch die veränderte <strong>Fuß</strong>statik <strong>zu</strong>r Überlastung angrenzender Gelenke des<br />

Mittelfußes und der <strong>Fuß</strong>wurzel. Bei älteren Patienten besteht häufig gleichzeitig <strong>zu</strong>m Hallux valgus<br />

eine Arthrose des Großzehengrundgelenks. Sie verursacht belastungsabhängige Schmerzen,<br />

insbesondere während der Abstoßphase beim Gehen. In den letzten Jahren hat sich ein Trend mit<br />

speziell entwickeltem Schuhwerk durchgesetzt, der das gesunde Barfußlaufen simulieren soll. Die<br />

<strong>zu</strong>meist sportlich aussehenden Schuhe besitzen unter anderem eine sehr flexible Sohle. Damit wird<br />

dem <strong>Fuß</strong> sehr viel Freiheit gelassen, sich <strong>zu</strong> bewegen und somit alle Muskelgruppen, die sonst<br />

verkümmern würden, <strong>zu</strong> benutzen. Dieses dem Barfußlaufen abgeguckte <strong>Fuß</strong>training stärkt den <strong>Fuß</strong><br />

und beugt <strong>Fuß</strong>- und Zehenfehlstellungen vor. Der Facharzt oder ein Orthopäde wird Patienten<br />

beraten können, ob und inwieweit das Tragen solcher Schuhe im konkreten Fall hilfreich ist.<br />

Hallux valgus mit der Chevron-Osteotomie operieren<br />

Röntgenbidaufnahme eines Hallus-valgus-Patienten<br />

Wenn orthopädische Schuhe und Einlagen nicht mehr helfen<br />

Nicht nur der schmerzhafte Zehenballen selbst, sondern auch dessen Folgeerkrankungen wie<br />

Druckgeschwüre zwischen den Zehen, Hammer- und Krallenzehen oder eine Arthrose im<br />

Großzehengrundgelenk führen Betroffene häufig <strong>zu</strong>m Chirurgen.<br />

Meist lässt sich im fortgeschrittenen Stadium eine Linderung nicht mehr durch angepasstes<br />

Schuhwerk oder Einlagen erreichen. Der <strong>Fuß</strong> kann seine Funktion nur dann wiedergewinnen, wenn<br />

die normale Anatomie des Vorfußes wiederhergestellt wird. Es sind bislang über einhundert<br />

Operationstechniken <strong>zu</strong>r Therapie des Hallux valgus beschrieben worden. Das Ausmaß und die Art<br />

der Deformität beim Hallux valgus kann von Patient <strong>zu</strong> Patient stark variieren und wird mithilfe von<br />

Röntgenbildern bestimmt. Nach deren Beurteilung richtet sich unter anderem die Wahl der<br />

Operationsmethode.<br />

Die Chevron-Osteotomie ist eine Operationsmethode, um die Abweichung des großen Zehs<br />

<strong>zu</strong>beheben.<br />

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Für leichte bis mittelschwere Fälle geeignet<br />

Die Chevron-Osteotomie ist eine Operationsmethode, die für leichte bis mittelschwere Formen des<br />

Hallux valgus geeignet ist, das heißt, für bis <strong>zu</strong> 30 Grad Abweichung des großen Zehs. Es sollte auch<br />

keine fortgeschrittene Arthrose am Großzehengrundgelenk vorliegen. Bei der Chevron-Osteotomie<br />

wird eine v-förmige Knochendurchtrennung (Osteotomie) in Höhe des ersten Mittelfußköpfchens<br />

durchgeführt. Das Mittelfußköpfchen wird danach nach außen verschoben und mit einer kleinen<br />

Titanschraube wieder stabil fixiert. Anschließend wird noch eine Kapselraffung auf der Innenseite des<br />

<strong>Fuß</strong>es durchgeführt. Nach der OP kann der <strong>Fuß</strong> in einem speziellen Verbandsschuh, welcher bis<br />

sechs Wochen nach dem Eingriff getragen werden muss, voll belastet werden. Während der Nacht<br />

sollte drei bis sechs Monate lang eine spezielle Hallux-valgus-Schiene getragen werde.<br />

Mit der Chevron-Osteotomie werden bei über 80 Prozent der Patienten gute und sehr gute Ergebnisse<br />

erzielt und der Hallux-valgus-Winkel bis 15 Grad korrigiert. Eine Entfernung der eingebrachten<br />

Titanschrauben bzw. Titanplatte erfolgt nach frühestens drei Monaten. Bei älteren Patienten können<br />

einzelne Schrauben auch dauerhaft verbleiben, sofern sie keine Beschwerden verursachen. Dieser<br />

Eingriff ist auch für eine Hallux-valgus-Korrektur bei Jugendlichen geeignet, da hierbei keine<br />

Wachstumsfugen verletzt werden.<br />

Gerissene Achillessehne: Ariane Friedrich kämpft sich <strong>zu</strong>rück<br />

Bis heute hält die Hochspringerin Ariane Friedrich den deutschen Rekord<br />

Ariane Friedrich ist Hochspringerin aus Leidenschaft. Schon als Kind sprang sie über alles, was im<br />

Weg stand: Zäune und Mäuerchen waren nie ein Hindernis, sagt sie. Seit 2008 gehört die gebürtige<br />

Nordhäuserin beim Hochsprung <strong>zu</strong>r Weltspitze. Im Juni 2009 übersprang sie 2,06 Meter und hält<br />

damit bis heute den deutschen Rekord. Dieser Sprung katapultierte sie auf Platz 4 der ewigen<br />

Weltrangliste. So hätte es weitergehen können. Doch am 22. Dezember 2010 wurden alle weiteren<br />

Medaillenträume abrupt gestoppt. Beim Training gab es einen Knacks: Die Achillessehne ihres linken<br />

<strong>Fuß</strong>es war gerissen.<br />

Ariane Friedrich musste ihr linkes Bein monatelang ruhighalten. Anschließend begann sie mit dem<br />

Muskelaufbau.<br />

Drei Monate Ruhe<br />

Wegen der Verlet<strong>zu</strong>ng durfte sie drei Monate lang ihr in Gips gelegtes linkes Bein vom Knie abwärts<br />

nicht bewegen. Denn damit die gerissene Achillessehnen heilen kann, ist Ruhe am wichtigsten. Später<br />

musste sie simpelste Dinge wie Treppensteigen regelrecht neu lernen. Ohne diese Disziplin hätte sie<br />

einen bleibenden Schaden in ihrem <strong>Fuß</strong> behalten. Dann begann wieder das normale Training in der<br />

Halle ihres Vereins in Frankfurt. Ariane Friedrich arbeitete vor allem am Aufbau ihrer <strong>Fuß</strong>muskulatur,<br />

damit beide Füße wieder im Gleichklang laufen.<br />

Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt: Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften im Februar<br />

dieses Jahres sprang sie mit 1,91 Metern <strong>zu</strong>m Titel. Doch das wird in dieser Saison nicht ausreichen.<br />

Bei den Olympischen Spielen in London hat sie nur mit Sprüngen über zwei Metern Chancen auf eine<br />

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Medaille. Aber die ehrgeizige Leichtathletin weiß, dass mit ihrer derzeitigen Form olympisches Metall<br />

durchaus im Bereich des Möglichen liegt.<br />

Sensomotorik trainieren!<br />

Ein Tipp von Physiotherapeutin Gitte Baumeier<br />

Rezeptoren im <strong>Fuß</strong>, die sich in Muskeln, Sehnen und Gelenken befinden, nehmen ständig Reize auf<br />

und leiten sie über das Rückenmark ins Gehirn. Dort werden die Informationen verarbeitet. So können<br />

die Lage des Körpers im Raum, der Spannungs<strong>zu</strong>stand der Muskeln und Bewegungen erkannt und<br />

bewertet werden. Auf Änderungen der Stellung von Körperteilen, <strong>zu</strong>m Beispiel der Füße beim<br />

Stolpern, reagiert das Nervensystem in kürzester Zeit mit aktivierten Muskeln, die diese veränderten<br />

Gelenkstellungen wieder in die Normalstellung bringen. Diese Nerv-Muskel-Korrespondenz wird<br />

Sensomotorik genannt. Funktioniert dieses System gut, sind nicht nur unsere Füße in der idealen<br />

Position, sondern auch unser ganzer Körper, der von ihnen getragen wird. Mit den folgenden<br />

Übungen lässt es sich trainieren.<br />

Wer barfuß läuft, schult die Sensomotorik.<br />

Übung 1: Barfuß laufen<br />

Was wir mit unseren Händen gut können, haben wir mit unseren Füßen oft schon verlernt: das Tasten.<br />

Eingepackt in Socken und feste Schuhe kommen unsere Füße die meiste Zeit des Jahres kaum in<br />

unmittelbaren Kontakt mit der Umwelt. Wer außerdem nur auf ebenen Wegen läuft, riskiert eine<br />

abgeschwächte <strong>Fuß</strong>muskulatur sowie <strong>Fuß</strong>fehlstellungen. Eine Möglichkeit, um dieses System wieder<br />

<strong>zu</strong> aktivieren, ist barfuß <strong>zu</strong> laufen. Verschiedene Materialen wie Steine unterschiedlicher Größe, Holz<br />

oder Sand stimulieren die Sinne und reizen das Rezeptorenfeld der <strong>Fuß</strong>sohlen. Vorgeschädigte<br />

Nerven können durch die Sinnesreize wieder angesprochen werden. Weitere Wirkungen sind: Reize<br />

für die Haut, Mobilisation der kleinen <strong>Fuß</strong>knöchelchen untereinander, "Massage" für alle <strong>Fuß</strong>muskeln<br />

und auch Anregung der <strong>Fuß</strong>reflexzonen.<br />

Physiotherapeutin Gitte Baumeier gibt Tipps.<br />

"Bauanleitung" für eine sensomotorische <strong>Fuß</strong>übungsstrecke<br />

Barfuß laufen kann man auf dem Gartenweg oder im Park. Wenn es draußen kalt ist, empfiehlt sich<br />

jedoch eine selbstgestaltete sensomotorische <strong>Fuß</strong>strecke <strong>zu</strong> Hause. Sie kann aus Alltagsmaterialen<br />

gefertigt werden. Legen Sie mit Reis, Linsen oder Erbsen gefüllte Säckchen, große Haushaltsbürsten,<br />

Kissen, Schaumstoff und ähnliche weiche Materialien nebeneinander. Kieselsteine (<strong>zu</strong>m Beispiel<br />

abgerundete Flusskiesel aus dem Baumarkt) und Sand können in eine Kiste geschichtet werden,<br />

Pflanzgranulate, Steine für Hydrokulturen oder auch Katzenstreu (natürlich frische) füllen Sie in einen<br />

Kissenbe<strong>zu</strong>g.<br />

Tipp: Gewöhnen Sie sich langsam an die Kieselsteine, sie werden am intensivsten empfunden.<br />

Steigen Sie erst mit dem unempfindlicheren <strong>Fuß</strong>außenrand eines <strong>Fuß</strong>es auf die Steine. Dann<br />

langsam das Körpergewicht und damit den Druck erhöhen und bis <strong>zu</strong> einer Minute steigern. Ideal ist<br />

ein tägliches kurzes Übungsprogramm, welches aus dreimal einer Minute im Stehen und Gehen<br />

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estehen kann, um eine optimale Gesundheitsvorsorge <strong>zu</strong> erreichen. Wer sehr empfindlich ist oder<br />

Angst vor Verlet<strong>zu</strong>ngen hat, kann anfangs auch mit Strümpfen laufen.<br />

Yoga-Baum<br />

Übung 2: Krafttraining für den <strong>Fuß</strong><br />

Gekräftigt werden müssen vor allem die vielen kleinen <strong>Fuß</strong>muskeln, die das Quer- und das<br />

Längsgewölbe bilden. Mein Tipp: Im Stehen das Längs- und Quergewölbe stärken, indem man den<br />

<strong>Fuß</strong> kurz macht. Dabei ist es wichtig, die Zehen nicht einfach ein<strong>zu</strong>krallen, sondern vorher den <strong>Fuß</strong><br />

auf den Boden mit Spannung "an<strong>zu</strong>saugen" und dann <strong>zu</strong> versuchen, den gesamten <strong>Fuß</strong> kurz <strong>zu</strong><br />

machen. Das erfordert etwas Übung. Entscheidend ist nicht der tatsächliche Weggewinn, sondern der<br />

Spannungsaufbau im gesamten <strong>Fuß</strong>. Eine Hilfestellung kann die Kontur des eigenen <strong>Fuß</strong>es auf einem<br />

Blatt Papier sein. Innerhalb der Markierung kann man dann den <strong>Fuß</strong> auch "sichtbar" kurz machen.<br />

Wer einmal den Bogen raus hat, kann in dieser Stellung Gleichgewichtsübungen machen, <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel als einbeiniger Stand nach Art des "Yoga-Baumes". Hierbei kann der <strong>Fuß</strong> des Spielbeins<br />

direkt auf den <strong>Fuß</strong> des Standbeins gestellt oder am Unterschenkel bzw. in Höhe des Knies angelegt<br />

werden. Bei einer weiteren Gleichgewichtsübung können die Füße in Schrittstellung wie auf einer Linie<br />

hintereinandergestellt werden. Es soll nicht so sein, dass man dabei umkippt, aber die Muskeln am<br />

<strong>Fuß</strong> müssen etwas <strong>zu</strong> tun haben. Macht man es richtig, kann man dann am eigenen <strong>Fuß</strong> gut spüren,<br />

wie die Muskulatur arbeitet.<br />

<strong>Fuß</strong>lesekunst: Was die Füße über den Menschen verraten<br />

Vertreter der Reflexzonentherapie verstehen die Füße als Landkarte des Körpers, die die inneren<br />

Organe und die Körperteile abbildet.. Diese Erkenntnis stammt aus der chinesischen Medizin und ist<br />

fast 5.000 Jahre alt. Durch gezielte Massage dieser Zonen sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers<br />

aktiviert werden.<br />

Schon aus dem äußeren Erscheinungsbild der Füße lassen sich Schlüsse ziehen.<br />

Doch nicht nur druckschmerzhafte Zonen geben Auskunft über Störungen des Körpers. Das geübte<br />

Auge des "<strong>Fuß</strong>lesers" kann auch aus dem äußeren Erscheinungsbild des <strong>Fuß</strong>es und der <strong>Fuß</strong>sohle<br />

Informationen ableiten. So finden sich häufig Hautveränderungen, Hornhautschwielen oder<br />

Veränderungen der <strong>Fuß</strong>wölbung, die einerseits auf bestimmte Körperfunktionsstörungen, andererseits<br />

aber auch auf Fehlbelastungen durch <strong>Fuß</strong>-, Bein-, Becken- oder Wirbelsäulenfehlstellungen hinweisen<br />

können. Durch die Behandlung der <strong>Fuß</strong>reflexzonen kann man umgekehrt auch Einfluss auf die<br />

Organe nehmen. Ausgeprägte Hornhaut kann ein Signal für Belastungen sein, kann sich aber auch<br />

als Schutz gebildet haben, wie dies beispielsweise bei Läufern der Fall ist. Ein weiterer Anhaltspunkt<br />

ist der Spannungs<strong>zu</strong>stand des <strong>Fuß</strong>es und dessen Muskulatur. Ob der <strong>Fuß</strong> schlaff oder angespannt ist,<br />

lässt sich schon auf den ersten Blick erkennen. Manche Füße stehen von den Zehen bis <strong>zu</strong>m<br />

<strong>Fuß</strong>gewölbe unter Spannung, andere liegen kraftlos auf, sodass sich an der <strong>Fuß</strong>sohle dicke<br />

Querfalten bilden.<br />

Hier setzt die <strong>Fuß</strong>reflexzonenmassage an: Durch Bearbeiten dieser Zonen mit gezielten<br />

Massagegriffen können Beschwerden gelindert werden. Diese Behandlung unterliegt dem<br />

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Heilpraktikergesetz. Einen seriösen Anbieter erkennt man daran, dass er die Patienten über die<br />

Möglichkeiten und die Grenzen dieser Behandlung genau aufklärt. Denn bei einer ernsthaften<br />

Erkrankung kann eine <strong>Fuß</strong>reflexzonenmassage immer nur eine ergänzende Maßnahme sein. Einen<br />

wissenschaftlichen Nachweis für die Wirkung gibt es bisher nicht. Doch für die Patienten ist die<br />

Behandlung in der Regel eine wohltuende Erfahrung – als Ergän<strong>zu</strong>ng einer schulmedizinischen<br />

Behandlung.<br />

Der Fall Manuela R.: Der Schritt <strong>zu</strong>rück ins Leben<br />

Ein Schlaganfall hatte Manuela R. plötzlich die Fähigkeit genommen, alleine sicher <strong>zu</strong> laufen. Sie litt<br />

unter einem sogenannten Fallfuß. Bei jedem Schritt musste sie sich stark konzentrieren, sonst drohte<br />

sie <strong>zu</strong> stolpern und <strong>zu</strong> stürzen. Schon das kleinste Hindernis wurde ihr <strong>zu</strong>r Gefahr. Um sicher <strong>zu</strong><br />

gehen, hätte ihr linker <strong>Fuß</strong> exakt aufsetzen, abrollen und wieder abheben müssen. Doch das war für<br />

die 42-Jährige unmöglich. Denn durch den Schlaganfall gingen von ihrem Gehirn keine Nervensignale<br />

mehr aus, die diesen Ablauf regeln.<br />

Dr. Lars Büntjen, Neurochirurg an Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie an der Uniklink<br />

Magdeburg, erklärt die Funktionsweise einer Neuroprothese.<br />

Drei Jahre lang lebte die 42-Jährige bereits mit diesem Problem, als Hilfe in Sicht kam.<br />

Neurochirurgen der Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie an der Uniklink Magdeburg wollten ihr mit<br />

einer Operation helfen, die weltweit erst 50 Mal durchgeführt worden ist. Eine sogenannte<br />

Neuropthese soll die ausgefallene Hirnfunktion übernehmen und stattdessen Impulse an die<br />

Muskulatur senden. Da<strong>zu</strong> wurde Manuela R. ein elektrischer Stimulator im Oberschenkel unter der<br />

Haut implantiert. Im Wadenbereich wurden um den Nerv, der die <strong>Fuß</strong>hebung steuert, Elektroden<br />

gelegt und mit dem Impulsgeber verbunden. Nachdem die kleinen Wunden der jungen Frau verheilt<br />

waren, kamen zwei weitere Komponenten ins Spiel, die außerhalb des Körpers platziert wurden: ein<br />

Steuergerät und ein Drucksensor, welcher unter die Ferse geschoben wird. Erst jetzt konnte der<br />

optimale Bewegungsablauf programmiert werden. Dr. Lars Büntjen, Neurochirurg an der Uniklinik<br />

Magdeburg, erklärt das komplexe System der Programmierung der Neuroprothese: "Die <strong>Fuß</strong>hebung<br />

besteht aus ganz vielen einzelnen Komponenten und es werden unterschiedliche Muskelgruppen<br />

aktiviert. Bei dem Programmiervorgang findet man die Muskelgruppen heraus, die wirklich die<br />

Bewegung ausführen, die man haben möchte. Das heißt, der <strong>Fuß</strong> kann sich <strong>zu</strong> sehr <strong>zu</strong>r einen oder<br />

anderen Seite drehen. Das können wir damit herausfiltern."<br />

Als Manuela R. endlich mit dem Drucksensor unter der Ferse <strong>zu</strong> laufen beginnt, sind auch die<br />

Mediziner gespannt, ob das Implantat im Zusammenspiel funktioniert und ob die Patientin dadurch<br />

wieder sicher gehen kann. Für sie ist noch jeder Schritt ungewohnt. Die für die <strong>Fuß</strong>hebung<br />

<strong>zu</strong>ständigen Muskeln erhalten durch die Neuroprothese fortlaufend einen elektrischen Impuls.<br />

Manuela R. kann gut mit der neuen Wahrnehmung umgehen: "Es ist bloß noch ungewohnt diese<br />

Stimulation, dieses Kribbeln. Es ist ein Gefühl wie starker Muskelkater." Dennoch wird Manuela R. von<br />

Minute <strong>zu</strong> Minute sicherer. Es dauert nicht lange, da unternimmt sie ihre ersten Schritte ganz allein.<br />

"Das war ein wahnsinniges Gefühl. Der <strong>Fuß</strong> knickt nicht mehr um, ich gehe sicher und der rollt auch<br />

richtig ab. Dass der <strong>Fuß</strong> sich bewegt, ist einfach traumhaft. Ich habe schon viel geübt und es ging<br />

nicht. Und jetzt geht es einfach schön", freut sich die Hausfrau und Mutter. Endlich findet der <strong>Fuß</strong><br />

wieder die richtige Position. Und aus den ungewohnten Bewegungen wird mit der Zeit ein flüssiger<br />

Ablauf, denn durch die ständigen Impulse bildet sich im Gehirn ein Areal aus, das dann die Steuerung<br />

übernimmt. Das ist nicht nur für Manuela R. ein riesiger Schritt nach vorn.<br />

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