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Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu ...

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<strong>Abhandlungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Königlichen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaften</strong> <strong>zu</strong> Berlin.<br />

Berlin :Realschul-Buchhandlung,1825-1900.<br />

http://www.biodiversitylibrary.org/bibliography/41825<br />

1827: http://www.biodiversitylibrary.org/item/93802<br />

Page(s): Page 89, Page 90, Page 91, Page 92, Page 93, Page 94, Page 95, Page 96, Page 97,<br />

Page 98, Page 99, Page 100, Page 101, Page 102, Page 103, Page 104, Page 105, Page 106,<br />

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115, Page 116, Page 117, Page 118, Page 119, Page 120, Page 121, Page 122, Page 123,<br />

Page 124, Page 125, Page 126, Page 127<br />

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[Begin Page: Page 89]<br />

Erläuterungen<br />

<strong>der</strong> Nachrichten des Franc. Hernandcz von den<br />

vierfiifslgen Thleren Neiispaniens.<br />

Von<br />

II LICHTENSTEIN.<br />

'\X%/\/V\/W\/\/\f\l%/X%/\<br />

[Gelesen in <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Wissenscliafien am 28. Jun.'lS27.]<br />

u,<br />

nter den naturhistorischen Werken des 1 7'" Jahrhun<strong>der</strong>ts, die sich als<br />

reichhaltig, wahrhaft und gründlich einen vorzüglichen Ruhm erworben<br />

haben UI^d daher auch noch von den Schriftstellei'n des IS'" Jalu-hun<strong>der</strong>ts<br />

als hochachtbare Quellen stets wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> Rath gezogen worden sind, nimmt<br />

Francisci Hernandcz nova planlarum , animalium et minej'alium mexicanorum<br />

hi'stor/a einen <strong>der</strong> ersten Plätze ein. Der Verfasser war Leibarzt Philipps<br />

des Zweiten und ward von diesem nach Mexico gesendet, um die Naturkör-<br />

per dieses Reiches <strong>zu</strong> untersuchen und <strong>zu</strong> beschreiben, welchem Zweck er<br />

auf eine beson<strong>der</strong>s befriedigende Weise genügt haben mufs. Ob er selbst


noch vor Ende des 16'"° Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>zu</strong>rückgekehrt sei o<strong>der</strong> ob seine Be-<br />

richte und Zeichnungen allein übersandt worden, geht aus den Nachrichten<br />

nicht heiTor. Nur soviel ist gewifs, dafs schon in den ersten Jahren des<br />

neuen Jahrhun<strong>der</strong>ts von seinen Berichten in Spanien die Rede gewesen und<br />

ihre öffentliche Bekanntmachung erwartet worden. Sie sind dann, nach-<br />

dem Nardus Ant. Recchi in Spanien sie geordnet, nach Rom gekommen<br />

und von den gelehrten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Academia Ijncea weiter bearbeitet<br />

worden. Es ist aber darüber viele Zeit verstrichen und obgleich hin und<br />

vrie<strong>der</strong> auf das ganze Unternehmen als ein höchst wichtiges hingev^iesen wird,<br />

(wie von dem Jesuiten Jos. Acosta, <strong>der</strong> um das Jahr 1620 seiner im Voraus<br />

erwähnt imd hin<strong>zu</strong>fügt es seien darauf schon 60000 Ducaten verwendet) so<br />

erscheint doch erst 1645 eine spanische Ausgabe, besorgt von Ximenez<br />

Phys. Klasse 1S27. M<br />

[Begin Page: Page 90]<br />

90 Liciitenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachricliten<br />

und 1651 die grofse lateinische mit Holzsclinilten und allen den gelehrten<br />

Commentai-ien, welche die auf dem Tilcl genannten Lyncecr Joh. Faber,<br />

Joh. Terentius und Fabius Columna hin<strong>zu</strong>gefügt haben. Aus <strong>der</strong> an<br />

König Philipp IV. gerichteten Dedication erfahrt man, dafs <strong>der</strong> ganze hand-<br />

schriftliche Schatz beinahe verloren gegangen wäre, und nur wie durch Zu-<br />

fall durch Alphonsus Turrianus gerettet worden.<br />

Von den Schriftstellern <strong>der</strong> damaligen Zeit wird nun dies Werk nächst


denen von Clusius, Marcgrave, Piso, Bontius u. A. beson<strong>der</strong>s erhoben<br />

und gewöhnlich in Verbindung mit jenen benutzt. Die darin angeführten<br />

mexicanischen Namen erlangen nach und nach eine gewisse Gültigkeit, wer-<br />

den mehr o<strong>der</strong> weniger mifsbräuchlich auch anf Thiere andrer Gegenden<br />

angewendet imd erscheinen schon <strong>zu</strong> Ende des 17""" Jahrhun<strong>der</strong>ts in mancher-<br />

lei Verstümmelungen in den naturhistoinschen W^erken.<br />

Eine so allgemein anerkannte Autorität durfte auch in <strong>der</strong> späteren<br />

Zeit nicht vxnberücksichtigt bleiben, und erfuhr von allen Seiten die gebüh-<br />

rende Achtung. Linne schöpfte manches aus ihm und nennt ihn in <strong>der</strong><br />

Philosophia holanica unter den verdientesten Reisenden. Er allein wird dort<br />

für Amerika neben Plumier und Sloanc namhaft gemacht imd Buffon<br />

hat überall, wo sich die Gelegenheit darbot o<strong>der</strong> aufdrängte, seinen mexica-<br />

nischen Thiernanien eine Erklärung <strong>zu</strong> geben versucht, wenn gleich selten<br />

mit irgend glücklichem Erfolge.<br />

Die Gegend <strong>der</strong> Erde, in welcher Hernandez seine Beobachtungen<br />

sammelte, hat sich durch die Eifersucht ihrer Beherrscher den Forschungen<br />

<strong>der</strong> Europäer <strong>zu</strong>mal auf dem Felde <strong>der</strong> beschi-eibenden Naturgeschichte seit<br />

seiner Zeit gänzlich verschlossen. Seine Nachrichten waren nicht nur <strong>zu</strong><br />

Linne's Zeiten, son<strong>der</strong>n noch bis auf die jetzigen die neuesten, die über<br />

die einzelnen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> organischen Natur -Produkte Neuspaniens<br />

<strong>zu</strong> Rathe gezogen werden konnten. Was auch in den letzten Jahrzehenden<br />

Verdienstliches ja Unsterbliches für die Kenntnifs dieser Erdgegend in an<strong>der</strong>n<br />

<strong>zu</strong>m Theil wichtigeren imd dringen<strong>der</strong>en Beziehungen geschehn ist, so ent-<br />

behrten wir doch einer umfassen<strong>der</strong>en und <strong>zu</strong>sammenhangenden Übersicht<br />

<strong>der</strong> Thiere und Pflanzen dieser Gegend. Es bedui-fte <strong>der</strong> Rückkehr eines<br />

nach langem blutigen Kampfe befriedigten Zxistandes, <strong>der</strong> festen Gründung


eines freien Handelsverkehrs <strong>der</strong> Europäer nicht nur mit den Küstenstrecken,<br />

son<strong>der</strong>n mit den Innern Gegenden <strong>der</strong> nunmehr sich selbst regierenden und<br />

[Begin Page: Page 91]<br />

des Franc. Hernandez, von den vierfüjsigen Thieren Neuspaniens. 91<br />

ordnenden Staaten des tropischen Amerika's, um die AusfiÜlung einer so<br />

wichtigen Lücke hoffen, die Aufmerksamkeit auf ihre Unternehmung richten<br />

<strong>zu</strong> können. Dies geschieht indem edclmüthiger Eifer und Reisekist einen<br />

begüterten Privatmann vom Hofe unsers Königs in das Herz des jungen<br />

mexicanischen Freistaats führen, wo er, einer früher bewährten Neigung<br />

folgend, das Sammeln von Naturalien <strong>zu</strong> seinem Hauptzweck macht. Ein<br />

Zusammentreffen <strong>der</strong> günstigsten Umstände läfst uns die ganze Ausbeute<br />

einer mühevollen und kostbaren Unternehmung unversehrt und unverkürzt<br />

im Laufe des Jahres 1826 in den natarhistorischen Instituten <strong>der</strong> Universität<br />

empfangen.<br />

Die Sammlung von Thieren, die <strong>der</strong> Herr Gi-af von Sack auf dieser<br />

Reise angekauft o<strong>der</strong> die sein geschickter und lleifsiger Begleiter Herr Ferd.<br />

Deppe erjagt luid kunstgerecht <strong>zu</strong>bereitet hat, verbreitet ein neues Licht<br />

üljer den Charakter <strong>der</strong> mexicanischen Fauna. Sie ist in seltner Weise voll-<br />

ständig <strong>zu</strong> nennen, insofern keine Abtheilung des Thicrreichs vernachläfsigt,<br />

keine vor<strong>zu</strong>gsweise berücksichtigt worden ist. In dem engen Zeitraum von<br />

zwei Jahren konnte sie freilich die üppige Manchfaltigkeit nicht erschöpfen,<br />

aber wesentliche Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong>selben werden wenigstens nicht vermifst, keine<br />

Nachfrage bleibt unbefriedigt und VoUkommneres in gleich kurzer Zeit und


unter gleichen Umständen <strong>zu</strong> leisten, möchte unbedenklich für immöglich<br />

erklärt werden dürfen.<br />

Eine solche Pianmäfsigkeit im Sammeln hat doppeltes Verdienst, wenn<br />

sie auf einem so neuen Felde geübt wii-d, dessen Ertrag leicht ganz falsch<br />

beurtheilt werden kann, wenn die Resultate <strong>der</strong> ersten Unternehmimgen in<br />

einer einseitigen Richtung imd als Bruchstücke von Einzelnheiten gewonnen<br />

sind. So könnte Einer, <strong>der</strong> blofs nach etlichen Proben urtheilen wollte,<br />

leicht auf eine grofse ^'Vhnlichkeit <strong>der</strong> mexicanischen und brasilischen Faunen<br />

schliefsen, ein an<strong>der</strong>er dagegen gänzliche Übereinstimmung zwischen jener<br />

und <strong>der</strong> nordamerikanischen vermuthen, indessen ein dritter ihr alle Bezie-<br />

hung <strong>zu</strong> einer von beiden ab<strong>zu</strong>sprechen sich veranlafst sähe. Das erste die-<br />

ser Urtheile ist das, welches den bisher herrschenden Vorstellungen am<br />

mehrsten entspi-echen würde, denn nur <strong>zu</strong> bereitwillig haben die Zoologen<br />

des vorigen Jahrhim<strong>der</strong>ls in allen von Hernandez beschriebenen Thieren,<br />

später in Südamerika entdeckte Gestalten wie<strong>der</strong>erkannt imd diese Meinung<br />

ist bis jetzt von Niemand bezweifelt noch bestritten. Dennoch ist sie in<br />

Bl2<br />

[Begin Page: Page 92]<br />

92 Lichten stein: Erläuterungen <strong>der</strong> Naclmchten<br />

hohem Grade irrig, wie ich nachher noch näher dar<strong>zu</strong>thun versuchen werde,<br />

vielmehr sind die thierischen Gehilde jenes merkwürdigen Landes ehen so<br />

eigenthümhch imd abson<strong>der</strong>hch wie seine phjsikahschen und allgemeinen


Bildungs-Verhältnisse, vvie sich dies gleich aus den ersten in grofser Manch-<br />

faltigkeit gesammelten Sendungen <strong>zu</strong> nicht geringer Überraschung ergab.<br />

Die Musterung <strong>der</strong> gewonnenen Schätze drängte unwillkührlich <strong>zu</strong><br />

einer Prüfung aller über die mexicanische Fauna aufgestellten Meinungen<br />

und Angaben und da sie sämtlich näher o<strong>der</strong> ferner aus dem Werke des<br />

Spaniers Hernandez abgeleitet sind, auf ein sorgfältiges Studium desselben<br />

ziu-ück. Es ward dabei leicht die Überzeugung gewonnen, dafs diese erste,<br />

in <strong>der</strong> That nicht ganz hell und lauter fliefsende Quelle gereinigt und von<br />

allem sie trübenden Wust möglichst befreit werden müsse, ehe eine na-<br />

turhistorische und litterarische Bearbeitung <strong>der</strong> mexicanischen Fauna un-<br />

ternommen werden könne, denn ehe dies nicht geschehn, liefs sich auch<br />

von Allem, was die berühmtesten Naturforscher bisher von ihr gelehrt,<br />

nichts beurtheilen und ins Licht stellen, ja ihre Irrthümer konnten nur auf<br />

diese Weise, indem man sie bis an die Wurzel verfolgte, erklärt, entschuldigt<br />

und ohne weitläuftig wiedei'holte Erörterung berichtigt werden.<br />

Während in den Sendungen des Hrn. Grafen von Sack die mehrsten<br />

<strong>der</strong> Gegenstände, von welchen Hernandez redet, samt fleifsigon an Ort<br />

und Stelle gesammelten Nachrichten über ihre natürlichen Verhältnisse <strong>zu</strong><br />

steter Verglcichung vor mir lagen, habe ich so seit einem Jahr den einzigen<br />

aus unmittelbarer Anschauung berichtenden Gewährsmann sorgfältig studirt<br />

und glaube nichts überflüssiges, son<strong>der</strong>n vielmehr etwas in dem gegenwär-<br />

tigen Augenblick Vielen Erwünschtes und Nützliches <strong>zu</strong> unternehmen, wenn<br />

ich <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> nach und nach die Resultate dieses Studiums vorlege, in-<br />

' dem ich sie an die früheren Arbeiten an<strong>zu</strong>knüpfen minsche, die ich <strong>zu</strong>r Er-<br />

läutei-ung <strong>der</strong> Werke von Marcgrave und Piso <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> vorgelegt<br />

habe, und welchen man einigen Nutzen für die beschreibende Zoologie hat<br />

beilegen wollen.


Eine Hauptschwierigkeit, die sich diesem Studium bisher in den Weg<br />

stellte, ist din-ch die Gewogenheit eines Gönners glücklich überwunden.<br />

Da nemlich von Hernandez überall die mexicanischen Namen den Be-<br />

schreibungen hin<strong>zu</strong>gefügt sind imd in diesen jedesmal irgend eine allgemei-<br />

nere o<strong>der</strong> nähere Bezeichnung des Gegenstandes ausgedrückt sein mufste, so<br />

[Begin Page: Page 93]<br />

des Franc. Hernandez von den vierfitfsigen Thieren Neuspaniens. 93<br />

war ohne das Verständnifs dei-selben in <strong>der</strong> That nur ein imvollkonimner<br />

Erfolg <strong>zu</strong> ei'warten. Ein verehrtes Mitglied unsrer <strong>Akademie</strong>, Herr Wilh.<br />

von Humboldt, hat mir auf meine Bitte aus seinem reichen Sprachschatze<br />

dieses Versländnifs eröffnet imd mir ein vollständiges erklärendes Yerzeich-<br />

nifs <strong>der</strong> mexicanischen Thiernamen in <strong>der</strong> bei Hernandez sich vorfinden-<br />

den Reihefolge mitgetheilt, das ich nicht besser und dankbarer <strong>zu</strong> benutzen<br />

weifs , als indem ich es mit Erlaubnifs Sr. Excellenz <strong>zu</strong>m Nutzen meiner<br />

Studien -Genossen nach und nach vollständig diesen <strong>Abhandlungen</strong> anhänge,<br />

und mich im Verlauf meiner zoologischen Erläutei'ungen je<strong>der</strong>zeit auf das-<br />

selbe beziehe.<br />

Bevor ich jedoch <strong>zu</strong> diesen selbst übergehe, habe ich noch Einiges<br />

über den Werth <strong>der</strong> <strong>zu</strong> erläuternden Angaben so wie über den allgemeinen<br />

Charakter <strong>der</strong> mexicanischen Faima voran<strong>zu</strong>schicken.<br />

Hernandez war Arzt und auf Erkundigung nach den Heilkräften <strong>der</strong>


mexicanischen Thiere und Pflanzen hauptsächlich ausgesendet. Nach dem<br />

Sinne <strong>der</strong> damaligen Zeit sind ihm diese daher auch die Hauptsache und die<br />

ganze Mangelhaftigkeit des damaligen medicinischen Wissens verrülh sich in<br />

<strong>der</strong> Leichtgläubigkeit und Ausführlichkeit, mit welcher er jeden Aberglauben<br />

<strong>der</strong> Eingebohrnen über wun<strong>der</strong>bare Wirkung <strong>zu</strong> Asche verbrannter Einge-<br />

weide und Haare und über die Amulet- Kräfte äufserlich aufgelegter Thier-<br />

knochen in seine Berichte aufnimmt. Diese seine Berichte sind, was die<br />

Thiei'C selbst betrifft, überhaupt nur kurz gevtcsen. Wenn man den dicken<br />

Folianten von nahe an 1000 Blattseilcn mit dem vergleicht, was davon ei-<br />

gentlich dem Reisenden gehört, so mids man über den Eifer seiner Com-<br />

mentatoren erstaunen, die mindestens Sieben Achtel ihrer eignen, fast<br />

durchgängig sehr unfruchtbaren, von allen Seiten compilirlen Bemerkungen<br />

dem ursprünglichen Text bei<strong>zu</strong>fügen für gut befunden haben. Vor Allen<br />

zeichnet sich darin Joh. F ab er aus, <strong>der</strong> an 10 bis 12 Zeilen von Hernandez<br />

nicht selten 20 bis 30 Seiten lange Schollen an<strong>zu</strong>hängen weifs.<br />

IMit Bedauern bekenne ich, dafs es mir bis jetzt nicht möglich gewesen<br />

ist, die frühere von Ximencz besorgte spanische Ausgabe auf<strong>zu</strong>treiben, aus<br />

welcher sich wahrscheinlich auch sonst noch sehr wichtige Berichtigungen<br />

würden ziehn lassen; vielleicht hätte sie in Stand gesetzt <strong>zu</strong> beweisen, was<br />

ich jetzt nur als Vermuthung aufstellen kann, dafs die handschriftlichen Be-<br />

richte des Reisenden höchstens 200 Blattseiten gefüllt haben würden und<br />

[Begin Page: Page 94]<br />

94 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten


dafs sie ursprünglich in sehr geringer Ordnung, auf einzelne Blätter o<strong>der</strong> Zet-<br />

tel geschrieben, vorgelegen haben. Aus diesen haben die gelehrten Lynceer<br />

wie es scheint die, welche mit Abbildungen von Thieren begleitet waren,<br />

etwa 30 an <strong>der</strong> Zahl, ausgewählt, und indessen die Abschnitte von den<br />

Pflanzen nur etwa 300 Seiten einnehmen, mit ihren Expositionen und An-<br />

notationen <strong>zu</strong> jenen, den Rest des Buches gefüllt. Ganz am Ende des Buchs<br />

ist auf 90 Seiten alles Übrige des Hernandezschen Textes unter dem Titel:<br />

Historiae anima/ium et miiieralium novae Ilispaniae Über unicus angehängt.<br />

Dieser Theil ist nun eben <strong>der</strong> für den Zoologen bei Weitem wichtigste des<br />

ganzen Werkes, denn sämtliche in den vor<strong>der</strong>en Räumen desselben bereits<br />

vorgestellte Gegenstände sind hier wie<strong>der</strong> aufgenommen o<strong>der</strong> es ist auf sie,<br />

an dem Ort, den sie in dem ursprünglichen Bericht eingenommen haben<br />

mögen, verwiesen. Bei dem unendlich geringen Werth, den die dort hin-<br />

<strong>zu</strong>gefügten Holzschnitte haben, <strong>der</strong>en manche sogar am ganz unrechten Ort<br />

eingefügt sind, könnte man sich also an diesem Anhang füglich genügen<br />

lassen und er ist es in <strong>der</strong> That allein, den man <strong>zu</strong>m Behuf zoologischer<br />

Erklärung <strong>zu</strong>m Grunde legen kann.<br />

Aber lei<strong>der</strong> ist gerade auf diesen Theil von den Herausgebern die al-<br />

lermindeste Sorgfalt vei-wendet. Nicht genug, dafs aufser einer sehr nahe<br />

liegenden Abtheilung in fünf Abschnitte, nach gewissen angenommenen<br />

Hauptklassen des Thierreichs, gar keine Ordnung beobachtet ist, und Alles<br />

in buntem Gemisch durcheinan<strong>der</strong>steht, so kommen sehr viele Abschnitte<br />

in doppelter und dreifacher, oft wörtlicher Wie<strong>der</strong>holung vor, was indessen,<br />

da es mitimter auch von Hernandez <strong>zu</strong> unterschiednen Zeiten üher diesel-<br />

ben Thiere nie<strong>der</strong>geschriebene Anzeichnungen gewesen sein mögen, hin und<br />

wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> sehr erwünschten Aufklärungen führt, <strong>der</strong>en vnv entbehren vsäir-<br />

den, wenn die Herausgeber es sich etwa hätten einfallen lassen, die vorhan-


denen Materialien <strong>zu</strong> sichten. Aber nachtheiliger ist es, dafs keiner <strong>der</strong>sel-<br />

ben sich die Mühe genommen hat, die gehäuften Fehler des Setzers vor dem<br />

Abdi'uck hinweg<strong>zu</strong>nehmen, <strong>der</strong>en viele sich zwar in Vergleichung <strong>der</strong> Ge-<br />

genstände selbst hinwegnehmen lassen, manche jedoch nicht, ohne <strong>der</strong> Sache<br />

einige Gewalt an<strong>zu</strong>lhun imd so die .Ei'klärung verdächtig <strong>zu</strong> machen, <strong>zu</strong>mal,<br />

wo bedeutende Auslassiuigen den Sinn verdunkeln und entstellen.<br />

Sonach würde es scheinen können, als beruhe für jetzt die ganze Wich-<br />

tigkeit dieser Nachrichten hauptsächlich nur in dem <strong>zu</strong>fälligen Umstand, dafs<br />

[Begin Page: Page 95]<br />

des Franc. Hernandez von den vieifiißigcn Thiei^n Neilspaniens. 95<br />

von ihnen in späterer Zeit ein so grofser Mifsbrauch gemacht worden, den<br />

man nur in das gehörige Licht <strong>zu</strong> stellen und <strong>zu</strong> berichtigen habe, um so-<br />

dann alles weitere Bemühn, als wenig Erfolg bietend, aufgeben <strong>zu</strong> können.<br />

Allein es ist des bisher Beachteten in diesem Werk viel weniger, als des<br />

noch erst <strong>zu</strong> Beachtenden. So wie die gelehrten Lynceer nur die bekann-<br />

teren Thierformen ausgewählt haben, <strong>zu</strong> welchen sie bei Schriftstellern alter<br />

und neuer Zeit entsprechende Angaben vorfanden, so haben auch Linne<br />

und Buffon nur erörtert, was ihnen ein <strong>zu</strong>fälliges Nachschlagen als eben <strong>zu</strong><br />

ihren jedesmaligen Vergleichungen imd Untersuchungen dienlich erscheinen<br />

liefs. Nur von 12 Säugethieren aus 50, die Hernandez namhaft macht, hat<br />

Linne Notiz genommen, Buffon <strong>der</strong>en aber etwa 20 erwähnt, beide mehr<br />

Gewicht legend auf die rohen Abbildungen als auf die <strong>zu</strong>m Theil dunklen<br />

Beschreibungen und durch sie <strong>zu</strong>nächst erst auf solche Vergleichung geleitet,


wenn sie sich über fremde Thierformen aus an<strong>der</strong>n Theilen Amerika's Licht<br />

verschaffen wollten. Die in solchen nicht vorkommenden, dem mexica-<br />

nischen Gebiet ganz eigenthümlichen, also vorzüglich intei-essanten Thiere<br />

dagegen, sind auf diese Weise ihrer Aufmerksamkeit ganz entgangen, o<strong>der</strong><br />

als Gegenstände, aus denen sich vor <strong>der</strong> Hand nichts machen liefs, von ihnen<br />

unbeachtet geblieben. Wer sich also an ihre imd ihrer Jünger Schriften<br />

allein halten wollte, mirde fast Alles, was uns jetzt von Mexico <strong>zu</strong>gekom-<br />

men ist, für durchaus neu und unerhört <strong>zu</strong> betrachten haben, indessen in<br />

<strong>der</strong> That Hernandez Verzeichnifs so vollständig ist, dafs keine <strong>der</strong> wichti-<br />

geren von Herrn Deppe entdeckten Thier- Arten von mir vergeblich darin<br />

gesucht wurde und nur einige aus sehr zahlreichen Sippschaften, <strong>der</strong>en Ver-<br />

schiedenheiten auf sehr feinen Vergleichungspunkten beruhen, sich insofern<br />

nicht ermitteln lassen, als die von Hernandez angegebenen sehr allgemei-<br />

nen Kennzeichen auf viele von ihnen gleichzeitig angewendet werden könn-<br />

ten. Vielmehr bleil)t immer noch IManches übrig, das ich, wohl überzeugt,<br />

nicht Alles mit Hülfe <strong>der</strong> vorhandnen IMittel aufs Klare bringen <strong>zu</strong> können,<br />

späteren Untersuchungen hinterlassen mufs. Ich habe geglaubt, um so vor-<br />

sichtiger dabei verfahren <strong>zu</strong> müssen, da Hernandez das Königreich Neu-<br />

spanien nach seinem ganzen damaligen Umfang also mit Inbegriff <strong>der</strong> ausge-<br />

dehnten nördlichen Pi-ovinzen, gekannt <strong>zu</strong> haben scheint, Herrn Deppe's<br />

Reisen sich aber auf die, allerdings sehr ergiebigen mittleren und südlichen<br />

beschränkt haben.<br />

[Begin Page: Page 96]<br />

96 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten


Die Eigenlhümlichkeit <strong>der</strong> mexicanischen Fauna ist durch die geo-<br />

graphische Lage und die Gestaltung <strong>der</strong> Oberfläche bedingt. Es ist die Ge-<br />

gend <strong>der</strong> Erde, in welcher sich die thieiüschen Erzeugnisse des Nordens und<br />

Südens, <strong>der</strong> Alpen und Tropenwelt, ja <strong>der</strong> östlichen und westlichen Erdhälfte<br />

auf die wun<strong>der</strong>barste Weise begegnen und durchkreuzen. Starke Wölfe<br />

und Affen, in geringer Entfernung von einan<strong>der</strong> in Eichen-, Buchen- und<br />

Fichtenwäl<strong>der</strong>n hausend, in welchen sich Cactus und Epidendron - Arten bis<br />

in die Gipfel <strong>der</strong> Stämme hinaufranken ; Kolibris in zahlreichen Flügen <strong>zu</strong><br />

gewissen Jahrszeiten in regelmäfsiger Wie<strong>der</strong>kehr den Rand <strong>der</strong> Gletscher<br />

besuchend; nordische Hcher luid wollig gefie<strong>der</strong>te Meisen neben Papageien<br />

und Kurrukus nistend; unsre gemeinen europäischen Löffel -Enten, Pfeil -<br />

Enten, Schnatter- Enten imd Krik- Enten in Menge auf den mexicanischen<br />

Seen, in denen es von Sirenen wimmelt und auf welchen die ganz hj'perbo-<br />

reische Form <strong>der</strong> Gattung Phalaropus neben brasilischen Parren und Can-<br />

cromen ihre Nahiamg sucht ; endlich Fichtenwäl<strong>der</strong> die sich von <strong>der</strong> Höhe<br />

eines schroffen Ablianges bis an seinen Fufs hinabziehn und, wie am Rio<br />

Alvarado, mit diesem in die Küsten -Ebene senken, dafs man aus ihnen her-<br />

vortretend, sich gleich von Palmen umfangen sieht, dies Alles sind Combi-<br />

nationen, auf die man wohl nicht leicht in einer an<strong>der</strong>n Gegend <strong>der</strong> Erde<br />

so häufig stofsen dürfte, Wi<strong>der</strong>sprüche, die sich aber wie mich dünkt aus<br />

<strong>der</strong> Gestaltung des Landes unter diesen Breitengraden wohl erklären lassen.<br />

Es erscheint nemlich wie ein einziges grofses Gebirge, dessen höchste<br />

vulkanische Gipfel sich bis <strong>zu</strong> 17000 Fufs, weit über die Schneegränze, er-<br />

heben, indessen Mittelthäler von dem ungeheuersten Maafse sich auf unter-<br />

schiedenen Höhen in weite Becken öffnen und in ihrem tiefsten Boden oft<br />

wenig über 1000 Fufs Erhebung über dem Meeresspiegel haben. Wer von<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt ülier Puebla nach Oaxaca reist, durchwan<strong>der</strong>t eins <strong>der</strong><br />

gröfsten dieser Becken. Von dem südöstlichen Rande des höchsten jener


Mittelthäler, in welchem Mexico selbst liegt, bei <strong>der</strong> Venta de rio frio,<br />

(9800 Fufs über dem Meer), geht die Pveise sieben Tagemärsche ab-<br />

wärts, bis <strong>zu</strong>m Rio grande de Quiotepec, wo man sich nur 1595 Fufs über<br />

dem IMeeresspiegel befindet und von Zucker -Plantagen und Indigofel<strong>der</strong>n<br />

umgeben ist. Dann steigt <strong>der</strong> Weg wie<strong>der</strong> steiler vier Tagereisen gegen den<br />

Kamm <strong>der</strong> Cumlires de San Juan del Rej (7600 Fufs), dessen westlicher Ab-<br />

hang in das Thal von Oaxaca hinabführt. Ahnliche weite und tiefe Becken<br />

[Begin Page: Page 97]<br />

des Franc. Hernandez von den vierßißigen Thieren Neuspaniens. 97<br />

bilden <strong>der</strong> Plan de Amilpas südlich von Mexico, zvvisclien Cuernavacca und<br />

Clülpansin2;o, dessen tiefste Mitte auch nur 1600 Fufs Höhe hat xnid das<br />

grofse Thal westlich von Toluca in dessen Tiefe Temascaltepec ungefähr<br />

2000 Fufs über dem Meeresspiegel liegt, sowie sich ähnliche weite Vertie-<br />

fungen, wenn gleich in geringerem Maafsstab, in allen Theilen dieses Ge-<br />

birgslandes finden. Die <strong>zu</strong>m Theil sehr steilen Abhänge <strong>der</strong> hohen Thal-<br />

rän<strong>der</strong> bieten nun in ihren unterschiednen Höhen eine grofse Manch faltigkeit<br />

natürlicher Standörter für die Thierwelt dar und zwar in <strong>der</strong> steilsten Abstu-<br />

fung, so dafs es kaum eine Wan<strong>der</strong>ung genannt werden kann, wenn durch<br />

den Wechsel <strong>der</strong> Temperatur -Verhältnisse und das Nahrungsl^edürfnifs ge-<br />

trieben, ein Säugethier o<strong>der</strong> ein Vogel <strong>zu</strong> einer Jaln-szeit die Höhen des<br />

Gebirges bewohnt, an dessen Fufs es <strong>zu</strong> einer an<strong>der</strong>n lebt. Daher denn<br />

auch die in <strong>der</strong> gemeinen Rede des Landes übliche Eintheilung in kalte,<br />

gemäfsigte imd warme Landstriche, sich auf keine Weise durchführen, noch<br />

in allen Fällen streng behaupten läfst, es gehöre dieses Thicr jener, jenes


dieser Gegend an, wie denn überhaupt <strong>zu</strong> einem ürtheil über die festen<br />

Standörter einzelner hiesiger Thiere noch eine viel genauere Bekanntschaft<br />

mit den klimatischen Verschiedenheiten <strong>der</strong> einzelnen Provinzen Mexico's<br />

gehören düi-fte, da diese nach Maafsgabe <strong>der</strong> Erstreckung <strong>der</strong> höchsten Ge-<br />

birgszüge und <strong>der</strong> Luftströme sehr bedeutend <strong>zu</strong> sein scheinen.<br />

Die beson<strong>der</strong>s niedrig liegenden heifsen Landstriche an <strong>der</strong> Küste<br />

o<strong>der</strong> in den Binneuthälern enthalten nun eine IMenge von Thieren, die man<br />

als eigenthümliche Formen Süd-Amerika's <strong>zu</strong> betrachten pflegt, als Brüll -<br />

Affen und Klammer -Affen, Gürtelthiere, Ameisenbären, Nasuen, Bisam-<br />

schweine, Kuandus, Jaguars und Ocelots, Ara's und Ibis, doch verbreiten<br />

sich alle diese in den Litendanzen Vera Cruz und Oaxaca nicht über den<br />

18'"" Breitengrad hinaus und gehn nur vielleicht an <strong>der</strong> Küste um einige<br />

Grade weiter ('). Eben diese Gegenden sind ausnehmend reich an den in so<br />

grofser Manchfaltigkeit in Brasilien vorkommenden Vögelgattungen Icterus,<br />

Tanagra, Lanius und Aluscicapa {^) (im L in n eischen Sinn), aber kaum<br />

eine o<strong>der</strong> die andre Art <strong>der</strong>selben gehört beiden Continental -Gebieten an<br />

(') Ganz fohlen die Sais und Saguins, die Faultliiere, <strong>der</strong> Tapir, die gröfseren Savien.<br />

als ausscLliefsllch Lrasilisch. Nur AgiUis giebt es, doch selten.<br />

(-) Pipra, Todus, Myiothera, Eitphonc etc. fehlen hier schon ganz.<br />

Phjs.- Klasse 1827. ^ N<br />

[Begin Page: Page 98]


98 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> JVachrichten<br />

und wo hin und wie<strong>der</strong> Übereinstimmung <strong>zu</strong> sein scheint, da verschwindet<br />

sie bei recht genauer Vergleichung. Um so mehr gilt dies denn von den<br />

Thieren und Vögehi, die die gemäfsigten Striche (die, wo Cerealien gebaut<br />

werden) bewohnen. Hier ist viel weniger Übereinstimmung mit dem süd-<br />

amerikanischen als man nach den bisherigen Vorstellungen vermuthen konnte,<br />

und alle Thiere ähneln schon mehr denen von <strong>der</strong> Ostküste Nordamerika's.<br />

Eigne Hirscharten, Beutelthiere, Stinkthiere, Nager in grofser Manchfaltig-<br />

keit und Menge (besondei's Kaninchen und Eichhörnchen) ersetzen die Affen<br />

und Gürtelthiere ; an die Stelle <strong>der</strong> Papagaien treten Spechte (beson<strong>der</strong>s<br />

Buntspechte von den auffallendsten Farbenmischungen); Drosseln, Heher,<br />

Zaunschliefer, Sylvien finden sich statt <strong>der</strong> Tangara's und Pepoaza's. Nur<br />

die KuiTukus, die Kolibris und die Troupials bleiben nicht blofs diesen Ge-<br />

genden treu, son<strong>der</strong>n gehn theils hoch in die kalten Regionen, theils <strong>zu</strong> be-<br />

deutenden Breitengraden hinauf {Ti'ochilus fuscus lebt im Sommer unter<br />

dem 64" Grad N. B.). Der Trogon-Arten sind mehr und bei Weitem<br />

schöner in den mexicanischen Waldgebirgen als in den brasilischen Urwal-<br />

dungen, und von <strong>der</strong> Gattung Icterus könnte man nach <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> hie-<br />

sigen Arten behaupten, sie sei auf den Miltelhöhen Mexico's und Columbiens<br />

eigentlich <strong>zu</strong> Haus und habe nur von hieraus Arten nach dem Gebiet <strong>der</strong><br />

vereinigten Staaten, sowie nach Cajenne und Brasilien entsendet.<br />

In den kalten hochgelegnen Gegenden nimmt nun vollends Alles den<br />

Charakter <strong>der</strong> europäisch -asiatischen Thierwclt an. Die Fel<strong>der</strong> sind von<br />

Hasen und in Holen wohnenden Eichhörnchen bevölkert, zwischen dem<br />

Mais lebt ein ver<strong>der</strong>blicher Taschenhamster, dem canadischen ähnlich doch<br />

gröfser; daneben ein Ziesel ( Citillus) von dem siberischen fast nicht <strong>zu</strong> un-


terscheiden ; <strong>der</strong> Cacamiztli (ein Raubthier ganz neuer Gattung) mehrere<br />

Füchse, sehr schöne Wiesel, undfcfflf.und wie<strong>der</strong> noch ein Stinkthier nähren<br />

sich von diesen, dagegen ist noch keine Mar<strong>der</strong>-Art <strong>zu</strong> finden, wohl aber<br />

eine starke Wolfs -Art dem canadischen (^Canis canadensis) sehr nahe ver-<br />

wandt, die auch in die warmen Thäler streift.<br />

Von Vögeln sind unsre hochnordischen Flufs-Adler (ffali'aetos), <strong>der</strong><br />

virginische Schuhu, die Schleier -Eule und einige kleinere Eulen, Sperber<br />

luid Falken die gemeinsten Räuber. Dazwischen aber erscheinen <strong>der</strong> brasi-<br />

lische Urubitinga und <strong>der</strong> nacktköpfige Aasgeier nebst an<strong>der</strong>n inis aus <strong>der</strong><br />

nordamerikanischen Fauna bekannten Raubvögeln. Schneelerchen und<br />

[Begin Page: Page 99]<br />

des Franc. Hemandez von den vierßifsigen Thieren JXeuspaniens . 99<br />

Ammern, Dickschnäbel tuid Finken <strong>der</strong> unterschiedensten Arten sowie eine<br />

son<strong>der</strong>bar langbeinige Art von Erdkukuk sind die vorkömmlicbsten Singvö-<br />

gel, lind die ansclnilichen Alpen -Seen sind mit unermefslichen Schaaren<br />

von Wasservögeln bedeckt, unter welchen man, wie gesagt, nicht weniger<br />

als vier bis fünf unsrer nordischen Enten -Arten, neben diesen aber auch<br />

einige bis jetzt nur am Piatastrom gefundne Vögel dieser Gattung antrifft.<br />

An Seeschwalben und Möwen fehlt es <strong>zu</strong> gewissen Jahrszeiten eben so we-<br />

nig, aber diese sind sämtlich lauter neue Erscheinungen und noch von Nie-<br />

mand aufser Ilernandez erwähnt.<br />

Diese wenigen Züge mögen hinreichen, einige Gesichtspunkte für die


folgenden specielleren Bemerkungen <strong>zu</strong> geben, indessen das Bild allerdings<br />

einer viel umfassendem Ausführung bedürftig ist.<br />

FranciscL Hemandez Tractatus de Quadrupedihus<br />

Novae Hispaniae.<br />

Cap. I.<br />

Wlapach, QumiJi-pegoth'.<br />

Unverkennbar ist durch die Beschreibung <strong>der</strong> Gestalt und Lebensart<br />

dieses Thieres <strong>der</strong> Waschbär (Procjon Lotor) bezeichnet, <strong>der</strong>, ein Bewoh-<br />

ner des ganzen gemäfsigten Kordamerika's, wenn gleich im südlichen Theil<br />

Mexico's so wenig wie auf <strong>der</strong> Insel Cuba einheimisch, unserm alten Be-<br />

richterstatter aus den nördlichen Provinzen sehr wohl bekannt gewesen<br />

sein kann.<br />

Der Name Mapach kann von Ma-itl Hand, und pacha wolligt, abge-<br />

leitet werden. Hernandez übersetzt aber Animal cuncla praetentans ma-<br />

iiibiis, was auf den Waschbären besser pafst, und sonach scheint die zweite<br />

Sylbe des Namens von dem Zeitwort pachoa „sich etwas nahe bi'ingen", ab-<br />

geleitet werden <strong>zu</strong> müssen.<br />

Hernandez Beiwort Quauh-pecodi kommt her von Quau-di Baum,<br />

und pecodi ein gemsses Thier. Die am Schlufs des Abschnitts liin<strong>zu</strong>gefügten<br />

N2


[Begin Page: Page 100]<br />

100 Liciitenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrich ten<br />

mamen Ilamatoii, Vetula und Cioa-ilamacazcjue, Sacerclotissa, scheinen<br />

auf die nach Menschen -Art bewegten Yor<strong>der</strong>glie<strong>der</strong> und die schleierartige<br />

Zeichnung des Kopfes hin<strong>zu</strong>deuten,<br />

Cap. n.<br />

Ayo-tochtU sive Dasypus ciicwhitimis.<br />

Es wird hier auf die ausführlichere Beschreibung verwiesen, die Her-<br />

nandez o<strong>der</strong> vielmehr Antonio Recchi im 9'"' Buch von diesem Thier<br />

gegeben hat. Dort ist ein Gürtelthier, in welchem man Linne's Dasypus<br />

novemcinctus {Das. niger IllJ) nach Beschreibung und Abbildung sehr gut<br />

wie<strong>der</strong>erkennt, vorgestellt, und es sind Bemerkungen über natürliches Vor-<br />

kommen und Lebensart dieses Thiers hin<strong>zu</strong>gefügt, denen an Wahrheit und<br />

Vollständigkeit keine späteren bis auf Felix de Azara gleichkommen. Was<br />

über die spanischen und portugiesischen Benennungen solcher Thiere beige-<br />

bracht ist, stimmt mit den von Clusius(') schon fast 50 Jahr fi'üher ge-<br />

gebnen Deutungen ganz überein. Dort ist auch schon <strong>der</strong> mexicanische<br />

Name Ayo-lochlU angegeben, mit <strong>der</strong> wörtlich richtigen Überset<strong>zu</strong>ng: Cu-<br />

niculus cucurhilinus y womit wohl ein Bild für Gröfse und Gestalt des Thiers,<br />

so wie für die Ähnlichkeit seiner Panzerhaut mit den im ganzen tropischen<br />

Amerika so allgemein gebräuchlichen Schalen <strong>der</strong> Kalebasse (^Cucurbita la-


genaria Lin.') hat gegeben werden sollen. Hernandez gebraucht hier statt<br />

Cuniculus den gleichbedeutenden Namen Dasypus cucurbitinus ^ imd dieser<br />

ist dann im Verfolg in Anwendung auf dieses Thier so häufig nachgeschrie-<br />

ben worden, dafs endlich Linne darin eine Vei-anlassung finden konnte, die<br />

ganze Gattung <strong>der</strong> Gürtellhiere mit dem Namen Dasypus <strong>zu</strong> belegen, wie-<br />

( ' ) Clusius besclireibt <strong>zu</strong>erst [Exot. Lib.V. Cap. XV.) den seltneren dreigürlligen Tatu<br />

und fügt einen recbt guten Holzscbnitt hei, die älteste Abbildung, die von diesem Tliier<br />

exislirt. In dem vorliergebcnden Capilel bat er ein wun<strong>der</strong>bares Ilorn bescbrieben und ab-<br />

gebildet, über dessen Ursprung er sieb in vielerlei Mutliraafsungen ausliifst, obne <strong>zu</strong> erra-<br />

tben, dafs es <strong>der</strong> Scbuppenscbwanz eben dieses Tbiers ist. Weiterbin im 10'" Capitel (das<br />

aus dem Spauiscben des Monardes übersetzt ist) S.330. bandelt Clusius dann von dem<br />

liier bescliricbnen neungürtligen Tatu. Die bin<strong>zu</strong>gefügte scblecbte Abbildung bat weiter<br />

niclits jMrrkwürdiges als dafs <strong>der</strong>selbe Holzscbnitt nacbber nocb in zwei späteren in Holland<br />

erscbienenen Werken gebraucbt ist, nemlicb in de Laet Novus Orbis pag.552., und in<br />

Marcgraves Hisl. Brasi/iae pag. 231.<br />

[Begin Page: Page 101]<br />

des Franc, Hernandez von den vierfüjsigen Thieren Neuspaniens. 101<br />

wohl er nicht nur unpassend, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Bildung dieser Thiere gerade<strong>zu</strong><br />

wi<strong>der</strong>streitend ist.<br />

Sehr richtig giebt Hernandez die warmen Gegenden als den Stand-<br />

ort dieser Thiere an, und nennt gerade<strong>zu</strong> die Gegend von Jautepec, wo<br />

auch Herr Deppe das Exemplar gefunden, nach dessen Ansicht hier das


mexicanische Ai-madill für völlig ühereinstimmend mit dem bis Paraguay<br />

verbreiteten schwarzen Gürtelthier (Azara's Talou Mulila') erklärt wird.<br />

Cap. m.<br />

Citli sive Lepiis.<br />

Hernandez beschreibt den mexicanischen Hasen hier so kurz, dafs<br />

Niemand von dieser Stelle Notiz genommen hat, imd doch ist <strong>der</strong>selbe eine<br />

sehr ausgezeichnete Art, <strong>der</strong>en Unterscheidungskennzeichen, wie Hernandez<br />

ganz richtig bemerkt, in <strong>der</strong> Länge und Breite <strong>der</strong> Ohren beslehn. Hätte er<br />

noch hin<strong>zu</strong>gefügt, dafs diese Ohren in ihrer vordem Hälfte dunkel gefärbt,<br />

in <strong>der</strong> hinteren (weniger <strong>zu</strong>m Vorschein kommenden) völlig weifs sind und<br />

dafs beide Faiben in einer gei-aden Mittellinie sich luimittelbar und scharf<br />

begränzen, so würde er die Aufmerksamkeit früher auf ein Thier gelenkt<br />

haben, das in Herrn Deppe's Sendungen <strong>zu</strong>m erstenmal nach Europa ge-<br />

kommen und in unsei'm Museum unter dem Namen Lepus mexicanus auf-<br />

gestellt ist.<br />

Cap. IV.<br />

Tochtli sive Cum'ciili.<br />

Der Kaninchen sagt Hernandez giebt es in Neuspanien neun Arten,<br />

nemlich folgende :<br />

1 . Spactli das Spanische. Da die Sprache den Laut Sp nicht hat, so<br />

scheint aus dem Namen schon ersichtlich, dafs damit die aus Europa, einge-<br />

führte Art gemeint sei.


2. £l-iztac-tochth' das weifsbrüstige Kaninchen,<br />

3. Cu/V/a-^e/'o/// das kiu-zschwänzige,<br />

4. Tbcrt/i-iocA/// das Maulwurfs -Kaninchen,<br />

5. Quauh -tochtli das BAiim-Kan[nch.en,<br />

6. 3Iet-tochtii das Moö-Kamnchen,<br />

[Begin Page: Page 102]<br />

102 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

7. Caca - tochtli das Binsen - Kaninchen,<br />

8. Cuitla-tepoUi Gm andres kurzschwänziges,<br />

9. El- apal- tochtli, Kaninchen mit gefärbter Brust, unter dem Zusatz<br />

es heifse deshalb so, weil es von rother und gelber Farbe bimt ist.<br />

Es ist sehr wahrscheinlich, dafs nicht alle <strong>der</strong> hier aufgezählten Ai-ten<br />

wirkliche Kaninchen (von <strong>der</strong> Gattung Lepus) sind. So vermuthe ich unter<br />

den kurzschwänzigen Aguti's, <strong>der</strong>en weiter von Hernandez keine Erwäh-<br />

nung geschieht, obgleich sie in Mexico nicht selten sind. Auch kann man<br />

sich bei einem Baum -Kaninchen eben nichts denken, das mit unseren Ka-


ninchen in <strong>der</strong> Lebensart übereinstimmte.<br />

übrigens enthalten die Depp eschen Sendungen eine Art von Ka-<br />

ninchen in mehreren Exemplaren, die sich wesentlich von dem europäischen<br />

unterscheidet, nemlich nicht blofs in Gröfse und Farbe, son<strong>der</strong>n auch in<br />

den Verhältnissen <strong>der</strong> am mehrsten commensurabeln Theile, eine Art, die<br />

jener Erdgegend ganz eigenthümlich <strong>zu</strong> sein scheint und in den warmen<br />

Strichen röhrengrabend lebt, von den Spaniern Conejo, in unsern Verzeich-<br />

nissen Lepus cunicularius genannt. Will man unter den von Hernandez<br />

angeführten Namen einen auf diese Art beziehn, so möchte <strong>der</strong> zweite, das<br />

weifsbrüstige Kaninchen am besten passen. Übrigens ergiebt sich leicht,<br />

dafs aus so kurzen Benennungen nichts mit irgend einiger Sicherheit <strong>zu</strong> ent-<br />

nehmen ist.<br />

Cap. V.<br />

Tlacuatzm o<strong>der</strong> Tlaquatzin.<br />

Unter diesem Namen, für den sich keine sichere Ableitung geben<br />

läfst, <strong>der</strong> aber nachher noch in Zusammenset<strong>zu</strong>ngen mit allerhand Beschaf-<br />

fenheitswörtern andei-n langschwänzigen Vierfüfsern beigelegt wird, be-<br />

schreibt Hernandez sehr vollständig und treu das gemeine amerikanische<br />

Beutelthier Didelphjs marsupialis et Opossum Auct., das auch in den war-<br />

men Gegenden des mexicanischen Staates sehr gemein <strong>zu</strong> sein scheint. An<br />

den Exemplaren, die wir von dort erhielten, bemei-ke ich auch nicht die<br />

leiseste Verschiedenheit von den in Nordamerika, Brasilien o<strong>der</strong> am Piata-<br />

strom gesammelten.


[Begin Page: Page 103]<br />

des Franc. Hernandez von den vieifüßigeii Thieren JSeiispaniens. 103<br />

Cap. vi.<br />

Hoüztlaciiaizin.<br />

Eigentlich: Uäz - tlai^ualzin yon Uäzl/i Stachel, und Tlacjualziii.<br />

Es ist das amerikanische grofse Stachelschwein {Hyslrix prehensilis)<br />

das hier dargestellt wird, ob durchaus dieselbe Art, die in Brasilien gefun-<br />

den wird, kann ich nicht sagen, da in Deppe's Sendungen sich kein Exem-<br />

plar davon vorgefunden hat. Dafs sich ein solches Thier übrigens in den<br />

gemäfsigten Strichen aufhalte, wT.u'de ihm oft genug berichtet.<br />

Cap. \TI. Vni. IX.<br />

In den folgenden drei Capiteln handelt Hernandez nach Hören-<br />

sagen von fabelhaften Thieren, die in entfernten Gegenden Amerikas leben<br />

sollen und von welchen die Eingebohrnen viel Wun<strong>der</strong>bares erzählten. Erst<br />

wenn die Län<strong>der</strong> des tropischen Amerika gänzlich durchforscht sind, wird<br />

sich fragen lassen, was für Thiergestalten diesen Phantasie -Gebilden den<br />

ersten Stoff gegeben haben mögen.<br />

Cap. X.<br />

T/gn's, Tlal-Ocelotl Erdtiger o<strong>der</strong> Erdpanther und Tlac-OceJotl


kleiner Panther.<br />

Es wird hier nicht mehr gesagt, als dafs <strong>der</strong> erste eine grofse gefleckte<br />

Panther -Art und <strong>der</strong> andre eine kleinere dieser in <strong>der</strong> Zeichnung ähnliche<br />

sei. Man denkt dabei sogleich an die beiden bekanntesten amerikanischen<br />

Panther - Arten : Felis Onca und Felis Paidalis, und wird in <strong>der</strong> Vcrmu-<br />

thung noch mehr bestärkt, wenn man die ausführlicheren mit Holzschnitten<br />

begleiteten Beschreibimgen bei<strong>der</strong>, S. 498. imd 512. näher prüft. Dort<br />

heifst die gröfsere Art Tlntlauhcjui- OceloÜ <strong>der</strong> rothe Panther, was ihn sehr<br />

gut bezeichnet, da seine Grundfarbe immer viel gesättigter ist, als die irgend<br />

einer an<strong>der</strong>n bekannten Panther -Art. Die Ausdiücke, in welchen Her-<br />

nandez die Fehler <strong>der</strong> Abbildung berichtigt, führen <strong>zu</strong>r vollständigen<br />

Überzeugung, dafs <strong>der</strong> südamerikanische Jaguar hier vorgestellt sei, also<br />

sich in seiner ganzen Eigenthümlichkeit bis nach Neuspanien verbreite. Selbst<br />

[Begin Page: Page 104]<br />

104r Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

die feineren Morlcmale, nach welchen Cuvier(*) und Temminck(2) neuer-<br />

lich die Katzen -Arten schärfer unterscheiden gelehrt haben, blicken in die-<br />

sen Ausdrücken durch und lassen keinen Zweifel, dafs Mexico und ganz<br />

Südamerika eine und dieselbe grofse Panther -Art hervorbringen, ein Resul-<br />

tat, welches durch die von Herrn Deppe idjersandten Exemplare vollkom-<br />

men bestätigt wird.<br />

Was die kleinere Art betrifft, so ist <strong>zu</strong>nächst klar, dafs die Namen


Tlal-Ocelotl und Tlac- Ocelotl sich beide auf sie allein beziehn, denn sie<br />

stehn als Überschriften über dem Bilde S. 612., von welchem Buffon den<br />

Namen Ocelot für die Art entlehnte, die in den lateinischen Namen -Ver-<br />

zeichnissen F. Fardalis heifst und in welcher Azara's Chibigua<strong>zu</strong> leicht<br />

wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> erkennen ist. Das Exemplar, welches Herr Deppe aus Mexico<br />

übersandte, weicht von den brasilischen, die wir besitzen und von <strong>der</strong> ge-<br />

nauen Beschreibung, die Herr Temminck(^) gegeben hat, in manchen<br />

Punkten ab. Es hat eine Länge von 3 Fufs und dabei ist <strong>der</strong> Schwanz nur<br />

1 Fufs lang, auch ist die Grundfarbe reiner grau, nur mit schwacher Bei-<br />

mischung von Gelb und in <strong>der</strong> Zeichnung <strong>zu</strong>mal des Kopfes manche auffal-<br />

lende Verschiedenheit. Nichts destoweniger nehme ich Anstand nach die-<br />

sem einzelnen Exemplar den mexicanischen Ocelot als eigne Art auf<strong>zu</strong>stellen,<br />

<strong>zu</strong>mal da es sich noch nicht im völlig ausgewachsenen Zustand <strong>zu</strong> befinden<br />

scheint. Wahrscheinlich wird die Diagnose des amerikanischen Ocelot, die<br />

aui einer Vergleichung von höchstens sechs bis acht Exemplaren beruht, in<br />

<strong>der</strong> Folge in allgemeineren Ausdrücken <strong>zu</strong> stellen sein und sich doch noch<br />

immer denen <strong>der</strong> verwandten Arten F. macroura und F. mitis hinreichend<br />

entgegensetzen lassen.<br />

Cap. XI.<br />

Miztli.<br />

Dieser Name wird durch Löwe übersetzt, den begreiflicherv^^eise die<br />

Mexicaner nicht kannten. Also eine andre grofse Katzenart, dieHernandez<br />

auch ausdrücklich dem Löwen vergleicht und von <strong>der</strong> er sagt, sie sei gelb-<br />

(') Le Regne animal Tome I. pag. 160.


(-) Monographies de Mammalogie 4""^ Livraison.<br />

(') Monographies de Mammalogie pag. 144.<br />

[Begin Page: Page 105]<br />

des Franc. Hernandez von den vierfüßigen Thieren Neuspaniens. 105<br />

braun, aber dunkler o<strong>der</strong> heller nach Maafsgabe des Alters und <strong>der</strong> Verschie-<br />

denheit des Standorts. Die Vermuthung fallt allerdings <strong>zu</strong>nächst auf den<br />

Puma (F. concolor) doch giebt diese, ohnehin in mancher Beziehung dunkle<br />

Stelle darüber keine Gewifsheit und ein gera<strong>der</strong>er Beweis für das Vorkom-<br />

men des Puma in Mexico fehlt uns.<br />

Von den an<strong>der</strong>n hier genannten Arten, (^^w - Vl//r/// (wahrscheinlich)<br />

gute Katze, Maca-Mizdi Hirsch-Katze und Cuida-Mizüi Wolfs-Katze,<br />

erfahren wir <strong>zu</strong> wenig, um Vermuthungen wagen <strong>zu</strong> können, und blofs nach<br />

den beiden letzten Namen auf den canadischen Luchs schliefsen <strong>zu</strong> wollen,<br />

wäre doch wohl, so lange uns alle andre Zeugnisse abgehn, <strong>zu</strong> kühn; wie-<br />

wohl <strong>der</strong> nördliche Theil Neuspaniens Standörter genug darbieten mag, die<br />

dem Naturell dieses Thiers <strong>zu</strong>sagen können.<br />

Dagegen scheint die am Schlufs unter dem Namen Tla - mizdi aufge-<br />

fidirte Katzen -Art nichts an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Löwen -Affe sein <strong>zu</strong> können. Die<br />

Bildung dieses Namens aus Tla, dem unbestimmten Sachpronomen und<br />

dem Hauptwort ist allerdings auffallend.


Cap. xn.<br />

Itzciiniqiiani, eigentlich It7.cuiniquani<br />

<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Hunde, ein böses listiges Thier, von dem aber wei-<br />

ter nichts gesagt wird, woraus man eine Deutung herleiten könnte. Am<br />

Ende dieses Abschnitts sagt Hernandez, Einige hielten es für einerlei mit<br />

dem Cuida- Mizdi j Andre mit dem Itzquintecuani, welches nachher vor-<br />

kommt und eine JSasua <strong>zu</strong> sein scheint.<br />

Cap. Xm.<br />

Coyotl sive T^iiJpes.<br />

Der Fuchs, <strong>der</strong> hier beschrieben wird, ist bis Jetzt unbeachtet ge-<br />

blieben und zwar sehr mit Unrecht, da er unleugbar eine <strong>der</strong> schönsten und<br />

auffallendsten Arten seiner Gattung ist. Man kann nicht leugnen, dafs die<br />

etwas im<strong>zu</strong>sammcnhangende Beschreibung welche Hernandez hier giebt,<br />

wohl hauptsächlich Ursache dieser Vernachlässigung sein mag, sie enthält<br />

aber übrigens Alles woraus Einer eine bessere Beschreibung hätte machen<br />

Phjs. Klasse 1827. O<br />

[Begin Page: Page 106]<br />

106 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

können, nm die systematische Reibe <strong>der</strong> Raubtliiere um ein neues Glied <strong>zu</strong>


ereichern, sowie dies <strong>zu</strong>fällig mit manchen an<strong>der</strong>n Angaben unsers Schrift-<br />

stellers geschchn ist, die kaum halb so sehr die Mühe gelohnt haben. Man<br />

erfährt nemlich hier, dafs <strong>der</strong> Coyotl ein Mittelding zwischen Wolf und<br />

Hund ist, von <strong>zu</strong>gespitzter schwarzer Schnauze, kurzen spitzen Ohren,<br />

stemmigen Schenkeln, starken krummen Krallen und bedeckt von braunem,<br />

schwarzen (') und weifsen durcheinan<strong>der</strong>gemischtem Haar. Dies Alles pafst<br />

auf ein Exemplar, das Herr Deppe in Real Arriba luiter dem Namen Zorro-<br />

Axar erhielt imd vortrefflich erhalten dem IMuseiun überbrachte. Eine ge-<br />

nauere Beschreibung des schönen Thieres gehört nicht hieher. Ich begnüge<br />

mich daher, hier an<strong>zu</strong>führen, dafs ich ihn mit dem Namen Canis nigrirostris<br />

im Museum aufgestellt habe. Wenn übi-igens einige Schriftsteller dieses<br />

Capitel mit <strong>zu</strong>m Canis }nexicanus citiren, so ist dies gewifs iri'ig, da darunter<br />

ein dem europäischen Wolf sehr ähnliches Thier verstanden vnvA, von<br />

welchem nachher im 23"'° Capitel die Rede ist.<br />

Cap. XIV.<br />

Was <strong>der</strong> Cz/zV/rtx-rojo// o<strong>der</strong> Wolfsfuchs sei, <strong>der</strong> einen dichtbehaar-<br />

ten Hals und Brust und ein ganz mit Haaren bewachsenes Gesicht haben<br />

soll, (man mufs hier nemlich statt a Ccn'o lesen: acervd) bin ich nicht im<br />

Stande <strong>zu</strong> enträthseln, man müfste denn dabei an den amerikanischen Luchs,<br />

F. canadensis <strong>zu</strong> denken geneigt sein; aber in dem ^izr^-Co^o// Ameisen -<br />

Fuchs und Tlal-Coyotl Erd-Fuchs glaube ich auf Arten <strong>der</strong> Gattung Mjr-<br />

mecophaga muthmafsen <strong>zu</strong> können, die in den warmen Gegenden gemein und<br />

von Hernandez sonst gar nicht erwähnt sind.<br />

Cap. XV.<br />

Ocotochtli sive />... Dasypus.<br />

Oco-tocÄ/A' wörtlich: Fichten -Kaninchen, daher sich das in Hernan-


dez Manuscript unlesei'lich gewesene Wort, von dem nur <strong>der</strong> erste Buchstab<br />

(') Es ist nemlich wohl nicht <strong>zu</strong> gewagt, wenn ich bei einem Schriftsteller, <strong>der</strong> so viele<br />

erweisliche Druck- o<strong>der</strong> Schreibfehler enthält, statt <strong>der</strong> Worte; fusco, longo, candidoque<br />

promiscue pilo tegitiir vermuthe: fusco, nigra, candidocjue was übrigens auf alle wilde<br />

Hunde -A rten <strong>zu</strong>ifft.<br />

[Begin Page: Page 107]<br />

des Franc. Hernandez von den vierjüjsigen Thieren Neuspaniens. 107<br />

p... kenntlich war, leicht in pinetorwn o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen ergänzen läfsl. Die<br />

Beschreibung bezeichnet offenbar eine kleine Katzen -Art mit braunem<br />

Rücken, weil'sem Bauch und über dem ganzen Leibe zerstreuten schwarzen<br />

Flecken; Schnauze und Schwanz werden kurz genannt, so kann es F. nta-<br />

croura nicht sein. Dagegen kann die sehr fabelhaft klingende Angabe ihrer<br />

Furchtbarkeit wohl eben nicht hin<strong>der</strong>n, einen Venvandten von F. niilis<br />

darin <strong>zu</strong> vermuthen. Molina übersetzt den ganzen Namen dm-ch Marta<br />

Mar<strong>der</strong>; <strong>der</strong>en giebt es aber keine von getigerter Zeichnung.<br />

Cap. XYl.<br />

Ozto-hiia.<br />

Der Name bedeutet: in Höhlen wohnend, wie auch Hernandez im<br />

Text angiebt. Es scheint entwe<strong>der</strong> nur eine kleinere Varietät des oben<br />

(Cap. 13.) erwähnten Cojotl o<strong>der</strong> Fuchses <strong>zu</strong> sein, <strong>der</strong>, wie wir von Herrn<br />

Deppe erfahren, in <strong>der</strong> Gröfse imd Farbe leicht abän<strong>der</strong>t, und an welchem


wenn das Borstenhaar eben wechselt ganze Stellen, die davon entblöfst sind,<br />

den rothbraunen Wollpelz zeigen, o<strong>der</strong> Buffons Taiva {Gulo canescens<br />

III. Miislela barhara Lin.) vorstellen <strong>zu</strong> sollen. Dies mirde sich vollstän-<br />

diger eröi-tern lassen, wenn die Abbildung von <strong>der</strong> hier die Rede ist, nicht<br />

verloren gegangen wäre.<br />

Tepemaxlla (am Ende dieses Satzes) kommt nacliher noch dreimal<br />

übei'all unter denselben Kennzeichen vor. Davon also nachher.<br />

Cap. X\TI.<br />

Qumih-pegoÜi sive MeJes montamis.<br />

Der Name ist schon oben vorgekommen als Beiname des Waschbären<br />

und bedeutet ein Baum-Thier. Es mufs also hier wohl etwas dem Wasch-<br />

bären Ahnliches gemeint sein und man erkennt auch bald aus <strong>der</strong> Beschrei-<br />

bung <strong>der</strong> langen dünnen, nach oIjcu beweglichen Nase, dafs hier von einem<br />

Monde [Nasua) die Rede sei. Auch Alles was von <strong>der</strong> Manchfaltigkeit <strong>der</strong><br />

Färbung, <strong>der</strong> Lebensart, leichten Zähmimg u. s.w. gesagt wird, pafst auf<br />

das VoUkommeiiste auf diese Säugethierform, die in den warmen Strichen<br />

Mexico's gemein ist und <strong>der</strong>en Hernandez weiter nicht erwähnt. Die<br />

02<br />

[Begin Page: Page 108]<br />

108 Lichten stein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrich len


Überset<strong>zu</strong>ng Mcles niontanus ist offenbar irrig, indem sie sowohl dem mexi-<br />

canischen Namen, als <strong>der</strong> Angabe die Hernandez von dem Fundort macht,<br />

wi<strong>der</strong>spi-icht. Wahrscheinlich gilt dieser Name von dem am Ende erwähn-<br />

ten eigentlichen Dachs, den Hernandez nicht gesehn <strong>zu</strong> haben bezeugt,<br />

und <strong>der</strong> schon damals aus den kälteren nördlichen Gegenden bekannt sein<br />

konnte, nemlich von Buffons Carcajou (Meles labradoi-ius) in welchem die<br />

neueren Systematiker einstimmig niu* eine Varietät des europäischen Dachses<br />

erkennen und den daher die Spanier in Mexico sehr wohl mit dem Namen<br />

desselben: Texon, belegen durften.<br />

Gap. XVin.<br />

Itzqui-epatl sive T^ulpecula.<br />

Itzqui heifst Mais, Epnll ist nach Molina's Wörterbuch <strong>der</strong> Name<br />

des Stink ihiers. Es ist schwer <strong>zu</strong> glaulien, dafs die Farbe des gedöi-rten<br />

Mais dem Thier den Namen gegeben, denn davon liegt nichts in dem mexi-<br />

canischen Namen imd es wi<strong>der</strong>spricht dieser Zusatz geradezvi <strong>der</strong> Beschrei-<br />

bung imd <strong>der</strong> sehr bekannten Erfahrung, dafs alle bis jetzt bekannten Arten<br />

<strong>der</strong> Stinkthiere tief schwarz mit schneeweifsen Streifen gezeichnet sind.<br />

Wahl-scheinlicher wird es also, dafs <strong>der</strong> Name von dem Aufenthalt <strong>der</strong><br />

Stinkthiere in den Maisfel<strong>der</strong>n hei-<strong>zu</strong>leiten sei ; ein Standort, <strong>der</strong> ihrem Na-<br />

turell sehr <strong>zu</strong>sagen mufs und den sie auch nach Depp e's Versicherung häufig<br />

einnehmen.<br />

Es sind hier zwei Arten solcher Thiere unterschieden, nemlich Itzqui<br />

epatl welches mehrere weifse Rückenstreifen hat, und Con-epall das an je<strong>der</strong><br />

Seite des Rückens nur einen trägt.


Ungeachtet dieser sehr deutlichen Bezeichnung, die Buffon sogar<br />

mit den eignen Worten des spanischen Schriftstellers unter seinen Text auf-<br />

nimmt ('), hat er in demselben die Namen gerade im entgegengesetzten Sinne<br />

angewendet und alle spätere Systematiker haben sich ferner nur auf ihn be-<br />

zogen, ohne die Quelle selbst <strong>zu</strong> Rathe <strong>zu</strong> ziehn. Demnach ist <strong>der</strong> Itzqui-<br />

epatl wirklich Linne's Viverra putorius {JSIephitis putorius <strong>der</strong> Neueren) das<br />

durch ganz Nordamerika verbreitete fünfstreifige Stinkthier, das die Spanier,<br />

{' ) Hisl. nal. Tom. XIII. p. 288.<br />

[Begin Page: Page 109]<br />

des Franc. Hernandez von den vierjiifsigen Thiercn Neuspaniens. lOy<br />

seit sie sich dort ansiedelten, Zorilla (kleiner Fuchs: Vulpecula^ genannt<br />

haben, welcher Name dann mifsbränchlich auf die südafrikanische di'cislrei-<br />

fige Art übertragen worden ist (iJ/. Zordla Desni.). Diese hat Buffon un-<br />

ter dem Namen Con-epad ahgehildet{^).<br />

Der Con~epad des Hernandez ist aber nichts Andres als Buffon's<br />

Coase (Tab. 2S.), <strong>der</strong> bald, wie er ihn vorstellt, ohne alle Streifen, bald<br />

mit einem sich mehr o<strong>der</strong> weniger gegen den Schwanz hinziehenden Streifen<br />

vorkommt. Man vergleiche was Azara über diese Verschiedenheiten seines<br />

Yagonare, unsrer M. sujfocans beibringt (^) imd was die Exemplare unsers<br />

Museums auf das Vollständigste <strong>zu</strong> bestätigen im Stande sind.<br />

Der ganze Irrthum ist aber duixh die Abbildung veranlafst, die gar


nicht <strong>zu</strong> diesem Abschnitt gehört, dem Inhalt desselben in allen ihren Thei-<br />

len wi<strong>der</strong>spricht und in welchem je<strong>der</strong> Unbefangene imd Unterrichtete den<br />

Gido canescens wie<strong>der</strong> erkennen mufs. Es wü'd nun sehr wahrscheinlich,<br />

dafs die im 16'" Capitel erwähnte Abbildung des Ozto-hua, die dort fehlt<br />

durch einen Fehler <strong>der</strong> Herausgeber hicher gerathen sei, und dafs, wie ich<br />

schon dort die Vermuthung aussprach, <strong>der</strong> Ozto-hua dieser im tropischen<br />

Amerika so allgemein verbreitete \ieltrafs sei.<br />

Übrigens enthält das mexicanische Reich eine bedeutende Zahl un-<br />

terschiedner Stinkthier- Arten, von welchen die gröfseren und schöneren<br />

unserm Autor ganz unbekannt geblieben <strong>zu</strong> sein scheinen.<br />

Cap. XIX.<br />

Cercopitheci ( Oco - Mntii).<br />

Sehr oberflächlich ist, was Hernandez an <strong>der</strong> Stelle, auf die hier<br />

Beziehung genommen wird, von den Affen Mexico's sagt: es gebe <strong>der</strong>en<br />

grofse imd kleine, schwarze, braune, hundsköpfige u.s.w., sie seien ein-<br />

an<strong>der</strong> sehr hülfreich, lieben ihre Jungen und werden auf mancherlei Art ge-<br />

fangen. Es wird auf diese Steile <strong>zu</strong>m Behuf naturhistorischer Ex'läuterimgen<br />

nie Rücksicht <strong>zu</strong> nehmen sein.<br />

Eben so beschäftigt sich das 20"" Capitel nur mit Nachrichten von<br />

zahmen Hunde -Arten, die man in Europa nicht kenne. Es werden ganz<br />

(') ///V/. ««/. Tom.Xin. Tab.40. (") Essais etc. Toxa.l. ^^^.211.


[Begin Page: Page 110]<br />

110 Lichtenstein: Erläutenmgen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

haarlose glatte bewrin<strong>der</strong>t, die man später ja auch aus an<strong>der</strong>n Gegenden <strong>der</strong><br />

Erde kennen gelei-nt hat, und demnächst ist die Rede von den AViui<strong>der</strong>lichen<br />

Höckerhunden, <strong>der</strong>en einer auch früher (pag. 466.) abbgebildet ist, auf<br />

welchen sich die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Naturforscher in beson<strong>der</strong>em Gi-ade<br />

gewendet hat. Es ist unläugbar nur eine Vai-ietät des Haushundes, die durch<br />

übermäfsige Fettanhäufung diese son<strong>der</strong>bare Monstrosität angenommen <strong>zu</strong><br />

haben scheint, von <strong>der</strong> aber bis jetzt noch nichts Ahnliches bekannt ist.<br />

Herr Deppe hat auf vielfache Erkundigung nach diesem Gegenstand erfah-<br />

i-en, dafs die Race noch in <strong>der</strong> Provinz Zacatecas existire. Von doi't haben<br />

wir weitere Aufklärung ab<strong>zu</strong>warten.<br />

Cap. XXI.<br />

Tepe-itzciiintli sive Canis montanus.<br />

Auch in diesem Thier kann man nichts Andres als den schon oben<br />

(Cap. 16.) mit ähnlichen Worten, doch nicht so deutlich beschriebenen<br />

G. canescens erkennen; eine Wie<strong>der</strong>holung, <strong>der</strong>en in diesem Werk so viele<br />

vorkommen.<br />

Cap. XXn.<br />

Magame sive Cervi.<br />

Wenige Abschnitte in diesem Werke haben <strong>zu</strong> so vielen Erörterungen


Veranlassung gegeben als dieser. Nachdem nemlich <strong>zu</strong>erst Seba und nach<br />

ihm mehrere Andre von den Namen Mazame und Temamazame eine mifs-<br />

bräuchliche Anwendung auf gewisse Antilopen -Arten gemacht, erscheint<br />

<strong>der</strong> mexicanische Hirsch in <strong>der</strong> 10"° Ausgabe des Linneischen Systems als<br />

Cervus hezoarticus unter Beziehung auf diese Stelle und auf eine andre des<br />

Marcgrave(^), wo von dem Qugiiacu-ele (dem jetzigen C. campestris) die<br />

Rede ist. In <strong>der</strong> 12'" Ausgabe bleibt aber diese Art hinweg und beide Citate<br />

werden zweifelhafter Weise denen des Rehes hin<strong>zu</strong>gefügt. Dies letztere ist<br />

wahi-scheinlich durch die Bemerkungen Buffon's(-) veranlafst, die kurze<br />

Zeit vor dem Erscheinen <strong>der</strong> 12"'° Ausgabe bekannt geworden waren und<br />

(') Hisl. Brasil. ^.235.<br />

(-) Hist. nat. Vol. VI. pag. 211. und Vol. XII. pag. 317.<br />

[Begin Page: Page 111]<br />

des Franc. Eernandez von den vierfüfsigen Thieren Neuspaniens. 1 1 1<br />

nach, welchen unter Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Seba sehen Ii-rthümer <strong>zu</strong> beweisen<br />

versucht wird, dafs die von Hernandez beschriebenen Hirsche nichts als<br />

blofse Varietäten des Rehes seien. Diese Meinung wi<strong>der</strong>legt später Pen-<br />

nant, auf dessen Autorität Gmelin einen Ceivus mexicanus in die Systeme<br />

einführt, unter welchem man aber fortfährt, sich <strong>zu</strong>gleich auch den brasili-<br />

schen als nicht unterscheidbar vor<strong>zu</strong>stellen, bis denn ganz neuerlich erst,<br />

von Desmarest, bei<strong>der</strong> Verschiedenheit ei-kannt und in bestimmten Aus-<br />

drücken geltend gemacht worden ist, ohne dafs indessen von dem mexica-


nischen bis jetzt etwas mehr als das bei Buffon (Tom. VI. tab. 37.) abge-<br />

bildete Gehörn bekannt gewesen wäre. Die von dem Herrn Grafen v. Sack<br />

in 3Iexico nicht ohne Mühe aufgetriebenen und unserm Museum geschenkten<br />

Exemplare sind wohl ziemlich gewifs die ersten und bis jetzt einzigen dieser<br />

viel besprochenen Art, die nach Europa gekommen, daher ich sie nächstens<br />

in Zusammenstellung mit mehreren an<strong>der</strong>n Hirsch -Arten in Abbildung und<br />

Beschreibung bekannt <strong>zu</strong> machen denke (').<br />

Hier ist nur <strong>zu</strong> bemerken, dafs diese ganze Stelle des Hernandez<br />

gar wenig Gehalt hat und nie einige Wichtigkeit hätte bekommen sollen.<br />

Die Überschrift Macame (Plural von Macatl, Hirsch) hätte auch nicht <strong>zu</strong>m<br />

Namen einer einzelnen <strong>der</strong> fünf Arten gebraucht werden dürfen, von welchen<br />

man so wenig erfährt, dafs man nicht einmal <strong>zu</strong> bestimmen im Stande ist,<br />

<strong>zu</strong> welcher von ihnen die beiden Bil<strong>der</strong> gehören. In dem ersten ist <strong>der</strong><br />

Cervus mexicanus , dem breiten beckenförmigen Geweih nach, wohl ganz gut<br />

<strong>zu</strong> erkennen, das zweite aber stellt wahrscheinlich nur einen Spiefser <strong>der</strong>-<br />

selben Art vor und es ist ihm wohl <strong>zu</strong>viel Ehre wi<strong>der</strong>fahren, wenn neuerlich<br />

Herr Hamilton Smith seine Meinung von <strong>der</strong> Existenz Antilopen- artiger<br />

Wiedei-käuer im nördlichen Amerika dadurch noch befestigen <strong>zu</strong> können<br />

gemeint hat. Eher noch möchten einige Worte, die weiter unten im Text<br />

vorkommen den IMeinungen dieses vielbewan<strong>der</strong>ten Forschers <strong>zu</strong> Statten<br />

kommen. Über die vei-schiednen Namen <strong>der</strong> mexicanischen Hirsche ver-<br />

weise ich auf die hier angehängten Bemerkungen des Herrn von Humboldt<br />

und führe <strong>zu</strong>m Schlufs noch an, dafs heutiges Tages im Lande nur von einer<br />

einzigen Art die Rede ist.<br />

(') Dies ist bis <strong>zu</strong>m Abdruck dieser Abhandlung bereits gescbebn im vierten Heft <strong>der</strong><br />

DarsteHung <strong>der</strong> Säugetliiere des zoologiscbeu Museums.


[Begin Page: Page 112]<br />

112 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

Cap. xxm.<br />

Cite-tlachiU sive Lupus inclicus.<br />

Sowohl dieser Name als <strong>der</strong> hier <strong>zu</strong>gleich angeführte Xolo-itzcuintU,<br />

<strong>der</strong> über dem hieher gehörigen Bilde (S. 479.) steht, werden von allen äl-<br />

teren und neueren Zoologen <strong>zu</strong> dem Canis meocicanus citirt, dessen Merk-<br />

male <strong>zu</strong>erst von Brisson, nachher von allen Übrigen aus diesen Stellen bei<br />

Hernandez entlehnt sind. Sie halten sich dabei vorzüglich an die Angaben<br />

von <strong>der</strong> Zeichnung (dafs nemlich an mehreren Stellen des Leibes eine röth-<br />

liche Farbe durchschimmere), imd an die dünne Behaai-ung des Schwanzes.<br />

Dies trifft nun allerdings auch Beides auf das gröfsere Exemplar <strong>zu</strong>, das ims<br />

Herr Deppe übersandt hat, allein es würde, da die Färbung und Dichtig-<br />

keit <strong>der</strong> Behaarung bei dem Wolf und seinen Verwandten aus <strong>zu</strong>fälligen Ur-<br />

sachen so sehr dem Wechsel unterworfen sind, nicht hinreichen, das Thier<br />

als wesentlich verschieden vom canadischen Wolf <strong>zu</strong> betrachten, wenn nicht<br />

dabei die Ohren <strong>zu</strong>gleich von so bedeuten<strong>der</strong> Gröfse wären. Sie üheitreffen<br />

die des europäischen Wolfes um die Hälfte an Länge und Breite, worauf<br />

Hernandez imter den übrigen Kennzeichen hinweiset {awcs gerit ereclas<br />

longas), imd so ist die specifische Verschiedenheit des Canis mexicanus nicht<br />

mehr <strong>zu</strong> bezweifeln. In seiner Diagnose würde aber allerdings auch <strong>zu</strong> er-<br />

wähnen sein, dafs alles Unterhaar röthlicher ist, als am gemeinen imd cana-<br />

dischen Wolf, so dafs diese Farbe an allen dünner behaarten o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>fällig


abgeschabten Stellen hervortritt und dafs übrigens alles längere Haar (des<br />

Nackens und Rückens) schwarze Spitzen hat, wodurch die schwarzen bogen-<br />

förmigen Queerstreifen entstehn, die auch <strong>der</strong> canadische Wolf soviel deut-<br />

licher hat, als <strong>der</strong> europäische.<br />

Interessant ist die Bemei'kung, dafs dieser Wolf ganz weifs vorkomme,<br />

was auch bei dem canadischen so häufig <strong>der</strong> Fall ist, dafs man fast vermuthen<br />

möchte, es wäre eine Verän<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Jahrszeit, die sich bei alternden<br />

Individuen regelmäfsig einstelle. Denn fast ein Drittheil <strong>der</strong> im Kürschner-<br />

handel aus Nordamerika gebrachten Wildschuren sind weifs.<br />

[Begin Page: Page 113]<br />

des Franc. Hernandez von den vierfüjsigen Thieren Neiispaniens. 113<br />

Cap. XXIV.<br />

Tiican sive Talpa indica.<br />

Der Name ist nicht mexicanisch, son<strong>der</strong>n nur <strong>der</strong> entstellte spanische<br />

des IMaulv^airfs Tuco o<strong>der</strong> Toco. Noch heutiges Tages führt ihn durch alle<br />

mexicanische Provinzen das Thier, von dem hier die Rede ist, inid das den<br />

Auslegern vfie<strong>der</strong> viel <strong>zu</strong> schaffen gemacht hat. Zuerst beschäftigt sich<br />

Buffon damit (^), indem er <strong>zu</strong> beweisen sucht, es sei mit Seba's rothem<br />

amerikanischen ]Maulwurf(^) einerlei. Wer aber Seba's Abbildung ansieht,<br />

die imverkennbar einen capischen Goldmaulwiu-f darstellt, wird sie nicht<br />

mit <strong>der</strong> Vorstellung von diesem Thier vereinigen können, dem Hernandez<br />

ausdrücklich denies priinores Linas longos, earserlos et incu/vos beilegt. Dies


Merkmal macht sich Azara <strong>zu</strong> Nutz um <strong>zu</strong> bevrelsen, <strong>der</strong> Tucan sei sein<br />

Tucutuco und Espinoso (^Rat epineiix) (^). Da aber alles Übrige nicht pafst,<br />

und er die Wi<strong>der</strong>sprüche sehr ungeschickt alle aus Mifsverstäudnissen <strong>zu</strong> er-<br />

klären versucht, so glaubt es ihm Niemand.<br />

So war also bisher trotz <strong>der</strong> ausführlichen Beschreibung nichts über<br />

diesen Tuco entschieden und es mufste um so erfreulicher sein, in dem, uns<br />

aus Mexico unter demselben Namen in mehreren Exemplaren übersandten<br />

Thier jenen vielbesprochenen Taschenhamster (Cricelus biirsarius) wie<strong>der</strong><br />

<strong>zu</strong> erblicken, über welchen ich bereits vor fünf Jahren ("*) <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />

meine Bemerkungen vor<strong>zu</strong>legen die Ehre hatte. Alle diese mexicanischen<br />

Exemplare weichen indessen von dem damals beschriebenen canadischen ei-<br />

nigermafsen ab, so dafs es mir gerathen schien, die gefundne Eigenlhüm-<br />

lichkeit fürerst durch Annahme einer specifischen Verschiedenheit fest<strong>zu</strong>hal-<br />

ten und sie mit dem Namen Ascomjs mexicaniis <strong>zu</strong> bezeichnen.<br />

Die Unterschiede liegen in <strong>der</strong> viel dunkleren Farbe, dem kürzeren<br />

Schwanz, <strong>der</strong> viel stärkeren Kralle des Zeigefingers und den einfach gefurch-<br />

ten Schneidezähnen, die bei A. canadensis eine Doppelfurche haben. Die<br />

{') Hist. nal. Vol. XV. pag. 159.<br />

(-) Thesaurus I. pag. 51. lab. 32. fig. 2.<br />

{') Apuntamicntos etc. pag. 69. et 76. und französ. Uebers. Essais sur l'hist. nat. des<br />

Quadrupedes du Paraguay II. S.79.<br />

('') <strong>Abhandlungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> vom Jahr 1822. S. 13. . .»


Phjs. Klasse 1827. P<br />

[Begin Page: Page 114]<br />

114 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

von Hernandez gegebne Beschreibung pafst vollkommen, wiewohl er frei-<br />

lich von den versteckten Backentaschen nichts weifs, und noch heutiges Ta-<br />

ges ist dieser Tuco ein Zerstörer <strong>der</strong> Maisfel<strong>der</strong> {ThiolW) imd den Reisenden<br />

wegen <strong>der</strong> vielfachen Röhren, die er gräbt, und in welche Menschen und<br />

Lastthiere leicht einsinken, beschwerlich, wie's Hernandez angiebt.<br />

Aus den Bemerkungen am Schlufs dieses Capitels erfährt man, dafs<br />

Hernandez auch von einem wirklichen Maidwurf {cjuae lummis prorsus sä<br />

expers) etwas weifs, wahrscheinlich ist damit Condjlura cristata {Talpa<br />

longicaudä) gemeint.<br />

Cap. XXV.<br />

Coyametl sive Qiiauh- coyametl.<br />

Unverkennbar ist hier die dem amerikanischen Continent eigne Form<br />

<strong>der</strong> Schweine beschrieben, welche die neueren Zoologen unter dem Namen<br />

Dicotjles von <strong>der</strong> Gattung Sus abgeson<strong>der</strong>t haben. Auch ist diese Stelle<br />

immer gleichzeitig mit den von Marcgrave über dieselbe Thierform gege-<br />

benen Nachrichten benutzt. Doch wird hier nicht klar, welche <strong>der</strong> beiden<br />

von Azara so scharf unterschiednen Arten gemeint sein könne und lei<strong>der</strong> ist


unter den Geschenken des Herrn Grafen von Sack keine Probe, die darüber<br />

Aufschlufs geben könnte. Jedenfalls läfst sich annehmen, dafs diese Schweine<br />

nur in den südlicheren Provinzen Neuspaniens vorkommen.<br />

Cap. XXW.<br />

Quaiih - techalotl.<br />

Hernandez unterscheidet in diesem Capitel sechs Arten von Eich-<br />

hörnchen, <strong>der</strong>en gleichsam generischer Name das mexicanische Techalotl<br />

ist, wie Molina lehrt.<br />

Das erste heifst Quauh- techalotl Bnum- o<strong>der</strong> Wald -Eichhorn und ist<br />

ganz schwarz.<br />

Das zweite, Quauh- techalotl -quapachtli (das starkbehaarte Baum-<br />

Eichhorn) o<strong>der</strong> Cozti-oco-tecjuallin (das gelbe (rothgelbe) Fichten -Eich-<br />

horn) ist beson<strong>der</strong>s grofs, auf dem Rücken weifs, schwarz und braun, und<br />

am Bauche rothgelb.<br />

[Begin Page: Page 115]<br />

des Franc. Hcrnandez von den vierfüfsigen Thieren Neuspaniens, 115<br />

Das dritte, Techalotl (Eichhorn, schlechthin) ist nur klein, von kur-<br />

zem vrenig behaartem Schwanz, braun und weifs gemischtem Haar und lebt<br />

in <strong>der</strong> Erde.


Das vierte Tlal-motolU (T/al Erde, mototli nicht <strong>zu</strong> enträthseln) nur<br />

Spannenlang mit langem behaartem Schwanz, auf welchem weifse, schwarze<br />

und braune Linien, die Leibesfarbe bunt, <strong>zu</strong>weilen ins Rothgelbe ziehend.<br />

Das fünfte Quimich- pal/an (die fliegende Maus).<br />

Das sechste, Iztac- techalotl (das weifse Eichhörnchen) von weifser<br />

Grundfarbe, <strong>der</strong> Kopf, Hals imd die Schenkel auf <strong>der</strong> Rückenseite gelb,<br />

<strong>der</strong> Schwanz bunt von weifs, blaugrau und gelb.<br />

Von dem ersten, dem schwarzen, ist auch ein Holzschnitt vorhanden,<br />

den Joh. Faber nebst einigen Zeilen Beschreibimg und fünftehalb Seiten<br />

Scholien S. 582, dieses Werkes hat einschalten lassen. IMan erfährt aber<br />

aus diesem Allen nicht mehr, als was Hernandez oben angegeben hat.<br />

Inzwischen hat Linne die Abbildung benutzt und sie nebst einer ähnlichen<br />

bei Catesby als vollgültige Zeugen für die Existenz eines ursprünglich rein<br />

schwarzen Eichhorns in Nordamerika angenommen, imd diese Art mit dem<br />

Namen Sciurus ni'ger belegt, imter welchem sie noch jetzt in allen Verzeich-<br />

nissen steht. Wir haben imter den vielen Exemplaren des mexicanischen<br />

Eichhorns auch häufig <strong>der</strong>gleichen schwarze mitbekommen, in ihnen aber<br />

nichts andres, als blofse Varietät <strong>der</strong> gewöhnlicheren rothbäuchigen Färbimg<br />

ei'kennen können. Wir sind daher <strong>der</strong> IMeinung, dafs sie als eigne Art<br />

nicht bestehe, wenn gleich von Herrn Deppe versichert wird, dafs sie in<br />

den südlichen Gebirgszügen, die weniger hoch und das ganze Jahr hindurch<br />

reicher an Nahrung sind, häufig vorkomme, dagegen in den kälteren Ge-<br />

genden vergeblich gesucht werde. Immer aber sind solche schwarze Indi-<br />

viduen in Gesellschaft <strong>der</strong> gemeineren Art angetroffen worden und erschei-<br />

nen daher nur als eine unter günstigen Umständen hervortretende Umän-<br />

<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>selben, wobei ein höheres Alter auch eine Hauptbedingung


sein mag.<br />

Überhaupt aber ist die Färbung des gemeinen mexicanischen Eich-<br />

horns so verän<strong>der</strong>lich, dafs wir nicht zwei Exemplare von ganz gleicher Fär-<br />

bung aus vierzehn, die wir <strong>zu</strong>saminengenommen erhielten, haben herausfin-<br />

den können. Auf die mehi-sten pafst indessen die Beschreibung welche<br />

Hernandez von seiner zweiten Art giebt, denn das Haar <strong>der</strong> Rückenseite<br />

P2<br />

^y<br />

[Begin Page: Page 116]<br />

116 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

ist schwarz iind vor <strong>der</strong> Spitze weifs geringelt, <strong>der</strong> Bauch gelb. An recht<br />

schönen Exemplaren ordnen sich die Ringe <strong>zu</strong> einer gleichmäfsig fein ge-<br />

sprenkelten Zeichnung, und an dem Schwanz werden gleichlaufende Streifen<br />

in angenehmer Regelmäfsigkcit sichtbar; an solchen wird denn auch <strong>der</strong><br />

Bauch dunkelrostroth. Niemals aber sind die Schnauze o<strong>der</strong> die Ohren<br />

weifs, und das ist deshalb wichtig, weil darin wohl hauptsächlich <strong>der</strong> Unter-<br />

schied zwischen dem grofsen nordamerikanischen und dem mexicanischen<br />

Eichhorn besteht. Ein solches weifsohriges hatte Buffon vor sich, als er<br />

unsers Autors Nachrichten musterte, und er glaubte darin, da auch die<br />

Farbe des Bauches stimmte, eben diese zweite Art <strong>zu</strong> erkennen, <strong>der</strong>en Name<br />

ihm aber viel <strong>zu</strong> un])cquem klang und den er daher kurzweg in Cocjuallin


abkürzte ('). In den lateinischen Verzeichnissen steht denn diese Art unter<br />

dem Namen Sc. variegatus. Sie ist aber nicht die mexicanische, son<strong>der</strong>n<br />

meines Bedünkens nur eine rothbäuchige Varietät des grofsen nordamei-ika-<br />

nischen, das ohne diese Färbung Sc. capislratus heifst. Dagegen ist Herrn<br />

Geoffroy's Sc. rafwenter höchstwahrscheinlich diese mexicanische Art, in<br />

einem jugendlichen Zustande, weshalb ich denn diesen Namen auch <strong>der</strong> hier<br />

gemeinten Art <strong>zu</strong> lassen für das Beste halte, um nicht durch einen neuen<br />

Namen die Sache noch mehr <strong>zu</strong> verwirren.<br />

Von dieser nixn sind die Jimgen kiirzer behaart und haben Anfangs<br />

einen grauen nachmals einen gelblichen Bauch, auch wohl die Spitzen <strong>der</strong><br />

Schwanzhaare von fahler Farbe; die Färbung <strong>der</strong> Bauchseite nimmt mit dem<br />

Alter an Intensität <strong>zu</strong>, indem <strong>zu</strong>gleich die Oberseile dunkler wird und rei-<br />

nere Zeichnung bekommt, endlich machen alle diese Farben <strong>der</strong> rein schwar-<br />

zen Platz imd solche sind die oben erwähnten, von Hernandez für eine<br />

eigne Art gehaltenen Exemplare (^). Herr Deppe versichert, dafs es in<br />

niedrigen warmen Gegenden ganz helle dünnbehaarte gebe und feine solche<br />

Varietät scheint mir die von Hernandez als die sechste Art beschriebene<br />

buntscheckige, wie <strong>der</strong>gleichen bei allen Arten dieser Gattung vorkommen.<br />

(*) Bist. nat. Vol. XIII. pag.109.<br />

(-) Unter den von Herrn Deppe mitgebrachten lebenden Thieren war ein solches<br />

Eiclihorn, das in <strong>der</strong> Königl. Menagerie auf <strong>der</strong> Pfauen-Insel durch alle diese Verwandlun-<br />

gen <strong>zu</strong> einem prachtvollen schwarzen Pelz gelangt ist.


[Begin Page: Page 117]<br />

des Franc. Hernandez von den vierfüfsigen Thieren Neilspaniens. 1 1 7<br />

Schwerlich ist die Angabe von Hernandez richtig, dafs diese Art in<br />

Erdhöhlen lebe. Denn erstlich wi<strong>der</strong>sprechen dem beide Namen, die es<br />

trägt und die es als ein Thier, das auf Bäumen lebt, bezeichnen; dann aber<br />

würde die Behaarung, beson<strong>der</strong>s des Schwanzes, unmöglich an allen Exem-<br />

plaren so reich imd sauber erscheinen können, wie sie Hernandez selbst<br />

rühmt. Wahrscheinlich ist hier eine Venvechselung mit <strong>der</strong> folgenden, <strong>der</strong><br />

dritten Art vorgegangen.<br />

Diese nun ist eben deshalb beson<strong>der</strong>s merkwürdig, weil sie ein Erd-<br />

bewohnendes Thier ist imd sich ihre Höhlen selbst gräbt. Das kommt denn<br />

auch in ihrer Bildung sehr deutlich <strong>zu</strong>m Vorschein. Der Kopf ist kürzer<br />

und breiter, die Ohren stumpf, das Haar kurz imd straff und <strong>der</strong> Schwanz<br />

dünnbehaart. Jedes einzelne Haar hat gegen die Spitze auch einen weifsen<br />

Ring, die Spitze selbst aber ist wie<strong>der</strong> schwarz, die Unterseite so wie ein<br />

Ring um die Augen sind schmutzig gelbweifs. Was aber das wichtigste ist,<br />

dieses Eichhoi-n hat Backentaschen ('), würde also streng genommen <strong>zu</strong>r<br />

Gattung Taniias <strong>zu</strong> zählen sein, wenn es nicht in allen übrigeif Thcilen so<br />

ganz mit den übrigen Eichhornen übei-einstimmte. Nach Herrn Deppe's<br />

Mittheilungen heifst dies Thier bei den Eingebohrnen und Spaniern Airones,<br />

hält sich am liebsten zwischen grobem Lavagerölle auf und thut den<br />

]\Iaisfel<strong>der</strong>n grofsen Schaden. Es ist fürerst unter dem Namen Sciurus buc-<br />

calus im zoologischen Museum aufgestellt.<br />

In <strong>der</strong> vierten Art könnte man <strong>der</strong> Gröfse nach die amerikanische<br />

Form von Tamias vernuithen, doch nicht ohne etwas willkührliche Deutung


<strong>der</strong> von Hernandez angegebnen Merkmale. Besser passen diese, wenn<br />

man von <strong>der</strong> Gröfse absieht, auf die Ubergangsformen des Sc. rufiventer,<br />

von dem wir Exemjilare besitzen mit grauem Bauch, durchscheinen<strong>der</strong> röth-<br />

licher Grundfarbe und sehr auffallenden schwarzen, bi-aunen und weifsen<br />

Binden des Schwanzes.<br />

Die fünfte Art ist unverkennbar das amerikanische fliegende Eichhorn,<br />

Pteromys volucella, ob ganz identisch mit dem in den vereinigten Staaten<br />

vorkommenden, läfst sich aus Mangel an einem Exemplar nicht entscheiden.<br />

Von dem sechsten ist schon oben die Rede gewesen.<br />

(') Die oberflacliliclie Untersuchung eines in Weingeist mitgesandten Exemplars zeigte,<br />

dafs diese Backentaschen von ansehnliclicm Umfang sind. Die genauere Ermittelung habe<br />

ich meinem HeiTU Collegen lludolphi überlassen müssen.<br />

[Begin Page: Page 118]<br />

HS Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nach rieh ten<br />

Cap. xxvn.<br />

Quaiih - teilt zo.<br />

Eine Art von Wieseln mit langem Schwanz, von weichem braunem<br />

Haar mit schwarzen Punkten; ein sanftes Thierchen, dessen Balg <strong>zu</strong> kost-<br />

barem Pelzwei'k benutzt wird. Die Füfse sind wie beim Quauh-pecotli<br />

(Nasiui); es lebt von Flüchten. — Ein Thier, auf welches diese Beschrei-


ung pafste, ist uns bis jetzt aus Mexico nicht bekannt geworden und seine<br />

Wie<strong>der</strong>entdeckung bleibt späteren Forschei-n empfohlen.<br />

Cap. XKYm.<br />

Tepe-Maxtlaton.<br />

Unter demselben Namen wird dieses Thier <strong>zu</strong>erst im 16' Capitel er-<br />

wähnt, dann noch einmal im 33""° fast unter denselben Ausdrücken beschrie-<br />

ben und kommt dann endlich im 40"" <strong>zu</strong>m viertenmal unter dem Namen<br />

CacamiztU vor. Die Hauptsachen <strong>der</strong> Beschreibung gehn darauf hinaus, es<br />

sei ein Thier von <strong>der</strong> Gröfse <strong>der</strong> Katze, doch von schlanker und dünner<br />

Leibesgestalt, langstreckigem <strong>zu</strong>gespitzten Kopfe, kurzen Ohren, ziemlich<br />

langem weifs und schwarzem (o<strong>der</strong> gelbbraun und schwarzem) Haar und ei-<br />

nem langen mit schwarzen und weifsen Queerbinden geringelten Schwanz;<br />

es lebe nach Art <strong>der</strong> Füchse vom Raixbe mid sei ein überall, doch beson<strong>der</strong>s<br />

in wai'men Landstrichen vorkommendes Thier.<br />

In <strong>der</strong> That scheint denn auch keins <strong>der</strong> kleineren Raubthiere durch<br />

ganz Neuspanien so allgemein verbreitet wie dieses; es ist uns in allen Sen-<br />

dungen <strong>zu</strong>gekommen und darum um so mehr <strong>zu</strong> verwun<strong>der</strong>n, dafs es <strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Naturforscher bisher so ganz hat entgehn können. Ein<br />

Beweis wie un<strong>zu</strong>gänglich diese Gegend solchen Forschungen so lange geblie-<br />

ben ist, und wie wenige Proben ihrer Erzeugnisse im ganzen vorigen Jahr-<br />

hun<strong>der</strong>t nach Europa gelangt sind('). Es hat auch nie ein Schriftsteller<br />

(') Auch in <strong>der</strong> Besclireibung des NaUiralieii-Ral)inets von Madrid von J. B. Brü de<br />

Ramon [Colleccwn de aniinales y monstruos del real gnhincte de historia natural de<br />

Madrid II. Tomos. 1784-86.) kommt es nicht vor, indessen doch viele andre damals sehr


sehne amerikanische Thiere darin abgebiklet sind.<br />

[Begin Page: Page 119]<br />

des Franc. Hernandez von den vierfüfsigen Thieren JSeuspaniens. 119<br />

von diesen Stellen bei Hernandez einige Notiz genommen, wiewohl gerade<br />

die öfter wie<strong>der</strong>holte Erwähnung da<strong>zu</strong> hätte einladen sollen. So ist es denn<br />

uns vorbehalten geblieben mit <strong>der</strong> ersten Naclu-icht von <strong>der</strong> Existenz dieser<br />

merkmirdigen Raubthierform auch die Erklärung <strong>zu</strong> den Angaben unsers<br />

alten Gewährsmannes über dieselbe <strong>zu</strong> liefern.<br />

Der Cacamiztli o<strong>der</strong> Caco-Mixtle{^) wie er noch jetzt in Mexico all-<br />

gemein genannt wird, ist eine von allen andei-n Raubthiergattungen unter-<br />

schiedne Form, die das Mittel hält zwischen Viverva und ISasua, mit jener<br />

in <strong>der</strong> Kopf- und Fufsbildung, mit dieser <strong>der</strong> Leibes -Gestalt nach näher<br />

verwandt, also schon in sofei-n von beiden abweichend, mehr noch aber<br />

durch die langen <strong>zu</strong>gerundeten Ohren, die kurzen <strong>zu</strong>sammengedrückten<br />

schwieligen Zehen und die stark sichelförmigen <strong>zu</strong>rückziehbaren Krallen.<br />

Auch die Behaai-ung, Färbung und Zeichnung weicht von allem, was wir<br />

an den Arten bei<strong>der</strong> Gattungen kennen ab, imd so war wohl hier die Auf-<br />

stellung einer neuen Gattung hinreichend gerechtfertigt. In Hindeutung auf<br />

die Ähnlichkeit mit dem Fuchs in Kopfform, Stellung <strong>der</strong> Augen uud Le-<br />

bensart habe ich den Namen Bassaris für sie gewählt, mit welchem die<br />

Griechen ein kleines dem Fuchs ähnliches Thier bezeichneten, ohne dafs <strong>zu</strong><br />

ermitteln wäre, Avas sie eigentlich gemeint haben und in dem Beinamen<br />

B. astuta habe ich Herrn Deppe's Erzählung von <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en List, mit


welcher sie zahmes und wildes Geflügel sich <strong>zu</strong>r Beute mache, festhalten<br />

wollen.<br />

Ausführlicher habe ich davon an einem an<strong>der</strong>n Orte unter Beifügung<br />

einer Abbildung und genaueren Beschreibung Rechenschaft <strong>zu</strong> geben(^),<br />

und will nur hier noch bemerken, dafs von den Kennzeichen die Hernan-<br />

dez angiebt, die allgemeine Leibesgestalt und die Länge und Zeichnung des<br />

Schwanzes die entscheidendsten sind, dafs dagegen die Farbe des Haars, die<br />

er an <strong>der</strong> einen Stelle schwarz und weifs, an einer an<strong>der</strong>n schwarz und braim,<br />

an einer dritten aber wie<strong>der</strong> gerade<strong>zu</strong> gell^braun (ßdviis) nennt, an allen<br />

linsern Exemplaren auf dem Rücken einfach und gleichmäfsig schwaizgrau,<br />

(*) Der Name bedeutet, wie aus Hernandez Cap. XL. liervorgeht, Binsenkalze, so<br />

wie Tepe-miztli Bergkatze. Maxtla ist wohl nur eine andre Form des Miztli, das,<br />

wie Herr Deppe versichert, jetzt überall in Mexico 3Iixlli gesprochen wird.<br />

C^) Im 9''° Heft <strong>der</strong> Darstellungen <strong>der</strong> Säugethiere des zoologischen Museums Tab. 43.<br />

[Begin Page: Page 120]<br />

120 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> JSachrich ten<br />

an den Seiten aber rothgrau ist. Versteht man seine Ausdrücke indessen<br />

von dem einzehien Haar, so kann man ihm Recht geben, denn es ist <strong>zu</strong>-<br />

nächst <strong>der</strong> Haut hellgefärbt, weiter hinauf bräunlich und endet in einer<br />

schwarzen Spitze, daher denn <strong>der</strong> allgemeine Eindruck dieser Mischung auf<br />

das Auge, die Farbe nicht an<strong>der</strong>s als grau erkennen lassen kann. Der Schwanz


ist genau von <strong>der</strong> Länge des Leibes und hat 13-14 gleichbreite abwechselnd<br />

schwarze und weifse Ringe.<br />

Cap. XXIX.<br />

Coyopolh'n.<br />

Sowohl aus <strong>der</strong> Beschreibung, wie aus <strong>der</strong> Beziehung auf die Ähn-<br />

lichkeit mit dem Tlacuitzin (worin wir oben die gröfsere Art <strong>der</strong> Beutelthiere<br />

erkannt haben) ergiebt sich leicht, dafs dies ein kleines Beutelthier sei, von<br />

<strong>der</strong> Gröfse einer mittleren Maus (muris mediocris) also doch gewifs kleiner<br />

als eine Ratte. Nichtsdestoweniger haben Nieremberg, Jonston,<br />

Charleton, Seba und Buffon(*), wenig bekümmert um die Beschrei-<br />

bung und nur Namen suchend, den Cojopollin des Hernandez bald in<br />

dieser bald in jener grofsen Art von Beutelthieren wie<strong>der</strong> erkannt, und so<br />

ist <strong>der</strong> Name denn <strong>zu</strong>letzt (noch da<strong>zu</strong> durch einen immer wie<strong>der</strong>holten<br />

Druckfehler als Cayopollin) auf einer ziemlich grofsen langschwänzigen Art<br />

hangen geblieben, <strong>der</strong>en Identität mit <strong>der</strong> von Hernandez gemeinten sich<br />

schwerlich dürfte erweisen lassen.<br />

Schon Azara hat diesen IMifsgi-iff gerügt imd die Vermuthung auf-<br />

gestellt, <strong>der</strong> CoyopolUn des Hernandez sei sein Micoure a queue /ongue(^),<br />

von welchem keiner <strong>der</strong> neueren Systematiker Notiz genommen <strong>zu</strong> haben<br />

scheint. Allein auch dafür läfst sich keine Gewähr stellen, da ein solches<br />

Zwerg -Beutelthier bis jetzt uns noch nicht aus Mexico <strong>zu</strong>gekommen ist,<br />

und ein, wenn auch noch so ähnliches, vom Piatastrom doch nicht gerade<strong>zu</strong><br />

dafür angenommen werden kann. Also gilt auch von diesem Thier, dafs<br />

es, ungeachtet Alle es <strong>zu</strong> kennen vorgeben, ei'st noch wie<strong>der</strong> entdeckt wer-<br />

den müsse.


(') Ilist. rial. Tom.X. p.350. lab. 55.<br />

(") Essais etc. I. pag.293.<br />

[Begin Page: Page 121]<br />

des Franc. Hcrnandez von den vierfüjsigen Thieren Neuspaniens. 121<br />

Cap. XXX.<br />

Tauri QuiWrae region/s.<br />

Quivira liegt nach de Lact unter dem 40"" Grad Nor<strong>der</strong>- Breite und<br />

wird aus seinen weiteren Angaben als die Gegend um die Quellen des Mis-<br />

souri kenntlicli. Es leidet daher keinen Zweifel, dafs <strong>der</strong> hier gemeinte Slier<br />

<strong>der</strong> Bos americanus, Buffons Bison sei, wofür ihn auch Alle nach <strong>der</strong> (S.5S7)<br />

hin<strong>zu</strong>gefügten Abbildung erkannt haben. Diese Aljbildung ist aber nicht<br />

von Hernandez, son<strong>der</strong>n wahrscheinlich in Spanien nach dem Exemplar<br />

gemacht, das dem König Philipp übersandt war. Diesellje, nur in kleinerem<br />

Maafsstabe, findet sich auch bei de Laet unter gleichlautenden Angaben (').<br />

Cap. XXXI.<br />

Itzcuiit-iepiiizo-tli.<br />

Von diesem Höckerhunde ist schon oben im 20""Capitel die Rede<br />

gewesen.<br />

Cap. XXXn.


Ossa Gigantiim.<br />

Knochen <strong>der</strong> fo"ssilen Riesenthiere werden hier nach <strong>der</strong> damaligen<br />

Meinung als Überreste menschlicher Riesen dargestellt, doch ohne genauere<br />

Beschreibung, und ohne dafs mehr daraus <strong>zu</strong> lernen wäre, als dafs sie Ele-<br />

phanten ähnlichen Thieren angehört haben müssen. Diese Stelle bei Her-<br />

nandez ist iibrigens oft <strong>zu</strong> Hülfe genommen, um durch das Zeugnifs eines<br />

so gelehrten Arztes die alte abentheucrliche JMeinung gegen die Einwürfe des<br />

wackern Sloane und Andrer <strong>zu</strong> verfechten (-).<br />

Cap. XXXm.<br />

Tepe - Mnxtla ( S . oben S. 1 1 S .),<br />

(') Nävus Ollis jiaa^.iQdi.<br />

C^) Z. B. von dem Franciscaner Torrubia in seinem Jpparato para la Hisloria natu-<br />

ral espanola. 3Iadrid i75i. übersetzt von Murr, Halle 1773. S.Sl.<br />

Phjs. Klasse 1827. Q<br />

[Begin Page: Page 122]<br />

122 Lightenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

Cap. XXXIV.<br />

Ailurus.


Eine Hauskatze, die von den Philippinen nach Mexico gebracht war;<br />

ohne nähere Beschreibung, doch unter Beziehung auf eine Abbildung, die<br />

aber lei<strong>der</strong> verloren gegangen <strong>zu</strong> sein scheint.<br />

Cap. XXXV.<br />

JPeru-iclicaÜ.<br />

Peruanisches Schaf; es ist damit, wie auch aus <strong>der</strong> Abbildung (S. 660.)<br />

hervorgeht, eine <strong>der</strong> glatthaarigen Arten des Llama gemeint, welche aber,<br />

das läfst sich aus den mangelhaften Angaben nicht entnehmen, niu' bestimmt<br />

eine andre, den Vorstellungen vom Guanaco mehr entsprechende, als die<br />

von Marcgrave mitgetheilte.<br />

Cap. XXXVI.<br />

Äries quadricorm's.<br />

Auch hier ist die Abbildung verloren gegangen, aus <strong>der</strong> sich vielleicht<br />

entnehmen liefse, ob die vierhornigen mcxicanischen Wid<strong>der</strong> in irgend<br />

einer Beziehung von dieser sonst bekannten Varietät des Hausschafes ver-<br />

schieden gewesen.<br />

Cap. XXXMI.<br />

Tlacoyotl, (Erdfuchs).<br />

Es kann hier wohl schwerlich etwas andres, als eins <strong>der</strong> vielen Stink-<br />

thiere gemeint sein; die characteristische Zeichnvmg dieser Thiere ist <strong>zu</strong><br />

deutlich beschrieben. Nur maxie man dem Text, <strong>der</strong> allerdings durch<br />

Di-uckfehler entstellt <strong>zu</strong> sein scheint, einige Gewalt anthun müssen, wenn


man ihn auf irgend eine <strong>der</strong> bekannten o<strong>der</strong> uns aus Mexico übersandten Ar-<br />

ten <strong>zu</strong>treffend machen wollte. Das bedenklichste <strong>der</strong> Merkmale ist die hre-<br />

vissima cauda, die <strong>zu</strong> dem generischen Habitus von Mephitis so wenig pafst,<br />

dafs man auf ein andres Woit, wie etwa: hirtissima^ am liebsten rathen<br />

[Begin Page: Page 123]<br />

des Franc. Hernandez von den vierfüfsigen Thieren Neuspaniens. 1 23<br />

möchte. Doch können ja auch spätere Entdeckungen uns noch ganz neue<br />

Combinationen <strong>der</strong> Biklungs- Erscheinungen bringen. Und darinn ist es<br />

wohl besser, die Vorstelhiug, wie sie uns Hernandez giebt, trotz ihrer<br />

Befi-emdhchkeit fest <strong>zu</strong> halten und ihre Verwirklichung ab<strong>zu</strong>warten.<br />

Cap. xxx^Tn.<br />

Itzcuin - teciiani.<br />

Die einzige Stelle, wo von <strong>der</strong> in Mexico so gemeinen Gattung <strong>der</strong><br />

Mondes (JYasiia) imverkennbar die Rede ist, aber unter Angabe einer Zeich-<br />

nung, die bei dieser Gattung sehr verwun<strong>der</strong>lich sein mufs, nemlich : color<br />

albus maculis nigris ac inagnis dislhiclus et spectahilis . ]Man darf sich also auch<br />

hier auf irgend eine, in <strong>der</strong> Folge vielleicht noch M'ie<strong>der</strong> <strong>zu</strong>m Vorschein<br />

kommende interessante Thier-Ai't Hoffnung machen.<br />

Cap. XXXIX.<br />

Tlalmhth', (Kleiner Löwe).


Derselbe, <strong>der</strong> schon oben am Ende des ll'^Capitels erwähnt<br />

wiu'de, unter denselben Ausdrücken, und wahrscheinlich nichts andres als<br />

ein Löwenaffe.<br />

Cap. XL. (S. Cap.2S. S.llS.)<br />

0:<br />

[Begin Page: Page 124]<br />

124 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

Erklärung einiger Tlilernanien<br />

aus<br />

Hernandcz thesainms reriim medicarwn noi>ae Hispaniae.<br />

Von<br />

H"- W. VON HUMBOLDT.<br />

[Es ist dabei das WörterbucL Toa Franz Alouso ISIoIina (Mexico 1511.) benutzt.]<br />

1. Zu Cap.I. Mapach: — Ma- hl YidinA.; pacha y^oW-i^t. Also wolligte, be-<br />

haarte Hand. Hernandez übersetzt aber: cuncta praetentans manibus.<br />

Er leitet also das Wort von dem Verbiim pachoa ab, dessen Bedeutun-


gen: ,, etwas sieb nahe bringen" und metaphorisch ,, regieren"<br />

sind.<br />

Hernandez Beiwort quauh-pccolli kommt her von quau-itl, Baum,<br />

und pecotl/'j nach Molina's Wörterbuch ein gewisses Thier. Mehrere<br />

Thiernamen fangen mit cjuauh an. An<strong>der</strong>e Namen bei Hernandez<br />

sind : Ilamaton von ilamaj ein altes Weib, imd ton, Diminutivendung<br />

(vgl. Nr.92.); maoctle, gossfpinum ciugiilum, fehlt bei Molina, kommt<br />

aber von maxac, <strong>der</strong> Spaltung des menschlichen Körpers zwischen den<br />

Beinen. Cioatlamacazque, cig. ciaa-tlamacazcjue, wörtlich: Weibpriester.<br />

2. Zu Cap.II. j4jotochlli. — ^4^0^/, Kürbis; tocZ;///^ Kaninchen.<br />

3. ZuCap.IV. Tochtli. — Woher dies Wort kommt, finde ich nicht. Es<br />

mufs aber auch eine weitere Bedeutung haben, o<strong>der</strong> früher gehabt ha-<br />

ben. Denn tochtilia heifst allgemein: <strong>zu</strong>m Thier werden.<br />

Hernandez führt noch an: spactli; dies kann kein einheimisches<br />

Wort sein, da die Sprache den Laut sp nicht hat; es kommt vermuth-<br />

lich von Spanien her; el-iztac: — von el-pantU (worin nur el das<br />

Grundwort ist), Brust und /ztoc^ weifs ; cuitla-tepolli, von cuiüa-pilli,<br />

Schwanz ; tepolli kenne ich nicht, aber poloa heifst zerstören, nnd polo-<br />

catl, kleines kurzes Stroh, was mit Hernandez Überset<strong>zu</strong>ng idjerein-<br />

kommt, fe ist Vorschlagssylbe. Tepulli hi memhi-um virile ; tocan- tochtli j<br />

eig. iocan-t. \on tocan, Maulwui-f; quauh-t. Baumkaninchen, s. oben;<br />

me~tj Aloekaninchen, von meil^ Aloe, Maguej; von caca-t. bleibt die


[Begin Page: Page 125]<br />

des Franc. Hernandez von den vierßißigen Thieren Neuspaniens. 125<br />

Ableitung iingewifs, s. Nr. 29. 39. cacava, Cacao, cacallij Rabe, cacallotl,<br />

Schaalen von Nüssen u. s. f. cacajaclic, dünn von Gebüschen, Geröh-<br />

richten XI. s. f. elapal-t. wenn das Wort richtig ist, von e/, Brust, mid<br />

tlapalli, Farbe. Das dazwischen tretende a macht zwar irre. Die Wur-<br />

zel xsXpal, nafs werden o<strong>der</strong> machen, und dies findet sich auch mit<br />

vorgeschlagenem a, apallic, mit Wasser durchnäfst.<br />

4. ZuCap.VI. HoilzÜacuatzin , cvz^. uäztla-qualzin, von z/Z/s -///], Stachel,<br />

Dorn, und dacjuatzin. Bei IMolina mit an<strong>der</strong>er Endung ÜaquaÜ, viel-<br />

leicht von quay auf etwas beifsen, essen.<br />

5. ZuCap.MI. TzonyztaCj eig. t<strong>zu</strong>n-iztac, von tzim-Ui, Haar, iztac, weifs.<br />

6. Zu Cap.VIII. Tlacaxolody yon Uacadj Mensch; aber xoloü ist ein auf-<br />

warten<strong>der</strong> Knabe, Page; ferner, was aber hier auch nicht dienen <strong>zu</strong><br />

können scheint, xoloch-Üi, Falte, Runzel.<br />

7. ZuCap.X. T/rtZ-occ/o//, Erd -Tiger, von //(////^ Erde, oce/o//j Tiger. Die<br />

Herleitung dieses Worts kenne ich nicht.<br />

Tlac-ocelod scheint Hernandez nach seiner Überset<strong>zu</strong>ng : ,,par-<br />

vus tigris" \ontiacod, junger Baumschöfsling, dann: <strong>zu</strong>sammen-<br />

gedrückte Sache, ab<strong>zu</strong>leiten. Blir scheint es besser von i/«co«, Scha-<br />

den anrichten. Vergl. Nr. 111.


Tlaüauhqid ocehd (Hernandez pag. 498.), <strong>der</strong> rothe Tiger, von<br />

dadaida, roth färben. Dasselbe Beiwort führt auch eine Ameisenart,<br />

azcad,<br />

8. Zu Cap.XL il///c7/^ Löwe, und, nur mit Diminutivendung, «»bto«^ Katze.<br />

Wohl vom Ton, wie unser miauen, Mize.<br />

Qua-m., \on giia^ essen, doch wohl eher yon tjualli, gut, da diese<br />

Löwen gattung mil<strong>der</strong> ist.<br />

Maca-m., von macad^ Hirsch.<br />

Cidda-m., eig. Cueda-m., von cuedach-di, Wolf.<br />

Tla-m. Was hier da, das imbestimmte Sachpronomen, dem Be-<br />

griff hin<strong>zu</strong>fügt, weifs ich nicht.<br />

9. Zu CAP.Xn. Ilzcu?d(/uaniy wohl üzcidniquani, von itzcidn-di, Hund.<br />

Der an<strong>der</strong>e Theil des Worts könnte qua, essen, sein, allein dann bleibt<br />

i übrig. Also von iquania, etwas von einem an<strong>der</strong>n abson<strong>der</strong>n , was<br />

auf das von Hernandez angegebene Herauslocken <strong>der</strong> Hunde geht.<br />

10. ZwCAP.Xin. 6^0/0^/; bei Molina aJiV^, Fuchs.<br />

[Begin Page: Page 126]


126 Lichtenstein: Erläuterungen <strong>der</strong> Nachrichten<br />

11. ZuCap.XIV. Cultlaxcojotl, vio\l cueÜach-c.,Ylo\h- Adive.<br />

Alzca-c, Ameisen- Ad/ve.<br />

Thd-cojoÜ, Evd- Adh'e.<br />

12. ZuCap.XV. Oco-io


cadj Hirsch.<br />

Izlac-m., weifse Hirsch (Hern. 324.).<br />

Tlamacazque-ni., Priester -Hirsch {ih.~).<br />

Aculliame. — Eine Pluralibi'm (Hern. 325.). Das Wort ist mir<br />

unbekannt. Acolli ist Schulter.<br />

Quauhda-m., Waldgebirgs- Hirsch.<br />

Tlcdhuica-m. bleibt mir unverständlich ; llalliy Erde, tlalhuia, et-<br />

was mit Erde bewerfen.<br />

Teuhllul-m. — Teuli-tli, Staub, tlal-li, Erde.<br />

18. Zu Cap.XXIII. Ci/e//rtcA -;//.— Etym. unge'wifs. Cw


[Begin Page: Page 127]<br />

des Franc. Hernandez von den vierß'ifsigen Thiei-en Neuspaitiens. 127<br />

Fall erinnert es an coyauac, weit von Öffnungen, was auf das Nabel-<br />

scliwein passen mirde, txnd an melly Aloe.<br />

Quauh-c. und quaulitla-c. sind Baum- und Waldschweine.<br />

20. ZuCap.XXM. ^zifl?iA-tec/ia/o//, Baum -Eichhörnchen. Molina: techa-<br />

loü, cierto animaleyo como ardilla.<br />

21. Zu Cap. XXVII. Quauh- tenlzo . Aufser dem bekannten cjuaiih, mir un-<br />

verständlich.<br />

22. Zu Cap.XXYIII. Tepe-maxtla-ton. — Tejie-tl^ Gebirge; ton, Diminu-<br />

tivendung. Maxila, das mir sonst unbekannte, schon Ni-. 13. da gewe-<br />

sene Thier. Maxlla-tl sind Hosen. Hat das Thier vielleicht so be-<br />

haarte Schenkel?<br />

23. ZuCap.XXIX. Coyo-polUn. Hern. 10. Cojoll, Adivc. FoN/n , miv un-<br />

bekannt, nach Hern. 327. ein Insect.<br />

24. Zu Cap. XXXI. Itzcuin- -teputi^o - lU. (Hern. p. 10. u. 466., aber ver-<br />

druckt), von itzcuin-tli, Hund, tmd teputzo-tU, bucklicht.<br />

25. ZuCap.XXXIII. Tcpe-maxlla, S.Nr. 22.


26. ZuCap.XXXV. Peru-ichcall, von Peru, dem Lande, ichca-Ü, Schaaf.<br />

Das letztere Wort heifst auch Baumwolle, daher das Schaaf auf Älexi-<br />

canisch: Baumwollenthier. Die thierische Wolle heifst aber ichca'tomi-<br />

tly Schaafhaar.<br />

Pelon ichiatl ocjuilU ist wohl eine Verstümmelung von Peru, dem<br />

Lande, /'c/ica// und OiyzwcA///^ Männchen. (Hern. 660.)<br />

27. ZuCap.XXXYH. r/,zcojo//. Hern. 12. 6^q;WÄ?/m//«^ vergl.No.7. Wenn<br />

aber diese AJdeilung gelten soll, mufs das Wort TYaf o - cojo// heifsen.<br />

28. Zu Cap. XXXVin. //i^cz/m-te-i^Uß-«/^ Hundefresse'r. Ilzcuin-Üi,'W.nn^,<br />

qua, essen, te, imbestimmtes, im Accus, stehendes Pronomen <strong>der</strong> Per-<br />

son, ni, Participialendung, ein einen Essen<strong>der</strong>.<br />

29. ZuCap.XL. Caca-miz-tlij woher crtf« kommt, bleibt imgewifs. Schon<br />

oben Nr. 3. war es Beiname eines Thiers. Vielleicht kommen beide<br />

Benennungen von frtC(7^ <strong>zu</strong>sammentragen. S. Nr. 39.<br />

— -*30COc>

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