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Operative Therapie der Stenose der A. carotis - Einblicke

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4:<br />

Darstellung hochgradiger<br />

Abgangsstenosen <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong><br />

interna und externa in <strong>der</strong> digitalen<br />

Subtraktionsangiographie<br />

(DSA)<br />

ERGEBNISSE RANDOMISIERTER STUDIEN ZUR OPERATIVEN THERAPIE<br />

DER STENOSEN DER A. CAROTIS INTERNA<br />

• Symptomatische <strong>Stenose</strong> <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong><br />

Die Indikation zur operativen <strong>Therapie</strong> <strong>der</strong> <strong>Stenose</strong>n <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong><br />

wurde lange Zeit kontrovers diskutiert. Erst durch die 1991 publizierten<br />

Studien <strong>der</strong> Nordamerikanischen Arbeitsgruppe (NASCET) und <strong>der</strong><br />

Europäischen A. <strong>carotis</strong> <strong>Stenose</strong> Arbeitsgruppe (ECST) [9, 10] konnten<br />

in zwei unabhängigen randomisierten Studien gezeigt werden, dass die<br />

operative Thrombendarteriektomie bei Patienten mit symptomatischen<br />

<strong>Stenose</strong>n zwischen 70 und 99 % zu einem signifikanten Vorteil gegenüber<br />

<strong>der</strong> nur konservativ behandelten Patientengruppe führte (Apoplex-<br />

Risiko 2,5 % bzw. 2,8 % in <strong>der</strong> operativen Gruppe, vs. 13,1 % bzw. 16,8 %<br />

in <strong>der</strong> konservativ behandelten Gruppe mit jeweils signifikanten Unterschieden).<br />

Eine aktuell publizierte Analyse <strong>der</strong> ECST, NASCET und des<br />

Veterains Affairs-Trials [12] konnte an über 6000 randomisierten Patienten<br />

zeigen, dass auch im Langzeitverlauf Patienten mit hochgradiger<br />

bis filiformer <strong>Stenose</strong> (70 bis 99 %) signifikant von einem operativen<br />

Eingriff profitieren (Schlaganfall-Risiko in <strong>der</strong> operativen Gruppe 10 %<br />

vs. 26 % in <strong>der</strong> konservativ behandelten Gruppe). In dieser Gruppe mit<br />

hochgradiger bis filiformer <strong>Stenose</strong> <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> müssen 6 Patienten<br />

behandelt werden (NNT: number needed to treat), um bei einem dieser<br />

Patienten das Auftreten eines Schlaganfalls zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Bei symptomatischen Patienten mit einem <strong>Stenose</strong>grad zwischen<br />

50 und 69 % ergibt sich ebenfalls ein, wenn auch geringer ausgeprägter<br />

Vorteil in <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> operativ behandelten Patienten gegenüber <strong>der</strong><br />

nicht operierten Patientengruppe (Schlaganfallrisiko 14 % vs. 18,6 %,<br />

number needed to treat: 22 Patienten). Entsprechend dieser nun auch<br />

im Langzeitverlauf vorliegenden Studien ist bei symptomatischen Patienten<br />

mit mehr als 70 %-iger Stenosierung, entsprechendem klinischem<br />

Befund und niedriger perioperativer Morbidität (< 6 %) die operative<br />

<strong>Therapie</strong> zu empfehlen.<br />

• Asymptomatische <strong>Stenose</strong>n <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong><br />

Die Empfehlungen für Patienten mit asymptomatischen <strong>Stenose</strong>n<br />

<strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> waren im Vergleich zu den dargestellten Studien von<br />

Patienten mit symptomatischen <strong>Stenose</strong>n lange Zeit nicht eindeutig<br />

definiert. Sowohl die Studie <strong>der</strong> Veterans Affairs Gruppe wie auch die<br />

ACAS-Studie [1, 7] fanden in Bezug auf das Apoplex-Risiko zunächst<br />

keinen Unterschied. Signifikante Unterschiede zeigten sich allerdings<br />

im Hinblick auf neurologische Ereignisse im Sinne einer TIA-Symptomatik<br />

mit Vorteilen in <strong>der</strong> operativ versorgten Patientengruppe (cerebrovaskuläre<br />

Symptomatik 8 % in <strong>der</strong> operativ behandelten bzw. 20,6 %<br />

in <strong>der</strong> konservativ behandelten Gruppe). In <strong>der</strong> ACAS-Studie (1995)<br />

konnte für die definierten Zielkriterien Apoplex, TIA und Tod ein signifikanter<br />

Unterschied mit Vorteilen in <strong>der</strong> operativ versorgten Patientengruppe<br />

(2,3 % vs. 8,2 %) gezeigt werden, obwohl das Apoplex-Risiko<br />

allein in beiden Behandlungsgruppen nicht unterschiedlich war.<br />

Erst die publizierte ACST-Studie (2004) konnte an über 3000<br />

Patienten (Randomisierungszeitraum 1993 bis 2003) den günstigen<br />

Einfluss einer frühelektiven operativen Thrombendarteriektomie im<br />

Vergleich zu einer konservativ behandelten Patientengruppe bzw. einer<br />

verzögert durchgeführten operativen <strong>Therapie</strong> zeigen[8]. Bezogen auf<br />

die Zielkriterien Apoplex und Tod ergab sich in <strong>der</strong> frühzeitig operierten<br />

Patientengruppe ein hochsignifikanter Vorteil mit 6,4 % gegenüber<br />

11,7 % Apoplex- bzw. Todesfallrisiko in <strong>der</strong> vorwiegend konservativ<br />

behandelten Patientengruppe.<br />

Neben dem prinzipiellen Vorteil <strong>der</strong> operativen <strong>Therapie</strong> für Patienten<br />

mit asymptomatischen und zumindest hochgradigen <strong>Stenose</strong>n <strong>der</strong><br />

A. <strong>carotis</strong> wurde durch diese Studien auch eine klare For<strong>der</strong>ung an die<br />

Ergebnisqualität <strong>der</strong> operativen <strong>Therapie</strong> definiert, die gerade bei den<br />

nur mittelgradigen Stenosierungen <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> interna (50-69 %) nur<br />

mit einem geringen perioperativen Risiko < 3 % verbunden sein dürfen.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Empfehlung <strong>der</strong> Amercian Heart Association ist<br />

somit die operative <strong>Therapie</strong> von Patienten mit <strong>Stenose</strong>n <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong><br />

nur in Zentren bzw. durch einen Operateur mit nachgewiesener niedriger<br />

perioperativer Komplikationsrate zu empfehlen.<br />

Aktuelle Indikationen zur operativen <strong>Therapie</strong> <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> interna<br />

<strong>Stenose</strong><br />

Aus diesen Studien ergeben sich somit die aktuell geltenden<br />

Indikationen zur operativen <strong>Therapie</strong> <strong>der</strong> symptomatischen bzw. und<br />

asymptomatischen <strong>Stenose</strong> <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> (Abbildung 5). In allen Fällen<br />

sollten die Möglichkeiten <strong>der</strong> medikamentösen <strong>Therapie</strong> und die<br />

Reduktion <strong>der</strong> bestehenden Risikofaktoren optimiert werden [4, 11].<br />

Bei Patienten mit symptomatischen <strong>Stenose</strong>n besteht bei einer mehr<br />

als 70 %-iger Einengung und entsprechenden<strong>der</strong> Klinik eine dringliche<br />

Indikation zur operativen <strong>Therapie</strong>. Dabei sollte das perioperative<br />

Risiko des jeweiligen Zentrums für das Auftreten eines Schlaganfalles<br />

geringer als 6 % sein. Bei symptomatischen <strong>Stenose</strong>n zwischen 50 – 69 %<br />

(mittelgradige <strong>Stenose</strong>n) besteht eine OP-Indikation im Einzelfall unter<br />

Berücksichtigung des Schlaganfallrisikos, das durch Begleitkriterien<br />

wie einen kontralateralen Verschluss, eine progrediente <strong>Stenose</strong>, einen<br />

stummem Infarkt im CT o<strong>der</strong> MR und durch die Plaquemorphologie<br />

definiert wird.<br />

Bei Patienten mit asymptomatischer <strong>Stenose</strong> ist bei hochgradiger<br />

Einengung <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> und erhöhtem Schlaganfallrisiko bei<br />

vertretbarer Komorbidität und niedriger perioperativer Komplikationsrate<br />

(< 3 %) eine operative <strong>Therapie</strong> zu empfehlen. Bei hochgradiger<br />

bis filiformer <strong>Stenose</strong> <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> interna besteht auch bei<br />

asymptomatischen Patienten eine Indikation zur elektiven operativen<br />

<strong>Therapie</strong> unter Berücksichtigung <strong>der</strong> bestehenden Komorbidität. Bei<br />

V.a. eine Pseudookklusion o<strong>der</strong> einen Verschluss <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> interna<br />

ist zur Differenzierung eine zusätzliche bildgebnede Untersuchung (CT-<br />

o<strong>der</strong> MR-Angio) o<strong>der</strong> die angiographische Abklärung in DSA-Technik<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Dabei sollte die Beurteilung <strong>der</strong> Indikation zur operativen<br />

<strong>Therapie</strong> insbeson<strong>der</strong>e bei unklarer Symptomatik, möglichen kardial-embolischen<br />

Ursachen, Verdacht auf zusätzliche intrakranielle<br />

<strong>Stenose</strong>n o<strong>der</strong> bei relevanter Komorbidität erst nach interdisziplinärer<br />

Diskussion mit Kollegen <strong>der</strong> Kliniken für Neurologie, Radiologie, Neuroradiologie<br />

und Kardiologie erfolgen.<br />

<strong>Stenose</strong> <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong><br />

Indikationen zur operativen <strong>Therapie</strong><br />

• symptomatische <strong>Stenose</strong><br />

OP-Risiko: < 6 %<br />

> 70 %<br />

50 – 69 % + erhöhtes Schlaganfallrisiko<br />

und vertretbare Komorbidität (ASA I-III)<br />

• asymptomatische <strong>Stenose</strong> OP Risiko: < 3 %<br />

90 – 99 % + vertretbare Komorbidität<br />

> 70 – 89 % + erhöhtes Schlaganfallrisiko<br />

und vertretbare Komorbidität (ASA I-III)<br />

Schlaganfallrisiko: kontralateraler Verschluss; progrediente <strong>Stenose</strong>; stummer Infarkt;<br />

echoarme, ulcerierte Plaques; schlechte Kollateralisierung<br />

Keine OP bei Verschluss <strong>der</strong> ACI (Ausschluss: Pseudoocclusion)<br />

5: Indikationen zur operativen <strong>Therapie</strong> <strong>der</strong> A. <strong>carotis</strong> <strong>Stenose</strong>

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