Der Trave-Segler - Günther Muchow

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9. Reisetag Heute mit dem Wetter Kontrastprogramm: Der Himmel komplett zu, zeitweise Regen und ein frischer Wind aus West. Also ist Segeln angesagt. Dazu reicht die Genua; nach ruhiger Motorfahrt flußabwärts zieht sie die WIKING dann zuverlässig durch die kabbelige See nach Kolberg/Kolobrzeg*. Unweit der Hafeneinfahrt dreht ein graues Etwas mit schäumender Bugwelle seine Runden: Normalerweise, würde ich sagen, ein Schnellboot; aber hier? Und dann noch voll mit buntgekleideten Zivilisten? Kurz nach mir läuft es in den Hafen ein: Es ist ein echtes Schnellboot! Die Bandbreite, mit der in Touristenzentren wie hier in Kolberg oder in Rügenwalde Ausflugsgäste transportiert werden, ist schon beachtlich: Sie reicht von Phantasie-Mini-Fregatten á la „Bounty“ über nachempfundene Piratenschiffe aller Art bis hin zu ausrangierten Schnellbooten wie diesem, auf denen sich zwischen doppelläufigen Bordkanonen und noch existenten Torpedorohren heute Kinder tummeln. Ein sichtbares Zeichen für das endgültige Ende des Kalten Krieges? An der Pier mit WIKING ein kurzer Stopp zum Einklarieren – nichts mehr am bisherigen Kontrollpunkt! Frage an ein Boot der Grenzpolizei, das gegenüber liegt: „Warum?“ „Nicht mehr nötig, EU“, kommt die fast teilnahmslose Antwort, „nur Hafenmeister“. Also laufe ich weiter und freue mich schon auf den an der alten Bastion gelegenen Yachthafen. Und was sehe ich, als ich um die Ecke biege – auch zu, und das schon seit sechs Monaten! Na, Sie wissen schon, was kommt: Auch dieser Hafen wird mit EU-Mitteln renoviert… Im Gegensatz zu Cammin ist er aber so weit fortgeschritten, daß man sich schon auf die Eröffnung zur nächsten Saison freuen darf. Also behelfsmäßig zwischen zwei Frachtschiffen festgemacht und für „Null- Service“ ( wenn man ´mal von einer kleinen Blechtoilette absieht ) die volle Hafengebühr bezahlt. Scheun´n Schiet! Dafür lerne ich eine nette Chartercrew mit einer Bavaria 34 ( BALANCE ) aus Kappeln kennen, die gleich mir auch nach Danzig will. Der Abendspaziergang bringt wenig Neues – es hat sich kaum etwas geändert gegenüber 2003, als ich zum letzten Mal hier war. Allerdings machen die Parkanlagen – ganz anders als gestern in Cammin – einen sehr gepflegten Eindruck. Nur schade, daß solch repräsentative Bauten im Zentrum wie der Mariendom durch Plattenbauten rundherum noch „zugepflastert“ sind. Lediglich der Marktplatz dieser alten Hansestadt mit dem wuchtigen Rathaus aus deutscher Zeit hat ein besonderes Flair. Ich aber wandere lieber zurück und gönne mir in der alten Bastion ( offizieller Name „Morast-Redoute“ ) mein Einschlafbier. 22 22
fand ein Relikt aus jüngerer Zeit großes Interesse. Der im Jahr 1988 aufgestellte Lüttkahn 10.Reisetag der Schlutuper Fischer ist der Die Sonne letzte ist hier wieder in Schlutup da! Dafür kennzeichnet schwacher Südwind den heutigen Tag. Nur einmal frischt er auf und erlaubt eine Zeit lang entspanntes Segeln. In gebaute Holzkahn, der noch bis Rügenwalde/Darlowo*, meinem Tagesziel für heute, liegt die BALANCE von 1986 gestern auf der schon Trave seit zum einer Fischen Stunde an der Pier, als ich mit der WIKING die Brücke benutzt des Seebades wurde. Das durchlaufe Ende einer und ebenfalls am Flußanleger der Wipper/Wieprza* langen festmache. Tradition. Mit „Wir warmen haben zwei Gedanken Nachrichten und für Sie“, ruft mir die Crew fröhlich entgegen: “Eine kalten gute Füßen und zogen eine schlechte wir zur alten – die schlechte zuerst: Die Schießgebiete vor Papiermühle Stolpmünde von sind 1896, ab deren morgen neue früh Besitzer 05.00 Uhr uns gesperrt; mit heißem und die Kaffee gute und hinterher: Kuchen bewirteten. Heute ( Montag ) wird noch nicht geschossen, wir brauchen also nicht zu warten, sondern können gleich los. Wir empfehlen Ihnen Schlutup das auch!“ hat Mann, noch so eine was aber ganze auch! Ich hatte mich so auf einen entspannten Reihe Abend sehenswerter hier gefreut! und An denkmal- diese blöden Schießgebiete hatte ich gar nicht gedacht! Zum Verständnis: An geschützter Kleinode zu bieten, zu Schießtagen sind die Gebiete 6 und 6b einmal pro Tag zwischen 02.00 Uhr und 05.00 Uhr früh geöffnet; und da sie knapp 20 denen Seemeilen auch lang der sind, „Weiße muß Schwan“ man zusehen, daß man sie – wie auch immer - mit gehört, mindestens in dem 6 früher Knoten Fischer durchläuft. und Die Alternative wären insgesamt 55 Seemeilen Landbevölkerung außen herum. bis zum Umfallen Also hänge ich mich an die Kameraden dran, feierten. als sie um 19.00 Uhr wieder die Wipper-Brücke durchlaufen und Kurs auf Stolpmünde Für uns nehmen; jedoch ausgerechnet war in den der Hafen, den ich wegen seiner fehlenden Gastlichkeit Seglermesse unbedingt vermeiden des Schlutuper wollte. Noch heute tragen meine Fender die Farbe der Vereins Kaimauern alles dieses für Hafens, einen als schönen ich 2003 mit einem Kameraden dort Bft 9 abwettern Ausklang mußte. vorbereitet. Ein Glas Der Wetterbericht spricht dieses Mal von West Sekt 5 – 6, - in vom Böen Vorstand 7. Nun ja, gestiftet es muß – trotzdem gehen, denn das ist ja immerhin achterlicher Wind. stimmte uns auf leckeres Essen Tatsächlich herrscht draußen buchstäblich die „Ruhe vor dem Sturm“. Ich muß zunächst motoren, bis sich ein brauchbarer Wind ein. erhebt. Vorsichtshalber setze Wir ich danken nur die den Genua Schlutuper – die reicht Seglerfrauen für gut sechs für Knoten; den interessanten der Autopilot Landausflug übernimmt die und wünschten Arbeit. Gegen uns gegenseitig 20.45 Uhr eine zieht schöne achtern Segelsaison. bedrohlich eine schwarze Wolke auf und Text kommt : Helga rasch Krüger näher; vorsichthalber berge ich die Genua und laufe Fotos: unter Gabi Motor Pahl weiter. Keine Minute zu früh! Sprayhoods, Anschlussteile, Persenninge, Baum- und Relingskleider Maindrop Systeme, Sonnensegel, textile Raumteiler, Balkonverkleidungen, Werbetransparente incl. Beschriftung, Bootsnamen 17 23 St.-Jürgen-Ring 64 D-23564 Lübeck Telefon / Fax: 0451 / 4 11 88 Mobil: 0173 / 310 34 56
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