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Kurzkonzept Depression 2011 - Mittelrhein-Klinik Bad Salzig

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Konzept zur Rehabilitation von Patienten mit <strong>Depression</strong>en<br />

Die <strong>Mittelrhein</strong>-<strong>Klinik</strong> ist eine moderne Rehabilitationsklinik mit 178 Betten in der Trägerschaft<br />

der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz mit den Schwerpunkten<br />

Psychosomatik und Onkologie. Sie erfüllt alle Anforderungen, die in diesen<br />

Fachgebieten an eine moderne Diagnostik und Therapie gestellt werden.<br />

Wir arbeiten nach einem integrativen, verhaltenstherapeutischen Konzept mit den<br />

Indikationsschwerpunkten: Affektive Störungen, Somatisierungsstörungen, Angststörungen,<br />

Persönlichkeitsstörungen/AD(H)S und tumorassoziierten psychischen Störungen<br />

(PSO).<br />

Die <strong>Mittelrhein</strong>-<strong>Klinik</strong> liegt im Herzen des <strong>Mittelrhein</strong>tals (UNESCO Weltkulturerbe)<br />

in Boppard-<strong>Bad</strong> <strong>Salzig</strong> (ca. 25 km südlich von Koblenz).<br />

- 1 -


Konzept zur Rehabilitation von Patienten mit <strong>Depression</strong>en<br />

Depressive Erkrankungen, sogenannte affektive Störungen, gehören nach den Zahlen<br />

des Bundesgesundheitssurveys mit einem Anteil von 6,3% in der deutschen Bevölkerung<br />

zwischen 18 und 65 Jahren zu den häufigsten psychischen Erkrankungen<br />

überhaupt. Unabhängig von einem hohen Maß an Leiden sowohl bei den Betroffenen<br />

als auch bei deren Angehörigen, entstehen hohe indirekte und direkte Kosten durch<br />

krankheitsbedingte Ausfallzeiten und vorzeitige Berentungen.<br />

Bei den affektiven Störungen handelt es sich in der Hauptsache um die depressiven<br />

Episoden, Anpassungsstörungen und bipolare Störungen. Insbesondere, wenn die<br />

Erkrankung mit schwierigen Bedingungen am Arbeitsplatz in Zusammenhang steht,<br />

sprechen wir häufig auch von Burn-Out oder Mobbing, hinter diesen Begriffen verbergen<br />

sich dann ebenfalls affektive Störungen.<br />

Wenn die Erwerbsfähigkeit auf Grund einer depressiven Erkrankung erheblich gefährdet<br />

ist, haben sich stationäre verhaltenstherapeutische Angebote zur Behandlung<br />

und Rehabilitation als therapeutische Option der ersten Wahl sehr bewährt.<br />

Die <strong>Mittelrhein</strong>-<strong>Klinik</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Salzig</strong> bietet für Patienten mit allen Arten von depressiven<br />

Erkrankungen ein störungsspezifisches und symptomorientiertes<br />

Konzept der Einzel- und Gruppenpsychotherapie an. Es werden psychotherapeutische,<br />

pharmakologische und sozio-therapeutische Behandlungsbausteine<br />

mit Elementen aus der Sport- und Bewegungstherapie und der Ergo- und Kreativtherapie<br />

zur optimalen Versorgung der Patienten individuell kombiniert.<br />

- 2 -


Psychotherapie<br />

Das Konzept der psychosomatischen Behandlung von <strong>Depression</strong>en in der <strong>Mittelrhein</strong>-<strong>Klinik</strong><br />

besteht aus den folgenden Bausteinen einer strukturierten Verhaltenstherapie.<br />

1. Erarbeitung von Symptomen einer <strong>Depression</strong> auf körperlicher, motorischer,<br />

emotionaler, motivationaler, gedanklicher und interaktiver Ebene.<br />

2. Vermittlung von theoretischen Erklärungsmodellen zur Entstehung einer <strong>Depression</strong><br />

(nach Lewinsohn, Beck und Seligman) und Erarbeitung individueller<br />

Störungsmodelle<br />

3. Vermittlung von Bewältigungsstrategien<br />

In der <strong>Depression</strong>sbewältigung gilt der Aufbau positiver Aktivitäten mit Hilfe<br />

von Aktivitätenlisten sowie der selbständigen Planung persönlicher positiver<br />

Aktivitäten in Form von schriftlichen Übersichten und praktischer Umsetzung<br />

als wichtiges Element. Aber auch die Veränderung negativer Gedanken bildet<br />

einen fundamentalen Bestandteil der kognitiv-verhaltenstherapeutischen <strong>Depression</strong>stherapie<br />

(Beck, 1999) in der <strong>Mittelrhein</strong>-<strong>Klinik</strong>. Mit Hilfe von Selbstbeobachtungsprotokollen<br />

lernen Patienten, negative und wenig hilfreiche „automatische“<br />

Gedanken zu steuern und zu kontrollieren. Dabei werden sie geschult,<br />

Zusammenhänge zwischen Situationen, Gedanken, Gefühlen und Verhalten<br />

zu erkennen. Im letzten Abschnitt geht es darum, die gewonnenen Erkenntnisse<br />

im Sinne einer Rückfallprophylaxe (z. B. Früherkennung depressiver<br />

Symptome, Aufbau von „Notfallkoffer“ etc.) zu festigen.<br />

Das gruppenpsychotherapeutische Konzept findet halboffen in 6 aufeinanderfolgenden<br />

Sitzungen á 90 Minuten statt. 2x wöchentlich findet eine „Hausaufgabengruppe“<br />

ohne Therapeut statt, in welcher die Patienten nach Anleitung bzw. Vorbereitung des<br />

Gruppentherapeuten selbstständig an der <strong>Depression</strong>sbewältiung arbeiten und sich<br />

jeweils auf die nächste Gruppentherapiesitzung vorbereiten.<br />

Pharmakotherapie<br />

Bei manchen Patienten kann es notwendig sein, die Psychotherapie durch moderne<br />

Medikamente zu unterstützen. Diese Medikamente werden nur nach ausführlicher<br />

Aufklärung verordnet und machen nicht abhängig.<br />

- 3 -


Stationsärztliche Beratung und Betreuung<br />

Es werden regelmäßig medizinische Sprechstunden angeboten, darüber hinaus haben<br />

alle Patienten bei medizinischen Problemen die Möglichkeit, kurzfristig einen<br />

Termin bei ihrem Stationsarzt zu erhalten.<br />

Basisbausteine<br />

Einzelgespräche<br />

Jeder Patient, der im <strong>Depression</strong>s-Schwerpunkt behandelt wird, erhält einen Bezugstherapeuten<br />

(Ärztliche/r/Psychologische/r Psychotherapeut/in). Dieser führt 1x wöchentlich<br />

ein Einzelgespräch á 20-30 Minuten durch, um individuelle Probleme zu<br />

besprechen.<br />

Basisgruppenpsychotherapie<br />

2x wöchentlich findet eine Basisgruppe von je 90 Min. statt, in der therapeutische<br />

Inhalte wie z. B. Soziales Kompetenztraining, Problemlösetraining, Stressbewältigung<br />

u. a. vermittelt werden.<br />

Sport- und Bewegungstherapie<br />

Teamsport<br />

Der Teamsport findet stationsweise 1x wöchentlich über 1 Stunde statt und dient<br />

hauptsächlich der Anregung, sich in der Freizeit selbständig und freiwillig sinnvoll<br />

körperlich zu betätigen. Die Patienten lernen im Teamsport, wie man sich richtig aufwärmt<br />

und sich auf das Spiel vorbereitet und wie man sich am Ende durch Ausgleichsübungen<br />

wie Stretching, Atem- und Entspannungsübungen sowie Kräftigungsübungen<br />

beanspruchter Regionen schneller wieder erholt.<br />

Wassergymnastik<br />

Die Wassergymnastik findet in einer geschlossenen Gruppe 1x wöchentlich statt,<br />

unterteilt je Station in Gymnastik für Patienten mit guter Kondition und Gymnastik mit<br />

nur leichterer Belastung. Durch vielfältige gymnastische Übungen mit und ohne Geräte<br />

wird eine Steigerung von Ausdauer, Kraft, Flexibilität und Koordination angestrebt.<br />

- 4 -


Frühsport<br />

Durch den Frühsport soll ein Anreiz zu einem geregelten und strukturierten Tagesbeginn<br />

gegeben werden. Es werden hauptsächlich Hilfen zur Überwindung eines<br />

psychisch bedingten Morgentiefs geboten. Insofern ist der Frühsport ist besonders<br />

geeignet für Patienten mit <strong>Depression</strong>en. Die Teilnahme daran ist freiwillig.<br />

Bewegungstherapie <strong>Depression</strong><br />

Depressiven Patienten eröffnen Bewegungsangebote Möglichkeiten, Gefühle von<br />

Schwere, innerer Leere, Abgestorben sein, Isolation und Hilflosigkeit auf nicht<br />

sprachlichem Wege und damit verhältnismäßig leichter zu überwinden (Rückauf,<br />

2003). So verringert Bewegung das Erleben von Schwere und verhilft bei ausreichend<br />

langem Training unweigerlich zu Erfolgserlebnissen. Denn die spür- und<br />

messbare Leistungsverbesserung lässt depressive Menschen erleben, dass sie etwas<br />

an ihrem Körper und damit in ihrem Dasein bewirken kann. Dies fördert das<br />

(meist reduzierte) Selbstwertgefühl und verringert Gefühle von Hilflosigkeit und<br />

Ohnmacht. Die Bewegung in der Gemeinschaft wirkt der Isolation entgegen und erhöht<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass positive Effekte anderer als Modell dienen.<br />

Zugleich wird die soziale Kompetenz geschult.<br />

In den Sportstunden, soweit es sinnvoll erscheint, werden die Themen der Gruppensitzungen<br />

aufgegriffen und aus- bzw. fortgeführt. Die störungsspezifische Sport- und<br />

Bewegungstherapie findet 1x pro Woche 1½ Stunden statt und wird in Zusammenarbeit<br />

mit dem Stationsarzt / Bezugstherapeuten verordnet.<br />

Entspannungsverfahren<br />

Progressive Muskelentspannung<br />

Die „Progressive Muskelentspannung nach Jacobson“ ist eine körperliche Entspannungstechnik<br />

mit dem Ziel, durch systematisches An- und Entspannen von Muskelgruppen<br />

die eigene Körperwahrnehmung zu schulen sowie die Sensibilisierung gegenüber<br />

körperlichen Anspannungszuständen zu erhöhen.<br />

Autogenes Training<br />

Das Autogene Training ist eine Form der Selbsthypnose, während der Übende mit<br />

konzentrativen und imaginativen Mitteln zunächst Teile des Körpers entspannt, um<br />

über den Weg der Generalisierung das gesamte vegetative Nervensystem in den<br />

„Entspannungsmodus“ zu bringen, der sich sekundär auch auf Geist und Psyche<br />

heilsam auswirkt.<br />

Qigong<br />

Das Ziel von Qigong ist es, den Körper mit sanften Bewegungen zu lockern und den<br />

Geist zur Ruhe zu bringen. Es entspannt und führt gleichzeitig zu mehr Energie.<br />

Qigong findet 2x wöchentlich für 30 Minuten als offene Gruppe statt.<br />

- 5 -


Individuelle Behandlungsbausteine nach spezieller Verordnung<br />

Sozialtherapie<br />

Längere Abwesenheit vom Arbeitsplatz führt häufig zu beruflichen Schwierigkeiten,<br />

die sich in Problemen mit Kollegen oder Vorgesetzten zeigen. Betroffene fühlen sich<br />

den Anforderungen, welche die Arbeitswelt an sie stellt, oft nicht mehr gewachsen.<br />

Um spezifisch auf berufliche Belastungssituationen eingehen zu können, bietet die<br />

Sozialtherapie der <strong>Mittelrhein</strong>-<strong>Klinik</strong> neben Einzelkontakten vier indikative Gruppenprogramme<br />

mit den Themen „Konflikte am Arbeitsplatz/Mobbing“, „Wiedereinstieg ins<br />

Berufsleben“, „soziales Kompetenztraining“ sowie die Gruppe „Selbstwert und Arbeit“<br />

an.<br />

Ergotherapie<br />

Die Aufgabe der Ergotherapie besteht darin, den Patienten in seiner Handlungsfähigkeit<br />

so zu unterstützen, dass er in der Lage ist, im Alltag situationsentsprechend<br />

und angemessen tätig zu sein und situationsgerecht zu handeln.<br />

Das umfasst vor allem die Organisation, Strukturierung und Entwicklung von Handlungsplanung<br />

und –ausführung. Anhand sinnvoller und zielgerichteter Tätigkeiten im<br />

gestalterischen, motorischen, spielerischen, kognitiven und handlungsorientierten<br />

Bereich kann der Patient planvolle Handlungsschritte selbsttätig organisieren lernen<br />

und in den häuslichen Alltag übertragen.<br />

Mit Hilfe von speziell entwickelten Therapieprogrammen werden sie dazu angeleitet,<br />

ihre inneren Erregungs- und Spannungszustände erkennen und positiv beeinflussen<br />

zu können. Dabei werden bereits vorhandene Strategien des Patienten genutzt, ihm<br />

bewusst gemacht und neue geeignete Verhaltensstrategien erarbeitet.<br />

Ergotherapeutische Ziele sind:<br />

1. Steigerung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens<br />

2. Förderung von Motivation und Antrieb<br />

3. Erleben von Selbstwirksamkeit (nicht alles, was ich anfange, misslingt)<br />

4. Verbesserung der sozialen Kompetenzen<br />

Kunsttherapie<br />

Die Kunsttherapie ist ein ressourcen-, erlebnis-, handlungs- und beziehungstherapeutisches<br />

Verfahren, bei dem die Potenziale der bildenden Kunst zur Entfaltung<br />

kommen und eine Hilfe beim Bewältigen von Leiden, Krisen und Krankheit darstellen.<br />

- 6 -


Durch unterschiedliche Materialien und Techniken (plastisches Arbeiten mit Ton und<br />

Speckstein, Malen mit unterschiedlichen Farben, Ausdrucksmalen, verschiedene<br />

Druckverfahren) werden verschiedene Handlungsanreize geschaffen.<br />

Die therapeutische Wirkung durch die verschiedenen Medien liegt in der umfassenden<br />

Belebung, Aktivierung und Entfaltung der Selbstkräfte und Ausdrucksmöglichkeiten<br />

der Patienten.<br />

Gartentherapie<br />

Neben der Kunsttherapie und der Ergotherapie findet sich mit der Projektarbeit im<br />

Therapiegarten ein drittes, nicht sprachliches und damit niederschwelliges Therapieverfahren<br />

in der Abteilung für Psychosomatische Medizin. Hier legen wir den<br />

Schwerpunkt ganz auf die Arbeitstherapie. Patienten, die Probleme mit der Verbalisierung<br />

von Gefühlen und Gedanken haben, bieten wir auch hier eine Ausdrucksmöglichkeit<br />

für ihre Problematik an.<br />

Gesundheitstraining und Schulungsprogramme<br />

Neben Vorträgen zur gesunden Ernährung, Stressbewältigung, Rückenschule, Alltagsdrogen<br />

u.v.a.m. haben die Patienten der Abteilung für Psychosomatische Medizin<br />

die Möglichkeit an speziellen Schulungsprogrammen, die von der Abteilung Innere<br />

Medizin angeboten und durchgeführt werden, teilzunehmen (z. B. Hypertonie, Hypercholesterinämie<br />

u. a.)<br />

- 7 -


Wie nehme ich an einer Rehabilitationsmaßnahme teil?<br />

Sie benötigen vor Beginn der Rehabilitation eine Kostenzusage Ihres zuständigen<br />

Leistungsträgers (gesetzliche Krankenkassen, Private Krankenversicherungen,<br />

Deutsche Rentenversicherung (ehemalige LVA oder BfA), u. a.)<br />

Im Fall, dass die gesetzliche Krankenkasse bzw. ein Rentenversicherungsträger als<br />

Leistungsträger in Frage kommt, stellen Sie gemeinsam mit Ihrem behandelnden<br />

Haus- bzw. Facharzt einen Antrag auf Rehabilitation.<br />

Die Antragsformulare der Rentenversicherungsträger erhalten Sie z. B. auf Anfrage<br />

direkt beim jeweiligen Leistungsträger, bei den Servicestellen der Deutschen Rentenversicherung<br />

oder über das Internet.<br />

Die Kosten für eine Rehabilitationsmaßnahme müssen im Vorfeld durch den jeweiligen<br />

Leistungsträger genehmigt werden.<br />

Kontakt<br />

Sie erreichen uns von Montag bis Freitag von 8:30 - 15:30 Uhr unter der Telefonnummer:<br />

06742 608-911 oder -703.<br />

Dr. med. Frank Matthias Rudolph<br />

Facharzt für Psychosomatische Medizin<br />

Rehabilitationswesen / Diabetologie<br />

Chefarzt der Abteilung für Psychosomatik<br />

Ärztlicher Leiter der <strong>Mittelrhein</strong>-<strong>Klinik</strong><br />

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