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L E S E P R O B E ... die leere Zigarettenschachtel flog in die Ecke. Emma legte sich ihren dünnen Anorak um die Schultern und setzte sich an den Tisch. Sie schlug das Tagebuch auf, doch bereits nach drei Worten war der Kugelschreiber leer. Wütend schmiss sie ihn zu der Zigarettenschachtel und während sie nach einem Bleistift suchte, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie wischte sich mit dem Shirtärmel die Tränen weg, schnieft energisch und wurde noch wütender. Sie wollte fernsehen, stattdessen musste sie dieses blöde Tagebuch führen. Die Mariehn denkt, ich kann das nicht, der werd ich es schon zeigen. Die Alte blamiert mich nicht, die nicht. Statt eines Bleistiftes fand sie einen grünen Filzstift. Na okay, dann eben damit, dachte Emma und schrieb: Liebe blöde Marieh, 15.01 heute was zu meiner Alten. Sie ist 36 und bräzelt sich auf wie ne Nutte. Rotgefärbte Haare, aber die gleichen langweiligen Augen wie ich. Ihre Fingernägel sind immer rot lakiert, irre lang und spitz wie Krallen. Das mögen die Männer, vor allen der Andere. Da geht es rund im Bett und nicht nur da. Ständig sind die beiden am fummeln. Ich könnt kotzen, wenn ich das sehe. Meine Alte motzt ständig mit mir rum. Wenn ich bloß erst hier raus bin. Nichts mache ich ihr richtig, also mache ich gar nichts mehr. Ich habe sowieso mit mir genug zu tun und damit, dass mich die kleine Kröte in ruhe läßt. Das ist Lilly. Der Andere hat anfangs auch bei mir gegrabscht und wollt mich befummeln. Da hab ich ihm anständig in die Eier getreten, der konnte drei Tage nicht ficken. Die Alte hat sich gewundert, rumgezickt und geschrien. Ich hab zurückgeschrien und gesagt, wat der Andere für ein Schwein is. Doch sie meinte ich lüge. Das war ja klar, die hält doch immer zu ihm. Sie hat auch meinen Alten auf dem Gewissen. Da bin ich mir sicher. Ich weiß zwar nicht wie, aber ich werde es herausbekommen und dann geht die in den Knast! Schöne Albträume Emmy Als Emma mit dem Tagebucheintrag fertig war, tat ihr die Hand vom Schreiben weh. Sie schwor sich, nie wieder so viel zu schreiben. Sorgfältig verstaute sie das Tagebuch unter dem Fensterbrett. Emma verspürte Hunger. Sie ging in die Küche und inspizierte den Kühlschrank. Doch außer Ketchup, vergammelten Mohrrüben und drei Flaschen Bier war hier nicht viel zu holen. Aus dem Wohnzimmer hörte sie Gelächter und zotige Worte. Mit geübten Fingern zog sie die Geldbörse aus der Winterjacke, welche im Flur an einem Nagel hing. Ein Fünfeuroschein und etwas Kleingeld, damit es nicht auffällt, das reicht für Essen und Zigaretten. Emma zog ihren Anorak über und schlüpfte in die Turnschuhe. Scheißdinger, dachte sie, die sind schon wieder hin. Ständig hab ich nasse Füße und Eisbeine. Rasch lief sie die Stufen hinab und ging zunächst zum Bäcker, dort kaufte sie sich ein Brötchen und einen Kaffee. Im Supermarkt reichte das Geld noch für eine Cola und billige Zigaretten. Der Azubi an der Kasse kannte sie. Und selbst wenn er sie gefragt hätte, sie hatte Mellys alten Studentenausweis. Sie ging zum Bahnhof und traf sich mit der Clique. Alle waren laut und derb. Es gab wieder Alkohol zu trinken und Tütchen zu rauchen. Leider hatte sie kein Geld mehr dafür. Der ein oder andere ließ sie mal ziehen. Besser als nichts. Die Zeit verflog. Gegen zwei kam Emma völlig durchgefroren heim. Die Wohnung war dunkel, kalt, stank nach kaltem Rauch und schalem Bier. Emma ging in ihr Zimmer. Sie verspürte keine Lust, sich schlafen zu legen. Sie fühlte sich mutig. Ja, dachte sie, ich schreibe noch ein paar Zeilen in das Tagebuch. Sie nahm den grünen Filzstift und ihre Wangen glühten vor Zorn als sie zu schreiben begann... 1 | 2 0 1 1 15 Emma schreibt ihr Tagebuch nicht aus freien Stücken. Widerwillig, schockierend ehrlich und mutig kritzelt sie ihr Leben zwischen Brutalität, Sex, Armut und nie endender Hoffnung nieder. Spannend wie ein Krimi, berührend wie eine Liebesgeschichte und doch etwas ganz Anderes... Dieses Buch befriedigt unsere voyeuristischen Neigungen auch die intimsten Geheimnisse in einem fremden Tagebuch zu lesen... ISBN 978-39813435-4-0 NEUERSCHEINUNG FRÜHJAHR 2011
Seite 1 und 2: Portrait Johanna Neubert Leipziger
Seite 3 und 4: Liebe Leserinnen und Leser, liebe B
Seite 5 und 6: gern die Möglichkeit einen Einblic
Seite 7 und 8: Leben lang. Sie sagt von sich: »Es
Seite 9 und 10: Fünf Jahre Satire vom Feinsten! »
Seite 11 und 12: Buchpremiere „Davongekommen“ am
Seite 13: Intrigen, Hass und Liebe im alten R

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