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Bio garten - Gartenbauschule Hünibach

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Der originelle<br />

Samenstand von<br />

Nigella orientalis ist<br />

ein Highlight<br />

in jedem Kranz<br />

(links).<br />

Bei Trockenblumen leuchtet die Farbenpracht<br />

des Sommers bis weit in den Winter hinein.<br />

An der <strong>Gartenbauschule</strong> <strong>Hünibach</strong> ist die alte<br />

Tradition des Trockenblumen-Bindens bis<br />

heute lebendig geblieben.<br />

Unter den Sommerblumen und Stauden<br />

fi nden sich verschiedene Pfl anzen,<br />

die zum Trocknen geeignet sind.<br />

Je nach Art werden dazu die Blüten<br />

oder die Samenstände geschnitten.<br />

Auch Gräser eignen sich sehr gut<br />

zum Trocknen. Als Ergänzung zu den<br />

Trockenblumen bieten sich ebenso<br />

Tannenzapfen, Zwiebeln, Knoblauch,<br />

Nüsse, Kastanien, Lampionblumen,<br />

getrocknetes Laub, Chilischoten, Hagebutten<br />

und viele andere haltbare<br />

Naturmaterialien an.<br />

BLUMEN VORBEREITEN<br />

Ausserordentlich wichtig für die Qualität<br />

der Trockenblumen ist der richtige<br />

Schnittzeitpunkt (siehe Tabelle S. 20).<br />

Nur wenn dieser stimmt, entfaltet sich<br />

später die volle Leuchtkraft der Farben,<br />

und die Trockenblumen bleiben lange<br />

haltbar. An der <strong>Gartenbauschule</strong> <strong>Hünibach</strong><br />

(GSH) wird gezielt auch das biologisch-dynamischeHornkiesel-Präparat<br />

eingesetzt, um die Konservierung<br />

der Blütenfarben zu unterstützen (siehe<br />

April-Ausgabe). Spritzungen mit<br />

Hornkiesel werden stets an Blüte- oder<br />

Fruchttagen gemäss Aussaatkalender<br />

vorgenommen.<br />

Danach müssen die Blumen rasch<br />

verarbeitet werden. Zuerst werden die<br />

Stiele von den Blättern befreit und anschliessend<br />

je 10 bis 15 Stängel zu kleinen<br />

Bündchen geschnürt. Diese dürfen<br />

nicht zu dicht gefasst sein, da sonst<br />

im Inneren Fäulnis entsteht, bevor die<br />

Stängel trocken sind.<br />

DUNKLES «LÄUBLI»<br />

Die Blumenbündchen werden an einem<br />

luftigen Ort kopfüber zum Trocknen<br />

aufgehängt. Damit die Farben gut erhalten<br />

bleiben und nicht ausbleichen,<br />

sollte diese Stelle möglichst schattig<br />

oder gar dunkel sein. An der GSH werden<br />

die Blumen im sogenannten «Trockenblumenläubli»<br />

aufgehängt. Diese<br />

zugige Ecke, die im Sommer kaum je<br />

ein Sonnenstrahl erreicht, ist dafür<br />

Trockenblumen<br />

ALLE FARBEN<br />

Schweizer Garten 9/2012


wunderbar geeignet. Wenn sich das<br />

«Läubli» im Lauf des Sommers immer<br />

mehr füllt, entsteht hier ein farbenprächtiger<br />

Trockenblumenhimmel, der<br />

schon so manchem Besucher ein «Ah»<br />

und «Oh» entlockt hat.<br />

Wenn die Blumenbündchen vollständig<br />

trocken sind, werden sie abgenommen<br />

und bis zur Verarbeitung<br />

wiederum dunkel und trocken gelagert<br />

– zum Beispiel in einem Harass,<br />

einer Bananenschachtel oder in luftigen<br />

Kartonkisten.<br />

UNTERLAGE HERSTELLEN<br />

Für die Verarbeitung von Trockenblumen<br />

ist viel Fingerspitzengefühl und<br />

ein Flair für Farb- und Materialkombinationen<br />

gefragt. Neben einer reichen<br />

Blumenauswahl werden für die Herstellung<br />

von Kränzen folgende Hilfsmittel<br />

benötigt: Flach- und Drahtzange, grober<br />

und feiner Wickeldraht, Blumen-<br />

DES SOMMERS<br />

Schweizer Garten 9/2012<br />

steckdraht, Gutta-Abdeckband, Baumschere<br />

und Messer.<br />

Um eine Kranzunterlage selbst herzustellen,<br />

wird grober Wickeldraht<br />

mehrmals satt um ein rundes Gefäss<br />

gewickelt. Anschliessend wird der<br />

lose Drahtreif sorgfältig vom Gefäss<br />

gestreift und mit demselben Draht<br />

fest umwickelt. Den Draht danach<br />

abschneiden und das Ende in den Reif<br />

stossen. Zur Fertigstellung den Kranz<br />

mit Gutta-Abdeckband umwickeln.<br />

Dieses verhindert zum einen Verletzungen<br />

und Kratzer. Zum anderen<br />

Lehrstellen für 2013<br />

Die <strong>Gartenbauschule</strong> <strong>Hünibach</strong> (GSH), Autorin der diesjährigen<br />

<strong>Bio</strong><strong>garten</strong>-Serie, ist die einzige biologisch-dynamische Ausbildungsstätte<br />

für Gärtnerinnen und Gärtner in der Schweiz. Sie<br />

richtet sich an zwei Zielgruppen: Zum einen an Jugendliche mit<br />

besonderem Interesse für die biologisch-dynamische Pfl anzenproduktion,<br />

zum anderen an Jugendliche mit erschwerten Einstiegsbedingungen<br />

in das Berufsleben. Ihren Abschluss machen<br />

die Lernenden an der GSH mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis<br />

als Zierpfl anzengärtner. Darüber hinaus erhalten<br />

sie Grundkenntnisse in den Bereichen Stauden, Gemüsebau,<br />

Gartenpfl ege und Verkauf. Die breite gärtnerische Grundausbildung eröffnet später vielfältige berufl iche<br />

Möglichkeiten. Die Aufnahme für den Ausbildungsbeginn im August 2013 hat bereits begonnen.<br />

Infos: <strong>Gartenbauschule</strong> <strong>Hünibach</strong>, Telefon 033 244 10 20 und www.<strong>garten</strong>bauschule-huenibach.ch<br />

<strong>Bio</strong><strong>garten</strong><br />

19<br />

Für das Trockenblumen-Binden<br />

ist<br />

ein Flair für FarbundMaterialkombinationen<br />

gefragt.


PFLANZEN, DIE AN DER GSH GETROCKNET WERDEN<br />

Botanischer Name<br />

Trockenblumen<br />

Deutscher Name Farben Schnittzeitpunkt<br />

Ageratum houstonianum Leberbalsam weiss, rosa und violett volle Blüte<br />

Amaranthus caudatus Garten-Fuchsschwanz grün und rot volle Blüte<br />

Amaranthus cruentus Rispiger Fuchsschwanz hellgrün, rot, dunkelrot und orangebraun volle Blüte<br />

Ammobium alatum Papierknöpfchen weiss vor dem Aufblühen<br />

Consolida ajacis Einjähriger Rittersporn weiss, rosa und blau knospig bis volle Blüte<br />

Sorte ‘Blue Cloud’ dunkelblau<br />

Carthamus tinctorius Färberdistel weiss, gelb, orange und dunkelorange volle Blüte<br />

Gomphrena globosa Kugelamaranth orange, rosa, weiss und pink volle Blüte<br />

Helipterum roseum Sonnenfl ügel weiss und rosa vor dem Aufblühen<br />

Limonium sinuatum Statice weiss, gelb, rosa, violett und blau volle Blüte<br />

Lonas annua Gelbes Ageratum gelb volle Blüte<br />

Salvia viridis Buntschopfsalbei pink, weiss und violett wenn bunte Hochblätter ausgebildet<br />

Xerochrysum bracteatum Strohblume weiss, gelb, orange und rotbraun vor dem Aufblühen<br />

Frucht-/Samenstände<br />

Linum usitatissimum Lein grün bis gold Kapsel ausgewachsen grün-goldig<br />

Lunaria annua Silberling weisslich ausgewachsen, Hüllblätter gelbbraun<br />

Nigella damascena Jungfer im Grünen hellblau und weiss Samenkapsel ausgewachsen<br />

Nigella orientalis Schwarzkümmel blau Samenkapsel ausgewachsen<br />

Papaver div. Mohn grün und hellbraun Samenkapsel ausgewachsen<br />

Physalis alkekengi Lampionblume orange Lampion grün-orange<br />

Scabiosa atropurpurea Gartenskabiose weiss, rosa, lila, violett, scharlach und purpur Samenstand ausgewachsen, grün<br />

Zea mays Ziermais gelb, rot und bunt Hüllblätter trocken und braun<br />

Cucurbita pepo<br />

Gräser<br />

Zierkürbis gelb, grün, orange und bunt Stielansatz gelb<br />

Bupleurum graffi thii Hasenohr gelbgrün alle: Grünreife vor der Blüte,<br />

Lagurus ovatus Hasenschwanz grasgrün sonst beginnt die Samenreife<br />

Sommerhafer grün und die Ähre zerfällt<br />

Hordeum jubatum Mähnengerste grün<br />

Briza maxima Grosses Zittergras grün<br />

Briza minor Kleines Zittergras grün<br />

Panicum violaceum Rispenhirse grün<br />

Setaria macrostachya Borstenhirse grün<br />

Rhynchelytrum repens Rubingras grün<br />

Die Blüten werden büschelweise mit Draht auf der Unterlage befestigt (links). Die Blumenstiele werden auf die<br />

gewünschte Länge eingekürzt (rechts).<br />

Wichtig für die Qualität der Trockenblumen<br />

ist der Schnittzeitpunkt.<br />

haften die Trockenblumen besser und<br />

rutschen beim Binden nicht weg.<br />

BLUMEN BINDEN<br />

Zum Binden eines Trockenblumenkranzes<br />

stellt man eine Auswahl Blüten<br />

zusammen, die bezüglich Farbe<br />

und Grösse harmonieren. Vor dem<br />

Binden werden die «strohtrockenen»<br />

Blumen mit einem feinen Wassersprüher<br />

leicht angefeuchtet. Dies ver-<br />

Schweizer Garten 9/2012


hindert, dass sie brechen, und vereinfacht<br />

die Verarbeitung.<br />

Die Blumenstiele werden auf die gewünschte<br />

Länge eingekürzt. Als Erstes<br />

wird nun feiner Wickeldraht an der<br />

Kranzunterlage befestigt. Danach werden<br />

die ausgewählten Blüten zu einem<br />

kleinen Büschelchen zusammengenommen<br />

und an die Unterlage gehalten.<br />

Nach zwei bis drei Umdrehungen<br />

mit Draht wird dieser vorsichtig satt<br />

angezogen. Überstehende Stiele auf<br />

0,5 cm hinter dem Draht abschneiden.<br />

ANFANG UND ENDE<br />

Büschel um Büschel wird nun an den<br />

Kranz gebunden, doch immer etwas<br />

versetzt, damit die Unterlage von der<br />

Mitte bis nach aussen gut abgedeckt<br />

ist. Bei der Anordnung der Büschel<br />

wird immer auch auf eine gleichmässige<br />

Verteilung der ausgewählten Blumen<br />

im Kranz geachtet.<br />

Der Abschluss ist der schwierigste<br />

Teil der Binderei. Die letzten Büschel<br />

müssen so angeordnet und gebunden<br />

werden, dass Anfang und Ende<br />

Schweizer Garten 9/2012<br />

miteinander verschmelzen und nicht<br />

mehr erkennbar sind.<br />

Etwa 0,5 cm vor dem Zusammentreffen<br />

wird das noch benötigte Stück<br />

Wickeldraht von der Spule abgeschnitten.<br />

Die letzten Büschel müssen<br />

genau in die offene Stelle passen.<br />

Dann wird der Wickeldraht exakt<br />

zwischen dem ersten und dem letzten<br />

Büschel hindurchgestossen. Die<br />

Stiele werden so kurz wie möglich<br />

zurückgeschnitten, um Erhöhungen<br />

der Kranzoberfl äche zu verhindern.<br />

Ganz zum Schluss den verbliebenen<br />

Wickeldraht einkürzen, einige<br />

Male auf der Rückseite zwischen den<br />

Drähten durchziehen und die Spitze<br />

in den Kranz stecken.<br />

DICKE STIELE<br />

Zum Binden von Trockenblumen<br />

können als Unterlage auch trockene,<br />

dicke Pfl anzenstiele verwendet<br />

werden. Diese fest zu einer zapfenartigen<br />

Form zusammenbinden. Der<br />

Wickeldraht wird am dünneren Ende<br />

der Unterlage befestigt, um anschlies-<br />

send Büschel an Büschel satt an die<br />

Stiele zu binden.<br />

Auch hier ist es wichtig, die einzelnen<br />

Büschel vor dem Festbinden auf die<br />

Zusammenstellung und Verteilung<br />

der ausgesuchten Blumen, das Einhalten<br />

der gewünschten Form und die<br />

Wirkung im Gebinde zu prüfen. Um<br />

den Wickeldraht im Abschlussbereich<br />

zu verdecken, können Blätter oder ein<br />

passendes Band angebracht werden.<br />

PRÄPARATEARBEIT<br />

Um Michaeli (29. September) herum<br />

ist die Hauptzeit der Präparateherstellung.<br />

Neben der Herstellung des<br />

Eichenrindenpräparats (siehe Kasten<br />

unten) wird jetzt das Kieselhorn ausgegraben,<br />

und die mit Mist gefüllten<br />

Kuhhörner werden eingegraben. Ebenso<br />

kommen das Schafgarben-, das Kamille-<br />

und das Löwenzahnpräparat in<br />

den Boden.<br />

Marianne Sigrist, Renate Lorenz<br />

(Text)<br />

<strong>Gartenbauschule</strong> <strong>Hünibach</strong> (Bilder)<br />

Präparatepfl anze<br />

Auf dem Kompostplatz der GSH wächst seit etwa 25 Jahren eine Stieleiche. Inzwischen ist sie gross genug, um dem Komposthaufen<br />

Schatten zu spenden. Für die Ernte der Rinde ist sie aber noch viel zu jung. Sie muss wohl noch 50 Jahre wachsen, bis die Borke<br />

dick genug ist. Da sie im Alter über 30 m hoch wird, ist die Stieleiche nicht für den Garten geeignet.<br />

Holz: Eichen können gut 500 Jahre alt werden. Erst im Alter von etwa 50 Jahren fangen sie an zu blühen und Früchte zu bilden.<br />

Die Stieleiche fällt mit ihrem knorrigen Wuchs auf. Ihr Holz ist hart und widerstandsfähig und wird deshalb für die Herstellung von<br />

Möbeln und Parkettböden genutzt. Ebenso werden gute Weine in Eichenfässern gelagert, und die Pfähle, auf denen Venedig dem<br />

Untergang trotzt, sind ebenfalls aus Eichenholz.<br />

Rinde und Laub: Eichenrinde wurde früher aufgrund des hohen Gerbsäuregehalts zum Gerben von Leder verwendet.<br />

Diese Widerstandsfähigkeit hat auch das Blatt geerbt. Es verrottet nur schlecht, wenn es nicht mit anderen Materialien<br />

gemischt wird.<br />

Präparat: Für das Eichenrindenpräparat wird die tote Borke mit einer Feile fein abgeraspelt. Die Eichenrinde beinhaltet<br />

über 70 % Kalziumsalze. Zur Präparateherstellung die Borke in die ebenfalls kalkreiche Hülle eines Haustierschädels<br />

(in der Regel von Pferden, da Rinderschädel wegen BSE nicht mehr verwendet werden dürfen) gefüllt.<br />

Das Vergraben an einer sumpfi gen Stelle intensiviert die Kalziumbeziehung. Von Ende September bis Anfang April<br />

verweilt der Schädel mit der geraspelten Eichenrinde im Boden.<br />

Wirkung: Das Eichenrindenpräparat wirkt regulierend auf den Kalziumhaushalt des Komposts und des Bodens.<br />

Kalk- und Gerbsäureprozesse der Eichel dämpfen wuchernde Kräfte und bringen Formkräfte zu den Pfl anzen. Das<br />

Präparat hilft, Fäulnis- und Pilzbildung zurückzudrängen.<br />

Hinweis: Die Verwendung tierischer Organe für die Herstellung der biologisch-dynamischen Präparate ist zum Teil<br />

schwer verständlich – gerade auch beim Eichenrindenpräparat. Es gibt deshalb auch Versuche mit pfl anzlichen<br />

Hüllen. Auch in diesem Bereich war Maria Thun, Schöpferin des Aussaatkalenders, eine Pionierin. Sie hat zur Präparateherstellung<br />

die Eichenrinde in einen ausgehöhlten Eichenast gefüllt.<br />

Letzte Folge: Mit der Eichenrinde wird im Rahmen der GSH-Beiträge die letzte der sechs biologisch-dynamischen<br />

Präparatepfl anzen für den Kompost vorgestellt (mehr dazu: siehe März-Ausgabe, S. 19, «Wirksamer Kompost»).<br />

<strong>Bio</strong><strong>garten</strong><br />

21

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