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Zwangsarbeit bei den Kommunen und im ... - Marc Neumann

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1 Einleitung 5<br />

nomischen Aspekte dieses Ar<strong>bei</strong>tseinsatzes <strong>und</strong> auf die behauptete treibende<br />

Rolle der Kapitalfraktionen. Ulrich Herberts Verdienst besteht darin, diese sehr<br />

ökonomistischen Analysen um wesentliche Aspekte zu ergänzen. Insbesonde-<br />

re stellt er die unter <strong>den</strong> Eliten <strong>im</strong> nationalsozialistischen Dritten Reich verbrei-<br />

teten widerstreiten<strong>den</strong> Interessen anschaulich dar – <strong>den</strong> Pr<strong>im</strong>at der kriegswirt-<br />

schaftlichen Erfordernisse auf der einen, <strong>den</strong> der Rasseideologie auf der an-<br />

deren Seite – <strong>und</strong> sieht <strong>den</strong> AusländerInneneinsatz als Ausfluss eines Herr-<br />

schaftskompromisses, der die teilweise Ausbeutung der Ar<strong>bei</strong>tskraft der<br />

<strong>Zwangsar<strong>bei</strong>t</strong>erInnen erlaubte, gleichzeitig aber rassistische Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

<strong>und</strong> ein Sonderstrafsystem unter staatspolizeilicher Beobachtung <strong>und</strong> Aufsicht<br />

zum Inhalt hatte.<br />

In <strong>den</strong> letzten fünfzehn Jahren rückte das Schicksal der <strong>Zwangsar<strong>bei</strong>t</strong>erInnen<br />

stärker in <strong>den</strong> Mittelpunkt des Interesses der b<strong>und</strong>esdeutschen Forschungs-<br />

landschaft. Vor allem nach der so genannten Wiedervereinigung der <strong>bei</strong><strong>den</strong><br />

deutschen Staaten fand das Thema eine stärkere Beachtung, <strong>den</strong>n vorausge-<br />

gangen war die Ratifizierung des „Zwei-plus-Vier-Vertrages“, der nach herr-<br />

schender Meinung völkerrechtlich als Frie<strong>den</strong>svertrag der Weltkriegs-Alliierten<br />

mit Deutschland zu werten ist. Im Zusammenhang mit dem Londoner Schul-<br />

<strong>den</strong>abkommen war damit der Weg für eine Entschädigung für geleistete<br />

<strong>Zwangsar<strong>bei</strong>t</strong> frei – wenn auch, wie an der nach wie vor schwelen<strong>den</strong> Ausein-<br />

andersetzung um die jetzt eingerichtete B<strong>und</strong>esstiftung deutlich wird, eher auf<br />

dem Papier <strong>den</strong>n in der Realität.<br />

Mittlerweile existiert eine Fülle von Publikationen, die kaum noch zu überbli-<br />

cken ist. Da<strong>bei</strong> handelt es sich etwa um lokalgeschichtliche Ar<strong>bei</strong>ten, oft von<br />

Geschichtswerkstätten, Initiativen <strong>und</strong> Privatpersonen erstellt, die sich des<br />

Quellenf<strong>und</strong>us‘ vor Ort bedienen <strong>und</strong> die teils lückenhafte Überlieferung durch<br />

zeitgeschichtliche Interviews ergänzen. Neben der lokalen Perspektive eröff-<br />

nen viele dieser Ar<strong>bei</strong>ten, auch <strong>den</strong> Blick auf die Zusammenhänge, die dem<br />

lokal beobachtbaren Phänomen zu Gr<strong>und</strong>e liegen. Hervorzuheben ist hier<br />

etwa die Ar<strong>bei</strong>t von Ulrich Opfermann (1991). In einigen Fällen trifft allerdings<br />

die manchmal geäußerte Kritik, Zusammenhänge <strong>und</strong> Entscheidungsstruktu-<br />

ren zu Gunsten der Darstellung besonders brisanter Details von Gewaltan-<br />

wendung <strong>und</strong> Diskr<strong>im</strong>inierung zu vernachlässigen. 6<br />

6 Vgl. Hoffmann/Lembeck 1999: 5.

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