Erste Massnahmen bei Stra - Wirtschaftsmagazin
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28 Praxis<br />
Herausforderungen in der<br />
Unternehmernachfolge<br />
Die Schnittstellen zwischen Unternehmer, Familie und Firma sind vielfältig<br />
und recht anspruchsvoll. Dies spürt jeder, welcher Veränderungen innerhalb<br />
dieses Beziehungsdreiecks aktiv gestalten darf oder muss. Über den Einsatz von<br />
Psychologie und Instrumenten kann eine Koordination der Erwartungen aller<br />
Betroffenen gesichert werden.<br />
Dr. oec. HSG Leonhard Fopp<br />
Inhaber Continuum AG, Zürich<br />
Ausgangspunkt bleibt stets der<br />
Unternehmer<br />
Es ist ein Bewusstsein zu schaffen für die<br />
Notwendigkeit, die Unternehmernachfolge<br />
rechtzeitig und systematisch vorzubereiten<br />
und umzusetzen. Eigner und Mitglieder von<br />
Unternehmerfamilien müssen vorerst informiert<br />
sein über die Handlungsalternativen<br />
und die relevanten Verknüpfungen zwischen<br />
den Akteuren.<br />
Der Inhaber hat es in der Hand. Er kann<br />
bestimmen, wann er persönlich seinen Zenit<br />
erreicht hat und wie er den Generationenwechsel<br />
gestalten will. Er hat die Verantwortung<br />
gegenüber seinem Lebenswerk. Ihr<br />
gerecht zu werden, heisst rechtzeitig planen<br />
und allenfalls phasenweise loslassen.<br />
Aus diesem Grund gelten die Überlegungen<br />
als erstes der Persönlichkeit des Unternehmers.<br />
Im Kern geht es da<strong>bei</strong> um die Frage,<br />
was den Unternehmer antreibt und ihn<br />
letztlich in vielen Fällen daran hindert, rechtzeitig<br />
loszulassen.<br />
Psycho: Das Alpha-Syndrom<br />
Der Unternehmer ist auf die Rolle des<br />
Leittiers, bekannt auch als «Alphatier»,<br />
konditioniert. Seit über 50000 Jahren sind<br />
Körper und Gehirn des Menschen biologisch<br />
nahezu unverändert geblieben. Zwar haben<br />
sich Verstand und Gefühl massiv entwickelt,<br />
dennoch wird unser Verhalten stark von<br />
archaischen Prägungen beeinflusst. Der<br />
Urmensch lebt in uns weiter.<br />
Die Frage der Nachfolge ist in der Natur<br />
klar geregelt. Das Alphatier wird, sofern es<br />
nicht vorher überraschend stirbt, irgendwann<br />
durch (stärkere) Dritte zum Rücktritt<br />
gezwungen und «verstossen». Deshalb hält<br />
das Leittier so lange wie möglich an seiner<br />
Rolle fest.<br />
Für den Unternehmer ist die Situation weitaus<br />
komplexer und dennoch sehr ähnlich.<br />
Zusammen mit den Begründungen, die er<br />
sich hierfür zurechtlegt, wird dieses vielschichtige<br />
Vermeidungsverhalten bezeichnet<br />
als das Alpha-Syndrom: «Der Leitwolf will<br />
einfach nicht gehen.»<br />
Das Alpha-Syndrom beruht <strong>bei</strong>m Unternehmer<br />
auf primär sieben psychologischen<br />
Hemmfaktoren. Diese treten zumeist kombiniert<br />
auf. Ihr Zusammenspiel blockiert die<br />
proaktive Gestaltung eines Generationenwechsels<br />
im Unternehmen. Im Detail handelt<br />
es sich um:<br />
• Dominanzstreben<br />
• Erfolgskonditionierung<br />
• Selbstüberschätzung<br />
• Flucht in die Hektik<br />
• Angst vor dem Verhungern<br />
• Furcht vor dem schwarzen Loch<br />
• Vertrauen auf eine höhere Macht<br />
Zunächst ist die Dominanz des Unternehmers<br />
über Jahre die treibende und schöpferische<br />
Kraft. Sein Unternehmen verdankt<br />
ihr Vieles, wenn nicht alles. Dominanz hat<br />
somit auch dunkle Seiten. Die prägende Persönlichkeit<br />
des Unternehmers gilt als eine<br />
der Hauptursachen der Verschleppung von<br />
Nachfolgeregelungen.