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Otto Hetzer - db deutsche bauzeitung

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Meter angeordnet. Mit der angehobenen<br />

hölzernen Zange konnte der Saal in<br />

einer Höhe von vier Metern frei überspannt<br />

werden, ohne die Dachkonstruktion<br />

mit ihren acht Metern Spannweite<br />

übermäßig hoch werden zu<br />

lassen. Da die Zangen nicht überall<br />

durchgängig erforderlich waren, kam<br />

das Oberlicht noch ausreichend zur<br />

Geltung. Die geringen Horizontalkräfte<br />

am Auflager, die infolge eines höher<br />

gelegten Zugbands auftreten, wurden<br />

vom Mauerwerk aufgenommen [4].<br />

Eine Sonderform der Zweigelenkbogen-<br />

Kuppel auf ovalem Grundriss entstand<br />

1909 für die Stadtgartenhalle in Hagen.<br />

Sie überspannte eine Fläche von 12,30<br />

auf 17 Metern. Drei Zweigelenkbinder<br />

mit angehobenem Zugband und vier<br />

Gratbinder ergaben mit ringförmigen<br />

Pfetten die Auflager für die gebogenen<br />

Sparren. An der Unterspannung war<br />

eine Putzdecke abgehängt. Am Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges wurde die<br />

Kuppel durch Bran<strong>db</strong>omben zerstört.<br />

Hallen aus Rahmenbindern mit Zugband<br />

Eine der Hallen in <strong>Hetzer</strong>-Bauweise<br />

entstand 1910 als Deutsche<br />

Eisenbahnhalle für die Weltausstellung<br />

in Brüssel (Bild 2). Sie bestand zwar nur<br />

als temporäres Gebäude, hatte aber mit<br />

ihren 43 Metern Spannweite ein erst<br />

sehr viel später wieder erreichtes Ausmaß.<br />

Der Zweigelenkrahmen mit<br />

14 Metern Scheitelhöhe hatte in 8,20<br />

Metern Höhe ein eisernes Zugband.<br />

Die im Querschnitt vorhandenen<br />

Spannungen wurden mit 136 kg/cm 2<br />

(1,36 KN/cm 2 ) angegeben, die auch<br />

heute mit Brettschichtholz BS14 zulässig<br />

wären. Aufgrund der Bindergröße<br />

waren für den Transport fünf Montagestöße<br />

erforderlich, die biegesteif ausgebildet<br />

waren.<br />

Der Entwurf der Halle stammt von Peter<br />

Behrens und lässt äußerlich wenig von<br />

der Leichtigkeit der Konstruktion, geschweige<br />

denn seine außerordentliche<br />

Spannweite vermuten. Die Statik des<br />

zweifach statisch unbestimmten<br />

Systems wurde von Hermann Kügler<br />

aus München berechnet und aufgrund<br />

der erstmaligen Verwendung im Holzbau<br />

vollständig veröffentlicht [5]. Die<br />

Form der Rahmen-Binder übernahm die<br />

<strong>Otto</strong> <strong>Hetzer</strong> AG 1912 beim Bau der<br />

Flugzeughallen in Weimar.<br />

Resümee Auch wenn <strong>Otto</strong> <strong>Hetzer</strong><br />

nicht als erster auf die Idee kam, Holzlamellen<br />

zu gebogenen Tragwerken<br />

miteinander zu verleimen, so hat er<br />

doch dem Holzleimbau durch eine<br />

statisch sinnvolle und wirtschaftliche<br />

Bauweise zum Durchbruch verholfen.<br />

Mit Entwicklung der statischen Grundlagen<br />

war nun der Weg frei für bis zu<br />

100 Meter weit gespannte Bogenbinder,<br />

über 160 Meter weit gespannte<br />

Kuppeln und ebenso weit gespannte<br />

Hängerippenschalen [6]. C.M.<br />

<strong>db</strong> 8/2000 109<br />

Literatur<br />

19<br />

19 Stadtgartenhalle<br />

in Hagen in Westfalen,<br />

erbaut 1909,<br />

Längsschnitt<br />

20 Die Zweigelenkbogen-Kuppel<br />

der<br />

Stadtgartenhalle<br />

in Hagen während<br />

des Aufbaus<br />

[1] Wiebeking, Carl Friedrich, Beyträge zur Brückenbaukunde,<br />

München 1809<br />

[2] Haarmann, A., Fußböden aus Rotbuchenholz,<br />

Centralblatt der Bauverwaltung, 1894/H. 7 S. 69<br />

[3] <strong>Hetzer</strong>, <strong>Otto</strong> (Sen.), <strong>Otto</strong> <strong>Hetzer</strong>, Weimar –<br />

Neue Holzbauweisen, Weimar 1908<br />

[4] Kersten, Christian, Freitragende Holzbauten,<br />

2. Auflage, Berlin 1926<br />

[5] Mannheimer; Franz, Eisenbahnhalle, Der Industriebau,<br />

1910, H. 8, S. 206–216<br />

[6] Müller, Christian, Holzleimbau, München 2000<br />

20

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