Zwangsarbeit bei den Kommunen und im ... - Marc Neumann
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3 <strong>Zwangsar<strong>bei</strong>t</strong> <strong>im</strong> Dritten Reich <strong>und</strong> ihre Voraussetzungen 31<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der ideologischen Ressent<strong>im</strong>ents gegenüber <strong>den</strong> Russen musste<br />
die Entscheidung für <strong>den</strong> Einsatz <strong>im</strong> Reichsgebiet zu enormen Differenzen<br />
führen; letztlich wurde aber <strong>den</strong> kriegswirtschaftlichen Erfordernissen der Vor-<br />
rang eingeräumt, wenn auch begleitet von besonderer Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>und</strong><br />
Erlass noch weit schärferer Best<strong>im</strong>mungen als <strong>bei</strong>m „Poleneinsatz“. 97 Auf<br />
Gr<strong>und</strong> der Lebensbedingungen in <strong>den</strong> Kriegsgefangenenlagern in der Sowjet-<br />
union stan<strong>den</strong> aber nur noch wenige Gefangene überhaupt für einen Ar-<br />
<strong>bei</strong>tseinsatz <strong>im</strong> Reich zur Verfügung; bis März 1942 konnte man von <strong>den</strong> 3<br />
Millionen Menschen nur 160.000 überführen. 98 Die Sterblichkeit während der<br />
Transporte war enorm hoch; <strong>und</strong> die überleben<strong>den</strong> Gefangenen waren in ei-<br />
nem so schlechten Ges<strong>und</strong>heitszustand, dass sie zunächst aufgepäppelt wer-<br />
<strong>den</strong> mussten, bevor eine Ar<strong>bei</strong>tsaufnahme erfolgen konnte. 99<br />
Die Umstände der Gefangenschaft, der Ernährung <strong>und</strong> des Transports der<br />
sowjetischen Kriegsgefangenen kommentierte Werner Mansfeld, inter<strong>im</strong>smä-<br />
ßig Generalbevollmächtigter für <strong>den</strong> Ar<strong>bei</strong>tseinsatz (GBA), am 19. Februar<br />
1942 vor der Reichswirtschaftskammer:<br />
„Die gegenwärtigen Schwierigkeiten <strong>im</strong> Ar<strong>bei</strong>tseinsatz wären nicht entstan<strong>den</strong>,<br />
wenn man sich rechtzeitig zu einem großzügigen Einsatz russischer<br />
Kriegsgefangener entschlossen hätte. Es stan<strong>den</strong> 3,9 Millionen<br />
Russen zur Verfügung, davon sind nur noch 1,1 Millionen übrig.“ 100<br />
Wegen des schlechten ges<strong>und</strong>heitlichen Zustands der Kriegsgefangenen ver-<br />
lagerte man sich nun zusehends darauf, zivile sowjetische Ar<strong>bei</strong>tskräfte, so<br />
genannte „Ostar<strong>bei</strong>ter“, anzuwerben – gegen massive Widerstände des<br />
RSHA. Auch <strong>bei</strong> dem Einsatz der Ostar<strong>bei</strong>ter war eine einigermaßen vernünf-<br />
tige Behandlung nicht gegeben: Es sei, so bemängelte Mansfeld, „unsinnig,<br />
diese Ar<strong>bei</strong>tskräfte in offenen <strong>und</strong> ungeheizten Güterwagen zu transportieren,<br />
um am Ankunftsort Leichen auszula<strong>den</strong>.“ 101<br />
Das Programm des wenig durchsetzungsfähigen Mansfeld bezüglich des Ein-<br />
satzes der zivilen sowjetischen Ar<strong>bei</strong>tskräfte wurde von seinem Nachfolger<br />
97 Vgl. Herbert 1999: 161-165.<br />
98 Vgl. Herbert 1995: 126.<br />
99 Vgl. Herbert 1999: 171f.<br />
100 Zit. n. ebd., 176; Hvh. i. O.<br />
101 Wie Anm. 100.