Gold- und Silberschmiedin - Badisches Landesmuseum Karlsruhe
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Paula Straus<br />
31.1.1894 Stuttgart – 10.2.1943 Auschwitz<br />
<strong>Gold</strong>- <strong>und</strong> <strong>Silberschmiedin</strong>, Gestalterin<br />
Als 17-Jährige begann sie 1911 eine Lehre<br />
in Schwäbisch Gmünd <strong>und</strong> verblieb dort<br />
als „Ciseleurin“ bis 1916. Nach zwei Jahren<br />
Gehilfentätigkeit in Frankfurt a.M. wurde sie<br />
Meisterschülerin bei Paul Haustein an der<br />
Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Nach ihr-<br />
er Meisterprüfung 1921 verblieb sie dort als<br />
„Meisterin der Meisterklasse“. Ihre beson-<br />
dere Neigung galt dem Schmuck, dem sie<br />
ihr Leben lang treu blieb. Zeitgleich betrieb<br />
sie mit dem Münchner J.M. Wilm um 1920<br />
die Neubelebung der alten Granulations-<br />
technik.<br />
Meisterstück in Form einer Silberbrosche,<br />
Stuttgart, 1921<br />
Im September 1925 trat sie als Ent-<br />
werferin in das Atelier der Heilbron-<br />
ner Silberwarenfabrik P. Bruckmann<br />
& Söhne ein. In den acht Jahren ihrer<br />
Anstelllung entwickelte sie ca. 100<br />
Modelle, vom Leuchter bis zum<br />
Kaffeeservice, von Zierlöffeln bis zu<br />
exklusiven Besteckgarnituren, die in<br />
die Serienproduktion gingen. Damit<br />
wurde sie zur ersten <strong>und</strong> erfolgreichs-<br />
ten „Designerin“ vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg. Zahlreiche Teilnahmen an Ausstellungen (Mannheim,<br />
Stuttgart, Leipzig, Monza, Barcelona) <strong>und</strong> eine Reihe von Preisen<br />
<strong>und</strong> <strong>Gold</strong>medaillen krönten ihre Leistung.<br />
Privataufträge für katholi-<br />
sches Altargerät ließen<br />
Kelche <strong>und</strong> besonders<br />
kunstvolle Monstranzen<br />
entstehen. Um 1930, wohl<br />
im Zusammenhang mit<br />
der Wanderausstellung<br />
„Kult <strong>und</strong> Form“, entwarf sie zahlreiche „Ewig-Licht-Ampeln“ <strong>und</strong><br />
Leuchter für den jüdischen Kultus.<br />
Wegen der schwierigen Wirtschaftslage musste sie 1933 ihre er-<br />
folgreiche Tätigkeit in der Silberwarenfabrik beenden. Sofort fand<br />
sie eine neue Stelle bei der Württembergischen Metallwarenfabrik<br />
(WMF). Diese wurde der Jüdin Paula Straus zum Jahresende nun<br />
aus politischen Gründen gekündigt. Im Zuge der sich verschär-<br />
fenden antijüdischen Gesetze arbeitete sie in jüdischen Altershei-<br />
men <strong>und</strong> verpasste den Zeitpunkt zur Emigration. 1943 wurde sie<br />
in Auschwitz ermordet.<br />
Châtelaine, Silber mit Granulation,<br />
datiert 1920<br />
Handgeschmiedetes Besteck, P. Bruckmann & Söhne,<br />
Heilbronn a. N., um 1930<br />
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