Collateral Damage Nichtkonsumenten sind - Hanfjournal
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#152 . November 2012<br />
››› Fortsetzung von Seite 24<br />
auf an, wie viel Druck Kranke<br />
und ihre Ärztinnen und Ärzte<br />
machen werden. Weiter wird<br />
es von der Pharmaindustrie<br />
abhängen, ob sie in solche<br />
Medikamente investiert und<br />
schließlich vom Bundesamt<br />
für Gesundheitswesen und<br />
dem Schweizerischen Heilmittelinstitut<br />
Swissmedic, ob es<br />
die nötigen Bewilligungen restriktiv<br />
oder bereitwillig erteilt.<br />
Zurzeit ist es so: Arztpersonen<br />
könnten Hanfmedizin verschreiben,<br />
wenn eine Indikation<br />
gegeben ist und das bewilligte<br />
Präparat nicht geraucht<br />
wird. Leider ist das nicht ohne<br />
erheblichen bürokratischen<br />
Aufwand für die Arztperson<br />
möglich. Außerdem müssten<br />
alle Beteiligten, wie Medikamentenhersteller<br />
und -händler,<br />
sowie die abgebende Apotheke<br />
und der Hanfproduzent<br />
eine Sonderbewilligung besitzen.<br />
Seit einigen Jahren wird<br />
das synthetische Dronabinol<br />
verschrieben und seit kurzem<br />
gibt es eine bewilligte 5 %ige<br />
Hanftinktur, welche von<br />
einem Apotheker im Kanton<br />
Bern hergestellt wird. Weitere<br />
nicht-synthetische Präparate<br />
<strong>sind</strong> in der Bewilligungsschlaufe.<br />
Zwei Artikel wecken Hoff nung<br />
Trotz dieses umfassenden<br />
Verbotes von THC-Produkten<br />
und THC-Konsum gibt es<br />
zwei «gute» Artikel in diesem<br />
Gesetz , die das totale Verbot<br />
ein wenig relativieren:<br />
In Artikel 19 a 2. heißt es:<br />
«In leichten Fällen kann das Verfah-<br />
ANZEIGEN<br />
ren eingestellt werden oder von<br />
einer Strafe abgesehen werden. Es<br />
kann eine Verwarnung ausgesprochen<br />
werden.»<br />
Dieser «kann»-Artikel wird<br />
vom Richter frei, nach seinem<br />
Ermessen, angewendet.<br />
Rechtssicherheit besteht nicht.<br />
In Artikel 19 b) steht:<br />
«Wer nur eine geringfügige Menge<br />
eines Betäubungsmittels für den<br />
eigenen Konsum vorbereitet oder<br />
zur Ermöglichung des gleichzeitigen<br />
und gemeinsamen Konsums<br />
einer Person von mehr als 18 Jahren<br />
unentgeltlich abgibt, ist nicht<br />
strafbar.» Diese Vorschrift ist<br />
eigentlich zwingend. Die Defi -<br />
nition von „geringfügig“ liegt<br />
zurzeit noch ausschließlich<br />
beim Richter. Jedoch könnte<br />
eine weitere Entwicklung in<br />
der Gesetz gebung diesen Begriff<br />
bald klären: Durch das<br />
vom Parlament schon beschlossenen<br />
Ordnungsbußen-<br />
Modell, welches ohne Anzeigen<br />
auskommt, würde die<br />
geringfügige Menge auf 10 g<br />
festgelegt. Außerdem würde,<br />
wie bereits beschrieben, die<br />
Ordnungsbuße für Konsum<br />
100 Franken kosten.<br />
Das Weiterreichen des Joints:<br />
Achtung Jugendliche!<br />
Wer Hasch und Gras für<br />
den gleichzeitigen Konsum<br />
unentgeltlich abgibt, ist nicht<br />
strafb ar, wenn es um eine geringfügige<br />
Menge Hasch oder<br />
Gras geht. Also wenn man<br />
einen Joint in die Runde gibt<br />
oder ein Piece aufb röselt, damit<br />
jemand einen Joint baut,<br />
ist das keine strafb are Handlung,<br />
sondern ein Vergehen.<br />
Doch das gilt nur, wenn es sich<br />
um Erwachsene handelt. Sind<br />
Jugendliche dabei, macht man<br />
sich eines Vergehens schuldig.<br />
Der Konsum der einzelnen<br />
Personen kann als Übertretung<br />
bestraft werden.<br />
Die Richterinnen und<br />
Richter entscheiden<br />
Jedoch: Was eine «geringfügige<br />
Menge» oder ein «leichter<br />
Fall» ist, ist ebenfalls dem<br />
richterlichen Ermessen überlassen.<br />
Das Stadtrichteramt<br />
der Stadt Zürich hat diese<br />
beiden Artikel am Telefon so<br />
kommentiert: «Der jeweilige<br />
Richter hat zu entscheiden, was<br />
als leichter Fall gilt. Die Richter <strong>sind</strong><br />
dafür ausgebildet. Es liegt also vollständig<br />
im Richterermessen, was<br />
als leichter Fall zu qualifi zieren ist.<br />
Es ist nie ein leichter Fall gegeben,<br />
wenn etwas gefunden wird oder<br />
der/die Kontrollierte zugibt, im Besitz<br />
zu sein. Also wird zum Beispiel<br />
in Zürich ein leichter Fall nur angenommen,<br />
wenn jemand einen<br />
Joint rauchend erwischt wird, und<br />
glaubhaft machen kann, keine weiteren<br />
verbotenen Substanzen zu<br />
besitzen (Filzen, evtl. Hausdurchsuchung)<br />
und auch den Joint von<br />
einem unbekannten, mysteriösen<br />
Dritten (der sich unterdessen wieder<br />
entfernt hatte) gratis angeboten<br />
bekommen hat. Im Falle von<br />
Kauf, oder auch nur schon Besitz,<br />
würden eben diese Handlungen<br />
bestraft.»<br />
Ob das die ursprüngliche<br />
Idee des Gesetz es wiedergibt,<br />
kann man bezweifeln.<br />
Die Hoff nung wird<br />
leider nicht erfüllt<br />
Tja, es ist also schwierig.<br />
Aber wenn man einen nett en<br />
Richter oder eine nett e Richterin<br />
hat, kann man vielleicht<br />
durch einen guten Eindruck<br />
mit Straff reiheit oder einer<br />
Verwarnung statt einer Busse<br />
davonziehen.<br />
Jedenfalls: Wenn man aussagt<br />
(besser wäre natürlich<br />
zu schweigen), sollte man in<br />
diese Richtung aussagen: Ein-<br />
und erstmaliger Konsum;<br />
Kleinstmengen; allfällige Weitergabe<br />
an mitkiff ende Wesen<br />
kostenlos und niemals an unter<br />
18-Jährige. Man kann sich<br />
auch auf die beiden weiter<br />
oben erwähnten BetmG-Artikel<br />
berufen. Eigentlich muss<br />
der Staatsanwalt beweisen,<br />
dass es anders ist. Deine Aussage<br />
ist dabei das wichtigste<br />
Beweismitt el.<br />
Eine Lösung wäre möglich<br />
Wenn die Richtenden in<br />
unserem Land diese beiden<br />
Artikel 19 a) 2. und 19 b) etwas<br />
lockerer auslegten und<br />
zum Beispiel alle Mengen<br />
Haschisch und Gras unter<br />
100 Gramm als «leichte Fälle»<br />
oder «geringfügige Mengen»<br />
betrachteten, wären 90<br />
Prozent der Probleme einfach<br />
gelöst. Doch dafür müssten<br />
die Richtenden wohl noch intensiv<br />
weitergebildet werden.<br />
Bis dann bleiben diese beiden<br />
Artikel Bestimmungen, die<br />
nur sehr selten angewendet<br />
werden. Leider.<br />
Seit 1991 gibt es den Verein Legalize it! in der Schweiz<br />
Was tut der Verein Legalize it!?<br />
NEWS<br />
25<br />
Im Verein Legalize it! entstehen die Legalize it!-Magazine<br />
(etwa alle drei Monate), sowie die Rechtshilfebroschüre Shit<br />
happens (alle ein bis fünf Jahre). Wir bearbeiten die Themen<br />
THC-Politik, THC-Kultur, THC-Szene und THC-Justiz. Dazu<br />
führen wir Tests durch, sammeln einschlägiges Material und<br />
veröff entlichen unsere Erkenntnisse regelmäßig zuhanden<br />
unserer Mitglieder und AbonnentInnen. Weiter führen wir<br />
jede Woche unentgeltliche Rechtsauskünfte und monatlich<br />
unsere informativen Mitgliederevents durch. Unsere Statuten<br />
geben weitere Auskünfte.<br />
„Unser Interesse“: THC<br />
Viele Menschen benutz en THC-Produkte als Heil- oder Genussmitt<br />
el. Doch nach wie vor <strong>sind</strong> Hasch und Gras illegal.<br />
Deshalb stellen sich THC-Genießenden vielfältige Probleme.<br />
Wir vom Verein Legalize it! helfen Menschen, die mit THC-<br />
Produkten Umgang pfl egen, bei den unterschiedlichsten<br />
Fragen. Dafür bieten wir unseren Mitgliedern vielfältige persönliche<br />
Beratungen, Kurse und schriftliche Informationen<br />
an. Letz tlich wollen wir die vollständige Legalisierung aller<br />
THC-Produkte erreichen – auch wenn der Weg dorthin noch<br />
lang sein wird.<br />
Wer leitet den Verein Legalize it!?<br />
Der Vorstand besteht zurzeit aus Fabian Strodel und Sven<br />
Schendekehl. Daneben helfen viele weitere Mitglieder bei<br />
unseren Arbeiten. Die Redaktion triff t sich jeden Freitag von<br />
19.30 bis 21.00 Uhr, um die organisatorischen und inhaltlichen<br />
Fragen rund um unseren Verein zu klären. Gerne kannst du<br />
dort vorbeischauen, um einen Eindruck von unserer Arbeit<br />
zu gewinnen. Bitt e nimm dafür mit uns Kontakt auf.“<br />
Verein Legalize it!<br />
Postfach 2159<br />
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