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EIN BILD ROMAN STÜCKEN A Pictorial Novel In Pieces - Captain ...

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Menschen her. Er ist ein Nimmersatt, im Sinne heutiger<br />

Kunst jemand, der sich bedingungslos den Vorgaben des<br />

Geschmacks unterwirft.<br />

Das Projekt <strong>Captain</strong> Pamphile – wir unterstellen, dass<br />

die englische Fassung des Worts Kapitän im Sinne einer<br />

lingua franca den heutigen internationalen Gepflogenheiten<br />

besser gerecht wird – ist ein Gemeinschaftsunternehmen,<br />

aber keine Gemeinschaftsarbeit. Die<br />

Vielfalt der künstlerischen Ansätze ist für das Projekt<br />

essentiell. Nicht mehr an Bildungsaufträge, ideologische<br />

Regeln und ästhetische Vorgaben der Repräsentation<br />

gebunden, ist die Kunst längst Korrelat und kulturelle<br />

Unterfütterung einer im positiven wie negativen<br />

Sinn freien Welt.<br />

Die Idee, über Kunst die Gesellschaft zu verändern, ist<br />

mit dem Scheitern der klassischen Avantgarde zu den<br />

Akten gelegt worden. Kunst gerät mehr und mehr zum<br />

Luxusaccessoire und wird zu Höchstpreisen an die<br />

wenigen Reichen dieser Welt verkauft. Kaum zwanzig<br />

Galerien und Händler in New York, Los Angeles, Paris,<br />

London und Zürich, internationale Kunstmessen und<br />

Auktionshäuser bestimmen die Pace und sorgen für die<br />

Nobilitierung der Kunst bei gleichzeitiger Verknappung<br />

des Angebots. Aber deswegen ist der ursprünglich militärische<br />

Gedanke der Avantgarde als Vorreiter strategischen<br />

Vorgehens nicht tot. Im Gegenteil, die Wirtschaft<br />

braucht immer neue Anstöße. Der Underground ist nach<br />

wie vor das Terrain, auf dem Kreative und Avantgardisten<br />

die neuesten Trends formulieren, aber jederzeit in<br />

Gefahr ist, von der Wirtschaft und dem Kunstbetrieb<br />

vereinnahmt zu werden. Und so ist die heutige Kunst<br />

Ausdruck einer Art Zweiklassengesellschaft: das teure<br />

Segment mit anerkannten Namen für privatisierende<br />

Vertreter des Establishments und die junge provozierende<br />

Kunst für Connaisseurs und die Trendscouts. Alles<br />

dazwischen hat es in diesen Zeiten der Restauration<br />

und Refeudalisierung schwer. <strong>Captain</strong> Pamphile liefert<br />

13<br />

ein Muster dieser Entwicklung. <strong>In</strong> dem Maße, wie sich<br />

das Schriftliche über Sprach- und Nationengrenzen hinweg<br />

auf das schneller zu begreifende Medium des Bildes<br />

verlagert und neue Formen der Kommunikation liefert,<br />

ist der Kommerz dabei. Das Projekt verhandelt diese Zusammenhänge,<br />

setzt auf Überkommenes, aber transformiert<br />

und transportiert es in die Gegenwart. Es ist in<br />

vielfacher Hinsicht ein Stoff zum Nachdenken.<br />

Seit Januar 2011 kooperiert die Sammlung Falckenberg<br />

mit den Deichtorhallen Hamburg. Den Deichtorhallen<br />

ist das Ausstellungsprogramm mit der Sammlung Falckenberg/Phoenix-Hallen<br />

in Harburg als Dependance<br />

unterstellt. <strong>Captain</strong> Pamphile ist die erste Ausstellung<br />

unter der Leitung von Dr. Dirk Luckow, dem Direktor<br />

der Deichtorhallen. Und es ist ein Pilotprojekt. Bereits<br />

2010 wurde Künstlern unter dem Titel Weißer Schimmel<br />

mit viel Erfolg das Recht eingeräumt, die Harburger Räume<br />

frei zu gestalten. <strong>Captain</strong> Pamphile ist die Fortsetzung<br />

dieses Programms; und für Ende 2012 ist eine weitere,<br />

von Künstlern in eigener Verantwortung frei gestaltete<br />

Ausstellung zur Medienkunst geplant. Das Projekt von<br />

„Räumen für freie Kunst“ soll ein Gegengewicht zur<br />

Kunstmacht mit ihren arrivierten Größen bilden. Die<br />

vorliegende Publikation versteht sich weniger als Katalog,<br />

sondern als Buch zur Ausstellung.

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