EIN BILD ROMAN STÜCKEN A Pictorial Novel In Pieces - Captain ...
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Reski: Nein, ein stringenter Masterplan steckt nicht<br />
da hinter. Ein interessanter unbeabsichtigter Nebeneffekt<br />
– bedingt durch diese Ausstellungsstruktur mit<br />
Literaturanbindung – hat manche Besucher erst mal<br />
nicht merken lassen, dass es sich eigentlich um eine<br />
Malereiausstellung handelt. Viele sind einfach auf diese<br />
sprunghafte visuelle Umsetzung von Literatur neugierig.<br />
Wenn man durch ein solches Ausstellungskonstrukt<br />
genre-ideologische Scheuklappen oder Fixierungen<br />
aufl ockern kann, hat es sich schon gelohnt. Wir sind allerdings<br />
nicht in Sachen Ehrenrettung eines Mediums<br />
unterwegs.<br />
Keiper: Die erste Fassung der Unternehmung war ja im<br />
Sommer 2009 bei JET 2 , einem Projektraum in Berlin,<br />
unter dem Titel Pamphile-Show zu sehen, bevor sie jetzt<br />
gut ein Jahr später in neuer Version für die Städtische<br />
Galerie Waldkraiburg und die Sammlung Falckenberg in<br />
Hamburg wieder aufgeführt wird. Wie hat sich die Ausstellung<br />
angesichts der anderen Orte und deren institutionellen<br />
Bedingungen verändert bzw. weiterentwickelt?<br />
Weber: Die Ausstellung wird von Station zu Station immer<br />
opulenter. Die Anzahl der Bilder und der Künstler<br />
nimmt ständig mit der sich vergrößernden Ausstellungsfläche<br />
zu und hat sich von der ersten zur dritten Station<br />
mehr als verdoppelt. <strong>In</strong> Zahlen sind das jetzt 63 Künstler/innen<br />
und knapp hundertzwanzig Exponate, sodass<br />
das Ganze mittlerweile durchaus als Großausstellung<br />
bezeichnet werden kann. Im Verlauf der Ausstellungen<br />
legt sich unsere Aufmerksamkeit auch verstärkt auf das<br />
Wandlayout, d.h., dass die anfangs noch unscheinbaren<br />
Textstellen in DIN A4-Größe sich mittlerweile zu gleichberechtigt<br />
großen Formaten entwickeln und es so zu<br />
einer <strong>In</strong>teraktion zwischen Text und Bild innerhalb des<br />
Wandlayouts kommt. Der Katalog führt dieses alternierende<br />
Text-Bild-Format nochmals in modifizierter, linearer<br />
Form weiter.<br />
Reski: Die Eigendynamik und Verselbstständigung, wenn<br />
man einfach immer weiter Leute einlädt, ist interessant.<br />
Die Ausstellung wuchert einfach munter vor sich hin.<br />
Auch weil sich abschnittsweise dann wirklich nachvollziehbare<br />
Erzählketten herstellen, wie z.B. das Kapitel<br />
über die Sklaverei, wenn Pamphile entdeckt, dass Menschen<br />
als Frachtgut fast ohne Schwund den Lagerraum<br />
ausfüllen können. Als Ausstellungsmacher wird man bei<br />
so einer eigendynamischen Projekt mehr zum Zugbegleiter<br />
oder Weichensteller. Fahren tut der Zug sowieso.<br />
Dreimal ein- und dieselbe Ausstellung hätte man nicht<br />
unbedingt machen müssen. Bezüglich der institutionellen<br />
Bedingungen muss man auch erwähnen, dass die<br />
Ausstellung eigentlich nur durch den Auftragscharakter<br />
möglich war. Erstens, weil wir als Künstler die Künstler<br />
eingeladen haben und zweitens, weil es die Arbeiten<br />
vorher fast ausschließlich noch nicht gab, mussten wir<br />
eben nicht über hundert Leihscheine und Klimakisten<br />
endlos mit Galeristen und Sammlern hin- und herkommunizieren.<br />
Als Privatier-Ausstellungsmacher könnte<br />
man das ohne fünf Praktikanten plus Riesenetat sonst<br />
gar nicht leisten. Ich bin wirklich stolz, dass wir die Ausstellung<br />
fast mit einem einzigen Leihschein organisieren<br />
konnten.<br />
Keiper: Zwar haben wir als <strong>In</strong>stitution schon noch den einen<br />
oder anderen Leihschein nachgereicht … aber klar:<br />
Außerhalb eines solchen Konstrukts wäre diese Ausstellung<br />
– wenn überhaupt – nur mit sehr viel personellem<br />
und zeitlichen Aufwand zu stemmen gewesen.<br />
1 Elke Keiper ist Leiterin der Städtischen Galerie Waldkraiburg<br />
und kuratiert dort seit 2001 Ausstellungen zur zeitgenössischen<br />
Kunst.<br />
2 Der Ausstellungsraum JET wurde von Lena Ziese betrieben und<br />
war in den Jahren 2005 bis 2009 einer der maßgeblichen Projekträume<br />
in Berlin.<br />
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