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Mamoru Kawaguchi - db deutsche bauzeitung

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Ingenieurporträt<br />

<strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong><br />

Wegbereiter des innovativen Leichtbaus in Lehre, Forschung und Praxis<br />

Von Jörg Schlaich<br />

<strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong> gehört zu den bedeutendsten<br />

Ingenieuren in Japan. Bezeichnend sind vor allem seine<br />

herausragenden, weit gespannten Tragwerke, etwa<br />

Schalen oder Hängedächer, und sein Umgang mit pneumatischen<br />

Konstruktionen und Leichtbauprinzipien.<br />

<strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong> is one of the most distinguished<br />

engineers of our times. His work is characterised by<br />

outstanding wide-spanning structures, such as shells or<br />

suspension roofs, and his use of pneumatic construction<br />

and lightweight structural principles.<br />

1 <strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong>, geboren 1932 in Fukui, Japan<br />

2 Die Yoyogi Olympischen Sporthallen in Tokio entstanden 1968<br />

aus der Zusammenarbeit des Architekten Kenzo Tange und des Ingenieurs<br />

Yoshikatsu Tsuboi, in dessen Büro <strong>Kawaguchi</strong> lange Zeit<br />

arbeitete<br />

<strong>db</strong> 4/06<br />

1<br />

Am 24. Oktober 1997 verlieh die Universität Stuttgart die Würde<br />

eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber an Professor Dr.-Ing. <strong>Mamoru</strong><br />

<strong>Kawaguchi</strong> »in Anerkennung seiner herausragenden Beiträge als<br />

Ingenieur, Forscher und akademischer Lehrer zum Entwurf, zur<br />

Formfindung und zur Analyse weit spannender Tragwerke, die in<br />

Konzeption, Konstruktion und Bauausführung innovativ sind und<br />

der Praxis richtungsweisende Impulse gaben«. Seine Verbindungen<br />

zur Universität Stuttgart gehen gar auf das Jahr 1966 zurück, als er<br />

nach einer Tagung der International Association for Shell & Spatial<br />

Structures IASS – einer von Eduardo Torroja in Madrid gegründeten,<br />

relativ kleinen aber sehr lebendigen und von persönlichen Freundschaften<br />

geprägten internationalen Gruppe – den Architekten und<br />

Ingenieur Curt Siegel an der Stuttgarter Universität besuchte, um<br />

mit ihm seine Übersetzung dessen Buchs »Strukturformen der modernen<br />

Architektur« zu besprechen. Auf dieser Tagung in Leningrad,<br />

dem heutigen St. Petersburg, trafen wir uns zum ersten Mal.<br />

Mit offenen Augen und Mund erlebte ich, wie er zusammen mit<br />

seinem großen Meister Yoshikatsu Tsuboi über die wohl faszinierensten<br />

Bauten der Nachkriegszeit berichtete, die Arenen für die<br />

Tokio Olympiade 1968 (Bild 2). Wir konnten uns damals unmöglich<br />

vorstellen, dass er, unser Stuttgarter kollegialer Freund Ekkehard<br />

Ramm und ich unabhängig voneinander einmal den Tsuboi-Preis mit<br />

dem Motto »A structure’s beauty can be found near its rationality«<br />

bekommen würden. Ich lernte die wahre Bedeutung dieses Spruchs<br />

auf dieser Tagung von Tsuboi und <strong>Kawaguchi</strong> kennen, als sie sehr<br />

anschaulich in Wort und Bild erklärten, warum sie eine von der reinen<br />

Hängeform abweichende, leicht geknickte Linienführung der<br />

Dächer akzeptierten und diese gar mit biegesteifen Elementen »erzwangen«:<br />

um dem Architekten und – ganz wichtig – auch sich<br />

selbst, aus gestalterischer Sicht einen Gefallen zu tun, denn dieser<br />

irrationale Knick belebt die Dachfläche ganz offensichtlich. Ich ver-<br />

2


stand erstmals, dass der Ingenieur zwar sicher stets versuchen soll<br />

und wird, die Form seiner Struktur aus deren Funktion und ihrem<br />

Kraftfluss abzuleiten, dass er aber auch nur, »near reality« argumentierend,<br />

seinem Gefühl für die gute Gestalt nachgeben darf.<br />

»Ich mach es so, weil es mir gefällt.«<br />

Zur Person <strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong>, am 21. Oktober 1932 geboren,<br />

wuchs in der Kleinstadt Fukui City zusammen mit sieben Geschwistern<br />

als Sohn streng gläubiger Buddhisten auf. Er heiratete 1961<br />

und ist Vater von vier Kindern, der Älteste, Ken’ichi, ist auch Bauingenieur<br />

und bei seinen Reisen immer dabei. Im Zweiten Weltkrieg<br />

fiel sein Elternhaus einem Fliegerangriff zum Opfer. Im Juni 1948<br />

wurde es wiederum durch ein schweres Er<strong>db</strong>eben zerstört, wobei<br />

die Familie glücklicherweise überlebte. Diese prägenden Erlebnisse<br />

trugen dazu bei, dass er Bauingenieur wurde und sich später forschend<br />

mit dem größten Feind unserer Bauwerke, dem Er<strong>db</strong>eben,<br />

auseinander setzte. Sein Vater, den er sehr verehrte, überlebte den<br />

erneuten Schicksalsschlag nur wenige Jahre. So wurde <strong>Mamoru</strong> das<br />

verantwortliche Familienoberhaupt und konnte nicht in Tokio studieren,<br />

sondern, ab 1951, nur zu Hause an der Fukui University.<br />

Dort traf er auf Professor Hirohiko Yoshida, der nicht nur ein begabter<br />

Forscher und Lehrer der Baustatik war, sondern auch einen ausgeprägten<br />

Sinn für Schönheit hatte. Er brachte seinen Studenten<br />

das Zeichnen und Formen bei und beeindruckte sie auch durch sein<br />

Klavierspiel und seine Begeisterung für japanische Volksmusik. Das<br />

prägte <strong>Mamoru</strong>, der selbst aktiver und begeisterter Sänger ist und<br />

sich regelmäßig mit Freunden zum gemeinsamen Gesang trifft.<br />

Nach Abschluss seines Studiums 1955 konnte er 1957 doch noch<br />

an der Tokyo University den Master erwerben und 1966 dort promovieren.<br />

Bereits 1960 wurde er Dozent, 1962 »Associate Professor«<br />

und 1972 Professor an der Hosei University in Tokio, wo er bis<br />

zu seiner Emeritierung im Jahre 2003 unterrichtete.<br />

76<br />

3 4<br />

Sein großer Lehrmeister An der Graduate School der Tokyo<br />

University studierte er bei dem noch keine 50 Jahre alten Professor<br />

Yoshikatsu Tsuboi, mit dem er später nicht nur vielfach zusammenarbeitete,<br />

sondern den er auch bis zu dessen Lebensende treu und<br />

dankbar begleitete. Etwa, als schönes Beispiel für <strong>Mamoru</strong>s Einfühlungsvermögen,<br />

bei einem IASS-Symposium in Osaka 1986, als sich<br />

Tsuboi als Präsident mit einer auf Englisch zu haltenden Eröffnungsrede<br />

altersbedingt schwer tat. <strong>Mamoru</strong> ließ die Rede deutlich lesbar<br />

hinter ihm an die Wand projizieren und stellte sich wie ein Fels<br />

neben seinen Meister, um ihm jederzeit zur Seite zu springen.<br />

Fünf Jahre später und 25 Jahre nach dem wir uns zum ersten Mal<br />

begegneten, lud mich <strong>Mamoru</strong> als Gastredner zum ersten Tsuboi-<br />

Memorial-Seminar ein.<br />

Yoshikatsu Tsuboi war der Inbegriff eines kreativ entwerfenden<br />

Ingenieurs. Er war einerseits ein anerkannter Mathematiker, der<br />

sich an der Eleganz einer sauberen analytischen Lösung berauschen<br />

konnte, aber gleichzeitig zum besseren Verständnis regen Gebrauch<br />

von der Modellstatik machte. Darüber hinaus war er sehr am Zusammenspiel<br />

von »structural rationality and architectural aesthetics«<br />

interessiert. Seine besondere Neigung galt den Betonschalen,<br />

von denen er mehrere zusammen mit dem Architekten Kenzo<br />

Tange baute. Besonders beeindruckt hat <strong>Mamoru</strong> Tsubois Prinzip<br />

der »dual evaluation«: Vor zwei Möglichkeiten gleicher Bedeutung<br />

gestellt, soll man sich nicht eilfertig für eine entscheiden, sondern<br />

beide weiterhin gleichermaßen verfolgen. Diese Neigung zum Probieren<br />

und Experimentieren, diese Neugier und Lust, immer wieder<br />

Neues auszuprobieren, gepaart mit Können und Geschicklichkeit,<br />

findet sich durchgehend in <strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong>s Arbeiten wieder.<br />

Werke Nach den Olympiabauten für Tokio 1968 plante <strong>Mamoru</strong><br />

noch im selben Team mit Tsuboi und Tange das große Dach über<br />

dem Festplatz für die Expo 1970 als zweilagiges Raumfachwerk mit<br />

3 Der Pavillon der Fuji-Gruppe auf der Expo 1970 in Osaka entstand gemeinsam<br />

mit dem Architekten Yukata Murata. Es ist <strong>Kawaguchi</strong>s erstes selbstständiges<br />

Werk<br />

4 Pavillons für die World Orchid Conference 1987 in Tokio: Ein Pavillon mit<br />

kreisförmigem Grundriss mit 75 m Durchmesser, der andere in wurmartiger<br />

Form von 40 m Breite und 100 m Länge<br />

<strong>db</strong> 4/06


Stahlgussknoten, eingedeckt mit transparenten Luftkissen. Danach<br />

beschäftigte er sich weiter rege mit pneumatischen Konstruktionen,<br />

besonders erwähnenswert der Pavillon der Fuji-Gruppe ebenfalls für<br />

die Expo 1970 (Bild 3). Dieser bestand aus 16 bogenförmigen Luftschläuchen<br />

mit 4 m Durchmesser und 78 m Länge über einem<br />

Grundriss von 50 m Durchmesser. Der Innendruck der Schläuche<br />

entsprach normal 800 mm Wassersäule und wurde bei Sturm auf<br />

2 500 mm erhöht. Weil die Festigkeit der textilen Membranen den<br />

Abmessungen reiner Pneus enge Grenzen setzte, entwickelte <strong>Kawaguchi</strong><br />

seilnetzverstärkte Tragluftkuppeln, bei denen das Seilnetz<br />

im Wesentlichen die Zugkräfte übernimmt, während eine leichte<br />

Membran für die Dichtigkeit sorgt. Schöne Beispiele dafür sind die<br />

netzverstärkten Tragluftkuppeln auf der Portopia 1981 und die Pavillons<br />

für die World Orchid Conference 1987 in Tokio (Bild 4). Im<br />

Zusammenhang mit diesen Pneus sei noch erwähnt, dass <strong>Mamoru</strong><br />

<strong>Kawaguchi</strong> sich sehr intensiv auf die Suche nach der »shallowest<br />

possible pneumatic form«, der am flachsten möglichen, pneumatischen<br />

Form, machte, weil beispielsweise bei einer Halbkugelkuppel<br />

das innere Volumen unnötig groß ist. Bei der flachsten Kuppel hingegen<br />

ist das Verhältnis von Höhe zu Spannweite ein Minimum all<br />

derjenigen Kuppeln, die am unteren Rand eine vertikale Tangente<br />

haben und deren Oberflächen sich faltenfrei aufblasen lassen. [1]<br />

Wegen seines Interesses an der guten Gestalt seiner Bauten und an<br />

der Architektur im Ganzen fand er die Zusammenarbeit mit berühmten<br />

Architekten, nach Kenzo Tange auch mit Yukata Murata<br />

und insbesondere mit Arata Isozaki. Mit diesem entstand das an<br />

Schrägseilen aufgehängte Dach der West-Japan-Ausstellungshalle<br />

in Kokura und der Sant Jordi Sportpalast für die Olympischen Spiele<br />

in Barcelona 1992 (Bilder 5, 6).<br />

Nachdem er seine Idee des »Pantadomes« zur schnellen und sicheren<br />

Montage eines kuppelartigen Daches bereits bei der World Memorial<br />

Halle in Kobe erfolgreich erprobt hatte – diese hat sogar das<br />

Kobe-Er<strong>db</strong>eben schadlos überstanden – kam sie in Barcelona noch<br />

spektakulärer zum Einsatz: Eine Stabkuppel oder ein konisches<br />

Raumfachwerk wird für einen bestimmten Montagezeitraum kinematisch<br />

instabil gemacht, um sich entfalten zu lassen. Dafür werden<br />

die entlang einem geeigneten Breitenkreis der Kuppel liegenden<br />

Stäbe vorübergehend ausgebaut, damit sich ein Mechanismus einstellt,<br />

vergleichbar mit einer 3D-Version eines Pantographen bzw.<br />

dem uns bekannten »Storchenschnabel«, mit dem Zeichnungen<br />

veränderten Maßstabs übertragen werden. Weil der Pantadome<br />

sich während dieser Montage mit nur einem »Freiheitsgrad« bewegt,<br />

benötigt man keine Hilfsabspannungen. Eine solche Kuppel<br />

wird im zusammengefalteten Ausgangszustand nahe dem Boden<br />

montiert. So werden Gerüstkosten gespart und die Sicherheitsmaßnahmen<br />

vereinfacht. Selbst die Installationen, Eindeckungen und<br />

Verkleidungen können noch am Boden montiert werden. Zum Heben<br />

der Kuppel können entweder aufblasbare Luftkissen eingesetzt<br />

werden oder hydraulische Pressen am Umfang der oberen Kalotte.<br />

Wenn die Kuppel ihre endgültige Lage erreicht hat, werden die am<br />

5 Baustelle Barcelona, kurz vor den Olympischen Spielen 1992: <strong>Kawaguchi</strong>s<br />

Pantadome-Prinzip ermöglicht eine schnelle und sichere Montage und spart<br />

Gerüstkosten. Der Sant Jordi Sportpalast entstand gemeinsam mit dem Architekten<br />

Arata Isozaki<br />

6 Innenaufnahme von Sant Jordi<br />

<strong>db</strong> 4/06<br />

5<br />

6<br />

77


Ingenieurporträt <strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong><br />

Breitenkreis noch fehlenden Stäbe eingebaut. Der Pantadome fand<br />

außer in Kobe und Barcelona vielfältige Anwendungen, bei einem<br />

Stadion in Singapur (Bild 8), beim Sun Dome Fukui, bei der Namihaya<br />

Sporthalle in Osaka oder der Nara City Hall.<br />

Faszinierend zu beobachten ist, wie solch eine Erfindung wie der<br />

Pantadome sich aus der Kombination früherer Erfahrungen entwickelt,<br />

hier aus <strong>Mamoru</strong>s intensiver Beschäftigung mit Raumstrukturen<br />

und der Kinematik von pneumatischen Konstruktionen, natürlich<br />

gepaart mit Fantasie und der Bereitschaft zum Risiko.<br />

Daneben sei noch <strong>Kawaguchi</strong>s »Suspendome« erwähnt, mit dem er<br />

das Gewicht der klassischen, meist zweilagigen Raumfachwerkskuppel<br />

drastisch reduziert. Er kann sie nämlich einlagig und ganz<br />

leicht bauen, weil er sie mit einem »cable dome« kombiniert, also<br />

unterspannt. Cable domes, erfunden von David Geiger, sind übrigens<br />

– wenn ich es recht beurteile – die einzigen brauchbaren Tensegrity<br />

Structures Fuller’scher Art. <strong>Kawaguchi</strong> & Engineers Co. Ltd.<br />

konnten mehrere Suspendomes bauen, weitere sind in seinem Büro<br />

in Planung.<br />

Die Vielfalt der Arbeiten und Bauten <strong>Kawaguchi</strong>s ist so überwältigend,<br />

dass der Platz unmöglich reicht, die weiteren auch nur aufzuzählen.<br />

So seien nur noch wenige kurz gestreift: Als Beispiel<br />

dafür, dass es ihm auch ohne besondere gestalterische Ambitionen<br />

um die reine Problemlösung gehen kann – wohl ausgelöst durch<br />

seine Kindheitserfahrungen mit schweren Er<strong>db</strong>eben – seien die von<br />

ihm entwickelten, an Pendel hängenden Decken des Keramik Museums<br />

MINO genannt. Statt schwerer, konventioneller Dämpfer<br />

hängen 900 m² Ausstellungsfläche an 4,50 m langen, also stock-<br />

78<br />

7<br />

werkhohen Pendeln und liegen so mit einer Eigenschwingungszeit<br />

von mehr als 4 Sekunden im er<strong>db</strong>ebensicheren Bereich. Übrigens<br />

habe ich vor Ort erlebt, wie <strong>Mamoru</strong> solch durchaus komplexen<br />

Vorgänge sehr anschaulich erläutern kann (Bild 7).<br />

Seine Inachus Fußgängerbrücke in Beppu City, Kyushu, ist ein Beispiel<br />

dafür, dass er sich auch auf »fremde« Gebiete traut – und das<br />

in Japan, wo die Ingenieure, die sich mit Brücken beschäftigen, und<br />

die, die mit Architekten zusammenarbeiten, ganz unterschiedlichen<br />

Fakultäten angehören. Der Gehweg der Brücke ist aus Granitplatten,<br />

die in Längsrichtung vorgespannt und nach oben gewölbt mit<br />

kettengliedrigen Stahlbändern fischbauchartig unterspannt sind –<br />

eine sehr schöne Wirkung, auch dank der Keramikamulette an den<br />

Kettenknoten. Sie wurde gerade mit einem weiteren hohen Preis<br />

ausgezeichnet.<br />

Überspringen wir hier einige hochinteressante jüngere Bauten, etwa<br />

das Tianjin Museum in China und eine als Riesenrad ausgebildete<br />

Fußgängerbrücke Ci Hai in Tianjin und freuen wir uns noch mit dem<br />

Kind im Mann <strong>Mamoru</strong> über seinen 100 m langen, im Wind fliegenden<br />

Jumbo-Karpfen aus Baumwollstoff (Bild 9). Er entwickelte<br />

ihn auf Einladung einer kleinen Stadt für ihr jährliches Fest, nach<br />

streng aerodynamischen, analytischen und membran-technologischen<br />

Prinzipien, mit wissenschaftlichem Eifer und seiner ganzen<br />

Fantasie. Und – frohe Botschaft – er lässt ihn zwischen dem 26. und<br />

28. Mai anlässlich eines Fußballspiels der Japaner in Kaiserslautern<br />

fliegen. Hoffentlich bläst da der Wind!<br />

Unbedingt erwähnt werden muss aber noch, dass <strong>Mamoru</strong> <strong>Kawaguchi</strong><br />

bis zu seiner Emeritierung an der Hosei University ein äußerst<br />

8<br />

7 Veranschaulichung für eine er<strong>db</strong>ebensichere<br />

Konstruktion über Pendellager:<br />

Die Schwingungszeit des Pendels ist<br />

dabei nur abhängig von der Pendellänge,<br />

nicht aber von seiner Masse<br />

8 Das Singapore Indoor Stadium wurde<br />

ebenfalls als Pantadome gebaut. Auch<br />

hier plante <strong>Kawaguchi</strong> zusammen mit<br />

Kenzo Tange<br />

9 Der fliegende Jumbo-Karpfen aus<br />

Japan soll im Mai auch in Kaiserslautern<br />

fliegen<br />

<strong>db</strong> 4/06


engagierter und wegen seines Praxisbezugs hochgeschätzter Lehrer<br />

und Forscher war und noch ist. Daraus resultierten mehrere Bücher,<br />

immer wissenschaftlich fundiert, aber anschaulich und praxisbezogen,<br />

und natürlich unzählige Einzelveröffentlichungen und Vorträge<br />

rund um die Welt. Er stellt sich der Gesellschaft auch in unzähligen<br />

Ehrenämtern zur Verfügung, für uns in Europa natürlich am greifbarsten<br />

durch seine Präsidentschaft bei der IASS.<br />

So wünsche ich <strong>Mamoru</strong> noch viele schöne Entwürfe, frohe Gesänge,<br />

weitere Enkel und hoffe, dass wir uns noch oft zu anregenden<br />

Gesprächen irgendwo auf der Welt treffen. J.S.<br />

Literatur:<br />

[1] Nachzulesen in: arcus 10, Der umgekehrte Weg, Frei Otto zum 65. Geburtstag von<br />

M. <strong>Kawaguchi</strong>, erschienen im Verlag Rudolf Müller, 1990, wunderbar übersetzt von Wolfgang<br />

Walochnik. Darin findet sich auch eine anschauliche Beschreibung seiner Kuppeln<br />

aus Metallmembranen, ein Thema, das uns auch in Stuttgart lange beschäftigte.<br />

Einige Veröffentlichungen von M. <strong>Kawaguchi</strong> aus den letzten 10 Jahren:<br />

– Conceptual Design Suggested by Our Forerunners, IASS Symposium on Conceptual<br />

Design of Structures, Stuttgart, 1996<br />

– How Can Engineers Enhance A New Architecture, International Conference on<br />

»Engineering A New Architecture«, Arhuss School of Architecture, Dänemark, 1998<br />

– What Ability is Desired for the Structural Engineering of Next Century to Possess?, The<br />

6 th Asian Pacific Conference on Shell and Spatial Structures, Soul, 2000<br />

– Seismic Isolation Systems and Traditional Structures, 2 nd International Congress on Studies<br />

in Ancient Structures, Istanbul, 2001<br />

– On How Concrete Spatial Structures Can Be Beautiful, 1 st fib Congress, Osaka, 2002<br />

– What Can Structures Do for Human Joy?, 2 nd Specialty Conference on The Conceptual<br />

Approach to Structural Design, Mailand, 2003<br />

– Physical Models as Powerful Weapons in Structural Design, IASS Symposium on Shell &<br />

Spatial Structures from Models to Realization, Montpellier, 2004<br />

– Esthetics in Seismic Improvement and Retrofit, IASS Symposium, Bukarest, 2005<br />

<strong>db</strong> 4/06<br />

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