Luigi Bruseghini - Ringier
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interview<br />
SabineKehm<br />
Schumis<br />
zweite Frau<br />
Seit elfJahrenweicht sienicht vonseinerSeite:Sabine<br />
Kehm (43) mistet gnadenlos aus, welcherJournalistzu<br />
MichaelSchumacherdarf. Diemeisten dürfen nicht ...<br />
Frau Kehm,würdenSie sagen, dass<br />
Sieeinen Traumjobhaben?<br />
Sabine Kehm: Ja!Ganzklar! Ichreise<br />
viel in derWeltherum undlerne<br />
spannende Menschen kennen.<br />
SiesindseitüberzehnJahren fast<br />
immeranSchumachers Seite.Sind<br />
Sie, nachCorinna natürlich, Michaels<br />
engste Vertraute?<br />
Ja,das würdeich schonsagen.<br />
Sonsthätte er mich kaum zu seiner<br />
Manageringemacht.Wir<br />
habeneinesehr<br />
vertraute, respektvolle,<br />
freundschaftliche<br />
Arbeitsbeziehung.<br />
Istesvielleicht auch<br />
eine Freundschaft?<br />
Nichtsoeng wie<br />
seine alten<br />
Kerpener<br />
Freunde, die<br />
er seit<br />
Langem<br />
kennt. Aber<br />
beiprivaten<br />
Feiern bin<br />
ichzum<br />
Beispiel<br />
eingeladen.<br />
Wasmussman<br />
mitbringen,<br />
um so engmit<br />
einem Superpromi<br />
zusammenarbeiten<br />
zu können?<br />
Manmuss seinEgo<br />
kontrollieren.<br />
In welchenMomenten?<br />
Generell.Ich glaube,dassviele<br />
Leuteein Problemmit ihrem<br />
Egohaben.Und wenn man<br />
sehreng mitsobekannten<br />
Menschen zusammenarbeitet,<br />
isteshilfreich,wenndas<br />
eigene Egonicht in<br />
22 | DOMO –März2011<br />
Konkurrenz mitdem andern Ego<br />
tritt. Dasbedeutetnicht,dassich<br />
keineklare Meinunghabeund die<br />
nichtauchäussere. Aber manmuss<br />
schonwissen,wer derProminente<br />
istund um weneseigentlich geht.<br />
Wie viel HandlungsfreiheitgibtIhnen<br />
Schumacher? Wann müssen Sieihn<br />
vorher fragen, und wann nicht?<br />
In 80 Prozentder Fällemuss ichihn<br />
nichtfragen. Dasliegt natürlich<br />
auch daran, dass wirschon sehr<br />
langezusammenarbeiten. Es<br />
dauert ziemlich lange, bisMichael<br />
jemandem vertraut.Aberwenner<br />
malvertraut,dannlässt er einem<br />
extrem freieHand.<br />
Dürfen Sieden Journalistenselbst<br />
Zitate geben, diedann als offizielle<br />
Statements vonMichael Schumacher<br />
in denMedienpubliziert werden?<br />
Ja,das darf ich.<br />
Wenn Sieauf dieelf JahreMedienarbeitzurückblicken,<br />
mitwas hatten<br />
und habenSie am meistenMühe?<br />
Mich ärgert,dasssichTendenzen<br />
im Journalismus immermehr<br />
verselbständigen.Viele Journalistenschreiben<br />
voneinanderab, statt<br />
malselbernachzufragen. Und das<br />
Zweiteist diezunehmende<br />
Boulevardisierunginden Medien.<br />
Selbst manche Referenzblätter<br />
sind in ihrerBerichterstattung<br />
ziemlich eindimensional<br />
geworden.<br />
Haben Sie was gegen<br />
Boulevard?<br />
Garnicht,Boulevard hat<br />
seine Berechtigung und<br />
seinenUnterhaltungswert;esgibtsehrguteBoulevardgeschichten,<br />
dienicht<br />
menschenverachtend<br />
sind.Aberes<br />
gibt eben auch<br />
schlechte.<br />
Nennen Sieuns ein<br />
Beispiel?<br />
Wenn einReporter<br />
beiMichaelsOma<br />
anruft,auf<br />
mitfühlend<br />
machtund sie<br />
mitWorten<br />
einwickelt wie<br />
«Es istdoch<br />
schade,dassSie<br />
IhrenEnkel so<br />
selten sehen».<br />
Dann sagtdie<br />
Frau natürlich:<br />
«Ja, ichwürde<br />
ihngernöfter<br />
sehen.»Und<br />
am nächsten<br />
Tagsteht in<br />
derZeitung:Schumis Omabeklagt<br />
sich:«Mein Enkelhat mich<br />
vergessen!»Diese Masche ist<br />
einfachnur billig. So eine alte Frau<br />
hatdochdagar keineChance. Das<br />
warübrigensnicht dieBild-Zeitung.<br />
Handaufs Herz,führen Sieeine<br />
«SchwarzeListe»?<br />
Ja,die gibt es.Allerdingsmuss schon<br />
viel passieren, bisein Journalist<br />
darauf landet. Wermichverarscht,<br />
brauchtsichüberfehlende<br />
Unterstützung nichtzuwundern.<br />
Wie vieleAnfragenfür ein Interview<br />
mitMichael Schumacherbekommen<br />
Siepro Monat?<br />
Sehr viele, ausder ganzen Welt,aus<br />
allenLändern.Die genaue Zahl<br />
kann undmöchteich nichtsagen.<br />
Und wievielenmüssen Sieabsagen?<br />
Etwa 80 bis90Prozentder<br />
Interviewanfragenmuss ich<br />
ablehnen.Esgehörtzumeiner<br />
Arbeit,Michael denRücken<br />
freizuhalten.Ich binwohleineder<br />
unbeliebtesten Personen im<br />
Formel-1-Zirkus(lacht).<br />
Nachwelchen Kriterienlehnen Sie<br />
Anfragen ab?<br />
Vorallem auszeitlichen Gründen.<br />
Michaelweiss genau, dass<br />
Interviews zu seinemJob gehören,<br />
aber er magdiesen Teil seiner<br />
Arbeit nichtunbedingt.Ernimmt<br />
Medientermineals notwendiges<br />
Übel,die Arbeit gemeinsammit<br />
demTeamfür dieWeiterentwicklung<br />
desAutos kommtimmer als<br />
Nummer eins.Ausserdemhaben<br />
natürlichdie Sportmedieneinen<br />
gewissen Vorrang. Und Anfragen,<br />
dieein interessantesThema haben,<br />
damitMichael vielleicht auch mal<br />
andere Fragen gestellt bekommtals<br />
immerdieselben.<br />
Es gibtkeine Berichte überdie Kinder<br />
Michael Schumachers.Wie schaffen<br />
Siees, dass keineBildervon den<br />
beiden in denMedienkursieren?<br />
Michaelund Corinnamöchten nicht,<br />
dass dieKinderinder Öffentlichkeit<br />
gezeigtwerden, da sind beide sehr<br />
konsequent.Die Verlagshäuser<br />
wissen genau, dass wirsie sofort<br />
verklagen, wenn jemand einFoto<br />
vonihnen veröffentlichen würde. Es<br />
wurden natürlichschon Fotosvon<br />
ihnengeschossen,aberwir machen<br />
immerwiederdaraufaufmerksam,<br />
dass wirnotfallsmit allerHärte<br />
prozessieren werden.<br />
Interview: Andi Kämmerling<br />
Fotos: JocelynBain Hogg,<br />
WolfgangWilhelm<br />
•<br />
Auch in Schumis<br />
Privatjetist<br />
die «gute Seele»<br />
Kehm immer<br />
an seiner Seite.<br />
persönlich<br />
«Ich warselbst<br />
überrascht ...»<br />
Sabine Kehm arbeitete alsSportjournalistin<br />
fürverschiedene deutsche<br />
Blätter, zuletzt fürdie Süddeutsche<br />
Zeitung. Im Jahr 2000 wurdesie<br />
dann auf persönlichenWunsch<br />
vonMichael Schumacherzuseiner<br />
Medienberaterinernannt. «Ich<br />
warselbersehrüberrascht»,erklärt<br />
Kehm.«MeinHerzgehörte dem<br />
Journalismus,und ichmusste mir<br />
langeüberlegen, ob ichdie Seiten<br />
wechseln soll.»Sie entschied<br />
sich dafürund wurdefortanzum<br />
«Schatten»des Weltmeisters.<br />
AlsMichael Schumacher2006<br />
zurücktrat, betreute Kehm ihnweiterhin<br />
alsPresseberaterin, arbeitete<br />
abernebenherauch fürFerrari in<br />
derAbteilung Kommunikation.<br />
Drei Jahrespäter, alsSchumacher<br />
sein Formel-1-Comeback wagte,<br />
übernahm SabineKehmseingesamtesManagement<br />
miteinem Büroin<br />
derWestschweiz.Sabine Kehm ist<br />
heute43Jahrealt,nicht verheiratet<br />
und hatkeine Kinder.<br />
DOMO –März2011 | 23