Broschüre 700 Jahre Peppenkum - Gemeinde Gersheim
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7 0 0 J A H R E<br />
P e p p e n k u m
Zu Hause, das ist der Ort,<br />
wo man, wenn du anklopfst,<br />
dich einlassen muss Robert Lee Frost<br />
Geburtstag <strong>Peppenkum</strong><br />
Das in dem idyllischen Landschaftsschutzgebiet des<br />
Bickenalbtales liegende <strong>Peppenkum</strong> wird im <strong>Jahre</strong> 1308<br />
erstmals als Boppenkeim wegen des Verkaufs von<br />
Lehensgütern an das Kloster Hornbach erwähnt. Der Name<br />
stammt wahrscheinlich von einem Sippenführer namens<br />
„Boppo“.<br />
Die Besiedlung des Ortsgebietes hat jedoch schon zu viel<br />
früheren Zeiten stattgefunden. Es kann davon ausgegangen<br />
werden, dass schon in der späten Steinzeit (5000 – 2000<br />
v. Chr.) und in der nachfolgenden Bronze- und Eisenzeit<br />
Jäger und Bauern hier beheimatet waren bzw. die Region<br />
als Sammler und Jäger durchstreift haben. Im 5./6. Jahrhundert<br />
siedelten die Franken in der Gegend.<br />
In Folge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) ist<br />
<strong>Peppenkum</strong> unbewohnt. Im 17. Jahrhundert steht das<br />
Dorf unter österreichischer Herrschaft, später unter französischer.<br />
Durch die „Befreiungskriege“ kam <strong>Peppenkum</strong><br />
zum Königreich Bayern (1815–1919).<br />
Im Zweiten Weltkrieg wird die Bevölkerung in das Gebiet<br />
von Apolda/Jena nach Thüringen evakuiert. Franzosen<br />
besetzten den Ort. Durch Kampfhandlungen werden<br />
75 Prozent der Ortschaft zerstört. 1974 wird <strong>Peppenkum</strong> an<br />
die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Gersheim</strong> angebunden. 338 Menschen leben<br />
heute in <strong>Peppenkum</strong> (1987 dagegen waren es nur 283<br />
Einwohner). Zum Dorf gehören 395 Hektar, überwiegend<br />
landwirtschaftlich genutzte Fläche und 47 Hektar Wald.<br />
<strong>Peppenkum</strong> feiert also Geburtstag. <strong>700</strong> <strong>Jahre</strong> sind in<br />
unserer Vorstellung als Zeitspanne des Lebens nicht zu<br />
greifen. Staunend stehen wir vor einem solchen Alter und<br />
fragen uns, was sich in diesen <strong>Jahre</strong>n alles in dem kleinen<br />
Dorf, ja in der ganzen Welt verändert hat. In welch<br />
einfachen Verhältnissen die ersten Einwohner wohl gelebt<br />
haben, können wir uns bei der Betrachtung von Bildern<br />
menschlicher Siedlungen des Mittelalters vorstellen.<br />
Und was dieses Dorf wohl alles hat über sich ergehen lassen<br />
müssen: Große Krankheitsepidemien, den Dreißigjährigen<br />
Krieg, als dieses Dorf komplett ausgestorben war, die<br />
beiden Weltkriege, in denen auch Bürger des Dorfes ihr<br />
Leben lassen mussten. Und wie Menschen dennoch dieses<br />
Fleckchen Erde so lieb gewonnen hatten, dass sie allen<br />
Schwierigkeiten zum Trotz immer wieder ihre Existenz hier<br />
neu aufgebaut hatten.<br />
Ein Dorf, das auch heute, trotz seines Alters nichts an<br />
Attraktivität verloren hat. Wer Geburtstag feiert, freut sich<br />
seines Daseins. Und dass die <strong>Peppenkum</strong>er sich freuen, das<br />
sieht man ihnen an. Feste feiern und gemeinsam singen,<br />
aber auch zusammen stehen, wenn Not am Mann ist. Das<br />
zeichnet die Bürger dieses Dorfes aus. Und die Besucher<br />
spüren an der Gastfreundschaft, dass sie hier herzlich<br />
willkommen sind. Ich wünsche dem Geburtstagskind, dass<br />
es sich noch lange dieser Lebendigkeit erfreut – als Heimat<br />
vieler liebenswürdiger Menschen.<br />
Lothar Kruft, Bürgermeister<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 1
2 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Grußwort Ortvorsteher<br />
Ausgehend von der ersten urkundlichen Erwähnung<br />
unseres Ortes am 18. Januar 1308 feiert <strong>Peppenkum</strong> im Jahr<br />
2008 sein <strong>700</strong>jähriges Jubiläum.<br />
Die Besiedelung des Dorfes „Boppenkeim“ hat jedoch schon<br />
viel früher stattgefunden. <strong>700</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Peppenkum</strong> – dieses<br />
besondere Ereignis sollte dazu beitragen einmal innezuhalten<br />
und uns zu erinnern.<br />
Wir sollten aus den schweren Zeiten der Vergangenheit für<br />
die Zukunft lernen. <strong>Peppenkum</strong> kann wie alle Orte entlang<br />
der Grenze auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken,<br />
die unseren Dorfbewohnern schwere Schicksalsschläge<br />
bescherte. Nach dem zweiten Weltkrieg war <strong>Peppenkum</strong> zu<br />
90 Prozent zerstört, doch wie überall in den Grenzorten<br />
rückten die Menschen zusammen, nutzten den noch vorhandenen<br />
Wohnraum und bauten ihre Häuser wieder auf.<br />
Das Wissen um eine gemeinsame Vergangenheit, der<br />
Zusammenhalt und die gemeinsame Bewältigung der<br />
Probleme gab ihnen die Kraft die Gegenwart zu<br />
bewältigen. Im Laufe der Zeit hat sich unser Dorf zu einem<br />
ansehnlichen, lebens- und liebenswerten Ort entwickelt, in<br />
dem „Alteingesessene“ und „Zugezogene“ ein harmonisches<br />
Gemeinschaftsleben führen.<br />
Als Ortsvorsteher bedanke ich mich bei all denen, diezum<br />
Gelingen unserer Jubiläumsfeier beitragen und die auch die<br />
Veranstaltungen im Laufe des Jubiläumsjahres mitgestalten.<br />
Ich wünsche den Festlichkeiten in unserem Ort<br />
einen guten und harmonischen Verlauf und grüße alle<br />
Gäste, die unsere Veranstaltungen besuchen.<br />
Wolfgang Mann, Ortsvorsteher
Grußwort Schirmherr<br />
Liebe Bürgerinnen und Bürger von <strong>Peppenkum</strong>,<br />
als Schirmherr Ihrer Jubiläumsveranstaltung übermittle ich<br />
Ihnen zur <strong>700</strong>-Jahrfeier meine herzlichen Glückwünsche.<br />
Ihr Ort, der im <strong>Jahre</strong> 1308 erstmalig unter dem Namen<br />
„Boppenkeim“ urkundlich erwähnt wurde, hat in den vergangenen<br />
Jahrhunderten eine wechselvolle Geschichte<br />
durchlaufen. Ein drastischer Einschnitt in jüngerer Zeit war<br />
die Evakuierung der Bewohner im Zweiten Weltkrieg und<br />
die spätere Zerstörung Ihres Dorfes durch Kampfhandlungen<br />
zu über 80 Prozent.<br />
Umso erfreulicher ist es zu sehen, dass sich <strong>Peppenkum</strong><br />
heute wieder als paradiesischer Ort inmitten der landschaftlich<br />
reizvollen „Parr“ präsentiert. Und dass Sie heute<br />
freundschaftlich verbunden mit Ihren französischen<br />
Nachbarn im Zentrum eines offenen Europas leben.<br />
Ein deutliches Zeichen für die Zukunftsfähigkeit von<br />
<strong>Peppenkum</strong> ist, dass die Einwohnerzahl trotz allgemeiner<br />
Tendenz zur Landflucht hier in den letzten <strong>Jahre</strong>n stabil<br />
geblieben ist. Die Gründe dafür liegen unter anderem sicher<br />
in der guten Versorgungs-Infrastruktur, die die Dinge des<br />
täglichen Lebens weitgehend abdeckt. Auch die moderne<br />
Kindertagesstätte ist eine wichtige Einrichtung, die Ihr Dorf<br />
gerade auch für junge Familien attraktiv macht.<br />
Letztendlich sind es aber Sie, die Bewohner selbst, die sich<br />
mit Ihrem Ort identifizieren, sich hier wohl fühlen und das<br />
<strong>Gemeinde</strong>leben aktiv gestalten und dadurch <strong>Peppenkum</strong><br />
zu einem attraktiven und lebendigen Dorf machen.<br />
Dieses Engagement zeigt sich zum Einen im vielfältigen<br />
Vereinsleben, bei welchem auch der Fußball mit der SG Parr<br />
nicht zu kurz kommt. Aber auch bei anderen Gelegenheiten<br />
– wie jetzt der <strong>700</strong>-Jahrfeier – ist die Liebe der<br />
<strong>Peppenkum</strong>er zu ihrem Ort nicht zu übersehen.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein fröhliches, gelungenes<br />
und erfolgreiches Fest und alles Gute für die weitere<br />
Zukunft Ihres schönen Dorfes.<br />
Dieter Buchholz, Geschäftsführer<br />
Buchholz-Fachinformationsdienst GmbH<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 3
Grußwort<br />
<strong>Peppenkum</strong> begeht in diesem Jahr das <strong>700</strong>-jährige Jubiläum<br />
seiner urkundliche Ersterwähnung. Dies ist ein exzellenter<br />
Anlass, in die Historie diese Dorfes zurückzuschauen und<br />
seine Geschichte Revue passieren zu lassen.<br />
1308 wird <strong>Peppenkum</strong> erstmals genannt. In Kampfmanns<br />
„Heimatkunde des Bezirksamts Zweibrücken“ (1912) heißt<br />
es: „Das Kloster Hornbach besaß hier Legensgüter. 1308<br />
verkauften die Eheleute Helwich, Sohn des Ritters<br />
Sybelo von Lemberg, u. Sophia, seine Frau, ihre Hornbacher<br />
Klosterlehen zu Boppenkeim samt der Mühle an das<br />
Kloster Hornbach.“ Der pfälzische Namensforscher<br />
Ernst Christmann führt die Namensform „Boppenkeim“<br />
auf die ursprüngliche Schreibweise „Boppingen“ oder<br />
„Poppingen“ zurück und erklärt es: „zu (bei) den Leuten des<br />
Boppo“.<br />
Nach mehreren Eigentumswechsel ging <strong>Peppenkum</strong> 1656<br />
an die Grafen von der Leyen über, seit 1816/18 gehörte es<br />
zum Königreich Bayern, verwaltungsmäßig zur Bürgermeisterei<br />
Medelsheim im Kanton Neuhornbach des<br />
Landcommissariates Zweibrücken. Im „Reise-Handbuch<br />
4 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
durch alle Theile der königlich-bayerischen Pfalz“ von 1841<br />
erwähnt Karl Geib den kleinen Weiler: „Nordwestlich von<br />
hier (Utweiler) kommt man nach <strong>Peppenkum</strong>, auch<br />
Böppigheim genannt, (325 Einw.), an der Bickenalb, mit<br />
einer Mühle.“<br />
Seit dieser Zeit verdichten sich nach und nach auch die<br />
Informationen zu <strong>Peppenkum</strong>, so dass sich die Ortsgeschichte<br />
zu strukturieren beginnt. Über die weiter<br />
zurückliegenden Zeiten <strong>Peppenkum</strong>s ist freilich (bislang)<br />
kaum etwas bekannt.<br />
Vielleicht vermag das <strong>700</strong>-jährige Jubiläum hier Impulse<br />
zu setzen und Licht in das Dunkel der Geschichte zu<br />
bringen. Es geht hierbei weniger um die Geschichte der<br />
„Herrschenden“, sondern um die Lebens- und Arbeitsweise<br />
der eigenen Vorfahren. Diese Spurensuche ist mehr als<br />
Archivalienrecherche und mühsame Lektüre alter Schriften,<br />
sie ist letztendlich auch ein Selbstfindungsprozess: Welchen<br />
Konfrontationen waren unsere Vorfahren ausgesetzt? Auf<br />
welche Weise begegnen wir den Herausforderungen der<br />
Gegenwart? Die Auseinandersetzung mit der eigenen<br />
Geschichte kann durchaus Anlass zur Reflektion der eigenen<br />
Lebenszeit werden. Geschichtsarbeit vor Ort bestärkt<br />
durchaus Heimatgefühl. Es ist schließlich wichtig zu wissen,<br />
woher wir kommen.<br />
Es ist offensichtlich, dass sich die Einwohner <strong>Peppenkum</strong>s in<br />
ihrem Ort wohl fühlen. Allein schon das wiederholte<br />
Engagement im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“<br />
zeigt die Vitalität und die Identität mit dem Heimatort, mit<br />
dem „Ort im Grünen – mit vielen bunten Seiten“.<br />
<strong>Peppenkum</strong> hat daher viele Gründe, (sich) zu feiern.<br />
Dr. Bernhard Becker, Denkmalpfleger
Der Ort<br />
<strong>Peppenkum</strong> liegt grenznah zu Frankreich im Kern einer<br />
reizvollen Landschaft, der durch den Katholizismus stark<br />
geprägten Parr. Urkundlich erstmals erwähnt wird das Dorf<br />
im Jahr 1308 („Boppenkeim“). Der Name stammt wahrscheinlich<br />
von einem Sippenführer namens „Boppo“. Die<br />
Besiedlung des Ortsgebietes hat jedoch schon zu viel<br />
früheren Zeiten stattgefunden. Es kann davon ausgegangen<br />
werden, dass schon in der späten Steinzeit<br />
(5000–2000 v. Chr.) und in der nachfolgenden Bronze- und<br />
Eisenzeit Jäger und Bauern hier beheimatet waren. Im 5./6.<br />
Jahrhundert siedelten die Franken in der Gegend.<br />
Im 14. Jahrhundert wird eine <strong>Peppenkum</strong>er Mühle erwähnt.<br />
Wahrscheinlich wurde die Mühle von Mönchen aus dem<br />
nahegelegenen Hornbach betrieben. Wie in vielen<br />
Ortschaften im 9. Jahrhundert nutzte man die Kraft des<br />
Wassers zum Mahlen des Getreides. Der Bau einer Mühle<br />
war im Mittelalter ein kostspieliges Unterfangen, das nur<br />
für sehr Vermögende in Betracht kam. Man geht davon aus,<br />
dass die Mönche des Klosters Hornbach das Bauprojekt<br />
finanziert haben. Von der ehemaligen Mühle stehen nur<br />
noch Mauerreste. Die neue, 1934 gebaute Mühle an der<br />
Bickenalbbrücke, wurde in den 50er <strong>Jahre</strong>n geschlossen.<br />
In Folge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) ist<br />
<strong>Peppenkum</strong> unbewohnt. Im 17. Jahrhundert steht das Dorf<br />
unter österreichischer Herrschaft, später unter französischer.<br />
Durch die „Befreiungskriege“ kam <strong>Peppenkum</strong> zum<br />
Königreich Bayern (1815–1919).<br />
Im Jahr 1881 wird die Straße nach Altheim gebaut. 1885<br />
eine nach Riesweiler und 1887 die Straße nach Frankreich.<br />
Eine Besonderheit <strong>Peppenkum</strong>s ist das Fehlen einer eigenen<br />
Kirche. Die Einwohner benutzen stattdessen die Kirche des<br />
Nachbarorts Medelsheim. Auch eine Kapelle oder einen<br />
Friedhof sucht man vergebens.<br />
Im Zweiten Weltkrieg wird die Bevölkerung in das Gebiet<br />
von Apolda/Jena nach Thüringen evakuiert. Franzosen besetzen<br />
den Ort. Durch Kampfhandlungen werden<br />
75 Prozent der Ortschaft zerstört.<br />
1974 wird <strong>Peppenkum</strong> an die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Gersheim</strong> angebunden.<br />
338 Menschen leben heute in <strong>Peppenkum</strong> (1978<br />
dagegen waren es nur 283 Einwohner). Zum Dorf gehören<br />
395 Hektar, überwiegend landwirtschaftlich genutzte<br />
Fläche und 47 Hektar Wald.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 5
Das Wappen<br />
Bei der Gestaltung des Wappens wurde mit Absicht darauf<br />
Bedacht genommen, keine Symbole der Medelsheimer oder<br />
lothringischen bzw. Bitscher Geschichte zu verwenden. Als<br />
geeignete Alternative boten sich die Umstände und<br />
Begleiterscheinungen der ersten urkundlichen Erwähnungen<br />
der beiden Siedlungen an, die in ihren Folgen für<br />
Jahrhunderte für das Bild der späteren <strong>Gemeinde</strong> von<br />
Bedeutung sein sollten. Die vorgenommene waagrechte<br />
Hälftung des Schildbildes in ein oberes und unteres Feld<br />
versinnbildlicht den Dualismus des <strong>Gemeinde</strong>bezirks<br />
<strong>Peppenkum</strong>/Utweiler.<br />
Oberes Feld: „In Gold zwei schräggekreuzte rote Abtstäbe,<br />
überdeckt mit einem roten Mühlstein.“<br />
6 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Am 18. Januar 1308 verkauften Helwich, ein Sohn des verstorbenen<br />
Ritters Sybelo von Lemberg, und seine Gattin<br />
Sophia dem Abt des Klosters Hornbach u. a. Güter zu<br />
„Boppenkeim“ (<strong>Peppenkum</strong>) und bei der dortigen Mühle<br />
(NRH, 170; PRZ, 486). 1351 erwarb das Kloster Werschweiler<br />
die Mühle zu Beringen, bei „Bebekum“ und großen Eichen<br />
gelegen (NRW, 711). Es ist somit festzustellen: Sowohl das<br />
Benediktinerkloster Hornbach als auch das Zisterzienserkloster<br />
Werschweiler besaßen Güter in und bei <strong>Peppenkum</strong>.<br />
Die beiden Abtstäbe in dem oberen, für <strong>Peppenkum</strong> vorgesehenen<br />
Feld weisen auf das erste sichtbare Eintreten des<br />
Ortes in die Geschichte hin und verdeutlichen den klösterlichen<br />
Besitzstand in <strong>Peppenkum</strong>.<br />
Der die beiden Abtstäbe überlagernde Mühlstein steht für<br />
die in den Urkunden von 1308 und 1351 erwähnten<br />
Mühlen. Er deutet auch die Tatsache an, dass <strong>Peppenkum</strong><br />
von seiner ersten Benennung an bis in das Jahr 1980 fast<br />
durchgehend im Besitz einer Mühle gewesen ist. Im<br />
14. Jahrhundert waren deren gleich zwei vorhanden.<br />
Für die vergangenen <strong>700</strong> <strong>Jahre</strong> darf wohl mit Recht in<br />
Anspruch genommen werden, dass die Getreidemühle –<br />
hier angedeutet durch den Mühlstein – ein nicht zu übersehedes,<br />
konstantes Merkmal des Dorfes <strong>Peppenkum</strong><br />
gewesen ist.<br />
Unteres Feld: „In Blau ein sechsstrahliger goldener Stern,<br />
beseitet von je einer schräggelegten, beblätterten goldenen<br />
Ähre.“<br />
Das untere Schildfeld spricht die Geschichte und das auffallendste<br />
Merkmal Utweilers an. Die Siedlung Utweiler findet<br />
man erstmals 1310 erwähnt. In einem 1606 erstellten<br />
Verzeichnis über eine Urkundenübergabe von Hanau-
Lichtenberg an Lothringen ist unter Ziffer 8 zu lesen: „Item<br />
ein lateinischer Brieff, wie drey Brüder von Adel, die<br />
Puller von Hohenburg genannt, Graf Eberhardten von<br />
Zweybrücken etlich Maltter jährlicher Frucht auch Gelt und<br />
anderes auf ihren Dörffern Steblingen, Udeweiler und<br />
Neunkirchen eigenthumblich übergeben und hergeben,<br />
von ihme Graven zu einem Bütschischen Burgklehen wider<br />
empfangen. Anno x 1310.“<br />
Das gehälftete Schildbild dieses Wappens zeigt rechts ein<br />
goldenes Feld und links ein Feld in Blau mit einem goldfarbenen<br />
sechsstrahligen Stern.<br />
Dieser goldene Stern auf blauem Grund beherrscht das<br />
untere Feld des Schildbildes. Er weist auf die erste urkundliche<br />
Erwähnung Utweilers hin und steht für das Rittergeschlecht<br />
der Puller von Hohenburg, das 1482 im<br />
Mannesstamm erlosch.<br />
Wenn die Getreidemühle als Symbol in dem <strong>Peppenkum</strong>er<br />
Feld Verwendung fand, so steht für Utweiler die Landwirtschaft<br />
schlechthin zur Ergänzung des unteren Feldes an.<br />
Von jeher war Utweiler ausschließlich landwirtschaftlich<br />
geprägt. Der Acker-und Viehof Utweiler war von 1521 bis<br />
1538 im Besitz des Medelsheimer Amtmannes Symon<br />
Wecker, der bereits als Besitzer der <strong>Peppenkum</strong>er Mühle<br />
genannt wurde. Erst nach dem dreißigjährigen Krieg<br />
entwickelte sich Utweiler von einer fast reinen Hofsiedlung<br />
zu einem Bauerndorf. Der Ort hat seinen landwirtschaftlichen<br />
Charakter, der ihm durch die Pullerschen<br />
Kaufbriefe sowie durch weitere Urkunden aus dem<br />
14. Jahrhundert bestätigt wurde, über die Jahrhunderte hin<br />
bewahrt. Auf diese Tatsachen weisen die beiden goldenen<br />
Ähren hin.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 7
Aus der Geschichte des Dorfes <strong>Peppenkum</strong> von<br />
den Anfängen bis zum Inkrafttreten der Gebiets- und<br />
Verwaltungsreform am 1. Januar 1974<br />
600–800 Erstbesiedlung des Ortes im Zuge der fränkischen<br />
Landnahme.<br />
Die den Flussläufen von Mosel und Saar von Norden her folgenden<br />
Franken ließen sich um diese Zeit auch im Bereich der Blies und<br />
Bickenalb nieder. Der Vorzug der fränkischen Besitznahme galt den<br />
fruchtbaren Ackerböden unserer Muschelkalkregion.<br />
1308 Unter dem Namen „Boppenkeim“ wird das Dorf<br />
<strong>Peppenkum</strong> am 18. Januar 1308 zum ersten Male urkundlich<br />
erwähnt.<br />
Heimatforscher gehen davon aus, dass die ursprüngliche Namensform<br />
„Boppingen“ oder „Poppingen“ gewesen sei. In dem<br />
Bestimmungswort erkenne man den altdeutschen Rufnamen „Boppo“<br />
oder „Poppo“, so dass der Ortsname nach dem Sippenältesten mit „zu<br />
den Leuten des Boppo oder Poppo“ gedeutet werden müsse.<br />
Die 1308 vorhandene Endsilbe „keim“, wie die heutige „kum“ entwickelte<br />
sich durch Zusammenziehen der früher auslautenden<br />
Doppelsilbe „ingheim“ zu „keim“, später über „kam“, „kom“ zu<br />
„kum“.<br />
Der Anlass der ersten urkundlichen Erwähnung ist folgender:<br />
Helwich, der Sohn des verstorbenen Ritters Sybelo von Lemberg, und<br />
seine Frau Sophia verkauften am 18. Januar 1308 mit Zustimmung<br />
ihres Bruders und Schwagers Cunzo für 40 Pfund kleiner Turnosen<br />
dem Abt des Klosters Hornbach die vom Kloster herrührenden<br />
Lehensgüter in den Dörfern Riesweiler und <strong>Peppenkum</strong> sowie bei der<br />
dortigen Mühle. Die Güter bzw. Rechte bestanden aus insgesamt in<br />
6 Malter Dinkel, 10 Malter Hafer und 1 Malter Korn, 4 Sechstel<br />
Nusskernen, 35 Hühnern, darunter 14 Kapaunen, 5 ½ Broten, jedes<br />
8 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
4 Metzer Pfennig wert, 25 Eiern, einem jährlichen Zinspfennig und<br />
dem dritten Teil des Rückkaufrechtes an einer Rente von 3 Pfund<br />
Metzer Pfennig, die Helwichs Schwager Hartmund von Blumenaue<br />
einst dem Kloster Hornbach verkauft hatte. Der Abt des Klosters<br />
Hornbach gab im Rahmen der Vereinbarung der Gegenpartei einen<br />
<strong>Jahre</strong>skredit von 10 Pfund kleiner Turnosen. Die dafür bestellten<br />
Bürgen hätten auf Abmahnung des Abtes je ein Pferd und einen<br />
Knecht nach Hornbach abstellen müssen.<br />
Außer der erstmaligen Erwähnung des Dorfes <strong>Peppenkum</strong> ist der<br />
Hinweis auf das Vorhandensein einer Mühle von Bedeutung. Bei dieser<br />
Mühle handelt es sich um die etwa 500 Meter nördlich des<br />
Ortskernes liegende „<strong>Peppenkum</strong>er Mühle“, wie sie in den amtlichen<br />
Karten genannt wird. Es kann davon ausgegangen werden, dass die<br />
Bauherren und die Betreiber der <strong>Peppenkum</strong>er Mühle die Hornbacher<br />
Mönche waren. Die Bauern waren gezwungen, in diesen sogenannten<br />
Bannmühlen, ihr Getreide mahlen zu lassen. Mit dieser Regelung verfolgte<br />
der Mühlenbetreiber einen doppelten Zweck: Zum einen wurde<br />
durch die hohe Auslastung die Wirtschaftlichkeit des Betriebes gesichert,<br />
zum anderen verschaffte er sich eine wirksame Kontrolle über<br />
die Bodenerträge und die Richtigkeit der damit verbundenen<br />
Abgabeleistungen.<br />
1351 Die Mühle zu Behringen bei „Bebekum“<br />
Das Zisterzienserkloster Wörschweiler erwarb 1351 die Mühle zu<br />
Behringen bei „Beppekum“. Es ist somit festzustellen, dass sowohl<br />
das Benediktinerkloster Hornbach als auch das Zisterzienserkloster<br />
Wörschweiler Güter in und bei <strong>Peppenkum</strong> besaßen.<br />
Die Mühle zu Behringen, deren Standort an der Mündung des<br />
Bommersbaches vermutet wird, dürfte in der schweren Zeit des 14.<br />
Jahrhunderts mit dieser Siedlung untergegangen sein.<br />
Die beiden Klöster und die beiden Mühlen sind auch Gegenstand des<br />
Ortswappens, das der Ortsrat am 25. Oktober 1985 für den
<strong>Gemeinde</strong>bezirk <strong>Peppenkum</strong>-Utweiler annahm. Das obere Feld des<br />
Ortswappens zeigt zwei Abtstäbe, die von einem Mühlstein überdeckt<br />
werden.<br />
1395 Die Grafen von Zweibrücken, Herren zu Bitsch, erhalten<br />
das Lehensgut Medelsheim, zu dem auch <strong>Peppenkum</strong> und<br />
Seyweiler gehören, als kurpfälzisches Lehen<br />
In der Zeit nach Kaiser Karl dem Großen wurde der Bliesgau<br />
Lothringen zugeordnet und kam 925 zu dem ostfränkischen, dem späteren<br />
Deutschen Reich.<br />
982 war Graf Folmar I. aus dem Hause Metz-Luneville Herr im<br />
Bliesgau. Unter der Herrschaft dieses Grafengeschlechtes sonderte<br />
sich der südliche Teil des Gaugebietes von dem übrigen Gebiet ab und<br />
erschien fürderhin in erweiterter Form als die Herrschaft Bitsch, zu<br />
deren nördlichen Grenzgebiet Medelsheim mit den beiden Dörfern<br />
<strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler gehörte.<br />
In einer Urkunde des <strong>Jahre</strong>s 1196 beschreibt Friedrich, Herr zu<br />
Bitsch, die Grenzen seines Herrschaftsgebietes und erwähnt dabei den<br />
Bach „Bichenalbe“, der überschritten wird, um als dann<br />
Brenschelbach zu erreichen.<br />
In den folgenden <strong>Jahre</strong>n wurden die drei Dörfer zu einem nicht mehr<br />
feststellbaren Zeitpunkt und unter Umständen die nicht mehr ermittelt<br />
werden konnten, von Bitsch getrennt und erscheinen als Bestandteil<br />
der Grafschaft Zweibrücken.<br />
Es ist anzunehmen, dass Graf Walram II. von Zweibrücken die drei<br />
Dörfer dem Pfalzgrafen als unaufkündbares Mannlehen auftrug und<br />
nach dem Erlöschen der Zweibrücker Linie durch den Tod des Grafen<br />
Eberhard die Dörfer bei dem Pfalzgrafen verblieben, der sie dann<br />
1395 den Grafen von Zweibrücken, Herren zu Bitsch als Lehen<br />
übertrug.<br />
1504 König Maximilian bringt als Erzherzog von Österreich die<br />
Dörfer Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler in seinen<br />
Besitz. Lehensnehmer sind weiterhin die Grafen von<br />
Zweibrücken, Herren zu Bitsch<br />
Im Pfälzischen Krieg eroberte der damalige Kaiser Maximilian als<br />
Erzherzog von Österreich „alle Stücke und Güter“ die Reinhard der<br />
Graf zu Bitsch und seine Vorfahren von der Pfalz als Lehen erhalten<br />
hatten und brachte sie in seine Gewalt. Dazu gehörte auch die<br />
Herrschaft Medelsheim mit <strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler mit „sämtlichen<br />
Mannschaften, Hoheitsrechten und Gerechtsamen“.<br />
Das Haus Österreich war nunmehr Lehensherr geworden und vergab<br />
die Dörfer zunächst wieder an den erwähnten Grafen Reinhard zu<br />
Bitsch als österreichisches Lehen. Die Lehensherrschaft des Hauses<br />
Österreich währte bis in die Zeit der Französischen Revolution.<br />
Die letzte Lehensvergabe erfolgte am 24. August 1795, als Kaiser<br />
Franz II. von Österreich im vierten Jahr seiner Regentschaft das „Gut<br />
Medelsheim“, samt beider anhangenden, auf dem Westrich bei<br />
Zweybrücken gelegenen Dorfschaften, „Pippekum und Sauweiler“ an<br />
den Reichsgrafen Philipp von und zu der Leyen und Hohengeroldseck<br />
verlieh.<br />
1525 Die Untertanen des Grafen von Zweibrücken, Herr zu<br />
Bitsch, in den Dörfern Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und<br />
Seyweiler beteiligen sich geschlossen am Bauernkrieg<br />
Im Frühjahr musste Graf Reinhard von Zweibrücken, Herr zu Bitsch,<br />
vor den aufrührerischen Bauern aus dem Land fliehen und bei Herzog<br />
Anton von Lothringen Schutz suchen. Er soll damals sinngemäß<br />
gesagt haben: „Von den Untertanen, die vordem mein Land besiedelt<br />
haben, gibt es keine sechs mehr, die mir gehorchen.“ Der Ursprung<br />
der bäuerlichen Unruhen in unserer Heimat lag ganz offenbar im<br />
Gebiet der Herrschaft von Bitsch. Die aufständischen Bauern forderten<br />
die Abschaffung der Leibeigenschaft, freie Jagd-, Fischerei-,<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 9
10 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Weide- und Forstnutzung, Herabsetzung willkürlich gesteigerter<br />
Fronden, Minderung verschiedener Abgaben, ... „damit der baur sein<br />
Arbeit nit umbsunst thie, denn ain jetlicher tagwerker ist seins lons<br />
wirdig.“<br />
Nach zeitgenössischen Quellen beteiligten sich die Bauern des Amtes<br />
Medelsheim, also auch die Bauern aus <strong>Peppenkum</strong>, an dem Aufstand.<br />
Die Bauern aus der ganzen Umgebung, etwa 8000 Mann sammelten<br />
sich im Laufe des Aufstandes in Herbitzheim an der oberen Saar. Sie<br />
nannten sich von jetzt an „Herbitzheimer Haufen“ und erreichten am<br />
14. Mai 1525 die Stadt Zabern, dort wurden sie durch die Truppen des<br />
lothringischen Herzogs Anton, bei dem sich auch der Bitscher Graf<br />
Reinhard befand, vernichtend geschlagen. Nachdem der Aufstand<br />
blutig niedergeschlagen worden war, änderte sich an den harten<br />
Lebensbedingungen der Bauern in den Dörfern der Herrschaft Bitsch<br />
nichts.<br />
Im Abgaberegister des <strong>Jahre</strong>s 1539 sind für <strong>Peppenkum</strong> folgende<br />
Abgabepflichtige aufgeführt und es kann somit als erstes<br />
Einwohnerverzeichnis des Ortes bezeichnet werden: Hanß Schneider,<br />
Theutschen Hanß, Diebold Elsasser, Weber Nickell, Dittschell, Cuntz<br />
Keller, Diebol, Paulus, Petters Engel, Beckhers Marthin, Pirmans<br />
Jacob, Simont, Hauprecht, Cleman Lorent Scheffer.<br />
1576 Neuer Lehensherr wird Freiherr Nikolaus zu Bollweiler<br />
Nach dem Tod des Grafen Jakob von Zweibrücken – Bitsch gibt<br />
Erzherzog Ferdinand II. von Österreich die Dörfer Medelsheim,<br />
<strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler seinem Geheimen Rat und Landvogt zu<br />
Hagenau, Nikolaus Freiherr zu Bollweiler (der Ort Bollweiler liegt<br />
bei Sulz im Elsass) gegen Zahlung von 16000 Rheinischen Gulden als<br />
Manneslehen.<br />
Eine erneute Lehensvergabe erfolgte am 19.10.1598 durch Kaiser<br />
Rudolf II. an Rudolf von Bollweiler, einem Sohn des Nikolaus von<br />
Bollweiler.
Auffallend ist sowohl die Belehnung der Freiherren von Bollweiler<br />
mit den drei Dörfern Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler durch<br />
das Haus Österreich, als auch die Annahme dieses weitab gelegenen<br />
Lehensgutes durch diese Freiherren, waren doch seit 1395 stets die<br />
Grafen von Zweibrücken – Bitsch mit den drei Dörfern belehnt<br />
worden.<br />
Die bollweilerische Epoche endet im Jahr 1616, dem Todesjahr<br />
des letzten Rudolfs von Bollweiler, mit dem das Geschlecht im<br />
Mannesmann ausstarb.<br />
1620 Erzherzog Leopold von Österreich belehnt Johann Ernst<br />
Fugger von Augsburg Baron von Kirchberg und Weisenhorn,<br />
dem Gatten der Margarethe von Bollweiler, mit Medelsheim,<br />
<strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler<br />
Johann Ernst Fugger heiratete 1612 Margarethe von Bollweiler, die<br />
Tochter Rudolfs von Bollweiler. 1616, nach dem Tod seines<br />
Schwiegervaters, ging das bollweilerische Vermögen auf den Fugger<br />
über. Die förmliche Belehnung mit dem österreichischen Lehensgut<br />
Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler erfolgte am 15. 12.1620.<br />
In der gleichen Weise wie im Falle derer von Bollweiler bleibt die<br />
Übernahme des auch für die Fugger ungünstig gelegenen Lehensgutes<br />
unverständlich. Es kann daher nicht verwundern, dass die neuen<br />
Besitzer schon sehr bald nach Wegen suchten, sich des Lehens zu<br />
entäußern.<br />
1635 Entvölkerung und Verwüstung des Dorfes <strong>Peppenkum</strong> in<br />
den Wirren des 30-jährigen Krieges<br />
Offenbar waren die Dörfer der Parr durch die Ereignisse in den ersten<br />
zwölf Kriegsjahren nicht sonderlich belastet worden. Erst mit den<br />
Kämpfen im Raum Zweibrücken im Juli 1635 wurden die Dörfer von<br />
der Kriegsfurie und deren schrecklichen Folgen überzogen. Durch<br />
Hunger, Not, Gräueltaten der marodierenden Soldaten und durch die<br />
Pest, die sich in den Dörfern ausbreitete, nahm das Sterben kein Ende.<br />
Wer noch die Kraft zum Fliehen besaß, brach auf und versuchte dem<br />
Tod zu entrinnen.<br />
Auch der Ort <strong>Peppenkum</strong> war menschenleer geworden. Die Häuser,<br />
die nicht stabil gebaut waren, stürzten zusammen. In den Gärten<br />
nahm das Unkraut überhand, Hecken und Sträucher wucherten,<br />
Wiesen, Felder und das Bickenalbtal verwilderten. Im<br />
Zusammenhang mit den Schreiben zur Kellerei-Rechnungen des<br />
Klosters Hornbach, die auch auf die Zustände in unserer Heimat<br />
eingehen, heißt es dazu: „Pfarr Medelsheim mit den drei Dörfern<br />
Medelsheim Böppigheim und Seuweiler, so man die Medelsheimer<br />
Pfarr nennet, sind bei dem vergangenen Kriegswesen gleich anderen<br />
Orthen dermaßen verdorben und die Unterthanen ausgestorben,<br />
auch keine bestendige Herrschaft dageweßen, dass fast alles<br />
erliegen ist.“<br />
19. April 1656 Carl Caspar, Erzbischof und Kurfürst von Trier<br />
erwirbt mit seinen Brüdern Damian, dem späteren<br />
Erzbischof und Kurfürst von Mainz, und Hugo Ernst,<br />
Freiherr von der Leyen, von den Brüdern Christoph Rudolf<br />
und Otto Heinrich Fugger für 3000 Taler deren Lehen, „die<br />
Pfarr Medelsheimb, selbiges Dorf, daneben Bippenkeimb und<br />
Reutweiler, auf dem Westrich bei Zweybrücken gelegen“<br />
Dieser Erwerb wird von Erzherzog Ferdinand Carl zu Österreich für<br />
gut geheißen, denn schon am 22. April 1656 überträgt er dem<br />
Freiherrn Hugo Ernst von der Leyen das „Gut Medelsheim samt<br />
beiden anhangenden Dorfschaften“ (<strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler) als<br />
Lehen mit dem Recht der Vererbung auf die Töchter und deren männlichen<br />
Erben nach einem etwaigen Abgang des Mannesstammes.<br />
Von nun an bis 1791 hatte das Adelsgeschlecht von der Leyen die<br />
Herrschaft über das Amt Medelsheim mit den drei Dörfern<br />
Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler (dazu ab 1784 Utweiler)<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 11
inne. Am 26. Mai 1773 verlegte das regierende Leyengeschlecht<br />
Wohnsitz und Residenz von Koblenz nach Blieskastel.<br />
Der mit der Verwaltung der drei Dörfer beauftragte Amtmann Johann<br />
von Nunheim, dürfte seinen Dienstherren, den Fuggern Rudolf und<br />
Otto Heinrich, über den trostlosen Zustand der drei Dörfer der<br />
Herrschaft berichtet haben. Die Gebrüder Fugger wurden darauf in<br />
der Absicht verstärkt, sich von den für sie wertlosen Gütern zu trennen.<br />
Herzog Friedrich von Pfalz-Zweibrücken ist als erster Bewerber<br />
um die daniederliegenden Dörfer nachweisbar. Die Verhandlungen<br />
führten nicht zu dem von Pfalz-Zweibrücken erwünschtem Ergebnis.<br />
Der Hauptgrund der Nichtberücksichtigung des Zweibrücker Herzogs<br />
lag wohl in der Konfessionsverschiedenheit, da sowohl dem Hause<br />
Österreich als auch den Fuggern daran gelegen war, „die Lehre<br />
Calvins“ in den Dörfern der Pfarr Medelsheim nicht aufkommen zu<br />
lassen. Beide Herrschaften einigten sich darauf, dem katholischen<br />
Geschlecht von der Leyen das Amt Medelsheim als Lehen zu übertragen.<br />
Die herrschaftlichen Rechte und Güter der neuen „Herrschaft<br />
und Pfarr Medelsheim“ werden nach Aussagen des „Hanß Fräntzel<br />
von Seyweiler, Weber Nickels auß Medelsheim und Niclas Conrad<br />
aus <strong>Peppenkum</strong>“ am 29. Juli 1656 notariell erfasst. Mit Gewissheit<br />
handelt es sich bei den drei Männern um Bewohner der Parr, die die<br />
Wirren der langen Kriegszeit überstanden hatten.<br />
1661 Die Wiederbesiedlung des Dorfes nach den Wirren des<br />
30-jährigen Krieges.<br />
1661 war die Bevölkerung in den drei Dörfern wieder auf einen Stand<br />
gekommen, der eine ordnungsgemäße Beschreibung und Aufteilung<br />
der Gemarkungen erforderlich machte. Bei der vorgenommen<br />
Aufteilung, bei der jedem in der Regel ein Pflugmaß zugeteilt wurde,<br />
traten in <strong>Peppenkum</strong> folgende Personen in Erscheinung: Conrath<br />
Nicklauß, Fuchs Theobaldt, Hahr Jost, Hauprichs Hanß, Schöndorf<br />
Niclauß, Schuster Augustin,Wangen Niclauß. 1667 wohnten in<br />
12 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
<strong>Peppenkum</strong> sieben Familien mit etwa 31 Personen 1667 neun Familien<br />
mit etwa 40 Personen.<br />
Die erste durch die Herrschaft der Grafen von der Leyen 1698 durchgeführte<br />
Volkszählung ergab für <strong>Peppenkum</strong> neun Männer, neun<br />
Frauen und 35 Kinder. <strong>Peppenkum</strong> nahm somit innerhalb der 32 Orte<br />
des Amtes Blieskastel mit 53 Einwohnern den 19. Platz ein.<br />
1709 waren folgende Neuzugänge an Familiennamen in <strong>Peppenkum</strong><br />
festzustellen: Flock Thomas, Reidters Margaretha, Binder Johannes,<br />
Schwalbach Theobald.<br />
In dem am 23. September 1739 aufgenommenen Protokoll über eine<br />
<strong>Peppenkum</strong>er Bannbegehung unter dem „Dorfmeier“ Haßeller sind<br />
die Namen folgender <strong>Peppenkum</strong>er Gemeinsleute aufgeführt: Binder<br />
Johannes, Bubell Emmrich, Bubell Hanß Martin, Bubell Nickel,<br />
Bubel Philibus, Bubell Simon, Conrath Christoff, Dick Bernhard,<br />
Flock Johannes, Haßeller Joseph, Kolb Joseph, Prister Sutter,<br />
Schondorf Jacob, Schöndorf Johannes, Schwalbach Nicklaß.<br />
1723–1727 Streit wegen der Baulast an der Bickenalbbrücke.<br />
1723 strengte die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> gegen Medelsheim und<br />
Seyweiler einen Prozess beim Oberamt Blieskastel mit dem Ziel an,<br />
diese <strong>Gemeinde</strong>n an den Unterhaltungsarbeiten und -kosten der<br />
Bickenalbbrücke in <strong>Peppenkum</strong> rechtsverbindlich zu beteiligen.<br />
Am 15. Juni 1723 ließ <strong>Peppenkum</strong> drei Zeugen vor das Oberamt<br />
laden. Es handelte sich um Peter Klingeler aus Utweiler, Nicolaus<br />
Lampert aus „Winzelroth“ (Pinningen). Der dritte Zeuge stellte sich<br />
mit Johannis Fuchs „ungefehr 74 Jar alt, Inwohner zu Rißweiller“ vor.<br />
Seine Schwester und die Kinder seines Bruders hätten in <strong>Peppenkum</strong><br />
ihren Wohnsitz. Er selbst sei vor 36 <strong>Jahre</strong>n von <strong>Peppenkum</strong> nach<br />
Riesweiler gezogen. Dieser Johannes Fuchs war demnach einer der<br />
drei <strong>Peppenkum</strong>er, die 1687 die Wiederbesiedlung Riesweilers einleiteten.<br />
Zu der Brücke wusste Johannes Fuchs zu berichten, sie sei zu
seiner <strong>Peppenkum</strong>er Zeit öfters mit Hilfe der drei <strong>Gemeinde</strong>n<br />
repariert worden. Auch er habe dabei Hand angelegt. Abschließend<br />
gab er seiner Meinung dahingehend Ausdruck, dass die Brücke „nach<br />
seinem Wissen immer vorhanden gewesen und von der Pfarr unterhalten<br />
worden sei.“ Nach weiteren Verhandlungen und Zeugenvernehmungen<br />
entschied das Oberamt dann schließlich am 12. August<br />
1727, dass die beiden Dörfer Medelsheim und Seyweiler für „die<br />
Brück zu Pepkomb über die Bickenhaller Bach forthin zu gedachter<br />
Herstellung und Reparirung“ verpflichtet seien.<br />
1793–1814 Zwei Jahrzehnte unter französischer Herrschaft.<br />
Im Februar 1793 besetzten französische Truppen das Oberamt<br />
Blieskastel der Grafen von der Leyen. Die französischen Truppen<br />
zeigten sich als Eroberer und verlangten von den Bewohnern in<br />
Medelsheim und den anderen Orten im März 1794 „Alle Früchte,<br />
alles Vieh, besonders alles, was nicht zum Fuhrwesen kann gebraucht<br />
werden, die ganz Herde Schweine, alles Kupfer, Zinn, Messing, Eisen<br />
seien requiriert und gehöre den Franzosen. Wer etwas auf die Seite<br />
schafft, wird gänzlich ruiniert.“ Vorgänge, wie sie sich hier abspielten<br />
und sich an vielen anderen Orten wiederholten, brachten große<br />
Enttäuschung und Ernüchterung bei der drangsalierten Bevölkerung.<br />
Trotzdem erbaten die „Maires und Munizipal-Agenten“ am 13. März<br />
bei ihrer Zusammenkunft in Blieskastel die „Aufnahme ihres<br />
Gebietes in die Französische Republik“.<br />
Der Antrag war wohl ein Ergebnis von Not und Elend. Der größte Teil<br />
der Leute hat wohl im Stillen die alte Herrschaft zurückgewünscht.<br />
Man hatte sich allenthalben von den verkündeten Idealen der<br />
Französischen Revolution abgewandt. In der französischen<br />
Besatzungszeit wurden die vier Parr-<strong>Gemeinde</strong>n Medelsheim,<br />
<strong>Peppenkum</strong>, Seyweiler und Utweiler dem Arrondissement<br />
Zweibrücken im Bereich des Departements Donnersberg zugeordnet.<br />
Die Amtsprache war französisch, das Ziel Frankreichs war die<br />
Französisierung der vereinnahmten Gebiete.<br />
In <strong>Peppenkum</strong> war die Stelle des „Agent-municipal“ durchgehend<br />
von Peter Selzer besetzt.<br />
Mit dem Eintreffen der ersten verbündeten Truppen in unserer Heimat<br />
(Preußen und Russen) in den Befreiungskriegen im Januar 1814<br />
findet die französische Herrschaft ihr Ende.<br />
1816 <strong>Peppenkum</strong> wird als eine <strong>Gemeinde</strong> des Rheinkreises, des<br />
späteren Kreises Pfalz, Bestandteil des Königreiches Bayern.<br />
Die Wende brachten die Befreiungskriege. Mit Beginn des <strong>Jahre</strong>s<br />
1814 erfolgte die Beseitigung des Besatzungsregimes. Nach einer<br />
Übergangsverwaltung ergriff im April 1816 König Max I. Joseph von<br />
Bayern Besitz von der Pfalz und den dazu gehörenden Landesteilen<br />
des früheren Arrondissements Zweibrücken. Damit gehörte auch<br />
<strong>Peppenkum</strong> bis 1918 zum Königreich Bayern und war mit Seyweiler<br />
Bestandteil der Bürgermeisterei Medelsheim, zu der ab 1828 auch<br />
Utweiler zugeordnet wurde. Ab der bayerischen Zeit wurde die<br />
französische „Mairie“ durch die deutsche Bezeichnung<br />
„Bürgermeisterei“ ersetzt. In jeder Bürgermeisterei-<strong>Gemeinde</strong> wählte<br />
der Rat – ab 1818 nannte man ihn Schöffenrat – einen Adjunkten.<br />
Diese bedurften, genau wie die Bürgermeister, der Bestätigung durch<br />
die „hohe Königliche Regierung“. In <strong>Peppenkum</strong> übten Theobald<br />
Müller, Nikolaus Meyer, Georg Binder, Johann Baptist Schwalbach<br />
dieses Amt aus.<br />
1914–1918 Erster Weltkrieg.<br />
Der Krieg wirkte sich durch große Not in den Dörfern der Parr aus.<br />
Da die zum Kriegsdienst eingezogenen Männer 1914 bei der<br />
Erntearbeit fehlten, mussten nach einem Bericht des Pfarrers der Parr<br />
von 1910 bis 1935, Jakob Mühl, die schulpflichtigen Kinder „bei der<br />
Ernte des Habers, der Kartoffeln, Runkeln, des Obstes, bei der<br />
Herbstsaat und beim Dreschen“ helfen. Der Unterricht nach den<br />
Sommerferien begann daher 1914 erst am 1. November. In den<br />
Kriegsjahren mangelte es an Lebensmitteln. Die <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 13
14 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM
Linke Seite:<br />
Soldaten aus dem 1. Weltkrieg, rechts vermutlich Hassler Nickel<br />
Bild Hintergrund:<br />
vor dem Krieg, von Medelsheim kommend (Höhe Anwesen Motsch Alois)<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 15
Medelsheim richtet bereits 1914 für die vier <strong>Gemeinde</strong>n der<br />
Bürgermeisterei an das stellvertretende Kommando des Königlichen<br />
II. Armeekorps in Würzburg die Bitte, „den Bäcker Friedrich<br />
Berwanger, Reservist beim 22. Infanterie Regiment, aus dem<br />
Kriegsdienst zu entlassen, da er der einzige Bäcker für die<br />
Ortschaften Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong>, Seyweiler und Utweiler sei.<br />
Die Versorgung durch die Bäcker von Altheim und Obergailbach habe<br />
sich als mangelhaft erwiesen. Manche Bewohner müssten das Brot<br />
zeitweise in Säcken von Walsheim, Altheim oder Obergailbach<br />
heimtragen. Bei dem einbrechenden Winter vergrößere sich die<br />
Brotnot, da die erwähnten Bäcker wegen des Glatteises oder<br />
Schneefalles mit ihrer Fuhre nicht hierher fahren können, um Brot zu<br />
bringen.“<br />
Nach dem Waffenstillstand am 11.11.1918 kehrten die demobilisierten<br />
oder kriegsgefangenen Soldaten in ihre Heimat zurück. In<br />
manchem <strong>Peppenkum</strong>er Haus war Trauer eingekehrt, traten doch acht<br />
gefallene und zwei vermisste Soldaten den Weg in ihr Heimatdorf<br />
nicht mehr an.<br />
1920 Nach dem Ersten Weltkrieg wird <strong>Peppenkum</strong> dem<br />
Saargebiet zugeordnet.<br />
Durch den Versailler Vertrag wurde das Saargebiet geschaffen und<br />
unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt. Nach der ursprünglichen<br />
Grenzbeschreibung waren die Dörfer der Parr dem Saargebiet<br />
zunächst nicht zugeordnet gewesen. Erst mit der Erweiterung der<br />
Grenze im Raum Homburg kamen dann auch die vier <strong>Gemeinde</strong>n<br />
Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong>, Seyweiler und Utweiler zum Saargebiet. In<br />
den Dörfern war zeitweise französisches Militär einquartiert.<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>rat von <strong>Peppenkum</strong> erhob 1921 Forderungen hinsichtlich<br />
des Grenzverkehrs in Richtung Lothringen. Er forderte: „Freien<br />
Verkehr der Saargebietsangehörigen auf Grund der von der<br />
Saargebietsbehörde ausgestellten Identitätskarte im ganzen Kreis<br />
16 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Saargemünd, weil das Saargebiet und das angrenzende Lothringen im<br />
Verkehr mit Saatgut, Düngemitteln, Ernteerzeugnissen, Fahrzeugen,<br />
Geräten, Tagesbedürfnissen und Gegenständen des täglichen<br />
Gebrauchs wirtschaftlich eng miteinander verbunden sind. Den<br />
Handwerkern soll gestattet werden, zollfrei ihre Handwerkserzeugnisse<br />
in den Ortschaften des Kreises Saargemünd abzusetzen.<br />
Um diese Zeit waren in <strong>Peppenkum</strong> folgende Gewerbetreibende<br />
ansässig: Kurth Johann, Ackerer und Fouragehändler, Lenert<br />
Michael, Glaser- und Schreinermeister, Meyer Franz, Hufschmied,<br />
Meyer Jakob, Tüncher, Schmidt Johann, Wirt und Ackerer, Schöndorf<br />
Adam, Gastwirt, Schöndorf Peter, Schuhmacher und Ackerer.<br />
Eine Schwierigkeit, die aus der Abtrennung vom Reich erwuchs,<br />
behandelten die Räte von Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und Utweiler in<br />
ihrer gemeinsamen Sitzung vom 16. April 1921. Sie schlugen eine<br />
direkte Straßenverbindung von Medelsheim nach <strong>Gersheim</strong> vor und<br />
begründeten ihre Initiative mit der Zuweisung der Bürgermeisterei zu<br />
dem Saargebiet und der damit verbundenen Loslösung von ihrer<br />
bisherigen Bezirksstadt Zweibrücken. Wörtlich heißt es in dem<br />
Beschluss: „Unsere Verkehrswege gingen alle nach Zweibrücken.<br />
Unsere nächste Bahnstation ist <strong>Gersheim</strong>. Es wäre doch die<br />
Möglichkeit gegeben, eine direkte Straße von etwa 5 km Länge von<br />
Medelsheim nach <strong>Gersheim</strong> herzustellen.“ Bis zum Bau dieser Straße<br />
gingen allerdings noch zehn <strong>Jahre</strong> dahin.<br />
Bild rechte Seite: Vor dem Krieg,<br />
das Kind rechts Hildegard Schöndorf
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 17
18 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM
1924–1930 Kurzregesten<br />
26. April 1924<br />
Mit 13 gegen neun Stimmen bei vier Stimmenthaltungen beschließt<br />
eine Bürgerversammlung die Elektrizitätsversorgung in <strong>Peppenkum</strong><br />
einzuführen.<br />
13. Oktober 1927<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>rat <strong>Peppenkum</strong> setzt die Geschwindigkeitsgrenze für<br />
Kraftfahrzeuge innerhalb der Ortschaft auf 15 Stundenkilometer fest.<br />
15. März 1928<br />
Die von 50 Bürgern besuchte <strong>Gemeinde</strong>versammlung in <strong>Peppenkum</strong><br />
spricht sich einstimmig für die Regulierung der Bickenalb (Gradstich<br />
100 Meter oberhalb bis 150 Meter unterhalb der Brücke) und den<br />
Ausbau der Ortstraverse aus.<br />
22. August 1928<br />
Nach Mitteilung des Bezirksamtes war das Ergebnis der Besichtigung<br />
der <strong>Peppenkum</strong>er Feuerwehr durch den Bezirks-Feuerwehrinspektor<br />
unbefriedigend. Der zu der Sitzung des <strong>Gemeinde</strong>rates hinzugezogene<br />
Feuerwehrkommandant Wendel möge daher Sorge tragen, dass<br />
„ein besserer Feuerwehrgeist Platz greift und strenge Disziplin<br />
gehandhabt wird.“<br />
6. Okober 1928<br />
Die neue Ortstraverse <strong>Peppenkum</strong> wird durch den Bezirksausschuss<br />
als Bezirksstraße übernommen. Die <strong>Gemeinde</strong> „kredenzt“ jedem<br />
Mitglied des Ausschusses ein Glas Wein.<br />
Bild linke Seite:<br />
Das nachfolgende <strong>Peppenkum</strong>er Schulhaus im Krieg abgerissen.<br />
Bild rechts: Der Jagdhüter Schreiber Vinzenz vor dem Krieg.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 19
Taxi Wack<br />
Krankenfahrten für alle Kassen<br />
Blieskastel<br />
0 68 42 -14 11<br />
<strong>Gersheim</strong><br />
0 68 43 - 4 04<br />
20 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
1935 Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich.<br />
Nach 15 <strong>Jahre</strong>n Saargebietszeit unter der Verwaltung des Völkerbundes<br />
stand es der Bevölkerung frei, sich zu entscheiden für den<br />
Anschluss an Frankreich, die Rückgliederung an Deutschland oder<br />
die Beibehaltung des Status quo. Der 13. Januar 1935, der Tag der<br />
Volksabstimmung an der Saar, zog mit dem Glanz eines schönen<br />
Wintertages über unsere Heimat auf. Nachts gefallener Schnee lag<br />
fußtief auf dem Land. Es bot sich ein Anblick wie auf einer<br />
Weihnachtskarte, unschuldig, friedvoll und fröhlich.<br />
In der Parr waren zwei Abstimmungslokale eingerichtet. In der<br />
Volksschule in Medelsheim wählten die Stimmberechtigten aus<br />
Medelsheim und Seyweiler, in der <strong>Peppenkum</strong>er Schule jene aus<br />
<strong>Peppenkum</strong> und Utweiler. Das Abstimmungsverfahren vollzog sich<br />
unter neutraler Aufsicht, in <strong>Peppenkum</strong> unter Vorsitz eines Holländers<br />
und im Schutze holländischer Soldaten. Die Abstimmung verlief<br />
ruhig und ohne Zwischenfälle. Das Ergebnis stellt sich für die vier<br />
Orte der Parr insgesamt wie folgt dar:<br />
Zahl der abgegebenen Stimmen: 871<br />
Für Deutschland votierten: 782 (89,8 Prozent)<br />
Für den Status quo: 86 (9,9 Prozent)<br />
Für Frankreich 3 (0,3 Prozent)<br />
Mit dem 31. Juli 1937 wurde die Bürgermeisterei Medelsheim aufgelöst<br />
und der neuen „Großgemeinde Altheim“ zugeordnet. In den<br />
Denkschriften für die Ordnung der einzelnen Parr-<strong>Gemeinde</strong>n war<br />
„nach dem Endsieg“ für <strong>Peppenkum</strong> ein Zusammenschluss mit<br />
Utweiler und Riesweiler vorgesehen. Ein neuer Ortskern sollte im<br />
Bereich der Straßengabelung <strong>Peppenkum</strong>-Utweiler-Riesweiler entstehen.
Bild Hintergrund:<br />
Erntedankfest vor Kriegsbeginn, stehend mit weißem Hemd Groh Karl<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 21
1939–1945 Zweiter Weltkrieg<br />
1. September 1939: Räumung des grenznahen Ortes und Evakuierung<br />
der Einwohner zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Der eine oder<br />
andere mag sich noch an die Hoffnung geklammert haben, das „polnische<br />
Problem“ löse sich in ähnlicher Weise wie die Sudetenkrise<br />
des Vorjahres, nämlich durch Verhandlungen und ein Zurückweichen<br />
der Westmächte<br />
Die Parr lag in der „Roten Zone“, in dem Gebiet zwischen der<br />
deutsch-französischen Grenze und dem Westwall. Im Ernstfall war<br />
diese Zone von der Zivilbevölkerung zu räumen. Diese Maßnahme<br />
sollte dem Schutz der Bevölkerung und der Beweglichkeit und<br />
Aktionsfreiheit der Truppe dienen. Die Räumungspläne mit<br />
Terminen, Transportrouten und Marschbefehlen waren – abgestellt<br />
auf den Tag X, der noch im ungewissen lag – bei den für die<br />
<strong>Gemeinde</strong>n zuständigen Stellen hinterlegt. Der Tag X war dann der<br />
1.September 1939. Die Bewohner wurden in den frühen<br />
Morgenstunden aus dem Schlaf gerissen, als der <strong>Peppenkum</strong>er<br />
<strong>Gemeinde</strong>diener Karl Schwalbach „met de Schell“ die Räumung und<br />
die entsprechenden Anordnungen sowie die Abfahrtzeiten bekannt<br />
machte. Die Evakuierung begann. An diesem Freitag erfolgte der<br />
Abtransport der älteren Männer, Frauen und Kinder mit Omnibussen<br />
und Lastwagen. Kurz nach sieben Uhr kamen die Fahrzeuge. Mit ein<br />
paar Habseligkeiten, schnell verpackt in Koffern, Schachteln,<br />
Rucksäcken oder einem Kopfkissenbezug, verließen die Bewohner<br />
ihre Häuser und begaben sich zum angegebenen Sammelplatz. Mit<br />
Tränen in den Augen, einem stummen Händedruck geht es in die<br />
Omnibusse und auf die Lastwagen und bald entschwindet<br />
<strong>Peppenkum</strong>.<br />
Die nicht zur Wehrmacht eingezogenen Männer und Jungmänner<br />
bleiben noch zurück, um das Vieh zu versorgen. Sie zogen dann am<br />
anderen Tag mit Pferdefuhrwerken hinterher. Thüringen und das<br />
Frankenland waren die Bergungsgebiete. Dort mussten alle, auch<br />
22 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
wenn sie gut untergebracht waren, mancherlei Opfer bringen, sich<br />
einschränken und auf vielerlei liebgewordene Dinge verzichten.<br />
Hoffnung weckte der Waffenstillstand mit Frankreich. Überall die<br />
gleiche Frage: „Geht es bald heim?“ Gegen Ende 1940 waren die meisten<br />
Familien aus den Bergungsgebieten zurück. Da man oftmals die<br />
beschädigten Häuser nicht gleich wieder beziehen konnte, fand man<br />
zunächst in Contwig, Zweibrücken, Blieskastel und in anderen Orten<br />
der Umgebung eine vorläufige Bleibe.<br />
Als die Parr im Dezember 1944 zum zweiten Male Kriegsgebiet wurde<br />
und das Dorf immer wieder unter heftigen Beschuss genommen<br />
wurde, flüchteten die meisten Bewohner, um in weniger umkämpften<br />
Gebieten Schutz zu finden. Einige blieben zurück und warteten in<br />
Kellern und Notunterkünften das Ende des Krieges ab. Durch die<br />
Kriegshandlungen – gleich zu Beginn des Krieges im September 1939<br />
– und in den Winterkämpfen 1944/45 wurde <strong>Peppenkum</strong> erheblich in<br />
Mitleidenschaft gezogen. Fast 80 Prozent der Häuser waren am Ende<br />
des Krieges zerstört, beschädigt oder wurden nach dem<br />
„Frankreichfeldzug“ von der Organisation Todt (OT) abgerissen, um<br />
Platz für neue Häuser oder landwirtschaftliche Gebäude zu schaffen.<br />
Für die Dörfer der Parr war nach vorausgegangenen heftigen Kämpfen<br />
der Krieg zu Ende, als sie am 15. und 16. März 1945 von amerikanischen<br />
Truppen überrollt und besetzt wurden.<br />
In den stark beschädigten Häusern fanden die Rückkehrer und die<br />
Daheimgebliebenen nur eine notdürftige Unterkunft, oftmals ohne<br />
Dach über dem Kopf, ohne Licht, ohne funktionierende Wasserleitung,<br />
ohne Fensterscheiben. Erst 1946 gab es von der französischen<br />
Militärregierung Bezugsscheine für Material zur Wiederherrichtung<br />
der Häuser und aus den Ruinen erwuchs neues Leben. Auch<br />
<strong>Peppenkum</strong> beweinte damals und beklagt heute noch seine<br />
Kriegstoten: 15 Einwohner starben als Soldaten oder Zivilisten, fünf<br />
Soldaten sind vermisst.<br />
Bild rechte Seite: vorm zerstörten <strong>Peppenkum</strong>, Anwesen Meyer Paul
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 23
24 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM
Bild linke Seite:<br />
Das erste <strong>Peppenkum</strong>er Schulhaus Kriegsjahr 1940 als Privathaus<br />
Bild linke Seite oben:<br />
Lebensmittelkarten aus der Kriegszeit (1942)<br />
Bild rechts:<br />
Zerstörte Häuser (links Besitz Wendel Jakob)<br />
Bild unten:<br />
Lebensmittelkarten aus der Kriegszeit (1943)<br />
Bilde rechts unten:<br />
Notbrücke über die Bickenalb, Im Hintergrund: die zerstörte Mühle<br />
Schöndorf<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 25
1947–1957 <strong>Peppenkum</strong> ist ein Teil des Saarlandes<br />
Am 22. Dezember 1946 trennte Frankreich durch die Errichtung der<br />
Zollgrenze das Saargebiet, zu dem auch <strong>Peppenkum</strong> gehörte, von<br />
Deutschland ab. Der Waren- und Geldverkehr wurde unterbunden,<br />
der Reiseverkehr von einer besonderen Erlaubnis abhängig gemacht.<br />
Der in Auftrag gegebene Verfassungsentwurf für das Saarland –<br />
erarbeitet von einer aus 20 Mitgliedern bestehenden Verfassungskommission<br />
– mit den Bestimmungen über den wirtschaftlichen<br />
Anschluss an Frankreich, die Abtrennung von Deutschland und die<br />
Autonomie des Saarlandes wurde am 25. September 1947 veröffentlicht.<br />
Zehn Tage später fanden die Wahlen zur verfassungsgebenden<br />
Versammlung statt.<br />
Am 8. November wurde durch die verfassungsgebende Versammlung<br />
die Verfassung des Saarlandes mit großer Mehrheit angenommen. Am<br />
15. Dezember 1947 konstituierte sich die verfassungsgebende<br />
Versammlung als Landtag des Saarlandes. Das Kabinett unter<br />
Ministerpräsident Johannes Hoffmann – ein Koalitionskabinett aus<br />
Christlicher Volkspartei (CVP) und Sozialdemokratischer Partei Saar<br />
(SPS) wurde am 20. Dezember 1947 vereidigt. Das Saarland hatte<br />
sich konstituiert.<br />
Am 1. April 1948 trat die Zollunion mit Frankreich in Kraft. Die<br />
Saarbewohner bekamen neue Personalausweise – rote und graue. Der<br />
rote Ausweis kennzeichnete den eingesessenen Saarländer, während<br />
der graue den früheren Nichtsaarländern vorbehalten blieb.<br />
26 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
1946–1956 Kurzregesten<br />
Heinrich Kallenbrunnen wird von der Militärregierung zum<br />
Ortsvorsteher von <strong>Peppenkum</strong> eingesetzt, der dieses Amt bis zu den<br />
Kommunalwahlen im September 1946 ausübt.<br />
15. September 1946<br />
Im Saarland werden seit 1932 die ersten demokratischen<br />
<strong>Gemeinde</strong>ratswahlen durchgeführt. Der <strong>Gemeinde</strong>rat von <strong>Peppenkum</strong><br />
wählte anschließend das Ratsmitglied Jakob Schöndorf zum<br />
Bürgermeister, der dieses Amt bis 1956 ausübt.<br />
31. März 1950<br />
Mit Regierungserlass wird der bisherige Verwaltungsbezirk Altheim<br />
aufgelöst und die frühere Bürgermeisterei Medelsheim mit<br />
Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und Utweiler und dazu ab 1. Juli 1950<br />
Seyweiler wieder hergestellt.<br />
14. Oktober 1950<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> verkaufte das <strong>Gemeinde</strong>haus „im<br />
Disteltälchen“. Das „Haus Bickenalb“ wurde später Eigentum der<br />
Bundesfinanzverwaltung der Grenzübergangsstelle.<br />
1. Juni 1952<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> stellt August Wenz als <strong>Gemeinde</strong>diener und<br />
Feldhüter ein, der diese Funktionen bis zum 30. April 1974 ausübte.<br />
16. Oktober 1954<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> vergibt die Bauarbeiten zum Neubau der<br />
Volksschule.<br />
27. Mai 1956<br />
Mathias Weber wird zum Bürgermeister der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong><br />
gewählt und übt dieses Amt bis zum 31.12.1973 aus.<br />
1. September 1956<br />
Das neue <strong>Peppenkum</strong>er Schulhaus wird eingeweiht.
Lageplan von <strong>Peppenkum</strong> nach Ende des 2. Weltkrieges mit Angabe der<br />
Häuser die durch Kriegseinwirkung beschädigt waren und abgerissene werden<br />
mussten. Hier zu erkennen das Wegenetz des Dorfes wie es vor dem Krieg war.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 27
1. Januar 1957 Das Saarland wird in die Bundesrepublik<br />
Deutschland eingegliedert.<br />
Am 23. Oktober 1954 unterzeichneten Konrad Adenauer, Bundeskanzler<br />
der Bundesrepublik Deutschland, und Pierre Mendès-France,<br />
Ministerpräsident der Französischen Republik, ein Abkommen über<br />
das künftige Saar-Statut, das nach seiner Billigung durch die saarländische<br />
Bevölkerung mittels Volksabstimmung bis zum Abschluss<br />
eines Friedensvertrages Gültigkeit besitzen sollte.<br />
Die Abstimmung darüber erfolgte ein Jahr später, am 23. Oktober<br />
1955. Die Wahlberechtigten des Saarlandes waren für diesen Tag aufgerufen<br />
mit Ja oder Nein, für oder gegen die Annahme des<br />
Saarstatuts, zu stimmen.<br />
Die Frage lautete: „Billigen Sie das mit Zustimmung der Regierung<br />
des Saarlandes zwischen der Regierung der Bundesrepublik<br />
Deutschland und der Französischen Republik am 23. Oktober 1954<br />
vereinbarte Statut für das Saarland?“<br />
Mit 67,7 Prozent Nein-Stimmen gegenüber 32,3 Prozent Ja-Stimmen<br />
wurde das Saarstatut abgelehnt.<br />
In <strong>Peppenkum</strong> nahmen 158 Personen an der Abstimmung teil, 104<br />
(68,4 Prozent) stimmten mit Nein, 48 (31,6 Prozent) mit Ja, sechs<br />
Stimmen waren ungültig.<br />
Auf Grund des Ergebnisses der „Saar-Abstimmung“ erfolgte am 1.<br />
Januar 1957 die politische Eingliederung des Saarlandes in die<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
28 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
1957 bis 1974 Kurzregesten<br />
1. September 1957<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> stellt Rudolf Konrad als <strong>Gemeinde</strong>arbeiter<br />
ein. Das Beschäftigungsverhältnis endet mit Ablauf des 31. Mai 1970.<br />
18. Dezember 1957<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> baut den Feldwirtschaftsweg „vor dem<br />
Wald“ als ersten Weg dieser Art straßenmäßig aus.<br />
26. November 1965<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> veräußert ihr unwirtschaftliches<br />
Stromnetz an die Pfalzwerke AG in Ludwigshafen.<br />
23. November 1966<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> gewährt der Sportgemeinschaft Parr für<br />
die Ersteinkleidung der Mannschaften einen Zuschuss in Höhe von<br />
320 DM.<br />
26. November 1965<br />
Der Bebauungsplan „Auf dem Flur, zweite Ahnung“ in <strong>Peppenkum</strong><br />
wird durch den <strong>Gemeinde</strong>rat als Satzung beschlossen.<br />
20. Oktober 1968<br />
Bei der letzten Wahl des <strong>Gemeinde</strong>rates vor der Gebiets- und<br />
Verwaltungsreform werden Mathias Weber, Peter Wack, Peter<br />
Schöndorf, Karl Welsch, Alfred Wack, Karl Wenz und Alois Wendel<br />
in den <strong>Gemeinde</strong>rat der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> gewählt.<br />
12. November 1969<br />
Einführung der Müllabfuhr auf freiwilliger Basis in der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Peppenkum</strong>.<br />
8. September 1970<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> verkauft den <strong>Gemeinde</strong>wald für<br />
415.189,70 DM an das Saarland.
24. November 1970<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> bewilligt 20.000 DM zu dem<br />
Turnhallenbauprojekt des Zweckverbandes „Sportstättenbaugemeinschaft<br />
Medelsheim“.<br />
11. November 1971<br />
Der Kindergarten des Amtes Medelsheim nimmt im ehemaligen<br />
<strong>Peppenkum</strong>er Schulhaus seinen Betrieb auf.<br />
1. Dezember 1971<br />
Jakob Wendel wird als <strong>Gemeinde</strong>arbeiter in den Dienst der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Peppenkum</strong> eingestellt.<br />
24. Januar 1973<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> beteiligt sich mit 70.000 DM an den<br />
Kosten für den Bau der Kegelbahn an der Mehrzweckhalle<br />
Medelsheim.<br />
18. Dezember 1973<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Peppenkum</strong> vergibt die Kanalarbeiten und den<br />
Straßenvorstufenausbau in dem Baugebiet „Auf dem Flur“.<br />
1. Januar 1974<br />
Im Zuge der kommunalen Neuordnung des Saarlandes werden das<br />
Amt Medelsheim sowie die amtsangehörigen <strong>Gemeinde</strong>n<br />
Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong>, Seyweiler und Utweiler aufgelöst.<br />
Die bisher selbständigen <strong>Gemeinde</strong>n werden der Einheitsgemeinde<br />
<strong>Gersheim</strong> zugeteilt, der sie als <strong>Gemeinde</strong>bezirke Medelsheim-<br />
Seyweiler und <strong>Peppenkum</strong>-Utweiler angehören.<br />
Gleichzeitig erfolgte die Zusammenlegung der bisherigen Kreise<br />
Homburg und St. Ingbert zu einem Saarpfalz-Kreis mit Sitz in<br />
Homburg.<br />
Dorfansicht<br />
Kurzregesten zusammengestellt von Ortsvorsteher Rainer Lagall,<br />
Medelsheim, in freundschaftlicher Verbundenheit mit dem Nachbar- und<br />
Jubiläumsdorf <strong>Peppenkum</strong>.<br />
Quellen:<br />
Meltis oder Medelsheim – Die Parr – Wege und Stationen in der<br />
Geschichte von den Anfängen bis 1815 von Joachim Motsch – Band 1 und<br />
Band 2 von 1815 bis zur Gegenwart von Joachim Motsch und Mitarbeiter<br />
<strong>Gersheim</strong>er Hefte – <strong>Peppenkum</strong> – Häuser und Menschen von Ewald<br />
Schöndorf<br />
Beiträge in der Saarbrücker Zeitung von Dr. Karl Lillig<br />
Verkündungsblatt des Amtes Medelsheim<br />
Mündliche Auskünfte von Karl Heinz und Helga Kleinhans, <strong>Peppenkum</strong><br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 29
Die Wiederbesiedelung nach dem 30-jährigen Krieg<br />
Die drei Dörfer der PARR haben auch während des 30-jährigen<br />
Krieges schwer gelitten. Dies wird an den Familiennamen, die vor<br />
und nach dem Krieg vorkamen, besonders deutlich, denn nur ganz<br />
wenige Namen der Vorkriegsbevölkerung sind nach dem Krieg<br />
erhalten geblieben.<br />
Während des Krieges, im <strong>Jahre</strong> 1636, brach in der <strong>Gemeinde</strong><br />
Medelsheim die Pest aus. Die meisten Einwohner erlagen dieser<br />
verderblichen Seuche. Andere verließen Haus und Hof, um nicht dieser<br />
schweren Geißel zum Opfer zu fallen. Die Häuser standen leer<br />
und stürzten in sich zusammen. In den Gärten und Feldern wucherten<br />
Dornen und Disteln. Die PARR war ein einziger Trümmerhaufen. Im<br />
<strong>Jahre</strong> 1654 bestand das Amt Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> und Seyweiler<br />
aus 9 Untertanen. Nach und nach kamen vereinzelt Neusiedler. Ob es<br />
sich dabei um Vorkriegsbewohner handelte, kann nur vage beantwortet<br />
werden.<br />
1667 lebten in <strong>Peppenkum</strong> 7 Familien mit ca. 31 Personen.<br />
Von 1656 bis 1671 wohnten in <strong>Peppenkum</strong> folgende Familien:<br />
Niclas Conrad, Thomas Flock, Theobald Fuchs, Jost Haar, Hans<br />
Haupricht, Niclas Schöndorf, August Schuster, Niclas Wangen,<br />
Wittib, Niclas Weiß<br />
1687 kamen dazu: Augenmacher Conrad, Bubel Sontag, Hoffgartner<br />
Christoffel, Meyer Joseph, Weber Hans Jacob<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1680 lebten in der PARR 22 Familien. 1690 wurden in den<br />
drei Dörfern 25 Kinder gezählt, die älter als 12 <strong>Jahre</strong> waren.<br />
1698 bestand <strong>Peppenkum</strong> aus 53 Seelen.<br />
Quellen:<br />
Budzinski Rainer, „Einwohner von Medelsheim, <strong>Peppenkum</strong> u. Seyweiler,<br />
1600 bis 1750“ und Motsch Joachim, „Meltis oder Medelsheim? Bd. 1“<br />
30 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Den Beweis der 53 Bürger liefert uns Dr. Wolfgang Krämer. Er listet<br />
die vorhandenen Familien auf in: „Man“ „Weib“ „Kind“<br />
Jacob Conrad 1 1 5<br />
Sontag Bubel 1 1 6<br />
Nickel Bubel 1 1 2<br />
Hans Heusler 1 1 5<br />
Conrad Auermacher 1 1 3<br />
Matz Jacob Schaub 1 1 4<br />
Peter Fuchs 1 1 2<br />
Thomas Precker 1 1 2<br />
Hans Matheis Schöndorf 1 1 6<br />
Gesamt 9 9 35<br />
Zu den wenigen Familien, die dem Krieg entkamen, zählen in der Parr<br />
die Familiennamen: Conrad, Jacobi, Schneider, Schöndorf, Schuster,<br />
Steinmetz, Weber.<br />
Nicht unerwähnt werden dürfen die Namen der drei Motsch-Brüder,<br />
die aus dem Fürstenberger Land kamen und im Bliesgau Mühlen<br />
betrieben u.a auch in Medelsheim.<br />
Zwischen 1685 und 1698 prägten neue Familiennamen die Dörfer der<br />
Parr: Joseph Meyer, Marx Schaub, Bernhard Schwalbach aus<br />
Weißkirch, Loth.<br />
Ein besonderes Problem tauchte bei den Besitzverhältnissen auf,<br />
zwischen den Vorkriegsbewohnern und den Neulingen. Erst nach der<br />
Besitznahme der Grafen von der Leyen kehrten geregelte Verhältnisse<br />
ein. Das Land wurde neu ermessen und den Untertanen als Lehen<br />
überlassen. In den folgenden <strong>Jahre</strong>n nahm das Dorf <strong>Peppenkum</strong> kontinuierlich<br />
zu und erreichte 1871 mit 314 Personen seinen höchsten<br />
Einwohnerstand in seiner <strong>700</strong>-jährigen Geschichte.<br />
Ewald Schöndorf
Einwohnerzahlen <strong>Peppenkum</strong>s<br />
1802 222 Einwohner<br />
1849 200 Einwohner<br />
1857 285 Einwohner<br />
1861 290 Einwohner<br />
1900 257 Einwohner<br />
1912 265 Einwohner<br />
Aktuell 329 Einwohner<br />
Einwohnerliste 66453 <strong>Peppenkum</strong> Stand 1. Mai 2008<br />
Adam Manuela, Al Obeidat Nazar, Allgeier Dieter, Allgeier<br />
Edith, Allgeier Karin, Allgeier Karl, Allgeier Lea, Allgeier<br />
Nadja, Allgeier Simone, Allgeier Tom, Anna Christina, Anna<br />
Elias, Atzler Hans-Peter, Atzler Marianne, Bach Ursula,<br />
Bachmann Alfred, Bachmann Elfriede, Bastian Caroline,<br />
Becker Lily, Becker Sandra, Becker Sven, Bersweiler<br />
Hannelore, Bersweiler Luca, Bersweiler Michaela,<br />
Bethscheider Ralf, Biron Gisela, Biron Hans-Hermann, Biron<br />
Johannes, Biron Karl-Heinz, Biron Michael, Bock Anna-<br />
Karin, Bock Gertrud, Bock Werner, Bodmer Carsten, Bodmer<br />
Claudia, Bodmer Jana-Michelle, Bodmer Luca, Brutscher<br />
Dennis, Brutscher Evelyn, Brutscher Jasmin, Brutscher<br />
Werner, Bubel Christoph, Bubel Edmund, Bubel Judith,<br />
Bubel Lothar, Faber Otmar, Faber Siglinde, Frangart<br />
Antonius, Frangart Inge, Freyler Bettina, Freyler Gerda,<br />
Freyler Manfred, Freyler Marcus, Gehrlein Irmgard, Gehrlein<br />
Helmut, Groh Anna, Hartz Friedrich, Hartz Maria Luise,<br />
Hartz Matthias, Haßler Diana, Haßler Hedwig, Haßler<br />
Hendrik, Haßler Hiltrud, Haßler Kristin, Haßler Margarete,<br />
Haßler Martin, Haßler Peter, Helwig Elvira, Hunsicker Luca,<br />
Hunsicker Nadine, Hurth Jürgen, Hurth Tobias, Hüther<br />
Tekla, Jan Brigitte, Jahn Günter, Janni Angelo, Janni<br />
Emanuele, Janni Enrico, Janni Giulianea, Janni Nicole,<br />
Janzer Johannes, Jasinski Gabriele, Jasinski Joachim, Jasinski<br />
Tristan, Kallenbrunnen Daniela, Kallenbrunnen Gislinde,<br />
Kallenbrunnen Hans, Kallenbrunnen Isabell, Kallenbrunnen<br />
Marianne, Kallenbrunnen Werner, Kern Anne, Kern Klaus,<br />
Kern Martina, Klatt Helmut, Kleinhans Helga, Kleinhans<br />
Karl-Heinrich, Klingenmeier Edith, Klingenmeier Ralf,<br />
Klingenmeier Wolfgang, Klingler Walburga, Klingler<br />
Norbert, Konrad Agnes, Konrad Alexander, Konrad Andrea,<br />
Konrad Daniel, Konrad Franz-Josef Dr, Konrad Gislinde,<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 31
Konrad Karl-Heinz, Konrad Katharina, Konrad Klara,<br />
Konrad Lisa, Konrad Nora, Konrad Reinhold, Konrad Sigrid,<br />
Konrad Susanne, Körner Gert, Krämer Harald, Krämer<br />
Mathias, Krämer Ulrike, Krämer Wolfgang, Krill Bruno,<br />
Kurbjuweit Astrid, Lambert Karl-Heinrich, Lambert Martha,<br />
Lambert Monika, Lappe Nils, Lappe-Theis Sabine, Lauer<br />
Bernhard, Lauer Christine, Lauer Cindy, Lehmann Elisabeth,<br />
Lehmann Günter, Lind Gero, Lind Sabine, Lind Sion, Loch<br />
Kevin, Lupa Ulrike, Mann Christina, Mann Gabriela, Mann<br />
Sandra, Mann Wolfgang, Maurer-Hurth Marliese, Maus<br />
Sigrid, Mees Christian, Meyer Eugen, Minker Berthold,<br />
Minker Helga, Missy Friedrich, Missy Helga, Missy Michael,<br />
Montag Erika, Montag Hans, Montag Heike, Montag Jan,<br />
Montag Walter, Motsch Alois, Müller Axel , Müller<br />
Bernhard, Müller Christiane, Müller Lena, Müller Martin,<br />
Müller Matthias, Müller Susanne, Nauta-Tramontin Sape,<br />
Neudel Lydia, Neudel Werner, Neumüller Frank, Neumüller<br />
Isolde, Neumüller Julia, Oswald Jessica, Oswald Michaela,<br />
Oswald Sabine, Oswald Sandra, Paltz Stefan, Paltz<br />
Wilhelmine, Perrault Madaleine, Perrault Nicolas, Perrault<br />
Robert, Pitino in lanni Filippa, Quint Manfred, Quint<br />
Monika, Reischmann Andreas, Reischmann Anna-Katrin,<br />
Reischmann Sonja, Riepl Heike, Risch Christian, Ruppert<br />
Gerda, Ruppert Oswald, Sandmeier Anja, Sandmeier<br />
Christof, Sandmeier Günter, Sandmeier Hans-Jürgen,<br />
Sandmeier Johanna, Sandmeier Jonas, Sandmeier Marcel,<br />
Sandmeier Marianne, Sandmeier Petra, Sandmeier Reiner,<br />
Sandmeier Sabrina, Schieber Anja, Schieber Maria Elisabeth,<br />
Schieber Michael, Schieber-Perrault Anette, Schlegelmilch<br />
Katrin, Schmitt Andrea, Schmitt Annerose, Schmitt<br />
Benedikt, Schmitt Dieter, Schmitt Ellen, Schmitt Franz,<br />
Schmitt Sebastian, Schmitz Sabrina, Schnöder Eva, Schnöder<br />
Helma, Schnöder Karl-Heinz, Schnöder Tina, Schnur Daniela,<br />
Schnur Horst, Schnur Manuel, Schnur Rosa, Schöndorf Berta,<br />
Schöndorf Elvira, Schöndorf Fredy, Schöndorf Gerlinde,<br />
Schöndorf Hildegard, Schöndorf Horst, Schöndorf Josefine,<br />
Schöndorf Marc, Schöndorf Marius, Schöndorf Silke,<br />
Schöndorf Simon, Schöndorf Stefan, Schöndorf Ursula,<br />
Schubert Barbara, Schubert Peter, Schulz Jörg, Schwalbach<br />
Mirco, Schwalbach Reinhold, Schwalbach Tina, Schwaller<br />
Christian, Schwarz Bernadette, Simon-Wack Erika, Spies<br />
Axel, Spies Karin, Stephan Annerose, Stephan Christopher,<br />
Stephan Kurt, Stephan Tatjana, Theis Stephan, Toussaint<br />
Stefanie, Tramontin Daniela, Tramontin Nico, Vogelgesang<br />
Damian, Vogelgesang Frank, Vogelgesang Joana,<br />
Vogelgesang Mariana, Wack Alfred, Wack Alfred, Wack<br />
Andreas, Wack Ansgar, Wack Bernhard, Wack Dominik<br />
Wack Herbert, Wack Klaus, Wack Manfred, Wack Monika,<br />
Wack Roman, Wack Stefanie, Wack Ulrike, Wack Helga,<br />
Wack-Kwapinska Lidia, Walter Alice, Walter Jana, Walther<br />
Bergrit, Walther Elisa,Walther Michael, Weber Alina, Weber<br />
Andreas, Weber Edwin, Weber Frank, Weber Heinz, Weber<br />
Jörg, Weber Maria, Weber Marianne, Weber Michaela,<br />
Weigenand Christian, Weigenand Lukas, Weigenand<br />
Sandra, Weigenand Tim, Weinmann Evelyn, Weinmann<br />
Lena, Weinmann Paula, Weinmann Ralf, Weintraut Sascha,<br />
Weiß Andreas, Weiß Bastian, Weiß Rafael, Weiß Susanne,<br />
Wendel Auguste, Wendel Günther, Wendel Volker, Wenz<br />
Ewald, Wenz Hildegard, Wenz Maria, Wenz Mathilde, Wenz<br />
Tanja, Wolf Marco, Wolf Maria, Wolf Peter, Zäh Elfriede,<br />
Zäh Franziska, Zäh Gilbert, Zäh Johannes, Zäh Leokardia,<br />
Zäh Stefan, Zäh Thomas, Zanotta Jennifer, Zanotta Nadine,<br />
Zanotta Raphael, Zeiter Julia, Zeiter Karin, Zeiter Kevin,<br />
Zeiter Daniela, Zeiter Jessica, Zeiter Lukas, Zeiter Marco,<br />
Zeiter Roger, Zeiter Tanja,<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 33
Gefallene aus <strong>Peppenkum</strong><br />
I. Weltkrieg<br />
Faber Peter † 1916, 42 J.<br />
Krämer Georg † 1918, 21 J.<br />
Kurth Nikolaus † 1915, 26 J.<br />
Motsch Johann † 1915, 28 J.<br />
Schöndorf Jakob † 1914, 30 J.<br />
Schöndorf Mathias † 1918, 22 J.<br />
Schöndorf Nikolaus † 1916, 19 J.<br />
Schumacher Otto † 1915, 25 J.<br />
Schwalbach Nikolaus † vermisst 1914, 29 J.<br />
34 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
II. Weltkrieg<br />
Bubel Josef † 1942, 25 J.<br />
Buchheit Otto † 1944, 27 J.<br />
Faber Anton † vermisst 1943, 27 J.<br />
Faber Karl † vermisst 1944, 20 J.<br />
Kleinhans Jakob † 1944, 36 J.<br />
Klingenmeier Karl † 1941, 19 J.<br />
Konrad Baptist † vermisst 1945, 32 J.<br />
Krämer Josef † 1941, 31 J.<br />
Lagall Edmund † vermisst 1945, 43 J.<br />
Lagall Walter † 1946, 18 J.<br />
Meyer Elisabeth † 1944, 53 J.<br />
Meyer Franz † 1944, 59 J.<br />
Meyer Heinrich † 1943, 31 J.<br />
Schöndorf Andreas † 1943, 34 J.<br />
Schöndorf Eduard † 1941, 29 J.<br />
Schöndorf Hermann † 1941, 25 J.<br />
Schöndorf Karl † 1943, 19 J.<br />
Schumacher Hermann † 1942, 27 J.<br />
Wack Gustav † 1945, 29 J.<br />
Welsch Otto † 1941, 21 J.<br />
Wendel Baptist † vermisst 1944, 37 J.<br />
Tabelle erstellt von Helmut Lambert, Altheim im Mai 2008
Die Seelsorger der Parr ab 1500<br />
1496–1511 Paulus Widder<br />
1771–1793 Joseph Mathis<br />
1511–1521 Johann Molitoris<br />
1793–1827 Wenzeslaus<br />
1522–1527 Amandus Lustisigulim Schindelar<br />
1527 Amandus Regis<br />
1810–? Vertretung des verbannten Pfarrers<br />
(genannt Swebbel)<br />
1527–1530 Stephanus Betz<br />
Schindelar durch den<br />
1530–1532 Peter Brockwin<br />
Kanoniker Johann<br />
1532–1548 Nikolaus Blidersdorf<br />
Adam Motsch<br />
1548–? Gerhard Lockurst<br />
1828 Heinrich Kohler (Pfarrverweser)<br />
?–1563 Judorus Walthampach<br />
1828–1869 Matthias Gros<br />
1564–1565 Die Pfarrei ist verwaist<br />
1869–1881 Jakob Brenner<br />
1566–? ohann Bochalß<br />
1881–1882 Franz Knoll<br />
?–1571 Ernustensis (Pfarrverweser)<br />
1571–1594 Johannes Auersmacher<br />
1882–1910 Heinrich Zurlinden<br />
1594–1597 Lampertus Lanionis<br />
1906–1908 Franz Klimm<br />
?–1607 Andreas Landeruff (Hilfspriester)<br />
1607–1612 Hector cordarius<br />
1908–1910 Felix Krämer<br />
1612–1613 Johannes Coriarius (Hilfspriester)<br />
1613–1622 Dominicus Molitor<br />
1910 Leonhard Rohrn<br />
1622–1627 Nikolaus Cäsar (Hilfspriester)<br />
1627–1632 Nikolaus Greich<br />
1910–1911 Heinrich Wildanger<br />
1632–1633 Marcel Strauß (Pfarrverweser)<br />
1633–1635 Peter Holtzmann<br />
1911–1935 Jakob Mühl<br />
1636–1657 Die Pfarrei ist verwaist<br />
1935 Richard Fremgen<br />
1658–1663 Nicolaus Gerardi (Pfarrverweser)<br />
1663–1665 Johannes Michelbach<br />
1935–1958 Karl Beil<br />
1665–1712 Paulus Alberty<br />
1958–1970 Josef Geib<br />
1712–1751 Theodor Reding<br />
1970–1971 Franz J. Busch<br />
1752–1771 Johann Le Comte (Aushilfe)<br />
1971–1972 Otto Leidner (Aushilfe)<br />
1972–1994 Otmar Stützel<br />
seit 1994 Günter Broy<br />
Während der Vertreibungszeiten des Pfarrers (November<br />
1793–September 1794 und Januar 1797 bis Juli1800) unterhält<br />
er nach eigenen Angaben einen Administrator.<br />
Die Ortsvorsteher<br />
Jakob Schöndorf 1946–1956<br />
Mathias Weber 1956–1973<br />
Günter Schöndorf 1974–1994<br />
Wolfgang Mann seit 1994<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 35
36 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM
Kindertagesstätte <strong>Peppenkum</strong> (Kita)<br />
Die von der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Gersheim</strong> getragene Kindertagesstätte<br />
<strong>Peppenkum</strong> im idyllisch gelegenen Bickenalbtal,<br />
umgeben von Wiesen und Feldern, bietet den Kindern<br />
vielfältige Erlebnis- und Bewegungsmöglichkeiten.<br />
Neben den Gruppenräumen können die Kinder, bedingt<br />
durch offene und gruppenübergreifende Arbeit, individuelle<br />
Bedürfnisse ausleben. Der großzügige Turnraum, eine Traumhöhle<br />
mit zweiter Ebene, ein selbst gezimmertes Puppenhaus,<br />
eine Kugelbahn, die durchs Treppenhaus führt und ein<br />
abwechslungsreiches Außengelände laden zum Verweilen<br />
ein. Highlight ist die Zwergenwerkstatt im Holzhaus der<br />
Kindertagesstätte. Hier können die Kinder nach Herzenslust<br />
hämmern, sägen, hobeln, schrauben und vieles mehr.<br />
Aufgrund der unmittelbaren Grenznähe liegt in der bilingualen<br />
Spracherziehung ein weiterer Schwerpunkt der<br />
Arbeit der Kindertagesstätte <strong>Peppenkum</strong>. Eine Französischkraft<br />
vermittelt spielerisch Sprache und Kultur der französischen<br />
Nachbarn. Zwei kleinere Gruppen, intensive<br />
Betreuung und feste Bezugspersonen gewährleisten, dass<br />
sich Krippenkinder in der Kindertagesstätte wohl fühlen.<br />
Innerhalb eines Kooperationsmodells besteht für Grundschulkinder<br />
die Möglichkeit, neben der Hausaufgabenbetreuung<br />
auch an der Freiraumgestaltung teilzunehmen.<br />
Während der Schulzeit findet die Nachmittagsbetreuung in<br />
der Burgschule Medelsheim statt und wird von Lehrpersonal<br />
und Erziehern der Kindertagesstätte <strong>Peppenkum</strong> begleitet.<br />
In den Ferien nutzen die Schulkinder die Räumlichkeiten<br />
der Kindertagesstätte <strong>Peppenkum</strong>. Die Kinder können<br />
ebenfalls an einem abwechslungsreichen Ferienprogramm<br />
teilnehmen.<br />
Kinder der Kindertagesstätte <strong>Peppenkum</strong> fertig zum Ausflug<br />
„Kommunikationsplatz Bickenalb“<br />
Der „Kommunikationsplatz“ dient zur Verschönerung und<br />
Pflege der Infrastruktur des Dorfes. Er stellt somit einen<br />
attraktiven Platz dar, der bei Rad- und Wandertouren zum<br />
Verweilen einlädt. Der Kommunikationsplatz bietet nicht<br />
nur den „Besuchern“ <strong>Peppenkum</strong>s, sondern auch den<br />
„Einheimischen“ die Möglichkeit eines regen Gedankenaustausches<br />
zwischen Jung und Alt.<br />
Umgeben von einer Kalksteinmauer und vielerlei Pflanzen<br />
befindet sich dort ein Rastplatz mit Fahrradständern.<br />
Ebenfalls in den Platz integriert ist eine Wanderkarte, die<br />
sowohl den Radfahrern als auch den Wanderern die notwendige<br />
Orientierung bietet.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 37
Kinderspielplatz<br />
Der im Neubaugebiet „Auf dem Flur“ ideal gelegene<br />
Kinderspielplatz stellt ein abwechslungsreiches Freizeitangebot<br />
für die Kinder dar. Der Kinderspielplatz steht ebenfalls<br />
der Kindertagesstätte <strong>Peppenkum</strong> zur Verfügung, die<br />
dieses Angebot auch immer wieder in Anspruch nimmt.<br />
Sandkasten, Rutsche, Doppelschaukel, Tunnel, zwei Wippen<br />
und eine kleine Sitzgruppe füllen das 600 Quadratmeter<br />
große Grundstück, auf dem sich die „Minis“ so richtig austoben<br />
können.<br />
„Bolzplatz“<br />
Der an den Kinderspielplatz angrenzende Bolzplatz steht<br />
ebenfalls der gesamten Bevölkerung der Parr zum „Kicken“<br />
zur Verfügung. Den Jugendlichen bietet er somit die<br />
Möglichkeit zur Freizeitgestaltung. Des Weiteren wurde er<br />
auch schon von den Aktiven der SG Parr für<br />
Trainingseinheiten als Ausweichmöglichkeit genutzt.<br />
38 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Dorferneuerung, Bau- und Erneuerungsmaßnahmen<br />
in <strong>Peppenkum</strong> seit 1995<br />
1995 Feuerwehrgemeinschaftshaus<br />
Einweihung im April 1995<br />
Kosten: ca. 1.000.000 DM<br />
Eigenleistung der Feuerwehr ca. 20%<br />
1996 Ortsdurchfahrt <strong>Peppenkum</strong><br />
(Altheimer- und Medelsheimerstraße<br />
mit Vollpflasterrinne)<br />
Kosten: ca. 300.000 DM (durch das Land)<br />
1996 Spielplatz Auf dem Flur<br />
Fertigstellung: Juni 1996<br />
Kosten für die <strong>Gemeinde</strong> – keine<br />
Eigenleistungen des Ortsrates<br />
1996 Kindergartenerweiterung<br />
Fertigstellung: April 1996<br />
Kosten: 1.400.000 DM<br />
1998 Bolzplatz Auf dem Flur<br />
Fertigstellung: April 1998<br />
Kosten für die <strong>Gemeinde</strong>: keine<br />
Eigenleistungen des Ortsrates<br />
1998 Verkehrsinsel Mühlenweg<br />
Fertigstellung: Juli 1998<br />
Kosten: ca. 30.000 DM<br />
1998 Kreuze restaurieren<br />
Fertigstellung: August 1998<br />
Kosten: ca. 55.000 DM,<br />
davon 80 Prozent durch das<br />
Amt für Landentwicklung
2000 Neues Feuerwehrfahrzeug<br />
Im Einsatz ab April 2000<br />
Kosten: 140.000 DM<br />
2000 Buswartehäuschen Medelsheimerstraße<br />
Fertigstellung: Juni 2000<br />
Kosten: 28.500 DM<br />
Baukosten des Jugenddorfes 3500 DM<br />
Maurerarbeiten durch den Ortsrat<br />
2001 Fußweg zu den Zollhäusern<br />
Fertigstellung: Sommer 2001<br />
Kosten: 150.000 Euro (Kosten durch das Land)<br />
2001 Fahrbelag Güderkircherstraße<br />
Fertigstellung: Sommer 2001<br />
Kosten: ca. 200.000 Euro (Kosten durch das Land)<br />
2003 Dorfbrunnen<br />
Fertigstellung: Mai 2003<br />
Kosten: 19.000 Euro<br />
2004 Bickenalbstraße<br />
Fertigstellung: Juni 2004<br />
Kosten: 120.000 Euro<br />
2007 Kommunikationsplatz<br />
Fertigstellung: April 2007<br />
Kosten: ca. 3.<strong>700</strong> Euro<br />
Bezahlt durch Jagdgenossenschaft,<br />
Kreiszuschuss und Ortsratfond<br />
2007/ Bau der Kläranlage<br />
2008 Kostenübernahme durch den EVS<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 39
Flurbereinigung <strong>Peppenkum</strong><br />
im Zeitraum von 1984 bis 2000<br />
Maßnahmen:<br />
– Verbindung von „Auf dem Flur“ zur Medelsheimer Straße<br />
in Spurplatten<br />
– Parkplatz hinter dem Kindergarten, Güderkircher Straße<br />
– Bauplatz für das Dorfgemeinschaftshaus<br />
– Restaurierung von Kreuzen<br />
Kosten der Verfahren:<br />
Gesamtkosten: 1.926.225 DM<br />
davon für Wegebau 829.282 DM<br />
Dorferneuerung 62.813 DM<br />
Begrünung 16.629 DM<br />
Restaurierung 54.168 DM<br />
davon Eigenleistung 205.510 DM<br />
Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung<br />
war Herr Ansgar Wack, durchgeführt wurde sie<br />
durch das Bodenwirtschaftsamt<br />
40 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Die Feld- und Wegekreuze in <strong>Peppenkum</strong><br />
1. Standort <strong>Peppenkum</strong>, Auf dem Flur, Setzungsjahr 1791<br />
Die Figuren auf dem Kreuz stellen Wendelinus und Maria<br />
dar, die über Wolken auf einem Drachen oder einer<br />
Schlange stehen.<br />
Dieses Kreuz ist das älteste in <strong>Peppenkum</strong>.<br />
2. Standort <strong>Peppenkum</strong>; an der Straße von Altheim nach<br />
<strong>Peppenkum</strong>, rechts in der Flur „in der Simbach“,<br />
Setzungsjahr 1903<br />
Das Kreuz (neugotischer Stil) zeigte ursprünglich in einer<br />
säulenflankierten Nische 2 Heiligenfiguren, von der in der<br />
Zwischenzeit eine gestohlen und eine beschädigt wurde.<br />
3. Standort <strong>Peppenkum</strong>; an der Straße von <strong>Peppenkum</strong><br />
nach Guiderkirch, rechts, Setzungsjahr 1897<br />
Dieses Kreuz ist mit dem zuvor beschriebenen Kreuz zu<br />
vergleichen.<br />
4. Standort <strong>Peppenkum</strong>; oberhalb dem Anwesen Walter<br />
Montag (alte Mühle), Setzungsjahr 1861<br />
Das Kreuz zeigt in einer Nische, die von zwei Säulen getragen<br />
wird, den heiligen Wendelinus, darunter, unter zwei<br />
Bögen, linkerhand Petrus und rechterhand Maria.
5. Standort <strong>Peppenkum</strong>; An der Straße von <strong>Peppenkum</strong><br />
nach Utweiler, rechts, Setzungsjahr 1889<br />
In einer Nische in der Mitte des Schaftes befindet sich eine<br />
blau-weiße Marienstatue „Notre Dame de Lourdes“<br />
6. Standort <strong>Peppenkum</strong>; an der Altheimer Straße linker<br />
Hand Richtung Altheim, Setzungsjahr nicht bekannt<br />
Das Kreuz trug in einer kleinen Nische eine Heiligenfigur,<br />
wohl eine Muttergottesstatue.<br />
7. Standort <strong>Peppenkum</strong>; an der Medelsheimer Straße im<br />
Ort, Setzungsjahr 1909<br />
Das Kreuz wurde 1988 restauriert.<br />
8. Standort <strong>Peppenkum</strong>; am alten Utweilerweg im Dorf,<br />
Setzungsjahr 1946<br />
Das Kreuz wurde aus Dankbarkeit für glücklich überstandene<br />
Drangsale in den Kriegsjahren 1944/45 errichtet.<br />
9. Standort <strong>Peppenkum</strong>; Altheimer Straße,<br />
Setzungsjahr 1960<br />
Seit 1980 steht das Kreuz auf Veranlassung der inzwischen<br />
verstorbenen Frau Müller vor deren Haus am Ortseingang.<br />
Alle 9 Kreuze sind in gutem Zustand bzw. in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n restauriert worden.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 41
Natur- und Landschaft rund um <strong>Peppenkum</strong><br />
<strong>Peppenkum</strong> liegt im reizvollen Tal der Bickenalb mitten in<br />
der Parr.<br />
Die Parr gehört naturräumlich zum Zweibrücker Westrich.<br />
Der Zweibrücker Westrich wird durch den unteren<br />
Muschelkalk geprägt. Der untere Muschelkalk verwittert zu<br />
recht nährstoffreichen Böden, die landwirtschaftlich sowohl<br />
gut bearbeitbar als auch gut nutzbar sind. Von daher war<br />
und ist die Parr weitgehend recht intensiv landwirtschaftlich<br />
genutzt. Der Ackerbau überwiegt im Verhältnis zum<br />
Grünland, anders als im benachbarten Naturraum des Saar-<br />
Bliesgaus. Die Bergrücken in der Parr haben eine Höhe von<br />
maximal 320 bis 350 m über NN. Damit sind die sanften<br />
Hügel in diesem Teil des Zweibrücker Westrichs leicht niedriger<br />
als die Hügel im Saar-Bliesgau.<br />
Grünland dominiert vor allem in der Aue der Bickenalb.<br />
Dort sind die Böden und die Wiesen gut wasser- und nährstoffversorgt.<br />
Auch leichte Hochwässer können den Wiesen<br />
nur gut tun.<br />
Von der Landesgrenze aus Frankreich tritt die Bickenalb in<br />
die Parr. Im Laufe der Jahrmillionen hat sie sich bis in den<br />
oberen Buntsandstein eingetieft und fließt heute leicht<br />
schlängelnd weitgehend naturnah durch die Aue. Begleitet<br />
wird der Bachlauf von Erlen, Weiden und typischen Bach<br />
begleitenden Gehölzen, zu denen auch der Holunder<br />
gehört.<br />
Typisch für die Bickenalb sind auch die nicht wenigen<br />
Kopfweiden entlang des Ufers oder in den Unterläufen der<br />
Seitenbäche. Kopfweiden entstehen aus Korbweiden (Salix<br />
viminalis) oder Silberweiden (Salix alba) durch regelmäßiges<br />
„schneiteln“. Das heißt die Kopfweide wird mindestens ein-<br />
42 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
mal im Jahr bis auf den „Kopf“ zurückgeschnitten. Danach<br />
bilden sich im nächsten Frühjahr immer wieder neue Triebe,<br />
die den „Kopf“ und den Stamm immer mächtiger werden<br />
lassen. Die Weide zeigt dabei die Fähigkeit immer wieder<br />
aus ruhenden Augen neu auszutreiben. Mit der Zeit fressen<br />
Fäulnispilze immer tiefere Hohlräume in den Weidenkopf<br />
und den angrenzenden Stamm. So bildet sich mit den<br />
<strong>Jahre</strong>n und Jahrzehnten die ökologisch so bedeutsame<br />
Kopfweide aus. Die Kopfweide ist deshalb von so großer<br />
ökologischer Bedeutung, weil Sie ein wichtige Struktur in<br />
der Aue darstellt und vielen Tieren und Pflanzen auf Ihrer<br />
Rinde oder in den Hohlräumen des „Kopfes“ und des<br />
Stammes Unterschlupf und Lebensraum bietet.<br />
Nicht zuletzt erinnern die alten Kopfweiden im Tal der<br />
Bickenalb bei <strong>Peppenkum</strong> an die ehemalige Nutzung der<br />
Weidenruten zum Korbflechten. Leider ist diese Nutzung<br />
heute vielfach in Vergessenheit geraten und es gibt kaum<br />
mehr einen, der noch Weidenruten flechten kann. So<br />
kommt es, dass auch die Kopfweiden um <strong>Peppenkum</strong> nicht<br />
mehr genutzt und zurück geschnitten werden. Es entstehen<br />
im Laufe der <strong>Jahre</strong> „Bäume auf Bäumen“, die letztlich<br />
bei Wind oder Schneelast den Baumstamm zum Brechen<br />
bringen können. So gehen die alten Strukturen<br />
der Kopfweiden in der Aue verloren. Pflegemaßnahmen<br />
zeigen, dass man die Bäume durch rechtzeitiges<br />
Zurückschneiden noch retten und sozusagen „verjüngen“<br />
kann. Allerdings kann ein zu später Schnitt auch das vorzeitige<br />
Ende der alten Kopfweide bedeuten.<br />
Das Bickenalbtal gehört in seinem saarpfälzischen Abschnitt<br />
zum Schutzgebietssystem Natura 2000 der Europäischen<br />
Union. Nach der Flora-Fauna-Habitat- und der Vogelschutz-
Die ökologisch wertvollen Kopfweiden im Uferbereich sind typisch für die Bickenalb auch bei <strong>Peppenkum</strong><br />
richtlinie der EU werden europaweit bedeutende Pflanzen<br />
und Tierarten aber auch wertvolle Lebensräume (auch für<br />
Vögel) unter Schutz gestellt. Europaweit bedeutend sind<br />
unter anderem die mitteleuropäischen mageren und<br />
extensiv genutzten Mähweisen der Bachtäler. In den Natura<br />
2000-Gebieten gilt nach der FFH-Richtlinie ein besonderer<br />
Schutz der Natur, der jedoch die Nutzung im bisherigen<br />
Umfang nicht ausschließt. Im Gegenteil soll die Nutzung<br />
zum Erhalt der Wertigkeit aufrecht erhalten werden.<br />
Allerdings gilt europaweit in den Natura 2000-Gebieten das<br />
so genannte „Verschlechterungsverbot“, nach dem alle<br />
Handlungen verboten sind, die zu einer Verschlechterung<br />
des Gebietes in seinem Zustand oder bezüglich Tier- und<br />
Pflanzenarten führen.<br />
Bedeutung hat das Bickenalbtal vor allem auch für Vögel<br />
wie beispielsweise Neuntöter, Wiesenpieper und den Roten<br />
Milan, der hier ideale Reviere zum Nahrungsuchen findet.<br />
Des Weiteren ist das Bickenalbtal bei <strong>Peppenkum</strong> unter<br />
Landschaftsschutz gestellt. Damit wird dem Naturhaushalt,<br />
dem Landschaftsbild aber auch der naturgemäßen Erholung<br />
des Landschaftsraumes in der Aue um <strong>Peppenkum</strong> eine<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 43
esondere Bedutung beigemessen. Der Landschaftsschutz<br />
betrifft die Aue zwischen der Landesgrenze und<br />
<strong>Peppenkum</strong> sowie das Bickenalbtal von <strong>Peppenkum</strong> bis<br />
zur Gemarkungsgrenze Richtung Altheim. Der Ort<br />
<strong>Peppenkum</strong> selbst liegt jeweils außerhalb des Landschaftsschutzgebietes.<br />
Als bedeutendes Naturschutzgebiet in der Gemarkung<br />
<strong>Peppenkum</strong>-Utweiler selbst ist das Naturschutzgebiet<br />
„Schlosshübel“ zu nennen. Der Schlosshübel wurde am<br />
6. März 1992 mit 6 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen.<br />
Das Gebiet umfasst nicht nur einen Berg wie der Name vermuten<br />
lassen könnte, sondern eine flache Hügelgruppe an<br />
der deutsch-französischen Grenze bei Utweiler.<br />
Der maßgebende Grund für die Unterschutzstellung war<br />
und ist das Vorkommen von Kalk-Halbtrockenrasen und<br />
Salbei-Glatthaferwiesen.<br />
Der Schlosshübel gehört ebenfalls mit der Bickenalbaue<br />
zum europäischen Natura 2000-Schutzgebietsnetz. Dabei<br />
liegt die besondere Bedeutung des Gebietes vor allem auch<br />
in dem Vorkommen des Goldenen Skabiosen Scheckenfalters<br />
(Euphydrias aurinia), der europaweit sehr selten und<br />
besonders geschützt ist. Der Bliesgau insgesamt hat die<br />
stärksten Vorkommen und übernimmt damit europaweit<br />
eine besondere Verantwortung für das Überleben dieser<br />
Schmetterlingsart in Europa.<br />
Bei der Aufzählung wichtiger Naturschutzgebiete darf<br />
natürlich ein Naturschutzgebiet in der Nähe von<br />
<strong>Peppenkum</strong> nicht fehlen, auch wenn es schon zur<br />
Gemarkung Medelsheim gehört, nämlich der „Wachholder<br />
Berg“. Das Naturschutzgebiet Wachholder Berg ist eines der<br />
ältesten und das kleinste Naturschutzgebiet des Saarlandes<br />
44 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
s.Der 0,3 ha große Hang des Wachholder Berges wurde<br />
bereits 1969 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es handelt<br />
sich dabei um einen südexponierten Hang unmittelbar an<br />
der Staatsgrenze zu Frankreich. Besondere Bedeutung hat<br />
der Wachholder Berg durch seine reichen Küchenschellen<br />
Vorkommen (Pulsatilla vulgaris). Hier zieht es jedes Jahr im<br />
Frühjahr viele hunderte Besucher an, die das geballte<br />
Blütenmeer mehrerer tausend Küchenschellen im Frühjahr<br />
sehen und bestaunen wollen. Die Küchenschelle hat ihre<br />
Hauptverbreitung eigentlich in den weiten Steppen<br />
Osteuropas. An den mageren und trockenen Hängen der<br />
Bickenalb findet sie aber ebenfalls ideale Lebensbedingungen.<br />
Der Wachholder Berg wurde im Rahmen der<br />
Meldung von Schutzbgebieten für das Natura 2000 Netz wie<br />
der Schlosshübel in die Fläche des FFH- und Vogelschutzgebietes<br />
6809–301 der Bickenalbaue einbezogen.<br />
Die Natur um <strong>Peppenkum</strong> ist vielfältig und wie man sieht<br />
durchaus auch von Interesse für den europäischen<br />
Naturschutz und die Erhaltung des europäischen<br />
Naturerbes. Aus Sicht des Naturschutzes liegt <strong>Peppenkum</strong><br />
also mitten in Europa.<br />
Gerade für die kurz vorgestellten Lebensräume und ihrer<br />
Tiere, wie den Goldenen Skabiosen Scheckenfalter oder den<br />
Roten Milan haben wir hier in unserer Heimat eine europaweite,<br />
besondere Verantwortung. Nutzen Sie dieses<br />
Potential und helfen Sie mit, dass wir es auch für die<br />
zukünftigen Generationen erhalten können. Trotz oder<br />
gerade wegen der landwirtschaftlichen Nutzung in der Parr<br />
hat <strong>Peppenkum</strong> und seine Gemarkung eine gute<br />
Ausgangsbasis hier seinen Beitrag zu leisten.<br />
Dr. Gerhard Mörsch, Saarpfalz-Kreis
Brauchtum/Aktivitäten<br />
Martini-Kirmes: Der überlieferten Tradition folgend,<br />
feiert <strong>Peppenkum</strong> mit den „Straußbuwe“ an der Spitze und<br />
mit dem Kirmesstrauß, Kirweredd, Kirmestanz und Ständeln<br />
die Martini-Kirmes.<br />
Seit 1995 wird die Kirmes in dem im selben Jahr eingeweihten<br />
Feuerwehrgemeinschaftshaus unter großer Anteilnahme<br />
der Dorfbewohner gefeiert.<br />
Bruder-Konrad-Ritt: Seit 1935 findet alljährlich am<br />
Pfingstmontag der Bruder-Konrad-Ritt mit Segnung der<br />
Pferde und Fahrzeuge statt.<br />
Der Zug beginnt in Medelsheim und führt über <strong>Peppenkum</strong><br />
und Riesweiler nach Utweiler.<br />
Sternsinger: Alljährlich gehen die Meßdiener als<br />
Caspar, Melchior, Balthasar und mit dem Sternsinger nach<br />
der feierlichen Entsendung im Sonntagsgottesdienst am<br />
Dreikönigstag von Haus zu Haus, tragen ihren Spruch vor<br />
und zeichnen mit Kreide die Buchstaben C+M+B sowie die<br />
<strong>Jahre</strong>szahl auf die Haustür. Dabei bitten sie um Spenden für<br />
die Kinder in den Entwicklungsländern.<br />
Klepperbuwe: Am Karfreitag und Karsamstag – wenn<br />
die Glocken nach Rom geflogen sind – ziehen die<br />
Meßdiener von alters her mit ihren Kleppern durch die<br />
Straßen des Dorfes und kündigen das Morgen- und<br />
Abendgebet sowie die Gottesdienste an.<br />
Bruder-Konrad-Ritt 2008 durch <strong>Peppenkum</strong><br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 45
St. Martinsumzug: In Erinnerung an den heiligen St.<br />
Martin findet alljährlich am Martinstag ein besonderer<br />
Wortgottesdienst( gestaltet von den Kindern der Kindertagesstätte<br />
<strong>Peppenkum</strong>) mit anschließendem Laternenumzug<br />
und Austeilung der Martinsbrezeln statt. Für die<br />
Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung sind<br />
die Kindertagesstätte und die Freiwillige Feuerwehr verantwortlich.<br />
Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr: Bis<br />
zum Jahr 2006 führte die Freiwillige Feuerwehr <strong>Peppenkum</strong><br />
alljährlich den „Tag der offenen Tür“ durch. Hierbei war es<br />
46 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
möglich alle Geräte sowie das Feuerwehrauto zu besichtigen.<br />
Die Dorfbevölkerung und die Wehren der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Gersheim</strong> unterstützten diese Durchführung mit ihrem Besuch.<br />
Ab 2007 führen Feuerwehr, M.G.V. und Angelsportverein<br />
ein gemeinsames Brunnenfest durch, das den<br />
alten Brauch (Brunnenfest Riesweiler) wieder aufleben lässt.<br />
Brunnenfest Riesweiler: Das Brunnenfest in<br />
Riesweiler, veranstaltet vom Männergesangverein<br />
<strong>Peppenkum</strong>, fand erstmals 1974 statt und wurde, auf Grund<br />
des großen Erfolgs und natürlich auch um die Kasse des<br />
MGV’s aufzubessern, alljährlich im August durchgeführt.
Es dauerte jeweils 3 Tage (Samstag–Montag) und endete<br />
mit einem Feuerwerk.<br />
Das letzte Brunnenfest in Riesweiler fand im Jahr 1993 statt.<br />
Eine Weiterführung des Brunnenfestes in Riesweiler<br />
scheiterte an dem hohen Arbeitsaufwand, den zu leisten<br />
die meisten Mitglieder nicht mehr bereit waren.<br />
Im Jahr 2007 beschlossen der Männergesangverein und die<br />
Freiwillige Feuerwehr <strong>Peppenkum</strong> gemeinsam das<br />
Brunnenfest wieder aufleben zu lassen. Nachdem 2003 in<br />
<strong>Peppenkum</strong> ein Brunnen in der Dorfmitte erbaut wurde,<br />
beschloß man, anstelle der langjährigen Veranstaltung<br />
der Freiwilligen Feuerwehr „Der Tag der offenen Tür“,<br />
zukünftig das Brunnenfest durchzuführen.<br />
Feste/Feiern und Aktionen im Kiga: dienen auch<br />
in der Kindertagesstätte dem gegenseitigen Kennenlernen,<br />
fördern Beziehungen zwischen Eltern und pädagogischen<br />
Fachkräften, stärken das „Wir-Gefühl“, machen Spaß und<br />
schaffen eine positive Einstellung gegenüber der<br />
Einrichtung.<br />
In der Tagesstätte werden Feste im <strong>Jahre</strong>skreislauf aufgegriffen:<br />
So z. B. Fasching, Ostern, Mutter-Vatertag,<br />
St. Martin und Weihnachten, mit dem Ziel den Kindern den<br />
Sinn, Ursprung und die Bräuche verständlich zu machen.<br />
Außerdem feiert die Kindertagestätte Feste, zu denen die<br />
gesamte Bevölkerung eingeladen wird, z. B.:<br />
Fasching: „Wenn das Bickenalbduo spielt, dass es<br />
scheppert und kracht, dann feiert de Kindergarde in de Hall<br />
Fasenacht.“<br />
Alle sammeln Müll, bei der Piccobello-Aktion 2008<br />
Sommerfest: Zum Abschluss des Kindergartenjahres<br />
feiert die Kindertagesstätte ihr traditionelles Sommerfest.<br />
Dieses Fest wird jährlich unter ein Motto gestellt, das die<br />
Kinder selbst auswählen. Ein buntes Programm mit Tänzen,<br />
Liedern und Spielen dient zur Mitgestaltung dieses Festes.<br />
Picobello-Einsatz: Jedes Jahr führt der Ortsrat, die<br />
Kindertagsstätte und die Jugendfeuerwehr eine gemeinsame<br />
„Picobello“-Aktion durch. Hierbei werden Bushaltestellen,<br />
Fußgängerwege, Strassen und Wegeränder im Ort<br />
von Unrat befreit.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 47
VEREINE<br />
Angelsportverein<br />
Der Angelsportverein <strong>Peppenkum</strong> wurde 1976 mit<br />
8 Mitgliedern gegründet. In den Folgejahren entwickelte<br />
sich der Verein zu einem Team von 21 aktiven Mitgliedern,<br />
die im Jahr 1999 gemeinsam das ehemalige Feuerwehrgerätehaus<br />
zum Vereinsfischerheim umbauten, welches<br />
heute noch zur Pflege der Kameradschaft dient, so z. B.<br />
wenn zum regelmäßigen Schafskopfturnier geladen wird.<br />
Einmal monatlich treffen sich dort auch die Frauen der<br />
Angler zu einem gemütlichen Beisammensein.<br />
Zu den Aufgaben des Angelsportvereins zählen zum einen<br />
das Unterhalten und die Pflege des Bachlaufs der Bickenalb,<br />
zum anderen die Entnahme von Wasserproben sowie die<br />
Entfernung von totem Holz und Unrat. Pächter des<br />
Gewässers ist die Fischereigenossenschaft <strong>Gersheim</strong>.<br />
Des Weiteren hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht,<br />
die Artendichte im Weiher im Nachbarort Medelsheim zu<br />
erhalten. Dieser ist ganzjährig befischbar, so dass regelmäßig<br />
nach Forellen und anderen Fischarten gefischt werden<br />
kann.<br />
Der Angelsportverein <strong>Peppenkum</strong> zeichnet sich ebenso<br />
durch sein Engagement am kulturellen Leben aus.<br />
Demzufolge veranstalten die Mitglieder des Angelsportvereins<br />
am Tag der Deutschen Einheit sowie am Karfreitag<br />
ihr traditionelles Forellenräuchern.<br />
Auch das zweimal jährlich durchgeführte Fischen aller<br />
Vereinsmitglieder, das zur Ermittlung des „Vereinsmeisters“<br />
dienen soll, steht für die Lebhaftigkeit dieses Vereins.<br />
48 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM
Freiwillige Feuerwehr <strong>Peppenkum</strong><br />
Im Jahr 1963 wurde die damalige Pflichtfeuerwehr in eine<br />
freiwillige Feuerwehr umgewandelt. Im Laufe der Zeit entwickelte<br />
sich die Feuerwehr <strong>Peppenkum</strong> zu einem Team,<br />
bestehend aus 28 aktiven Mitgliedern.<br />
Die Freiwillige Feuerwehr leistet einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Sicherheit der <strong>Peppenkum</strong>er Bürger. Auch zu<br />
Großeinsätzen bei Brand- und Umweltkatastrophen im<br />
näheren Umfeld bietet die Feuerwehr ihre ehrenamtliche<br />
Hilfe an. Zehn- bis zwölfmal im Jahr nimmt die Wehr auch<br />
an Übungen teil, um fortwährend für den Ernstfall gut<br />
gerüstet zu sein.<br />
Sie betreibt ebenfalls intensive Nachwuchsförderung, die<br />
1984 ins Leben gerufen wurde. Mit einem Team von 10<br />
Jugendlichen im Alter von 12-18 <strong>Jahre</strong>n wurde die<br />
Jugendwehr <strong>Peppenkum</strong> gegründet. Aktuell gehören noch<br />
8 Mitglieder der Jugendfeuerwehr an. Die Durchführung<br />
regelmäßiger Übungseinheiten dient dazu, die Nachwuchskräfte<br />
mit dem Materialumgang sowie mit den<br />
Brandschutzrichtlinien vertraut zu machen.<br />
Des Weiteren nehmen die Jugendlichen regelmäßig an<br />
Einsatzübungen teil, bei denen sie im Wettbewerb mit<br />
anderen Jugendwehren ihre Kenntnisse und Einsatzbereitschaft<br />
unter katastrophennahen Bedingungen unter<br />
Beweis stellen müssen.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Ortsrat pflegen die Mitglieder<br />
der Jugendfeuerwehr die 60 ortseigenen Vogel-Nistkästen.<br />
Zu ihrem Engagement zählen ebenso die Zusammenkünfte<br />
mit anderen Jugendwehren der Region zu Biwak-<br />
Wochenenden, Ausflügen und Wettkämpfen.<br />
Die Freiwillige Feuerwehr <strong>Peppenkum</strong> zeichnet sich auch<br />
durch ihre Hilfsdienste aus: Demzufolge unterstützen sie<br />
den Kindergarten an St. Martin sowie die Veranstalter des<br />
Bruder-Konrad-Ritts und überprüfen und schützen bei dem<br />
international ausgerichteten Radrennen Trofeo Karlsberg<br />
die Rennstrecke.<br />
Der Löschbezirk betreibt und unterhält ein<br />
großzügiges Feuer- wehrgemeinschaftshaus,<br />
welches im Jahr 1993 erbaut und zwei <strong>Jahre</strong> später<br />
eingeweiht wurde.<br />
Als „Nachfolger“ der ehemaligen Gaststätte<br />
Frangart bietet das Feuerwehrgemeinschaftshaus<br />
den Bürgern von nah und fern die Möglichkeit,<br />
ein paar gemütliche Stunden auf den dort veranstalteten<br />
Festen zu verbringen. Dazu gehört u.a.<br />
das jährlich orga- nisierte „Brunnenfest“.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 49
50 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
M.G.V. <strong>Peppenkum</strong><br />
Der M.G.V. <strong>Peppenkum</strong> besteht seit 1883 und feiert dieses<br />
Jahr sein 125. Jubiläum, im Rahmen der <strong>700</strong>-Jahr-Feier<br />
<strong>Peppenkum</strong>s.<br />
Der M.G.V. <strong>Peppenkum</strong> ist auf vielen Festen und<br />
Wertungssingen ein gern gesehener Gast. Die 36 aktiven<br />
Mitglieder des M.G.V. treffen sich zu ihren regelmäßigen<br />
„Singstunden“ im Feuerwehrgemeinschaftshaus <strong>Peppenkum</strong>.<br />
Der M.G.V. <strong>Peppenkum</strong> leistet ebenfalls einen Beitrag zum<br />
kulturellen Leben und zeichnet sich besonders durch die<br />
Aufrechterhaltung der Dorfgemeinschaft aus.<br />
Einmal im Jahr richtet der Verein sein traditionelles<br />
„Sängerfest“ aus, zu dem sich außer Vereinen aus der<br />
Region auch der Partnerverein „Gros-Rederching“ aus dem<br />
benachbarten Frankreich sowie ein Sängerbund aus Köln<br />
einfinden.<br />
Des weiteren beteiligt sich der M.G.V. <strong>Peppenkum</strong> an der<br />
Mitgestaltung von Gottesdiensten und Hochzeitsmessen<br />
und veranstaltet Weihnachtskonzerte in sozialen<br />
Einrichtungen.<br />
Zur Pflege der Kameradschaft nimmt der M.G.V.<br />
<strong>Peppenkum</strong> ebenfalls an Sängerfesten teil, die im Umkreis<br />
ausgerichtet werden.<br />
Bild links: Das neue Dorfeingangsschild<br />
Bild rechte Seite oben: Männergesangverein <strong>Peppenkum</strong><br />
Bild rechte Seite unten Kirchenchor St. Cäcilia Medelsheim
Kirchenchor St. Cäcilia Medelsheim<br />
„Gott zum Lob, den Menschen zur Freude“<br />
Der Kirchenchor St. Cäcilia der Pfarrei Medelsheim kann in<br />
diesem Jahr sein stolzes Jubiläum zum 160 jährigen<br />
Bestehen feiern. Seit 160 <strong>Jahre</strong>n ist der Kirchenchor ein fester<br />
Bestandteil der Pfarrgemeinde. In dieser langen Zeit hat<br />
der Chor, auch bedingt durch Kriege, viele Höhen und<br />
Tiefen durchlebt. Dank der großen Bereitschaft der<br />
Gläubigen konnte er bis heute seinen Bestand erhalten. Bei<br />
allen kirchlichen Festtagen leistet der Kirchenchor einen<br />
wichtigen liturgischen Dienst.<br />
Aber auch außerhalb des liturgischen Rahmens hat der traditionsreiche<br />
Chor bei kulturellen Anlässen der Pfarrei mitgewirkt.<br />
So war er oft ein gern gesehener Gast bei<br />
Sängerfesten und anderen Anlässen. Seit <strong>Jahre</strong>n schon<br />
wirkt er beim jährlichen Jakobsmarkt mit einem ansehnlichen<br />
Kaffee- und Kuchenbuffet mit.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1998 erhielt der Chor die höchste Auszeichnung,<br />
die Kirchenchören für die Verdienste um die geistliche<br />
Musik verliehen wird: Die Palestrina-Medaille. Diese<br />
Medaille wird verliehen, wenn eine kirchenmusikalische<br />
Tätigkeit von mindestens hundert <strong>Jahre</strong>n nachzuweisen ist.<br />
Leider ist aber auch an unserem Chor der allgemeine Trend<br />
des Sängerschwundes nicht vorbeigegangen. Hauptsächlich<br />
in den Männerstimmen müssen wir ein ständiges Defizit<br />
beklagen. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass sich<br />
auch in Zukunft immer wieder besonders junge sangesfreudige<br />
Menschen bereit finden, in unserer Chorgemeinschaft<br />
mitzusingen, damit auch in Zukunft in Verantwortung<br />
gegenüber dem überlieferten Erbe, das Gotteslob in unserer<br />
„Parr“ gesungen werden kann.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 51
St. Martin-Singers e. V.<br />
Im Jahr 1992 schlossen sich junge Sängerinnen und Sänger<br />
aus der Parr und den umliegenden Orten zu einer singfreudigen<br />
Gruppe, den St. Martin-Singers, zusammen.<br />
Angefangen mit einem kleinen Team zählt der Chor heute<br />
20 aktive Mitglieder.<br />
Die St. Martin-Singers treffen sich zu ihren regelmäßigen<br />
Singstunden im Pfarrheim Medelsheim, um ihr vielfältiges<br />
Repertoire einzustudieren und zu erweitern.<br />
Ihr Hauptanliegen galt zunächst der Mitgestaltung von<br />
Familiengottesdiensten. Heute sind die St. Martin-Singers<br />
sowohl durch die musikalische Begleitung von Hochzeiten<br />
als auch durch ihre Konzerte bekannt. Ob Gospels,<br />
Spirituals, Musicals oder aktuelle Songs, den St. Martin-<br />
Singers gelingt es immer wieder ihre Zuhörer zu fesseln.<br />
Des Weiteren zeichnen sich die St. Martin-Singers durch ihr<br />
soziales Engagement aus, indem sie beispielsweise aus<br />
gegebenen Anlässen Benefizkonzerte veranstalten.<br />
52 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
Saarlandfrauenverein Parr<br />
Gegründet wurde der Landfrauenverein mit 17 Interessentinnen<br />
am 14. Oktober 1940 im damaligen Gasthaus<br />
Frangart. Zur Zeit verfügt der Verein über 63 Mitglieder und<br />
ist unter dem Namen Saarlandfrauenverein Parr bekannt.<br />
Die Saarlandfrauen sind anerkannte Träger der Erwachsenenbildung<br />
mit weit gestreutem Bildungsprogramm auf Orts-,<br />
Kreis- und Landesebene. Der Saarlandfrauenverein Parr<br />
bemüht sich ebenso um die ländliche Erwachsenenbildung,<br />
die sich durch ihre vielfältigen Aktivitäten auszeichnet. Dazu<br />
zählen Vorträge und Diskussionsveranstaltungen, Kurse für<br />
Ernährung und Gesundheit, musisch-kreative Angebote,<br />
Bildungs- und Begegnungsreisen sowie die Weitergabe von<br />
Traditionen, Sozial- und Rechtsfragen.<br />
Der Saarlandfrauenverein Parr beteiligt sich ebenfalls an<br />
der Mitgestaltung des kulturellen Dorflebens. Zum einen<br />
sind die Saarlandfrauen am jährlich stattfindenden<br />
Jakobsmarkt mit ihrem Flohmarkt vertreten, den sie zu<br />
Gunsten von Bruder Beatus Schöndorf aus Utweiler, der auf<br />
der Insel Timor wirkt, ausrichten. Zum anderen leisten sie<br />
einen entscheidenden Beitrag zum Weihnachtsmarkt im<br />
Pfarrheim Medelsheim. Der Saarlandfrauenverein stellt<br />
somit eine große Bereicherung der örtlichen Gemeinschaften<br />
in der Parr dar.<br />
Hardanger-Gruppe<br />
Die Gründung der Hardanger-Gruppe geht aus dem<br />
Zusammenschluss von 19 Frauen, die ebenfalls in dem Saarlandfrauenverein<br />
Parr aktiv sind, hervor. Einmal wöchent-<br />
Bild links: kostbares „Hardanger-Stück“
lich treffen sich die Frauen zum Sticken nach nordischem<br />
Vorbild, unter ihnen sogar Interessierte aus dem benachbarten<br />
Frankreich, die ihre Vorliebe für Hardanger- und Occhi-<br />
Arbeiten entdeckt haben. Die Hardanger-Gruppe nahm mit<br />
ihren „kostbaren Stücken“ bereits an mehreren Ausstellungen<br />
teil, so z. B. im grenznahen Rohrbach-les-Bitche<br />
und in Enchenberg.<br />
Frauenkreis<br />
Mit Hilfe des sogenannten "Frauenkreises" veranstaltet der<br />
Ortsrat den jährlich stattfindenden Seniorennachmittag am<br />
2. Advent. Beginnend mit einem Gottesdienst in der Kapelle<br />
Utweiler sind die Seniorinnen und Senioren im Anschluss<br />
daran zu einer gemeinsamen Nikolausfeier im Feuerwehrhaus<br />
<strong>Peppenkum</strong> eingeladen.<br />
Die Mitglieder des Frauenkreises treffen sich außerdem einmal<br />
monatlich zu einem gemeinsamen Kaffeenachmittag.<br />
Neben dem gemütlichen Zusammensein werden von den<br />
ehrenamtlich tätigen Damen gemeinsame Aktivitäten<br />
geplant.<br />
VdK Ortsverband Parr-Altheim<br />
Gegründet wurde der Sozialverband VdK Saarland im Jahr<br />
1947 unter dem Namen „Verband der Kriegsbeschädigten,<br />
Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Saarland e. V.“<br />
Aus den Ursprüngen des Sozialverbandes VdK nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg war das Leitbild des Verbandes zu Recht<br />
geprägt aus der Situation der Kriegsopfer. Bedingt durch<br />
die sich wandelnden Bedürfnisse erstrecken sich die<br />
Handlungsfelder des Verbandes auf immer mehr Bereiche<br />
der sozialen Sicherung. Der Sozialverband VdK steht allen<br />
Präsident des Dt. Sängerbundes Hartmut Doppler mit dem Vorsitzenden<br />
des MGV Axel Müller beim Festkommers 125 <strong>Jahre</strong> MGV <strong>Peppenkum</strong><br />
Menschen offen. Heute versteht sich der Verband in der<br />
Öffentlichkeit als großer Sozialverband mit Aufgaben und<br />
Zielen im gesamten sozialen Bereich und auf gesellschaftlichem<br />
Gebiet sowie in Folge der heutigen und künftigen<br />
Anforderungen auch als Dienstleistungsunternehmen für<br />
seine Mitglieder. Der Ortsverband Parr-Altheim, der erst seit<br />
2004 unter diesem Namen eingetragen ist, besteht ebenfalls<br />
seit dem Jahr 1947 und feierte somit im vergangenen<br />
Jahr 2007 sein 60. Jubiläum.<br />
Aktuell zählt der VdK Ortsverband Parr-Altheim 98 Mitglieder,<br />
die sich durch ihr Engagement in der Öffentlichkeit<br />
auszeichnen, so z. B. die Teilnahme an Kreis- und<br />
Landesveranstaltungen. Neben den politischen Tätigkeiten<br />
legt der Ortsverband Parr-Altheim ebenfalls großen Wert auf<br />
Kameradschaft und Geselligkeit und leistet einen Beitrag<br />
zum kulturellen Leben. Die Durchführung von Tagesfahrten<br />
sowie die veranstalteten Weihnachtsfeiern dienen demzufolge<br />
zur Aufrechterhaltung der Kameradschaft.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 53
Meisterbetrieb<br />
Ihr Fachbetrieb für Holz und Gestaltung<br />
Bickenalbstraße 6<br />
66453 <strong>Gersheim</strong>-<strong>Peppenkum</strong><br />
Telefon 0 68 44/99 11 34<br />
Fax 0 68 44/9 11 35<br />
54 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
�� Möbel nach Maß<br />
�� Küchen,<br />
Küchenrenovierung<br />
�� Parkett und<br />
andere Bodenbeläge<br />
�� Renovierung von<br />
Treppen und<br />
Holzfußböden<br />
�� Reparaturarbeiten<br />
(auch Glas)<br />
�� Alle sonstigen<br />
Schreinerarbeiten<br />
Wir bauen Ihre Ideen<br />
oder wir entwerfen<br />
nach Ihren Wünschen<br />
Materialmix aus Holz –<br />
Edelstahl – Glas – Stein<br />
– für uns kein Problem
SG PARR<br />
Die Sportgemeinschaft Parr Medelsheim e.V. hat sich seit<br />
ihrer Gründung im Juli 1966 der Förderung des Fußballs<br />
gewidmet. In zahlreichen Jungen- und Mädchenmannschaften,<br />
einer AH-Abteilung sowie zwei aktiven Herrenund<br />
einer Frauenmannschaft wird hier Fußball zelebriert.<br />
Der Grundgedanke hinter allen Bemühungen beruht auf<br />
dem Prinzip, attraktiven Fußball hier in der Region anbieten<br />
zu wollen. Wichtig ist es, Jugendlichen und Erwachsenen<br />
Die 1. Mannschaft, Eintracht 08 Bickenalb<br />
eine Plattform zu bieten, wo sie ihr Hobby in optimaler<br />
Form ausüben können. Natürlich sind sportliche Erfolge<br />
gerne willkommen, um diesen Sport als ein Sprachrohr<br />
unserer Heimat attraktiv zu gestalten.<br />
Der Verein tritt dafür ein, dass die für diesen Sport immens<br />
wichtigen Tugenden wie Kameradschaft, Teamgeist,<br />
Zuverlässigkeit, Gemeinschaftssinn und ein Stück Disziplin<br />
auch in der künftigen immer schneller werdenden Zeit erhalten<br />
bleiben. Unter diesem Credo stehen alle Bemühungen.<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 55
56 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM
Die politischen Ortsverbände <strong>Peppenkum</strong>s<br />
nach dem 2. Weltkrieg<br />
CDU: Der erste Ortsverband der CDU in der Parr wurde in<br />
<strong>Peppenkum</strong> gegründet. Im Gasthaus Frangart fanden sich<br />
am 15. September 1955 elf <strong>Peppenkum</strong>er Bürger zur<br />
Gründungsversammlung ein. Unter der Versammlungsleitung<br />
von Franz Funk wurde Manfred Schöndorf zum<br />
1. Vorsitzenden gewählt.<br />
Bald schon übernahm Matthias Weber, der langjährige<br />
Bürgermeister, den Vorsitz, der er 1974 an Oswald Ruppert<br />
abgab.<br />
Ab 1981 führte Lothar Bubel den Vorsitz bis 1994. Danach<br />
3 <strong>Jahre</strong> ohne Vorsitzenden. Im Januar 1997 übernahm<br />
Günter Lehmann das Amt des Vorsitzenden.<br />
Durch Mitgliederschwund und andere Ursachen wurde es<br />
schwierig die kleinen CDU Ortsverbände der Parr selbstständig<br />
weiterzuführen. Aus diesem Grund wurde am<br />
27. Juni 2002 der CDU Ortsverband „Parr“ gegründet. Zum<br />
1. Vorsitzenden wurde Jochen Strobel aus Medelsheim<br />
gewählt, der dieses Amt auch heute noch ausübt.<br />
SPD: 1976 wurde ein gemeinsamer Ortsverein für alle<br />
Ortschaften der Parr gegründet.<br />
1. Vorsitzender war Werner Weibel bis 1988.<br />
Danach übernahm Hans Krämer den Vorsitz bis 1998.<br />
Ihm folgte Klaus Kern, der den Vorsitz heute noch innehat.<br />
Dem Ortsrat <strong>Peppenkum</strong>/Utweiler gehören derzeit 8 Mitglieder<br />
der CDU und 1 Mitglied der SPD an.<br />
Betriebe<br />
Ehemalige Betriebe:<br />
Für das Jahr 1913 waren für <strong>Peppenkum</strong> folgende<br />
Gewerbebetriebe namentlich aufgeführt:<br />
Kurth Johann Ackerer und Fouragehändler<br />
Lenert Michael Glaser- und Schreinermeister<br />
Meyer Franz Hufschmied<br />
Meyer Jakob Tüncher<br />
Schmidt Johann Wirt und Ackerer<br />
Schöndorf Adam Gastwirt<br />
Schöndorf Peter Schuster und Ackerer<br />
Aktuelle Betriebe im Jahr 2008:<br />
Wack Bernd Schreinermeister<br />
Kallenbrunnen Hans Schlossermeister<br />
Schöndorf Freddy Klempner- und Dachdeckermeister<br />
Ianni Emanuele Dachdeckerei<br />
Schmitt Andrea Floristin<br />
Hartz Friedrich Metzgereiverkauf/ Party-Service<br />
Lenert Helmut Bäckereifiliale<br />
<strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM | 57
Der Geißbockritt von <strong>Peppenkum</strong><br />
Dort unten in der Parr, nahe der Dreiländergrenze, liegt das kleine<br />
Dorf <strong>Peppenkum</strong>, still und friedlich wie seine Bewohner, und selten<br />
nur stört diese beschauliche Ruhe ein Ereignis wie das, das wegen seiner<br />
Komik festgehalten zu werden verdient.<br />
Weidete da im goldenen Glanz der Sonne an einem schönen Tage ein<br />
tatenfroher Geißbock „uff de Dorfwiese“ in der Nähe des<br />
Dorfkirchleins und ließ sich der Wiesen saftiges Grün gütlich munden.<br />
Er war zahmen Gemütes, trotz seines spitzen Gehörns und seines<br />
männlich betonten Bockbartes. Nur eines konnte er schlecht vertragen:<br />
Das waren Nebenbuhler in seinem Bereich, und gar manchen<br />
hatte er schon mit Kraft und Schwung von dannen gejagt. Aber heute<br />
war die Luft rein und behaglich. Die saftigen Kräuter und Blätter der<br />
Weide rupfend, zog der Geißbock dahin, immer weiter zum Kirchlein,<br />
in dessen hellen Fenstern sich die Sonne spiegelte. Müde geworden,<br />
wollte der Herr der Weide sich einem Kirchenfenster gegenüber zur<br />
Ruhe niedertun, als er stutzte und mit unbehaglichem Staunen sein<br />
Spiegelbild im Fenster sah. Stolz richtete er sich zur vollen Größe auf<br />
und sah, wie mit gleich gravitätischer Haltung der Nebenbuhler im<br />
Fenster ein Gleiches tat. Da senkte er voll Zorn und mit wilder<br />
Drohung sein Gehörn, erboste sich noch einmal, als sein Spiegelbild<br />
dasselbe tat, und mit mächtigem Sprung setzte er hinüber ins<br />
Kirchenfenster und zerfetzte zugleich mit Glas und Sprossenkreuz<br />
des Nebenbuhlers Bild. Als der Bock, noch halb betäubt vom Sturz,<br />
seine Sinne wieder gefunden hatte, spürte er sich in den<br />
Glockenseilen gefangen und riss nun wild und immer wilder an den<br />
Stricken, darob die Dorfglocken lustig ihr Geläut begannen.<br />
Der Küster aber, der schon unterwegs zum Ave-Läuten war, verwunderte<br />
sich nicht schlecht, als ihm der Glocken Ruf entgegenkam und<br />
schloss mit Vorsicht und geheimer Scheu das schwere Schloss des<br />
Glockenturmes auf. Doch kaum ersah der Bock der Freiheit hellen<br />
Schein im offenen Tor, da setzte er erneut zum mächtigen Sprung an,<br />
58 | <strong>700</strong> JAHRE PEPPENKUM<br />
ward auch der Stricke Fesseln los und rannte, prustend wie noch nie,<br />
unter des Küsters Beinen durch, den er, gelähmt von Angst, auf seinen<br />
Rücken nahm. Vorbei am Herrn Pastor, den ebenfalls der Glocken<br />
früher Ruf herbeigelockt, ging wie der Blitz die tolle Fahrt, und nur<br />
des Küsters weher Ruf erreichte noch das Ohr des geistlichen Herrn:<br />
„Grüßen Sie Weib und Kind von mir, Herr Pastor, der Teufel hat mich<br />
jetzt geholt!“ Wie weit der Geißbock noch ging und ob des Küsters<br />
armer Leib noch Schaden nahm, verschweigt der Chronist.<br />
Anmerkung: Diese Erzählung erschien in der Beilage der Saarbrücker<br />
Zeitung – Geschichte und Landschaft der Saar – im April 1950. Es<br />
lässt sich trefflich darüber spekulieren, wer bei welcher Gelegenheit<br />
und wo (z. B. beim Zeitvertreib in einem Handwerksbetrieb oder im<br />
damaligen <strong>Peppenkum</strong>er Gasthaus) diese Geschichte einem<br />
Lokalreporter als wahre Begebenheit aufgetischt hat.<br />
Impressum:<br />
Herausgeber: <strong>Gemeinde</strong> <strong>Gersheim</strong><br />
Redaktion: verantwortlich für die Zusammenstellung: Wolfgang Degott,<br />
Wolfgang Mann, Silke Schöndorf<br />
Autoren: Dr. Gerhard Mörsch, Rainer Lagall<br />
Layout: Elke Birkelbach, Seyweiler<br />
Druck: Druckerei Wollenschneider, Ensheim<br />
Quellen (Texte und Fotos): <strong>Gemeinde</strong> <strong>Gersheim</strong>, Landesarchiv Saarbrücken,<br />
Privat, S. 41 Ausschnitt aus „Wegekreuze im Saarpfalz-Kreis“, Dr. Bernhard<br />
Becker<br />
Nachdruck und Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des<br />
Herausgebers
Die Parr<br />
In weich geschwungenen sanften Zügen hügelt Wald,<br />
Begrenzt der Landschaft Bild<br />
Im Tal, der Bickenalb gewunden Fließen<br />
– die Parr berührt mich träumend mild<br />
Des Weißdorn’s Duft strömt aus den Hecken,<br />
Verweht betörend übers braune Feld;<br />
Und Schlüsselblumen steh’n als gelbe Flecken<br />
Und Löwenzahn, die Lerche singt sich in die Welt<br />
Neben Erlen, Büschen, Weiden,<br />
Die meinen Blick am Bach begleiten,<br />
Steht dort im Feld zerfetzt ein morscher Stamm<br />
Er klagt das Lied der Zeiten an<br />
Ich wand’re fort mit gut Geleit<br />
Zu alten Kirchen und Kapellen,<br />
Wegkreuze – meine Zeitgesellen –<br />
Für Gegenwart und Ewigkeit<br />
Dr. Hermann Wesely 1988<br />
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