Zwangsarbeit bei den Kommunen und im ... - Marc Neumann
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2 Begriffsbest<strong>im</strong>mungen 17<br />
Schließlich sei die soziale Situation der Ar<strong>bei</strong>tsdienstler <strong>und</strong> Notstandsar<strong>bei</strong>ter<br />
bereits <strong>im</strong> Jahre 1935 ein „Vorgeschmack“ auf das gewesen, was die Fremd-<br />
ar<strong>bei</strong>ter nach Beginn des Zweiten Weltkrieges erwartete. Wenn also bereits<br />
die Deutschen in Folge dieser Militarisierung des Ar<strong>bei</strong>tslebens „Soldaten der<br />
Ar<strong>bei</strong>t“ waren, konnten schließlich die Ausländer nur noch „Kriegsgefangene<br />
der Ar<strong>bei</strong>t“ sein. 23<br />
Der Ar<strong>bei</strong>tsdienst für Deutsche hatte seit 1935 keinerlei freiwilligen Charakter.<br />
Diese Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse wer<strong>den</strong> hier jedoch nicht als <strong>Zwangsar<strong>bei</strong>t</strong> behan-<br />
delt. Mit Mark Spoerer sollte als weiteres Abgrenzungskriterium der Ar-<br />
<strong>bei</strong>tseinsatz „fern der He<strong>im</strong>at“ gelten. 24<br />
Unter die „fern der He<strong>im</strong>at“ Eingesetzten fallen ferner die ausländischen Kon-<br />
traktar<strong>bei</strong>ter. Aber selbst <strong>bei</strong> diesen kann von einer „Freiwilligkeit“ der Ar<strong>bei</strong>t<br />
durchaus nicht <strong>im</strong>mer die Rede sein. Zwar kamen in durchaus nennenswer-<br />
tem Umfang auch Ar<strong>bei</strong>ter freiwillig ins Reich:<br />
– etwa die polnischen Landar<strong>bei</strong>ter, die schon seit der 2. Hälfte des 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts regelmäßig zur Saisonar<strong>bei</strong>t in die ostdeutschen ländlichen<br />
Gebieten kamen,<br />
– vor allem unmittelbar nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939<br />
weitere angeworbene Ar<strong>bei</strong>ter, ohne dass hier Zwang ausgeübt wor<strong>den</strong><br />
wäre,<br />
– Kontingentar<strong>bei</strong>ter aus dem verbündeten Italien (die 1943 allerdings nach<br />
dem Sturz des Mussolini-Reg<strong>im</strong>es als Militärinternierte auf der untersten<br />
Stufe der Skala stan<strong>den</strong>),<br />
– weitere freiwillig – zum Teil allerdings unter Vorspiegelung falscher Tatsachen<br />
– angeworbene Westar<strong>bei</strong>ter,<br />
– mit <strong>den</strong> Deutschen Kollaborierende aus der Sowjetunion,<br />
– <strong>und</strong> schließlich Dänen – in Dänemark hat es keine Zwangsrekrutierungen<br />
zur Ar<strong>bei</strong>t nach Deutschland gegeben. 25<br />
Bis in die jüngere Literatur spiegelt sich eine gewisse Unsicherheit wider,<br />
Freiwilligkeit überhaupt zu definieren, geschweige <strong>den</strong>n auf Gr<strong>und</strong> geeigneter<br />
Kriterien zu quantifizieren, wieviele ausländische Ar<strong>bei</strong>terInnen freiwillig die<br />
Ar<strong>bei</strong>t in Deutschland aufgenommen haben. Bezeichnend hierfür ist etwa die<br />
Darstellung <strong>bei</strong> Mark Spoerer, der ansonsten eher durch genaues hermeneu-<br />
tisches Ar<strong>bei</strong>ten <strong>und</strong> durch die harsche Kritik an Thomas Kuczynski <strong>und</strong> des-<br />
sen Methode, Entschädigungsansprüche anhand der geleisteten Ar<strong>bei</strong>tsstun-<br />
<strong>den</strong> zu best<strong>im</strong>men, auffiel. Spoerer gibt an: „in der Anfangsphase des Zweiten<br />
23 Vgl. ebd., 47f.<br />
24 Vgl. Spoerer 2000, 515.