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PIZZICO + TREMOLO 2 / 2012 - Zupfmusik-Verband Schweiz

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Kleine Literatur-Ecke<br />

Hier werden regelmässig Notenausgaben beschrieben und kommentiert: Neues, aber auch<br />

Bewährtes, Literatur für Unterricht, Konzert und Wettbewerb, Solowerke, Orchester- und<br />

Kammermusik. Stets steht die «Kleine Literatur-Ecke» unter einem bestimmten Aspekt.<br />

In seinem neunten Beitrag stellt Marlo Strauss romantische und zeitgenössische Musik für<br />

Mandoline Solo, für Mandoline und Gitarre und für Zupforchester vor.<br />

Giacomo Ferraro (1871-1919): «Fantasia No.1 & 2 für Mandoline solo»<br />

Edition Corvus. Bestellung: http://corvus.ahlert-schwab.de/<br />

Diese beiden Werke des vermutlich aus Italien stammenden Komponisten Giacomo<br />

Ferraro sind in dem jungen deutschen Verlag Edition Corvus erschienen.<br />

Die beiden sehr feinen Kompositionen sind kleine Miniaturen - im romantischen<br />

Stil geschrieben. Die Fantasia No.1 beginnt mit einem<br />

schwungvollen Allegro, an das sich eine ganz kurze aber sehr schöne<br />

Habanera anschliesst, welche wieder das Allegro-Thema des Anfangs<br />

aufgreift. Trotz der grossen Klangwirkung dieses Stückes ist<br />

der Schwierigkeitsgrad nur der Mittelstufe zuzuordnen. Das macht<br />

dieses Werk interessant für den Unterricht, zum Selbststudium und<br />

zum Konzert. Es muss ja nicht unbedingt immer Calace oder Ranieri sein…<br />

Gleiches gilt für das Folgestück der Ausgabe: die Fantasia No.2 beginnt mit einem<br />

Allegro, in dem sich der Spieler mit klangvoll perlendem Laufwerk präsentieren kann.<br />

Darauf folgt ein sehr klangschöner Tremoloteil, bei dem die Begleitung mit den Fingern<br />

der linken Hand gezupft wird. Der wieder aufgegriffene A-Teil beschliesst diese<br />

kleine Miniatur. Der Rezensent vermisste bei dieser Notenausgabe lediglich ein<br />

informierendes Vorwort und einige Anschlagsarten als Vorschlag zur Ausführung.<br />

Für Konzert und Wettbewerb sehr zu empfehlen.<br />

Antonello Paliotti (*1963): «Variazioni sul Basso di Tarantella für Mandoline<br />

und Gitarre», (Cello ad lib.), www.grenzland-verlag.de/ (Theo Hüsgen), GVH KM-2152<br />

Antonello Paliotti ist ein italienischer Musiker und Komponist, der<br />

sich der verschiedensten Genres angenommen hat. Er sagt von sich:<br />

«Ich bin ein Allesfresser, musikalisch gesprochen. Ich höre und liebe<br />

alle Musik – von Bach bis zu den Beatles und Charles Mingus.<br />

Es ist natürlich, dass dies auch Einfluss auf mein Schreiben und<br />

Spielen hat. Ich schrieb Musik für Theater nach Texten von Euripides,<br />

Brecht, Weiss, aber auch neapolitanische Lieder und Werbespots».<br />

Diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch in dem vorliegenden<br />

Werk, einer traditionellen typisch-italienischen Tarantella wider. Die stilistische Besonderheit<br />

Paliottis, quasi seine Handschrift, liegt in seiner Gabe traditionelle Formen<br />

mit seiner eigenen, modernen Tonsprache zu verbinden und so weiterzuführen.<br />

Die Variationen gliedern sich in ein ausgedehntes Lento, gefolgt von einem Allegro<br />

molto (Tarantella), in deren Verlauf der Mandolinist von der Mandoline zur Mandola<br />

wechselt, welche er bis zum Ende weiter spielt. Die Herausgeber Fabio Gallucci<br />

(Mandoline) und Antonio Pilato (Gitarre) stellten diese Komposition beim Eurofestival<br />

2010 in Bruchsal/D sehr erfolgreich vor. Beide Instrumente werden in diesem<br />

Stück gleichberechtigt eingesetzt, kleine Soli mit und ohne Begleitung, interessante<br />

Klangeffekte, reizvolle Dialoge in einer leicht erweiterten Tonalität machen diese<br />

Tarantella zu einem sehr publikumswirksamen Stück, welches eine Brücke zwischen<br />

Tradition und Moderne knüpft.<br />

Jaime Zenamon (*1953): «Concierto Místico op. 101 für Zupforchester»<br />

Edition Corvus. Bestellung: http://corvus.ahlert-schwab.de/<br />

Der Bolivianer Jaime Mirtenbaum Zenamon ist ein bekannter Gitarrist,<br />

Komponist und Pädagoge. Er wurde 1953 in Bolivien geboren,<br />

seine Eltern sind Europäer. Ze namon studierte in Israel, Spanien,<br />

Portugal und Südamerika Gitarre, Länder, deren musikalische Einflüsse<br />

sich allen seinen Kompositionen wiederfinden lassen. Von<br />

1980 - 1992 lehrte er an der Hochschule der Künste in Berlin. Heute<br />

lebt Zenamon in Brasilien. Er komponierte zahlreiche Werke für<br />

Gitarre solo, auch in Kammer- und Orchesterbesetzungen auch mit der Mandoline.<br />

Das «Concierto místico» komponierte er 1998 für Zupforchester. Es gliedert sich in<br />

drei Teile: 1. Moderato e rítmico - 2. Il Ramana (tranquilo e meditativo) - 3. Regentanz<br />

(allegro spirituoso).<br />

Zenamons Tonsprache charakterisiert sich vor allem durch seine Fähigkeit, sehr effektvolle<br />

Klänge und Klangschichtungen in komplexer lateinamerikanischer Rhythmik<br />

aufzubauen. Mit den ihm vertrauten Zupfinstrumenten Mandoline, Gitarre und<br />

Mandola gelingt ihm dies hier besonders gut. Das Besondere: die Gitarrenstimme<br />

wird in Git.1 + 2 aufgeteilt, mit der Zenamon die musikalisch-technischen Möglichkeiten<br />

des Instruments voll ausschöpft: Lagenspiel, gegenläufige Arpeggiopassagen,<br />

Durtonarten und verwandte Molltonarten in Klangschichtungen. Mandoline und<br />

Mandola werden ebenfalls sehr instrumentengerecht eingesetzt. Ein sehr aussergewöhnliches<br />

Zupforchesterwerk, welches durch seine mystisch-meditativen Klänge<br />

und seine rhythmische Vitalität überzeugt.<br />

Marlo Strauss - Mai <strong>2012</strong><br />

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