B B D O - Batten & Company
B B D O - Batten & Company
B B D O - Batten & Company
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
INSIGHTS 7<br />
Marktorientierung –<br />
Idee und Umsetzung<br />
Employer Branding<br />
als Wachstumshebel<br />
Die Marke (er-) leben<br />
Herausforderung für<br />
die Markenführung im<br />
konvergenten TIME-Markt<br />
B<br />
B DO<br />
C<br />
O<br />
N<br />
S<br />
U<br />
L<br />
T<br />
I<br />
N<br />
G
BBDO Consulting ist die internationale Top-Managementberatung mit Fokus auf marktorientierte Unternehmensführung.<br />
In enger Zusammenarbeit mit Klienten entwickeln und implementieren wir Strategien zur<br />
Marktbearbeitung und setzen sie in konkrete, handlungsleitende Grundsätze und Führungssysteme um.<br />
Entlang der Kernkompetenz strategisches Marken- und Kundenmanagement bieten wir umfassendes Knowhow<br />
von Experten aus Beratung und Industrie. Die fundierte Kenntnis lokaler Märkte bildet bei gleichzeitig<br />
globaler Reichweite und Perspektive einen entscheidenden Teil unseres überlegenen Beratungsangebotes.<br />
BBDO Consulting verfügt über Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Johannesburg, Madrid, Moskau,<br />
München, Shanghai, Tel Aviv und Zürich und ist als Teil der BBDO Worldwide, eines der führenden internationalen<br />
Agenturnetzwerke, mit über 290 Büros in 77 Ländern präsent.
4<br />
6<br />
14<br />
22<br />
32<br />
43<br />
46<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
Marktorientierung –<br />
Idee und Umsetzung<br />
Udo Klein-Bölting, Karoline Malzbender<br />
Employer Branding<br />
als Wachstumshebel<br />
Adel Gelbert, Angelika Inglsperger<br />
Die Marke (er-)leben<br />
Björn Sander, Maike Benz<br />
Herausforderungen für die Markenführung<br />
im konvergenten TIME-Markt<br />
Björn Sander, Dr. Percy Smend, Utta Wiese<br />
Autorenverzeichnis<br />
Impressum
4<br />
Editorial<br />
Marktorientierung strategisch verankern und in Führung umsetzen – dies<br />
beschreibt im Kern Anspruch und Tätigkeitsfeld von BBDO Consulting.<br />
Mit der Schriftenreihe INSIGHTS haben wir vor knapp sieben Jahren ein<br />
Forum für den Dialog zwischen Strategen, Forschern und Managern zum<br />
Thema marktorientierte Unternehmensführung geschaffen, das sich längst<br />
als führende Publikation in diesem Bereich etabliert hat. Ein solches<br />
Forum lebt von kontinuierlichem Austausch und wechselseitigen Impulsen<br />
– also von einem engagierten Dialog. Für Ihre rege Teilnahme daran<br />
und für Ihr konstruktives Feedback möchten wir Ihnen einmal mehr herzlich<br />
danken und nehmen dies als Bestätigung und Ansporn gleichermaßen.<br />
„Zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit müssen wir marktorientierter werden.“ Keine Bilanzpressekonferenz,<br />
in der nicht sinngemäß dieser Satz vorkäme. Nur: Was macht Marktorientierung eigentlich aus?<br />
Wie lässt sie sich messen und verbessern? Und: Wie viel trägt sie wirklich zur Gesamtperformance eines<br />
Unternehmens bei? Diesen Fragen widmen wir uns im ersten Beitrag dieser siebten INSIGHTS-Ausgabe auf<br />
Grundlage der Ergebnisse einer Forschungskooperation mit dem Lehrstuhl für Innovatives Markenmanagement<br />
der Universität Bremen unter der Leitung von Professor Burmann.
Der zweite Beitrag behandelt das Thema Employer Branding als strategischer Ansatz, um gerade in Zeiten<br />
verschärften „War for Talents“ die besten Köpfe zu gewinnen und zu halten. Der Grundgedanke dieses<br />
Ansatzes ist, dass eine Arbeitgebermarke genauso professionell geführt werden muss wie eine Konsumentenmarke.<br />
Eine neue Positionierung mit einem geschärften Leistungsversprechen ist entwickelt – und nun? Wie findet<br />
ein Stück Papier seinen Niederschlag in unternehmerischem Handeln in der Breite? Und wie erreicht die<br />
Botschaft die Mitarbeiter so, dass sie wirklich etwas damit anfangen können und verstehen, was nun anders<br />
und hoffentlich besser wird? Diesen Fragen geht der dritte Beitrag nach.<br />
Im vierten Beitrag beleuchten wir die Herausforderungen für das Markenmanagement, die sich im TIME-<br />
Markt (Telekommunikation, Internet, Medien und Entertainment) aus der Konvergenz ergeben, also aus dem<br />
Verschwimmen der Grenzen zwischen Produkt- und Leistungsbündeln. In einem solchen Kontext wird die<br />
Marke durch ihre ureigenste Orientierungsfunktion zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.<br />
Wir hoffen, dass wir auch mit dem siebten Band unserer INSIGHTS-Schriftenreihe Impulse setzen können,<br />
und freuen uns auf den Dialog mit Ihnen.<br />
Ihre<br />
Udo Klein-Bölting Adel Gelbert<br />
5
Udo Klein-Bölting, Karoline Malzbender<br />
Marktorientierung –<br />
Idee und Umsetzung
Ausgangssituation<br />
Es ist in aller Munde: Die Ökonomie gesundet. Die<br />
Zeiten der Rezession sind vorbei, Unternehmen<br />
denken wieder an Wachstumsmöglichkeiten jenseits<br />
allgegenwärtiger Cost-Cutting-Maßnahmen.<br />
Wie erreicht ein Unternehmen nachhaltiges, stimulierendes<br />
und organisches Wachstum? Marktorientierung<br />
ist ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit<br />
Ihres Unternehmens.<br />
Denn Marktorientierung ist in hohem Maße wertschaffend<br />
und beeinflusst Börsenperformance,<br />
Innovationskraft und Kundenzufriedenheit positiv.<br />
Darüber hinaus ist die Marktorientierung eines Unternehmens<br />
unabhängig vom Marktwachstum und<br />
von der Entwicklung des Preisniveaus und -drucks<br />
in einem Markt. Somit können marktorientierte<br />
Unternehmen selbst in schrumpfenden Segmenten<br />
ein Preis-Premium und damit höhere Marktanteile<br />
erzielen. Die Ergebnisse entlarven Entschuldigungen<br />
seitens des Managements für mangelnde Marktorientierung<br />
aufgrund externer Einflüsse als fadenscheinige<br />
Ausreden.<br />
Marktorientierung auf<br />
dem Prüfstand<br />
Professionelles Marketing ist gleichbedeutend mit<br />
markt- und kundenorientierter Unternehmensführung.<br />
Marketing ist darüber hinaus nicht eine<br />
einzelne Disziplin, sondern bedeutet umfassendes<br />
Führungsverständnis. Marketing im Zentrum der<br />
Unternehmensführung ist gleichbedeutend mit<br />
einem Unternehmen, das Produkte vom Kunden<br />
her denkt.<br />
Auf Grundlage dieser Erkenntnis wurde im Mai dieses<br />
Jahres in Kooperation mit dem Lehrstuhl für<br />
Innovatives Markenmanagement der Universität<br />
Bremen erstmalig eine Studie erstellt, die Marktorientierung<br />
messbar macht – und darüber hinaus<br />
MARKTORIENTIERUNG – IDEE UND UMSETZUNG 7<br />
das Unternehmen auszeichnet, das im zurückliegenden<br />
Jahr am meisten von seiner eigenen Marktorientierung<br />
profitiert hat.<br />
Die Idee marktorientierter Unternehmensführung ist<br />
nicht neu: Das Thema hat im Laufe der letzten 20<br />
Jahre eine signifikante Aufmerksamkeit erfahren<br />
(Kohli/Jaworski 1990, Narver/Slater 1990). Trotz<br />
der intensiven Beschäftigung in Wissenschaft und<br />
Praxis und der zentralen Bedeutung von Marktorientierung<br />
für die Praxis des Marketings existiert<br />
kein Konsens über eine gemeinsame Konzeptionalisierung<br />
und Operationalisierung.<br />
Aktuell befindet sich die Marktorientierung auf dem<br />
Prüfstand. Denn häufig bleibt trotz wissenschaftlicher<br />
Analysen und Studien ein diffuses Gefühl hinsichtlich<br />
seiner tatsächlichen Wirksam- und Messbarkeit.<br />
Es existieren bereits empirische Belege, dass Marktorientierung<br />
sich positiv auf den Geschäftserfolg<br />
auswirkt (Kohli/Jaworski 1993). In anderen Arbeiten<br />
hingegen wird gezeigt, dass eine hohe Marktorientierung<br />
sogar die Innovationsfähigkeit einschränkt<br />
(Berthon et al. 1999).<br />
Unsere Studie wird mit eindringlichen Zahlen zeigen,<br />
dass Marktorientierung nichts Abstraktes, sondern<br />
die Summe aus guten und zusammenhängenden<br />
Ideen und konsequenten Handlungen ist, die tief in<br />
der Unternehmensstruktur und -kultur verankert<br />
sind – und zwar direkt beim CEO oder CMO/COO.<br />
In einer Zeit, in der eine Generation von marktorientierten<br />
Entrepreneurs mit neuen Produktideen, neuen<br />
Media Channels und frischem Denken an Kraft gewinnt,<br />
revolutioniert Marktorientierung die Overall<br />
Customer Experience. Apple iPod beispielsweise<br />
macht den Marketern vor, wie es funktioniert: Der<br />
iPod fasziniert eine ganze Generation, obgleich dieser<br />
MP3-Player von seiner Funktionalität her nicht<br />
umfangreicher als andere ist. Solche Unternehmen
8<br />
INSIGHTS 7<br />
haben über bloße Lippenbekenntnisse hinaus ihre<br />
Operationsweisen um den Kunden und den Markt<br />
herum re-orientiert und dadurch die Kundenzufriedenheit<br />
und die eigene Performance gestärkt. Doch<br />
was unterscheidet marktorientierte Unternehmen<br />
von anderen Unternehmen? Unsere Studie zeigt die<br />
tragenden Säulen marktorientierten Denkens und<br />
Handelns.<br />
Für die Praxis ist dabei insbesondere interessant<br />
festzustellen, welches die zentralen Treiber von<br />
Marktorientierung sind, welche Handlungsfelder zu<br />
„beackern“ sind und welche Ergebnisse erzielt werden<br />
– bei Innovationen, bei Mitarbeitern und Kunden<br />
und last but not least bei der finanziellen Performance.<br />
Um der Studie das richtige Fundament zu<br />
geben, galt es, folgende Fragen zu beantworten:<br />
• Kann Marktorientierung gemessen werden?<br />
• Wodurch zeichnet sich ein marktorientiertes<br />
Unternehmen aus?<br />
• Steigert Marktorientierung den Unternehmenserfolg?<br />
• Welche Hebel sind für die Generierung von<br />
Marktorientierung besonders relevant?<br />
• Wie kann Marktorientierung im Unternehmen<br />
in Führung umgesetzt werden?<br />
Grundlagen der Studie<br />
BBDO Consulting hat Unternehmen verschiedener<br />
Branchen untersucht, um herauszufinden, was<br />
marktorientierte Organisationen ausmacht. Hierzu<br />
wurden 254 börsennotierte Unternehmen befragt.<br />
Um die Ergebnisse aussagekräftiger zu machen,<br />
wurden die Resultate der besten sechs Unternehmen<br />
jeweils mit denen der letzten 50 verglichen – ganz<br />
im Sinne eines Benchmarking.<br />
Die vorliegende Studie definiert Marktorientierung<br />
als Implementierung des Marketingkonzeptes im<br />
Unternehmen, wobei das Marketingkonzept als eine<br />
Unternehmensphilosophie gesehen wird. Im Sinne<br />
eines der prominentesten Marketing-Forscher, Professor<br />
Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert, bedeutet<br />
das eine „bewusst marktorientierte Führung des<br />
gesamten Unternehmens“. Hierunter ist die<br />
• organisationsweite Generierung von Marktinformationen,<br />
die die gegenwärtigen und zukünftigen<br />
Kundenbedürfnisse erfasst,<br />
• ein ungehinderter Informationsfluss und<br />
• die organisationsweite Reaktionsfreudigkeit<br />
zu fassen.<br />
In der Praxis manifestiert sich Marktorientierung in<br />
einer aktiven Umsetzung und Kommunikation auf<br />
Managementebene. Sie umfasst eine konsequente<br />
Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten an den<br />
Marktgegebenheiten und eine Umsetzung des Marketingkonzeptes<br />
über alle Abteilungen hinweg. Die<br />
funktionsübergreifende Kooperation zur Generierung<br />
von Markt- und Kundenwissen und die Verteilung<br />
dieser Informationen im Unternehmen stellt eine<br />
weitere Säule marktorientierter Unternehmensführung<br />
dar. Die Planung und Implementierung von<br />
Reaktionen auf aktuelle Marktsituationen bildet<br />
schließlich die Umsetzungsfähigkeit eines Unternehmens.
Ergebnisse der Studie<br />
Marktorientierte Organisationen haben einen fundamentalen,<br />
gedanklichen Shift geleistet. Sie haben<br />
den allein auf den Verkauf abzielenden Produktfokus<br />
mit der Philosophie einer kunden- und marktorientierten<br />
Problemlösungskompetenz als Teil der holistischen<br />
Value Proposition eingetauscht und in ihren<br />
Prozessen und Strukturen verankert.<br />
Die Studie widerlegt die These und damit einen intuitiven<br />
Irrtum, dass kleine Unternehmen näher am<br />
Kunden seien als große: Denn Marktorientierung<br />
steigt mit zunehmender Betriebsgröße. Den höchsten<br />
durchschnittlichen Score erreichen Unternehmen mit<br />
über 10.000 Mitarbeitern. Der Marktorientierungsvorteil<br />
kleiner Unternehmen, Kundenwünsche und<br />
Wettbewerbsinformationen schneller zu bearbeiten<br />
und dann auch effizienter zu reagieren, wird von<br />
großen Unternehmen offenkundig mehr als nur kompensiert.<br />
Hierfür dürften die größere Professionalität<br />
im Marketingbereich, die bessere Ressourcenausstattung<br />
und die bessere Integration von Unternehmen,<br />
Marketing, Vertriebs- und Markenstrategie verantwortlich<br />
sein. So haben die marktorientiertesten<br />
Unternehmen eine um 112 Prozent bessere Über-<br />
Treiber der<br />
Marktorientierung<br />
Management-Involvement<br />
Interne Koordination<br />
Abbildung 1: Sind marktorientierte Unternehmen besser?<br />
MARKTORIENTIERUNG – IDEE UND UMSETZUNG 9<br />
einstimmung zwischen der Unternehmens- und der<br />
Marketingstrategie gegenüber den 50 schlechtesten.<br />
Die Studie geht auf drei relevante Phasen marktorientierter<br />
Unternehmensführung ein: von der Identifikation<br />
der Treiber von Marktorientierung über die<br />
relevanten Handlungsfelder, die marktorientierte<br />
Unternehmen auszeichnet, bis hin zur Analyse zentraler<br />
Wirkungsfelder, die durch Marktorientierung<br />
gefördert werden. Diese drei Phasen sind wie ein<br />
stetiger Prozess zu sehen, der, wenn etabliert, in<br />
einem kreislaufartigen Zyklus wiederholt wird (Abbildung<br />
1).<br />
Treiber der Marktorientierung<br />
Sind marktorientierte Unternehmen besser?<br />
Handlungsfelder der<br />
Marktorientierung<br />
Gewinnung, Verbreitung und<br />
Nutzung von Informationen<br />
Konsistenz der<br />
Unternehmensstrategien<br />
Einfluss des Marketings<br />
Unsere Studie identifiziert zwei wesentliche Treiber<br />
der Marktorientierung.<br />
Der erste Treiber ist die Forderung nach einem<br />
hohen Management-Involvement. Es zeigt sich in<br />
einer Kultur der ständigen Appelle, die Marktverhältnisse<br />
zu berücksichtigen, und der Bereitschaft,<br />
Wirkungsfelder der<br />
Marktorientierung<br />
Innovationskraft<br />
Mitarbeiter-Commitment<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Börsenperformance
1 0<br />
INSIGHTS 7<br />
die Befriedigung der Kundenwünsche deutlich in den<br />
Vordergrund zu stellen. Diese Einstellung muss von<br />
Führungskräften aktiv vorgelebt werden. In der Unternehmenspraxis<br />
wird häufig in Leitsätzen definiert,<br />
worauf das Unternehmen Wert legt. Im englischsprachigen<br />
Raum ist eine solche Wertevermittlung<br />
allgemein bekannt unter dem Begriff des Mission<br />
Statement. Leitsätze wirken durch die unternehmensweite<br />
Gültigkeit integrierend auf die einzelnen<br />
Mitglieder. Ziel sollte also sein, eine Unternehmenskultur<br />
zu kreieren, die kunden- und marktorientierte<br />
Werte enthält. Die Voraussetzung hierfür ist, dass<br />
das Marketing auf einer möglichst hohen Hierarchiestufe<br />
steht. Denn der Chief Marketing Officer muss<br />
gegenwärtig nicht nur Marken bilden, Werbung<br />
effektiver gestalten und Marktforschung betreiben:<br />
Der CMO ist verantwortlich für den Transformationsprozess<br />
von einer push-und-inside-getriebenen zu<br />
einer pull-und-outside-getriebenen Unternehmensperspektive<br />
und unerlässlicher Co-Pilot für den<br />
CEO. Die personelle Verortung ist Garant für Veränderungen.<br />
Der zweite wesentliche Treiber ist eine gut funktionierende<br />
interne Koordination. Hierzu gehören<br />
regelmäßige Treffen verschiedener Abteilungen und<br />
eine problemlose informelle Kommunikation, in der<br />
persönliche Befindlichkeiten keinen Platz haben.<br />
Markt- und Kundenwissen darf keinesfalls als Herrschaftswissen<br />
Einzelner angesehen werden, sondern<br />
muss als Ressource allen ohne Reibungsverluste<br />
zur Verfügung stehen. So bewerten die marktorientiertesten<br />
Unternehmen das Funktionieren ihrer<br />
informellen Kommunikation über die Abteilungsgrenzen<br />
hinweg um 62 Prozent besser als bei anderen<br />
Unternehmen.<br />
Die Studie verdeutlicht, wie erstaunlich groß die Unterschiede<br />
der Spitzengruppe zum Rest des Feldes<br />
sind. Die Hebel zur Verbesserung erscheinen nahezu<br />
simpel. Die Kunst – wie so oft – liegt wohl weniger<br />
im Verstehen als in der stetigen und nachhaltigen<br />
Umsetzung und Missionierung im eigenen Unternehmen.<br />
Wichtig ist das Entstehen einer Kultur, die<br />
Kundenorientierung in der „DNA“ des Unternehmens<br />
verankert, Marktinformationen systematisch erhebt<br />
und – vor allen Dingen – formell und informell transparent<br />
darüber im Unternehmen informiert.<br />
Zentrale Handlungsfelder<br />
Die Herausforderung liegt in der Identifizierung von<br />
praxisnahen Handlungsfeldern, die jedem Unternehmenslenker<br />
ganz konkret und gezielt Ansatzpunkte<br />
bieten, die zuvor beschriebenen Erkenntnisse in<br />
Führung umzusetzen.<br />
Die professionelle Gewinnung, Verbreitung und<br />
Nutzung von Informationen ist für eine marktorientierte<br />
Unternehmensführung unabdingbar. Ein leistungsfähiges<br />
Informationssystem ist also ein zentraler<br />
Faktor eines funktionierenden Führungssystems.<br />
Es bildet die Basis für eine zielgerichtete Auswertung<br />
von Marktinformationen. Innerhalb dieses Marktinformationssystems<br />
ist es unerlässlich, bestimmte<br />
Marktanalyseroutinen zu vereinbaren, um so auf<br />
Dauer Marktanalyse- und Marktforschungskompetenzen<br />
zu entwickeln. Die so gewonnenen Informationen<br />
müssen schnell und transparent im Unternehmen<br />
zur Verfügung gestellt werden und im Rahmen eines<br />
übergreifenden Kommunikationssystems verbindlich<br />
für die Nutzung sein. Marktorientierte Unternehmen<br />
erzielen eine bis zu 202 Prozent bessere Informationsgewinnung<br />
und eine bis zu 92 Prozent bessere<br />
Informationsnutzung. Informationssysteme umfassen<br />
alle Regeln, Institutionen, Verfahren sowie technischen<br />
Einrichtungen, die sich auf die Informationsbeschaffung,<br />
-verarbeitung, -weiterleitung und<br />
-speicherung im Unternehmen beziehen.<br />
Die Bereitschaft, vor jeder Produktentwicklung fundierte<br />
Marktanalysen durchzuführen, ist bei marktorientierten<br />
Unternehmen um 180 Prozent stärker<br />
ausgeprägt. Die Top Performer haben ein geschärftes<br />
Bewusstsein für Veränderungspotenziale. Die<br />
Fähigkeit, schnell auf Markt- und Kundenverhältnisse<br />
zu reagieren, geht mit dem regelmäßigen Abgleich<br />
zwischen Produktentwicklungsaktivitäten und den<br />
Markterfordernissen einher. Ein tieferes Kundenverständnis<br />
resultiert aus der regelmäßigen Informationsverbreitung<br />
an die Mitarbeiter.
Grundvoraussetzung aller Aktivitäten ist die Übereinstimmung<br />
zwischen Unternehmens- und Marketingstrategie.<br />
Marktorientierte Unternehmen haben eine<br />
bis zu 121 Prozent bessere Übereinstimmung der<br />
Unternehmensstrategien. Die erfolgreichen Unternehmen<br />
beweisen, dass dies natürlich nur funktioniert,<br />
wenn die Erkenntnisse, die gewonnen und formuliert<br />
werden, auch mit den übergeordneten Unternehmenszielen<br />
übereinstimmen. Es klingt so trivial – in<br />
der Realität der Multi-Ziel-Unternehmen ist es jedoch<br />
nicht selbstverständlich.<br />
Die Studie verdeutlicht die Annahme, dass der Grad<br />
des Einflusses der Marketingabteilung zentral für<br />
eine marktorientierte Unternehmensführung ist.<br />
Erfolgswirkungen der<br />
Marktorientierung<br />
Sind die Treiber bekannt und die Handlungsfelder<br />
zu sinnvollen Systemen gereift, stellt sich die alles<br />
entscheidende Frage: lohnt sich die Investition in<br />
Marktorientierung überhaupt?<br />
Steigert die Innovationskraft von<br />
Unternehmen durch konsequente<br />
Ausrichtung an Marktentwicklungen<br />
und Kundenwünschen<br />
Abbildung 2: Wirkungsfelder der Marktorientierung<br />
MARKTORIENTIERUNG – IDEE UND UMSETZUNG 11<br />
Die Top Performer der Studie reüssieren nicht nur<br />
in ihren Märkten, sondern erweisen sich auch in<br />
der Gunst der Anleger als erfolgreich: Marktorientierung<br />
steigert die Börsenperformance von Unternehmen<br />
und ist für Stakeholder der Gradmesser<br />
der Werthaltigkeit eines Unternehmens. Die marktorientiertesten<br />
20 Prozent der befragten 254 Unternehmen<br />
erzielten innerhalb von fünf Jahren einen<br />
um 46 Prozent höheren Total Shareholder-Value als<br />
die restlichen 80 Prozent.<br />
Darüber hinaus wirkt sich Marktorientierung positiv<br />
auf drei weitere Felder aus:<br />
• Innovationskraft<br />
• Mitarbeiter-Commitment<br />
• Kundenzufriedenheit<br />
Marktorientierung steigert die Innovationskraft:<br />
Bereits Joseph A. Schumpeter (Schumpeter 1961)<br />
hat die Relevanz von Innovationen hervorgehoben<br />
und gefordert, Innovationen auf den Markt zu bringen<br />
– allerdings unter der Prämisse, dass sie den<br />
Kunden einen echten und wahrnehmbaren Nutzen<br />
liefern. Marktorientierung enthält die konsequente<br />
Ausrichtung an Marktentwicklungen und Kundenwünschen<br />
(Abbildung 2).<br />
Innovationskraft Mitarbeiter-Commitment<br />
Steigert die Börsenperformance<br />
von Unternehmen und ist für die<br />
Stakeholder Gradmesser für die<br />
Werthaltigkeit eines Unternehmens<br />
Finanzielle Performance<br />
Marktorientierung<br />
Führt zu einer stärkeren Verbundenheit<br />
der Mitarbeiter mit ihrem<br />
Unternehmen und damit zu einer<br />
höheren Leistungsbereitschaft<br />
Führt zu einer höheren Kundenzufriedenheit<br />
und damit zu<br />
einer höheren Kundenloyalität<br />
Kundenzufriedenheit
1 2<br />
INSIGHTS 7<br />
Sie bewirkt eine stärkere Verbundenheit der Mitarbeiter<br />
mit ihrem Unternehmen und führt damit<br />
zu einer höheren Leistungsbereitschaft. Auch die<br />
höhere Kundenzufriedenheit von bis zu 40 Prozent<br />
gegenüber nicht-marktorientierten Unternehmen und<br />
die damit verbundene höhere Kundenloyalität sind<br />
ein Resultat marktorientierter Unternehmensführung.<br />
Theoretisch ist Marktorientierung etwas, das alle<br />
angeht und angehen muss. In der Praxis des Unternehmens<br />
muss dieses „Markt-Wissens-Management“<br />
sinnvoll verortet werden, um mit komplexen Unternehmenssystemen<br />
fertig zu werden: auf oberster<br />
Ebene, als zentrales Change-Management.<br />
Implikationen – was Marktorientierung leistet<br />
Marktorientierung fungiert als zentraler Treiber der<br />
Werthaltigkeit eines Unternehmens. Grundvoraussetzung<br />
einer bewussten Marktorientierung ist die<br />
langfristig gedachte Führung des Unternehmens<br />
jenseits eines quartalshungrigen Denkens. Unternehmen<br />
sollten in der Kommunikation mit der<br />
Financial Community den Zusammenhang von<br />
Erfolg, Profitabilität und Marktorientierung herausstellen.<br />
Denn Analysten interessieren sich nun mal<br />
für Faktoren, die den Absatz des zu bewertenden<br />
Unternehmens stabilisieren – und dazu gehören zufriedenere<br />
und loyalere Kunden.<br />
Die Studie zeigt, dass marktorientierte Unternehmen<br />
eine erfolgsträchtige Unternehmensphilosophie verfolgen.<br />
Denn der Effekt der Marktorientierung existiert,<br />
kann quantifiziert werden und wirkt auf allen<br />
Feldern stark wertschaffend für die Unternehmensperformance<br />
(Abbildung 3).<br />
Genau aus diesem Grund ist Marktorientierung Chefsache.<br />
Der persönliche Einsatz der Marketingverantwortlichen<br />
und die Kommunikation der enormen<br />
Vorteile marktorientierten Handelns wirken positiv<br />
auf das Mitarbeiter-Commitment, auf die Innovationskraft<br />
und Kundenzufriedenheit und somit letztlich<br />
auf die finanzielle Performance des Unternehmens.<br />
Grundvoraussetzung hierfür ist die Übereinstimmung<br />
der Unternehmensstrategie sowie der Marketing-,<br />
Vertriebs- und Markenstrategie, mittels derer die<br />
abteilungsübergreifende Zusammenarbeit zur Erfüllung<br />
von Kundenbedürfnissen und die Weitergabe<br />
von Informationen geleistet werden kann. Dabei ist<br />
die Strategieaufgabe bei einem zentralen Change-<br />
Management zu verorten. Der Fokus sollte dabei<br />
auf der Wirksamkeit der Maßnahmen im Sinne der<br />
Marktorientierung liegen (Effektivität). Die wichtige<br />
Frage der Effizienz sollte dabei nicht außer Acht gelassen,<br />
aber erst im zweiten Schritt betrachtet werden.<br />
Ziel der Studie ist es, das diffuse Gefühl durch die<br />
Identifikationen von Treibern, Handlungs- und Wirkungsfeldern<br />
zu beseitigen und ein Fundament zu<br />
schaffen, das die Argumentation für eine marktorientierte<br />
Unternehmensführung unwiederbringlich<br />
macht.<br />
Wer nicht weiß, was der Markt will, verpasst den<br />
Anschluss. Nur durch die Förderung einer effektiven<br />
Marktorientierung auf allen relevanten Feldern kann<br />
ein Unternehmen erfolgreich am Markt agieren und<br />
zeitgemäßes Growth Management betreiben. Je<br />
eher, desto besser.
Literaturverzeichnis<br />
Treiber der<br />
Marktorientierung<br />
Bis zu 58 % stärkeres<br />
Management-Involvement<br />
Bis zu 86 % bessere<br />
interne Kommunikation<br />
Abbildung 3: Marktorientierte Unternehmen sind besser<br />
MARKTORIENTIERUNG – IDEE UND UMSETZUNG 13<br />
Marktorientierte Unternehmen sind besser<br />
Handlungsfelder der<br />
Marktorientierung<br />
Bis zu 202 % bessere<br />
Informationsgewinnung<br />
Bis zu 136 % bessere<br />
Informationsverbreitung<br />
Bis zu 92 % bessere<br />
Informationsnutzung<br />
Bis zu 121 % bessere<br />
Übereinstimmung der<br />
Unternehmensstrategien<br />
Bis zu 197 % stärkerer<br />
Einfluss des Marketings<br />
Wirkungsfelder der<br />
Marktorientierung<br />
Bis zu 46 % höherer<br />
Total Shareholder Return<br />
(Vergleich 20 % vs. Rest)<br />
Bis zu 292 % höherer<br />
Total Shareholder Return<br />
(Vergleich Top 6 vs. Least 50)<br />
Bis zu 42 % stärkere<br />
Innovationskraft<br />
Bis zu 40 % höhere<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Bis zu 34 % höhere<br />
Kundenloyalität<br />
Bis zu 57 % höhere<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
Berthon, P./Hulbert, J.M./Pitt, L.F. 1999: To Serve or Create Strategic Orientations Toward<br />
Customers and Innovation, In: California Management Review, Vol. 42, Nr. 1, S. 37-58<br />
Schumpeter, J.A. 1961: Konjunkturzyklen, 2 Bde. Göttingen<br />
Kohli, Ajay K./Jaworski, Bernhard J. 1990: Market Orientation: The Construct, Research Propositions and Management Implications,<br />
in: Journal of Marketing. Vol. 54, April, S. 1-18<br />
Narver, J.C./Slater, S.F. 1990: The Effect of a Market Orientation on Business Profitability, in: Journal of Marketing, Vol. 54, October, S. 20-35
Adel Gelbert, Angelika Inglsperger<br />
Employer Branding<br />
als Wachstumshebel
Bedingt durch die konjunkturelle Erholung und neue<br />
Wachstumschancen suchen nahezu alle Unternehmen<br />
nach qualifizierten Arbeitskräften. Da für absehbare<br />
Zeit die Nachfrage das tatsächliche Angebot an<br />
„Right Potentials“ deutlich übersteigen wird, erweist<br />
sich der Mangel an geeigneten Fach- und Führungs-<br />
Weltweit ändern sich entsprechend die Spielregeln.<br />
Arbeitgeber müssen auf einem Käufermarkt überzeugen,<br />
an die Stelle kurzfristiger bedarfsorientierter<br />
Personalbeschaffung tritt langfristiges Employer<br />
Branding und strategisches Personalmanagement.<br />
Hinsichtlich Markenstrategie stehen die Arbeitgeber<br />
nun vor der gleichen Herausforderung wie klassische<br />
Markenartikler: Sie müssen durch eine trennscharfe<br />
Positionierung und konsistente Kommunikation für<br />
ihre Zielgruppe relevant werden und ein unverwechselbares<br />
Arbeitgeberprofil schaffen.<br />
Jedoch beeinflussen nicht alleine Personalmarketingaktivitäten<br />
das Arbeitgeberimage, sondern vielmehr<br />
das Unternehmens-, Produkt- und teilweise sogar<br />
Vorstandsimage prägen es maßgeblich. Eine gute<br />
Ausgangsposition haben internationale Dax-Unternehmen<br />
mit gutem Unternehmensimage und starken<br />
Business-to-Consumer-Produktmarken, denn sie<br />
können bei den potenziellen Bewerbern auf einen<br />
hohen Bekanntheitsgrad setzen und den bestehenden<br />
Markenkern um relevante Arbeitgeberattribute<br />
EMPLOYER BRANDING ALS WACHSTUMSHEBEL 15<br />
Mangel an Fach- und Führungskräften<br />
als Wachstumsbremse<br />
talenten als deutlicher Engpassfaktor für zukünftiges<br />
Wachstum. Dies gilt insbesondere für Firmen, die in<br />
der Phase der Konjunkturflaute ihre Employer-Branding-<br />
und Recruiting-Aktivitäten deutlich zurückgefahren<br />
haben und sich nun mit einer mangelnden<br />
Wahrnehmung bei den gesuchten Absolventen und<br />
Young Professionals auseinandersetzen müssen.<br />
Bedeutung von strategischem Employer<br />
Branding und Personalmanagement im<br />
Wettbewerb um Talente<br />
ergänzen: So befanden sich in 2006 sieben der Top-<br />
10-Arbeitgeber ebenfalls unter den Top-10-Unternehmen<br />
mit dem besten Markenimage.<br />
Schwieriger dagegen ist es für Unternehmen mit<br />
lediglich starken Produktmarken, da sich die Bedürfnisse<br />
von Produktkäufern (Kunden) deutlich von<br />
denen potenzieller Bewerber unterscheiden. Hier gilt<br />
es, Produktattribute zu identifizieren und zu schärfen,<br />
die auch für Bewerberzielgruppen bei der Arbeitgeberwahl<br />
relevant sind.<br />
Vor der großen Herausforderung, sich als attraktiver<br />
Arbeitgeber bei den gesuchten Zielgruppen zu profilieren,<br />
stehen Unternehmen mit presseseitig negativ<br />
besetztem Firmen- oder Produktimage. Die Unternehmen<br />
verfügen zwar in der Regel über einen hohen<br />
Bekanntheitsgrad, sehen sich aber z.B. aufgrund<br />
von Restrukturierungsmaßnahmen, Vorstandswechsel,<br />
Produktfehlern oder öffentlich-rechtlicher<br />
Vergangenheit mit negativen Attributen konfrontiert.<br />
Für diese Unternehmen stellt sich die Frage, ob sie
1 6<br />
INSIGHTS 7<br />
ihre Unternehmensmarke für Employer Branding<br />
nutzen oder vielmehr über gezielte Personalmarketingaktivitäten<br />
ihre gesuchten Zielgruppen ansprechen.<br />
Nachholbedarf im Employer Branding weisen Business-to-Business-Marken<br />
sowie eher unbekannte<br />
Mittelständler auf. Vor allem die „Hidden Champions“<br />
des Mittelstands verschenken häufig die Chance,<br />
sich im Wettbewerb um relevante Zielgruppen gegenüber<br />
renommierten Großunternehmen durch ein<br />
spitzes Arbeitgeberprofil sowie gezielte Hochschulmarketingaktivitäten<br />
durchzusetzen.<br />
Eine starke Arbeitgebermarke ebnet zwar den Weg<br />
zum erfolgreichen „Verkauf“ des Produktes „Arbeitsplatz“,<br />
reicht jedoch alleine nicht mehr aus: Der<br />
Employer Brand Screen in Abbildung 1 zeigt, wie<br />
gut es einem Unternehmen gelingt, seine Marken-/<br />
Für die Etablierung einer starken Arbeitgebermarke<br />
gelten die Erfolgsfaktoren des klassischen Branding:<br />
Eine überlegene Arbeitgeberpositionierung muss<br />
zielgruppenrelevant und unverwechselbar sein, die<br />
Unternehmensbesonderheiten herausstellen sowie<br />
in Einklang mit der Unternehmens- und Markenstrategie<br />
stehen und dennoch eigene personalstrategische<br />
Akzente setzen. Insbesondere die konsequente<br />
Ausrichtung des Arbeitsangebotes entlang zentraler<br />
unternehmens- und jobbezogener Kerntreiber der<br />
Arbeitgeberwahl durch frühzeitige Generierung von<br />
Zielgruppenerkenntnissen ist entscheidend. Je nach<br />
Zielgruppe – Hochschulabsolventen der Ingenieurs-,<br />
Wirtschaftswissenschaften oder Informatik, MBA-<br />
Absolventen oder Young Professionals – sind spezifische<br />
Treiber der Arbeitgeberwahl zu differenzieren<br />
Unternehmensbekanntheit konkret für den Auftritt als<br />
Arbeitgeber zu nutzen und durch sein Arbeitgeberimage<br />
eine entsprechende Anzahl an Bewerbungen<br />
von „Right Potentials“ zu generieren. Durch die<br />
Ermittlung der Abschmelzraten von Stufe zu Stufe<br />
lassen sich potenzielle Schwachstellen und zugleich<br />
entscheidende Ansatzpunkte zur Verbesserung ableiten.<br />
Darüber hinaus müssen alle Unternehmen ihr Produkt<br />
– den Arbeitsplatz – so gestalten, dass sie die<br />
Talente aus den erfolgskritischen Zielgruppen wie<br />
z.B. Young Professionals oder Absolventen der<br />
Ingenieurswissenschaften frühzeitig identifizieren,<br />
anschließend gewinnen und auch langfristig binden<br />
können. Dies bedingt ganzheitliche Recruiting- und<br />
Talent-Management-Konzepte, die Positionierung,<br />
Talentgewinnung, -entwicklung und -bindung umfassen,<br />
wie in Abbildung 2 dargestellt.<br />
Stoßrichtung Branding zur Profilierung<br />
als attraktiver Arbeitgeber<br />
und in entsprechenden Botschaften zu adressieren<br />
(s. Abb. 3). Zur Erhebung bietet sich neben Sekundärstudien<br />
wie Arbeitgeber-Rankings eine qualitative<br />
Befragung von potenziellen Bewerbern wie auch bestehenden<br />
Mitarbeitern in Einzelinterviews an. Ziel<br />
ist es, Erkenntnisse zu Kerntreibern, Wahrnehmung<br />
Arbeitgeberimage, gewünschter Ansprache sowie<br />
möglichen Kontaktpunkten und -orten zu generieren.<br />
Sehr aufschlussreich ist hierbei auch die Befragung<br />
von ehemaligen Mitarbeitern (sog. Alumni) sowie<br />
von Bewerbern, die sich gegen ein Jobangebot des<br />
Unternehmens entschieden haben.<br />
Bei der Zielgruppenansprache sind laut einer Untersuchung<br />
von BBDO Consulting gezielte Personalmarketingmaßnahmen<br />
deutlich effektiver als breit
Marken-/Unternehmensbekanntheit/-image<br />
Abbildung 1: Employer Brand Screen<br />
Positionierung<br />
Wie bekannt ist die<br />
Marke im Markt und<br />
wie positiv ist die<br />
Wahrnehmung?<br />
Talentansprache<br />
Arbeitgeberimage<br />
EMPLOYER BRANDING ALS WACHSTUMSHEBEL 17<br />
Marke/Image Produkt/Realität<br />
–X%<br />
Wie positiv ist die<br />
Wahrnehmung als<br />
Arbeitgeber?<br />
Ansprache von „Right Potentials“ –<br />
Aufgabe für Personalmarketing<br />
–X%<br />
Anzahl<br />
Bewerbungen<br />
Wie viele „Right<br />
Potentials“ haben<br />
sich beim Unternehmen<br />
beworben?<br />
–X%<br />
Young Professionals<br />
Employer<br />
of Choice<br />
Wie viele „Right<br />
Potentials“ haben<br />
sich (bei mehreren<br />
Angeboten) positiv<br />
entschieden?<br />
Absolventen Ingenieurswissenschaften<br />
–X%<br />
Mitarbeiterbindung<br />
Wie viele Mitarbeiter<br />
bleiben länger als<br />
10 Jahre?<br />
Gewinnung, Entwicklung und Bindung von „Right Potentials“ –<br />
Aufgabe für Personal-/Fachabteilung<br />
–X% = Relativer Abrieb/Verlust zwischen zwei Stufen des Employer Brand Screen<br />
Recruiting-Imagekampagne<br />
Recruiting-PR<br />
Recruiting-Website<br />
Unternehmenspräsentationen<br />
Hochschulsponsoring<br />
Recruiting-Interviews<br />
Abbildung 2: Ganzheitliches Recruiting-/Talent-Management-Konzept<br />
Überdurchschnittlich<br />
relevant 1<br />
Unterdurchschnittlich<br />
relevant 1<br />
Abbildung 3: Kerntreiber für Arbeitgeberwahl<br />
Unternehmensbezogene Faktoren<br />
Arbeitsklima/Führungsstil<br />
Markterfolg/Zukunftsfähigkeit des Unternehmens<br />
Attraktive Branche (Produkte und Dienstleistungen)<br />
Unternehmenskultur<br />
Internationaler Arbeitsplatz<br />
Bekanntheit und Ruf des Unternehmens<br />
Attraktive Standorte<br />
Hohe Innovationskraft<br />
Gesellschaftliche Verantwortungsübernahme<br />
Persönlichkeit des CEO<br />
Quelle: Zielgruppenbefragung BBDO Consulting bei Absolventen<br />
1 Bewertung Relevanz 18 ausgewählter unternehmens- und jobbezogener Faktoren auf Basis Mittelwertberechnung<br />
einer fünfstufigen Skala (+2 = in sehr hohem Maße, -2 = in keiner Weise relevant)<br />
Alumni-Mangement<br />
Nachfolgeplanung<br />
Talentbindung<br />
Performance & Incentive Management<br />
Interne Entwicklungsprogramme<br />
Karrierepfade<br />
Mentoring & Entwicklungsgespräche<br />
. . .<br />
Absolventen Wirtschaftswissenschaften<br />
Jobbezogene Faktoren<br />
Attraktive Arbeitsaufgaben<br />
Gute Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
Gute Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
Work-Life-Balance 2<br />
Branchenübliches Gehalt<br />
Zusatzleistungen 3<br />
Sicherer Arbeitsplatz<br />
Überdruchschnittliches Gehalt<br />
Talententwicklung<br />
2 Inklusive Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf, Karriere und Familie<br />
3 Wie z.B. Firmenwagen, Laptop, Urlaubstage, hohe Sozialleistungen etc.
1 8<br />
INSIGHTS 7<br />
gestreute Recruiting-Imageanzeigen (s. Abb. 4). So<br />
steht bei den Informationsquellen über potenzielle<br />
Arbeitgeber die persönliche Empfehlung von bestehenden<br />
Mitarbeitern neben der Karriere-Website des<br />
Unternehmens an oberster Stelle. Die Mitarbeiter<br />
selbst fungieren am glaubwürdigsten als Botschafter<br />
des Unternehmens – beispielsweise als Testimonials<br />
auf der Website oder im Rahmen von Hochschulveranstaltungen,<br />
Workshops, Planspielen etc. Weitere<br />
wichtige Informationskanäle sind Erfahrungen aus<br />
der direkten Interaktion mit den Unternehmen im<br />
Rahmen von Praktika, Seminaren etc. Auch die redaktionelle<br />
Berichterstattung in Tages- und Fachzeitungen<br />
über Geschäftsmodell und Produkte/<br />
Erfolgreiches Employer Branding deckt die gesamte<br />
Wertschöpfungskette von „Positionierung“ über „Gewinnung“<br />
bis hin zu „Bindung“ ab, denn Marke und<br />
Realität dürfen nicht dauerhaft auseinanderfallen<br />
(s. Abb. 5). Andernfalls entsteht eine Diskrepanz<br />
zwischen kommuniziertem Arbeitgeberversprechen<br />
und tatsächlicher Leistungserfüllung, die leicht zu<br />
enttäuschten Erwartungen der Bewerber führen und<br />
das Arbeitgeberimage dauerhaft beeinträchtigen<br />
kann.<br />
Nach der Rekrutierung sind daher die Talente durch<br />
Unterstützung beim schnellen Aufbau eines Netzwerkes<br />
sowie durch intensives Mentoring in das<br />
Unternehmen zu integrieren und langfristig an das<br />
Unternehmen zu binden. Entscheidend ist ein ganzheitlicher<br />
Talent-Management-Ansatz, der die besten<br />
Köpfe im Unternehmen durch den gesamten Berufslebenszyklus<br />
von Praktikum über Einstieg, erste<br />
Führungsposition bis sogar hin zur Rückgewinnung<br />
im Rahmen von Alumni-Management begleitet. Da-<br />
Dienstleistungen eines Unternehmens ist meinungsbildend<br />
für potenzielle Bewerber. Starken Aufwind<br />
erfährt im Zeitalter von Web 2.0 der nutzerbasierte<br />
Erfahrungsaustausch in Blogs und Social Networks,<br />
die von Unternehmen nur bedingt steuerbar sind.<br />
Für ein klares Arbeitgebermarkenprofil ist die zentrale<br />
Steuerung imagebildender, konsistenter Botschaften<br />
über alle zielgruppenrelevanten „Recruiting<br />
Touch Points“ wie z.B. Internet, Hochschulveranstaltungen,<br />
Recruiting-Events, Broschüren etc. entscheidend.<br />
Nur so ist ein einheitlicher Arbeitgeberauftritt<br />
bei allen Bewerberkontakten sichergestellt.<br />
Stoßrichtung CRM zur Begleitung von „Right<br />
Potentials“ entlang ihres Berufslebenzyklus<br />
bei lassen sich die klassischen Regeln des Customer<br />
Relationship Management auf das Feld der Personalarbeit<br />
übertragen: Analog zur Betreuung von Top-<br />
Kunden identifizieren Personaler basierend auf<br />
Evaluierungsinstrumenten die besten Talente, entwickeln<br />
sie über Weiterbildung und Job Rotation und<br />
fördern sie aktiv über individuelle Entwicklungspläne<br />
sowie regelmäßige Feedback-Gespräche. Im Rahmen<br />
von Talent Management bezieht sich die Entwicklung<br />
nicht nur auf die Nachfolgebesetzung von Führungspositionen,<br />
sondern auch auf die Begleitung von<br />
Fach- bzw. Spezialistenlaufbahnen für unternehmenskritische<br />
Funktionen wie zum Beispiel IT oder<br />
Finanzen.<br />
Um ungewollte Abwanderung zu reduzieren, ist eine<br />
frühzeitige Identifikation kündigungsgefährdeter Mitarbeiter<br />
sowie deren möglicher Abwanderungsgründe<br />
erfolgskritisch, um durch die Entwicklung geeigneter<br />
Bindungsmaßnahmen gegensteuern zu können.<br />
Zur Erhebung der Abwanderungsgründe bieten sich
Top-10-Informationsquellen über potenzielle Arbeitgeber<br />
1 Internet (z.B. Suchmaschinen, Online-Archive) 85 %<br />
2 Homepage/Recruiting-Website des Unternehmens 80 %<br />
3 Empfehlung von Mitarbeitern, Dozenten, Bekannten etc. 73 %<br />
4<br />
5<br />
Redaktionelle Medienberichterstattung (z.B. Tages- und<br />
Fachzeitungen, Recruitingmedien)<br />
6 Stellenanzeigen (z.B. Tageszeitungen, Online-Jobbörsen) 42 %<br />
7<br />
Direkte Erfahrungen mit Unternehmen im Rahmen von<br />
Praktika, Workshops, Seminaren, Events<br />
Hochschulmarketing (z.B. Firmenkontaktmessen,<br />
On Campus Firmenpräsentationen etc.)<br />
8 Werbung für Produkte/Dienstleistungen des Unternehmens 28 %<br />
9 Recruiting-Imageanzeigen 27 %<br />
10 Jobmessen 25 %<br />
EMPLOYER BRANDING ALS WACHSTUMSHEBEL 19<br />
Mehrfachnennungen in % 1<br />
1 Mehrfachnennungen auf Basis Ranking nach „regelmäßiger“ und „gelegentlicher“ Nutzung<br />
auf Basis vierskaliger Bewertung (regelmäßig, gelegentlich, selten, nutze ich gar nicht) Quelle: Zielgruppenbefragung BBDO Consulting<br />
Abbildung 4: Top-10-Informationsquellen über potenzielle Arbeitgeber<br />
Konsistente<br />
Ansprache<br />
über alle<br />
relevanten<br />
Personalmarketingmedien/<br />
-kanäle<br />
Frühe<br />
Identifikation<br />
von „High<br />
Potentials“<br />
durch<br />
Leistungsevaluierung<br />
Entwicklung<br />
von Talenten<br />
durch<br />
individuell<br />
vereinbarte<br />
Entwicklungspläne<br />
und<br />
-maßnahmen<br />
Frühzeitige<br />
Nachfolgeplanung<br />
für<br />
kritische Fachfunktionen<br />
und Führungspositionen<br />
69 %<br />
51 %<br />
31 %<br />
1 2 3<br />
Gewinnung Entwicklung Bindung<br />
Arbeitgeberpositionierung<br />
Entwicklung<br />
einer differenzierenden,zielgruppenrelevanten<br />
und<br />
authentischen<br />
Arbeitgeberpositionierung<br />
Personalmarketing<br />
Rekrutierung<br />
& Integration<br />
Sicherstellung<br />
eines<br />
reibungslosen<br />
Starts und<br />
schneller<br />
Integration<br />
neuer<br />
Mitarbeiter<br />
durch<br />
Einstiegsprogramme<br />
Abbildung 5: Employer-Wertschöpfungskette<br />
Talentevaluierung<br />
Talententwicklung<br />
Nachfolgeplanung<br />
Kündigungsprävention<br />
Frühzeitige<br />
Identifikation<br />
und Reduktion<br />
ungewollter<br />
Abwanderung<br />
auf Basis von<br />
Mitarbeiterbefragung<br />
Bindungsmanagement<br />
Analyse von<br />
Abwanderungsgründen<br />
und<br />
Entwicklung<br />
geeigneter<br />
Bindungsinstrumente<br />
Alumni-<br />
Management<br />
Aufbau und<br />
Erhalt von<br />
Beziehungen<br />
zu früheren<br />
Top-Talenten<br />
als Markenbotschafter<br />
und Multiplikatoren
20<br />
INSIGHTS 7<br />
neben regelmäßig stattfindenden Befragungen zur<br />
Mitarbeiterzufriedenheit auch persönliche Exit Interviews<br />
der Personalabteilung an.<br />
Nicht zu unterschätzen ist der Nutzen eines Alumni<br />
Netzwerkes, um gezielt Beziehungen zu ehemaligen<br />
Mitarbeitern zu pflegen und insbesondere mit ehemaligen<br />
Leistungsträgern in Kontakt zu bleiben.<br />
Diese stellen einen Pool an hochqualifizierten Talen-<br />
ten dar, die unternehmensspezifische Erfahrung aufweisen.<br />
Ihre Reintegration bzw. Wiedereinstellung<br />
ermöglicht, Headhunter-Kosten für die Besetzung von<br />
Führungspositionen zu senken und die Zeitdauer<br />
für die Anpassung an einen Job im Vergleich zu neu<br />
rekrutierten Mitarbeitern zu verkürzen. Darüber hinaus<br />
können sie als „Markenbotschafter“ im Rahmen<br />
von Recruiting-Maßnahmen fungieren.<br />
Ziel Hebel Illustrative Messgrößen<br />
Überlegenes<br />
Employer Branding<br />
und gezieltes<br />
Personalmarketing<br />
1 Anzahl von Wettbewerber-Vertragsangeboten<br />
Abbildung 6: Erfolgsmessung Employer Branding<br />
1<br />
2<br />
Optimierung<br />
Effektivität<br />
Effizienzsteigerung<br />
Positionierung im Rahmen von Arbeitgeber-Rankings<br />
Anzahl der Bewerbungen pro Recruiting-Event<br />
Anzahl der Bewerbungen pro Einstellung<br />
Fluktuation nach 12 Monaten<br />
Anzahl angenommener/abgewiesener Vertragsangebote<br />
Cross-Offer Rate1 Zeitdauer von der Bewerbung bis zur Einstellung<br />
Kosten für Recruiting (z.B. Events, Website, Printanzeigen)<br />
pro Einstellung<br />
Kosten für die Personalauswahl pro Einstellung<br />
Gesamtkosten pro Einstellung
Erfolgsmessung<br />
Grundlage für ein faktenbasiertes Personalmarketing<br />
bildet die systematische Steuerung über Effektivitätsund<br />
Effizienzkennzahlen, wie in Abbildung 6 dargestellt.<br />
Kennzahlen können maßgeblich zur Optimierung des<br />
Employer Brand Screen beitragen: So lassen sich<br />
beispielsweise durch Analyse der Ablehnungsgründe<br />
auf den einzelnen Stufen des Employer Brand Screen<br />
die Kommunikation des Zielgruppensuchprofils, der<br />
Arbeitgeberauftritt sowie die angewandten Auswahlinstrumente<br />
verbessern. Ferner können verschiedene<br />
Aktivitäten wie Recruiting-Events, Unternehmens-<br />
Fazit<br />
Im neu entfachten Wettbewerb um die „Right Potentials“<br />
muss das Ziel, „der Arbeitgeber erster Wahl<br />
zu werden“, elementarer Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />
sein. Für die Personalabteilungen<br />
kommt es jetzt darauf an, sich als „Hüter der Arbeitgebermarke“<br />
einerseits und als „Talent Manager“<br />
andererseits zu positionieren. Nur so können Personalmanager<br />
stärker strategisch agieren und vom<br />
Personalverwalter zum strategischen Business<br />
Partner des Managements aufsteigen.<br />
EMPLOYER BRANDING ALS WACHSTUMSHEBEL 21<br />
workshops, Planspiele oder Hochschulmarketing<br />
durch Gegenüberstellung von Aufwand und Nutzen<br />
(z.B. Anzahl Kontakte, Anzahl Bewerber) auf Effektivität<br />
sowie Effizienz hin geprüft werden. Auch<br />
wenn heute nur einige wenige Unternehmen systematisch<br />
Kennzahlen für Employer Branding und Personalmarketing<br />
erheben und auswerten, so wird<br />
die Bedeutung der Erfolgsmessung als wertvolles<br />
Steuerungsinstrument in den Personalabteilungen<br />
der Unternehmen wachsen. Denn nur so lassen sich<br />
faktenbasiert Entscheidungen über Budget- und<br />
Ressourceneinsatz für Personalmarketingaktivitäten<br />
treffen.
Björn Sander, Maike Benz<br />
Die Marke (er-)leben
Mitarbeiter als Erfolgsmotor<br />
der Markenbildung<br />
„Wie alles sich zum Ganzen webt,<br />
eins in dem andern wirkt und lebt!“<br />
Johann Wolfgang von Goethe: Faust I<br />
Je härter der Wettbewerb und je ähnlicher die Produkte,<br />
desto deutlicher entwickelt sich die Marke zum<br />
Schlüssel des Erfolgs. Schließlich sorgen Marken in<br />
schnell wechselnden Umfeldern für das Maß an Kontinuität<br />
und Wiedererkennbarkeit, das für die nachhaltige<br />
Profilierung von Unternehmen, Produkten<br />
und Dienstleistungen notwendig ist. Oftmals stellen<br />
starke Marken einen der wichtigsten immateriellen<br />
Werte des Unternehmens dar – in vielen Bilanzen<br />
machen sie bereits mehr als die Hälfte des Unternehmenswertes<br />
aus. Vor diesem Hintergrund rücken<br />
systematische Entwicklung und Führung einer Marke<br />
zunehmend in den Fokus des Top-Managements.<br />
Grundlage einer starken Marke ist die klare Definition<br />
einer „Markenpositionierung“, wodurch das<br />
Leistungsangebot – sei es eines gesamten Unternehmens,<br />
einer Dienstleistung oder aber eines einzelnen<br />
Produktes – mit bestimmten Merkmalen und<br />
Werten verbunden wird, die es von anderen Wettbewerbern<br />
unterscheiden und bei den Zielgruppen eine<br />
eindeutige Präferenz erzeugen. Die Kernfrage bei der<br />
Entwicklung eines solchen Leistungsversprechens<br />
lautet: „Wofür soll die Marke in der Wahrnehmung<br />
der Zielgruppe stehen?“ Die Markenpositionierung<br />
sollte stets auf bereits vorhandenen Stärken basieren,<br />
relevante Kundenbedürfnisse adressieren und<br />
mit der Unternehmensstrategie kompatibel sein.<br />
Viele Unternehmen scheitern bereits an dieser konzeptionellen<br />
Herausforderung.<br />
Aber auch wenn eine starke Markenpositionierung<br />
zugrunde liegt, ist der Erfolg der Marke abhängig<br />
von der Fähigkeit, das Leistungsversprechen auch<br />
tatsächlich umzusetzen, es konsequent in die Unter-<br />
DIE MARKE (ER-)LEBEN 23<br />
nehmensführung zu integrieren und organisatorisch<br />
im Unternehmen fest zu verankern. Denn eine Marke<br />
stiftet nur dann Mehrwert, wenn die Zielgruppe das<br />
postulierte Leistungsversprechen über alle Kontaktpunkte<br />
mit der Marke ganzheitlich erlebt. In der<br />
heutigen Praxis wird oftmals nicht berücksichtigt,<br />
dass sich die Marke an den vielfältigsten Kontaktpunkten<br />
entfaltet. Durch die traditionelle Verankerung<br />
der Marke in der Marketingabteilung beschränkt<br />
sich die operative Markenführung meist auf die nach<br />
außen gerichtete Kommunikation. Starke Marken<br />
sind jedoch keineswegs allein das Ergebnis erfolgreicher<br />
Werbung. Diese trägt zwar zu einem wesentlichen<br />
Teil dazu bei, welches Bild sich Konsumenten<br />
von einer Marke machen. Tatsächlich aber ist die<br />
werbliche Kommunikation nur ein Kontaktpunkt mit<br />
dem Kunden von vielen. Eine starke Marke macht<br />
das Markenversprechen für den Kunden darüber<br />
hinaus u.a. auch am POS, am Telefon und im Internet,<br />
bei der eigentlichen Leistung des Produktes,<br />
beim Preis und auch im Service erlebbar – und<br />
betrifft somit die gesamte Unternehmensführung.<br />
Fehlt in einem Unternehmen eine ganzheitliche und<br />
integrierte Steuerung aller Markenbelange, so werden<br />
je nach Abteilung/Funktion völlig unterschiedliche<br />
Markensignale an die Zielgruppe gesendet. Die einzelnen<br />
Mitarbeiter wissen oftmals selbst nicht genau,<br />
wofür „ihre“ Marke steht/stehen soll, und haben<br />
große Mühe, sich mit „ihrer“ Marke zu identifizieren.<br />
Dadurch sind Brüche zwischen konzeptionellem<br />
Leistungsversprechen und realem Markenerlebnis<br />
vorprogrammiert, die bei den Anspruchsgruppen<br />
einen konsistenten Markeneindruck behindern und<br />
eine negative Wirkung auf die Kaufbereitschaft der<br />
Kunden erzeugen können (Abbildung 1).<br />
Um sicherzustellen, dass das Markenversprechen<br />
kontinuierlich eingehalten wird und der Zielgruppe
2 4<br />
INSIGHTS 7<br />
Kaufbereitschaft<br />
Nullmessung<br />
Externes<br />
Leistungsversprechen<br />
+15%<br />
Abbildung 1: Diskrepanz zwischen Leistungsversprechen und -erfüllung<br />
ein über alle Kontaktpunkte einheitliches Bild der<br />
Marke vermittelt wird, ist die Einbindung aller Mitarbeitenden<br />
aus den verschiedenen Abteilungen<br />
des Unternehmens in die Markenführung zwingend<br />
erforderlich. Mitarbeiter sind die wesentliche Erfolgsgröße<br />
beim Aufbau einer starken Marke, da sie<br />
Der Weg von der Konzeption zum<br />
konkreten Handeln<br />
Im Sinne einer ganzheitlichen und integrierten Markenführung<br />
ist es essentiell, die gesamte Organisation<br />
systematisch und fokussiert an dem definierten<br />
Leistungsversprechen auszurichten und die Marke<br />
in all ihren Einzelaspekten konsequent umzusetzen.<br />
Hierbei ergeben sich zwei zentrale Herausforderungen:<br />
Zum einen muss den Mitarbeitern die Bedeutung<br />
ihrer konkreten Rolle im Rahmen der Markenführung<br />
vermittelt und ihnen klar aufgezeigt werden,<br />
wie sie durch ihr eigenes Handeln innerhalb ihrer<br />
spezifischen Funktion zur Stärkung der Marke bei-<br />
Konkretes<br />
Leistungserlebnis<br />
–19%<br />
Anonymisiertes Kundenbeispiel<br />
Nach externer Kommunikation Nach Kontakt mit Produkt<br />
in unzähligen und vielfältigen Kontaktpunkten täglich<br />
die Schnittstelle zwischen der internen und der<br />
externen Umgebung der Marke bilden und in ihrer<br />
täglichen Arbeit mit Kunden, Geschäftspartnern<br />
sowie Kolleginnen und Kollegen die eigentliche Umsetzung<br />
der Markenpositionierung leisten.<br />
tragen können. Hierfür ist es notwendig, den Mitarbeitern<br />
ein tiefes Verständnis des Leistungsversprechens<br />
nahezubringen und ihnen durch eine intensive<br />
Auseinandersetzung mit dem „Zukunftsbild“ des<br />
Unternehmens, Produktes bzw. der Dienstleistung<br />
die Ableitung konkreter Aktionsprogramme für das<br />
tägliche Arbeiten zu ermöglichen. Zum anderen ist<br />
die Erlangung einer emotionalen Verbundenheit der<br />
Mitarbeiter mit der Marke – sog. „Markencommitment“<br />
– notwendig, damit die Mitarbeiter sich mit<br />
der Marke identifizieren können und motiviert sind,
Corporate Mission<br />
Markenpositionierung<br />
Abgestimmte Aktionsprogramme<br />
die Marke zu fördern und zu leben. Hierfür eignet<br />
sich das Konzept der „Corporate Mission“ – oft auch<br />
Unternehmensleitbild genannt –, das unternehmensübergreifende<br />
Ziele und Grundsätze u.a. über die<br />
angestrebte Markenpositionierung festlegt und so<br />
den Mitarbeitern den „höheren“ Wert und Sinn ihrer<br />
täglichen Arbeit vermittelt (Abbildung 2).<br />
Die folgende Betrachtung zeigt Kriterien und Ansatzpunkte<br />
auf, die zu einer Verankerung der Marke in<br />
den Köpfen und Herzen der Mitarbeiter führen und<br />
damit eine ganzheitliche, wahrnehmbare und nachhaltige<br />
Markenentfaltung von innen heraus gewährleisten.<br />
Überführung der Markenpositionierung<br />
in disziplinspezifische Aktionsprogramme<br />
Damit eine Marke ihre volle Kraft entfalten kann und<br />
für die Zielgruppen ganzheitlich erlebbar und nachvollziehbar<br />
wird, müssen aus der definierten strategischen<br />
Positionierung heraus die Stellschrauben<br />
zur tatsächlichen Umsetzung des Markenerlebnisses<br />
herausgearbeitet und systematisch an allen Kontaktpunkten<br />
in spezifische Aktionen operationalisiert<br />
DIE MARKE (ER-)LEBEN 25<br />
Die definierte Markenpositionierung wird über die<br />
Corporate Mission als übergeordnetes Leitbild in<br />
das Unternehmen getragen und gleichzeitig über<br />
zu entwickelnde Aktionsprogramme in sämtlichen<br />
Unternehmensbereichen implementiert.<br />
Abbildung 2: Übersetzung der Markenpositionierung in disziplinspezifische Aktionsprogramme und unternehmensübergreifende Corporate Mission<br />
werden. Konkret bedeutet das: Jeder Einzelne, der<br />
für eine Marke arbeitet, muss deren Leistungsversprechen<br />
in seiner täglichen Arbeit konsequent und<br />
konsistent umsetzen und leben. Sei es z.B. die Entwicklung<br />
und Einführung eines neuen Produktes, die<br />
Auswahl eines bestimmten Lieferanten oder Handelspartners<br />
oder aber das Verhalten des Verkäufers im<br />
Geschäft gegenüber dem Kunden – jeder dieser individuellen<br />
„Kontakte“ hat gravierende Auswirkungen<br />
auf die Außenwahrnehmung der Marke.<br />
An dieser ganzheitlichen Umsetzung des Markenkonzeptes<br />
in das konkrete Tagesgeschäft scheitern<br />
viele Unternehmen. Die operative Markenführung<br />
beschränkt sich häufig auf die werbliche Kommunikation<br />
oder läuft individuell über die einzelnen Mitarbeiter<br />
in ihren Arbeitsbereichen ab und wird damit<br />
mehr oder weniger dem Zufall und persönlichen Vorstellungen<br />
überlassen. Eine systematische Adaption<br />
der zumeist recht kurz und allgemein gehaltenen<br />
Markenpositionierung auf die spezifischen Anforderungen<br />
der unterschiedlichen Arbeitsbereiche<br />
und Mitarbeiter erfolgt oftmals nicht. In der Regel<br />
existieren kaum konkrete Handlungsmaximen oder<br />
operative Instrumente zur Markenführung. Solange<br />
jedoch nicht der Markenauftrag für alle Mitarbeiter<br />
klar definiert und geregelt ist, besteht die Gefahr,
26<br />
INSIGHTS 7<br />
dass ihr Verhalten nicht mit dem Leistungsversprechen<br />
übereinstimmt und die Marke langfristig<br />
Schaden nimmt.<br />
Das Ziel, die Marke erfolgreich bei den Mitarbeitern<br />
zu verankern, erfordert einen professionell gesteuerten<br />
Prozess und ein klares Kommunikationskonzept<br />
mit zielgruppenadäquaten Botschaften und<br />
Instrumenten. Es bietet sich an, bereits bestehende<br />
klassische interne Kommunikationsinstrumente, wie<br />
beispielsweise das Intranet, die Mitarbeiterzeitschrift<br />
oder Mitarbeiterschulungen, zu nutzen. Wichtig dabei<br />
ist, die optimale Kombination und Abfolge der<br />
Instrumente auszuwählen und alle Instrumente stets<br />
in Einklang mit der übergreifenden Kommunikationsstrategie<br />
zu bringen.<br />
Für eine erfolgreiche und nachhaltige Auseinandersetzung<br />
mit der Markenpositionierung sollten die<br />
eingesetzten Maßnahmen weiterhin die gesamte<br />
Belegschaft – und nicht nur Management und Vorstand<br />
– berücksichtigen, möglichst praxisnah sein<br />
und insbesondere den Dialog zwischen den Mitarbeitern<br />
fördern. Einzelinitiativen wie Image-Video,<br />
„Verkaufsbroschüre“ oder Give-aways zur Marke<br />
scheitern oft daran, dass sie von den Mitarbeitern<br />
nicht richtig verstanden und verinnerlicht werden und<br />
unmittelbar in die Schublade oder ins Regal wandern.<br />
Auch eine einseitige, vertikale Top-Down-Kommunikation,<br />
bei der die neue Markenpositionierung und<br />
entsprechende Handlungsanweisungen für die Unternehmensfunktionen<br />
zentral von oben vorgegeben<br />
werden, verspricht nicht den gewünschten Erfolg.<br />
Damit ein tiefes Verständnis der Mitarbeiter bzgl.<br />
der neuen Marke erreicht wird, sollten vor allem<br />
dialogorientierte Programme eingesetzt werden.<br />
Hierbei bietet es sich an, interne funktionsspezifische<br />
Workshops mit einer hohen Praxisorientierung durchzuführen.<br />
So können eine intensive Auseinandersetzung<br />
der Mitarbeiter mit dem Thema und die Ankoppelung<br />
an den Arbeitsalltag sichergestellt werden.<br />
Im Rahmen der Workshops sind die Vermittlung des<br />
Nutzens einer Markenpositionierung sowie die Widerspiegelung<br />
des definierten Leistungsversprechens in<br />
den Kernprozessen, -strukturen und -aufgaben des<br />
jeweiligen Funktionsbereiches entscheidend. Ziel ist<br />
die Befähigung und Förderung der Eigenverantwortlichkeit<br />
der Teilnehmer, sodass die Marke schließlich<br />
zum Selbstverständnis des eigenen Verhaltens wird.<br />
Die Herausforderung besteht daher darin, die eher<br />
abstrakte Markenpositionierung in konkrete Anforderungen<br />
an das individuelle, funktionsbereichsspezifische<br />
Verhalten zu übersetzen: Welche Wirkung<br />
wird durch eine konsequente Umsetzung der Markenpositionierung<br />
erzielt? Was bedeutet das definierte<br />
Nutzenversprechen konkret für das tägliche Handeln<br />
eines jeden einzelnen Mitarbeiters? Was bedeutet<br />
es nicht? Wie weit und in welchen Aspekten sind wir<br />
im heutigen Geschäft von unserem Leistungsversprechen<br />
entfernt? In welchen Bereichen handeln<br />
wir bislang nicht der Marke entsprechend? Wie können<br />
wir unser definiertes Ziel erreichen?<br />
Die Gruppe der Workshop-Teilnehmer sollte möglichst<br />
aus Personen unterschiedlicher Hierarchieebenen<br />
und mit verschiedenen Kompetenzen des jeweiligen<br />
Funktionsbereichs zusammengesetzt sein. So werden<br />
von Beginn an die vielfältigen Sichtweisen und<br />
Erfahrungen im Unternehmen berücksichtigt und<br />
offen miteinander diskutiert. Eine professionelle<br />
Begleitung und Steuerung der Workshops durch<br />
speziell geschulte und erfahrene externe Experten<br />
kann zusätzlich für einen strukturierten Ablauf sorgen,<br />
ein ausgewogenes Teilnehmerengagement<br />
fördern und die Integration von Schnittstellen verschiedener<br />
Disziplinen sicherstellen. Die intensive<br />
Beschäftigung der Mitarbeiter mit der Marke des<br />
Unternehmens gibt Aufschluss darüber, wie das<br />
definierte Leistungsversprechen zu verstehen bzw.<br />
nicht zu verstehen ist und an welchen Kontaktpunkten<br />
Lücken zwischen Anspruch und Realität<br />
der Marke bestehen. So wird z.B. für jede Produktentwicklung,<br />
Preisbildung, für Vertrieb und Service<br />
sowie für jedes Werbemittel festgelegt, ob ein entsprechender<br />
Arbeitsablauf oder eine bestimmte Maßnahme<br />
zur Marke passt oder nicht. Auf Basis dieser<br />
faktenbasierten „Gap-Analyse“ können Maßnahmen<br />
identifiziert werden, mit denen die entdeckten Lücken<br />
zwischen Soll-Positionierung und tatsächlicher Leistungserbringung<br />
zielgerichtet geschlossen werden<br />
können. Im Automobilbereich etwa ließe sich dem-
Nutzen/Wertbeitrag<br />
niedrig hoch<br />
Quick Wins<br />
Abbildung 3: Systematische Einordnung der Maßnahmen in Priorisierungsmatrix<br />
entsprechend der Anspruch auf „Verlässlichkeit“ als<br />
eine Dimension der Markenpositionierung in konkrete<br />
Anforderungen und Handlungsmaßnahmen<br />
wie „strenge Qualitätskontrollen bereits während<br />
des Entwicklungsprozesses“, „stabile Lieferantenbeziehungen“,<br />
„Vermeidung von Lieferengpässen/<br />
Termintreue“, „umfassende Betreuung und Services<br />
auch nach dem Kauf“ und „schnelle Lösung von<br />
Problemen“ operationalisieren.<br />
Im Allgemeinen unterscheiden sich die identifizierten<br />
Handlungsmaßnahmen nach Aufwand und Wirkung<br />
in Bezug auf eine erfolgreiche Umsetzung der Positionierung.<br />
Der Fokus der Umsetzung sollte zunächst<br />
auf Maßnahmen gelegt werden, die mit relativ wenig<br />
Aufwand schnell eine hohe Wirkung erzielen können,<br />
um eine möglichst effiziente Umsetzung gewährleisten<br />
und zügig sichtbare Erfolge nach innen sowie<br />
nach außen vorweisen zu können. Dazu sollte für<br />
jede Maßnahme möglichst genau abgeschätzt werden,<br />
wie viel Aufwand – im Sinne von Zeit, Budget<br />
und Personal – zur Umsetzung erforderlich ist. Dem<br />
gegenüberzustellen ist die tatsächliche Kraft der<br />
Maßnahme, die Umsetzung des Leistungsversprechens<br />
zu leisten bzw. sichtbar zu machen.<br />
…<br />
3<br />
…<br />
Selektiv Umsetzen<br />
…<br />
2<br />
…<br />
Investieren<br />
1<br />
Ignorieren<br />
niedrig hoch<br />
Aufwand/Komplexität<br />
DIE MARKE (ER-)LEBEN 27<br />
…<br />
Auf diese Art und Weise lassen sich alle Maßnahmen<br />
systematisch in eine Priorisierungsmatrix einordnen<br />
und mögliche Sofortmaßnahmen (sog. „Quick Wins“)<br />
herausfiltern (Abbildung 3).<br />
Ergebnis der Workshops sind klare operative Handlungsparameter<br />
und verbindliche Richtlinien für<br />
jeden die Marke betreffenden Arbeitsbereich. Mit<br />
anderen Worten: Jeder Mitarbeiter und Entscheider<br />
weiß fortan genau, was er zu tun hat, und hat keinen<br />
Spielraum mehr für individuelle Entscheidungen oder<br />
Verhaltensweisen, die der Marke schaden könnten<br />
und das Leistungsversprechen verletzen. So wird<br />
eine Struktur geschaffen, bei der jede Abteilung,<br />
jeder Arbeitsablauf und das Verhalten jedes Mitarbeiters<br />
gleichgerichtet sind und „die gemeinsame<br />
Sprache der Marke sprechen“. Die in den einzelnen<br />
Funktionsbereichen erarbeiteten Ziele und Handlungsmaßnahmen<br />
sollten schließlich in einen unternehmensweiten<br />
„Fahrplan“ zur Umsetzung der<br />
Markenpositionierung mit konkreten Verantwortlichkeiten,<br />
Timings und Ressourcenbedarfen zusammengefasst<br />
und integriert geführt werden.
28<br />
INSIGHTS 7<br />
3M hat beispielsweise das Ziel, das innovativste Unternehmen<br />
der Welt und bevorzugter Lieferant bei<br />
seinen Kunden zu sein. Eine ständige Beschäftigung<br />
der Mitarbeiter mit dem postulierten Leistungsversprechen<br />
wird gezielt gefördert, indem 3M doppelt<br />
so viel in F&E investiert (6,5 Prozent vom Umsatz)<br />
wie der Durchschnitt der amerikanischen Unternehmen.<br />
Jedem Mitarbeiter wird erlaubt, 15 Prozent<br />
der Arbeitszeit an Projekten seines persönlichen<br />
Interesses zu arbeiten. Für jede vielversprechende<br />
Produktidee wird ein Projektteam aus Mitarbeitern<br />
der F&E, der Produktion, des Marketings und des<br />
Vertriebs eingerichtet. Auf diese Art und Weise soll<br />
die Basis für ein innovatives Klima im Unternehmen<br />
geschaffen und der Anspruch, führender Anbieter<br />
auf globalen Märkten zu sein, realisiert werden. 1<br />
Durch die systematische und integrierte Implementierung<br />
des Markenkonzeptes in den gesamten Unternehmensprozessen<br />
bis hin zu externen Partnern<br />
wird die Marke in jeglichen Dimensionen wirksam.<br />
Die Markenstrategie und das Wissen darum werden<br />
nicht als reine „Wissensvermittlung“ verstanden, sondern<br />
in die täglichen Arbeitsabläufe eingebunden.<br />
Es entsteht ein starkes System, das die Marke konsistent<br />
und ganzheitlich an allen Kontaktpunkten<br />
nach außen transportiert und auch bei Managementwechsel<br />
oder Ausscheiden der ursprünglichen<br />
Markenverantwortlichen bestehen bleibt. Erst damit<br />
erreicht die Marke ihre vollständige Wirkung und<br />
kann zur echten „Power Brand“ werden.<br />
Entwicklung einer Corporate Mission<br />
als übergeordnetes Leitbild<br />
Die breite interne Kommunikation des Markenversprechens<br />
und die Übersetzung in disziplinspezifische<br />
Maßnahmen allein reichen nicht aus, um langfristig<br />
markenkonformes Handeln und Verhalten der Mitarbeiter<br />
zu gewährleisten. Damit die Marke sowohl<br />
in den Köpfen als auch in den Herzen der Mitarbeiter<br />
tief verankert und proaktiv gelebt wird, gilt es,<br />
eine emotionale Verbundenheit der Mitarbeiter mit<br />
der Marke zu erzeugen. Dabei helfen kann eine Corporate<br />
Mission, die in Form einer klar gegliederten,<br />
langfristigen Zielvorstellung das Selbstverständnis<br />
und die allgemeine Haltung des Unternehmens<br />
sowie funktionsübergreifende Verhaltensnormen und<br />
Regeln für die angestrebte Markenpositionierung<br />
festlegt. In verbindlichen Leitlinien werden die Grundsätze<br />
des Unternehmens für die Wertschöpfung<br />
sowie den Umgang mit Kunden und Mitarbeitern<br />
ausformuliert. Die Corporate Mission enthält damit<br />
alle relevanten Aussagen zur angestrebten Kultur in<br />
einem Unternehmen und soll die gesamtheitliche<br />
Arbeit und Identität des Unternehmens prägen. Diese<br />
allgemeinen Wertvorstellungen und Grundsätze des<br />
Unternehmens müssen von allen Mitarbeitern getragen<br />
und gelebt werden und sind Ausdruck dafür,<br />
dass die Mitarbeiter des Unternehmens und ihr Agieren<br />
in einem gesamtunternehmerischen Zusammenhang<br />
eingebettet sind und miteinander in enger<br />
Wechselwirkung stehen.<br />
Lanxess entwickelte beispielsweise im Rahmen<br />
eines internationalen Führungskräftetreffens die sog.<br />
„Formula X“. Sie beschreibt die Eckpfeiler des Wertesystems<br />
des Unternehmens: „Lösungen finden – Verantwortung<br />
übernehmen – Einfachheit wagen – Fortschritt<br />
beschleunigen“. Seitdem ist jeder Mitarbeiter<br />
des Unternehmens – einschließlich Vorstand und<br />
Management – angehalten, seine Arbeit so effizient<br />
und erfolgreich wie möglich zu gestalten und sein<br />
Tun immer wieder gemäß der Formula X zu hinter-<br />
fragen. 2<br />
1 Vgl. „Das ist 3M“ (Januar 2007), Download unter www.3M-pressnet.de<br />
2 Vgl. „Personalpolitik bei Lanxess – Energizing People“ (September 2006), Download unter www.lanxess.com<br />
3 Vgl. „Nachhaltigkeitsbericht 2006“, Download unter www.finanzberichte.down.de<br />
Die Deutsche Post World Net hat dagegen weltweit<br />
eine Corporate Mission mit insgesamt sieben Konzernwerten<br />
eingeführt, die für die Mitarbeiter sowohl<br />
Herausforderung als auch Orientierungshilfe sein<br />
sollen: „Exzellente Qualität liefern, Kunden erfolgreich<br />
machen, offenen Umgang pflegen, nach eindeutigen<br />
Prioritäten handeln, unternehmerisch handeln, Integrität<br />
nach innen und außen leben, gesellschaftliche<br />
Verantwortung übernehmen.“ Die definierten Werte<br />
sollen als stabile Basis verstanden werden, auf der<br />
die über 500.000 Mitarbeiter mit unterschiedlichem
nationalem, ethnischem und kulturellem Hintergrund<br />
reibungslos zusammenarbeiten. Die Deutsche Post<br />
wurde im Jahr 2006 bereits zum dritten Mal für ihr<br />
zukunftsweisendes Personalmanagement von der<br />
Initiative Total E-Quality ausgezeichnet. 3<br />
Insbesondere in Situationen der Krise, der Veränderung<br />
und des Wachstums eines Unternehmens<br />
fungiert die formulierte Corporate Mission – richtig<br />
erarbeitet und eingesetzt – als entscheidender Orientierungspunkt<br />
und vermittelt den Mitarbeitern den<br />
„höheren“ Wert und Sinn ihrer alltäglichen Arbeit. Sie<br />
unterstützt das Gemeinschaftsgefühl der Mitarbeiter,<br />
steigert die Leistungsbereitschaft und verstärkt die<br />
Identifikation der Belegschaft mit dem neu positionierten<br />
Unternehmen. Das Verhalten aller Unternehmensangehörigen<br />
wird vereinheitlicht und überprüfbar<br />
gemacht. Auch werden Widerstände oder Kon-<br />
Erfolgreiche Markenführung als<br />
kontinuierliche Herausforderung<br />
Für eine erfolgreiche Umsetzung der Positionierung<br />
ist die systematische und nachhaltige Steuerung<br />
und Koordination aller Aktivitäten, die den Markenaufbau<br />
betreffen, von hoher Bedeutung. Es gilt, Marken<br />
langfristig konsistent und immer wieder neu<br />
überzeugend zu führen und weiterzuentwickeln. Dementsprechend<br />
müssen die Maßnahmen zur operativen<br />
Markenführung kontinuierlich aktualisiert und<br />
ggf. angepasst werden. Ein pragmatischer Ansatz ist<br />
es, ein interdisziplinäres Markenteam aufzusetzen,<br />
das sich aus Vertretern aller markenrelevanten Unternehmensfunktionen<br />
zusammensetzt und so das<br />
Markenmanagement systematisch im Unternehmen<br />
vorantreibt. Es definiert die relevanten Stellschrauben/Kontaktpunkte<br />
mit der Marke und den übergreifenden<br />
Leitlinien zur Umsetzung des Leistungsversprechens,<br />
es überwacht die Überführung der<br />
Positionierung in disziplinspezifische Maßnahmen<br />
DIE MARKE (ER-)LEBEN 29<br />
flikte aufgrund uneinheitlicher Informationspolitik<br />
und mangelhafter Kommunikation auf diese Art und<br />
Weise minimiert.<br />
Um die Motivation und Identifikation der Mitarbeiter<br />
weiterhin sicherzustellen, sollte die Marke Akzeptanz<br />
auf allen Hierarchieebenen erfahren und im alltäglichen<br />
Verhalten und Handeln erlebt werden. Idealerweise<br />
stehen Vorstand und Geschäftsführung<br />
geschlossen hinter dem Markenversprechen und<br />
verpflichten sich zur Umsetzung in ihren jeweiligen<br />
Verantwortungsbereichen. Steht das Markenmanagement<br />
beim Vorstand ganz vorn auf der Agenda,<br />
zeigt die Unternehmensführung ihr persönliches Engagement<br />
für die Markenbildung und betont ständig<br />
die Wichtigkeit der Marke, so kann dies bei den Mitarbeitern<br />
eine Vorbildfunktion erzeugen und eine<br />
Art „Aufbruchstimmung“ von ganz oben vermitteln.<br />
und stellt eine integrierte und zeitnahe Implementierung<br />
der identifizierten Maßnahmen sicher. Das<br />
Markenteam dient als Coach oder Sparringspartner<br />
für die einzelnen Funktionsbereiche und hat eine<br />
direkte „Reporting Line“ an den Vorstand.<br />
In das Markenteam sollten Mitarbeiter gewählt werden,<br />
die auch an der Erarbeitung der disziplinspezifischen<br />
Maßnahmen mitwirken, da diese durch die<br />
intensive Beschäftigung mit dem Thema relativ früh<br />
eine gewisse Motivation, Eigenverantwortung und<br />
Identifikation mit dem Konzept entwickeln werden.<br />
Durch die Unterstützung von speziell geschulten und<br />
erfahrenen externen Experten zu Beginn der Implementierungsarbeit<br />
kann eine geordnete und zielorientierte<br />
Steuerung der Prozesse und Maßnahmen<br />
zusätzlich gefördert werden. Ein positives Beispiel<br />
aus der Konsumgüterindustrie ist Philips. Der nieder-
30<br />
INSIGHTS 7<br />
ländische Elektronikkonzern verankert das Markenversprechen<br />
von „Sense and Simplicity“ im Unternehmen<br />
mithilfe des sog. „Simplicity Advisory Board“,<br />
eines Gremiums aus Mitarbeitern sowie externen<br />
Experten aus Praxis und Wissenschaft. Die Aufgabe<br />
der Mitglieder ist es, mit ihrer Erfahrung das Unternehmen<br />
auf dem Weg nach mehr „Einfachheit“ zu<br />
begleiten. Das Board nimmt permanent Anregungen<br />
für Vereinfachungen auf und trägt sie zurück in die<br />
Organisation. 4<br />
Als weiteres wichtiges Erfolgskriterium zur Gewährleistung<br />
einer langfristigen Entfaltung und nachhaltigen<br />
Steuerung der Marke hat sich die konsequente<br />
und kontinuierliche Messung der Markenleistung<br />
herausgestellt. Die Einführung eines spezifischen<br />
Markenkontrollinstrumentes kann als Grundlage für<br />
eine systematische Überprüfung dienen, inwieweit<br />
Leistungsversprechen und Realität übereinstimmen.<br />
Die Herausforderung besteht darin, die eher „weichen“<br />
Inhalte der definierten Markenpositionierung<br />
in operationalisierbare und messbare Schlüsselgrößen<br />
zu übersetzen und nicht nur die imageprägenden<br />
Faktoren zur Marke zu messen, sondern auch eine<br />
Verknüpfung zu quantitativen Erfolgskennzahlen zu<br />
ermöglichen. Neben der regelmäßigen Befragung<br />
der externen Anspruchsgruppen sollte auch die<br />
Markenstärke innerhalb der Organisation z.B. durch<br />
Mitarbeiterbefragungen gemessen werden. Die<br />
Informationen aus diesem „Monitoring“ können im<br />
Markenteam reflektiert, verdichtet und interpretiert<br />
und schließlich an alle Mitarbeiter gespiegelt werden.<br />
So wird die Umsetzung der Markenpositionierung für<br />
das gesamte Unternehmen immer wieder sichtbar<br />
und auch nachvollziehbar.<br />
Um die Relevanz der Marke als „harte“ Steuerungsgröße<br />
zu verdeutlichen, sollte die Marke im Rahmen<br />
von Personalentwicklung, individuellen Zielvereinbarungen<br />
und Anreizsystemen als substanzielle<br />
Dimension berücksichtigt werden. Durch die Schaffung<br />
von spürbaren Anreizen für „richtiges“ Verhalten<br />
bzw. für „richtige“ Maßnahmen kann die persönliche<br />
Einlösung des Markenversprechens bei den Mitar-<br />
beitern ständig gefordert und gefördert werden. Als<br />
wirkungsvoll haben sich hierfür beispielsweise sogenannte<br />
„Brand Awards“ erwiesen, die besonderes<br />
Engagement und Aktivitäten im Sinne der Marke<br />
auszeichnen und belohnen. Die Implementierung<br />
eines solchen Incentivierungssystems erzeugt Wettbewerb<br />
zwischen den Mitarbeitern und garantiert<br />
hohes Involvement sowie unternehmerisches Denken<br />
und Handeln im Sinne der Marke auf allen<br />
Hierarchieebenen.<br />
Henkel stellt z.B. seit 2006 mit der Initiative „Jahr<br />
der Innovationen“ den Unternehmenswert „Wir legen<br />
unseren Fokus auf Innovationen“ für drei Jahre weltweit<br />
in den Mittelpunkt des Unternehmens. Die mehr<br />
als 50.000 Mitarbeiter – ob aus Management, Verwaltung<br />
oder Produktion – sind seitdem aufgefordert,<br />
ihre Kreativität und ihre Erfahrungen zu nutzen, um<br />
mit ihren Ideen gezielt zur Verbesserung von Prozessen<br />
und Produkten beizutragen. 160 „Inno-Coaches“<br />
befeuern die Mitarbeiter in 80 Ländern mit Motivations-Charts<br />
und Parolen wie „Du bist Henkel“ oder<br />
„Du bist Innovation“. Sie predigen Brainstorming,<br />
freie Assoziation – und sollen helfen, Widerstände<br />
beiseitezuräumen. Emotionaler Begleiter und Anker<br />
der internen Kommunikation ist der „Inno“ – die<br />
Symbolfigur für „Innovation“. Die Innovationsinitiative<br />
soll der Startschuss für eine nachhaltige und<br />
noch konsequentere Ausrichtung des Unternehmens<br />
auf Innovationen sein und auf einen dauerhaften<br />
Einstellungs- und Bewusstseinswandel bei allen Mitarbeitern<br />
abzielen. In den ersten elf Monaten wurden<br />
80.000 Ideen eingereicht, die von einem Expertengremium,<br />
genannt „Inno-Lounges“, gesammelt und<br />
bewertet werden. Die Initiative wurde bereits mit<br />
dem PR Report Award in der Kategorie „Interne<br />
Kommunikation und Change Management“ ausge-<br />
zeichnet. 5<br />
Auch das Motto von O2 „O2 – can do“ soll nicht nur<br />
ein eingängiger Werbeslogan mit einer vielversprechenden<br />
Aussage für die externe Kundschaft sein,<br />
sondern ebenso auf die Einstellung eines jeden einzelnen<br />
O2-Mitarbeiters zutreffen. Daher wird die ge-<br />
4<br />
4 Vgl. www.simplicityhub.philips.com<br />
5 Vgl. „Innovationsoffensive von Henkel mit dem PR Report Award ausgezeichnet “ (April 2007), Download unter www.henkel.de
samte Belegschaft dazu ermutigt, auch in der Freizeit<br />
gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und<br />
sich ehrenamtlich für soziale Projekte zu engagieren.<br />
Im Rahmen des internen Programms „Can do Matching“<br />
können Mitarbeiter in Form von Spenden ihren<br />
Einsatz für Mitmenschen oder Umwelt unter Beweis<br />
stellen – O2 legt jeweils das Doppelte an Spenden<br />
drauf. Mit dem jährlichen O2 Community Award werden<br />
Mitarbeiter ausgezeichnet, die herausragende<br />
soziale Arbeit leisten. Alle gemeinnützigen Aktivitäten<br />
werden jährlich in einem Corporate Responsibility<br />
Report zusammengefasst und veröffentlicht. Vor<br />
Fazit<br />
Grundlage für die Entwicklung einer starken Marke<br />
ist die klare Definition einer differenzierenden und<br />
präferenzbildenden Markenpositionierung. Für den<br />
tatsächlichen Erfolg und die wertschöpfende Relevanz<br />
der Marke entscheidend ist jedoch eine konsequente<br />
Verankerung der Marke in die Strukturen,<br />
Prozesse und Steuerungssysteme des Unternehmens<br />
sowie die Befähigung und Motivation aller Mitarbeiter<br />
zur Realisierung des konzeptionellen Leistungsversprechens.<br />
Zentrale Herausforderung für das<br />
Markenmanagement ist dementsprechend eine<br />
durch geeignete Instrumente unterstützte, systema-<br />
4<br />
5<br />
6 Vgl. „Menschen im Fokus“ (Februar 2006), Download unter www.de.o2.com<br />
DIE MARKE (ER-)LEBEN 31<br />
allem Führungskräfte fungieren bei O2 als Leitfiguren<br />
und persönliche Ansprechpartner, die durch täglich<br />
wertekonformes Handeln die Unternehmensidentität<br />
vorleben und festigen. Auf diese Art und Weise<br />
konnte das Unternehmen innerhalb eines Jahres die<br />
Identifikation der Mitarbeiter mit der Vision und dem<br />
Markenversprechen um sieben Prozent und das<br />
Mitarbeiterengagement um fünf Prozent steigern.<br />
Im Wettbewerb „Deutschlands Beste Arbeitgeber<br />
2006“ schaffte O2 Germany im Gesamt-Ranking<br />
den Sprung unter die Top Ten. 6<br />
tische und integrierte Kommunikation und Adaption<br />
der Markenpositionierung auf allen Ebenen des Unternehmens.<br />
Zieht sich das Markenversprechen wie<br />
ein roter Faden durch sämtliche Funktionsbereiche<br />
des Unternehmens, und entfaltet sich die Markenvision<br />
konsequent im Denken und Handeln der Mitarbeiter,<br />
so werden auch die externen Zielgruppen<br />
das postulierte Leistungsversprechen über alle<br />
Kontaktpunkte mit der Marke ganzheitlich erleben,<br />
und es wird ein nachhaltiger Unternehmenswert<br />
geschaffen.
Björn Sander, Dr. Percy Smend, Utta Wiese<br />
Herausforderungen für<br />
die Markenführung im<br />
konvergenten TIME-Markt
Die weltweiten Telekommunikationsmärkte befinden<br />
sich inmitten eines Wandels, der weitläufig unter<br />
dem Begriff „Konvergenz“ zusammengefasst wird.<br />
Der Wandel birgt für die Anbieter erhebliche Herausforderungen:<br />
Den Festnetzanbietern brechen aufgrund<br />
von Preisverfall und Verlust im Bestand die<br />
Umsätze weg. Kunden verzichten auf das Festnetz<br />
oder wechseln zur Internettelefonie, die als kostenlose<br />
Beigabe zum Anschluss angeboten wird. Mobilfunkanbieter<br />
sehen sich mit gesättigten Märkten<br />
konfrontiert und versuchen, sich durch Marketing-<br />
Innovationen gegenseitig Umsätze abzujagen. Und<br />
Internet-Service-Provider (ISP) werden vom Preiskampf<br />
überrollt, der von neuen Anbietern – insbesondere<br />
Kabelnetzbetreibern – immer weiter angefacht wird.<br />
Die Märkte aus Telekommunikation, Internet, Medien<br />
und Entertainment, kurz TIME, wachsen zusammen –<br />
und die Marktanteile für diesen riesigen Markt werden<br />
heute verteilt. Eine zentrale Rolle spielt dabei<br />
die Markenstrategie: Kernherausforderung muss es<br />
für die Anbieter sein, mit relevanten und attraktiven<br />
Nutzenversprechen Kunden zu gewinnen und an<br />
sich zu binden. Sie müssen heute künftige Umsätze<br />
sichern, indem sie vor anderen den konvergenten<br />
Markt und seine Kunden erschließen. Gewinner des<br />
Umbruchs werden die Anbieter sein, die eine glaubhafte<br />
und nachhaltig vom Wettbewerb differenzierende<br />
Positionierung im Markt etablieren können<br />
und damit relevante Kernbedürfnisse ihrer Kunden<br />
überlegen adressieren.<br />
Konvergenz findet im TIME-Markt derzeit auf unterschiedlichen,<br />
sich gegenseitig verstärkenden Ebenen<br />
statt: Bedingt durch die Digitalisierung und die Verdrängung<br />
der leitungsgebundenen Netze durch IPbasierte<br />
Netze wurden in den letzten Jahren die<br />
Technologien für Sprachtelefonie, Internet und TV<br />
weitgehend vereinheitlicht und eine Grundlage für<br />
MARKENFÜHRUNG IM KONVERGENTEN TIME-MARKT 33<br />
Radikaler Wandel in TIME-Märkten als<br />
Herausforderung für die Markenstrategie<br />
die horizontale Integration der Wertschöpfungskette<br />
geschaffen. So können heute die vier Anwendungen<br />
„Mobiltelefonie“, „Festnetztelefonie“, „Internetsurfen“<br />
und „Fernsehen“ aus einer Hand, zu einem<br />
Preis und mit einer Rechnungsbeziehung angeboten<br />
werden. Aus der Bündelung entstehen wiederum<br />
neue Mehrwerte, u. a. durch die Verknüpfung von<br />
Inhalten und Kundenpräferenzen über unterschiedliche<br />
Medien und Plattformen hinweg. Marktgrenzen<br />
verschwimmen und Markteintrittsbarrieren verschwinden<br />
– mit zahlreichen Markteintritten als Folge.<br />
In diesem gigantischen Milliardenmarkt versuchen<br />
unterschiedlichste Player, ein Stück des Kuchens<br />
für sich zu sichern. Kaum verwunderlich, dass viele<br />
darauf abzielen, Wettbewerbern in angrenzenden<br />
Marktsegmenten Kundschaft „abzujagen“. Statt mit<br />
Einzelprodukten wird der Massenmarkt aggressiv<br />
mit Bündelangeboten (Triple, Quadruple Play) bearbeitet,<br />
die einzelne Bausteine der vier TIME-Märkte<br />
miteinander kombinieren. Ehemals renditestarke<br />
Einzelprodukte (z. B. Internetzugang) werden dabei<br />
gratis „dazugebündelt“. Es wird heftigst gestritten,<br />
die bestehenden Single-Produkt-Kundenbeziehungen<br />
um weitere TIME-Bausteine zu ergänzen – der<br />
Bündelkunde verspricht höheren ARPU (Average<br />
Revenue per User) und höhere Kundenbindung.<br />
Um schnellstmöglich in allen Teilmärkten präsent<br />
zu sein, nehmen Geschwindigkeit und Anzahl von<br />
Fusionen, Übernahmen und Kooperationen beträchtlich<br />
zu.<br />
Mit erheblichen Spendings werden die technologisch<br />
und anwendungsseitig keineswegs banalen Bündelprodukte<br />
in den Markt getrieben. Der Konsument<br />
wird mit zahllosen unterschiedlichen Namen, Bündeln<br />
und Botschaften konfrontiert. Es mangelt an<br />
Standards und Orientierungshilfen. Viel mehr noch:<br />
Das Zusammenwachsen der unterschiedlichen
34<br />
INSIGHTS 7<br />
Angebote vergrößert die Komplexität der einzelnen<br />
Kaufentscheidung. Über mehr Angebotsparameter<br />
als je zuvor muss sich der Kunde nun Gedanken<br />
machen. Gleichsam potenziert das Anbieterverhalten<br />
Intransparenz und Überforderung der Kunden,<br />
da die Wettbewerber den gleichen Bündelmarkt aus<br />
unterschiedlichen Teilmarktperspektiven angehen.<br />
Implikationen und Handlungsfelder<br />
für Unternehmen<br />
Starke Marken repräsentieren die wichtigsten immateriellen<br />
Assets von Unternehmen und gewinnen<br />
an Bedeutung für die Unternehmensführung. Laut<br />
einer aktuellen Studie von BBDO Consulting beziffert<br />
der Markenwert bei großen Unternehmen bis zu ein<br />
Drittel des gesamten Unternehmenswertes. 1 Im<br />
Telekommunikationssektor bestätigt sich die hohe<br />
Bedeutung der Marke: 40 Prozent der Marketing-Verantwortlichen<br />
aus der Telekommunikationsbranche<br />
sprechen der Markenführung eine gleiche oder höhere<br />
Bedeutung zu als dem Umsatz des Unternehmens. 2<br />
Entgegen dem Gesamtmarkt stiegen die Werbespendings<br />
im Telekommunikationssektor von 2004 auf<br />
2006 um fast 60 Prozent3 – diese massiven Investitionen<br />
in Marke und Kommunikation dienen als ein<br />
weiteres Indiz für die wachsende Bedeutung der Markenführung<br />
im TIME-Markt. Zentraler Erfolgsfaktor<br />
und Voraussetzung für eine geringere Anfälligkeit für<br />
Preiskämpfe ist die Etablierung einer starken Marke,<br />
die im Angebotsdschungel als „Ansteuerungsboje“<br />
für die Kunden dient. Sie ist neben Preis und Gewährleistung<br />
wesentlicher Indikator und gleichzeitig<br />
wahrgenommener Garant für die Beschaffenheit<br />
eines Produktes – unter der Voraussetzung, dass<br />
der Konsument die Marke kennt, weiß, wofür sie<br />
steht, und sie als vertrauenswürdig einstuft.<br />
Mehr Angebote, mehr Features und mehr Botschaften<br />
für gleiche Kundengruppen. Umso mehr muss<br />
heute die Markenstrategie als Top-Thema adressiert<br />
werden: Anbieter müssen jetzt die strategischen<br />
Weichen stellen, um in Zukunft am Markt bestehen<br />
und sich Marktanteile sichern zu können.<br />
Relevantes und differenzierendes<br />
Nutzenversprechen als Kern-Ankerpunkt<br />
des Markenmanagements<br />
Um Konsumenten einen guten Grund zu bieten, sich<br />
(bei Kauf, Wiederkauf, Empfehlung) für eine bestimmte<br />
Marke zu entscheiden, um also Kundenpräferenz<br />
zu erzeugen, benötigt die Marke eine systematische<br />
und scharfe Positionierung im Markt. Die Positionierung<br />
beschreibt, wie die Marke vom Kunden im<br />
relevanten Markt relativ zum Wettbewerb wahrgenommen<br />
werden soll. Voraussetzung für eine Erfolg<br />
versprechende Positionierung ist ein nachhaltig<br />
fokussiertes, differenzierendes und relevantes<br />
Nutzenversprechen. Beim Nutzenversprechen handelt<br />
es sich nicht um ein Logo oder einen Claim. Vielmehr<br />
geht es um die Formulierung eines Zielbildes,<br />
das als strategische Grundlage für alle internen und<br />
externen Markenführungsaktivitäten dient. Um das<br />
Nutzenversprechen für jede Anspruchsgruppe konsequent<br />
„erlebbar“ zu machen, bedarf es einer konsequenten<br />
Umsetzung an allen Interaktionspunkten<br />
mit der Marke. Jeder Kontakt mit der Marke muss<br />
auf das Nutzenversprechen einzahlen und erzeugt<br />
so Unverwechselbarkeit und Loyalität.<br />
1 Vgl. Klein-Bölting, Wirtz, Malzbender (2007), Was Marken dem Management wert sind - Wie DAX- und MDAX-Unternehmen Marken für ihren<br />
Unternehmenserfolg nutzen, in: BBDO Consulting, Insights 6.<br />
2 Vgl. Media Research Group (2007), Kommunikations-Trends in der Branche IT Telekommunikation – Werbemarkt-Studie 2003-2007 (Schweiz).<br />
3 Vgl. Bauer Media (2006), Werbeziele und Marketing Trends 2006.
Ausgangs- und Ankerpunkt zur Formulierung des<br />
Nutzenversprechens ist die detaillierte Kenntnis der<br />
relevanten Kundenbedürfnisse. Schon heute sind<br />
die TIME-Märkte durch heterogene Zielgruppen gekennzeichnet.<br />
In der Folge der Konvergenz wächst<br />
die Zersplitterung im Markt, der schwerlich konsistent<br />
zu segmentieren ist. Ein Blick in die Praxis zeigt, dass<br />
viele Unternehmen in der Reaktion handwerkliche<br />
Managementfehler machen. Sie handeln in ihrer<br />
Kundenansprache oftmals nach dem Trial-and-Error-<br />
Prinzip: Werbebotschaften werden in gleichem Maße<br />
gebündelt wie Produkte. Zwangsläufig ergibt sich<br />
daraus in der Folge ein Markenauftritt, der entweder<br />
nur noch den kleinsten gemeinsamen Nenner der<br />
unterschiedlichen, gebündelten Nutzenfunktionen<br />
hervorhebt oder mit Werbebotschaften gnadenlos<br />
überfrachtet ist und somit weder Orientierung bietet<br />
noch differenzierend wirkt. Doch gerade bei wachsender<br />
Intransparenz bedarf es mehr denn je eines<br />
fokussierten und glaubwürdigen Nutzenversprechens,<br />
das über die reine Bündelung der Einzelnutzen hin-<br />
Produkt<br />
Service<br />
Preis<br />
Image<br />
Kanäle<br />
Zielgruppen<br />
Vertragsverhältnis<br />
MARKENFÜHRUNG IM KONVERGENTEN TIME-MARKT 35<br />
„all you can eat“<br />
„persönlich, 24/7“<br />
„Premium“<br />
„Qualitätsführer“<br />
„integriert & überall“<br />
„Massenmarkt“<br />
„Vertragsbindung“<br />
ausgeht. Hier besteht Nachholbedarf und Potenzial<br />
für Pioniervorteile, denn: Viele der in Teilmärkten<br />
etablierten Marken erfüllen die Voraussetzungen<br />
eines nachhaltig fokussierten, differenzierenden<br />
und relevanten Nutzenversprechens nicht mehr<br />
ohne weiteres für den konvergenten Gesamtmarkt.<br />
Zur Überarbeitung des Nutzenversprechens eignet<br />
sich der von BBDO Consulting entwickelte Ansatz<br />
zur Entwicklung einer Value Proposition: Ausgehend<br />
vom zentralen Customer Insight definiert das Versprechen<br />
den einzigartigen Benefit, den die Marke<br />
dem Kunden verspricht, gestützt durch funktionale<br />
„Reasons to Believe“ und emotionale Charaktereigenschaften.<br />
Dabei gilt es, zunehmend heterogenen<br />
Kundenbedürfnissen durch passgenaue Formulierung<br />
und Adressierung Rechnung zu tragen. Zur<br />
Differenzierung bietet sich den TIME-Unternehmen<br />
eine Vielzahl von Positionierungsmerkmalen an<br />
(s. Abb. 1), die am Markt in den unterschiedlichsten<br />
Formen kombiniert werden.<br />
Positionierungsmerkmal Ausprägungsbandbreite<br />
Abbildung 1: Beispielhafte Differenzierungspotenziale<br />
„no frills“<br />
„self-service“<br />
„Discount“<br />
„Preisführer“<br />
„direct“<br />
„early innovators“<br />
„Flexibilität“
36<br />
INSIGHTS 7<br />
So kann sich ein Anbieter über die Vielzahl seiner<br />
Produkte differenzieren, indem er sich wie z.B. die<br />
Schweizer Swisscom als Komplettanbieter positioniert,<br />
der die Kundenbedürfnisse einer großen Zielgruppe<br />
mit einer einzigen Marke („alles aus einer<br />
Hand“) adressiert und dennoch bedarfsorientierte<br />
Angebote verspricht. Kern der Positionierung der<br />
Swisscom ist der führende Anspruch an Qualität und<br />
Service („Qualität und Service: nirgends besser“) –<br />
in der Umsetzung bietet die Swisscom ein umfassendes<br />
Sortiment an Produkten und Serviceleistungen<br />
an. Swisscom adressiert so in erster Linie den<br />
Massenmarkt. Einen Gegenpol dazu bilden Anbieter,<br />
die nur ein kleines Produktportfolio haben und dem<br />
Kunden damit etwaige Entscheidungsschwierigkeiten<br />
proaktiv abnehmen. Sie fokussieren sich v. a.<br />
auf Nutzenattribute wie z. B. „no-frills“ und Flexibilität.<br />
Ein Beispiel hierfür ist die Marke Congstar der<br />
Deutschen Telekom AG. Voller Absicht unabhängig<br />
von der Muttermarke positioniert, legt Congstar den<br />
Fokus auf Flexibilität und einfache Produkte, um<br />
bislang vom Konzern nicht erreichbare Zielgruppen<br />
für sich zu begeistern. Hierbei wird gezielt eine preissensible<br />
Zielgruppe angesprochen, die keinen Wert<br />
auf umfangreiche und preissteigernde Serviceangebote<br />
legt.<br />
Einige der aufgeführten Positionierungsmerkmale<br />
sind nahezu zwangsläufig miteinander verbunden.<br />
Relevanz, Nachvollziehbarkeit und Marktpotenzial<br />
sind bei Kombination und Konzeption von entscheidender<br />
und handlungsleitender Bedeutung. Denn:<br />
Markenführung ist kein Selbstzweck – und darf auch<br />
nicht als solcher verstanden werden. Im Gegenteil:<br />
Die Marke und deren systematische Führung leisten<br />
einen zentralen ökonomischen Wertbeitrag für das<br />
Unternehmen, der nur dann erschlossen werden<br />
kann, wenn sorgfältig und frühzeitig die Potenziale<br />
von Marken und Geschäftsparametern analysiert<br />
werden. Dies schließt u. a. eine eingehende Untersuchung<br />
von Kundenbedürfnissen und Kaufentscheidungstreibern<br />
ein, die zur Berechnung von<br />
Preisbereitschaften und Absatzpotenzialen führen.<br />
Es existiert eine Reihe von Prognoseverfahren, die<br />
z. B. mittels Conjoint-Analyse eine systematische<br />
Abschätzung sämtlicher Markenführungshebel ermöglichen.<br />
Im Rahmen der Potenzialanalyse helfen<br />
Business Cases, den ökonomischen Nutzen unterschiedlicher<br />
Optionen zu quantifizieren und belastbare<br />
Prognose- und Preismodelle zu erarbeiten.<br />
Zahlreiche Hebel der Markenpositionierung lassen<br />
sich mit derartig methodischem Vorgehen aufeinander<br />
abstimmen, auf das formulierte Ziel ausrichten<br />
und die Risiken der Markeninvestitionen auf ein<br />
Minimalmaß reduzieren.<br />
Überlegungen zur Markenstruktur<br />
in einem veränderten TIME-Markt<br />
Die Verankerung der Marke im Unternehmen wird in<br />
der Markenstruktur definiert und legt fest, wie das<br />
Produktportfolio aus externer und interner Sicht sortiert<br />
und wahrgenommen wird. Die Markenpositionierung<br />
stellt dabei die inhaltliche Ausrichtung der<br />
Markenstruktur dar – beide bedingen sich jedoch<br />
gegenseitig und sind iterativ und ganzheitlich zu<br />
entwickeln.<br />
Im Zuge der Konvergenz sind im Markt unterschiedliche<br />
Reaktionen der Markenstrukturanpassung zu<br />
beobachten. Zum einen antworten Unternehmen mit<br />
einer z. T. radikalen kundenorientierten Ausdünnung<br />
ihrer eher technologieorientierten Markenstrukturen.<br />
In dem Maße, in dem Märkte und Produkte zusammenwachsen,<br />
werden dabei Marken konsolidiert –<br />
im Ergebnis verbleibt oftmals für den Bündelmarkt<br />
nur eine Marke. Zum anderen werden neue Marken<br />
geschaffen, um unterschiedliche Zielgruppen mit<br />
unterschiedlichen Motiven möglichst spezifisch anzusprechen.<br />
Im Vordergrund steht derzeit oftmals<br />
die Möglichkeit, mittels Preisdifferenzierung unterschiedliche<br />
Preisbereitschaften abzuschöpfen.<br />
Für den optimalen Marktangang existiert keine allgemeingültige<br />
Strategie. Vielmehr bedarf es der unternehmens-<br />
und kontextspezifischen Überprüfung von<br />
Markenpositionierung, Markenstruktur und Kundenstruktur,<br />
um diese Frage von unternehmensstrategischer<br />
Bedeutung zu beantworten.
Beschreibung Optionen<br />
Anpassung der Marke<br />
an veränderten Markt<br />
Abbildung 2: Strategische Markenstruktur-Optionen<br />
Zur Optimierung der Markenstruktur bieten sich den<br />
TIME-Unternehmen zahlreiche markenstrategische<br />
Optionen innerhalb des Spannungsfeldes zweier zentraler<br />
Pole an: einerseits der Anpassung der Marke<br />
an die veränderten Marktbedingungen, andererseits<br />
der Ergänzung des Markenportfolios um neue<br />
Marken (s. Abb. 2).<br />
Pol A: Markenanpassung an den veränderten Markt<br />
Bei der Markenanpassung werden Marken, die bislang<br />
für eine einzelne Technologie, einen Kundennutzen<br />
oder eine Zielgruppe stehen, um zusätzliche<br />
Leistungselemente angereichert. Etablierte Markenassets<br />
werden dabei auf neue Produkte übertragen<br />
(Goodwill-Transfer) – im Idealfall erbt das neue Produkt<br />
die positive Einstellung des Kunden, die über<br />
frühere Kontakte mit der Marke aufgebaut wurde.<br />
Zudem werden einzelne Markenfacetten durch neue<br />
Nutzenattribute ergänzt, die den veränderten Anforderungen<br />
des Marktes entsprechen. Ziel ist die<br />
Stärkung der wahrgenommenen Markenkompetenz<br />
für ein breiteres Themenfeld als zuvor. Hierbei sind<br />
drei wesentliche Kernherausforderungen zu erfüllen:<br />
Übertragbarkeit, Tragfähigkeit und positive Rückwirkungen<br />
der Marke (s. Abb. 3).<br />
MARKENFÜHRUNG IM KONVERGENTEN TIME-MARKT 37<br />
1 2 3 4<br />
Kompetenzerweiterung<br />
Stammmarke<br />
Markenzusatz<br />
Entwicklung<br />
neuer Marke(n)<br />
Ergänzung der Marke(n) zur<br />
spezifischen Marktbearbeitung<br />
Spezifische<br />
Aussteuerung<br />
A B<br />
Ausweitung des<br />
Kompetenzbereichs<br />
der etablierten Marke<br />
Aufbau Co-Branding<br />
mit Muttermarke<br />
(bspw. durch<br />
Markenergänzung,<br />
Deskriptor)<br />
Entwicklung einer<br />
neuen (Tochter-)Marke<br />
White-Label-<br />
Ansatz<br />
Vermarktung eigener<br />
Leistungsangebote<br />
unter Fremdmarke<br />
Zunächst ist zu prüfen, ob die Marke glaubhaft für<br />
die neuen Produkte und Produktbündel stehen kann.<br />
Hierbei spielt die Markenheritage eine wichtige Rolle,<br />
denn was die Verbraucher mit einer Marke verbinden,<br />
hängt entscheidend davon ab, was sie über diese<br />
Marke wissen und gelernt haben. Die bisherige<br />
Markenpositionierung darf in keinem Widerspruch<br />
zu den neuen Angeboten stehen: Ein konfliktärer<br />
Nutzen riskiert eine Schädigung des etablierten Markenimages.<br />
Zudem ist die quantitative und qualitative<br />
Tragfähigkeit, der sog. Markenstretch der Marke<br />
abzuwägen: Wie viele und welche Produkte und<br />
Kompetenzen kann sie gleichzeitig abdecken? Die<br />
Marke in Breite und Tiefe muss eine logische Klammer<br />
für alle Angebote bilden, die unter ihr zusammengefasst<br />
werden. Anderenfalls verliert die Marke<br />
an Fokus und verwässert. Zuletzt muss hinterfragt<br />
werden, welche Rückwirkungen die Erweiterungsprodukte<br />
auf die vorhandene(n) Marke(n) ausüben,<br />
d. h. inwiefern neue Produkte und Produktbündel<br />
zur Stärkung der bestehenden Marke(n) beitragen<br />
können. Gerade im innovationsträchtigen TIME-<br />
Markt wird die Erweiterung von Marken oftmals mit<br />
der Anreicherung um Kompetenzen aus neuen Geschäftsfeldern<br />
begründet.
38<br />
INSIGHTS 7<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Übertragbarkeit der Marke:<br />
Kann die Marke glaubhaft für die neuen Produkte/Produktbündel stehen?<br />
Quantitative und qualitative Tragfähigkeit:<br />
Für wie viele und welche Produkte kann die Marke gleichzeitig stehen?<br />
Rückwirkungen auf die bestehende Marke:<br />
Inwiefern kann das neue Produkt zur Stärkung der bestehenden Marke beitragen?<br />
Markenebene<br />
Produktebene<br />
Beispiel<br />
Abbildung 3: Prüfung der Erweiterbarkeit der etablierten Marke(n)<br />
Marke<br />
Im Rahmen der Markenerweiterung bietet sich als<br />
erste Option die Kompetenzerweiterung der Stammmarke<br />
entsprechend der veränderten Marktbedingungen<br />
an (Option 1). Ihr Ziel ist die maximale Ausschöpfung<br />
von positiven Ausstrahlungseffekten der<br />
etablierten Marke. Aufgrund einer tendenziell überschaubaren<br />
Komplexität des Markenmanagements<br />
ist mit nur geringen Set-up-Kosten und „time to<br />
market“ zu rechnen. Dennoch muss gerade die<br />
Markenerweiterung sehr sorgfältig abgewogen werden,<br />
da negative Rückkopplungseffekte, z. B. bei<br />
Produktflop oder Nichtakzeptanz, vollständig zulasten<br />
der Stammmarke gehen können.<br />
Die Kompetenzerweiterung von Stammmarken bietet<br />
sich vor allem für sehr starke Marken an, die eine<br />
breite Zielgruppe ansprechen. Auch ist die Option<br />
interessant, wenn die Anpassung des Leistungsportfolios<br />
besonders zügig erfolgen soll, um First-<br />
Mover-Advantages zu nutzen oder auszugleichen.<br />
Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung ist die<br />
Anpassung der ehemals reinen Mobilfunkmarke<br />
Vodafone. Hier konnten Angebote unter der Marke<br />
Vodafone glaubhaft und erfolgreich rund um die<br />
mobile Kommunikation im Markt platziert werden,<br />
z. B. Mobile Content & Community. Das Unternehmen<br />
Produkt 1 Produkt 2 Produkt 3<br />
Festnetz-Telefonie Internet-Access iTV<br />
2<br />
1<br />
3<br />
erweiterte die Basis seiner Geschäftstätigkeit, ohne<br />
den Bezug zur Grundpositionierung aufzugeben. Die<br />
Eroberung des Home-Bereiches fällt Vodafone hingegen<br />
ungleich schwerer, da ein Fit zum Nutzenversprechen<br />
seitens der Kunden nicht zwangsläufig<br />
gesehen wird.<br />
Eine Markenanpassung durch einen Markenzusatz<br />
(Option 2) besteht im Aufbau eines Co-Brandings<br />
mit der Muttermarke, z.B. durch Markenergänzung<br />
oder visuelle Verbindung zur Stammmarke (z. B.<br />
Gleichgestaltung des Logos). Der Unterschied zur<br />
ersten Option liegt in der Möglichkeit einer besseren<br />
Zielgruppenabgrenzung und Orientierung für den<br />
Kunden. Einzelne Segmente können gesondert angesprochen<br />
und einzelne Kategorien gesondert vermarktet<br />
werden, ohne den Bezug zur Stammmarke<br />
komplett aufzugeben. Mehr noch: Die Mitgift der<br />
Muttermarke ist oftmals ein zentraler Erfolgsfaktor.<br />
Markenzusätze empfehlen sich für Unternehmen<br />
mit einer starken Marke, die durch die Anpassung<br />
des Leistungsangebotes an die neuen Marktbedingungen<br />
neue Zielgruppen erschließen wollen, deren<br />
Bedürfnisse zum Nutzenversprechen der Stammmarke<br />
passen. Gleichwohl besteht auch hier die<br />
Gefahr negativer Rückkopplungseffekte auf die
Stammmarke, sollte sich die Markenentscheidung<br />
als Flop herausstellen. Ein Beispiel für den erfolgreichen<br />
Einsatz ist die Marke Telefónica Movistar,<br />
die vom spanischen Incumbent für die spezifische<br />
Bearbeitung des Mobilfunkmarktes aufgebaut wurde.<br />
Telefónica Movistar schaffte es, die Positionierung<br />
und Bestandskundenbasis der Muttermarke zu nutzen<br />
– und gleichzeitig die eigene Marke mit relevanten<br />
Attributen wie Flexibilität, Spaß und Emotion zu<br />
positionieren. Davon konnte auch die Muttermarke<br />
stark profitieren.<br />
Pol B: Ergänzung der Marke(n) zur spezifischen<br />
Marktbearbeitung<br />
Den Gegenpol zur Anpassung der Stammmarke bildet<br />
die Ergänzung des Markenportfolios um zusätzliche<br />
Marken. Dies bietet sich zur Ansprache von Zielgruppen<br />
an, die sich klar von bislang adressierten<br />
Zielgruppen abgrenzen (z.B. die Discount-Zweitmarke).<br />
Oder zur Lancierung von Angeboten, die sich<br />
in ihrem Nutzenversprechen so wesentlich vom bisherigen<br />
unterscheiden, dass eine bewusste Abgrenzung<br />
nötig ist (z.B. die Innovationsmarke). Immer<br />
steht bei dieser Markenportfolio-Entscheidung zu<br />
Beginn eine Abwägung zwischen Opportunitätskosten<br />
einer Nichterweiterung der bestehenden Marke auf<br />
der einen und Aufbaukosten für die neue Marke und<br />
somit Nutzung zusätzlicher Marktpotenziale auf der<br />
anderen Seite. Auch hier bieten sich vor allem zwei<br />
Möglichkeiten für die TIME-Unternehmen an: die<br />
Entwicklung neuer Marken und der White-Label-<br />
Ansatz.<br />
Die Entwicklung neuer Marken (Option 3) ist für<br />
Angebote sinnvoll, die nur schwer mit der Value Proposition<br />
etablierter Stammmarken zu vereinen sind –<br />
oder wenn ein Zusammenhang bewusst eben nicht<br />
im Vordergrund stehen soll. Für Aufmerksamkeit<br />
und Nachahmer sorgte die Mehrmarkenstrategie<br />
von E-Plus: Mit der Einführung spezifischer Zielgruppenmarken<br />
für unterschiedlich preissensible<br />
Kunden konnte das Unternehmen seinen Marktanteil<br />
erheblich steigern. Dieser Erfolg liegt vor allem<br />
im klaren und differenzierten Fokus des jeweiligen<br />
Nutzenversprechens begründet. So spricht die eigene<br />
Discountermarke Simyo besonders preissensible<br />
MARKENFÜHRUNG IM KONVERGENTEN TIME-MARKT 39<br />
Kunden an, indem auf Vertragsbindung und Grundgebühr<br />
verzichtet wird. Die Prepaidmarke Youni<br />
wurde vor allem für Studenten konzipiert und setzt<br />
sich durch zahlreiche Community-Applikationen ab.<br />
Die in Kooperation mit Universal lancierte Marke<br />
vibemobile richtet sich durch die besonders günstige<br />
Möglichkeit zum Musicdownload vor allem an sehr<br />
junge, preisbewusste Kunden. BASE steht mit seiner<br />
Handy-Flatrate für Mobiltelefonie zum transparenten<br />
Festpreis. Und Ay Yildiz ist die Ethno-Marke, die speziell<br />
die Bedürfnisse türkischer Kunden adressiert.<br />
Neue Marken können auch aus dem Verbund vormals<br />
getrennter Marken entstehen, als Zusammenfassung<br />
unternehmensinterner Marken oder als<br />
Folge von Kooperationen und Unternehmenszukäufen.<br />
So haben die ehemaligen reinen Kabelnetzbetreiber<br />
ish und iesy im Zuge einer Erweiterung des<br />
Produktportfolios die neue Marke Unity Media für<br />
konvergente Produktbündel aus Internet, Telefon und<br />
TV etabliert. Die Schaffung einer neuen Marke ist<br />
auch dann in Erwägung zu ziehen, wenn Analysen<br />
zeigen, dass ein Großteil der Bestandskunden an<br />
einer bestehenden Konstellation eher festhalten und<br />
eine Ausdehnung der Stammmarke eher auf Widerstand,<br />
ggf. auf Verzicht stoßen würde. So hat der<br />
französische Incumbent France Télécom die traditionelle<br />
Marke für den Festnetzbereich beibehalten,<br />
alle weiteren Endkundenprodukte jedoch unter der<br />
als weitaus innovativer positionierten Mobilfunkmarke<br />
Orange zusammengefasst.<br />
Die segmentorientierte Mehrmarkenstrategie zielt auf<br />
die Ausschöpfung heterogener Kaufbereitschaften<br />
und Gesamtoptimierung des Markenportfolios unter<br />
Hereinrechnen potenzieller Kannibalisierungseffekte<br />
(Intra-Wechsel). Die einzelnen Marken agieren oftmals<br />
autark mit entsprechenden Geschwindigkeitsund<br />
Flexibilitätsvorteilen. Gleichzeitig steigen Anforderungen<br />
und Komplexität des Markenportfoliomanagements<br />
erheblich. Der Aufbau erfordert oftmals<br />
erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwand –<br />
mit dementsprechend hohem Kostenrisiko bei einer<br />
möglichen Fehleinschätzung der Marktpotenziale.<br />
Synergie- und positive Abstrahleffekte der Stammmarke<br />
können nicht oder zumindest nur eingeschränkt<br />
genutzt werden.
40<br />
INSIGHTS 7<br />
Als letzte Option bildet der White-Label-Ansatz<br />
(Option 4) die unternehmensunabhängigste Form<br />
der Schaffung neuer Marken zur Ausschöpfung von<br />
Kaufbereitschaften, da bewusst ein Bezug zum Unternehmen<br />
vermieden wird. White-Label-Produkte<br />
werden in der Regel nicht über eigene Distributionskanäle<br />
vertrieben, sondern obliegen in ihrer Gesamtheit<br />
einem unabhängigen Anbieter, der sie unter<br />
eigener Markierung anbietet. Diese Option wird oftmals<br />
eingesetzt, um das unterste Preissegment der<br />
Konsumenten auszuschöpfen, als Distributionskanal<br />
wird häufig der Discountvertrieb gewählt (z. B. Aldi<br />
Talk von E-Plus und Tchibo mobil von O2 ). Aber auch<br />
die Kopplung an attraktive branchenfremde Marken<br />
bietet sich an, um zusätzliche Kaufpotenziale auszuschöpfen<br />
(z.B. Virgin Mobile/ehem. Deutsche<br />
Telekom). Zunehmend werden künftig auf diese<br />
Weise Lifestyle-Marken oder lokale/regionale Marken<br />
genutzt werden, um deren Affinitäten zur Ausweitung<br />
des eigenen Marktanteils zu nutzen.<br />
Als nachteilig bei dieser Option erweist sich der<br />
geringe Einfluss auf die Marketingaktivitäten des<br />
Partners sowie der gänzlich fehlende direkte Kunden-<br />
Zielgruppendifferenzierung<br />
Goodwill-Transfer<br />
Kundenkontakt/-bindung<br />
Positive Rückkopplungseffekte<br />
Stärkung der Stammmarke<br />
Vermeidung Markenüberdehnung<br />
Unabhängige Markenführung<br />
Geringe Komplexität Markenmgmt.<br />
Geringe Set-up-Kosten<br />
Kurze time to market<br />
Geringes Risiko bei Misserfolg<br />
Vermeidung Kannibalisierung<br />
1<br />
Kompetenzerweiterung<br />
Stammmarke<br />
–<br />
++<br />
++<br />
++<br />
++<br />
––<br />
++<br />
++<br />
++<br />
++<br />
––<br />
–<br />
Abbildung 4: Tendenzbewertung strategischer Markenstruktur-Optionen<br />
kontakt ohne Möglichkeiten der Interaktion, des<br />
Cross-Selling und der Sammlung von Kundendaten.<br />
Der Goodwill-Transfer der Herstellermarke unterbleibt<br />
– im Falle eines Misserfolgs hingegen auch<br />
negative Abstrahleffekte auf die etablierte Marke.<br />
White Labeling eignet sich vor allem zur Erschließung<br />
weiterer Ertragsquellen durch Nutzung von<br />
Skaleneffekten und Kapazitätsauslastung.<br />
Jede dieser vier Optionen bietet zahlreiche Chancen<br />
und Risiken (vgl. Abb. 4) – in der Praxis existieren<br />
zahlreiche Beispiele für ihre Erfolge, ebenso wie für<br />
ihre Misserfolge. Wie so oft gilt auch hier: Wo die<br />
größten Potenziale liegen (Kompetenzerweiterung<br />
der Stammmarke), lauert auch das größte Risiko<br />
bei Misserfolg. Eine planvolle, faktenbasierte und<br />
analytisch begründete Herangehensweise an die<br />
Markenstrategie in Zeiten des radikalen Wandels<br />
vergrößert die Chance auf Hebung der immensen<br />
Potenziale und mindert das Risiko des Misserfolgs.<br />
Voraussetzungen dafür sind dafür das im spezifischen<br />
Unternehmenskontext richtige Nutzenversprechen<br />
und die richtige Markenstruktur als zentrale<br />
Erfolgsfaktoren.<br />
2 3 4<br />
Markenzusatz<br />
+<br />
+<br />
++<br />
+<br />
+<br />
+<br />
–<br />
+<br />
+<br />
+<br />
–<br />
+<br />
Entwicklung<br />
neuer Marke(n)<br />
++<br />
+<br />
++<br />
+<br />
+<br />
+<br />
++<br />
–<br />
––<br />
––<br />
––<br />
+<br />
White-Label-<br />
Ansatz<br />
+<br />
––<br />
––<br />
––<br />
––<br />
+<br />
––<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
–
Nur selten werden in einem solchen Maß zentrale<br />
Wettbewerbsparameter auf den Kopf gestellt, wie wir<br />
es heute in den TIME-Märkten beobachten können.<br />
Konvergenz bestimmt den Alltag: Etablierte Marktgrenzen<br />
verschwimmen, Unternehmen versuchen,<br />
mit neuen Geschäftsfeldstrategien und Bündel-Angeboten<br />
neue Kunden zu gewinnen und bestehende<br />
Kunden zu halten. Die Entwicklungen erfordern insbesondere<br />
antizipatives und marktorientiertes Denken<br />
und Handeln. Das impliziert eine Organisation<br />
der Einfachheit in der Ansprache des Kunden. Und:<br />
eine dem Spielfeld gerechte Positionierung und Markenstruktur,<br />
um die Pole Position zu sichern. Der<br />
Markt wird heute verteilt – und nur wer auch heute<br />
reagiert, kann sich seine Marktanteile für morgen<br />
sichern und ausbauen. Der Marktwandel in den<br />
TIME-Märkten bietet ungeahnte Potenziale, die es<br />
seitens der Unternehmen jetzt zu nutzen gilt – bevor<br />
dies andere tun.<br />
MARKENFÜHRUNG IM KONVERGENTEN TIME-MARKT 41<br />
Mit der richtigen Markenstrategie heute<br />
die Pole Position im Wettbewerb um den<br />
Kunden von morgen sichern<br />
Sind die Treiber des Wandels einmal erkannt, bedarf<br />
es der Kreativität, um neue Angebote mit neuen<br />
Nutzen entwickeln zu können, der Flexibilität, um<br />
das bestehende Geschäft neu ausrichten zu können,<br />
und nicht zuletzt der Risikobereitschaft, Usancen<br />
einer Branche in Frage zu stellen, um in einer Weise<br />
auf Veränderungen zu reagieren, die dem Unternehmen<br />
zum Vorteil dient. Langfristig werden nur die<br />
Unternehmen am Markt erfolgreich sein, die Markenführung<br />
als kontinuierliche Herausforderung verstehen.<br />
Das bedeutet, dass sie ihre Kunden mit klar<br />
positionierten Marken ansprechen und diese im<br />
Rahmen von logischen, aus Kundensicht einfach<br />
nachvollziehbaren Strukturen vom Wettbewerb abgrenzen.<br />
Denn für Unternehmen und ihre Marken<br />
geht es um mehr als nur Image und Bekanntheit.<br />
Marken müssen gerade angesichts extrem schnelllebig<br />
gewordener Produkt- und Innovationszyklen<br />
systematischer als je zuvor entwickelt bzw. geführt<br />
werden. Sie garantieren das notwendige Maß an<br />
Kontinuität, das für die nachhaltige Profilierung<br />
jenseits kopierbarer Dimensionen wie Preis und<br />
Geschwindigkeit notwendig ist.
Autorenverzeichnis<br />
Maike Benz<br />
Maike Benz, Jahrgang 1978, absolvierte das Studium der Psychologie mit dem Schwerpunkt Wirtschafts- und<br />
Kommunikationspsychologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seit 2002 ist sie bei<br />
BBDO Consulting tätig.<br />
Als Manager der BBDO Consulting erstrecken sich ihre Kompetenzfelder auf das Strategische Brand Management<br />
und die Optimierung der Kommunikationseffizienz. Sie betreut insbesondere Beratungsprojekte in den<br />
Branchen Finanzdienstleistungen, Medien/Telekommunikation und Handel.<br />
Adel Gelbert<br />
Adel Gelbert, Jahrgang 1969, studierte Betriebswirtschaftslehre an der European Business School, Schloss<br />
Reichartshausen am Rhein. 1995 begann er seine Karriere im Markenmanagement von Procter & Gamble,<br />
Schwalbach, wo er mit der strategischen und operativen Führung verschiedener Marken aus den Bereichen<br />
Lebensmittel und Papierprodukte betraut war. 1998 wechselte Adel Gelbert auf die Beratungsseite zu A.T.<br />
Kearney in Frankfurt, wo er sich auf Marken- und Kundenwertmanagement spezialisierte und Projekte in<br />
unterschiedlichen Industrien, u.a. Automobil und B2B, durchführte.<br />
Seit 2000 ist er bei BBDO Consulting. Zunächst war er als Manager, dann als Principal mit der Verantwortung<br />
für die Practice Group Strategic Brand Management tätig. Heute ist er Managing Partner der BBDO Consulting<br />
und publiziert zu den Themenfeldern Brand Management und B2B-Marketing.<br />
Angelika Inglsperger<br />
Angelika Inglsperger, Jahrgang 1972, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München und der Universität Straßburg. Anschließend begann sie ihren Berufsweg im Account<br />
Management bei Wunderman (Young Rubicam) und wechselte im Jahr 2000 zu McKinsey & <strong>Company</strong> in<br />
die Europäische Marketing Practice.<br />
Als Principal der BBDO Consulting erstrecken sich ihre Kompetenzfelder auf das Strategische Brand Management<br />
und Employer Branding. Ihre Branchenexpertise liegt in den Bereichen Finanzdienstleistungen und<br />
Professional Services. Darüber hinaus ist Angelika Inglsperger als HR Director für das Recruiting und die<br />
Personalentwicklung bei BBDO Consulting verantwortlich.<br />
43
44<br />
Udo Klein-Bölting<br />
Udo Klein-Bölting, Jahrgang 1962, studierte nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann in der Automobilzulieferindustrie<br />
Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Studienschwerpunkte<br />
waren Marketing und Statistik. 1990 stieg er bei BBDO in Düsseldorf als Trainee ein.<br />
Ab 1994 war er Mitglied der Geschäftsleitung. 1996 wechselte er nach Frankfurt/Main zu J. Walter Thompson;<br />
dort war er Managing Director des Frankfurter Head-Office. 1999 kehrte Udo Klein-Bölting nach Düsseldorf<br />
zurück, wo er mit Dr. Olaf Göttgens und der BBDO die Managementberatung BBDO Consulting gründete,<br />
die er als CEO führt. Außerdem ist er seit 2002 geschäftsführender Gesellschafter der BBDO Germany.<br />
Udo Klein-Bölting publiziert regelmäßig zu den Themenbereichen Brand Management und Brand Equity.<br />
Karoline Malzbender<br />
Karoline Malzbender, Jahrgang 1979, studierte an der Freien Universität Berlin sowie an der Université de<br />
la Sorbonne in Paris Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunktfächern Strategische Unternehmenskooperation<br />
sowie Organisation und Führung. Sie absolvierte zusätzlich ein Studium des Kultur- und Medienmanagements<br />
an der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin.<br />
Anfang 2007 wechselte Karoline Malzbender vom ARD-Hauptstadtstudio zu BBDO Consulting als Marketing<br />
und Communications Manager. Hier liegt ihr Fokus insbesondere auf Publikations- und Presseaktivitäten<br />
sowie auf der Unterstützung des New Business Development.<br />
Björn Sander<br />
Björn Sander, Jahrgang 1966, studierte Betriebswirtschaft (Schwerpunkt Marketing und Internationales<br />
Management) an der Universität Saarbrücken und begann seine Karriere bei Procter & Gamble, wo er<br />
sechs Jahre als nationaler und internationaler Brand Manager tätig war.<br />
Anfang 2000 stieß Björn Sander zu BBDO Consulting. Hier betreut er als Managing Partner Projekte des<br />
strategischen Marketings für Blue-Chip-Klienten verschiedenster Industrien. Zuletzt leitete er die Practice<br />
Group Brand Equity Management und war für die Entwicklung und Publikation von Methoden, Instrumenten<br />
und Studien des strategischen Markenmanagements verantwortlich.
Dr. Percy Smend<br />
Dr. Percy Smend, Jahrgang 1975, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
Münster und promovierte bei Prof. Bauer an der Universität Mannheim. Seine berufliche Laufbahn<br />
startete er als Gründungsmitglied und Marketingleiter der efinum AG, Frankfurt, bevor er Anfang 2001 zur<br />
BBDO Consulting wechselte, für die er bisher an den Standorten Düsseldorf und London tätig war. Als<br />
Principal verantwortet er heute das Telekommunikations- und Mediengeschäft der Beratungsfirma.<br />
Utta Wiese<br />
Utta Wiese, Jahrgang 1981, studierte Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster<br />
sowie an der HEC Liège und der Sydney University mit den Schwerpunkten Marketing, Internationale Wirtschaftsbeziehungen<br />
und International Management.<br />
Seit 2006 ist sie als Beraterin für BBDO Consulting tätig, insbesondere im Bereich Brand Management.<br />
Projekte zur Unternehmensstrategie und Positionierung im Telekommunikationssektor sowie in der<br />
Finanzdienstleistungsbranche gehören zu ihren Beratungsschwerpunkten.<br />
45
46<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
BBDO Consulting GmbH<br />
Udo Klein-Bölting<br />
Königsallee 92<br />
40212 Düsseldorf<br />
T +49.211.1379-8539<br />
F +49.211.1379-8742<br />
Gestaltung<br />
Claus Koch <br />
Düsseldorf<br />
ISSN 1614-0915<br />
Januar 2008
BBDO Consulting Düsseldorf<br />
BBDO Consulting GmbH<br />
Königsallee 92<br />
40212 Düsseldorf<br />
T +49.211.1379-8539<br />
F +49.211.1379-8742<br />
www.bbdo-consulting.com<br />
BBDO Consulting München<br />
BBDO Consulting GmbH<br />
Theresienhöhe 12<br />
Gebäude A<br />
80339 München<br />
T +49.89.54243-2174<br />
F +49.89.54243-2173<br />
www.bbdo-consulting.com