Geschichtswerkstatt Lohfelden

Es war Sonnabend! und die Sparkasse machte an dem Tag einen Betriebsausflug. Es musste
erst für Ersatz für den schlüsselberechtigten Safemitarbeiter gesucht werden. Das konnte
dauern. Ich hatte eine Andere Lösung des Problems:
Ich rief die Herren Aschoff vom Lohfeldener Edeka-Markt und Krahn vom REWE- Markt an
und bat sie, für diese unerwartete Aktion der Gemeindekasse die benötigten Mittel
auszuleihen. Sie sagten sofort zu. Als Beleg für die geliehenen 50-Markscheine dienten
einfache Quittungsblätter und der Transport der Scheine erfolgte in Plastiktüten.
Mittlerweile war auch im Rathaus die interne Organisation für die Auszahlung und für die
Eintragung in die Besucherlisten fertig vorbereitet. Das war für den Nachweis der Auszahlung
von Bedeutung. Die spontane Aktion erforderte zwar geordneten, aber doch einfachen,
unbürokratischen Ablauf.
Auf dem Rathausplatz sammelten sich immer mehr wartende Menschen.
Ab 10.00 Uhr lief die Auszahlungsorganisation auf vollen Touren
Bald liefen auch alle Kaffeemaschinen aus den Personalräumen und Büros auf vollen Touren.
Es war für uns „einfach Spitze“, zu sehen und zu erleben wie sich die die Besucher, für uns
wildfremde Menschen mit ihren Kindern, über den kleinen angebotenen Imbiss und die
Getränke gefreut haben.
Über Handzettel wurden die Besucher auf die Geschäfte in Lohfelden aufmerksam gemacht.
Das war wichtig, denn die Zufahrtstraßen zur Stadt Kassel waren zwischenzeitlich gesperrt
worden. So fand der Geld- und Warenkreislauf nur noch in Lohfelden statt. Nicht nur für die
Geschäfte, auch für uns war das gut, denn das Geld, das in den Lohfeldener Läden
ausgegeben wurde, konnten wir gleich wieder ausleihen und für die nächsten Besucher
ausgeben. Mehrmals musste ich zu den Geschäften fahren, um dort die umgesetzten
Fünfzigmarkscheine wieder für die Gemeindekasse auszuleihen.
Der Ablauf dieser ungeplanten Aktion wäre ohne die aktive Mitarbeit aller Lohfeldener
Geschäfte nicht möglich gewesen. Positives gegenseitiges Vertrauen, das in der Zeit davor
entstanden war und eine trotz Allem geordnete Abwicklung führten zum Erfolg.
Aber auch alle erreichbaren Mitarbeiter der Gemeinde setzten sich ein, die anfallenden
Arbeiten zu erledigen, Fragen der Besucher zu beantworten, Probleme zu lösen.
Die Kirchengemeinden, die Feuerwehren und andere Vereine und Gruppen organisierten
Schlafplätze für Besucher, die erst am Sonntag zurückreisen konnten oder wollten.
Am darauf folgenden Sonntag wurde die Versorgung vom ASB und Mitgliedern der SPD-
Frauengruppe übernommen. Viele Lohfeldener Bürger leisteten ihren Beitrag in diesen
Tagen, um die Vereinigung der beiden deutschen Landesteile und der Menschen zu
vollziehen.
Im Rückblick auf diese Tage vor nahezu zwanzig Jahren bin ich froh, dass auch meine Frau
Marie – Luise und ich dazu unseren Beitrag leisten konnten.
Martin Leonhard, Lohfelden im Juli 2009
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